Surprise 300

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Das Ju biläum shef t !

Wir feiern! Mit: Maya Graf, Knackeboul, Lara Stoll,

Ueli Maurer, Andy Egli, Chrigel Fisch, Dominik Müller und Big Zis

Nr. 300 | 17. bis 30. Mai 2013 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


15 Jahre Surprise. Wir feiern!

Feiern Sie mit!


Titelbild: WOMM

Editorial Stars und andere Helden

Strassenfussballer Santiago zum Beispiel, der sich in seiner Jugend auf der Strasse als Kleinkrimineller durchschlug und heute als Trainer Verantwortung übernimmt. Oder Strassenchorsängerin Rosa und die Surprise-Verkäufer Daniel und Yemane, die uns für eine Homestory ihre Wohnungs-, respektive Asylzentrumstür geöffnet haben. Und natürlich die Protagonisten unserer Fotostory: Verkäufer Res, der unermüdlich die Gassen Berns auf und ab läuft und von Ferien in Honolulu träumt, während die unerschütterliche Lisbeth auch dem grössten Baustellenchaos trotzt. Nicht nur für diese Sondernummer gilt: Bei Surprise sind die Helden der Strasse die Stars. Und doch finden Sie bei uns auch immer wieder so genannte Promis – schliesslich haben beide, so sind wir überzeugt, Interessantes zu erzählen.

BILD: ZVG

15 Jahre Verein Surprise, 300 Hefte: Wir feiern! Und eine Festzeit ist immer eine gute Zeit für Stars und Helden. Sie werden deshalb gleich eine ganze Reihe von ihnen finden in diesem Heft.

FLORIAN BLUMER REDAKTOR

In dieser Jubiläumsausgabe betreiben wir für einmal etwas Nabelschau. Doch uns war auch der Blick von aussen wichtig: Also baten wir Experten – oder eben Promis –, aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur, sich ein paar Gedanken über Armut und Randständigkeit zu machen. Entstanden ist ein ganzes Panorama aus persönlichen Worten, Anekdoten und sogar einem Rap. Neben Sprachkünstlerinnen und einer Sportlegende befinden sich unter den Autorinnen und Autoren auch die beiden höchsten Politiker im Lande. Herzlichen Dank allen, die uns beschenkt haben! Am schwierigsten, es sei am Rande erwähnt, war es, Exponenten aus der Wirtschaft für einen solchen Text zu begeistern. Ungewollt zynisch die Absage der Assistentin einer hochrangigen Wirtschaftsführerin: Ihre Chefin äussere sich nicht zu Fragen, die nicht zu ihrer Kernkompetenz gehörten. Über Armutsbetroffene und Aussenseiter zu berichten und damit eine Öffentlichkeit für diejenigen zu schaffen, über die oft lieber hinweggesehen wird, ist unser Anliegen und Antrieb bei Surprise, seit 15 Jahren, seit 300 Ausgaben. Dafür, dass Sie uns dazu einmal mehr Ihre Aufmerksamkeit schenken, wollen wir uns ganz herzlich bedanken. Wir werden dafür weiter alles daran setzen, Ihnen ein Heft in die Hand zu geben, das sowohl Anregung wie auch Freude beim Lesen bietet. Mit Hintergrundgeschichten, mit Stars und mit Helden. Wir wünschen eine aufschlussreiche und genussvolle Lektüre, für dieses und hoffentlich auch die nächsten 300 Hefte, Florian Blumer

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@vereinsurprise.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion trifft eine Auswahl und behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 300/13

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Inhalt Editorial Stars und Helden Worte der Geschäftsleiterin Arm in der Schweiz? Warum Surprise? Christof Moser antwortet Auf dem Paragraphen-Parcours Der tägliche Kampf um Bewilligungen Wettbewerb Schicken Sie uns Ihre Geschichte Kreuzworträtsel Mitmachen und gewinnen! Projekt SurPlus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

06 Porträt Ausgestempelt BILD: NICOLE PONT

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Als arbeitslose Sozialarbeiterin schuf sie sich ihren Job gleich selbst: Zusammen mit Leidensgenossen gründete Cathérine Merz vor 20 Jahren die Strassenzeitung Stempelkissen – und legte damit den Grundstein für das Strassenmagazin Surprise.

BILD: ANDREA GANZ

10 Homestorys In der guten Stube Wie wohnt jemand, der nicht viel Geld hat? Oder jemand, der seine Heimat hinter sich lassen musste? Und jemand im Durchgangszentrum? Wir haben drei Surprisler zuhause besucht. Statt Gipfeli und Orangensaft haben wir Ammoniten und einen ausgestopften Fuchs vorgefunden.

16 Surprise-Talk Guerilla oder Mainstream?

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BILD: DOMINIK PLÜSS

Zwei ehemalige Chefredaktoren und Mena Kost vom aktuellen Redaktionsteam trafen sich zum grossen Surprise-Talk. Sie unterhielten sich über Geschichten, die blieben, und debattierten über die Frage: Soll Surprise vor allem Stimme der Benachteiligten sein oder soll es sich möglichst gut verkaufen?

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BILD: CORINNE FUTTERLIEB

22 Fotostory Verloren in Bern Die Berner Vertriebsmitarbeiterin Andrea irrt durch die Bundesstadt: Baustellen, wohin man blickt. Andrea findet auf ihrem Rundgang die Surprise-Verkäuferin Lisbeth nicht mehr. Nach dem ganzen Stägeli uf, Stägeli ab auf den Baugerüsten will sich Verkäufer Res derweil zur Erholung einen Absinthe gönnen. Doch den gibt man ihm nicht …

BILD: LUCIAN HUNZIKER

28 Porträt Abgeschoben Von der Mutter abgeschoben, geriet David Santiago Pachlatko als Jugendlicher in eine Spirale von Elend und Kleinkriminalität. Heute hat er sein privates Glück gefunden und betreut als Spielertrainer ein Team der Surprise-Strassensportliga. Eine Geschichte mit einer überraschenden Wendung – und einem Happy End.

Maya Graf Die Hände reichen, wenn gar nichts mehr geht Letzte Woche fand in unserem Dorf eine eindrückliche Beerdigung statt, wo die unterschiedlichsten Menschen in einem besonderen Gottesdienst von MM Abschied nahmen. Erst Mitte sechzig, hatte MM ein intensives, schwieriges Leben hinter sich. Er war ein blitzgescheiter, kritischer Zeitgenosse und der erste Militärdienstverweigerer im Kanton. Er studierte an der Universität Sprachen, Philosophie und Theologie, arbeitete schliesslich als Sozialarbeiter mit Randständigen. Bis er selbst am Schluss dieselbe Erfahrung machte, immer mehr abrutschte, alkoholsüchtig wurde. In unserer Lokalzeitung erzählte er vor Jahren seine eigene Weihnachtsgeschichte: wie es ist, auf der Gasse zu leben, von der Hand in den Mund, sich selbst zu verlieren in der Sucht, und das mitten in einer Gesellschaft, wo alles im Überfluss vorhanden ist. Und er erzählte, wie genau an diesem tiefsten Punkt Menschen so wichtig waren, die nicht wegschauten, sondern die Hand reichten, wenn auch nur für eine kurze Nacht. MM hatte seine Würde, seinen tiefsinnigen, ironischen Witz und seine Fürsorge gegenüber anderen Menschen nie verloren. SURPRISE 300/13

Als er zur Überraschung aller seine Alkoholsucht vor sechs Jahren in den Griff bekam, wurde er zu einem Dorforiginal, hat die Menschen mit selbstgepflückten Wildbeeren, Bärlauch, die Frauen mit Schoggiherzen überrascht. Er hatte einen Philosophenzirkel für ‹Anstössige› gegründet und über die Weihnachtstage einen Begegnungsort im Dorfpark organisiert. MM wird uns fehlen, obwohl wir ihm Friede und Glück endlich auch für sich selbst wünschen. Er hat uns vor Augen geführt, dass ein Leben nicht immer so verläuft, wie es sollte. Dass es jeden treffen kann, mitten unter uns. Dass es Abgründe gibt, aber immer auch wieder kleine Wege nach oben, wenn da jemand ist, der die Hände reicht. Danke Surprise, von Herzen, für dieses wichtige Engagement.

Maya Graf, Nationalratspräsidentin und diplomierte Sozialarbeiterin HFS

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BILD: BÉATRICE DEVÈNES

Zum 300. Heft wurden wir beschenkt: Acht Prominente aus den Bereichen Sport, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft nahmen sich für uns Zeit, um über Armut und Randständigkeit nachzudenken. Im Heft verteilt finden Sie prominente Autoren mit ihren Geschichten, Gedanken und Gedichten zum Thema, von Bundespräsident Ueli Maurer über Fussballexperte Andy Egli bis zu PoetrySlam-Star Lara Stoll.


Porträt Die Geburtshelferin Vor 20 Jahren nahm die arbeitslose Sozialpädagogin Cathérine Merz das Heft in die Hand: Zusammen mit Schicksalsgenossen stampfte sie das «Stempelkissen» aus dem Boden – die Idee zu Surprise war geboren.

VON MICHÈLE FALLER (TEXT) UND NICOLE PONT (BILD)

Computerraum, einer Spiel- und Bastelgruppe, einer Gruppe für Langzeitarbeitslose. Am gleichen Ort war die 1984 ebenfalls als SelbsthilfeInitiative von Erwerbslosen gegründete Kontaktstelle für Arbeitslose, bei der Merz heute noch arbeitet, zusammen mit ihrem Partner. «Es war ein Sammelsurium an Aktivitäten – und so eine lebendige Zeit!» Für sie sei es eine neue Welt gewesen. Sie staunte darüber, wie kreativ Menschen sein konnten. Sie sagte sich: «Da geht was, da bleibe ich!» Zusammen mit einer Kerngruppe leitete sie die Redaktion der Arbeitslosenzeitung mit den teilweise chaotischen Sitzungen. Sie stieg zur Präsidentin des Arbeitslosenkomitees auf, wurde zur Ansprechperson sowohl für die Zeitung als auch für die anderen Angebote. Und nebst der Empfangsfunktion wuchs sie langsam in die Beratung hinein, was der Sozialpädagogin in Aufbruchstimmung nach zehn Jahren «im Sozialkuchen» sehr gelegen kam. «Von 1993 bis 1997 waren wir sehr aktiv; etwa 700 Leute gingen wie in einer Drehtür ein und aus», schildert Merz die Zeit, als auf der Redaktion jeweils etwa 30 Leute arbeiteten. Während die Drehtür rotierte, blieb sie; arbeitete zuerst ohne Lohn und dann im Rahmen eines vom Arbeitsamt bewilligten Zwischenverdienstes für die Kontaktstelle, bis sie dort 1997 eine Anstellung erhielt. Wenn Cathérine Merz von dieser Zeit erzählt, leuchten ihre Augen. Immer wieder kommt ihr eine neue Aktion, noch eine Arbeitsgruppe und ein weiteres Projekt in den Sinn. Sie berichtet, wie man 1995 mit der Zeitung des Zürcher Arbeitslosenkomitees ZAK «Kalter Kaffee –

