10 minute read
Bombiger Erfolg
die eRnähRunG sPRAch miT dem GeschäFTsFühReR deR heidi chocolAT AG niemeTZ schWedenbomben, mAG. GeRhARd schAlleR, übeR den eRFolG deR schWedenbombe Als KlAssiKeR und süsse innoVATionen, übeR die heRAusFoRdeRunGen bei deR nAchhAlTiGKeiT Von VeRPAcKunGen und PRoduKTion, übeR den sTAndoRT ÖsTeRReich und seine Wünsche An eine „süsse Fee“.
osKAR WAWschineK
Advertisement
Die Ernährung: In der
Boxwelt lautet ein ungeschriebenes Gesetz: They never come back. Genau das ist Ihnen aber mit der Schwedenbombe gelungen. Wie haben Sie das geschafft?
Gerhard Schaller: Die Schwedenbomben sind ja eine der beliebtesten Marken Österreichs und wurden von den Vorbesitzern leider nur gemolken. Wir haben bei der Übernahme hohe Beträge in den alten Standort, den neuen Standort und ins Marketing investiert. Weiters haben wir sowohl in Richtung der Kunden als auch der Konsumenten ganz klar kommuniziert, dass die 6er Packung für den Impulsverzehr und die 20er Packung zum Verschenken und Teilen ist.
Das war ja nur der Beginn – wie haben Sie die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben?
Schaller: Wir haben gemeinsam mit dem Handel die Verfügbarkeit und Visibilität der Niemetz Schwedenbomben sichergestellt und haben mehr als eine Million Schwedenbomben an die Österreicher verteilt, um die Konsumenten an den hervorragenden Genuss der Schwedenbomben zu erinnern. Außerdem haben wir unsere Konditorriegel Manja und Swedy an fast jeder Kassa in Österreich platziert. Dieser wahre „Hidden Champion“ ist ja die Nummer 3 in dem extrem umkämpften Riegelmarkt.
Wie ist das Unternehmen aufgebaut?
Schaller: Wir sind ein kleines schlagkräftiges Team, das sehr auf den Kunden fokussiert ist.
Worin sehen Sie die Chancen und Bedeutung von Innovationen?
Schaller: Innovationen sind gerade in der Süßware sehr wichtig, weil Konsumenten immer wieder etwas Neues ausprobieren wollen. Innovationen sind in der gesamten Warengruppe nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs unverzichtbar. Im Wettbewerb mit Eigenmarken und im Kampf um den limitierten Platz im Handel sind einzigartige Innovationen der Markenartikelhersteller gefragter denn je. Hinzu kommt, dass die heimischen Verbraucher anspruchsvoll sind und oft nur mit neuen Impulsen zum Kauf angeregt werden können und auch immer wieder etwas Neues ausprobieren wollen. Daher sind wir laufend dabei, neue Produkte zu entwickeln. Im Moment sind gerade das Erdbeerbusserl und vor allen Dingen die Schwedenbomben Schaumschnitte im Kühlregal neu im Markt. Beide Produkte werden hervorragend vom Konsumenten akzeptiert und gekauft.
Welche Bedeutung haben im Unternehmen Qualitätsmanagement und Zertifizierungen?
Schaller: Wir legen einen sehr hohen Fokus auf Qualität und versuchen auch immer, unsere Produkte qualitativ weiter zu entwickeln. Auch auf Zertifizierungen wie IFS legen wir großen Wert, da sowohl Qualität, aber auch Sicherheit für Konsumenten und Mitarbeiter eine sehr hohe Priorität für uns haben.
Wie haben Sie im Unternehmen die Coronakrise bisher erlebt?
Schaller: Anfangs mussten wir extrem schnell reagieren, da wir in der Produktion autarke Teams schaffen mussten, damit wir bei einer eventuellen Quarantäne ein Ersatzteam haben. Wir
können ja mit unserem Frischeprodukt nicht auf Lager produzieren.
Sind für Sie Änderungen bei den Umsätzen bemerkbar? Was hat sich durch Lockdowns und Homeoffice für Ihre Produktrange verändert?
