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Saftige Weiden und Rastplatz am Wasser

„Flocke, du kleiner Wirbelwind, komm hierher!“ „Määääh.“ „Du siehst doch, dass an der Stelle das Gras schon abgeknabbert ist. Und da drüben hat es die Sonne schon ausgetrocknet. Stups, halt! Nicht an das bittere Unkraut, das macht dich krank.“ „Määäh, mäh.“ „Jaa, hier rüber. Oh Schnucke, du kleines Schmuseschäfchen, hast du dir etwa wehgetan? Du humpelst ja ein bisschen. Oder willst du wieder nur gekrault werden?“ „Mäh. “

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Die laue Morgenluft tut wirklich gut. Der Himmel ist wolkenlos. Dafür wird aber die Sonne in wenigen Stunden brennend heiß auf sie herunterscheinen. David muss sich beeilen, alles zu erledigen, bevor die Mittagssonne ihn und die Schafe lahmlegt. Auf der Weide wachsen noch einige bittere Kräuter, die für die Schafe schädlich sind. Mit geschultem Blick sucht er die Wiese danach ab, um die Schädlinge zu beseitigen. 3

Währenddessen schaut er sich immer wieder nach allen Seiten um. Seine Herde muss immer vollständig und in Sicherheit bleiben.

Jetzt braucht seine Herde nur noch frisches Wasser. Also, los. „Schnucke, Flocke und ihr anderen, kommt ihr mit mir an den Bach? Da könnt ihr euch satt trinken!“ Blökend läuft die Schäfchengruppe hinter David her.

So, endlich ist die ganze Herde versorgt. „Schöner könnte es heute kaum sein“, denkt er sich. „Wo habe ich jetzt meine Harfe¹ abgestellt? Aaah, da vorn an dem kleinen Baum.“ Gleich daneben liegt auch seine Schleuder. Ein hübsches schattiges Plätzchen. Da kann David sich jetzt endlich niederlassen und sein Lieblingslied spielen. Außerdem kann er von dort aus die ganze Weide überblicken. „Wäre doch nur jeder Tag so sorglos …“, träumt er und zupft die ersten Töne.

„Alle Nationen, lobt den Herrn! All ihr Völker, rühmt ihn! Denn machtvoll ist seine Gnade über uns, und ewig währt die Treue des Herrn. Halleluja!“, singt David. Dann überlegt er: „Das ist das kürzeste Lied, das ich kenne. Dieser Herr, das ist der Gott, von dem Vater mir oft erzählt hat. Dieser Gott war immer gut zu unserem Volk. Und im Haus Gottes² haben sie gesagt, dass er die ganze Welt geschaffen hat. Dieser Gott muss wirklich unbegreiflich groß sein! Dass er sich dann noch um uns kleine Menschen kümmert, das kann ich nicht begreifen …“ Aufmerksam gleitet Davids Blick über die Schafherde. Da kommt ihm plötzlich ein Gedanke: Wir Menschen sind eigentlich auch wie Schafe, die einen Hirten brauchen, der sie beschützt und ihnen den Weg zeigt. Er zupft weiter an seiner Harfe herum, bis ihm plötzlich ein Liedvers über die Lippen kommt: „Der Herr ist mein Hirte, mir fehlt es an nichts: Er bringt mich auf saftige Weiden, und führt mich zum Rastplatz am Wasser.“ David gefällt das. Er wiederholt die Zeilen ein paar Mal und freut sich riesig über dieses kurze, fröhliche Lied.

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