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Probleme mit Cannabis?
from 2011 01 DE
by SoftSecrets
46 Probleme mit Cannabis?
Seine eigenen Konsumerfahrungen liegen schon weit zurück - nach eigener Aussage hat Andreas Gantner das Meiste über Cannabis von seinen Klienten gelernt. Der Leiter der auf Cannabismissbrauch spezialisierten Berliner Einrichtung „Therapieladen“ ist schon seit über 25 Jahren damit beschäftigt, Menschen aller Altersgruppen dabei zu helfen, ihre Probleme im Umgang mit Cannabis in den Griff zu bekommen. Text: M-Dog
SSDE: Wann begann die Geschichte des Therapieladens und wie hat sich eure Arbeit seitdem verändert?
Andreas: Unsere Geschichte begann 1985, wir waren damals die einzige Kiffer-spezifische Beratungs- und Therapieeinrichtung - es ging uns von Anfang an um diejenigen, die „nur“ Probleme mit ihrem Cannabiskonsum haben und die nicht auf harte Drogen wie Heroin umgestiegen sind - das machen ja eh dieWenigsten. Bis weit in die 90er Jahre galten wir damit als Exoten und wurden auch vielfach belächelt oder nicht ganz ernst genommen. Was sich seitdem deutlich verändert hat, ist die noch stärkere Verbreitung des Cannabiskonsums - das ging ja Mitte der 90er Jahre los und hatte seinen Höhepunkt 2005 - für uns schlug sich das in enormen Steigerungsraten in Bezug auf Konsumenten nieder, die nach regelmäßigem Konsum eine gewisse Abhängigkeit entwickelt hatten. Es kamen also immer mehr Kiffer zu uns, deren Umgang mit Cannabis schon recht problematisch war.
Kommen eure Klienten freiwillig in den Therapieladen oder werden sie von Eltern oder Behörden dazu gezwungen?
Es gibt natürlich auch junge Erwachsene, die erkennen, dass sie etwas tun müssen und die daher unsere Hilfe freiwillig in Anspruch nehmen - meistens haben sie zu diesem Zeitpunkt schon zehn oder mehr Jahre gekifft. Wobei das alles statistische Mittelwerte sind - in der Praxis reicht beispielsweise die Altersspanne unserer Klienten von 14 bis 54, da liegen praktisch zwei Generationen dazwischen. Es gibt aber auch einen großen Anteil, der fremdmotiviert zu uns kommt oder eine dementsprechende behördliche Auflage hat. Das funktioniert dann nur über den Weg, dass sich die Eltern dahinterklemmen oder die Jugendhilfe eine entsprechende Auflage erteilt.
Gibt es da nicht auch viele Jugendliche, die die Therapie abbrechen, weil sie keinen Sinn darin sehen?
Natürlich, allerdings haben wir hier eine sehr hohe Haltequote - vor allem, weil wir eng mit den Eltern unserer Klienten kooperieren. Auch Eltern werden von uns unterstützt und im Umgang mit ihrem problematischen Kind gecoacht, damit sie mit ihrem Zögling anders als bisher umgehen. Darüber erreichen wir die Jugendlichen viel besser, da wir selbst keinen Druck ausüben, sondern den Jugendlichen nur unsere Hilfe bei der Lösung ihres Problems anbieten. Wenn sich die Eltern jedoch weitgehend heraushalten und nur sagen: „Geh‘ du mal besser dahin“ - dann ist die Chance, dass der Jugendliche die Therapie wirklich durchzieht, viel geringer. Dabei zeigt sich, dass das systemische Arbeiten - also die Einbeziehung der Familie - viel effektiver ist.
Welche Probleme treten - eurer Erfahrung nach - verstärkt bei Cannabismissbrauch auf?
Eines vorab: es war uns schon immer ein Anliegen gewesen, Cannabis nicht generell zu verteufeln, sondern eine Differenzierung mit einzubringen, die auf simple Gut-Böse-Muster verzichtet. Wir wissen natürlich, dass der überwiegende Teil der Cannabiskonsumenten es als eine Art vorübergehenden Freizeitspaß betrachtet und keine Probleme mit dem Kiffen kriegt, denn dieser überwiegende Teil hört nach einer Weile meist auch selber wieder damit auf. Ein anderer Teil verlagert seinen Konsum und schränkt ihn auf ein gewisses Maß ein, sodass es zu keinen nennenswerten negativen Auswirkungen kommt. Das sind nicht die Leute, die zu uns kommen - wir kümmern uns hier nur um die etwa zehn Prozent der gewohnheitsmäßigen Kiffer, die Probleme mit ihrem Konsum kriegen. Wenn man beispielsweise schon mit 14 oder 15 angefangen hat und kurz darauf schonregelmäßigkifft, dannistdavonauszugehen, dass bestimmte Entwicklungen und Leistungsmöglichkeiten nicht voll ausgenutzt werden können - aufgrund des regelmäßigen Konsums und der daraus resultierenden negativen Nebenwirkungen. Das heißt jedoch nicht, dass dieser Konsument zwangsläufig ein psychisches Problem hat oder in bestimmten Bereichen nicht nach wie vor einwandfrei funktionieren kann. Meiner Erfahrung nach gibt es meist dann Probleme, wenn schon beim Einstieg in den Konsum - und dann auch im weiteren Verlauf - psychische Probleme, Entwicklungsprobleme oder andere Probleme bestehen und der Stoff von Anfang an die Funktion hat, diese Probleme irgendwie zu bearbeiten.
