Mit
spie len u n d gew inne n!
Wir spielen Ein Sommer-Sonderheft
Nichts geht mehr: Armutsfalle Spielcasino
Schtärneföifi, Silberbüx und Jagdkapelle: Wenn die Musik für Kinder spielt
Nr. 280 | 27. Juli bis 9. August 2012 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.
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Wettbewerb! Schicken Sie uns die Lösung der Brückenrätsel auf dieser Seite und auf Seite 16 und gewinnen Sie mit etwas Glück einen 100Franken-Gutschein, gesponsert von der Migros.
© CONCEPTIS PUZZLES
An: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4003 Basel. Einsendeschluss ist der 9. August 2012.
Jeder Kreis stellt eine Insel dar. Die Zahl darin gibt an, wie viele Linien (Brücken) dort enden. – Brücken sind nur zu horizontal oder vertikal benachbarten Inseln erlaubt. – Inseln dürfen mit einfachen oder doppelten Brücken verbunden werden. – Am Schluss sollen alle Inseln miteinander verbunden sein. – Kreuzungen, diagonale Brücken und Verbindungen mit mehr als 2 Linien sind nicht erlaubt.
Hier könnte Ihre Werbung stehen. Werfen Sie Ihr Werbegeld nicht auf die Strasse. Investieren Sie es dort. Anzeigenverkauf, T +41 76 325 10 60 anzeigen@vereinsurprise.ch
— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — 2
SURPRISE 280/12
Titelbild: Priska Wenger
Editorial Das Leben ist ein Spiel BILD: ZVG
Lust auf ein Spielchen? In der ersten Sondernummer wollten wir Sie dazu anregen, in der Sonne liegend über Rätseln zu brüten.* Nun finden wir, es ist genug gebrütet und rumgelegen: Im zweiten Teil unseres Sommer-Specials wollen wir Sie zum Spielen verführen. «Bubi spiele, Bubi gsund» hiess es früher, wenn man sich als Jugendlicher wieder einmal nicht so verhielt, wie das von einem bald Erwachsenen erwartet wurde. Glaubt man Spieleguru Hans Fluri, dann zielte der vorwurfsvolle Ton, der jeweils mitschwang, jedoch total daneben. Denn gemäss dem Leiter der Spielakademie Brienz macht Spielen nicht nur Kinder klug und glücklich, sondern es bleibt auch im Erwachsenenalter eine existenzielle Tätigkeit jedes Menschen. «Nur wer er- FLORIAN BLUMER wachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch», sagte einmal Erich Kästner, Autor REDAKTOR diverser Klassiker der Kinder- und Erwachsenenliteratur. Bleiben wir also kindisch! Wer trotzdem noch findet, Erwachsensein heisse, den Spieltrieb dem Ernst des Lebens zu opfern, dem sei gesagt, dass Fluri auch Banker und Manager berät, um sie erfolgreicher zu machen. Lesen Sie das Interview ab Seite 10. Banker und Spielen, kann das gut gehen? Nein, wissen wir spätestens seit der grossen Deregulierung in der Finanzbranche. Nicht, wenn die Zocker mit richtigem und richtig viel Geld spielen dürfen, und die Regeln so aufgestellt sind, dass der Spieler mit Glück gewinnt und mit Pech die Allgemeinheit verliert. Die Regeln sind bei einem Spiel entscheidend, betont Fluri. Genau umgekehrt wie in der Finanzwelt läufts im Spielcasino: Hier kann der Spieler auf Dauer nur verlieren. Meine Kollegin Mena Kost wagte sich in die Spielhölle. Zurück kam sie mit leeren Taschen und der Erkenntnis, dass hinter der Glück und Glamour versprechenden Fassade nicht mehr viel glitzert. Lesen Sie ihre Reportage ab Seite 20. Und nun ist Schluss mit Leseempfehlungen. Nehmen Sie noch den einen oder anderen Tipp eines Spielexperten mit oder reissen Sie sich das Surprise-Leiterspiel heraus und legen Sie das Heft dann möglichst schnell weg. Rufen Sie eine Freundin an oder schnappen Sie sich Ihren Göttibueb und gehen Sie raus zum Spielen! Wenn Sie die Freundin im Crossboule oder der Göttibueb beim Santa Cruz (siehe Seiten 26 und 27) schlägt, muss Sie das übrigens nicht weiter beschäftigen: Verlierer sind erstens sowieso in der Mehrheit und zweitens erst noch sympathischer als Gewinner, wie Sie dann, zurück vom Spiel, in den Wörtern von Pörtner nachlesen können (Seite 24). In diesem, olympischen Sinne: Let the games begin! Florian Blumer * Haben Sie die letzte Ausgabe verpasst, fragen Sie Ihre Verkäuferin oder Ihren Verkäufer! Sie oder er besorgt Ihnen gerne ein Exemplar.
Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@vereinsurprise.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 280/12
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BILD: ZVG
Inhalt
06 Was spielen Sie? Surprise-Verkäuferinnen und -Verkäufer erzählen, was und warum sie spielen – und weshalb das ganze Leben ein Spiel ist.
BILD: CORINNE FUTTERLIEB
10 Ernsthaft verspielt Hans Fluri leitet die Spielakademie in Brienz. Im Interview sagt er, warum man mit Schachfiguren nicht Fussball spielt und wie Kartoffelstock mit Sauce zum Nachdenken anregen kann.
BILD: ZVG
14 Pogo statt Nuggi Rockmusiker erobern die Kinderzimmer. Und erzählen, wie man Rock’n’Roll für Primarschüler inszenieren muss.
BILD: PRISKA WENGER
18 Das Blut eines Bankers Michael Herzig hat exklusiv für Surprise einen Fortsetzungkrimi geschrieben: zweiter und letzter Teil.
BILD: REUTERS / LUCAS JACKSON
20 Rien ne va plus Baden im Glück und James-Bond-Atmosphäre? Die Realität sieht anders aus: Ein Blick hinter die glitzernden Kulissen der Spielcasinos.
Rätseln und gewinnen! Im Heft verteilt finden Sie zwei Sudokus, zwei Bimarus und ein Brückenrätsel. Schicken Sie uns die Lösungen mit Angabe von Name und Adresse: Pro Rätselart gibt es einen Migros-Gutschein über 100 Franken zu gewinnen. An: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4003 Basel. Einsendeschluss ist der 9. August. Die Lösungen finden Sie danach auf www.vereinsurprise.ch und im nächsten Heft.
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Das Cover, die Illustration zum Krimi und die Zahlenrätselgestaltung in diesem und im vorigen Sonderheft stammen von der freischaffenden Illustratorin Priska Wenger. Seit vielen Jahren schon gestaltet sie die Bilder zu unserer Gerichtskolumne «Zugerichtet». Priska Wenger studierte Visuelle Kommunikation und Illustration an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern. Seit 2007 lebt und arbeitet sie in New York, wo sie 2009 den Master in Fine Arts abschloss. SURPRISE 280/12
BILD: ZVG
Ausserdem: Basteln für eine bessere Welt (S. 5), Bildrätsel (S. 7), Porträt René Kuster (S. 8), Wörter von Pörtner (S. 24), Suprise-Leiterspiel (S. 25), Kulturtipps (S. 26/27), Strassenfussballerporträt Ralf Breidenbach (S. 28)
ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS | WOMM
1. Zerreissen Sie Altpapier oder Eierkartons in möglichst kleine Stücke und geben Sie diese in einen Eimer.
2. Giessen Sie heisses Wasser dazu, sodass die Stückchen darin schwimmen, und lassen Sie das Ganze zwei bis drei Stunden einweichen.
3. Rühren Sie danach in einer Schüssel dicken Tapetenkleister an.
4. Nehmen Sie das Papier aus dem Wasser und drücken Sie es kräftig aus. Leeren Sie das Wasser aus und geben Sie danach Papier und Kleister in den Eimer und kneten Sie die Masse gut durch. Geben Sie nach und nach etwas Kleisterpulver dazu und kneten weiter, bis der Teig nicht mehr flüssig ist, aber auch nicht auseinanderbröckelt.
5. Spülen Sie sieben gleich grosse leere Plastikflaschen aus und füllen Sie jede mit einer Handvoll Sand. Pappen Sie nun das Papiermâché auf die Flaschen und formen Sie damit Figuren. Sie sollten unten dicker sein als oben – kegelförmig, eben.
6. Lassen Sie das Papiermâché trocknen und schleifen Sie die Oberfläche dann mit Schmirgelpapier glatt. Bemalen Sie die Figuren mit blau-rot, gelb-schwarz oder blauweiss, je nachdem, wen Sie fallen sehen wollen. Jetzt brauchen Sie nur noch einen Tennisball und einen Spielpartner, und es kann losgehen.
Basteln für eine bessere Welt Die – für den hiesigen Fussballbegeisterten ziemlich emotionslos verlaufene – EM ist Geschichte, jetzt rollt der Ball wieder in der Super League. Sprich: Es geht wieder um etwas. Damit wird manch eingefleischten Fan beim Zuschauen von Neuem die bittere Erkenntnis ereilen: Man wüsste genau, wen man hätte anspielen, wann schiessen und wen einwechseln müssen, man schreit und singt sich die Kehle aus dem Leib – darauf, dass am Schluss die anderen gewinnen, hat das doch wieder keinen Einfluss. Das läuft bei unserem Kegelspiel anders: Basteln Sie sich Figuren in den Farben des Gegners und nehmen Sie das Schicksal in die eigene Hand! SURPRISE 280/12
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Verkäufer antworten Was spielen Sie?
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Peter «Alok» Fechner, 60, ChristoffelPassage Bern «Ich glaube, Spielen ist der Sinn des Lebens. Spielen ist der Weg, um Glück zu erreichen – und nicht etwa Ernsthaftigkeit und Profit. Wir blochen jedoch genau in die falsche Richtung: Wir bräuchten heute schon zwei oder drei Planeten, um unsere materiellen Bedürfnisse zu befriedigen und gehen trotzdem unbeirrt weiter in diese Richtung. Es ist wie bei der Titanic, die gegen einen Eisberg fährt. Als Einzelner kann man dagegen nichts machen. Deshalb ist es besser, das Leben als Spiel zu betrachten.»
Lars Bernet, 34, Migros, Zofingen «Im Wohnheim gibt es ein paar Leute, mit denen ich gern UNO spiele. Und vor wenigen Tagen habe ich mir einen Fahrsimulator für den PC gekauft. Gesteuert wird das Spiel über die Maus und die Tastatur. Es funktioniert wie in der Wirklichkeit: Wenn du zu schnell fährst, gibt es eine Busse. Ausser Autos gibt es auch einen Bus und einen Abschleppdienst. Wenn ein Auto kaputt ist, bringe ich es in die Garage.» BILD: ZVG
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Reda Melake 25, Turbenthal «Ich schaue Fussball am Fernsehen und bin Fan von Arsenal London. Mit meinen Arbeitskollegen habe ich in Bern und Basel schon beim Strassenfussball mitgespielt. In Eritrea, wo ich herkomme, rennen die Kinder vor allem viel herum, wenn sie spielen. Meine eigene Tochter wohnt noch nicht lange bei mir in der Schweiz; ich hatte noch gar nicht viel Gelegenheit, mit ihr zu spielen.»
Kurt Brügger, 58, Spalenberg, Basel «Jetzt im Sommer gehe ich gerne Minigolf spielen. Es gibt eine schöne Anlage am Allschwiler Weiher. Die einzelnen Bahnen sind abwechslungsreich und die Umgebung ideal: Rasenflächen wechseln sich ab mit einem Weiher und einem kleinen Wäldchen. Früher ging ich oft mit meinem Vater spielen. Heute begleitet mich manchmal ein Kollege, aber ich spiele auch gerne allein.»
Marlis Dietiker, 62, Bahnhof Olten «Ich jasse. Jeden Sonntag spiele ich ButzJass mit meinem Sohn – da wird man bestraft, wenn man unter 26 Punkten bleibt, mit einem Hardöpfel. Und je mehr man davon hat, desto schwieriger wird es zu gewinnen. Manchmal spiele ich mit Kollegen auch einen Schieber. Am Jassen gefällt mir das Zusammensein mit anderen und dass man denken und rechnen muss. Mein Grossvater hat es mir beigebracht, als ich so acht, neun Jahre alt war. Mir macht es nichts, wenn ich verliere oder Fehler mache: Hauptsache ich kann jassen!» BILD: ZVG
BILD: ZVG
Hans Peter Meier, 54, Bellevue Zürich «Früher habe ich Kartenspiele gespielt. Unterdessen habe ich aber gemerkt, dass die Leute oft falsch spielen, auch wenn nicht viel auf dem Spiel steht. Ich würde es ja noch verstehen, wenn es um existenzielle Fragen ginge. Aber dass die Leute unehrlich sind, sieht man in allen Bevölkerungsschichten. Das ist ein psychologisches Muster des Menschen, viele tun es sogar unbewusst. Ich denke, zu lernen nicht zu schummeln, bedeutet auch, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein.»
BILD: DOMINIK PLÜSS
BILD: ZVG
Surprise-Verkäuferinnen und Verkäufer erzählen, was und warum sie spielen – und weshalb das ganze Leben ein Spiel ist.
