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Nachhaltige Mode von dem Label „Blossom
Nachhaltige Generation
Die Geschwister Lynn und Kim Hansen gehören mit ihrem Label „Blossom“ zu einer neuen Generation, für die der Konsum von Modekleidung vor allem im Zeichen der Transparenz stehen muss. Nachhaltige Brands sind im Trend und bieten ein immer größeres Angebot.
„Blossom“ bedeutet auf Deutsch „Blüte“ oder „blühen“. Den Namen ihrer Bekleidungsmarke haben die beiden Schwestern nicht zufällig ausgesucht. Er entspricht ihrem aktuellen Geisteszustand. Er ist eine regelrechte Lebensphilosophie, könnte man sogar behaupten. „Wir blühen regelrecht auf“, meint Kim ganz begeistert. Es ist wie ein Neustart, den sich die beiden Geschäftsfrauen vor zwei Jahren gegönnt haben. „Wir haben uns die Freiheit genommen, das zu vollbringen, auf das wir auch wirklich Lust haben“, erklärt Lynn. „Natürlich ist dieser Aspekt auch mit sehr viel Arbeit verbunden, doch wir arbeiten an einem Projekt, das uns zu hundert Prozent entspricht. Ich fühle mich jetzt weitaus glücklicher, obwohl ich sehr viel weniger Geld verdiene.“
Es sei ein unbeschreiblich schönes Gefühl, sein Leben so zu gestalten, wie man es für richtig hält, möchte die 29-jährige Kim hinzufügen. Immer öfter befreien sich Menschen aus den Zwängen, die ihr Leben bis dahin eingeengt haben. Dann weht der Wind erfrischend und gibt dem Leben einen neuen Sinn. Sie wagen den Sprung meist aus ihrem bisher gewohnten

Komfort heraus, um sich ihren ganz eigenen Lebensweg zu gestalten. Der Weg zum Glück. Der Weg zur persönlichen Entfaltung.
„Wir sind in einer Lebensphase, wo wir uns das noch erlauben können“, meint die 32-jährige Lynn. „Wir haben keine Kinder und keine großen finanziellen Verpflichtungen. Wir sind flexibel. Denn man darf nie vergessen, dass man auch auf vieles verzichten muss, um seine Träume verwirklichen zu können.“
Ihren Optimismus und ihre Motivation liest man den beiden von den Augen ab. Zurzeit haben sie sich mit ihrem Label „Blossom“ in einem Pop-Up-Store der Gemeinde Düdelingen niedergelassen. Mitten in der Innenstadt. Ein Konzept, das sich die Stadt ausgedacht hat, um neue Unternehmen hervorzuheben, indem sie ihnen für eine vorbestimmte Zeit ein Lokal zu einem moderaten Preis vermietet.


natürlich kaufen, die sie vielleicht in eher gewöhnlichen Shops seltener finden werden. Denn der Hauptgedanke der beiden Geschäftsfrauen ist eindeutig: „Wir haben uns von Anfang an ganz bewusst die Kleidermarken herausgesucht, die, in einem gewissen Maß, die Werte vertreten, die uns wichtig erscheinen“, verrät Kim.
Lynn Hansen – Geschäftsführerin „Blossom“
Werte, die mit den Begriffen „Fair Fashion“ oder „Slow Fashion“ eng verbunden sind. „Der Hauptgedanke hinter der ‚Slow Fashion‘ ist, auf riesige Massenproduktion zu verzichten“, erklärt Kim Hansen. „Es werden ebenfalls umweltfreundliche und soziale Aspekte berücksichtigt. Natürliche oder recycelte Rohstoffe sind umweltfreundlich und belasten unsere Umwelt weniger. Unwürdige Arbeitsbedingungen sind inakzeptabel. Natürlich hat all dies Auswirkungen auf den Verkaufspreis, doch das muss jeder selbst mit sich ausmachen, wie viel Verantwortung er tragen möchte.“
Das Konzept der nachhaltigen Mode hat sich längst mit zunehmender Tendenz verbreitet. Immer öfter machen sich die Konsumenten Gedanken über den Ursprung, die Qualität und die Herstellungsbedingungen der Ware, die sie kaufen. Für Kim und Lynn spielt auch der lokale Aspekt eine wichtige Rolle. Das Sortiment im Pop-Up-Shop besteht aus Mode für Damen und Herren, Accessoires und Schmuck, die in Europa hergestellt wurden.
Meistens handelt es sich um Marken, die sich in der Kategorie der nachhaltigen Mode bereits einen Namen gemacht haben und dementsprechend in der Branche als anerkannt gelten. Da gibt es zum Beispiel die sehr trendige schwedische Streetwear-Marke „Dedicated“, die nur auf nachhaltige Materialien zurückgreift und, dank zahlreicher Künstler, sehr ausgefallene Kreationen anbietet. Oder „Ecoalf“, ein spanisches Modelabel, das aus recycelten Meeresabfällen tolle Kleider produziert. Laut dem Hersteller hat das Unternehmen im Jahr 2015 bereits 500 Tonnen Meeresabfälle wiederverwertet. „Die Art und Weise zu konsumieren hat sich im Laufe der Jahre verändert“, weiß Lynn. „Vor zehn oder fünfzehn Jahren war die Denkweise noch eine ganz andere. Unsere Lebensgewohnheiten spielen eine sehr große Rolle, die mit Nebenwirkungen verbunden sind. Das ist ein wichtiger Aspekt, der uns immer mehr bewusst wird.“