Cathérine Merz präsentiert stolz die letzte Surprise-Ausgabe. Sie hat sie von einem Klienten geschenkt bekommen – wie immer, wenn am Tag der Neuerscheinung noch ein altes Heft übrig ist, erklärt die Beraterin der Kontaktstelle für Arbeitslose lächelnd. «Aber natürlich kaufe ich es auch auf der Strasse.» Früher verkaufte sie es selber – nachdem sie Beiträge dafür verfasst hatte. Da hiess es allerdings noch «Stempelkissen», war eine Zeitung und wurde nur in Basel verkauft. Die blonde Frau, deren knallbunte Kleidung so gut zu ihrem freundlichen Wesen passt, ist eine der Mitbegründerinnen der Zeitung, die zwei Jahre später zum Magazin Surprise wurde, das heute sowohl seine 300. Ausgabe als auch 15 Jahre als gemeinnütziger Verein und insgesamt 20 Jahre Bestehen feiert. Wuchtig fährt der Stempel in der geballten Faust aufs schwarze Kissen, sodass die Tinte in alle Richtungen spritzt: Das Logo auf der ersten Ausgabe der gleichnamigen Zeitung wirkt energisch und passt hervorragend zum Inhalt. Sie datiert vom März 1993, umfasste vier Seiten und kostete einen Franken. «Irgendwie sollte alles ein wenig menschlicher sein!», lautet die Titelgeschichte, ein Interview mit einer alleinerziehenden, arbeitslosen Mutter. Zur Zeit der Krise Anfang der 1990er-Jahre waren viele Leute erwerbslos; 1992 traf es auch die Sozialpädagogin Cathérine Merz. «Damals musste man noch zwei Mal pro Woche beim Arbeitsamt einen Stempel abholen; die Warteschlange ging bis aufs Trottoir.» Eines Tages im «Immer wenn ich jemand mit dem Surprise sehe, geht in Februar 1993 verteilten zwei Männer Flyer vor mir drin ein Fenster auf und der ganze Film läuft ab.» dem Basler Arbeitsamt. Es waren Hans-Georg Heimann von der Interprofessionellen Gewerkschaft IGA, der heutige Partner und Arbeitskollege von Cathérine Merz, ganz heiss!» fusionierte, zum Magazin-Format und zum Namen Surpriund Hanspeter Gysin von der damaligen Gewerkschaft Bau und Indusse wechselte. Sie blättert begeistert in einem von Künstlerinnen und trie GBI mit ihrem Aufruf zu einer Versammlung für Erwerbslose. Künstlern gestalteten Extrablatt und erzählt von der Busreise «Erwerbs«Ich hatte zwar ein zweijähriges Kind zu Hause, aber ansonsten ja lose in Fahrt», auf der im Vorfeld der Volksabstimmung über die FinanZeit», sagt Merz. Die etwa 65 Anwesenden besprachen, wo es beim Arzierung der Arbeitslosenversicherung mit drohender Taggeldkürzung beitsamt haperte, formulierten Bedürfnisse wie eine Kinderecke oder für ein Nein geworben wurde. Dann schüttelt sie ungläubig den Kopf, das Abschaffen der Stempelpflicht zwei Mal wöchentlich. Am Schluss runzelt die Stirn und sagt lachend: «Ich weiss gar nicht, wie wir das aldes Treffens wurden das Arbeitslosenkomitee gegründet und Interesles zustande gekriegt haben!» sierte für eine Zeitung gesucht, worauf sich auch Cathérine Merz melAls das Arbeitsamt 1997 Beschäftigungsprogramme einführte, fehldete. Einen Tag später traf man sich wieder und stampfte in den Räumten der Surprise-Redaktion plötzlich die Mitarbeiter – und es hatte sich lichkeiten der IGA in kürzester Zeit – etwa einen Monat nach dem ersten eine gewisse Erschöpfung eingestellt. Deshalb übergab man das Projekt Treffen – die erste Nummer des Stempelkissen aus dem Boden. Surprise im selben Jahr zusammen mit einem Startkapital von 15 000 «Kaum jemand von uns hatte eine Ahnung von Journalismus», stellt Franken an ein junges Team, das daraus einen Lohnbetrieb machte. Cathérine Merz klar. Doch sie hatten Spass daran, über die Themen zu «Wir waren die Geburtshelfer», sagt Merz. schreiben, die ihnen unter den Nägeln brannten. Und auch die Zeit da«Es ist alles noch sehr nah und ich bin froh, dass Surprise bis heute zu: Damals gab es vom Arbeitsamt noch keine Beschäftigungsprogramüberlebt hat», sagt Cathérine Merz. «Immer wenn ich jemand mit dem me. «Wir waren so beschäftigt, dass wir unsere verlorene Erwerbsarbeit Surprise sehe, geht ganz tief in mir drin ein Fenster auf und der ganze mit der Zeit gar nicht mehr so vermissten», sagt Merz lachend. Als die Film läuft ab.» Und nach kurzem Zögern und einem Seitenblick aufs erserste Auflage von 10 000 Exemplaren gedruckt vorlag, gingen sie gleich te Stempelkissen auf dem Tisch: «Ja, ich bin auch sehr stolz.» Dann selber auf die Strasse, um sie zu verkaufen: «Nun wollten wir zeigen, schmunzelt sie. Sogar ihr heute 22-jähriger Sohn identifiziere sich sehr dass es uns gibt.» damit, obwohl er damals noch so klein war. Sie habe ihn auch schon zu Gleichzeitig entstand im Dunstkreis des Arbeitslosenkomitees ein einem Kollegen sagen hören: «Geh doch Surprise verkaufen, das hat Kompetenzzentrum für Erwerbslose mit einem Mittagstisch, einem meine Mutter erfunden!» ■

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Wir gratulieren. Wir sagen allen, die es täglich auf der Strasse verkaufen: Chapeau!

Wir wünschen Surprise eine starke Stimme für Benachteiligte. Weiter so!

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www.gaw.ch Wir wünschen Surprise einen sicheren Stand in der Schweizer Magazin-Szene.

Wir feiern mit!

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Spenderinnen und Spendern, dank Ihnen, den Käuferinnen und Käufern des Magazins. Das will gefeiert werden! Wir feiern die Erfolgsmomente jedes einzelnen Verkaufenden, der durch Surprise seinen Platz in der Gesellschaft wiedergefunden hat. Wir feiern jeden einzelnen Strassenfussballer, der sich wieder in ein Team zurückgespielt hat. Und wir feiern jede einzelne Strassenchorsängerin, die singend die Lebensfreude wiederentdeckt hat. Die Zukunft von Surprise? Sie hat bereits begonnen. Wir haben das Projekt Sozialer Stadtrundgang in Basel gestartet, bei dem Armutsbetroffene die Stadt aus ihrer Sicht präsentieren. Diese Rundgänge wollen wir in den nächsten Jahren auch in Zürich und Bern durchführen. Zudem wollen Zürich und Bern ihre eigenen Strassenchöre, und der bereits in der ganzen Deutschschweiz etablierte Strassenfussball soll in der Öffentlichkeit noch sichtbarer werden. Wir sind auch nach 15 Jahren noch voller Lust und Elan, voller Ideen und Projekte. Was sich Surprise wünscht? Weiterhin so interessierte Leserinnen, weitblickende Werber, engagierte freie Journalistinnen, grosszügige Spender und Sponsoren, unkomplizierte Bürokraten, begeisterte Mitarbeiterinnen und freiwillige Helfer, einen weiter so unterstützenden Vorstand und natürlich weiterhin so hoch motivierte Strassenverkäuferinnen, Strassenfussballer, Strassenchorsängerinnen und Stadtführer.

Was uns noch fehlt? Eine finanzielle Stabilität, damit wir uns gelassener den Herausforderungen des Surprise-Alltags stellen können – ja, das wäre noch ein Wunsch für die Zukunft. Paola Gallo, Geschäftsleiterin Surprise

PS: Das Imagevideo, das die verschiedenen Projekte von Surprise präsentiert, finden Sie demnächst auf unserer Homepage: www.vereinsurprise.ch

BILD: ZVG

Am Drehtag des neuen Surprise-Imagevideos auf der Polyterrasse in Zürich kam eine Frau auf mich zu und wollte wissen, was da passiert. Ich erklärte ihr, was Surprise ist. Die Frau, die sich als griechische Touristin entpuppte, hörte meinen Schilderungen aufmerksam zu und fragte dann: «Gibt es denn in der Schweiz arme Leute oder gar Obdachlose?» Ja, die gibt es, auch in der reichen Schweiz. Und Armut hat viele Gesichter und Geschichten. Armut macht einsam und krank – der Schein soll gewahrt werden, und deshalb braucht es viel Mut, sich als «arm» zu outen. Wer auf der Strasse lebt, für den wird das – im Vergleich zu Griechenland zum Beispiel – sowieso schon abgekühlte zwischenmenschliche Klima hierzulande zur Eiszeit. Dagegen treten wir an. Surprise steht seit 15 Jahren auf der Strasse. Tag für Tag geben die Verkäuferinnen und Verkäufer der Armut ein Gesicht. Und das Magazin, das sie verkaufen, gibt ihnen mit bisher 300 Ausgaben eine Stimme. Seit 15 Jahren kämpft Surprise gegen soziale Ausgrenzung, Isolation der Betroffenen und Stigmatisierung derjenigen, die an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden – und dies mit Erfolg! Allen Krisen und «Das letzte Heft»-Unkenrufen, allen Hindernissen im Dschungel der Bürokratie und des Föderalismus zum Trotz lebt Surprise immer noch. Dank dem Einsatz aller, die sich in den letzten 15 Jahren bei Surprise engagiert haben, dank grosszügigen

BILD: DOMINIK PLÜSS

15 Jahre, 300 Hefte Wir feiern!

Knackeboul Ich würde voll (ein Heft kaufen) Die Schweiz ist ein schönes Land. Sie bietet einem Wohlstand, Sicherheit, gute Ausbildung, gutes Essen – solange man zur Masse gehört, die täglich zielstrebig am Surprise-Verkäufer vorbeizieht. Solange man ein Diplom hat, funktioniert, sich eingliedert. Solange man dem Druck standhält, den Anforderungen gerecht wird, sich permanent steigert – psychisch und physisch fit bleibt. Sonst wird es schwierig. Wenn man durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wird und diesen Anforderungen nicht mehr gerecht werden kann – fällt man schnell durchs Netz. Während man in Portugal, wo ich aufgewachsen bin, voll auf den Boden klatscht und vielleicht nie mehr aufstehen kann, wenn man durch besagtes Netz fällt, gibt es in der Schweiz immerhin noch Einrichtungen, die den Aufprall dämpfen. Trotzdem werden Arbeitslose, Kranke, Arme und Andersdenkende schnell zu Randständigen unserer Gesellschaft. Sie werden geduldet, von oben herab angeschaut und verdrängt. Mental und real. Kurz: Man beraubt sie ihrer Würde. SURPRISE 300/13

Ich finde, Surprise-Verkäufer sind keine Randständigen. Sie stellen sich oft mitten in die vorbeieilende Menge. Werden zur Rushhour umspült von der Masse der Ehrgeizigen, Zielgerichteten, Getriebenen. Wie ein Eisberg ragt der Verkäufer am Bahnhof Bern aus den Fluten zur Arbeit stressender Menschen. Er ist mutig und stolz. Ich bewundere diese Verkäufer sehr. Sie stehen eigentlich wie ich täglich vor einem Publikum. Aber sie «posen» nicht, sondern sie stehen vor all diesen Menschen dazu, dass sie durchs Netz gefallen sind, und zeigen ihren Willen, sich wieder aufzuraffen. Sie zeigen Schwäche – das finde ich stark und würdevoll. Das kauf ich denen ab. Das lässt mich innehalten. Und während ich das tu – wird mir bewusst, dass auch ich dieser Surprise-Verkäufer sein könnte. Dass auch er in hippen Kleidern an mir vorbeigehen könnte und ich dann glücklich wäre, wenn er innehalten, mir in die Augen schauen und ein Heft abkaufen würde. Knackeboul, Entertainer

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Homestorys Herzlich willkommen! Die Surprise-Verkäufer und Chormitglieder kennt man: Man sieht sie tagtäglich draussen stehen oder kann sie bei Auftritten erleben. Was die Passantinnen und Zuschauer aber nicht zu Gesicht bekommen, ist ihr Zuhause. Ihre Leidenschaften, ihre Besitztümer, ihre Geschichte. Drei von ihnen haben uns für eine Wohnungsbesichtigung die Tür geöffnet.

Ein Leben mit Sofa Rosa Marti, 66 VON MENA KOST (TEXT) UND LUCIAN HUNZIKER (BILDER)

«Wenn ich auf den Fluss schaue, beginnt es in mir zu singen.» Rosa Marti steht an ihrem Schlafzimmerfenster mit Blick auf die Birs: Braune Wassermassen ziehen am Fenster vorbei Richtung Rhein, die Kronen der Birken am Ufer sind mit einem ersten zartgrünen Schimmer überzogen. Früher, in Spanien, habe man dauernd gesungen, erklärt die 66jährige Galizierin. Kirchenlieder, während der Arbeit. «Heute singe ich

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im Surprise-Chor. Unser Repertoire umfasst Songs aus der ganzen Welt.» Rosa Marti und ihr Mann Enrique wohnen seit 44 Jahren an der Basler Birsstrasse. Früher, als die drei Kinder noch zuhause wohnten, war die Familie in einer Vierzimmerwohnung der gleichen Siedlung untergebracht. Dann wurde renoviert: «Man hat die Wand zwischen Küche und Wohnzimmer durchgebrochen und eine Wohnküche gemacht!» Rosa schüttelt mit hochgezogenen Augenbrauen ihr kurzes braunes Haar. «Da sind wir in diese Dreizimmerwohnung umgezogen. Hier ist die Küche noch eine Küche und das Wohnzimmer ein Wohnzimmer. Ich koche gerne und oft. Da muss ich die Küchentüre schliessen können, sonst riecht ja die ganze Wohnung nach Essen.» Rosa stellt dampfenden Früchtetee und selbstgebackene Muffins auf den runden Holztisch im SURPRISE 300/13


