DEUTSCHLAND JULI 2022 € 2,50
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
PLUS CHANNING TATUM GRACE JONES
JETZT ABONNIEREN: GETREDBULLETIN.COM
KONSTANZE KLOSTERHALFEN CHILDISH GAMBINO MADONNA
IHR GRÖSSTER KICK Teamwork, eSports und ein Frisör als Torjäger: die 11 Erfolgs-Geheimnisse des DFB-Pokal-Siegers RB Leipzig
KISKA.COM Photo: S. Romero
175 PS
PURE POWER
Die neue KTM 1290 SUPER DUKE GT ist das Langstrecken-Beast. Ihr leistungsstarkes V2-Herzstück verbessert den Fahrkomfort und reduziert den Kraftstoffverbrauch. Entwickelt, um dein Verlangen zu stillen – unterwegs den ganzen Tag auf den Straßen dieser Welt.
ERFAHRE MEHR AUF KTM.COM Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattungen gegen Mehrpreis.
E D I TO R I A L
WILLKOMMEN
GLÜCKWUNSCH ZUM TITEL!
42 Edelsteine schmücken den DFB-Pokal. Sein Materialwert: 35.000 Euro. Aber für RB Leipzig ist er noch viel wertvoller. Warum? Darum: ab Seite 38.
Rückpass ins Jahr 2009: Barack Obama war Präsident der USA, das Unwort des Jahres war „Abwrackprämie“ – und im Osten der Republik wurde am 19. Mai der Fußballverein RB Leipzig gegründet. 2016 schafften die Roten Bullen den Aufstieg in die 1. Bundesliga und nun, gerade mal sechs Jahre später, feiert die Mannschaft ihren ersten großen Titel – durch einen dramatischen Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen den SC Freiburg am 21. Mai. Wir gratulieren herzlich – und widmen den Heroes unsere Titelgeschichte mit den elf verblüffendsten Storys hinter der Erfolgsgeschichte. Hast du zum Beispiel gewusst, dass Christopher Nkunku nicht nur Fußball spielen, sondern auch Haare schneiden kann? Aber nicht alle haben in dieser Ausgabe Grund zum Jubel: etwa Anatol Vitouch. Der 37-jährige Autor und Schachmeister wagte sich in Berlin in den Ring zum Schachboxen. Ganz, ganz blöde Idee …
BEN TALLON
Der britische Illustrator, ein großer Fußballfan, zeichnete schon Plakate für die Premier League. Sein jüngstes Werk: unsere RB-Leipzig- Story (ab Seite 38) samt Cover.
130
Kilometer läuft Konstanze Klosterhalfen pro Woche. Nicht wenig! Der Grund: Seite 36.
Gute Unterhaltung mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion
DAS IST KEIN WITZ
Die Schweiz ist eine der größten Surf-Nationen der Welt. Der Beweis: ab Seite 46.
BEN TALLON (COVER)
PICTUREDESK.COM (3), GETTY IMAGES (2) (COVER), GETTY IMAGES, ANDREW COTTERILL
TOBIAS GÖBEL
IN DER FANKURVE
THE RED BULLETIN
3
I N H A LT The Red Bulletin im Juli 2022
60
5-MINUTEN-COACH
58 COOL BLEIBEN
COVERSTORY
38 POKAL-WAHNSINN
Elf Gründe für RB Leipzigs Titel-Erfolg: blonde Haare, ein Glücksrad und ein Torero
B-Boy Said verrät fünf simple Tricks, mit denen wir unser Lampenfieber besiegen.
GELIEBTER FEIND Autor Anatol Vitouch (re.) herzt Josef Galert, seinen Gegner im Ring.
SCHACHBOXEN
60 M ATT ODER PLATT
Schachboxen ist ein Mix aus Faust- und Kopfsport. Unser Autor hat ihn ausprobiert. Au!
PORTFOLIO
20 L IVE IS LIFE
FILM
32 CHANNING TATUM
Für seinen jüngsten Erfolg ist der Hollywood-Star auf den Hund gekommen.
FUSSBALL
34 SARAH ZADRAZIL
Fußball ist Männersache? Die Bayern-Spielerin räumt mit sechs Macho-Klischees auf.
LAUFEN
Olympia-Läuferin Konstanze Klosterhalfen über die Kunst, schwebend zu laufen
SURFEN
46 S CHWEIZER WELLE
Kein Meer und keine Küste – und trotzdem ein Paradies für Surfer: die „neue“ Schweiz
4
71 REISEN. Mit Lauf-Weltmeisterin Judith Wyder hoch über Davos 76 BIOHACKING. Heute schon gehüpft? Das belebt den Körper.
71 STEIL BERGAUF Lauf-Champion Judith Wyder und ihr Mann Gabriel erlaufen das Jakobshorn.
77 P LAYLIST. Fontaines D.C. und ihre vier Lieblingssongs 78 B IKE TRAILS. Unsere Experten zeigen die besten MountainbikeStrecken in Österreich. 82 L ESESTOFF. Chris Landow – der etwas andere „Parceval“
36 WIE IM FLUG
6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 FUNDSTÜCK
GUIDE
Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen
NORMAN KONRAD, DAVOS KLOSTERS BERGBAHNEN AG, MARKUS BERGER, ROGER HO
Die Konzertbilder des USFotografen Roger Ho sorgen für Party-Stimmung.
84 TIPPS & TRENDS. Richtig gutes Zeug für den Sommer 86 KALENDER. Events, auf die wir uns in den kommenden Wochen freuen 88 OUTDOOR. So cool ist Camping. 92 B OULEVARD DER HELDEN. Köhlmeier: wie Sequoyah den Cherokee eine Schrift schenkte
16 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW 18 MEIN ERSTES MAL
96 IMPRESSUM 98 CARTOON
34 GROSSER KICK Die Fußballerin Sarah Zadrazil hat ehrgeizige Ziele für die Frauen-EM.
THE RED BULLETIN
20 DIARRHEA PLANET Die Fans standen kopf, wenn die Punk-Band aufgeigte. Die Musiker selbst manchmal auch
THE RED BULLETIN
5
6
WAYNE REICHE/RED BULL CONTENT POOL
DAVYDD CHONG
KAPSTADT, SÜDAFRIKA
Volles Rohr BMX-Profis sehen die Welt ein wenig anders als du und ich. Zum Beispiel geraten sie beim Anblick eines mächtigen Industrie rohrs in helle Aufregung. Zuerst sah es noch so aus, als müsste das Monstrum in einer typischen Nacht-und-Nebel-Aktion erobert werden. Doch die Hafenarbeiter in Kapstadt hatten ohnehin vor, das Ding zu zer schneiden und somit nichts dagegen, dass Murray Loubser seine Tricks in die Röhre zauberte. Und Fotograf Wayne Reiche? Der freute sich, einmal nicht unter Zeitdruck arbeiten zu müssen. Mehr Bilder: waynereiche.com
LA CLUSAZ, FRANKREICH
Sessellift to Heaven Eine halbe Stunde brauchte der Heißluftballon, bis er 6500 Meter Höhe erreicht hatte. Der Franzose Fred Fugen nahm derweil auf dem darunter angebrachten Sessel Platz. Dann stieß er sich ab und ließ sich in die Tiefe fallen. Nach ein paar eleganten Figuren im freien Fall öffnete er seinen Gleitschirm, um im Stile eines Speedriders – Kombination aus Gleitschirmfliegen und Skifahren – auf der Piste zu landen. Wer hat da behauptet, dass keine Meister vom Himmel fallen? Video von der Aktion: redbull.com
INSEL SIARGAO, PHILIPPINEN
Phantom des Ozeans
DOM DAHER/RED BULL CONTENT POOL, MATT POWER/RED BULL ILLUME
DAVYDD CHONG
Der Sonnenuntergang. Die perfekte Welle. Das klare Wasser. Und obendrauf ein talentierter Surfer: Es dauerte ziemlich lang, bis die von Fotograf Matt Power erträumten Zutaten zusammenkamen. „Nein, ich kenne den Surfer nicht“, sagt er, „aber das macht die Aufnahme nur noch mystischer.“ Jedenfalls bescherte sie dem KameraKünstler einen Platz im Finale des Fotowettbewerbs Red Bull Illume. mattpowerphoto.com
THE RED BULLETIN
9
CARRARA, ITALIEN
Nein, das ist kein griechischer Tempel und auch keine südamerikanische Kultstätte. Es handelt sich um die berühmt-berüchtigten Steinbrüche von Carrara. Berühmt, weil hier seit der Römerzeit unermüdlich wertvoller Marmor abgebaut wird. Berüchtigt, weil das der Landschaft in der Toskana inzwischen imposante Narben zugefügt hat. Kletterer wollen jetzt darauf aufmerksam machen. Der See ist übrigens nicht natürlichen Ursprungs: Das Regenwasser kann nicht abfließen, weil Marmorstaub die Erde versiegelt. Mehr Fotos: federicoravassard.com 10
FEDERICO RAVASSARD/RED BULL ILLUME
BeckenGymnastik
Z AHL EN, BI T T E!
HARRY POTTER
Die Magie der Moneten Vor 25 Jahren veröffentlichte die Sozialhilfeempfängerin Joanne K. Rowling das erste von sieben Büchern über den Zauberschüler Harry Potter. Heute hat sie knapp eine Milliarde Euro auf dem Sparbuch. Hier sind die wilden Zahlen zum Jubiläum.
Verlegern wurde das erste Buch 1996 angeboten. Alle zwölf lehnten ab.
Dollar zahlte Scholastic für die US-Verlagsrechte am ersten Potter-Band.
8,3
820
Millionen Exemplare von „Die Heiligtümer des Todes“, dem letzten Band der PotterSerie, wurden 2007 binnen 24 Stunden verkauft.
Millionen Pfund (966 Millionen Euro) soll das Vermögen von J. K. Rowling heute umfassen.
10,4
79 455
Wörter auf insgesamt 6095 Seiten umfassen J. K. Rowlings sieben Harry-Potter-Bände.
Meter lang war der Red Carpet bei der Londoner Weltpremiere von „Heiligtümer des Todes“.
19
7.726.174.542
29
Nationen nahmen 2018 an der 4. Quidditch-WM in Florenz teil. Der Titel ging zum dritten Mal an die USA.
Dollar (7.309.656.472 Euro) spielten die acht Potter-Kinofilme weltweit ein – Bestmarke für eine Fantasy-Serie. 12
THE RED BULLETIN
CLAUDIA MEITERT
1.084.170
HANNES KROPIK
Millionen Fans besuchten allein 2019 den Vergnügungspark „The Wizarding World of Harry Potter“ in Orlando.
Sprachen bieten Übersetzungen an. Potter-Bücher gibt es auch auf Maori, Yiddish und Kasachisch.
Jahre nach dem letzten Buch feierte das Theaterstück „Harry Potter and the Cursed Child“ am Broadway Erfolge.
105.000
PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES
12
500
Exemplare umfasste die 1. Auflage von „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“ im Juni 1997.
Welcome to nature
Die fjørå-Kollektion Kühn. Innovativ. Freeride-inspiriert.
Erhältlich bei: Norrøna Flagship Store München, Norrøna Pro Store St. Moritz, Norrøna Pro Store Verbier, Norrøna Pro Store Zermatt, Sport Conrad, Sportler, Jennewein, Gigasport, Bittl
Unsere Mission ist es, die besten OutdoorProdukte zu entwickeln. Seit 1929 in vier Generationen mit Fokus auf Qualität, Funktion, Design und Nachhaltigkeit gefertigt.
norrona.com
F U ND ST Ü CK
ANDREAS WOLLINGER
Madonna Louise Ciccone, Tochter italienischer Einwan derer, schaffte es in den 80ern auf den Gipfel der Popwelt.
MADONNA
Drunter überdrüber Zentraler Teil des Bühnenoutfits der „Queen of Pop“ bei der „Who’s that Girl“-Tour, 1987
14
PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES
Während des Songs „Dress You Up“ hob Madonna, damals 29 und der angesagteste Popstar der Welt, mehrmals neckisch ihren Rock und zeigte dem Publikum, was sich darunter verbarg: eine Netzstrumpfhose und ein Nichts von einem Höschen mit der Aufschrift KISS an pikanter Stelle. Und am Ende des Liedes hatte sie das Ding plötzlich in der Hand. Jedenfalls brach die Show alle bis dahin gültigen Zuschauerrekorde.
THE RED BULLETIN
CH-BIO-004
DAS F IK T IV E PHILO S O PHEN -IN T ERV IE W
IMMANUEL KANT SAGT:
„Hören Sie auf, sich Gedanken anderer anzueignen“ Soziale Medien und Messenger-Dienste überfluten uns mit Informationen und Nachrichten. Gleichzeitig wächst die Unsicherheit darüber, wem man noch glauben kann. Diese Frage beschäftigte schon Immanuel Kant. Im fiktiven Interview mit dem Philosophen Christoph Quarch erklärt der Aufklärer, was wir tun können, um unsere Meinung zu schärfen.
zu tun unterlassen, geraten Sie unweigerlich in Unfreiheit. Dann nützen Ihnen auch die Freiheitsrechte nicht mehr viel, von denen Sie sprachen. Welchen Wert hat die Meinungsfreiheit, wenn Sie nicht in der Lage sind, sich eine eigene Meinung zu bilden?
Was müssten die Menschen denn tun, um ihre Urteilskraft zu schärfen? Sie müssten aufhören, sich die Gedanken anderer anzueignen, und stattdessen das eigenständige Denken üben. Eigenständig denken heißt, sich kritisch mit dem auseinanderzusetzen, was man gesagt bekommt – vor allem dann, wenn man uns sagt, was wir hören wollen. Deshalb halte ich Ihre sozialen Medien und Messenger-Dienste für problematisch. Sie beliefern die Nutzer mit Meinungen und Nachrichten, die sie in dem bestätigen, was sie für richtig halten. Wer stets nur das hört, was er hören will, stellt das Denken ein und begibt sich in eine unbemerkte und damit umso „Freiheit ist, schlimmere Knechtschaft. seine Sichtweisen
Könnte das damit zu tun haben, dass den Menschen in der heutigen Welt so viele Informationen angeboten werden, dass sie gar nicht mehr die Zeit haben, sich ihre eigene Meinung zu bilden? Gewiss, die Welt, in der Sie leben, ist unübersichtlich. Gerade deshalb aber ist es umso wichtiger, dass Sie nicht müde werden, sich Ihres Verstandes zu bedienen und Ihre Urteilskraft zu schärfen. Denn wenn Sie dies
16
Manche haben das als Symptom einer Weltfremdheit dieses wohl bedeutendsten Denkers der Aufklärung in Deutschland gesehen – was nicht zutrifft, da Kant ein geselliger Mensch war, der gern mit Freunden tafelte. Er verband Lebensart mit preußischer Strenge: eine brisante Mischung, die sich auch auf seine Philosophie erstreckt, wobei die Strenge meistens dominierte.
CHRISTOPH QUARCH, 57, ist Philosoph, Gründer der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Autor zahlreicher philosophischer Bücher, zuletzt: „Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen“, legenda Q, 2021.
THE RED BULLETIN
DR. CHRISTOPH QUARCH
Aber Herr Kant, wir leben im 21. Jahrhundert. Wir haben Meinungsändern zu können. Und wie kann man dieser Knechtfreiheit, Glaubensfreiheit, Pressefreiheit. Es gibt einen freien Markt, Darin gründet sich schaft entgehen? freie Wahlen – zumindest in einigen Alles kommt darauf an, den Blick unsere Würde.“ Ländern der Welt. Wie können Sie auf sich selbst zu lenken und sich sagen, wir lebten in Knechtschaft? zu fragen: Warum glaube ich diese Die „selbstverschuldete Unmündigkeit“, Verehrtester, Nachricht und nicht jene? Warum laufe ich diesem ist auch in Ihrer Welt noch weit verbreitet. Ich meine Influencer hinterher? Wieso weigere ich mich, den damit ja nichts anderes als den Umstand, dass die Ansichten von diesem oder jenem zuzustimmen? Menschen dazu neigen, sich gedankenlos den MeiSolche Fragen bahnen den Ausweg aus der Unmünnungen und Sichtweisen anderer zu unterwerfen. digkeit. Freiheit heißt, nicht immer dem folgen zu Gewiss, zu meiner Zeit waren das die Dogmen der müssen, was Autoritäten behaupten. Freiheit ist, seine Kirche oder der herrschenden Eliten. Heute sind es Sichtweisen ändern zu können. Das ist oft mühsam, die Ansichten von sogenannten Meinungsführern und aber darin gründet sich unsere Würde. Experten, wie man sie in Ihren Talkshows findet. Man hört sich an, was die Leute sagen, und dann betet man IMMANUEL KANT (1724–1804) war schon zu Lebzeiten als es nach. Sich des eigenen Verstandes zu bedienen „der Königsberger“ bekannt. Das liegt daran, dass er seine Heischeint nur wenigen noch einzufallen. matstadt in Ostpreußen nicht ein einziges Mal verlassen hat.
BENE ROHLMANN
the red bulletin: Herr Kant, Sie haben vor rund 250 Jahren die Menschen dazu ermutigt, ihre „selbstverschuldete Unmündigkeit“ zu überwinden und sich ihres Verstandes „zu bedienen“. Haben Sie den Eindruck, dass die Menschheit seither Ihrem Appell gefolgt ist? immanuel kant: Ihre Frage betrübt mich, mein Herr. Denn sie gemahnt mich dessen, dass es um den Menschen sonderbar bestellt ist: Er wünscht sich Freiheit und Selbstbestimmung, doch er verhält sich auf eine Weise, die ihn stets aufs Neue in die Knechtschaft zwingt.
/ E N G I N E E R E D
I N
D O L O M I T E S
SALEWA.COM
T H E
M EIN ERST ES M A L
JASON PAUL
„Angst ist mein Navigator“
Jason Paul ist einer der besten Freerunner der Welt. zu können. Dann kommt der Ego-Check: Ich bin zwar Dreimal hat der 31-jährige Frankfurter die Parkourhier, aber bin ich bereit für den Sprung? Wäre es für Weltmeisterschaft gewonnen. Seine Videos, in denen mich okay, nicht zu springen? Und dann noch: Habe er atemberaubende Sprünge über Hausdächer zeigt, ich gut geschlafen? Wie fit fühle ich mich heute? auf Straßenlaternen klettert oder Ich gehe alle Fragen durch, erst Saltos über hohe Balustraden dann treffe ich die Entscheidung. wagt, sind YouTube-Hits. Sein Wichtig dabei: Wenn ich mich Video „Last Call for Mr. Paul“, in gegen den Sprung entscheide, dem er auf unnachahmlich trickdann darf ich mich nachher nicht reiche Weise den Münchner ärgern. Und wenn ich mich dafür Flughafen erkundet, hat auf der entscheide, dann muss ich alle Plattform 158 Millionen Klicks. Zweifel ausschalten. Jeder Gedanke muss auf Erfolg abzielen. Wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint: Auch Diesmal entschied ich mich für Jason Paul musste erst lernen, mein Bauchgefühl, trotz miss sich und seinem Körper zu vertrauen, seine Skills richtig ein lungenen Testsprungs. Ich rannte zuschätzen und – besonders auf den Abgrund zu, sprang los wichtig – Angst zu seinem Vor– und landete auf der anderen teil zu nutzen. Hier spricht er Seite. Alles perfekt, genau, wie 0:00 –36:17 über den ersten Sprung, bei dem ich es mir vorgestellt hatte. Ich Jason Paul ihm dies gelang. hätte sogar einen h alben Meter Mein erstes Mal – der Podcast mehr geschafft! Dieser Sprung „Das erste Mal, dass ich mich war sehr lehrreich für mich: bei einem Sprung voll auf mein Viele Leute denken ja, Free Bauchgefühl verließ, das war runner kennen keine Angst. „Ich sprang und in Cambridge in England. Nach, Aber das stimmt überhaupt ich schätze mal, vier Jahren nicht. Angst ist gesund und sinnschaffte es nicht. voll, sie beschützt mich. Sie hilft Training. Fünf Meter von einem Beim zweiten Mal mir dabei, jedem schwierigen Hausdach zum nächsten, zwei Stockwerke über dem Boden. Ein rannte ich auf den Ab- Sprung den nötigen Respekt entgegenzubringen. Ein Verweiter Sprung, den bis dahin nur grund zu, hob ab …“ gleich: Beim Autofahren sitze fünf Freerunner gewagt hatten. ich am Steuer, aber die Angst ist Mein Bauchgefühl sagte mir, Jason Paul über seinen inneren Sieg mein Beifahrer und Navigator. du schaffst das. Aber mein Kopf Ich habe die Kontrolle, höre aber war noch anderer Meinung. Zur auf meine Angst. Denn wenn ich das Autoradio zu laut Sicherheit kletterte ich vom Dach runter und malte aufdrehe, wenn ich also derart die Angst ausblende, zwei L inien auf den Boden, ebenfalls mit fünf Meter dann wird es gefährlich.“ Distanz. Um zu üben, um meine Angst loszuwerden. Ich sprang – und schaffte es nicht. Totale Verwirrung: Was? Mein Bauchgefühl hatte mir doch dazu geraten. Ich kletterte wieder rauf, um mir die Sprungbahn noch einmal in Ruhe anzuschauen. Und dann probierte ich eine Technik, die ich bis heute anwende. Ich sage zu mir selbst: Angst, erzähl „MEIN ERSTES MAL“ IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE, in der mir alle schlimmen Sachen, die passieren könnten. Heldinnen und Helden über ihre Anfänge sprechen. Die Folge mit Jason Was könnte schiefgehen? Auf diese Weise entsteht Paul, in der er auch erzählt, wie er sich bei seiner ersten Weltmeisterschaft bei mir ein Plan B im Kopf. Ich bereite mich auf jede selbst überraschte, gibt’s im Podcast-Kanal von The Red Bulletin – auf allen gängigen Plattformen wie Spotify und auf redbulletin.com/podcast mögliche Situation vor, um dann schnell reagieren
18
THE RED BULLETIN
JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL
Er überwindet schwindelerregende Häuserschluchten, doch furchtlos ist er keineswegs: der deutsche Freerunning-Weltmeister über den Moment, der ihn lehrte, seinem Bauchgefühl zu vertrauen.
