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Bella vista Neue Perspektiven im Tessin Wo ist das Dunkel hin? Wenn Licht den Himmel verschmutzt

Vorstand auf der Strasse – ein Selbstversuch als Surprise-Verkäufer

Nr. 282 | 24. August bis 6. September 2012 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Wir gratulieren! Strassenmagazin Nr. 279 «Wir rätseln»

Strassenmagazin Nr. 280 «Wir spielen»

Gewinner Bildrätsel 1. Preis: Michael Kiener, Grenzweg 19, 3097 Liebefeld 2. Preis: Kurt und Ruth Schifferli, Eichholz 7B, 8614 Bertschikon 3. Preis: Tita Meier, In den Klosterreben 40, 4052 Basel

Gewinner Brückenrätsel Sabine Arnold, Vielmattstrasse 5, 3512 Walkringen

Gewinner Surprise-Kreuzworträtsel 1. Preis: Rosmarie Kappeler, Ottostrasse 10, 8005 Zürich 2. Preis: Anna Boyer, Röschibachstrasse 52, 8037 Zürich 3. Preis: Urs Steinemann, Abendstrasse 1, 3027 Bern Gewinner Filmrätsel Robert Stritmatter, Im Hirshalm 15, 4125 Riehen Adrian Strub Büenzli, Aegertenweg 7, 4450 Sissach Rolf Simon Zaugg, Mirchelstrasse 26, 3506 Grosshöchstetten

Gewinner Sudoku Lengenfelder/Dunst, Schwandenholzstrasse 242, 8046 Zürich Gewinner Bimaru Vatika Lüthy, Bönistrasse 4, 8800 Thalwil Gewinner Bildrätsel 1. Preis: Karin Arquisch, Malixerstrasse 7, 7000 Chur 2. Preis: Monika Bachmann, Götzstrasse 8, 8006 Zürich 3. Preis: Ruth Schaub-Krebs, Schulgasse 1, 4460 Gelterkinden

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Titelbild: Blick von Cortoi auf die Magadinoebene und den Lago Maggiore. Bild: Olivier Joliat.

Editorial Neue Gesichter mit neuen Geschichten BILD: DOMINIK PLÜSS

Für Medienschaffende sind die Sommerwochen eine schwierige Zeit. Die Nachrichten fliessen spärlich und interessante Gesprächspartner sind nicht erreichbar, weil sie Ferien machen. Wir sind diesen Schwierigkeiten mit zwei speziellen Heften zu den Themen Rätsel und Spiele begegnet und haben Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, allerlei Denksportaufgaben gestellt. Wir bedanken uns bei allen, die uns ihre Lösungen geschickt haben, und präsentieren die Gewinner auf der gegenüberliegenden Seite. Während wir diese Sondernummern produzierten, planten wir parallel frische Rubriken von neuen Mitarbeitern, die wir hiermit herzlich willkommen heissen. RETO ASCHWANDEN

Auf Seite 5 finden Sie die erste Folge von «Die Sozialzahl», die künftig abwechselnd REDAKTOR mit der beliebten Bastelseite erscheint. Autor dieser neuen Kolumne ist Carlo Knöpfel. Der Sozialwissenschaftler war Mitglied der Geschäftsleitungen von Caritas Schweiz und der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). Heute arbeitet der Experte für soziale Problemlagen und gesellschaftliche Zusammenhänge als Dozent an der Hochschule für Soziale Arbeit. Knöpfel ist auch ehemaliger Vereinspräsident von Surprise und kehrt nun quasi an die alte Wirkungsstätte zurück. In seiner Kolumne wird er Ihnen in jedem zweiten Heft Statistiken aus dem Sozialbereich präsentieren und erklären, welche gesellschaftlichen Entwicklungen sich hinter den Zahlen verbergen. Ebenfalls neu bei Surprise ist Shpresa Jashari. Geboren als Albanerin in Mazedonien, kam sie als Dreijährige mit der Mutter zum Vater in die Schweiz, wo sie im Kanton Schaffhausen aufwuchs. Heute lehrt sie an der Uni Freiburg i. Br. und forscht auf dem Gebiet der interdisziplinären Sprachwissenschaft. Einen ihrer Schwerpunkte bildet das Spannungsfeld unterschiedlicher Kulturen, in dem sich Einwandererkinder bewegen. In der Kolumne «Fremd für Deutschsprachige» erzählt sie in jedem zweiten Heft lustige, absurde und bedenkliche Episoden aus der Migration. Die visuelle Umsetzung der Geschichten besorgt Rahel Nicole Eisenring, eine umworbene Illustratorin aus Luzern. Das Debüt von Jashari und Eisenring finden Sie auf Seite 22. Neuigkeiten gibt es auch bei den Kulturtipps. Bislang haben wir die kulinarischen Belange vernachlässigt, dabei bilden doch Essen und Trinken fundamentale Kulturgüter. Darum schreibt Tom Wiederkehr fortan alle vier Wochen über besondere und besonders schmackhafte Lebensmittel und Gerichte. Diese Rubrik präsentieren wir in Kooperation mit Wiederkehrs Blog Piatto forte, wo Sie jeweils Bezugsquellen und Rezepte zu den im Heft präsentierten Leckereien finden können. Ich wünsche «en Guete» und bekömmliche Lektüre. Reto Aschwanden

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@vereinsurprise.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 282/12

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10 Tessin Frischer Wind in der Sonnenstube Über die Jahrzehnte verliessen viele Tessiner ihre abgelegenen Ortschaften. Und schimpften dann über die Deutschschweizer, die ihre halb verfallenen Rustici zu Ferienhäuschen umbauten. Der Kulturkampf muss nicht sein: In Mergoscia, einem Dörfchen am Ausgang des Verzascatals, erweckte die Zürcher Genossenschaft Campo Cortoi eine Alp zu neuem Leben. Schüler und Firmen erleben in Lagern den Reiz einer einfachen Existenz mit Kochen über Holzfeuer und sorgen gleichzeitig für Nachfrage im letzten Dorfladen.

BILD: OLIVIER JOLIAT

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Inhalt Wir gratulieren … … den Gewinnern unserer Rätsel Editorial Frisch in den Herbst Die Sozialzahl Arme Rentner Aufgelesen Gefängnisgeflüster Zugerichtet Im Schlafzimmer der Russin Strassensport Meisterschaft in Zürich Starverkäufer Daniel Stutz Porträt Frau Freitag ist so frei Rollenwechsel Ein Unternehmer als Strassenverkäufer Fremd für Deutschsprachige Ausländergärtchen im TV-Studio Cirque de Loin Gaukler an der Mutterbrust Kulturtipps Die Wurst vom Italiener Ausgehtipps Zauberhaftes Afghanistan Verkäuferporträt Abschied aus Basel Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

14 Lichtverschmutzung Es werde Nacht BILD: NASA

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Überfluss produziert Abfall – das gilt auch beim Licht: Seit uns Energie scheinbar unbeschränkt zur Verfügung steht, strahlen immer mehr Lampen sinnlos in den Nachthimmel hinaus. Mit der Konsequenz, dass die Milchstrasse hinter einer milchig leuchtenden Glocke verschwindet. Die Politik und selbst die grossen Umweltverbände interessieren sich kaum für diesen Kollateralschaden der Industrialisierung. Dennoch gibt es einen Hoffnungsschimmer.

BILD: REUTERS/DANISH SIDDIQUI

17 Kinderarbeit Kleine Krampfer Der elfjährige Mithun aus Indien trägt pro Tag 100 Steine aus einer Laterit-Mine im Ratnagiri-Distrikt. Für jeden Stein erhält er zwei Rupien, etwa vier Rappen. So wie er müssen sich Millionen von Minderjährigen den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien verdienen. Ein Fotoessay über Kinder, die zur Arbeit statt in die Schule gehen.

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Die Sozialzahl Arm im Alter Die Grafik zeigt die prozen tualen Anteile der verschied enen Altersgruppen am Total aller Sozialhilfebeziehenden von 2005 bis 2010. Der Anteil der älteren Menschen in der Sozialhilfe hat in den letzten Jahren zugenommen. Bei den 46- bis 55-Jährigen stieg er zwischen 2005 und 2010 von 12,3 auf 14,5 Prozent, bei den 55bis 64-Jährigen von 5,7 auf 7,5 Prozent. Gesamthaft ist der Anteil der älteren Sozialhilfe beziehenden von 18 auf 22 Pro zent oder um rund ein Fün ftel grösser geworden. Inzwische n sind über 50 000 ältere Per sonen über längere Zeit auf Soz ialhilfe angewiesen. Hinter diesen Zahlen verbirg t sich ein wachsendes Armutsrisiko dieser Altersgrupp en. Betrug die Sozialhilfequo te der 46- bis 55-Jährigen 200 5 noch 2,9 Prozent, so lieg t sie fünf Jahre später bereits bei 3,2 Prozent. Damit ist sie höh er als die gesamtschweizerisch e Sozialhilfequote, die 3,0 Prozent beträgt. Einen ähnlich en Trend findet man auch bei den 55- bis 64-Jährigen: Hier stie g die Sozialhilfequote im glei chen Zeitraum von 1,9 auf 2,3 Prozent. Diese Entwicklu nge n sind besonders beunruhigend , weil sich die durchschnittli che Sozialhilfequote im gleiche n Zeitraum praktisch nicht ver ändert hat. Aus ersten Studien ist bekann t, dass vor allem geschiede ne, alleinlebende Männer mit geringer beruflicher Qualifik ation und gesundheitlichen Einschränkungen zu den älte ren Sozialhilfebeziehenden geh ören. Sie sind seit einigen Jah ren arbeitslos, wurden ausgesteu ert und beziehen nun Unterst ützungsleistungen vom Soziala mt.

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mit den Geng hat nicht nur lu ick tw En e en haben Die beschrieb zu tun. Natürlich m Arbeitsmarkt de f au gkeit en hi fä eit gs nh un gebe änkten Leist it einer eingeschr m n den. he fin sc zu en e M es e feste Stell itslos wieder ein be ar al s ist m da ein ch er, Do schw rsonen zu. nders auf ältere Pe so be nz ga fft tri Dies en so. n letzten fünf Jahr nicht erst seit de ngen für diese un andere Begründu ch no n se ieüs ez m eb m ilf Daru ter den Sozialh gen der Anteile un die guten Verschiebun ung verweist auf en. Eine Vermut rd we en nd fu en ge henden ese Reform haenversicherung. Di lid va In r de i be n Revisione zug einer InvaliHürden für den Be e di itt hr Sc r fü n bekamen älteben Schritt n Neunzigerjahre de in ch No . ht hö istungsfähigkeit denrente er geschränkten Le ein er ein it m se rochen. Heute re Arbeitslo e IV-Rente zugesp ein t of hr se er ab ischen als Sonicht immer, lhilfe, wo sie inzw zia So r de in ele verbleiben vi zeichnet werden. en? Die Meizialhilferentner be n gemacht werd ne rso Pe en es di ren, dass die Was soll mit einen argumentie e Di r. de an in se chen Integranungen gehen au erung der berufli rd Fö e di r fü e di der Soknappen Mittel, ngen Menschen in stehen, auf die ju ng gu rfü öchten Ve m r n zu re n tio . Die ande t werden sollten er tri en nz eiwilliko Fr e it ilf m zialh ern, etwa le Integration förd zia so e di dritten st e de Di in zum in Basel. es der Stadthelfer jen e wi tegraten in ek oj Re gen-Pr beruflichen für Versuche zur em all tz : Die tro er m en plädier ie auch im Sozialfirmen. W it m iel isp e AlBe es m di r tion, zu me sollte fü tegrationsmassnah In er ein an e m Teilnah ig sein. tersgruppe freiwill L@ L (C .K NO EP FE CA RL O KN ÖP FE BI LD : WOM M

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Kaufsüchtig Kiel. Es gibt Stimmen, die sagen, der Begriff «Konsum-Zeitalter» sei überholt – da wir mit dem Konsumieren all der Dinge, die wir kaufen sollen, gar nicht mehr nachkommen. Die passende Krankheit dazu heisst Kaufsucht, Schätzungen gemäss leiden fünf bis acht Prozent der deutschen Bevölkerung darunter: Um negative Gefühle zu verdrängen, kaufen sie laufend Dinge, auch solche, die sie gar nicht brauchen können. Die Unterdrückung dieses Triebs führt zu Entzugserscheinungen wie innere Unruhe, Zittern und Schweissausbrüche.

Knast-Radio Nürnberg. Die 51-jährige Haushälterin Renate Friedrich moderiert ehrenamtlich die Radiosendung «Strafzeit» – eine emotionale Angelegenheit. Denn darin liest sie Briefe von Gefangenen an ihre Angehörigen und umgekehrt vor, Botschaften wie: «Wir schaffen diesen Weg gemeinsam, mein Schatz.» Die Nachrichten der Häftlinge seien jedoch nicht immer so rührend, sagt Friedrich: «Oft bedauern die sich im Knast nur selbst, die Frau draussen aber muss alleine mit den Kindern richtig kämpfen.»

