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À PEU

Das Kreativ- und Powercouple Armin Ebner und Susi Hasenauer hat sein historisches Burg-Ensemble inmitten der Stadt Eggenburg mit minimalen Interventionen ins Heute geführt.

Der Weg ist das Ziel – das meint man schon voll Freude, wenn man sich entlang des Wagram dem Waldviertel nähert. Riesengroße, saftig grüne Felder und dichte Wälder charakterisieren die Weite. Die leicht gewundene Straße führt uns direkt auf den Hauptplatz von Eggenburg, einer kleinen Stadt, die beinahe zur Gänze von der historischen Stadtmauer umgeben ist.

Von der alles dominierenden Stephanskirche mit ihren romanischen Türmen geht es einige steile Stufen nach unten, bis man ein grünes Tor, den Eingang zur Burg Eggenburg, erreicht. Wir haben das Glück, hier eingeladen zu sein.

Voller Schwung und Elan kommt uns der Hausherr entgegen. Ein schöner Park mit alten Bäumen bezaubert sofort. „Wir waren geflasht, als wir das allererste Mal hier ankamen“, sagt auch er. Und das liegt bereits ein paar Jahre zurück. Ein Zufall hat dazu geführt, dass Armin Ebner und Susi Hasenauer auf das Anwesen stießen. Sie wollten als Ergänzung zu ihrem hektischen Alltags- und Büroleben in Wien ein Refugium im Grünen haben. Ein schicker Neubau auf einer Wiese hätte es sein sollen, vielleicht auch ein uriges Jagdhaus mitten im Wald oder ein Herrenhaus, das man renovieren könnte. An eine Burg hatten sie nie gedacht. „Es kam uns vor wie das Betreten einer anderen Welt“, erinnert sich die Hausherrin. „Alles war total verwildert, überaltert – aber auch wahnsinnig romantisch.“

Der sogenannte „Zwinger“ ist ein geschützter Gartenteil zwischen Stöckl und Stadtmauer.

Einer der Lieblingsplätze der Hausherrin

Ebner und Hasenauer, die gemeinsam mit Stephan Ferenczy vor fast 30 Jahren BEHF Architects gegründet haben und bis heute das Unternehmen mit etwa hundert Mitarbeitern führen, beschäftigen sich in ihrem professionellen Leben mit dem gesamten Spektrum der Architektur – von Hochhäusern bis zu privaten Villen, von Hotels und Restaurants bis zu Einkaufszentren, von Neubauten bis zu Heritage-Projekten und Interiors. „Historische Bausubstanzen sind immer aufregend“, findet Armin Ebner. „Es ist eine große Aufgabe, aber auch ein großes Glück, mit Vorhandenem umgehen zu dürfen. In vielen Fällen ist es sogar leichter, als etwas neu und funktional zu planen.“ vollen Staunen nicht heraus: Ehrwürdige Steinböden und Holzdielen, die Räume in beiden Stockwerken hell und luftig, pastellige Farben an den Wänden, zeitgenössische Kunst, Jagdtrophäen und handverlesene Möbelstücke zeugen von Geschmack und gestalterischem Können. Aus manchen Fenstern schaut man nur in Baumkronen, aus anderen auf die Dachlandschaft der dicht gedrängten Häuser der Stadt oder auf die wunderschöne Fassade der großen Kirche. „Es ist eine Faszination, dass man sich mitten im Ort wie in einer Oase fühlt, emotional alles ausblenden kann, was rundherum passiert, und doch mit einigen wenigen Schritten am Hauptplatz steht“, empfindet Susi Hasenauer.

Im Falle der Burg Eggenburg fassten die beiden schnell einen Entschluss. „Wir lassen uns einfach darauf ein. Im schlimmsten Fall bleibt alles, wie es ist. Im besten Fall können wir peu à peu alles aufbauend adaptieren“, so Armin Ebner. Die drei Objekte, die das Ensemble ausmachen, sind der gewaltige dreigeschossige Bergfried, der im Mittelalter unter den Kuenringern aus großen Steinblöcken erbaut worden war, das sogenannte Stöckl aus der Zeit der Renaissance und die Villa, die im späten 19. Jahrhundert nach dem verheerenden Brand von 1808 auf den Grundmauern des ehemaligen Palas errichtet worden war. Dazu kommen der Halsgraben direkt vor der Mauer des zweiten Verteidigungsrings sowie mehrere Parkteile, die die Sonne von Osten und Westen einfangen.

