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Zion Train

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Cannabis Cooking

Cannabis Cooking

Wer kennt ihn nicht? Den musikalischen Zug ins gelobte Land, dessen bass-lastige Abteile hanfrauchgeschwängert im Dub-Rhythmus vibrieren. Falls Ihr ihn wirklich noch nicht kennt, dann wird das aber allerhöchste Zeit, denn die britischen Dub-Pioniere sind schon seit Anfang der 90er Jahre international unterwegs. Von M-Dog

ZION TRAIN – Ein Leben für Dub

Wir sprachen mit Neil Perch, dem Konstrukteur und Lokführer dieses mentalen Fortbewegungsmittels, den es mittlerweile nach Köln verschlagen hat.

Erinnerst du dich noch an die Anfänge von Zion Train?

Klar, am Anfang war das Soundsystem. Damals waren wir nur zwei Leute und wir wollten einfach bessere Musik machen, als man zu der Zeit auf Vinyl kriegen konnte. Das führte dann dazu, dass wir 1990 mit weiteren Leuten ein kleines Aufnahmestudio einrichteten und unser Soundsystem durch eigene, neue Scheiben bereichern konnten. Unsere musikalische Entwicklung mit Zion Train machte dann aus dem ursprünglichen Soundsystem eine nahezu echte Liveband und mit Universal Egg gründeten wir dann auch noch unser eigenes Plattenlabel.

Was war der Grund für die LabelGründung und was hat es mit dem Namen auf sich?

Ich gründete Universal Egg, um unsere Musik ohne die Einmischung anderer veröffentlichen zu können – nach unseren Erfahrungen mit der Musikindustrie schien mir das ein folgerichtiger Entschluss zu sein. Der Name stammt aus dem Sumerischen Schöpfungsmythos, in welchem die große Göttin Lahu in Gestalt einer Taube ganz am Anfang der Zeit ein universelles Ei legt und damit den Beginn allen Lebens auf der Erde ausbrütet.

Kannst du dich überhaupt noch an alle Länder erinnern, in denen Zion Train bereits gespielt hat - und an welche Orte erinnerst du dich besonders gern?

Natürlich kann ich mich noch an alle Länder erinnern – schließlich ist es immer ein ausgesprochenes Vergnügen und ein großes Kompliment, wenn man über Grenzen hinweg eingeladen wird, seine Musik zu spielen. Die abgefahrensten Orte waren für mich das Solar Eclipse Festival in Sambia, auf dem wir 2001 gespielt haben, der Liquid Room in Tokyo oder das Dragonfly Theatre in San Francisco. Aber natürlich hatten wir auch schon sehr viel Spaß in Deutschland, das war ja auch einer der Gründe für mich, nach Köln zu ziehen.

Und was waren die anderen Gründe?

Nun, in erster Linie hat mich ja die Liebe nach Deutschland geholt, zudem hatte ich nach 30 Jahren in Großbritannien einfach Lust auf einen Wechsel. England entwickelt sich leider viel zu schnell zu einem hochtechnisierten Überwachungsstaat – da wollte ich mit der Zeit einfach nur weg. Aber natürlich wollte ich in Europa bleiben, schließlich liegen hier auch die Schwerpunkte unserer künstlerischen Arbeit. So habe ich in Köln dann feststellen können, dass man hier sehr entspannt und zu fairen Preisen leben kann, es ist eine multikulturelle Stadt ohne Teenager mit Schusswaffen auf den Straßen - außerdem liegt die Stadt sehr zentral und ist nicht zu groß. Von hier aus komme ich leicht nach England, Frankreich, Polen, Holland, Belgien oder Italien – ganz ohne die übertriebenen und zeitraubenden Sicherheitskontrollen auf Londoner Flughäfen. Wenn man einmal pro Woche fliegt, macht sich das schon bemerkbar.

Euer letztes Studioalbum ist nun auch schon ein paar Jahre alt – wann gibt es denn wieder ein neues Zion-TrainStudioalbum?

Unser neues Studioalbum wird im September 2011 erscheinen und „State Of Mind“ heißen. Es ist ja bereits unser neuntes Studioalbum und wenn man schon über 20 Jahre in dieser Branche mitmischt, dann bringt man nur dann wieder eine neue Platte heraus, wenn man wirklich Lust darauf hat – aber nicht, weil man muss oder wieder etwas Geld braucht. Musikalisch sind wir uns treu geblieben, ohne uns selbst zu kopieren, auf dem neuen Album wird es wieder mehr instrumentale Stücke geben. Ich glaube auch, wir hatten noch nie so viel Saxophon und Streicher auf einem Album – trotzdem ist es insgesamt deutlich elektronischer als die Vorgänger.

Nun lass uns noch etwas von Drogen reden – was hältst du ganz allgemein davon?

Die meisten Drogen haben eine positive und eine negative Seite. Grundsätzlich finde ich, dass man ruhig alles mal probieren kann – wenn man mit Bedacht vorgeht und es nicht gleich übertreibt. Ich glaube auch nicht an Prohibition, sondern an die persönliche Freiheit und sachliche Informationen. Drogen können uns den Zugang zu verborgenen Teilen unseres Geistes und unserer Existenz ermöglichen – also zu verborgenen Teilen, die nichtsdestotrotz schon sehr lange existieren.