Reich und sozial Hamburg. Alternative Hanseaten blicken neidisch nach Süden: Während bei ihnen gerade ein ganzer Stadtteil an Gross-Investoren verkauft wurde, steht auf dem ehemaligen Militärgelände Vauban in Freiburg seit Mitte der Neunzigerjahre ein ökologischer «Modellstadtteil» mit selbstverwalteten Wohngemeinschaften und zehn Prozent Sozialwohnungen. Doch auch in Vauban stiegen die Mieten. Ein Bewohner beschreibt die Situation wie folgt: «Die Leute hier verdienen ein Schweinegeld, aber die meisten engagieren sich sozial.»

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Zugerichtet Der Stricher und die Russin Sie hatten als Küchenjungen, Förster und Maurer gearbeitet, zu Hause in Bulgarien. Der Lohn war gering, die Abenteuerlust gross. So beschlossen sie, ihr Glück in der Schweiz zu versuchen. Doch eine Arbeit zu finden, erwies sich für die jungen Burschen, die weder lesen noch schreiben können, als schwierig, und schon bald landeten sie auf dem Schwulenstrich hinter dem Hauptbahnhof Zürich oder boten sich in einer Bar im Niederdorf an, die mit «vielen jungen, hübschen Boys aus aller Herren Länder» wirbt. In einer Sommernacht letzten Jahres, während sie in jener Bar auf Kundschaft warteten, die nicht selten aus verheirateten Familienvätern besteht, erzählte ihnen der 26-jährige Anjo von der Begegnung, die er gleichentags in einem Café mit Katarina, einer 40 Jahre älteren Russin, hatte. Sie wohne ganz in der Nähe und bewahre, so hatte sie ihm anvertraut, ihre Wertsachen zu Hause auf. Die jungen Männer wiesen nun die Freier ab und heckten einen Plan aus, der mehr Geld in Aussicht stellte als schneller Sex. Kurz vor Mitternacht läutete Anjo an Katarinas Haustüre. Es gehe ihm schlecht, ob er nicht bei ihr übernachten könne. Gutmütig liess sie ihn herein und offerierte ihm das Gästezimmer. Anjo aber blieb wach, denn seine Kumpels warteten draussen, damit er sie heimlich zur Türe hereinlasse. Zu viert überwältigten die jungen Männer die schlafende Frau, fesselten sie an Händen und Füssen mit ihren Strümpfen. Und damit niemand ihr Schreien hören könnte, stopften sie ihr den auf dem Bett liegenden Teddybären in den Mund. Sodann durchwühlten sie alle Schubladen und packten ein, was sie

fanden: Ohrringe, Hals- und Armketten, Fingerringe, Armbanduhren und Broschen im Wert von 69 510 Franken. Eilig machten sie sich Richtung Italien davon. Die alte Dame liessen sie geknebelt und gefesselt zurück. Eine Karre voller junger Männer um sechs Uhr morgens – das erregte die Aufmerksamkeit der Zöllner in Chiasso. Auch war Frau Katarina nicht so tatterig, wie die Täter aufgrund ihres Alters gehofft haben mochten. Sie konnte sich selbst befreien und die Polizei anrufen. Vor Gericht stehen drei der insgesamt sechs Täter. Zwei erhalten einen separaten Prozess. Und Anjo hatte sich während der Untersuchungshaft in der Toilette seiner Zelle mit einem Leintuch erhängt. Von den drei Bulgaren auf der Anklagebank, nennen wir sie B., C. und D., will der Richter wissen: «Was würden Sie sagen, wenn jemand so etwas mit Ihrer Mutter oder mit Ihrer Grossmutter machte?» B. hält sich gebückt: «Ich möchte mich innigst entschuldigen bei der Frau, 100 000 Mal, und ich möchte sie wissen lassen, dass ich es von Herzen meine.» Sein Gewissen plage ihn, nachts könne er deswegen nicht schlafen. C. sagt: «Ich wünschte mir, ich wäre schon lange vorher gestorben, dann hätte das nicht passieren können.» Was er getan habe, sei eine grosse Sünde. «Ich weiss nicht, wie ich das vor Gott verantworten kann.» Der dritte, D., verliert nicht viele Worte über seine Tat. Vier Jahre und je zwei Mal dreieinhalb Jahre lautet das Urteil. Pünktlich zum Mittagessen schliesst der Richter die Verhandlung und wünscht allen «En Guete».

ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 282/12


Surprise Strassensport Wer wird Schweizermeister? und torreichen Street-Soccer-Turnier. Angepfiffen werden die Meisterschaften mit einem Willkommensgruss von Fussballegende und Bonmot-Meister Gilbert Gress. Das Pfeifen übernehmen danach drei offizielle Referees vom Homeless World Cup sowie unsere ligaintern ausgebildeten Schiedsrichter. Sie beurteilen auch, welches der Teams die wichtigste Trophäe von Surprise Strassensport mit nach Hause nimmt: Die Fairplay Trophäe! ■

Samstag, 8. September, Helvetiaplatz, Zürich 10.45 Uhr: Begrüssung durch Gilbert Gress und Turnieranpfiff 13.00 Uhr: Testspiel, Surprise Nationalmannschaft vs. All-Stars 17.00 Uhr: Siegerehrung

www.strassensport.ch

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@vereinsurprise.ch

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BILD: ZVG

BILD: ZVG

Surprise Strassensport freut auf ein echtes Fussballfest, als würdiges Finale der Jubiläumssaison zum zehnjährigen Bestehen. Ein Fest feiert man mit Freunden. Toll, schnüren mit den 18 Liga-Teams auch Ex-Nationalspieler Thomas Bickel, Regisseur Michael Steiner und die beiden Schauspieler Leonardo Nigro und Beni Fueter die Schuhe, um in einem Testspiel die Schweizer Strassensport-Nationalmannschaft zu prüfen. Es freut uns ausserordentlich, dass zu diesen alten Freunden, die Surprise Strassensport schon länger verbunden sind, mit den Ex-Nationalspielern Pascal Zuberbühler und Bruno Berner zwei neue Liga-Sympathisanten stossen. Das All-Star Team wird ein harter Gegner für unsere neu zusammengestellte Nationalmannschaft. Aber richtig wichtig wird es für die Surprise Nati ja erst im Oktober beim Homeless World Cup in Mexico City. Um den Schweizermeistertitel geht es dagegen für die Liga-Teams. Das sorgt für zusätzliche Spannung beim ohnehin attraktiven, schnellen

Starverkäufer Daniel Stutz Leah Longmoor aus Zürich nominiert Daniel Stutz als Starverkäufer: «Auf meinem Weg zur Arbeit am Limmatquai in Zürich verkauft Daniel Stutz das Strassenmagazin Surprise. Ich möchte ihn gerne als Starverkäufer nominieren. Er ist immer äusserst freundlich, grüsst mit seinem ganz besonderen, aber zurückhaltenden Lächeln, welches ihn besonders sympathisch macht.»

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Porträt Therapeutin der Volksseele Hauptberuflich coacht Kafi Freitag Menschen. Und als Frau Freitag plädiert sie online für eine gesunde Fehlerkultur anstelle des perfekten Scheins: eine Frau, die Volkserziehung mit Savoir Vivre verbindet. VON DIANA FREI (TEXT) UND ROLAND SOLDI (BILD)

irgendwelche Leute beginnen, Zwiebeln zu essen. Ich nutze die kleinen Trancezustände, die jeder Mensch hat, wenn er zum Beispiel eine Minute rausguckt ins Nichts.» Es geht darum, die Aufmerksamkeit eines Menschen auf eine andere Schicht des Bewusstseins zu lenken, weg vom rein analytischen Denken. Als NLP-Coach versucht Freitag den Klienten letzten Endes dazu zu bringen, dass er merkt, dass er die Dinge selber in der Hand hat. Kafi Freitag hat die Dinge jedenfalls immer selber in die Hand genommen: Anfang 20 wurde sie zu Europas jüngster Geschäftsführerin einer deutschen Billig-Modekette, später betätigte sie sich als Ghostwriterin für einen SP-Politiker und heute schreibt sie neben ihrem eigenen auch einen Auftragsblog für Kunst und Architektur. Als die gebürtige Solothurnerin mit Mitte 20 nach Zürich zog, landete sie mit KV, aber ohne Bankausbildung bei der UBS. «Ich hatte mir eigentlich geschworen, ich würde nie – aber nie! – bei einer Bank arbeiten. Aber dann habe ich mich reingekniet, die Leute sahen es, und sie haben mich machen lassen.» Wenn sie eine Idee oder einen Verbes-

In ihrem Haus hat es einen Wasserschaden gegeben, jetzt werden Platten herausgenommen, «ein Terrorlärm», sagt Kafi Freitag, und so verlegt sie den Interviewtermin kurzfristig ins Restaurant Volkshaus im Zürcher Kreis 4. Es wird ein Gespräch mit Birchermüesli im Mund und Kaffeetasse in der Hand. Die Serviceangestellte ist eine Freundin von ihr, und die trägt bei hochsommerlichen Temperaturen ein Foulard, weil Kafi sie und sich selber tags zuvor zwecks Behandlung von Halsschmerzen geschröpft hat. Nun haben beide Male, die aussehen wie Knutschflecken. Aber darum schert sich Kafi Freitag auch dann nicht, als sie fotografiert wird, und die Halsschmerzen, die sind weg. Eitel ist diese Frau nicht. Stilbewusst schon, und zwar bis ins Detail. Gestreiftes Shirt, gelbe Hose, Strasskette, Schuhe mit rotem Karo, knallroter Lippenstift: Das klingt abenteuerlich, sieht aber perfekt aus. Die kurzgeschnittenen Fingernägel sind lackiert, türkisfarben, nur der Zeigefinger ist golden. Es gibt vielleicht Leute, Wenn sie eine Idee oder einen Verbesserungsvorschlag die zuerst einen Stilblog angeschrieben und hatte, schrieb sie «dem Ospel» eine E-Mail. Und der Ospel gefragt hätten: Darf man das? Kafi Freitag darf schrieb jeweils zurück. und schreibt den Blog gleich selber. Auf www.fragfraufreitag.ch beantwortet sie so ziemlich alles in Sachen Savoir Vivre. Auf die Frage, was sie denn dazu serungsvorschlag hatte, schrieb sie «dem Ospel» eine E-Mail. Und der legitimiere, Ratschläge zu erteilen, erwidert sie unbekümmert: «Nichts! Ospel schrieb jeweils zurück. «Alle ringsum waren ein bisschen entIch mache das einfach.» Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht. setzt. Aber für mich war es das Normalste der Welt. Ich hatte zuvor nur Frau Freitag hat die Begabung, Sachen von einer anderen Seite zu bein KMUs gearbeitet und hatte keine Ahnung von den Strukturen bei der trachten und einen neuen Blick auf alte Probleme zu werfen. Das ist UBS.» Zuletzt betreute sie als Anlageberaterin 500 Kunden. «Ich habe nicht nur hilfreich für Leute mit ernst gemeinten Fragen, sondern auch gemerkt, dass es um Menschen geht. Und es geht um etwas sehr Perunterhaltsam für die anderen. «Ich merke, dass die Menschen nicht ehrsönliches, nämlich um ihr Geld. Wenn du den Menschen als Ganzes anlich miteinander sind», findet die Bloggerin. «Jeder ist perfekt, führt die siehst, dann ist es ein extrem spannender Job. Man kann es auch extrem perfekte Beziehung, jeder hat das perfekte Kind, den perfekten Job, den grusig machen. Und heute wirst du gezwungen, es grusig zu machen», perfekten Lohn. Und wenn du dann kommst und sagst, ich habe dies sagt Freitag und löffelt ihr Birchermüesli aus. Sie hat die Konsequenzen oder jenes Problem, dann schauen dich alle verwundert an. Mit meinem gezogen und die Bank verlassen. Blog mache ich das Gegenteil. Ich sage: Ja, sicher ist es so. Es ist bei alKafi Freitag ist ein Mensch, der Stellung bezieht. Sich exponiert. Und len so.» Den Blog hat sich Kafi Freitag auf Weihnachten geschenkt, und mit ihrem Blog zwangsläufig gesellschaftliche Minenfelder ergründet. sie betreibt ihn ohne Werbung oder Arbeitgeber. Die 37-Jährige geniesst «Ich habe kürzlich die Frage gehabt, ob es okay sei, die eigenen Kinder bereits leisen Kultstatus. Jeroen van Rooijen, der Stilpapst der NZZ, veranzuschreien. Ich fand: Ja! Natürlich! Jeder, der einigermassen ehrlich weist in seinem Blog auf sie als «eine der geistreichsten Kolleginnen», ist, findet: Mein Kind nervt manchmal.» Es gab jede Menge Reaktionen. und auf Facebook postet die Zürcher Schauspielprominenz Sätze wie Eltern fanden: Endlich sagt es mal jemand! Und zwei Frauen ohne Kin«Ich kenne Kafi Freitag schon lange, im Fall!». Es fühlt sich vertraut an, der fanden das Statement menschenverachtend, man müsse ihr das wenn Kafi (so nennen sie ihre Freunde übrigens wirklich, auch wenn sie Kind wegnehmen. einst Karin getauft wurde) mit warmer Stimme und bestärkendem NachIhr Kind ist übrigens ein achtjähriger Sohn, für den sie sich zusamdruck Dinge sagt wie: «Wäisch, e chli so» und «Jaaa, richtig!» oder «Nei, men mit ihrem Ex-Mann das Sorgerecht teilt und den sie als «ein insgeüberhaupt nöööd!». Es klingt genau so, wie man es von einer Freundin samt sehr gelungenes Kind» bezeichnet. Sie gibt ihm dieselben Grundbeim Kaffeetrinken gerne hätte. sätze mit auf den Lebensweg wie den Fragestellern auf dem Blog: Ihr Geld verdient Freitag als NLP- und Hypnose-Coach mit Diplom. «Wenn ich die Leute zu etwas erziehen will, dann dazu, auch mal etwas Hypnose wird oft als Scharlatanerie und der psychologische Ansatz des Unkonventionelles zu machen. Viele Menschen handeln nicht – aus eineurolinguistischen Programmierens NLP als Pseudowissenschaft abgener Angst heraus, falsch zu handeln. Aber man darf auch Fehler machen tan. Aber solche Kategorien kümmern Kafi Freitag wenig: «Die theraund sich manchmal falsch entscheiden.» Und sie fügt mit Nachdruck an: peutische Hypnose hat nichts mit dieser Showhypnose zu tun, wo «Das darf man!» ■ SURPRISE 282/12

