Fokus Next Step

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E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A

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Interview

Marlen Reusser Die Medaillen-Gewinnerin über ihr Medizinstudium, den Einstieg in den Profiradsport und weshalb sie nichts an ihrem Lebensweg ändern würde.

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MSc

Umwelt und Natürliche Ressourcen

Weil es meine Zukunft betrifft Zürcher Fachhochschule

Master in Umwelt und Natürliche Ressourcen


E I N E P U B L I K AT I O N VO N S M A RT M E D I A

2 EDITORIAL

FOKUS.SWISS

Matthias Aebischer

04

08

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LESEN SIE MEHR. 04 Coaching 08 Fachkräftemangel

Die Krise zeigt: Ohne Weiterbildung geht gar nichts

10

Interview: Marlen Reusser

12 Ausbildung 16 Interdisziplinäre Skills 18

Interkulturelle Kommunikation

FOKUS NEXT STEP. PROJEKTLEITUNG

A

ls 54-jähriger Politiker, der wohl in den nächsten paar Jahren seinen Schwerpunkt wieder vermehrt auf die Arbeit ausserhalb der Politik setzen wird, war es gar nicht so einfach, aus dem Hamsterrad herauszukommen und eine Weiterbildung in Angriff zu nehmen. Denn nebst meinem Nationalratsmandat und der Familienarbeit war es eine ziemliche Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen. Nun habe ich abgeschlossen und bin froh, dass ich den Kraftakt gewagt habe. Das CAS «Digital Marketing und Transformation» der Berner Fachhochschule war in mehreren Belangen ein Glücksfall für mich. Dank hochkarätigen Referentinnen und Referenten konnte ich mein Marketing- und Kommunikationswissen auffrischen und lernte im Bereich der digitalen Transformation sehr viel Neues dazu. Nicht nur der Kurs selbst drehte sich um die Digitalisierung, sondern auch die Art des Unterrichts. Mussten wir Covid-bedingt die erste Hälfte des Kurses noch via Video-Konferenz meistern, durften wir die zweite Hälfte vor Ort mit Maske bestreiten. Flexibilität war gefragt, von den Teilnehmenden, aber auch von den Dozierenden. Weiterbildung im Umbruch Seit Ausbruch der Covid-Pandemie hat der Weiterbildungsbereich einen enormen Digitalisierungsschub erfahren. Wie der aktuelle Branchenmonitor des SVEB zeigt, haben die meisten Weiterbildungsanbieter in kürzester Zeit Angebote umgebaut, digitalisiert und diversifiziert. Heute können viele Weiterbildungen online besucht werden, bei denen bis vor Kurzem Präsenz zwingend nötig schien. Zudem sind Formate entstanden, die vor der Pandemie kein Thema waren, darunter hybride Settings, in denen die Teilnehmenden frei entscheiden können, was sie in Präsenz und was sie online besuchen wollen. Für die Anbieter ist dies eine grosse Herausforderung, die aber auch ihren Innovationsgeist anstachelt. Den Lernwilligen ihrerseits bringt diese Entwicklung eine grosse Flexibilität und neue Möglichkeiten. So können sie von zu Hause aus Weiterbildungen besuchen, die irgendwo auf der Welt angeboten werden, – sofern sie über einen Computer und die entsprechenden Sprachkenntnisse verfügen.

Seit Ausbruch der Covid-Pandemie hat der Weiterbildungsbereich einen enormen Digitalisierungsschub erfahren. - Matthias Aebischer Präsident SVEB und Nationalrat

Ungleiche Chancen Nicht alle Erwachsenen haben dieselben Chancen, sich weiterzubilden. Nicht alle können wie ich 9000 Franken für einen CAS ausgeben. Nicht alle haben für den digitalen Unterricht die nötige Infrastruktur. Es gibt Anzeichen, dass die rasche Digitalisierung während der Covid-Pandemie die digitale Kluft in der Gesellschaft weiter vertieft. Für Personen, denen die Kompetenzen oder die Infrastruktur für die digitale Teilnahme fehlt, wird es schwieriger, sich weiterzubilden – auch in Präsenzkursen, denn vollkommen technologiefreie Kurse dürfte es künftig kaum mehr geben. Da sind auch die Weiterbildungsinstitutionen und die Bildungspolitik gefordert. Der SVEB engagiert sich für Chancengleicht unter anderem mit der Förderung von Grundkompetenzen und dem Aufbau von Gutscheinsystemen. Ungewisse Zeiten Wenn wir Krisen wie die aktuelle meistern wollen – und es dürfte nicht die letzte globale Krise bleiben –, dann müssen wir in der Lage sein, besser und kreativer mit Ungewissheit umzugehen als bisher. Wenn wir Pläne immer wieder umstellen und über Nacht Lösungen für Probleme finden müssen, die es bisher noch gar nicht gab, steigen die Anforderungen und damit auch der Lernbedarf. Paradoxerweise bedeutet dies, dass Weiterbildung immer wichtiger wird und wir zugleich immer weniger wissen, welche Kompetenzen in Zukunft nötig sein werden. Studien und Zukunftsprognosen, so auch jene von Transit, dem Think Tank des SVEB, legen nahe, dass die Bedeutung von transversalen Kompetenzen steigt. Dazu gehören etwa Kreativität, kritisches Denken oder Problemlösefähigkeiten. Aber auch fundiertes Wissen hat nicht ausgedient – und auch wenn das oft behauptet wird: Wissen veraltet nicht. Im Gegensatz zu blossen Informationen. Gerade in Zeiten grosser Veränderungen gewinnt Wissen im Sinn eines vertieften Verstehens von Zusammenhängen an Bedeutung.

ISMAEL HASBI COUNTRY MANAGER

PASCAL BUCK PRODUKTIONSLEITUNG

MIRIAM DIBSDALE LAYOUT

ANJA CAVELTI TEXT

AKVILE ARLAUSKAITE, LISA ALLEMANN, KEVIN MEIER, MELANIE CUBELA TITELBILD

GRANADA – EIGENES WERK, CC-BY-SA 4.0 DISTRIBUTIONSKANAL

TAGES-ANZEIGER DRUCKEREI

DZZ DRUCKZENTRUM AG

SMART MEDIA AGENCY. GERBERGASSE 5, 8001 ZÜRICH, SCHWEIZ TEL +41 44 258 86 00 INFO@SMARTMEDIAAGENCY.CH REDAKTION@SMARTMEDIAAGENCY.CH FOKUS.SWISS

Viel Spass beim Lesen! Text Matthias Aebischer Präsident SVEB und Nationalrat

Ismael Hasbi

Senior Project Manager

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Ein Schuljahr fürs Leben


Die Komfortzone verlassen – den Horizont erweitern Korea, Kaschmir, Kosovo: In insgesamt 19 von Kriegen und Konflikten geprägten Ländern sind Schweizer Armeeangehörige für die Friedensförderung derzeit im Einsatz. Das militärisch-internationale Umfeld ist eine ideale Schule, um Auslands- und Lebenserfahrung zu sammeln. Aktuell leisten rund 280 Schweizer/innen einen befristeten Dienst in 15 multinationalen Missionen, die sich auf vier Kontinente verteilen. Sei es als Militärbeobachter/in inmitten steil aufragender Bergspitzen im Kaschmir, als Datenbankspezialist/in der Minenräumung in der sandumwehten Weite der Westsahara oder als Mitglied eines Verbindungsteams in der sommerlichen Hitze BosnienHerzegowinas. Abwechslung bereichert den Alltag Als Beispiel, wie spannend die Friedensförderung ist, zeigt der Einsatz im Kosovo. Seit April 2021 ist es mit 195 Soldat/innen das personell grösste Engagement des seit über 20 Jahren dort stationierte SWISSCOY-Kontingent. Es vereint auch die weiteste Bandbreite an Funktionen: Erbracht werden unter anderem Leistungen im Hauptquartier der Kosovo Force (KFOR), in der medizinischen Versorgung, im administrativ-organisatorischen, handwerklichen und logistischen Bereich, im Strassen- und Lufttransport, in der Kampfmittelbeseitigung sowie der Lagebeobachtung. Zentral sind dabei die Tätigkeiten der Liaison and Monitoring Teams (LMT), die den Kontakt zur Bevölkerung und zu Funktionstragenden aus verschiedensten Bereichen der lokalen Gesellschaft pflegen. Dies macht sie zu den sogenannten «Augen und Ohren» der KFOR, zu einem Frühwarnsystem für das Kommando der Mission.

In Bosnien-Herzegowina übernehmen die Liaison and Observation Teams (LOT) an zwei Standorten eine ähnliche Funktion. Alleinstellungsmerkmal im Lebenslauf Egal, in welcher Lebenssituation man sich befindet, Einsätze bei der Friedensförderung bereichern die Lebens- und Berufserfahrung. Sie eignen sich für berufliche Neuorientierungen genauso wie für Sabbaticals oder Zwischenjahre. Denn zusätzlich zur abwechslungsreichen und fordernden Tätigkeit, kommt man auch in persönlichen und beruflichen Austausch mit Menschen anderer Kulturen. Durch die fundierte Ausbildung und das internationale Arbeitsumfeld werden neue Fähigkeiten erlernt und Bestehendes vertieft. Man kann Fremdsprachen anwenden, ein internationales Netzwerk aufbauen und gleichzeitig einen Beitrag für den Frieden leisten. Ihr Einsatz zählt! Während für UNO-Missionen mindestens ein Grad als Oberleutnant nötig ist, besteht in den beiden Ländern im Balkan die Möglichkeit zu einem Einsatz bereits ab Grad Soldat. Frauen ohne absolvierte Rekrutenschule können bei passender ziviler Qualifikation ebenfalls bestimmte Funktionen übernehmen. Eine Übersicht über sämtliche Stellenbeschriebe, Informationen zu den Missionen sowie die Möglichkeit einer Teilnahme an einer virtuellen Informationsveranstaltung für einen friedensfördernden Auslandseinsatz ist auf www.armee.ch/peace-support zu finden.

www.peace-support.ch


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4 COACHING

FOKUS.SWISS

Digitalisierung im Coachingumfeld Die Art und Weise, wie wir arbeiten und lernen, befindet sich im Wandel. Nicht zuletzt angesichts aktueller Entwicklungen erfreut sich das Online-Coaching zunehmender Beliebtheit. Doch wie effektiv ist dieses junge Format? Und welche Kompetenzen sind dabei besonders wichtig? «Fokus» hat nachgeforscht.

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ie Zeiten, in denen die Menschen ausschliesslich Face-to-Face miteinander interagieren, sind vorbei. Praktisch in allen Bereichen des Lebens wird zu einem erheblichen Teil über virtuelle Kanäle kommuniziert – unabhängig von Zeit und Ort. Dies schafft auch neue Möglichkeiten für das Coaching. Coaching goes digital Der Begriff «Online-Coaching» beschreibt computergestütztes, multimediales sowie interaktives Vorgehen und kann in vielfältigen Formen durchgeführt werden – unter anderem als Video-, Chat-, Telefon- oder EMail-Coaching. Der Trend hin zu derartigen Begleitungssettings war jedoch bereits vor dem Ausbruch der Pandemie präsent, angetrieben durch die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt und das steigende Bedürfnis nach Flexibilität und Mobilität. Physisches und digitales Coaching im Vergleich Online-Coaching basiert auf den identischen Wirkmechanismen wie Präsenz-Coaching. Da ersteres jedoch ein relativ neues Format darstellt, gibt es bisher wenig Forschung zu dessen Wirksamkeit. Es können allerdings Parallelen zu Studien über die Wirksamkeit von Interventionen und Beziehungsgestaltung gezogen

werden. So zeigt beispielsweise eine Untersuchung von Kuenzli (2019), dass Online-Psychotherapie-Interventionen die gleichen kognitiven Veränderungsprozesse auslösen wie Präsenztherapien. Dies deutet darauf hin, dass auch Online-Coaching entsprechende Erfolgsquoten wie dessen Offline-Äquivalent aufweisen kann. Im Rahmen des Online-Coachings mögen einige die Qualität der Kommunikation anzweifeln. Dennoch beweist eine Studie von Berger (2015), dass es auch im digitalen Umfeld durchaus möglich ist, Nähe und Vertrauen zu schaffen. In Kleingruppen kann etwa ein Austausch stattfinden, welcher dem Präsenzunterricht sehr nahekommt. Bei der Unterhaltung über Videochats lassen sich zudem sogar einige Kommunikationsschwierigkeiten umgehen, da unter anderem Emotionen besser zum Ausdruck gebracht werden können. Da im Onlinebereich die nonverbalen Signale aber wegfallen, gewinnt die Fähigkeit an Bedeutung, die unvollständige Wahrnehmung mithilfe anderer Kommunikationsstrategien – etwa durch einen wirkungsvollen Einsatz der Stimme – zu ergänzen. Auf die (digitale) Kompetenz kommt es an Dennoch gilt es anzumerken, dass sich Präsenz-Coaching nicht eins zu eins auf das Onlineformat übertragen lässt. Zunächst müssen die Coachingprozesse,

das Coachingverhalten und die Coachingtools an die neue Umgebung angepasst werden. Da die Digitalisierung nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Inhalte der Coachingarbeit verändert, spielt die Fähigkeit der Coach:innen, Kund:innen digital zu begleiten, eine zentrale Rolle. Insofern erfordert Online-Coaching eine Vielzahl an zusätzlichen digitalen Kompetenzen, genauer die Fähigkeit der Begleitperson, mit den durch die Digitalisierung auftretenden Herausforderungen konstruktiv umzugehen. Berninger-Schäfer (2018) unterscheidet hierbei vier Kompetenzfelder: • Multimediakompetenz umfasst das Wissen über die diversen medialen Nutzungsmöglichkeiten sowie die Fähigkeit, diese auch beurteilen und bedienen zu können. Entscheidend sind zudem Kenntnisse im Datenschutzbereich, denn der Austausch muss zwingend in einem technologisch geschützten Rahmen stattfinden. • Prozesskompetenz beschreibt die konzeptbasierte Steuerung von Coachingprozessen sowie die dazugehörige Umsetzung im Onlineumfeld. • Methodenkompetenz setzt die Fähigkeit voraus, Tools und Plattformen zu bedienen, um diese gezielt im Coaching einsetzen zu können.

• Online-Kommunikationskompetenz bezeichnet die Kenntnisse über die Besonderheiten der Onlinekommunikation, um auch im digitalen Setting eine vertrauensvolle und empathische Beziehung zu den Kund:innen aufbauen zu können. Eine bewusste Beziehungspflege ist nämlich entscheidend, damit Online-Coaching seine volle Wirkung entfalten kann. Ein zukunftsorientiertes Format mit grossem Potenzial Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Online-Coaching birgt hierbei enormes Zukunftspotenzial – nicht nur für Grossunternehmen, sondern auch für KMU. Angepasst an die neuartigen Anforderungen, verspricht diese Form des Lernens zahlreiche Vorteile: einfache und unkomplizierte Handhabung, Flexibilität, auch mal kurze Sitzungen abzuhalten oder am bevorzugten Ort teilzunehmen, den Wegfall des Pendelns, die sofortige Verfügbarkeit von Unterlagen und der Dokumentation der gelernten Inhalte sowie die Möglichkeit, auf spontane Fragen schnelle Antworten zu erhalten. Text Akvile Arlauskaite

BRANDREPORT • COACHINGZENTRUM OLTEN GMBH

Online-Coaching – Format mit Zukunftspotenzial? Seit fast zwei Jahren werden wir auf verschiedensten Ebenen herausgefordert. Nicht nur gab bzw. gibt es nach wie vor Einschränkungen im Alltag, auch die Arbeitsweise hat sich grundlegend verändert. So wurde Homeoffice im grossen Stil eingeführt und auch Dienstleistungen wie Beratungen und Coachings verlagerten sich – teilweise gezwungenermassen – in das digitale Umfeld. Doch wie nachhaltig ist diese Veränderung?

