The Red Bulletin INNOVATOR CH 2018 - #3

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THE RED BULLETIN INNOVATOR 03/2018

Start-up-Newcomer

7 wegweisende Business-Ideen aus der Schweiz

Zockst du genug?

Diese E-Games machen dich fit, schlau und erfolgreich

How to Pitch

So präsentierst du erfolgreich vor Investoren

AUSGABE SCHWEIZ CHF 7

03/18

David Allemann Gründer

KEEP

Caspar Coppetti Gründer

ON Wie die junge Laufschuh-­ Marke On die Giganten der Branche abhängt.

INNOVATION UNLOCKED

Eine Schweizer Erfolgsstory.

RUNNING


Neuer

Renault MEGANE R.S. TROPHY Macht den Alltag noch aufregender.

300 PS/420 Nm* Turbomotor. Cup-Fahrwerk mit mechanischer Torsen -Differentialsperre. Auspuffanlage mit zwei verschiedenen Fahrzeugsounds. ®

* mit automatisiertem Doppelkupplungsgetriebe EDC Neuer Mégane R.S. Trophy 300 EDC, 7,8 l/100 km, 176 g CO 2 /km, CO 2 -Emissionen aus der Treibstoff - und/oder der Strombereitstellung 42 g/km, EnergieeffizienzKategorie G. Durchschnitt aller erstmals immatrikulierten Personenwagen 133 g CO 2 /km. Renault empfiehlt



EDITORIAL

I N N O V AT O R

Wie man gross denkt

Mike Baur Wie verkaufe ich meine Ge­ schäfts­idee? Wie beeindrucke ich einen Geldgeber? Der Mitgründer der Schweizer UnternehmensSchmiede Swiss Startup Factory verriet uns seine Tipps für den perfekten Investoren-Pitch. S EIT E 74

Reiner Kapeller Seit ihm sein Bruder einen alten PC schenkte, interessiert sich der Vorarlberger Journalist für Computerspiele. Seine Zocker-Erfahrung aus mittlerweile 25 Jahren hat Kapeller in unsere GamingStory gepackt: wie Spiele unser Leben verbessern, ab S EIT E 5 4

Was in diesem Heft auf dich zukommt? Fliegende Taxis, feuerlöschende Roboter, Haute Couture aus dem 3D-Drucker, dazu Aufzüge, die von Haus zu Haus fahren, und Hightech-Rochen, die die Weltmeere säubern … kurz gesagt: ­Innovation in allen ihren möglichen – und ­aufregenden – Facetten. Apropos: Zu den eminent aufregenden und ­innovativen Köpfen der Schweiz zählt David ­A llemann, Mitgründer der Laufschuhmarke On Running. 2010 brachte er als Start-up mit zwei Mitstreitern einen Laufschuh auf den Markt, dessen Technologie auf einer verrückten Idee – nämlich Gartenschläuchen in der Sohle – basierte. Allemann wurde nicht ganz ernst genommen. Acht Jahre später ist sein Unter­ nehmen Schweizer Branchenleader und lässt Marken wie Nike oder Adidas hinter sich. Ein inspirierendes Interview darüber, wie man als Nobody die grossen Player aussticht. Die Coverstory, ab Seite 36. Viel Spass beim Lesen! Die Redaktion

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INNOVATOR

GIAN PAUL LOZZA (COVER)

CONTRIBUTORS


Wer einen E-Hybrid fährt, wird belohnt. Mit dem doppelten Kick. Porsche E-Performance. Effizienz und Performance? Gegensätze, die bisher unvereinbar erschienen. Doch die Kombination aus Verbrennungsmotor und elektrischer Maschine erreicht Höchstleistungen und erfüllt dabei gleich zwei hohe Ansprüche: Sie reduziert den Verbrauch sowie Emissionen und hebt den Fahrspass auf ein ganz neues Level. Sind Sie bereit für die Zukunft? Mehr unter www.porsche-e-performance.ch


INHALT Lift ohne Grenzen Senkrecht, waagrecht – kein Problem: So fährt der Aufzug von morgen.

Das grösste Flugzeug der Welt Mit 117 Meter Spann­ weite auf ins Weltall

Meditation to go

Diese App entspannt dich in nur wenigen Minuten.

Kleines Haus, grosse Mission

Nachhaltiges Wohnen: So lebt es sich auf 3,75 mal 2,60 Meter.

GUIDE 88 90 92

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S AV E T H E DAT E S P EC I A L

It’s a Man’s World Die 2500-m²-Spielwiese (nicht nur für Männer) T V- G U I D E

Dokus on demand Ausgesuchte Highlights auf Red Bull TV S AV E T H E DAT E

Innovative Events Diese Konferenzen und Start-up-Festivals solltest du nicht verpassen.

Ein Riesenrochen gegen Plastikmüll Wie eine junge Architektin den Ozean säubern will

Lukratives CO²

Zwei Schweizer nutzen Treibhausgas neu und retten so unser Klima.

Wenn Hände sprechen können Diese App macht Ge­ bärdensprache hörbar.

Robo-Retter Der Held aus Titan für Katastrophen-Einsätze

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«Smarte Sklaven»

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Das Mondlabor

KO L U M N E

Innovations-Experte Andi Gall über Steck­ dosen und SmartHomes T EC H - H I G H L I G H T

Der nächste Schritt zu Leben im Weltraum

26 REPORTAGE

Hier fliegt dein Taxi Der Volocopter wird den Personentransport verändern. Wir erklären dir, wie – und vor allem, wann du einsteigst.

INNOVATOR

2017 THE FOREIGN OFFICE COLLECTIVE

BULLEVARD 18 10 12 20 22 14 16 24


I N N O V AT O R

FEATURES

36 44 50 52 54 68 74 80 INNOVATOR

C OV ERS TO RY

On the Run Wie ein Schweizer Laufschuh­ hersteller die Markt-Giganten fordert

PI C TO RI A L

Mode aus dem 3D-Drucker Julia Körner entwirft Kleider, die bislang als unproduzierbar galten.

F R A N K T H EL EN

«Ich investiere in Typen» Deutschlands Star-Investor erklärt, wie er das Potenzial eines Start-ups erkennt.

M EI N S TA R T- U P- M O M EN T

Florian Gschwandtner Der CEO von Runtastic über harte Anfangszeiten, kreative Lösungen und emotionale Augenblicke

S P ECI A L

Zockst du genug? Schlauer, fitter, motivierter: Diese neuen Games helfen dir, die Heraus­ forderungen des Alltags zu stemmen.

P RO D U K T-T I P P S

Utopisch gutes Gear Diese Gadgets heben dein Training auf ein neues Level.

S ERV I C E

Der perfekte Pitch 10,5 schlaue Tipps, um Investoren von deiner Idee zu überzeugen

S TA R T- U P S EC T I O N

Ideen aus der Schweiz Diesen jungen Schweizer Firmen gehört die Zukunft.

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I N N O V AT O R

JOHANNES LANG

IDEEN FÜR EINE BESSERE WELT INNOVATOR

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B U L L E VA R D

TRANSPORT

BITTE ALLE AUFSTEIGEN U-Bahn in 3D: Der Aufzug von morgen fährt senkrecht und waagrecht. Vernetzt Gebäude und Menschen. Spart Platz und Zeit.

Schritt eins wurde bereits vor 160 Jahren gesetzt: Man ­begann Kabinen in riesigen Schächten an Seilen auf- und abzuziehen. Seither ist das Aufzugsprinzip unverändert. Aber ist es noch zeitgemäss? Allein 2010 verbrachten New Yorks Büromenschen 16,6 Jah­ re Wartezeit vor Aufzügen (um damit dann 5,6 Jahre zu 10

INNOVATOR

THYSSENKRUPP ELEVATOR JOHANNES LANG

Die Zukunft der Städte, ebenso bekannt wie ­logisch, liegt im Himmel. Der Platz auf dem Boden ist limitiert, intelligente Orga­ nisation nach oben öffnet ­jedoch neue Räume – und ­beinahe unbegrenzte urbane ­Lebensmöglichkeiten. Voraus­ setzung dafür sind flexible Transportsysteme.

JOHANNES KORNACHER

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I N N O V AT O R

fahren). Schritt zwei der ­Eroberung der dritten städ­ tischen Dimension soll jetzt ­folgen: Der «Multi» verbindet Vertikale und Horizontale, fährt hoch wie ein Aufzug, vernetzt aber auch benach­ barte Gebäude miteinander. Die 8-Personen-Kabinen des «Multi» (laut «Time»-Magazin eine der 25 besten Ideen des Jahres 2017) verkehren in ­einer Endlosschleife seillos auf Magnetfeldern wie eine dreidimensionale U-Bahn. «Wir reduzieren Wartezeiten erheblich, weil wir viele ­K abinen zirkulieren lassen», sagt Thyssenkrupp-Projekt­

«Multi» in Aktion: weder Seile noch Gegengewichte, dafür Carbon­ werkstoffe und Linearmotoren

Gar nicht mal so ferne Zukunftsstudie: Der «Multi» soll schon ab 2020 unser urbanes Leben revolutionieren.

INNOVATOR

manager Benjamin Brandes. «Passagiere können alle 15 bis 30 Sekunden einsteigen.» Die Förderleistung des Auf­ zugs der Zukunft soll um rund 50 Prozent höher liegen als die seines amtierenden eindimen­ sionalen Vorgängers. Carbon­ werkstoffe, der Wegfall von Seilen und Gegengewichten sowie reduzierter Platzbedarf geben dem Projekt ökologisch und ökonomisch Sinn. Der erste kommerzielle «Multi» im Berliner East Side Tower soll schon 2020 fertig sein. multi.thyssenkruppelevator.com   11


B U L L E VA R D

L U F T FA H R T

WELTRAUMTAXI

Der Traum des Software-Milliardärs: Das weltgrösste Flugzeug bringt Erde und Weltall um die entscheidenden elf Kilometer näher zusammen.

Allen widmete sich fortan den schönen Dingen des Lebens – in unternehmerischer Hinsicht. Er tätigte Milliarden-­ Investments, leistete sich je ein Profiteam in Fuss-, Footund Basketball sowie Yachten, 12

DIE «STRATO­ LAUNCH» ÜBERRAGT DEN AIRBUS A380 UM 37 METER.

Unterseeboote, Kunstgegenstände und Immobilien in der ganzen Welt – und das Flying Heritage & Combat Armor Museum in Everett, Washington. Dort versammelte der Milliardär seltenes Fluggerät wie die legendäre sowjetische MiG-29 aus den 1980ern. Und verfolgte sein ehrgeizigstes Luftprojekt: die «Stratolaunch», das grösste Flugzeug

INNOVATOR

STRATOLAUNCH JOHANNES LANG

Er war eine der reichsten und einflussreichsten Personen der Welt – und doch war sein Name nicht jedermann geläufig: Paul G. Allen, kein Geringerer als der Mitbegründer des Konzerns Micro­soft, den er seit 1975 gemeinsam mit Highschool-Freund Bill Gates leitete. Nur acht Jahre später jedoch schied er aus dem operativen Bereich des Unternehmens wieder aus, weil er an Krebs erkrankt war. Da war er gerade mal dreissig. Und hatte 21 Milliarden Dollar am Konto.

JOHANNES KORNACHER

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I N N O V AT O R

der Welt – mit 117 Metern ­Flügelspannweite ist es um 12 Meter breiter, als das Fuss­ ballfeld in der Allianz Arena lang ist, und überragt den ­A irbus A380, das grösste Ver­ kehrsflugzeug, um 37 Meter. Allen starb 2018. Doch seine Vision wird von seinen Mit­ arbeitern weiterverfolgt: Die Stratolaunch soll Satelliten, INNOVATOR

Nutzfracht und Menschen ins All transportieren. Der Vorteil des Konzepts: Der von sechs Pratt-&-Whitney-Triebwerken der Boeing 747 angetriebene Megaflieger soll wie einst das Space Shuttle Raketen auf­ nehmen und sie jene ersten elf Kilometer Richtung All transportieren, die bei her­ kömmlichen Starts besonders gefährlich und teuer sind.

Dort angelangt, klinken sich die Raketen aus, zünden ihre Triebwerke und fliegen den Rest ihrer Mission selbst. ­Raketenstarts werden ein­ facher und vor allem günstiger. Statt derzeit 50 Millionen Dol­ lar sollen sie dann nur noch rund die Hälfte kosten. Der erste Flug des Weltraumtaxis ist für Anfang 2019 angesetzt. stratolaunch.com

Die «Stratolaunch» auf ihrer Basis in der kalifornischen Mojave-Wüste. Die Raketen werden unter dem Doppelrumpf angebracht.

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

Megan Jones Bell: In ihrer Jugend selbst ­depressiv, heute trägt sie zum Wohlbefinden von Menschen auf der ganzen Welt bei.

LEBEN

28 Millionen Downloads: Da scheint jemand etwas nicht ganz falsch gemacht zu haben. Das britisch-amerikanische Unternehmen Headspace bringt den globalen Meditations­trend als App aufs Handy und macht es damit zu einem digitalen Fitnessstudio für den Geist. Die Klinische Psychologin Megan Jones Bell ist Chief ­Science Officer von Headspace, sie untersucht die ­Wirkung von Achtsamkeitsmeditation. Und die ist verblüffend: Bereits zehn täg­ liche Minuten konzentriertes

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Verspieltes Design, Gamification-Ansatz, für iOS und Android optimiert. Ausprobie­ ren kostet nichts, das «Headspace»-­ Monatsabo gibt’s um 13 CHF.

INNOVATOR

STEPHANIE FUCHS

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Gefühlsmanagement reichen, um Stress, Aggression oder Selbstzweifel in den Griff zu bekommen und die körper­ liche und geistige Gesundheit zu stärken – und dabei ist die Meditation mittels App ebenso wirkungsvoll wie jene unter persönlicher Anleitung. Dabei liegt das Ziel der drei- bis sechzigminütigen Headspace-Meditationen gar nicht darin, einfach nur den Kopf frei zu bekommen. «Es geht vielmehr darum, die ­eigene Wahrnehmung zu schärfen», sagt Jones Bell. In den geführten Sessions lernen die User, Emotionen zur Kenntnis zu nehmen, ohne sie zu bewerten. «Wer zulässt, dass sich Gefühle wie auf einer weissen Leinwand vor einem ausbreiten, verändert auf lange Sicht seine Beziehung zu ihnen und kann sich von ihnen ­befreien.» headspace.com

DAVID VISNJIC

Das Unternehmen Head­ space macht Meditation zu einem massentaug­ lichen Ritual – und die Welt damit gesünder: Wie? Mit einer App, die uns beibringt, auf­ merksamer zu leben.

JOHANNES LANG

ZEN TO GO


IoT erfordert schnelle Kommunikation zwischen Sensoren.

Elektrisches Fernfeld einer Anordnung schlitzgekoppelter Microstrip-Patch-Antennen. Die Entwicklung des 5G-Mobilfunknetzes ist vermutlich nicht der einzige Schritt zu einem voll funktionsfähigen Internet der Dinge, aber er ist sicherlich fundamental – und erfordert erhebliche Leistungen. Simulation hilft genaue Vorhersagen für 5G-kompatiblen Technologien in optimierte Designs zu verwandeln – wie in dieser Antennenanordnung. Die Software COMSOL Multiphysics® erlaubt die Simulation von Designs, Geräten und Prozessen in allen Bereichen des Maschinenbaus, der Fertigung und der wissenschaftlichen Forschung. Erleben Sie, wie Sie sie auf 5G-und IoTTechnologiedesigns anwenden können. comsol.blog/5G


B U L L E VA R D Unterkunft der Zukunft: Prototyp des Hauses «Nolla» auf der finnischen Insel Vallisaari bei Helsinki

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Zunächst mal lässt sich Nolla überall aufstellen, sobald eine Waagrechte nur zu erahnen ist: Acht Beine, ­jedes von ihnen einzeln verstellbar, schlucken Uneben­ heiten. Nolla, erfunden vom finnischen Designer Robin Falck, ist aber kein Zelt, sondern ein ernsthaftes Haus, mit vier Wänden, einer als Fenster, einer als Tür und zwei als Dach. Die Idee des Tiny House ist ja nicht mehr ganz neu, hier wird die Minimalisierung aber maximiert: Nolla (finnisch für «Null») misst 3,75 × 2,60 Meter, wiegt 1000 Kilogramm und kostet 15.000 Euro. «Ein Ort von der Grösse eines Zelts ist alles, was wir zum Leben brauchen», sagt Falck. «Null» bezieht sich nicht auf das Raumgefühl im Inneren der A‑förmigen Unterkunft, son-

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Ganz nach der finnischen ­Tradition der Waldhütte verzichtet Nolla auf allzu luxuriös anmutende Annehmlichkeiten. Ein Bad etwa gibt es nicht. Die Belüftung findet über traditionellen Luftaustausch statt, auf eine Klimaanlage ist nicht nur aufgrund der überschaubaren Hitzegefahr in finnischen Wäldern verzichtet: Eine Dachseite ist bespiegelt und reduziert die Wärmeentwicklung. Nolla ist als Stecksystem konstruiert, lässt sich also werkzeugfrei zerlegen und erstaunlich einfach transportieren. Ein Prototyp steht auf der ­finnischen Insel Vallisaari bei Helsinki. Er kann über Airbnb gemietet werden (gerade einmal 30 Euro pro Nacht). Ganz im Sinne von Erbauer Falck führt die Fähre mit erneuer­ barem Bio-Diesel auf die Insel. www.airbnb.de/ rooms/27344516

JOHANNES LANG

«Nolla» heisst Null, sieht aus wie ein A und denkt unsere Art zu wohnen völlig neu: cleverer Minimalismus auf finnische Art.

JOHANNES KORNACHER

MINIMAL MAXIMAL LEBEN

NESTE

WOHNEN

dern auf die dahinterstehende Mission: Nolla soll zeigen, wie eine Wohnzukunft ohne fossile Brennstoffe aussehen kann. Falcks Haus ist aus nachwachsenden oder rezyklierbaren Rohstoffen gebaut und wird mit erneuerbarer Energie über Solarpanels auf dem Dach betrieben. Ofen und Kochherd laufen mit erneuerbarem BioDiesel, Wände und Boden sind aus Sperrholz und finnischer Kiefer gefertigt. Einziger ökologischer Schwachpunkt ist noch die Fensterfront aus erdöl­basiertem Polycarbonat. Hersteller Neste versichert ­jedoch, über ein System zur Herstellung von Bio-Poly­ carbonat zu verfügen: «Bei ­höherer Nachfrage machen wir es damit.»