FLÜÜÜGEL FÜR DEN SOMMER. MIT DEM GESCHMACK VON APRIKOSE-ERDBEERE.
R NUR FÜ EIT KURZE Z
BELEBT GEIST UND KÖRPER®.
P O RT FO L IO
Live is Life
Wir freuen uns auf einen Sommer voll Musik. Wir wollen tanzen, singen, das Leben feiern. Zur Einstimmung (und als Erinnerung) zeigen wir die großartigen Konzertbilder des US-Fotografen Roger Ho. Text WOLFGANG WIESER
Gratulation!
Post Malone, Houston, 2018
Ein Mann, so strahlend wie das Lichtermeer, aus dem der auftaucht: der texanische Rapper und Sänger Post Malone, 26, beim Astroworld Festival in der texanischen Metropole. Das Bild entstand am Ende des Konzerts: „Deshalb versuche ich immer, bis zum Schluss zu bleiben – da wird’s meist magisch“, sagt Roger Ho. Wir kommentieren sein Bild mit einem Malone-Hit von 2016: „Congratulations!“
21
P O RT FO L IO
„Konzerte sind mein Leben. In manchen Augenblicken bekomme ich immer noch Gänsehaut.“ Roger Ho
Kopfgeburt
Diarrhea Planet, Austin, 2016
Es war einmal eine Band, die war bekannt dafür, dass sie sich gern über alle Grenzen hinweg setzte. Dazu gehört es auch, kopfüber Körper und Gitarre zu schwingen: „Diarrhae Planet waren für ihre irren Auftritte berühmt – und berüchtigt.“ 2018 löste sich die Band auf.
22
THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN
23
P O RT FO L IO
Ikono(foto)grafisch
Grace Jones, Los Angeles, 2016 Ach, wie herrlich ist es, sich Gedanken über das frühere Model zu machen und ihrem Tun die feinsten Interpretationen zu widmen. Hier trifft lässiger Tod auf lustvolles Leben. Ein Fest für Fotografen: „Jedes Foto, das ich von ihr gemacht habe, war ein gutes Foto.“ PS: Die ikonische Sängerin wurde im Mai 74!
24
THE RED BULLETIN
„Es lohnt sich, bis zum Schluss am Drücker zu bleiben. Die besten Momente habe ich immer am Ende eines Konzerts erlebt.“ Roger Ho
Schlussakt
Childish Gambino, Austin, 2014
„Das ist mein wichtigstes Bild“, sagt Roger Ho, „wenn man meine Arbeit danach beurteilt, wie oft ein Foto gezeigt wurde.“ Es entstand beim ACL Festival, kurz bevor Childish Gambino (der Künstlername des rap penden Hollywoodstars Donald Glover), 38, die Bühne verließ.
So emotional!
Future Islands, Austin, 2015
Der Mann, der das Mikrokabel schwingt wie ein Lasso, ist Samuel T. Herring, 38, Sänger der US-Synthiepop-Band Future Islands: „Er gibt bei jedem Auftritt alles, es ist ein Vergnügen, ihn zu fotografieren.“
THE RED BULLETIN
25
P O RT FO L IO
Floh-Zirkus
Red Hot Chili Peppers, Austin, 2017 Wenn Flea, 59, legendärer Bassist der Red Hot Chili Peppers, die Bühne entert, geht’s rund. Der Mann ist mit enormer Sprungkraft gesegnet und stellt das auch gerne unter Beweis. Das Besondere an diesem Bild? „Ich liebe diese Aufnahme, weil das Licht genau in diesem Moment von Blau auf Rot wechselte.“
26
THE RED BULLETIN
„Natürlich musst du Glück haben – so wie bei diesem Bild. Da hat das Licht im richtigen Moment gewechselt.“ Roger Ho
THE RED BULLETIN
27
P O RT FO L IO
„Am Anfang brauchst du wirklich ein dickes Fell, um dich nicht unterkriegen zu lassen.“ Roger Ho
Streichelweich
Tyler, the Creator, Houston, 2017
Tyler, the Creator, 31, galt jahrelang als Unruhestifter. Neuseeland und Großbritannien belegten ihn sogar mit Einreiseverbot. Roger Ho zeigt hier eine andere, überraschende Seite des Grammy-Preisträgers: das Schaf im Wolfspelz – streichelweich, sanft und nachdenklich.
28
THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN
29
P O RT FO L IO
DER FOTOGRAF
ROGER HO Er lebt mit seinem Hund Pepper, einem vier Jahren alten Welsh Corgi Pembroke, in Austin, Texas; schwärmt noch immer von Beyoncés Coachella-Auftritt 2018 und kriegt Gänsehaut, wenn er „Dance Yrself Clean“ von LCD Soundsystem hört („mein absoluter Lieblingssong“). Roger Ho, 37, hat 3D-Animation studiert, sich aber irgendwann müde und ausgebrannt gefühlt. Er schmeißt seinen alten Job hin, kauft sich eine Kamera und stellt rasch – und selbstbewusst – fest, dass er super in dem ist, was er tut: die magischen Momente bei Livekonzerten einzufangen. Auch wenn es Zeit brauchte, Übung und Beharrlichkeit: „Es war schwer, einen Fuß in die Tür zu bekommen, schließlich ist das einer der coolsten Jobs der Welt. Anfangs brauchst du wirklich ein dickes Fell, um dich nicht unterkriegen zu lassen.“ Doch längst hat sich das Blatt gewendet. Heute wird er von großen Festivals als Hausfotograf engagiert und ist glücklich darüber: „Konzerte sind mein Leben.“ Noch mehr Leben auf Instagram: @rohofoto
3, 2, 1 – go!
Bomba Estéreo, Chicago, 2018 Blume im Haar, leuchtendes Kleid, sprintstark: Die Frau, die hier durchstartet, ist Li Saumet, 43, Sängerin der kolumbianischen Band Bomba Estéreo: „ein immer frischer, fröhlicher Wirbelwind“.
30
THE RED BULLETIN
Flyin’ High
Hippie Sabotage, Austin, 2019 Ihr Remix des Hits „Habits (Stay High)“ der Sängerin Tove Lo liegt aktuell bei fast 950 Millionen Klicks auf YouTube. Kein Wunder, dass Hippie Sabotage Lust darauf haben, abzuheben. Hier springt Jeff Saurer, die eine Hälfte des DJ-Duos, in die Crowd.
„Ich fühlte mich ausgebrannt, schmiss meinen alten Job hin und kaufte mir eine Kamera. Das änderte mein Leben.“ Roger Ho
THE RED BULLETIN
31
Film
hat Adonis’ Body und den Geist von Odysseus, wenn es ums Erreichen neuer Ufer geht. Doch für seinen jüngsten Erfolg musste der Filmstar erst mal auf den Hund kommen. Interview RÜDIGER STURM
Sein Oberkörper ist immer noch perfekt trainiert. Wer Channing Tatum vor sich sieht, hat keinerlei Problem, in ihm den Actionhelden früherer Tage zu erkennen. Doch der ModelBody ist dem 42-Jährigen nicht mehr so wichtig, er hat sich beruflich neu orientiert. Nach Auftritten bei Regisseuren wie Quentin Tarantino („The Hateful Eight“) oder den Coen-Brüdern („Hail, Caesar!“) will er jetzt selbst als Regisseur durchstarten. Hier erzählt er, was ihn an Hunden inspiriert. Und warum er sich nie mit Mittelmaß zufriedengibt. the red bulletin: In „Dog“ spielst du einen Soldaten, der mit einem Belgischen Schäferhund durch die Vereinigten Staaten reist. Hattest du schon Erfahrungen mit Hunden? channing tatum: Ja, ich hatte mehrere Jahre eine Mischlingshündin namens Lulu, die 2020 leider an Krebs gestorben ist. Danach adoptierte ich einen Schäferhund. Gibt es etwas, was du von Hunden gelernt hast? Zuhören – auf eine ganz andere Art. Hunde vermitteln dir ihre Gefühle etwa durch die Art, wie sie sich bewegen. Du fragst dich: „Warum ist er heute nicht zur Tür gelaufen? Geht es ihm gut?“ Du stellst dich ganz instinktiv auf das Verhalten des Hundes ein, ohne das rational zu analysieren. Es ist einfach so, als würdest du mit einem stummen, sehr emotio nalen Wesen zusammenleben.
32
Was hatte es für eine Wirkung, als du Lulu verloren hast? Du lernst loszulassen. Als Lulu schon todkrank war, ging ich mit ihr auf eine letzte Reise, die auch den Film inspiriert hat. Auf diesem Trip wurde mir klar, dass ich an ihrem Sterben nichts ändern konnte. Ich musste das akzeptieren und mich darauf einstellen. Wie hat das deine Einstellung zum Leben grundsätzlich geprägt? Ich bin jemand, der seinen Willen durchsetzen will. Wenn ich mit einer Mauer, einer verschlossenen Tür oder einem Nein konfrontiert bin, dann hole ich mir eine Axt. Damit durchbreche ich das Hindernis. Zumindest war diese Sturheit bei mir früher ziemlich ausgeprägt. Jetzt gehe ich sanfter an die Dinge heran. Wenn ich Widerstand spüre, dann mache ich nicht einfach weiter Druck, sondern nehme mir eine Minute und denke: „Ich muss das nicht erzwingen, wenn es jetzt nicht funktioniert.“ Aber mit deiner Willenskraft hast du dich doch in der Branche ziemlich gut behauptet. Ich habe deshalb nicht meinen Ehrgeiz verloren. Meine Pläne sind vielleicht sogar noch ambitionierter geworden. Das hat auch damit zu tun, dass ich eine achtjährige Tochter habe, für die ich Zeit haben will. Ich drehe keine Filme einfach nur so. Da müssen schon ernsthaftere Absichten dazukommen. Und ich gebe mich nicht mit Mittelmaß zufrieden. Ich will den nächsten Meilenstein.
Keine Angst vor Überraschungen? Ich habe einige harte Bewährungsproben im Leben durchgemacht – darauf kann ich verzichten. Aber du musst dich auf das Unbekannte einlassen. Das gilt auch für meine Figur im Film. Dieser Mann begibt sich auf eine Reise mit diesem Hund. Er hat keine Ahnung, wo sie ihn hinführen wird, aber als er sie hinter sich gebracht hat, ist er menschlich um so vieles vorangekommen. Gibt es denn Eigenschaften von Hunden, die dich inspirieren? Hunde haben kein Ego, sie sind völlig reine Wesen, die sich ganz und gar auf etwas einlassen, ohne es zu hinterfragen. Sie können voll vertrauen. Das liebe ich an ihnen. Ich selbst bin jemand, der am Anfang Vertrauen in andere Menschen hat, aber dann schaltet sich mein Gehirn ein, und Zweifel kommen hoch. Aber wenn wir es schaffen würden, so wie Hunde zu sein, dann würden wir in einer besseren Welt leben. „Dog“ läuft seit dem 19. Mai im Kino.
THE RED BULLETIN
DANNY MOLOSHOK/AP/PICTUREDESK.COM
Channing Tatum
Welche Meilensteine gibt es denn bereits in deinem Leben? In meiner Jugend war ich kein guter Sportler, also habe ich so lange trainiert, bis ich einer war. Als ich merkte, dass mich die Schauspielerei allein nicht ausfüllt, habe ich mit einem Partner das Drehbuch zum Film „Magic Mike“ geschrieben. Auch, weil ich nicht davon abhängig sein wollte, dass man mir passende Rollen anbietet. Und indem ich die Regeln des Geschichtenerzählens lernte, wurde ich als Schauspieler besser. Der nächste Schritt war es, Regie zu führen – was ich bei „Dog“ gemacht habe. Ich bin mit dem Erreichten nie zufrieden, sondern sehe zu, dass ich etwas Neues lerne.
„Wenn wir mehr wie Hunde wären, lebten wir in einer besseren Welt.“ Channing Tatum, 42, resümiert, was er von vierbeinigen Freunden lernte.
THE RED BULLETIN
33
Fußball
Sarah Zadrazil kennt die üblichen Frauenfußball-Klischees: fad, irrelevant, zimperlich. Blödsinn, sagt die Mittelfeldspielerin des FC Bayern – und entkräftet für uns sechs Macho-Vorurteile. Text LISA HECHENBERGER
Foto MARKUS BERGER
Fußball war, ist und bleibt Männersache
„In den USA ist das Gegenteil der Fall. Dort ist Fußball ganz klar Frauensport, fast jedes Mädchen spielt von klein auf in einem Verein. Und Profis wie Megan Rapinoe stehen im Rampenlicht wie männliche Spieler bei uns. Während meiner vier Jahre dort (u. a. bei Washington Spirit; Anm.) hat es mich sehr motiviert, zu sehen, welchen Stellenwert Frauenfußball haben kann. In meiner Heimat Österreich ist das noch anders. Ich habe von der U7 bis zur U14 nur mit Burschen gespielt, weil es keine Mädchenmannschaften gab. Dass ich mich in dem Umfeld noch mehr durchsetzen und beweisenmusste, war für meine Karriere bestimmt kein Nachteil. Trotzdem wünsche ich mir mehr Support für den weiblichen Nachwuchs.“
Frauen sind zu zimperlich
„Ich glaube, dass Frauen sogar schmerzresistenter sind. Bei der EM 2017 habe ich mir im ersten Spiel gegen die Schweiz das Syndesmoseband fast durchgerissen, dann eine Partie pausiert und die restlichen mit Tape gespielt. Im Anschluss musste ich mehrere Monate zur Reha, doch das war es mir wert. Generell spielen Frauen einen sehr ehrlichen Fußball. Am Platz gibt es wenig Wehleidigkeit, wenig Drama. Uns ist es wichtiger, die Freude am Sport zu vermitteln, als zu schauspielern.“
34
Frauenfußball ist Standfußball
„Unsere Laufwerte sind denen der Männer sehr ähnlich. Bei guten Spielen renne ich genauso elf bis zwölf Kilometer, aber wir müssen uns nichts vormachen: Frauenfußball wird allein wegen unserer Physis immer langsamer sein. Das heißt allerdings nicht, dass der Sport weniger anspruchsvoll ist. Wir trainieren genauso viel und hart, aktuell fünf-, sechsmal die Woche, und die Spiele verlangen uns alles ab.“
Frauenklubs sind nur die Feigenblätter großer Vereine
„Als Damenmannschaft sind wir auf den Männerverein angewiesen, besonders aus finanzieller Sicht. Und dass ich irgendwann so viel verdiene wie ein Neymar Jr., ist sowieso unrealistisch. Aber beim FC Bayern merkt man, dass man mit unserem Team erfolgreich sein will und dafür in unsere Mannschaft investiert. Das Betreuerteam ist top auf gestellt, wir haben eine richtig gute Anlage, und unser ChampionsLeague-Spiel durften wir in der Allianz Arena absolvieren. Auch das ist ein Zeichen der Wertschätzung von Seiten des Vereins.“
Kein Mensch interessiert sich für Frauenfußball
„Die Damenmannschaft von Barcelona spielte vor kurzem gegen Real Madrid vor 90.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion Camp Nou: Ein Rekord – das sagt eigentlich schon alles. Klar, bis wir auch bei uns solche Dimensionen erreichen, ist es noch ein langer Weg. Anderer-
seits sind bei der Frauenfußball-EM bereits einige Spiele ausverkauft – so auch Österreichs Eröffnungsspiel gegen England mit 75.000 Leuten im Stadion Old Trafford. Marketing und Sichtbarkeit im Sinne von Plattformen, die unsere Spiele übertragen, sind immer noch Punkte, die Frauen- und Männerfußball unterscheiden. Trotzdem ist schon bei der EM 2017 ein ganz guter Hype entstanden. Und auf einmal waren bei unserem Halbfinale am Rathausplatz in Wien 12.000 Zuschauer beim Public Viewing. Wenn wir uns also gut präsentieren und erfolgreich sind, kann man hier zulande auch eine FrauenfußballEuphorie auslösen.“
Der Frauenfußball und die sexuellen Klischees
„Den Begriff ‚Lesbensport‘ finde ich schwierig. Ja, viele meiner Freundinnen haben Freundinnen – und auch den Mut, öffentlich dazu zu stehen und der Gesellschaft zu zeigen: Das ist völlig normal. Wer den Sport h auptberuflich ausüben will, wird privat immer zurückstecken müssen, speziell als Frau. Anders als bei männlichen Profis, wo sich die Partnerin um den Nachwuchs kümmern kann, muss ich bei der Familienplanung aus biologischen Gründen eine Karriere auszeit einplanen. Generell ist beim Frauenfußball das Thema sexuelle Orientierung aber kein Tabu – wir sind da viel offener. Vielleicht wirkt es auch deshalb so, als gäbe es mehr gleich geschlechtliche Beziehungen. Aber meiner Meinung nach zeigt das, dass es auch Ebenen gibt, auf denen wir den Männern weit voraus sind.“ Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen startet am 6. Juli. Mehr Einblicke in Sarahs Profikarriere und Leben auf Instagram: @sarah_zadrazil27
THE RED BULLETIN
„Wir spielen ehrlichen Fußball – ohne Drama und Wehleidigkeit.“ Bayern-Spielerin Sarah Zadrazil, 29, über den Unterschied zu den Männern
THE RED BULLETIN
35
Laufen
ist Deutschlands beste Langstreckenläuferin. Obwohl sie wöchentlich eine Distanz von drei Marathons absolviert, will sie ihr Training steigern – egal, was die anderen denken. Interview WERNER JESSNER
Die Deutsche Meisterschaft über 5000 Meter im Jahr 2019 wird Konstanze Klosterhalfen nie vergessen: Im vollen Berliner Olympiastadion wird es Runde für Runde lauter, als klar ist, dass die damals 22-Jährige den 20 Jahre bestehenden Rekord geradezu pulverisieren wird: Sie unterbietet die alte Bestmarke um ganze 14 Sekunden! Dabei über rundet sie das gesamte Feld mit Ausnahme der Zweitplatzierten. Nun kehrt die zweifache Olympia teilnehmerin wegen der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, die am 25. und 26. Juni stattfinden, in „ihr“ Olympiastadion zurück. the red bulletin: Wie geht ein junger Mensch damit um, von der Öffentlichkeit als „Jahrhundert talent“ gesehen zu werden? konstanze klosterhalfen: Zusammen mit meinem Umfeld versuche ich stets das möglichst von mir fernzuhalten. Ich habe das Laufen und auch das Training von Anfang an geliebt und wollte immer noch mehr machen. Selbst wenn durch die Wettkämpfe eine öffentliche Dimension dazukam, ist die Grundmotivation und die Leidenschaft zum Sport immer dieselbe geblieben. Gern zu laufen und den Rest den Profis zu überlassen? Genau.
36
So wie Forrest Gump, der nur beim Laufen in seiner Komfortzone ist? Das bin ich generell, wenn ich mich bewege. Als Kind habe ich ganz viele Sportarten ausgeübt: Ballett, Handball, Tennis. Du hast mal von dir gesagt: „Ich kann nicht gut rumgammeln.“ Ja, und manchmal muss ich auch sagen: leider. Nach intensivem Training ist Regeneration ungemein wichtig. Auf dem Gebiet des Nichtstuns kann ich mich aber noch steigern (lacht). Darum habe ich zum Beispiel meine Querflöte mit in Portland (Oregon; Anm.) und versuche, zum Ausgleich Musik zu machen. Du trainierst seit mehr als drei Jahren bei Nike in den USA. Welchen Stellenwert hat der Start bei den Deutschen LeichtathletikMeisterschaften für dich? Einen unglaublich hohen. Nicht zuletzt, weil ich mich unheimlich freue, nach Hause zu kommen. Es hat insgesamt daher noch mehr an Bedeutung gewonnen. Bekannte Gesichter zu sehen, vor deutschem Publikum zu laufen – darauf freue ich mich besonders. Was ist das Besondere an Portland, was an Leverkusen? In Amerika wurde ich von Anfang an sehr gut aufgenommen und finde perfekte Bedingungen vor. Unsere Laufbahn liegt wunderschön im Wald. Ich bin von einem tollen Team
Ist dein Potenzial ausgeschöpft? In den vergangenen beiden Jahren konnte ich verletzungsbedingt nicht so trainieren, wie ich wollte. Auch mein Trainingsumfang ist noch nicht voll ausgereizt: Pro Woche habe ich in etwa elf Einheiten und laufe 120 bis 130 Kilometer. Zusätzlich mache ich alternatives Training, zum Beispiel laufe ich im Wasser. Im Kraftbereich kann ich sicher auch noch etwas rausholen. Ich freue mich auf die kommenden Jahre. Gemeinsam mit meinen Trainern versuchen wir rauszufinden, wie wir die Potenziale noch besser ausschöpfen können. Apropos ideal für den Körper: Du wiegst bei 1,72 Metern 48 Kilo und wirst ständig auf eine vermeintliche Magersucht angesprochen. Nervt das? Ich kann damit gut umgehen. Wichtig ist für mich, mich komplett auf mich selbst zu konzentrieren. Ich fühle mich sehr wohl und fokussiere mich nur auf das Wesentliche: das Training und den Wettkampf. Woher kommt eigentlich dein ästhetischer Laufstil? Wenn ich laufe, stelle ich mir vor zu fliegen. Dann sieht automatisch alles ganz leicht aus. Vielleicht kommt es davon. Aber natürlich arbeiten wir auch am Laufstil und suchen ständig nach Verbesserungen. Instagram: @konstanze.klosterhalfen Infos zu den Deutschen LeichtathletikMeisterschaften am 25. und 26. Juni in Berlin: leichtathletik.de
THE RED BULLETIN
DANIEL HUG/RED BULL CONTENT POOL
Konstanze Klosterhalfen
umgeben, kann mit der internationalen Weltspitze trainieren. Bei meinem Heimatverein in Leverkusen ist alles vertraut, hier habe ich es in die internationalen Felder geschafft. Die Trainings- und Regenerationsbedingungen sind klasse. Die Kombination aus Portland und Leverkusen ist überragend, dafür bin ich dankbar.