B

is Anfang 2020 fristete das Online-Coaching ein Nischendasein. Mit der Pandemie und dem damit verbundenen Schub in der Digitalisierung hat es in den vergangenen zwei Jahren enorm an Bedeutung und Ansehen gewonnen. Die angenehmen Begleiteffekte von Online-Coaching wie Orts- und Zeitunabhängigkeit sowie Zeitersparnis werden sehr geschätzt, war so doch sichergestellt, dass angefangene Begleitungen und Beratungen fortgesetzt wie auch neue angestossen werden konnten. Kritik am Online-Coaching Einer der am meisten genannten Kritikpunkte ist, dass das Menschliche im Online-Coaching zu kurz käme. Im digitalen Setting ist nicht nur die physische Distanz grösser, sondern auch die Wahrnehmung ganz anders. Coaching basiert in der Tat auf gegenseitigem Vertrauen und «Sich-riechen-können». Dass durch die räumliche Distanz gewisse Aspekte weniger oder anders transportiert werden, liegt auf der Hand. Dass eine bewusste Beziehungspflege diesen vermeintlichen Nachteil jedoch ausgleichen kann, erlebt man spätestens in der Selbsterfahrung. Was richtig und wichtig zu wissen ist, ist, dass PräsenzCoaching nicht einfach 1:1 auf das Online-Coaching übertragen werden kann. Online-Coaching stellt selbst an

erfahrene Coaches Herausforderungen, denn es ist absolut unerlässlich, dass sie ihre digitalen Kompetenzen entsprechend auf- und ausbauen. So gilt es, Kenntnisse im Datenschutz sowie technische Fähigkeiten zu haben, als auch

die Coachingprozesse, das Verhalten und die eingesetzten Tools anzupassen. Unter Berücksichtigung all dieser Elemente kann sich die Wirkung des Online-Coachings ohne Nachteile gegenüber dem Präsenz-Coaching entfalten.

Optimale Ergänzung des Angebotsportfolios Auch wenn im Verlauf der nächsten Jahre die Digitalisierung nicht mehr so prominent im Vordergrund stehen sollte, wird Online-Coaching weiterhin Bestand haben. Es überzeugt durch sein einfaches und unkompliziertes Handling sowie der Möglichkeit, bei dringlichen Themen schnell Begleitung und Beratung zu bekommen. Die jetzigen und zukünftigen Generationen bewegen sich immer selbstverständlicher in der digitalen Welt. Für Coaches wird es daher relevant sein, dieser Nachfrage ein entsprechendes Angebot anzubieten – und ihre Kompetenzen diesbezüglich auszubauen. Online-Coaching – definitiv ein Format mit Zukunftspotenzial! Weitere Informationen: www.coachingzentrum.ch

Text Sonja Kupferschmid Boxler


Foto: Mayk Wendt

SWISS MATURA IGCSE / IB DIPLOMA SPORTS ACADEMY BOARDING SCHOOL

HOCHALPINES INSTITUT FTAN AG Chalchera 154 • 7551 Ftan • Switzerland Tel. +41 81 861 22 11 • admissions@hif.ch

HIF.CH


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6 BRANDREPORT • UNIVERSITÄT ST.GALLEN

#FOKUSNEXTSTEP

Flexibel, individuell und aktuell Eineinhalb Jahre hat das Team um Bruno Mascello investiert, um an der Universität St.Gallen den Executive Master Law & Management komplett neu zu entwickeln. Entstanden ist ein Weiterbildungsangebot, das es in dieser Form noch nicht gibt. Law & Management der Universität St.Gallen absolviert, werden auf die nächste Abschlussstufe angerechnet.

Prof. Dr. Bruno Mascello

Herr Mascello, an der Universität St.Gallen gibt es seit Mai die Möglichkeit, den neuen Executive Master Law & Management zu absolvieren. Bei diesem neuen Angebot, das Sie als Direktor konzipiert haben, steht die Flexibilität für die Studierenden im Zentrum. Was genau bedeutet das? Bei diesem Angebot handelt es sich um eine neue Form des lebenslangen Lernens, die bislang in dieser konsequenten Art neu ist. Das Ziel besteht darin, dass wir viel näher bei den Kund:innen und ihren Bedürfnissen sind. Jeder kann seine Studieninhalte stufenweise individuell zusammenstellen, diese zum gewünschten Zeitpunkt besuchen und auf der gewünschten Ausbildungsstufe absolvieren. Können Sie diese dreifache Flexibilität genauer erklären? Es geht um eine grösstmögliche Individualisierung. In einem ersten Schritt können die Studierenden aus all unseren Themenbereichen (siehe Box) das Fachgebiet auswählen, welches sie am meisten interessiert oder welches sie in ihrem Berufsalltag gerade benötigen. Dann können sie wählen, ob sie zu diesem Thema nur ein Einzelmodul besuchen oder einen Abschluss machen wollen, beispielsweise einen CAS, DAS oder Executive Master. Und als drittes können sie wählen, zu welchem Zeitpunkt sie die einzelnen Module eines Programms absolvieren wollen. Alle Kurse, die man über die Jahre im Geschäftsbereich

Aus welchem Bedürfnis heraus ist diese neue Form des Studierens entstanden? Für uns ist klar: Wer 40 Jahre im Berufsleben steht, der muss sich laufend weiterbilden. Gerade in der heutigen Zeit ändert sich alles sehr schnell, und dem wollen wir mit unserem Ausbildungsangebot Rechnung tragen. Heute ist es für viele schwierig, sich zeitlich und finanziell zu verpflichten, zu ein und demselben Thema eine zweijährige Weiterbildung zu machen. Vielmehr ist heute inhaltliche und zeitliche Flexibilität gefragt. Darum haben wir unseren Executive Master so aufgebaut, dass man die Inhalte in erträglichen kleinen Einheiten besuchen kann. Was bedeutet das? Alle unsere Wochenmodule sind so konzipiert, dass es praktisch keine Vor- und Nachbereitung braucht. Auch die Prüfung findet in derselben Woche statt. Ein Modul ist also nach fünf Tagen definitiv abgeschlossen. Diese Planbarkeit ist ein weiterer grosser Vorteil. Insbesondere wenn man – wie praktisch alle unsere Studierenden – mitten im Berufsalltag steckt. Müssen die Studierenden für die Kurse vor Ort sein oder gibt es Online-Lösungen? Die Universität St.Gallen versteht sich als digital fitte Präsenzuniversität. Unsere Kurse finden deshalb in der Regel in St.Gallen statt. Es ist aber

gerade in der heutigen Zeit auch möglich, online an den Kursen teilzunehmen. Wir bieten einen hybriden Unterricht. Das bedeutet: Wer online an den Weiterbildungen teilnimmt, macht das gleichzeitig wie diejenigen, die vor Ort sind. Was erhoffen Sie sich von diesem neu aufgebauten Executive Master? Wir hoffen, dass wir damit ein attraktives Angebot geschaffen haben für all diejenigen, die in ihrer Ausbildung Flexibilität und eine echte Möglichkeit zum lebenslangen Lernen mit Perspektive suchen. Auf diese Weise wollen wir uns als vertrauensvoller Weiterbildungsanbieter positionieren, bei dem man jederzeit einsteigen kann und der die Inhalte seiner Kurse kontinuierlich ausbaut und aktualisiert. Was sind denn beispielsweise neue Themenbereiche, die Aufnahme gefunden haben in den Executive Master? Im Hinblick auf den Start im vergangenen Mai haben wir alle bestehenden Programme überarbeitet und aktualisiert. Zudem bieten wir ab diesem Jahr zwei komplett neue Module an. Einerseits Cyber Security für Führungskräfte und andererseits Nachhaltigkeit (ESG) für Kontrollfunktionen. Beides sind brennende Themen in der Wirtschaft, die wir aufgrund der grossen Aktualität aufgenommen haben. Was erwartet denn die Studierenden, wenn sie diese beiden Module belegen?

Es geht um eine grösstmögliche Individualisierung.

Im Modul Cyber Security geht es darum, dass die Studierenden lernen, wo mögliche Risiken bestehen, wer mögliche Tätergruppen sind und wie man sich dagegen schützen kann. Es ist ein sehr praktisches Modul, bei dem die Teilnehmenden nach einer Woche zurück in ihre Unternehmung gehen und wissen, wie eine Strategie zur Cyber Security und Pläne zur Risikominderung zu entwickeln ist. Auch beim Modul zum Thema Nachhaltigkeit steht die Praxis im Vordergrund. Hier geht es darum, dass die Teilnehmenden lernen, wie man Nachhaltigkeit im Unternehmensalltag identifizieren und aus Sicht der Kontrollfunktionen integrieren kann. Das ist heute absolut zentral. Denn längst ist klar, dass Unternehmen bei der Frage der Nachhaltigkeit nicht nur eine Verantwortung nach innen, sondern auch nach aussen tragen. Das sind mögliche Themen des Executive Master Law & Management Wer den Executive Masters Law & Management an der Universität St.Gallen absolvieren möchte, kann seine Module aus diesen Bereichen individuell zusammenstellen (wenige Ausnahmen):

• Recht für Nichtjurist/innen

(Wirtschaftsrecht für Manager)

• Betriebswirtschaft für Jurist/innen

(Management for the Legal Profession)

• Professionelles Verhandeln

(Certified Global Negotiator)

• Compliance Management • Datenschutz (Data Protection Officer) • Systemische Gruppendynamik • Cyber Security für Führungskräfte • Nachhaltigkeit (ESG) für Kontrollfunktionen Weitere Informationen unter: lam.unisg.ch/executive-master

BRANDREPORT • SFB BILDUNGSZENTRUM HÖHERE FACHSCHULE DIETIKON

Das Upgrade für die Karriere In die Welt der technologischen Fortschritte eintauchen und sich weiterbilden, geht überall. Sfb, die Höhere Fachschule für Technologie und Management, hat Standorte in Dietikon, Rüti, Winterthur, Emmenbrücke, Olten, Zollikofen, Bellinzona, Prilly oder je nach Studiengang im eigenen Zuhause.

I

n einer Welt, die zunehmend automatisiert wird, Maschinen an Bedeutung gewinnen und die Digitalisierung laufend zunimmt, sind technische Berufe immer gefragter. Die sfb Höhere Fachschule für Technologie und Management mit Sitz in Dietikon bietet mehrere Studiengänge, Seminare, Kurse und Weiterbildungen rund um die Themen Technologie und Management an. Es werden nun zwei Studiengänge sowie auch ein Lehrgang vorgestellt. Techniker/-in HF Maschinenbau Die Weiterbildung Techniker/-in HF Maschinenbau richtet sich an Personen, die sich für die Technik von morgen interessieren. Ausreichende Kenntnisse in Elektrotechnik, Steuerungstechnik und Mathematik sind gefragt. Während sechs Semestern vertiefen sich die Studierenden in Konstruktionsmethodik, Werkstofftechnik, Fertigungstechnik, Projektmanagement und lernen die Grundlagen in Betriebswirtschaft und Sozialkompetenzen kennen. Im Lehrgang Techniker/-in HF Maschinenbau werden diverse Aspekte der Produktentwicklung abgedeckt und dadurch die Chancen auf eine Anstellung in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie erhöht. Nach der Ausbildung sind die Absolvierenden in der Lage, fachliche und technologische Trends schneller zu erkennen und optimal in bestehende Geschäftsmodelle einzubringen. Facts: • Dank CAD-Schulung zum versierten CAD-Anwendenden • Erarbeitung zukunftsorientierter Fachkompetenzen • Arbeit als Techniker/-in HF Maschinenbau in der Entwicklung, im Projektoder Produktmanagement • Konstruieren von Betriebsmitteln für Fertigungs- und Montagevorrichtungen • Projekte der Marktanalyse über das Pflichtenheft bis zur Realisation • Theoretisches Wissen und Praktika in den Unternehmen ergänzen sich perfekt

Technische Kauffrau / Technischer Kaufmann im Flex-Modell Wer den Wechsel von der Werkstatt ins Büro wagen möchte oder aus einer ganz anderen Branche kommt und einen neuen Weg einschlagen will, eignet sich für die Ausbildung als Technische/-r Kauffrau/-mann mit eidgenössischem Fachausweis. Innert vier Semestern vertiefen die Studierenden sich in folgende Gebiete: Recht, Marketing und Verkauf, Finanzund Rechnungswesen, Management, Volkswirtschaftskunde, Organisation, Kommunikation, Geschäftskorrespondenz, Qualität/Normen/Arbeitssicherheit, IT-Wissen und Supply Chain. Die sfb kombiniert in diesem Studiengang E-Learning mit Präsenzunterricht. Den Lernzielen entsprechend werden die zwei Schulungsformen sinnvoll aufeinander abgestimmt. Diese Weiterbildung verbindet praxisorientiert Technik gemeinsam mit der Betriebswirtschaft. Am Ende verfügen die Studierenden über eine solide handwerklich technische Basis sowie auch umfassendes betriebswirtschaftliches Know-how. Die Einsatzmöglichkeiten sind entsprechend äusserst breit gefächert.

Facts: • Wechsel in andere Unternehmensbereiche sind möglich • In führender Position oder erster Kaderebene arbeiten • Übernahme spannender Aufgaben an der Schnittstelle von Technik und Betriebswirtschaft • Chance auf bereichsübergreifende Zusammenarbeit im Unternehmen • Gefragt als Generalist:in in vielen Branchen Techniker/-in HF Gebäudetechnik «Smarte Gebäude brauchen smarte Expertinnen und Experten!» lautet die These der sfb. Der Lehrgang Techniker/-in HF Gebäudetechnik mit Vertiefungsrichtung Gebäudeinformatik an der sfb macht Absolvierende von der Bauprojektplanung bis zur Smart-Gebäude-Wartung unverzichtbar. Die Absolvierenden der Weiterbildung werden zu Fachpersonen, die fähig sind, komplexe Gebäude zu verstehen, interdisziplinär zu denken und zu handeln, Teams in der Fachplanung verschiedener Gewerke zu leiten, gesamtheitliche Gebäudelösungen bereits

in der Planungsphase zu realisieren und anspruchsvolle Gebäude über ihre gesamte Lebensdauer technisch zu begleiten. Darüber hinaus erlernen die Studierenden praxisnah betriebswirtschaftliches und prozessorientiertes Know-how sowie den Umgang mit Informationstechnologie. Die Weiterbildung dauert sechs Semester. Facts: • Interdisziplinäres Denken und Handeln von Projekt- und Prozessmanagement bis zum baubegleitenden Facility Management • Arbeit mit Building-Technology-Systemen wie Sicherheitssystemen, Feldbussen, Videom BACnet oder SCADA • Beherrschen der Bereiche: Netzwerktechnik, Netzwerkmanagement, IoT, Switch, Router, Firewall, XDSL Konverter usw. • Erlerntes Wissen in den Bereichen IT-Systemtechnik, IT-Management, Sicherheiten, Redundanzen oder Migration • Durch virtualisierte Netzwerke, Firewalls, Bedrohungs- und Sicherheitsmassnahmen wird für die Kommunikationssicherheit gesorgt • Fähigkeit, smarte Gebäude und deren Energien zu managen durch Beleuchtung, sichere Energieversorgung von komplexen Gebäuden und der Datenanalyse mit Massnahmenevaluation Für mehr Informationen lohnt es sich, einen Infoabend zu besuchen oder sich von einem Regionalleiter persönlich beraten zu lassen. Die nächsten Infoabende: 11. Januar 18:00-20:00 Uhr Olten 12. Januar 18:00-20:00 Uhr Rüti 13. Januar 18:00-20:00 Uhr Zollikofen 20. Januar 18:00-20:00 Uhr Emmenbrücke sfb Bildungszentrum Höhere Fachschule 044 744 45 11 | info@sfb.ch www.sfb.ch


Angewandte Linguistik

Vom Sprachtalent zum Kommunikationsprofi In der internationalen Berufswelt werden Sie mit einem unserer Studienabschlüsse zu gefragten ExpertInnen mit vielseitigen Berufsmöglichkeiten.

Bachelor Angewandte Sprachen Vertiefungen: Mehrsprachige Kommunikation, Multimodale Kommunikation, Fachkommunikation und Informationsdesign

Bachelor Kommunikation Vertiefungen: Journalismus, Organisationskommunikation

Bachelor Sprachliche Integration

M e hr tionen: a m r o f In .ch/ w a h z . www lent a t h c a s pr

Schwerpunkte: Sprachberatung und -coaching, Sprachbildungsmanagement

Master Angewandte Linguistik Vertiefungen: Fachübersetzen, Konferenzdolmetschen, Organisationskommunikation ZHAW, Departement Angewandte Linguistik, Theaterstrasse 15c, 8401 Winterthur, +41 58 934 60 60, info.linguistik@zhaw.ch

Studium

Zürcher Fachhochschule

SWISSMECHANIC • BRANDREPORT

Mit Swissmechanic zur Weiterbildung als Produktionstechniker*in HF Swissmechanic ist bekannt als der führende Arbeitgeberverband der KMU in der MEM-Branche. Dank der praxisnahen Weiterbildung des Verbands profitiert die Branche vom topaktuellen Wissen der Produktionstechniker*innen. Jürg Marti, Direktor von Swissmechanic, verrät «Fokus» im Interview mehr über die spannende Weiterbildung.

