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Was sich sonst noch tun lässt
from D430 Ernährung
Aus dem Wundergarten der Natur – Heilpflanzen mit bekannter Wirkung Jede Pflanze stellt etwas Fertiges, in sich Abgeschlossenes dar: Ihr liegen Intelligenz, Voraussicht und weise Planung zugrunde. Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) ist eine seit dem Altertum bekannte Heilmethode, die sich vor allem bei chronischen Krankheitsbildern bewährt, wozu auch die rheumatischen Beschwerden zählen. Diese sprechen auf die milden, nebenwirkungsarmen Pflanzenmittel gut an. Pflanzenstoffe wirken allerdings langsam: Sie benötigen Zeit bis zur vollständigen Entfaltung ihrer Heilwirkung. Man sollte nicht nach einer Woche eine starke Wirkung erwarten, sondern einige Wochen Geduld haben.
Die Wirkung von Pflanzen ist individuell und braucht etwas Zeit.
Es ist wichtig zu wissen, dass nicht jede Pflanze bei jeder Person gleich schnell und gleich stark wirkt. Es gibt grosse individuelle unterschiede: Wie bei der Ernährung, kann eine Pflanze bei einem Menschen schmerzlindernd wirken und bei einem anderen nicht. Dafür wirkt bei diesem eine andere Pflanze sehr positiv.
Folgende Pflanzen werden bei rheumatischen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt: ■ Teufelskralle (Harpagophytum). Sie wirkt vor allem bei entzündlichen Krankheitsbildern schmerzstillend. ■ Weihrauch (Olibanum). Die Harze des Weihrauchs wirken schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie sind vor allem bei entzündlichen Rheumaerkrankungen geeignet. ■ Esche (Fraxinus excselsior). Die salicinreiche Rinde der Esche wird seit der Antike erfolgreich bei entzündlichen Rheumaerkrankungen eingesetzt. ■ Arnica (Arnica montana). Bei allen Schmerz- und Entzündungsgeschehen kann Arnica Beruhigung bringen.
■ Beinwell (Symphytum officinale). Der auch als Wallwurz bekannte Beinwell wirkt äusserlich angewendet schmerzstillend bei rheumatischen Beschwerden. ■ Birke (Betula folium), Löwenzahn (Taraxacum) und Brennessel (urtica dioca) regen den Stoffwechsel an und wirken entgiftend und können sich deshalb günstig auf Schmerzzustände auswirken. ■ Goldrute und Wacholder können vor allem bei rheumatischen Krankheitsbildern, die mit einem verstärkten Kälteempfinden und starker Erschöpfung einhergehen, günstig wirken. ■ Hagebutte (Rosa canina). Das schonend gemahlene Pulver der Rosenfrucht enthält den Wirkstoff Galactolipid mit entzündungshemmender, schmerzstillender Wirkung. Es wird bei entzündlichen Krankheiten, Arthrose und Rückenschmerzen eingesetzt.
WAS SICH SONST NOCH T u N LÄSST
Die Phytotherapie kann in Form von Tees, Tinkturen, Salben oder auch Wickeln angewendet werden. Oft wirkt eine Pflanze als Ganzes eingesetzt wirkungsvoller, als wenn die Inhaltsstoffe extrahiert und als Einzelsubstanz verwendet werden. Es kann bei starken Beschwerden aber auch sinnvoll sein, ein Pharmaphytopräparat einzusetzen, da dieses stärker wirkt. Nahrungsergänzungen – wie sinnvoll sind sie? Viele Studien zeigen auf, dass Rheumabetroffene mit entzündlichen oder abnützungsbedingten Erkrankungen einen Mangel an verschiedenen Vitaminen und Mineralien aufweisen.
So ist bekannt, dass bei entzündlichen rheumatischen Krankheitsformen die Antioxidantien (Vitamine A, C, D, E, Selen und Zink) im Blut
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zu tief liegen. Auch der Eisenspiegel ist oft tief. Aus diesem Grund werden heute oft Antioxidantien empfohlen. Eisen sollte kritisch betrachtet werden: Hier geht die Fachwelt davon aus, dass bei Entzündungen ein tiefer Spiegel eher günstig ist, da zuviel Eisen im Körper Entzündungen provozieren kann.
Bei den abnützungsbedingten Erkrankungen werden vor allem die Vitamine C und E sowie Selen und Kupfer empfohlen.
Eine ausgewogene Ernährung bildet die Basis. Vitamine und Mineralstoffe in Form von Präparaten können sie sinnvoll ergänzen.
Auch der Säure-Basenhaushalt spielt eine Rolle beim Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen. Viele Rheumabetroffene sind übersäuert. Es sind vor allem Magnesium und Calcium sowie einige Vitamine, welche dann fehlen. Ein Magnesiummangel kann zu vermehrten Schmerzen und zu Verspannungen und Krämpfen führen. Magnesium muss jedoch immer in Zusammenhang mit Calcium betrachtet werden. Es kann sinnvoll sein, diese Substanzen ergänzend zur Ernährung mit einem geeigneten Präparat einzunehmen.