„Wenn ich laufe, stelle ich mir vor, ich würde fliegen.“ Konstanze Klosterhalfen, 25, über ihre innere Leichtigkeit
THE RED BULLETIN
37
Fußball
11
verblüffende Coups hinter dem Cup RB Leipzig hat den Pott! Der Sieg im DFB-Pokal ist der erste große Titel in der Vereinsgeschichte. Hier ist die Leipzig-Erfolgsstory in elf Kapiteln: von der Macht der Ahnen über das Zocker- Netzwerk bis zum Frisör, der Tore schießt. Illustration BEN TALLON
IMAGO, GETTY IMAGES, PICTUREDESK.COM
Text CHRISTIAN KNOTH
38
THE RED BULLETIN
TEAMLEISTUNG
Die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco (2. v. re.) feiert den ersten großen Titel in der 13-jährigen Vereinsgeschichte. THE RED BULLETIN
39
Fußball
1
Leipziger Haarpracht Fußball ist ein Mannschaftssport – zehn Euro fürs Phrasenschwein! Und dennoch ist es mehr als eine Steilvorlage, wenn man den besten Einzelspieler in seinen Reihen hat. Und den hatte RB Leipzig in diesem Jahr: Fans, Experten und die Kapitäne der Bundesliga-Vereine wählten Christopher Nkunku zum Spieler der Saison. Zuvor war er bereits viermal Spieler des Monats gewesen. Der französische Leistungsträger, der seit 2019 für die Roten Bullen kickt, erzielte in dieser Saison 36 Scorer- Punkte (Tore und Vorlagen). In der Bundesliga-Tabelle liegt er damit auf Platz zwei hinter Weltfußballer Robert Lewandowski. Der 24-Jährige ist bei seinen Mit spielern aber nicht nur beliebt, weil er auf dem Platz die Gegener rasiert – der frischgebackene Nationalspieler hat als Hobby-Friseur auch schon mal bei seinen Vereinskollegen Hand angelegt und ihnen die Haare gestutzt. Das Ergebnis: fesche Friesen und gelock(er)te Stimmung! Und ohne Stimmung kein Erfolg. Wer weiß, was Multitalent Nkunku nach seiner Karriere irgendwann einmal machen wird? Vielleicht arbeitet er als Trainer, als Berater, als TV-Experte – oder seine zweite Karriere geht als „Die Hoch-Zeit des Figaro“ in die Geschichte ein. Und … Schnitt!
DER ABRÄUMER: MOHAMED SIMAKAN, 22
Das Abwehr-Ass spielte seine erste Bundesliga-Saison – mit Bravour.
2
Die French Connection Abstimmungsprobleme durch Kommunikationsschwierigkeiten gibt es in diesem Team auf keinen Fall, vraiment pas! Neben Christopher Nkunku spielen noch zwei weitere Franzosen in der Mannschaft: Nordi Mukiele, 24, und die Abwehrkante Mohamed Simakan. Benjamin Henrichs, 25, ist zwar Deutscher, spricht aber ebenfalls fließend Französisch, weil er zuvor bei der AS Monaco auflief; und auch Amadou Haidara, 24, weiß: „Le ballon“ ist kein Luftballon, der platzt, wenn man ihn tritt – sondern das Spielgerät. Die Landessprache in seiner Heimat Mali ist Französisch. Dass sich die vier Defensivspieler blendend verstehen, konnte man heuer auch auf dem Platz sehen: RB Leipzig stellte zusammen mit den Bayern die beste Abwehr der Liga (37 Gegentore). Oh, là, là! (Ach, übrigens: Was wir als „Ballon“ bezeichnen, ist für Leipzigs French Connection eine „montgolfière“ …)
DER BARBIER: CHRISTOPHER NKUNKU, 24
Der Barbier am Ball wurde zum „Spieler der Saison“ gewählt.
40
THE RED BULLETIN
3
4
IMAGO, PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES
Das Rad des Weisen Eltern kennen das Pro blem, und Trainer sind ja auch irgendwie Väter: Wie geht man damit um, wenn Kinder, wenn Spie ler die Regeln brechen? Eine Woche Handy verbot? Möglich. Aber für Fußballer schlimmer als eine Rotsperre. Und auch Taschengeldentzug kommt Profis vor wie ein Foul ohne Ball. Also ließ sich Leipzigs Coach Jesse Marsch (war zwar nur zwei Pokalrunden im Amt – aber hey, da sind die Bayern zum Beispiel schon rausgeflogen) etwas anderes einfallen: Wer etwas falsch macht, dreht am Strafenrad! Und hilft dann – je nach dem, auf welchem Feld es stoppt – zur Buße im Fanshop aus oder checkt Geschenke für die Mit arbeiter der Geschäfts stelle, oder … Alles besser als Handyverbot!
THE RED BULLETIN
Emil und die Macht der Ahnen
SPÄTES GLÜCK: EMIL FORSBERG, 30, gewann nach
zwei Finalpleiten 2019 und 2021 nun e ndlich den Pokal.
Emil Forsberg ist einer der dienstältesten Spieler bei RB Leipzig, schon seit 2015 beflügelt er die Roten Bullen. In dieser Periode erreichte der Verein dreimal das DFB-Pokal-Finale – und in jedem vorangegangenen Halbfinale erzielte der Schwede ein Tor. So auch diesmal beim 2:1-Erfolg gegen den Ligakonkurrenten Union Berlin, als er in der Nachspielzeit per Kopf einnickte. Kein Wunder also, dass der 30-Jährige in seiner Wahlheimat mittlerweile Kultstatus genießt. Laut einer Studie war Emil 2021 der am häufigsten vergebene Jungenname in Leipzig. Zufall? Oder vielleicht doch der Plan, dem Baby gleich auch ein wenig Torinstinkt in die Wiege zu legen. Aber wenn wir schon beim Familiären sind: Das Kicken steckt Emil im Blut, der Schwede stammt aus einer fußball verrückten Dynastie. Schon sein Opa und sein Papa waren Kicker. Alle drei spielten früher mal für den schwedischen Verein GIF Sundsvall und trugen die Rücken nummer zehn. Während Opa Forsberg als Regisseur bekannt war, überzeugte der Vater als Knipser. Das Besondere am Junior: Emil Forsberg vereint die Qualitä ten seiner Ahnen, ist quasi ein Hybrid aus Opa und Papa. Das macht den 70-fachen Nationalspieler unverzichtbar.
41
Fußball
Der vergoldete Kevin Haarspalterei, die zweite: Jawohl, den DFB-Pokal hat RB Leipzig auch ein klein wenig dem Hairstyle von Kevin Kampl zu ver danken. Als der Slowene noch für den VfL Osnabrück kickte, hat er sich das Haupthaar blondiert. Und weil seine Karriere von da an steil bergauf ging – es folgten Stationen in Salzburg, Dortmund und Leverkusen –, stiegen ihm auch die Haare zu Berge: Immer prächtiger wurde das Blond des Mittelfeld motors. Alles nur Aberglaube, Herr Kam(m)pl?
DER DOLMETSCHER: DOMENICO TEDESCO, 36, übernahm im Dezember das Traineramt und machte aus Leipzig das beste Team der Rückrunde.
6
Listen to me, per favore Die Headline ist kein unkontrollierter Sturmlauf der Sprachen. Denn um Domenico Tedesco, dem Cheftrainer der Bullen, gerecht zu werden, hätten wir eigentlich sechssprachig titeln müssen. Der Mann an der Seitenlinie spricht nämlich Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Französisch und Russisch – und das mal laut, mal leise, mal flüssig, mal fluently. Für ein Team, das mit Spielern aus insgesamt 14 Ländern gespickt ist, ein großer Vorteil. Der 36-jährige Taktikfuchs, der vor seinem Amtsantritt im Dezember 2021 unter anderem den FC Schalke 04 und Spartak Moskau betreute, kann dadurch noch besser auf jeden Spieler eingehen – und der wiederum kann den Chef beim Wort nehmen. Dank seiner Spanischkenntnisse verhalf Tedesco seinem perfekt Spanisch sprechenden Torjäger André Silva (eigentlich ein Portugiese) wieder zur Topfom. In den ersten sieben Begegnungen unter der Regie von Tedesco knipste der Stürmer gleich sechsmal. Da können die Leipzig-Fans nur danke sagen. Oder, um Silva zu zitieren: „¡Muchas gracias, Domenico!“
IMAGO, PICTUREDESK.COM (2)
5
MARKENZEICHEN: KEVIN KAMPL, 31,
ändert öfter die kunstvolle Frisur – aber nie die Haarfarbe.
42
THE RED BULLETIN
7
Der Universal - Ösi „Jetzt muass halt ich no a Schäuferl drauflegen“, muss sich Sachsens neuer Lieblings-Ösi, Konrad Laimer, wohl gedacht haben, was übersetzt so viel bedeutet wie: Nun muss ich eben noch eine Schippe zulegen. Damals nämlich, als Kapitän Marcel Sabitzer die Roten Bullen im Sommer 2021 in Richtung München verließ. Die Enttäuschung bei den Fans war groß, schließlich hatte „Sabi“ viele Jahre zu den absoluten Identifikationsfiguren gehört. Aber sein Nationalmannschaftskollege Laimer nutzte die Chance, die sich mit dem Transfer bot – und übernahm das Ruder im Mittelfeld. Der 24-Jährige spielt seit fünf Jahren bei RB Leipzig. Aber das war wohl seine bisher beste Saison. Immer on point und selten verletzt. Ein Art „Rundumsorglospaket“. Egal ob defensiv als Feuerlöscher oder offensiv als Goalgetter, Laimer beweist fast überall, wie wertvoll ist. Einer der Höhepunkte: sein Doppelpack beim 4:1-Erfolg in Dortmund, wo er außerdem noch einen Treffer vorlegte und an diesem Abend selbst Erling Haaland die Show stahl. Urleiwand, Conny!
DER AUFSTEIGER: KONRAD LAIMER, 24 Der österreichische Nationalkicker spielte heuer seine bisher beste Saison.
THE RED BULLETIN
43
Fußball
8
Das Geheimnis hinter der Doppelnull Ein guter Tormann, so drückt man’s bildhaft aus, muss die Null halten. Doch dieser hier hält sogar die Doppelnull. Dabei ist er kein Freund der spektakulären Flugeinlagen, sondern hebt nur ab, wenn es wirklich nötig ist. Aber alles der Reihe nach: Péter Gulácsi, der 32-jährige Keeper und Kapitän, spielt bereits seit 2015 für die Roten Bullen. Mehr als 270 Pflichtspiele absolvierte der Ungar in dieser Zeit für die Leipziger, nur Stürmer Yussuf Poulsen hat mehr Begegnungen in den Beinen als Péter in den Händen. Und das ohne jede Eitelkeit und Show, eher als unscheinbarer Held, auf den immer Verlass ist. Oder, um es mit den Worten von Commissioner Gordon aus „Batman“ zu sagen: „Er ist ein stiller Wächter, ein wachsamer Beschützer.“ Ohne Zweifel gehört der ungarische Nationalspieler zu den verlässlichsten Torhütern der Liga. Ein Grund dafür ist neben der Psyche aber auch seine robuste Physis: Gulácsi ist trotz seines reiferen Alters kaum verletzt. Und das gibt auch der Abwehrreihe die nötige Sicherheit, die sie braucht, um in den ganz engen Duellen die Ruhe zu bewahren. Denn jeder Fußballanalyst weiß: Ein sicherer Schlussmann verbessert auch die Leistung der Vorderleute und verringert deren Fehlerquote. Kopfsache und Teamwork eben. Und: Bereits zweimal war Gulácsi am Ende einer Saison (nämlich 2018/19 und 2020/21) der Torwart mit den meisten Zu-null-Spielen. Zwei Saisonen, zweimal am öftesten zu null gespielt: Péter Gulácsi, der Mann mit der Doppelnull! Übrigens: Im August 2021 – also pünktlich zu Saisonbeginn – wurde er zum zweiten Mal Vater: noch ein Doppelpack, den dieser Star ohne Allüren mit beiden Händen festhält.
44
RÜCKHALT: PÉTER GULÁCSI, 32 Auf ihn ist Verlass. Der Keeper spielte in dieser Saison zehnmal zu null.
THE RED BULLETIN
HEILSBRINGER: DANI OLMO, 24,
fehlte fast die komplette Hinrunde. Seit seiner Rückkehr lief es auch bei Leipzig wieder besser.
10
Das Netzwerk der Zocker
9
PICTUREDESK.COM
Das Derby der Streber Und noch mal Domenico Tedesco: Der Leipzig- Trainer absolvierte 2016 den Fußballlehrer-Lehrgang als Jahrgangsbester mit einer Abschlussnote von exakt 1,0. Mit ihm da mals in derselben Klasse: Julian Nagelsmann. Der heutige Bayern-Coach hatte auf dem Zeugnis allerdings bloß eine 1,3 stehen. Kein Wunder also, dass Klassenprimus Tedesco den DFB-Pokal holte. (Julian Nagelsmann hat den Cup übrigens noch nie gewonnen. Die Bayern schieden bereits in der zweiten Runde mit 0:5 gegen Borussia Mönchengladbach aus.) THE RED BULLETIN
Sportwissenschaftlich ist der Zusammenhang zwar noch nicht restlos erforscht – aber zumindest auf dem Papier sind die Fußballstars von RB Leipzig heuer nicht die einzigen Pokal-Helden der Sachsen: Auch die „FIFA“-Profis der Roten Bullen haben Grund zur Freude. Ende März gewannen die eSportler das Finale der Virtual Bundesliga Club Championship und krönten sich damit erstmals zum Deutschen Club-Meister im eFootball. Was das nun mit dem Pokal-Erfolg der Rasenballsportler zu tun hat? Sportpsychologen kolportieren hinter vorgehaltener Hand, dass der Titel der Bildschirm-Athleten die Echt-Fußballer unter Zugzwang gebracht und die letzten Reserven mobilisiert hat. Denn welcher Bulle hätte schon Bock auf Spott aus den eigenen Reihen? Fakt ist: Es steigen in Leipzig immer wieder auch „FIFA“-Matches zwischen den Fußball- und „FIFA“Profis. Der spanische Mittelfeldspieler Dani Olmo etwa zockte auch schon gegen „FIFA“-Ass Umut Gültekin. Bestimmt wurde hier auch über den einen oder anderen Psychokniff getratscht.
11
Der Mann, der die großen Titel bringt RB Leipzig profitiert seit kurzem von einem Experten, der schon allein sinnbildlich perfekt zu den Bullen passt. Immerhin war er früher berühmt für seinen Torero-Torjubel. Sein Name: Mario Gómez. Der 36-Jährige ist seit Beginn diesen Jahres an Bord und hat in seiner Rolle als Technischer Direktor des internationalen Red Bull-SoccerTeams auch ein Auge auf die Leipziger Local Heroes. Der Torjäger i. R. gewann in Diensten des FC Bayern und des VfB Stuttgart drei Deutsche Meisterschaften, einmal die Champions League und zweimal den DFB‑Pokal. Kurz gesagt: Der Mann weiß, wie man Trophäen gewinnt – nun hilft er mit seiner Expertise, dass die Titelsammlung bei RB Leipzig ähnlich umfangreich wird. 2020 beendete Mario Gómez seine Fußballerkarriere und ist jetzt einer von zwölf Spezialisten, die die Red Bull-Klubs aus Leipzig, Bragança in Brasilien und New York ganzheitlich steuern. Next Stop Meistertitel?
Noch mehr Infos über die Pokal-Helden? Bitteschön: rbleipzig.com
SIEGER-DNA: MARIO GÓMEZ, 36 Der Sportdirektor des Red Bull Soccer Teams gewann als Spieler zweimal den Pokal. Er weiß, wie man Titel holt.
45
Surfen
Surfing Switzerland
Kein Meer, keine Küste, keine Brandung. Na und? Die Schweiz ist ein Surfparadies, seit in den Achtzigern erstmals ein paar Exoten unter einer Brücke aufs Board stiegen. Bei uns erzählen sie die ganze Brettgeschichte. Text ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE
Fotos DOM DAHER
MACH DIE WELLE
Für diese Geschichte öffnete Fotograf Dom Daher für uns sein Album mit den besten Surferfotos der Schweiz: Hier im Bild nutzt Ueli Kestenholz, ein Freund von Daher, auf dem Thunersee die Bugwelle eines Ausflugsschiffes.
47
Surfen
U
ngläubig blicken die Zuschauer von der Pont de la Machine auf diese merkwürdigen Figuren da unten im Wasser hinab. Sie sind eine kleine Sensation. Kinder zeigen mit dem Finger auf sie. Passanten bleiben stehen, blockieren den Gehweg, fast jeden Abend dasselbe. Und in der Zeitung wird man schon bald lesen, die hochkonzentrierten Geschäftsleute würden bei ihrer Arbeit gestört, weil der Trubel auf der Brücke im Herzen der Genfer Altstadt so groß sei. Es ist 1982, es ist Sommer, und der Grund für den allabendlichen Auflauf ist eine Handvoll abenteuerlustiger Jungs um den damals 14-jährigen Gaël Vuillemin. Auf Surfbrettern stehen sie unterhalb der Brücke im tosenden Wasser, das dort mit Wucht aus dem Genfersee in die Rhone strömt, und lassen’s unter sich nur so vorbeirauschen. „Bevor wir das zum ersten Mal versuchten, hatte ich vier Wochen zum Surfen in Frankreich verbracht“, sagt Gaël, der heute 54 ist. „Als ich zurückkam, sah ich mir die Brücke an und dachte: Vielleicht funktioniert das auch hier in Genf?“ Also probiert es die Gaël-Gang ganz einfach. Die Teenager binden ein Seil an das Brückengeländer, ziehen sich damit von unten aufs Brett. Und als sie es loslassen, 48
stehen sie für ein paar Sekunden auf einer Welle wie ihre Vorbilder in Kali fornien. Sie surfen! In der Schweiz! Unglaublich! Und plötzlich fühlten sie sich, als würden sie übers Wasser gehen. „Wir folgten einfach unserer Leidenschaft, unserer Lust am Ausprobieren“, sagt Gaël. „Wie Pioniere fühlten wir uns nicht.“ Aber genau das waren sie: Surf pioniere. In einem Land, das über keinen Meter Meeresküste verfügt, waren sie die Ersten, die sich anschickten, die Geografie zu überlisten. Und Wege fanden, um im Land der Berge Wellen zu reiten. „Ich konnte mir schon damals vor stellen, dass das Surfen in der Schweiz populär werden könnte“, sagt Gaël, „weil sich viele meiner Freunde, die ich zu dem Sport brachte, sofort ins Surfen verliebten.“ Aber die Entwicklung, die es in jüngeren Jahren genommen hat? Damit rechnete wohl auch er nicht. Rund 45.000 aktive Surferinnen und Surfer gibt es laut einer Schätzung des
„Vom Atlantik unter die Genfer Brücke: Ich dachte mir, warum nicht?“ Surfer Gaël Vuillemin
Schweizer Surfverbands Swiss Surfing heute in der Schweiz. Eine erstaunliche Zahl für ein Binnenland, das eine Tagesreise vom nächsten Meeresstrand mit brauchbaren Wellen entfernt liegt. Der Anteil der Surfer an der Einwohnerzahl der Schweiz liegt genauso hoch wie im meerumspülten Frankreich mit seinen legendären Surfspots am Atlantik. Die Schweiz, man kann das wohl so sagen, ist ein Land der Surfer geworden. Und immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entdecken, dass sie ihre Heimat nicht einmal unbedingt verlassen müssen, um ihrer Leidenschaft zu folgen. Aber wie kam es dazu? Wer sind die Menschen, die – wie einst Gaël und seine Kumpels – Schweizer Gewässer zu Surf spots tunten? Und vor allem: Wo findet man sie, die besten Wellen der Republik?
Die Spur der glücklichen Gleiter
Der Hobbysurfer Esteban Caballero, der Fotograf Dom Daher und die Journalistin Patricia Oudit sind seit zwei Jahren unterwegs, um diesen Fragen nachzuspüren. Was sie dabei herausfinden, zeigen sie in der ebenso erhellenden wie unter haltsamen Web-Serie „Landlocked“. Sie haben glücklich gleitende Surfer auf endlosen Flusswellen getroffen, sie haben un erschrockene Surfer in den eisigen Wellen des Neuenburgersees erlebt, sie haben einen riesigen Wellenpool im Wallis besucht, der das Surfen in der Schweiz nachhaltig verändern könnte. Und bei all dem haben sie, erzählt Dom, eines THE RED BULLETIN
WELLE AUF KNOPFDRUCK
Fantin Habashi übt im Outdoor-Surfbecken von Alaïa Bay in Sitten, dem ersten in Kontinentaleuropa.