Jürg Marti

Herr Jürg Marti, welche Bedeutung messen Sie als Direktor von Swissmechanic, dem wichtigsten Arbeitgeberverband der KMU-MEM, dem Thema Weiterbildung zu? Die Aus- und Weiterbildung kompetenter Fachkräfte ist für den Werkplatz Schweiz existenziell. Als ressourcenarmes Land können wir nur dann nachhaltig auf hohem Niveau produzieren und unsere globale Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten, wenn unsere Betriebe über die Weiterbildung in ihre Mitarbeitenden investieren. Schweizer Produktionsfirmen stehen unter grossem Kostendruck und müssen effizienter, flexibler und kostengünstiger produzieren. Welche Auswirkungen hat dies auf die Aus- und Weiterbildung in technischen Berufen? Sich wiederholende Fertigungsprozesse, die Ausrüstung der Maschinen, Bestellprozesse und Lagerhaltung müssen idealerweise automatisiert werden und rund um die Uhr funktionieren. Die Aufgabe des Menschen ist heute, die Maschinen zu programmieren, zu steuern und dabei unzählige Daten auszuwerten, zu interpretieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Eintönige Arbeiten am Fliessband und ölverschmierte Arbeitskleidung sind heute passé. Zudem ist derzeit unter dem Schlagwort Industrie 4.0 die digitale Vernetzung aller industriellen Prozesse im Gange.

Man muss zwischen der Aus- oder Grundbildung unterscheiden, also der Lehre, und der Weiterbildung wie unser Bildungsgang. Aktuell läuft unter dem Projektnamen «Futuremem» für die acht MEM-Berufe die Berufsreform, an der Swissmechanic beteiligt ist. Deren Ziel ist, dass die Lernenden in ihrer Grundbildung jene Fertigkeiten erlernen, die in der modernen Arbeitswelt auch tatsächlich gefragt sind. Diese Reform soll 2024 umgesetzt sein. Unsere Swissmechanic-Weiterbildung wurde kürzlich redesignt, die ersten Bildungsgänge mit modernem Inhalt laufen bereits.

zum Beispiel als Projekt- oder Abteilungsleiter*in eines modernen Industriebetriebes benötigt werden. Konkret sind das beispielsweise allgemeine Fächer wie Projektmanagement, Wirtschaft, Vertrags- und Rechtslehre, Techniker-Englisch, Kommunikation, Rechnungswesen, Mitarbeiter- und Unternehmensführung, aber auch topaktuelle industriespezifische Fächer wie Datenmanagement, Industrie 4.0, Supply-Chain-Management, Instandhaltung, Fertigungsprozessoptimierung sowie Energie, Umwelt und Gesundheit.

Der Bildungsgang von Swissmechanic kann nach einem Jahr als Produktionsfachmann*frau und mit darauf aufbauenden zwei Jahren als Produktionstechniker*in HF abgeschlossen werden. Womit befasst er sich genau? Zusammenfassend kann man sagen, dass all die Inhalte vermittelt werden, die in einer leitenden Position

An wen richtet sich diese Weiterbildung? Sie richtet sich hauptsächlich an Berufsleute aus dem Produktionsumfeld, die sich weiterentwickeln und beruflich weiterkommen wollen. Dies können Polymechaniker*innen, Produktionsmechaniker*innen, Metallbauer*innen, Automatiker*innen, Kunststofftechnolog*innen und Interessierte aus MEM-nahen Berufen sein. Welche Vorteile bringt der Bildungsgang mit sich? Er ist sehr praxisbezogen und basiert auf Bedürfnissen und Inputs direkt aus der MEM-Branche. Diverse Fachspezialist*innen aus der Industrie vermitteln den Studierenden in den Modulen ihre topaktuellen Erfahrungen und Erkenntnisse. Das neu erworbene Wissen sowie die Erfahrung aus ihren Projekten können die Studierenden direkt an ihrer Arbeitsstelle umsetzen. Zudem profitieren sie auch vom Austausch untereinander, denn jede*r bringt andere Erfahrungen vom eigenen Arbeitsplatz mit. Inwiefern ist der Bildungsgang praxisbezogen? Einerseits vermitteln, wie bereits erwähnt, erwiesene Fachspezialist*innen, die selbst in der Industrie erfolgreich tätig sind, in einem Industriebetrieb ihr

langjähriges und topaktuelles Wissen und ihre Praxiserfahrung. Anderseits ist auch von den Studierenden Eigeninitiative und Kreativität gefragt, wenn sie ihre eigenen Projekte konzipieren und umsetzen. Sowohl der einjährige Bildungsgang zum Produktionsfachmann/ zur Produktionsfachfrau, als auch die Fortsetzung zum Produktionstechniker*in HF schliesst mit der Umsetzung eines Projekts ab - zumeist im Betrieb, in dem die Studierenden arbeiten. Wie sehen die Zulassungsvoraussetzungen aus? Zugelassen sind Personen, die eine drei- oder vierjährige Lehre in der MEM-Branche oder in einem branchentypischen Beruf abgeschlossen haben. Wer eine dreijährige Lehre abgeschlossen hat, muss zwei Jahre einschlägige Berufserfahrung mitbringen und eine Eignungsabklärung bestehen. Wie sieht die Frauenquote in diesem Berufsfeld aktuell aus und wie fördern Sie als Arbeitgeberverband den Frauenanteil? Um schon Mädchen im Primarschulalter die Attraktivität von MEM-Berufen aufzuzeigen, werden schweizweit Tüftlerinnen-Workshops angeboten, die von unseren Sektionen mitgetragen und durchgeführt werden. Die Zahl weiblicher Lernender ist aber noch immer tief. Doch die Frauen sind präsent. Erfreulich ist, dass letztes Jahr eine Produktionsfachfrau schweizweit als beste mit einer 5.8 abgeschlossen hat. www.swissmechanic.ch


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8 FACHKRÄFTEMANGEL

FOKUS.SWISS

«Das Gesundheitswesen ist ein Zukunftsmarkt» Fabio Blasi, Leiter Sourcing & Employer Branding beim Kantonsspital Aarau, spricht im Interview mit «Fokus» über die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Gesundheitsbranche sowie darüber, was eine gute Bewerbung ausmacht.

Fabio Blasi

Leiter Sourcing & Employer Branding Kantonsspital Aarau

womit die Situation langfristig entschärft werden kann. Zudem erhöhen flexibilisierte und individualisierte Arbeitsmodelle die Attraktivität des Pflegeberufes. Eine wertschätzende Zusammenarbeit und ein partizipativer Führungsstil sind ebenso wichtige Kriterien für die Arbeitgeberwahl und für den Verbleib im Unternehmen.

Herr Blasi, Schlagzeilen berichten immer häufiger von einem Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein? Der Fachkräftemangel ist zurzeit in praktisch allen medizinischen Berufen spürbar. Bei uns sind vor allem die Pflegeberufe davon betroffen.

Ende November zeichnete sich ein Hoffnungsschimmer ab: Die Pflegeinitiative wurde deutlich angenommen. Wie wird dieser Volksentscheid die Situation Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren prägen? Die Pflegeinitiative wird die Attraktivität des Pflegeberufs und die Arbeitsbedingungen für die Pflegenden verbessern. Daraus wird bestimmt ein positiver Effekt im Kampf gegen den Fachkräftemangel resultieren.

Wie wird der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen konkret bekämpft? Branchenweit ist eine Fluktuation von bis zu 15 Prozent zu spüren. Die Spitäler leisten mit Investitionen in Aus- und Weiterbildung schon heute einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel,

Sie plädieren dafür, den Gesundheitsberuf so attraktiv wie möglich zu gestalten, damit die Fachkräfte die Branche nicht verlassen. Welche Aspekte sind schon heute ansprechend? Das Gesundheitswesen ist ein Zukunftsmarkt und

bietet zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten. Insbesondere werden die Digitalisierung und Standardisierung von Prozessen in den kommenden Jahren wichtige Veränderungen bringen. Hinzu kommt der soziale Bezug: Man leistet einen Beitrag für die Gesellschaft. Der Pflegeberuf ist demnach nicht einfach ein Beruf, sondern eine Berufung. Diese Sinnhaftigkeit ist ein wichtiger Motivationsfaktor und die Covid-Pandemie hat es klar aufgezeigt: Das Gesundheitswesen wird auch in Zukunft an Relevanz gewinnen.

Welche Kriterien machen Ihrer Meinung nach eine gute Bewerbung aus? Eine Bewerbung besteht aus einem Bewerbungsschreiben, einem Lebenslauf, Zeugnis- und Diplomkopien. Sind der Lebenslauf und das Bewerbungsschreiben gut gegliedert und formuliert, gewinnt man rasch einen ersten Eindruck der bewerbenden Person. Gelingt es einer Bewerbenden respektive einem Bewerbenden zudem, einen persönlich positiven Eindruck zu vermitteln, hat die Bewerbung gute Chancen.

Nach welchen Kriterien suchen Sie als «Personalgewinner» bei Bewerbenden im Gesundheitsbereich? Die Anforderungen eines Spitals, welches 24-Stunden an 365 Tagen betrieben wird, sind per se hoch. Formale Anforderungen sind geforderte Aus- und Weiterbildungen und Berufserfahrung. Dennoch dürfen die soziale und die menschliche Komponente nicht fehlen. Für viele Funktionen im Gesundheitswesen findet im Rahmen eines Vorstellungsgespräches auch ein Schnuppertag statt, um den Spitalbetrieb hautnah zu vermitteln.

Haben Sie schon mal eine Bewerbung erhalten, die Sie besonders beeindruckt hat? Natürlich! Was immer gut ankommt, ist Individualität. Ob in Form unkonventioneller Einleitungen oder persönlicher Geschichten, beispielsweise dass die bewerbende Person in unserem Spital geboren wurde. Ist man in der Lage, Emotionen und Aufmerksamkeit zu vermitteln, liegt man gut im Rennen.

Interview Akvile Arlauskaite

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#FOKUSNEXTSTEP

ACADEMIC GATEWAY • BRANDREPORT 9

Kurzgymnasium im modernsten Schulhaus der Schweiz

Fabrizio Fuchs

Geschäftsführer Academic Gateway AG

M

itten im Herzen von Zürich an der Löwenstrasse 11/17, nur 500 Meter entfernt vom Hauptbahnhof, befindet sich das modernste Schulhaus der Schweiz. Betreiberin ist Academic Gateway. Ausbildungsangebote sind Matura in einem Jahr, Online Matura, Passerelle, Berufsmatura (BMS), Online Nachhilfe in allen maturitätsrelevanten Fächern sowie Sprachdiplomkurse und -tests. Alle Kurse können auch berufsbegleitend absolviert werden. Die Matura-Kurse sind Voraussetzung für ein Studium an Schweizer Universitäten oder Fachhochschulen. Die BMS ermöglicht den Zugang zu Schweizer Fachhochschulen; in Verbindung mit der Passerelle auch zu Hochschulen.

Kurzgymnasium ab August 2022 Ab August 2022 kommt das Kurzgymnasium als weiterer Matura-Kurs dazu. Die Ausbildung dauert vier Jahre. Voraussetzung ist der Abschluss der Sekundarstufe Klasse 2 oder 3 respektive der Bezirksschule. Die Schüler und Schülerinnen wählen bei Kursbeginn ein Schwerpunktfach aus vier Profilen. Das neusprachliche Profil fokussiert neben den Pflichtsprachen auf Italienisch oder Spanisch oder Russisch. Spass an vertiefendem Wissen in Physik, Mathematik, Biologie und Chemie ist im naturwissenschaftlichen Profil gefragt. Das dritte Profil ist Wirtschaft und Recht, das vierte Bildnerisches Gestalten und Musik. Profilunabhängig gibt es Ergänzungsfächer wie Pädagogik oder Psychologie, Philosophie, Physik sowie weitere Angebote, wie die Einführung in Wirtschaft und Recht, Informatik und Sport. Lernen im modernsten Schulhaus Schüler und Schülerinnen profitieren bei Academic Gateway von einem exzellenten Lernumfeld im modernsten Schulhaus der Schweiz; rollstuhlgängig ausgebaut, mit Mensa, Bibliothek und Terrasse. Dieser Campus ist für hybriden Unterricht konzipiert; also für ein Bildungskonzept, dass klassischen Unterricht mit der Möglichkeit eines effizienten Online-Fernunterrichts kombiniert. Insgesamt stehen 14 Räume vier verschiedener Typen zur Verfügung, darunter zwei Vorlesungssäle und ein naturwissenschaftliches Fachzimmer (als Laborraum für Experimente). Ob Internetleitungen, USB-Anschlüsse, Steckdosen an den Sitzplätzen, Mikrofone, Kameras, Laptops, Flatscreens oder Visualizer; alles ist redundant vorhanden.

Schulhaus von Academic Gateway: Zürich, Löwenstrasse 11/17, 500 Meter entfernt vom Hauptbahnhof

Die beiden Vorlesungssäle verfügen über hochwertige Soundsysteme. So werden Echo-Effekte vermieden, die bei Vorlesungen störend sein könnten. Es wurde eine Induktionsschleife verbaut, die sich mit

Hörgeräten verbindet und deren Trägern den störungsfreien Empfang von Redebeiträgen ermöglicht. Ganztagsschule mit digitalen Methoden Das Kurzgymnasium funktioniert nach dem Prinzip Ganztagsschule mit Präsenzpflicht. Ein engagiertes Team von Lehrpersonen betreut die Schüler und Schülerinnen auch zwischen den einzelnen Unterrichtseinheiten und steht jederzeit für Fragen, Anliegen oder Sorgen zur Verfügung. In der Mensa können sich die Schüler und Schülerinnen mit einer leckeren warmen Mittagsmahlzeit, Snacks und Getränken versorgen. Die Bibliothek und die Kleingruppenräume bieten ein ruhiges Ambiente, um zwischendurch zu lernen oder einfach mal kurz abzuschalten. Digitale Methoden sind integraler Bestandteil des Lehrund Lernalltages. Als Vorreiter bei der Digitalisierung von Bildung hat Academic Gateway alle didaktisch-pädagogischen und schulisch-administrativen Prozesse sowie die Lehrmittel digital transformiert. Beispielsweise ermöglicht ein Aufnahmesystem die Archivierung des Unterrichts und dient den Schülern und Schülerinnen zur Repetition. Die Aufzeichnungen werden auf einer E-LearningPlattform geteilt, ebenso wie alle Unterrichtsdokumente. Vielseitig Kompetenzen entwickeln Academic Gateway beschränkt sich beim Kurzgymnasium nicht auf die Vermittlung des Pflichtstoffes. Um Schüler und Schülerinnen auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten – sei es an der Universität, der Fachhochschule oder im Beruf – wird besonderer Wert gelegt auf die Vermittlung digitaler, sozialer und sprachlicher Kompetenzen.

vielfältiges Angebot den Unterricht: wie Klassenlager, Exkursionen, ein Medienkompetenz-Camp, ein Kurs «Financial Literacy», Tastaturschreiben mit 10-FingerSystem, die Hausarbeitswoche, eine interdisziplinäre Arbeitswoche oder Veranstaltungen mit renommierten Gastrednern. Das Angebot variiert und wird flexibel an die Nachfrage der Schüler und Schülerinnen angepasst. Ein zentrales Thema ist Digitalkompetenz. Neben der Nutzung digitaler Tools, Lern- und Lehrmethoden sollen Schüler und Schülerinnen in der Lage sein, technische Innovationen selbstverständlich anzuwenden. Dazu dient beispielsweise der Erwerb des ECDL (European Certificate of Digital Literacy); als Nachweis für den Erwerb digitaler Kenntnisse und Fähigkeiten. Ein anderes Beispiel ist ein Blockchain-Kurs, in dem unter anderem das Potenzial der Technologie und der Umgang mit Kryptowerten vermittelt wird. Persönliche Betreuung Academic Gateway betreut die Schüler und Schülerinnen engagiert und engmaschig. Dazu gehören eine Standortbestimmung vor Vertragsabschluss, regelmässige Betreuungsgespräche, kostenlose Nachhilfe, Lernseminare, die Zusammenarbeit mit Lerncoaches oder die Betreuung durch Psychologen des Institutes für integrative Psychologie und Pädagogik (IfiPP). In Simulationswochen werden Schüler und Schülerinnen mit einem Test intensiv auf die «scharfe» Maturaprüfung vorbereitet; inklusive individuellem Feedback.

