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Ätherische Öle

DAUERBRENNER MINERALÖL IN LEBENSMITTELN

AUCH NACH MEHR ALS SECHS JAHREN SORGEN MINERALÖLRÜCKSTÄNDE IN LEBENSMITTELN NOCH IMMER VERLÄSSLICH FÜR ATEMLOSE SCHLAGZEILEN IN EINSCHLÄGIGEN ZEITSCHRIFTEN. WAS STECKT AUS FACHLICHER SICHT DAHINTER? EINE STANDORTBESTIMMUNG.

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Da bis heute keine allgemein gültigen Grenzwerte festgelegt wurden, konkurrieren Prüflabore hinsichtlich immer tieferer Bestimmungsgrenzen und neuer, noch komplizierterer Testanordnungen und dem Ergebnis, dass eigentlich immer etwas nachgewiesen werden kann.

Bis 2017 hat sich die Europäische Kommission nicht zu dem Thema geäußert. Erst unter dem Druck von Deutschland, das bereits seit Jahren eine nationale Mineralölverordnung in der Pipeline hatte, erklärte sie sich mit der Empfeh lung (EU) 2017/84 für das Mineralölthema zuständig. Darin wird die amtliche Überwachung, aber auch die FCM 1 und die Lebensmittelindustrie dazu aufgerufen, MOSH/MOAH 2 -Ergebnisse an die EFSA zu übermitteln, damit auf Basis eines großen Datenumfangs eine EFSA-Risikobewertung samt Grenzwertfestlegung erfolgen kann. Das Problem dabei war allerdings, dass dieses Monitoring bis spä testens Februar 2018 abgeschlossen sein sollte, aber vorher noch auf die Leitli nie zur Probennahme, Ana

JOHANNA FOISNER

lyse, Prüfergebnisangabe und Reporting-Vorgabe ge wartet werden musste. Diese Leitlinie 3 entstand unter Leitung des EURL FCM 4 und wurde erst im Jänner 2019 veröffentlicht. Daher musste die Deadline des Monitorings auf Oktober 2019 verschoben werden. Auch einige österreichische Lebensmittelunternehmen meldeten im Rahmen die ses Monitorings Daten, die erfolgreich bei der EFSA in die elektronische Daten bank hochgeladen werden konnten.

In dieser Leitlinie sind die analytischen Methoden bzw. ein Prozessablaufschema an

Johanna Foisner

© PRIVAT

gegeben, wie plausible und valide Messergebnisse je nach Art der Prüfmatrix (Verpackungsmaterial oder Lebensmittel) zustande kommen können. Die Quantifi zierung der Mineralölmigration muss für die Kohlenstoff-Anzahl von C10 bis C50 validiert sein. Für die Durchführung dieser Analytik müssen Labors zumindest mit OnlineLC-GC-FID-Geräten, für weiterführende Abklärung auch noch mit GCxGC-FID/ MS und qualifiziertem Personal ausgerüstet sein. Das bedeutet, dass es nicht allzu viele Privatlabors gibt, die Mineralöl-Analytik des genannten Standards liefern können.

Amtliche Proben werden jedenfalls im gesamten EU-Gebiet gemäß dieser Leitlinie entnommen und untersucht. Die Beurteilung der so erhaltenen Ergebnisse bleibt aber weiterhin nicht harmonisiert, da erst nach Auswertung der

Categories Associated foods* Dry, low-fat content (< 4 % fat/oil) bread and rolls; breakfast cereals; grains for human consumption; pasta, products derived from cereals Higher fat/oil content (< 4 % fat/oil) fine bakery ware; confectionery (incl. chocolate) and cocoa; fish meat, fish products (canned fish); oilseeds; pulses; sausages; tree nuts

Fat/oils animal fat (e. g. butter); vegetable, oils LOQ – max. [mg/kg] LOQ-t [mg/kg] R rec [%] intermediate precision [%]

0.5 0.1 80–110 15

1 0.2 70–120 20

2 0.5 70–120 20

Paper and Board Reporting only up to C 35 (extraktion optimised up to C 35 ) 10 5 80–110 10

Monitoring-Daten und nach durchgeführter Risikobewertung durch die EFSA ein Vorschlag zu Grenzwerten an die Kommission erfolgen kann. Wahrscheinlich wird dann eine „EU-Mineralölverordnung“ verfasst, die erst nach Durchlaufen aller EU-Gremien rechtswirksam werden kann. Somit kann man frühestens Ende 2021 mit einer harmonisierten Mineralölregelung rechnen.