DER EINSTEIGER
Symbolbild aus Dom Dahers Album: ein Boarder kurz vor dem Einstieg ins urbane Wildwasser
Surfen
Oben: die Schweizer Surfer Esteban Caballero (li.) und Valentin Milius. Unten: Esteban zieht beim Dreh für die Doku-Serie „Landlocked“ seine Runden über den eiskalten Neuenburgersee.
THE RED BULLETIN
Oben: Vincent Schneider surft auf der Flusswelle in Bremgarten. Unten: Hale Woods, Erfinder der Freeride World Tour, gründete 1992 die Swiss Surfing Association.
51
Surfen
„Unglaublich, wie vielfältig die Möglichkeiten bei uns sind.“ Fotograf Dom Daher Die Surfer Valentin Milius und Esteban Caballero (re.) schrauben an ihrem selbst gezimmerten Board. Die beiden sind Protagonisten der Web-Serie „Landlocked“.
Im Herzen der Stadt Zürich: Urban Surfer José Fernandes reitet die Citywave. Die Höhe der Welle kann an das Surflevel der Gäste angepasst werden.
i mmer wieder festgestellt: „Das Surfen in der Schweiz ist unglaublich vielfältig und kann richtig Spaß machen.“ Kaum irgendwo wird das so unmittelbar sichtbar wie an der Flusswelle in Bremgarten, etwa 15 Kilometer westlich von Zürich. Schon Anfang der 70er-Jahre sollen sich auf der stehenden Welle erste Surfer auf ihren Brettern versucht haben. Heute ist Bremgarten einer der populärsten Surfspots in der Schweiz. Im Frühjahr und Frühsommer, wenn das Schmelz wasser die Reuss ansteigen und eine endlose Welle erzeugen lässt, sind die Bedingungen ideal. Surfer springen von der kleinen Insel in der Mitte der Reuss ins tiefgrüne Wasser und reiten die Welle. Junge, Alte, Anfänger, Könner, Fluss 52
wellen-Spezialisten, Atlantikwellen-Veteranen, ein einziges Woodstock im Wasser. „Das Erstaunlichste dort war, dass sich tatsächlich das Gefühl einstellte, beim Surfen zu sein“, sagt Esteban, der in „Landlocked“ immer wieder sein Brett rausholt und die Wellen seines Landes testet. „Du parkst dein Auto, schlüpfst in den Wetsuit, schnappst dir dein Brett, und los geht’s. Es ist wie ein Mini-Surf urlaub. Du vergisst den Stress der Woche, hast dieses Gefühl, auf dem Brett zu stehen. Und danach gehst du auf den Campingplatz, grillst und chillst.“
Ein Mann, der gut kennt, was Esteban da beschreibt, ist Benedek Sarkany. Der 42-Jährige ist Präsident von Swiss Surfing sowie Nationaltrainer des Verbands und hat in Bremgarten einen eigenen Wohnwagen stehen. In den vergangenen Jahren konnte er am Ufer der Reuss beobachten, was sich auch in den Daten seines Verbandes niederschlägt: Die Zahl der Surfer nimmt seit etwa acht Jahren rapide zu. Noch 2014 waren es etwa 20.000 weniger als heute.
Die kleine Welt der Bretter
Wie er sich das erklärt? „Zum einen sind wir Schweizer eine Brettsport-Nation. Wir stehen schon als Kinder auf Ski oder Snowboards und lernen, irgendwo hinabzufahren. Zum Wellenreiten ist es von da kein großer Schritt. Zum anderen reisen wir gerne. Viele lernen das Wellenreiten im Ausland und wollen es weiter betreiben, wenn sie zurück sind. So stoßen sie dann auf Bremgarten und all die anderen Möglichkeiten.“ Und davon gibt es heute viele. In den vergangenen Jahrzehnten entdeckten Schweizer Surfer mehrere neue Flusswellen, wie in Bern, Basel oder Thun. Zudem entstanden auch erste An lagen mit künstlich erzeugten stehenden Wellen, wie die Outdoor-Wellenreit anlage „Urbansurf“ mitten in der Stadt Zürich oder die Indoor-Anlage „Oana Citywave“ in Ebikon. Und dann wäre da natürlich noch die Möglichkeit, auf THE RED BULLETIN
DER MEER-WERT
Surflehrerin Fabienne Sutter beim Shooting für The Red Bulletin in der Bergwelt der Région Dents du Midi. (Die Kuh im Hintergrund heisst übrigens Caipirinha.)
VORNE GISCHT, HINTEN GIPFEL
e inem der Schweizer Seen den Wellen nachzujagen. Das allerdings ist eher was für echt Motivierte – und Hartgesottene. Als der Lausanner Surfer und Mit begründer der Association Romande de Surf, Greg Williams, 2014 in Villette am Genfersee die wohl höchsten Wellen reitet, die je auf einem Schweizer See gesurft wurden, ist es Februar. Der Wind bläst mit bis zu 150 Stundenkilometern übers Wasser. „Die Wellen waren viel leicht 1,50 Meter hoch, und du konntest nur wenige Sekunden surfen“, erzählt Williams in „Landlocked“, „aber, mein Gott, was für ein einmaliges Gefühl: Du reitest eine Welle auf deinem See!“ Wellen wie an jenem „Big Thursday“, wie ihn Williams heute nennt, sind selten. Aber ein paar Tage, an denen man an einigen Stellen am Genfersee und am Neuenburgersee surfen kann, gebe es jedes Jahr, erzählt Esteban. Einen davon hat er selbst im Neuenburgersee erlebt. „Es war superkalt, und die Wellen waren superklein, aber immerhin: Du konntest sie tatsächlich reiten!“ 54
„Surfen auf der Flusswelle in Bremgarten ist wie ein kurzer Urlaub.“ Surfer Esteban Caballero
Ueli Kestenholz beim Wingfoil-Surfen auf dem Thunersee. Das Segel hat keinen Kontakt zum Brett.
Wer Wellen wie am Meer sucht, wird an den Seen eher nicht fündig. In anderen Teilen des Landes aber schon. Etwas wei ter im Süden. In der Alaïa Bay in Sitten, im Herzen der Schweizer Alpen. „Seit es diese Anlage gibt, habe ich das Gefühl, dass man in der Schweiz tat sächlich surfen kann“, sagt Fabienne Sut ter über die Alaïa Bay, ein Outdoor-Surf becken in der Größe eines Fußballfelds (und das erste Surfbecken überhaupt in Kontinentaleuropa), das auf Knopfdruck ideale Wellen jeder Größe liefert.
Die Atlantik-Connection
Fabienne, 31, ist eine Art Schweizer Vor zeigesurferin: Ihr Weg aufs Brett verlief klassisch, ihre Fähigkeiten darauf sind klasse. Aufgewachsen in einem Dorf im Kanton Schwyz, stand sie schon als Kind auf Ski, später auf dem Skateboard, mit 18 dann erstmals auf einem Surfbrett am THE RED BULLETIN
Surfen
Atlantik. Heute lebt sie den Großteil des Jahres im nordwestspanischen Küs tendorf Ferrol, arbeitet als Surflehrerin und war lange Mitglied des „National Talents Teams“ von Swiss Surfing. Sie hat Flusswellen ausprobiert, ist auf Schweizer Seen den Wellen nach gepaddelt, aber so richtig befriedigend fand sie das alles nicht. Von der Alaïa Bay aber schwärmt sie: „Du kannst dort so viel Zeit auf der Welle verbringen, dass du wirklich Fortschritte machst.“ Die Anlage könne auf Breitensportebene das Surfniveau in der Schweiz heben und biete auch echten Topleuten großartige Möglichkeiten. „Klar ist das Surfen im Meer noch mal was anderes, und den
„Unsere kleine Revolution: die Mini-Welle, extra für Surfer-Kids.“ Surf-Coach Benedek Sarkany
Spirit des Sports erlebst du dort noch intensiver. Aber wenn du an bestimmten Dingen feilen willst, ist die Anlage per fekt: weil du so viel Zeit auf der Welle verbringst. Und weil dein Coach dich rausholen, dir Tipps geben und dich gleich wieder reinschicken kann, um sie umzusetzen.“
Die maßgeschneiderte Welle
Benedek Sarkany von Swiss Surfing spricht sogar von einer „kleinen Revolu tion“. Vor allem was den Surfnachwuchs betrifft, könne sich durch die Alaïa Bay vieles verändern. „Du kannst jetzt als Achtjähriger in der Schweiz surfen gehen, in einem sicheren Umfeld, mit ideal auf dich abgestimmten Wellen. Das wird das Surfen in der Schweiz insgesamt besser machen.“ Und vielleicht wird es dem Land irgendwann sogar seinen ersten Surf-Star bescheren. „Landlocked“-Macher Dom Daher jedenfalls kann sich das gut vor stellen. In nicht allzu ferner Zukunft, glaubt er, könnten olympische Surfwett bewerbe nicht mehr im Meer ausgetragen werden, sondern in Pools, ähnlich dem in der Alaïa Bay. Doms Schlussfolgerung: „Wir haben einen Roger Federer hervor gebracht, weil wir grossartige Tennis plätze haben – warum sollen wir nicht den nächsten Kelly Slater hervorbringen, wenn wir großartige Bedingungen fürs Surfen h aben?“ Doch das ist eine andere Brettgeschichte.
„Landlocked“ Schweizer Surf-Storys: die Serie zum Phänomen
In der kurzweiligen Webserie „Land locked“ zeigen Surfbegeisterte um den Fotografen Dom Daher, dass die Schweiz auch ganz ohne Meer ein Paradies für Surfer ist. Die Episoden sind zu finden auf youtube.com (Landlocked Swiss Surfing).
Surfer Sandro Santschi trainiert im Herzen der Altstadt von Thun: Der Spot an der Mühleschleuse wird wegen seiner Kraft auch „Das Monster“ genannt. THE RED BULLETIN
55
Kein Meer? Kein Problem! Egal ob See, Fluss, Pool, Halle – oder gleich neben der chilligen Cocktailbar: Hier sind die besten sechs Schweizer SurfSpots für Anfänger und Profis. Illustration TOBIAS GÖBEL
Genfersee. Sie sind selten, aber es gibt sie: surfbare Wellen am Genfersee. Jedoch nur an einigen stürmi schen Wintertagen – und an Spots, die die Locals gerne für sich behalten. Surf-Experte Esteban Caballero empfiehlt: Bei starkem Wind aus Südwesten das Nordostufer (etwa von Pully bis Montreux) abfahren und nach Wellen und Seezugängen Aus schau halten – und den dicken Neoprenanzug einpacken.
1
3
1 2
Alaïa Bay in Sitten. Das riesige Surfbecken inmitten der Walliser Alpen ist das erste und einzige seiner Art in Kontinentaleuropa. Rund 300 bis 1000 surfbare Wellen in einstellbarer Größe, Form und Frequenz rollen pro Stunde über den Wavepool. Und wer nach seiner Surf-Session nicht aus gepowert ist, kann eine Stunde später mit dem Snowboard auf einer Piste stehen.
Mühleschleuse in Thun. Die Surfer an der Flusswelle in Thuns Altstadt nen nen den Surfspot nicht umsonst „The Monster“. Die Welle ist schnell, hoch – und nicht ganz ungefährlich: Die Pfeiler der Mühlebrücke sind nah, die Fels brocken in der Aare zahlreich. Für routinierte Flusssurfer aber ist sie ein kleines Paradies, umgeben von Cafés und Bars.
alaiabay.ch
flusssurfen.ch
2
56
3
THE RED BULLETIN
Surfen
Urbansurf in Zürich. Die Anlage im GeroldQuartier bietet ein feines Allround-Paket: eine perfekte künstliche Welle unter freiem Himmel in einem etwa tennisplatzgroßen Pool. Dazu Bars, Streetfood, manchmal Live konzerte. Offen von April bis Oktober, dank gepolsterter Wände und genügend Beckentiefe auch für Anfänger perfekt.
6
6 5
urbansurf.ch
4
Indoor Citywave OANA in Ebikon. Die einzige Indoor-Surfanlage der Schweiz bietet das ganze Jahr über eine stehende Welle in einem tropisch warmen Pool. Es lassen sich einzelne Surf-Slots buchen, Sessions mit Trainer, dazu Kurse und Surfcamps. Dank einstell barer Wellenhöhe geeignet für Einsteiger wie Könner – perfekt für Beach-Feeling im Winter.
Stehende Welle in Bremgarten. Die Welle 15 Kilometer westlich von Zürich gilt als Mekka des Schweizer Flusssurfens. Perfekte Bedingungen herrschen meist im Frühling und Frühsommer. Tipp: den Wasserstand der Reuss (Station Mellingen) im Internet checken! Bewegt die Welle zwischen 200 und 350 m³/s, lässt sich meist surfen. Die Welle be findet sich am Honeggerwehr, am besten über die Insel einsteigen.
oana.surf
flusswellenbremgarten.ch
5
ALEXANDER NEUMANN-DELBARRE
4
THE RED BULLETIN
57
5-M IN U TE N-C OACH
00:00 NIE MEH R L A M PE N FIEBER
Nicht ohne meine Mutti
B-Boy SAID gehört zu den besten Tänzern Deutschlands. Hier verrät er, wie er bei Auftritten vor großem Publikum cool bleibt – und was ein Wüstentrip damit zu tun hat.
00:18
01:59
Schmuck tragen Auch ein Talisman kann einem die Nervosität nehmen und Selbst vertrauen schenken. Das kann alles sein, ein Stein, ein Kleidungsstück oder ein Schmuckstück. Ganz egal. Ich habe zum Beispiel einen Ring, den ich immer extra vor einer Battle anstecke. Ich kaufte ihn in Marokko, als ich 2018 eine Reise durch die Wüste unternahm. Damals dachte ich sehr viel über mein Leben nach und darüber, wie viel Arbeit ich in den Breakdance stecken möchte – und zu welchen Opfern ich für meine Karriere bereit bin. Wenn ich heute während eines Wettkampfes auf meine Hand gucke und den Ring sehe, kommen diese Emotionen wieder in mir hoch. Das gibt mir einen Extraschub an Kraft.
Das Zwerchfell pflegen
Den Leuten in die Augen schauen
Vor meinen Auftritten mache ich immer folgende Atemübung: Ich nehme eine bequeme und aufrechte Position ein, damit das Zwerchfell genügend Platz hat, dann atme ich ein paarmal tief in den Bauch. Warum ich das mache? Eine be wusste und tiefe Atmung reguliert den Herzschlag und beruhigt dadurch die Nerven. Denn unser Herzschlag ist mit dem Gehirn verbunden. Eine flache Atmung und ein damit verbun dener schnellerer Herzschlag signali sieren dem Gehirn: Stress! Leider sind wir gewohnt, flach in die Lunge zu atmen. Deshalb braucht es ein bisschen Übung. Meinen Tanz schülern sage ich immer, sie sollen eine Hand auf die Brust und die andere auf den Bauch legen und dann tief und langsam durch die Nase einatmen – so, dass sich zuerst die Hand auf der Brust hebt und anschließend die zweite Hand auf dem Bauch.
Man hört oft den Ratschlag, man solle sich die Zuschauer nackt vorstellen oder sie einfach gleich komplett aus blenden. Angeblich würde das gegen 03:07 Lampenfieber helfen, weil man den Zuschauern ihre Bedrohlichkeit nimmt. Tatsächlich mache ich aber genau das Gegenteil: Ich guck mir bei meinen Auftritten das Publikum ganz genau an. Das beruhigt mich, weil ich in den Gesichtern der Menschen sehe: Noch bevor ich die Bühne überhaupt Die wollen mir überhaupt nichts betrete, juble ich bereits. Zumindest Böses. Niemand ist hier, um mich zu im Stillen. Denn im Geiste male ich verurteilen. Sie wollen mich sehen mir aus, wie ich gewinnen werde. Wie und mit mir feiern. ich dann die Hand in die Höhe strecke Außerdem habe ich immer meine und mich dabei fühle. Das motiviert Crew dabei. Wenn ich weiß, dass mich und schenkt mir zusätzlich Freunde im Publikum sitzen oder Selbstvertrauen. dass meine Mutter den Livestream Der Film vor meinem inneren Auge anguckt, fühle ich mich nicht allein. geht aber noch weiter: Ich male mir Ich weiß: Diese Menschen werden auch aus, welche Moves ich machen mich immer supporten, ganz egal werde, wie die Zuschauer reagieren wie ich abschneide. Und das gibt mir und auf welche Gegner ich treffen ein sicheres Gefühl.
58
01:58
THE RED BULLETIN
PHILIPP LEDÉNYI, ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL
Sich selber zujubeln
03:42 könnte. Indem ich verschiedene Situationen im Vorfeld visualisiere, sind sie für mich nicht mehr ganz neu, wenn sie dann tatsächlich eintreten. Ich bin vorbereitet und deshalb anschließend auf der Bühne relaxter. Hilfreich ist es auch, wenn man sich vorher im Netz Videos und Fotos von den Räumlichkeiten angucken kann.
04:15
Ein Mantra aufsagen
Die Stärken von Serhat Perhat alias B-Boy Said, 25: ein kreativer Tanzstil und innere Ruhe. 2021 gewann er damit beim Red Bull BC One Cypher Germany.
„Die Zuschauer einfach ausblenden? Ne, ich mache genau das Gegenteil!“ B-Boy Said
Am 8. und 9. Juli treffen sich die besten B-Boys und B-Girls in Dresden zur wichtigsten Solo-Competition der deutschen Breaking-Szene, dem BC One Cypher Germany. Infos: redbull.com/bconecypher
THE RED BULLETIN
Wenn man Lampenfieber hat, fühlt man sich unwohl, klar. Aber eigentlich will man ja in genau dieser Situation stecken. Man will dem Publikum seine Tanzkünste zeigen oder seinen Song singen, auf der Bühne einen Preis entgegennehmen oder einen Vortrag halten. Zumindest in den meisten Fällen. Sonst wäre man ja nicht hier. Das mache ich mir bewusst, indem ich mir für jeden Auftritt einen Satz ausdenke, ein Mantra, das ich mir immer wieder vorsage. Eine Art positives Selbstgespräch, das mich motivieren soll. Ein Beispiel: Im April habe ich an der deutschen Breakdance-Meisterschaft teilgenommen. Ich hatte kurz davor zum zweiten Mal Covid gehabt und war körperlich noch nicht topfit. Also habe ich mir immer wieder gesagt: „Versteife dich nicht auf deine Moves und das Ergebnis, sondern genieß einfach die Musik und den Moment.“
05:00
59
EHRENTREFFER!
Ein seltenes Bild: Meist war unser Autor Anatol Vitouch (re.) eher um eine kompakte Defensive bemüht.
60
THE RED BULLETIN
Drei Minuten hat Anatol (li.), um seinen Gegner Josef am Schachbrett zu besiegen. Sonst muss er für eine weitere Runde in den Ring steigen.
D ER R ED B U LLE TIN SELBST Schachboxen VERSUCH
PLATT STATT MATT Drei Minuten Schach, drei Minuten Boxen. Matt oder K. o. entscheiden über den Sieg. Ist Schachboxen der ultimative Mix von Faust und Hirn? Unser Autor ist Schachmeister, aber absoluter Laie im Boxen. In Berlin stellt er sich seinem ersten Kampf. Text ANATOL VITOUCH
THE RED BULLETIN
Fotos NORMAN KONRAD
61
B
erlin-Mitte, Franz-Mett-Sporthalle, Freitagabend, 19 Uhr. Zwei bandagierte Fäuste, in jeder ein Bauer, einer weiß, einer schwarz. Ich deute auf die rechte, mein Gegenüber öffnet sie: Weiß. Die Farbwahl habe ich schon mal gewonnen. Noch ein Handshake, dann ziehe ich: 1. c2–c4. Nach einem Dutzend Zügen ist aus einer Englischen Eröffnung eine Stellung mit Raumvorteil für mich entstanden. Mein Gegner spielt gar nicht schlecht. Er entwickelt seine Figuren auf zentrale Felder, macht keine unnötigen Bauernzüge und bringt seinen König in Sicherheit. Dennoch weiß ich schon nach zwei Minuten, dass seine Stellung früher oder später zusammenbrechen wird. Im Zentrum dränge ich ihn schrittweise zurück, stoße am Königsflügel aggressiv meine Bauern vor und beordere meine Dame auf einen aussichtsreichen Posten auf der anderen Brettseite. Bedenkzeit brauche ich fast keine, zu natürlich sind meine Züge. Trotzdem schellt bald die Glocke: Die erste Schachrunde ist vorbei, noch bevor ich zur Attacke übergehen kann. Zwei Assistenten heben Brett und Schachuhr aus dem Ring. Mit zittrigen Fingern schiebe ich mir den Mundschutz unter die obere Gebissreihe und lege meine Boxhandschuhe an. Dass ich noch schnell die Brille abnehmen muss, fällt mir erst ein, als mein Gegner mir zum Rundenbeginn schon die Fäuste zum Abklatschen entgegenstreckt. Wieder der Gong. Ich beiße auf meinen Mundschutz. Bobby Fischer, steh mir bei! Was bitte ist ein Schachboxkampf? Diese Frage hat mir jeder gestellt, dem ich den Anlass für meine Reise verraten habe. Die Antwort ist einfach: drei Minu ten Schach, drei Minuten Boxen, immer 62
HERAUSFORDERER Autor und Schachmeister Anatol Vitouch, 37, boxt das erste Mal.