INNOVATOR


I N N O V AT O R

Unten links: die «Nolla»-Dachseite, zwecks Thermo­ regulation bespiegelt. Unten rechts: Blick aus dem Inneren des ZweibettzimmerHauses

INNOVATOR

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B U L L E VA R D

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Weltproblem Plastikmüll: Eine deutsche Architektin hat einen neuen Ansatz zur Lösung entwickelt. Ehrenamtlich.

Marcella Hansch, 32, Architektin aus Aachen, arbeitet für die Rettung der Meere.

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Auch zur Beantwortung der Frage, was mit dem aus dem Meerwasser gefilterten Müll geschehen soll, gibt es bereits eine erste Idee: Die Teilchen könnten mittels ­eines chemischen Vorgangs

namens Pyrolyse in Wasserstoff und Kohlendioxid umgewandelt werden. An deren Umsetzbarkeit arbeitet ein 34-köpfiges internationales Team von Ehrenamtlichen – wie Hansch selbst. Sie investiert neben ihrem Vollzeitjob als Architektin jede freie ­Minute in ihre Erfindung. ­Aktuelles Projekt: ein Prototyp, der Kunststoff schon an Flussmündungen abfängt, bevor er ins Meer gelangt. In fünf Jahren soll er fertig sein. pacific-garbage-screening.de

INNOVATOR

SASKIA JUNGNIKL

FILTERN WIR DIE MEERE!

Marcella Hansch, 32, ist hauptberuflich Architektin. Doch ihre Berufung fand die Aachenerin im Kampf gegen den Kunststoff. «In meiner Umgebung traut sich niemand mehr, Einweg-Trink­halme zu verwenden.» Ihr Schlüssel­ moment: «Als ich beim Tauchen vor den Kanaren mehr Plastiktüten als Fische sah – da wusste ich, ich muss etwas unternehmen.» Hansch ent­ wickelte «Pacific Garbage Screening», eine schwimmende Plattform, die direkt in einem Strudel treibenden Mülls verankert wird. Sie ­beruhigt den Strudel und ­ermöglicht es so, dass die leichten Mikropartikel im Wasser aufsteigen. An der Oberfläche können sie ab­ geschöpft und entfernt werden. Da die Maschine ohne Netze und Filter auskommt, können Fische unbehelligt durchschwimmen.

PACIFIC GARBAGE SCREENING E.V. JOHANNES LANG

UMWELT

Das Problem wird sich erstens nicht von selbst lösen: 450 Jahre dauert es durchschnittlich, bis sich Plastik­müll im Meer zersetzt. Zweitens wiegt es immer schwerer: 13 Millionen Tonnen davon geraten Jahr für Jahr in die Meere. Drittens wird es immer grösser, je ­kleiner die Müllteile werden: Denn Plastik wird zu Mikroplastik, sinkt bis zu 50 Meter in die Tiefe und wird von ­Fischen und anderen Meerestieren gefressen – bevor es beim Menschen auf dem ­Teller landet.


I N N O V AT O R Das 400 mal 400 Meter grosse PGS sieht aus wie ein ­Rochen. Innen ist es mit Räumen für Maschinen, Crew und Material ­ausgestattet, Draht­ seile verankern es am Meeresboden.

QUERSCHNITT

Plastik ist leichter als Wasser – diese Erkenntnis macht sich das PGS zu­ nutze. Die unter dem Wasser liegenden Kämme beruhigen die Meeresströmung punktuell so, dass Plastikteilchen an die Oberfläche steigen und abgeschöpft werden können.

INNOVATOR

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B U L L E VA R D

Die Climeworks-CEOs Christoph Gebald (li.) und Jan Wurzbacher vor ihrer Erfindung: der CO²-Filteranlage

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INNOVATOR


I N N O V AT O R

gründen sie das Hightech-­ Unternehmen Climeworks. Ihr ehrgeiziges Ziel: die Erde von der fatal steigenden CO²Konzentration zu befreien.

UMWELT

NOT WIRD TUGEND

Sie verwandeln Treibhausgas in Dünger und Mineralien. Zwei Schweizer Ingenieure wollen so unser Klimaproblem lösen. Es ist Unternehmerliebe auf den ersten Blick: Jan Wurzbacher und Christoph Gebald lernen einander 2003 bei ihrer ersten Vorlesung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) kennen. Spontan beschließen sie: „Wir gründen eines Tages gemeinsam eine Tech-Firma.“ Sechs Jahre später – mit dem Doktortitel in Maschinenbau in der Tasche, vollgeladen mit Begeisterung für erneuerbare Energien –

Im Mai 2017 gelang dem mittlerweile auf 60 Mann gewachsenen Unternehmen der erste große Coup: die weltweit erste kommerzielle DAC-Anlage, ­bestehend aus 18 CO²-Kollek­ toren und großen Ventilatoren, errichtet auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage in Hinwil, Kanton Zürich, direkt neben den Gewächshäusern des Landwirtschaftsbetriebs der Gebrüder Meier, die das Start-up zu Beginn unterstützt hatten. „Die Ventilatoren saugen die Luft an, die Kollek­ toren sammeln CO²-Moleküle wie ein großer Schwamm“, ­erläutert Gebald das Prinzip von Adsorption und Desorp­ tion. „Die CO²-freie Luft wird dann rausgeblasen.“ Die Hinwiler Anlage ist ein Musterbeispiel intelligenter Ressourcen-Nutzung: Die Energie (das gesättigte Filtermaterial muss auf 100 Grad ­erhitzt werden) stammt aus der Müllverbrennungsanlage, das gewonnene CO² versorgt die Gewächshäuser.

JULIA DUNLOP

JOHANNES KORNACHER

JOHANNES LANG

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„Unsere Grundidee: mit Filtern das CO² aus der Luft ­einzufangen – und den Pro­ blemstoff als wertvollen Rohstoff zu verkaufen“, erzählt Wurzbacher. Gewonnen wird das Gas mittels Direct Air ­Capture (DAC), seine Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: von der Getränkeindustrie (sie verwendet reines CO² zur Herstellung kohlensäure­ haltiger Getränke) bis zur Landwirtschaft, die Kohlen­ dioxid als umweltfreundlichen Dünger einsetzt. Dereinst denkbar sind genauso klima­ neutrale Brennstoffe, etwa für die Autoindustrie.

INNOVATOR

In Betrieb: die C0²-Filter auf dem Dach einer Müll­ verbrennungsanlage in Hinwil. Unten: Gewächshaus, in dem das gefilterte C0² als Dünger eingesetzt wird.

Noch ehrgeizigere Pläne verfolgt Climeworks seit Oktober 2017 in Island: Das dort gewonnene Gas wird einen ­Kilometer tief unter der Erde ­eingelagert, wo es sich nach Jahren in wertvolle Minera­ lien verwandeln soll. Wurzbacher und Gebald sind optimistisch: Spätestens zur Jahrhundertmitte soll es mit ­ihrer Technologie gelingen, CO² im Milliarden-TonnenMaßstab aus der Atmosphäre zu entfernen – und damit eines der größten aktuellen Pro­ble­ me der Menschheit zu lösen. climeworks.com

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

200 Gebärdensprachen gibt es weltweit (Bild: ein «M»). Schon bald können wir sie auch hören.

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Es gibt weltweit etwa siebzig Millionen gehör­ lose Menschen, und sie leben in einer kommunikativen Einbahnstrasse: Während sie über das Ablesen von Lippenbewegungen einem Gespräch folgen können, werden sie umgekehrt meist nicht verstanden. Denn nur rund zehn Prozent der Weltbevölkerung beherrschen eine Gebärden-

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Grundlage dafür ist Elektromyographie (EMG), die etwa bei der Steuerung von Pro­ thesen zum Einsatz kommt. Pezzuoli und Corona ent­ wickelten das Prinzip für ihr Produkt weiter. Das war ein langer Weg, aber «hat man ­seine Idee gefunden, lassen sich alle Probleme mit harter Arbeit lösen», sagen die beiden Entwickler, denn: «Grossartige Ideen haben viele. Aber nur wenige haben den Mut und

SASKIA JUNGNIKL

Ein italienisches Start-up erfand einen Übersetzer der revolutionären Art: ­Limix verwandelt Gesten in gesprochene Sprache.

sprache. Das italienische Start-up Limix hat nun eine revolutionäre Idee, um dieses Problem zu lösen: Die beiden Gründer Francesco Pezzuoli und Dario Corona entwickelten mit «Talking Hands» ein Gerät, das Ge­bärdensprache hörbar macht: Der Benutzer streift den Handschuh über, macht eine Geste, die dazu­ gehörige App verwandelt ­diese über ein Smartphone in akustische Signale.

die Entschlossenheit, sie zu verwirklichen.» Den ersten funktionalen Prototyp stellten die beiden aus Gartenhandschuhen her. 2016 gewannen sie den Rome Prize der Maker Faire, Europas grösster Innovations- und Technologiemesse – und damit 100.000 Euro Entwicklungskapital. Seit Juni 2018 werden Modelle an ­Kunden getestet. Kommendes Jahr soll das Produkt auf den Markt kommen. Demo-Videos gibt’s auf: limix.it

«Talking Hands»: Der Handschuh übermittelt die Geste, die App übersetzt sie, das Smartphone liest sie vor.

INNOVATOR

GETTY IMAGES, 2018 LIMIX SRL, ALL RIGHTS RESERVED

DIESE APP MACHT STUMME HÖRBAR

JOHANNES LANG

K O M M U N I K AT I O N


BEI UNS WERDEN IHRE POWDER-TRÄUME WAHR.

© Dave Silver Photography

HELISKIING VOM SPEZIALISTEN. TRAVELHOUSE.CH/SNOW


B U L L E VA R D

I N N O V AT O R

ERSTE HILFE

ROBORETTER

Dieser Roboter geht für dich durchs Feuer – als Helfer bei Bränden und Erdbeben. Seinen ersten Härtetest? Hat er bereits bestanden.

Titan-Feuerwehrmann: Der «Walk Man» sieht aus wie ein Terminator, ­unterstützt aber die Rettungskräfte.

Gesteuert wird der Walk-Man von einem Operator, Kameras und Sensoren liefern perma­ nent Informationen. Dank ­einer neuen 1-kWh-Batterie reicht seine Kraft mittlerweile für zwei Stunden.  www.iit.it

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INNOVATOR

IIT-ISTITUTO ITALIANO DI TECNOLOGIA

1,85 Meter gross, 62 Zenti­ meter breite Schultern, 102 Kilo schwer – das ist «Walk-Man», der FeuerwehrRoboter, der Rettungskräfte im Einsatz unterstützt. Sein Körper besteht zu 60 Prozent aus Ergal, einer Aluminium­ legierung, speziellen Magne­ siumlegierungen, Titan und Eisen. Erschaffen wurde er am Istituto Italiano di Tecnologia in Genua. Wenn Menschen am Einsatzort auf­geben müssen, dringt der Walk-Man weiter vor. Eine erste Mission absol­ vierte er nach dem Erdbeben in Amatrice, Italien, er ist aber auch für Nuklear- und Chemieunfälle gewappnet.

WOLFGANG WIESER

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Schadenskizze

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TEXT: ALEX LISETZ

TAXI 2028

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UBER DER WOLKEN

TFO

Der Volocopter ist ein Flugtaxi für den ­innerstädtischen Nahverkehr. Schneller als Bus und Bahn, leiser als  jeder PKW – und vollelektrisch.


Tschüss, Stau! In Zukunft bringen uns Flugtaxis vom Airport ins Hotel und vom Büro ins Fitnesscenter. Science-Fiction? Nein, schon heute möglich, sagt Volocopter-Mastermind Alex Zosel. Und verspricht: In wenigen Jahren sind Flugtaxis Realität.


NEW YORK , 226 3: Taxilenker Korben Dallas (Bruce Willis) rettet die Ausserirdische Leeloo (Milla ­Jovovich) im fliegenden Yellow Cab vor grimmigen Bösewichten. Die Verfolgungsjagd im kultigen Flugtaxi ist einer der ­Höhepunkte im Science-Fiction-Klassiker «Das fünfte Element» – und Auftakt zum ultimativen Showdown zwischen Gut und Böse. BRUCHSAL , 201 8: Volocopter-Mitgründer Alex Zosel ist nicht Bruce Willis. Doch er hat dem wortkargen Helden der Zukunft etwas voraus: Sein Flugtaxi ist bereits jetzt startklar, 245 Jahre vor dem fliegenden Yellow Cab aus dem «Fünften Element». Wir wissen noch nicht, ob seine Variante des Flugtaxis jemals zur Weltrettung beitragen wird. Aber eines ist bereits gewiss: Es wird die Welt massgeblich verändern. «Unser Volocopter», sagt Alex Zosel, «entlastet die Metropolen der Zukunft, weil er die Verkehrsfläche um die dritte Dimension erweitert. Gleichzeitig ist er leiser, schneller und sicherer als herkömmliche Verkehrsmittel.» SEIT 201 1 IN DER LUF T Das Fluggerät des Start-ups aus BadenWürttemberg ist ein vollelektrischer Multi­ kopter, der senkrecht startet und landet, 290 Kilo leicht und 100 km/h schnell. 18 Propeller regulieren durch ihre Drehzahl Tempo und Flughöhe, jeder einzelne verfügt über einen eigenen Motor. Steuern lässt sich der Volocopter kinderleicht per 28

VON HUB ZU HUB In Alex Zosels Vision der Zukunft sind Volocopter-Lufttaxis die Lösung unserer innerstädtischen Nahverkehrsprobleme. Sie starten und landen auf multifunktionalen Plattformen, die an hohen Gebäuden angebracht sind – sogenannten Hubs –, und werden automatisch an die Ein- und Aussteigestelle im Inneren des Gebäudes befördert. Gleichzeitig werden auto­ matisch die Akkus gewechselt, sodass der Volocopter schon am Ausgang des Hubs die nächsten Passagiere aufnehmen kann. So wie ein Sessellift in den Tiroler Bergen. «Mit der entsprechenden Infrastruktur könnte eine Volocopter-Flotte pro Stunde 10.000 Passagiere vom Flughafen Newark nach Manhattan transportieren», rechnet Alex Zosel als Beispiel vor. FlughafenTransits wären aber nur der erste Schritt. Wenn das System floriert, könnten an ­jedem Verkehrsknotenpunkt Volo-Hubs und Volo-Ports errichtet werden: in Büro­ gebäuden und Bahnstationen, in Kranken­ häusern und Shoppingcentern. Ein Flug­ taxi wäre dann nicht mehr teurer als ein normales am Boden. Und es könnte jederzeit bequem per App angefordert werden. «Wir haben schon jetzt die technischen Möglichkeiten, all diese Ideen umzusetzen», sagt Zosel, «der Volocopter ist nicht bloss eine Idee, er existiert und funktio­ niert. Was fehlt, sind die behördlichen

INNOVATOR

NIKOLAY KAZAKOV/VOLOCOPTER, PICTUREDESK.COM

N

Joystick. Wie einfach das ist, bewies einer seiner drei Erfinder schon vor sieben Jahren beim 90 Sekunden langen Jungfernflug des Basismodells VC1 in Karlsruhe. Das Experiment gelang, der fliegende Stadtflitzer hatte seine Feuertaufe bestanden. Doch dem Gründer-Trio Stephan Wolf, Alexander Zosel und Thomas Senkel (der das Unternehmen inzwischen verlassen hat) war schnell eines klar: Ein wirklich sicheres und effizientes Verkehrsmittel darf sich nicht auf den fehleranfälligen Bauteil Mensch verlassen. Das liess für die drei nur einen Schluss zu: Der Volocopter kann seine Stärken am besten als autonomes Lufttaxi ausspielen, der Mensch sollte darin lediglich Fahrgast sein. Ein­ gebunden in ein digitales Netzwerk, das den Verkehr zwischen definierten Landestationen automatisch sekundengenau taktet. Hoch über dem qualmenden Gewühl der Blechlawinen, die sich unten am Boden von Kreuzung zu Kreuzung stauen.


2 SITZPLÄTZE

Im ruhigen, vibrationsgeschützten Cockpit ist etwa so viel Platz wie in einem Kleinauto (3,2 × 1,2 × 1,2 Meter). ­Unterschied: Der Pilot ist bereits eingebaut.

18 ROTOREN

18 Elektroantriebe versorgen ebenso viele Propeller. Die Energie stammt von neun Hochleistungs-Lithium-Akkus (Reichweite: 27 km).

100 PROZESSOREN

Modernste Assistenzsysteme steuern und stabilisieren den Flug. Alle Kommunikationsnetzwerke sind über Lichtwellenleiter mit­ einander verbunden.

«Unsere ersten Taxis werden in fünf Jahren fliegen: auf Muster-Kurzstrecken in ausgewählten Städten.»

ALEXANDER ZOSEL

Co-Founder & Chief Innovation Advisor bei Volocopter, über Zukunftsaussichten und Machbarkeit

INNOVATOR

Zulassungen für seinen Betrieb im grossen Stil – weil es die entsprechenden Gesetze noch nicht gibt.» Darum hat der Volocopter VC200 zwar seit März 2016 eine vorläufige Verkehrszulassung als Ultraleicht-Luftfahrtgerät, als erster elektrischer Multikopter der Welt. Auf ein Netzwerk tausender selbstfliegender Flugtaxis sind unsere Gesetz­ geber aber schlicht noch nicht vorbereitet. Alex Zosel will seine Ideen trotzdem so schnell wie möglich umsetzen. Auch, wenn er dafür am Anfang noch Kompromisse eingehen muss. «Unsere ersten Taxis werden in drei bis fünf Jahren fliegen», verspricht er, «zwar nicht flächendeckend, aber auf MusterKurzstrecken in ausgewählten Städten. Und aus rechtlichen Gründen vorerst mit einem Piloten. Ein Flug würde dann un­ gefähr so viel kosten wie ein gehobenes Limousinenservice.» Zosel ist jetzt 53, er will seine fliegende Taxiflotte bis zum Pensionsalter auf allen Kontinenten etablieren. Das hiesse,  29


L AN D E ZO N E

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L AD E S TATIO N U N D AKKUTAUSCH

VOLOCOP TER-AUFZÜ GE

DAS VOLO - HUB

Volocopter benötigen keinen zusätzlichen Platz für ihre Infrastruktur. Volo-Hubs – das sind Ein- und Aussteigplätze, an denen die Flugtaxis automatisch gewartet und mit neuen Akkus versorgt werden – könnten etwa am Dach von Hoch­ häusern entstehen.