Schaller: Als Impulsprodukt hat die Schwedenbombe durch die reduzierte Frequenz massiv gelitten. Als Frischeprodukt blieben die Schwedenbomben auch für Hamsterkäufe ausgeklammert. Im Laufe des Jahres hat sich aber die Situation gebessert und wir konnten im Rahmen einer guten Zusammenarbeit mit dem Handel viele Aktivitäten umsetzen. Nachdem sich unsere wichtigste Marke Schwedenbomben durch die kurze Haltbarkeit nur bedingt zur Bevorratung eignet, konnten wir im Lebensmittelhandel nicht unser volles Umsatzpotential ausschöpfen.
Wie sehen Sie die Diskussionen um Zucker, Fett und Salz im Zusammenhang mit Übergewicht? Sind aus Ihrer Sicht Regelungen des Staats zielführend?
Schaller: Nach der deutlichen Zunahme verschiedener Zivilisationskrankheiten, wie z.B. Adipositas, in den Industrieländern ist es nicht verwunderlich, dass gewisse Nahrungsmittel in den Fokus der Diskussion gerückt sind. Allerdings glauben wir nicht, dass Verbote oder hohe Steuern auf gewisse Produkte die Lösung für manche Fehlentwicklungen sind. Eine vernünftige Rolle des Staats beim Thema ausgewogene Ernährung sollte sich auf Information und Aufklärung beschränken. Beides kann natürlich schon in frühen Jahren in der Schule beginnen, damit gewissen Entwicklungen bereits früh entgegengesteuert werden kann, und man dann gar nicht erst über Verbote etc. diskutieren muss. So können in Maßen genossene Süßwaren auch in Zukunft ihren Platz in einer ausgewogenen Ernährung haben.
Welche Trends entwickeln sich aus Ihrer Sicht? Wie reagieren Sie darauf?
Schaller: Nachhaltigkeit ist nach wie vor ein großes Thema, das auch uns wichtig ist. So verarbeiten wir etwa ausschließlich FairtradeKakao in unseren Produkten. Andere Zutaten werden, wenn möglich, lokal bezogen. Aber auch beim Thema Verpackung
© Heidi CHoColat aG
spielt Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. In diesem Bereich tun wir, was wir können, wie eben beispielsweise die Umstellung auf rePet (recyceltes PET), stehen aber wie die gesamte KonsumgüterIndustrie vor großen Herausforderungen, die weder einfach noch kurzfristig lösbar sind. Ein weiterer Trend in der Ernährung und auch im Süßwarenbereich geht in Richtung Qualitätsbewusstsein und Transparenz. Man möchte wissen, woher die Lebensmittel des täglichen Konsums kommen, wie und natürlich auch wo sie produziert werden. Wir freuen uns über dieses verstärkte Qualitätsbewusstsein der Kunden, das sich in den letzten Jahren gemeinsam mit einer neuen Genusskultur entwickelt hat, weil das genau unsere Stärke ist. Seit jeher werden sämtliche Niemetz Produkte in KonditorQualität mit einem hohen Anteil an Handarbeit in Österreich produziert. Die Verbraucher assoziieren mit unseren Produkten Tradition und klassische Handwerkskunst, für viele wecken Schwedenbomben, Manja und Swedy aus dem Hause Niemetz Kindheitserinnerungen. Auch wenn Herr und Frau Österreicher hin und wieder beim Essen auch gerne mal etwas Neues ausprobieren, sind sie doch auch Traditionalisten. So wie Schnitzel und Kaiserschmarrn seit vielen Jahrzehnten und
about
Zum Unternehmen
Edmund Niemetz gründete 1890 in Linz eine Konditorei. 1926 erfanden Walter Niemetz und seine Frau die Schwedenbombe, die ihren Namen einem Freund der Familie verdankt, der mithalf, die bis heute charakteristische Form und Rezeptur zu entwickeln. 1930 wurde die Süßwarenmanufaktur Niemetz in Wien gegründet und 1934 die Marke „Schwedenbombe“ eingetragen. 2013 stand die Schwedenbombe vor dem Aus. FacebookFans starteten eine Aktion. Heidi Chocolat hat die Schwedenbomben gerettet und so konnte ein Stück österreichischer Kultur erhalten werden. Weitere bekannte Produkte sind die Nussriegel Manja und Swedy. 