AUS DEN VEREINEN
Nach dem Schreck kommt der Aufbruch Schwierige 18 Monate liegen hinter uns Musikvereinen. Im März 2020 sahen wir alle die rote Karte – unerwartet und unverschuldet. Wir alle wurden aufgefordert, unsere eigentlichen Vereinsziele auf Zeit aufzugeben. Keiner konnte damals sagen, wie lang diese Zeit dauern wird. Alternativen zu den normalen Präsenzproben und zu den Konzerten mit Publikum gab es nicht. Einem kurzen „Zwischenhoch“ im Sommer 2020 folgte das weitere Aus unserer Vereinstätigkeit. MusikerInnen sagt man aber immer Freude, gute Laune und Optimismus nach und genau diese Eigenschaften trugen dazu bei, nicht aus dem Gefühl der Erschütterung und Angst heraus den Kopf in den Sand zu stecken. Wir suchten Alternativen, eher Ersatzlösungen, sehr wohl im Wissen, dass Zusammenkünfte bei Proben, Instrumentalunterricht in der unmittelbaren Begegnung mit dem Lehrenden und Konzerte vor einem aktiven Publikum nicht durch Internet und Co. ersetzbar sind. Bereits 14 Tage nach dem Aus starteten wir mit Onlineproben, Onlineunterricht und anderen digitalen Formaten bspw. Beschäftigungsvideos im Rahmen der Musikalischen Früherziehung. Wir wussten nicht wann, wir wussten nicht wie, aber wir wussten, dem Schrecken folgt irgendwann der Aufbruch. Davon geleitet gelang es uns, den sozialen Zusammenhalt unserer verschiedenen Orchester stark zu halten, es gelang, trotz Corona, leistungswillige junge MusikerInnen erfolgreich auf Jugend
musiziert vorzubereiten, es gelang selbst in diesen schwierigen Monaten, neue Vereinsmitglieder in allen Altersgruppen zu gewinnen und es gelang, während der Coronazeit durch Konzertplanung und Akquise für die Zeit ab Juni 2021 anspruchsvolle, den MusikerInnen motivierende Ziele zu setzen. Was man allgemein als Neustart formuliert, nennen wir Aufbruch. Am 30.06. gab es stehende Ovationen in der Lutherkirche zu unserem ersten Konzert nach den Coronabeschränkungen. Zehn Tage später verließ die Brass Band BlechKLANG erst nach drei Zugaben die Hauptbühne der BUGA auf dem Erfurter Petersberg – bei unserem Themenkonzert „The Graces of Love“. Noch zweimal wird die Brass Band auf der BUGA 21 bis September zu hören sein, immer mit einem anderen Programm, immer mit einem neuen musikalischen Motto. Zahlreiche Picknickkonzerte u.a. in Saalburg, Gera, Zeitz, im Rahmen des Jenaer Kultursommers und das Konzert am 14.08. beim Quedlinburger Musiksommers runden den Konzertsommer für unsere engagierten und motivierten MusikerInnen ab. Das aufgrund der Beschränkungen erneut in Jena organisierte SommerCamp mit ca. 60 TeilnehmerInnen bietet musikalische Motivation und Freizeitspaß für alle Vereinsmitglieder. Weitere Konzertplanungen stehen im Kalender, so das Galakonzert im Jenaer Volkshaus anlässlich 50 Jahre Blechblastradition in Jena und die Teilnahme an den German Open beim internationalen Brass Festival „Sauerland Herbst“. Wir treten jetzt ganz bewusst aufs Gaspedal, denn nur so können unsere Orchestermitglieder die Energie
Anspielprobe vor dem ersten Konzert nach 18 Monaten Pause in der Lutherkirche Apolda.
Sachsens Bläserpost 02 | 2021
Foto: Thiemermann
freisetzen, die sie im Lockdown gespeichert haben. Natürlich gibt es keine verbindlichen Prognosen, worauf wir uns ab Herbst wieder einstellen müssen. Gibt es eine vierte Welle, gibt es wieder einen Lockdown – wir wissen es nicht, aber wir hoffen und planen. So ist das Jenaer Blechbläserseminar u.a. mit dem schweizerischen Euphonium-Star Thomas Rüedi für den 05.11. bis 07.11. bereits geplant, die organisatorischen Vorbereitungen für die traditionelle Bläserweihnacht in Jena, Sömmerda und Chemnitz laufen.
Musikinteressierter Nachwuchs besucht die mobile Musikwerkstatt des Vereins im BUGA-Klassenzimmer. Foto: Richter
Und wie ist es um den Nachwuchs und die allgemeine Vereinspräsenz bestellt? Zehn Kinder haben sich aktuell für ein Instrumentenkarussell angemeldet, neue Kurse der musikalischen Früherziehung sind in Planung, die Projektarbeit unter Einbeziehung der mobilen Musikwerkstatt des Vereins nimmt weiter Fahrt auf. Überall wo es nur geht setzen wir Zeichen und zeigen an: Uns gibt es noch, Corona hat uns nicht in die Knie gezwungen. „Wir haben uns den Herausforderungen aktiv gestellt und rückblickend vieles während der Coronazeit richtig gemacht“, ist das knappe Resümee des künstlerischen Leiters und Dirigenten Alexander Richter. „Dazu gehört auch, dass der Verein sich in seiner Struktur unter Berücksichtigung von Erfahrungen aus der Coronazeit an die neuen Gegebenheiten anpassen wird, sich so u.a. den Themen teamorientiertes Vereinsmanagement und Digitalisierung als Musikverein offensiv stellt und seine kulturtragende Funktion in der Region stärken wird“, versichert der neue Vereinsvorsitzende Norbert Goldhardt... ۞ Dr. Ulrich Richter
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