PAS SAGIER AU F ZÜ GE

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U NTERGE SCH OS S: INS TAN D HALTU N GSZO N E

das schon in zwölf Jahren in New York und Singapur, in London, Sydney und Kapstadt täglich Tausende autonom zur Arbeit, zum Bahnhof, zu Omas Sonntagskuchen fliegen würden. Ein ambitioniertes Ziel. Was tun Sie, wenn all das nicht so schnell gelingt, wie Sie sich das vorstellen, Herr Zosel? «Dann muss ich», sagt Alex Zosel, «wohl bis 68 arbeiten.» HALFPIPE , DISCO, TECH-LABOR Alex Zosel war seiner Umgebung schon immer ein paar Jahre voraus. Als in Deutschland noch keiner wusste, was ein Skateboard ist, baute er mit befreundeten US-Soldaten eine Halfpipe im elterlichen Garten. (Die dabei erworbene Expertise brachte ihn später bis in den Snowboard-

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Weltcup.) Als Student des Bauingenieur­ wesens entwickelte er ein Computer­ programm, das Materialprüfungen grafisch darstellte. Und später, während seiner Karriere als DJ und Disco-Besitzer, entstanden eine später patentierte Nebel­ verteilungsmaschine und ein neuartiger MP3-Player mit Touchscreen. Parallel dazu begann ihn die Fliegerei zu interessieren. «Mit dem Schnupperkurs im Gleitschirmfliegen wollte ich eigentlich nur meine Höhenangst kurieren. Aber dann packte mich der Ehrgeiz, und ich machte eine Trainerausbildung.» Er domptierte seine Phobien, indem er alles über das fragile System lernte, das ein Fluggerät in der Luft hält. «Ich entwickelte auch bei meinen Schülern einen siebenten Sinn für riskante Situationen, für mögliche Fehler.»

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ABFLU GZO N E

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LADESTATION

Jeder ankommende Volocopter erhält automatisch neue Akkus und ist sofort wieder betriebsbereit. Die entnommenen Batterien werden aufgeladen (Ladezeit: 120 Minuten; Schnellladezeit: 40 ­Minuten).

Zosels Start-up knackte den Crowdfunding-Rekord in Europa. Nach nur zweieinhalb Stunden kamen 500.000 Euro herein, nach drei Tagen 1,2 Millionen.

BOARDIN G ZO N E

VOLOCOPTER

2011 bekam er ein E-Mail, das ihn neugierig machte. Ein alter Kumpel von der Skateboardbahn, Stephan Wolf, der mittler­weile Software-Entwickler mit Schwer­punkt Netzwerk-Technologie geworden war, wollte sich mit ihm treffen. Er habe da eine Idee, «irgendwas mit Fliegen». ­Zosel war sofort Feuer und Flamme. Und ein paar Monate später hob der VC1 ab. SENKRECHTSTART ZUM ERFOLG Parallel zu den ersten Prototypen hob auch das junge Unternehmen ab. 2013 knackte das Start-up den CrowdfundingRekord in Europa. Binnen zweieinhalb Stunden kamen die ersten 500.000 Euro herein, nach drei Tagen waren es 1,2 Mil­ lionen. Dann stiegen die Big Player ein: INNOVATOR

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WARTUNG

In der Park- und ­Instandhaltungszone werden die Fluggeräte überprüft und zwischengelagert. Die einfache Mechanik vermindert die Fehleranfälligkeit und senkt die Kosten.

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SERIENREIF

Der Volocopter VC200 hat seit März 2016 eine vorläufige Verkehrszulassung als UltraleichtLuftfahrtgerät – als erster elektrischer Multikopter der Welt.

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INNOVATOR

GETTY IMAGES

Seit dem Erstflug 2011 wurde der Volocopter laufend optimiert. 2017 holten die Gründer Daimler und Intel ins Boot. Das strategische Ziel: grosse Stück­ zahlen und der Aufbau leistungsfähiger digi­ taler Infrastrukturen.


STARTKLAR

Ginge es nach seinen Erfindern, könnte der Volocopter (hier in der Firmenzentrale in Bruchsal, Deutschland) seinen Dienst als Flugtaxi schon morgen auf­nehmen. Nur die Behörden müssen noch mitspielen.

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AUF LEISEN SCHWINGEN Doch warum sollte gerade der Volocopter das Rennen um dieses Milliardengeschäft machen, Herr Zosel? Warum nicht eines der hundert anderen Projekte, die von Flugtaxis träumen – warum nicht Airbus, warum nicht die Chinesen oder ein gut vernetztes Start-up aus Silicon Valley? «Erstens, weil wir ein paar Jahre Vorsprung haben», sagt Alex Zosel. «Der Volo­copter existiert ja, seit er technisch möglich ist. Nur ein Jahr vorher wären

«Der Volocopter ist weder das schnellste noch das stärkste Fluggerät. Aber es ist radikal für den öffentlichen Nahverkehr optimiert.»

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DREI KONKURRENTEN MIT STARKEN KONZEPTEN Flugtaxis, Lieferdrohnen und fliegende PKWs: Diese Mitbewerber fighten um die Pole-Position im Zukunftsmarkt.

die Akkus, wären die Prozessoren noch gar nicht so weit gewesen, so etwas umzusetzen. Darum hatten wir jetzt sieben Jahre Zeit, ihn weiterzuentwickeln und zu optimieren.» Und zweitens? «Zweitens», sagt Zosel, «ist er nicht der schnellste, nicht der stärkste und nicht der mit der längsten Akkulaufzeit …» Kunstpause. «… nein, er ist radikal für den öffentlichen Nahverkehr optimiert. Und da macht ihm kein Mitbewerber etwas vor.» Bei der Entwicklung waren Sicherheit und Alltagstauglichkeit die höchsten Prioritäten. Die einfache Konstruktion garantiert eine unkomplizierte Wartung. Mehrere unabhängige und sich gegenseitig überwachende Systeme können im Fall einer Panne die Arbeit der jeweils anderen übernehmen. Der Volocopter will aber nicht nur die Nerven seiner Fahrgäste schonen, sondern auch die der Anrainer: Darum wird er innerstädtisch nicht schneller als ein PKW unterwegs sein und dabei weder Abgase noch Lärm produzieren. «Aber das Beste ist, dass wir unsere Stadt aus einer völlig neuen Perspektive­ ­erleben werden», erklärt Alex Zosel. «Wir werden unsere Handys wieder aus der Hand legen. Denn jeder Flughafen­ transfer, jede Alltags-Taxifahrt wird auf einmal wieder eine höchst spannende Angelegenheit werden.» Es muss ja nicht gleich eine Ausser­ irdische auf der Flucht vor dem ultimativ Bösen durchs Taxidach krachen.

LILIUM, WORKHORSE GROUP, INC., PAL V

der Berliner Technologie-Investor Lukasz Gadowski, Intel, Daimler. «Mit diesen strategischen Partnern können wir die ­digitalen Ökosysteme und die grossen Stückzahlen liefern, die wir schon bald benötigen werden», sagt Alex Zosel. Der Schub brachte auch im Unternehmen spürbare Veränderungen: Vor einem Dreivierteljahr arbeiteten bei Volocopter noch 15 Leute, jetzt sind es über 100. Das Management ging an Profis von aussen, Zosel und Wolf treiben die Entwicklung voran. «Wir verhandeln intensiv mit Architekten und Stadtplanern, mit Behörden und Stadtverwaltungen», sagt Zosel. Konkrete Städtenamen lässt er sich noch keine entlocken, offiziell bestätigt man nur die Zusammenarbeit mit Dubai: In der Hauptstadt des gleichnamigen Emirats fand vor einem Jahr der erste öffentliche Flug eines autonom fliegenden Lufttaxis im urbanen Raum statt. Acht Minuten lang, in einer Maximalhöhe von 60 Metern. Und in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Luftfahrtbehörden, für die das Pilotprojekt grosse Bedeutung hatte. Dubai will nämlich die «smarteste Stadt der Welt» werden und bis 2030 ein Viertel des öffentlichen Nahverkehrs autonom abwickeln.


LILIUM - JET

SUREFLY

PAL V

WAS ES IST Senkrecht startendes Propellerflugzeug

Senkrecht startender Hybrid-Helikopter

Dreirädriges Flugauto mit Benzinmotor, das am Boden und in der Luft bewegt werden kann

TECHNISCHE DATEN PASSAGIERE bis zu 5 SPANNWEITE 10 Meter NUTZLAST 200 kg MAXIMALE 300 km/h GESCHWINDIGKEIT MOTOREN 36 Elektromotoren MOTORLEISTUNG 320 kW REICHWEITE 300 km

PASSAGIERE LEERMASSE MAXIMALE GESCHWINDIGKEIT MOTOREN

2 499 kg

113 km/h 1 Benzinmotor 8 Elektromotoren

MOTORLEISTUNG REICHWEITE

150 kW 1 Stunde

PASSAGIERE 1 ABMESSUNGEN 4 × 2 × 1,6 Meter LEERMASSE 665 kg MAXIMALE 180 km/h* GESCHWINDIGKEIT MOTOREN 1 Benzinmotor MOTORLEISTUNG 150 kW REICHWEITE 1200 km (Boden)

350–400 km (Luft) * am Boden und in der Luft

E NTWICKLUNGSSTAND Lilium wurde 2015 gegründet, im selben Jahr gelangen die ersten Flugversuche mit einem Prototyp im Massstab 1:2. Ein Jahr später hob der erste Prototyp in Originalgrösse ab, der erste bemannte Flug soll 2019 stattfinden. Bis 2025 sollen Lilium-Jets per App als Lufttaxi gebucht und benutzt werden können.

Der zehnsekündige Jungfernflug erfolgte 2018, die Markt­reife soll 2020 erreicht werden – und in einer Version als autonom fliegende ­Lieferdrohne beziehungsweise als Fluggerät für Pendler und Rettungskräfte zur Verfügung stehen. ­Kostenpunkt: etwa 200.000 Euro.

Das Unternehmen arbeitet seit 2001 am Projekt, der erste funktionierende Prototyp startete 2012. Ab 2019 ­sollen die ersten Modelle auf den Markt kommen (Stückpreis: rund 500.000 Euro), die Fahrer benötigen einen Führer- und Pilotenschein. Die niederländische Polizei soll bereits an einem Kauf interessiert sein.

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RUNNER’S

Das junge ­Schweizer Unternehmen On ist die am schnellsten wachsende Laufschuhmarke der Welt. Co-Founder David Allemann erklärt, wie man sich mit Goliath anlegt – und gewinnt.

HIGH Der Cloudventure Peak, Ons Trail­ running-Schuh. In seiner Sohle: elf dämpfende «Cloudelemente»


David Allemann ist Mitgründer von On Running – der derzeit am schnellsten wachsenden Laufschuhmarke der Welt.

RUNNERS HIGH

Das junge Schweizer Unternehmen On verkauft mehr High-End-Laufschuhe als die Giganten der Branche. Co-Founder David Alleman erklärt, wie man sich mit Goliath anlegt – und gewinnt. Text: Werner Jessner Fotos: Gian Paul Lozza

TEXT: WERNER JESSNER FOTO: GIAN PAUL LOZZA HAIR & MAKE-UP: ZAKIYA-JORDAN SINGLETON

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I

Im Jahr 2010 gründen Caspar Coppetti, Olivier Bernhard und David Allemann in Zürich die Marke On. Ihre Mission: einen Schuh für das perfekte Laufgefühl herzustellen. Maximale Dämpfung bei der Landung, maximale Energie beim Ab­ stoss. Der Heureka-Moment kam, als man zerschnittene Gartenschläuche auf die Sohle klebte. Heute sind die Schuhe mit den charak­teristischen Hohlräumen­in der Sohle in 50 Ländern weltweit erhältlich. Bereits im vierten Jahr war On profitabel, und in der Schweiz hält man bei den HighEnd-Laufschuhen einen Marktanteil von 40 Prozent – vor Big Playern wie Asics, Nike oder Adidas, Tendenz: steigend.

1 Deine Konkurrenten sind Riesen? Super! the red bulletin innovator: Wenn ich heute eine Firma gründen will, die etwas herstellt, das es im Prinzip bereits gibt: Wie habe ich dennoch Erfolg und gehe nicht als Me-Too unter? david allemann: Es startet immer beim Produkt. Je mehr Mitbewerber es gibt, desto besser muss es sein. Sei objektiv und hör nicht auf, es zu verbessern, bis es tatsächlich besser ist. Das Schöne ist: Je grösser und etablierter deine Mit­ bewerber sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie schwerfällig sind. Das schafft neue Chancen. Sie meinen, es ist sogar ein Vorteil, wenn man sich mit Grossen anlegen kann?

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Als wir mit On begonnen haben, hatte sich der Laufschuh lange Zeit kaum weiterentwickelt. Dass in der Sohle nun Schaumstoff, Gel oder Luft drin war, war das Maximum an Diversifikation. Im Prin­ zip haben alle unten eine Matratze hinge­ macht, damit man weich läuft. Keiner der Grossen hat das hinterfragt. Wir schon. Sie hingegen wollten statt weicherem Laufgefühl bessere Dämpfung und kräftigeren Abstoss erreichen und haben Gartenschläuche an die Sohle geklebt. Im ersten Moment klingt das nach einer Schnapsidee. Beim Mountainbike herrschte lange Zeit ein Glaubenskrieg, ob Stahl, Alu, Carbon oder Titan als Rahmenmaterial die bes­ ten Dämpfungseigenschaften hat. Dann hat jemand eine Federgabel gebaut, und die Diskussion war obsolet. Ski haben sich jahrzehntelang nur in Farben un­ terschieden – bis einer die Idee hatte, die starke Taillierung vom Snowboard reinzupacken. Denk ausserhalb eingefah­ rener Bahnen, um Lösungen zu finden, die das Produkt wirklich weiterbringen. Manchmal ist die Schnapsidee richtig.

2 Stell kein Produkt her, sondern ein Gefühl Warum hat die Welt einen weiteren Laufschuhhersteller gebraucht? Wir wollten keinen Schuh herstellen, sondern das Laufgefühl revolutionieren. Wir sind tief in der Runner-Community verwurzelt, und bislang gab es die Frage: Willst du einen bequemen oder einen schnellen Schuh? Doch warum muss man sich entscheiden? Wir wollten beides haben. Das war unser Antrieb. Aber davon lebt der Markt doch ganz gut: Hier der Schuh für den Komfortläufer, dort der für den Rennläufer. In der hoch entwickelten Welt laufen etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Fragst du sie, ob ihnen Laufen Spass macht, sagen nicht alle ja. Hier haben wir unsere Mission gefunden: Wir wollen, dass Laufen allen Spass macht – und das beginnt eben beim Produkt. Wie sich das Laufen anfühlt, wie schnell man regene­ riert ist, all das trägt zum Spass bei – egal ob man Komfort- oder Rennläufer ist.

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2010 verpackte Caspar Coppetti die ersten On-Schuhe noch in seiner Küche zum Versand. Heute ist der Ökonom für globale Sales der Firma verantwortlich.

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ON-STORY IN JAHRESZAHLEN In nur neun Jahren avan­ cier t On zum Schweizer Branchenleader im Lauf­ schuh-Segment. Hier die wichtigsten Milestones der Company.

2010

SCHWARZE ZAHLEN

2014

On bilanziert erstmals positiv.

2013

TESTIMONIAL Die Schweizer Triathletin und Olympiasiegerin Nicola Spirig wechselt zu On. Und mit ihr 30 Medaillen­ gewinner und ­internationale Spitzenläufer.

STARTSCHUSS On wird in Zürich gegründet und räumt bei der Fachmesse ISPO gleich den be­ gehrten Brand­ new Award ab.

EXPANSION

NUMBER ON-E

2018

On erreicht in der Schweiz einen Markt­ anteil von 40 Prozent und wird zum Branchen­ leader.

2015

On expandiert weiter stark und geht unter anderem nach Japan.

2012

ÜBERSEE On geht in den USA und weiteren Kern­ märkten an den Start.

2011

MEILENSTEIN

STARTVORTEIL Eine Studie der ETH Zürich weist nach, dass Läufer mit On-Schuhen einen niedrigeren Puls haben.

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2017

3000 Shops in 50 Ländern haben bislang drei Millionen Paar On-Schuhe verkauft.

2016

Line Exten­ sions: Trail­ running-­ Schuhe und Bekleidung kommen ins Sortiment.

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«

Wir haben bis heute ­keinen CEO. Wir geben ­unseren Mit­ arbeitern ­Missionen. Wie sie diese umsetzen, ­finden sie am besten selbst heraus.»

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Passen physische Produkte überhaupt noch in unsere Zeit? Die Zeit physischer Produkte als Status­ symbol neigt sich dem Ende zu. Das neue Statussymbol ist das Erlebnis. Um aber auf Instagram ein Foto posten zu können, wie ich einen See entlang laufe, brauche ich Laufschuhe. Hier kommen physische Produkte wieder ins Spiel. Sie ermöglichen mir Erlebnisse, die ich teilen kann und mir Sozialprestige bringen.

3 Pfeif auf Werbung, setz auf die Dorfgemeinschaft On macht keine klassische Werbung. Warum? You can’t out-nike Nike. Wir waren von Anfang an so crazy, daran zu glauben, dass wir mit unserer Technologie einen ungeschliffenen Edelstein hatten, dessen Qualitäten für sich selbst sprechen wür­ den. Wir sind mit den ersten Schuhen zu Lauf-Events gegangen und haben die Leute probieren lassen. Alle waren be­ geistert und haben die Botschaft weiter­ getragen. Zufriedene Kunden sind eine bessere Werbung als haushohe Plakate.

