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Was bleibt
Tex t — DEBORA LONGARI VA Fotos — CAROLINE RENZLER un d FABIAN HASPINGER
Schwere Mauern, dunkle Gänge, enge Kammern, eine Welt, die 335 Jahre lang hinter verschlossenen Türen stattfand. Nun ist der Orden der Benediktinerinnen ausgezogen, das Kloster Säben hoch über Klausen steht leer – ein letzter Rundgang
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1681 wurde unter der Regie des Pfarrers von Klausen Matthias Jenner mit dem Bau des Klosters begonnen. Fünf Jahre später, 1686, wurde das Kloster zum Heiligen Kreuz auf Säben offiziell gegründet. Die Benediktinerinnen aus dem Stift Nonnberg in Salzburg zogen ein. Die letzte Novizin von Säben ging nun, 335 Jahre später, nach Nonnberg – so schließt sich ein Kreis.
550 Nonnen sah das Kloster insgesamt. Zu den besten Zeiten lebten hier gleichzeitig zwischen 80 und 90 Frauen nach dem benediktinischen Leitspruch „Ora et labora“. Der BenediktinerinnenOrden von Kloster Säben lebte bis zur Auflösung in strenger Klausur, in einem abgegrenzten Bereich: Keine Außenstehenden kamen hinein – und wer drinnen war, blieb meist auch dort.
Finanzielle Grundlage des Klosters waren die Mitgiften, die jede Frau beim Einzug vorbrachte. Dazu zählte nicht nur Geld, sondern auch Möbelstücke, Geräte und Ähnliches. Jede brachte zum Beispiel die eigene Zimmereinrichtung selbst mit. Neben dem finanziellen Beitrag musste jede Nonne außerdem einen gesellschaftlichen Beitrag leisten: Die Fähigkeiten einer Krankenschwester oder Schusterin zählten teils sogar mehr für die Aufnahme als bloßer Besitz. Auch wenn eine der Frauen gut singen konnte, zeigte man sich nachsichtig, wenn die Mitgift mager ausfiel.
Der Tag begann um fünf Uhr morgens: aufstehen, Morgengebet, Messe, Frühstück, Arbeit, Mittagsgebet, Mittagessen, Mittagsruhe, Arbeit, Vesper, Abendessen, Rekreation, Komplet, Nachtruhe. Das Klosterleben konnte einsam sein. Während all dieser Tätigkeiten schwiegen die Frauen. Nur zur Rekreation wurde für etwa eine Stunde am Tag – manchmal auch über weltliche Dinge – miteinander gesprochen. Man hörte Radio, spielte, las und stickte. Am letzten Sonntag im Monat entfiel die Rekreation, so blieb mehr Zeit zum Schweigen.
Krankenschwester, Apothekerin, Buchhalterin, Fenstermacherin, Schuhmacherin oder Köchin: Knapp 50 Aufgaben beschreibt die Ämterordnung von Säben. Sie regelte die verschiedenen Zuständigkeiten und gibt uns heute Einblick in die soziale Struktur im Kloster. Die Ämter wurden jedes Jahr neu verteilt, die Vergabe unterstand allein der Äbtissin. Eine Aufteilung war für ein friedliches Zusammenleben unentbehrlich.
Ein Tag im bezaubernden Klausen
Genuss und Kultur mit Mittelalterflair
Öffnungszeiten der Geschäfte
+ Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 19 Uhr Samstag von 9 bis 12 Uhr
www.klausen.it/shopping
Stadtmuseum Klausen
+ Das Museum ist von Ende März bis Anfang November von Dienstag bis Samstag von 9.30 bis 12 Uhr und von 15.30 bis 18 Uhr geöffnet. Am Sonntag, Montag und an Feiertagen ist das Stadtmuseum geschlossen.
www.museumklausenchiusa.it
Kostenlose Stadtführungen
+ Jeden Mittwoch im Juli, August und September Treffpunkt: Infobüro Klausen, Marktplatz 1, Tel. +39 0472 847 424
Eingebettet zwischen den Dolomiten auf der einen und den Sarntaler Alpen auf der anderen Seite, liegt ganz besonnen das mittelalterliche Städtchen Klausen. Schon vor Hunderten von Jahren machten die Reisenden, die zwischen Norden und Süden unterwegs waren, gerne Halt in dem schmucken Ort unterhalb des imposanten Klosters Säben. Nach und nach entwickelte sich so dieser spezielle Charakter der Altstadt, der heute noch nahezu unverändert scheint. Spaziert man vom Marktplatz durch das Brixner Tor, kommt man vorbei an herrschaftlichen Häusern mit aufwendig gestalteten Fassaden und Erkern, die durch schmale Gassen getrennt sind und zu geheimnisvollen Ecken führen. Wie die Namen Gerber-, Färber- und Mühlgasse verraten, hat das Handwerk im Wirtschaftsleben von Klausen schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Ebenso wie die noch bestehende monatliche Markttradition, von der man annimmt, dass sie bis 1220 zurückreicht. Heute laden schicke Boutiquen und Geschäfte mit einem ausgewählten Sortiment zum Einkaufen ein.
Um die vielen Eindrücke des „Stadtls“ auf sich wirken zu lassen, sollte man zwischendurch eine Rast einlegen. Bei einem schaumigen Cappuccino zur frischen Erdbeercremeroulade oder einem feinen Glas Eisacktaler Weißwein lässt es sich wunderbar entspannen. Leckere Speckknödel mit Gulasch, Spaghetti al Pomodoro oder Pizza vom Holzofen gibt’s in den traditionellen Gasthäusern und Restaurants. Passend dazu empfiehlt es sich, das in Klausen gebraute Bier zu probieren. Fast ein Muss ist der, zugegeben, etwas steile Aufstieg zum Kloster Säben. Doch die Aussicht auf die Dächer von Klausen und die umliegenden Dörfer des südlichen Eisacktales entlohnt für all die Mühen. Das mittelalterliche Flair des Ortes hat seit jeher namhafte Künstler in seinen Bann gezogen. So malte Albrecht Dürer ein Aquarell mit dem Bild der Stadt, das er später als Hintergrund für den Kupferstich „Nemesis – Das große Glück“ verwendete. Nicht umsonst gehört Klausen zu den „Borghi più belli d’Italia“, den schönsten Altstädten Italiens. Genauso inspirierend wie die Stadtkulisse für Künstler war und ist, so bleibt sie ihren Besuchern durch ihre einzigartige Mannigfaltigkeit in liebevoller Erinnerung und weckt die Sehnsucht nach baldiger Wiederkehr.
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