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Stoner Movies
from 2011 01 DE
by SoftSecrets
Auch wenn Ihr Euch die SOFT SECRETS sicherlich nicht wegen der guten Filmtipps geholt habt, enthält diese Ausgabe nichtsdestotrotz viele Empfehlungen für amüsante Filmstunden. Was alle hier vorgestellte Filme gemeinsam haben, ist, dass sie den Konsum von Cannabis nicht mit erhobenem Zeigefinger verurteilen, sondern ihn als gegeben akzeptieren. Text: M-Dog
Die besten Stoner-Movies
Der beste deutsche Stoner-Movie aller Zeiten ist sicherlich Lammbock – alles in Handarbeit. Wer diesen Film wirklich noch nicht gesehen haben sollte, der möge (jetzt sofort!) in die nächstbeste Videothek eilen. Die Story um zwei Grower, die ihren Stoff per Pizza-Lieferung verticken, ist einfach nur spitze und superwitzig – und am Ende gibt’s sogar ein nahezu unglaubliches Happy End. Auch Grasgeflüster ist einer der Filme, den wahrscheinlich die Meisten schon kennen. Die Geschichte der bankrotten englischen Witwe, die aus reiner Existenzangst mit dem Anbau von Cannabis beginnt und dabei erstaunliche Talente entwickelt, ist so etwas wie das britische Pendant zu Lammbock. Das Besondere an diesen beiden Filmen ist, dass sie – leider ganz im Gegensatz zu vielen anderen „Kifferkomödien“ - nur selten übertrieben, dümmlich oder platt daherkommen.
So scheiden sich beispielsweise an den Cheech & Chong–Filmen nach wie vor die Geister. Für die einen ist diese Filmreihe aus den 70er Jahren der totale Kult, für die anderen ist es einfach nur dümmlicher Kiffer-Klamauk. Im Vergleich dazu haben sich die Stoner-Movies des neuen Jahrtausends zwar schon erheblich weiterentwickelt und sind auch vergleichsweise lustig, doch die Anzahl der Pups- und Pimmelwitze ließe sich sicherlich auch hier noch auf ein erträglicheres Maß reduzieren. Ganz gut gelungen ist das bei den Harold & Kumar-Filmen, obwohl auch hier noch viele Gags unterhalb der Gürtellinie angesiedelt sind. Das könnte man auch von Smiley Face behaupten, eine offensichtlich ganz auf Teenager zugeschnittene Kifferkomödie mit der aus den „Scary Movies“ bekannten Schauspielerin Anna Faris, die hier durch einen ganz besonders abgefahrenen Space-Cookies-Trip tappt und dabei stets gelassen und freundlich bleibt.
Nicht ganz so bekannt ist die Neuauflage des 30er-Jahre-Prohibitionspropagandafilms Reefer Madness – in Deutschland unter dem Titel Kifferwahn veröffentlicht. Hier wird das alte Thema der Hanfverteuflung neu aufgenommen und so übertrieben, dass einem die Absurdität der Prohibitionsthesen komödiantisch vor Augen geführt wird. Etwas gewöhnungsbedürftig dabei sind höchstens die gesungenen Einlagen – auch wenn die Texte wirklich klasse sind. Auch wirklich klasse sind die Filme des US-amerikanischen Schauspielers und Regisseurs Kevin Smith, der seinen internationalen Durchbruch mit Clerks – die Ladenhüter hatte. Der Erfolg ermöglichte es ihm, auch Mallrats, Chasing Amy, Dogma, Jay und Silent Bob schlagen zurück, Jersey Girl und Clerks 2 zu drehen. In all diesen Filmen gibt es eine amüsante Konstante: Das mit Cannabis handelnde Duo Jay und Silent Bob – zwei sympathische Chaoten, die man einfach gesehen haben muss! Ein anderer toller Regisseur ist Guy Richie, der seinen ersten großen Erfolg mit Bube Dame König grAs hatte. Diese gelungene Mischung aus Komödie, Action und Gangsterfilm werden die Meisten von Euch sicherlich auch schon kennen. Offensichtlich haben auch große Medienkonzerne inzwischen realisiert, dass gut gemachte Stoner-Movies durchaus dazu in der Lage sind, die Kinokassen kräftig klingeln zu lassen. Auch im Fernsehen ist das Thema Cannabis auf dem Vormarsch - die (übrigens auch sehr zu empfehlende) Fernsehserie Weeds gewann sogar einen „Golden Globe“ und inzwischen ist bereits die fünfte Staffel abgedreht. Und auch im deutschen Fernsehen ist Cannabis (von billig produzierten Pseudo-Dokus mal abgesehen) längst keine böse Einstiegsdroge mehr – wenn selbst Tatort-Kommissare mal am Joint ziehen, dann ist das ja auch irgendwie ein medialer Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte um Cannabis.