So haben Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, eine Diplomprüfung in Cambridge Englisch sowie in einer zweiten Landessprache abzulegen – und gegebenenfalls in einer weiteren Sprache. Sämtliche Sprachdiplome sind international anerkannt. Zudem ergänzt ein

Text Fabrizio Fuchs ANZEIGE

Personalisiert und individualisiert zum Primarlehrdiplom Träumen Sie davon, im Schulzimmer zu stehen und Kinder zu unterrichten? An der Pädagogischen Hochschule Zug (PH Zug) gibt es neu die Studienvariante pi, die zum Primardiplom führt. Gerade Menschen mit Berufs- und Lebenserfahrung sollten sich dieses Studienangebot näher anschauen… Was bedeutet «pi»?

«pi» ist eine neue Studienvariante an der PH Zug und steht für personalisiertes und individualisiertes Lernen. «pi» bietet Ihnen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie Sie Ihre Lernziele erreichen und welche Ihrer Interessen Sie vertieft verfolgen.

Kann ich mein Studium mitgestalten?

Ja, wenn Sie in der Studienvariante pi studieren, entschieden Sie aktiv mit, wie Sie Ihre Lernziele erreichen. Dazu gehört auch, dass Sie persönliche Schwerpunkte legen. Das ist eine neue Studienstruktur, die Ihnen viel Freiraum bietet – und gleichzeitig auch erfordert, dass Sie bereit sind, eigenständig zu lernen und Verantwortung zu übernehmen.

Kann ich das Studium mit Familie und Co vereinen?

Ja, Sie können «pi» dank seiner Studienstruktur mit Familie, Beruf, Spitzensport, eigenen Projekten usw. vereinbaren (Teilzeitstudium möglich). Dank der innovativen Studienstruktur erfordert pi an nur drei Tagen pro Woche (je nach Studienjahr) Präsenz und berücksichtigt die Zuger Herbst- und Frühlingsferien.

Was ist mein nächster Schritt?

Wenn Sie sich näher für pi interessieren, freuen wir uns, Sie an einem unserer Infoanlässe zu begrüssen. Weitere Informationen finden Sie auch unter pi.phzg.ch.

Ab wann kann ich unterrichten?

Die Praxisausbildung beginnt bereits im ersten Studienjahr. Dabei lernen Sie das ganze schulische Umfeld kennen. Ab dem zweiten Studienjahr sind bereits Klassenassistenzen und Stellvertretungen möglich – so dass Sie Ihr Studium ein Stück weit mitfinanzieren können.

Melden Sie sich jetzt an für einen Infoanlass unter infoanlaesse.phzg.ch

«Die Möglichkeit, an eigenen Themen

und Lernbedürfnissen zu arbeiten, entspricht meiner Lernmotivation sehr. Ich denke, das beeinflusst auch die Qualität meiner Arbeiten positiv. Michelle Keller, Studentin PH Zug

»

Primarlehrerin, Primarlehrer werden! Studieren an der PH Zug – mit der personalisierten und individualisierten Studienvariante pi. Besuchen Sie jetzt einen Infoanlass zu pi: Mi, 19.01.2022, 19.00 Uhr Mi, 23.02.2022, 19.00 Uhr Auch an den Infoanlässen zum gesamten Studienangebot der PH Zug wird die Studienvariante pi vorgestellt: Mi, 26.01.2022, 19.00 Uhr Do, 03.03.2022, 19.00 Uhr Bitte melden Sie sich an unter: infoanlaesse.phzg.ch

PH Zug


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10 INTERVIEW • MARLEN REUSSER

FOKUS.SWISS

Marlen Reusser

«Im Leben geht es darum, zu scheitern und neu zu versuchen»

Das Leben beim Schopfe packen, mit etwas Ehrgeiz ausprobieren und sich laufend verbessern. So könnte man den Werdegang von Marlen Reusser zusammenfassen. Im Laufe ihrer Karriere wurde sie immer erfolgreicher, angefangen bei Top-Ten-Platzierungen bei der Women’s World Tour über Spitzenplätze in Europa- und Weltmeisterschaften bis hin zu einer Medaille an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Mit «Fokus» hat sie über ihr Studium, den Profi-Radsport und ihre weiteren Pläne gesprochen. Interview Kevin Meier Bild Marco Zanoni Marlen Reusser, Sie haben schon beinahe Ihr ganzes Leben Sport getrieben. Wie sind Sie schliesslich beim Radsport gelandet? Schon früh habe ich mir ein Rennvelo angeschafft. Ich erinnere mich an einen Sprachaufenthalt für Französisch bei einer Rennrad-begeisterten Familie. Von Beginn an bereitete es mir Freude. Im Sommer bin ich immer öfter im Freundeskreis oder mit meinem Vater gefahren. Dazu kam, dass ich ein angeborenes Problem mit meinen Füssen habe und deshalb meiner Leidenschaft für den Laufsport nicht nachgehen konnte. So wurde es zunehmend evident, dass das Radfahren mein Hauptsport werden würde. Während der Anfänge ihrer Sportkarriere haben Sie noch Medizin studiert und als Ärztin gearbeitet. Weshalb haben Sie sich damals zu einer medizinischen Ausbildung entschlossen? Aufgrund meiner vielfältigen Interessen war es schwierig, mich für ein Studium zu entscheiden. Viele Studiengänge wären möglich gewesen. Erst mal habe ich mich für den Numerus clausus angemeldet. Diesen habe ich bestanden und ein Medizinstudium schien mir passend. Unterschiedliche Aspekte verschiedenster Disziplinen werden darin vereint: Biochemie und Chemie, Physik, Mathematik, Biologie, aber auch Soziologie, Ethik und Philosophie. Das fand ich sehr spannend und habe das Studium deshalb geschätzt. Erst während meines Studierendenlebens setzte ich mich mit dem eigentlichen Beruf der Ärztin auseinander. Wie gelingt es, eine akademische Karriere mit einer sportlichen zu vereinen? Das musste und wollte ich eigentlich nie. Während der Vorbereitungen auf das Staatsexamen gegen Ende des Medizinstudiums begann ich vermehrt Velo zu fahren. Es war ein Ausgleich zum Studium, das stets im Vordergrund stand. Der Sport tat mir in dieser Hinsicht gut. Danach versuchte ich für kurze Zeit, 100 Prozent zu arbeiten und gleichzeitig zu trainieren. Schnell merkte ich, dass mich das überforderte. So habe ich erst mein Arbeitspensum auf 50 Prozent verringert und schlussendlich liess ich es ganz sein. Wie eine Vereinigung gelingt, kann ich also nicht

sagen. Im Radsport empfinde ich dies als schwierig zu realisieren und glaube, dass es nur in Ausnahmefällen möglich ist. Für andere Sportarten wie Triathlon oder Mountainbike sieht es vielleicht anders aus. War es ein schwieriger Entscheid, sich Vollzeit dem Profisport zu widmen? Dadurch, dass ich zur selben Zeit arbeiten und professionellen Sport zu treiben versuchte, erkannte ich, dass ich an beiden Orten am Limit lief und nirgendwohin steuerte. Man leistet weniger als 50 Prozent in jedem Bereich, wird aber immer müder. Die Entscheidung fiel leicht, weil ich wusste, dass ich das Potenzial für den Profiradsport habe, dieses jedoch nicht neben einem weiteren Job ausschöpfen kann. Zudem war der Wechsel nicht mit einem Risiko verbunden, da ich das Vertrauen hatte und immer noch habe, dass ich schnell in den Beruf der Ärztin zurück könnte. Die Schwelle, es zu versuchen, war nicht hoch. Sie sagen, sie seien stolz darauf, «den Rank im Leben gefunden zu haben». Können Sie näher darauf eingehen? Das ist eine grosse Frage, über die es viel zu erzählen gäbe. In meiner Jugend und im frühen Erwachsenenalter stellte ich sehr hohe Ansprüche an mich selbst. Für eine junge Frau bedeutet das, einen schlanken, schönen Körper zu haben, hübsch zu sein, bei anderen Gefallen finden. Gleichzeitig soll man vieles leisten und belesen sein. Ich kann nicht beantworten, woher diese Ansprüche genau kommen; das ist eine längere Diskussion, die man führen kann und muss. In meinem Fall musste der Druck auf irgendeine Art entweichen: Ich habe «overperformed» und bekam Mühe mit dem Essen. Heute würde man es am ehesten Binge-Eating nennen: Ich habe extrem viel gegessen, um mich danach selbst mit Salat und Suppe zu kasteien. Es hat sich zwar nie im Gewicht manifestiert, aber es war bestimmt kein gesunder Zustand. Über die Jahre kam ich weg von dieser Dynamik durch gute Leute und Lebenserfahrung, vielleicht auch durch das Erwachsenwerden. Nun sehe ich ähnliche Muster bei der jüngeren Generation und vermute, dass junge Frauen Ähnliches durchmachen. Es ist ein schwieriges Thema. Einerseits

freut es mich, den Rank gefunden zu haben und dem Druck entkommen zu sein. Andererseits möchte ich nicht nur das schöne, glänzende Leben vorzeigen, sondern auch davon erzählen. Es war schwieriger, hierhin zu kommen, als man es sich vorstellt. Können Sie daraus Ratschläge für andere ableiten, die ebenfalls «den Rank finden» wollen? Heute ist es mit Social Media wahrscheinlich noch schwieriger. Man sieht Glanz und Gloria, dabei gibt es unzählige Studien dazu, wie ungesund die sozialen Medien für die Psyche und den Selbstwert sind. Ich kann es mir durch meine Erlebnisse ungefähr vorstellen, wie die heutige Generation unter Druck steht. Zu diesem Thema habe ich eine hervorragende Anekdote eines Werbeshootings für ein Hotel: Für das Marketing wurden einige Influencer:innen eingeladen und ich war als Velotourenleiterin dabei. Es war ein unglaublich anstrengendes Wochenende, alle fotografierten, texteten und posteten unermüdlich. Wenn man aber nur den Content sah, schien es hingegen, als hätten wir ein spassiges und entspanntes Weekend verbracht. Mein Ratschlag ist, Social Media zu hinterfragen: Was steckt dahinter? Wie sieht die Person ohne Filter und Make-up aus? Frage nach, wie es den Menschen wirklich geht. Man muss sich bewusst sein, dass Onlinepersönlichkeiten auch mit sich selbst zu kämpfen haben und nicht immer nur gut drauf sind. Wie gehen Sie mit Rückschlägen um? (Zögert) Ich muss sagen, dass ich kaum wirkliche Rückschläge erlebt habe. Würde ich etwas durchmachen, das man so bezeichnen könnte, würde ich es «Reframen», also umwerten. Es fühlt sich so nicht mehr wie einen Rückschlag an, wenn man Chancen und das Gute sieht, die aus einer solchen Situation entstehen können. Ich zögere, weil ich einmal einen schlimmen Sturz hatte, aber selbst diesen bewerte ich im Nachhinein positiv. Deshalb gibt es den banalen Spruch: Was man nicht ändern kann, muss man hinnehmen und damit umgehen. Diesen sollte man nicht nur hören und sagen, sondern auch umsetzen. Es klingt so einfach, aber man muss das Beste aus den Lebenssituationen machen, die Dinge im eigenen Weltbild zurechtlegen.

Zur positiven Seite des Lebens: Haben Sie ein Geheimrezept für Erfolge? Nein, ein Geheimrezept habe ich nicht (lacht). Vieles muss für einen Erfolg zusammenkommen. Ich bringe einige physische und mentale Aspekte mit, die es in diesem Sport braucht. Ausserdem komme ich aus privilegierten Verhältnissen mit einem stabilen Umfeld und einer tollen Familie. Ich erfahre Unterstützung vonseiten der Gesellschaft, meinen Arbeitgebenden und dem Verband. Wichtig ist auch meine Neugier und dass ich die Leidenschaft habe, meine Ziele erreichen zu wollen. All dies ist aber noch keine Garantie für Erfolg. 2020 und 2021 wurden Sie darüber hinaus zur Schweizer Radsportlerin des Jahres gewählt. Wie fühlt sich das an? 2021 wurde ich mit meinen Kolleginnen wiedergewählt, die ebenfalls in Tokio Medaillen gewannen. Das ist doppelt schön. Es ist toll, wenn sich Menschen mitfreuen und -fühlen sowie einen auszeichnen. Wenn Sie etwas an Ihrem bisherigen Leben ändern könnten, würden Sie es tun und was wäre das? Ich glaube, ich würde es nicht tun. Alles, was schiefläuft und als Fehler angesehen werden kann, sind Teile von Prozessen, die den Lebensweg ausmachen. Im Leben geht es darum, auszuprobieren, zu hinterfragen, auch Fehltritte in Kauf zu nehmen, zu scheitern und Dinge neu zu versuchen. Wenn man stillsteht, wird man abgehängt und das Dasein macht kaum noch Spass. Ein Teil von mir würde bestimmt gerne den Druck und die Probleme, die ich erwähnte, ändern. Trotzdem finde ich, dass dies wichtige Situationen sind, die ich durchgemacht habe. Vermutlich werde ich mit 80 noch nicht ausgelernt haben. So ist das Leben. Welche Ziele haben Sie sich für 2022 gesteckt? Lernen, ausprobieren, scheitern, nochmals versuchen. Mit meinem neuen Team SD Worx wird der Fokus auf Strassenrennen liegen. Da kann ich noch vieles lernen und neue Rollen einnehmen. Ich freue mich darauf und hoffe, dass bereits in diesem Jahr Erfolge dabei herauskommen. Nach wie vor ist ein weiteres meiner Ziele, Weltmeisterin im Einzelzeitfahren zu werden. Das ist noch nicht erledigt.


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#FOKUSNEXTSTEP

TANDEM INTERNATIONAL MULTILINGUAL SCHOOL • BRANDREPORT 11

Wie soll es nach der Primarschule weitergehen? Das Schweizer Schulsystem kann verwirrend sein, vor allem für Eltern, die es selbst nicht durchlaufen haben. Unzählige Möglichkeiten stehen den Schüler:innen nach der Primarschule offen. Welche Option macht für wen am meisten Sinn?

D

ie Wege, die das Kind nach der Primarschule einschlagen kann, sind wie ein Netzwerk von Ästen, die hoch zum Erfolg führen. Der Erfolg und die Wege entlang der Äste kommen in vielen Formen, die alle wunderbar miteinander verbunden sind. Auch wenn der Weg in die Baumkrone nicht immer einfach und direkt erscheint, können sich auf dem Weg dorthin viele Möglichkeiten auftun. Denn weder der Weg noch das Ziel des Kindes müssen nach der 6. Primarschule in Stein gemeisselt werden: Tatsächlich ist das Schweizer Schulsystem durchlässiger, als man auf den ersten Blick vielleicht denkt.

zu erlangen und könnte es dann sogar zu weiterführenden Studien führen, wie z.B. einem Doktortitel.

Tandem IMS, eine internationale mehrsprachige Tagesschule in Zürich, zeigt anhand der Grafik auf, wie flexibel der Schulweg eines Kindes von der Primarschule bis zum Abschluss sein kann.

Sollte der Übertritt ans (Langzeit-)Gymnasium nicht direkt nach der 6. Primarklasse klappen, können Kinder die Gymi-Prüfung nach der 2. oder 3. Sekundarklasse wiederholen und bei Bestehen ins KurzzeitGymnasium eintreten. Dort erlangen sie nach vier Jahren die gymnasiale Maturität – genauso, als hätten sie sechs Jahre das Langzeit-Gymnasium besucht.

Viele Abzweigungen führen zum Abschluss Einer der ersten möglichen Zweige, um die Baumkrone zu erreichen, ist, dass ein Kind nach der 6. Primarklasse die Aufnahmeprüfung für das (Langzeit-)Gymnasium macht. Besteht das Kind die Gymi-Prüfung, tritt es dem Langzeitgymnasium bei und kann dort die Schweizer Matura ablegen. Diese eröffnet dem Kind die Möglichkeit, einen Bachelor- oder Masterabschluss

Besteht jedoch das Kind die Gymi-Prüfung nicht, haben viele Eltern Angst, ihr Kind könne den Anschluss verlieren und habe keine Chance mehr auf eine höhere Ausbildung. Doch keine Sorge – das ist ein Irrglaube. Das Schweizer Schulsystem lässt Kindern viel Raum und Möglichkeiten, den Weg nach oben auch über Nebenzweige sicher zu finden. Die Grafik unten zeigt, wie verzweigt und durchlässig der Schweizer Bildungsweg sein kann.