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Tessin Invasion der Kulturerhalter Man spricht Deutsch auf tausend Metern im Tessin. Doch Rustici restaurieren kann mehr sein als ein RobiSpielplatz für Erwachsene. Initiativen wie Campo Cortoi und Pro Mergoscia bringen frischen Wind in die Sonnenstube.

VON OLIVIER JOLIAT (TEXT UND BILDER)

«Die blutgetränkte Erde der Vorfahren wird preisgegeben an Spekulanten und vermögende Zugezogene ohne Sinn für echtes Tessiner Volksgut und Kultur», wettert Piero Bianconi in seinem wohl bedeutendsten Werk «Albero genealogico». «Der Stammbaum» heisst das düstere Buch aus der Sonnenstube auf Deutsch und stammt von 1969. Der kritische Intellektuelle erzählt die Emigrationsgeschichte seiner eigenen Vorfahren aus Mergoscia. Das Bergdorf liegt in der geografischen Mitte des Tessins, am Ausgang des Verzascatals. Auf 735 Metern über Meer blickt man wunderbar über den Stausee, von dessen Mauer man sich ganz James-Bond-like ins Seil stürzen kann. Weiter führt der Blick hinaus in die Magadinoebene und über den Lago Maggiore. Der Dorfplatz, mit Pergola-Osteria und der ergreifend schönen Kirche Santi Gottardo e Carpoforo aus dem Jahr 1354, rundet das Idyll der Ausflugsdestination ab. Ein Blick auf den alten Friedhof hinter der Kirche und einer ins Telefonbuch zeigt jedoch, was Bianconi meinte: Die Grabsteine tragen alle die Namen von wenigen alteingesessenen Familien. Wer im Internet nach Telefoneinträgen in Mergoscia sucht, bekommt vor allem Deutschschweizer Namen.

entgegengewirkt. «Wir wollen natur- und kulturinteressierten Touristen die Eigenheiten und die Schönheit dieser doch etwas abgelegenen Gegend zeigen sowie das soziokulturelle Leben in der Gemeinde fördern», erklärt Pro-Mergoscia-Mitgründer Urs Nüesch das Ziel des Vereins. Seit 2003 werden in der Gemeinde historische Gebäude wie die alte Backstube, der Hanfbrunnen, die Presse und der Brennofen saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein gut markierter und mit Infotafeln versehener Kultur- und Naturweg verbindet die Sehenswürdigkeiten. Das Herzstück bildet der neu angelegte Abschnitt durch die wiederhergestellte Kastanienselve, von Mergoscia hoch auf dessen Maiensäss Monti di Cortoi. Kastanienwälder sieht man in der Gegend überall. Früher galt die Kastanie als Lebensbaum. Ihre Früchte bildeten die Nahrungsgrundlage, während der Stamm Holz zum Bauen und Heizen lieferte. Als «Selve» bezeichnet man die traditionelle Hochstammobstanlage mit Edelkastanien. Der Baumbestand ist viel lichter als im Wald und die Kastanien werden intensiv gepflegt. Denn während oben in den Bäumen die Früchte wachsen, nutzt man den Boden darunter als Weidefläche oder zum Mähen. Um den steilen Tessiner Hängen fruchtbaren Boden abzutrotzen, wurde das Gelände terrassiert. Unzählige wieder aufgebaute Trockenmauern schützen vor Erosion und schaffen bebaubare Stufen. Auf einigen Terrassen sollen schon bald wie früher Getreide, Kartoffeln und Gemüse angebaut werden, andere sind mit Reben bestockt. Der Weg führt auch am Holzerseil und der antiken Mühle vorbei. Plant Pro Mergoscia eine Art Tessiner Ballenberg, Herr Nüesch? Der Gründer verneint entschieden: «Hier wird nicht Vergangenheit ausgestellt. Die verbliebene Landwirtschaft Mergoscias nutzt schon jetzt die Weideflächen.»

Eine andere Normalität Den virtuellen Eindruck bestätigt Urs Nüesch, Mitinitiant von Pro Mergoscia, einem Verein, der die Natur und die Kulturlandschaft des Bergdorfes fördern und pflegen will: «Unsere Rundschreiben gehen an etwa 800 Adressen auf dem Gemeindegebiet. Mergoscia selbst zählt aber nur etwas über 200 Einwohner.» Wie real die Adressen sind, das heisst wie viele Rustici im Gebiet zwischen den Alpen Bietri, Porchesio und Cortoi neu geDie armen Bauern verkauften ihre Rustici in Wildwestmanier. nutzt werden, kann er jedoch selbst nicht beEs ist fragwürdig, ob die Zweitwohnungsinitiative in diesem urteilen. Gut 700 solcher Steinhäuser sind auf Chaos greifen kann. dem Gemeindegebiet von Mergoscia registriert. Ihr Zustand reicht vom Steinhaufen Weiter oben führt ein mit viel Schweiss angelegter Steinstufenweg über stilgerecht restaurierte Rustici bis zum Testgelände für Baumarktdurch einen Niederwald. Die gerade wachsenden Triebe aus den mächSchnickschnack. Der kritische Intellektuelle Bianconi hatte durchaus tigen, regelmässig gestutzten Kastanienstrunken liefern Holz zum Baurecht, wenn er den «Ausverkauf der Heimat» anprangerte. Viel mehr en und Feuern. Hat man Stufen und Wald durchwandert, gelangt man noch als im Wallis oder in Graubünden verkauften die armen Bauern nach rund 40 Minuten über eine Wiese zum Monti di Cortoi. hier ihre Rustici in der Hoffnung auf schnelles Geld in Wildwestmanier Der grösste Teil des auf 1000 Metern über Meer gelegenen Maiensäss – Regeln gab es damals keine. Und ob die Zweitwohnungsinitiative in gehört der Zürcher Genossenschaft Campo Cortoi. Über neun Rustici diesem Chaos greifen kann, ist mehr als fragwürdig. Nicht einmal das verteilt, betreibt hier das Betriebsleiter-Paar Andrea Kohler und Lorenz Gewerbe profitiert nachhaltig vom Bauboom der Deutschschweizer. Nydegger ein kleines Ferien- und Lagerdorf mit 26 Schlafplätzen. VerDenn meist kaufen die ihr Baumaterial nördlich der Alpen, und auch die glichen mit früher, als im Erdgeschoss der Steinhäuschen die Geissen Lebensmittel werden grösstenteils im Kofferraum durch den Gotthard standen, während oben Hirten und Heu ihr Lager hatten, wird heute eitransportiert. niges an Komfort geboten. Doch nicht alles ist so grau wie der Granit der Rustici. Gerade in der Seit dem Projektstart 1963 wurde sukzessive an der Infrastruktur geHeimatgemeinde Bianconis wird dank Deutschschweizer Initiativen arbeitet. Von Anfang an wurde dabei Wert auf traditionelle Bauweise gedem von ihm angeprangerten «Verlust von Massstäben und Traditionen»

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Ein paradiesisches Panorama, doch der Unterhalt von Wegen und Trockenmauern macht Betriebsleiter Lorenz Nydegger viel Arbeit.

Campo Cortoi gut in unser Leben.» Anfangs vor allem auf Jugendliche legt. Klar bekamen die nun als Wohnhaus genutzten Rustici mehr Fenausgerichtet, wollen die beiden Campo Cortoi mit Spezialwochen wie ster, die baufälligen Dächer wurden aber wieder aufwendig und teuer den Kräuter- oder Handholzerei-Kursen auch für Erwachsene und Famit Granitplatten gedeckt. In den Achtzigern wurde dann eine Kläranmilien attraktiv machen. Nydegger: «Unsere Vorgänger haben die Infralage fertiggestellt und eine neue Wasserversorgung brachte fliessendes struktur ausgebaut, wir wollen nun das Angebot erweitern und bewirWasser in einen Teil der Häuser. ten auch Gruppen und Firmen, die in Cortoi gerne Retraite machen.» Seit den Neunzigern gibt es Strom aus der Solaranlage. Das Haus der Einer der Vorgänger war Urs Nüesch, der von 2000 bis 2006 mit seiner Betriebsleiter verfügt über normale Netzspannung. Schliesslich müssen Frau und später auch mit der ersten Tochter hier oben wirkte. Hier auf die zwei von hier aus die ganze Büroarbeit erledigen und per Internet mit dem Unterland kommunizieren. Ansonsten wird der Solarstrom im Campo nur für Für viele Städter ist es schon ein spektakulärer Event, Licht und Heizung genutzt. Doch Kochen auf Feuerholz zu schlagen und dann damit zu kochen. dem Holzfeuer hat auf der Alp besonderen Charme, und dank der Fotovoltaikanlage kann der Alp entstand auch die Pro-Mergoscia-Initiative. Campo Cortoi unterman sogar warm duschen. «Manche Jugendliche scheisst es anfangs stützt das Projekt mit Arbeitswochen. So kommen etwa jedes Jahr die schon an, wenn ihre MP3-Player und Natels nach zwei Tagen keinen Lehrlinge von Grün Stadt Zürich, bauen und sanieren Trockenmauern Strom mehr haben. Doch das Thema ist meist schnell erledigt, und am und halten die Wege in Schuss. Ende finden sie es eine tolle Erfahrung», erzählt Nydegger. Die JugendCortoi ist ein Erfolgsbeispiel für die nachhaltige Umnutzung einer Rulichen haben abends unter der Dorfplatz-ähnlichen Pergola eh genug zu stici-Siedlung. Für die Besucher ist es nicht nur ein traumhaft gelegener erzählen, was sie durch den Tag alles gemacht haben. Es muss nicht einAusgangspunkt für Wanderungen und Badeausflüge in die Verzasca – die mal Trockenmauern bauen, Weg sanieren oder Weiden mähen sein. Für Aktivitäten rund um den Alpbetrieb bieten einen Bezug zur Geschichte viele Städter ist es schon ein spektakulärer Event, Feuerholz zu schlaund Kultur des Ortes. Und auch Mergoscia profitiert: Die Bestellungen gen und dann damit zu kochen. «Wir wollen den Jugendlichen keine aus dem Campo helfen, das Überleben des Dorfladens zu sichern. Moralpredigt auf die heutige durch und durch technologisierte Welt halDie Zürcher Genossenschafter sind jedoch nicht die Einzigen, die Leten. Wir wollen ihnen eher eine andere Normalität zeigen», wehrt sich ben nach Cortoi zurückbrachten. Shirley und Konrad Müller führen hier Kohler dagegen, hier ein «Leben wie zu Gotthelfs Zeiten» zu inszenieoben seit 30 Jahren einen Landwirtschaftsbetrieb. Anfangs hatten sie ren. Das Betriebsleiter-Paar sieht sich denn auch weder als Aussteiger Zwergziegen, Schafe und Esel, später auch noch Schweine. Jedes Wonoch als Freaks: «Wir haben von Zirkustourneen über Gastro-, Kulturchenende und alle Ferien verbrachten sie mit der Familie auf der Alp. Als und Sozialprojekte schon viel gemacht. Und so passt die Führung von