Wohnzimmer. Dann zeigt sie auf ein schwarzes Ledersofa, das an der Wand zur Küche steht: «Und wo bitte sehr hätten wir das hinstellen sollen? Ohne Wand?!» Für Rosa steht das Sofa für nichts weniger als für ihr neues Leben. Ein Leben, in dem sie nicht nur zu arbeiten hat, sondern sich auch einmal ausruhen darf. «Ich bin in einer Bauernfamilie mit acht Geschwistern aufgewachsen. Als Kind musste ich sehr viel mitarbeiten. Die Kühe lesen auch am Sonntag keine Zeitung», erzählt Rosa von ihrer Kindheit. Nach der Primarschule wollte sie gerne die weiterführende Schule in der Stadt besuchen, sogar ein Stipendium hätte sie erhalten. Die Mutter aber habe gesagt: «Ich brauche deine Hände. Basta!» Rosa seufzt: «Wie gerne hätte ich studiert.» Als Jugendliche sei es ihr gesundheitlich schlecht gegangen. «Immer war mir übel, dauernd musste ich erbrechen.» Der Dorfarzt habe ihrer Mutter geraten, die Tochter doch in die Stadt zu lassen, damit sie eine Ausbildung machen könne. «Das Erbrechen war psychisch bedingt», denkt Rosa heute, «ich wollte wirklich unbedingt weg – von der Familie, von der unendlichen Arbeit.» Die Mutter gab nach. Rosa verliess ihr Dorf Mondariz und zog in die Stadt. Am Tag arbeitete sie als Hausmädchen, am Abend besuchte sie eine Abendschule. Die Übelkeit verschwand. Doch bald schon brach sich die Mutter ein Bein und Rosas Hände wurden wieder gebraucht. Marti zupft an ihrer roten Bluse. «Als das Bein verheilt war, gab mich die Mutter wieder frei: ‹Du kannst wieder in die Stadt›, hat sie gesagt.» Aber Rosa ging nicht in die Stadt. Rosa ging in die Schweiz. Weit weg von der Familie wollte sie ein neues Leben beginnen. «Der Fuchs dort oben auf dem Buffet ist eine Erinnerung an meine Kindheit. Das Tier ist vor vielen Jahren in unseren Hühnerstall eingebrochen. Mein Bruder hat ihn erschossen und ausgestopft», sagt Rosa und lacht. In der Schweiz angekommen – sie war gerade 23 Jahre alt –, verschaffte ihr eine Bekannte eine Stelle in einem Altersheim. In ihrer FreiSURPRISE 300/13

zeit engagierte sich Rosa in der Mission für Spanischsprechende, wo sie auch ihren Mann Enrique kennenlernte. «Wir haben kranke Landsleute besucht, halfen im Haushalt oder erledigten Kommissionen», sagt Rosa. Enrique, der bisher nur zugehört hat, mischt sich ein: «Man spricht nicht über gute Taten. Man tut sie!» Rosa schaut zu einem der vielen Heiligenbilder auf, die ihre Wohnzimmerwand schmücken – und verdreht die Augen. Die guten Taten, das wird trotz Enriques Mahnung klar, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben der Martis: Die Porzellan-Störche auf dem dunklen Holzbuffet sind von einer Familie, der sie in einer Notsituation eine Weile die Miete bezahlt haben. Der Kronleuchter ist ein Erbstück von einer alten Nachbarin, der Rosa die Einkäufe erledigte und den Rücken wusch. Und die mannshohe Wanduhr, deren sakral anmutender Gong auch einer Kathedrale alle Ehre erweisen würde, ist ebenfalls ein Dankesgeschenk. Auch der Surprise Strassenchor ist für Rosa nicht nur Vergnügen: «Eigentlich habe ich gar keine Zeit dafür. Aber zu erleben, wie sich die Leiterinnen für die Chor-Mitglieder einsetzen, bestätigt mich darin, wie ich das Leben sehe: Wir sollten alle füreinander da sein. Wie in einer Familie.» Rosa geht durch den kurzen Gang zum extra für die Enkel eingerichteten Kinderzimmer: Legos, Stofftiere, Autos, ein Globus, ein Holzkreuz. «Zwei unserer sieben Enkel haben heute bei uns übernachtet. Enrique hat sie zur Schule gebracht. Um fünf holt er sie wieder ab, sie bleiben nochmal eine Nacht.» Rosas Blick bleibt an einem gusseisernen Bügeleisen hängen, das im Kinderzimmer auf dem Schrank steht. «Damit habe ich als Kind stundenlang gebügelt. Anders bekamen wir im Winter die Wäsche nicht trocken.» Dann schaut sie zu Enrique: «Heute kann ich sagen: Meine Wünsche sind in Erfüllung gegangen. Alle meine Kinder konnten eine Ausbildung machen. Und wir leben ein ganz normales Leben. Eines mit Sofa.» ■

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Fischsaurier im Büchergestell Daniel Stutz, 40

VON DIANA FREI (TEXT) UND ANDREA GANZ (BILDER)

Daniel Stutz wohnt in einer Altbau-Einzimmerwohnung mit Parkett an der Zürcher Weinbergstrasse, Nähe Central. Es ist ein Bijou an zentraler Lage. Die Sonne scheint zum Küchenfenster herein, und vom Wohnzimmer aus sieht man über die halbe Stadt: Altstadthäuschen im Vordergrund, der Prime Tower in der Ferne. Man hört Vogelgezwitscher, es mischt sich in die Electronica-Musik, die im Hintergrund läuft. Das grosse Bett steht unter der Dachschräge, an der Wand gegenüber hängt ein Setzkasten und eine Karikatur von Surprise-Verkäufer Daniel Stutz, die hat er sich vor etwa 20 Jahren an der Züspa, der Zürcher Publikumsmesse, machen lassen. «Ich bin zur Zeit eigentlich selten hier», sagt Daniel, «ich übernachte meistens bei meiner Freundin. Sie ist Hort-Mitarbeiterin und muss früh raus, der Zmorge-Hort beginnt um 7 Uhr. Sie wohnt in der Nähe ihrer Arbeit, und damit sie am Morgen nicht zuerst durch die ganze Stadt fahren muss, übernachten wir bei ihr.» Sowohl ihre als auch seine Einzimmerwohnung sei schön und gross genug für einen allein. Seit zweieinhalb Jahren sind sie nun aber ein Paar, und jetzt ist doch der Zeitpunkt gekommen, an dem sie gern zusammenziehen würden. Was schwierig ist, mit alten Betreibungen. Daniels Wohnung gehört seinem Bruder, er ist bei ihm in Untermiete. Die Wohnungsmiete, 1100 Franken, bezahlt er selbst: «Mit viel Verkaufen geht’s, aber es bedeutet chäibe viel Arbeit.» Früher hatte er eine 100-prozentige IV-Rente, aus psychischen Gründen, seit eineinhalb Jahren noch 50 Prozent. «Aber ich möchte später einmal ganz für mich sorgen können», sagt er. Das Wohnen ist ihm wichtig: «Es ist eins von zwei Dingen, die ich tue: Entweder bin ich am Arbeiten – dann bin ich draussen – oder ich bin zuhause.» Seine Einrichtung hat Stil. Ein rotes Kunstledersofa ist mit schwarzem Clubtisch kombiniert, in schwarz lackierten Büchergestellen stehen Fachbücher über Paläontologie und Versteinerungen. Alte Zigarrenschachteln lassen einen Geniesser vermuten. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Clubtisch aus zwei übereinandergestellten Tischchen besteht, dass der Beistelltisch an sich ein umgedrehter Wäscheeimer ist, dass hier und da etwas mit Folie abgedeckt ist. Die Büchergestelle, auf Flohmärkten zusammengekauft, sind selber gestrichen. Improvisierter Chic. Das Sofa, rotes Kunstleder, hat ihm der Bruder dagelassen. «Ich rauche keine Zigarren», sagt er. «Die Schachteln stellt ein Tabakwarenlädeli in der Nähe jeweils gratis raus. Ich kann sie gut als Stauraum gebrauchen.» In dieser Wohnung ist nichts zu viel. Nichts Überflüssiges. Sondern Handfestes: Steine, Pickel, Köfferchen. Wanderschuhe, wetterfeste Jacken. Auf dem WC keine Duftkerzen, keine Heftli, nicht mal ein Handtuch. Dafür ein Imprägnierspray. Und in der Küche ein bisschen Steinstaub. «Man sieht sicher, dass ich nicht allzu reich bin», sagt Daniel. «Die Gegenstände haben viel mit mir zu tun: Man kann einiges über

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mein Hobby herausfinden.» Das ist offensichtlich die Paläontologie. Es stehen Versteinerungen in den Büchergestellen, im Setzkasten: Muscheln, Schnecken, Ammoniten, Nautiliden, Urkrokodilszähne. Platten und Gegenplatten. Daniel hat alles selber ausgegraben, im Fricktal, im Jura und in Frankreich. Der Fischsaurier aus der Normandie war ein Glücksfall, Wirbeltierresten findet man sehr selten. «Aus Interesse an der Paläontologie ging ich schon als Kind oft an Mineralienbörsen», sagt Daniel. Er hätte gerne Paläontologie studiert, aber er hat das Gymnasium vor der Matur abgebrochen. Dafür ist er schon lange Mitglied im Paläontologischen Arbeitskreis Frick: «Da gibt es wissenschaftliche Tagungen. Man bekommt viel an Wissen mit, und es werden Jobs bei Ausgrabungen vermittelt. Der Vorteil an solchen Projekten ist, dass man Hinweise bekommt, wo es interessante Objekte geben könnte.» Er hat SURPRISE 300/13


Kühlschrank steht eine Schleifmaschine. Damit bearbeitet Daniel Stutz Opale. Darauf ist er ebenfalls an den Mineralienbörsen gestossen. Er bearbeitet sie zuhause, man könnte sie für die Schmuckanfertigung gebrauchen. Bis anhin liegen sie aber sortiert in Kästchen verteilt beim ihm zuhause: «Vielleicht verkaufe ich sie einmal. Aber zurzeit bin ich zu wenig aktiv Händler, ich müsste systematisch Goldschmiede abklappern.» Momentan ist die Opalbearbeitung ein zweites Hobby. Allenfalls Investition in die Zukunft, in Schachteln abgelegt. Geschliffen, geordnet, gestapelt. ■

BILD: GABY SPIRIG

bei den Saurierausgrabungen in Frick mitgearbeitet. «Das waren Handlangerarbeiten, die Saurierknochen graben natürlich die Experten aus.» Es stehen kleine Köfferchen herum. Köfferchen in der Ecke, feinsäuberlich gestapelt. Köfferchen unter dem Bett. «Da sind überall immer wieder Steine drin. Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, sie zu bearbeiten.» Und ein Blick in die Küche zeigt: Manchmal wird hier wohl auch gekocht, es steht eine ganze Reihe von Gewürzen bereit. Aber ansonsten werden hier Steine geschliffen: «Die Küche ist ein guter Arbeitsplatz, weil man den Steinstaub gut wegputzen kann.» Neben dem

Lara Stoll Verpasste Chance «Gerade vor einigen Tagen hat mir Peti, ein randständiger Herr, circa 40 Jahre alt, den Tag versüsst. Es war Morgen und ich war äusserst schlecht gelaunt, als er sich zu mir setzte und mir einen Heiratsantrag unterbreitete. Nachdem ich leider ablehnen musste, begann er mir Phil-CollinsSongs vorzusingen – für mich als grosser Collins-Fan ein tolles Erlebnis! Wir unterhielten uns. Er erzählte aus seinem Leben, wie auch von seinen früheren sieben Leben. Als ich ihm sagte, dass ich Film studieren würde, bot er mir sofort seine Dienste an, als Schauspieler, als Musiker, als Chauffeur – er könne zu jeder erdenklichen Tageszeit Autofahren, meinte er mit dem Bier in der Hand. Es war eine äusserst schöne Begegnung. Ich mag Menschen, die gegen den Strom schwimmen, die anders sind, die viel erzählen und mehr SURPRISE 300/13

gesehen haben als das Ikea-Bild namens "PJÄTTERYD" an der Bürowand. Was kaum einer weiss: Es werden sowieso die Bauern und die Obdachlosen sein, die eines Tages die Fäden ziehen. In zehn bis zwanzig Jahren ist der Eidgenosse entweder Schwerstallergiker oder Neurodermitiker. Denn mit unserem derzeitigen Hygienewahn wird unser verhätscheltes Erste-Welt-Land-Immunsystem bald keinem Pfaffenhütchenpollen mehr standhalten können. Der Stärkere überlebt! Und ich werde dann ganz sicher bereuen, Petis Antrag nicht angenommen zu haben. Verdammt.» Lara Stoll, Europa- und Schweizermeisterin im Poetry Slam.