Wechselt das Kind nicht ans Kurzzeit-Gymnasium, hat es ausserdem die Option, nach dem 9. Schuljahr auf die berufspraktischorientierte Fachmittelschule zu wechseln oder eine berufliche Grundbildung (eine Berufslehre) zu durchlaufen. Die

Fachmittelschule führt zur sogenannten Fachmaturität, die Berufslehre zur Berufsmaturität. Sowohl Fach- als auch Berufsmaturität eröffnen Absolvierenden zwei Wege: einerseits den Bachelor, um danach allenfalls auch einen Master und das Doktorat anzustreben (und somit doch noch den wissenschaftlichen Weg einzuschlagen) oder andererseits an einer Höheren Fachschule ein Diplom oder einen eidgenössischen Fachausweis zu erlangen, welcher Voraussetzung für das eidgenössische Diplom ist, die höchste Stufe der Schweizer Berufsbildung. Einige Kinder werden auch auf eine internationale Schule wechseln und dort das International Baccalaureate (IB) erwerben. Dies ist ein international anerkanntes Diplom, das den direkten Zugang zu einer Vielzahl von Universitäten in der Schweiz und auf der ganzen Welt ermöglicht. Raum für persönliche und individuelle Entwicklung Jedes Kind bringt eigene Voraussetzungen und Interessen mit, woraus sich unterschiedliche Stärken und Talente entwickeln – und so lernt auch jedes Kind in seinem eigenen Tempo. Tandem International Multilingual School unterstützt all ihre Schüler:innen darin, ihr Potenzial voll auszuschöpfen und ihre eigenen Lernstrategien zu entwickeln, um sie auf die nächsten Schritte ihrer schulischen Laufbahn vorzubereiten. Glücklicherweise bietet das Schweizer Schulsystem viele Möglichkeiten, um auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern einzugehen und entsprechend zu reagieren.

Viele Wege führen an die Spitze! Die möglichen Abzweigungen zur Baumkrone sind verzweigt und durchlässig.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Im Schweizer Schulsystem führen sehr viele Wege zum Ziel und es bietet Raum für so manche Umorientierung, einen

Richtungswechsel und vor allem für eine individuelle Entwicklung jedes Kindes. Während einige Kinder für die Gymi-Prüfung in der 6. Klasse bereit sind, konzentrieren sich andere darauf, einen anderen und für sie passenderen Weg auszuwählen.

Tandem International Multilingual School (kurz Tandem IMS) wurde 2004 von leidenschaftlichen Pädagogen für Mehrsprachigkeit ins Leben gerufen. Heute besuchen über 240 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwölf Jahren die Tagesschule in Zürich. Die Lehrpersonen der Tandem IMS sind darauf spezialisiert, qualitativ hochstehende, mehrsprachige Ausbildung in einer warmherzigen und kinderfreundlichen Umgebung anzubieten. Das Team besteht aus rund 70 Mitarbeitenden im pädagogischen und kaufmännischen Bereich. Was alle vereint, ist ihre Begeisterung, Mehrsprachigkeit in der Schule zu integrieren und die Schüler:innen auf allen Ebenen zu fordern und zu fördern. Interessierte Eltern können sich in einem persönlichen Gespräch über die vielfältigen Möglichkeiten informieren. www.tandem-ims.ch


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12 AUSBILDUNG

FOKUS.SWISS

Unterstützung bei der Ausbildung der Kinder Zu Beginn der Erziehung eines Kindes werden diesem viele Entscheidungen abgenommen. Wenn das Ende der Primarschule naht, liegt der erste Ausbildungsentscheid vor, wobei das Kind diesen fällt. Die Eltern übernehmen als Erziehungsberechtigte eine wichtige Rolle im Leben der Heranwachsenden. Umso schwieriger wird es abzuwägen, wie stark man sich in die Ausbildungswahl einbringen soll.

E

ltern liegt eine gute Ausbildung am Herzen, um die Zukunft des Kindes zu stützen. Primarschüler:innen im sechsten Jahr sind sich noch nicht bewusst, was ihnen bevorsteht. Aus diesem Grund ist es die Aufgabe der Eltern, dies zu übermitteln. Doch wie soll dies geschehen? Wie stark sollen sich die Eltern einbringen und was wünschen sich die Kinder selbst? Gymnasium oder Sekundarschule: Wer entscheidet? Im letzten Jahr der Primarschule in der Schweiz wird entschieden, wie es schulisch weitergeht. Das Kind ist zu diesem Zeitpunkt erst elf oder zwölf Jahre alt, weshalb die Eltern hierbei eine grosse Rolle spielen. Pascale Singer, Fachpsychologin für Psychotherapie sowie für Laufbahn- und Personalpsychologie erklärt: «Es ist wichtig, dass man das Kind genau kennt und beobachtet und nicht die Kraft der eigenen Wünsche und Erwartungen als Eltern einbringt. Man muss wahrnehmen, was das Kind möchte.» Hierzu stellt Singer einige Fragen vor, die man sich als Eltern stellen soll: Wie ist das Lernverhalten des Kindes? Lernt es einfach und gerne? Wie ist das Freizeit- und Sportverhalten? Ist das Kind gestresst? Wie geht das Kind mit Belastungen um? Hierbei lassen sich Stress und Belastung unter anderem am Schlafverhalten erkennen. Die Entscheidung vieler Kinder wird laut Singer durch ihre Schulkamerad:innen gelenkt. Beispielsweise entscheiden sie sich für das Gymnasium, um Kollegschaften zu erhalten und nicht nur wegen der Ausbildung

an einer bestimmten Schule. Wenn die Schüler:innen das Gymnasium wählen, sind diese den ganzen Tag ausser Haus. Singer weist darauf hin, dass dies für Kind wie auch für Eltern eine grosse Herausforderung darstellt. Die Eltern müssen sich schon früh mit dieser komplexen Entscheidung auseinandersetzen. Aus diesem Grund gibt es nun in Zürich die Möglichkeit, ab der fünften Klasse einen Infoabend zu besuchen. Die Fachpsychologin führt aus: «Dort wird den Eltern das Bildungssystem vorgestellt, die nicht in der Schweiz aufgewachsen sind und dieses nicht so gut kennen. Dadurch werden sie bekannt gemacht mit der Lehre, BMS, Passerelle und allen weiteren Möglichkeiten.» Welche Unterstützung die Kinder brauchen «Wenn man es von der sechsten Klasse aus betrachtet, sind die Kinder noch sehr jung. Hier ist es entscheidend, sich stärker einzubringen», meint die Fachpsychologin. «Es ist ganz wichtig, dass die Eltern an den Ideen und Plänen der Kinder Interesse zeigen», betont Singer. Empfohlen wird es auch, das Kind für richtiges Verhalten zu loben und nicht nur aufzuzeigen, was noch getan werden muss. Ausserdem sei es hilfreich, wenn Eltern zunächst ihren eigenen Beruf den Kindern näherbringen. Singer machte oft die Erfahrung, dass die Kinder keine Vorstellung davon hatten, wie ihre Eltern Geld verdienen. Man solle konkret erzählen, welchen Ausbildungsweg man zurückgelegt hat und was die jetzigen Tätigkeiten sind. Was Eltern auch machen können, ist, Freund:innen und Bekannte zu kontaktieren, die im Wunschberuf des

Kindes tätig sind. So haben die Kinder die Möglichkeit, den Beruf auf dem besten Weg kennenzulernen. Ein weiteres Beispiel ist die Berufsmesse. Hier haben Eltern die Möglichkeit, diese an Samstagen gemeinsam mit ihrem Kind zu besuchen, um so am Prozess teilzunehmen. Ausserdem finden Betriebsbesichtigungen, neuerdings wegen der Covid-Situation online, statt. Dies ermöglicht den Erziehungspersonen, bei der Besichtigung gemeinsam mit dem Kind dabei zu sein. Abschliessend erklärt Singer, dass man nicht alles selbst in die Hand nehmen soll, aber genauso wenig das Kind alleine lassen. Somit sollen Eltern nicht für oder ohne das Kind entscheiden, sondern gemeinsam. Keinen Druck ausüben «Jugendliche sagen oft ‹Interesse zeigen ja, aber Druck machen nein›», weiss Singer. Weiter erklärt sie: «Sie möchten nicht, dass man täglich über das Thema streitet, weil man einfach verzweifelt ist. Das ist so wenig produktiv wie das Überhäufen mit gut gemeinten Ratschlägen.» Ein weiteres Problem sei das Aufzwingen eigener Meinungen und Haltungen. Beispielsweise haben die Eltern eine Vorstellung, was den Beruf angeht. Das Kind soll Informatiker:in werden. Wenn es jedoch einen anderen Berufswunsch hat, wird es dadurch entmutigt und traut sich den Eltern zuliebe nicht, diesen offenzulegen.

werten oder verurteilen. «In einem Jahr eines Kindes passiert unglaublich viel», sagt die Fachpsychologin. Es sei demnach durchaus normal, dass das Kind heute diesen Ausbildungswunsch hat und morgen etwas anderem nachgehen möchte. Hierbei soll man dem Kind Raum geben, mitschwingen und nicht etwa den Wechsel des Ausbildungswunsches verurteilen. Möglichkeiten für die Kinder In jedem Kanton in der Schweiz gibt es eine Berufsberatungsstelle, bei der sich Kinder melden können. Hier erhalten sie Unterstützung zum Ausbildungsentscheid. Singer rät an, Betriebsbesichtigungen zu unternehmen und zu schnuppern. Ein weiteres neues Modell für die Kinder ist es, die Wunschstelle anzurufen und ein kleines Interview zu führen. Auf die Frage, was Eltern tun sollten, wenn das Kind keine Ausbildung machen möchte, weist Singer auf das Angebot 16/25 oder netz2 hin. «Es ist nichts verloren. Man hat immer wieder eine Möglichkeit und ein Auffangnetz, wo man einsteigen kann. Es ist einfach wichtig, dass man ruhig bleibt und sich überlegt, was man tun kann. Dass man Hilfe von aussen holt und sich nicht dafür schämt.» Für diejenigen die nicht wissen welche Ausbildung sie machen wollen, gibt es verschiedene Brückenangebote wie beispielsweise das zehnte Schuljahr.

Es ist wichtig, dass die Erziehungspersonen viel mit ihrem Kind reden, aber nicht mit ihren Aussagen

Text Melanie Cubela

BRANDREPORT • SCHINDLER BERUFSBILDUNG

«Das KV macht man doch nur, wenn man nicht weiss was man will» – falsch!

I

ch habe selbst vor zehn Jahren meine KV-Lehre begonnen und bin nun verantwortlich für das Marketing der Schindler Berufsbildung. Eine HF-Ausbildung in diesem Bereich habe ich seit Kurzem im Sack und könnte nicht besser für diese Branche ausgerüstet sein. Und dies verdanke ich der breiten kaufmännischen Ausbildung. Schindler bietet die kaufmännische Lehre schweizweit an und beschäftigt zurzeit 37 Lernende. Die KV-Lehre ist unglaublich abwechslungsreich. Dies zeigen folgende Geschichten von zwei Frauen, welche Teil der Schindler Welt sind. Die eine ist Jil Helfenstein, Kauffrau im 2. Lehrjahr. Aktuell arbeitet sie bei Schindler in Genf und reist anfangs Februar nach London weiter. Sie absolviert ihre Lehre im «KV-Plus Modell», welches ihr einen Auslandaufenthalt während der Lehrzeit ermöglicht. Ajla Hukanovic ist die zweite im Bunde. Sie ist Lehrabgängerin seit August 2021 und arbeitet nun als Projekttechnikerin bei Schindler in St. Gallen. Die identische Lehre, unterschiedlicher könnte der Arbeitsalltag jedoch nicht sein.

Jil Helfenstein Kauffrau im 2. Lehrjahr

Schauen wir zuerst in die Westschweiz zu Jil. Seit mehr als einem halben Jahr arbeitet sie nun bei Schindler in Genf. «Es ist nicht immer easy-peasy wie man es sich vorstellt. Am Anfang habe ich es ziemlich unterschätzt. Erst im neuen Zuhause hat mich die Realität dann eingeholt. Ich bin ein grosser Familienmensch, und nun ein ganzes Jahr getrennt zu sein, ist sehr schwierig». Die Sonnenseiten ihres Austausches überwiegen jedoch ganz klar: «Ich lerne so viel, sei es sprachlich, fachlich oder generell für mein Leben. Hier werden meine Stärken gefördert sowie mein Fachwissen erweitert und gefestigt. Meine Selbständigkeit ist viel besser und ich lerne Probleme allein zu lösen.» Die KV-Plus-Lernenden werden somit nicht nur in den Soft und Hard Skills stärker, sondern nehmen bestenfalls noch zwei Sprachdiplome mit nach Hause. 365 Tage und kein Tag gleicht dem anderen.

Ajla Hukanovic Projekttechnikerin

Ich reise nun quer durch die Schweiz und lande bei Ajla in der Ostschweiz. Ajla ist als Projekttechnikerin am Puls der Aufzüge, soll heissen, sie konfiguriert Lifte für die Kundschaft. In ihrem Team ist sie als Frau klar in der Unterzahl. «Ja, es ist ein männerdominiertes Arbeitsumfeld aber wir Frauen können dies ebenfalls. Ich fühle mich sehr wohl bei meiner Tätigkeit und der Austausch mit unseren Kunden:innen ist genau das, was ich immer wollte.» Wie ihr der Start nach der Lehre geglückt sei, wollte ich von ihr wissen. «Es war ein riesiger Sprung, da es eine berufliche Herausforderung war. Aber ganz nach meinem Motto ‹Wer will, der schafft es auch› meistere ich meinen neuen Arbeitsalltag sehr gut. Die Schnupperlehren für den Lehrstart 2023 sind auf www.schindler-berufsbildung.ch aufgeschaltet.

Text Ines Beckmann, Marketingverantwortliche Schindler Berufsbildung Schindler Berufsbildung Erlebe ein top Ausbildungszentrum für technische und kaufmännische Berufe. Finde deine Traumlehrstelle unter 10 Lehrberufen. www.schindler-berufsbildung.ch


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#FOKUSNEXTSTEP

VSSM • BRANDREPORT 13

Viel Raum für eine grosse Karriere In eine Ausbildung als Schreiner:in zu investieren, lohnt sich. Denn heute lassen Schreiner:innen aus der Kombination zwischen Handwerk und Moderne edle Produkte entstehen, die höchsten Wohnansprüchen gerecht werden.

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andwerkliches Geschick, technisches Verständnis, gutes räumliches Vorstellungsvermögen, logisches Denken, exakte Arbeitsweise, Sinn für Ästhetik, zeichnerisches Talent: Der Schreinerberuf vereint verschiedenste Fähigkeiten, die gut gefördert und weitergebildet, aus dem oder der Handwerker:in eine vielseitige Fachperson macht. Und dennoch: Ob im Planungsbereich, in der Arbeitsvorbereitung, in der Produktion oder auf der Baustelle – der Beruf befindet sich auf allen Ebenen im Wandel und wird so den digitalen Anforderungen immer mehr gerecht. Der Werkstoff Holz steht zwar immer noch im Zentrum des Schreinerberufes. Die Bedienung computergesteuerter Maschinen und das Zeichnen von Plänen am Computer gehören aber ebenso zum Berufsalltag von Schreiner:innen wie die kompetente Kundenberatung. Schreinerhand im Spiel Im Wandel sind auch die Produkte des Handwerks. Noch immer hinterlässt «Der Schreiner – Ihr Macher» aber seine Handschrift im gesamten Wohnbereich.

Schon wenn man das Haus betritt, ist dies gut erkennbar, ist doch die einladend designte Haustüre vielfach ein Werk von Schreinerhand, das massgefertigte Garderobenmöbel im Eingangsbereich ebenfalls. Steigt der Besuchende die Holztreppe hoch, dann hatte bei der Planung, Produktion und Montage meistens auch ein:e Schreiner:in die Hand im Spiel – genauso wie bei der Wohnungstür, durch die man ins Wohnzimmer gelangt. Hier beeindruckt nicht nur der naturnahe Parkettboden, sondern auch die aufeinander abgestimmten Möbel; vom Tisch über die Stühle bis zur Eckvitrine und dem Sideboard. Und selbst die Hebeschiebetür zum Sitzplatz mit seinem hölzernen Terrassenboden ist das Resultat von Schreinerhand. Individualität in der Küche Weitere Beispiele von Schreinerarbeiten im Wohnbereich gefällig? Vorbei an den Holzregalen gelangt man via Schiebetür, ebenso von Schreiner:innen produziert und eingebaut, in die Küche. Die funktional und optisch gut auf die Kundenwünsche abgestimmten

Küchenelemente machen hier die Arbeit der Schreiner:innen aus. Ergonomisch auf die vorhandenen Platzverhältnisse angepasst, wird das Gesamtbild der Küche durch einen Esstisch und die dazugehörenden Sitzgelegenheiten mitgeprägt. Handwerk ohne Grenzen Womit wir bereits beim Badezimmer und der Toilette angelangt sind. Dort sorgen der oder die Schreiner:in mit schmucken Waschbecken und deren Unterbaumöbeln und Spiegelschränken für Akzente. Erstaunliche Entwicklung: In den Nasszellen feiert Holz ein Comeback. Ganze Wand- und Deckenverkleidungen und sogar Badewannen oder Böden aus Holz schaffen Kontraste zu den Keramikplatten und sorgen für sinnliche Momente. Womit wir auch schon im Schlafzimmer angelangt sind. Nicht selten ist ein Bett von Schreinerhand das Möbelstück, das sich über Jahrzehnte hinweg bewährt und manchen Umzug übersteht. Der Stolz mancher Kund:innen ist aber der nach individuellen Wünschen hergestellte Kleiderschrank.

