DIE ERNÄHRUNG VOLUME 46 | 02.2022

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Wie Recycling bei PET funktioniert Die Ernährung sprach mit DI Christian Strasser, Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH in Müllendorf im Burgenland, über die Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich von PET-Recycling, die Auswirkungen eines verpflichtenden Pfandsystems, welche Produkte für die Lebensmittelindustrie entwickelt wurden sowie Themen wie Nachhaltigkeit, Mikroplastik, Investitionen, Produktentwicklungen und Innovationen. Oskar Wawschinek

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ie Ernährung: Wie ist das Jahr 2021 für PET to PET generell ge-

laufen? Christian Strasser: Das abgelaufene Geschäftsjahr war für PET to PET wie für die gesamte Wirtschaft sehr herausfordernd. Trotz aller Einschränkungen und der damit zusammenhängenden verhaltenen Nachfrageentwicklung konnte das Jahr zufriedenstellend abgeschlossen werden.

Hat sich die Coronapandemie auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Strasser: Die Erwartung, dass durch die Verfügbarkeit von Impfstoffen die Pandemie rasch beendet werden könnte, hat sich durch eine weiterhin hohe Infektionslage und damit erforderliche Lockdownphasen nicht erfüllt. Die Lieferketten waren über den gesamten Wirtschaftsbereich empfindlich gestört und führten zu Versorgungsengpässen, verlängerten Lieferzeiten und nicht zuletzt zu extremen Preisentwicklungen. Insbesondere im Bereich der gebrauchten

PET- Getränkeflaschen kam es durch eine gute Nachfragesituation und geringe Verfügbarkeit zu einer Verdoppelung des Preisniveaus im ersten Halbjahr. Eine sehr besorgniserregende Situation, welche geeignet ist, die sich gut entwickelnde Kreislaufwirtschaft zu bremsen, insbesondere wenn Primärrohstoffpreise deutlich kostengünstiger sind wie gleichwertige Sekundärrohstoffe. Wird die Einführung eines Pfandsystems Auswirkungen auf das Unternehmen haben? Strasser: Die Einführung eines Pfandsystems hat eindeutig positive Auswirkungen sowohl auf die Qualität (keine stofflichen Verunreinigungen) als auch auf die Rücklaufmenge. Es darf davon ausgegangen werden, dass dadurch der Stoffkreislauf der Getränkeflasche aus PET noch besser geschlossen werden kann. Der Kreislaufschluss muss vornehmlich in der ursprünglichen Anwendung gelingen, ein „downcyceln“ in niederwertige Anwendungen, welche danach eine Wiederverwendung verunmöglichen, soll tunlichst

Getränkeverpackung ein guter, allerdings nur kleiner Beitrag – berücksichtigt man das bereits derzeit auf hohem Niveau funktionierende bottle to bottle Recycling.

DI Christian Strasser, Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH

Welche Mengen werden derzeit pro Jahr verarbeitet bzw. hergestellt? Strasser: Im abgelaufenen Jahr konnten fast 28.000 t Getränkeflaschen verarbeitet werden und daraus Material für neue Flaschen erzeugt werden.

ausgeschlossen werden. Jede Verpackungsform muss die Voraussetzung der Wiederverwendung in der eigenen Anwendung gewährleisten. In diesem Zusammenhang sehen wir eine Pfandeinführung lediglich auf Getränkeverpackungen als zu kurz gedacht. Wenn wir die Ziele, welche in der EU im Rahmen des Kreislaufwirtschaftspaket definiert wurden, betrachten, dann müssen wir die Recyclingquote aller in Verkehr gesetzten Kunststoffverpackungen von derzeit ca. 25% auf mind. 50% bis 2025 erreichen. Dabei ist der positive Einfluss aus der Bepfandung der

Welche Entwicklungen der Mengen und Preise erwarten Sie für 2022? Strasser: Bereits seit 2007 erzeugt das Unternehmen Rezyklate für die Herstellung von neuen Getränkeflaschen, immer mit dem Anspruch der Einhaltung der höchsten Qualitätsansprüche der Lebensmittelqualität. Konsequent, aber sehr verantwortungsvoll, wurden schrittweise die Rezyklateinsatzquoten gesteigert. Diesen Weg werden wir auch zukünftig weiterführen und die Aufbereitungsmenge weiter steigern. Leider ist aufgrund

© Andi bruckner

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