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Ein Stück Heimat aus dem Denner Yemane Tsegaye, 51 VON MONIKA BETTSCHEN (TEXT) UND ANNETTE BOUTELLIER (BILDER)

Das Durchgangszentrum im bernischen Neuenegg liegt an einer stark befahrenen Strasse, ist aber umgeben von einem Wiesengürtel. Das Gebäude ist eine längliche Holzbaracke, die zurzeit zehn Asylsuchenden eine provisorische Unterkunft bietet. Auch im Inneren sind die Räume bis zur Decke mit Holz ausgekleidet, was diesem Ort, wo verschiedene Kulturen Tür an Tür leben, ironischerweise den Charakter eines alten Schweizer Chalets verleiht. An diesem sonnigen Frühlingsmorgen könnte man fast vergessen, dass die Bewohner, mehrheitlich Asylsuchende aus Eritrea, hier nur provisorisch zu Hause sind. Einer von ihnen ist der Surprise-Verkäufer Yemane Tsegaye. Als er die Tür zu seinem kleinen Zimmer öffnet, flimmern im auf stumm geschalteten Fernseher gerade in regelmässiger Abfolge Webcam-Bilder vom Jungfraujoch bis zum Bodensee über den Bildschirm, begleitet von den Wetteraussichten an diesen Messstationen. An den hölzernen Wänden hängen neben einigen Fotos auch ein schlichtes weisses Kreuz und eine Schallplatte von Billy Idol. «Ich höre sehr gerne Musik, zum Beispiel Michael Jackson, James Brown», sagt Yemane und lächelt. Der in Äthiopien aufgewachsene Eritreer macht seinen Gästen herrlich duftenden Kaffee aus frisch gemahlenen Bohnen. «Dieser Kaffee stammt aus Eritrea. Ich habe dieses Produkt im Denner gefunden», freut sich der 51Jährige über das unverhoffte Stückchen Heimat. «Kaffee wird bei uns immer in Gesellschaft zubereitet und getrunken. Es ist eine Zeremonie,

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bei der der Kaffee jedes Mal frisch über einem offenen Kohlefeuer geröstet, von Hand zerstossen und dann aufgekocht wird.» In der aufgeräumten Gemeinschaftsküche ersetzen Maschinen die althergebrachten Handgriffe. Zwischen den Herdplatten und Pfannen ist Yemane ganz in seinem Element. Vor ihm liegen bereits Krautstiele, Gewürze und rote Linsen für das Mittagessen parat. Er schraubt den Deckel von einem Glas, in dem ein rötliches Pulver schimmert. «Das ist Mitmita, eine Gewürzmischung auf der Basis von Cayennepfeffer, Salz und Kreuzkümmel», erklärt er und fügt schmunzelnd hinzu: «Vorsicht, scharf!» Hinter ihm backt ein junger Eritreer Injera, typische Fladenbrote aus Teff-Mehl, die mit Gemüsesaucen oder scharfem Fleisch serviert werden. «Da die meisten von uns aus demselben Land stammen, verstehen wir uns gut», erzählt Yemane Tsegaye. Die Lage spitzte sich für zahlreiche Eritreer Ende der Neunzigerjahre zu. Wie vielen seiner Landsleute drohte auch ihm die Gefahr, als Militärdienstverweigerer ins Gefängnis oder in ein Flüchtlingslager gesteckt zu werden. Deshalb verliess er Afrika vor zwei Jahren. Seine Frau blieb zurück, da sie ein eigenes Geschäft hat und er sie als Flüchtling nicht einfach zu sich holen kann. Hier im Durchgangszentrum helfe man sich gegenseitig, höre einander zu. Wenn ein Termin wegen den Aufenthaltspapieren anstehe, werde man schon nervös. «Aber danach konzentriert man sich wieder auf den Alltag hier.» Neben dem Magazinverkauf bedeutet Alltag für den orthodoxen Christen auch, jeden Tag mit einem Gebet in seinem Zimmer willkommen zu heissen. Beim Beten legt er sich gemäss einer alten Tradition ein weisses Tuch über die Schultern. Für ihn ist der Glaube Quell einer tiefen inneren Zufriedenheit, der selbst Krankheit und Leid nichts anhaben konnten. Während dem Kaffeetrinken legt er einen Stoss Fotos auf den Tisch. Zwischen Bildern von seinen Geschwistern und seiner Frau offenbart der kleine Stapel Fotografien aus den Achtziger- und NeunziSURPRISE 300/13


mer hat er all seine Medikamente in einem Gestell nebeneinander aufgereiht. Es sind viele Schachteln. Freiheit und Sicherheit sind Yemanes höchste Güter. Doch zu seinen grössten Schätzen gehört auch Materielles, wie eine Uhr von seinem Vater, ein schlichtes Kreuz an der Wand und ein Satz Werkzeuge, den er auf dem Flohmarkt vor der Reitschule in Bern gekauft hat. Als Elektriker bereitet es ihm grosse Freude, alte Elektrogeräte wieder zum Laufen zu bringen. Er verfügt über etwas Unterhaltungselektronik, die er selber repariert hat, und über der Tür hängt eine batteriebetriebene Wanduhr. «Ihr lauter Sekundenzeiger störte mich beim Schlafen, deshalb habe ich ihn abgestellt.» Auch im Durchgangszentrum vergeht die Zeit, warum sollte man ihr dabei zuhören? ■ BILD: ZVG

gerjahren, als er für das Welternährungsprogramm der UNO im Einsatz war. Als gelernter Autoelektriker reparierte Yemane Tsegaye Fahrzeuge für Nahrungsmittel- und Medikamententransporte. Diese Arbeit führte ihm in Uganda, Burundi und Ruanda die grausamen Folgen von Gewalt und Genozid vor Augen: «Ich habe so viel Ungerechtigkeit gesehen, da musste ich einfach helfen.» Nach einer langen Zeit auf der Seite der Helfenden verschlechterte sich Yemanes Gesundheit. Er hat ein Gallenleiden, das Operationen nötig machte, und hinzu kam ein Augenleiden. «Manchmal, wenn ich am Morgen in meinem Gebetsbüchlein lese, sehe ich an einer Stelle nur einen weissen Fleck. Deswegen werde ich demnächst operiert», berichtet er ohne Bitterkeit in der Stimme. In seinem bescheiden möblierten Zim-

Ueli Maurer Alles ist möglich «Der Verein Surprise bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Eine wertvolle Idee, welche schlussendlich den einzelnen Menschen, der in soziale Schwierigkeiten geraten ist, am besten unterstützt. Surprise bietet Hand, damit der Einzelne wieder zurück in die wirtschaftliche Selbständigkeit finden kann. Ein wertvolles Ziel, das beibehalten werden muss. Sich selbst helfen zu können, hat eine grosse Antriebskraft. Es ist wichtig, die Verantwortung für das eigene Wohlergeben behalten sowie Einfluss auf den weiteren Lebenslauf nehmen zu können. Ich selber bin als Bauernsohn in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Ich durfte erleben, dass im Leben viel mehr möglich ist, als man denken oder hoffen mag. Deswegen bin ich überzeugt: Alles, was man will, ist auch möglich. Oftmals ist der Weg zum anvisierten Ziel ein SURPRISE 300/13

Weg der kleinen Schritte. Dieser kann lange und auch beschwerlich sein. Schnelle Erfolge sind eine Seltenheit, und wenn sie doch eintreten, dann sind sie vielfach nur von kurzer Dauer. Meistens sind Ausdauer und Zuversicht gefordert. Die Verkäuferinnen und Verkäufer von Surprise beweisen mit ihrem Einsatz auf der Strasse immer wieder aufs Neue, dass sie diese Beharrlichkeit haben. Ich wünsche dem Verein Surprise zum 15-jährigen Bestehen alles Gute und seinen Verkäuferinnen und Verkäufern viel Ausdauer und Zuversicht.» Bundespräsident Ueli Maurer

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Surprise-Talk Gasse, Promis, Rock’n’Roll Vom Guerillaheft zum Mainstreamblatt? Die ehemaligen Surprise-Chefredaktoren Andy Strässle und Michael Gasser sowie Mena Kost vom heutigen Redaktionsteam trafen sich in einer Beiz in Basel. Und debattierten darüber, was Surprise war, ist und was es eigentlich soll.

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VON FLORIAN BLUMER (INTERVIEW) UND DOMINIK PLÜSS (FOTOS)

Surprise: 15 Jahre, 300 Hefte – welche Geschichten sind euch in Erinnerung geblieben? Michael Gasser: Das allererste Mal, als ich Surprise wahrnahm, das war wahrscheinlich noch unter Andy, da war ein Pop-Thema auf dem Cover. Ich glaube, das war die Girlgroup All Saints. Dann eine Geschichte von Andy, als er ein Interview mit Stephan Eicher erfunden hat …

Andy Strässle, Chefredaktor 1997 bis 2000.

Andy Strässle: Ja, das war einfach mal ein Witz, der funktioniert hat. Da gab’s auch andere (lacht). MG: Das hat mir sehr gefallen. Dann fällt mir eine Geschichte von mir über vermisste Personen ein, meine erste für Surprise überhaupt. Und es gab die Geschichte von Melanie Imhof über Bettnässer, ich glaube, das war die erste, die ich je über dieses Thema gelesen hatte. Mena Kost: Für mich persönlich war eindrücklich, als ich 2008 mehrmals einen jungen Mann aus Afrika besuchte, der seit über einem Jahr im Basler Ausschaffungsgefängnis einsass. Ich war überrascht, wie schwierig es ist, als Journalistin dort reinzukommen oder überhaupt Informationen zu erhalten – eine richtige Blackbox, verwaltet vom Staat. Das einzige «Verbrechen», das der junge Mann begangen hatte war, dass er keine gültigen Papiere besass. Es hat mich schockiert, wie wenig die Öffentlichkeit von den Zuständen in den Ausschaffungsgefängnissen wissen soll und wie hart der Gefängnisalltag dort ist. All Saints, eine Stephan-Eicher-Satire, ein Ausschaffungs-Häftling – eine ziemlich breite Palette. Was war oder ist euer Ziel als Surprise-Redaktoren, worum ging es euch, Andy und Michael, worum geht es dir, Mena? MK: Mein Ziel als Redaktorin – und ich denke, ich spreche damit für die ganze Redaktion – ist es, ein Heft zu machen, das man gerne SURPRISE 300/13

liest, das seinem Namen gerecht wird und immer wieder überrascht. Surprise soll ein Heft sein, das hinter die Fassaden und Kulissen unserer Gesellschaft blickt, Menschen und ihre Geschichten ins Zentrum stellt und neue Aspekte eines Themas beleuchtet, auch unpopuläre. MG: Meine Devise war auch, ganz einfach: Den Namen des Magazins wörtlich nehmen – zu überraschen. Manchmal gelang das, und manchmal ging das auch ziemlich in die Hose. Ein Beispiel? MG: Wir hatten mal eine Bastelseite, auf der wir über den stotternden Papst witzelten. Das gab dann massig Leserbriefe. Es gibt zwei Dinge, bei denen die Leser keinen Spass verstehen: Religion und Tiere. AS: Ganz am Anfang mussten wir stark improvisieren, ich musste oft auch einfach nehmen, was ich bekam. Das konnte auch mal ein Text über eine Brücke aus Polen sein, wenn er gut geschrieben war … Mit Geschichten wie die von den schwierigen Jugendlichen beim Stadelhofen in Zürich oder dem Miniskandal, als wir über das der Öffentlichkeit bis dahin unbekannte Untersuchungsgefängnis bei der Basler Kaserne berichteten, eine Art Käfig, fanden wir dann langsam unseren Style.

AS: Ja. Die Freiheit, die man dafür beim Schreiben hatte … das fanden viele recht cool. Wie ist das heute, Mena? MK: Sowohl die Freien wie die Redaktoren werden zwar nicht fürstlich, aber doch bezahlt. Für die Literaturnummern im Sommer schreiben aber gerade 20 namhafte Schriftstel-

Mena Kost, Redaktorin seit 2008.

lerinnen und Schriftsteller aus der Schweiz kostenlos eine exklusive Geschichte für Surprise. Wir erfahren immer wieder eine grosse Solidarität mit dem Projekt, gerade im Kunst- und Kulturbereich. Aber Journalisten, die gratis für uns arbeiten wollen, rennen uns nicht gerade die Tür ein … AS: Gut, das verstehe ich jetzt noch, ich war ja zwischendurch auch immer wieder freier Journalist. Wenn das Schreiben der Job ist, mit dem du dein Geld verdienst, ist natürlich nicht das Erste, was dir in der Freizeit in den Sinn kommt: Lass mich doch gratis einen Text schreiben oder ein Interview organisieren (lacht).

Michael Gasser, Chefredaktor 2002 bis 2008.

MG: Ich probierte es so zu halten, dass jeweils zwei Geschichten eine soziale Ausrichtung hatten und zwei eine gesellschaftlich-kulturelle. Als ich Surprise davor angeschaut hatte – nicht mehr unter Andy –, dachte ich manchmal: Buoah, ist das Leben schlimm. Auf Seite sechs wurde ich depressiv und mochte nicht mehr weiterlesen. Das wollte ich aufbrechen. Andy, in einem früheren Text über die Anfänge sprachst du von einer «erschreckenden aber bereichernden Phase des Bettelns um Texte und Bilder»: Gab es damals tatsächlich genug Journalisten, die fanden: Surprise ist cool, für die schreibe ich auch mal gratis?