Wer nun glaubt, dass sämtliche Schreinererzeugnisse in einem Wohnhaus aufgezählt sind, der irrt gewaltig. Der ausgebaute Dachraum, die Brandschutzverkleidung, die Fenster mit Vorhangbrettern und Simsen, das Bücherregal im Kinderzimmer, die Sauna im Keller, die Beschattung, der Designlampenschirm, die Terrassenmöbel oder das Weingestell können von Schreinerhand gefertigt sein. Dabei wird vielfach vergessen, dass das Know-how von Schreiner:innen auch in der ganzheitlichen Raumberatung liegt. Denn Farbe, Licht und Form wirken einzeln gut, können aber meistens erst gut abgestimmt zum harmonischen Ensemble führen. Fazit Auf die Karriere als Schreiner:in zu setzen, lohnt sich, Beratung bei Schreiner:innen zur Verschönerung des Wohnraums einzuholen, ebenfalls. Nach der vierjährigen Berufsausbildung wartet ein attraktives Weiterbildungsangebot auf die Fachleute. Ihnen stehen mit einer abgeschlossenen Schreinerlehre die Türen für die Weiterentwicklung offen; sei es in der Werkstatt, auf der Baustelle oder im Büro. Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM 8304 Wallisellen www.traumjob-schreiner.ch www.vssm.ch/bildung www.schreiner.ch

Handwerkliches Geschick, Präzision und Teamwork sind gefragt.

Das Resultat: Wohngenuss vom Schreiner. Bilder: VSSM

AMAVITA • BRANDREPORT

«Unser Beruf wird oft unterschätzt» Fachfrau oder Fachmann Apotheke statt Pharma-Assistentin oder Pharma-Assistent – so heisst die korrekte Berufsbezeichnung ab Sommer 2022. Doch nicht nur der Name wird angepasst, sondern auch die Inhalte der Ausbildung werden modernisiert. Was neu ist, erklärt Livia Rieder, HR Consultant Berufsbildung bei der grössten Schweizer Apothekenkette Amavita.

Livia Rieder HR Consultant Berufsbildung Amavita

Frau Livia Rieder, welche Umstände haben dazu geführt, dass sowohl die Inhalte als auch die Berufsbezeichnung der Ausbildung zur Fachfrau oder zum Fachmann Apotheke angepasst werden? Der Hauptgrund ist, dass sich die Rolle der Apotheke in den letzten Jahren immer mehr verändert hat. Früher waren Apotheken ein Ort, an dem eigene Salben und Kräutermischungen hergestellt wurden. Die Produktion von Heilmitteln war ein sehr wichtiger Bestandteil der Arbeit in den Apotheken. Und heute ist das nicht mehr der Fall? Die Arbeit im Labor ist noch immer wichtig und das entsprechende Wissen geben die Lehrbetriebe auch noch immer an die künftigen Lernenden weiter. Aber heute sind es vor allem zwei andere Bereiche, die in den Apotheken im Zentrum stehen: die Kundenberatung und die zusätzlichen Dienstleistungen. Können Sie diese zwei Bereiche etwas genauer beschreiben? Die Beratung der Kundinnen und Kunden ist absolut zentral. Immer mehr Leute kommen zuerst in eine Apotheke, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Entsprechend muss unser Personal auch in der Lage sein, diese Beratungsgespräche zu führen. Und die zusätzlichen Dienstleistungen, die von Apotheken übernommen werden, sind derzeit in der Coronapandemie offensichtlich geworden. Wir impfen und wir führen Tests durch. Aber auch schon vor der Coronapandemie haben wir laufend neue Dienstleistungen übernommen. Dazu gehört beispielsweise das Abmessen von Stützstrümpfen, das Messen des Blutzuckers oder die Durchführung von Herz- und Allergiechecks.

Diese Fähigkeiten spielen bei den neu konzipierten Lerninhalten in der Ausbildung zum Fachmann oder der Fachfrau Apotheke EFZ also eine wichtigere Rolle? Genau, die Lernenden sollen mehr über den Umgang und die Beratung der Kunden, aber auch über den Gesundheitszustand des Menschen ganz allgemein lernen. Die medizinischen Abklärungen und die Durchführung entsprechender Tests werden in Zukunft in den Apotheken noch wichtiger. Dieser Entwicklung soll in der neuen Ausbildung Rechnung getragen werden. Wie wird das in der Ausbildung umgesetzt? Der Alltag in der Berufsschule und im Lehrbetrieb wird praxisorientierter und digitaler. So sind beispielsweise

Fremdsprachen kein eigenständiges Fach mehr. Sondern die Fremdsprachen werden direkt in die fachspezifischen Bereiche integriert. So lernen die künftigen Fachleute Apotheke EFZ die Begriffe und Formulierungen, die sie später im Berufsalltag benötigen. Zudem werden die Lernenden nach dem neuen Ausbildungskonzept auch früher Kundinnen und Kunden in Empfang nehmen und beraten. Und die gesamte Ausbildung wird digitaler, da sämtliche Lehrbücher als eBooks zur Verfügung stehen und auch in der Berufsschule konsequent mit Laptop und Tablets gearbeitet wird. Was erhoffen Sie sich von dieser neuen Ausbildung? Unser Beruf wird oft unterschätzt. Unsere Lernenden müssen enorm viel Wissen mitbringen, um

alle Herausforderungen im Berufsalltag zu erfüllen. Durch diese Neuausrichtung der Ausbildung möchten wir auch weg vom Detailhandel, wo der Beruf aktuell noch angesiedelt ist, hin zu den Gesundheitsberufen. Ich bin überzeugt, dass die Ausbildung dadurch an Bedeutung gewinnt. Die Apothekenkette Amavita bildet 350 Fachleute Apotheke EFZ aus. Inwiefern können die Lernenden davon profitieren? Wir sind ein grosser Ausbildungsbetrieb. Das kommt unseren Lernenden zugute. Wir organisieren beispielsweise verschiedene Camps und Anlässe für die Lernenden, wo sie sich austauschen und Kontakte knüpfen können. Wir vermitteln ihnen aber auch wertvolle Tipps und Tricks für den Berufsalltag und bereiten sie auf die Abschlussprüfungen vor. Das ist sicherlich ein grosser Pluspunkt für die Lernenden in unserem Betrieb.

Amavita im Überblick Amavita ist die grösste Apothekenkette in der Schweiz. 179 Filialen gehören zum Verbund, den es seit 2005 gibt. Aktuell werden 350 Pharma-Assistentinnen und Pharma-Assistenten EFZ ausgebildet. Amavita ist mit ihren Apotheken in der Deutschschweiz, in der Romandie und im Tessin vertreten.

Interessiert? Hier geht es zu den Lehrstellen von Amavita. amavita.ch/de/lehrstellen


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14 BRANDREPORT • RAIFFEISEN SCHWEIZ GENOSSENSCHAFT

#FOKUSNEXTSTEP

«Unsere Lernenden kochen keinen Kaffee, sondern übernehmen Verantwortung» Die Finanzbranche verändert sich derzeit stark und auch die kaufmännische Ausbildung durchläuft einen Wandel. «Fokus» wollte wissen, welche Auswirkungen das auf die KV-Lehre in der Raiffeisen Gruppe hat. Interview mit Sofia Jegi, Nachwuchs-Verantwortliche und Maria Nikos, KV-Lernende bei der Raiffeisenbank Zürich

Maria Nikos und Sofia Jegi Sofia Jegi, Sie sind innerhalb der RaiffeisenGruppe nebst Ihrer Aufgabe als «Senior Privatkundenberaterin Immobilien» bei der Raiffeisenbank Zürich auch für die Lernenden am Standort Zürich verantwortlich. Welche Aufgaben umfasst diese zweite Tätigkeit? Sofia Jegi: Mein Tätigkeitsspektrum in dieser Funktion ist breit gefächert. Es reicht von der Erledigung administrativer Aufgaben über die Kommunikation und Koordination mit den Ausbildungspartnern bis hin zur Freigabe von Lern-Modulen. Hinzu kommen die Organisation von Sprachaufenthalten sowie die Kontrolle der Noten unserer Lernenden. Tagtäglich übernehme ich zudem die Rolle eines Coaches. Das bedeutet, ich begleite unsere Lernenden «on the job» und stehe ihnen bei Fragen, Unsicherheiten oder gar Schwierigkeiten zur Seite. Ich nehme dabei zwar eine Vogelperspektive ein, doch meine Tür steht unseren jüngsten Team-Mitgliedern jederzeit offen. Eine spannende, aber sicher auch fordernde Aufgabe. Denn die Zeit der Berufslehre ist bekanntlich eine turbulente.

Sofia Jegi: Das stimmt, die jungen Frauen und Männer durchlaufen in dieser Lebensphase eine extreme Entwicklung. Hinzu kommt die turbulente Zeit, in der wir leben – und dabei spreche ich nicht nur von der Pandemie und den damit einhergehenden Unsicherheiten und Einschränkungen. Auch Entwicklungen wie die Digitalisierung führen zu einer enormen Dynamik. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird die KV-Ausbildung ab Sommer 2023 grundlegend reformiert: Die Lehre wird ab dann deutlich stärker auf die Aufgaben und Herausforderungen der Zukunft ausgerichtet. Neu werden etwa Kompetenzen im Zusammenhang mit der Digitalisierung vermittelt sowie wichtige Disziplinen wie Marketing und Kommunikation behandelt. Wir von Raiffeisen unterstützen die neue KV-Ausbildung und sind von deren Zukunftspotenzial absolut überzeugt. Und inwiefern hat sich die Welt der Banken und Finanzen verändert? Sofia Jegi: Das Bankenwesen hat in den letzten Jahren ebenfalls einen enormen Wandel durchlaufen, viele Aspekte sind anders. Die Lernenden von heute stehen noch vor ihrem Lehrabschluss bereits vor der Frage, ob sie anschliessend ein Bachelor- oder direkt ein Master-Degree anstreben sollten. Alles ist schnelllebiger geworden und die Anforderungen sind gestiegen. Wir als Raiffeisenbank verstehen uns als Betrieb, der erstklassige Expertinnen und Experten benötigt und verlangt, den jungen Menschen aber auch bewusst Zeit geben möchte, um zu wachsen und sich zu entwickeln. Wenn man dies tut, fördert man Talente im eigenen Betrieb. Talente wie Maria Nikos. Maria Nikos, Sie sind im zweiten KVLehrjahr bei der Raiffeisenbank Zürich.

Was gab den Ausschlag für Ihre Entscheidung, die Lehre bei Raiffeisen anzutreten? Maria Nikos: Enorm wichtig war für mich die Tatsache, dass ich mich im Vorstellungsgespräch mit Raiffeisen sehr wohlgefühlt habe. Ich erhielt den Eindruck eines familiären Teams, was mir sehr zusagte. Und der Eindruck hat sich bestätigt: Ich erhalte Einsicht in sämtliche Abteilungen, habe mit allen Mitarbeitenden zu tun und erlebe grosse Hilfsbereitschaft. Man nimmt sich Zeit für die Anliegen von uns Lernenden und stellt sicher, dass wir möglichst viel Wissen und Erfahrung sammeln können.

geblieben und erfüllen heute beispielsweise die Rolle von Vermögensverwalterinnen oder Teamleitern. Es macht uns stolz, dass diese jungen Talente weiterhin innerhalb unserer Firmengruppe wachsen möchten, die Anschlussquote liegt bei rund 80 Prozent. Wir versuchen stets, die Lernenden zur Selbstständigkeit zu befähigen. Darum haben wir sie zum Beispiel auch schon eine Geschäftsstelle selbstständig führen lassen.

Was hat Sie an der Finanzbranche gereizt? Maria Nikos: Der Banken-Sektor hat mich schon immer interessiert und ich wollte aus erster Hand erfahren, wie die Aufgaben und Prozesse eines Finanzinstitutes aussehen. Darum habe ich die Möglichkeit, meine Berufsausbildung bei der Raiffeisen zu absolvieren, mit Freude ergriffen. Ich darf mich auch stark einbringen. Zum Beispiel verantworte ich den Nachwuchs-Instagram-Account der Raiffeisenbank Zürich.

Eine Geschäftsstelle nur mit Lernenden? Maria Nikos: Genau, das war ein enorm spannendes Projekt in Zürich Oerlikon. Dort haben wir für eine Woche die Geschäftsstelle geleitet. Sofia Jegi hat uns während dieser Woche unterstützt und natürlich haben wir uns im Vorfeld des Projektes gut vorbereitet. Für mich zeigt dies ideal den familiären Charakter der Raiffeisen Gruppe auf sowie das Vertrauen, das man auch uns jungen Team-Mitgliedern entgegenbringt. Dass ich mir in diesem tollen Umfeld das KV-Fachwissen sowie das Banken-Know-how aneignen kann, macht die Lehre bei Raiffeisen für mich zu etwas Besonderem.

Welchen Weg möchten Sie nach der Lehre einschlagen? Maria Nikos: Ich beschäftige mich gerade mit der Frage, ob ich nach meiner Lehre die Berufsmatura absolvieren soll. Nach dem Lehrabschluss würde ich gerne als Mitarbeiterin einer Abteilung innerhalb Raiffeisen starten und dann weiterschauen, wohin mich meine Karriere führt. Schliesslich gibt es viele spannende Weiterbildungsmöglichkeiten, welche Raiffeisen auch unterstützt.

Sofia Jegi: Solche Feedbacks sind für uns das grösste Kompliment. Uns ist es ein wesentliches Anliegen, dass unsere Lernenden wirklich etwas mitnehmen von ihrer Ausbildung. Die jungen Menschen sind bei uns nicht angestellt, um Kaffee zu kochen und Akten zu ordnen – wir übergeben ihnen früh Verantwortung, sodass sie im dritten Lehrjahr praktisch vollwertige Mitarbeitende sind. Wir sehen unsere Lernenden als Rohdiamanten, die wir nur noch schleifen müssen, gerne auch mit Weiterbildungen.

Sofia Jegi: Diesen Weg ermöglichen wir unseren Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern, wenn immer möglich. Viele ehemalige Lernende sind uns erhalten

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20.12.21 08:43


DER NÄCHSTE BILDUNGSSCHRITT IST INDIVIDUELL - WARUM NICHT AM THERESIANUM IN INGENBOHL? Immer wieder starten junge Frauen (und auch Männer) aus anderen Kantonen bemerkenswerte Laufbahnen am Theresianum auf dem Klosterhügel in Ingenbohl (SZ). SEKUNDARSCHULE MIT 10. SCHULJAHR Die familiäre Mädchen-Sekundarschule am Theresianum ist bekannt für ihren stufenübergreifenden Unterricht und die Entwicklung der essenziellen Selbst-, Sozial- und Lernkompetenzen. Die Schülerinnen werden sehr individuell auf die nächste Bildungsstufe vorbereitet. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Bildungsweg dann in eine Berufsausbildung oder an die Mittelschule führt. Das 10. Schuljahr dient oft als Orientierungsjahr und schärft die Talente und Fähigkeiten der Schülerinnen. INTERNAT FÜR JUNGE FRAUEN Das Zusammenleben in der Internatsfamilie fördert die Entwicklung der Sozial- und Selbstkompetenzen zusätzlich und unterstützt den Lernerfolg. Gelebt wird in hellen, freundlichen Einzelzimmern, welche jeweils individuell eingerichtet werden.

