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DAS HAUS DER KÖNIGE
Das Wiener Palais Coburg –Throne, Triumphe, Tragödien
Mitten im Herzen des 1. Wiener Bezirks erhebt sich das prachtvolle Palais Coburg, einst Stammsitz einer der einflussreichsten Familien Europas. Heute öffnet das historische Juwel seine Tore als Luxushotel, in dem der Besucher in fürstlichem Ambiente residieren und das Flair alter Zeiten erfahren darf.
Text: Hannelore Lensing
Die Wiener Geschichte einer europäischen Dynastie: Hohe herrschaftliche Säulen, elegante weiße Fassade –das Palais Coburg in Wien vermittelt den Eindruck von Macht und Weltbedeutung. Mit der Hochzeit Ferdinand Georgs von Sachsen-Coburg und Maria Antonia Kohárys beginnt hier im frühen 19. Jahrhundert der kometenhafte Aufstieg der österreichischen Coburger, die im Lauf ihrer Geschichte zahlreiche gekrönte Häupter, Könige wie Zaren, hervorbringen. Neben glanzvollen Festen und Triumphen ist das Palais in Wien jedoch auch Schauplatz so mancher menschlichen Tragödie.
Der Autor Günter Fuhrmann ist studierter Jurist, Kulturmanager und im Heritage-Marketing tätig. In seinem Buch beschreibt er die facettenreiche Geschichte der Wiener Coburger und ihres Palais vom Wiener Kongress bis zum Untergang der Donaumonarchie. Man könnte meinen, der Aufstieg durch die Heiratspolitik zur internationalen Dynastie des Hauses Sachsen-Coburg sei hinreichend bekannt. Aber die Darstellung der Einzelschicksale sowie der großen Zusammenhänge, die den geschichtsreichen Einfluss des Hauses belegen, lesen sich spannend vom Anfang bis zum Ende.
Begründet wird die österreichische Linie der Adelsfamilie Sachsen-Coburg und Gotha durch die Heirat von Prinz Ferdinand Georg von Sachsen-Coburg mit der reichen Erbin Maria Antonia Koháry im Jahr 1816 in Wien. Im 19. Jahrhundert erfolgt ein rasanter Aufstieg der Familie, der bald auf die Throne zahlreicher Länder, unter ihnen Portugal, Bulgarien und Brasilien, führt. Stammsitz der Wiener Coburger ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts das prachtvolle Palais der Familie auf der Braunbastei im ersten Wiener Bezirk.
Die herrschaftlichen großen, weißen Säulen lassen Macht und Einfluss auf den ersten Blick erkennen. 1898 wurde im Kulturmagazin „Alt Wien“ die Frage nach dem Haus Nummer 2 in Wien gestellt. Haus Nummer 1 war selbstredend die Wiener Hofburg, Stammsitz der Habsburger und Residenz von Kaiser Franz Joseph I. Mit dem Begriff „Haus“ bezeichnete man damals allerdings nicht nur ein Gebäude, sondern auch ein Adelsgeschlecht. Die Antwort der Zeitung war eindeutig: Nur das Palais Coburg käme infrage, denn abgesehen vom Kaiserhaus hatte keine andere Familie Wiens so viele verwandtschaftliche Berührungen zu den gekrönten Häuptern Europas. Reichskanzler Otto von Bismarck bezeichnete die Familie sogar abschätzig als „das Gestüt Europas“; dabei schwang aber möglicherweise nur sein Ärger mit, dass sich der Coburger Herzog Ernst II. zum ernsthaften Gegenspieler seiner Politik entwickelt hatte.
Schon 1831 hatte Prinz Leopold von Sachsen-Coburg seinen Aufstieg zum König der Belgier erreicht – und zwar durch Wahl, nicht durch Heirat. Erst später kamen durch Vermittlung die Verbindungen mit Russland, England und Frankreich zustande. Legendär ist die von König Leopold von Belgien vermittelte Ehe von Albert von Sachsen-Coburg und der Erbin des britischen Throns, Prinzessin Victoria, einer Cousine der Coburger. Die Coburger Prinzen dürften offensichtlich nicht nur mit ihrem Auftreten, sondern auch mit ihrem Aussehen sehr überzeugend gewesen sein.
Das Jahr 1683 wurde zum Wiener Schicksalsjahr. Nach der Schlacht am Kahlenberg war die Stadt sicher, trotzdem wurden die Basteien wiederhergestellt. Wien blieb eine Festung und wandelte sich danach zu einer barocken Großbaustelle. Auch auf den Mauern errichtete der Hochadel prächtige Gartenpalais. Daneben gab es in der heutigen Seilerstätte in Wien Soldatenhäuser wie zum Beispiel das Kommandantenhaus mitsamt den Kasematten unterhalb sowie Stellungen, in denen Kanonen in Position gebracht wurden.
Von den Wiener Coburgern, die den katholischen Zweig des Hauses repräsentierten, wurde trotz ihrer Prominenz weniger berichtet als vom Rest des Hauses. Es war dies eine glanzvolle Geschichte mit einem ebenso glanzvollen Haus und großen, magischen Festen sowie gesellschaftlichen Großereignissen mit Musik von Strauss.
Unter dem Palais Coburg, von den Wienern aufgrund seiner großen, schlanken Säulen liebevoll als „Spargelburg“ bezeichnet, befindet sich eine Zeitkapsel aus der Ära der Türkenkriege: Gewaltige Gewölbe, entworfen und errichtet von den Festungsbaumeistern Wiens, geben einen beeindruckenden Einblick in die Größe der Mauern zur Sicherung der Stadt.
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Das heutige Palais Coburg
„Das Wiener Palais“, schreibt der Autor, „war in der Tat ein Haus der Könige.“ Kein anderes Geschlecht war mit so vielen gekrönten Häuptern Europas verwandt. Trotzdem blieb es ein Fremdkörper in der Stadt und ihrer Gesellschaft, denn es gehörte nicht zu den alten Adelspalais, die in der Wiener Altstadt zu finden sind.
Das Palais Coburg wurde als eines der letzten auf den Basteien errichtet, auf jenen Mauern, die für den Bau der Ringstraße abgetragen wurden. Erst 2003 erlebte das Palais durch eine aufwendige Renovierung einen neuen Frühling als prachtvolle Bühne für Feste und Empfänge. Hotelsuiten und ein legendäres Restaurant wie auch die Tagungen der internationalen Politik sind jetzt dort wieder zu finden.
Besonders spannend werden im Buch die Einzelschicksale der Familie Coburg hervorgeholt, bei denen es wirklich um Triumphe, Throne und Tragödien geht.
Blättern Sie weiter und gelangen Sie zum heutigen Palais Coburg ...
INFOBOX
Haus der Könige
Das Wiener Palais Coburg Throne, Triumphe, Tragödien
Autor: Günter Fuhrmann AMALTHEA Verlag
ISBN-13: 978-3-99050-121-4
Erscheinungsdatum: 23.03.2018
1. Auflage, zahlreiche Abbildungen, 272 Seiten