Vitamine und Mineralstoffmängel mit einem Präparat auszugleichen, führt allerdings langfristig nur zum Erfolg, wenn auch die Ernährung und die ganze Lebensweise angepasst werden.
Eine Nahrungsergänzung ist, wie die Bezeichnung schon ausdrückt, nur dann sinnvoll, wenn sie die Nahrung ergänzt: Die ausgewogene Ernährung bildet die Basis, welche durch ein gezielt eingesetztes Präparat unterstützt wird. Alle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind auf sehr komplizierte Art voneinander abhängig. Wenn nur die einen ergänzend zur Nahrung eingenommen werden, kann es sein, dass damit ein Mangel von anderen ausgelöst wird. Zudem zei-
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gen immer mehr Studien, dass hochdosierte Vitaminpräparate teilweise sogar ungünstig auf den Stoffwechsel einwirken. Es empfiehlt sich deshalb, ein eher tief dosiertes Basispräparat, und zwar immer zu einer Mahlzeit, einzunehmen.
Antioxidantien können gezielt eingesetzt ebenfalls sinnvoll sein, vor allem bei entzündlichen Krankheitsbildern. Nicht jedes Präparat ist empfehlenswert. Deshalb lohnt sich die Beratung durch eine Fachperson (Ärztin/Arzt, Ernährungsberaterin).
Fasten – immer wieder ein Thema Verschiedene untersuchungen zeigen während einer Fastenkur eine Besserung der entzündlichen rheumatischen Beschwerden. Fasten sollte immer zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt geplant werden. Fasten macht nur Sinn, wenn man es mit einer positiven Einstellung tut.
Als Fastenkuren kennt man: ■ Tee- oder Wasserfasten ■ Schleimfasten ■ Molkefasten ■ Buchinger Fasten (mit Gemüsesäften und Gemüsebrühe) ■ FX-Mayr Kur (Semmel-Milchfasten mit Basensuppen)
Wer nicht gänzlich Fasten möchte, kann auch ein Teilfasten einhalten. Dies kann gut zu Hause durchgeführt werden. Am besten eignet sich hier ein Teilfasten mit Gemüse oder Reis und etwas Quark oder Fisch oder ein Fasten mit Basensuppen (Gemüsesuppe mit Kräutern), eventuell mit etwas Reis oder Kartoffeln als Beilage.
Beim Fasten oder Teilfasten sollte immer genügend getrunken werden, am besten Wasser oder Kräutertees (Kräuter siehe Abschnitt
«Aus dem Wundergarten der Natur» S.31). Genussmittel sind für diese Tage gänzlich zu meiden.
Beim Fasten kommt es immer zu einer vermehrten Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten (Säuren) und so auch zu einer Verbesserung des Säure-Basenhaushaltes.
Fasten sollte nur, wer keine Bedenken dagegen hat. Denn Fasten hat nichts mit Hungern zu tun, sondern sollte mit der Einstellung durchgeführt werden, dass man dem Körper damit etwas Liebevolles tut. Die Befürchtung, dass die Entzündung nach dem Fasten sehr schnell wiederkehrt, ist vor allem beim Totalfasten begründet. Wenn Sie ein Teilfasten praktizieren und anschliessend auf eine sinnvoll zusammengesetzte Ernährung umsteigen, werden Sie eher eine positive Erfahrung machen. um einen Abbau von Muskulatur zu verhindern, ist es ebenfalls sinnvoll, auf ein Totalfasten zu verzichten und mit Buttermilch, Molke oder Quark ein Minimum an Eiweiss zu sich zu nehmen. Bei Gicht ist ein Teilfasten mit Gemüse und Quark zu empfehlen, um einen Gichtschub zu verhindern.
Bei allen rheumatischen Erkrankungen sollte ein strenges Fasten nicht im Alleingang, sondern in einer spezialisierten Klinik unter fachkundiger Leitung durchgeführt werden.
Der Einfluss des SäureBasenhaushaltes Das Verhältnis von Säuren zu Basen ist für die Funktion aller Stoffwechselvorgänge im Organismus von grosser Bedeutung. Für einen normalen Stoffwechsel ist ein Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen erforderlich. Dieses Gleichgewicht ist entscheidend für die Struktur und Funktion von Eiweissen, die Durchlässigkeit der Zellen, die Verteilung von Mineralstoffen sowie die Funktion des Bindegewebes.
Damit die vielfältigen Prozesse in unserem Körper geregelt ablaufen können, müssen der ph-Wert des Blutes und der ph-Wert der Flüssigkeitszusammensetzungen ausser- und innerhalb der Zellen unter allen umständen konstant gehalten werden. Die Schwankungsbreite darf nur gering sein.