INDIVIDUELLE FÄHIGKEITEN ERKENNEN UND ENTFALTEN Seit über 160 Jahren beginnen auf dem Klosterhügel in Ingenbohl engagierte junge Frauen bemerkenswerte Laufbahnen. Mit der Eröffnung der Fachmittelschule, vor 20 Jahren, erhalten auch junge Männer Zugang zum Theresianum und seinen erfolgreichen und humanistisch ausgerichteten Bildungsprogrammen.

GYMNASIUM, FACHMITTELSCHULE, SEKUNDARSCHULE, 10. SCHULJAHR, INTERNAT GYMNASIUM FÜR JUNGE FRAUEN EIDG. MATURA ODER MATURA BILINGUAL Engagierte junge Frauen entwickeln im Rahmen der bilingualen Matura ein überdurchschnittlich hohes Niveau in den Sprachen Deutsch und Englisch und gewinnen bedeutende Vorteile für ihre Laufbahn in diversen Studienrichtungen. Zudem erwerben sie erweiterte Literatur- und Kulturkenntnisse. Der interdisziplinäre Fokus stellt globales Lernen und die Reflexion von Rollenbildern in Gesellschaft, Kunst und Politik in das Zentrum: «Unsere Absolventinnen belegen nicht ohne Grund regelmäßig die vorderen Plätze der Ranglisten», berichtet der Kommunikationsbeauftragte Daniel Steiner nicht ohne Stolz. Mit der erlangten Matura sichern sich die Absolventinnen den prüfungsfreien Zutritt zu den Universitäten und Hochschulen im In- und Ausland.

DIE FACHMITTELSCHULE FÜR BOYS UND GIRLS MITTELSCHULBILDUNG MIT DIREKTEM PRAXISBEZUG Fachmittelschulen bereiten in bestimmten Berufsfeldern auf eine Berufsausbildung an Fachhochschulen (FH) und höheren Fachschulen (HF) vor. Sie bieten eine Alternative zur Berufsmaturität und zur gymnasialen Maturität und vermitteln über den schulischen Weg spezifisch berufsfeldbezogenes Fachwissen. Fachmittelschulen sind von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) anerkannt. PÄDAGOGIK, GESUNDHEIT, SOZIALE ARBEIT Die Fachmittelschule bereitet die Lernenden in den Berufsfeldern Pädagogik, Gesundheit und Soziale Arbeit auf die Hochschulen vor. Viele heute unterrichtende Lehrpersonen begannen ihre Laufbahn am Theresianum. Dasselbe gilt auch für die Fachkräfte der beiden anderen Berufsfelder.

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16 INTERDISZIPLINÄRE SKILLS

FOKUS.SWISS

Interdisziplinarität wird im Berufsleben immer wichtiger Interdisziplinäre Kompetenzen sind in aller Munde. Doch was bedeutet Interdisziplinarität eigentlich? Und welche Skills fallen in diesen Bereich? «Fokus» hat bei einer Expertin nachgefragt.

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ie Arbeitswelt befindet sich in einem enormen Wandel, der unter anderem von der Digitalisierung, neuen Arbeitsformen, komplexen Fragestellungen sowie Beschleunigungen verschiedener Art charakterisiert wird. Daraus resultiert eine grundlegende Veränderung der Anforderungen an alle Berufstätigen, weiss Michèle Rosenheck, Direktorin Laufbahnzentrum Zürich. Interdisziplinäre und Future Skills – wo liegt der Unterschied? Zunächst gilt es zu definieren, was unter den genannten Bezeichnungen zu verstehen ist. «Der Begriff ‹Interdisziplinarität› stammt aus dem wissenschaftlichen Bereich. In dessen Kontext werden komplexe Fragestellungen von mehreren Perspektiven, sprich Disziplinen, angegangen. Expert:innen aus verschiedenen Bereichen arbeiten im Team an einer Aufgabe, bei der das Denken und Handeln in Silos nicht ausreichend ist», erklärt Rosenheck. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team seien diverse Kompetenzen erforderlich, zunächst soziale und kommunikative Skills. Laut der Expertin sollte man in der Lage sein, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen und sich mit den Teammitgliedern aus anderen Disziplinen zu verständigen, sowie Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit mitbringen. Hinzu kommt die Fähigkeit der Wissensintegration: Neues Wissen aus anderen Disziplinen integrieren können, was Offenheit und Grundlagenverständnis für diese bedingt.

Der Begriff «Interdisziplinarität» werde oft stellvertretend für breiter gefasste «Future Skills» verwendet, merkt Rosenheck an. «Letzteres ist ein

Sammelbegriff, der über die Interdisziplinarität hinausgeht. Darunter werden alle Kompetenzen subsumiert, die in der künftigen Arbeitswelt an Bedeutung gewinnen oder bereits gewonnen haben, häufig in Abgrenzung zum fachlichen Wissen.» In diesem Sinne werden die erwähnten interdisziplinären Fähigkeiten etwa durch kritisches und vernetztes Denken, Problemlösungskompetenz, Selbstmanagement sowie selbstverantwortetes Lernen ergänzt. Ein Teil davon sind sogenannte Meta- und Schlüsselkompetenzen, die gemäss Rosenheck auf beliebige Situationen oder Inhalte übertragbar sind. Beispiele hierfür sind unter anderem die Lernbereitschaft und -fähigkeit. «Fokus» hat im Interview mit Michèle Rosenheck über die Vermittlung interdisziplinärer Skills in der Aus- und Weiterbildung sowie deren Bedeutung in der Arbeitswelt gesprochen.

Michèle Rosenheck

Michèle Rosenheck, inwiefern haben sich die Kompetenzanforderungen an die Arbeitnehmenden in den letzten Jahrzehnten verändert? Grundsätzlich steigen die Anforderungen durch die Digitalisierung sowie Automatisierung an und es gibt immer weniger Tätigkeitsbereiche für

Geringqualifizierte. Auffällig ist die Verschiebung von Tätigkeiten und Anforderungen, die automatisiert oder durch KI übernommen werden können, hin zu solchen, die durchaus menschliche Kompetenzen fordern: Einfühlungsvermögen, Interpretieren von sowie Entscheiden in uneindeutigen Situationen, vernetztes Denken und Kreativität. Oft werden Generalist:innen und Spezialist:innen einander gegenübergestellt. Ist das sinnvoll? Nein, es braucht beides. Spezialist:innen, die kein Verständnis für die angrenzenden Disziplinen haben, sind kaum brauchbar, und umgekehrt sind Generalist:innen, die nicht über vertiefte spezifische Kompetenzen in einem Bereich verfügen, kaum gefragt. Im Laufe einer Berufslaufbahn wechseln sich die Entwicklungsthemen häufig ab: Nach einer Entwicklung von breiten Kompetenzen ist oft eine Spezialisierung sinnvoll und umgekehrt. Wie können relevante Future Skills erfolgreich erlernt werden? Deren Vermittlung ist anspruchsvoll. Es kann nicht einfach «Wissen eingetrichtert» oder auswendig gelernt werden. Vielmehr handelt es sich hierbei um Handlungskompetenzen. Das heisst, diese müssen zusätzlich zur Wissensaneignung durch Handlungen in realen Arbeits- oder Lebenssituationen, sprich regelmässiges Trainieren, entwickelt werden – kombiniert mit Reflexion des eigenen Lernens. Jede Situation im Alltag soll als Lerngelegenheit, eine kleine alltägliche Herausforderung, genutzt werden. Man holt sich hierbei Informationen zum Thema, wendet diese an, reflektiert sie und lernt aus den Fehlern. Stichwort: «Learning by doing».

Von welcher der genannten Fähigkeiten würde wohl jede:r Arbeitnehmende profitieren? Entscheidend ist allem voran die Lernfähigkeit. Sie ist besonders wichtig, da sich das Fachwissen in fast allen Gebieten immer rascher entwickelt und die zuvor erworbenen Kenntnisse schnell veralten. Somit muss das Wissen fortwährend aktualisiert werden. Die meisten heute Arbeitstätigen erlebten jedoch eine Bildung im «alten» Bildungsverständnis. Wir müssen Lernen neu erlernen: Es sagt mir niemand mehr, was ich wie lernen soll. Vielmehr wird erwartet, dass ich aus eigenem Antrieb erkenne, was wichtig wird und wo ich Lücken habe. Man sollte wissen, wie man sich Relevantes aneignen kann, dies auch tun und dabei das eigene Lernen reflektieren und weiterentwickeln. Solch selbstverantwortetes Lernen findet sich bislang leider kaum im Weiterbildungsmarkt. Wie erkennt man, ob bestimmte Kompetenzen bei einer Aus- oder Weiterbildung tatsächlich vermittelt werden? Wird eine Kompetenz im Ausschrieb aufgeführt, sollte aufgezeigt werden, wie diese vermittelt wird und wie der Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag gefördert wird. Das Angebot an Aus- und Weiterbildungen ist zahlreich. Welchen Ansatz empfehlen Sie bei einer Entscheidung? Man sollte Informationsanlässe besuchen und Obiges erfragen. Zudem kann man sich Rat bei Absolvierenden einholen. Etwa, was sie vom Gelernten effektiv für ihren Berufsalltag brauchen konnten. Text Akvile Arlauskaite

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#FOKUSNEXTSTEP

STIFTSSCHULE ENGELBERG • BRANDREPORT 17

«Es gibt wohl kaum einen besseren pädagogischen Ort für begabte junge Menschen» Hat ein Internat einen pädagogischen Mehrwert? Dieser Frage ist Pater Andri Tuor vom Benediktinerkloster Engelberg im Rahmen seiner Dissertation nachgegangen. Pater Andri, seit August 2020 Rektor der Stiftsschule Engelberg, im Interview. Pater Andri, was bringt ein Internat – in Bezug auf Lernerfolge? Die Jugendlichen leben über den Unterricht hinaus in einem professionellen pädagogischen Setting und in der eigenen Peer-Group. Das ist menschlich attraktiv und für das Lernen hilfreich. Im Internat gibt es eine Zeit zum Lernen und eine Zeit zum Spielen, eine Zeit für Spass und eine Zeit für Konzentration.

Und in Bezug aufs Heranwachsen? Etwas ganz Wichtiges, nämlich «Selbst-Werdung». In diesem verbindlichen Zusammenleben auf Zeit lernen die Jugendlichen von gleichaltrigen und erwachsenen Bezugspersonen «Selbst-Werdung». Sie dürfen erfahren, dass sie sich selber werden dürfen, auch in ihren Schwächen und mit Ecken und Kanten. Was trägt das Benediktinische bei? Der junge Mensch erfährt zudem, dass wir alle Gäste auf Erden sind und deshalb das Leben als unverfügbares Geschenk achten dürfen. Und historisch gesehen ist in unserem Kulturkreis das Konzept «Internat» in den Klöstern entstanden, in einem ausbalancierten Leben in Gemeinschaft mit einer verbindlichen, hilfreichen Tagesstruktur. Was ist die grösste Herausforderung für Jugendliche im Internat? Internatsschülerinnen und -schüler können nicht nach dem Unterricht aus ihrer Rolle schlüpfen und daheim in der Familie in eine andere. Sie bleiben in einer Rolle, das ist anstrengend. Nach und nach lernen sie, authentischer zu sein: «Selbst-Werdung».

Das Internat des Klosters Engelberg an einem dieser Prachtstage. Es sieht gross aus, das Internat – ist aber klein und persönlich: Momentan leben hier 28 Mädchen und 36 Jungen; sie besuchen gemeinsam mit den 62 Jugendlichen aus Engelberg das Kurz- bzw. Langzeitgymnasium der Stiftsschule Engelberg bzw. die Sekundarschule der Gemeinde Engelberg. Übers Wochenende gehen viele nach Hause, einige bleiben da: zum Lernen, zum Beispiel, oder für solche Prachtswochenenden.

Was ist das grösste Glück für Jugendliche im Internat? Noch andere Bezugspersonen ausserhalb der eigenen Familie haben zu dürfen. Die Jugendlichen haben im Internat Gleichaltrige und Erwachsene als alternative Identifikationsfiguren. Mit ihnen teilen sie das Leben und deuten es. Die gemeinsamen Erfahrungen machen sie sozial kompetent. In all diesen ganz realen Begegnungen, gerade auch in der Erfahrung von Konflikten, erlernt man Sozialkompetenz. In Anbetracht der virtuellen Welt wird dieses gemeinsame Reale sogar immer wichtiger.

Entfremden sich die Jugendlichen nicht von ihren Familien? Nein, im Gegenteil. Das Wochenende in den Familien ist meistens viel entspannter. Man teilt miteinander das, was unter der Woche erfahren werden durfte. Sind das nicht Rabeneltern, die ihre Kinder ins Internat schicken? Das meinen ab und zu Mütter und Väter unserer Internatsschülerinnen und -schüler. Doch ich versichere ihnen dann jeweils, dass sie genau das Richtige und Beste für ihr Kind tun – und so auch für sich selbst. Ansonsten wäre ihre Tochter oder ihr Sohn nicht bei uns an der Stiftsschule Engelberg. Denn wenn ein Kind nicht schrittweise von seinen Eltern losgelassen wird, kann es nicht selbstständig werden. Das ‘Hotel Mama’ hilft ab der Pubertät nicht weiter. Internat, das ist nur für die oberen Zehntausend? In einem Hochpreisland wie der Schweiz sind Internate teuer und für den Mittelstand kaum bezahlbar. Aber dank der Unterstützung von Stiftungen können Stipendien vergeben werden, sodass alle Jugendlichen, die zu uns passen, einen Studienplatz an der Stiftsschule Engelberg bekommen können. Dennoch müsste der Staat auch Familien, die ihre Kinder einer Internatsschule anvertrauen, finanziell unterstützen, denn es gibt wohl kaum einen besseren pädagogischen Ort für begabte junge Menschen, gerade auch aus bildungsfernen Kontexten.

Pater Rektor Dr. Andri Tuor

Pater Dr. Andri Tuor OSB, 48, hat als Projektleiter wesentlich auf die Neuausrichtung der Stiftsschule Engelberg Einfluss genommen. Als ehemaliger Internatsleiter kennt er die Hochs und Tiefs des Zusammenlebens von Gleichaltrigen nicht nur aus Büchern, sondern aus persönlicher Anteilund Einflussnahme. Pater Andris Dissertation trägt den Titel: ‘Selbst-Werdung’ lernen in Gruppe und Institution. Hermeneutische Grundelemente einer subjektorientierten und theologisch sensiblen Internatspädagogik; erschienen 2021 und ausgezeichnet vom Universitätsverein Luzern als beste Doktorarbeit der Theologischen Fakultät 2020. Bei Fragen, auch zum Schnuppern: einfach anrufen Und soeben ist der Jahresbericht 2020/21 der Stiftsschule Engelberg erschienen; bestellen Sie ihn sowie die Broschüre: +41 41 639 61 00 info@stiftsschule-engelberg.ch www.stiftsschule-engelberg.ch

Von den 20 Personen im Lehrkörper sind Sie der einzige Mönch? Ja, das ist so. Umso glücklicher bin ich, dass ein Mitbruder mit therapeutischer Ausbildung bei uns Schulsozialarbeit leistet und ein dritter wohl bald wieder in den Schuldienst eintreten wird. Und was für einer, nämlich unser Abt! ANZEIGE

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18 INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION

FOKUS.SWISS

Kulturelle Differenzen als Chance nutzen In einer globalisierten Welt werden inter- und transkulturelle Kompetenzen immer wichtiger. Vor allem im Arbeitsmarkt kommt es gerne zu Missverständnissen, die problematische Auswirkungen auf die Zusammenarbeit haben können. «Fokus» hat sich informiert, wie diese vermieden werden können.