In der Zwischenzeit werden immer wieder verunsichernde Berichte durch Konsumentenschützer und NGOs veröffentlicht. Eine der letzten Meldungen betraf Kleinkindernahrung. Da es sich dabei um eine extrem schützenswerte Verbrauchergruppe handelt, hat die EFSA sehr rasch ein „Rapid risk assessment 5 abgegeben. Dabei wurde besonderes Augenmerk bei der MOAH-Fraktion auf genotoxische, krebserregende polycyclische (3 bis 7 Ringe) aromatische Verbindungen (3–7 PAC) gelegt, wobei die Kontamination aus verschiedenen Quellen stammen kann. Die EFSA kam zu dem Schluss, dass anhand der vorliegenden, streuenden Ergebnisse nicht auf ein tatsächliches Vorhandensein von 3–7 PAC in den Lebensmitteln geschlossen werden kann und deshalb weiterhin der Nachweis von MOAH als „potential concern for human health“ bewertet werden soll. Aufgrund der vorhandenen geringen Datenmenge ist die Unsicherheit bei der Risikobewertung zu hoch in Hinsicht auf die nachgewiesenen MOAH-Mengen von 0,2–3 mg/ kg.

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Es heißt also weiterhin warten auf eine harmonisierte Bewertung von Mineralöl in Lebensmitteln. Der nächste Schritt sollte die Scientific Opinion der EFSA sein, die nach Auswertung der Monitoring-Daten möglich sein sollte.

DI Johanna Foisner, Expertin Food Contact Materials, LVA GmbH Klosterneuburg

Literatur [1] FCM: Food Contact Materials [2] MOSH: mineralölbasierte gesättigte Kohlenwasserstoffe

© ADOBE STOCK – RDNZL

MOAH: mineralölbasierte aromatische Kohlenwasserstoffe [3] JRC-Guidance on sampling, analysis and data reporting for the monitoring of mineral oil hydrocarbons in food and food contact materials [4] Europäisches Referenzlabor für FCM [5] doi:10.2903/sp.efsa.2019. EN-1741; Rapid risk assessment on the possible risk for public health due to the contamination of infant formula and follow-on formula by mineral oil aromatic hydrocarbons (MOAH)

BERÜHRUNGSFREIE HÄNDEREINIGUNG UND -DESINFEKTION ALLE BETRIEBE, DIE LEBENSMITTEL HERSTELLEN, VERARBEITEN, ZUBEREITEN ODER IN VERKEHR BRINGEN, VERPFLICHTET DIE LEBENSMITTELHYGIENE-VERORDNUNG (LMHV) DAZU, IHRE FÜR DIE LEBENSMITTELSICHERHEIT KRITISCHEN ARBEITSSTUFEN ZU ERMITTELN, NACHHALTIG ZU ÜBERWACHEN, ZU DOKUMENTIEREN SOWIE ANGEMESSENE SICHERHEITSMASSNAHMEN UMZUSETZEN.

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Mikroplastik

DAS BFR, das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung, hat Mikroplastik einer Bewertung unterzogen. Im Rahmen eines Verbraucherschutzforums in Berlin erklärte BfR-Präsident Prof. DDr. Andreas Hensel, dass es bisher keine wissenschaftlichen Hinweise gebe, dass von Plastikpartikeln in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken für den Menschen ausgehen. Erste eigene Untersuchungen des BfR mit verschiedenen Partikelgrößen zur oralen Aufnahme ergaben, dass Mikroplastik weder den Magen noch das Darmgewebe schädigt. Für eine umfassende Risikobewertung fehlen aber noch verlässlichere Daten zur Partikelgröße und zum Gehalt in Lebensmitteln. Mikroplastik hat in den vergangenen Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend an Bedeutung gewonnen und es wurde gezeigt, dass es auf verschiedenen Wegen in die menschliche Nahrung gelangt. Aktuell liegen noch nicht ausreichende wissenschaftliche Daten vor, um eine zusammenfassende Risikobewertung durchführen zu können. Jedoch lassen sich die grundlegenden Prinzipien der Risikobewertung auch auf Mikroplastik anwenden. Um die bestehenden offenen Fragen klären zu können, müssen analytische Techniken verbessert werden, um Mikroplastik physikochemisch charakterisieren,