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Bildrätsel Finden Sie die Unterschiede! Unsere Grafiker haben sich ein Strassensportbild vorgenommen und ein paar Details verändert. Finden Sie die fünf Unterschiede und gewinnen Sie einen der drei Preise. Wir wünschen ein gutes Auge und viel Glück! 1. Preis: Eine Surprise-Tasche mit Widmung von Stephan Eicher, gefüllt mit Überraschungen 2. Preis: Ein Helm von Tom Lüthi, signiert 3. Preis: Bühnenschuhe von DJ Bobo, signiert Markieren Sie die Unterschiede im Bild links und schicken Sie uns die Seite mit Name und Adresse an: Verein Surprise Redaktion, Spalentorweg 20, 4003 Basel Einsendeschluss: 9. August 2012
Wettbewerb! Schicken Sie uns die Lösung der Sudokus auf dieser Seite und auf Seite 23 und gewinnen Sie mit etwas Glück einen 100-Franken-Gutschein, gesponsert von der Migros. An: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4003 Basel. Einsendeschluss ist der 9. August 2012. © CONCEPTIS PUZZLES
Die Surprise-Mannschaft Lorraine Bern.
Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur ein Mal Finden Sie die fünf Unterschiede. SURPRISE 280/12
vorkommen.
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Porträt «Torball bedeutet für mich Freiheit» Ein Ball, zwei Tore, drei Schnüre – das ist Torball, das einzige Ballspiel für Blinde und Sehbehinderte. Genau das Richtige für eine Kämpfernatur wie René Kuster. VON SARAH FORRER (TEXT) UND DOMINIK PLÜSS (BILD)
René Kuster liegt seitlich auf dem Boden der Turnhalle. Die Hände weit nach vorne gestreckt, so, als wollte er die Wand der Turnhalle berühren. Als der Ball mit voller Geschwindigkeit an seiner Brust abprallt, verzieht der Spiezer keine Miene. Vielmehr rappelt er sich rasch auf die Knie, tastet nach dem Ball, kriegt ihn mit den Händen wieder zu fassen und schiesst das Leder kämpferisch dem Boden entlang in das andere Ende der Halle zurück. Der Trainer pfeift ab: Goal! Kuster ist, gemeinsam mit seinen fünf blinden und sehbehinderten Teamkollegen, mitten im Torballtraining – wie jeden Montag in der Turnhalle des TSM Schulzentrums in Münchenstein BL. Die Stimmung ist konzentriert und ruhig – nur das Glöcklein im Inneren des Balles ist zu hören. Dieses hilft den Spielern, den Ball zu orten. Beim Torball treten jeweils drei Spieler gegeneinander an. Das Feld ist in der Mitte mit drei Schnüren auf Kniehöhe getrennt. Das Ziel: Den Ball unter den Schnüren in das gegnerische Tor am Ende des Spielfelds zu werfen. «Es hört sich komplizierter an, als es ist», sagt Andy Freiermuth, der Trainer, lachend. Er ist der einzige Sehende. Zehn Minuten lässt er seine Mannschaft spielen. Dann pfeift er ab: Pause. Der Lärmpegel steigt an. Schultern werden gesucht, gefunden und geklopft. Die Spieler tauschen Neuigkeiten aus. Lachen. Machen Witze. Der 49-jährige Kuster ist seit zehn Jahren Mitglied beim Torballclub Basel (TCB Basel). Er fehlt in fast keinem Training. «Hier kann ich vom Alltagsstress abschalten», sagt der Spiezer. Doch was macht ein Berner Oberländer in der Rheinstadt? Die Wahl ist aus der Not entstanden: In Bern gibt es keinen Klub für Erwachsene. Deswegen nimmt Kuster den langen Weg in Kauf. Seine Eltern bemerkten die Sehbehinderung, als René Kuster vier Jahre alt war. Der Knabe verlor in einer dunklen Bahnunterführung seinen Ball und fand ihn nicht mehr. Die besorgen Eltern gingen mit ihm zum Arzt. Die Diagnose: Chorioidermie, eine vererbbare Netzhautdegeneration, die sich schleichend entwickelt. Kuster war zwar schon als Jugendlicher nachtblind, schlängelte sich aber im normalen Schulalltag und in seiner Lehre als Drucker durch. Der Oberländer mit dem verschmitzten Lächeln sah seine Sehbehinderung lange als Makel: «Ich wollte die Behinderung nicht wahrhaben und habe mich dafür geschämt.» Er suchte immer wieder Schlupflöcher, um sein Leben so normal wie möglich zu gestalten. Beispielsweise beim Sport. Schon damals liebte Kuster Ballspiele aller Art. Als seine Sehstärke das Fussballspielen verunmöglichte, wechselte er erst zu Pingpong, später zum Töggele und dann zum Tennis. «Die gelben Tennisbälle, die frontal auf mich zukamen, sah ich lange Zeit noch am besten», erinnert sich Kuster. Mit 30 sah er die Welt immer verschwommener – er musste einsehen: «Es geht nicht mehr so weiter.» Er gab seinen Job als technischer Sachbearbeiter in einer Druckerbude auf und musste sich total neu orientieren. Schliesslich liess er sich in der Sehbehindertenschule Basel zum Informatikingenieur FH umschulen und zog dort ins Blindenheim ein. «Das war wie ein Comingout. Es war das erste Mal, dass ich offen über meine Behinderung redete.»
Kuster wischt sich die Schweisstropfen von der Stirn, streift die schwarze Augendbinde ab und streicht sich über seine grauen Haare. «In dieser Zeit fing ich an, Torball zu spielen», erinnert er sich. Der Austausch mit Gleichgesinnten, der Teamgeist, das habe ihn gestützt. Und das Wichtigste: die Unabhängigkeit. Zwar können Blinde und Sehbehinderte auch Skifahren oder Schwimmen. Aber sie sind immer auf eine Betreuungsperson angewiesen. Das ist im Spiel mit dem Ball anders. «Torball ist für mich Freiheit», sagt Kuster. Das bemerkt man: Wenn der Oberländer von seiner Sportart zu reden anfängt, hört er nicht so schnell wieder auf. Er analysiert, kritisiert, erläutert und regt sich über eigene Fehler auf. Wie vor Kurzem, als er mit dem TCB an einem Auslandturnier in Belgien teilnahm. «Dort gingen vier Tore auf meine Kappe», sagt er. Das fuchst ihn immer noch. Auch dass seine Mannschaft im Final
«Klar wollen wir gewinnen. Wir schenken einander nichts.»
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verloren hat – obwohl sie die sechs Vorrundenspiele souverän gewannen – geht ihm gegen den Strich. «Klar wollen wir gewinnen. Wir schenken einander nichts», sagt Kuster bestimmt. Doch sobald der Schlusspfiff ertönt, beginnt der soziale Teil des Treffens. Die Torballspieler sind eine kleine, eingeschworene Szene, in der man sich kennt und schätzt. Es existieren gerade mal acht Klubs in der Schweiz. Rund 80 Spieler haben laut Verband in diesem Jahr die Lizenz beantragt. Neben den hiesigen Meisterschaften finden internationale Freundschaftsturniere in ganz Europa statt. Diese sind sozial organisiert: Die Heimmannschaft lädt die Gäste ein, finanziert Übernachtung und Nachtessen. Meistens dauern die Turniere ein ganzes Wochenende. «Am Freitag- und Samstagabend steht dann der Austausch im Zentrum», sagt Kuster. So kommen die Spieler in ganz Europa herum. René Kuster selbst war schon in Italien, Deutschland, Österreich, Frankreich oder eben auch in Belgien. Das Training in Basel ist um, das Bier ausgetrunken, man verabschiedet sich voneinander. Zusammen mit Amun, seinem weissen Blindenhund, macht sich Kuster wieder auf den Weg ins Berner Oberland, heim zu seiner Frau. Der weisse Schäferhund hilft ihm seit fünf Jahren – seit Kuster nur noch sehr schemenhaft hell und dunkel unterscheiden kann. Ohne die vierbeinige Hilfe könnte Kuster den Alltag heute nicht mehr bewältigen. Und dieser ist streng: Kuster arbeitet 100 Prozent bei einer kleinen Druckerbude als technischer Sachbearbeiter. Erledigt dort eingehende Aufträge, berät Interessierte und beschwichtigt zornige Kunden. «Ich ging sozusagen wieder zurück zu meinen Wurzeln», sagt er mit einem tiefen Lachen. Anfänglich gab es noch Stolpersteine. «Es dauerte seine Weile, bis die Mitarbeiter statt Fresszettel Mails schrieben.» Dank einer integrierten Sprachausgabe im Computer kann Kuster die Emails problemlos lesen. Heute sind Kuster, die Mitarbeiter und die Kunden ein eingespieltes Team. Und daran soll sich nichts ändern – auch wenn der 49-Jährige vielleicht einmal ganz erblinden wird. «Die Arbeit ist mir extrem wichtig. Ich muss etwas machen», sagt er bestimmt. Das Kämpfen liegt Kuster auch neben dem Spielfeld im Blut. ■
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Spielprofi «Spielen ist Entwicklungshilfe» Hans Fluri macht Gedankenspiele, jongliert mit Ideen und spielt Fragen elegant zurück. Der Leiter der Spielakademie Brienz erklärt, weshalb es keine Menschen gibt, die nicht spielen. Er selbst kann es auch während des Interviews nicht lassen.
VON DIANA FREI (INTERVIEW) UND CORINNE FUTTERLIEB (BILDER)
Das ist nun sehr zweckgebunden. Aber Spielen ist doch eher zweckfrei, ein Zustand der Seele? L’art pour l’art?
Herr Fluri, Sie lehren die Leute jonglieren, geben Spielleiterkurse und coachen Sportler oder Manager. Worum geht es Ihnen dabei? Sie würden sagen, das stimmt nicht? Der wichtigste Punkt ist, dass ich Spielen als Kulturgut anschaue. Ich geIch würde sagen, es stimmt absolut nicht. Die Menschen verplempern he davon aus, dass Spielen wie Essen und Trinken etwas ist, das zu den ihre Zeit in aller Regel nicht, wenn es nichts bringt. Nehmen wir ein Menschen gehört. In meinen Coachings sehe ich das Spielen als Entwicklungshilfe für die Menschen überhaupt an. Und ich betrachte Spiel und Spielzeug eth«Wenn jemand in einem Spiel besonders gut ist, kann er nologisch. Ich schaue über Kulturen hinweg, zu einer Art Meinungsleader werden.» welche Spiele es über Hunderte von Jahren gibt. paar Leute, die jassen: Wenn ich das Spiel unterbrechen würde, gäbe es eine Reaktion. Das zeigt, dass sie mit dem Spiel ein Ziel hatten. Ich Gleichzeitig verändert sich das Spielen ständig. Vor hundert Jahkönnte ihnen auch ein Spielelement wegnehmen oder allen schlechtes ren war es nicht das Gleiche wie heute. Material geben. Das ginge nicht. Das heisst, dass bestimmte konkrete Ich glaube nicht, dass es sich verändert hat. Es sieht nur äusserlich so Elemente vorhanden sein müssen, um das Ziel zu erreichen. Es ist auch aus. Vor hundert Jahren sprangen die Kinder vielleicht über irgendetwas nicht möglich, dass jemand spielt, ohne sich zu konzentrieren. Konzendrüber oder sie kämpften. Oder sie spielten auf einem Brett und stecktration ist ein ganz hoher Wert in unserer Gesellschaft. Spielen ist nicht ten so Reviere ab, liessen ihre Aggressionen in eine Strategie hineinbloss Zeitvertreib. fliessen und versuchten zu gewinnen. Heute tun sie dasselbe, aber am Computer. Spielen hatte immer die Aufgabe, den Moment oder die VerIrritierend an all den Coachings und Managerkursen ist dennoch, gangenheit zu verarbeiten. Und die Aufgabe, die Zukunft vorzubereiten. dass das Spielen instrumentalisiert wird. Es geht den Firmen nur darum, Gewinn zu maximieren. Das ist eine Perversion des Spielens. Spielen als Abbild der Wirklichkeit? Ich fände es extrem pervers, wenn es umgekehrt wäre. Warum würde Denken bezeichne ich oft als Probehandeln. Spielen ist auch Probehanich Leute, die eine gute Arbeit machen müssen und Erfolg haben sollen, deln, aber gleichzeitig Handeln. Eine Simulation der Wirklichkeit. Ich Dinge machen lassen, die gegen jede Zielsetzung sind? Es sieht aus, als coache Leute, die in ihrer Sportart zu den Besten der Welt gehören. Das ob ich die Leute manipulieren würde, wenn ich mit ihnen spiele. Das Erheisst, ich übe mit ihnen. Das kann ich aber nicht machen, indem ich gebnis sollte ein besserer Output sein, weniger Krankheitsfälle, eine besmit ihnen mit 130 Stundenkilometern eine Eiswand hinunterfahre. Und sere Stimmung. Aber mich dünkt, das sind lauter logische Dinge. Gerawenn ich mit Leuten einer Firma Teamentwicklungen mache, versuche de durchs Spielen komme ich zu guten Chancen, meine Ziele als ich mit Spielen die Kooperation zu verbessern oder ihren Stil, miteinanMensch zu erreichen. der umzugehen.