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Konrad und Shirley Müller bei der Handarbeit am Hang: «Wir bringen hier eine Kulturleistung.»

ihre drei Kinder aus der Schule kamen, hat das Ehepaar den Wohnsitz ganz von Meggen am Vierwaldstättersee nach Cortoi verlegt. Seit 16 Jahren hält Müller nun Hinterwälder Rinder. Die kleinrahmige Rasse ist vom Aussterben bedroht. Im Sommer weiden sie gemeinsam mit den Rindern anderer Tessiner Bauern auf der Alpe di Bietri, eineinhalb Marschstunden weiter oben im Tal. «Mit den Tessinern hatte ich es immer gut, sonst hätte ich hier gar nie Landwirtschaftsland kaufen können. Wenn man ihnen den gebührenden Respekt entgegenbringt, ist man auch als Deutschschweizer willkommen», erklärt Müller, während er Würste für das nächste Ferienlager im Campo herstellt. Die eine Ladung nach traditioneller Tessiner Art gewürzt, die andere nach einem südafrikanischen Curry-Rezept seiner Frau Shirley. Das Fleisch lagert in mit Strom von Sonnenkollektoren betriebenen Tiefkühlern. Nebst den eigenen Produkten bietet er im Hofladen auch Honig, Grappa, Wein und andere Leckereien lokaler Hersteller an. Davon können die beiden jedoch nicht leben. Das Überleben sichern ihnen die Unterstützung von ProSpecieRara für das Halten der Hinterwälder Rinder sowie die Direktzahlungen des Bundes für den nach strengen Richtlinien geführten Betrieb. Dank der Partnerschaft mit Tessiner Bauern erhält der 69-Jährige auch nach Erreichen des Pensionsalters Subventionen. Viele Flachländer würden ihn etwas verächtlich als Landschaftspfleger bezeichnen. Der einstige Werbedesigner, der für Ringier und Grossunternehmungen in Deutschland die Corporate Identity entwickelte und an der Hochschule in Biel über Design und Neue Medien dozierte, formuliert es anders: «Wir bringen hier eine Kulturleistung, wie ein Förster oder ein Zoologe, der Wiesen pflegt, um Lebensraum für Tiere zu schaffen.» Die aus Pretoria stammende Shirley hätte nie gedacht, dass sie mit 71 Jahren auf einer Alp im Tessin lebt. «Konrad arbeitete in Südafrika. Wir SURPRISE 282/12

verliebten uns, doch leider wurden wir verpfiffen. Ich sagte ihm: Nur wegen deinem hellen Gesicht gehe ich nicht ins Gefängnis! So flüchteten wir zusammen in die Schweiz.» Die Tessiner kommen zurück Eine schöne Liebes- und Lebensgeschichte. Doch so glücklich die beiden auf der Bank vor ihrem Rustico aussehen: Die Romantik verflüchtigt sich schnell, wenn man sie mit der Sense im Hang am Heuen sieht. Wie lange wollen sie das harte Leben auf der Alp weiterführen? Müller: «Ich kann schlecht beurteilen, wie gut man dafür zwäg sein muss. Klar braucht bei uns heute alles ein bisschen mehr Zeit. Aber ich denke, wir bleiben schon noch etwas hier.» Nicht nur auf der Alp, auch im darunterliegenden Mergoscia bleiben die Leute wieder. 1990 war die Bevölkerung von einst 500 auf 130 geschrumpft, heute zählt die Gemeinde wieder über 200 Einwohner. Der von Piero Bianconi prognostizierte Ausverkauf der Heimat hat in dieser Tessiner Ecke zum Glück nicht stattgefunden. Nicht nur, aber zu einem grossen Teil dank der «Genossenschaft Jugendferienzentrum Mergoscia», wie Campo Cortoi früher hiess. In deren Gefolge wurden viele neue Ideen und frische Energie in die Region gebracht. 50 Jahre nachdem die Dorfbewohner den Zürchern die Alp verkauft haben, steigen die Tessiner nun wieder hoch nach Cortoi, sei es zur Kinonacht auf der San-Lorenzo-Wiese oder zur herbstlichen Castagnata, wo mit Spiel und Musik gemeinsam die Ernte der wiederhergestellten Kastanienselve gefeiert wird. Und im Vorstand von Pro Mergoscia engagiert sich auch ein gewisser Marco Bianconi – ein Mann vom selben Stammbaum wie der schimpfende Schriftsteller Piero Bianconi. ■

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BILD: KEYSTONE

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Lichtverschmutzung Wo sind all die Sterne hin? Die Himmelskörper sind vom Aussterben bedroht. Zumindest, was die Sichtbarkeit für uns betrifft: Immer mehr Lichter erhellen den Nachthimmel. Dies hat Folgen für Natur, Tierwelt und auch den Menschen selbst.

VON FLORIAN BLUMER

auch den Monatszyklus der Frau. Israelische Forscher haben 2008 gar einen Zusammenhang zwischen der Intensität nächtlicher Kunstbeleuchtung und Brustkrebsfällen nachgewiesen. Wirth hält diesen Zusammenhang gegenwärtig zwar für noch zu wenig belegt. Mit Sicherheit störten jedoch in die Wohnung zündende Strassenlampen unseren Schlaf: «Dies kann sich mit der Zeit auf den menschlichen Körper auswirken: Wir können am nächsten Tag unsere Leistung nicht bringen, sind gereizt, nervös und so weiter.»

Wann haben Sie zuletzt die Milchstrasse gesehen? Diese Frage wurde Theo Wirth, damals Inhaber eines Beratungsunternehmens, beim Bewerbungsgespräch für die Teilzeitstelle als Geschäftsführer des Vereins Dark-Sky Switzerland gestellt. Der Bewerber hatte keine schlüssige Antwort darauf. Immerhin kannte Wirth die Milchstrasse noch von früher: Viele Jugendliche, die er heute darauf anspreche, würden ihn nur noch mit grossen Augen anschauen. Heller heisst nicht sicherer Insbesondere als Stadtbewohner hat man sich daran gewöhnt, dass Obwohl Wirth von Zeiten schwärmt, als es auf seinem nächtlichen es nachts nicht mehr richtig dunkel wird. Dies ist aber ein noch sehr Nachhauseweg bei ausgeschalteter Strassenbeleuchtung noch richtig junges Phänomen, wie der Astronom Steve Owens, Mitinitiator der bridunkel war, anerkennt er ebenso, dass sich viele Leute auf beleuchteten tischen Dark-Sky-Parks (siehe Kasten), betont: «Mit Ausnahme der letzStrassen sicherer fühlen. So schlug auch die britische Boulevardzeitung ten 50 Jahre haben die Leute in der gesamten Menschheitsgeschichte «Daily Star» (!) Alarm, als einige englische Gemeinden aus Kostengrünmit dem Nachthimmel gelebt und waren in tiefer Weise mit ihm verbunden.» Licht und Dunkelheit diktierten den Rhythmus der Jahreszeiten, der Monate, der In der Schweiz gibt es keinen Ort mehr, an dem nachts Tage: Gejagt und gearbeitet wurde tagsüber, noch natürliche Dunkelheit eintritt. nachts höchstens bei Vollmond. Die Kappung dieser Beziehung zwischen Mensch und Himden die Strassenbeleuchtung runterdrehen wollten. Bürger starteten melszelt ist kein rein urbanes Problem: Die Lichter der Grossstadt strahKampagnen dagegen und Ministerin Stella (!) Creasy forderte die Einlen weit ins Land hinein. Gemäss dem Solarunternehmer und Leiter der stellung der Massnahmen aus Gründen der Sicherheit von Frauen. «Je «Fachgruppe Dark Sky Deutschland», Andreas Hänsel, hellt eine Kleinheller ein Gebiet, desto besser für die öffentliche Sicherheit», hielt der stadt mit 30 000 Einwohnern mit ihrer Lichtglocke den Nachthimmel in Sprecher der englischen Polizeivereinigung fest. Wer könnte dem widereinem Umkreis von 25 Kilometern auf. Natürlich ist der Sternenhimmel sprechen? Eine Studie aus den USA, zum Beispiel. Die Kriminalitätsbein den Bergen noch besser zu sehen als im mittelländischen Siedlungshörde von Illinois fand nämlich mittels einer Untersuchung der Entbrei, laut Dark-Sky gibt es aber in der Schweiz keinen einzigen Ort wicklung von Kriminalitätsfällen in Chicago heraus, dass mit mehr Licht mehr, an dem nachts noch natürliche Dunkelheit eintrete. Bei vollstänzwar das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zunahm – nicht aber die Sidiger Finsternis waren einst 2500 Sterne zu sehen. In den europäischen cherheit an sich: Die Zahl der Vorfälle stieg sogar leicht an. Vorstädten sind es heute noch rund 200 bis 300, in Innenstädten gerade Ein grosser Teil der Lichtverschmutzung ist ohnehin reiner Nachläsnoch ein paar Dutzend. sigkeit geschuldet: Wirth erwähnt Strassenlampen, die noch 50 bis 60 Meter in Felder hinein scheinen, oder Geschäfte in Industriegebieten, Nächtliches Massensterben die die ganze Nacht beleuchtet werden, obwohl dort nachts kaum je ein Ist das schlimm? Die Meere sind immer stärker mit Plastik zugemüllt, Mensch vorbeikommt. Wirth prangert auch die Beleuchtung von Geviele Flüsse in Drittweltländern nur noch Kloaken – dagegen klingt die bäuden oder Bäumen von unten an: «So entsteht viel Lichtabfall, der «Verschmutzung» von Dunkelheit durch Licht doch eher harmlos. Die einfach in den Äther hinaus geht. Besonders offensichtlich ist dies bei Folgen beschränken sich jedoch nicht auf die Tatsache, dass uns die Kirchen, die gegen oben schmaler werden.» Alternativen gäbe es: LEDSterne abhandenkommen: Laubbäume in der Nähe von Strassenlampen Lampen zum Beispiel, die gezielt zünden können. Oder Schablonen, die verlieren ihre Blätter später und erleiden Frostschäden, Vögel verlieren man auf einer Lichtquelle befestigen kann und damit nur angestrahlt die Orientierung und fliegen in erleuchtete Türme, Insekten verbrennen wird, was auch beleuchtet werden soll. Das Hotel Schweizerhof in Züalleine in der Schweiz zu Millionen jede Nacht an Strassenlampen, junrich zum Beispiel strahlt sein Gebäude so an, dass das Licht nicht in die ge Meeresschildkröten finden wegen hell erleuchteter Strände das Meer Fenster scheint und seitlich und nach oben «kein Lichtabfall entsteht», nicht mehr rechtzeitig, Glühwürmchen sieht man bei uns schon lange wie Wirth es nennt. Ein solch bewusster Umgang mit Licht ist jedoch keine mehr. Auch dies klingt noch danach, dass wir grössere Probleme noch selten und beruht auf einzelnen Initiativen. Wirth erwähnt die haben. Doch einerseits steht die Wissenschaft in Bezug auf die ErforStädte Zürich und Luzern, die einen «Plan Lumière» kennen und so schung der Folgen von Lichtverschmutzung erst am Anfang. Und andeimmerhin eine bewusste Lichtgestaltung von öffentlichen Gebäuden, rerseits wäre da noch der Mensch. Auch auf uns hat die Nachthelle diDenkmälern, Brücken etc. vornehmen, sowie den Kanton Tessin, der rekte Auswirkungen. Diese sind zwar ebenfalls noch ungenügend ervergleichsweise viel unternehme in Sachen Vermeidung von Lichtemisforscht, erwiesen ist jedoch zum Beispiel, dass sich Lichtverschmutzung sionen. In der Gemeinde Coldrerio zum Beispiel müssten ab 22 Uhr alauf unseren Hormonhaushalt auswirkt, auf den Tag-Nacht-Zyklus wie SURPRISE 282/12

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Statt dem Himmel leuchtet die Erde: NASA-Montage von Satellitenbildern.