Der US-amerikanische Comedian Doug Benson wollte eigentlich nur witzig sein, als er auf Tour mit seinem damaligen Programm immer erklärte, dass - wenn weltweit so viele Leute Gelddafürbezahlenwürden, sicheinenDokumentarfilmdarüber anzuschauen, wie jemand dreißig Tage lang nichts weiter tut, als Hamburger zu essen (Supersize Me) – er jetzt einen Dokumentarfilm plane, in dem er in einem Selbstversuch erst dreißig Tage gar nicht und dann dreißig Tage von früh bis abends kiffen würde. Arbeitstitel: Super High Me. Gelächter. Das war’s. Bis eines Tages ein Filmproduzent im Publikum saß, der die Idee gar nicht so lachhaft fand und den Stein ins Rollen brachte. Herausgekommen ist ein amüsanter Dokumentarfilm eines Kiffers über das Kiffen und die Erkenntnis, dass es viel schwerer war, 30 Tage lang nicht zu kiffen als 30 Tage lang von früh bis spät breit zu sein. Doch der Film ist mehr als eine reine Huldigung der Kifferei – so ist es auch interessant zu sehen, was Doug’s begleitende Ärzte zu diesem Experiment sagen. Wer also etwas mehr über die Auswirkungen des Kiffens auf den menschlichen Körper lernen und sich gleichzeitig gut amüsieren will, der ist gut beraten, sich diese Doku-Komödie anzuschauen. Weiter geht’s mit Half baked - einer überdurchschnittlich durchgedrehten Komödie um ein paar Freunde, die mit medizinischem Marihuana handeln, um einen der ihren aus dem Gefängnis frei zu kaufen. Sie gründen die Firma „Mr. Nice Guy“ (tatsächlich eine Anspielung auf Howard Marks) und werden durch ihre Dealerei bei den dankbaren Abnehmern schnell populär – doch natürlich gibt es auch ein paar Probleme. Wenn Ihr wissen wollt, wie es ausgeht, dann holt Euch den Film.
Bei der Gelegenheit könnt Ihr Euch dann auch gleich So High mitbesorgen: Ein Kiffer, der in seiner Wohnung den Anbau von Cannabis betreibt, hat den großen Wunsch sein eigenes wissenschaftliches Labor zu besitzen, um dort an seinen Cannabispflanzen forschen zu können. Es lohnt sich herauszufinden, was er dafür alles tut. Ebenfalls empfehlenswert ist Grandma’s Boy – die Komödie der Produktionsfirma von Adam Sandlers dreht sich zwar in erster Line um Computerspiele, aber es wird auch ordentlich was verdampft. Das amerikanische „High Times Magazine“ verlieh diesem Streifen übrigens gleich drei mal den „Stony Award“ : für den besten „Stoner Movie“, den besten Hauptdarsteller in einem „Stoner Movie“ und für die beste „pot scene in a movie“ . Also unbedingt mal anschauen!
Ananas ExpressbeginntmiteinernachgestelltenDokumentarfilmszeneausdem Jahr 1937.Damals untersuchte die US-Armee ja tatsächlich den Einfluss von Marihuana auf den Menschen durch ausführliche Experimente an Soldaten. Der Film zeigt seine ganz eigene Interpretation der Prohibitionsgeschichte: Da die Testpersonen den Hanfkonsum ganz offensichtlich genossen und schließlich auch noch Vorgesetzte geradezu respektlos behandelten, wurde Cannabis kurzerhand verboten. Die Produktionskosten betrugen übrigens 25 Millionen Dollar, ein recht beachtliches Budget für einen Stoner-Movie. Doch die Investition lohnte sich: Der Film spielte weltweit mehr als 88 Millionen US-Dollar ein. Da verwundert es nicht, dass sich zunehmend auch große Hollywood-Stars dem Thema Cannabis widmen – wie zum Beispiel Kevin Spacey (bekannt aus „American Beauty“) als kiffender Psychiater in Shrink oder unlängst Edward Norton (bekannt aus „Fight Club“) in Leaves of Grass. Letzteres beginnt als harmlose, aber durchaus nette Geschichte übers Kiffen und die Familie mit Edward Norton in einer Doppelrolle – „kuschelig nett“ könnte man sagen, wenn es da nicht diese überraschende Wendung gäbe... Noch ohne Kinostart-Termin, aber inzwischen längst abgedreht ist Mr. Nice - dass die Geschichte von Howard Marks ein durchaus geeigneter Stoff für einen Spielfilm ist, wusste man ja schon länger. Schließlich war Marks a.k.a. Mr. Nice der berühmteste Cannabishändler der Welt, der schon in den 70ern viele Tonnen pakistanischen Rauchstoff nach Irland, Großbritannien und Spanien verdealte. In den Achtzigern besaß er dann 43 Decknamen, 89 Telefonanschlüsse und 25 Firmen, nach seiner Verhaftung saß er sieben Jahre in Amerikas härtestem Knast. In den 90ern kehrte Howard Marks dann als Bestseller-Autor zurück – und bald ist sein Leben auch auf der ganz großen Leinwand zu sehen.