4 Hol dir Leute, die (noch) keine Erfahrung haben Ist das die Reihenfolge für einen Under­ dog: gutes Produkt, word of mouth, dann erst Marketing? Korrekt. Plus: Stelle sicher, dass der Kunde auf den ersten Blick erkennt, dass das, was du machst, anders ist als der Rest. Als wir 2010 begonnen haben, haben alle Laufschuhe gleich ausgesehen. Man hätte die Logos beliebig austauschen kön­ nen. Wir hatten nicht nur eine neuartige Technologie, sondern haben auch sicher­ gestellt, dass sie für jeden sichtbar ist. Das Design von On polarisiert. Haben Sie keine Angst, Kunden ­ab­zuschrecken? Natürlich verlieren wir durch unser spezielles, reduziertes Design mit den Hohlkammern in der Sohle Kunden. Man muss das Selbstvertrauen haben, daran zu glauben, dass man aber ge­ nau dadurch die richtigen gewinnt.

Gerade der Läufer-Markt ist eher konservativ. Wie animiert man die Kunden dazu, etwas Neues zu probieren? Indem du ihnen sagst, dass du ein Kern­ bedürfnis befriedigst: Du wirst leichter laufen. Oft wird viel zu viel erklärt. Ein Kürzel und eine Technologie jagt die nächste. Stell das Ergebnis in den Vorder­ grund, nicht den Weg dorthin. Bevor wir über den Schuh sprechen: Zieh ihn an.

Wie ist das Design entstanden? Wir haben einen Mini-Pitch gemacht: Ein britischer Designer mit enormer Schuh-Erfahrung gegen einen jungen Schweizer Industriedesigner, der noch nie zuvor einen Schuh gemacht hatte. Der Junge mit dem frischen, unverstell­ ten Blick hat uns mehr überzeugt. Thilo Alex Brunner ist bis heute unser Chef­ designer und führt 15 Mitarbeiter.

Damit erreicht man aber nicht so viele Menschen wie Adidas, Nike & Co, die viel lauter kommunizieren. Wir leben wieder im Dorf: Einst wusste man, wer der beste Bäcker im Ort ist. Dort hat man eingekauft. Dann kam die Zeit der Massenproduktion, und Geld war der entscheidende Faktor, um überhaupt noch zum Endkunden zu kommen. Das war die grosse Zeit der Brands: Nur wer am lautesten geschrien und Werbespots direkt vor den Haupt­ nachrichten geschaltet hat, konnte seine Botschaft noch anbringen. Durch die Digitalisierung sind wir wieder retour im Dorf: Es spricht sich rum, wer der beste Bäcker vor Ort ist. Ich muss nicht mehr brüllen, sondern wieder überzeugen.

Welche Firmen haben On inspiriert? Eine klare DNA zu haben und sie sichtbar zu machen ist unumgänglich, wenn du etwas wirklich Neues machst. Tesla hat das bei Autos gemacht, in der Kombina­ tion aus Funktion und Design sehe ich uns aber näher bei Apple oder Dyson. Sag, was du besser kannst – und sag das auch durch das Produkt selbst.

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Caspars ExpertenTipp: «Wer erfolgreich gründen will, braucht einen eigenen Kopf. Ich hasste nichts mehr, als wenn mir jemand sagte, was ich zu tun habe.»

Der Cloudventure Peak mit den ­patentierten ­Sohlen-«Clouds». Sie komprimieren für eine weiche Landung und ­werden an­ schliessend hart für einen explo­ siven Abstoss.


5 Check dir ein Ninja-Team und kletter über Zäune

«

Physische Produkte als Status­ symbol verlieren an ­Bedeutung. Das neue Status­ symbol ist das Erlebnis, das du auf Instagram postest.»

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On war bereits im vierten Jahr profi­ tabel. Gab es keine Rückschläge? Dramatische! Wir entwickeln in der Schweiz und produzieren wie alle an­ deren in Asien. Wenn du – so wie wir anfangs – keine Ahnung vom Schuhe­ machen hast, zahlst du Tonnen von Lehrgeld. Anfangs sind Elemente an den Sohlen gebrochen, weil wir unser eigenes System nicht ganz verstanden hatten. Oder: Die Fabrik, in der wir produzierten, ging bankrott, und wir kriegten unser Material nicht mehr raus. Für eine junge Firma ist das existenz­ bedrohend. Und dann? Haben wir in einer Nacht-und-Nebel-­ Aktion ein Team zusammengestellt, das über den Zaun geklettert ist und das Material, das uns gehörte, raus­ geschafft hat. Und dann mussten wir eine andere Fabrik finden, die die Endproduktion erledigt. Es ist normal, dass du als junges Unternehmen solche­ Nahtod-Erfahrungen machst. Stell dich drauf ein, dass du ein paar Mal in den Überlebensmodus gehen musst. Kann man das üben? Nein. Aber wenn du damit rechnest, hast du schon einen Vorteil.

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1600 Bewerbungen und verwenden sehr viel Zeit darauf, jenes eine Prozent zu finden, das am besten zu uns passt. Jeder neue Mitarbeiter hat das Potenzial, das Schicksal deiner Firma entscheidend zu verändern. Das darf man nie vergessen. Braucht man Hierarchien? Wir haben bis heute keinen CEO, sondern ein Leitungsteam von fünf Personen.­ Wir geben unseren Mitarbeitern Missio­ nen. Wie sie ihre Zielvorgaben erfüllen, müssen sie selbst rausfinden. Es gibt regelmässigen Austausch zwischen den Teams, aber keinen Flaschenhals, der schnelle Entscheidungen blockieren könnte. Jedes Team ist wie ein kleines Unternehmen im Unternehmen, das sei­ nen Teil zum grossen Ganzen beiträgt. Wie verhindert man, dass Strukturen verknöchern? Es gibt bei uns keine fixen Plätze, nur Workbenches. Morgens sucht man sich einen freien Platz, steckt den Laptop an und legt los – umgeben immer von neuen Kollegen. Das schafft nicht nur neue soziale Kontakte, sondern einen Einblick in die Arbeit der Kollegen. Wie sieht der ideale Mitarbeiter aus? Er bringt unternehmerischen Geist mit. Hat Leidenschaft, ist teamfreudig,­ hat einen breiten Radar und einen sportlichen Zugang zu Problemen. Will Verantwortung übernehmen. Freut sich darauf, etwas zu machen, das er noch nie zuvor gemacht hat. Ist hoffentlich in zwei Jahren nicht mehr da, wo er heute ist, sondern macht etwas­ ganz anderes. Und wenn er anfangs kein Sportler ist, macht das nichts: Der Teamspirit hier wird ihn wahrschein­ lich mittragen. Wir hatten Mitarbeiter, die übergewichtig gekommen sind und mittlerweile Halbmarathons laufen.

Stell sicher, dass du keine normale Firma wirst Mit 300 Leuten ist On kein Start-up mehr. Wie behält man den Start-upGeist in der Firma? Indem du die Menschen, mit denen du arbeitest, sehr sorgfältig auswählst. Wir bringen Leute zu uns, wo wir uns auf den Tag freuen, an dem sie bei uns loslegen. Mitarbeiter mit optimistischem, unternehmerischem Spirit. Du kannst versuchen, deiner Firma eine gewis­ se Einstellung überzustülpen – oder du holst Mitarbeiter, die sie bereits in sich tragen. Wir bekommen monatlich  43


JULIA KÖRNER

DIESE JACKE KOMMT AUS DEM 3D-DRUCKER TEXT: SONJA FINK

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ALGEN, die Julia Körner am Strand von Malibu fand, ­i nspirierten sie zum «Kelp Jacket». Kelp sind Braunalgen, die es seit über fünf Millionen Jahren gibt.

Eine junge Salzburgerin entwickelt Designs, die sie mit modernen 3D-Druckmethoden professionell drucken lässt. Damit schaffte sie es bis nach Hollywood – und vielleicht auch in die Garderobe unserer Zukunft, in der klassische Kleidergrössen keine Rolle mehr spielen.


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JULIA KÖRNER, PIA CLODI

Das Kleid «Bio Piracy Dress» designte Julia Körner 2014 gemeinsam mit Iris van Herpen. Gedruckt wurde es vom belgischen Unternehmen Materialise.

D IE N AT U R ALS VORBILD

MIT DER PC-MAUS drapiert Julia Körner ihre Entwürfe auf ­e inem digitalen Körper: «Wie ein Künstler, der die Realität mit ­P lastilin modelliert.»


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Als Kind bastelte sie im Griechenland-Urlaub aus Schwemmholz, Plastik­ resten und dem Fuss einer Barbiepuppe eine Uhr. Nach zwei Master-Degrees in Architektur (Wien und

London) pendelt Julia ­K örner heute zwischen ­i hrer Heimatstadt Salzburg und Los Angeles. Sie gilt als absolute Spezialistin für digitalen 3D-Druck. Selbstbewusst bezeichnet

sie sich als «Vorreiterin». Aus den Kindertagen ist ihr die Liebe zum Meer ­g eblieben – zu den erstaunlichen Fundstücken und deren gelungener Transformation.

ES BEGANN AUF EINEM STRAND IN GRIECHENLAND


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JULIA KÖRNER/SOPHIE KIRCHNER, JULIA KÖRNER/SOPHIE KIRCHNER, MARVEL DISNEY, JULIA KÖRNER, LES TURBULENCES-FRAC CENTRE/FLORIAN KLEINEFENN

Mit dem digitalen 3D-Druck lässt sich «eine ganz neue Ästhetik erzielen», sagt ­J ulia Körner. «Du schaffst dreidimensionale Struk­ turen, die du mit keiner ­a nderen Technologie realisieren kannst.» Der grösste Vorteil liegt aber in der praktischen Anwendung. «In Zukunft kannst du jedes ­K leidungsstück individuell anpassen.» Klassische ­K leidergrössen werden dann ihre Bedeutung verlieren.

MODE

«KELP JACKET» Die Jacke von der ersten Doppelseite – getragen an der Platform Fashion Show in Düsseldorf 2017.

«Ich sehe mich als Designerin, die sich auf 3D-Druck spezialisiert hat», erklärt Julia Körner. «Es kann sein, dass ich am Vormittag an einem Gebäudeentwurf arbeite und am Nachmittag an einem Hutdesign oder an einem Filmkostüm.»

D I E W E LT E N D E R J U L I A KÖ R N E R

«KELP MASK» Ähnlich wie das Jacket von den am Strand entdeckten Algen und deren Sym­ metrien inspiriert.


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BAU-WERK «Super Human Enticement 2009» (o.), «Speciation 2008». Entwürfe für Gebäude, die Körner an der Wiener Universität für angewandte Kunst entwickelte.

Eines der Kleider, das Julia Körner mit Iris van Herpen gestaltet hat, hat es bis ins Museum geschafft – hier sehen wir es im Val de Loire in ­O rléans. Für manche Designs braucht Julia Körner bis zu zwei Monate. Diese Zeit ist notwendig, um ein druck­f ähiges 3D-File zu ent­w ickeln. Der Print selbst schliesslich kann mehrere Tage dauern.

«Mich faszinieren Gebäude, die anders sind als traditionelle Bauwerke. Bauten, die eine spezielle Fremdsprache annehmen – für deren ­U msetzung man neueste Technologien anwendet, damit diese Gebäude auch möglich werden, und somit ­e twas schafft, was anders aussieht als alles bisher

Dagewesene.»

AUSSTELLUNG

ARCHITEKTUR

Wie es zur Arbeit für «Black Panther» kam? «Im 3DDruck bin ich weltweit einer­ der wenigen Menschen, die so ein Projekt umsetzen können. Anfangs wusste ich nicht einmal, dass es sich bei dieser Sache um ‹Black Panther› handelt. Nur, dass ich für die Königin Krone und Schulterteil designen soll.»

FILM

KUNST-WERK Das 3D-gedruckte Kleid debütierte 2012 auf Iris van Herpens Show während der Pariser Haute Couture Modewoche.

«BLACK PANTHER» Angela Bassett als Königin Ramonda. Ihre Krone und Schulterumhang gestaltete Körner in Kooperation mit Kostüm-Designerin Ruth Carter.


TR E F FP U N K T TOA Das Interview fand auf dem Tech Open Air in Berlin statt, Europas grösstem interdisziplinärem Technologie-Festival, das 2018 rund 20.000 Besucher anlockte. Infos: toa.berlin

Der ­Deutsche Frank Thelen unterstützt als Frühphasen-­ Investor junge Start-ups. So stieg er als einer der Ersten bei myTaxi und ­Wunderlist ein.

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INTERVIEW

«DIE BESTE INVESTITION? IN GUTE TYPEN!» Frank Thelen zählt zu Europas erfolg­ reichsten Start-up-Investoren. Wir fragten ihn, woran er erkennt, dass ein Unter­ nehmen durch die Decke gehen wird. the red bulletin innovator: Was fragen Sie sich als Erstes, wenn ein Gründer mit einer ­Geschäftsidee zu Ihnen kommt? frank thelen: Was ist seine ­Motivation? Ich muss spüren, warum er das Produkt bauen will. Wenn ich merke, es geht ihm vor allem ums Geld, wenn er zum Bei­ spiel sagt: «Hey, das ist ein Riesen­ markt», steige ich sofort aus. Ich investiere in Leute, die bedingungs­ los an ihr Produkt glauben, die ihr Projekt durchziehen wollen, egal was dafür nötig ist. Wie finden Sie das heraus? Wenn ich sage, es wird hart, und ihn frage, ob er bereit dazu ist, sollte nicht kommen: «Ja, ähm …» Sondern? «Ja!» Was weckt Ihr Interesse? Ich muss das Produkt cool finden. Wenn jemand sagt: «Ich habe hier eine supergeile Heftklammer», ­mache ich es eher nicht.

OLAF BLECKER

Und was ist inhaltlich wichtig? Der Gründer muss etwas machen, was skalierbar ist. Also: Wenn mir

jemand erklärt, er werde das bes­ te Restaurant der Welt eröffnen, kann ich ihm das glauben, würd’s aber trotzdem nicht machen. Ein Restaurant wird nicht jeden Monat die Zahl der Gäste verdop­ peln, das geht nur digital. Es muss die Möglichkeit geben, es gross zu machen – das meine ich mit Skalieren. Wie überzeuge ich Sie von meiner coolen, skalierbaren Idee? Mit persönlicher Authentizität. Ich hasse Typen, die mit HypeWorten um sich werfen: Blockchain, agil, social. Typen, die mir erklären, wenn sie nur ein Prozent Marktanteil bekämen, dann würde das ein Milliarden­ geschäft – ­denen geht es nicht um das Produkt und um harte Arbeit, sondern nur ums schnelle Geld. Was ist bei der Präsentation wichtig – mit Ihnen als Juror? Ein Gründer muss mir binnen 90 Sekunden sein Produkt erklä­ ren können. Wenn derjenige schon ­anfängt mit «Ich mache so was wie Zalando für …», dann sehe ich, dass er selbst nicht weiss, war­um er das Produkt machen will. Und woran merke ich, dass ich das richtige Produkt für meine Gründung gefunden habe?

INNOVATOR

Es sollte zu deiner Persönlichkeit passen. Wenn es um eine hoch spezialisierte Technologie zur DNA-Analyse geht, braucht es keine Rampensau als Gründer, sondern jemanden, der mit seiner biologischen Kompetenz über­ zeugt. Wenn es um ein Consumer Product geht, das für die Masse bestimmt ist, braucht es hingegen eine Rampensau, die rausgeht und der Welt erklärt: «Du nimmst jetzt mein Produkt, weil es dein Leben verändern wird.» Fällt es Ihnen schwer, nein zu sagen? Einerseits fällt es mir leicht, weil mein Team und ich schon viel zu viel machen. Andererseits: Habe ich etwas, was mich begeistert, will ich auch helfen. Deswegen setze ich mich nur für Sachen ein, die mich bewegen. Für ­Lilium, die senkrecht startende Elektro­jets entwickeln, stellte ich den gröss­ ten Scheck aus, den ich jemals unterschrieben habe. Dem CEO erklärte ich: «Das Herz sagt ja, der Verstand nein.» Jeder aus der Branche hat mir abgeraten: «Mach das nicht, das ist Blödsinn!» Aber die vier Gründer sind technisch so brillant, gegen die bin ich dumm und langsam. Letztlich ist es ein­ fach: Du brauchst gute Typen. Ich ­investiere in Typen und nicht in Geschäftsmodelle. Wie oft muss man selbst ­danebenliegen, um zu diesen Erkenntnissen zu kommen? Fast alle Fehler, die wir hier be­ sprochen haben, hab ich selbst schon begangen. Als Gründer machte ich dumme, tiefgreifende und vor allem viele Fehler. Ich war zu voreilig, habe nicht auf die Finanzen geachtet und das Team falsch aufgebaut. Ich bin in In­ solvenzen geraten, habe zu lange zu grosse Produkte gebaut, ohne mich dafür zu interessieren, ob die jemand haben will. Das sind Erfahrungen, die ich weitergeben möchte. Ich sage immer: «Ich habe für euch geblutet, und jetzt gucke ich, dass ihr schwitzt.»

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Läuft. Florian Gschwandtner ist RuntasticCEO – und Herr über mittlerweile 16 Gesundheitsund FitnessApps.

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M E I N S TA R T- U P - M O M E N T

«IMMER SCHÖN NAIV BLEIBEN» Runtastic steht für Fitness-Apps. Und für Start-up-Erfolg made in Austria. CEO Florian Gschwandtner erklärt, warum es hilft, wenn du am Anfang kein Geld hast – und was ihn mit Richard Branson verbindet.

the red bulletin innovator: Stimmt es, dass eure App ursprünglich gar nicht für Läufer bestimmt war? florian gschwandtner: 2006 haben meine Studienkollegen René Giretzlehner und Christian Kaar eine App entwickelt, um Segelboote und Rallyeautos via GPS zu tracken. Das war aber aufgrund des kleinen Marktes schwer zu verkaufen. Daher kam René 2008 zu mir und sagte: «Du wolltest doch immer selbständig sein. Mach uns ein Geschäftsmodell.»