2015 wurde der traditionelle Standort am Rennweg in Wien, der seit 1939 bestanden hatte, verlassen und eine neue Produktion in Wiener Neudorf aufgebaut. Rund 200 Mitarbeiter machen etwa 20 Mio. Euro Umsatz im Jahr. Hier werden auch Workshops und Führungen angeboten. Im Jahr 2013 übernahm die HEIDI Chocolat Group AG den österreichischen Süßwarenhersteller Niemetz. HEIDI wurde von einem der bekanntesten Schweizer Chocolatiers gegründet. Mit seinem ganzen Knowhow schuf er viele SchokoladenKompositionen, die eine starke und lebensfrohe Markenbotschaft transportierten. So wie HEIDI, das kleine Mädchen aus Johanna Spyris Geschichte, das immer die positive Seite des Lebens sah und damit auch dem Schweizer Chocolatier als Inspiration für den Namen des Unternehmens diente. 2018 erreicht HEIDI schon 50 Länder und die Schweizer Firma Schönenberger wird integriert, die BioSchokoladekompositionen herstellt. 2019 feierte HEIDI sein 25jähriges Bestehen. www.niemetz.at und www.heidichocolate.com/deat
länger unverändert geblieben sind, gibt es auch bei den Süßwaren Klassiker wie die Schwedenbomben, bei denen Veränderungen absolut unerwünscht sind. Diesen Wünschen unserer Konsumenten tragen wir selbstverständlich sehr gerne Rechnung. Natürlich sehen wir auch den Trend in Richtung Reduktion des ZuckerKonsums. Wir haben in unserem breiten Portfolio von Haus aus zahlreiche Produkte, die Konsumenten ansprechen, die darauf Wert legen, ihren ZuckerKonsum in überschaubaren Maßen zu halten oder zu reduzieren. So haben wir mit Heidi Dark eine breite Range an dunklen Schokoladen im Programm, die in Geschmackstests hervorragend abschneidet und einen hohen Anteil am klassischen Superfood Kakao aufweist. Unsere Heidi Dark Extreme 85 % hat um ganze 70 % weniger Zucker als klassische Milchschokolade. Seit kurzem haben wir auch eine Heidi Dark Schokolade mit 95 % KakaoAnteil im Programm, deren Zuckeranteil nur mehr minimal ist. Wir werden auch in Zukunft weiter daran arbeiten, unser Sortiment an dunklen Schokoladen zu erweitern. ZuckerErsatzstoffe sind für uns im Moment kein allzu großes Thema, und der Erfolg bereits am Markt befindlicher Produkte ist eher überschaubar. Was wir auch nicht verändern werden, sind die originalRezepturen unserer Niemetz Produkte. Abgesehen davon, dass Schwedenbomben sowieso deutlich weniger Kalorien haben als Schokolade, wollen wir bei unseren beliebten Klassikern, die seit Jahrzehnten gut funktionieren, auf Kontinuität bei Geschmack und Produktqualität setzen.
Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Vordergrund. Stichwort CO2Bilanz: Wie haben Sie das Unternehmen positioniert?
Schaller: Unsere lokale Produktion und die damit verbundenen kurzen Transportwege sind schon mal eine gute Voraussetzung für eine vernünftige Co2Bilanz. Darüber hinaus versuchen wir, in allen Bereichen unseren Co2Fußabdruck zu reduzieren. So haben wir beispielsweise sämtliche Plastikverpackung auf rePet umgestellt und arbeiten ständig mit unseren Lieferanten daran, die Umweltverträglichkeit unserer Verpackungen weiter zu verbessen. Aber auch andere Maßnahmen wie Abfallvermeidung, Mülltrennung etc. werden laufend optimiert. Auch bei den Rohwaren versuchen wir, möglichst lokal einzukaufen. So verwenden wir seit Beginn nur Wiener Zucker.
Welche Herausforderungen haben Sie dabei im Speziellen erlebt?
Schaller: Als kleines Unternehmen können wir natürlich nur überschaubare Investitionen in diesem Bereich tätigen, aber auch bei den Ressourcen der
Mitarbeiter für zusätzliche Nachhaltigkeitsprojekte gibt es Limits. Trotzdem versuchen wir, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unsere Nachhaltigkeitsagenda voranzutreiben.
Auch bei Plastikverpackungen ist Ihnen kürzlich ein großer Schritt gelungen. War das einfach oder hatten Sie spezielle Probleme zu lösen?