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issverständnisse können überall dort auftreten, wo eine Form der Kommunikation stattfindet. In einigen Fällen bemerken wir nicht einmal, dass eines geschehen ist. Andere werden ganz einfach aus der Welt geschaffen und wieder andere haben weitreichende Konsequenzen zur Folge. Was jedoch allen gemein ist, ist die fehlende Übereinstimmung des Verständnisses, wobei sprachliche und kulturelle Differenzen das Auftreten eines Missverständnisses noch begünstigen können. Dabei ist auch im Rahmen des Diversity-Managements schon lange bekannt, dass Vielfalt zu vorteilhaften Effekten führen kann. Das Wissen über Differenzen als guter Anfang «Es gibt Statistiken, die besagen, dass 70 Prozent aller interkulturellen Projekte aufgrund kultureller Missverständnisse schieflaufen. Das ist nicht nur aus ökonomischer Sicht wenig effektiv, sondern wirkt sich auch negativ auf die Motivation der Mitarbeitenden aus. Wer Diversität aber als Problem sieht, verzichtet auf die Nutzung einer wichtigen Ressource, um komplexe Arbeiten und Projekte zu meistern», warnt lic. phil. Irma Endres, Studiengangsleiterin transkulturelle Kompetenzen am Institut für Kommunikation und Führung. Denn ein divers aufgestelltes Team mit unterschiedlichen Sichtweisen, Erfahrungen und Wissensgrundlagen ist gerade deshalb in der Lage, gemeinsame Ziele besser zu erreichen als ein homogenes

– insbesondere bei komplexen Aufgaben. Damit dies gelingt, müssen kulturelle Unterschiede bekannt und akzeptiert sein. «Eine wichtige interkulturelle Kompetenz ist das Wissen über Werte, Prinzipien, Tabus, Glaube, Rituale, Identifikationen und Helden einer Kultur. Auch landeskundliches Wissen über die Geografie, Sprache, Politik oder Religion beispielsweise, kann zum Verständnis und der damit verbundenen Ressourcen beitragen», so Endres. Kein Regelwerk im Umgang mit bestimmten Nationalitäten Einer der häufigsten Fehler im Umgang mit Personen diverser Kulturen ist laut Endres die Annahme, dass je nach Herkunft verschiedene Dos and Don’ts definiert werden können. «Die Interkulturalität geht von in sich geschlossenen Kulturen aus. Dabei werden aber die Diversität und Wandelbarkeit einer Kultur sowie die Tatsache, dass Menschen auch stark von ihren individuellen Erfahrungen geprägt sind, vernachlässigt», führt Endres aus. Nationalitäten stellen also keine Grundlage für ein Regelwerk im Umgang mit den entsprechenden Personen dar. «Die Problematik solcher Annahmen liegt darin, dass mit dem Lernen von Handlungsanweisungen eine gewisse Insensibilität entwickelt wird. Man denkt, dass Kultur kognitiv fassbar und erlernbar sei. Das ist aber nicht der Fall: Wir leben und erleben Kultur», erklärt Endres. Wissen über Kulturen ist also

wichtig, darf aber nicht dazu führen, dass man aufhört zu beobachten, zu fühlen und zu reflektieren. Trans- statt Interkulturalität Deswegen etabliert sich der Begriff der Transkulturalität. «Transkulturelle Konzepte gehen von dynamischen, hybriden Systemen aus. Damit lässt dieses Verständnis Veränderungen zu und gibt keine allgemeingültigen Rezepte für den Umgang mit Menschen aus einer bestimmten Kultur. Transkulturelle Modelle gehen zudem nicht davon aus, dass Kultur etwas Objektives ist, sondern etwas Intersubjektives: Meine Kultur prägt die Sicht auf meine Wahrnehmung von anderen Kulturen oder kulturellen Erlebnissen», erläutert Endres. Es wird davon ausgegangen, dass ein Mensch, der sich der Diversität in der eigenen Kultur bewusst ist, einfacher mit anderen Kulturen umgehen und Wertschätzung für sie entwickeln kann. Darum ist es für einen konstruktiven Umgang mit anderen Kulturen unabdinglich, die eigene Kultur mit all ihren Facetten und auch kulturellen Spannungen wahrzunehmen. «Dadurch, dass mit diesem Ansatz Kulturen nicht mehr schubladisiert werden, werden sie diffuser und unfassbarer, was verunsichern kann. Deswegen ist eine gewisse Risikobereitschaft im Umgang mit anderen Kulturen vonnöten sowie die Fähigkeit, Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu erkennen», sagt Endres. Denn wer Angst habe, etwas falsch zu machen, wird nicht kulturell lernen können.

Kompetenzen bewusst erlernen Neben dem Bewusstsein für kulturelle Differenzen sowie Gemeinsamkeiten und der Fähigkeit zur Reflexion, gibt es weitere inter- und transkulturelle Kompetenzen, die dazu beitragen können, eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu garantieren. «Es braucht die Haltung, dass die eigene Kultur nicht der Bauchnabel der Welt ist. Fremdsprachenkenntnisse, Empathie, Ambiguitätstoleranz, Resilienz, Kommunikations-, Konfliktlösungs- und Anpassungsfähigkeit sowie eine Gleichberechtigung der Kulturen in der Grundannahme und die Fähigkeit zur Wertschätzung der Vielfalt können als weitere Kompetenzen genannt werden», so Endres. Weiter führt sie aus: «Wichtig für die Zusammenarbeit ist auch das Klären von Rollenvorstellungen und den damit verbundenen Erwartungen. Es gibt zum Beispiel Kulturen, in denen man sich gegenüber einer hierarchisch höher gestellten Person nie proaktiv einbringen darf, ausser man erhält den Auftrag dazu. In unserer Kultur wird das schnell als passiv und wenig innovativ gelesen. Für die Person aus der anderen Kultur ist es aber ein Zeichen von Respekt.» Damit solche Missverständnisse, deren Lösung viel Zeit, Raum und Energie kostet, gar nicht erst entstehen, braucht es einen Austausch. Leider wird kulturelle Diversität aber immer noch häufig als Störfaktor gesehen und ihr Potenzial deshalb nicht genutzt. Text Lisa Allemann

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KANTONSPOLIZEI AARGAU • BRANDREPORT 19

Bereit für eine neue Herausforderung? Auch nach 23 Berufsjahren ist Sandro Liaudets Leuchten in den Augen nicht verschwunden, wenn er über seinen Traumberuf Polizist spricht. Wieso er rundum zufrieden mit seiner Berufswahl ist und welche Aufnahmekriterien dafür gelten, hat er im Interview verraten.

Sandro Liaudet, was waren Ihre Beweggründe, sich bei der Polizei zu bewerben? Das ist gar nicht so einfach zu erklären nach so vielen Jahren. Ich war vom Beruf Polizist fasziniert. Die Polizei hatte für mich immer so etwas Geheimnisvolles an sich! Es war diese Mischung aus einer Prise Abenteuer, der Möglichkeit, einen sehr einzigartigen Beruf zu wählen und die Abwechslung, die mich an diesem Beruf so faszinierten. Ich wollte zudem wissen, ob ich das überhaupt packe; die Herausforderung reizte mich. Es machte damals einfach rundum Sinn für mich! Und heute? Würden Sie diesen Beruf nochmals wählen und wurden Ihre Erwartungen erfüllt? Definitiv! Ich bin mir sicher, dass ich in meinem angestammten Beruf auch meinen Weg gemacht hätte. Der Polizeiberuf hat mir aber eine ganz neue Welt eröffnet. Ich durfte in meinen bisherigen 23 Dienstjahren schon so viel erleben, konnte hinter die Kulissen dieser Gesellschaft schauen, dort helfen wo andere Menschen die Kontrolle über ihr Leben verlieren, und eben diese 1000 kleinen Abenteuer erleben. Ich durfte Sachen erleben, die andere im Kino anschauen und dafür noch Geld bezahlen. Ich durfte die Geschichten hinter den Zeitungsberichten kennenlernen. Was muss man mitbringen und was sind die Voraussetzungen für die Aufnahme zur Polizei? Ich stelle immer wieder fest, dass in Bezug auf das Auswahlverfahren eine sehr grosse Hemmschwelle besteht. Man könnte meinen, es bestehe die Auffassung, dass die Polizei nur Superhelden und Superheldinnen in ihren Anzügen anstellt. Dabei ist das gar nicht der Fall, wir suchen bodenständige, geerdete und integre Persönlichkeiten aus der Mitte unserer Gesellschaft, die den absolut erfüllbaren Anforderungen unseres Berufes entsprechen.

Seit 2019 dauert die polizeiliche Grundausbildung in der ganzen Schweiz zwei Jahre und ist in zwei Ausbildungsphasen, eine schulischen und eine praktische, aufgeteilt. Das erste Jahr, welches unsere Aspirantinnen und Aspiranten an der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch (IPH) absolvieren, endet mit der Absolvierung der schweizweit einheitlichen Prüfung der Einsatzfähigkeit. Im zweiten Jahr wenden die angehenden Polizistinnen und Polizisten das Gelernte bei uns im Korps praktisch an und schliessen die Ausbildung mit der eidgenössischen Berufsprüfung ab, die aus einer umfangreichen schriftlichen Abschlussarbeit, dem sogenannten Portfoliobericht, einer Präsentation und einem Fachgespräch besteht. Erhält man während der Ausbildung bereits Lohn? Ja, im Gegensatz zu den meisten anderen Aus- und Weiterbildungen, wie zum Beispiel einem Studium, muss die Ausbildung für den Polizeiberuf nicht bezahlt werden, sondern sie wird sogar entlohnt! Wir bezahlen unseren Aspirantinnen und Aspiranten im ersten Ausbildungsjahr einen Bruttolohn von 4400 bis 4850 Franken aus. Die Höhe ist vom Lebensalter abhängig. Im zweiten Jahr entrichten wir einen Lohn von 4900 bis 5350 Franken. Im zweiten Ausbildungsjahr kommen noch zusätzliche Entschädigungen für Essen, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsentschädigung in der Höhe von ca. 200 – 400 Franken pro Monat hinzu. Nach Abschluss der Ausbildung entrichten wir dann einen

Anfangslohn zwischen monatlich brutto 5830 bis 6550 Franken, wobei auch hier wieder Entschädigungen hinzukommen und eine Altersabstufung stattfindet. Gibt es andere Möglichkeiten bei der Polizei Fuss zu fassen? In spezialisierten Fachgebieten wie zum Beispiel der IT-Forensik oder wissenschaftlichen Bereichen sind wir auf Quereinsteiger aus der Privatwirtschaft und von Hochschulen angewiesen. Wie geht es dann nach der Ausbildung weiter bei der Polizei? Nach Bestehen der Berufsprüfung leisten die jungen Polizistinnen und Polizisten ihren Dienst während rund fünf Jahren wechselweise bei der Mobilen Einsatzpolizei und auf einem Polizeiposten der Stationierten Polizei. Diese Zeit, wir nennen sie Grundlaufbahn, dient insbesondere dazu, das erworbene Wissen und die Fertigkeiten zu festigen und sich im Beruf weiterzuentwickeln. Nach der Grundlaufbahn stehen einem die Spezialbereiche oder eine Kaderlaufbahn offen. Bei der Kantonspolizei Aargau habe wir über 140 Stellenprofile, die eine vielseitige Laufbahn ermöglichen, egal ob diese horizontal oder vertikal verläuft. Die Zeit, als der Polizeiberuf noch ein Generalistenberuf war und der Uniformpolizist allein alle Fälle abdeckte, ist längst vorbei. Wir sind heute auch ein sehr spezialisiertes Unternehmen mit

Was sind das für Anforderungen? Die allgemeinen Voraussetzungen sowie die Bedingungen für das Auswahlverfahrens sind unserer Webseite der Kantonspolizei Aargau www.polizei-ag.ch zu entnehmen. Im Rahmen unseres Auswahlverfahrens testen wir neben den kognitiven und den sportlichen Fähigkeiten vor allem auch die psychologischen Aspekte. Wir leben in einem Beruf, der ein hohes Mass an Resilienz abverlangt. Es wäre falsch, alles an unserem Beruf zu heroisieren und irgendeine Hochglanz- oder Hollywood-Scheinwelt vorzugaukeln. Viele Situationen sind belastend, nicht nur psychisch auch physisch. Teilweise leisten wir Schichtdienst, sind Regen, Schnee und Hitze voll ausgesetzt, erleben Schicksale und begleiten Menschen in Ausnahmesituationen. Da braucht es voll im Leben stehende Menschen, die über ein gutes Umfeld verfügen, eine hohe Integrität an den Tag legen und ein starkes Rückgrat haben. Ich sage immer, wir suchen nicht Polizisten und Polizistinnen. Wir suchen Menschen, die das Zeug dazu haben, Polizist oder Polizistin zu werden. Was zählt ist das Gesamtpaket, nicht die einzelne Leistung!

Was war der interessanteste Fall Ihrer Karriere? Man erwartet bei solchen Fragen wahrscheinlich die Schilderung von Fällen mit explodierenden Benzinfässern, wilden Verfolgungsfahrten und stuntmässigen Anhaltungen. Ich glaube nicht sagen zu können, dass es «den» interessantesten Fall bei mir gibt. Da sind unzählige spannende und interessante Fälle, die ich erleben durfte. Oft sind es die Menschen, die hinter einem Fall stecken, die einen Fall so interessant erscheinen lassen und ihm eine bleibende Identität verleihen. Bei mir zählt sicherlich das Auffinden eines völlig unterkühlten, betagten und dementen Mannes, der erfroren wäre, hätten wir ihn nicht gefunden, zu den eindrücklichsten Erinnerungen. Zu wissen, dass man jemandem real das Leben gerettet hat, ist unbeschreiblich. Dieses Glücksgefühl, wenn man diesen Menschen findet, auch die Dankbarkeit der Angehörigen, ist unbeschreiblich. Dann sind da noch diese tausend kleinen Episoden, die unseren Beruf ausmachen, diese Dankbarkeit, wenn man in der Nacht auf der Autobahn bei einem Unfall die Personen aus den Fahrzeugen birgt, das Winken eines Kindes am Strassenrand, die Anhaltung eines Einbrechers usw. Haben Sie aber nicht manchmal das Gefühl, dass sie ständig der Buhmann der Nation sind? Ich arbeite nun schon seit 23 Jahren bei der Polizei, mehrere davon an vorderster Front. Ich würde den Anteil des erfahrenen Zuspruchs im Gegensatz zum Widerspruch auf über 90 Prozent schätzen. Klar gibt es noch diese anderen 10 Prozent, die wirklich manchmal hässlich sind. Natürlich stossen wir nicht immer auf Gegenliebe und Verständnis. Wenn sie hoheitliche Aufgaben zu erfüllen haben, treten sie dem einen oder dem anderen auf die Füsse. Wir stehen oft in der Mitte von Spannungsfeldern, müssen zwischen Parteien vermitteln und bewegen uns oft in den Randzonen der Gesellschaft. Mag auch sein, dass der Respekt teilweise zurückgegangen ist. Dies ist aber eine Erscheinung, die die ganze Gesellschaft betrifft, nicht nur uns als Polizei. Dieses Phänomen zu stigmatisieren wäre falsch! «Part of my Job» sag ich da nur. Man muss sich dessen einfach bewusst sein, wenn man diesen Beruf wählt. Darüber zu jammern wäre so, wie wenn sich der Bäcker darüber beschweren würde, dass der Backofen warm ist. Wir werden in unserer Ausbildung bestens auf solche Situationen vorbereitet. Unser Rekrutierungsprozess ist darauf ausgerichtet, genau die Menschen zu finden, die diesem Druck standhalten! Der letzte Satz gehört Ihnen! Wie wollen Sie einen jungen Menschen davon überzeugen, dass er sich für den Beruf des Polizisten/ der Polizistin entscheiden soll? Eigentlich würde genügen, dass er oder sie das Funkeln meiner Augen sähe, welches ich nach 23 Dienstjahren immer noch habe, wenn ich von diesem Beruf erzähle. Ich glaube, es wäre falsch, wenn ich jemanden überzeugen müsste. Ich kann jedem und jeder nur empfehlen, sich an einen Informationsabend von uns oder aber auch von einem anderen Polizeikorps anzumelden und sich ein Bild davon zu machen, wie vielfältig und interessant unser Beruf ist. Abschliessen möchte ich mit einem auf diese Frage passenden Werbeslogan eines bekannten Sportartikelherstellers und mich bei Ihnen ganz herzlich für dieses Interview bedanken. «Just do it!»

Aus welchen Berufen kommen die Bewerbenden für die Polizei? Die Bewerberinnen und Bewerber kommen aus allen Bereichen der schweizerischen Berufslandschaft. Neben den handwerklichen Berufen kommen viele aus dem kaufmännischen Bereich. Es gibt aber auch viele, die in ihrem Studium an der Uni nicht glücklich wurden oder eine Hochschule oder ein Studium bereits abgeschlossen haben und eine Tätigkeit suchen, die sie nicht nur intellektuell, sondern auch physisch fordert. Die Arbeit mit den Menschen draussen, im Wechsel mit Büroarbeit, gehört zu den Vorzügen des Polizeiberufs. Wie sieht die Ausbildung zur Polizistin, zum Polizisten aus?

wissenschaftlichen Teil- und Spezialgebieten. Ich denke da insbesondere an Stellen in der IT-Forensik, der modernen Spurensicherung oder den technischen Diensten der Mobilen Polizei.

Adjutant Sandro Liaudet, Dienstchef Ausbildung, Kantonspolizei Aargau

Weitere Informationen via QR-Code.


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