IAN EHM/VERLAGSGRUPPE NEWS/PICTUREDESK.COM

Mit einem Trackingsystem, das etwas anderes als Boote trackt. Ja. Zu der Zeit war ich voll im Lauffieber und habe mir gedacht, das Messen von GPS-Daten, also Distanz, Geschwindigkeit, Höhenmeter, das müsste doch für Läufer megainteressant sein. Also liess ich von einem Freund einen AppPrototyp dafür programmieren. Hast du überhaupt geprüft, ob die Idee gut ist, ob sie neu ist? Wir haben keinen Market Research gemacht. Ich hatte nur das Gefühl, das ist cool, das kann funk­ tionieren. Diese Blauäugigkeit ist oft ein Weg zum Erfolg.

INNOVATOR

Wie das? Du verschwendest keine Gedanken an Nachteile und Gefahren. Du zögerst nicht! Richard Branson hätte sicher nie Virgin gegründet, wenn er gewusst hätte, wie das Airline-Business funktioniert. Das ist Entrepreneurial Spirit. Naivität hilft eben enorm. Na ja, Naivität ist für viele eher der Weg zum Scheitern. Du musst dabei schon flexibel sein! Wir hatten ursprünglich zwei Ideen für Runtastic: die App als mobile Lösung und fixe Tracking­ stationen im Boden entlang hoch frequentierter Laufstrecken in der Stadt. Im Businessplan haben wir 98 Prozent des Einkommens mit dieser zweiten Option berechnet. Voll daneben, wie sich herausstellte: Die Gemeinden erlaubten kein Eingraben von Antennen. Die Option fiel flach … zum Glück hat die App ja geboomt. Aber das Beste an der Story ist: Unser erster Businessplan wird heute noch auf Unis gelehrt. Wie sah das Arbeiten in der ­Anfangszeit konkret aus? Das erste Meeting war ein Zusammensitzen in Renés Wohnung. Die erste App, die ich programmieren liess, stürzte bei jedem Aufruf ab. Wir verdienten damals Geld mit

Nebenjobs. Christian und René haben Apps programmiert, ich habe an der FH unterrichtet. Mit den Einnahmen haben wir unser erstes Büro bezahlt. Es war hart, aber wenn du Leidenschaft für etwas verspürst, kannst du auch 15 Stunden am Stück arbeiten. Investoren? 2009 war das ein Ding der Unmöglichkeit in Österreich. Jeder hat uns erzählt, warum es nicht klappen wird: «Vier Gründer? Das geht nie. Spätestens wenn ihr Geld verdient, werdet ihr euch die Schädel einhauen. Mit dem Handy laufen gehen? Warum? Macht ja null Sinn. Eine App? Macht lieber etwas Gescheites.» Aber jedes Nein hat uns mehr motiviert. Und kein Geld zu haben ist ein Vorteil. Das lässt dich kreativ werden. Ein Beispiel, bitte. Du kommst auf verrückte Ideen – die aber plötzlich klappen. Etwa: Wir haben User unserer App in Spanien und Italien angeschrieben­ und gefragt, ob sie sie uns übersetzen. Und tatsächlich: Die haben­ sie am Wochenende in den per­ fekten Jargon übertragen, so konnten wir sie binnen drei Wochen in fünf Sprachen anbieten. Euer Erfolgsgeheimnis? Wir sind das perfekte Team. Keine Egos. Alles wird geteilt. Und alle gehen immer die Extrameile. Dazu kommen Schnelligkeit – einfach raus, probieren, try fast, fail fast – und gross zu denken, über Landes­grenzen hinaus. Euer schönster Moment? Das Unterschreiben des AdidasDeals. Diese Emotionen im Büro, unvergesslich. Tags drauf sah ich im Flieger alle Zeitungen mit Runtastic am Titelblatt, und die Stewardess gratulierte. Richtig geil! Runtastic hat heute 130 Millionen User. Im September kündete Gschwandtner seinen Rückzug als CEO mit Ende 2018 an. Gleichzeitig erschien sein Buch

«So läuft Start-up» (Ecowin).

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TEXT: REINER KAPELLER

FOTOS: KLAUS PICHLER

HAIR & MAKE-UP: JULIA HRDINA

ZO C KST DU GENUG? 54

INNOVATOR

BODY: WOLFORD

Du glaubst, digitale Spiele sind ein sinnloser Zeitvertreib für 14-Jährige? Dann vergiss alles, was du über Games gehört hast. Mit dem definierenden Medium des 21. Jahrhunderts kannst du Pilot werden, eine Firma führen und den inneren Schweinehund besiegen. Und wenn du willst, verändern deine Klicks sogar die Welt: Hier sind fünf ­K ategorien an Games, die dich im Leben voranbringen.


Zocken für Gleich­ berechtigung: Die Österreicherin Marlies «Maestra» Brunnhofer spielt professionell ­«League of Legends» und motiviert so Frauen zu einer eSport-Karriere.


INT RO

E

Es ist 22.17 Uhr in der Notaufnahme: Jungmedizinerin Andrea H. bereitet sich im Zuge des klinisch-praktischen Jahres auf ihre Visite vor. Plötzlich entsteht im Nachtdienst binnen Sekunden eine Stresssituation, als drei Patienten in die Notaufnahme kommen: ein stark betrunkener Partygast mit Platzwunde, ein 65-jähriger Pensionist, der über heftige Brustschmerzen klagt, eine junge Frau, die dunkles Blut erbricht. Andrea kümmert sich um die verängstigte Frau, bittet die anderen Patienten, Platz zu nehmen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss: Ihre Fehleinschätzung wird wenige Stunden später einem Patienten das Leben kosten.

tödliche Aortendissektion waren nicht echt. Sie sind nur ein Beispiel aus der virtuellen 3D-Simulation «EMERGE», die angehende Mediziner auf den hektischen ­Alltag in der Notaufnahme vor­ bereitet. Das Spiel mit 50 realen medizinischen Fällen wurde von Tobias Raupach (Universitäts­ medizin Göttingen) und Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf konzipiert und von P ­ atientZero Games ent­ wickelt. Es trainiert Medizin­ studenten, hilft beim Diagnosenstellen und Prioritätensetzen. Gaming macht nicht nur unsere Ärzte besser. Digitale Spiele ­haben das Zeug dazu, sämtliche Berufsbereiche und den kompletten Alltag zu verändern. Du willst ­Pilot werden, eine Firma führen, dich mehr bewegen? Spiel einfach. Denn Games können Dinge, die kein Lehrer kann: Sie werten nicht, haben keinen schlechten Tag oder geben ein Minus in Betragen, weil man mit dem

GA ME S L A DEN EIN, DINGE SPIELERIS CH ZU PROB IEREN, SIE L AS SEN D ICH IM GES CHÜT ZTEN R A HMEN S CHEITERN . B IS DEIN PROBLEM GELÖST IST.

Banknachbar schwätzt. Sie machen keine Witze über falsch aus­ gesprochene Englisch-Vokabeln. Sie würden nie sagen, dass aus dir nichts wird. Stattdessen ­mo­tivieren sie. Sie laden dazu ein, Dinge spielerisch noch einmal zu probieren, sie lassen dich im geschützten Rahmen scheitern. So lange, bis du dein Problem ­gelöst hast. Und dann belohnen sie dich mit Punkten, einem Level­

Obwohl Andrea falsch gehandelt hat, wird sie heute Nacht gut schlafen können. Der Pensionist und seine unentdeckte, letztlich

Das Spiel «League of Legends» wurde 2009 veröffentlicht. 2016 spielten es rund 100 Millionen Menschen – monatlich. Bild: die Spielfigur Illaoi

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INNOVATOR


GAMES DOMINIEREN DIE UNTERHALTUNGS­­INDUSTRIE

RIOT GAMES

Das sind die globalen Zahlen aus dem Jahr 2017. Das wirtschaft­ liche Potenzial der Games ist noch lange nicht ausgeschöpft: 2022 wird der Branchenleader laut Experten 200 Milliarden Euro ­Umsatz generieren.

aufstieg, einem «Gut gemacht!». Der durchschnittliche Spieler ist nicht 14, und er hat in seinen Nächten besseres zu tun, als vor dem Monitor zu sitzen. Er ist Mitte 30, zu 53 Prozent männlich und zockt gut zehn Stunden pro Woche, am liebsten am Smartphone. Er ist einer von weltweit 2,3 Milliarden Menschen, die spielen, und damit Teil einer 121 Milliarden Dollar schweren Videospielindustrie. Zum Vergleich: 2017 erwirtschaftete das Kino weltweit 40 Milliarden, die Musikindustrie 17,3 Milliarden, der Streaming-Riese Netflix vergleichsweise mickrige 3,3 Milliarden. Die Zahlen sind umso beeindruckender, als das recht junge Medium (der erste kommerzielle Erfolg war das Tischtennis-Game «Pong» 1972) erst ansatzweise zeigt, wozu es imstande ist. Die ­finanzielle Vorherrschaft in der Entertainment-Industrie hat G ­ aming bereits heute inne, im nächsten Schritt folgt die kulturelle.

INNOVATOR

Der Game-Historiker und Filmwissenschaftler Selim Krichane, 32, von der Universität Lausanne sagt: «Games sind die bestim­ mende Kulturform des 21. Jahrhunderts.» Ihre Interaktivität macht sie zum idealen Medium, um die digitale Welt um uns herum zu ­reflektieren. 2006 hat Frankreich Games als Kunstform anerkannt, 2012 nahm das Museum of ­Modern Art in New York 14 Video­ spiel-Klassiker in seine Sammlung auf, und 2013 wurde mit dem ­Adventure «Journey» erstmalig in der Geschichte ein Spiel für den Grammy nominiert. Auf die Frage, wie lange es noch dauern wird, bis wir eSportler, Streamer und Game-Designer so verehren wie Film- und Popstars, muss Selim Krichane lächeln und antwortet mit einem Vergleich: «Neue Me­ dien werden stets unterschätzt. Bis in die 1940er bezeichneten viele angesehene Menschen das Kino als Zeitvertreib für Idioten.» Das sagen heute noch viele über Gaming. Aber sie werden ihre Meinung schon bald überdenken müssen.

Netflix

3,3 Mrd. Euro

Musik

17,3 Mrd. Euro

Kino

40 Mrd. Euro

Games

121 Mrd. Euro

2017, Hamburg, Barclaycard Arena: 10.000 Fans feuern beim Finale der «League of Legends»Meisterschaft Europas Top-Gamer an.

D IGITA LE S PIE LE H A BE N DAS Z E U G DAZ U, SÄ MT­ LICH E BE RU FS BE RE ICH E UND D E N   KO MPLE TT E N A LLTAG Z U V E RÄ N D E RN .

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Nº Pyke, grimmiger Rächer bei «League of ­Legends»

LEAGUE O F   ­L E G E N D S #ESPORT

D IE S E GA MES M ACHEN DI C H S C HL AU Gaming als Leistungssport trainiert blitzschnelle Reaktionen, genauso wie strategisches und taktisches Verständnis. Der hohe Wettbewerb im eSport fördert auch laterales Denken, also die Fähigkeit, immer wieder überraschende und unkonventionelle Lösungen zu entwickeln. Ange­n ehmer Benefit: Richtig gute eSportler können mit Gaming auch reich werden, denn mittlerweile werden bis zu 100 Millionen Dollar an Preisgeldern aufgestellt. 58

STRATEGIE-PLATZHIRSCH Der eSport-Klassiker ist ein MOBA (Multiplayer Online Battle Arena, Anm.) mit zwei Teams à fünf Spielern. «LoL» verbessert neben Fingerfertigkeit und Koordination vor allem die Kommunikation und Entscheidungsfindung in kleinen Gruppen. Denn nur wer zusammenarbeitet, hat in diesem Strategiespiel eine Chance.  leagueoflegends.com

FIFA

DIE SPORT-REFERENZ Die meistverkaufte SportspielSerie aller Zeiten (Fussball; über 260 Millionen Exemplare) verbessert analytische Fähigkeiten, indem Spielzüge und Zusammenhänge erkannt werden. Und sie hilft, die Nervenstärke zu trainieren, denn die Pässe und Laufwege von ner­vösen Spielern lassen sich leicht vorhersehen. easports.com

OVERWATCH

DER TAKTIK-SHOOTER In diesem Team-Shooter treten zwei Teams zu je sechs Spielern gegeneinander an. «Overwatch» schult nicht nur die Hand-Augen-Koordination, sondern auch die Reaktionsgeschwindigkeit der Spieler. Zusätzlich verbessern die verwinkelten 3D-Welten das räum­ liche Vorstellungsvermögen und generell die Orientierung.  playoverwatch.com

HEARTHSTONE

CHALLENGE: ANTIZIPATION Das Online-Sammelkartenspiel mit über 1100 Spielkarten ist ­einfach zu erlernen, aber tricky zu meistern. Hearthstone trainiert die Merkfähigkeit der Spieler und fördert Flexibilität im Denken. Denn nur wer mehrere Züge vorausdenkt und seine Taktik anpassen kann, hat auch eine Chance auf die vorderen Ränge.  playhearthstone.com

INNOVATOR


Ordentlich: Laut Website «Wasted on LoL» hat Brunnhofer in den vergangenen sechs Jahren 3116 Stunden gespielt.

INTERVIEW

GA MING STE HT FÜR CHANCE NGLEI CHHE IT RIOT GAMES, BLIZZARD ENTERTAINMENT

Marlies «Maestra» Brunnhofer, 22, ist Captain des eSports-Frauenteams «Zombie Unicorns». Die PsychologieStudentin tötet im Strategiespiel «League of Legends» nicht nur professionell Monster. Mit jeder Stunde, die sie spielt, setzt sie sich auch dafür ein, dass mehr Frauen ihren Weg in den eSport finden.

INNOVATOR

THE RED BULLETIN INNOVATOR: Mit Verlaub, was hat ein Fantasy-­ Strategiespiel wie «League of ­Legends» mit Chancengleichheit zu tun? MARLIES BRUNNHOFER: Eine Menge. Ich bin Teil der ersten Generation weiblicher eSport-Spieler. Ich möchte ein Vorbild für andere Gamerinnen sein und sie ermutigen, es auch zu versuchen. Fast die ­Hälfte der Gamer ist weiblich, aber nur drei Prozent der eSportler sind Frauen. Wir möchten dieses Ungleichgewicht ändern, indem wir andere Spielerinnen motivieren. Und wie wollt ihr das anstellen? Indem wir zeigen, dass wir die Skills haben, die es im eSport braucht. Wir sind seit drei Jahren im Ge-

schäft, werden von Movistar Riders (einem der führenden spanischen eSport-Clubs; Anm.) gesponsert und haben 2018 in Portugal und Schweden die beiden grössten euro­päischen Female-Turniere gewonnen. Wir trainieren dreimal die ­Woche je vier Stunden und spielen jedes Wochenende Online-Turniere. Mit jedem Spiel sagen wir den ­Mädels da draussen: Lasst euch von niemandem einschüchtern. Spielt online, holt euch die Sicherheit und findet euren Platz bei Frauen- oder Mixed-Turnieren. Rein durchs Spielen setzen wir den Grundstein für zukünftige Generationen. Und vielleicht werden Männer wie Frauen in zehn Jahren auf uns zurückblicken und sehen, wie alles begann. Aber das muss doch richtig hart sein, wenn man um sich nur ­Männer hat, die ständig blöde Kommentare schieben? Bei Offline-Turnieren ist das kein Thema, da sind alle supernett. Wenn die Leute mitbekommen, dass wir zwei Wochen im Bootcamp acht Stunden pro Tag trainieren, dass wir uns auf Fernsehern Replays ansehen, mit dem Coach Strategien entwickeln und auf einer «LoL»-Map (Karte; Anm.) Spielzüge wie beim Football einzeichnen, dann gibt’s dafür Respekt von allen Seiten. Die «LoL»-Online-Commu­ nity ist da anders, da werden Topleistungen oft nicht anerkannt oder ernst genommen, und manchmal wird’s auch richtig tief. Was denkst du dir dann? Ich versuche das nicht an mich rankommen zu lassen. Durch Gaming habe ich gelernt, mit Frustrationen umzugehen, mich besser zu konzentrieren und mich nur auf wirklich wichtige Dinge zu fokussieren. Wir arbeiten im Team mit einem Sportpsychologen zusammen, meditieren vor Turnieren und Übungsblöcken im Kreis oder über Headset. Mir hilft das im Leben genauso wie im Spiel, wenn mein Held gestorben ist. Drei Sekunden Augen schliessen, kurz durchatmen, mich neu fokussieren und wieder von vorn beginnen. Marlies auf Twitter: @maaarlys  59


#GAMIFICATION

D IE S E GA MES M OT I V I E REN DI C H IM A LLTAG

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FOREST

WACHSENDE AUFMERKSAMKEIT Probleme beim Konzentrieren? In «Forest» wird mittels Timer ein virtueller (und gegen Geld ­sogar ein echter) Baum gepflanzt. Dieser wächst, ­solange man das Handy in Ruhe lässt. Wer dennoch soziale Netzwerke checkt, tötet das zarte Bäumchen. Wer widersteht, hat bald einen schönen Wald. forestapp.cc

ZOMBIES, RUN!

SPANNENDE LAUFEINHEITEN Wer nach Abwechslung beim ­Joggen sucht, findet in «Zombies, Run!» ein gefundenes Fressen. Die Lauf-App ist ein interaktives Hörbuch, das den Spieler in eine post­ apokalyptische Zombie-Umgebung versetzt. Lebend entkommt nur, wer regelmässig zum Sprint- und ­Intervalltraining ansetzt.  zombiesrungame.com

INNOVATOR

WWW.FORESTAPP.CC

Von Gamification spricht man immer dann, wenn es für reale Aufgaben eine virtuelle Belohnung gibt. Was genau die Belohnung ist, definiert die App oder das Spiel, und das kann von einem neuen Highscore über einen Level­ aufstieg bis hin zu einer virtuellen Auszeichnung reichen. Gamification fördert die Moti­v ation, erhöht den Lernerfolg, steigert die Produktivität und kann in Unternehmen sogar bessere Brainstorming-Ideen hervorbringen.