„ICH BEISSE AUF MEINEN MUNDSCHUTZ. BOBBY FISCHER, STEH MIR BEI!“
abwechselnd, maximal elf Runden. Schachmatt oder K. o. entscheiden über den Sieg – je nachdem, in welcher Dis ziplin der letzte Treffer zuerst gelingt. Als ich damit herausrücke, dass ich selbst in den Ring steigen werde, ernte ich unterschiedliche Reaktionen. Eine zart besaitete Freundin beginnt, leise um mich zu weinen. Ein Kumpel vom Typ sportlicher Draufgänger versucht, mich vor die Tür des Lokals zu zerren, in dem wir sitzen, um meine Box-Skills zu prüfen. Nur: Ich habe keine Box-Skills. Zwar interessiert mich Boxen schon mein Leben lang. Die Fernsehübertragungen von den Kämpfen der KlitschkoTHE RED BULLETIN
Schachboxen
Brüder, von Henry Maske oder Axel Schulz gehören zu meinen Kindheits erinnerungen. Mit 16 las ich Hemingways „Paris, ein Fest fürs Leben“ – und war fortan davon überzeugt, dass ich als angehender Schriftsteller unbedingt boxen können müsste. Aber über ein paar Wirtshausrempeleien und ein Gruppen training bei einem Wiener Vorstadtverein bin ich faustkampfpraktisch nie hinaus gekommen. Mit 37 befinde ich mich außerdem in einem Alter, in dem viele Männer ihren Lieblingssessel entdecken. Ganz so schlimm steht es um mich noch nicht. Aber wenn ich den Grad meiner Fitness beschreiben müsste, würde ich sagen: durchschnittlich. Für einen 37-Jährigen. In meinem ersten Schachboxkampf habe ich deshalb nur einen einzigen Trumpf: Ich bin Schachmeister, genauer gesagt FIDE-Meister. Diesen Titel vergibt der Weltschachbund für Spieler, die ein Rating von mindestens 2300 Elo-Punkten erreicht haben. Bessere Kaffeehausspieler liegen bei ungefähr 1700 Elo, Schachwelt meister Magnus Carlsen notiert konstant über 2800. Ergo: Ich verdiene mein Geld nicht mit Schach, und gegen Großmeister habe ich meistens das Nachsehen. Aber ich bin auch ein Eckhaus besser als die allermeisten Leute, die von sich glauben, gute Spieler zu sein.
„VERDAMMT, WIE KOMME ICH DA OHNE BAHRE RAUS?“ Die Frage lautet also: Habe ich eine Chance, genügend Boxrunden zu über stehen, um meinen Gegner mattzusetzen? Und wenn nicht: Wie, verdammt, komme ich ohne Bahre raus aus diesem Club?
Voll auf die Nase
Josef ist einen Kopf größer als ich, sein Körper sieht aus wie ein einziger elastischer Muskel. Früher hatte er den schwarzen Gurt im Aikido. Erst als ihm das zu langweilig wurde, hat er auf Boxen, dann auf Schachboxen umgesattelt. Ein wenig habe ich darauf gehofft, dass er es langsam angehen wird: mich erst mal kommen lassen; mir Zeit geben, um in den Kampf zu finden. Das Gegen teil ist der Fall. Von der ersten Sekunde an deckt mich mein Gegner mit Treffern ein. Er schlägt vor allem Gerade, dazwi schen rechte und linke Haken, die mich neben meiner Doppeldeckung an der Schläfe treffen. Das Stakkato der Hiebe lässt mich während der ersten halben Minute gar nicht daran denken, zurück zuschlagen. Mein Überlebensinstinkt sagt: decken, ducken, zusammenkrümmen, durch den Ring flüchten. Viel Strategie
ERSTES TRAINING. Kein Schachboxkampf ohne Vorbereitung: Am Tag vor dem Fight versucht unser Autor Anatol, sich noch rasch in Form zu bringen – mit der Springschnur und am Sandsack. Zumindest dem abhängenden Gegner in Rot versetzt er eine Tracht Prügel. THE RED BULLETIN
habe ich mir für diese zweite Runde über legt. Im Angesicht der Schläge ist sie un brauchbar. Es ist wie beim Schach: Man kann nur tun, was der Gegner zulässt. Josef lässt nichts zu. Nicht von mir. Mein Sekundant feuert mich aus der Ringecke an: „Sei frech, Anatol!“ Ich ver suche eine Schlagkombination. Meine Linke blockt Josef locker ab. Ich will die Rechte nachschieben, aber bevor sie ihr Ziel erreicht, trifft er mich mit seiner Rechten das erste Mal voll auf die Nase. Ich taumle zwei, drei Schritte zurück, fange mich, reiße die Deckung hoch. Auch wenn Josef später sagen wird, dass er nicht annähernd Vollgas gegeben hat: So ein Treffer tut nicht nur weh, er kostet auch Luft. Und die ist kostbar. Der Mund schutz stört mich beim Schnaufen, mir ist schwindlig. Als irgendjemand ruft, dass zwei Minuten vorbei sind, habe ich das Gefühl, dass mir gleich die Beine einknicken. Aber Josefs Schläge treiben mich weiter durch den Ring. Konter täusche ich jetzt nur noch an, um ihn wenigstens kurz auf Distanz zu halten. Für Offensive fehlt mir längst die Kraft. Ding, ding, ding. Die Ringglocke erlöst mich. Für drei Minuten.
Der intellektuelle Fight Club
Die Geschichte des Schachboxens ist schnell erzählt. An ihrer Wiege steht der niederländische Aktionskünstler Iepe Rubingh, der 2003 erster Weltmeister in dem Sport wurde, den er selbst erfunden hatte. In einem französischen Comic war Rubingh auf die Idee gestoßen. Und weil er für beide Sportarten ein Faible hatte, beschloss er, die Fiktion Wirklichkeit werden zu lassen. Statt einem ganzen Boxkampf eine ganze Schachpartie folgen zu lassen, hatte Rubingh den Einfall, beides mit einander zu verzahnen. Aus einer ein maligen Kunstaktion entstand bald der erste Schachboxclub der Welt in Rubinghs Wahlheimat Berlin. Auch wenn es inzwi schen auf der halben Welt Schachboxver eine gibt – darunter in England, Russland, China, den USA und Indien –, gilt Berlin immer noch als das Mekka der Sportart. Hier, im ältesten Schachboxclub der Welt, dem Chess Boxing Club Berlin (CBCB), stelle ich mich meinem ersten Kampf. Aber Schach und Boxen: Passt das zusammen? Die Fans von Rubinghs Kreation schwärmen vom „intellectual fight club“, der ultimativen Verbindung 63
Schachboxen
von körperlichem und geistigem Sport. Dass man nach einem Wirkungstreffer im Boxen mitunter zu weich in der Birne ist, um noch vernünftig Schach zu spielen, wird von Enthusiasten nicht als Problem, sondern als Markenkern gesehen: Man muss beide Sportarten gleichermaßen trainieren und beherrschen. Wer beim Schach auf ein Schäfermatt (schnelles Matt in der Anfangsphase einer Partie; Anm.) hereinfällt, dem nützt auch der stärkste rechte Haken nichts. Weltmeister schaften wurden bisher übrigens fast immer durch Schachmatt entschieden.
Die Dame dankt
Mundschutz raus, Handschuhe aus ziehen. Mein Puls rast, ich triefe vor Schweiß. Wie schön, die Figuren statt Josefs Fäuste vor mir zu haben. Auf b7 lässt er einen Bauern stehen, meine Dame dankt. Wie mein Schweiß, der auf das Plastikbrett tropft, fließen auch meine Figuren durch das einmal geschlagene Leck in Josefs Stellung. Mein schwarzfeld riger Läufer findet ein schönes Plätzchen auf d6 und fesselt von dort aus einen schwarzen Springer. Josefs Schwerfiguren lungern passiv auf der Grundreihe her um, die Partie ist klar gewonnen für mich. Nur heißt das leider nicht, dass das Matt schon in Sichtweite wäre. Denn Josefs schwarzer König ist immer noch in sei ner Rochadestellung von einer Bauern phalanx geschützt. Die muss ich erst sprengen, bevor ich ihm an den Kragen gehen kann, und das wird dauern. Ding, ding, ding. Verdammt, jetzt schon? Brille runter, ein großer Schluck Wasser, Mundschutz rein, Handschuhe drauf. Runde vier, und ich bin immer noch fertig von der zweiten. Soll ich in die Offensive gehen? Josef weiß, dass es beim Schach schlecht um ihn steht, mit
„AM BODEN IST ES SCHÖN. NIEMAND SCHLÄGT MICH DORT, UND ICH MUSS MICH NICHT BEWEGEN.“ 64
DER GEGNER
drei großen Schritten ist er bei mir und schlägt zu. Ich buckle und decke wieder, versuche, den Oberkörper kreisen zu lassen, um kein unbewegliches Ziel zu sein. Er trifft mich, aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich besser als in Runde zwei. Kann man sich an Prügel so schnell gewöhnen? Ich habe noch ein bisschen Luft, jetzt will ich auch boxen. Eine linke Gerade von Josef wehre ich im Ansatz mit meiner Linken ab, gehe nach vorn und schlage zu: rechts-links-rechts. Josefs kurze rechte Gerade trifft mich an der Stirn, es blitzt, ich liege auf den Brettern. Am Boden ist es schön. Niemand schlägt mich dort, und ich muss mich nicht bewegen. Außerdem war der Treffer gar nicht so schlimm, es ist mehr
Josef Galert, 49, ist 2. Vorsitzender des Chess Boxing Club Berlin (CBCB).
die Kondition, mit der es mit jedem von Josefs Hieben schneller zu Ende geht. An die nächste Schachrunde denke ich nicht mehr, ich denke nur ans Überleben. Josef reicht mir sportlich die behandschuhte Pranke, hilft mir auf. Es geht hier ja doch nicht um Leben und Tod und auch nicht um eine Weltmeisterschaft. Noch eine Minute muss ich durchhalten, bis die Runde vorbei ist. Die Angst ist zurück, aber sie ist jetzt anders: Es ist die Angst vor dem nächsten Niederschlag. Den will ich durch Beinarbeit vermeiden, aber Josef stellt mir nach. Warum ist der Ring so klein? Schon wieder bin ich in der Ecke. Josefs Körperhaken trifft mich links THE RED BULLETIN
GEHIRNSPORT
Blöd für unseren Autor: Sein Gegner Josef kann nicht nur boxen, er spielt auch gar nicht so übel Schach.
AUTSCH!
Anatol weiß zwar, was eine Deckung beim Schach ist – aber bei der Boxdeckung hat er Nachholbedarf.
Schachboxen
an der Rippe, ich weiche zur Seite aus, kassiere noch zwei Schläge, einmal Körper, einmal Stirn, aber noch kann ich die Deckung halten. Als die Glocke läutet, weiß ich, dass ich keine weitere Boxrunde mehr schaffen werde. Entweder ich setze ihn jetzt matt, oder ich bleibe in der nächsten Boxrunde liegen. Punkt.
Pfötchen geben beim Training
Am Vortag des Kampfes muss ich erst einmal trainieren. Im CBCB gibt es Boxtage und Schachboxtage. Donnerstag ist Boxtag. Deshalb ist Ole heute der Chef, ein schlaksiger Mittdreißiger, der seine Schüler beim Lauftraining im Berliner Dialekt antreibt. Als mir nach ein paar Runden das erste Mal die Puste ausgeht,
frage ich Ole, wie es mit seinen Schachfertigkeiten aussieht. „Ick hab in meinem Leben noch keene janze Schachpartie jespielt“, sagt er. Nach dem Lauftraining gehen wir hinunter in den Keller, wo die Sandsäcke hängen und es nach kalt gewordenem Schweiß riecht. Ich streife mir ein Paar abgenutzterote Handschuhe über und beginne, einen der Säcke im Rhythmus von Oles gebellten Kommandos zu traktieren: links-rechts, links-rechts- links, links-rechts, links-rechts-links. Geht ganz gut, auch wenn es mit der Zeit schweineanstrengend wird. Bald tun mir Finger und Oberarme weh, weil ich zu hart zugeschlagen habe. Ich will mich hinsetzen, da ruft Ole mich zu sich nach vorn: Einzeltraining für den
„MIR TUN FINGER UND OBERARME WEH, DA RUFT MICH DER COACH ZU SICH: EINZELTRAINING.“ Neuen. Ole hat „Pfötchen“ an, das sind die runden, flächigen Handschuhe, mit denen Boxtrainer die Schläge ihrer Schüler steuern und auffangen. Er sagt mir die Kombinationen an, ich schlage sie: links-rechts-linker Haken. Links-rechtsAufwärtshaken. Links-rechts-linker Haken. Links-rechts-links-rechts, und noch einmal: links-rechts-links-rechts. Ein bisschen schneller muss das schon gehen, findet Ole. Ich finde gar nichts, weil ich mit Luftkriegen beschäftigt bin. Als ich die Arme kaum mehr heben kann, schlägt Ole lachend mit den Pfötchen auf meine Handschuhe. Dann hat er endlich Erbarmen und knöpft sich einen anderen Schüler vor. Ich klammere mich an meinen Sandsack und keuche wie ein Hund. Wie soll ich morgen den Kampf überstehen, wenn ich schon nach fünf Minuten Einzeltraining blau bin? Ich blicke mich im Trainingskeller um: ein Dutzend Schachboxer, zwei davon weiblich, die meisten um die zehn Jahre jünger, alle fitter als ich.
Jetzt wackelt der König
REGENERATION.
Nach dem Kampf heißt es durch atmen. Sechs Runden Schach boxen ermüden Beine und Gehirn.
66
Trotz meiner Erschöpfung ist das Schachbrett jetzt meine Oase. Solange ich noch sitzen kann, kann ich auch diese Partie gewinnen. In der letzten Boxrunde bin ich zu Boden gegangen, aber mein Kopf funktioniert noch einwandfrei. Oder sagen wir: Er funktioniert noch gut genug, um einem Spieler von Josefs Kaliber am Brett keine Chance zu lassen. Denn Josef macht jetzt Fehler, lässt Bauern stehen, während meine Figuren seinen König umkreisen.Wird das nicht jetzt schon Matt? Josef denkt. Es gibt nur einen einzigen Zug, mit dem er das Unvermeidliche noch hinauszögern kann. Er muss seinen Springer opfern. Shit, er hat es gesehen! Sein König rennt vor meiner Dame davon, ich schlage das schwarze Ross mit Schach. Das Opfer wird ihn nicht retten, aber es verschafft ihm ein paar Züge Galgenfrist. Dong, dong, dong. THE RED BULLETIN
Ein Lächeln, selig und doch leicht gequält: Einander im Ring wie am Brett sportlich fair zu bekämpfen kann – wie man hier bei Josef und Anatol sieht – auch zusammenschweißen.
„Schach ist Krieg“: Dieser Satz stammt vom US-Amerikaner Bobby Fischer. In den 70er-Jahren durchbrach er die sowje tische Dominanz und wurde mitten im Kalten Krieg Schachweltmeister. In Interviews erzählte er gerne, dass es ihm am meisten Spaß mache, das Ego seines Gegners zu zerbrechen. Fischer wollte nicht einfach nur gewinnen, sondern seine Kontrahenten vernichten. Schachboxen hätte Bobby wahrscheinlich gefallen. Aber wer sind die Leute, die diesen Sport hier in Berlin lernen wollen? Einige sind Boxer, die Schach als intellektueller Ausgleich interessiert. Aber es gibt auch den umgekehrten Fall, vor allem, seit die Netflix-Serie „The Queen’s Gambit“ einen Schach-Boom ausgelöst hat. Schachgroßmeister sind allerdings nur schwer in den Ring zu bekommen: Sie lassen sich ungern auf den Kopf schlagen, weil der nun mal ihr Kapital ist. In der Umkleidekabine der FranzMett-Sporthalle, die der eines Schulturn saals gleicht, zieht sich Mustafa, dunkler Teint, dunkle Haare, Ende zwanzig, nach dem Training die Socken an und erzählt mir, dass er in der Türkei ein erfolgreicher Jugendschachspieler war. Vor kurzem ist er nach Berlin gezogen und hat hier durch Zufall vom Schach boxen erfahren. Jetzt kommt er mehrmals in der Woche zum Training, denn er hat ein ehrgeiziges Ziel: In drei Jahren will er mit den Fäusten so kompetent sein, dass er seinen ersten echten Schach boxkampf bestreiten kann. Dass ich nach THE RED BULLETIN
„SCHACHGROSS MEISTER LASSEN SICH NUR UNGERN AUF DEN KOPF SCHLAGEN.“ genau einer Stunde Boxtraining morgen selbst in den Ring steige, verrate ich ihm jetzt lieber nicht.
Nichts geht mehr
Im Schach kann man aufgeben, im Boxen auch? Ich weiß, dass Josef mich jetzt umhauen muss, und er auch. Mir fehlt die Kraft, um noch lange dagegenzuhalten. Vier, fünf Treffer in meine Doppeldeckung nehme ich noch, aber einmal muss es genug sein. Ein weiterer rechter Haken an meine Schläfe lässt mich zur Seite stolpern. Als meine Beine nachgeben, empfinde ich Erleichterung. Josef will mir noch einmal aufhelfen. Ich schüttle den Kopf, spucke den Mundschutz aus, der mir die Luft nimmt: Nichts geht mehr. Technischer K. o. in Runde 6. Ich habe meinen ersten Schachboxkampf verloren. Als ich am nächsten Morgen in meinem Hotelzimmer aufwache, betaste ich erst einmal meinen Körper vor dem Badezimmerspiegel. Ein blauer Fleck an der Rippe, dort, wo Josefs Körperhaken mich getroffen hat, ist die einzige sichtbare
Schramme. Ein bisschen durch die Mangel gedreht fühle ich mich schon. Aber das könnte auch an meiner nächtlichen Überlebensfeier in den Berliner Kneipen liegen. Wie es mir heute gehen würde, wenn mein Gegner mit voller Kampfhärte zugeschlagen hätte, will ich mir lieber nicht vorstellen. Beim Frühstück in einem Studentencafé am Alexanderplatz lasse ich noch mal Revue passieren, was ich im Ring erlebt habe. Schach und Boxen passen zusammen, weil man in beiden Sportarten schweigen muss – so ähnlich hat Josef mir das gestern nach dem Kampf erklärt. Nach sechs Runden Schachboxen bin ich von der Wahlverwandtschaft der beiden Disziplinen nicht restlos überzeugt. Egal wie ernst man es nimmt: Schach ist und bleibt ein Spiel, man braucht Muße dafür. Boxen ist etwas ganz anderes, ein Kampf ums Überleben, bei dem der Kopf zur Trefferfläche wird. Ich bin froh, diesen Kampf durchgestanden zu haben, aber ich muss ihn nicht unbedingt wieder holen. Ich packe mein Taschenschach aus und baue aus dem Gedächtnis, das zum Glück noch intakt ist, die gestrige Schlussposition auf. Verdammt. Nur vier Züge noch, dann hätte ich ihn mattgesetzt. Info: chessboxingberlin.de DIE SCHACHPARTIE ZUM NACHSPIELEN Weiß: Anatol Vitouch, Schwarz: Josef Galert 1. c4 e5 2. Sc3 Lc5 3. Sf3 d6 4. g3 Se7 5. Lg2 0–0 6. 0–0 c6 7. e3 Lg4 8. h3 Lh5 9. g4 Lg6 10. d4 e×d4 11. e×d4 Lb4 12. Lg5 f6 13. Lf4 L×c3 14. b×c3 d5 15. Db3. Ende Runde eins. 15. … Lf7 16. D×b7 Sd7 17. Ld6 Te8 18. Tfe1 Kf8 19. Sh4 g6 20. c×d5 c×d5 21. L×d5 L×d5. Ende Runde drei. 22. D×d5 Sb6 23. De6 Sc8 24. D×f6† Kg8 25. Le5 Sf5 26. Dh8† Kf7 27. D×h7† Ke6 28. g×f5†. Ende Runde fünf.
8 7 6 5 4 3 2 1 A
B
C
D
E
F
G
H
Die Schlussstellung, nachdem unser Autor im Boxen aufgab. Gerade hatte er als weißer Spieler das schwarze Rössel auf f5 verspeist, sein Bauer bietet Schach. Hier hätte Anatol in vier Zügen durch Schachmatt gewonnen.
67
DRIVE YOUR
ADVENTURE Abenteuer Roadtrip: zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Einfach losfahren, ganz ohne Druck und Regeln. Die eigene Musik aufdrehen und das Gefühl der Freiheit genießen. Mit einem Roadtrip im Campervan haben wir die absolute Freiheit, wohin wir fahren und was wir erleben. Weitab von Touristenorten, teuren Hotels und überfüllten Schlafsälen wartet ein ganz individuelles Abenteuer. Zudem lernen wir so Land und Leute besonders gut kennen.
