„Ist momentan noch nicht das Bestreben“ Jennifer Wenth erzählt im RunUp-Interview von „Run-Lift-Perform“ und ihrer Vergangenheit. Die Olympiafinalistin hebt ein wichtiges Thema hervor, zu dem sie meint: „Bei meinen Athleten bin ich jetzt immer sehr vorsichtig, dass sie das ja nicht machen.“ INTERVIEW_Benjamin Poller //FOTO_privat
Es bringt nichts, verletzt irgendwie zu trainieren.
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RunUp: Haben Sie sich als Athletin Ziele
War die Angst da, sich im Vorfeld von Wettkämpfen zu verletzen
gesetzt, an die Sie aber dann nie herange-
und dann für den Wettkampf auszufallen?
kommen sind?
„Angst“ würde ich nicht sagen. Es ist leider oftmals passiert,
Jennifer Wenth: Ich habe damals in mei-
wahrscheinlich auch durch einen zu späten Stopp im Prozess.
nem Trainingstagebuch meine Ziele auf-
Wenn man gespürt hat, es ist vielleicht irgendwie irgendwas ein
geschrieben und ich weiß, ich habe das
bisschen nicht so, wie es sein sollte, dann habe ich während mei-
Finale bei der WM erreicht, ich habe das
ner aktiven Zeit oft drübertrainiert, was rückblickend ein Feh-
Finale bei Olympischen Spielen erreicht,
ler war. Bei meinen Athleten bin ich jetzt immer sehr vorsich-
ich habe 3.000 Meter unter neun Minuten
tig, dass sie das ja nicht machen. Weil es bringt nichts, verletzt
geschafft. Es war ein Wagnis, ein Traum,
irgendwie zu trainieren.
an die 15 Minuten [Anm.: über 5.000 Meter] zu laufen, das habe ich definitiv
Die Verletzungsprophylaxe ist ein Punkt, den Sie im Zusammen-
nicht geschafft und eine EM-Medaille
hang mit „Run-Lift-Perform“ angesprochen haben. Was müssen
hätte ich vielleicht auch gerne einmal
wir über „Run-Lift-Perform“ wissen?
gehabt, auch das habe ich nicht geschafft.
Mir war es aufgrund meiner Verletzungsgeschichte ein Anlie-
Das sind zwei Ziele, an die ich nie her-
gen, zu versuchen, eine trainingstherapeutische, sportwissen-
angekommen bin, da hätte es definitiv
schaftliche Ausbildung mit meinem Wissen, das ich durch
einen kontinuierlicheren Trainingsalltag
meine Leistungssportkarriere gesammelt habe, zu vereinen. Es
gebraucht, weil ich doch sehr viel verletzt
gibt vor allem auch im Hobbybereich sehr viele Läuferinnen und
war, vor allem in den letzten vier Jahren
Läufer, die sehr lange an Verletzungen laborieren und für die
des Leistungssports.
Laufen hauptsächlich ein schöner Ausgleich ist.
RunUp //Frühling/Sommer_2021