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Gibt es Leute, die gar nicht spielen? Nein. Aber solche, die meinen, sie spielten nicht.
«Spielen hat immer damit zu tun, dass es mich reizt, an meine Grenzen zu kommen.»
Wenn Mary Poppins mit den Kindern aufräumen muss, inszeniert sie es als Spiel. Warum funktioniert die gleiche Tätigkeit besser im Spielmodus? Es kann sein, dass Aufräumen nichts Lustiges ist. Aber es kann lustig sein, herumliegende Einheiten in einem zeitlich optimalen Rahmen an einen Ort zu transportieren. Und nun kann es sein, dass jemand das Geschick hat, das in eine Geschichte zu verpacken. Man macht die Dinge dann in einer bestimmten Rolle, was andere Momente von mir anspricht. Da höre ich gerade ein Spiel … (Fluri steht auf und ruft auf den Kiesplatz hinunter, wo Kinder Schachfiguren herumkicken:) Hallooo! Stellt Ihr die bitte wieder auf? Es ist nicht Fussball, es ist Schach! – Merci!
Wettbewerb! Schicken Sie uns die Lösung des Bimarus und gewinnen Sie mit etwas Glück einen 100-Franken-Gutschein, gesponsert von der Migros.
© CONCEPTIS PUZZLES
An: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4003 Basel. Einsendeschluss ist der 9. August 2012.
War das nun ein Beispiel dafür, das man nicht irgendwie spielen soll, sondern so, wie es gemeint ist? Man kann mit Schachfiguren auch anderes machen, als Schach zu spielen. Man darf die gerne ein bisschen herumkullern lassen, solange sie nicht kaputt gehen. Aber wenn sie jemand mitnimmt, finde ich das als Spiel nicht passend, wenn sie jemand ins Wasser werfen würde, fände ich das auch nicht passend, obwohl es eine lustige kreative Übung wäre. Aber es gibt ein Limit, wo andere Werte eine Rolle spielen. Zum Beispiel, wem es gehört oder wie ich das Revier einschätze. Es braucht Regeln. In einem Spiel die Regeln zu kennen, kann jemanden enorm stark machen. Weil die Regeln noch stärker sind als die Leute, für die sie gelten. Auch bei Kindern: Wenn eines die Regeln begriffen hat, wird es meistens akzeptiert von den anderen. Weil man das über den individuellen Wunsch, zu ellbögeln und sich durchzusetzen, stellt. Wenn jemand in einem Spiel besonders gut ist, kann er zu einer Art Meinungsleader werden. Hat Spielen denn gar nichts Anarchisches an sich? Man könnte es ein bisschen annehmen, weil jedes Spiel einmal erfunden worden ist. Aber es hat den Zweck, dass Menschen sich als Gemeinschaft fühlen können. Anders formuliert: Wenn jemand Aussenseiter ist, tut er vielleicht gut daran, die Spiele der Kultur, der er angehören möchte, etwas genauer anzuschauen und zu lernen. Wenn jemand ein anerkanntes Spiel wie Fussball spielt, den fragt man nicht, wo seine Grosseltern herkommen. Können Sie als Leiter einer Spielakademie zu Ihren Kindern sagen: Spielt nicht mit dem Essen? Die Frage ist: Was ist Spielen mit dem Essen? Den Kartoffelstock, wie es mein Vater jeweils machte, mit der Messerklinge zu formen? Wenn ich mit Kartoffelstock und Sauce einen Bach mache, würde ich sagen: Das ist experimentiert. Wenn ich sehe, dass die Sauce fliesst, der Stock aber nicht fliesst, und mir dabei etwas durch den Kopf geht, dann wäre es doch enorm zu sagen: Man spielt nicht mit dem Essen. Das kommt mir vor wie die Eltern, die früher sagten: Beim Essen wird nicht geredet. Die haben schlicht nicht gemerkt, was es bedeutet, in einer Familie miteinander zu essen. Es gibt auch negativere Aspekte des Spielens. Sie sind im Sozialbeirat der Schweizer Spielbanken. Wieso führen das Gamen und das Spielen im Casino zur Sucht, Gummitwist aber nicht? Gummitwist ist nicht existenzgefährdend. Man gerät dabei auch nicht so schnell in eine Halbtrance. Das ist anders, wenn ich durch Geräusche, Beleuchtung und gewisse Abläufe, auf die man stark fokussiert, abgeschirmt bin. Es entsteht ein tranceartiger Zustand. Das Casino hat auch mit gewissen Wertvorstellungen zu tun, nämlich damit, Geld zu gewinnen. Und Geld hat einen hohen Wert in unserer Gesellschaft.
Finden Sie die vorgegebene Anzahl Schiffe. Dabei gilt: Die Zahl am Ende jeder Zeile oder Spalte sagt Ihnen, wie viele Felder durch Schiffe besetzt sind. Schiffe dürfen sich nicht berühren, das heisst, jedes Schiff ist vollständig von Wasser umgeben, sofern es nicht an Land liegt.
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Das führt bereits zur Sucht? Ein zentraler Punkt ist sicher auch, dass ein Spieler den Zufall und die Wahrscheinlichkeit überlisten will. Dabei steckt er emotional ziemlich viel hinein. Es ist ein gutes Gefühl, wenn ihm etwas gelingt. Es ist ein Gefühl von Macht, das ich auch beim Jonglieren bekomme, weil ich dabei mehr Gegenstände bewege, als ich Hände habe. Spielen hat immer damit zu tun, dass es mich reizt, an meine Grenzen zu kommen. Süchtig bin ich aber erst dann, wenn diese Tätigkeit gesundheitlich, sozial oder finanziell meine Existenz gefährdet. SURPRISE 280/12
Hans Fluri über Spielernaturen in der Wirtschaftswelt: «Man testet Grenzen aus, bis alles in sich zusammenfällt.»
Das erinnert an die Wirtschaftskrise: Spielernaturen handeln mit Geld, das nicht wirklich vorhanden ist. Wie mit Spielgeld. Es geht um Macht: Man testet Grenzen aus, bis alles in sich zusammenfällt. Und das Spiel spielt sich zwischen Leuten ab, die alle das gleiche Spiel spielen. Es sind die Banken, die schauen, wer in welchem optimalen Bruchteil einer Sekunde das richtige Zeichen für eine Transaktion gegeben hat. Ob ich hier spiele oder an einem anderen Ort, ich nehme an, dass sich die Dinge emotional ähnlich abspielen. Es gibt auch in Beziehungen Spielchen, die nicht nur heiter sind: Er spielt nur mit ihr, sie spielt mit dem Feuer, alles nur ein Game. Lauter negative Formulierungen. Man kann einen ganzen Raum füllen mit Redewendungen rund ums Spielen. Es wird abgezockt. Mit falschen Karten gespielt. Die Würfel sind gefallen. Es spielt keine Rolle. Oft ist das Spiel an etwas Louches, Fieses gekoppelt. Genau. Wir schauen das Spielen oft ein bisschen unter dem Aspekt «dem lieben Gott die Zeit stehlen» an. Statt dass man etwas Anständiges tut, spielt man nur. Spielen bedeutet oft auch, Tricks anzuwenden. Mit unklaren Regeln zu arbeiten. Das kommt aus einer bestimmten Kultur heraus. In der Stadt Zürich wurden vor ein paar hundert Jahren das Kartenspiel und das Würfelspiel verboten, auch Kegeln. Vielleicht, weil man befürchtete, die Leute würden sich ablenken lassen von den Dingen, die wirklich wichtig sind. Andererseits weiss man, dass gerade in dieser Zeit in Regierungskreisen und unter Geistlichen gespielt worden ist. SURPRISE 280/12
(Zeigt auf das Tischtuch vor sich, ein sehr durchschnittsschweizerisches Muster mit einigen Quadraten à neun Felder.) Kennen Sie das? Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich erkannte, dass das nichts anderes als Tic-Tac-Toe-Spielfelder sind. Wir spielen jetzt einmal. Fangen Sie an? Kopf oder Zahl? (Wir spielen Tic-Tac-Toe, ein Spiel mit Münzen, ähnlich wie Mühle. Fluri gewinnt dreimal hintereinander.) Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel? Jahrelang habe ich gesagt, ich spiele am liebsten Diabolo. Aber am allerliebsten spiele ich ein Spiel, das mir zugespielt wird. Ich spinne gerne Ideen weiter, auch als Gedankenspiele. ■
Hans Fluri ist Leiter der 1984 gegründeten Akademie für Spiel und Kommunikation in Brienz, Dozent an verschiedenen Hochschulen und Universitäten und Mitglied des Sozialbeirats Schweizer Spielbanken. Er bietet Spielpädagogen- und Spielleiterausbildungen an, vermittelt therapeutische Spielmethoden für die Behindertenförderung und die Geriatrie und bietet Coachings für Berufssportler und Manager an. Fluri ist Vater von vier Kindern. Buch: Hans Fluri, 1012 Spiele- und Übungsformen in der Freizeit, Hofmann 2005. Spielakademie: www.play-do.com
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Kinderbands Kids Wanna Rock Musik für die Kleinen boomt. Immer mehr Bands erobern mit rockigen Songs die Kinder zimmer. Dabei herrschen eigene Regeln. Boni Koller von Schtärneföifi, Benno Muheim von Silberbüx und Marius Tschirky von der Jagdkapelle erzählen, was es heisst, für Kinder zu spielen.
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VON RETO ASCHWANDEN
wo wir herkommen. Ich konnte mir als Kind ja auch nicht vorstellen, wie meine Stars wohnen. Die Kinder schreiben uns schon mal Briefe, ob sie uns in unserer Baumhütte besuchen dürfen.» Auch wenn Silberbüx, die Jagdkapelle und Schtärneföifi für Kinder spielen – die Erwachsenen dürfen sie nicht vergessen. Denn ohne Begleitung kommt kein Kind ans Konzert. «Wenn es für die Eltern eine Qual ist, dann gehen sie das nächste Mal an ein anderes Konzert», sagt Boni Koller, der mit Schtärneföifi Rockmusik kindertauglich machte. Deshalb schaut Koller, dass auch Erwachsene auf ihre Kosten kommen: «Wir Musiker sind ja keine Kinder. Nur schon, um uns selber nicht in den Wahnsinn zu treiben, müssen wir Sachen machen, die auch wir lustig finden können.» Marius Tschirky ergänzt: «Es ist wie mit Märchen. Die kannst du den Kindern erzählen und es gibt eine lässige Geschichte. Und als Erwachsener hörst du auch die versteckten Botschaften.»