Schaller: Die Umstellung auf rePet war ein großes und richtungsweisendes Projekt. Wir haben ja vor der Umstellung auf rePet auch geprüft, ob nicht der Umstieg auf Karton die umweltfreundlichere Alternative wäre. Um das herauszufinden, haben wir die Erstellung einer ÖkoBilanz für beide Verpackungen beauftragt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass rePet in Summe die umweltfreundlichere Lösung ist. Allerdings war die Entwicklung der neuen Verpackung sehr langwierig, ein Team von Experten hat mehr als ein Jahr daran gearbeitet. Der Grund ist der direkte Kontakt der Schwedenbombe mit dem rePet, wobei ich selber überrascht war, dass dies so aufwändig ist. Auch die Suche nach einem passenden Hersteller und die Abwicklung der Umstellung war nicht ganz einfach und ist auch mit signifikanten Mehrkosten verbunden, denn interessanterweise kostet das rePet mehr als ein neues Pet. Uns ist aber wichtig, dass wir kein neues Gramm Plastik in Umlauf bringen, und nun liegt es an den Konsumenten, die Verpackung in der gelben Tonne zu entsorgen.
Wie wichtig sind für Ihr Unternehmen Herkunft und Regionalität? Wie gehen Sie damit um?
Schaller: Für uns als traditionellen österreichischen Hersteller sind Herkunft und Regionalität zwei wichtige Faktoren, mit denen wir gegenüber internationalen Mitbewerbern punkten können. So beziehen wir unsere Rohstoffe nur von namhaften, möglichst österreichischen Lieferanten und produzieren unsere Schokoladenprodukte natürlich nur nach höchsten QualitätsStandards ausschließlich an unserem Standort in Wr. Neudorf.
Wie stehen Sie zur in Österreich angedachten national verpflichtenden Kennzeichnung der Herkunft?
person
Zur Person
Biographie Mag. Gerhard Schaller leitet Heidi Chocolat seit 2014. Davor war er in der Meinl Industrieholding für den globalen Markenaufbau von Julius Meinl mit Fokus auf Asien, den Mittleren osten und Nordamerika verantwortlich. Weitere Stationen waren eine Firma für Risikokapital und Private Equity sowie Kraft Foods/Mondelez, wo er von 1996 bis 2011 verschiedenste Funktionen vom Brandmanager bis zum Geschäftsführer Gastronomie und Vending innehatte. Studiert hat der gebürtige Pinzgauer Handelswissenschaften an der WU Wien und schloss danach noch Ausbildungen am Austrian Latin America Institute und zum Certified Turnaround Expert ab. Verheiratet ist Gerhard Schaller seit 2000 mit Sophie Karmasin, Meinungsforscherin und ehemalige Familienministerin. Sie haben zwei Söhne.
© Heidi CHoColat aG
Schaller: Auch wenn Transparenz ein Trend im LebensmittelSektor ist, glauben wir an den mündigen Konsumenten und denken, dass eine gewisse Balance zwischen Transparenz bei der Herkunft und einem möglicherweise überbordenden und teuren Regelwerk unbedingt notwendig ist.
Welche Bedeutung hat für Sie der Export?
Schaller: Export hat für uns im Moment leider kaum Bedeutung. Die extrem kurze Haltbarkeit der Schwedenbomben von nur drei Wochen macht es sehr schwierig, die Produkte mit einer vernünftigen Restlaufzeit vom Werk zu den Konsumenten im Ausland zu bringen. Trotzdem werden wir weiter nach Möglichkeiten Ausschau halten, um unsere großartigen Produkte auch für Konsumenten im Ausland verfügbar zu machen.
Was wünschen Sie sich von der Bundesregierung für den Standort Österreich?
Schaller: Gleiche und faire Bedingungen für alle Player in Industrie und Handel schaffen. Neue Regelwerke mit Augenmaß einführen. Generell attraktive Standortpolitik mit ausgewogener Steuerbelastung.
Wenn Sie die sprichwörtliche Fee besuchen kommt: Welche drei Wünsche hätten Sie?
Schaller: Wenn diese Fee eine „süße“ ist, dann würde ich mir für unser Unternehmen wünschen, dass die Schwedenbomben länger haltbar wären, ohne die originalrezeptur ändern zu müssen. Das würde schon viele Probleme lösen. Weiters wünsche ich für unsere Mitarbeiter und ihre Angehörigen, dass sie alle gesund durch die Krise kommen. Nicht zuletzt wünsche ich mir, dass die Schwedenbomben, die in wenigen Jahren 100 werden, auch in 100 Jahren noch einer der beliebtesten Süßwarenartikel der österreichischen KonsumentInnen sind.
Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Schaller: Natürlich ein Dessert, und zwar die Schwedenbombentorte!