Welche Drogen funktionieren für dich am besten und was denkst du über deren Legalisierung?

Also auf meine persönlichen Drogenkonsumgewohnheiten möchte ich an dieser Stelle lieber nicht näher eingehen, obwohl du dir ja sicherlich denken kannst, welche ich bevorzuge – schließlich traten wir ja 1998 auch auf der Hanfparade auf, wo wir uns auch ganz klar für eine Legalisierung von Cannabis ausgesprochen haben. Ich selbst würde da sogar noch weitergehen – warum denn nicht gleich und ganz konsequent alle Drogen legalisieren? Dann könnte die Reinheit der Stoffe untersucht werden und alle willigen Konsumenten müssten sich vorab über Risiken und Nebenwirkungen aufklären lassen. Dann gäbe es kein Kalk im Koks oder Sand im Gras. Es ist doch so - jedes Medikament und alle Lebensmitteln werden strengsten von diversen staatlichen Behörden auf ihre Unbedenklichkeit hin überprüft. Da kann ich persönlich einfach nicht verstehen, warum es uns nicht gelingt, den Konsum von allen Drogen – den es ja schon von Beginn der Menschheitsgeschichte an gibt – in unsere moderne Gesellschaft zu integrieren. Mit Alkohol und Nikotin gelingt uns das ja auch – aber warum diese willkürliche Auswahl? Warum sollte man sich denn nicht ganz frei im Internet darüber informieren können, was einen so erwarten kann, wenn man beispielsweise mal Exstasy nehmen will. Die wissenschaftlich fundierte Selbstinformation sollte zu einer Voraussetzung für die staatlich kontrollierte Abgabe werden - das wäre doch viel besser als diese leidige Prohibition, die Menschen nur unnütz kriminalisiert. Wo es kein Opfer gibt, da kann es doch auch kein Verbrechen geben. Alle sogenannten Drogenverbrechen gehen doch auf Kosten der Prohibition – doch der gar nicht zu gewinnende Krieg gegen die Drogen wird mit unverminderter Härte fortgesetzt. Erst unlängst habe ich vom Pentagon veröffentlichte Informationen gelesen, die besagen, dass die nächste militärische Intervention wahrscheinlich Mexiko gelten wird. Dieses Land wird über die Korruption und durch kriminelle Verflechtungen von mächtigen Drogenkartellen regiert, die mit immer größerer Kraft gen Norden drängen. Auch das ist letztendlich eine Folge der Prohibition – und eben auch ein „guter“ Grund für einen Krieg.

Tour Dates 4 YOU

28.01. – Kufstein/Österreich, Kulturfabrik 29.01. – Zürich/Schweiz, Mundwerk

20.01. – Wolfsburg, Congress Park 21.01. – Düsseldorf, Philipshalle 22.01. – Lingen, Emslandhallen 24.01. – Offenbach, Stadthalle 25.01. – Göttingen, Stadthalle 26.01. – Oldenburg, Weser-Ems-Halle

02.02. – Rostock, Stadthalle 03.02. – Münster, Jovel Music Hall 05.02. – Ulm, Roxy 06.02. – Freiburg, Rothaus Arena 08.02. – Rottweil, Kraftwerk 10.02. – Würzburg, Posthalle 11.02. – Erfurt, Thüringen-Halle 12.02. – Mannheim, Capitol 14.02. – Saarbrücken, Garage 15.02. – Düsseldorf, Stahlwerk 16.02. – Halle, Steintor Variete 17.02. – Magdeburg, AMO 18.02. – Hildesheim, Halle39 19.02. – Oldenburg, Weser-Ems-Halle

11.02. – Bielefeld, Ringlokschuppen 13.02. – Krefeld, Kulturfabrik 15.02. – Nürnberg, Löwensaal 16.02. – Stuttgart, Theaterhaus 17.02. – München, Backstage 18.02. – Dresden, Alter Schlachthof 19.02. – Offenbach, Capitol 20.02. – Ulm, Theatro Club 22.02. – Wien/Österreich, Gasometer 24.02. – Karlsruhe, Tollhaus 25.02. – Kaiserslautern, Kammgarn 26.02. – Wilhelmshaven, Pumpwerk 27.02. – Kassel, Nachthallen

02.03. – Saarbrücken, E-Werk 10.03. – Erfurt, Thüringen-Halle 14.03. – Münster, Congress Centrum 15.03. – Bremen, Messehalle 16.03. – Hannover, AWD-Hall 18.03. – Bamberg, Stechert-Arena 19.03. – Dortmund, Westfalenhalle 22.03. – Hamburg, Sporthalle

14.03. – Flensburg, Deutsches Haus 15.03. – Rostock, Stadthalle 17.03. – Wels/Österreich, Rotax-Halle 18.03. – Würzburg, S.Oliver Arena 22.03. – Bielefeld, Ringlokschuppen 23.03. – Erfurt, Thüringen-Halle

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