Marius Tschirky schwingt die Gitarre, springt in die Höhe und wirft sich am Bühnenrand breitbeinig in Pose – und vor ihm jubeln Kinder vom Krippen- bis zum Primarschulalter. Bei Kinderkonzerten, wie sie gerade an vielen Orten der Deutschschweiz stattfinden, treffen zwei Welten aufeinander, die früher weit voneinander entfernt lagen. Hier die Rockbands, die sich gern hart und grimmig geben, dort die verspielte Kinderwelt. Mit «Ohni Znacht is Bett» von Schtärneföifi begann 1995 in den Kinderzimmern eine neue Ära. Statt «Roti Rösli» und klampfende Reformpädagogen geben seither Bands wie Schtärneföifi, Silberbüx und Marius und die Jagdkapelle den Ton an. Einfach so lassen sich die Kulturunterschiede zwischen Kindergarten und Rockkonzert allerdings nicht überwinden. Popstars schaffen gerne Kundenbindung durch demonstrative Publikumsnähe: «Ich bin Bloss kein Babyseich einer von euch.» Bei Kindermusikern steht dem nur schon der AltersKindermusik hat in der Schweiz in den letzten zehn Jahren einen unterschied im Weg. Daher schlüpfen viele in eine Rolle. Marius TschirBoom erlebt, fast jedes Jahr betreten neue Bands die Szene. Noch imkys Band, die Jagdkapelle, besteht aus lauter Möchtegern-Waidmänmer finden viele Konzerte in Schulhäusern und Kleintheatern statt. nern, die aus dem Jagdverein geflogen sind, weil sie statt zu schiessen lieber Musik machen. Als ehemaliger Waldkindergärtner lag dieses Konzept für Tschirky «Wir wollen die Kinder in ihrer Erlebniswelt berühren, nahe. Und es erlaubt eine stete Weiterentohne uns bei ihnen anzubiedern.» wicklung: «Die Jagdkapelle ist wie ein Gummiboot, das man immer weiter aufblasen Doch mit den Lilibiggs-Kinderkonzerten gibt es mittlerweile eine eigene kann», so Tschirky. «Das Schöne an unserem Konzept ist, dass du daVeranstaltungsreihe. Derzeit finden wieder an verschiedenen Orten Kinmit in alle möglichen Richtungen gehen kannst.» Die Kinder machen der-Open-Airs statt, die jährlich von 40 000 Kindern und Erwachsenen das gerne mit, den Erziehungsberechtigten hingegen geht es manchmal besucht werden. Grundsätzliche Unterschiede zu herkömmlichen Festizu weit: «Einmal hat jemand reklamiert wegen Ratzfatz, einem schrävals gibt es nicht, allerdings sind die Toiletten deutlich sauberer und die gen Typen in der Band: Dieser Schauspieler sei besoffen gewesen. Ein Konzerte leiser. «Unsere Tonanlage ist vom Feinsten, vielleicht besser als blödes Missverständnis, denn betrunken stand ganz sicher noch nie eibei den grossen Open Airs, denn wir müssen einen vollen Sound hinner von uns auf der Bühne.» bekommen, ohne laut zu werden», erklärt Veranstalter Michael Furler. Auch optisch kommt Furler den Kleinen entgehen: «Wir haben eine Im Angesicht der Elternarmada Open-Air-Bühne bauen lassen, die aber nur 80 Zentimeter hoch ist.» Kindermusiker müssen mit Missverständnissen und Kritik umgePopkonzerte sind oft choreografierte Inszenierungen. Bei Kinderhen können. «Es ist anders als bei einem Rockkonzert, wo du sagen bands ist es ähnlich und doch ganz anders. Praktische alle tragen auf kannst: Mir doch schnurz, alle selber schuld, wenn sie hier sind», sagt der Bühne in irgendeiner Form Kostüme: Schtärneföifi uniforme Benno Muheim, Liederschreiber, Bassist und Mitsänger von Silberbüx: T-Shirts, die Jagdkapelle Waidmanns-Kluft und Tierkostüme, Silberbüx «Weil Kinder ein ungemein empfängliches Publikum sind, steht im eine Mischung aus Agenten-Outfit und Pipi-Langstrumpf-Chic. Die AufKonzert oft auch eine Armada von Eltern, die Stellung nehmen zu tritte sind zwar nicht wie ein Theaterstück durchgeplant, aber trotzdem dem, was du machst.» Silberbüx bekamen auch schon böse Mails, weil dramaturgisch gestaltet. Silberbüx etwa erarbeiteten ihre Bühnenshow sie im Stück «Zähnipause» davon singen, dass die Buben auf dem Paugemeinsam mit einem Regisseur. Trotzdem muss Raum bleiben, um senplatz «schlegeln» gehen. Die Kinder hingegen fänden das grossarspontan auf Reaktionen aus dem Publikum eingehen zu können. Der tig, erzählt Muheim: «Bei den Buben führt das zu einer Verbrüderung, unmittelbare Kontakt ist zentral: «Bei den Schulhauskonzerten begrüsweil sie diese Situation nur zu gut kennen. Und für die Mädchen ist es sen wir alle – und zwar auf Augenhöhe. Das heisst, ich mit meiner Länvöllig okay, ebenfalls mitzujohlen oder je nachdem genervt zu den ge knie mich unbedingt hin», sagt Benno Muheim, der über einsneunzig Jungs rüberzuschauen. Wir wollen die Kinder in ihrer Erlebniswelt begross ist. «Es geht um die Auflösung der Starsituation. Wir versuchen, die rühren, ohne uns bei ihnen anzubiedern. Es geht um Rollenspiele. Distanz zwischen Bühne und Saal zu überwinden. Klar geben wir dem Wenn man mittendrin steckt, ist das völlig natürlich. Seltsam oder unKonzert seine Struktur, aber eigentlich stehen die Kinder im Mittelkorrekt wirkt das nur aus der Aussenperspektive.» Kinder tauchen völpunkt.» lig ein in die Welt, von denen die Bands singen. Diese Haltung ist nicht einfach sympathisch, sondern existenziell. Silberbüx inszenieren sich als Geheimagenten mit eigener BaumDenn Kinderkonzerte funktionieren nur über den unmittelbaren Raphütte. «Wir werden stark als Kollektiv wahrgenommen. Die Band als port zwischen Band und Publikum. Anders als ihre Eltern kennen die Bande, das wirkt attraktiv auf die Kinder und sie fantasieren darüber, SURPRISE 280/12
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Wettbewerb! Schicken Sie uns die Lösung der Brückenrätsel auf dieser Seite und auf Seite 2 und gewinnen Sie mit etwas Glück einen 100Franken-Gutschein, gesponsert von der Migros. An: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4003 Basel. Einsendeschluss ist der 9. August 2012.
rige: Ich bin jetzt ein Hip-Hopper, hau ab mit diesem Babyseich.» Gerade bei Schulhauskonzerten kann das für eine Band zum Problem werden. «Manchmal kommst du auf die Bühne und siehst schon, wie die Grösseren Grimassen schneiden und den Daumen runterhalten. Das verunmöglicht auch anderen Kindern, den Plausch zu haben, denn sie müssen aufpassen, was die Meinungsführer machen.» So kann die erste Viertelstunde für die Band gefühlt viel länger dauern, denn sie muss die Kinder irgendwie aus der Verweigerungshaltung herausholen. Boni Koller: «Wenn wir es irgendwie schaffen, sie zu überlisten, dann vergessen sie, dass sies blöd finden. Und auf einmal stehen auch die coolen Jungs vor der Bühne und machen mit.» Kein Wunder: So cool wie Eminem und Bushido sind Schtärneföifi schon lange. Und in einer Zeit, in der die Feuilletons das 50-jährige Bestehen der Rolling Stones verhandeln, kann man sich durchaus fragen, ob Stagediven vom Kajütenbett nicht mehr mit Rock’n’Roll zu tun hat als Mick Jaggers Seniorenturnen. ■
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Kinder die ungeschriebenen Regeln eines Konzertbesuchs noch nicht. «Wenn es ihnen nicht gefällt, gehen sie einfach», erzählt Marius Tschirky: «Das ist nicht wie bei Erwachsenen, die aus Respekt auch dann klatschen, wenn sies eigentlich blöd finden.» Finden es die Kleinen aber gut, gibt es kein Halten. Boni Koller von Schtärneföifi weiss aus Erfahrung: «Wenn man sie nicht daran hindert, wachsen sie schon während des Konzerts immer mehr auf die Bühne. Und anschliessend am CD-Verkaufstand kommen sie von allen Seiten und möchten einem am liebsten auf den Schoss sitzen.» Komfortabel ist für Musiker wie Schtärneföifi, dass das Publikum laufend nachwächst. Umgekehrt kommt aber auch der treuste Fan nach ein paar Jahren in die Pubertät und will von Kindermusik nichts mehr wissen. Boni Koller beobachtet, dass dieser Bruch immer früher erfolgt. In den Anfangszeiten von Schtärneföifi kamen auch noch Zwölfjährige und Ältere zu den Auftritten. «Heute finden schon Neun- oder Zehnjäh-
Schtärneföifi – die Pioniere Die Pioniere der Szene machten Rockmusik 1995 mit dem Stück «Heicho» kindertauglich und spielen mit verschiedenen Stilen. Boni Koller ist seit den frühen 80ern als Musiker unterwegs und lieferte mit Baby Jail (derzeit auf Reunion-Tour) den Soundtrack zur Jugend vieler Eltern, die heute mit ihren Kindern Schtärneföifi-Auftritte besuchen. Aktuelles Album: «Ragete»
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www.schtaerne5i.ch
Silberbüx – Bande mit Baumhütte Die Newcomer unter den Kinderbands veröffentlichten ihr Debüt 2009. Seither entwickelte sich das Quartett mit Benno Muheim zu einer der beliebtesten Kinderbands des Landes. Gitarre und Piano geben den Ton an, den Gesang übernehmen mehrheitlich Stefanie Hess und Brigitt Zuberbühler, die unter dem Namen Lina Button auch solo für Aufhorchen sorgt. Aktuelles Album: «Uf em Sprung»
Jeder Kreis stellt eine Insel dar. Die Zahl darin gibt an, wie viele Linien (Brücken) dort enden. – Brücken sind nur zu horizontal oder vertikal benachbarten Inseln erlaubt. – Inseln dürfen mit einfachen oder doppelten Brücken verbunden werden.
Marius und die Jagdkapelle – Holterdipolter aus dem Wald Der ehemalige Waldkindergärtner Marius Tschirky folgt seit 2005 einem klares Konzept: Marius und seine Kollegen sind Jäger, die lieber Musik machen und deshalb aus dem Jagdverein geflogen sind. Das überzeichnete Rollenspiel lebt vom musikalischen Holterdipolter: Country-Feger und Polka wechseln sich ab mit Reggae-Nummern und herzzerreissenden Balladen.
– Am Schluss sollen alle Inseln miteinander verbunden sein. – Kreuzungen, diagonale Brücken und Verbindungen mit mehr als 2 Linien sind nicht erlaubt.
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Aktuelles Album: «Wildsaujagd» www.marius-jagdkapelle.ch SURPRISE 280/12
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www.silberbuex.ch
Kindermusik «Mitsingen lässt den Funken springen» Urs Habegger verkauft in Rapperswil Surprise. Daneben tritt er als Kindermusiker auf. Dank seiner kräftigen Stimme braucht er keine Lautsprecher und er merkt genau, wenn er von lustigen Mitmach-Stücken zu traurigen Liedern wechseln muss.
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INTERVIEW VON RETO ASCHWANDEN
