24
Mittagspause
„Hier wird bis zum Schluss gelebt “ Das Hospiz des Evangelischen Krankenhauses Düsseldorf war bei der Eröffnung im Jahr 1994 das erst vierte Hospiz in ganz Nordrhein-Westfalen. Unter seinem Dach leben 13 Patienten, die unheilbar krank sind; bei denen klar ist, dass sie bald sterben werden. Sie werden hier bis zum Schluss begleitet – selbstbestimmt und mit der höchstmöglichen Lebensqualität. In der Wohnküche des Hospizes traf Autorin Dana Marie Hospizleiterin Barbara Krug für die SPIESSER-Mittagspause. Frau Krug, wie fühlt es sich an, jeden Tag mit dem Thema Tod konfrontiert zu werden? Ich als Leitung werde nicht so konfrontiert wie die Mitarbeiter, die direkt bei den Patienten sind. Und es ist auch – wie im richtigen Leben – nicht so, dass man ständig daran denkt. Wir leben einfach zu gerne dafür, und hier wird bis zum Schluss gelebt. Es werden Beziehungen neu aufgebaut, gepflegt, alte wieder neu aufgenommen, es wird sich ausgetauscht, genossen, man versucht rauszugehen. Sie können das Thema nicht verdrängen, aber ob Sie es ständig thematisieren, das liegt an Ihnen. Das macht eigentlich keiner. Sie leben ja viel lieber ... Wird der Tod bei dieser Arbeit zur Normalität? Nein, Gott sei Dank nicht. Es gibt immer wieder Konstellationen, bei denen man selbst berührt ist, weil zum Beispiel eigene biografische Anteile gestreift werden.
Und es gibt auch ganz lustige Dinge, zum Beispiel, dass ich mir jetzt einige Monate nach dem Amtsantritt als Leiterin meinen Lebenswunsch erfülle und nach Indien fahre, weil ich täglich sehe: Es geht ganz schön schnell. Das ist so ein bisschen das Abarbeiten der Bucketlist. Es gibt ein Buch mit dem Titel 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – das kann, gemeinsam mit täglichen Erfahrungen, unseren Blickwinkel verändern.
„Wie viele stehen bei Ihnen auf der Warteliste?“ – „Das kann ich Ihnen nicht sagen, das ist jeden Tag anders, das regelt der liebe Gott.“
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus? Ein normaler Arbeitstag beinhaltet, dass ich als Leiterin wiederkehrende administrative Dinge mache. Aber ich muss natürlich hochflexibel sein. Wenn eine Mitarbeiterin in Not ist oder ein Patient zu mir kommt, muss ich sofort ein Ohr für diese Nöte haben – oder zumindest möglichst schnell da sein. Ich muss Menschen einstellen, in Kooperation mit der Pflegedienstleitung Beurteilungen schreiben, das ganze Patientenmanagement umsetzen. Das bedeutet, dass ich Anmeldungen entgegennehme und schaue: Wer hat uns jetzt am nötigsten? In der Regel sind das Patienten, die allein zuhause sind, deren pflegerische Situation schwer gestaltbar ist, sodass sie hier aufgenommen werden müssen.