© ADOBE STOCK – LIA ARAMBURU in Lebensmitteln quantifi zieren und in Laborversuchen anwenden zu können. Einen wichtigen Schwerpunkt stellen Visualisierungstechniken dar, damit Mikroplastik auch in biologischen Medien, wie zum Beispiel der Lebensmittelmatrix oder auch in menschlichen Zellen, detektiert werden kann. Um Mikroplastik auch in realen Umweltproben analysieren zu können, müssen Aufreinigungsund Trennverfahren entwickelt werden. Letztlich können durch Mikroplastik verursachte, zelluläre Effekte gemessen werden, um die Wirkmechanismen von Mikroplastik zu verstehen. Im Falle, dass Mikroplastik vom Körper aufgenommen wird und der Verdacht besteht, dass es Effekte im Menschen auslösen kann, werden auch klassische toxikologische Ansätze zur Risikocharakterisierung notwendig. Es ist zu vermuten, dass sich der Erkenntnisstand zu Mikroplastik in den kommenden Jahren deutlich weiterentwickeln wird und somit zukünftig eine bessere Bewertung der potenziellen Risiken, die von Mikroplastik in Lebensmitteln ausgehen könnten, ermöglicht wird.

www.bfr.bund.de © ADOBE STOCK – STOCKPHOTO-GRAF

Risiko Bambus?

EINE ARBEITSGRUPPE der Europäischen Kommission beschäftigt sich mit der Verwendung und dem Inverkehrbringen von Materialien und Gegenständen mit Lebensmittelkontakt aus Kunststoff, die gemahlenen Bambus enthalten. Die Experten diskutieren Untersuchungen zu Bambus-Melamin-Lebensmittelkontaktmaterialien und -gegenständen und stellen fest, dass die Verwendung von Zusatzstoffen natürlichen Ursprungs wie Bambus in einer Kunststoffmatrix nicht unbedingt ein direktes Gesundheitsrisiko darstellt. Allerdings hält die Arbeitsgruppe fest, dass eine andere Situation entsteht, wenn Verunreinigungen vorliegen oder z. B. das Material durch heiße Flüssigkeiten anschwillt. Dann können negative Oberflächenveränderungen und Migration zu einem Gesundheitsrisiko führen.

https://ec.europa.eu/food/sites/food/files/ safety/docs/cs_fcm_bamboo_wg-201906.pdf

Schwedenbomben ausgebaut

NIEMETZ 2013 hat die Schweizer Heidi Chocolat AG die vor dem wirt schaftlichen Ende stehende Firma Niemetz gekauft, die seit 129 Jahren für Wiener Konditorqualität steht. Unter aktiver Mithilfe von begeister ten Konsumenten gelang die Rettung von Schwedenbombe, Manja und Swedy. Nach dem Umzug von Wien nach Wiener Neudorf im Jahr 2015 gelang nun der nächste Schritt: Um das Produktionsvolumen inklusive neuer Geschmacksrichtungen weiter auszubauen, investierte das Unterneh men einen siebenstelligen Betrag in den Ausbau der Produktionshalle und eine neue Linie. Zukünftig werden bis zu 15 zusätzliche Mitarbeiter beschäftigt. Der Ausbau und

Broschüre Backmittel

BACKMITTEL Ob Brot, Semmeln oder feine Backwaren – Backmittel spielen vielfach bei der Herstellung von Backwaren eine zentrale Rolle. Sie unterstützen nicht nur die Konsistenz, den Geruch, den Geschmack und die Optik von Backwaren, sie sorgen vor allem auch für eine längere Frische. Mit ihrer Hilfe genießen Kunden Backwaren in gewohnter geschmacklicher Qualität, ansprechender Optik und großer Vielfalt. Trotz der vielen positiven Effekte, die Backmittel auf die Qualität von Backwaren haben, werden sie oft skeptisch betrachtet und als „ungesunde Chemie“ abgelehnt. Das deutsche Wissensforum Backwaren klärt mit seiner kürzlich er

die neue Produktionslinie erlauben nicht nur die Erhöhung der Produktionskapa zität, sondern auch die Herstellung neuer Produkte. So werden Österreichs Nasch katzen in Zukunft neben den bereits erfolg

schienenen Neuauflage der Broschüre „Was sind Backmittel?“ über ihre Bedeutung und Herstellung auf: Die Produktion von qualitativ hochwertigen Backwaren erfordert viel Wissen und Erfahrung rund um Rohstoffe, Technologien und Herstellung.

www.wissensforum-backwaren.de

ERNÄHRUNG | NUTRITION volume 44 | 01. 2020 © NIEMETZ

reich getesteten Cappuccino-Busserl noch mit vielen Ideen und weiteren süßen High lights überrascht werden.