Zwei ehemalige Surprise-Redaktoren sagten mir, ihr hättet früher vom «Surpriversum» gesprochen. War Surprise früher mehr noch ein eigenes Universum, während es heute eher einfach ein Arbeitsort ist? AS: Ich würde sagen, wir gebrauchten den Begriff, weil alles ein bisschen chaotisch war (lacht). Das Guerillamässige war eigentlich auch das Schöne, es war nicht unbedingt ein Geschäft, ich würde eher sagen: Man hat die Sache gemeinsam überlebt. Früher hat die Redaktion schon mal Hefte an die Verkäufer ausgegeben, wenn sonst niemand da war, teilweise haben wir als Redaktion für die Verkaufenden auch Briefe an die Ämter geschrieben oder Bewerbungen gemacht. In der Pionierphase war nie ganz klar, wo das Surpriversum anfängt und wo es aufhört.

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Heisst das nicht auch: Die Leute kaufen Surprise, weil sie dem Verkäufer etwas geben wollen – also ist eigentlich egal, was drinsteht? MG: Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Es muss das Ziel sein, das Heft so gut zu machen, dass man es auch lesen will! MK: Und der Verkäufer soll hinter dem Produkt stehen können, das er anbietet; ein hochwertiges Produkt in der Hand haben. Wir wollen – unter anderem – die Lebenswelt der Verkäuferinnen und Verkäufer zeigen. Unsere Leute sollen sich mit Surprise identifizieren können. Unterscheidet sich Surprise darin tatsächlich so stark von den anderen Medien? Wird dort nicht auch über Armut und Randständigkeit berichtet? MK: Nein, nicht in ausreichendem Mass. Ich habe den Eindruck, dass soziale Themen in anderen Medien, wenn überhaupt, mit einer grossen Distanz behandelt werden, à la Unterschichts-Safari. Das ist bei Surprise wirklich anders, diese Distanz ist nicht vorhanden. Wir sehen die Verkaufenden täglich, teilen uns die Kaffeemaschine und den Aufenthaltsraum. Das macht viel aus. Wir schreiben nicht einfach über benachteiligte Menschen, wir begegnen ihnen auf Augenhöhe.

AS: Ich würde auch sagen, dieser Blick ist einmalig. Was mir allerdings aufgefallen ist, als ich mir aktuelle Ausgaben angeschaut habe: Das ist halt ein Blick, der sich nicht verändert. Wenn ich Surprise heute lese, habe ich ein Stück weit das Gefühl, ich bin in eine Zeitmaschine gefallen (lacht). Du kannst das nicht auf hunderttausend Arten erzählen. MK: Vielleicht ist das aber auch etwas, das immer wieder erzählt werden muss … MG: Ich denke, das ist keine Kritik. Armut und Randständigkeit sind ja ein Kerngebiet von Surprise. Ich denke sogar, dass wir in meiner Zeit eher zu wenig dazu gemacht haben. Es hat natürlich einen Grund, dass kommerziell ausgerichtete Magazine kaum über Armut und Randständige berichten, es sind nicht gerade die populärsten Themen. Ist das nicht ein Dilemma für Surprise? Man muss und will diese Themen bringen, aber gleichzeitig den Verkäufern ein Heft in die Hand geben, das sich gut verkauft? MG: Natürlich, du musst einen Spagat machen. Aber was ich ganz zu Beginn sagte: Das Cover von Andy mit den All Saints, als ich Surprise zum ersten Mal kaufte – das war kein Obdachlosenthema, kein Armutsthema. Dadurch lernte ich aber auch die Idee hinter Surprise kennen. AS: Ich bekam natürlich viele Vorwürfe dafür, dass fast jedes Cover poppig sei. Da hiess es im Betrieb: Jessesgott, schon wieder … wer ist schon PJ Harvey oder Stephan Eicher? Ist das überhaupt wichtig? MK: Wir bekommen auch immer wieder Anrufe von erbosten Lesern, wenn wir einen Prominenten auf dem Cover haben, wie letztes Jahr etwa Xherdan Shaqiri. Da heisst es dann:

Einen Millionär auf dem Cover, das könnt ihr nicht machen, ihr seid doch eine Strassenzeitung! Aber wir wollen eben gerade die beiden Pole der Gesellschaft abbilden – zum Beispiel mit einem reichen Sportler auf dem Cover und einem Armutsbetroffenen im Heft, der von seinem Schicksal erzählt. Natürlich regen sich die Leute darüber auf, aber das sollen sie ja auch. Diese Schere zwischen Arm und Reich ist in der Schweiz nämlich Realität. Wo steht Surprise in der Schweizer Medienlandschaft heute? MG: Schwierig zu sagen … aber zu grossen Teilen ist es natürlich Teil des Mainstreams geworden, des sozialen Mainstreams. Mena, ist Surprise Mainstream? MK: Nein, Surprise ist weder sozialer noch sonstiger Mainstream. Du müsstest mir jetzt sagen, welches andere Heft ähnlich ist wie Surprise. MG: Es gibt das Caritas-Heft, das Heks-Heft, WWF, Greenpeace … Es haben alle ihre Kerngebiete. Dann die WoZ, die ebenfalls viel über soziale Themen berichtet. Die Schwierigkeit ist, da mal auszubrechen, etwas Unerwartetes zu machen. MK: Von den genannten Heften unterscheiden wir uns allein schon durch den Anspruch, unabhängigen Journalismus zu machen und nicht PR im Interesse einer Organisation – obwohl wir natürlich, wie erwähnt, auch Menschen am Rande der Gesellschaft eine Stimme geben wollen. AS: Ich empfinde den Mainstream eigentlich als Lob. Das Heft erfüllt offenbar erfolgreich gewisse Erwartungen. Wenn ihr jetzt sagt: So, jetzt gehen wir einen Schritt weiter, wir probieren, im Journalismus irgendetwas Neues zu

BILD: ZVG

Michael, Mena, könnt ihr mit dem Begriff etwas anfangen? MG: Ich habe ihn noch nie gehört. Natürlich, ich würde wohl nicht nach wie vor für euch schreiben, wenn da nicht etwas mehr dabei wäre. Man darf das aber auch nicht verklären. Tatsächlich speziell ist allerdings, dass Surprise letztlich von den Verkäufern lebt und nicht von Inseraten – bei welchem anderen Magazin ist das so?

Andy Egli Die Vertrauensfrage «Ich bewege mich praktisch täglich im öffentlichen Raum (Bahnhöfe/ Bus- und Tramhaltestellen) und werde oft konfrontiert mit Menschen, denen das Leben offenbar nicht sehr viel Halt, Zuversicht und Freude vermittelt. Mit ‹offenbar› meine ich, dass diese Menschen meistens zerrüttet, unzufrieden, perspektivlos und ungepflegt wirken. Wenn sie in der einen Hand eine Zigi halten, an der anderen einen Hund (oder zwei) führen, ist mein Reflex auf die Frage, ob ich einen Stutz hätte für die Notschlafstelle oder eine warme Mahlzeit, meistens Ablehnung. Ich möchte gar nicht ins Gespräch verwickelt werden. Kurze Zeit später sage ich mir, er kann vielleicht nichts für seine Situation, es ist unsere Gesellschaft, die viele solcher Menschen produziert. Warum habe ich keine Zeit investiert, um seine Probleme zu eruieren und vielleicht mitzuhelfen, sie lösen zu können? In der Fussgängerpassage kommt mir eine junge Dame entgegen mit weinerlichem Blick, sie hat ihre Habe in Plastiksäcken verstaut und fragt mich um Geld. Sie erklärt mir ihre missliche Lage und ich gebe ihr 5 Franken.

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Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen. Warum habe ich den jungen Mann ignoriert und der Dame Stutz gegeben? Ich habe keine Antwort darauf, intuitiv spüre ich aber, dass dies nicht korrekt sein kann. Ich stelle mir die Vertrauensfrage: Ist es nicht wichtig, jedes einzelne Schicksal als solches zu erkennen, die Konfrontation zu akzeptieren, es völlig wertfrei zu beurteilen und nach gesundem Menschenverstand einen Entscheid zu fällen? Ich weiss, es ist schwierig, Ignoranz ist auf jeden Fall keine Lösung. Mit Freude begegne ich kurze Zeit später dem aufgestellten SurpriseVerkäufer, dem ich gelegentlich auch ein Exemplar abkaufe, auch wenn es immer Zeit frisst, die interessanten Artikel darin zu lesen. Zur Jubiläumsausgabe gratuliere ich zu der riesigen Leistung und freue mich auf weitere Begegnungen.» Andy Egli, Fussballexperte SURPRISE 300/13


Andy Strässle: «Surprise war nicht unbedingt ein Geschäft. Ich würde eher sagen: Man hat die Sache gemeinsam überlebt.»

machen – ob ihr das dann an den Bossen vorbeibringen würdet, ist eine ganz andere Frage. Ketzerische Frage: Sollten wir die Verkäufer nicht lieber Sudoku-Hefte verkaufen lassen, würden sie damit nicht mehr Geld verdienen als mit einem sozialkritischen Magazin? AS: Das glaube ich nicht. Es waren bei Surprise schon schlimme Sachen angedacht, vom Glacé-Verkaufen bis zu … schiess mich tot. Aber im Staubsauger oder in der Glacé kannst du keine Message mitgeben. Beim Durchblättern alter Hefte schien mir, dass Surprise früher provokativer war, dass

Andy Strässle, 46, war von 1997 bis 2000 Chefredaktor von Surprise. Im von Michele Alvaro gegründeten und aufgebauten Projekt übernahm er die publizistische Leitung des Magazins. Gleichzeitig studierte er Publizistik an der Uni Basel und war als freier Journalist für verschiedene Tageszeitungen tätig. Nach seinem Engagement bei Surprise ging Strässle zur Basler Zeitung, heute arbeitet er als News-Redaktor für das Schweizer Fernsehen SRF. Daneben veröffentlichte er im Jahr 2012 den Polit-Thriller «Eiszeit». SURPRISE 300/13

man noch mehr aufrütteln oder gewissen Leuten ans Bein pinkeln wollte – im Vergleich dagegen wirkt das Heft heute eher brav, seriöser … MG: Das sehe ich auch so: Bei dir, Andy, war das wirklich noch Rock’n’Roll, bei mir noch ein bisschen, bei euch heute eher weniger … aber das zeugt davon, dass das Heft eine Entwicklung durchgemacht hat. AS: Ich denke auch, das ist eine logische Folge des Grösserwerdens, der Etablierung. Irgendwann hat man halt eine gewisse Grösse, eine gewisse Auflage, die man loswerden will. Storys, die nicht allen gefallen, wird’s immer geben, man kann’s nicht allen recht machen. Die Frage ist: Leidet ihr darunter? Würdet ihr ger-

Mena Kost, 33, ist seit 2008 Redaktorin bei Surprise. Nach einem zweieinhalbjährigen Volontariat im Basler Pressebüro Kohlenberg arbeitete sie als freie Journalistin für diverse Tageszeitungen und Magazine, 2004 begann sie ihre Ausbildung an der ZHAW Winterthur in Angewandten Medienwissenschaften. Danach arbeitete sie als Pressesprecherin für die Friedensorganisation Exchange for Peace und machte Recherchearbeit für den Schmähpreis Public Eye Awards 2008.

ne wilder tun? Ist die Einmischung grösser geworden? MK: Die Einmischung ist sehr gering … Es hat sich ja noch etwas verändert: Wir haben auf der Redaktion keinen Chef mehr. AS: Basisdemokratie wie bei der WoZ, cool … MK: Wir arbeiten jedenfalls im gleichberechtigten Viererteam … aber was ich sagen will: Bei uns kommt niemand ins Büro und findet: Könntet ihr bitte mal über dies oder jenes schreiben, Knie ist mein Freund, schreibt doch mal über den Zirkus. Und ja sicher, etwas mehr Rock’n’Roll im Büro fänden wir schon lustig – aber mit der Professionalität kam auch eine Routine, und die hält uns Energien frei, um an den Inhalten zu arbeiten. ■

Michael Gasser, 49, wurde im Sommer 2002 als Kulturredaktor bei Surprise angestellt, wenige Monate später übernahm er auch das Amt des Chefredaktors, das er bis 2008 ausübte. Gasser studierte Jus an der Uni Basel und war nach seiner Zeit bei Surprise unter anderem Redaktionsleiter des Zentralschweizer «Kulturmagazins» (heute «041»). Heute arbeitet er als freier Journalist u.a. für verschiedene Schweizer Tageszeitungen und für Surprise sowie als Texter und Übersetzer u.a. für Basler Regierungsstellen.

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BILD: ISTOCKFOTO

Warum Surprise? Stark für die Schwachen Warum Surprise eine wichtige Stimme ist und ich gerne für «das führende Strassenmagazin der Schweiz» schreibe.

VON CHRISTOF MOSER

Wenn ich erzähle, dass ich für Surprise arbeite, schauen die Leute manchmal überrascht und sagen: «Aber du bist doch gar nicht arbeitslos!» Ich antworte dann jeweils: «Nein, ich bin nicht arbeitslos. Aber Arbeitslose brauchen Arbeit, und deshalb schreibe ich für Surprise.» Dann erkläre ich, dass «Surprise» von einem professionellen Redaktionsteam produziert wird, damit Menschen, die keine Arbeit haben, Sozialhilfe oder eine IV-Rente beziehen, einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen können, um ihr Taschengeld aufzubessern: Surprise verkaufen. Und dass mich genau das am Strassenmagazin so überzeugt: dieser ganz konkrete Beitrag gegen Armut und Ausgrenzung.