le Geschäfte ausser Apotheken die Beleuchtung ausschalten. Doch im Grossen und Ganzen widerspiegelt der Umgang mit Licht unseren Umgang mit Energie im Allgemeinen: Warum sollten wir sparsam damit umgehen, wenn es doch scheinbar im Überfluss vorhanden ist? Wirth wagt keine Prognose, ob der Tag kommen wird, an dem in der Schweiz wieder der ganze Nachthimmel zu sehen sein wird. Er ist skeptisch und meint: «Ich hoffe es einfach.» Der Geschäftsführer von DarkSky Switzerland ist überzeugt, dass letztlich nur Verbote helfen: «Das Benzin könnte auch fünf Franken pro Liter kosten, wir würden immer noch weiter Auto fahren.» Von der Politik ist momentan jedoch wenig zu erwarten. «Wir sind als Organisation zu klein, als dass wir im Bundeshaus wirksam lobbyieren könnten», sagt Wirth. Politische Parteien, die sich für den Umweltschutz einsetzen, würden das Anliegen auf Kantons- und Gemeindeebene zwar hin und wieder aufnehmen. Komme es aber irgendwann zur Abstimmung, würden Projekte, Reglemente oder Ähnliches jeweils abgeschmettert. Die Lichtverschmutzung ist so etwas wie das vernachlässigte Stiefkind des Umweltschutzes: Weder Pro Natura, WWF noch Greenpeace Schweiz engagieren sich speziell in diesem Bereich, wie die Organisationen auf Anfrage bestätigen. Es sei zwar ein wichtiges Thema, heisst es beispielsweise bei Greenpeace, doch bei ihnen stünden andere Dinge wie der Schutz von Lebensräumen für Mensch und Tier im Vordergrund; die WWF-Sprecherin nennt Klima, Arten- und Landschaftsschutz als drängendere Themen. Man habe sich zwar letztes Jahr an der Aktion «Earth Hour» beteiligt, als dazu aufgerufen wurde, für eine Stunde alles nicht unbedingt notwendige Licht auszuschalten. Doch auch dabei sei es nicht in erster Linie um die Lichtverschmutzung, sondern um Energieverschwendung gegangen. Vielleicht liegt doch gerade da ein Hoffnungsschimmer,

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wie die Initiative der britischen Dörfer zeigt, die das Sparpotenzial erkannten, wenn Beleuchtung runtergedimmt oder in der Nacht ausgeschaltet wird. Astronom Steve Owens jedenfalls ist optimistisch: «Ich glaube, die Tage, in denen wir genug Geld und Energie hatten, dass wir uns nicht darum kümmern mussten, wie lange wir die Lichter anlassen, sind schon lange vorbei.» Wenn sich auch niemand so recht um das Stiefkind kümmern mag: Vielleicht führt die Diskussion um dessen grosse Geschwister Atomenergie und Klimawandel ja auch dazu, dass unsere Kinder oder Grosskinder dereinst wieder staunend zum Himmelszelt hochschauen können – und dabei sogar die Milchstrasse sehen. ■ Wohin für einen Blick in die Sterne? Immerhin ein «fast dunkler Himmel» lässt sich laut Theo Wirth von Dark-Sky in der Schweiz an entlegenen Orten wie dem Münstertal oder auf Höhen wie zum Beispiel dem Flüelapass erleben. Besonders dunkel ist es im Grimselgebiet und nördlich sowie südlich der Surselva (siehe Karte «Lichtverschmutzung in der Schweiz» auf www.darksky.ch/index.php?id=52). Wo in Europa noch dunklere Flecken zu finden sind, lässt sich der Karte auf www.lichtverschmutzung.de/seiten/karten.php entnehmen. In Schottland und in Ungarn gibt es die bislang einzigen Dark-Sky-Parks in Europa; der Naturpark Westhavelland in Brandenburg, Deutschland, hat eine Aufnahme beantragt. Die Dark-Sky-Parks befinden sich in einem Gebiet mit besonders guter Sicht auf den Nachthimmel und haben sich dazu verpflichtet, ein «zusammenhängendes Dunkelgebiet zu schützen und damit das Erlebnis Sternenhimmel für kommende Generationen zu bewahren». In Nordamerika gibt es bereits sechs solcher Parks (siehe www.darksky.org/IDSParks) SURPRISE 282/12


BILD: REUTERS/DAMIR SAGOLJ

Ein illegal eingereister Junge aus Myanmar sammelt Plastik auf einer Müllkippe in der Nähe von Mae Sot in Thailand. Etwa 300 Flüchtlinge aus Myanmar leben neben dieser Abfalldeponie wenige Kilometer von der Grenze zu ihrem Heimatland.

Kinderarbeit Müllkippe statt Schulbank Die Armut zwingt weltweit 215 Millionen Kinder dazu, Geld verdienen zu müssen. Diese Kinder arbeiten unter oft gefährlichen Bedingungen – ohne Schulbildung oder Freizeit. Sie schuften auf Müllhalden, in Werkstätten, auf Märkten und in Fabriken. Ein Fotoessay über Kinder aus Indien, Pakistan, Thailand und Afghanistan. www.street-papers.org / Reuters

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BILD: REUTERS/ADNAN ABIDI BILD: REUTERS/JITENDRA PRAKASH

Ein afghanischer Junge beim Warten auf Kundschaft für seine Äpfel in den Strassen Kabuls.

3Ein indisches Mädchen sortiert Steine in einer Ziegelfabrik im Dorf Tharvai, 35 Kilometer von der nordindischen Stadt Allahabad.

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BILD: REUTERS/OMAR SOBHANI BILD: REUTERS/AKHTAR SOOMRO

Der Afghane Abdul Wahab an der Arbeit bei einem Schmied in Kabul.

Der zwölfjährige Pakistani Sidddiqullah trägt einen Korb Kartoffeln zu einem Gemüsehändler in Karachi. SURPRISE 282/12

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Rollenwechsel Mein Tag als Surprise-Verkäufer Wie fühlt es sich an, auf der Strasse zu stehen und Surprise zu verkaufen? Roger Meier, Unternehmer und Vorstandsmitglied von Surprise, stellte sich einen Tag als Heftverkäufer auf die Strasse. Seine Erfahrungen hat er protokolliert. VON ROGER MEIER (TEXT UND BILDER)

sei selbständig gewesen und habe dann einen Unfall gehabt, der sie nun an den Rollstuhl fessle. Sie habe kein Geld, dafür wolle sie mir einen kleinen Apfel schenken, den sie soeben auf dem Markt gekauft habe. Ich nehme ihr Geschenk dankend an und wünsche ihr ein wunderschönes Wochenende. Es geht fast Schlag auf Schlag. Eine Einheimische kommt zielstrebig auf mich zu und kauft mir ein Heft ab. Ich rechne: in einer halben Stunde zwei Hefte. Das ist mehr, als ich erwarten konnte. Mit gestärktem Selbstbewusstsein wage ich zaghaft, freundlich dreinblickende Passanten anzusprechen. Ich lächle und grüsse, werde zurückgegrüsst. Es geht mir gut. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, ich würde die Menschen irgendwie belästigen. Viele blicken verschämt weg, wenn sie an mir vorbeigehen, sind irgendwie peinlich berührt. Als ich jemanden scheu frage, ob er das Strassenmagazin Surprise kenne, wendet er sich ab. Mir kommt ein freundlicher Scientologe in den Sinn, der jahrelang in meiner Heimatstadt Passanten ansprach. Ich verstehe, dass man nichts mit Scientologen zu tun haben will, fühle mich aber trotzdem sehr unverstanden. Etwas verstimmt blicke ich die Strasse hinauf und hinunter. Ein wahres Wellenbad der Gefühle. Schon entdecke ich eine ältere Dame mit Sohn und Enkel, die mir für einen kurzen Moment freundlichen Blickkontakt schenkt. Mein Stimmungsbarometer schlägt Kapriolen, und schon keimt in mir neue Hoffnung auf einen weiteren Verkauf. Doch die Familie schreitet an mir vorbei. So gut ist meine Menschenkenntnis wohl doch nicht. Doch dann kehrt die ältere Dame zurück und kauft mir

Seit letztem Jahr bin ich Vorstand im Verein Surprise. Deshalb will ich am eigenen Leibe erfahren, wie es unseren Verkaufenden draussen in den Städten bei ihrer Verkaufstätigkeit jeden Tag ergeht. An einem Samstag Ende Juli ist es so weit. Damit ich als Undercover-Verkäufer nicht gleich auffliege, starte ich als Basler meinen Selbstversuch in Luzern. Am Bahnhof treffe ich auf Bruno Schäfer vom Vertriebsteam sowie auf Peter Conrath, einen erfahrenen Verkäufer, der mich mit erstklassigen Verkaufstipps versorgt. Zehn Hefte werden mir als Startkapital gratis ausgehändigt. Meine beiden Instruktoren tragen ihre Hefte in einer coolen Surprise-Tasche. Auch ich hätte gerne eine solche Tasche oder zumindest eine Dächlikappe mit Aufdruck, damit man mich als Surprise-Verkäufer erkennt. Nun gut, Anfängerfehler kommen vor. Dabei hatte ich an fast alles gedacht – aber eben nur fast. Als Verkäufer muss ich meinen Kunden Retourgeld geben können. Es macht sich nicht gut, wenn Verkäufe an fehlendem Münz scheitern. Peter Conrath, der alte Hase, hat zum Glück genug dabei und wechselt mir eine 20er-Note. Bevor ich mich aufmache, stellt er die Prognose auf, dass ich in zweieinhalb Stunden etwa vier Hefte verkaufen werde. Um halb zwölf geht es los. Zum Glück regnet es nicht. Ganz in der Nähe meines Verkaufsortes findet ein Markt statt. Ich positioniere mich schräg gegenüber dem schönen historischen Gebäude, wo die hohen Damen und Herren Luzern zu regieren pflegen. Für einige Momente fühle ich mich trotz zahlreicher Passanten unendlich einsam. Aber es gibt kein Zurück Ich zweifle an der Menschheit. Von den Hunderten von mehr, und so bin ich froh, als Minuten später Passanten, die mir begegnen, will nur eine Handvoll mit eine gut gelaunte Dame Mitte 50 auf mich zusteuert. Sie spricht hochdeutsch und ist unmir etwas zu tun haben. zweifelhaft eine Touristin. Binnen Sekunden das dritte Heft ab. Drei Hefte in 35 Minuten – mein Plansoll ist schon zu enttarnt sie mich. Als psychologisch geschulte Lehrerin wird ihr sofort drei Vierteln erfüllt! Ein weiteres Heft in zwei Stunden – das sollte ich klar, dass ich kein klassischer Strassenverkäufer bin. Sie ist positiv überschaffen! rascht von der professionellen Aufmachung unseres Heftes und gibt mir Von Weitem erkenne ich eine jung gebliebene ältere Dame, die zügig sechs Franken. Ich erlebe das Hochgefühl, das sich nach einem Heftvom Markt in meine Richtung fährt. Sie bremst in voller Fahrt, stellt ihr verkauf einstellt. Ich lächle die Passanten noch etwas freundlicher an. Velo ab und marschiert auf mich zu. Sie sagt: «Das ischs tüüri.» Offensichtlich kennt sie die günstigere lokale Gassenzeitung. Sie kauft mir Strammstehen mit schmerzenden Füssen trotzdem mein viertes Heft ab. In meiner Euphorie erwäge ich allen ErnEine ältere Frau rollt in ihrem elektrobetriebenen Rollstuhl auf mich stes, einer vorbeiziehenden Gruppe japanischer Fototouristen ein Heft zu und spricht mich an. Ich erzähle ihr die Geschichte, die ich mir zuzu verkaufen. Ich lächle noch freundlicher, die Sonne drückt durch die rechtgelegt habe: dass ich früher einmal auf einer Bank gearbeitet und Wolken, das Leben ist schön. Ein verliebtes, plauderndes junges Pärmich dann selbständig gemacht habe. Das sei dann nicht immer so gut chen kommt mir entgegen, hält schon von Weitem freundlich Blickgegangen, weshalb ich mir jetzt mit dem Verkauf des Strassenmagazins kontakt. Das aktuelle Heft handelt vom Spielen. «Ihr spielt doch sicher einen Zustupf verdiene, um die Sozialwerke nicht beanspruchen zu gerne?», frage ich das Paar deshalb, strahle wie ein verliebter Maienkämüssen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie mir meine Geschichte abfer und bin in froher Erwartung, in den nächsten Sekunden mein Ziel zu kauft, aber ich will ja ein möglichst authentisches Bild gewinnen und übertreffen. «NEIN!», lautet die total überraschende, absolut vernichspüren, wie die Menschen auf mich reagieren. Die Frau erzählt, auch sie

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Blick auf die Kapellbrücke inklusive: Roger Meiers Verkaufsort sowie sein Verkaufspass und Präsente von Passanten.