HABITICA

MOTIVIERENDE AUFGABEN Wer seine Aufgaben in diese To-do-App einträgt und sie erfolgreich abhakt, bekommt für seinen Avatar digitale Rüstungen, Waffen oder Zaubersprüche. Und wer möchte, kann Aufgaben im Team erledigen und sich zusammen mit seinen Freunden (positiver Gruppendruck) immer wieder aufs Neue motivieren.  habitica.com

EG O - SH O OT E R T RA IN IER E N D E IN G E H IRN Augustin Joessel, 26, ist Ph.D.-Kandidat am BRAIN & LEARNING | bavelier.lab der Universität Genf. Dort untersucht der Hirnforscher die Auswirkungen von Gaming auf die menschliche Kognition (also ­s ämtliche im Gehirn ablaufenden Prozesse, die wir mit Wahrnehmen und Erkennen verbinden). Spoiler: Die Wissenschaft sagt, wir sollen spielen.

SIXTOSTART, HABITICA, ALEXANDRE BOURQUIN

THE RED BULLETIN INNOVATOR: Wenn ich mein Geld auf ein Spiel setzen müsste, das mein Gehirn trainiert, dann würde ich Online-­ Sudoku sagen. Richtig? AUGUSTIN JOËSSEL: Leider falsch. Wir haben die besten Er­ gebnisse mit Ego-Shootern erzielt. Sie machen dich aufmerksamer, trainieren dein Gedächtnis und ­deine Lernfähigkeit. Das haben auch Kontrollstudien belegt. Jetzt ist es an der Zeit, zu verstehen, ­warum sie das tun. Wenn wir es schaffen, diese Game-Features zu isolieren, dann können wir sie auch in Lernspielen und in der ­Rehabilitation einsetzen. Kann ich jetzt mit gutem Gewissen den ganzen Tag «Overwatch» und «Call of Duty» zocken? Ein paar Stunden reichen schon. Unsere Probanden spielten eine Stunde pro Tag oder fünf Stunden pro Woche. Und das über eine ­Dauer von zwei bis zehn Wochen. Das wirklich Faszinierende daran: Die positiven Effekte von Ego-­ Shootern wirken sich auch auf ­bereits weit entwickelte Gehirne von Erwachsenen aus. INNOVATOR

Aber jetzt mal ganz konkret: Was habe ich im echten Leben davon, wenn ich in einem Shooter Leute über den Haufen schiesse? Stell dir vor, du machst eine Ge­ burtstagsfeier für deine Tochter und musst auf zehn Kinder auf­ passen. Du weisst, dass drei Kinder ziemlich frech sind und es auf den Kuchen abgesehen haben. Gamer können sich einerseits auf die drei Lausbuben konzentrieren und be­ kommen gleichzeitig auch besser mit, was die restlichen Kinder um sie herum so treiben. Wir nennen das geteilte Aufmerksamkeit. Und dann trainieren Shooter unser ­Gehirn auch im Multitasking, und wir werden besser darin, Kontraste und wirklich feine Grauabstufun­ gen zu erkennen. Das ist hilfreich, wenn man viel mit dem Auto unter­ wegs ist, denn im Herbstnebel ­erkennen Gamer auftauchende ­Objekte schneller. HP: unige.ch/fapse/brainlearning fb: Brain & Learning - Bavelier.lab

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Online reales Gemüse anbauen – und sich liefern lassen: «myAcker» macht es möglich.

MYACKER

NACHHALTIG LEBEN Wer in seinem virtuellen Garten von «myAcker» online Gemüse an­ pflanzt und giesst, tut dies auch auf echtem Acker – dank Mitarbeitern des Start-ups. Die versenden die Ernte dann auf On­ line-Befehl CO²-neutral nach Hause. Man zahlt Ackermiete und Versand.  myacker.com

QUANTUM MOVES

TECHNOLOGIE VORANTREIBEN Mit «Quantum» unterstützt man ­dänische Forscher beim Bau eines Quantencomputers. Wer spielt, nimmt den For­ schern komplizierte Rechenaufgaben ab, die nicht einmal komplexe Computeralgorithmen auf die Reihe kriegen.  scienceathome.org

D IE S E GA MES V E RÄ N DE RN D IE W E LT Eine neue Generation von Games ermöglicht den Eingriff ins reale Leben. Mit weitreichenden Folgen für einen selbst, aber auch für Menschen weltweit. Die Auswirkungen dieser Spiele reichen von Veränderungen im Konsumverhalten bis hin zur Beschleunigung der Forschung mittels Big-DataAnalysen. Sie alle haben gemein: Egal wie klein der individuelle Einfluss ist, in der Masse leisten sie einen spürbaren Beitrag zu einer lebenswerteren Welt. 62

STALL CATCHERS

ALZHEIMER BESIEGEN Wer in den Gehirnscans von «Stall Catchers» verstopfte Blut­ gefässe aufspürt, sammelt Punkte – sowie Daten für die Alzheimer-Forschung. Mit diesen Daten können Forscher ­sagen, wie es zuGefässblockaden und damit zu reduzierter Hirndurchblutung (vermuteter Auslöser von Alzheimer) kommt.  stallcatchers.com

EYEWIRE

FORSCHUNG BESCHLEUNIGEN Bei diesem Puzzle verknüpft man Nervenzellen in der Netzhaut. Was an drei­ dimensionales Malen erinnert, motiviert durch Highscore-Ranglisten und hilft der Wissen­ schaft: Denn mit einer 3D-Karte aller Nerven­ zellen verstehen Forscher besser, wie die Netz­ haut Bewegungen erfasst.  eyewire.org

Zockend forschen: Bei «EyeWire» wird spielend der Verlauf Nervenzellen kartiert.

GERRY FRANK, EYEWIRE

#REALCHANGE


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#EXERGAMING

D IE S E GA MES M ACHEN DI C H F I T Die meisten kennen die ­K ategorie der Fitnessspiele noch von der Nintendo Wii, bei der sich der Controller je nach Spiel in einen virtuellen Schläger, Boxhandschuh oder eine Bowlingkugel verwan­ delte. Heutige Exer­g ames (von «Exercise» für Übung) ver­b inden Fitnessgeräte mit VR‑ oder AR-Technologie und sind damit auch für Leistungs­ sportler interessant. Wie gut die Bewegung vor dem Bild­ schirm tut, haben Studien an übergewichtigen Kindern und Menschen mit neurologischen Beschwerden gezeigt.

Klettern auf der Augmented Videowall: AR-Elemente erhöhen Spass – und Leistung.

VALO CLIMB

DYNAMISCHER KLETTERN Auf dieser Boulderwand werden Kletterer mittels Tiefensensor und Videokamera getrackt. Das ermög­ licht interaktive Kletter-Aufgaben unter Zeit­ druck, die vor allem Schnellkraft und Dy­namik trainieren. Fünf Games stehen zur Auswahl, etwa sich ständig ändernde Routen oder ein Pong-Klon für zwei Spieler.  valomotion.com

VIR ZOOM

LÄNGER RADELN «VIRZoom» macht einen gewöhn­ lichen Hometrainer zum Home­ trainer der Zukunft, auf dem man nicht nur mit Freunden in einer VR-Umgebung um die Wette radelt, sondern auch als fliegendes Pferd Pegasus oder im Kajak auf Reisen geht. Das wirkt so echt, dass sich laut Hersteller die Workout-Dauer verdoppelt.  virzoom.com

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SCHNELLER REAGIEREN Wer «Beat Saber» ausprobiert, muss unweigerlich an Luke Skywalker im Club denken. Bei dem Virtual-Reality-Rhythmusspiel zerschnei­ det man mit zwei Lichtschwertern Blöcke, die ­musikalische Beats darstellen. Die hohe Spiel­ geschwindigkeit macht das körperlich und ko­ ordinativ richtig anspruchsvoll.  beatsaber.com

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VALOMOTION

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Bringt der Spieler seine Gruppe heil nach Hause? Bei «Pacific» sind Leadership-Skills gefragt.

PACIFIC

FIRMEN FÜHREN Das Serious Game zum Thema Leadership setzt den Spieler und sein Team nach einem Flugzeugabsturz auf ­einer einsamen Insel aus. Wer mit dem selbst gebauten Heissluftballon in die Zivilisation zurück möchte, muss Konflikte lösen, Stärken und Schwächen seines Teams analysieren – und lernen, wie man eine Firma führt.  game-learn.com

D IE S E GA MES S IN D SU PER L E H RE R Serious Games vermitteln Informationen auf kurzweilige Art. Das Genre umfasst sowohl niederschwellige Lernspiele als auch beinharte Simulationen, die hohes Grundwissen und eine gewisse Einarbeitungszeit voraussetzen. Damit stehen Serious Games in einer Kategorie ernstzunehmender Spiele, die erfolgreich die Lücke zwischen Bildung und der Anwendung von Wissen schliessen und in der Ausbildung gerne ein­ gesetzt werden. 66

VRMOTION

FLUGGERÄTE FLIEGEN Die Kombination aus VR-Brille und Bewegungsplattform macht den Flugsimulator aus Schaffhausen zum realistischsten digitalen Flugerlebnis auf dem Markt. Wirklich beeindruckend: Die Plattform erzeugt jene Kräfte, die der Körper er­ wartet, und verhindert so die bei VR typische Motion Sickness (Übelkeit, Anm.).  vrmotion.ch

EMERGE

MENSCHEN RETTEN Junge Ärzte sind nach dem ­Studium im medizinischen Alltag oftmals überfordert. Mit der N ­ otaufnahme-­ Simulation «EMERGE» können Akut­situationen am Laptop trainiert und stress­bedingte Fehler im Alltag reduziert werden. Das klappt so gut, dass «EMERGE» bereits an der Universitäts­ medizin Göttingen eingesetzt wird. emerge-game.com

GAME-LEARN, EMERGE

#SERIOUSGAMES


Bits. Und bites.

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N E U N N E U E S P O R T F R E U N D E E i n R o b o t e r, d e r d i c h b e i m J o g g e n b e g l e i t e t . Der elektronische Skilehrer im Ohr: Klingt wie Science-Fiction. Doch diese Gadgets sind real.

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Ein autonomer K o f f e r, d e r e i n e m überallhin folg t? C h e c k . D e r Tr a v e l ­ mB ae te r gw e i irnd Ro m itt, tBellasu Ap up nd , SGpr rüanc– h ed iuen d Ge Fa s rt b e enngveesrtreaut eenr t, u nod b u wm i r fuänhsr tmdi ta n Sk i S eon der s o rBoard en Hin ins d efreie r­ n iGs es leä.nW d ee rwma u g tesn­ t rdoüprffeenn:. N Oa dc eh r ovbi e r S tdui en dLea n w igneehn tg ei h f amh r d izeu Lgur fots sa ui sst.. D i e t rAa p vp e lgmi b a tt ’s e rd o e­ r z e i t i e n (a u f b of ü t ircSs p . caonm S p a n i s c h) , s i e s o l l aber rasch Europa erobern. Updates: atesmaps.com

VO R T E I L : N O H AY M A L A S S O R P R E S A S E N L A S M O N TA Ñ A S .*

INNOVATOR

*  K E I N E B Ö S E N Ü B E R R A S C H U N G E N I N D E N B E R G E N .


HOW TO

PITCH EINE ANLEITUNG IN

10,5 SCHRITTEN Du hast eine Idee, die die Welt verbessern kann. Was du nicht hast, ist Geld. Hol es dir mit einem Pitch vor Investoren! Wie das geht, erklärt der Schweizer Start-up-Experte Mike Baur.

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INNOVATOR


01. DER E XPERTE:

MIKE BAUR

SWISS STARTUP FACTORY

Der Freiburger Unter­n ehmer ist Mitbegründer und Verwaltungsrat des Schweizer Start-up-­ Accelerators Swiss ­Startup Factory – in dessen Advisory Board unter anderem Uhren-Mastermind Jean-Claude Biver und Tennisstar Stan Wawrinka sitzen. Mit der Swiss Startup Factory fördert der 43-jährige Mike Baur junge Schweizer Gründer finanziell und auch als Mentor. SWISSSTARTUPFACTORY.COM

INNOVATOR

02.

DU MUSST WISSEN, WER DICH ERWARTET Noch bevor du den Pitch vorbereitest, musst du wissen, wer dich dort erwartet: Du musst dein Publikum kennen, du musst wissen, ob die potenziellen ­Investoren technik- oder finanzaffin sind, denn nur dann wählst du die richtigen Worte. Woher du weisst, wer dabei ist? Ganz einfach: Du fragst nach. Durchaus auch bei den Investoren selbst. Zurückhaltung ist nicht geboten, ein offener Zugang wird geschätzt. Und wenn du schon dabei bist, Fragen zu stellen, erkundige dich auch gleich, wie lang du pitchen darfst und ob es anschliessend ein Q+A gibt (das heisst, die Investoren fragen, du stehst Rede und Antwort). Auch hier kann man – mit etwas Glück – Fragen erahnen und sich darauf vorbereiten.

WECKE DEN WUNSCH, DICH WIEDERZUSEHEN Sei sparsam mit den Fakten. Erzähle lieber eine Geschichte. Und zwar eine packende, die Interesse weckt. Denn die merken sich die Investoren – und sie weckt bei ihnen den Wunsch, mit deinem Team noch einmal eine Stunde zu verbringen.

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03.

03. 1/2

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PITCHEN IST IMMER CEO-BUSINESS Fakten sind wichtig. Aber nur die ­wichtigsten. Zu viele langweilen. Und wer mehr wissen will, wird dich ohnehin fragen. Und zwar nur dich: Denn du bist der CEO deines Start-ups. Und der, der den besten Überblick hat und – und das ist besonders wichtig – die Entscheidungsbefugnis. Der Vorteil von Teampräsentationen? Als Team könnt ihr im Q+A stark punkten. Warum? Weil immer der antworten kann, der am tiefsten im Thema ist. Stichwort Auftritt: Wie du dich anziehst, hängt ebenfalls vom Publikum ab. Den ­Dresscode zu kennen gehört zur Vor­ bereitung. Smart Casual ist absolut üblich. Also Sakko, Hemd, Jeans – Sneakers sind okay, solange sie sauber und nicht ausgelatscht sind.

SEI EINE FRAU! Das klingt eigenartig? Es ist aber ein Fakt, dass Frauen beim Pitchen einen­ Vorteil haben. Denn in der Start-up-Szene gibt es nur sehr wenige weib­ liche Repräsentanten. Und diese Abwechslung zieht auf der Bühne nun mal. Aber Vorsicht: Wir reden hier nicht von Damen, die der Behübschung dienen. Denn das durchschaut das Publikum relativ schnell … High Heels sind ­übrigens okay. Aber nur dann, wenn du dich darin wohlfühlst.

04. 05.

GESTALTE DEINE UNTERL AGEN MIT AKRIBIE Wie ein idealer Pitch ablaufen soll? Mit der 10/20/30-Regel. Was das bedeutet?­ Dass du nicht mehr als zehn Slides vorbereitest. Dass ein Pitch nicht länger­ als zwanzig Minuten dauert (zehn Minuten für die Präsentation, zehn für das Q+A). Und dass die Schriftgrösse auf deinen Vorlagen niemals kleiner als dreissig Punkt ist. Damit verhinderst du automatisch, dass auf deinen Slides zu viel Text steht. Aus gutem Grund: Zu viel Text lenkt die Investoren ab. Statt dir zuzuhören, werden sie versuchen zu lesen. Informationen, die keinesfalls fehlen dürfen: dein Logo, dein Name, deine Kontaktdaten. Beschreibe das Problem, das dich inspiriert hat. Erkläre deine Lösung und mach klar, warum sie bzw. dein Produkt einzigartig ist.

LÜGE NIEMALS Eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Konkret heisst das, dass du ­keinesfalls der Verlockung nachgeben solltest, Zahlen­ zu präsentieren, die – sagen wir’s zurückhaltend – nicht ganz den Tatsachen entsprechen. Natürlich darf man salesmässig Gas geben, aber Lügen ist ver­ boten, schliesslich sprichst du mit Leuten, die – im Idealfall – in dich investieren werden, und die darfst du nicht verarschen.

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06 . 3 BÜCHER, DIE DICH PUSHEN Folgende Lektüre macht dich zum High-Performer in Sachen Selbst vermarktung.

SUSANNE HAKE: SELBSTMARKETING FÜR SCHÜCHTERNE

INGO VOGEL: SO VERKAUFEN SIE SICH RICHTIG GUT

Nicht jeder steht von Natur aus gerne im ­Rampenlicht. Mit einem 5-Schritte-Programm hilft das Buch, innere Blockaden abzubauen und eigene Stärken überzeugend zu vermitteln. Preis: CHF 20

Ob Pitch oder Flirt: Was allein zählt, ist, andere von sich zu begeistern. Dieser Ratgeber hilft dir – mit vielen Selbsttests und praktischen Bei­ spielen –, dich unwider­ stehlich zu machen. Preis: CHF 10

Wer nicht gross denkt und nicht daran glaubt, die Welt verändern zu können, wird es grundsätzlich schwer haben, etwas Bahnbrechendes auf die Beine zu stellen. Wir Schweizer sind sehr konservativ, dabei haben wir unglaublich viel zu bieten. Nicht immer ist Zurückhaltung angebracht, es muss aber auch nicht «Moonshooting» sein, wie es Start-ups in den USA gerne praktizieren (gemeint ist damit ein behaupteter Griff nach den Sternen; Anm.). Entzünde also ein Feuerwerk – nicht übertrieben gross, aber doch strahlend genug: Es wird dir helfen, dich von deinen Konkurrenten zu unterscheiden.

07.

NEIN, DU BETTELST NICHT UM GELD

08.