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Manchmal sagen mir Leute aber auch: «Du schreibst für Surprise? Das hast du doch gar nicht nötig!» Dann werde ich ziemlich hässig. Die Frage ist ja nicht, was ich nötig habe, weil ich alles habe, was ich brauche. Die Frage ist, was Menschen brauchen, die nicht das Glück haben, das von sich sagen zu können. Und für mich als Journalist, der aus professionellen Gründen an die Wirkungskraft der Aufklärung glaubt, glauben muss, ist die Antwort auf diese Frage klar: eine Stimme. Und Surprise ist diese Stimme. In einer Polit- und Medienwelt, in der Debatten über Scheinarmut, Scheininvalide und Scheinasylanten den Anschein erwecken, jeder und jede könne auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ausser die Selberschuldigen, ist diese Stimme wichtiger denn je. Surprise redet nicht über SURPRISE 300/13


sozial Schwache, sondern mit ihnen. Surprise schreibt nicht nur über sogenannt Randständige, sondern auch für sie. In welchem anderen Magazin liest man sonst Texte, in denen Sozialhilfebezüger zu Wort kommen? Arbeitslose? Asylbewerber? Diese Einzigartigkeit ist ein gutes Argument für Surprise und ein schlechtes Zeichen für den Journalismus. «Surprise ist das führende Strassenmagazin der Schweiz», steht mit einem Augenzwinkern auf der Website geschrieben. Das ist so wahr, dass es fast schmerzt. Hat sich der Journalismus nicht längst von der Strasse verabschiedet und in die Schachtelsätze von Ämtern und Behörden verkrochen, die von Journalisten in Newsrooms nur noch etwas aufgepeppt werden? Im Journalismus gibt es neben berufsethischen Regeln, die klipp und klar festgeschrieben sind und dennoch oft genug gebrochen werden, einen wichtigen ungeschriebenen Grundsatz: Nicht nach unten treten. Trotzdem treten Medien unablässig nach unten und – was noch fast schlimmer ist – sie merken es gar nicht mehr. Der Blick, einst als «Stimme des kleinen Mannes» bezeichnet und noch nie besonders zimperlich, füllt seine Seiten heute mehr denn je mit Tiraden gegen Sozial- und Asylschmarotzer, gerade so, als wären die kleinsten Rädchen in der Misere nicht oft auch die grössten Opfer des Elends. Journalismus, so wie ich ihn verstehe, verteidigt die Schwachen gegen die Starken und die Ohnmächtigen gegen die Mächtigen. Nicht blind, sondern mit offenen Augen. Nicht naiv, aber mit offenem Herzen. Und das, so sage ich den Stänkerern dann jeweils ziemlich hässig, hat jeder und jede von uns nötig, weil jeder Starke auch einmal zum Schwachen werden kann.

Mein Beitrag für Surprise sind meine Beiträge für Surprise. Entlöhnt gerade so, um das Taschengeld aufzubessern, geschrieben, um den Schwachen eine Stimme zu geben. Aber keineswegs nur aus blossem Altruismus, sondern durchaus mit Profit: Nur noch das Strassenmagazin Surprise räumt drei, vier Seiten frei für Artikel über die Mechanik des Sozialstaats, die Armut produziert, damit die Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt. Über die Asylpolitik der Schweiz, die immer auch eine Politik der Ausgrenzung war. Es macht mir nicht nur Spass, mich als Journalist vertieft mit einem Thema auseinanderzusetzen, sondern ich lerne auch viel dabei, worauf ich bei anderen Recherchen zurückgreifen kann. Ich habe Surprise schon gelesen, bevor ich dafür geschrieben habe. Weil Surprise fast immer bietet, was der Name verspricht: Überraschung. Zum Beispiel, dass die, die als schwach gelten, manchmal verblüffend stark sind. Das scheint nicht nur mir so zu gehen. Surprise wird gelesen. Ich bin seit zwölf Jahren Bundeshausjournalist und habe schon für viele Medien geschrieben. Das einzige Mal, dass mich ein Bundesrat für einen Artikel lobte, war ein Lob für einen Surprise-Text. Das hat mich – genau: ziemlich überrascht. ■

Christof Moser ist Bundeshausjournalist und Medienkritiker der Zeitung Schweiz am Sonntag.

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Chaos unter den Lauben SZENARIO: DIANA FREI – FOTOS: CORINNE FUTTERLIEB

In einem unscheinbaren Büro am Pappelweg 21 in Bern.

Negussie nummeriert seine Hefte.

Die sind ja wahnsinnig! Die bauen ganz Bern um! Der Aufbau von Luzern als Verkaufsstandort harzt immer noch. Wir haben erst für sechs Verkäufer eine Bewilligung …

Auf den Rundgängen finde ich vor lauter Baustellen unsere Surprisler manchmal gar nicht mehr.

Im Surprise-Vertrieb Bern schlagen sich die Mitarbeiter mit Alltagsproblemen herum … Nichts! Bern – Hamburg, schön wär's.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis herumgefragt, aber leider kann dich von Signau aus niemand mitnehmen.

Fast alles, was ich mit dem Heftverkauf einnehme, gebe ich für die S-Bahn wieder aus!

Negussie sucht auf www.mitfahrgelegenheiten.ch, ob ihn jemand regelmässig von Signau nach Bern mitnehmen kann.

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Hallo! Wie geht’s?

Wow! Hast du schon wieder was zu essen mitgebracht?

Da kommt Haimanot! Gut! Der Compi funktioniert sowieso nicht mehr.

Endlich mal wieder was Gutes von daheim in Eritrea. Ich sollte zwar längst am Verkaufen sein.

Jaaa! Ambasha, eritreisches Brot.

Man sitzt hin und verteilt das Brot. Dann verkaufst du halt am Abend länger und siehst weniger fern.

Heee! Ich sehe nicht fern! SURPRISE 300/13

Iss, Negussie! Das bringt dich in Verkaufslaune!

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Derweil in den Strassen Berns …

Ich brauche eine Pause!

Rauf und runter!

Res geht ins Bistro Bonbec in der Rathausgasse: seine zweite Heimat.

Ausgerechnet die verkaufsträchtigen Frühlingsmonate werden verbaut!

Wo sind denn die Verkäufer alle?

Noch ein paar Tausend Heftli verkaufen, dann reicht’s für eine Reise nach Honolulu …

Res ist bei seiner Ersatzfamilie angekommen. Christina Bridel vom Bonbec freut sich.

Ich hätte gern einen Absinthe.

Sälü Res! Bei uns kriegst du Sinalco, Res.

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Hier war doch mal Lisbeths Standplatz?

Endlich … Und wohin ist wohl Res gegangen, links oder rechts?

Andrea!

Lisbeth!

Wie läuft’s euch so?

Ich stehe jetzt hier. Im Bahnhof kann ich ja zurzeit auch nicht mehr verkaufen. Lisbeths eigentlicher Standplatz sieht ungemütlich aus …

Wollen wir einen Kaffee trinken gehen? Ich lade euch ein.

Res!

Ich sollte ja zwar noch ein paar Tausend Heftli verkaufen …

Ça va! … abgesehen vom Wetter und den Baustellen.

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Bewilligungen Auf dem Paragraphen-Parcours Sie haben dieses Heft vielleicht am Bahnhof gekauft oder vor dem Einkaufszentrum, wo Sie regelmässig vorbeikommen. Aber haben Sie sich schon gefragt, was es braucht, bis «Ihr» Verkäufer an seinem Platz steht?

VON RETO ASCHWANDEN (TEXT) UND RAHEL NICOLE EISENRING (ILLUSTRATION)

Wer Surprise verkaufen will, meldet sich in einem der Vertriebsbüros, erhält zehn Hefte gratis als Startkapital und stellt sich anschliessend auf einen belebten Platz, um das Strassenmagazin zu verkaufen. Dieses simple Modell hat Surprise erfolgreich gemacht. Doch ganz so einfach funktioniert es heute nicht mehr. Bevor die Verkäufer loslegen können, absolvieren die Vertriebsmitarbeiter von Surprise einen verschlungenen Parcours durch den Paragraphen-Dschungel bei Behörden und Firmen, um die nötigen Bewilligungen zu erhalten. Zunächst müssen Verkaufsplätze gefunden werden. Für den Heftverkauf im öffentlichen Raum braucht es eine sogenannte Allmendbewilligung. Erteilt oder abgelehnt wird die von der jeweiligen Gemeinde. In

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der Regel erhält Surprise diese Bewilligung unbürokratisch erteilt, meistens fallen dabei keine Kosten oder lediglich Bearbeitungsgebühren an. Die Bewilligungen gelten teilweise unbeschränkt, teilweise für jeweils ein Jahr, manche erlauben pauschal den Heftverkauf, andere legen eine bestimmte Anzahl Verkäufer und Verkaufsplätze fest. Teures Pflaster Luzern Die meisten Behörden begegnen Surprise wohlwollend, im Wissen, dass es sich dabei um ein soziales Projekt handelt. Es gibt aber Ausnahmen: Die Stadt Luzern etwa erlaubt den Heftverkauf nur an wenigen, klar definierten Standorten und schränkt auch die Verkaufszeiten ein. Dafür verlangt sie 560 Franken im Jahr – ein teures Pflaster. Zwar sind in der Leuchtenstadt unterdessen etwa ein halbes Dutzend Verkäufer aktiv. Eine Erweiterung des Bekanntheitsgrades, zum Beispiel SURPRISE 300/13


BILD: MIRAN FISCH

den Verdienst eines Heftverkäufers als marginalen Nebenerwerb bedurch Standaktionen, wird aber durch hohe Gebühren erschwert. Gar trachten und die Bedeutung von Surprise als soziales Projekt stärker gekeine Bewilligungen für den Heftverkauf vergibt die Stadt Solothurn – wichten. In diesen Fällen erhält Surprise die Arbeitsbewilligung für mit der Begründung, sie verbiete grundsätzlich alles, was mit Verkauf Verkäuferinnen und Verkäufer mit F-Ausweis in einem vereinfachten im öffentlichen Raum zu tun habe. Verfahren. Für den Heftverkauf auf Privatgrund muss die Bewilligung des jeUnabhängig von der jeweiligen Praxis ist das Einholen von Bewilliweiligen Eigentümers oder Pächters eingeholt werden. Im Fall von Surgungen aufwendig. Mit jedem Kanton muss einzeln verhandelt werden, prise betrifft das vor allem Bahnhöfe und Einkaufszentren. Bei Migros zudem gibt es immer wieder Änderungen, denn die Volkswirtschaftsdiund Coop entscheidet der jeweilige Filialleiter, ob Surprise-Verkäufer rektionen und Migrationsämter haben einen Ermessensspielraum, der vor dem Geschäft zugelassen werden. In der Regel läuft das unproblevon den Verantwortlichen unterschiedlich interpretiert wird. matisch ab. Zudem muss Surprise etwa in Bern kontrollieren, dass Verkäufer mit Schwierigkeiten gab es vor einigen Jahren mit den SBB: PromotionsAusweis F die Verdienstlimite von 400 Franken nicht überschreiten und und Verkaufsaktionen in den Bahnhöfen sollten eingeschränkt werden, dies mit Lohnblättern zuhanden der Behörden belegen. Sowohl die Leuwovon auch Surprise betroffen gewesen wäre. Nach einigen Diskussiote vom Vertrieb wie auch die Geschäftsleitung widmen dem Kontakt mit nen fand sich aber eine Lösung, die den Verkauf an Bahnhöfen regelte. Seither ist klar definiert, wo an welchen Bahnhöfen unsere Verkäuferinnen und Verkäufer Surprise passt nicht in die behördlichen Raster: Weder bieten das Heft anbieten dürfen. Lautes Anpreisen wir reguläre Arbeitsplätze noch sind wir ein Beschäftigungsdes Strassenmagazins ist in den Bahnhöfen programm. seither allerdings nicht mehr erlaubt. Nicht nur für die Verkaufsstandorte, auch Ämtern einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit. Zeit, die sie lieber für für viele Verkäuferinnen und Verkäufer muss Surprise Bewilligungen die individuelle Betreuung der einzelnen Verkäufer aufwenden würden. einholen und Abklärungen treffen. Schweizer Staatsangehörige und Das hängt damit zusammen, dass die Regelungen im Sozialbereich in Ausländer, die unter die Personenfreizügigkeit fallen, benötigen grundden letzten Jahren dichter und vermeintlich präziser geworden sind. sätzlich keine Arbeitsbewilligungen. Komplizierter wird es bei AuslänSurprise aber passt nicht in die behördlichen Raster: Weder bieten wir dern ohne Niederlassung und insbesondere bei Asylbewerbern (Ausreguläre Arbeitsplätze noch sind wir ein Beschäftigungsprogramm. Den weis N) und vorläufig Aufgenommenen (Ausweis F), die knapp einen Behörden zu erklären, wie das Surprise-Modell funktioniert, bedeutet Viertel unserer Verkäuferinnen und Verkäufern bilden. zeitaufwendige Überzeugungsarbeit. Langjährige Surprise-Angestellte blicken manchmal ein wenig wehEntscheid nach Ermessen mütig zurück. Denn bis 2006 war die Beschäftigung von Heftverkäufern Der Entscheid, ob ein Ausländer mit F- oder N-Ausweis Surprise vereinfacher. Seither muss Surprise die Verkaufenden zuhanden der Bekaufen darf, liegt bei den Kantonen, teilweise auch bei den Gemeinden. hörden erfassen und für jeden Einzelnen AHV bezahlen. Das bringt den Vorläufig Aufgenommene dürfen entgegen der weit verbreiteten MeiVerkäuferinnen und Verkäufern einerseits den Vorteil der Altersvorsornung arbeiten – unter bestimmten arbeitsmarktlichen Voraussetzunge. Im Gegenzug erhöht der administrative Aufwand aber die Eintrittsgen. Ob diese bei Surprise gegeben sind, darüber gehen die Meinungen schwelle und schreckt manchen potenziellen Verkäufer ab. Dadurch in den verschiedenen Kantonen auseinander. Nein, findet etwa der entgeht manchem die Chance zur sozialen Integration mit Tagesstruktur Kanton Basel-Landschaft, der Surprise grundsätzlich keine Bewilligunund einem kleinen Verdienst. Und es führt auch dazu, dass die Auflage gen für Verkäufer mit F-Ausweis erteilt. Zürich handhabte das eine heute niedriger liegt also noch vor ein paar Jahren. Der ParagraphenZeitlang ebenso, hat seine Bewilligungspraxis Surprise gegenüber aber Dschungel fordert seinen Preis. unterdessen liberalisiert. Eine Art dritten Weg gehen jene Behörden, die ■