www.niemetz.at

Gesetze zu Lebensmittelsicherheit werden überarbeitet

JAPAN Im Sinne internationaler Anpassungen und der internationalen Großveranstaltungen der nächsten Jahre (Olympische Sommerspiele 2020 in Tokio, Weltausstellung Osaka 2025) überarbeitet Japan die eigenen Gesetze zur Lebensmit telsicherheit. Im Bereich Herstellung von Lebensmitteln sollen international aner kannte HACCP-Regeln (nach internationalem Codex) eingeführt werden. Neben den Gesetzesänderungen für japanische Hersteller werden auch österreichische Unternehmen, die Nahrungsmittel nach Japan exportieren, betroffen sein. Insbe sondere werden Herstellerdaten genauer angegeben werden müssen. Außerdem wird für Lebensmittelverpackungsmateria lien und Geschirr sowie andere Lebensmittelkontaktmaterialien eine Positivliste eingeführt, die genau angibt, welche Stoffe enthalten sein können.

www.wko.at/service/aussenwirtschaft/ japan-ueberarbeitet-lebensmittelsicherheits-gesetze.html

Dosen, PET und Roboter

SPITZ Der oberösterreichische Lebensmittelhersteller Spitz investiert in seinem Werk in Attnang-Puchheim einen sechs stelligen Betrag in eine neue Dosenabfüllanlage u. a. für Energy Drinks, Sportgetränke und Limonaden. In der neuen Anlage sollen stündlich bis zu 100.000 Dosen befüllt werden können. Dies bedeu tet für das Unternehmen eine beträchtliche Kapazitätserhöhung. Die neue Dosenhalle wird 4.200 Quadratmeter groß sein. Auch in eine neue Aseptik-PET-Linie, eine Low-Acid-Anlage, wurde investiert. Diese ermöglicht, künftig auch ungesüßte Tee getränke sowie Getränke mit Kuh- oder Pflanzenmilch abzufüllen. Die verwendete Abfülltechnik stellt den höchsten Standard in der Getränkeabfüllung dar und dient als schonende Produktionsmethode zur Halt barmachung von Getränken. Derzeit verlassen rund 1,3 Millionen Pro dukte auf rund 2.000 Paletten täglich das Werk in Attnang-Puchheim. Daher wurde im Sinne von „Industrie 4.0“ in ein fahrerloses Transportsystem investiert. Damit verfolgt Spitz das Ziel, eine möglichst kur ze Time-to-Market für neue Produkte zu erreichen und die Wertschöpfungskette zu optimieren. Das System lernt schnell: Die hochpräzise Indoor-Lokalisierungstech nologie ermöglichte es, innerhalb weniger Stunden den gesamten Produktionsbereich der Backwarenherstellung einzulernen und zu digitalisieren. Die vollautonome Anlage sorgt für eine zuverlässige Versorgung der Produktionslinien mit Verbrauchsmaterial sowie für einen Abtransport der Fertigwa ren zu einem zentralen Übergabepunkt an das Hochregallager.

www.spitz.at

Zuckermoleküle gegen Viren

CYCLODEXTRINE Schweizer und britische Forscher haben Zuckermoleküle so modifi ziert, dass sie in der Lage sind, Vi ren durch einfachen Kontakt zu zerstören. Sogenannte „viruzide“ Substanzen wie Bleichmittel zerstören Viren auch, können jedoch nicht auf den menschli chen Körper aufgetragen werden, ohne ernsthafte Schäden zu verursachen. Die meisten der derzeitigen antiviralen Medi kamente wirken, indem sie das Wachstum von Viren hemmen, ohne sie zu zerstören. Außerdem sind sie nicht immer zuverläs sig: Viren können mutieren und gegen diese Behandlungen resistent werden. Hingegen ziehen modifizierte Zuckermoleküle aus natürlichen Glukosederivaten, den sogenannten Cyclodextrinen, Viren an. Indem sie die äußere Hülle des Virus zerstören, sind sie in der Lage, infektiöse Partikel durch einfachen Kontakt zu zerstören, anstatt nur das

Wachstum des Virus zu blockieren. Und dieser Mechanismus scheint bei allen Viren zu funktionieren, wie die Wissenschaftler bei Viren nachweisen konnten, die für Atemwegs- und Herpesinfektionen verantwortlich sind. Cyclodextrine haben viele Vorteile: Sie sind biokompatibel, einfach in der Anwendung, lösen keinen Resistenzmechanismus aus und sind nicht toxisch. Sie werden bereits in großem Umfang eingesetzt, insbesondere in der Lebensmittelindustrie. Die Forscher haben ein Patent angemeldet und ein Spin-off gegründet, um die pharmazeutische Entwicklung zu untersuchen. Auch eine Bekämpfung des Coronavirus könnte so gelingen.

https://advances.sciencemag.org

© ADOBE STOCK – KATERYNA_KON

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