tende Antwort. Ich bin erschüttert und frage mich, wie ich sämtliche nonverbalen Signale völlig missdeuten konnte. Nach einigen Minuten spüre ich, dass dieses Erlebnis an mir nagt. Es kann einfach nicht sein, dass diese Menschen nicht gerne spielen. Lügen Menschen womöglich, um ihre eigenen Klischees nicht widerlegen zu müssen? Überhaupt zweifle ich in diesem Moment etwas an der Menschheit. Von den Hunderten von Passanten, die mir an diesem Morgen begegnen, wollen nur eine Handvoll Personen mit mir etwas zu tun haben. Ein Mittfünfziger mit Sonnenbrille tritt fast unmerklich an mich mit offenem Portemonnaie heran. Er kaufe die Gassenzeitung immer, erklärt er. Auch er verwechselt uns und ich versuche, ihm den Unterschied zu erklären. Möglicherweise ist es auch egal, ob und wie wir uns von anderen Zeitungen unterscheiden. Hauptsache, er kauft ein Heft. Darüber bin ich glücklich, weil ich mir sicher bin, dass er unser Heft mögen wird. Numero fünf, ich habe Peter Conraths Prognose übertroffen! Frontal in die Vorurteile Allmählich lichtet sich die Gasse vor mir und die Passanten tröpfeln nur noch sporadisch an mir vorbei. Ich gönne mir einen Schluck Mineralwasser und bin etwas stolz auf mich. Innerlich zufrieden blicke ich etwas häufiger auf die Uhr und wünsche mir, dass es doch bald halb zwei sein möge, damit ich meinen Platz räumen kann. Ich warte. Schaue mich um. Zähle die Flaggen an der Wand des Regierungsgebäudes. Und warte weiter. Die Minuten verstreichen zähflüssig und ich bin unentschlossen, ob und wie lange ich noch ausharren will. Ich bin es mir nicht gewohnt, stundenlang zu stehen, und spüre allmählich die Füsse. Ich möchte aber gegenüber den wenigen potenziellen Kunden, SURPRISE 282/12

die sich noch in meine Gegend verirren, kein schlechtes Bild abgeben, deshalb stehe ich weiter stramm, lächle ins Leere und hoffe, noch ein Sahnehäubchen auf meine Verkaufsbilanz setzen zu können. Hinter mir höre ich zwei laute Stimmen höchst kontrovers miteinander diskutieren. Eine ältere Frau und ihr erwachsener Sohn nehmen mich ins Visier und decken mich mit ihren Lebenserfahrungen ein. Irgendwie durchschaue ich die Situation nicht. Sie sagen, dass sie Surprise kennen würden, aber ich glaube ihnen nicht so recht. Dennoch gehe ich auf Tutti und frage sie, ob sie ein Heft kaufen wollen. Worauf die Mutter erklärt, sie habe überhaupt kein Geld mehr. Ihr Sohn kramt aber dennoch in seiner Damenhandtasche und nimmt seine Geldbörse hervor. Er habe zwar kein Geld, wolle mir aber eine Fasnachtsplakette aus Liestal aus dem Jahr 1979 schenken. Etwas ratlos bedanke ich mich herzlich und beobachte dieses kuriose Paar, wie es gestikulierend, aber für mich völlig unverständlich diskutierend von dannen zieht. So beschliesse ich meine Zelte abzubrechen und mich auf den Weg zum gemeinsamen Treffpunkt zu machen. Sieben Hefte habe ich insgesamt verkauft. Nicht schlecht für einen Anfänger. Bruno Schäfer und Peter Conrath sind ganz zufrieden mit ihren Verkäufen. Bei Wurst und Bier unterhalten wir uns über meine Erfahrungen. Ich spüre, wie die beiden mit jeder Faser für unsere Sache einstehen, und das macht mich glücklich. Nach dem Essen besteige ich den überfüllten Zug und finde gerade noch einen Sitzplatz. Ich bin von den verschiedenen Eindrücken überwältigt. Ich wurde beschenkt, habe vom Apfel der Erkenntnis gekostet und habe eine alte Fasnachtsplakette erhalten. Auf der anderen Seite wurde ich kaum jemals derart frontal mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert. Das wird mich noch eine Weile beschäftigen. ■

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BILD: ZVG

Fremd für Deutschsprachige Multikult Im Zeichen der Multikulturalität hat das Schweizer Fernsehen zu einer Sondersendung geladen. Rund hundert Exponenten der ausländischen Jugend sollen die bunte Hintergrundkulisse bilden für das Gespräch der Experten zur Integrationsfrage. Auf dem Weg ins Studio erkundigt sich der Herr vom SF nach dem Beruf oder Studienfach. Zielstrebig zieht er durch die weissen Gänge, gefolgt vom Pulk junger Vorzeigeimmigranten, die alle einen Umschlag mit zehn Franken und eine Nummer erhalten haben. Der wendige, aufgestellte Herr kommentiert in regelmässigen Abständen unsere Tätigkeiten: Ja, so lässig! Wofür Zustupf und Nummerierung sind, bleibt unklar. Das Studio ist in eine Art Sortengarten aufgegliedert worden oder hat sich selbst so geordnet: hier die tamilische, da die

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albanische, dort die portugiesische Jugend, und da drüben die Sektion aus den afrikanischen Ländern. Mein Tisch allerdings ist gemischt. Eine bekennende Italienerin kommt auf uns zu und fragt, ob es denn keinen zweiten Italienertisch gäbe? Der erste sei längst überfüllt und sie wisse nicht wohin. Bevor ich antworten kann, beginnt sie von ihrer Arbeit zu erzählen und davon, dass sie als Redaktorin unter Redaktoren und Redaktorinnen in der Schweiz fast immer die einzige Ausländerin sei und sich folglich minderwertig fühle, irgendwie. Das sei so bei ihr. Als ich mich umdrehe, lächelt mir eine sportliche Pharmaziestudentin entgegen. Sie trägt eine dieser knalligen, rechteckigen Brillen und unterscheidet sich auch sonst in nichts von einer Schweizerin. Später klärt sie mich darüber auf, dass sie Russin und zu 25 Prozent jüdisch sei. Wir stellen fest, dass wir beide oft in der ETH-Bibliothek in Höngg lernen und schliessen Instant-Freundschaft. Weiter haben wir eine schüchterne, hübsche Serbin im Teenageralter an unserem Stehtisch wie auch einen Rumänen im schwarzen Blazer, der den ganzen Abend die Hände hinter dem Rücken verschränkt hält. Während das Studio fertig aufgebaut wird, beginnt man ringsumher das «Woher kommst du?» – oder vielmehr das «Woher kommst du ‹eigentlich›?» – Quiz zu spielen. Mich hält man

mal für eine Ungarin, mal für eine Schweizerin. Ersteres wegen des Halstuchs mit floralem Muster und letzteres aufgrund des sehr überzeugenden Schweizerdeutsches. Mein Mangel an albanischen Signalen in Auftreten und Sprache wird wiederholt anerkennend konstatiert. Ich selbst schätze jemanden als Kroatin, die halb US-Amerikanerin ist, die Frage nach ihrer anderen kulturellen Hälfte aber nicht beantworten kann und sie überdies für vollkommen irrelevant hält, wie sie mit verhärtetem Mund betont. Am Nachbartisch hat sich eine Firma installiert. Allesamt um die 30-jährige, dynamische, gut frisierte Herren, die viel lachen und miteinander abklatschen. Sie stellen sich mit dem Firmennamen vor – und egal, wie sehr man versucht, ihnen ihre Ethnizität zu entlocken, sie bleiben standhaft. Was für sie zähle, sei die Firma. Vor der Sendung büscheln sie uns noch ein wenig zurecht: einen Schritt vor, wieder etwas zurück, ihr dort mehr nach links und jetzt – alles zusammenrücken. Tanzend werden wir ineinander integriert, zur würdigen Toleranztapete für den Auftritt der Experten drapiert und mit zahlreichen Scheinwerfern ausgeleuchtet. Die Show kann beginnen. SHPRESA JASHARI (SHPRESAJASHARI@HOTMAIL.COM) ILLUSTRATION: RAHEL NICOLE EISENRING (RAHELEISENRING.CH) SURPRISE 282/12


Cirque de Loin Blut, Schweiss und Muttermilch Die Gaukler sind los: Der Cirque de Loin verbindet Theater mit Musik, Tanz, Performance und Akrobatik und präsentiert mit «Mother’s Milk» ein existenzielles Spektakel, das sogar für seine Urheber zahlreiche Überraschungen bereithält.

Feuer, Masken und nackte Haut, Tanz und Verrenkungen, lauter Schmerz und leise Musik, verschmierte Schminke, geheimnisvolles Licht und dazu eine ziemlich wilde Geschichte, die mit vollem Körpereinsatz von grossen Gefühlen erzählt – das ist Theater! Oder doch eher bildhaftes Konzert, Zirkus mit Tanzeinlagen, Pantomime mit artistischen Elementen? Es ist gar nicht so einfach zu beschreiben, was der Cirque de Loin macht. Die Truppe selber nennt die Form «Musirque Théâtre» und umschreibt mit der Wortschöpfung die verschiedenen Aspekte der Bühnenkunst, die sie unter freiem Himmel ineinanderfliessen lässt. Mit dieser Mischung erinnert der 2009 aus dem Zirkus Chnopf hervorgegangene Cirque de Loin von fern an Schausteller und Gaukler aus früheren Jahrhunderten, die ihre Zuschauer an Jahrmärkten mit Musik, Akrobatik, Zauberkunst und Kuriositäten der oft schauerlichen Art anlockten. Für die neue Produktion «Mother’s Milk» unter der Regie von Cille Lansade arbeitet der Cirque de Loin mit den Schweizer Musikgrössen Mich Gerber und Luk Zimmermann (Lunik), der Berner Strassenkünstlertruppe Sole Confuso und der Feuer-Performerin Zora Viperaz zusammen. Perfekt zum Gauklermässigen scheint dazu die Story der neuen Produktion zu passen: Ein Clown hängt seit seiner Geburt ununterbrochen am Busen seiner Mutter und macht sich nach deren Tod auf die Suche nach einer anderen Frau, die ihn mit ihrer Milch nährt. Da er nur auf Unverständnis trifft, greift er zur Gewalt – die Tragödie ist vorprogrammiert. «Nicht erschrecken!», warnt Cirque-de-Loin-Gründer Michael Finger, bevor er mehr Details der tatsächlich sehr düsteren und mit reichlich Körperflüssigkeiten ausgestatteten Geschichte preisgibt – die hier natürlich nicht verraten werden. «Ich habe per Zufall vor zehn Jahren im Zirkus Chnopf Regie geführt», berichtet Finger, der vom klassischen Theaterschauspiel her kommt, von seiner «Initiation» in die Welt des Nouveau Cirque. Als der Sprechtheatermann mit der Sehnsucht nach dem Ganzheitlichen nach sieben Jahren bloss für eine Recherche zum Zirkus Chnopf zurückkehrte, wurde er – statt Atmosphäre und Ausstattung für sein Filmprojekt zu verwenden – vom Fleck weg als neuer CoLeiter engagiert. «Es hat gefunkt, zack-bumm», beschreibt Finger seine «grosse Rückkehr» zum Zirkus. Denn das gemeinschaftliche künstlerische Zusammenleben sowie das Zusammenführen von Beruf und Privatem halfen auch beim jahrelangen Versuch, eine ganzheitliche Form des Theaters zu kreieren. Weg vom deutschsprachigen stehenden Sprechtheater, hin zu einem Theater, das mit Musik, Tanz und neu auch Artistik in die Vertikale gegangen ist – nicht des stehenden, sondern vielmehr des sich in der Vertikale frei bewegenden Körpers. SURPRISE 282/12

BILD: BRIGITTE FÄSSLER

VON MICHÈLE FALLER

Gauklertradition ins Heute übersetzt: Zora Viperaz in «Mother’s Milk».

«Im frankophonen Raum ist die Situation praktisch umgekehrt zu unserer: Ein Opernhaus oder Stadttheater muss man suchen, aber die verschiedenen Festivals und Zirkustruppen kennen alle», erklärt Finger, der überzeugt ist, dass sich die Entwicklung vom Sprech- zum ganzheitlichen Theater bei uns durchsetzen wird. «Das elitäre Theater und der primitive Zirkus mit seinen popcornfressenden Proleten kommen langsam wieder zusammen», bringt es der beherzte Schauspieler und Regisseur lustvoll-überspitzt auf den Punkt. Der Cirque de Loin schlägt mit dem Geschichtenerzählen eine Brücke zwischen dem Nouveau Cirque und der deutschsprachigen Theatertradition. Und da man zurück zum Ursprung der archaisch-poetischen Open-Air-Gauklertradition wollte, durfte die Geschichte etwas deftig sein. Es wurde wild und aus dem Bauch heraus fantasiert. «Am Schluss sind wir dann darüber erschrocken, wie viel die Story mit uns selber zu tun hat», gesteht Finger schmunzelnd. Auch bei der Umsetzung gab es Überraschungen. «Mother’s Milk» sei nämlich eine zwar düstere, aber auch sehr poetische und ästhetische Sache geworden, wozu auch der spezielle mystische Sound beitrage, staunt der Regisseur. «Obwohl wir noch herber und strassenmässiger sein wollten!» ■ Cirque de Loin: «Mother’s Milk», 25. August Festival Säbeli Bum Bern, 31. August Festum Schrenit im Guggenloch Lütisburg, 5., 6., 8. und 9. September Münsterplattform Bern, 7. September Theater der Künste Zürich, www.cirquedeloin.ch

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Kulturtipps

Held im Lendenschurz: Tarzan wird 100.

Ganz normal? Labor in der Landschaft.