Chrigel Fisch 48 Raps 125 Millionen Dollar – so gross ist laut dem US-Magazin Forbes das aktuelle Vermögen von Curtis Jackson. Der New Yorker Rapper ist als 50 Cent bekannt geworden, er hat seinen Künstlernamen schon 250 Millionen Mal eingespielt. Respekt. Seinen Vater hat er nie gekannt, seine Mutter wurde ermordet, als Curtis acht Jahre alt war. Als Zwölfjähriger dealte er bereits mit Drogen: Als elternloser afroamerikanischer GhettoJunge hatte er wenig andere Möglichkeiten, um zu überleben. 50 Cents Leben wurde im Film «Get Rich Or Die Trying» dokumentarisch verewigt. Schiessereien auf dem Weg zum Reichtum hat der Gangster-Rapper manche überlebt. Er ist heute 37 Jahre alt. 110 Millionen Dollar – der weisse Rapper Eminem hat nicht viel weniger auf der hohen Kante als 50 Cent. Aufgewachsen ist Marshall Bruce Mathers vorab in der serbelnden «Motor City» Detroit. Sein Vater verliess die junge Familie sehr früh, seine Mutter war drogenabhängig. Eminems Werdegang als junger Rapper ist im Film «8 Mile» halb-autobiografisch nachgezeichnet worden; brutal, dramatisch, eindrücklich. Er ist heute 40 Jahre alt. Zwei junge Amerikaner, einer schwarz, der anSURPRISE 300/13

dere weiss, beide entronnen: der finstersten Armut. Ausnahmen. 5831 Franken – so gross ist laut Bankauszug mein Vermögen. Dafür habe ich 33 Jahre gearbeitet. Pro Jahr habe ich also 177,70 Franken gespart – genau 48 Rappen pro Tag. Hey, 48 Raps! Kein schlechter Name als Rapper … auch ziemlich genau 50 US-Cents. Hätte ich allerdings nicht seit 30 Jahren eine Patenschaft von Terre des Hommes für Strassenkinder in Brasilien, ich wäre fast … reich? Würde ich wiederum die zwei Zahnimplantate endlich machen lassen können, wäre ich wieder … arm? Nein. Nur etwas schwerer. Das Schlimmste: Es gibt keinen Dialog zwischen Reich und Arm. Dabei ist es einfach: Reden ist gratis. Und Armut nicht allein eine Frage des Geldes, sondern auch der Würde. Könnten alle in Würde leben, wer wäre dann arm? Und wäre niemand reich, wären dann alle arm? Oder niemand? Chrigel Fisch, Popförderer, Autor und Arm-Leuchter (Selbst-Deklaration)

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SURPRISE 300/13


Porträt Tore statt Torheiten Von seiner Mutter in Kolumbien weggegeben, landete David Santiago Pachlatko in der Schweiz auf der Strasse. Heute übernimmt er als Spielertrainer bei Surprise Strassensport Verantwortung für andere. Die Geschichte einer erstaunlichen Wende. VON OLIVIER JOLIAT (TEXT) UND LUCIAN HUNZIKER (BILD)

Als es auch in Bern immer brenzliger wurde, kehrten Santiago und Jan zurück nach Zürich und fragten bei Glattwägs, einem Auffangprojekt für Jugendliche, nach Temporärjobs. Als die beiden mit dem Fussballteam von Glattwägs an einem Turnier von Surprise Strassensport teilnahmen, realisierte Santiago, wie nahe er den von ihm bis dahin verachteten Alkoholikern, Junkies und anderen Randfiguren der Gesellschaft stand. «Ich war beeindruckt von Spielern, bei denen ich dachte: Gegen ihre Lebensgeschichte ist meine lachhaft. Viele können zwar nicht wirklich spielen, aber sie geben alles!» 2009 schaffte Santiago den Sprung in die Strassensport-Nationalmannschaft. Trotz seinen Ballkünsten keine einfache Zeit: Im Trainingslager warteten etliche Diskussionen auf den so spielfreudigen wie mundfaulen Santiago. Zwischendurch wollte er sogar abhauen, wie er es bei Schwierigkeiten immer machte. «Erst musste ich im Trainingslager akzeptieren, dass nicht alle mein Niveau haben, dann realisierte ich am Homeless World Cup in Mailand, dass es trotzdem alle braucht, um was zu reissen. Und dass man die Leute besser motiviert statt zu-

«In meinen Papieren steht, dass ich schon mit fünf hier war. Gefühlt kam ich aber erst mit sieben Jahren in die Schweiz. Die Zeit davor hab ich wohl verdrängt», erinnert sich der heute 24-jährige Santiago. Mit seinem Bruder kam er aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogota in eine Adoptivfamilie in einer Schweizer Gemeinde bei Zürich. «Immer hiess es: Deine Mutter kommt dann auch, was aber nie passierte. Ich fühlte mich abgeschoben. Ich habe deshalb fast nur negative Erinnerungen an die Zeit, obwohl niemand wirklich schlecht oder böse zu mir war.» Als sich Santiago langsam an das neue Umfeld gewöhnt hatte, kam er mit zehn Jahren in ein offenes Jugendheim. «Ich fühlte mich erneut abgeschoben und verlor jegliches Vertrauen in andere Menschen.» Zu seinen Heimkumpanen fand er jedoch schnell den Draht: «Jeder hatte sein Schicksal. Das hat uns wohl verbunden.» Man unterstützte seine Kumpels bedingungslos, selbst wenn jemand Blödsinn gebaut hatte. «Es herrschte eine ‹alle gegen uns – wir gegen alle›-Stimmung. Uns fehlte ein gutes Vorbild.» Dennoch fand Santi«Wir dachten immer: Schlimmer kann’s nicht kommen. Werden ago eine Lehrstelle und bekam eine eigene Wohnung. Doch allein auf sich gestellt zu sein, wir eingebuchtet, bekommen wir wenigstens zweimal täglich bekam ihm noch schlechter: «Den Übergang warmes Essen.» von nichts zu alles besitzen, damit kam ich überhaupt nicht klar. Das Geld war stets schneller weg, als der nächste sammenscheisst. Dann spielen sie ohne Angst und drehen auf.» Aus Lohn kam.» Bald verlor Santiago auch die Lehrstelle, Geld verdiente er dem Egospieler Santiago wurde ein Mannschaftsleader, ein echter Capnur noch mit Fussball. Als begnadeter Ballkünstler wechselte er von eitain. Auch die anderen Teams beeindruckten Santiago: «Man bekam Renem Schweizer Erstliga-Verein zum nächsten, sogar der SSV Ulm aus spekt von allen Seiten, selbst wenn man das Spiel verloren hatte.» der 2. Bundesliga zeigte Interesse. Nach der Rückkehr mussten Jan und er vor Gericht antraben. 64 AnDoch parallel zu den geschossenen Toren wuchs auch sein Schulklagepunkte lagen gegen ihn vor. Ein Jahr, sieben Monate, bedingt auf denberg. Mit seinem besten Freund Jan wechselte er von Wohnung zu zwei Jahre Bewährung und Trennung der zwei Freunde lautete das UrWohnung, bis sie keine neue Bleibe mehr fanden. Sie zogen nach teil. Heute sagt er: «Es war gut, dass sie uns erwischt haben, so wäre es Bern. Getrieben von Verzweiflung sowie einer Mischung aus jugendnicht weitergegangen. Ich realisierte: Ich habe noch eine Chance!» lichem Leichtsinn und Ignoranz, mischelten sie sich mit allem durch: Santiago hat sie gepackt. Er fand eine Anstellung bei einer ReiniSie dealten Gras, nahmen andere Jugendliche aus und stiegen in Bägungsfirma, und mindestens so wichtig: seine Liebe. «Lea ist mein ckereien, Kioske oder auch Privathäuser ein – was sich halt gerade Rückhalt, den ich nie kannte oder hatte.» Gemeinsam erstellten sie ein ergab. «Mal hatten wir ein paar Stangen Zigaretten zu verticken, mal Budget zur Abzahlung von Santiagos Schulden. Wenn er seine zweite eine Kamera für 80 Franken. Grosse Beute konnten wir ohne Auto eh Lehre zum Fachmann Betriebsunterhalt 2015 beendet, sollte er schulnicht abtransportieren.» Das Geld reichte nicht für eine Wohnung, und denfrei sein. Er meint aber: «Bei aller Freude darüber: Lea wird weiter so schliefen sie draussen, im Schlafsack, auch bei Schnee. «Wir dachdas Budget verwalten. Ich kann arbeiten, aber nicht mit Geld umgehen, ten immer: Schlimmer kann’s nicht kommen. Werden wir eingebuchselbst wenn ich heute vernünftiger bin.» tet, bekommen wir wenigstens zweimal täglich warmes Essen.» Es sei «‹Ist mir egal› ist heute passé!», sagt Santiago bestimmt. Er ist aber ein «scheiss langweiliges Leben» gewesen: «Alles macht man langsam, weiter am Aufräumen seiner Vergangenheit und froh um Vergebung oder damit die Zeit schneller verstreicht. Du ziehst dich automatisch aus Verständnis für seine alten Taten. Auch er selbst kann verzeihen, etwa als der Gesellschaft zurück, denn ohne Geld kannst du eh nicht teilhaben, er in Kolumbien nach 20 Jahren seine Mutter wieder traf. «Es war sehr und du meidest andere Leute, weil du dauernd das Gefühl hast, zu bewegend zu erfahren, warum sie uns abgab. Das war kein Abschieben! stinken.» Nun weiss ich: Auch ich habe eine Familie, die an mich denkt.» Geduscht hat Santiago nach dem Training. Der Fussball blieb seine Die aktive Spielerkarriere musste Santiago wegen kaputten Knöcheln Parallelwelt zum Leben auf der Strasse. Hier fand er auch Anerkennung und Bändern beenden. Dafür wird er, der bereits seit zwei Saisons ein und Lob. «Die Mitspieler wussten schon, dass ich kein Geld hatte. Aber Liga-Team trainiert, nun der erste Spielertrainer von Surprise Strassenda ich kaum Alkohol trinke, fiel es nicht auf, dass ich nach dem Training sport. «Ich fand bei Surprise Gehör und Rückhalt. Nun will ich etwas an selten in die Beiz mitging.» Wie tief er im Sumpf steckte, vertraute er andere Spieler weitergeben.» Sein Fazit: «Für den Fussball bin ich wohl keinem an. zu alt, für’s Leben aber noch jung genug!» ■ SURPRISE 300/13

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Wettbewerb Wir suchen Ihre Geschichte! Heft für Heft helfen Sie uns, liebe Leserin und lieber Leser, einen unserer Verkaufenden auf den Schild zu heben – indem Sie ihn oder sie als Starverkäufer/Starverkäuferin nominieren. Die fleissig eingehenden Nominierungen zeigen uns: Viele Käuferinnen und Käufer pflegen eine besondere Beziehung zu einem Verkaufenden, haben eine eigene Geschichte dazu zu erzählen. Genau diese wollen wir von Ihnen hören! Erzählen Sie uns Ihre (be-)rührende, witzige oder auch tragische Geschichte, die Sie mit einer Surprise-Verkäuferin/einem Surprise-Verkäufer verbindet. Wir werden eine Auswahl davon abdrucken und jede Autorin/jeden Autor einer abgedruckten Geschichte mit einer kleinen Überraschung belohnen. Bitte Ihre Geschichte (maximal 2000 Zeichen inkl. Leerzeichen, Kürzungen vorbehalten) mit Betreff

01

Kaiser Software GmbH, Bern

«Meine Geschichte» bis spätestens 10. Juni an redaktion@vereinsurprise.ch oder per Post an Verein Surprise,

02

Velo-Oase, Erwin Bestgen, Baar

Redaktion, Postfach, 4003 Basel.