Im Inneren des Wohnhauses, das sich als „Palas“ in alten Urkunden findet, bildet moderne Kunst einen Kontrapunkt zum alten Gemäuer.

Die Außenanlagen von Überwucherungen zu befreien, den billigen Putz von den Fassaden abzuschlagen, das Wohnhaus zu entrümpeln und die grundlegende technische Infrastruktur auf einen benützbaren Stand zu bringen, all das waren die ersten Maßnahmen der neuen Eigentümer, die sich während der Coronapandemie im Stöckl ein provisorisches Zuhause eingerichtet haben. „Wir bereuen den Kauf keine Sekunde lang, obwohl es natürlich sehr viel Aufwand ist“, erklären die beiden. Wer die Villa betritt, kommt jedenfalls aus dem freud-

„Die Kunst liegt darin, die eigenen Vorstellungen in Verbindung mit dem Vorgefundenen zu bringen“, so das Credo von Armin Ebner. Im Falle der denkmalgeschützten Anlage der Eggenburg war und ist noch viel zu tun. So stammen Fenster und Türen beispielsweise aus den stillosen 1980er-Jahren und auch die von Vorbesitzern irgendwann eingezogenen Zwischenwände müssen weichen. Die Herausforderung ist es, Ansprüche des modernen Lebens in historische Substanz zu implementieren und dabei den ursprünglichen Charakter des Hauses nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Ausmisten der vollmöblierten Villa hat Ebner und Hasenauer viel Kraft und Zeit gekostet. Brauchbare Dinge wurden verkauft, Gerümpel und Kaputtes entsorgt, Schönes teilweise behalten. Danach kam die Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt. Architektonische und archäologische Erkenntnisse wurden in „bester Harmonie“ zu einem Weg, der sachte Adaptierungen erlaubt: ein Schwimmbecken im Burggraben beispielsweise, oder die Nutzung des ehemaligen Pferdestalls am Fuße des großen Turms, in dem nach Armin Ebners Vorstellung in Zukunft „Lesungen, Ausstellungen oder Festivitäten im erweiterten Freundeskreis“ stattfinden könnten. Und dann ist da natürlich noch das Thema der Energieversorgung des gesamten Komplexes, das erst in Angriff genommen werden muss.

Gäste sind im hellen Salon gerne gesehen.

Das Schlafzimmer ist simpel und zugleich chic möbliert.

Beeindruckende Trophäen stammen von abenteuerlichen Jagdausflügen der Hausbesitzer.

An den Wänden des Speisezimmers wurden die pastelligen Farbtöne der Vorbesitzer beibehalten.

Die Villa stammt in ihrer jetzigen Form aus dem späten 19. Jahrhundert und dient als Wohnhaus.

BEHF Architects wissen sehr genau, was alles möglich ist und was nicht, haben sie doch jede Menge Erfahrung mit der Adaptierung von historischen Objekten. Die Erste Bank Zentrale am Wiener Graben, der Gebäudekomplex Telegraf 7 in der Lehárgasse oder der geplante Demel Flagship-Store von Louis Vuitton, ebenfalls am Graben, außerdem Stadt-, Press- oder alte Geschäftshäuser in diversen österreichischen Kleinstädten und vieles mehr sind auf ihrer langen Referenzliste zu finden. Etwas ganz Besonderes ist selbstverständlich das eigene Projekt, die Burg Eggenburg. „Hier kann man befreit ausprobieren und umsetzen und ist niemandem Rechenschaft schuldig“, so Armin Ebner.

Das Unternehmerpaar verbringt inzwischen sehr viel Zeit hier auf seinem Anwesen. Fast jedes Wochenende öffnen die beiden das grüne Tor zu ihrem Refugium. Im Stöckl können Gäste nächtigen, im Turm kann man Billard spielen oder vom Dach aus in die Landschaft schauen. Und der ehemalige Palas dient als Wohnhaus, als Platz für Geselligkeit mit Familie und Freunden, als Ausgangspunkt für Jagdausflüge in die Waldviertler Umgebung sowie als Oase für totale Entspannung. „Wir haben mit minimaler Intervention Maximales erreicht“, freuen sich die beiden.

Text: Clarissa Mayer--Heinisch

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BEHF Architects Wer noch mehr Projekte von BEHF Architekten sehen will, kann auf der Website schmökern: www.behf.at

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