Symptom losgelöst vom eigentlichen Problem betrachten und therapieren?
Man darf nicht den Fehler machen zu sagen: Cannabis ist gar nicht das Problem - das Andere sind die eigentlichen Probleme. Beides geht ja eine gewisse Verbindung ein und dabei kann Cannabis dann irgendwann auch zum Teil des Problems werden. Wir legen ja auch immer Wert darauf zu sagen, dass es zwar wichtig ist, eine Cannabisabhängigkeit zunächst einmal zu überwinden - doch damit ist die notwendige therapeutische Arbeit noch längst nicht getan. Denn dann gilt es herauszuarbeiten, welche Probleme dazu geführt haben, dass Cannabis eine so große Bedeutung im Leben des Klienten erlangt hat.
Trotzdem behandelt doch der Statt - zumindest in bezug auf Drogen - alle seine Bürger wie Kinder: Ohne sachliche Rechtfertigung wird einfach verboten. Ist das grundsätzliche Cannabisverbot nicht auch eine Entmündigung des Bürgers, dem es offensichtlich nicht zugetraut wird, selbstverantwortlich zu handeln? Natürlich kann man das auch als Entmündigung betrachten, ich selbst war ja nie ein Fürsprecher repressiver Drogenpolitik - denn die hilft auch nicht weiter. Das ist teilweise auch schon erkannt worden. Wenn man heute zum Beispiel auf die BZGA-Internetseite geht, dann findet man, was noch vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen wäre: Quit the Shit - ein vorurteilsfreies Aussteigerprogramm, dass mit Kiffern diskutiert: Wie viel kiffst du? Willst du noch mehr oder kommst du vielleicht auch mit weniger zurecht? Die BZGA finanziert ja mittlerweile sogar ganzseitige Anzeigen in den einschlägigen Cannabis-Magazinen - ganz offiziell und
vom Staat finanziert. Ich glaube, es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden - da kann man doch langsam von diesem Schwarz-Weiß-Denken abkommen, dass da ein böser Staat ist, der seinen guten Bürgern alles mögliche verbietet. Wenn zum Beispiel einer 5 Gramm am Tag kifft und daraufhin den Führerschein verliert, dann finde ich das völlig in Ordnung. Auch Cannabis ist eine missbrauchsfähige Substanz und spätestens wenn der Missbrauch andere Menschen gefährdet - zum Beispiel im Straßenverkehr - dann halte ich eine gewisse staatliche Kontrolle für durchaus gerechtfertigt, ohne diese vollumfänglich gutheißen zu wollen.
Was denken sie heutzutage über die Einstiegsdrogentheorie - ist diese noch zeitgemäß?
Dasistdocheinalter Hut.Natürlichsteigen die statistischen Wahrscheinlichkeiten beim Kiffen ein wenig, dass man auch mal andere illegale Drogen ausprobieren möchte - das ist ja auch durchaus nachvollziehbar. Aber uns beunruhigt eher die Tatsache, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der bei uns behandelten Jugendlichen auch ein massives Alkoholproblem haben - bis hin zur Alkoholabhängigkeit. In den 80er und 90er Jahren waren die Kiffer ja eher bemüht, sich vom Alkoholkonsum zu distanzieren und in dem Glauben zu leben, man hätte für sich die bessere Droge gefunden. Heute gibt es nur noch einige Ich selbst war ja nie ein Fürsprecher repressiver Drogenpolitik - denn die hilft wenige Pu die Alkohol sequent abl risten, konehnen auch nicht weiter. Das ist teilweise auch schon erkannt worden. - aber wir sehen ja, dass fünfzig bis sechzig Prozent unserer Klienten, die eigentlich wegen einem Cannabisproblem zu uns kommen, auch Alkohol missbrauchen. Die treffen sich dann meist am Wochenende auf irgendwelchen öffentlichen Plätzen und geben sich die Kante - mit zwei Flaschen Wodka und einer Flasche Cola. Da brauche ich dann natürlich nicht mehr von einer Einstiegsdroge reden, denn hier ballert sich ein Teil der Jugend konsequent weg.
Dann scheint übermäßiger Cannabisgebrauch ja eher ein Indikator dafür zu sein, dass es da ganz andere Probleme gibt - wie kann man denn ein
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