Was muss man machen, damit Kindermusik funktioniert? Kinder haben den Plausch, wenn sie mitmachen können. Ich habe darum eine Reihe von Mitsing-, Mitmach- und Bewegungsliedern. Das sind die Stücke, die den Funken springen lassen. Erwachsene zieren sich bei Konzerten oft, wenn sie mitmachen sollen. Ist das bei Kindern anders? Ja, dort funktioniert die Interaktion auf Anhieb. Und zwar nicht nur beim Mitklatschen. Sondern Arme hoch, Hände zur Seite, auf die Schenkel klopfen und so fort. Bekannte Kindermusiker verkaufen CDs und dadurch kennt ihr Konzertpublikum die Lieder schon. Ihre Stücke hören die Kinder meist zum ersten Mal. Macht es das schwerer, den Funken springen zu lassen? In der Gegend um Affoltern, wo ich wohne, «Wenn die Stimmung zu überborden droht, spiele ich oder auch in Rapperswil, wo ich Surprise verkaufe, kennen mich die Leute schon ein wenig, bewusst ein ruhigeres Stück, um die Kinder ein wenig weil ich hier schon einige Auftritte absolvieren runterzuholen.» durfte. Und ich habe auch CDs, die ich als Geschenke oder zu Werbezwecken verteile. Klar Kommen die Kinder nach dem Konzert auf Sie zu? bin ich nicht so bekannt wie Andrew Bond oder Schtärneföfi. Aber weil Das ist unterschiedlich. Die einen kommen und wollen etwas von mir viele meiner Lieder kurz und bündig sind, eingängige Melodien und einwissen. Aber mit allen kann ich ja nicht reden. Manche melden sich fache Texte haben, sind die Kinder sofort dabei. auch später, per Mail oder Telefon. Eltern etwa, die mir erzählen, die CD müssten sie im Auto aufbewahren, weil die Kinder unterwegs meine Treten Sie einfach als Urs Habegger auf oder schlüpfen Sie vor Musik hören wollen. Auftritten in eine Rolle? Ich trage immer helle Hosen, ein weisses Hemd und einen Hut. Ich haKindermusik boomt in der Schweiz, es gibt immer mehr profesbe aber auch Clownereien im Repertoire, und für die verkleide mich sionelle Formationen. Profitieren Sie davon oder drängt das einen dann so ein bisschen in Richtung Clown. weniger bekannten Sänger wie Sie an den Rand? Keine Ahnung. Ich habe mich bewusst in einer Nische positioniert. Bei Helfen Verkleidungen, die Kinder zu fesseln? diesen grossen Kinder-Open-Airs würde ich nicht auftreten, selbst wenn Da bin ich mir nicht sicher. Ich habe einfach mal damit angefangen, weil ich die Möglichkeit hätte. Das ist mir einfach zu gross. ich ein gewisses komödiantisches Talent habe. Darum habe ich auch viele lustige Lieder, die ich mimisch untermale. Das kommt gut an. Wie gross darfs denn sein? Ich trete vor maximal 150 Leuten auf, darüber gehe ich nicht, denn ich Konfrontieren Sie die Kinder auch mit ernsten oder traurigen spiele ohne Verstärker. Mit einem Mikrofon könnte ich nicht arbeiten, Themen? denn ich kann nicht ruhig stehen auf der Bühne, sondern bin immer in Ich bewege mich in verschiedenen Sparten. Ich singe Tierlieder, VerBewegung. kehrslieder, zum Teil pädagogische Lieder und eben auch philosophische und traurige Stücke. Eines heisst «S Lied vo de Träne». Das gehört Aber wenn über 100 Kinder mitsingen und schreien, übertönen dazu. Da sitzen sie dann still da, hören mit grossen Augen und manche die Sie doch. mit offenem Mund zu. Man kann gut auch besinnliche Lieder bringen. Klar, wenn alle mitmachen, sind sie lauter, aber dann singen wir ja gemeinsam. Meistens spiele ich in eher kleinen Räumen. Zudem habe ich Macht das nicht die Stimmung kaputt? ein Riesenorgan: Meine Stimme ist wahnsinnig laut. Mich hört man. Gar nicht, im Gegenteil: Wenn die Stimmung zu überborden droht, spiele ich bewusst ein ruhigeres Stück, um sie ein wenig runterzuholen. So eine Kinderschar kann ziemlich in Aufruhr geraten. http://www.urs-kinderkonzerte.ch/ SURPRISE 280/12
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Kurzgeschichte Teil 2 Das Blut eines Bankers VON MICHAEL HERZIG (TEXT) UND PRISKA WENGER (ILLUSTRATION)
«Das ist der schlimmste Tag meines Lebens!» Damit waren wir schon zwei. Allerdings war ich derjenige mit der Klinge vor dem Gesicht. Nach wie vor zielte der Anzugträger mit dem Messer auf mich. Seine Stimme war dünn und heiser. Dennoch verlieh ihr die Akustik des Musikpavillons etwas Sakrales. In dem muschelförmigen Bau hätten wir uns geborgen fühlen können. Stattdessen kauerten wir verkrampft im Halbdunkel, starrten einander an wie Mäuse, die ihr jeweiliges Gegenüber für eine Schlange hielten. Fieberhaft überlegte ich, wie ich diesen Verrückten dazu bewegen konnte, das Messer in seinen Aktenkoffer zu versorgen. «Ihr Leben ist bestimmt ein gutes Leben!», säuselte ich. Das war die Gesprächsführungstechnik meiner Sozialarbeiterin. Mit sanfter Stimme Verständnis simulieren, hartnäckig das Positive betonen, die beschisse-
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ne Situation des anderen gänzlich ignorieren. «Und erfolgreich!», fügte ich aufmunternd an. Da fiel mir sein mit Blut verschmierter Jackenärmel auf. Er reagierte nicht. Minutenlang. Mir wurde kalt, das Steissbein schmerzte. Vor meinem inneren Auge sah ich Tom alle meine Zigaretten auf einmal aufrauchen. Plötzlich brüllte der Mann. Es war ein erschütterndes Geheul, das für den Musikpavillon zweifellos eine ganz neue Erfahrung war. Für mich übrigens auch. Besonders die Tatsache, dass das Geschrei nicht von mir stammte. Ich war vollkommen bewegungsunfähig. «Ich habe einen Mann verletzt!» Er liess das Messer fallen. «Mit meinem Brieföffner!» Das Teil schepperte beim Aufschlagen auf den Betonboden. Ich sah genauer hin. Tatsächlich, ein Brieföffner. Ein edles Stück. Der Griff schien aus Horn zu sein. In die Klinge war etwas eingraviert. SURPRISE 280/12
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Er legte seine Hände um die Schultern, als ob ihn fröstelte. «Ich bin ein Opfer meiner eigenen Ressentiments geworden. Von Gefühlen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich ihrer fähig bin.» Ich hob den Brieföffner vom Boden auf und las die Gravur: «Omnia praeclara rara» war auf die Klinge geritzt. Was auch immer dies hiess, es bedeutete, dass sein Besitzer in der Scheisse steckte. «Wenn der Fahrer dich anzeigt, wirst du deinen Job verlieren, Kamerad. Deine Frau, deine Freunde und deine Kinder», konstatierte ich nüchtern. Dabei fühlte ich mich so erhaben wie meine Sozialarbeiterin, wenn sie meine Unterlagen kontrollierte. «Und deinen Stammplatz in der Kronenhalle», doppelte ich nach. «Dein Geld sowieso.» Seine Reaktion war nicht sonderlich heftig, lediglich ein leichtes Zucken der linken Schulter. «Es sei denn, jemand hilft dir aus der Patsche.» Er verharrte regungslos in seiner zusammengekauerten Position. «Jemand, der dieses Ding in den Zürichsee wirft.» Mit dem linken Zeigefinger balancierte ich den Brieföffner. Die Spitze bohrte sich in meine Haut. «Jemand, der diesen blutverschmierten Anzug entsorgt.» Ich deutete mit der Klinge auf seinen rechten Arm. «Jemand, der bezeugt, dass der Fahrer in Wirklichkeit dich angegriffen hat.» Endlich glotzte mich der Pinkel an. Ich grinste. «Der Taxifahrer scheint der Einzige von uns dreien zu sein, der sein Geld durch anständige Arbeit verdient. Trotzdem wird er den Prozess gegen dich verlieren!» Genüsslich sah ich zu, wie die Hoffnung in seine Augen zurückkehrte. Ich machte es mir auf dem harten Boden so bequem es eben ging und wartete. Dabei zeichnete ich mit der Spitze des Brieföffners Zahlen auf den Beton. «Was wollen Sie?», fragte der Mann endlich. «Als Gegenleistung?» Ein fataler Fehler, wenn ich diese Frage fadengerade beantwortet hätte. Ganz fatal. Darum lächelte ich stumm und ritzte weitere Ziffern auf den Boden. Die Sozialarbeiterin wäre stolz gewesen auf meine plötzliche Fähigkeit, mit der Realität umzugehen. «Bitte!», zischte mein Gegenüber. Ganz langsam sah ich auf und reichte ihm den Brieföffner. «Zeig mir, welche Farbe das Blut eines Bankers hat!» ■
«Das Blut eines Bankers» ist erfunden, diese Geschichte nicht: «William Bryan Jennings, ehemals hochrangiger Manager bei Morgan Stanley, soll einen New Yorker Taxifahrer mit einem Messer angegriffen haben.» (Handelsblatt, 8. April 2012.) Der erste Teil der Geschichte erschien in der letzten Surprise-Ausgabe – fehlt sie Ihnen, fragen Sie Ihre Verkäuferin oder Ihren Verkäufer danach!
Michael Herzig lebt in Zürich. Er ist 1965 in Bern geboren und an den Ufern der Emme aufgewachsen. Nach der Matur hat er als Musikjournalist und Schallplattenverkäufer gearbeitet, vergeblich versucht, Rockstar zu werden, und schliesslich ein Studium in Geschichte, Staatsrecht und Politologie abgeschlossen. Seit 1998 arbeitet Herzig im Sozialbereich. 2007 erschien sein erster Kriminalroman «Saubere Wäsche» im Grafit Verlag Dortmund, 2009 «Die Stunde der Töchter» und 2012 «Töte deinen Nächsten». Nebst Krimis schreibt Michael Herzig leidenschaftlich gerne Gedichte, Werbetexte und E-Mails.
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BILD: PINO ALA
Was um Himmels Willen sagt einer wie ich, dem billiger Alkohol und ein flatterhaftes Leben hart zugesetzt haben, zu einem feinen Pinkel, der von Weitem nach Bahnhofstrasse aussieht, aber mitten in der Nacht mit Schaum in den Mundwinkeln in einem sonst von Obdachlosen benutzten Versteck kauert und gesteht, auf jemanden eingestochen zu haben? «Ging es um Geld?» Man sollte immer mit derjenigen Erklärung beginnen, die auf einen selbst zutreffen würde. Das schuf Nähe. Auch dies war ein Trick meiner Sozialarbeiterin. Tatsächlich machte der Mann genau das, was ich in solchen Fällen auch immer tat: Er grinste. «Ich bin Vizedirektor einer Privatbank», kicherte er. «Meine Kunden werden ausschliesslich von mir beraten. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Trotzdem sprechen wir niemals über Geld.» Seine Stimme wirkte ruhiger. Meine Sozialarbeitermasche schien zu wirken. «Ich habe eine Villa in Freienbach, ein Apartment in London und eines in New York.» So ungefähr hatte ich mir dies vorgestellt. «Mir gehört ein Bauernhof im Prättigau, eine Rinderfarm in Brasilien, eine Kunstgalerie in Schanghai und ein Kinderheim in Rumänien.» Langsam wurde es langweilig. Ich suchte eine bequemere Position für meine Beine. Da zuckte er zusammen und griff nach dem Brieföffner vor seinen Füssen. Unvermittelt wurde sein Gesicht zur Fratze. «Natürlich ging es um Geld», schrie er. Das spitzige Metall deutete erneut in meine Richtung. Ich rutschte so nahe als möglich an die Wand in meinem Rücken heran. Mehr als zwei zusätzliche Zentimeter Boden konnte ich dennoch nicht zwischen uns bringen. «Um 300 Franken!» Das war genau der Betrag, um den ich die Sozialhilfe aufbessern konnte, wenn ich in einem städtischen Beschäftigungsprogramm Spritzen abpackte. «Integrationszulage» nennt sich das. Der andere starrte mich an. Eine oder zwei Minuten lang, in denen ich mich kaum zu atmen getraute. Auf einmal sackte er in sich zusammen. Der Brieföffner fiel auf den Boden zurück. «304 Franken, 60 Rappen verlangte der Taxifahrer für die Fahrt von Basel nach Zürich», sagte er leise. «Der Fahrer war ein Ausländer. Balkan, würde ich sagen.» Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. «Darum dachte ich, er wolle mich übers Ohr hauen.» Nunmehr starrte er auf den Boden vor seinen schwarz polierten Halbschuhen. «Der Mann wurde laut, als ich mich weigerte, mehr als 250 zu bezahlen. Seine spärlichen Deutschkenntnisse erleichterten die Sache nicht.» Er schloss die Augen. «Ich hatte einen harten Tag, musste am Morgen am Frankfurter Flughafen eine überlange Kontrolle durch die deutsche Polizei über mich ergehen lassen. Was ich hätte einplanen müssen, denn seit der Steueraffäre ist dies Alltag.» Er stöhnte. «Trotzdem brachte es meine Agenda durcheinander, sodass ich am Abend bei einem Empfang unserer Bank an der Art Basel vollkommen entnervt war. Womöglich trank ich ein Glas zu viel.» Die Erwähnung von Alkohol stimmte mich sehr, sehr wehmütig. «Zu allem Elend stand unsere Geschäftslimousine für die Rückfahrt nicht zur Verfügung. Ich musste mit einem Taxi vorliebnehmen». Er riss die Augen wieder auf. Sie hatten einen wässrigen Glanz. «Als mir der Fahrer mit der Polizei drohte, hatte ich meinen Aktenkoffer bereits aufgeklappt. Darin lagen meine Geldbörse und der da.» Mit der rechten Schuhspitze schob er den Brieföffner von sich weg. «Ein Geschenk meines Vaters.» Auf der Manessestrasse hinter dem Pavillon nahmen die Verkehrsgeräusche zu. Der Tag brach an. «Ich geriet in Panik», fuhr er weiter. «Ein Strafverfahren ist das Letzte, was ich gebrauchen kann.» Er seufzte. «Als ich versuchte, den Fahrer daran zu hindern, die Polizei anzurufen, schlug er mich. Vielleicht stiess er auch nur meine Hand zurück. Jedenfalls ergriff ich den Brieföffner und stach ihn in den Arm.» Nun liefen dem Banker Tränen über die Wangen. «Danach stürzte ich aus dem Auto und rannte los. Als ich wieder bei Sinnen war, flüchtete ich mich in den erstbesten Unterstand.»
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SURPRISE 280/12 BILD: REUTERS / JEAN PHILIPPE ARLES
Spielcasino Unterm Glücksrad Casinos versprechen Glanz und Glamour. Doch: Erinnern Sie sich an den schweigsamen Verlierer vor dem einarmigen Banditen am Durchgang zum WC des Bahnhofstüblis? Multiplizieren Sie das mit 300 und verlegen Sie roten Spannteppich – das ist Spielcasino 2012.