Buch Trash vom Feinsten

Ausstellung Geballte Hirnnahrung

Vor 100 Jahren erschien der erste Tarzan-Roman. Grund genug, sich wieder einmal so richtig in Action und Abenteuer zu suhlen.

Zwei Künstlerinnen hinterfragen am Beispiel von Brainfood die Entfremdung des Menschen von seiner Natur.

VON CHRISTOPHER ZIMMER

VON MONIKA BETTSCHEN

Ein Held im Lendenschurz, Gefahr und Romantik, Schurken und Wilde, Schätze und Naturgewalten, all dies und mehr haben die TarzanRomane des amerikanischen Schriftstellers Edgar Rice Burroughs (1875–1950) zu bieten. Die Mär vom Kind, das von Affen aufgezogen wird, brachte Burroughs den Durchbruch, schon nach zehn Jahren konnte er sich ein riesiges Landstück bei L.A. kaufen, das heute die Gemeinde Tarzania bildet. Vor diesem Erfolg sah es gar nicht rosig in Burroughs Leben aus, seine Biografie liesst sich wie die Irrfahrt eines tragischen Helden. Er versuchte sich unter anderem erfolglos als Goldgräber, arbeitete als Eisenbahnpolizist und verlor sein letztes Geld mit Bleistiftanspitzern. Das Schreiben war der rettende Balken für den Gescheiterten, ein Balken, der zur Luxusjacht wurde. Und anderes hatte Burroughs auch nicht im Sinn. In erster Linie ging es ihm ums Geld, und dafür schöpfte er bei seinen Stories aus dem Vollen. Tarzan war nicht sein erster Versuch. Begonnen hatte er 1912 mit Geschichten, die auf einem fiktiven Mars spielen, eine Reihe, die eben erst als «John Carter» verfilmt wurde und Disney einen Mega-Flop an den Kinokassen beschert hat. Überhaupt hatte es Burroughs mit fremden Planeten, vergessenen Welten, selbst mit dem Inneren der Erde oder des Mondes. Doch erst der Dschungel machte ihn zum Bestsellerautor – dem ersten Tarzan-Roman folgten 23 weitere. Pünktlich zum Jubiläum ist bei Walde + Graf ein Schuber mit drei Tarzan-Romanen erschienen: der erste («Tarzan bei den Affen», 1912), ein erstmals vollständig übersetzter («Tarzan und die Schiffbrüchigen») sowie eine posthum veröffentlichte Geschichte («Tarzan und der Verrückte», 1964). Der Plot des Erstlings ist Allgemeingut. Im zweiten Buch, erschienen 1940, machen natürlich böse Deutsche Tarzan das Leben schwer, plus menschenopfernde Maya-Abkömmlinge. In «Tarzan und der Verrückte» schliesslich muss unser Held gegen einen durchgeknallten Doppelgänger um seinen guten Ruf kämpfen und sich mit Kannibalen und Ganoven herumschlagen. Wahrhaft mit der grossen Kelle angerührt! Und so richtig dafür geeignet, zu schmökern und sich an Burroughs unerschöpflicher Fabulierlust – und an so manch unfreiwilliger Komik – zu ergötzen.

Wie soll der einzelne Mensch einer auf Perfektion ausgerichteten Gesellschaft genügen und gleichzeitig seine wachsende Sehnsucht nach Ursprünglichkeit stillen? Eigentlich hätte man ja Lust auf ein NatureJoghurt, aber im gleichen Regal vernebelt ein Konkurrenzprodukt den gesunden Menschenverstand mit dem Versprechen die Leistungsfähigkeit zu fördern. Brainfood als Mass aller Dinge, während naturbelassene Produkte mehr und mehr als defizitär empfunden werden? Will der Zeitgeist einen Keil zwischen Mensch und Natur treiben? In ihrer filmischen Installation «New Normal» zeigen die Künstlerinnen Frances Belser und Franziska Koch eine Figur, die sich in einem solchen Spannungsfeld befindet. «The New Normal», eine Figur gespielt von Frances Belser, sammelt Stoffe wie Taurin oder Ginseng und hantiert scheinbar ziellos mit den verheissungsvollen Substanzen. Diese Laborsituation wird in einer unberührten Landschaft inszeniert. Pseudo-Wissenschaftlichkeit und Natur kontrastieren auf reizvolle Weise. «In der visuellen Umsetzung verzichten wir auf einen realen Bezug, sodass ein Eindruck von Science-Fiction und Endzone entsteht», sagt Franziska Koch. Die undefinierte Natur im Hintergrund werde zu einer Projektionsfläche. Auch Ort und Zeit bleiben unbestimmt. «Es geht darum anzuregen, wie man sich Dinge, die sich von einem entfremden, wieder aneignet», so Koch. «New Normal» fügt sich ein in die vierteilige Ausstellungsserie «Conditio Humana» in der Kunstkammer Schlieren, kuratiert von Pascal Häusermann. «Das Stichwort Entfremdung ist in der ganzen Ausstellungsserie zentral», sagt Häusermann. Er stelle fest, wie sich auch die Kunst heute vom realen Alltag der Menschen entferne, und er wolle die Befindlichkeit der Kunstschaffenden in dieser Zeit aufzeigen. «Es findet eine Entfremdung durch Mechanisierung und eine Objektivierung des Menschen zur Ware statt, daher möchte ich künstlerische Positionen zeigen, die diese Tendenzen bis hin zum Absurden hinterfragen», erklärt Häusermann.

Edgar Rice Burroughs: Tarzan. Drei Romane im Schuber. Walde + Graf 2012.

immer Sa und So 12–17 Uhr. www.kunstkammer.ch

«New Normal» von Frances Belser und Franziska Koch Kunstkammer Schlieren, Conditio Humana, Gaswerkstrasse 15, Schlieren Vernissage: 24. August 2012, 17 Uhr, Öffnungszeiten Ausstellung:

CHF 36.00.

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Salsiccia: die rassige Cousine unserer Bratwurst.

Piatto forte Das Brät des Südens Salsiccia oder Lucanica – das ist nicht einfach Wurst. Die italienischen Verwandten unserer Bratwürste bieten eine Vielzahl von Varianten und Zubereitungsarten. VON TOM WIEDERKEHR

Niemand weiss, welche Gegend sich als Heimat der Salsiccia bezeichnen darf. Sicher ist nur, dass es sich um eine italienische Bratwurst handelt. Aber dann ist es auch schon vorbei mit der Gewissheit. Fleischsorten und -arten, Gewürze und Därme ändern von Gegend zu Gegend und manchmal gar von Metzger zu Metzger. Das Brät besteht meist aus einer groben Mischung von sowohl magerem wie auch fettem Schweinefleisch, Salz und verschiedenen Gewürzen und wird in Schweinsoder Hammeldärme gefüllt. Fast immer kommt auch Rotwein in die Fleischmischung. Viele Metzger bieten neben der klassischen Salsiccia auch Spezialversionen an: Häufig findet man die pikante Version mit Peperoncini und die sehr aromatische mit wilden Fenchelsamen. Salsiccia heisst diese Wurst vor allem in Süd- und Mittelitalien. Weiter nördlich – in der Lombardei, Veneto, Emilia Romagna und im Tessin – wird sie auch Lucanica genannt. Häufig enthält die Lucanica etwas gröberes Brät und ist etwas dicker als ihre Schwester. Nun sind diese Würste ja Bratwürste und werden am besten auf dem offenen Feuer oder in einer Grillpfanne langsam gebraten, damit sie in Ruhe durchgaren können, ohne aussen trocken zu werden. Allerdings müssen sie längst nicht immer klassisch zubereitet werden. Im Trentino werden sie auch als Ganzes in einem Tomatensugo während mindestens einer Stunde gegart. Die Aromen der Wurst verbinden sich so perfekt mit der Sauce und passen dann wunderbar zu einer Polenta. Oder das Brät wird wieder aus seiner Haut gedrückt und als Ergänzung zu Pastasaucen verwendet. Entweder als geschmackliche Anreicherung in einem Ragù bianco oder aber als Hauptdarsteller in Begleitung von ein paar Kräutern. So oder so: ein Genuss.

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Cilag AG, Schaffhausen

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Coop

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Zürcher Kantonalbank

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Kibag Management AG

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Knackeboul Entertainment

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Brother (Schweiz) AG

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Musikschule archemusia, Basel

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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

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Proitera GmbH, Basel

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responsAbility Social Investments AG

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BEVBE Ingenieurbüro, Bonstetten

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Judith Turcati, Englischunterricht, Wila

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Axpo Holding AG, Zürich

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Unternehmensberatung AbtConsulting, Wohlen

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Klimaneutrale Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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Inova Management AG, Wollerau

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Grenzenlos GmbH, Binningen

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projectway GmbH, Köniz

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Balcart AG, Carton Ideen Lösungen, Therwil

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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Velo-Oase Bestgen, Baar

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Arbeitssicherheit Zehnder GmbH, Otterbach

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fast4meter, storytelling, Bern

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

Kulinarische Tipps von Tom Wiederkehr finden Sie künftig in jeder zweiten Ausgabe. Für Bezugsquellen und Rezepte zu den vorgestellten Köstlichkeiten besuchen Sie bitte jeweils Wiederkehrs Blog Piatto forte: http://www.piattoforte.ch/surprise

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Ach, du schönes Gala-Chäsli!

Zürich Sinnlicher Konsum Ein Stück Käse, eine Glühbirne, eine Tube Zahnpasta – nie wurden banale Alltagsdinge so wunderbar in Szene gesetzt und im Plakat gefeiert wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In der Frühzeit des Markenartikels wollten die sogenannten Sachplakate zum Kauf von Produkten verführen, die in den Zwischenkriegsjahren erst für eine gehobene Schicht erschwinglich waren. Bedeutende Gestalter wie Niklaus Stoeklin, Peter Birkhäuser oder Otto Baumberger verliehen einem Waschpulver, einem Paar Schuhe oder einer Zündkerze durch die plastische Nahaufnahme im Plakat eine betörende Sinnlichkeit und machten sie zu Objekten der Begierde – und damit zu Vorboten der Konsumgesellschaft. (mek)

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BILD: ZVG BILD: GERBER GALA, 1949, MUSEUM FÜR GESTALTUNG ZÜRICH, PLAKATSAMMLUNG.

Ausgehtipps

Bijou im Chrachen: das Spitzen Open Air.

Wie Lee und Nancy: Der Admiral und von Horsten.

Liesberg BL Das ist spitze!

Auf Tour Admiral mit Orchester

Florian Buchwalder ist ein sturer, junger Laufentaler Bauer mit einem besonders «harten Grind» (Selbsteinschätzung). Zum Glück! Denn dank diesen eidgenössischen Tugenden kann dieses Jahr die zehnte Ausgabe seines «Spitzen Open Airs» gefeiert werden. Spitze ist die Atmosphäre des Festivals: Es findet auf dem Gelände des Bauerhofs Spitzenbühl in Liesberg statt, mit anderen Worten: ziemlich im Chrachen. Spitze ist zudem, dass hier von Anfang an alles im Zeichen von Bio und Nachhaltigkeit stand, und zwar nicht im Sinne einer Imagepolitur, sondern gelebter Überzeugung: 60 Prozent des Essens inklusive Fruchtsäfte und Schnaps kommen vom eigenen Bio-Bauernhof, der Rest von Bio-Betrieben aus der Umgebung. Auch das zentrale Nahrungsmittel für Festivalgänger stammt aus einer regionalen Bio-Brauerei. Selbst bei der Musik wird auf kurze Anfahrtswege geachtet, eine Ausnahme bildet der rappende Slam-Poet mit der nerdigen Brille und dem seltsamen roten Anzug aus Bern, Kutti MC (immerhin gehörte das Laufental ja einst zu Bern). Legendär ist das Kater-Grümpeli am Samstagnachmittag, an welchem Verkleidungen gefragt sind, aber gerne auch FKK gekickt werden kann. Keine Frage: Hingehen! (Ja, gehen! Zumindest ab Liesberg, bis dort kommt man fast so umweltfreundlich mit Bahn und Bus). (fer)

David Langhard ist ein vielbeschäftigter Mann. Meist werkelt der Winterthurer im eigenen DALA-Studio an Songs seines Alter Egos Admiral James T oder produziert andere Bands. Zudem spielt er in unübersichtlich vielen Bands Gitarre. «Still unknown since 1994», lautet das Motto des Nostalgikers, der am liebsten Gerätschaften verwendet, die schon Eddie Cochran zu schätzen wusste. Folgerichtig klingt auch sein aktuelles Projekt ein bisschen altmodisch. Gemeinsam mit Verena von Horsten inszeniert er sich als schweizerische Variante von Lee Hazelwood & Nancy Sinatra. Im Duett schwelgen sie über Orchesterarrangements, dass es eine verkitschte Freude ist. Allerdings ist die Grossformation unpraktisch für Konzerte und darum dürften die Auftritte mit Orchester kaum eine Wiederholung erfahren. Also: Nicht verpassen. (ash) 31. August, 20 Uhr, Helsinki, Zürich; 6. September, 20 Uhr, Café Kairo, Bern; 8. September, 20.30 Uhr, Kühltür, Grosshöchstetten; 14. September, 20. 30 Uhr, KiFF, Aarau; 21. September, 21 Uhr, Kaserne, Basel.