03

Coop Genossenschaft, Basel

04

Cilag AG, Schaffhausen

05

Arbeitssicherheit Zehnder GmbH, Ottenbach

06

Novartis International AG, Basel

07

Solvias AG, Basel

08

Ernst Schweizer AG, Metallbau, Hedingen

09

confidas Treuhand AG, Zürich

10

ratatat – freies Kreativteam, Zürich

11

G.A.T.E.S., Hôteliers & Restaurateurs SA, Basel

12

Claude Schluep & Patrick Degen, Rechtsanwälte, Bern

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homegate AG, Adliswil

14

Sprenger & Partner Bauingenieure SIA USIC, Arlesheim

15

Oechslin Architektur GmbH, Zollikerberg

16

Fischer + Partner Immobilien AG, Otelfingen

17

IBP – Institut für Integrative Körperpsycho-

Knackeboul Entertainment

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Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich

20

Girod Gründisch & Partner, Visuelle Kommu-

BILD: ZVG

therapie, Winterthur 18

Big Zis Bist du?

nikation, Baden 21

Paul & Peter Fritz AG, Literary Agency, Zürich

22

TYDAC AG, Web-Mapping-Software, Bern

23

Kaiser Software GmbH, Bern

24

Balcart AG, Carton, Ideen, Lösungen, Therwil

25

Lions Club Zürich-Seefeld

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet

Bist du arm? Bist du reich? Bist du arm an Ideen? Reich an Gelüsten? Reich an Jahren? Arm an Lastern? Reich an Vitamin C? Arm an Freiheit? Unfrei? Gefangen im Oben und Unten? Gefangen in Arbeit und Freizeit? Gefangen im Draussen und Drinnen? Gefangen im Aus und An? Gefangen im Gut und Böse, oder in den Graustufen, im Dazwischen? Gefangen im Guten wie im Bösen. Wir bluten und entblössen. Unfrei frei. Befreite Ungefangene. Ich spiele befreite Musik, befreite Konzerte vor befreitem Publikum und wirke sehr befangen und singe:

werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

Ich troim vom luftlääre Zuestand Ohni Une und Obe en ganz noie Zuegang Betrunke vo dere Wält betrunke vo däm Läbe Das wo sich um ois dräht und e lääri Fläsche denäbed Ich troim vom luftlääre Zuestand Ohni Une und Obe en ganz noie Zuegang Betrunke vo dere Wält betrunke vo däm Läbe Das wo sich um ois dräht und das wo Fründe eim beläbed Ich troim vom ne Ort i de Zuekunft Ohni Angst und Wurst det wo alles guet chunt Tribe i die Wält tribe i das Läbe Das wo mich uffrisst und e kabutti Fläsche denäbed

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Big Zis, Rapperin SURPRISE 300/13


Das grosse Jubiläums-Kreuzworträtsel VON SUSANNE FORRER (RÄTSEL AGENTUR)

1. Preis: Eine Surprise-Tasche gefüllt mit Überraschungen 2. Preis: Ein Surprise-Strandtuch 3. Preis: Eine Surprise-Tasche

neuestes selten Surprise- PreisProjekt liste Mz.

Drogengeschäft Mz.

östr. Passionsspielort Institut

gehört keinem Herrliberger

Stücke v. eine Idee Ganzen beGesichtstreffend punkt

Chef im Hühnerstall, Chefin bei S.

gehört einem Herrliberger

10

wird auch bei S. gespielt

2 Abk. f. laut

Tagesheim

schmal, knapp

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Speisefisch

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Ausruf

7

S.-Vorgänger aus BS: ...-Kissen

Mittagessen (engl.)

Furche, Kerbe

Verband v. Tieren

rätorom: wo?

sehr beliebt bei S.-Verkäufern

grosser Raum

Fläche, Bezirk

dort hat’s Teil der am meis- Alpengeten S.wässer Oper Verkäufer

alte Abk. für ein Raummass

kostspielig Trumpfkarte

hasten

Kante

genetische Kopien

an jeder Stelle

griech. Göttin

Rapper mit Herz für S.

brütende Henne

Fehllose

CH-Fluss Erbfaktor

auch Surprise singt im ...

3

13

Schönwetterzone aktuell, weibl. im Trend Vorname

Teil des Stuhls Mz.

Insekt Stadt im Kt. SO, auch dort gibt’s S.

8 S. nicht nur kaufen, auch ...

Teil des Baumes

ital: Zeitalter Vortragssaal

Paarhufer Mz. poet.: erfrischen

Papageienart Ölpflanze Krankensalbung

trotzdem

auch ein Magazin: das Jetzt Das…

5

Affenart

1. Surprise-Chefredaktor gekocht

H l ki t Holzkiste Zahl schüchtern

12 Abk. f. Rundfunk

Fusspfade ausgedehnt

wollte Millionen fürs Nichtstun

Klang Sojaprodukt

engl: Löwen

4 tschech. Reformator † 1415

Gattung Ort im Kt. BE

Schiffseite

weibl. Vorname

Hotspot des Gassenlebens

noch ein Magazin

frz: was

bloss

S.-Vorg.: Kalter ... – ganz heiss!

frz: man

Waschbecken

Ausruf

Kuhantilopen

1

frz: Sache

Zch. f. Eisen

da gibt’s für alle etwas Warmes

1

herbeis schaffen

Hirschart Mz. Sportlerleibchen

griech. Buchst.

auf diese Weise

Hptst. v. Peru

frz: eine

6 frz: Schweiz

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© SUSANNE FORRER – RÄTSEL AGENTUR

Die blau hinterlegten Umschreibungen beziehen sich auf Begriffe rund um Surprise, viele Antworten finden Sie in diesem Heft (S. = Suprise, Ü = UE, Ö = OE, Ä = AE). Schicken Sie das Lösungswort per Post oder Mail an: Surprise Strassenmagazin, Spalentorweg 20, 4003 Basel, redaktion@vereinsurprise.ch. Viel Glück!


SurPlus – eine Chance für alle! Werden Sie Gotte oder Götti bei SurPlus Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten. Menschen, die kaum Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt wieder Struktur und mehr Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Das verdient Respekt und Unterstützung. Das Spezialprogramm SurPlus ist ein niederschwelliges Begleitprogramm für ausgewählte Surprise-Verkaufende, die regelmässig das Strassenmagazin

verkaufen und hauptsächlich vom Heftverkauf leben. Diese Verkaufenden erhalten nur geringe soziale Ergänzungsleistungen und werden im Programm SurPlus gezielt vom Verein Surprise unterstützt: Sie sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit, U-Abonnement) und werden bei Problemen im oft schwierigen Alltag begleitet. Mit einer Patenschaft leisten Sie einen wesentlichen Beitrag für die soziale Absicherung der Verkaufenden und ermöglichen ihnen, sich aus eigener Kraft einen Verdienst zu erarbeiten. Vielen Dank für Ihr Engagement!

Andreas Ammann Bern

Jela Veraguth Zürich

René Senn Zürich

Marlis Dietiker Olten

Kurt Brügger Basel

Fatima Keranovic Basel

Josiane Graner Basel

Wolfgang Kreibich Basel

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Bob Ekoevi Koulekpato, Basel

Marika Jonuzi Basel

Peter Gamma Basel

‹›

Jovanka Rogger Zürich

Ralf Rohr Zürich

Anja Uehlinger Aargau

Ja, ich werde Gotte/Götti und unterstütze das SurPlus-Programm von Surprise! 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

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1 Monat: 500 Franken

300/13 Talon bitte senden oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch, PC-Konto 12-551455-3

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SURPRISE 300/13


BILD: ZVG

Dominik Müller Mittelalter in San Francisco Warum interessiere ich mich für Armut und Randständige? Wahrscheinlich liegt es vor allem daran, dass ich einfach nicht wegsehen kann! Auch die Schweiz ist in dieser Hinsicht leider kein Paradies, und so begegne ich ihnen immer wieder, den Gesichtern, deren Alter oft so schwer abzuschätzen ist, die bei Parking-Ticketautomaten und Bahnhofausgängen warten und mir etwas Münz abschnorren. Und dennoch kann man ihnen, wenn man will, recht leicht aus dem Weg gehen bei uns, ganz anders als zum Beispiel in der Market Street in San Francisco. Dieses einst so pulsierende Zentrum einer Stadt, in welchem man früher manchmal einem Weltuntergangspropheten oder einem Bettler wie einer ruhenden Insel begegnete, hat durch den wirtschaftlichen Niedergang Narben davongetragen, die den heutigen Besucher schmerzen. Die wenigen Touristen, welche hier noch übernachten, müssen sich ihren Weg Richtung Downtown durch arbeitslose Jugendliche und Homeless People bahnen, oft schockiert von der öffentlich sichtbaren Armut und Hoffnungslosigkeit. Krankheiten und fehlende Gliedmassen werden offen zur Schau gestellt, um im gnadenlosen Kampf um Aufmerksamkeit

zu bestehen. Ich fühle mich an Schilderungen aus dem Mittelalter erinnert. Und dennoch erlebe ich auch hier Menschlichkeit: die verwahrloste Frau, die einem Schwerstbehinderten einen Teil ihrer Tageseinnahmen gibt. Die Arbeitslosen, die zusammen mit Geschäftsinhabern Schachturniere auf den öffentlichen Plätzen veranstalten, bei welchen auch Randständige willkommen sind – Zivilisation trotz mittelalterlich scheinendem Umfeld. Bei einer Rundfahrt durch die Stadt erzählt die Reiseführerin später lapidar, dass die anderen Städte in den USA sich des Problems ihrer Homeless People entledigen, indem sie ihnen Einwegtickets für den GreyhoundBus nach San Francisco schenken mit dem Versprechen, dass man sich im warmen Kalifornien schon um sie kümmern werde. Bei solchen Methoden frage ich mich dann wieder, welches Zeitalter in diesem Land tatsächlich herrscht.

Dominik Müller, Geschäftsführer der Solarfirma Solvatec AG

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden vom Verein Surprise geführt. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Geschenkabonnement für: Vorname, Name Impressum Strasse

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Datum, Unterschrift 300/13 Bitte heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch

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Herausgeber Verein Surprise, Postfach, 4003 Basel www.vereinsurprise.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@vereinsurprise.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@vereinsurprise.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden, Florian Blumer (Nummernverantwortlicher), Diana Frei, Mena Kost redaktion@vereinsurprise.ch Ständige Mitarbeit Amir Ali, Rosmarie Anzenberger (Korrektorat), Rahel Nicole Eisenring, Shpresa Jashari, Carlo Knöpfel, Yvonne Kunz, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Tom Wiederkehr, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Monika Bettschen, Annette Boutellier, Rahel Nicole Eisenring, Michèle Faller, Susanne Forrer, Corinne Futterlieb, Andrea Ganz, Lucian Hunziker, Olivier Joliat, Christof Moser, Dominik Plüss, Nicole Pont Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 15000, Abonnemente CHF 189, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 50 Christian von Allmen

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Thomas Ebinger, Anette Metzner, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Bruno Schäfer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@vereinsurprise.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@vereinsurprise.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller o.joliat@vereinsurprise.ch, www.strassensport.ch Vereinspräsident Peter Aebersold

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

SURPRISE 300/13


15 Jahre

300 Hefte

Wir feiern!


Wir gratulieren. Wir wünschen Surprise eine starke Stimme für Benachteiligte. Weiter so!

Weiter so!

Wir sagen allen, die es täglich auf der Strasse verkaufen: Chapeau!

Wir wünschen den Verkäuferinnen und Verkäufern weiterhin gutes Standvermögen.

Wir sagen allen, die es täglich auf der Strasse verkaufen: Chapeau!

Wir wünschen Surprise eine starke Stimme für Benachteiligte. Weiter so!

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Wir wünschen Surprise eine starke Stimme für Benachteiligte. Weiter so!

Wir wünschen Surprise eine starke Stimme für Benachteiligte. Weiter so!

Wir wünschen Surprise eine starke Stimme für Benachteiligte. Weiter so!

www.schuetzen-ag.ch


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