VON MENA KOST
setzlich nicht beschränkt. Im vergangenen Jahr haben rund fünf Millionen Personen ein Schweizer Casino besucht – und dabei über 824 Millionen Franken verspielt. Zwischen 40 und 80 Prozent des Bruttospielertrags kommen der AHV und den Standortkantonen zugute. Seit der Eröffnung der ersten Spielbank sind der öffentlichen Hand so 4,2 Milliarden Franken zugeflossen. Das Grand Casino Basel, ein A-Casino, ist nach Baden die zweitgrösste Spielbanken-Geldmaschine der Schweiz. Was den einen zugute kommt, verlieren die anderen. Fritz G.* jedenfalls füttert die einarmigen Banditen des Grand Casino Basel Woche für Woche mit einigen Hunderternoten. «Nötli», wie er sagt. Wann er das erste Mal im Casino war, daran kann oder mag er sich nicht erinnern. «Lange her», brummt er müde. Klar, er habe auch schon gewonnen. Aber vor allem habe er verloren. «Das Gefühl, wenn man verliert, ist schlimm. Richtig traurig bin ich dann. Aber die Hoffnung kommt immer wieder. Dann versuche ich zurückzugewinnen, was ich schon investiert habe», sagt der 56-jährige IV-Bezüger, der heute – wie fast immer – vor dem «Super Cherry» sitzt. Wieso ihn die Automaten trotz massiver Geldprobleme immer wieder anlocken, darüber möchte er eigentlich nicht reden. Der Mann reibt die Handflächen am Stoff seiner hellblauen Jeans und sagt: «Vielleicht ist es die Atmosphäre, die Geselligkeit, das
Dunkelrot liegt das Grand Casino Basel in der Abendsonne. Ein postmoderner Brocken Bündnerfleisch an der Flughafenstrasse, einen Steinwurf von der französischen Grenze entfernt. In direkter Nachbarschaft ausserdem: der Schlachthof, die besetzte «Villa Rosenau» und der Schlot der Kehrichtverbrennung. Vom verchromten Aschenbecher beim Eingang lassen die Kippen ein letztes Räuchlein zum Himmel steigen. Die gläserne Drehtüre lädt ohne Unterlass zum Eintritt. Am Empfang wähnt man sich in einem Flughafenhotel: dickfloriger, roter Spannteppich soll teuer wirken. Hier wird die Volljährigkeit der Besucher überprüft. Jeder Ausweis wird registriert. «Viel Glück – bonne chance» wünscht die französische Rezeptionistin den Besuchern. In Erdtöne gepackte Rentner, Secondos in stone-washed Denim, ein aufgebrezeltes Grüppchen Studenten und der einsam wirkende Inhalt von allerlei Lacoste- und Louis-Vuitton-Erzeugnissen, sie alle zieht es Richtung Rolltreppen. Eine führt nach oben, eine nach unten. «Gaminator Volume I». «Mysteries». «Three Wishes». Mit abenteuerlichen Namen und blinkenden Lämpchen buhlen die rund 350 Geldspielautomaten im fensterlosen Raum um die Aufmerksamkeit der Casinobesucher. Viele sind besetzt, besonders in der Raucherzone hinter der Glasscheibe. Wer «James-Bond-Feeling, Smoking und High Class Level – das mondänen Glanz und Halbwelt in Black Tie erwar gestern. Heute setzen wir auf den Spirit von Las Vegas.» wartet hat, wird enttäuscht. Deuxpièces und Anzug trägt nur das Personal. Wer hier auf den Pläuderlen.» Sein Nachbar vor dem «Chickendales» mischt sich ein: «Bei Lucky Punch hofft, hat offensichtlich kein dickes Portemonnaie. Auf den dir ists doch gleich wie bei allen anderen: Du hoffst, dass du dein Geld Zählern der Maschinen, die sich heutzutage nur noch mit Noten füttern zurückgewinnst, und bist schon lange süchtig.» lassen, schwinden die Guthaben der Spielerinnen und Spieler: 86 Fran«Jeder soll heutzutage ins Casino kommen können», sagt Bertrand ken – Knopfdruck – 85.50 Franken – Knopfdruck – 84. Die korpulente Meyer, Leiter Marketing des Grand Casino Basel: «James-Bond-Feeling, Frau in Chiffon-Tigershirt und weissen Leggins am «I. C. Money» raucht Smoking und High Class Level – das war gestern. Heute setzen wir auf Menthol und hustet ein kehliges Lachen: «Die Bank gewinnt immer. den Spirit von Las Vegas», erklärt Meyer euphorisch. Das Casino sei mehr Wenn doch einmal du gewinnst, dann verlierst du beim nächsten Lauf als ein Ort zum Spielen geworden, heute sei man ein Europapark für Erwieder alles.» wachsene, Entertainment fast rund um die Uhr: Boxkämpfe, Konzerte, Dinners und mehr. «Unter der Woche sind bei uns täglich durchschnittGeldmaschinen der Schweiz lich 1500 Leute zu Gast, am Wochenende sogar 2500», so Meyer. Rund Seit sich das Stimmvolk 1993 mit über 70 Prozent für die Aufhebung 40 Prozent der Gäste des Grand Casinos Basel kommen aus dem grenzdes Spielbankenverbots aussprach, schiessen die Casinos in der Schweiz nahen Ausland. Während der Art Basel und der Uhren- und Schmuckwie Pilze aus dem Boden: 19 sind es derzeit, die an insgesamt 237 Spielmesse ist die Kundschaft am internationalsten – und die Einsätze sind tischen und 3933 Automaten zum Glückspiel laden. Nächstes Jahr weram höchsten. Ende April habe das Grand Casino übrigens den 16. Milliden zwei weitere Casinos dazukommen, eines in Zürich, eines in Neuonär seiner Geschichte gemacht: 5,4 Millionen Franken, ein Geldautoenburg. Damit hat die Schweiz eine der höchsten Spielbankendichten mat! «Zu uns kommen die unterschiedlichsten Leute: Grosse und kleine Europas. Für ihre Zulassung ist der Bundesrat zuständig. Sieben der Spieler, Frauen, Männer, Junge und Alte. Man kommt nicht in erster LiSpielbanken besitzen eine A-Konzession: Sie dürfen beliebig viele Tischnie hierher, um zu spielen, sondern um Spass zu haben, zu schwatzen spiele und Glücksspielautomaten anbieten, die Höchsteinsätze sind geSURPRISE 280/12
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BILD: REUTERS / LUCAS JACKSON
Gemeinsam einsam am Automaten – das vergebliche Warten aufs grosse Glück.
und einen Kaffee zu trinken. Die Atmosphäre ist grossartig. Bei uns läuft immer etwas, Tag und Nacht», schliesst Meyer, Marketing. Und wie steht es mit Menschen, die über ihre Verhältnisse spielen? «Ja, ja, oje, einige gibt es. Aber zum Glück haben wir ein Sozialkonzept und alle unsere Mitarbeiter mit Kundenkontakt werden geschult: ‹Wer ist ein problematischer Spieler?› Dieser Frage geht der dreitägige Kurs an der Uni Basel auf den Grund. Wenn uns jemand verdächtig vorkommt, dann führen wir mit ihm ein Gespräch. Stellt sich heraus, dass er ein Problem hat, wird er in allen Casinos der Schweiz gesperrt.»
schwieriges Unterfangen. Das ist, als müsste Feldschlösschen unter seinen Kunden die Alkoholabhängigen herausfiltern und dürfte ihnen dann kein Bier verkaufen. Der Interessenkonflikt liegt auf der Hand.» Im Grand Casino Basel kann man spielen bis zum Umfallen: Es ist 365 Tage geöffnet, von zehn Uhr morgens bis drei Uhr nachts, am Wochenende sogar bis fünf Uhr in der Früh. Auch wer die Rolltreppe ins Obergeschoss nimmt, landet in einem fensterlosen Raum. Der Spannteppich ist hier etwas weniger abgetreten als unten. Rot, Schwarz, Gold und Glas dominieren auch hier. An den Tischen sitzen hauptsächlich Männer. Sie schauen angespannt auf Spielkarten und Roulette-Kugeln, Jetons werden auf Tische geklopft, man trinkt Bier. Auch hier trägt keiner einen Smoking. Wer Geld hat, trägt Markenkleidung und hat einen grösseren Jeton-Stapel in der Hand. An den Poker-, Black-Jack- und Roulette-Tischen stehen Croupiers und während das Rad dreht, wird das Spielgeld gesetzt. Hier drei 50er auf Rot,
Spielen bis zum Umfallen Jede Spielbank in der Schweiz muss über ein sogenanntes Sozialkonzept verfügen, so verlangt es das Gesetz. Darin wird aufgezeigt, mit welchen Massnahmen die Betreiber den «sozialschädlichen Auswirkungen des Spiels» vorbeugen oder diese eindämmen wollen. Das Sozialkonzept des Grand Casino Basel wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Verhal«Als guter Kunde bekommt man im Casino viel Aufmerksamtenssüchte der Universitären Psychiatrischen keit: Schon bald begrüsste mich der Direktor persönlich.» Kliniken Basel erarbeitet. «Mit ein wenig Kenntnis kann problematisches Verhalten dort ein 100er auf Ungerade und dann noch ein paar 10er auf einzelne identifiziert werden», glaubt Renanto Poespodihardjo, Leiter des ZenZahlen. Dauernd ist von irgendwo ein «Rien ne va plus» zu hören. Wer trums für Verhaltenssüchte, das die Schulungen des Casino-Personals verliert, geht einen Tisch weiter, wer gewinnt, verzieht keine Miene. durchführt. Wenn man etwa durch den Bahnhof laufe, erkenne man ja auch auf Anhieb Alkoholiker. Sobald jemand im Casino in problematiRentner, Witwen, Einsame scher Weise auffalle, müsse ihn das Personal darauf ansprechen. «Das Im letzten Jahr hat das Grand Casino insgesamt 500 Spielsperren verGespräch führt dann allerdings eine Fachperson, die bei Bedarf auch hängt. Gesamtschweizerisch sind 32 410 Personen mit einem SpielverLohnabrechnungen und Kontoauszüge anfordert.» Poespodihardjo finbot belegt. Eine vergleichsweise geringe Anzahl, schliesslich gehen Exdet, dass sein Klient, das Grand Casino, das Sozialkonzept verantworperten von rund viermal so vielen Spielsüchtigen aus. 80 Prozent ihres tungsvoll umsetzt. Aber: «Die Selbstkontrolle ist natürlich immer ein
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Letzte Runde Nachdem Kaiser keinen roten Rappen mehr besitzt und ihm die Bank keine Kredite mehr gewährt, beginnt er, Bekannte und Stammkunden um Darlehen zu bitten. Er wolle in sein Geschäft investieren und brauche Starthilfe: «Ich hatte zu meinen Stammkunden eine Vertrauensbeziehung, sie haben mir anstandslos vertraut.» Kaiser geht es immer schlechter, schliesslich lebt er nur noch in seinem Auto und tingelt von Casino zu Casino. Während sein Privatleben in die Brüche geht, ist er im Casino weiterhin ein gefragter Kunde: «Wenn du mit grosser Geste und viel Geld ins Casino gehst, pumpen dich alle an. Ich war immer spendabel. Die Anerkennung des Personals tat mir gut, man gab mir das Gefühl, ich sei ein wichtiger Mann.» Eines Nachts dann wird Kaiser aus seinem Wahn gerissen: Die Polizei stürmt das Haus des Zwei-Meter-Manns, der gerade noch 68 Kilo SURPRISE 280/12
wiegt. Mit einem Sack über dem Kopf wird er abgeführt und kommt in Untersuchungshaft. Eine Gläubigerin hatte ihn endlich angezeigt. «Zuerst einmal habe ich 24 Stunden geschlafen. Ein Arzt hat mir später gesagt: ‹Noch zwei Monate länger, und sie wären gestorben.› » Nach einem Jahr in Untersuchungshaft und zwei Jahren Therapie steht Kaiser heute wieder auf festen Beinen. Er kann nicht verstehen, warum man sich auf die Selbstkontrolle der privat geführten Betriebe verlässt: «Ich werde publik machen, wie die Wahrheit aussieht. Das Casino hält dich nicht vom Spielen ab, im Gegenteil, es fordert dich dazu auf.» An der Bar des Grand Casino Basel werden gerade Getränkegutscheine in Latte Macchiato umgesetzt. Es ist kurz nach Mitternacht. Die junge Frau und ihr Begleiter waren heute zum ersten Mal im Casino, die Gutscheine haben sie vom Personal erhalten. Je 20 Franken haben die beiden verspielt. «Man muss einfach einmal ein Casino von innen gesehen haben», erklärt die Studentin und lacht. Wer das Lachen gehört hat, dreht sich erstaunt zur Bar. «Aber einmal reicht definitiv. Und jetzt ist Feierabend.» Durch die Glasfront in der hell erleuchteten Empfangshalle ist endlich die Dunkelheit der Nacht zu sehen. Während die Drehtüre jeden auf eine letzte Runde einlädt, haucht die Dame hinter dem Tresen ein leises «Au Revoir». ■ *Name geändert
Wettbewerb! Schicken Sie uns die Lösung der Sudokus auf dieser Seite und auf Seite 7 und gewinnen Sie mit etwas Glück einen 100-FrankenGutschein, gesponsert von der Migros. An: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4003 Basel. Einsendeschluss ist der 9. August 2012. © CONCEPTIS PUZZLES
Umsatzes, sagen Fachleute, machen die Casinos mit Spielsüchtigen. «Das Glücksspiel an sich ist nicht das Problem», sagt Mario Gmür, Psychotherapeut und Privatdozent für Psychiatrie an der Universität Zürich. «Würden zehn Leute zusammen mit konstantem Einsatz um Geld würfeln, steigt mit jeder Runde die Wahrscheinlichkeit, dass alle wieder gleich viel Geld haben. Im Casino liegen die Verhältnisse etwas anders. Die Spiele sind so eingerichtet, dass die Spielbank immer mindestens 51 Prozent Gewinnchancen hat. Wer über längere Zeit spielt, dessen Chancen zu gewinnen gehen gegen null.» Trotzdem würden die Casinos immer wieder Scheindiskussionen über Gewinn- und Verlustmöglichkeiten lancieren – und aktiv für ihr Spielangebot werben. «Spielsüchtige werden gezielt rekrutiert», sagt Gmür, der ein Casinogegner der ersten Stunde ist. Durch seine Praxistätigkeit hat er jahrelange Erfahrung mit Spielsüchtigen. Es gebe die verschiedensten Spielertypen: Vermögende und arme Schlucker. Rentner, Witwen, Einsame. Spieler, denen das Casino eine soziale Quasi-Heimat bietet, und solche mit hochstaplerischen Zügen, die mit grosser Geste der vermeintlich grossen Welt erliegen. Ihren Anfang nimmt die Spielsucht aber immer auf die gleiche Weise. Gmür: «Alles beginnt mit einer Glückssträhne.» Auch bei Thomas Kaiser: Als der Geschäftsführer eines Kosmetikinstituts eines Tages beschliesst, etwas Unvernünftiges zu tun und mit 1000 Franken ins Casino geht, kommt er wenige Stunden später mit dem Doppelten wieder heraus. «Das war grossartig, bei der Arbeit habe ich in dieser Zeit nie so viel verdient. Also wollte ich es wieder versuchen», erzählt Kaiser. Und er gewinnt wieder. Dann noch einmal. Beim vierten und fünften Besuch ist das gewonnene Geld dann allerdings wieder weg. Das kann Kaiser nicht auf sich sitzen lassen, die Jagt nach dem verlorenen Geld beginnt: Schon bald geht Kaiser wöchentlich ins Casino, mit 10 000 Franken im Sack. «Nach einem halben Jahr hatte ich 250 000 Franken verspielt», sagt der heute 46-Jährige. «Ich war bereits ein guter Kunde. Und als guter Kunde bekommt man im Casino viel Aufmerksamkeit. Der Direktor begrüsste mich persönlich, ich hatte eine Memberkarte und wurde zu allen VIP-Einlässen eingeladen.» Nach weiteren sechs Monaten – Kaiser hat unterdessen eine Million verspielt – kommt das CasinoPersonal auf ihn zu und bittet ihn um ein Gespräch. «Zwei sehr höfliche Casino-Mitarbeiter haben mich gefragt, ob ich es mir denn leisten könne, so hohe Einsätze zu tätigen. Kein Problem, habe ich gelogen: Aus meinen sechs Angestellten wurden plötzlich 20, der Gewinn aus meinem Geschäft vervielfacht und aus meiner Lebenspartnerin wurde eine extrem kulante Frau.» Ein Lügengebilde, doch man kauft es ihm ab. «Die sozialtherapeutischen Konzepte sind ein Feigenblatt. Eine Gaunerei ist das, welche die Politiker zugelassen haben – und der sie bis heute zuschauen», sagt dazu Mario Gmür. Er habe übrigens kein moralisches Problem mit dem Glücksspiel, sondern ein sozialpolitisches Anliegen: Eine bessere Kontrolle der Spielenden wäre technisch und logistisch kein Problem, schliesslich seinen Casinos die bestüberwachten Institutionen, die es hierzulande gebe. «Aber das ist nicht im Interesse der Casinos. Und für den Staat sind die Spielbanken eine prima Einnahmequelle.»
Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur ein Mal vorkommen.
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BILD: GUIDO SÜESS
Wörter von Pörtner Verlierer Beim Spielen kann man gewinnen. Heisst es. Mir selber ist das praktisch nie vergönnt. Als Kind regte mich das natürlich auf. Erwartungsfroh probierte ich Spiel um Spiel aus, in der Hoffung, das einmal eins darunter sei, bei dem ich gewinnen würde. Fehlanzeige. Jassen, Schach, Eile mit Weile, Monopoly, Fussball, Pingpong, Halma und wie sie alle heissen, ich kam nie auf einen grünen Zweig. Später verbrachte ich dann einen Teil meiner Jugend im legendären Zürcher Spielsalon Frosch und schaute meinen Freunden beim Flippern zu. Weil ich die Kugeln ohne zu punkten versenkte, war selber mitmachen zu teuer. Sie standen mit einem Franken stundenlang am Kasten standen und verkauften am Schluss ihre Freispiele. Auch die in die Zeit meiner Pubertät fallenden neuartigen Videospiele wie «Space Invaders» oder «Asteroids» beherrschte
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ich nur ungenügend. Meine Hand-Auge-Koordination ist Schrott. Einmal, als die Gameboys aufkamen und alle Tetris spielten bis zur Verblödung, glaubte ich, endlich eines dieser Spiele zu beherrschen. In Spanien wollte ich einem Freund am Tetris-Automaten meine neuen Fähigkeiten zeigen. «Ich bin glaub doch nicht so gut», musste ich bald eingestehen. «Ich bin froh, dass du es bist, der es sagt», antwortete er. Ich war immer um Leute herum, die gerne spielten. Das war nicht immer einfach. Ich erinnere mich an eine Reise ins Tessin, ans Filmfestival von Locarno. Ich reiste mit zwei Freuden, die eine Schachphase hatten. Ich weiss noch, wie ich in unserer Unterkunft vier Stunden lang jedes einzelne Inserat des damals noch recht umfangreichen Stellenanzeigers las, obwohl ich keine Arbeit suchte, bis sie endlich fertig waren mit ihrer Partie. Als ich auf der Alp war, lernte ich eine simple Form des Jassens, um die Zeit zu vertreiben. In der Stadt machte mir das Spiel keinen Spass mehr. Einmal nahm ich sogar an einem Jassturnier teil, wir überlebten die erste Runde und flogen dann raus. Ich empfand es als mühselige Kopfrechnerei. Die einzigen Spiele, in denen ich ab und zu gewinne, oder besser gesagt Glück habe, sind Glücksspiele. Ich habe mal im Lotto, bei einem der wenigen Male, als ich spielte, ein paar tausend Franken gewonnen, auf dem Dom, der grossen Kirmes in Hamburg, gewann ich als
Kind eine vier Meter lange neongrüne Stoffschlange, von Black-Jack- und Roulette-Tischen stehe ich meist mit einem kleinen Vorsprung auf. Diese Spielerfahrungen haben mich geprägt. Wahrscheinlich sind sie der Grund, dass mir Verlierer meist sympathischer sind als Sieger und mir die ganze Siegermentalität suspekt ist, die seit ein paar Jahrzehnten unser Leben prägt. Denn ich weiss nur zu gut, wo jemand gewinnt, muss auch jemand verlieren. Meist sind die Verlierer sogar in der Überzahl. Die Vorstellung, jeder könne ein Sieger sein, ist rein rechnerisch absurd. Ausser man sucht sich immer speziellere Fachdisziplinen. Wie in Amerika, wo es Wettbewerbe gibt, wer die lauteste Stereoanlage im Auto hat. Diese Autos können nicht mehr fahren und anstatt Musik misst man einen Pfeifton. Fahren und Musikhören, also das, was Spass macht, können die Sieger nicht mehr. Es ist nicht immer schlecht, zu den Verlierern zu gehören.
STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 280/12
Surprise-Leiterspiel ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS | WOMM
Das Leben ist keine Leiter, die stetig nach oben führt – das wusste man schon im England des späten 18. Jahrhunderts, als das Leiterspiel erfunden wurde. Suchen Sie sich einen oder mehrere Mitstreiter, ein Figürchen für jeden und einen Würfel – und spielen Sie das Surprise-Leiterspiel des Lebens. Mögen Ihnen die Götter wohlgesinnt sein! Denn: Nur der Glücklichste schaffts ins Paradies.
Glück gehabt, es geht nach oben: 3 Papas Kohle gibt gute Startchancen! 14 Lehrstelle gefunden, Abschluss mit Bravour! 21 Viel Engagement, ein bisschen Vitamin B: Sie werden befördert! 29 Sie erben ein Haus mit Garten. 31 Sie gewinnen im Lotto 10 000 Franken. Pech! Es geht abwärts: 9 ADHS und Flausen im Kopf: ein Schuljahr wiederholen. 19 Verkehrsunfall: Teil-IV und Umschulung. 27 Spielrausch im Casino: 10 000 Franken weg. 35 Aus Gewohnheit wurde Sucht: Jobverlust. 45 Scheidung! Das wird teuer. 48: Ihre Pensionskasse hat sich verspekuliert: Rentenkürzung! SURPRISE 280/12
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BILD: ZVG
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Kulturtipps
Endlich Land in Sicht? Das hat sich schon mancher gefragt, der beim Spielen absoff.
Unfreundlich, aber effizient: Eine künstliche Intelligenz als Laufcoach.
Brettspiel Jedem eine zweite Chance
Game Einmal Labormaus sein
Als Entdecker auf der Insel Santa Cruz locken den Spieler Bodenschätze und lukrative Bauplätze – doch der schlafende Vulkan droht jederzeit auszubrechen.
Portal 2 ist eine Entdeckungstour durch ein verfallenes Forschungslabor. Dort warten Rätsel und viel schwarzer Humor. VON JAN ROTHENBERGER
VON TOM FELBER
Wie wäre es doch schön, wenn man im richtigen Leben jedes Mal eine zweite Chance bekäme, um Aufgaben anders anzugehen. Genau das ist im Spiel Santa Cruz möglich. Spieleautor Marcel-André Casasola Merkle wirft die Spieler in eine unüberschaubare Situation, gibt ihnen aber in einem zweiten Durchgang die Gelegenheit, ihre Fehler zu korrigieren. Aufbauend auf dieser Idee hat er ein wunderbares Brettspiel geschaffen, bei dem es viel zu entdecken gibt. Die Spieler schlüpfen in die Rollen von Seefahrern, die nach Monaten auf hoher See endlich auf Land stossen. Es ist die fiktive Insel Santa Cruz. In der ersten Spielrunde gilt es, diese zu erforschen. Mit dem Ausspielen von Karten versucht man, sich die besten Plätze auf der Insel zu sichern. Allmählich werden die versteckten Informationen sichtbar. Wo sind die Rohstoffvorkommen? Wo die lukrativsten Bauplätze für Leuchttürme, Häuser und Kirchen? In der zweiten Runde landet ein neues Schiff. Nun ist allen bekannt, was die Insel wo bietet, und entsprechend wird taktiert. Dabei droht ein schlafender Vulkan jederzeit auszubrechen. Santa Cruz ist ein Spiel mit liebevoller Grafik und schönem Material, das für jeden Spielertyp etwas bietet: Der erste Durchgang ist etwas für neugierige Entdecker, der zweite für Planer. Risikofreudige siedeln am Vulkan, wo es höhere Punktzahlen gibt. Zocker versuchen, Punkte über das Einfangen von exotischen Vögeln zu bekommen. Jeder Spieler kann zudem drei von 16 theoretisch möglichen unterschiedlichen Punktewertungen auslösen. Welche drei das sein könnten, damit lässt sich ausgezeichnet bluffen. Santa Cruz ist ein Spiel für alle. Die reich bebilderte Regel ermöglicht einen einfachen Einstieg. Eine Partie, die rund 45 Minuten dauert, lebt von der Spannung, welche Punktewertungen im Spiel sein könnten und welche nicht. Santa Cruz schaffte es 2012 auf die Empfehlungsliste von «Spiel des Jahres». In Österreich reichte es sogar für die Auszeichnung «Spiel der Spiele».
Eigentlich war der erste Teil des Knobelspiels «Portal» nur ein Goodie zur Abrundung der Spielesammlung «The Orange Box», die 2007 erschien. Das unkonventionelle Knobelspiel «Portal» wurde aber zum heimlichen Star des Pakets, der sich bald einen Platz in vielen Spielerherzen sicherte. Vergangenes Jahr bekam dieser clevere Überraschungserfolg eine Fortsetzung. Portal 2 spinnt das Konzept des ersten Teils weiter und schafft erneut beides mit Bravour: eine Geschichte zu erzählen und mit einer originellen Mechanik den Spieler bei Laune zu halten. Es ist die ausgeklügelte und witzige Hintergrundgeschichte, die dem Spiel – mehr als Mechanik und Leveldesign – eine Fangemeinde einbrachte. Der Spieler ist als menschliche Labormaus in einem verfallenen Forschungskomplex unterwegs. Dort hetzt eine durchgedrehte Computerintelligenz die Hauptfigur durch die sogenannten Testchambers, eine Reihe von Versuchsanordnungen. Der Spieler will nur eines: entkommen. Die Roboterstimme kommentiert das Geschehen en passant und deckt die skurrile Hintergrundgeschichte der Forschungsanlage auf. Dabei gefällt der schwarze Humor, der in den Einspielern der sarkastischen digitalen Beobachterin zum Einsatz kommt. Kern des Spiel ist die Portal Gun: ein Gerät, mit dem der Spieler Energiekugeln verschiesst, die auf Flächen Portale entstehen lassen. Sie erlauben dem Spieler zum Beispiel, an vorher unerreichbare Orte zu gelangen. Er kann hindurchgehen, -springen oder sie als Durchreiche für andere Objekte verwenden. Portal 2 ist trotz seines Egoshooter-Gewandes (man spielt aus der Ich-Perspektive) im Grunde ein Denk- und Geschicklichkeitsspiel. Der erfolgreiche Abschluss eines Levels verlangt das Lösen laufend kniffligerer Aufgaben durch geschicktes Setzen von Portalen und halsbrecherische Manöver. Ein gut ausbalancierter Schwierigkeitsgrad sorgt dafür, dass kaum Durchhänger im Spielablauf entstehen. Portal 2 führt Stück für Stück an sein Spielprinzip heran, sodass auch eine Kenntnis des ersten Teils nicht nötig ist. Es ist clever, witzig und gut inszeniert. Die internationale Spielepresse gab dem Titel eine Wertung von 95 aus 100.