AUF DIESE ­F RAGEN MUSST DU ANTWORTEN HABEN

MICHAEL EHLERS: RHETORIK

Wie beeindrucke ich Menschen nachhaltig mit Worten? Sehr ­kurzweilige Vortragstipps vom deutschen Rhetoriktrainer, Top‑Speaker und Bestseller­ autor Michael Ehlers. Preis: CHF 47

ENTZÜNDE EIN FEUERWERK

Sei dir bewusst, dass du kein Bittsteller bist. Bei einem Pitch geht es nicht darum, um Geld zu ­betteln. Schliesslich hast du deinem Publikum etwas zu bieten. Du bist es, der ein grossartiges Angebot macht und den Investoren damit Chancen eröffnet: Verhandelt wird auf Augenhöhe!

Ist die Präsentation geschafft, geht es in die nächste Runde, und zwar in die Q+A-Session, das Frage-Antwort-Spiel. Mit mindestens acht Investorenfragen musst du rechnen. Und du solltest auf alle eine Antwort haben. 1. Was macht

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ihr mit dem Geld (vorausgesetzt ihr bekommt welches von mir)? 2. Wie lange kommt ihr damit aus? 3. Wie habt ihr euer Start-up bisher finanziert? 4. Wie sieht euer Geschäftsmodell aus? 5. Ist euer Know-how (in irgendeiner Form) abgesichert? 6. Wer sind die Player in eurem Team? 7. Warum seid ihr besser als die Konkurrenz? 8. (Und das ist die alles entscheidende Frage:) Wie viel Geld lässt sich mit eurer Idee verdienen? Das Q+A ist extrem wichtig, deshalb trainieren wir das intensiver als den Pitch. Warum? Weil der Investor im Q+A sieht, wie du reagierst, wenn es eng wird. Und was, wenn du eine Frage nicht beantworten kannst? Klar sagen, dass du im Moment keine Antwort hast. Schlage vor, sie in einem weiteren Meeting zu beantworten – ein einfacher Trick, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Schliesslich ist es das einzige Ziel eines Pitchs, die nächste Runde zu erreichen: ein persönliches Meeting mit den Investoren. PS: Du musst tatsächlich nicht jede Frage beantworten können. Aber deine Zahlen musst du im Griff haben.

09.

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PODCASTS, APPS & TIPPS FÜR DEIN EGO Wie finde ich meine Stärken? Wie schalte ich Negatives aus? Drei Online-Empfehlungen.

ERFOLG. MOTIVATION. SELBSTVERTRAUEN. 1 (HÖRBUCH)

Wie blende ich Nega­ tivität aus? Wie kon­ zentriere ich mich auf meine Stärken? Eine Schritt-für-Schritt-An­ leitung im Hörformat. Download: gratis

TED RADIO HOUR (PODCAST)

Aus der Praxis der ­Besten lernen: Hier gibt es die fesselndsten Speeches aus der ­Innovationskonferenz TED zum Nachhören. ted.com/read/ted-pod casts/ted-radio-hour

SHINE (APP)

Die App fürs Selbstvertrauen: Täglich berieselt sie dich mit positiven Messa­ ges, Artikeln und To-do-Vorschlägen. User-Zufriedenheitsquote: 93 Prozent. App-Version „Daily Shine“: gratis

L ASS DICH NICHT ENTMUTIGEN Wie reagieren, wenn das Feedback nicht ausfällt wie erwartet? Wenn die Investoren deine Euphorie nicht teilen? Ein Nein ist nicht zwingend ein finales Nein! Manche Investoren überprüfen so, wie Start-ups auf Widerstände ­reagieren, schliesslich kommt es auch bei der Kundenakquise genau darauf an – aus einem Nein ein Ja zu machen. Also finde einen smarten Weg, doch noch Zustimmung zu ernten. Was aber, wenn dir ein Investor noch im Pitch eine Million anbietet, aber wissen will, was er dafür bekommt? Dann bleibst du cool und sagst nur, wie viel Geld du vom Investor brauchst – denn wie viel Prozent deiner Firma du dafür abtrittst, besprichst du in einem weiteren Meeting (dafür brauchst du garantiert noch mehr Vorbereitung).

10.

RECHNE NICHT DAMIT, DASS DU MIT DEINEM START-UP BLITZSCHNELL REICH WIRST (ABER LEBE DEINEN TRAUM) Ein Start-up bedeutet: wenig Geld für viel Arbeit – und hohes Risiko. Ist so. Ein Start-up mit der Intention zu gründen, schnell reich zu werden, ist der falsche Zugang. Wichtig ist, dass du weiter an deiner Idee arbeitest, bereit bist, sie dem Markt anzupassen. Und dir deine Leidenschaft bewahrst. Denn ohne ­Leidenschaft hast du in schwierigen Zeiten (und die werden dich ganz bestimmt erwarten) keine Chance.

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Das neueste Innovationszentrum der Schweiz. InnoQube.Swiss

Wir realisieren eine neue Welt. Kreativität. Begegnung. Forschung. Förderung. Modernste Arbeitsplätze auf 8‘000 Quadratmetern. Bezug Sommer 2020. Direkt an der Autobahn in Chur, zwischen Zürich, München und Mailand.

Wir fördern und formen. TechTalents. Energy Talents. Building Talents. Tourism Talents. Mit Anbindung an die HTW Chur und weitere Hochschulen. Swiss Startup Factory und Equity Pitcher. innoqube.swiss/qubers Where humans become qubers.


Eine Drohne zart wie ein Glühwürmchen. Im Schwarm erleuchtet sie volle Hallen.

VERITY

DIE DROHNEN DER W ELT S TA RS Rapstar ­Drake staunt: Hoch über ihm bewegt sich ein leuchtender Drohnenschwarm in einer Art schaukelnder Welle. Tatsächlich ist es eine Art fliegender Tanz. Denn die Drohnen, eine Entwicklung des Schweizer ETH-Spin-offs Verity Studios, folgen einer auf Drakes Livemusik abgestimmten Choreografie. Die Zürcher haben sich weltweit einen Namen als Experten für interaktive, autonome Drohnenshows gemacht. «Wir designen alles selbst – von der Drohne bis zur Choreografie», erklärt Co-Gründer Markus

Die handgrosse Drohne folgt einem programmierten Flugmuster.

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Sie tanzen für Drake und Metallica – die kunstvollen Drohnen-Choreo­ grafien von Verity Studios ziehen alle Blicke auf sich.

VERITY STUDIOS AG, NICHOLAS KARLIN 2017

1

Waibel. Ein Indoor-GPSSystem gibt den autonomen Drohnen zuverlässig Orientierung. Die meiste Arbeit steckt das Team von Unternehmern, Ingenieuren, Künstlern, Mathematikern und Designern in die Robustheit der Systeme hinter den eindrucksvollen Choreografien. «Unser System ist so sicher, dass hunderte Drohnen gleichzeitig über Menschen fliegen können», betont Waibel. 99 VerityDrohnen gehen auf der ­ aktuellen Tour von Metallica in die Luft, und die Drohnen heizten NBA-Basketball-Spiele im Madison Square Garden an und erleuchten die Broadway Show des Cirque du Soleil. veritystudios.com


DIE HELLSTEN KÖPFE DER SCHWEIZ E I N D R O H N E N B A L L E T T, M A S S J E A N S FÜ R A L L E U N D E I N Ö KO SYS T E M FÜ R AUTONOME AUTOS: WIR PRÄSENTIEREN S I E B E N S C H W E I Z E R S TA R T- U P S M I T S T R A H L K R A F T.

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2 S E L F N AT I O N

JE A NS MIT M A S S UND ZIEL Manchmal finden sich grosse Missionen auf banalen Pfaden: Denn Andreas Guggenbühl und Michael Berli passten beim Shoppen partout keine Jeans. So kamen sie auf die Idee zur massgeschneiderten Jeans für jedermann. Das ist fünf Jahre her, mittlerweile hat Selfnation 18 Mitarbeiter – und beglückt die Beinpaare von 10.000 Kunden in der Schweiz, Deutschland und Österreich. «Unsere Käufer geben online ihre Masse an», erklärt CEO Guggenbühl. Ein Algorithmus erstellt daraus auf Basis von 30 Jahren geballten Schneider-Wissens ein Schnittmuster, nach dem eine Maschine den Denim-Stoff zuschneidet.

SANDR A GUGGENBÜHL CCO MICHAEL BERLI Founder ANDRE AS GUGGENBÜHL Founder

«Die Automati­sierung erspart uns Zeit und Geld – und wir können uns eine traditionelle Schweizer Näherei leisten, die unsere Jeans per Hand vernäht.» Jeans, erklärt der CEO, legen im Produktionszyklus bis zu 50.000 Kilometer zurück. «Unsere Stoffe kommen von Herstellern aus 500 Kilometern Umkreis. Eine Selfnation-Jeans ist die am lokalsten gefertigte Hose der Welt.» Und vergleichsweise günstig: Es gibt sie schon ab 199 Franken. selfnation.com

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Die Massjeans von Selfnation setzen ein Zeichen gegen die Textilproduktion in Billigländern.


3

«La Bracelet» von Biowatch funktioniert erst, wenn Körperwärme und Venenmuster passen.

B I O WAT C H

DER S CHLÜS SEL UN TER DER H AU T Biowatch legt sich die Latte hoch: Das Lausanner Start-up tritt mit keinem geringeren ­Anspruch an als jenem, Passwörter und Kundenkarten obsolet zu machen. Das 2014 gegründete 7-Mann-Unternehmen hat dazu das smarte Armband «Le Bracelet» entwickelt, das als Autoschlüssel ebenso taugt wie als kontaktloses Zah­ lungsmittel. Das Besondere? «Das Armband wird erst aktiv, wenn sein Sensor die indi­ vidu­elle Form deiner Venen wieder­erkennt. Das macht es zum einzigen Wearable, das nur an dir funktioniert», erklärt Co-Founder Matthias

4 MICTIC

SELFNATION, BIOWATCH, GETTY IMAGES, MICTIC

DER KÖRPER A L S  INS TRUMENT Könnte Badminton nicht viel spannender klingen? Jeder Schlag wie Musik, jeder Ball­wechsel ein potenzieller Charts­stürmer? Dieses Gedanken­experiment führte Rolf Hellat zur Entwicklung von Mictic, einem Device, mit

ROLF HELL AT Gründer & CEO INNOVATOR

dessen Hilfe tragbare Sensoren Bewegungen vertonen. «Wir wollen die Interaktion von Sport, Spiel und Musik neu definieren, indem wir den Körper zum Instrument machen», erklärt er. Anders als bestehende Sounddesign-Sensoren, die ­Instrumente lediglich ergänzen, produzierst du mit MicticSensoren an Beinen und Händen Songs in Echtzeit, denn jede Bewegung triggert einen ­anderen Klang am Computer.

Vanoni. Für seine Ph.D.-Arbeit zeigte der Franzose die Grenzen der existierenden VenenErkennungssensoren von Hitachi und Fujitsu auf – er hackte sie mit Venenmustern auf einem Blatt Papier. «Le Bracelet» unterscheidet – und das ist der Clou – zwischen Haut und Papier. Das Venenmuster wird von einer Infrarotkamera erfasst. «Entscheidend ist, sich nicht bei jeder Aktion neu ­authentifizieren zu müssen. Die Authentifizierung bleibt aktiv, solange man das Armband trägt. Ein Game Changer.» Nach Tests mit Banken und Autoherstellern soll «Le Bracelet» 2019 auf den Markt kommen.  biowatchid.com

MAT THIAS VANONI Co- Gründer & CEO

Mictic vertont mit Sensoren deine Bewegungen. So entsteht neue Musik aus Tanzschritten.

«Du spielst mit den Füssen das Schlagzeug und mit den Händen eine Synthesizer-Melodie. Ich sehe schon jetzt, wie sich B-Boys in Zukunft batteln, wer beim Tanzen die bessere Musik spielt.» Geplant ist auch eine intuitiv bedienbare App mit Laserschwert-Sounds oder bekannten Songs, die mit Bewegungen individuell remixt werden können. MicticController sollen 2019 auf den Markt kommen.  mictic.com  83


5 ZIPPSAFE

RE VOLUTION IM UMKLEIDER AUM Das flexible Garderobensystem von Zippsafe bringt frischen Wind in den Umkleideraum – und zwar buchstäblich wie im übertragenen Sinn. «Unser textiles Schliessfach erspart Grossunternehmen zwei Drittel der Garderobenfläche», sagt der Berner CEO Carlo Loderer. «Denn statt normierten Metallspinden hängen bei Zippsafe speziell entwickelte

Textiltaschen nebeneinander. Vorteil: Die Stoff-Fächer sind verformbar, Motorradfahrer können problemlos ihren Helm deponieren, der im Blechspind keinen Platz hat.» Für den Sicherheitsfaktor hat Zippsafe einen smarten Stoff entwickelt, der bei Beschädigung einen Alarm auslöst. Weiters filtert ein sensorengesteuertes Lüftungssystem den Raumgeruch und trocknet feuchte Kleidung mittels Luftstrom. «Wir folgen dem Trend, dass immer mehr Leute auf engem Raum arbeiten. Mit Zippsafe kann der Kunde Fläche effizienter nutzen.» Zippsafe schloss 2018 eine neue Finanzierungsrunde von 1,1 Millionen Franken ab – und wird bereits von Gross­betrieben wie der Airline Swiss und dem Kantonsspital Winterthur eingesetzt. zippsafe.com

Flexibel, smart, platzeffizient – Carlo ­Loderer und Mit­ gründer David Ballagi haben haben den ­innovationsfreien Spind neu erfunden.

6 «AUTONOM E FAH RZEUGE W E R D E N E R S T E F F I Z I E N T, WENN SIE ALS FLOTTE D I E S C H A LT Z E N T R A L E . » ANNE MELANO GRÜNDERIN BESTMILE

Voisins Coworking Café, Genf: Hier teilen sich Freelancer das Büro mit Angestellten großer Firmen.

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INNOVATOR

ZIPPSAFE, DAVE WHENHAM,

KOOPERIEREN. WIR SIND


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Die Mitarbeiter-App Beekeeper hält Kollegen auf dem Laufenden und bringt sie an einen Tisch.

BEEKEEPER

FACEB OOK FÜR DIE A RBEIT

BESTMILE

DAS «GEHIRN» FÜR AUTONOME AUTOS Wie entsteht aus einzelnen Ameisen ein funktionierender Staat? Der Lausanner Mobilitätspionier Bestmile hat sich das genau angesehen – und entwickelte nach dem Vorbild der Natur eine Software, die selbstfahrende Fahrzeuge zur homogenen Flotte vereint. Verkehrsbetriebe wie Post­ auto oder die SBB steuern und überwachen ihre selbst-

R APHAËL GINDR AT Gründer & CEO ANNE MEL ANO Gründer & VP of Operations INNOVATOR

fahrenden Fahrzeuge bereits mit der cloudbasierten Soft­ ware des 2014 gegründeten Unternehmens mit mittler­ weile 60 Mitarbeitern. Die Software kontrolliert, ko­ ordiniert und optimiert Fahrwege, erkennt sogar Ausfälle frühzeitig. Das Einzigartige an Bestmile: «Unsere Plattform kombiniert autonome und von Menschen gesteuerte Fahrzeuge», sagt Gründer Raphaël Gindrat. «Denn autonome Mobilität kann Verkehr und Schadstoffe erst reduzieren, wenn sie mit existierenden Transportarten zusammenarbeitet. Schliesslich geht es darum, mehr Menschen mit weniger Autos zu transportieren.» 2018 wurde Bestmile vom World Economic Forum als «Technology Pioneer» ­ausgezeichnet. bestmile.com

Bestmile ist auf dem besten Weg, selbstfahrende Fahrzeuge in den Strassenverkehr zu integrieren.

Wie Facebook entstammt auch die Mitarbeiter-App Beekeeper einem Sozialen Netzwerk für Studenten, dem der ETH Zürich. 2011 starteten die beiden Absolventen Cristian Grossmann und Flavio Pfaffhauser ihr Start-up, mittlerweile ist es in fünf Ländern aktiv und beschäftigt über 150 Mitarbeiter. Beekeeper gelingt es, alle Mitarbeiter einer Firma zu digitalisieren, miteinander zu verbinden und unkompliziert erreichbar zu

FL AVIO PFAFFHAUSER Gründer, CTO CRISTIAN GROSSMANN Gründer, CEO

machen. Vor allem externe Mitarbeiter, die auf keinen ­Betriebscomputer zugreifen, finden mit und in der App einen mobilen Arbeitsplatz und sind in die interne Kommunikation eingebunden: Bee­keeper-­Kunden? Heathrow Airport, Seaboard Foods oder Grand Hyatt.  beekeeper.io  85


FLÜÜÜGEL FÜR DEN WINTER.

MIT DEM GESCHMACK VON ZWETSCHGE-ZIMT.

JETZT NEU

BELEBT GEIST UND KÖRPER.


GUIDE

I N N O V AT O R

­MASKULIN AUS ÜBERZEUGUNG

THIS IS A MAN’S WORLD MAN’S WORLD

Die Man’s World Zürich bringt dem Mann seine Einkaufs­ meile: vom Massschuh-3D-Scan zum Robo-Barkeeper, vom welt­ weit grössten Whisky-Sammler zum echten Cockpit-Simulator. Mehr ab Seite 88.

INNOVATOR

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DO IT

NENN UNS NIE MESSE!

«Wir vermitteln lieber Erlebnisse», ­sagen die Gründer der Man’s World Zürich. Mit über 100 Machern und Marken von Vintage bis Innovation.

31 Januar bis 3. Februar StageOne, Zürich

HIGH-TECH-HANDWERK

Beim Aussteller Risch Shoes kommst du in wenigen Schritten zum Massschuh: Ein 3D-Scanner vermisst den Fuss und errechnet die Passform, auf deren Basis dein Schuh gefertigt wird. Das nächste Modell bestellst du dann bequem von daheim.