Zuhause ist, wo du parkst Frei nach diesem Motto bietet der Outdoor-Travel- Experte roadsurfer mit seiner bunt folierten Campervan-Flotte ein unvergleichliches Angebot. Die „fahrenden Ferienhäuser“ sind der ideale Begleiter für einen Roadtrip und bestens ausgestattet für einen unvergesslichen Urlaub mit unbestimmtem Ziel. So zum Beispiel der klassische VW California
ANZEIGE
YES, WE CAMP! Drei außergewöhnliche roadsurfer spots, die darauf warten, von dir entdeckt zu werden!
Portugal – O Tamanco Entschleunigung und Freiheit werden in Tamanco großgeschrieben. Hier schlafen Camper umgeben von Gemüsegärten, Wald und Obstplantagen. Tamanco ist eine Campingherberge im grünen Herzen der Costa de Prata, zwischen Porto und Lissabon, und perfekt für Surfer. In der Region warten nicht nur die besten Wellen Portugals, sondern auch einsame Strände, Sanddünen und historische Orte.
Istrien – Vita Mia
KURVENVERGNÜGEN Der Malojapass verbindet Castasegna an der italienischschweizerischen Grenze mit dem Oberengadin.
„Bulli“ mit Aufstelldach und Küchenzeile, der wie kaum ein anderes Fahrzeug für das Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit steht. Aber auch Kastenwägen für zwei und vier Personen sowie verschiedene kleinere Wohnmobile mit integrierter Nasszelle finden sich in der roadsurfer Flotte wieder. Dank Ready-to-go-Ausstattung können Camping liebhaber von über 50 Standorten in ganz Europa direkt ins Roadtrip-Abenteuer starten.
ROADSURFER.COM
Auf die Plätze, fertig, campen Passend zum komfortablen Campervan werden auf der Plattform spots.roadsurfer.com sowie in der „roadsurfer spots“-App außergewöhnliche Stell plätze vorgestellt. Wer mit dem Zelt, dem eigenen Wohnwagen oder dem Camper unterwegs ist, findet dort Übernachtungsmöglichkeiten fernab der Massen, die ganz bequem von unterwegs gebucht werden können – zum Beispiel beim Winzer in den Weinbergen, auf dem Bauernhof, im Wald oder gleich direkt am Strand. Hinter jedem Spot verbirgt sich ein europäisches Netz der außergewöhnlichsten privaten Stellplätze.
Ein besonderer Platz und guter Ausgangspunkt für einen Roadtrip entlang der kroatischen Küste ist das erste exklusive roadsurfer spots Camp Vita Mia in Istrien, das inmitten der Natur und nur wenige Fahrminuten vom Meer entfernt liegt. Von hier aus lässt sich die Gegend beim Wandern auf den zahlreichen markierten Trails, mit dem Fahrrad oder Mountainbike entdecken.
Italien – Agri Sosta in Agribirrificio Agricolo Die Toskana ist bekannt für ihre hervorragenden Weine, doch dieser Spot wartet mit einer besonderen Überraschung: Mitten in der Toskana liegt die Hofbrauerei La Campana und bietet 10 Stellplätze. Hier können Gäste bei einer Bierverkostung alles über die Eigenschaften und die Herstellung der verschiedenen Biere lernen und die kulinarischen Höhepunkte der Region genießen.
SPEKTAKULÄRE LAGE Der Gigerwaldsee im Kanton St. Gallen in der Schweiz.
Lust auf einen Roadtrip bekommen? Einfach Camper sichern und dann nichts wie auf ins Abenteuer: roadsurfer.com
ANZ EIGE
must-haves
1
2
3
4
1 SPITZENZEIT
Designt für die besonderen Momente, die für immer in Erinnerung bleiben. Die ultraflache und robuste Suunto 9 Peak überzeugt mit bis zu 7 Tagen GPS-Laufzeit, Routennavigation und mehr als 80 verschiedenen Sportmodi. Von Athlet:innen ausgiebig getestet und in Finnland mit 100 % erneuer barer Energie hergestellt, ist sie der perfekte Begleiter für jedes Abenteuer. suunto.com
2 LIGHTS ON!
Der 18-Volt-Akku-Handstrahler DML812 von Makita lässt dich nicht im Dunkeln stehen. Ob am Campingplatz, in der Werkstatt oder in der Wildnis: Der DML812 ist besonders vielseitig dank vier wählbarer Leuchtmodi und bis zu 640 Meter Leuchtweite. Herausragende Lichtqualität in einem praktischen Handstrahler für unterwegs. Lieferung ohne Akku. makita.de
3 EINE BERGLEGENDE WIRD 80 4 ALL BLACK FOR ENDURO Zusammen mit Reinhold Messner gelang Peter Habeler im Jahr 1978 die Erstbegehung des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff. Zum 80. Geburtstag schaut er zurück auf eine ereignisreiche Vergangenheit. Vor allem aber blickt er nach vorn und erzählt, welche Berge er noch zu versetzen plant. Demnächst im Handel erhältlich. beneventobooks.com
Von Kopf bis Fuß – von Helm bis Schuh. Mit der Black Edition von KTM stichst du garantiert aus dem bunten Allerlei heraus. Moderne Schnitte und technische Materialien treffen auf Komfort und Funktionalität. Entdecke ein großes Sortiment an MTB-Bekleidung und -Zubehör, speziell für die Anforderungen von ambitionierten Trail- und Offroad-Fahrern entwickelt. ktm-bikes.at
GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen
ATEMLOS IN DAVOS
DAVOS KLOSTERS BERGBAHNEN AG
Lauf-Weltmeisterin Judith Wyder nimmt uns mit auf ihre drei Lieblingstrails.
71
GUIDE Reisen
„Als Belohnung für die anfangs wirklich steilen 600 Höhen meter winkt ein Blick auf den Davoser See.“ Judith Wyder, 33, Weltmeisterin im Orientierungslauf, erzählt hier in eigenen Worten von ihrem Lieblings-Laufgebiet.
D
72
eine halbe Stunde. Der W eiterweg über die Kuppen der F lüela-Gruppe ist mar kiert und technisch nicht sehr schwierig – aber lang. Er endet schließlich fast direkt am Pischahorn auf 2980 Metern.
Teste dein Alpin-Know-how Die Belohnung für die anfangs wirklich sehr steilen 600 Höhenmeter dieser Stre cke ist der Blick hinunter auf den Davoser See, die Weissfluh (2843 m) und hinüber zur Strela-Alp. Über den Bergrücken kann man eine knappe Stunde ins Tal Richtung Klosters weiterlaufen.
Auf das Pischahorn selbst führt keine Bergbahn, du solltest also schon vorab dein alpines Know-how abwägen: Wie bewege ich mich sicher auf felsigem Terrain? Bin ich in der Lage, das in dieser Höhenlage rasch wechselnde Wetter richtig einzuschätzen? Das sind Fragen, mit denen du dich beschäftigen solltest, bevor du losläufst. Da es hier oben wenige Bäche hat, solltest du genügend zum Trinken mit nehmen, zumindest einen bis anderthalb Liter Flüssigkeit. Ich habe auch immer Energieriegel dabei. Zum Material: THE RED BULLETIN
SIMON SCHREYER
Sommertraining über Davos: Judith Wyder und ihr Mann Gabriel auf dem Jakobshorn
DAVOS KLOSTERS BERGBAHNEN AG
avos bietet allen etwas: Einer seits ist da die mondäne Stadt, andererseits aber ist die Natur extrem nah: Du tauchst in sie ein, indem du direkt vom Zentrum aus in die maleri sche Bergwelt losziehst – oder auch per Gondel als „Starthilfe“, um steile Höhen meter zu sparen. Auf beide Arten erschließt sich gerade uns Bergläufern eine große Auswahl an Routen, die woanders, wo es keine so gut ausgebaute Infrastruktur gibt, ungleich schwerer erreichbar sind. In Davos Klosters bringen dich die Berg bahnen sehr schnell hinauf auf die Ridges der Bündner Berge. Die Natur dort oben bietet großartige Aussichten und viel Abwechslung zwischen offenen Grünflächen und schattigen Waldwegen. Mein erster Tipp für gut trainierte Trailrunner ist eine Route, die von ihrer Distanz her in etwa drei bis vier Stunden machbar ist. Sie nimmt ihren Anfang in Davos auf 1560 Meter Seehöhe und führt auf direktem Weg aufs Seehorn, einen 2238 Meter hohen Aussichtsberg. Bis hierher brauche ich, zügig gelaufen,
Zürich Bern Davos
Schweiz
KANTON GRAUBÜNDEN
Anreise Mit dem Auto: Von München aus gelangt man in 3 Stunden und 30 Minuten nach Davos. Dazu auf der A96 über Lindau fahren, dann der A14 und E60 bis Bad Ragaz folgen. Auf der A13 dann weiter nach Davos. Mit dem Flugzeug: Der Flug von München nach Zürich dauert 55 Minuten. Vom Flughafen aus gelangt man mit dem Auto in knapp 2 Stunden über die A3/A13 nach Davos. Mit der Bahn: Vom Münchner Hauptbahnhof kommt man in 5 Stunden über Bregenz und Landquart nach Davos.
Bei den Mountain Hotels (hier das Hotel Strela) ist das Bergbahnticket im Package dabei.
Gut zu wissen Es lohnt sich, in einem der Mountain Hotels, etwa dem Hotel Strela (im Bild), zu übernach ten. Das Ticket für die Bergbahnen gibt’s im Package inklusive. Wer die Pracht der Bündner Berge genießen will, dem sei der Weissfluh gipfel auf Parsenn empfohlen. Von dort star ten auch einige Trails für Läufer oder Biker.
Davos ist ein Magnet für Mountainbiker: Ein Bike Shuttle verkehrt jeden Freitag beim TGIF (Thank God it’s Friday) Run zum Flüelapass. THE RED BULLETIN
Das Wander- und Trailrunning-Package (ab EUR 72) beinhaltet Übernachtungen, Bergbahntickets für die Region, kostenlose Benutzung der Ortsbusse, Wanderkarten, die Davos Klosters Premium Card und mehr. Am Davoser See lässt es sich außerdem hervorragend wakeboarden und windsurfen. Mehr Infos: davosklostersmountains.ch Instagram: @davosklostersmountains
73
GUIDE Reisen
Ich empfehle Trailrunning-Schuhe mit gutem Profil, vor allem im Frühling oder Herbst, wenn es auf den Steinen oder im feuchten Gras rutschig ist. Es ist immer von Vorteil, ein zweites T-Shirt und eine Windjacke dabeizuhaben. Außerdem sind Trailrunning-Stöcke von Nutzen, besonders in den steilen Passagen dieser Strecke.
Der richtige Flow Tipp 2: Ein weniger fordernder und sehr flowiger Trail hat seinen Ausgangspunkt in Teufi im Dischmatal, etwa vier Kilometer von Davos entfernt. Zu Beginn ein etwas langweiliger Kiesweg, gewinnt die Strecke ab der Mitte an Reiz. Hast du einmal die Tällifurgga erreicht, folgst du der aussichtsreichen Ridge bis aufs Jakobshorn (2590 m). Auf diesem Grat hat übrigens letztes Jahr der Trailrunning-Wettbewerb Red Bull Ridges stattgefunden – nur in die andere Richtung. Vom Jakobshorn kann man entweder die Bergbahn ins Tal nehmen, oder man läuft die 74
„Ich laufe am liebsten morgens los, weil da das Licht am schönsten ist.“ Lauf-Weltmeisterin Judith Wyder
5,2 Kilometer lange Strecke des 1k Vertical Run zurück nach Davos. Dieser Trail, nur bergauf, ist auch gleich mein Tipp 3: Er ist die kürzeste der drei Routen und führt direkt vom Restaurant Bolgenplaza in Davos auf die Jschalp und über einen schmalen Pfad bis aufs Jakobshorn. Achtung auf Biker! Der 1k Vertical Run ist der einzige meiner vorgeschlagenen Trails, auf dem du auch Bikern begegnen kannst. Die Strecke ist technisch einfach, und weil sie tausend Höhenmeter überwindet, bietet sie auch eine gute Vergleichsmöglichkeit und gibt dir Auskunft über deine Kon dition und Tagesverfassung. Ich persönlich laufe am liebsten morgens los, weil da das Licht am schönsten ist. Wenn du lieber später unterwegs bist, solltest du zur Talfahrt spätestens um 16.30 Uhr bei der je weiligen Station sein oder eine Stirnlampe mithaben. Mehr über Judith: indurance.ch, Instagram @judithwyder, redbull.com THE RED BULLETIN
DAVOS KLOSTERS BERGBAHNEN AG, ROMINA AMATO FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN
Unterwegs auf dem Jatzhorn: Judith Wyder läuft mit ihrem Mann Gabriel der Sonne entgegen.
Mit einem Klick die Berge im Blick
Fotos: Christian Wind, Andreas Jakwerth, René Eduard Perhab
Alles, was du zur Planung deines nächsten Bergabenteuers brauchst:
MAGAZIN
Entdecke täglich neue Artikel zu den spannendsten Outdoor-Themen.
TOUREN
Erfahre mehr zu den Touren mit hochdetaillierten 2D& 3D‑Wanderkarten.
HÜTTEN
Besuche die schönsten Hütten und Unterkünfte im Alpenraum.
bergwelten.com
GUIDE Biohacking MEHR ENERGIE
Zurück zum Ur-Sprung! Profi-Biohacker Andreas Breitfeld verrät uns jeden Monat einen Trick, der dein Leben verbessert. Dieses Mal: So setzt ein wenig Auf und Ab dein inneres Kraftwerk in Bewegung.
In der Luft kurz schwerelos, dehnt sich der Körper aus, ehe er sich beim Landen zusammenzieht. Resultat: alle Zellen werden aktiviert.
W
er kennt sie nicht, diese Tage, an denen bereits die Schritte vom Bett ins Bad bleiern schwer wirken? An denen eine innere Antriebslosigkeit jedes Denken, jedes Handeln verlangsamt und hemmt? Doch keine Sorge, der Weg aus dem Tief ist tatsächlich nur einen Sprung – oder ein paar wenige Sprünge – entfernt. Glücklich ist, wer über ein Trampolin verfügt, aber auch ohne reichen etwa drei Minuten lockeres Hüpfen auf der Stelle, um dein Energieniveau im Nu aufzupeppen.
Winzige Untermieter
Kickstarter für Zellen Springen aktiviert die Protonenpumpe im Mitochondrium („Zellkraftwerk“) und sorgt so für mehr Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP).
ANDREAS BREITFELD, 49, ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. BIOHACKING umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.
DIE BIOHACKING-PRAXIS Der Performance-Lifestyle-Podast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR-Code scannen und reinhören.
76
THE RED BULLETIN
SASCHA BIERL
ATP
ANDREAS BREITFELD
Mitochondrium
PRIVAT
Zelle
Um zu verstehen, was da vor sich geht, müssen wir kurz zurück in die Schule, in den Biologieunterricht. (Wer jetzt schon gähnt, liest den Text besser erst nach dem Springen weiter.) Denn damals haben wir gelernt: In der Zelle gibt es kleine Mitbewohner namens Mitochondrien; und die sind die Kraftwerke unserer Zellen, sie erzeugen Energie, die unsere Lebenskraft stärkt. Eine molekulare Protonenpumpe ist dabei entscheidend: Sie setzt eine Kette von Reaktionen in Gang und erzeugt Adenosintriphosphat, kurz ATP, den Brennstoff der Zelle. Das Hüpfen bzw. die Auf-und-Ab-Bewegung wirkt wie ein Kickstarter, da jede einzelne Zelle aktiviert und mit Nährstoffen, Sauerstoff und Wasser gefüllt wird.
GUIDE Playlist
FONTAINES D. C.
„Damon Albarn ist der Größte“
Auch wenn er sonst ziemlich zornig ist – mit seinen Lieblingssongs hebt Carlos O’Connell, Gitarrist der irischen Post-Punk-Band, unsere Laune.
FILMAWI
MARCEL ANDERS
Der QR-Code führt dich zu unserer Spotify-Playlist mit Fontaines D.C. fontainesdc.com
Als Fontaines D. C. dieses Jahr im April ihr drittes Album, „Skinty Fia“, herausbrachten, wurde es als ihr bisher wütendstes bezeichnet. Nach dem Erfolg von „Dogrel“ 2019 und der Grammy-Nominierung für „A Hero’s Death“ 2020 hatte das irische PostPunk-Quintett offenbar immer noch viel zu bemängeln. Unzufrieden mit dem Umgang der irischen Regierung mit der Covid-Krise und enttäuscht von der skandalumwitterten katholischen Kirche zogen die fünf nach London, um festzustellen, dass es dort um nichts besser war. Aber es ist nicht alles düster im Leben von Fontaines D. C.: Gitarrist Carlos O’Connell (im Bild der Zweite von links) macht uns mit vier erbaulichen Songs seiner Plattensammlung bekannt.
THE SMASHING PUMPKINS
WUNDERHORSE
KENDRICK LAMAR
BLUR
TODAY (1993)
TEAL (2021)
HUMBLE (2017)
OUT OF TIME (2003)
„Als Teenager stand ich extrem auf Grunge. Extrem! Einfach so als Lärm. Dann entdeckte ich die Smashing Pumpkins mit ihrer unglaublichen Empfindsamkeit: Die sind gleichzeitig sanft und total böse, es gibt meines Wissens keine andere Band, die das kann. ,Today‘ ist einer der schönsten Songs, die ich je gehört habe. Besonders toll sind die Gitarren.“
„Wunderhorse, auch bekannt als Jacob Slater, war früher in der Rockband Dead Pretties. Das Tolle an ihm ist, dass er wieder richtige Songs schreibt. Das hat mir gefehlt. Viele neue Bands der letzten Jahre achten zu wenig auf Gesang, Melodie und Harmonie. Diese formelhaft-steife Musik mit Sprechgesang darüber habe ich total satt.“
„Dieser dritte Song in meiner Auswahl geht ein bisschen in eine andere Richtung. Mit der Single ,Humble‘ vom supererfolgreichen Album ,DAMN‘ hat Lamar drei Grammys gewonnen. Ich finde den Song einfach perfekt ausgeführt. Er ist stark, furchtlos und punktet mit Groove und Attitude. Ehrlich gesagt kann ich den nicht oft genug hören.“
„Damon Albarn von Blur ist einer der größten lebenden Songwriter, wie diese Nummer perfekt zeigt. Am besten gefällt mir daran das östlich klingende Gitarrensolo. Vielleicht ist es gar keine Gitarre, sondern eine Sitar? Aber das Zusammenspiel zwischen diesem Sound und der konventionellen Musik im Stil der Neunzigerjahre ist wunderschön.“
THE RED BULLETIN
77
Perfekt im Abgang
Hart und rasant? Malerisch und entspannt? Österreichs Westen hat alles. Mountainbiking im Land der Berge: Wir baten drei Top-Experten, uns ihre liebsten Trails zu verraten.
Die Muttereralm bei Innsbruck: Hier gibt es fünf Bike-Trails und ein Übungsgelände.
78
THE RED BULLETIN
GUIDE Bike Trails
Wien
ÖSTERREICH TIROL
TIROL
Eine steile Erfahrung Biken in Tirol: MTB-Teamchef Markus „Mäx“ Stöckl hilft bei der Routenplanung.
INNSBRUCK TOURISMUS/ERWIN HAIDEN, STEFAN SCHOPF/WOM-MEDIEN GMBH, TVB KITZBÜHELER ALPEN-BRIXENTAL/ERWIN HAIDEN, PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL
Mit rund 6200 Kilometern aus gewiesener Bikewege und mehr als 300 Kilometern Singletrails ist Tirols Bergwelt dafür gemacht, die Natur intensiv zu erleben und Kondition und Wadeln zu trainieren: Acht Bikeparks stehen speedhungrigen Downhill Mountainbikern zur Verfügung – so wie hunderte Bikeverleihe und Ser vicestationen, die rüsten und reparie ren, was das Zeug (nicht mehr) hält. Weitere Infos zu den Trails findest du hier: tirol.at/greattrails
Der Gaisberg-Trail, eine spektakuläre Downhill-Strecke mit Jumps und Drops
Die 5 besten Strecken
1 FLECKALM-TRAIL 4 GAISBERG-TRAIL
MARKUS STÖCKL, 48
Der Tiroler ist Teamchef des MTB-Teams MS Mondraker Racing. 2016 gewann sein Team die Weltcup-Gesamt wertung. Der DownhillCrack hält außerdem den Weltrekord auf einem Serienbike: über 167 km/h!
„Auf den Gaisberg-Trail fahren auch die Profis ab.“ Natürlich wild: die Trails in Nauders
THE RED BULLETIN
Tirols längster Singletrail (sieben Kilometer Länge und 1000 Tiefenmeter) hat es or dentlich in sich. Hier braucht man Kraft und Konzentration. Stöckl: „Der Trail hat viele Wurzeln und ist technisch sehr anspruchsvoll.“ Dafür belohnt ein Blick auf den Wilden Kaiser.
2
LEITERBERG-TRAIL
Der anspruchsvolle Weg schlängelt sich über Alm wiesen, durch Wald und über Felsen – hoch über dem Orts teil Leite, einem der Urhöfe in der Geschichte Söldens.
3 PLAMORT-TRAIL
Eine zwei Kilometer l ange Abfahrt mit rasanten Sprüngen über Gelände kanten und Holzbauten. Nichts für Anfänger! „Hier fahren auch gerne die Welt cup-Fahrer.“
ROUGH ONE 5 THE TRAIL
Eine zwei Kilometer lange Downhill-Strecke auf der Muttereralm. Einer von fünf Trails hier oben. „Ich mag das Gebiet, weil es hier viel Wald boden gibt. Das macht mehr Spaß, als wenn der Weg so glatt planiert ist.“ Und: Man ist schnell in Innsbruck.