Santa Cruz: Familienspiel von Marcel-André Casasola Merkle für zwei bis
Portal 2 (2011). Für PC, Mac, Xbox 360 und Playstation 3, ab zwölf Jahren,
vier Spieler, ab acht Jahren, etwa CHF 45.
mehrsprachig, kooperativer Multiplayer. CHF 39.90.
Vertrieb in der Schweiz: Carletto AG, Wädenswil. www.schmidtspiele.de
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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.
Schlaff wie Sandsäcke: Boules, die nicht wegkullern.
Outdoorspiel Nah am Schweinchen Crossboule ist eine Variante des Boulespiels, die sich überall spielen lässt. Die Bälle sind leicht und brauchen wenig Platz – ideal fürs Feriengepäck!
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Musikschule archemusia, Basel
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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur
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Proitera GmbH, Basel
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responsAbility Social Investments AG
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BEVBE Ingenieurbüro, Bonstetten
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Judith Turcati, Englischunterricht, Wila
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Axpo Holding AG, Zürich
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Unternehmensberatung AbtConsulting, Wohlen
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Kaiser Software GmbH, Bern
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Klimaneutrale Druckerei Hürzeler AG,
VON MATTHIAS FLÜCKIGER
Das Boulespiel wird in zahlreichen Varianten und unter vielen verschiedenen Namen überall auf der Welt gespielt. Am weitesten verbreitet ist das sogenannte Pétanque. Und das ist kein Zufall. Im Gegensatz zu den meisten anderen Boulevarianten schreiben seine Regeln kein bestimmtes Spielfeld oder Terrain vor. Das Spiel kann daher nicht nur auf speziellen Plätzen, sondern in jedem Park oder Garten gespielt werden. Die jüngste Boulevariante, das Crossboule (oder Crossboccia), geht hier noch einen Schritt weiter. Erfunden wurde es in Deutschland vom Designer Mark Caliman. Seine Absicht war es, ein Boulespiel zu entwickeln, das sich überall spielen lässt. Und damit meinte er: wirklich überall. Im Wohnzimmer, im Treppenhaus, im Garten oder mitten auf der Strasse. Im Wald, auf der Wiese, in den Bergen oder am Strand, ja sogar im Wasser. Ist das möglich? Es ist. Statt mit schweren Metallkugeln wird Crossboule mit farbigen, sackartigen Stoffbällen gespielt, die mit einem Kunststoffgranulat gefüllt sind. Diese Bälle kommen auch auf abschüssigen Ebenen zum Stehen, sind weich und leicht und schwimmen (wenns denn wirklich einmal sein muss). Die Grundregeln sind einfach. Mitspielen können beliebig viele. Es spielt jeder gegen jeden oder man bildet Teams. Jeder Spieler versucht, seine drei Bälle möglichst nahe an das zuvor ausgeworfene Zielbällchen, das «Schweinchen», zu werfen. In jeder Runde kriegt nur der Spieler Punkte, der mit einer seiner Kugeln am nächsten beim Schweinchen liegt. Jede Kugel, die näher beim Schweinchen liegt als die gegnerischen, gibt einen Punkt; wer 13 erreicht hat, hat gewonnen. Im Unterschied zum klassischen Boulespiel ist bei Crossboule jede Wurftechnik erlaubt. Wer das Schweinchen auswirft, darf festlegen, wie in dieser Runde geworfen werden muss. Vielleicht nur mit links? Indirekt über eine Wand? Oder rückwärts zwischen den Beinen hindurch? Kreativität ist gefragt! Sein ganzes Potenzial entfaltet Crossboule dann, wenn alle drei Dimensionen ins Spiel mit einbezogen werden. Über Tische und Bänke, eine Rutschbahn hoch oder zum Fenster hinaus: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die praktische Grösse und das leichte Gewicht machen Crossboule zum idealen Ferienspiel für Jung und Alt.
Regensdorf 11
Inova Management AG, Wollerau
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Grenzenlos GmbH, Binningen
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projectway GmbH, Köniz
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Balcart AG, Carton Ideen Lösungen, Therwil
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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau
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Velo-Oase Bestgen, Baar
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Arbeitssicherheit Zehnder GmbH, Otterbach
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fast4meter, storytelling, Bern
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Scherrer & Partner GmbH, Basel
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Brockenstube des Reformierten Frauenvereins Aesch-Pfeffingen
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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen
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Schweiz. Tropen- und Public Health-Institut, BS
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Migros Zürich, Kulturprozent
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Psychiatrische Dienste Aargau AG (PDAG)
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Locher, Schwittay Gebäudetechnik GmbH, BS
Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.
Crossboule/Crossboccia 6er, im Spielwarenhandel erhältlich, ca. CHF 40. www.fatamorgana.ch SURPRISE 280/12
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Strassenfussballer-Porträt «Ich stehe morgens wieder auf» Als Chef de Service und Hotelmanager sorgte Ralf Breidenbach (42) für das Wohl seiner Gäste. Dann verlor er Job, Wohnung und Motivation. Beim AC Gassechuchi Luzern fand er wieder Tritt, heute serviert er Pässe in der Surprise Nationalmannschaft.
«Anfangs wurde ich in der Gassenküche Luzern für einen Polizeispitzel gehalten. Andere meinten, ich sei Praktikant. Ich bin wohl ein untypischer Besucher. Ich hatte nie ein Drogenproblem. Alkohol trinke ich zwar, doch selbst in meiner wildesten Gastrozeit war ich nicht Alkoholiker. Seit ich Job und Wohnung los bin, trinke ich sowieso weniger. Bis letzten Sommer war ich stellvertretender Direktor eines Ausflugshotels in Kriens. Ein wunderbares Haus am Fuss des Pilatus, inklusive Terrasse mit Seeblick. Hinter der Heile-Welt-Fassade sah es jedoch anders aus. Dabei hoffte ich hier, nach über 20 Jahren an der Service-Front, etwas ruhiger und im Hintergrund arbeiten zu können. Die Pläne für die Neueröffnung klangen gut, man gab mir sogar die Perspektive auf ein eigenes Hotel. Voll motiviert arbeitete ich die ersten Monate durch. Doch je tiefer ich drin steckte, desto klarer wurde mir: Wie hier mit Personal und Lieferanten umgegangen wird, das widerstrebt meinem Denken. Es gab Klagen von allen Seiten, ich war der Prellbock. Dafür hatte ich irgendwann keine Energie mehr. Nach sieben Monaten lösten wir meinen Vertrag auf. Leider hat mein damaliger Arbeitgeber die weiteren nötigen Papiere nicht ausgefüllt. So bekomme ich bis heute kein Arbeitslosengeld. Das war mir damals egal. Ich hatte ja immer gearbeitet und etwas Geld auf der Seite. Ich wollte einfach Ruhe und liess alles schleifen. Im Herbst war dann das Geld weg und damit auch meine Wohnung. Erst kam ich bei Freunden unter. Die boten mir auch Kellnerjobs an, aber Bier-Töff wollte ich nicht mehr sein. Meine Batterie war leer. Ich dachte, nach ein, zwei Monaten hätte ich wieder Energie. Aber ich lebte einfach weiter in den Tag. Andere würden meine Krise wohl ein Burnout nennen. Im Februar war die Geduld meiner Freunde am Ende und ich stand auf der Strasse. Da die Notschlafstelle nur von neun Uhr abends bis neun Uhr morgens offen ist, kam ich zur Gassenküche. Sonst kannst du in Luzern im Winter nirgendwo tagsüber in der Wärme sitzen. Sogar am Bahnhof machen sie Billetkontrolle und werfen dich aus dem Warteraum. In der Gassenküche bekommst du nicht nur eine warme Mahlzeit im beheizten Raum, hier fand ich in Gesprächen mit Besuchern und Betreuern neuen Halt. Mittlerweile habe ich hier Kollegen. Wir plaudern, jassen oder spielen Fussball. Mit der AC Gassechuchi spielte ich im April auch mein erstes Turnier von Surprise Strassenfussball. Sportlich waren wir nicht sehr erfolgreich, aber ich hatte eine Menge Spass. Nie hätte ich gedacht, dass ich danach für das Sichtungstraining der Nationalmannschaft aufgeboten würde. Umso grösser war die Freude, denn Ex-NatiGoalie Stefan hat in der Gassenküche viel von seiner Zeit mit dem Team und beim Homeless World Cup geschwärmt. Beim ersten Nati-Training gefiel mir, dass alle Spieler sich gegenseitig unterstützen, so unterschiedlich ihr Hintergrund auch ist. Als mir Nati-Coach David Möller
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AUFGEZEICHNET VON OLIVIER JOLIAT
dann mitteilte, dass ich im Kader 2012 bin, hab ich mir schon ein Bier gegönnt. Ich hoffe, uns gelingt es im Oktober beim Homeless World Cup in Mexico-City den guten 28. Platz der letztjährigen Nati zu toppen. Fussball war schon immer meine Leidenschaft. Da ich früher noch weniger autoritätenfreundlich war als heute, blieb ich jedoch nie lange in einem Club. Street Soccer, wie er am Homeless World Cup gespielt wird, fällt mir wegen meiner Grösse und technischer Mängel eigentlich schwerer. Um hier aufzuholen, habe ich mich auch noch Hobbykickern angeschlossen, die in der Halle trainieren. Seit ich Fussball spiele, stehe ich morgens wieder auf. Je nach Wetter gehe ich Velo fahren oder zum Jassen. Ich bin jetzt auch mit den Ämtern in Kontakt. Wenn alles klappt und mein Ex-Chef endlich die Papiere liefert, bekomme ich ab September Arbeitslosengeld. Dann kann sich das Arbeitsamt offiziell um mich kümmern und je nachdem gar eine Umschulung finanzieren. Ich hab letzthin im Restaurant eines Altersheims ausgeholfen. Da bedanken sich die Leute. Man ist nicht nur Bringer, sondern auch Helfer. Mir gefällt diese soziale Komponente. Mal sehen, ob da was möglich ist. Immerhin hänge ich nun nicht mehr in der Luft, sondern habe wieder Boden unter den Füssen. Jetzt suche ich noch die Richtung, in die ich laufen will.» ■ SURPRISE 280/12
SurPlus – eine Chance für alle! Werden Sie Gotte oder Götti bei SurPlus Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten. Menschen, die kaum Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt wieder Struktur und mehr Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Das verdient Respekt und Unterstützung. Das Spezialprogramm SurPlus ist ein niederschwelliges Begleitprogramm für ausgewählte Surprise-Verkaufende, die regelmässig das Strassenmagazin
verkaufen und hauptsächlich vom Heftverkauf leben. Diese Verkaufenden erhalten nur geringe soziale Ergänzungsleistungen und werden im Programm SurPlus gezielt vom Verein Surprise unterstützt: Sie sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit, U-Abonnement) und werden bei Problemen im oft schwierigen Alltag begleitet. Mit einer Patenschaft leisten Sie einen wesentlichen Beitrag für die soziale Absicherung der Verkaufenden und ermöglichen ihnen, sich aus eigener Kraft einen Verdienst zu erarbeiten. Vielen Dank für Ihr Engagement!
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Ja, ich werde Gotte/Götti und unterstütze das SurPlus-Programm von Surprise! 1 Jahr: 6000 Franken
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1 Monat: 500 Franken
280/12 Talon bitte senden oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 280/12
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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.
Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–
Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.
Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden vom Verein Surprise geführt. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.
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Herausgeber Verein Surprise, Postfach, 4003 Basel www.vereinsurprise.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@vereinsurprise.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@vereinsurprise.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Mena Kost und Florian Blumer (Nummernverantwortliche), Diana Frei, Reto Aschwanden redaktion@vereinsurprise.ch Ständige Mitarbeit texakt.ch (Korrektorat), Yvonne Kunz, Delia Lenoir, Irene Meier, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Tom Felber, Sarah Forrer, Corinne Futterlieb, Michael Herzig, Olivier Joliat, Dominik Plüss, Jan Rothenberger, Priska Wenger Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 15000, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61
Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Patrick Würmli, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Bruno Schäfer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@vereinsurprise.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@vereinsurprise.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller o.joliat@vereinsurprise.ch, www.strassensport.ch Vereinspräsident Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 280/12
Lösungen aus Heft 279 Bimaru 2, Seite 23
Kreuzworträtsel, Seite 25
I B AB SUR P R I S E A C E UNE A BUCH T B R I E W SHAG BAS I NE AS I E DD J E T S N S I NE A G R UM E N K E I EGO E I E R BAHNHO OD E G Z RA GR E I I NN BACH HUND GR B L E I P A BOOT E B S E AS I
MN HAU RAN MU E E S T E L N R T T R A S T RA SA I R E RN N KA G I F UGE R L S S D BU S AN I T L I SA AB L
A A L S L S E NE AN S S A A K I N I C CH KA EN C D E O
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Bimaru 1, Seite 13
Lösungswort: GUT GERAETSELT! Filmrätsel, Seite 26: Die Ritter der Kokosnuss (Original: Monty Python and the Holy Grail), GB 1975
Sudoku 1, Seite 7
SURPRISE 280/12
Sudoku 2, Seite 31
Brückenrätsel, Seite 17
31
Macht stark.
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