Anzeige:

10. Spitzen Open Air, Fr 31. August bis Sa 1. September, Bauerhof Spitzenbühl Liesberg, www.spitzenopenair.ch

Die Ausstellung «Magie der Dinge» ist ab dem 29. August bis Ende Jahr zu sehen im Museum für Gestaltung Zürich. www.museum-gestaltung.ch

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Nichts zu lachen: And Also The Trees zelebrieren die Tristesse.

Sieben Leben im Schnelldurchlauf.

Zürich Meister der Melancholie

Basel Kinder im Glashaus

Noch ist es nicht Herbst, doch lange wird es nicht mehr dauern. Da kommen And Also The Trees zur Einstimmung grad recht. Denn die Band um das Brüderpaar Justin und Simon Huw Jones erkundete über die Jahre zwar unterschiedliche Stile, stets aber dominierte ein trauriger Grundton. Anfang der 80er im New-Wave-Umfeld gegründet, schufen sich die Engländer schnell eine eigenen kleine Nische, in der sie seither weltferne Melodien mit mandolinenartig schwebenden Gitarrenklängen und Gesang im Dichterduktus zelebrieren. Zuletzt widmeten sich die Veteranen fragilen Akustikversionen älteren Materials. Doch das aktuelle Album «Hunter Not The Hunted» kommt wieder im elektrisch verstärkten Klangkleid daher. Und im Konzert spannen die Meister der Melancholie einen wunderbaren Bogen vom finsteren Frühwerk bis zur subtilen Tristesse ihrer neuen Lieder. (ash)

Sieben Kinder in einer einseitig verspiegelten Box: Sie wissen, dass das Publikum da ist, aber sehen können sie es nicht. Eine Stimme, glasklar und sanft, dirigiert sie aus dem Off: Grow up! Die 11- bis 16-Jährigen werden der Vergangenheit und der Zukunft ausgesetzt – und zeigen ihr Leben im Zeitraffer. Sie bereiten sich darauf vor, ihre Kindheit für immer hinter sich zu lassen. Was einmal wichtig war – Stofftier – wird uninteressant, was unvorstellbar war – rauchen – wird gelebte Erfahrung. Das Theaterstück «Before your very eyes» ist eine Zeitreise von der Kindheit in die Pubertät, über den 40. Geburtstag bis zum Bühnentod. (mek) «Gob Squad – Before your very eyes» wird im Rahmen des Theaterfestivals Basel (29. August bis 9. September) gezeigt: 30. und 31. August; 19 Uhr, 1. September; 19 Uhr, Theater Roxy, Basel. www.theater-roxy.ch

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4. September, 21 Uhr, Restaurant Viadukt, Zürich.

Bern Märchenhaftes Afghanistan Handarbeit auf dem Feld, spielende Kinder, atemberaubende Landschaften – die Blicke junger afghanischer Fotografen auf ihr Heimatland sind äusserst vielseitig und oft von atemberaubender Schönheit. Sie erinnern daran, dass auch ein kriegsversehrtes Land nicht nur aus zerbombten Häusern und rostigen Panzern besteht. Und der Name Afghanistan bei uns noch vor wenigen Jahrzehnten nicht für Krieg und Steinigungen stand – sondern für Träume von orientalischem Zauber. Die Ausstellung überbringt die tröstende Botschaft, dass diese Welt auch nach über 30 Jahren Krieg noch nicht vollständig untergegangen ist. (fer) Fotoausstellung «EinBlick Afghanistan», noch bis zum 15. September, Di bis Fr 10 bis

Afghanistan jenseits von Panzern und Taliban.

19 Uhr, Sa 10 bis 17 Uhr, Eintritt frei, Kornhausforum Bern.

Anzeige:

— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — SURPRISE 282/12

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Verkäuferporträt «Einige sagen, ich sei ein Pferdeflüsterer» Tausend verkaufte Magazine und viele gute Gespräche: Vier Jahre lang hat Serge Furrer (34) in Basel Surprise verkauft. Jetzt sagt er Adieu und bricht auf in ein neues Leben: auf eine Pferderanch im Thurgau.

«Heute Morgen habe ich den Verkaufspass abgegeben. Meine Zeit bei Surprise ist zu Ende. Ein trauriger Moment. Das Surprise-Büro ist in den letzten vier Jahren ein wichtiger Ort für mich geworden. Hier habe ich mich wohlgefühlt. Auch draussen, in der Stadt. Ich habe schon an vielen Orten verkauft. Auf der Mittleren Brücke, am Marktplatz, in der Freien Strasse, am Spalenberg und zuletzt am Helvetiaplatz. Gestern zum letzten Mal. Ich hatte viele Stammkunden, insgesamt haben sie sicher 1000 Hefte bei mir gekauft. Am Anfang hatte ich Mühe mit dem Verkaufen. Das lag zum Teil an meiner Krankheit. Mit 24 wurde bei mir Schizophrenie diagnostiziert. Das war heavy. Zuerst wusste ich gar nicht genau, was das bedeutet. Ich musste lernen, mit dieser Krankheit umzugehen. Oft fühlte ich mich verfolgt, meine Gedanken drehten sich im Kreis und ich wusste nicht mehr, wo unten war und wo oben. Unter Leuten war ich unsicher, sie machten mir Angst. Aber Kurt Brügger, ein Verkäufer, der auch im Vertrieb Basel arbeitet, glaubte an mich: ‹Du schaffst das, auch du kannst Surprise verkaufen!›, hat er gesagt. Das hat mir Mut gemacht. Er hat mir auch gesagt, was das Wichtigste beim Verkaufen ist: Geduld und ein Lächeln. Surprise hat mir dabei geholfen, dass ich mich wieder in die Stadt getraut habe. Ohne Surprise hätte ich das nicht geschafft. Aber mit einem Heft in der Hand und einer Aufgabe ist es einfacher, unter Menschen zu gehen. Menschen sind ja so herrlich! Fast alle sind hilfsbereit und freundlich, die jungen wie die alten. Mit manchen entstand eine Art Freundschaft, man fragte sich, wie es den Kindern geht, dem Mann, der Grossmutter und so weiter. Es war eine sehr schöne Zeit mit meinen Kunden, ich vermisse sie jetzt schon. In zwei Wochen werde ich Basel verlassen. Dann ziehe ich aus dem Männerwohnheim aus, in dem ich lebe, und zügle in den Thurgau. Aufs Land. In ein Dorf mit 30 Nasen. Auf eine Pferderanch. Dort gibt es dann keine Diskotheken mehr. Dafür kann ich dort eine Lehre als Pferdefachmann machen. Es ist bereits die zweite Chance, die ich bekomme. Vor zwei Jahren hätte mich die Familie, der die Ranch gehört, auch schon in die Lehre genommen. Aber damals habe ich mich noch nicht reif dafür gefühlt. Heute schon. Ich habe bereits zwei Monate geschnuppert. Es war schön, die Familie ist nett, und ich bin sehr tierlieb. Das hilft mir bei der Arbeit mit den Pferden. Einige sagen, ich sei ein Pferdeflüsterer, weil ich viel mit den Tieren spreche und sie mich verstehen. Mit Pferden spricht man nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit dem Körper. Aber ich muss noch viel lernen. Es wird eine harte Zeit auf der Ranch, neun Stunden pro Tag werde ich mich um die Pferde kümmern müssen. Aber wenn ich es durchziehe, bekomme ich am Schluss ein Diplom. Ich weiss, dass ich diese Lehre schaffen kann. Meine Grossmutter und meine Tante glauben auch an mich. Sie haben mich auf der Ranch besucht und sich ein Bild vom Ort gemacht, wo ich jetzt hinkomme. Es gefällt ihnen auch und sie wollen mich regelmässig besuchen kommen.

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AUFGEZEICHNET VON MENA KOST

Ich wünsche mir sehr, dass ich den Kontakt zu Surprise nicht ganz verliere. Und auch wenn ich nicht mehr bei Surprise arbeite, das Heft möchte ich weiter lesen. Es ist ein gutes Produkt, auch wenn noch mehr über Musik drinstehen könnte. Hoffentlich finde ich im Thurgau einen Verkäufer. Aber mehr als das Heft werden mir meine Kunden fehlen. Sie haben mir sehr geholfen in meiner Zeit bei Surprise. Ich wünsche mir, dass meine Stammkunden sich einen neuen Verkäufer suchen und in Zukunft bei ihm ihr Heft beziehen. Es ist sehr motivierend, wenn man gut verkauft. Nicht nur in materieller Hinsicht, auch emotional tut es gut. Das wird mir fehlen. Vielleicht kann ich bald einmal Fotos schicken, auf denen man mich bei der Arbeit mit den Pferden sieht. Diese können dann im Surprise abgedruckt werden, als Gruss an meine Stammkunden. Damit sie sehen können, wie ich mich verändert habe.» ■ SURPRISE 282/12


SurPlus – eine Chance für alle! Werden Sie Gotte oder Götti bei SurPlus Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten. Menschen, die kaum Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt wieder Struktur und mehr Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Das verdient Respekt und Unterstützung. Das Spezialprogramm SurPlus ist ein niederschwelliges Begleitprogramm für ausgewählte Surprise-Verkaufende, die regelmässig das Strassenmagazin

verkaufen und hauptsächlich vom Heftverkauf leben. Diese Verkaufenden erhalten nur geringe soziale Ergänzungsleistungen und werden im Programm SurPlus gezielt vom Verein Surprise unterstützt: Sie sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit, U-Abonnement) und werden bei Problemen im oft schwierigen Alltag begleitet. Mit einer Patenschaft leisten Sie einen wesentlichen Beitrag für die soziale Absicherung der Verkaufenden und ermöglichen ihnen, sich aus eigener Kraft einen Verdienst zu erarbeiten. Vielen Dank für Ihr Engagement!

Andreas Ammann Bern

Jela Veraguth Zürich

René Senn Zürich

Marlis Dietiker Olten

Kurt Brügger Basel

Fatima Keranovic Basel

Josiane Graner Basel

Wolfgang Kreibich Basel

Tatjana Georgievska Basel

Bob Ekoevi Koulekpato, Basel

Marika Jonuzi Basel

Peter Gamma Basel

Jovanka Rogger Zürich

Ralf Rohr Zürich

Anja Uehlinger Aargau

Ja, ich werde Gotte/Götti und unterstütze das SurPlus-Programm von Surprise! 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

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1 Monat: 500 Franken

282/12 Talon bitte senden oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 282/12

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren!

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden vom Verein Surprise geführt. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Geschenkabonnement für: Vorname, Name

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Datum, Unterschrift 282/12 Bitte heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch

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Herausgeber Verein Surprise, Postfach, 4003 Basel www.vereinsurprise.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@vereinsurprise.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@vereinsurprise.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden (Nummernverantwortlicher), Florian Blumer, Diana Frei, Mena Kost redaktion@vereinsurprise.ch Ständige Mitarbeit Rosmarie Anzenberger (Korrektorat), Rahel Nicole Eisenring, Shpresa Jashari, Carlo Knöpfel, Yvonne Kunz, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Tom Wiederkehr, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Monika Bettschen, Michèle Faller, Olivier Joliat, Roger Meier, Roland Soldi Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 15000, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 50 Oscar Luethi (Leitung), Melanie Oberli

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Thomas Ebinger, Anette Metzner, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Bruno Schäfer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@vereinsurprise.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@vereinsurprise.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller o.joliat@vereinsurprise.ch, www.strassensport.ch Vereinspräsident Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 282/12


Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz

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Surprise Rucksack (32 x 40 cm); CHF 89.– rot

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Dazu passend: Leichtes T-Shirt, 100%Baumwolle, für Gross und Klein.

Schön und gut. Grosses Badetuch 100 x 180 cm aus sehr langlebigem Zwirngarn, 100% handgepflückte Baumwolle. Mit Surprise-Logo eingewebt und von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Vorder- und Rückseite verschiedenfarbig: vorne kühles Aquablau, hinten heisses Rot.

Herren CHF 25.– S (schmal geschnitten) Kinder CHF 20.– XS S Alle Preise exkl. Versandkosten.

Strandtuch (100 x 180 cm) CHF 65.–

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch SURPRISE 282/12

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Von Aarberg bis Zuoz. Surprise gibt es beim Strassenhändler Ihres Vertrauens. Oder im Abo per Post.

24 Ausgaben für 189 Franken oder als Gönner-Abo für 260 Franken. Gutes lesen, Gutes tun und gleich bestellen! www.vereinsurprise.ch, www.strassensport.ch, Spendenkonto PC 12-551455-3 Verein Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99


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