Führt im Cross-CountryStil eineinhalb Kilometer über ein malerisches Hochplateau bis zur italienischen Grenze. Stöckl: „An den Trails hier in Nauders gefällt mir, dass sie so abwechslungsreich und naturbelassen sind.“
79
GUIDE Bike Trails
Wien
Zell am SeeKaprun
ÖSTERREICH SALZBURG
ZELL AM SEE-KAPRUN
Tracy dreht am Rad Action oder lieber PanoramaFahrt? Bike-Guide Tracy Anderson kennt die besten Trails für jeden. Geht ordentlich in die Beine, aber dafür entschädigt der Seeblick: die Moosalmrunde
Die 3 besten Trails
1 MOOSALMRUNDE
TRACY ANDERSON, 50
Vor fünf Jahrenhängte der US-Amerikaner seinen Kittel als Anäs thesist in Colorado in den Spind – und arbeitet nun als Bike-Guide im Salzburger Land.
„Oben auf der Alm hat man den perfekten Blick auf die Hohen Tauern.“ Woher die Seeblickrunde ihren Namen hat? Na, rate mal …
80
„Ein Trail für fortgeschrit tene Gravelbiker mit guter Kondition. Denn die zwei stündige Tour ist steil“ (über 1000 Höhenmeter). Stärkung und Instagram-Motiv gibt’s dann auf der Enzianhütte auf 1300 Meter Höhe.
2 SEEBLICKRUNDE
Es ist die Abwechslung, die diesen Trail so fantastisch macht. Anderson: „Erst fährt man am Ufer des Zeller Sees, bevor es dann am Großglock ner zur Ponyhofalm hochgeht. Dort hat man einen tollen Blick auf den Nationalpark Hohe Tauern.“
3 GEISSSTEIN-TRAIL Die Fahrt auf diesem hochalpinen Trail (Start ist auf 2450 Meter Seehöhe) dauert nur 20 Minuten – aber die sind saftig. „Er bietet Speed, ein tolles Panorama und viele kleine Sprünge.“
THE RED BULLETIN
SALZBURGERLAND TOURISMUS, ZELL AM SEE KAPRUN TOURISMUS, CARLOS BLANCHARD
Zell am See-Kaprun liegt im malerischen Salzburger Land und bietet 240 Kilometer ausgewiesene Routen, von denen manche über flaches Terrain führen. Andere schleichen gemächlich auf die Berge – und wieder andere quälen so richtig schön die Wadeln. Kurz gesagt: eine perfekte Spielwiese, egal ob für Rennradfahrer, Genussradler oder leidenschaftliche Mountainbiker. Bike-Guide Tracy Anderson hat uns seine drei liebsten Strecken vorgestellt.
Die 3 besten Trails
1 VALIS HÖLLE VALI HÖLL, 20
Der Hacklberg-Trail: „Ein langer und naturbelassener Enduro-Trail.“
SAALBACHHINTERGLEMM, LEOGANG, FIEBERBRUNN
Hier fährt die Queen
SAALBACH.COM/MIA KNOLL, MORITZ ABLINGER, PHILIPP HORAK, SPIELBERGHAUS
Downhill-Weltmeisterin Vali Höll verrät, wo es sich in ihrer Heimat am besten biken lässt.
Wien
ÖSTERREICH SALZBURG
SaalbachHinterglemm, Leogang, Fieberbrunn
Die MTB-Fahrerin aus Österreich ist zweifache Junioren-Weltmeisterin (2018 und 2019) und gewann 2021 die Gesamtwertung des DownhillWeltcups – als erste Sportlerin ihres Landes überhaupt.
„Dass ein Abschnitt sogar nach mir benannt wurde, finde ich megacool.“
Ein Abschnitt auf der Weltcup-Strecke im Epic Bikepark in Leogang, benannt nach Vali Höll. „Einer der h ärtesten Abschnitte im Weltcup: megasteil und megaschwer zu fahren.“
2 HACKLBERG-TRAIL
„Ein naturbelassener Trail in Saalbach-Hinter glemm, der extrem lang ist.“ Zusammen mit dem BucheggTrail bildet er eine Abfahrt (1000 Tiefenmeter) bis zur Tal station der Westgipfelbahn.
CHALLENGE – 3 THE BIKE YOUR LIMIT
Mit einem Liftticket geht es über sieben Berge. Man wird auf der Strecke getrackt und erhält bei erfolgreicher Bewältigung eine Belohnung. „Damit hat man dann alle Berge von Saalbach gesehen.“ Valis Highlight hier: die neuen Trails in Fieberbrunn.
Das Gebiet Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbrunn ist Österreichs größte Bike-Region: 80 Kilometer Lines und Trails für alle Könnensstufen. Das bundesländerübergreifende Wegenetz zwischen Tirol und Salzburg bietet herausfordernde Trails für Profis und Panorama-Touren mit perfekter Aussicht. Stärkung gibt es auf einer der vielen Hütten, etwa dem Spielberghaus, „der geilsten Hütte von allen“, wie Vali Höll meint.
Das Spielberghaus betreiben Valis Eltern. A Hell of a Ride: Den Streckenabschnitt „Valis Hölle“ nutzt Vali Höll gerne zum Training.
THE RED BULLETIN
81
GUIDE Lesestoff
Yippie-ya-yay, Schweinebacke! Chris Landow fräst mit seiner „Parceval“-Romanreihe eine breite Schneise durch das US-amerikanische Action-Pantheon – und betritt dennoch Neuland. Text JAKOB HÜBNER
E
in entscheidendes Merkmal dieser Buchreihe findet man auf Seite 3. Genauer gesagt, findet man es eben nicht. Denn dort steht normalerweise der Name des Übersetzers. Im Fall der „Parceval“-Romane von Chris Landow fehlt diese Zeile. Das ist aber keineswegs einer Schludrigkeit des Verlags geschuldet, sondern dem Umstand, dass sich hinter dem Pseudonym Chris Landow ein deutscher Autor verschanzt,
82
der im Klappentext als „Bestsellerautor, dessen Romane sich millionenfach verkauft haben“ angepriesen wird – und der es ganz offensichtlich darauf anlegt, mit voller Härte in einem angloamerikanischen Hoheitsgebiet der Spannungsliteratur zu wildern: dem klassischen „One Man Army“Actionthriller. Mit einem Ritter ohne Furcht und Tadel hat dieser Parceval also wenig zu tun, hier heißt’s nicht „Einer für alle“, hier heißt’s „Einer gegen alle“.
Ralf Parceval, 36, ist ein Ex-Bundespolizist, der im Rahmen des „German Police Project Team“ in Afghanistan als Ausbilder der dortigen Nationalpolizei stationiert ist. Als beim Angriff einer Terrormiliz auf das Trainingscamp seine Rekruten wie Tiere abgeschlachtet und seine Schwester und seine Nichte entführt werden, brennen bei Parceval die Sicherungen durch. Der Elitepolizist switcht in den Rambo-Modus, spürt die Mörder in ihrem Unterschlupf auf und richtet dort im Alleingang ein knöcheltiefes Blutbad an. Seitdem sitzt Parceval als 15-facher Mörder in einem deutschen Bundesgefängnis, geplagt von SelbstTHE RED BULLETIN
VINZ SCHWARZBAUER
ACTIONTHRILLER
„Parceval – Zwischen den Fronten“, Kapitel 1, erster Absatz Die Dealer hatten ein intelligentes Verkaufssystem entwickelt. Wenn man es von ihrem Intelligenzniveau aus betrachtete. Von Parcevals Niveau aus war es nur einen Schritt weit von totaler Amateurhaftigkeit entfernt. Nicht, dass Parceval sich darüber beklagt hätte. Es machte es ihm leichter, die Dealer auszurauben. Allerhöchstens fühlte er eine leichte Empörung, dass derartige Geistesakrobaten mit ihrem Tun auch noch Geld verdienten.
vorwürfen – allerdings nicht wegen der 15 Toten, sondern wegen der zwei Verwandten, die immer noch spurlos verschwunden sind. Bis Parceval eines Tages (wer hätte es geahnt?) die Flucht gelingt … Das ist der Zeitpunkt, an dem wir als Leser in die Story einsteigen. Band 1 dieser vierteiligen Reihe erschien 2019 unter dem Titel „Parceval – Seine Jagd beginnt“. Und sie beginnt etwas holprig. Landow legt zwar ein beeindruckendes Tempo vor, bekommt im Eifer des Gefechts seine Titelfigur charakterlich aber nicht ganz in den Griff. Da gibt’s jede Menge harte Schale, aber wenig Kern. Trotzdem lohnt es sich, dranzubleiben. Denn bereits in Teil 2, „Auf der Flucht“ (2020), sieht die Sache deutlich anders aus. Landow hat sich in dem Genre akklimatisiert. Und man darf getrost davon ausgehen, dass er nebenbei intensiv bei „Jack Reacher“ (bekanntlich das Alphatier der Neigungsgruppe Harte Hunde) nachgelesen hat, bevor er Parceval hier mitten in den brutalen Krieg zwischen zwei rivalisierenden Mafiabanden geschickt hat. Plötzlich hat dieser Kerl neben dem physischen auch das psychische Relief, um angesichts einer .357 Magnum noch eine lässige Lippe riskieren zu können. So richtig „Yippie-ya-yay, Schweinebacke“ ist dann im dritten Teil angesagt, in dem Ralf Parceval in allerbester THE RED BULLETIN
John-McClane-Manier („Die Hard“) eine groß angelegte Geiselnahme in der Ham burger Elbphilharmonie entschärft – wobei „entschärft“ in Anbetracht der Tatsache, dass die Hälfte des berühmten Konzerthauses bei diesem „Spiel mit dem Feuer“ (2021) heiß abgetragen wird, vielleicht nicht ganz treffend ist. Ob es im letzten Teil, „Zwischen den Fronten“ (2022), zu einem Happy End kommt, sei hier nicht verraten. Wohl aber, dass sich Landow abermals ganz ungeniert in der GenreSchatztruhe bedient und seinen großen Showdown als rasante „Mission: Impossible“ anlegt … Klar kann man jetzt sagen, das gab es alles schon mal. Stimmt. Aber eben nicht mitten in Deutschland. Und genau das verpasst dieser Highspeed-Thrillerreihe eine neue, durchaus reizvolle Würze.
CHRIS LANDOW „Parceval – Zwischen den Fronten“ Blanvalet
BUCHTIPPS
Recht-Schreibung Vier internationale Bestsellerautoren, die Gesetzes texte in Spannungsliteratur verwandeln.
JOHN GRISHAM Der unangefochtene König des Justizthrillers lässt auch nach über 30 Bestsellern mit einer Gesamtauflage von rund 300 Millionen Exempla ren keine Spur von Amts müdigkeit erkennen. In sei nem neuesten Genre-Streich sägt Grisham, 67, an den Grundpfeilern des US-Rechts systems, indem er den Bock zum Gärtner macht – was in seinem Fall heißt: Er macht den Richter zum Mörder. „Der Verdächtige“ Heyne
STEVE CAVANAGH In seinem vierten Roman rund um den unkonventionel len Rechtsanwalt Eddie Flynn zieht der gefeierte irische Autor Steve Cavanagh, 46, ein perfides Katz-und-MausSpiel auf, das paradoxerweise immer mehr Fahrt aufnimmt, je enger das Labyrinth wird, durch das er seine Leser hetzt. Der Ausgangspunkt: Cavanagh setzt den Killer nicht auf die Anklagebank, sondern in die Jury … „Thirteen“ Goldmann
GIANRICO CAROFIGLIO Bevor sich der 1961 in Bari geborene Gianrico Carofiglio der Fiktion widmete, machte er sich sehr real als Antimafia-Staatsanwalt einen Namen. Der Mann weiß also ganz genau, dass in der Arena des Gerichtssaals jedes Wort zählt. Und genauso schreibt er auch. Bisher lieferte sein Avvocato Guerrieri sechs Plädoyers für Justizkrimis, die literarisch jedem Kreuz verhör standhalten. „Reise in die Nacht“ Goldmann
MICHAEL CONNELLY Der zigfach ausgezeichnete US-Autor Michael Connelly, 65, ist eigentlich für seine „Hieronymus Bosch“-Psycho thriller und knallharten TrueCrime-Storys bekannt. Mit der Figur von Mickey Haller gelang ihm darüber hinaus das Kunststück, einen recht windigen Winkeladvokaten, der sein Büro auf dem Rück sitz eines Lincoln Town Car aufschlägt, zum Sympathie träger zu machen. „Der Mandant“ Heyne
83
GUIDE Tipps & Trends FUNKENFLUG HUBLOT
STRAHLKRAFT RIMOWA CABIN FLAMINGO-ROT Wer Afrika bereist hat, weiß, dass dort alles ein bisschen strahlender, einen Tick sonni ger ist. Tansanias Farben hat Rimowa nicht in seine Koffer gepackt, sondern sich von ihnen inspirieren lassen. Das Ergebnis: eine Neuerschei nung in Flamingo-Rot. rimowa.com
Der französische Ausnahme kicker Kylian Mbappé trägt eine Luxusuhr von Hublot am Handgelenk. Fotograf Ezra Petronio meinte, sein Ziel sei es, den Funken einzufangen, der jeden von uns einzigartig macht. hublot.com
120 JAHRE EXPERTISE Robustes, lang lebiges und leichtes Polycarbonat
Richtig gutes Zeug Kultdesign zum Fahren, Tragen und Rollen. Von der Redaktion gefunden und für einzigartig befunden.
84
THE RED BULLETIN
GUT GERÜSTET STAHLHANDSCHUHE
EZRA PETRONIO, KHM MUSEUMSVERBAND
Was einst ein Ritter war, ist heut’ ein „Iron Man“. Wer Harnisch trug, so lernen wir in der Schau im Kunsthistorischen Museum in Wien, zog damit keineswegs nur ins Gefecht. Manch Edler wollte einfach modisch glänzen. Im Shop des Museums zu erstehen. khm.at
LA-LE-LU LONGINES Das Schweizer Uhrenhaus Longines steht bereits seit fast 200 Jahren für Eleganz. (Darf man bei Uhren von zeitloser Eleganz sprechen?) Hier zu sehen: das AutomatikModell PrimaLuna mit Mondphasenanzeige und einem Gehäuse aus poliertem Edelstahl. longines.com
RITTER-REPLIKAT Die Nachbildung eines Handschuhs aus Stahl
KULTDESIGN MIT ZUKUNFT RAY-BAN STORIES Zeitloser Stil trifft nun auf Future Touch: Die Smart Glasses haben zwei HD-Kameras und Lautsprecher an der Innenseite der Bügel integriert. Die Modelle Wayfarer, Meteor und Round gibt es exklusiv bei sehen!wutscher. rayban.com
ANGRIFFSLUST FERRARI 296 GTS Dieser Ferrari 296 GTS sieht so aus, als würde er jeden Moment zubeißen. Was angesichts der 830 PS des V6-Hybrid-Motors nicht verwundert. Wer Elektro pur probiert, wird feststellen, dass das Cabrio schnell an Power verliert – Reichweite: 25 Kilometer. ferrari.com
PRETTY IN PINK LANCÔMES BLÜTEN Hier, in der 500 Jahre alten „Domaine de la Rose“ in der Duft-Welthauptstadt Grasse an der Côte d’Azur, lässt Lancôme Lavendel, Jasmin und Rosen auf nachhaltige Art sprießen: 33 Vogel-, 31 Schmetterlings- und 12 Fleder mausarten genießen hier ihr Dasein. lancome.com
THE RED BULLETIN
85
GUIDE Kalender
10
Juli 50 JAHRE UDO LINDENBERG
18 Juni bis 24. Juli KEINE HALBE SACHE Deutschland sucht die besten Streetball-Spieler und -Spielerinnen – beim Red Bull Half Court. Die Regeln sind simpel: Gespielt wird drei gegen drei. Wer nach zehn Minuten führt – oder zuerst 21 Punkte erreicht –, gewinnt die Partie. Die Qualifi kationsspiele finden in fünf verschiedenen deutschen Städten statt. Die besten Teams kommen anschließend in die Finalrunde. Die National-Champions dürfen dann zu den World Finals nach Kairo fliegen. redbull.com/halfcourtgermany
25
und 26. Juni BIST DU FIT GENUG? Ende Juni kämpfen die Profi-Triathleten in Berlin um die Deutsche Meisterschaft in der Sprint distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Rad und 5 Kilometer Laufen). Laien können am Berlin City Triathlon teilnehmen in der Sprintund Supersprintdisziplin: 300 Meter Schwimmen, 14,5 Kilometer Rad und 3 Kilometer laufen. Also ganz gemütlich. triathlondeutschland.de 86
18 17 bis 19. Juni HAPPY BIRTHDAY! Die schnellste Motorradrennserie feiert 20-jähriges Jubiläum. Fast immer dabei: der Sachsenring. Vom 17. bis 19. Juni gastiert die MotoGP zum 19. Mal auf der Traditionsstrecke bei Chemnitz. ServusTV überträgt das vierte freie Training und die Qualifyings am Samstag sowie alle Rennen am Sonntag live. servustv.com
bis 26. Juni KIEL FEIERT EINE PARTY Die Kieler Woche ist das größte Segel-Event der Welt und zieht jedes Jahr drei Millionen Besucher an. Du hast mit Segeln nix am Hut? Egal. In der ganzen Stadt gibt es zahlreiche Konzerte (z. B. Tocotronic), Festzelte, Shows und einen Jahrmarkt. kieler-woche.de THE RED BULLETIN
THOMAS DIETZE/RED BULL CONTENT POOL, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL, TINE ACKE, LH KIEL/VIKTORIA MICHEEL
Seit einem halben Jahrhundert begeistert uns Udo Lindenberg mit seiner rauen Stimme. Zum Jubiläum reist der Kultrocker bis zum 10. Juli durch Deutschland („UDOPIUM LIVE 2022“) und spielt noch mal seine größten Hits. udo-lindenberg.de
DUSCH DICH FIT
Wie du lernst, die kalte Dusche zu lieben. Mit welchen Tipps & Tricks du dein Leben verbesserst. Der Biohacking-Podcast von The Red Bulletin. Jeden Dienstag neu.
m Andrea it s Breitf eld Profi-B iohacke r und Red Bull etinKolumn ist
Endlich draußen! Die Camping-Saison 2022 ist eröffnet. Hier kommt die passende Urlaubsausrüstung für alle Outdoor-Junkies. Text JULIAN VATER
EIN SHIRT, DAS AUCH KÜHLT Modell aus Merino wolle, zu 100 % biokompostierbar
SOMMERWOLLE ALS KLIMAANLAGE DEVOLD NORANG MERINO SHIRT Das Shirt aus 100 Prozent feiner erinowolle überzeugt durch die klima M regulierenden Eigenschaften des Materials – es kühlt und absorbiert Feuchtigkeit. Das Teil der norwegischen Marke Devold gibt es wahlweise mit kurzen oder langen Ärmeln. 85 Euro; devold.com
88
THE RED BULLETIN
GUIDE Outdoor
FEST IM SATTEL
ÜBER ALLE BERGE
NIE WIEDER LADEN!
