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Risiko bei Lebensmitteln richtig einschätzen
Welche Risiken bei Lebensmitteln bestehen, kommt auf den Standpunkt an. AUSGEHEND VON DEN AMTLICHEN UNTERSUCHUNGEN DER AGES, DER AGENTUR FÜR GESUNDHEIT UND ERNÄHRUNGSSICHERHEIT, UND DER EINSCHÄTZUNG DER EFSA, DER EUROPÄISCHEN LEBENSMITTELSICHERHEITSBEHÖRDE, STEHEN ANTIBIOTIKA-RESISTENZEN, KRANKMACHENDE KEIME UND NEUE TIER- UND PFLANZENKRANKHEITEN AN ERSTER STELLE.
OSKAR WAWSCHINEK
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Eine AGES-Befragung zur Risikowahrnehmung in Österreich bei der Bevölkerung, aber auch bei Ärzten und Journalisten zeigt: „Mikro plastik“ wird als größtes Risiko eingeschätzt, gefolgt von „Täuschung durch unrichtige Information“ sowie „Anti biotikarückstände in Lebensmitteln“ und „Auswirkungen von Chemikalien und Schadstoffen“ (Abbildung) . Die Beunruhigung der Menschen hat leider oft nichts mit einem tatsächlichen Risiko zu tun, denn dem Risiko von Krankheitserregern in Lebensmitteln wird wenig Beachtung geschenkt, obwohl es jedes Jahr tausende Erkrankungen und auch Todesfälle gibt. Nach Angaben des Sozialministeriums gehen zwar die lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüche seit dem Jahr 2006 zurück, dennoch starben 2018 acht Personen an Listeriose, 27 Menschen erkrankten daran. An Campylobacter
starben sechs Personen, die Zahl der Erkrankungen betrug rund 8.000. Durch Salmonellen wurden 1.533 Krankheitsund fünf Todesfälle verursacht. Die AGES hat daher heuer mit dem Schwerpunkt „Sichere Lebensmittel“ versucht, den Menschen ein realistisches Bild von vermeintlichen Gefahren, aber auch von realen Risiken zu bieten.
Neuartiges Risiko – große Besorgnis Grundsätzlich haben die Österreicher Vertrauen in die Lebensmittelsicherheit, reagieren aber mit großer Beunruhigung auf bisher Unbekanntes, wie zum Beispiel Mikroplastik in Lebensmitteln oder neue Lebensmitteltechnologien, unabhängig davon, ob überhaupt ein Risiko besteht. Immerhin fühlen sich zwei Drittel der Österreicher nicht ausreichend zu Themen der Lebensmittelsicherheit informiert. Laut einer aktuellen europaweiten EUROBAROMETER-Befragung werden drei Themen am häufi gsten erwähnt: der Missbrauch von Antibiotika, Hormonen und Steroiden bei Nutztieren, Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmitteln sowie Lebensmittelzusatzstoffe. Die Europäer scheinen jedoch weniger als zuvor über Themen wie Gentechnik besorgt zu sein, während neue Themen wie Mikroplastik erstmals auf dem Lebensmittelsicherheits-Radar auftauchen.
Lebensmittelsicherheit – nur international vernetzt Aus Sicht der EFSA sind Antibiotika-Resistenzen, lebensmittelbedingte Krankheiten und klimawandel-bedingte Risiken wie Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) die großen Herausforderungen für die Sicherheit von Lebensmitteln in Europa und weltweit. Veränderte Marktrealitäten einer globalen Lebensmittelkette sowie der vermehrte internationale und nationale Tierverkehr, Lebensmittel-Betrugsfälle der vergangenen Jahre oder auch der zunehmende Handel von Produkten im Internet erfordern national bzw. europäisch koordinierte Maßnahmen. Die Anforderungen der Gesellschaft an eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion mit besonderen Anforderungen an den Tierschutz, den Pflanzenschutzmittel- oder Antibiotika-Einsatz sowie Trends zur Bekämpfung von Food-Waste oder neue InformationsQuelle: AGES
Abbildung: Risikowahrnehmung der Bevölkerung, von Ärzten, Journalisten und AGES
anforderungen an Lebensmittel müssen sich auch in der Struktur der Kontrolle entlang der Lebensmittelkette widerspiegeln. Ein Partizipationsprozess und mehr Transparenz sind Schlüsselaspekte einer erfolgreichen Risikokommunikation für die Zukunft. Ein umfassendes Lebensmittelsicherheitspaket unter dem Motto der Europäischen Kommission „Smarter rules for safer food“ bringt ein Bündel an Maßnahmen zur Verbesserung der Durchsetzung der Gesundheits- und Sicherheitsstandards entlang der Lebensmittelkette. Mit diesem Regulierungspaket werden Kontrollvorschriften für alle Segmente der Lebensmittelkette von Pflanzengesundheit, Pflanzenschutz, Futtermittelsicherheit, Tierschutz, Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit vereinheitlicht. Die EU-Verordnungen sind ab Dezember 2019 auch national anzuwenden.
Tipp —
Der Risikobarometer Umwelt & Gesundheit 2019 ist unter www.ages.at/wissen-aktuell/ abrufbar