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Interview
from 2011 01 DE
by SoftSecrets
Hanfpionier André Fürst und seine Arbeit für kranke Menschen
Der Schweizer Hanfaktivist André Fürst ist ein Pionier in Sachen Cannabisanbau. Fürst engagiert sich darüber hinaus für drogenpolitische Themen, insbesondere für alles, was mit Hanf zu tun hat.In unserem Interview sprechen wir mit André über sein Leben, seine Motivation, sich für Cannabis einzusetzen und über Medizinalhanf, der Stück für Stück immer wichtiger wird. Von Robert B.
Hallo André, vorab möchte ich ein paar Worte an die Leser richten. Du bist Hanfaktivist und betreibst eine sehr gute und umfangreiche Website zwecks Informierung der Bürger zum Thema Hanf. Jeder kann sich hier informieren, ob er nun kifft oder nicht. Die Seite heißt: http://hanf-info.ch, und jeder, der über Hanf als Droge, Medizin oder Rohstoff mehr erfahren will oder sich für die internationale Hanfpolitik oder Hanfforschung interessiert, ist hier richtig.
Andrè, du begibst dich gerne in den Grenzbereich vom Erlaubten zum Verbotenen, du bist Hanfaktivist und ein Pionier. In der Vergangenheit hast du bereits für kranke Menschen Medizinalhanf angebaut. Wie bist du dazu gekommen, dich für diese Menschen so zu engagieren?
Klar hat die Größe meiner Homepage Aufsehen erregt und eine entsprechende Korrespondenz verursacht. Hierbei erhielt ich auch immer wieder Anfragen von mehr oder weniger verzweifelten Patienten, die Hanf suchten. Zudem habe ich ein paar Freunde, die ohne therapeutischen Hanf nicht mehr am Leben wären, und gerade diese haben mich nach jeder Razzia mit ihrer Verzweiflung neu motiviert weiterzumachen. Außerdem wäre das Schweizer Klima ideal gerade für den Anbau von Medizinalhanf.
Du hast diesen Hanf als Saat vorgezogen und auf ein Feld gesetzt. Das ist auch viel Arbeit, erklär mal genauer, wie man sich das als Außenstehender so vorstellen muss.
Hier gebe ich mal den Link www.chanvreinfo.ch weiter. Unter Bilder findet man im Jahr 2002, als alles lockerer war, viele sehr schöne Bilder, an denen deutlich wird, wie viel Arbeit es ist, die Saat in Gewächshäusern vorzuziehen, auf die Felder zu bringen und zu kultivieren. Da steckt viel Schweiß und Liebe drinnen, wir bestellen zwar Felder, aber nicht so, wie die Industriekonzerne es machen würden.
Wenn die Pflanzen bei dir auf dem Feld reifen, hast du dann keine Angst vor ungebetenen Erntehelfern, die bei Nacht und Nebel kommen und alles mitnehmen?
Klar, deshalb ist das Feld eingezäunt, der Zaun unter Strom und mit einer Alarmanlage verbunden, und es patrouillieren Tag und Nacht Wächter. Zudem konnten wir im Notfall die Polizei rufen.
Was hat die Polizei dazu gesagt, dass du kranken und somit bedürftigen Menschen erste Hilfe geleistet hast?
Du meinst wohl die Gerichte ... Immerhin haben die Richter klar die Bereicherungsabsicht verneint, also hatte es einen Einfluss. Übrigens erlaubt das neue Gesetz Medizinalhanf. Deshalb haben wir einen Cannabis Social Club für Patienten gegründet.
Wenn dann geerntet wird und die Kranken kommen und dankbar eine der Pflanzen ernten dürfen, was ist dabei dein schönstes Erlebnis gewesen?
Schon nur, dass sie die Mühe auf sich nehmen und kommen, weil viele eigentlich bettlägerig sind, und dann stehen sie im Feld mit großen Augen und können sich ihre Pflanze auswählen.
Die Abgabe von Medizinalhanf an kranke Menschen ist nun seit 2010 in der Schweiz erlaubt. Was ändert das für dich? Darfst du nun wieder für diese Menschen anbauen, oder dürfen das nur Pharmerkonzerne?
Die ausführende Verordnung zum Gesetz besteht noch nicht, aber wir versuchen als Pionierbetrieb darauf Einfluss zu nehmen.
Andrè, als Hanfaktivist hast du von der Prohibition mehr Ahnung als unsere Politiker, die sich nicht wirklich für das Thema interessieren. Es ist offensichtlich und wissenschaftlich bewiesen, dass Hanf vielen kranken Menschen zu einem würdigen Leben verhelfen kann. In der Schweiz ist das nun erlaubt, nicht aber in der EU. Was denkst du dir dabei, wenn den Menschen ihre Medizin vorenthalten wird, ist das schon der Akt der fahrlässigen Tötung?
Fahrlässige Tötung geht wohl zu weit. Es ist aber nun mal der Kampf aller Kiffer aller Länder gegen ihre Politiker und Behörden, das Recht auf legalen Hanf durchzusetzen und sich nicht nur in der guten Stube zuzudröhnen.
In den USA hat Präsident Barak Obama sichergestellt, dass Medizinalhanf, wenn er denn in den Bundesstaten der USA erlaubt ist, nicht mehr auf Bundesebene verfolgt wird. Ist das nun der große Durchbruch, oder wird der nächste Präsident diesen Fortschritt umgehend rückgängig machen?
Du träumst wohl, die Jagd geht weiter ... Das FBI jagt immer noch die Leute. So wurden Ende Oktober in Las Vegas drei Medizinalhanf-Praxen geschlossen, dies trotz der Gesetze von Nevada. Der politische Wind kann sofort drehen, wie damals beim Wechsel von Carter zu Reagan ...
Du, als Hanfpionier, sagst von dir selber, dass du kein Krimineller bist und immer nur soweit gehst, wie es die Gesetze gerade zulassen. Dennoch hattest du eine Haftstrafe abzusitzen. Kannst du den Lesern von Soft Secrets kurz erklären, wie es dazu kommen konnte?
In den Jahren 1998 bis 2004 sah es wirklich so aus, als dass der Hanf in der Schweiz umgehend legalisiert würde. So war es damals normal, dass der Hanf öffentlich sichtbar war. Der anschließende Rollback, nicht zuletzt verursacht durch die Tatsache, dass damals halb Europa von der Schweiz aus versorgt wurde, führte dazu, dass alle Anführer der Hanfbewegung wegen ihrer Hanfgeschäfte an die Kasse kamen. So war es dann ein leichtes die „kriminelle“ Hanfbewegung zu diskreditieren und somit die Volksabstimmung zur Hanflegalisierung abzuschießen. Ich selber war und bin ja Hanfbauer und offen sichtbar, also ein leichtes Ziel. Ein ähnliches Szenario ist jetzt in Tschechien zu befürchten.
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