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INNOVATOR


MAN’S WORLD Man’s World-Erfinder Daniel Rasumowsky im Interview:

«GROSSE LOGOS AM POLOSHIRT SIND OUT» THE RED BULLETIN INNOVATOR: Wie haben Sie das Konzept Messe umgekrempelt? DANIEL RASUMOWSKY: Unser Angebot ist nicht auf eine Branche oder ein Produkt ausgerichtet, sondern auf eine Zielgruppe: den Mann. Unsere Aussteller konkurrieren daher nicht, erreichen aber ein deckungsähnliches Publikum. Und: Wir versorgen die Community ganzjährig mit Webstorys, ­Networking- und Shopping-Events. Was machen Sie besser als Verbrauchermessen? Statt eines Messegeländes bespielen wir eine coole Industrial-Location mit stilvollem Event-Ambiente. Statt Messeständen im Neonlicht erlebst du stilvolles Wohnzimmer­ flair, Ambient Lights und Cocktail-Lounges. Bei uns redest du mit den Gründern, testest ihre Produkte und wirst nicht von Hos­ tessen mit Give-aways bombardiert. Was wollen Männer heute erleben? Männer suchen inszenierten Individualismus und Erlebnisse. Sie wollen kein grosses Polo-Logo mehr auf dem Shirt, lieber tragen sie ein ­regional produziertes Hemd, das nicht zwar jeder erkennt, das aber eine ­Geschichte erzählen kann. Diesen Trend ­orten wir in a­ llen Bereichen, daher wurde er auch zum Aufhänger der Man’s World.

Sie sind keine Fussball-Bier-Parade … … aber auch keine reine Hipster-Heritage-­ Welt. Wir adressieren kaufkräftige Ü-30er mit Anspruch an Inhalte und Komplexität, Start-ups und lokale Brands – und, ganz wesentlich: Männer mit Selbstironie. Wie lösen Sie den Gegensatz zwischen ­Vintage und Innovation? Für uns ist das kein Widerspruch. Ein Startup-Techie kann auch in Massschuhen auf dem Custom-Bike zur Arbeit fahren. Wir präsentieren inspirierende Brands aus möglichst allen Lebensbereichen. Man’s World zieht auch Frauen an. Was interessiert sie? Knapp 40 Prozent sind Besucherinnen, die sich genauso für regionalen Gin und hochwertige Tech-Gadgets begeistern und sich von einem Roboter einen Cocktail mixen lassen. Auf der Man’s World hat es auch schon gefunkt – zwischen Mann und Frau ebenso wie zwischen Brands und Investoren.

DIE PURE ELEGANZ

Der Zürcher Bootbauer Ganz Boats präsentiert seine eleganten Sportboote. Kannst du kaufen oder leihen: Am Zürichsee werden die schnit­ tigen Gleiter auch im Sharingsystem angeboten.

EIN BURGER WIE EIN BÜFFEL

Schmeckt umwerfend, und du tust etwas Gutes. Die Idee für «Büffel Bill» entstand als Reaktion auf den unwürdigen Umgang mit Bullen in der Mozzarella-Industrie. Nachhaltige Delikatesse.

Man’s WorldGründer Daniel Rasumowsky (links) und Karim Debabe

ZEITREISE IN DIE UHR-GESCHICHTE

MAN’S WORLD

Das Zürcher Uhrenatelier Faktor Zeit präsentiert Vintage-Uhren der 1930er- bis 1960er-Jahre. Die Gründer zeigen Interessierten, wie ein mechanisches Schweizer Uhrwerk tickt.

Mit dem Code INNOVATOR 19 bezahlst du für dein Vorverkaufsticket nur CHF 25 statt CHF 35. Infos und Tickets unter www.mansworld.com

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SEE IT

Kreativ, entschlossen, mit Pioniergeist: Diese Doku-Serien auf Red Bull TV folgen Menschen, deren ­Projekte ganze ­Szenen inspirieren.

On Demand  DOKU

SOCIAL FABRIC: WORLD OF STREETWEAR

Warum tragen wir Camouflage-Muster im Alltag? Sind teure Jeans ein Statussymbol? US-Modedesigner Kyle Ng (li.) reist zu jenen Orten, an denen aus Alltagskleidung Modetrends wurden. Das Thema seiner Gespräche mit Sammlern, Künstlern und Unternehmern ist dabei ­keineswegs nur Mode. In zwölf Folgen geht es zudem um Kreativität, ­Inspiration und Ideen, die unsere Gesellschaft aufwühlen. On Demand

DOKU

BREAKING THE DAY SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

Red Bull TV ist deine g ­ lobale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV.

Acht Folgen, acht Persönlichkeiten und ­jeweils ein Tag, der ihr Leben verändert hat: von Fahrradkurier Nico Deportago-Cabrera bis zu Elliot Seguin (Bild), Testpilot selbst entwickelter Flugzeuge in der Mojave-Wüste.

On Demand

RIPPLE EFFECT

DOKU

Firmen können ganze Jugendkulturen prägen. Welche Eigenschaften es zum Gamechanger braucht, verraten Menschen hinter Branchengrößen wie Atari (li.: Brent Bushnell, Sohn von Gründer Nolan Bushnell), Vans oder GoPro.

ALLE INFOS: REDBULL.TV

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INNOVATOR

DAVID CLANCY/RED BULL CONTENT POOL, NICK Z. MILLER/RED BULL CONTENT POOL, PETER HAMBLIN/RED BULL CONTENT POOL

REBELLEN IM FOKUS

RED BULL TV


4x4

MADE FOR SWITZERLAND

Entspannt durch den Winter Überraschender Schneefall? Glatte Fahrbahn? Tiefverschneite Bergstrassen? Das alles gehört zum Winter in der Schweiz. Ein ŠKODA 4x4 bringt Sie souverän und sicher an Ihr Ziel. Mit der elektronischen Regelung seines intelligenten Allradantriebs reagiert er innerhalb von Millisekunden auf sich verändernde Strassenverhältnisse und bringt so die Motorenleistung ideal auf den Boden. Natürlich gibt es unsere 4x4-Modelle OCTAVIA, SUPERB, KAROQ und KODIAQ auch als Automat. ŠKODA 4x4. Made for Switzerland.


DO IT

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S A V E T H E D AT E

und 24. November Swiss Blockchain Leadership Summit Der Blockchain-Gipfel: Experten und ­Macher zeigen anhand praktischer ­Beispiele von Politik über Marketing bis Investment und Charity die Möglichkeiten der Technologie. Start-ups haben in einer Competition die Chance, ihre Blockchain-Geschäftsidee vor ­potenziellen ­Investoren zu pitchen. Kongress Center, Basel; swissblockchainsummit.com

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Dezember Clever eine Firma gründen Mehr Geburtshilfe geht nicht: startups.ch-Experten vermitteln in kostenlosen Kursen Insider-­ Know-how, wie du als dein eigener Chef erfolgreich wirst. Kurse ­finden laufend statt – etwa in ­Luzern (10. 12.), Basel, Bern, Biel, St. ­Gallen, Winterthur oder Zürich. Hochschule Luzern – Wirtschaft Luzern; startups.ch

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bis 23. März Start Summit 2000 Teilnehmer, und das Jahr für Jahr: Der Start Summit ist ­Europas wichtigste von ­Studenten organisierte Kon­ ferenz für Entrepreneurship und Technologie. Erfolgreiche Gründer und potenzielle Investoren treffen auf angehende Start-ups. Die Formate: Dis­ kussionen, ­Pitches, Workshops und Networking-Events. St. Gallen; startsummit.ch

22 November FuW Forum

Beim Finanz und Wirtschaft Forum ­ergründen Praktiker und Ökonomen ­gemeinsam den Hype um die Industrie 4.0, also die Totaldigitalisierung der ­Industrie. Können das Internet der Dinge, Big Data und Machine Learning die Effizienz der Industrie wirklich steigern? Unter den Speakern: Jürgen Dold, ­Präsident Leica Geosystems (u.), und Ian Roberts, CTO Bühler. Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon; fuw-forum.ch

Wer hat im Zeitalter von Big Data und künstlicher Intelligenz das Sagen? Das Establishment? Oder doch schon Revolutionäre? «Master and Servant» lautet das Motto am internationalen Forum für Leadership in der digitalen Welt. Darüber philosophieren Speaker wie Ex-Rolling-Stones-Bassist Bill Wyman, Fox-Networks-CIO F­ umbi Chima oder Stanford-Professor W ­ illiam P. Barnett. Stage One, Zürich; worldwebforum.com

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PD, C. RITTER

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und 18. Januar Worldwebforum


Location Partner

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E

Y

URDA T A

DEC

VERKEHRSHAUS DER SCHWEIZ, LUZERN

S

Main Partner

BE PART OF A UNIQUE LOL TOURNAMENT

MBER

LOL – LAN PARTY IM VERKEHRSHAUS GAMING VILLAGE 1st Qualifier: Offline @ SwitzerLAN (11. – 14. Oktober 2018, Bern) 2nd Qualifier: Online 18. November 2018, redbull.com/itemania ALL INFORMATION HERE: WWW.REDBULL.COM/ITEMANIA


KOLUMNE

SMARTE SKLAVEN Was ein Streit um eine Steckdose über unser TechnologieVerhalten aussagt.

I

ch habe unlängst bei einem ­Meeting das Verhalten diverser Kollegen beobachtet – in Bezug auf ihren Umgang mit Techno­ logien. Seither weiss ich: Ein Smartphone ist ein Gerät, das sich einen Menschen hält, der dem Telefon um jeden Preis den Zugang zu wertvoller Energie ­sicherzustellen hat. Zumindest habe ich keine andere Erklärung, warum sich vier erwachsene Menschen um drei Steckdosen zanken mussten.

Andreas Gall 54, spürt als Chief Innovation Officer im Red Bull ­Media House neue Dinge auf, die die Zukunft der Medien und der Consumer ­Technology gestalten.

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Diese absurde Episode veranschaulicht, dass es beim «Ökosystem Smartphone» eine Schwachstelle gibt – den Akku. Dieser Engpass wird uns noch einige Jahre begleiten, und er offenbart eine grössere Wahrheit: Jede komplexe Innovation ist nur so gut wie ihr schwächstes Glied. Und jede smarte Technologie lagert ihre Schwächen dorthin aus, wo sie am besten gelöst oder umgangen werden: beim ­Nutzer. Der Nutzer ist nun entweder smart, indem er die Technologie nicht dauerhaft annimmt; oder er ist weniger smart, dann streitet er sich eben um Steckdosen für sein Smartphone.

Smarte Nutzer waren es, die 3D-­ Fernsehen bisher scheitern liessen. Gut gemachtes 3D-Programm ist atem­ beraubend, gänsehautverursachend – und nach wie vor furchtbar umständlich zu konsumieren. Auch wir Medienleute hatten uns vom vorerst letzten 3D-Hype anstecken lassen in der Annahme, dass sich hier eine mediale Revolution anbahnt. Das Fazit: Die heutigen Smart-TVs bieten eine Unzahl von Funktionen, oft einschliesslich 3D, die den Konsumenten weder begeistern noch seine Medien­ nutzung irgendwie smarter machen.

Gefangen im SmartHome

Wir lernen: Ein smartes TV-Gerät schafft es, dass sich sein Käufer ihm anpasst, und nicht umgekehrt. So werden wir zu smarten Sklaven oder mitunter ­sogar zu Gefangenen unserer smarten ­Geräte – wie es mir unlängst passiert ist: weil mein privater Internetanschluss ein technisches Problem hatte, gingen die SmartHome-gesteuerten Jalousien nicht mehr hoch, die Haustür konnte nur noch mit einem mechanischen Notschlüssel ­geöffnet werden, und meine Alarmanlage rief mehrfach die Polizei an, weil sie «glaubte», dass ein Einbrecher mein SmartHome gehackt habe. Das smarte Haus hatte eigentlich alles richtig gemacht – Ärger und Arbeit hatte nur ich damit. Was habe ich daraus gelernt? Die eingesetzten neuen Technologien und Funktionen wurden nur halbherzig zu Ende gedacht. Jeder Fehler, jede Schwäche muss letztendlich der Mensch ausbaden. Bemerkenswert sind auch die Antworten,

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MICHAEL PRESCHL

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KOLUMNE

«WIR MÜSSEN NICHT IN JEDES KASTL EINEN CHIP INTEGRIEREN, NUR WEIL ES MÖGLICH IST. TECHNOLOGIE MUSS MICH UNTERSTÜTZEN, NICHT UMGEKEHRT.»

IMPRESSUM

Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Arek Piatek Art Director Kasimir Reimann Photo Director Eva Kerschbaum Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Redakteure Alexander Lisetz, Waltraud Hable, Holger Potye, Andreas Rottenschlager, Simon Schreyer, Wolfgang Wieser Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz, Michael Nolan, Ute Schindler, Esther Straganz, Antonia Uhlig Illustrationen Johannes Lang

Kapitän am Technologieschiff

Die Technologie hat es teilweise ge­ schafft, uns vor den Karren zu spannen. Auch wenn die derzeitigen Beispiele banal sind – wir müssen den Fokus wieder zu­ rechtrücken und alles tun, um der Kapitän an Deck des Technologieschiffs zu bleiben. Wir steuern das Schiff, und wir sagen, wo es hingehen muss. Ich liebe Techno­logie und Innovation, aber sie muss mich unter­ stützen – nicht umgekehrt. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Technologien und Innovationen dort eingesetzt werden, wo sie uns in letzter Konsequenz einen Nutzen bringen und zu Ende gedacht sind. Wir müssen nicht in jedes Kastl einen Chip integrieren, nur weil es möglich ist. Die Balance zwischen «smart» und real-analog muss unter unserer Kontrolle sein. Lasst uns zu «Smart Humans» werden, die ge­ nau wissen, wo Technologie eine Rolle spielen darf und wo wir ganz bewusst dar­ auf verzichten wollen – und die das der Industrie auch kommunizieren.

Länderredaktion Arek Piatek Country Channel Management Melissa Stutz Anzeigenverkauf Marcel Bannwart, marcel.bannwart@redbull.com

Fotoredaktion Marion Batty, Ellen Haas

THE RED BULLETIN INNOVATOR Österreich, ISSN 1995-8838

Global Project Management Melissa Stutz

Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo

Global Head of Media Sales Gerhard Riedler

Country Project Management Magdalena Bonecker, Manuela Gesslbauer

Head of Media Sales International Peter Strutz

die ich von den Herstellern bekomme, wenn ich sie mit unsmarten Erfahrungen konfrontiere. «Wir Menschen sind noch nicht bereit für diese smarten Technolo­ gien!» – es sei also unsere Schuld, wenn es technologisch zu Hause noch nicht so smart abläuft.

THE RED BULLETIN INNOVATOR Schweiz, ISSN 2308-5886

Head of Publishing Development und Product Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Magdalena Bonecker, Manuela Gesslbauer, Stephanie Winkler Head of Creative Markus Kietreiber Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart Anzeigendisposition Manuela Brandstätter, Monika Spitaler, Andrea Tamás-Loprais Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba, Friedrich Indich Lektorat Hans Fleissner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailovic, Maximilian Kment, Josef Mühlbacher

Sales Director Alfred Vrej Minassian Sales Project Management Stefanie Krallinger Digital Sales Bernhard Schmied Media Sales Gerald Daum, Vanessa Elwitschger, Franz Fellner, Mario Filipovic, Thomas Hutterer, Franz Kaiser, Alexander Kopellos, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, Elisabeth Staber, Johannes Wahrmann-Schär anzeigen@at.redbulletin.com Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Offenlegung gemäss § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum

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Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

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MASTER OR SERVANT?

BILL WYMAN DISRUPTED MUSIC WITH THE ROLLING STONES, LONDON, UK The ROLLING STONES SASCHA ZAHND HELPS ELON MUSK WITH MODEL 3, PALO ALTO, CA, USA ROYA MAHBOOB SERIAL-ENTREPRENEUR, RESISTED THE TALIBAN, HERAT, AFGHANISTAN FUMBI CHIMA SHE SMASHES GLASS CEILINGS AT CORPORATIONS, LOS ANGELES, CA, USA SHANE LUKE REVOLUTIONIZES THE WAY WE WORK OUT, PORTLAND, OR, USA JAMES MONSEES CO-FOUNDED AN E-CIGARETTE UNICORN, SAN FRANCISCO, CA, USA DOMINIC PRICE CAN SEE INTO THE FUTURE OF WORK, SAN FRANCISCO, CA, USA & MORE WORLDWEBFORUM, 7TH ANNUAL MEETING ZURICH, JANUARY 17-18, 2019


TECH-HIGHLIGHT

Mondwirtschaft: Im «Moon Palace» werden Pflanzen wie auf der Erde ge­ züchtet (und nahr­ hafte Insekten dazu).

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AREK PIATEK

Ein hermetisch abgeriegeltes Labor. Darin: Menschen, die völlig autark leben, Gemüse anbauen, Wasser recyclen und von Pflanzen produzierten Sauerstoff ­atmen. Ziel des Experiments: ein Leben auf dem Mond zu simulieren. Yuegong-1 oder Moon Palace heisst Chinas Forschungs­ stätte zur Entwicklung einer bemannten Mondbasis. In ihr versorgten sich 2014 Dong Chen, Xie Beizhen und Wang Minjuan 105 Tage lang völlig selbst (zur Nahrung zählten auch gezüchtete Insekten). Nach dem Erfolg des Experiments gab China kürzlich Pläne für eine eigene bemannte Mondbasis bekannt. Experten meinen: Schon 2030 könnten die ersten Menschen den Mond dauerhaft bevölkern.

JU HUANZONG XINHUA/EYEVINE/PICTUREDESK.COM

WARUM WIR SCHON 2030 AUF DEM MOND LEBEN KÖNNTEN

Überlebensbasis



WIEDER EINEN

SCHRITT VORAUS!

TOYOTA M I R A I – D A S WA S S E R S TO F F-A U TO.

T R E I B S TO F F: WA S S E R S TO F F. E M I S S I O N : WA S S E R D A M P F. D E R W E G W E I S E N D E TOYOTA M I R A I I S T A B S O FO RT I N D E R S C H W E I Z E R H Ä LT L I C H ! W E I T E R E I N FO S U N T E R TOYOTA .C H Empf. Netto-Verkaufspreis, inkl. MwSt., Mirai Fuel Cell Premium, 5-Türer, 114 kW/155 PS, CHF 89’900.–, Ø Verbr. 10,5 m3/100 km, Wasserstoff, CO₂ 0 g/km, En.-Eff. F. CO₂-Emissionen aus Treibstoff- und/ oder Strombereitstellung: 8 g/km. Ø CO₂-Emission aller in der Schweiz immatrikulierten Fahrzeugmodelle: 133 g/km.


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