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Bei den Auswirkungen des Säure-Basenhaushaltes auf die Gesundheit gibt es noch einige offene Fragen.
Bei den rheumatischen Erkrankungen steht vor allem der Knochenschwund (Osteoporose) in einem Zusammenhang mit einer latenten Gewebeübersäuerung und minimalen Verschiebungen des ph-Wertes des Blutes. Weiter ist ein Zusammenhang zwischen Arthrose und latenter Gewebeübersäuerung bekannt. Bei allen anderen rheuma-
tischen Erkrankungen sind noch viele Fragen offen und es können noch keine wissenschaftlich abgesicherten Aussagen gemacht werden.
Mit dem Begriff «Azidose» bezeichnet man in der Schulmedizin eine übersäuerung des Blutes, was äusserst selten vorkommt. In der Komplementärmedizin versteht man unter übersäuerung eine Veränderung der Pufferkapazität1, was den ph-Wert des Blutes beeinflussen kann. Welche Auswirkungen dies auf Gesundheit und Krankheit hat, ist noch nicht ganz geklärt.
Von einer latenten Gewebeübersäuerung spricht man, wenn das Zwischenzellgewebe zu viele Säu-
1 Bindungsfähigkeit von Basen an Säuren, was zu Salzen führt und so die Säuren unschädlich macht. 2 umwandlung des Nährstoffes in Energie, was auch zu Stoffwechselendprodukten (Schlacken) führt.
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ren zwischenlagert, welche unter anderem durch die Verstoffwechselung2 der Nahrung entstanden sind. Als Folge nimmt die Pufferkapazität der Zelle ab, was zu gestörten Stoffwechselprozessen und schliesslich zu Krankheiten führen kann.
Bei abnutzungsbedingten rheumatischen Erkrankungen ist es genauso wichtig, den Säure-Basenhaushalt zu beachten wie bei den entzündlichen Formen. So können Sie eine übersäuerung vermeiden oder therapieren: ■ Die Basis bildet eine ausgewogene Ernährung. Dabei spielen Gemüse, Salat und Obst die Hauptrolle. Sie bilden den Schwerpunkt möglichst vieler Mahlzeiten. Salat und rohes Obst lassen Sie beim Abendessen am besten weg, da sie dann wegen Gärprozessen im Darm das Säure-Basengleichgewicht des Körpers negativ beeinflussen können. ■ ungezuckerte Molke sowie angesäuerte Milchprodukte wie Joghurt, Sauermilch oder Kefir sind sehr empfehlenswert: Sie haben eine günstige Wirkung auf die Darmbakterien, welche eine grosse Rolle im Zusammenhang mit dem Säure-Basenhaushalt spielen. ■ Der positive Effekt von Kräutern wird in der Fachwelt noch diskutiert. ■ Säurebildende Nahrungsmittel wie Hartkäse, Fisch und Eier können zwar täglich genossen werden, jedoch nur in kleinen Mengen als Beilage zum Gemüse. Fleisch wird wenn möglich noch sparsamer gewählt und nicht täglich gegessen.
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■ Auch Getreide und Getreideprodukte wie Brot, Teigwaren und Gebäck wirken wegen ihres hohen Phosphoranteils säurebildend. Am besten halten Sie hier Mass und bevorzugen Vollkornprodukte. ■ Ziehen Sie qualitativ hochwertige Grundnahrungsmittel Fertig produkten vor. Es besteht ein Zusammenhang zwischen SäureBasengleichgewicht und Zusatzstoffen. ■ Alkohol wirkt sich ungünstig auf den Säure-Basenhaushalt aus. Er sollte deshalb nicht täglich genossen werden. Die Auswirkungen von Kaffee und Zucker werden in der Fachwelt noch diskutiert. ■ Wichtig ist es genügend zu trinken, vor allem Wasser und Kräutertee. Dies hilft die Stoffwechselabbauprodukte auszuscheiden.
Bewegung im Freien, Entspannung und eine gute Verdauung fördern das Gleichgewicht von Säuren und Basen. Neben der Ernährung sind weitere Faktoren von grosser Bedeutung um einer latenten übersäuerung vorzubeugen oder diese zu reduzieren: ■ Bewegen Sie sich täglich im Freien und atmen Sie dabei tief durch. ■ Bauen Sie genügend Zeit zur Entspannung ein. Durch Stress wird mehr Säure produziert. ■ Vermeiden Sie Blähungen und Verstopfung, da Darmgase ebenfalls für eine übersäuerung des Körpers mitverantwortlich sind.
Es kann in Einzelfällen sinnvoll sein, für eine bestimmte Zeit ein Basenmittel einzusetzen. Dies sollte aber immer mit einer Fachperson besprochen werden. Auch regelmässige Basenbäder, am besten mit Natron ein- bis dreimal pro Woche, können helfen, eine übersäuerung zu reduzieren.