aufklären. Sie stehen für Transparenz. Denn man kann nicht alle Aspekte der nachhaltigen Mode in einen Topf werfen. Ein Hersteller wird sich eher für den ökologischen Aspekt einsetzen, ein anderer für faire Mode und ein dritter für biologische oder vegane Rohstoffe. „Fairtrade“ und „GOTS“ (Global Organic Textile Standard) gehören mit Sicherheit zu den bekanntesten Labels, doch es gibt mittlerweile unzählige. Da sollte man sich schon genau informieren.
Die beiden Schwestern designen zum Teil auch ihre eigenen Prints, die jede Saison erneuert werden. Gegenüber Kooperationen mit Labels aus Luxemburg, deren Philosophie mit ihrem Konzept übereinstimmt, wie vor kurzem mit den Marken „Zoé Muse“ und „Nancy Fis Jewellery“, sind Lynn und Kim nicht abgeneigt, doch laut ihrer eigenen Aussage gibt es leider nicht haufenweise.
„Ich habe manchmal das Gefühl“, meint Kim, „dass der kreative und künstlerische Aspekt nicht nur im Bereich der Mode sondern allgemein hier in Luxemburg weniger wertgeschätzt wird.“ Und trotzdem. Die Modebranche hat Lynn und Kim Hansen schon immer interessiert. Es sei eine Form von Ausdruck und natürlich von Individualität. Da sind sich die beiden Schwestern einig. „Unser Großvater war Schneider von Beruf“, verrät Kim. „Als Kinder haben wir viel Zeit in seinem Atelier verbracht und gerne eine Hand mit angepackt. Das hat uns begeistert.“
Als sie 2019 ihr Label „Blossom“ gründen, eröffnen sie dementsprechend ihren ersten Laden in der Hauptstadt. Doch leider müssen sie ihr Lokal bereits ein Jahr später, schweren Herzens, aufgeben. „Corona, die unendlichen Baustellen, die hohe Miete, das alles sind Faktoren, die dazu geführt haben“, bedauert Lynn. „Wir haben uns schlussendlich für einen Online-Shop entschieden, auch wenn das nicht unser Initialprojekt war.“
Doch dabei soll es nicht bleiben. Die Hoffnung, eines Tages trotzdem ein eigenes Geschäft zu führen, ist noch da. „Der Austausch mit unseren Kunden ist uns sehr wichtig“, betont Kim. „Wir möchten sie natürlich informieren und aufklären. Denn hinter jedem Kleidungsstück stecken auch immer ein Konzept und eine Geschichte, und so entsteht eine ganz einzigartige und engere Beziehung zu jeder Kreation. Der Kunde soll unser Lokal glücklich verlassen, das bedeutet uns sehr viel!“
Text: Jérôme Beck Fotos: Philippe Reuter (4),