NORRØNA FJØRÅ FLEX1 SHORTS
SALEWA MOUNTAIN TRAINER 2 MID
GARMIN INSTINCT 2 SOLAR
Die Damenshorts „fjørå flex1“ bieten Bewegungsfreiheit und sind an Knien und Gesäß verstärkt. Außerdem wurde die Hose mit recycelten Materialien verbessert. Gegen einen kalten Rücken bei der rasanten Abfahrt hat Hersteller Norrøna auch noch einen höheren Hosenbund eingearbeitet. 159 Euro; norrona.com
Das Wichtigste für ein Abenteuer in den Bergen? Ein verlässlicher Schuh – wie der Mountain Trainer von Salewa. Robust und leicht, ausgestattet mit Gore-Tex-Performance-Comfort-Wetterschutz und einer Vibram-Sohle. Diese Kombi macht den Mountain Trainer zum meistverkauften Schuh von Salewa. 250 Euro; salewa.com
Diese schlaue Uhr ist ein Dauerbrenner. Die solarbetriebene Instinct 2 Solar hat im Smartwatch-Modus unbegrenzte Akkulaufzeit. Wer modisch – also farblich – mitmischen will, kann zwischen einer Vielzahl an Armbändern wechseln. Optisch ansprechend und multifunktional: die Uhr, die niemals schläft. 450 Euro; garmin.com
GEMACHT FÜR EXTREME
Fahrrad fürs Handgepäck QiO EINS P-5
Am Campingplatz aufwachen und schnell mal rüber zum Bäcker – das kann vielerorts eine echte Herausforderung sein. Um solche Wege komfortabler zu erledigen, ist das EINS P-5 von QiO genau richtig. Ein verblüffend vielfältiges E-Kompaktrad, das bequem in jeden Campingbus passt. 3.799 Euro; qio-bikes.com THE RED BULLETIN
PEAK PERFORMANCE VISLIGHT PRO Eine Jacke, die so ziemlich alles kann. Die „Vislight Pro“ ist dank ihrer modernen GORE-TEX-Technologie leicht, atmungsaktiv und außerdem wasserabweisend. Egal welches Wetter herrscht, ob man bergsteigen oder Ski fahren möchte, diese Jacke ist definitiv für die Extreme gemacht. 550 Euro; peakperformance.com
89
GUIDE Outdoor
AUF TAUCHGANG
KÜCHE TO GO
APP GEHT’S ZUM CAMPEN
SUUNTO D5
CAMPO LIBRE KOCHSET ENZO
ROADSURFER SPOTS APP
Sag niemals Tauchuhr zu diesem Tauchcomputer, denn die D5 ist ein Allrounder: Der Flaschendruck wird kabellos angezeigt, ein digitaler Kompass ist abrufbar, und auch eine Mobilfunkverbindung ist über Wasser möglich. Die Suunto-App zaubert alle Daten im Nachhinein auch noch auf dein Handy. 649 Euro; s uunto.com
Schluss mit Nudeln und Pesto. Mit dem Kochset „ENZO“ aus Edelstahl kannst du aufwendige Gerichte zubereiten, ohne viel Stauraum zu verlieren. Beide Töpfe, die Pfanne, der Wasserkocher und der speziell entwickelte Deckel mit flexibler Passform und integriertem Sieb passen perfekt in einander. 90 Euro; campolibre.eu
Camping-Urlaub schon gebucht? Die neue App von Roadsurfer bietet einen kompakten Überblick über 1000 Camping-Spots in ganz Europa. Der perfekte Ort für den nächsten Ausflug ist also nur einen Knopfdruck entfernt. Dabei kann auch nach verschiedenen Fahrzeugkategorien gefiltert werden. roadsurfer.com
Wenn das Abenteuer ruft
Hymer Grand Canyon S CrossOver Der perfekte Begleiter für den Trip ins Blaue. Zehn Tage kann man mit dem Grand Canyon S CrossOver autark verreisen. Dank Solar anlage und umfangreicher Serienausstattung regiert die Freiheit. Mit Allradantrieb, Höherlegung und Geländebereifung sind dem Abenteuer (fast) keine Grenzen gesetzt. 116.200 Euro; hymer.com
DES CAMPERS THRON SNOWLINE PENDER WIDE Ein Sessel, der in keinem Kofferraum fehlen darf. Dank der „shock cord“-Technologie ist er binnen Sekunden auf- und abgebaut. In den Stuhlbeinen verläuft eine elastische Schnur, die alle Elemente auf Knopfdruck zusammenzieht. Außerdem ist der Pender Wide nur 1,56 Kilo schwer und ganz easy zu verstauen. 130 Euro; kochalpin.at
90
THE RED BULLETIN
D I E MotoG P™ A M SAC H S E N R I N G L I V E U N D E X K L U S I V I M F R E E -T V U N D B E I S E RV U S T V O N
S O N N TAG , 1 9 . J U N I | L I V E
B O U L E VARD DER HEL DEN
SEQUOYAH
DER DIE WELT ERFAND
Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 14: Der Mann, der den Cherokee-Indianern eine neue Schrift schenkte.
92
THE RED BULLETIN
BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT MICHAEL KÖHLMEIER
S
IMAGO, GETTY IMAGES, PICTUREDESK.COM
M
itte der Neunzigerjahre war ich der späteren USA friedlich mit den weißen in North Dakota. Dort lernte ich Siedlern zusammengelebt, sie hatten miteinander Handel getrieben, und es war nicht unLenny Gleeson kennen, Professor gewöhnlich, dass ein Weißer eine Indianerin an der Dickinson State University, sein Forschungsgebiet war das heiratete – umgekehrt allerdings schon. Leben und die Kultur der Ureinwohner NordDie lokalen kriegerischen Auseinander amerikas. Er erzählte mir von Sequoyah. setzungen fanden, wenn überhaupt, dann „Dieser Mann“, sagte er, „war eines der größzwischen den verschiedenen Stämmen statt MICHAEL KÖHLMEIER ten Genies in der Geschichte der MenschDer Vorarlberger und nur selten zwischen Weißen und IndiaBestsellerautor gilt heit.“ Derselben Meinung sei übrigens auch nern. Sequoyah war kein Krieger. In seiner als bester Erzähler sein Kollege John Searle, der bekannte PhiloJugend wäre er gern einer gewesen, so erdeutscher Zunge. soph und Sprachwissenschaftler. zählte er am Ende seines Lebens in einem Zuletzt erschienen: Den Namen Sequoyah kannte ich, es war langen Interview und lächelte dabei, wie sein der Roman „Matou“, der Name des Mammutbaumes, der an den Biograf schreibt, und zwar auf diese ironisch 960 Seiten, Hanser Verlag. westlichen Hängen der Sierra Nevada in hintergründige Weise, die jeden bezauberte, Kalifornien wuchs, des größten Baumes der der mit ihm zusammentraf. Welt. Ich wusste allerdings nicht, wer der equoyah war zierlich gebaut, hatte nicht viel Körper Namensgeber gewesen war. Der Mann Sequoyah war kraft und verletzte sich zudem früh am Bein, was ein Cherokee. Die verschiedenen Stämme dieses Volkes zur Folge hatte, dass er sein Leben lang hinkte. siedelten in Tennessee, North Carolina, Virginia bis Für das Kriegshandwerk war er nicht geschaffen. Bei hinunter nach Alabama. Sie selbst nannten sich Anieinem Überfall auf einen Treck von weißen Pionieren Yun-wiya, das wirkliche Volk – was heißen sollte: das war er allerdings dabei. Die Siedler flohen auf ihren begnadete oder das beschenkte Volk, das von den guten Pferden, ließen alles zurück, nur einen von ihnen nahGeistern geliebte und bevorzugte Volk. Die meisten men die Indianer gefangen. Es war ein junger Mann, anderen Stämme, so erzählte mir Professor Gleeson, zart und schwächlich wie Sequoyah. hätten die Vorrangstellung dieses Stammes der Cherokee anerkannt. Die Ani-Yun-wiya hätten die klügsten Die Pioniere hatten eine Stadt gründen wollen, eine richtige Stadt: mit allem, was eine Stadt ausmachKöpfe hervorgebracht, Strategen des Krieges, aber auch te, einer Kirche, einem Saloon – und einer Zeitung. Agronomen, und der Klügste der Klügsten sei eben Der junge Mann war Drucker von Beruf, er besaß eine Sequoyah gewesen. Druckerpresse, die hatte er auf einen der Wagen gelaSein genaues Geburtsdatum kannte er selbst nicht, den. An diesem Gerümpel waren die Stammesgenosals Geburtsjahr gab er 1763, 1764 oder 1765 an. Seine sen nicht interessiert, sie überließenden Drucker und Mutter war Indianerin, sein Vater ein schottischer Händler mit Namen Nathaniel Guess, weshalb er bis heute, dessen Sachen dem Kleinsten und Schwächsten von vorwiegend in England, George Guess genannt wird. ihnen – Sequoyah. Sollten sich diese beiden doch etwas Seit dem 16. Jahrhundert hatten die Cherokee im Süden ausmachen.
THE RED BULLETIN
93
B OU L EVAR D DE R HE L D E N
Sequoyah war bei seiner Mutter aufgewachsen, s einen Vater hatte er nie kennengelernt, der war schon bald auf und davon, von europäischer Zivilisation hatte der Sohn nichts mitbekommen. Von dem „sprechenden Papier“ aber hatte er schon gehört. Er wusste, die Weißen hielten manchmal einen oder mehrere Bögen in Händen, starrten darauf, und manchmal sprachen sie nach, was ihnen die winzigen schwarzen Zeichen auf dem Papier anscheinend vorsagten. Das hatte Sequoyah schon selbst beobachtet. Nun sah er erstmals dieses Wunder ding, das die Papierbögen zum Sprechen brachte. Er, der die Sprache der Weißen einigermaßen verstand und auch sprechen konnte, wollte sich bei dem Drucker über diese seltsame Sache kundig machen, aber mehr als zwei, drei Lektionen kamen nicht zustande, denn dem Gefangenen gelang es bald zu fliehen.
S
equoyah war nun mit der Druckerpresse und dem Papier und den Lettern aus Blei allein und in seinen Studien auf sich gestellt. Die Dinge faszinierten ihn, vor allem interessierte er sich für die Zeichen auf den einzelnen kleinen Teilchen aus Blei. Er erkannte, dass sie die Vorlage waren für die Zeichen auf dem Papier. Sein größter Schatz war ein einzelnes Zeitungs exemplar, das der Drucker mitgebracht hatte. Sequoyah war ein Mann von ausgeprägtem Ehrgeiz und steinerner Geduld. Er stellte sich die Aufgabe, die zusammen gesetzten Zeichen, die Wörter, in der Zeitung miteinan der zu vergleichen, um so das Rätsel des „sprechenden Papiers“ zu lösen. Er wollte einen Sinn finden, eine Logik hinter diesen Symbolen. Die anderen Männer seines Stammes sahen das nicht gern. Sie meinten, die Buchstaben seien die Fußspuren der bösen Geister, die von den Siedlern eingeschleppt wurden. Sie stritten sich mit Sequoyah, er konnte sich nicht gegen sie wehren, sie entrissen ihm die Zeitung und verbrannten sie. Manche Stämme der Ureinwohner Nordamerikas hatten durchaus eine eigene Schrift, über die sie kom munizierten. Aber es war eine Bilderschrift. Dass ihre Zeichen die Fußspuren der guten Geister waren, sah man daran, dass sie zeigten, was ist – ein Adler konnte als solcher erkannt werden, ebenso ein Baum, eine Wolke, ein Fluss, eine Frau, ein Pferd, ein Büffel. Noch Sitting Bull, fünfzig Jahre später, erzählte sein Leben in kleinen, aufeinanderfolgenden Bildern. Das Problem bei dieser Art der Aufzeichnung war, dass sich Dinge, die man nicht sehen konnte, nur in umständ licher Umschreibung, besser: Umbilderung, darstellen ließen. Manche Phänomene ließen sich gar nicht dar stellen, Gefühle zum Beispiel. Professor Gleeson war im Besitz eines, wie er sagte, „unschätzbar wertvollen
Die Männer des Stammes hielten Buchstaben für die Fußspuren böser Geister.
94
Buches“, nämlich einer Erstausgabe von „Lectures on American Literature“ von Samuel Lorenzo Knapp, das war jener Rechtsanwalt und Schriftsteller, der 1829 das Interview mit Sequoyah geführt hatte, das später die Grundlage für sein Buch bildete. In diesem Gespräch berichtete Sequoyah ausführlich, wie er die CherokeeSchrift erfunden hatte.
N
ur wenige Worte hatte ihm der junge Drucker zu lesen beigebracht, bevor er floh. Das Wort „ buffalo“ (Büffel) zum Beispiel und das Wort „man“ (Mann). Sequoyah studierte die Worte, studierte die Zeichen, malte sie ab, tauschte sie aus. Er suchte nach einer Be ziehung zwischen dem, was das Wort meinte, und dem, wonach es aussah. Es schien ihm unwahrscheinlich, dass der Kreis des kleinen „a“ in „man“ einen Schild symbolisierte und der Strich an seiner rechten Seite einen Arm, der den Schild hielt, „man“ also einen be waffneten Mann bezeichnete. Ebenso wenig glaubte er, dass die beiden „f“ in der Mitte von „buffalo“ auf die zwei Hörner des Bisons hin weisen sollten. Die zu Wörtern zusammengesetzten Schriftzeichen hatten weder Ähnlichkeit mit einem Büffel noch mit einem Mann. Ihm fiel auf, dass der fünfte Buch stabe des Tier-Wortes der gleiche war wie der zweite des Mann-Wortes. Er schloss daraus, dass die Zeichen, im Unterschied zur Bildsprache der Indianer, abstrakt waren, also keine sichtbare Entsprechung in der Wirklich keit hatten und somit in allen möglichen Zusammen hängen verwendet werden konnten. Er fand weiters heraus, dass die Cherokee-Sprache sich auf fünfundachtzig Silben einschränken ließ. Nun nahm er aus dem erbeuteten Setzkasten Lettern und wies sie den jeweiligen Silben zu. Er wusste nicht, wie die Lettern in den Setzkasten eingesetzt wurden, dass zum Beispiel das kleine „n“ auf zwei Beinchen stand und die Beinchen nicht etwa in die Höhe streckte oder nach rechts oder links. Die einzelnen Buchstaben ließen sich, je nachdem wie er sie drehte, als Symbole ver schiedener Silben verwenden, das war praktisch. So baute er sein Silbenalphabet zusammen. Es habe gar nicht lange gedauert, erzählte Sequoyah seinem Gesprächspartner Mister Knapp, bis er jeden beliebigen Satz in der Sprache der Cherokee schreiben, setzen und drucken konnte. Mit seinem feinen Lächeln fügte er hinzu, nebenbei sozusagen habe er die Gram matik der Cherokee-Sprache analysiert und in der neuen Schrift niedergeschrieben.
Z
uerst hatten die Männer seines Stammes Sequoyah ausgelacht oder ihn sogar attackiert. Sie bezichtigten ihn böser Künste oder schlicht der Lüge. Sequoyah bat darum, ihm zwei Mädchen und zwei Buben im Alter von zehn Jahren für einen Monat zum Unterricht zu überlassen, mehr Zeit benötige er nicht. Die Bitte wurde gewährt. Nach dieser Frist berief er eine große Ver sammlung ein. Die Mädchen und die Buben wurden separiert, sodass sie weder sehen noch hören konnten, was besprochen wurde. Sequoyah stellte eine große
THE RED BULLETIN
Mit Hilfe eines Setz kastens und einer alten Zeitung baute Sequoyah sein neues Alphabet. Tafel auf, dann bat er vier seiner erbittertsten Gegner zu sich. Sie sollten ihm jeder eine kleine Geschichte er zählen. Sequoyah schrieb auf der Tafel mit. Nun rief er das erste Mädchen zu sich. Sie konnte – zwar langsam, aber fehlerfrei – von der Tafel ablesen, was der Mann erzählt hatte. So ging es mit dem zweiten, dritten und vierten seiner Gegner, alle Geschichten konnten die Kin der von der Tafel ablesen. Das überzeugte die Stammes ältesten. Jedes Mitglied ab zehn Jahren wurde fortan verpflichtet, lesen und schreiben zu lernen. Im Jahr 1825 beschloss der Stamm, eine eigene, moderne Druckerpresse anzuschaffen, zwei Jahre später bereits erschien die erste Zeitung in der Schrift, die Sequoyah erfunden hatte – der „Cherokee Phoenix“.
Insgesamt erschienen 409 Ausgaben. Andere Stämme entwickelten bald nach Sequoyahs Vorbild ihre eigene Schrift oder übernahmen die Zeichen der CherokeeSchrift. Sequoyah betrieb sein ganzes Leben sprach wissenschaftliche Studien, unter anderem in Mexiko. 1843 starb er. Professor Gleeson konnte sich gar nicht beruhigen, so sehr begeisterte er sich für diesen Mann. „Ich“, rief er aus, „ich stelle Sequoyah auf die gleiche Stufe mit Leo nardo da Vinci und Thomas Alva Edison! In einem ein zigen Leben hat er zustande gebracht, wofür die Mensch heit Tausende Jahre brauchte. Wer die Schrift erfindet, erfindet die Welt. Dass der größte Baum dieser Welt nach ihm benannt wurde, das ist mehr als recht und billig.“
Michael Köhlmeiers Geschichten gibt es auch zum Anhören im Podcast-Kanal von The Red Bulletin. Zu finden auf allen gängigen Plattformen wie Spotify, auf redbulletin.com/podcast oder einfach den QR-Code scannen.
ANZEIGE
SCHUHE BESTEN DER BESTEN VON DEN
MERRELL
„MTL – Merrell Test Lab“ heißt das Projekt, bei dem das Entwicklungsteam von Merrell ganz eng mit den weltbesten Trailrunning-Sportlern zusammenarbeitet. Die Athleten sind die Ersten, die Prototypen der neuen Schuhmodelle testen dürfen. Sie geben Feedback zum Einsatzzweck, zum passenden Gelände oder zu einer bestimmten Aktivität – so lange, bis die Schuhe den Bedürfnissen der Athleten entsprechen. Von professionellen Trailläufern getestet Ein Schuh ist der MTL Long Sky 2. Er eignet sich perfekt für Läufer, die lange Distanzen in unwegsamen Geländen zurücklegen wollen, und bietet maximalen Grip in technischem Berggelände.
NO SKY IS THE LIMIT Seit 2020 ist Merrell Partner und Ausstatter der weltweiten Trailrunning-Eventreihe SKYRUNNER® WORLD SERIES.
merrell.com
IMPRESSUM
THE RED BULLETIN WELTWEIT
Aktuell erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Das Cover unserer US-Ausgabe ziert in diesem Monat Vashti Cunningham. Die 24-Jährige zählt seit sechs Jahren zu den besten Hochspringerinnen der Welt. Bei der Leichtathletik-WM im Juli hat sie daher nur ein Ziel: endlich Gold! Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: redbulletin.com
96
Gesamtleitung Alexander Müller-Macheck, Sara Car-Varming (Stv.) Chefredaktion Andreas Rottenschlager, Andreas Wollinger (Stv.) Creative Direction Erik Turek, Kasimir Reimann (Stv.) Art Direction Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson Textchef David Pesendorfer Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Faustmann-Goll, Cornelia Gleichweit Fotoredaktion Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Digitalredaktion Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Lou Boyd, Marie-Maxime Dricot, Melissa Gordon, Lisa Hechenberger, Elena Rodríguez Angelina, Julian Vater Head of Audio Florian Obkircher Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Publishing Management Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Head of Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger Projektmanagement Co-Publishing, B2B-Marketing & Communication Katrin Sigl (Ltg.), Katrin Dollenz, Thomas Hammerschmied, Teresa Kronreif (B2B), Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner (Communication), Jennifer Silberschneider, Sophia Wahl Creative Services Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka, Tanja Zimmermann, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Management Co-Publishing Alexandra Ita Editorial Co-Publishing Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann, Michael Hufnagl, Alexander Klein, Irene Olorode, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser Executive Creative Director Markus Kietreiber Senior Manager Creative Elisabeth Kopanz Art Direction Commercial & Co-Publishing Peter Knehtl (Ltg.), Luana Baumann-Fonseca, Silvia Druml-Shams, Erwin Edtmayer, Simone Fischer, Andreea Gschwandtner, Lisa Jeschko, Araksya Manukjan, Carina Schaittenberger, Julia Schinzel, Florian Solly, Sophie Weidinger, Stephan Zenz Head of Direct to Consumer Business Peter Schiffer Direct to Consumer Business Marija Althajm, Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Retail & Special Projects Manager Klaus Pleninger Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Elisabeth Maier MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler IT Service Desk Maximilian Auerbach Operations Alice Gafitanu, Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Thomas Platzer, Raphaela Pucher Projekt Management Dominik Debriacher Assistant to General Management Sandra Artacker Herausgeber & Geschäftsführer Red Bull Media House Publishing Andreas Kornhofer Verlagsanschrift Am Grünen Prater 3, A-1020 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-LepperdingerStraße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber
THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258 Länderredaktion Maximilian Reich Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Country Project Management Nina Hahn Media Sales & Partnerships Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Franz Fellner, Ines Gruber, Wolfgang Kröll, Gabriele Matijevic-Beisteiner, Alfred Vrej Minassian, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölß Abo Abopreis: 21,90 EUR, 10 Ausgaben /Jahr, getredbulletin.com, abo@de.redbulletin.com Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o. o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen
THE RED BULLETIN Frankreich, ISSN 2225-4722 Länderredaktion Pierre-Henri Camy Country Coordinator Christine Vitel Country Project Management Alexis Bulteau
THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308-5894 Länderredaktion Ruth Mcleod (Ltg.), Tom Guise Lektorat Davydd Chong Publishing Management Ollie Stretton Media Sales Mark Bishop, mark.bishop@redbull.com
THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Nina Kaltenböck Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland Publishing Management Bernhard Schmied Media Sales & Partnerships Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Franz Fellner, Ines Gruber, Wolfgang Kröll, Gabriele Matijevic-Beisteiner, Alfred Vrej Minassian, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölß Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher
THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886 Länderredaktion Stefania Telesca Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland Country Project Management Meike Koch Media Sales & Brand Partnerships Christian Bürgi (Ltg.), christian.buergi@redbull.com Marcel Bannwart, marcel.bannwart@redbull.com Jessica Pünchera, jessica.puenchera@redbull.com Goldbach Publishing Marco Nicoli, marco.nicoli@goldbach.com
THE RED BULLETIN USA ISSN 2308-586X Länderredaktion Peter Flax (Ltg.), Nora O’Donnell Lektorat Catherine Auer, David Caplan Publishing Management Branden Peters Media Sales Todd Peters, todd.peters@redbull.com Dave Szych, dave.szych@redbull.com Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com
THE RED BULLETIN
NICHT NUR IN TERMINEN SCHWIMMEN?
NICOLAS MAHLER
N IC OL AS M A HL ERS SPI T ZF ED ERL ICHES CHA R A K T ER-K A BINE T T
Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 12. Juli 2022.
98
THE RED BULLETIN
DAS JAHRESABO
12 The Red Bulletin Ausgaben
FÜR NUR €25,90
getredbulletin.com
Erhältlich am Kiosk, im Abo, als E-Paper, auf theredbulletin.com oder als Beilage in einer Teilauflage von:
8.850 km Am 5. Oktober 1931 gelang den beiden mutigen amerikanischen Piloten Clyde Pangborn und Hugh Herndon der weltweit erste Nonstop-Flug von Japan in die USA. Nach ihrem Start legten sie in 41 Stunden rund 8.850 km zurück, bevor sie in Wenatchee, Washington, landeten. Sie erzielten damit den Rekord für den längsten Flug über Wasser.
PIONEERING TIME ZONES LONGINES SPIRIT ZULU TIME