Surprise Nr. 468

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BILD(1): TONI SUTER/T+T FOTOGRAFIE, BILD(2): KOSTAS MAROS BILD(3): NESA GSCHWIND BILD(4): ROB LEWIS

Veranstaltungen Bern «Moravagine. Idiot», Musik-Theater-Projekt, Do, 13., bis Sa, 15. Februar, jeweils 20.30 Uhr, Tojo Theater Reitschule Bern, Neubrückstrasse 8. tojo.ch

Moravagine ist ein Stück fantastischer, beklemmender, provokativer und rauschhafter Schweizer Literatur von Blaise Cendrars, erschienen 1926. Die Titelfigur kennt weder Moral noch Ordnung oder Empathie. Mort steht für Tod und Vagine für Leben, und aus heutiger Sicht stehen sie in der Kombination auch für das 20. Jahrhundert und seine Katastrophen. Moravagine ist ein Triebwesen, Patient einer psychiatrischen Klinik, letzter Abkömmling des ungarischen Königshauses. Mithilfe seines Psychiaters flieht er aus der geschlossenen Anstalt, und beide begeben sie sich auf einen exzessiven Roadtrip um die ganze Welt. Das Tojo-Theater fühlt die Odyssee mit und schafft über elektroakustischer Sensoren an Kostümen, Gegenständen und Körpern alptraumartige Trancezustände. DIF

Arlesheim «HIDDEN – Verborgene Orte in der Schweiz», Ausstellung, bis So, 19. April, Di bis So 11 bis 17 Uhr, Forum Würth Arlesheim, Dornwyden­weg 11. forum-wuerth.ch Es gibt Orte, die unbekannt und der Öffentlichkeit unzugänglich sind – Keller, Kraftwerke, Schlachthöfe aller Art. Dann gibt es Orte, die vielen unbekannt aber grundsätzlich zugänglich sind, wie ein Dark Room zum Beispiel. Oder Orte, die zwar vielen bekannt sind, den meisten aber nur aus einer Blickrichtung: das Opernhaus Zürich

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zum Beispiel mit all seinen inneren Gemächern. Die Kunsthistorikerin Catherine Ise-lin und der Fotograf Kostas Maros haben eine ganze Typologie der verborgenen Orte aufgestellt und dann innerhalb von zwei Jahren 25 von ihnen dokumentiert. Das Ziel war, unterschiedliche Lebensbereiche abzudecken – Forschung, Kultur, Politik, Religion, Technik, Verteidigung, Landwirtschaft, Wirtschaft und Soziales. Begleitend dazu entstand eine Porträtreihe der Personen vor Ort, die einen engen Bezug zum fotografierten Raum haben. Die Ausstellung und eine gleichnamige Publikation zeigen nun, was wir normalerweise nicht sehen. DIF

Appenzell «Nesa Gschwend: Memories of Textiles», Ausstellung, bis So, 15. März, Di bis Sa 14 bis 17 Uhr, So 11 bis 17 Uhr, Kunsthalle Ziegelhütte, Ziegeleistrasse 14. h-gebertka.ch Im Leben ist vieles miteinander verwoben. Die St. Gallerin Nesa Gschwend nutzt biografisch aufgeladenes Material wie Textilien oder Haare für ihre Werke. So werden in der textilen Installation «Living Fabrics» zum Beispiel Kleidungsstücke aus der Familie Gschwend von einem Stück subjektiver Erinnerung zu einem Teil kollektiver Erfahrung. Das Haptische gehört zu Gschwends materialbetonter Kunst seit den 1980er-Jahren. Die manuelle Arbeit wird zum Denken mit den Händen und stellt sich auf die gleiche Stufe wie die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Welt. Personen aus allen sozialen Schichten und verschiedensten Nationen sind an dem Werkprozess beteiligt, und was sich daraus entwickelt, ist eine Verknüpfung von individueller und gemeinsamer Erfahrung. Ein Sinnbild für die Notwendigkeit des Miteinanders. DIF

Zürich «Games», Ausstellung, bis 13. April, Di bis So 10 bis 17 Uhr, Do bis 19 Uhr, Levelup für Eltern am Di, 4. Februar und Di, 24. März, je 18 bis 20 Uhr, Landesmuseum Zürich, Museumstrasse 2. landesmuseum.ch Was heute das Gamen ist, war vor ein paar Jahrhunderten noch die «Ausübung höfischer Aktivitäten» – oder fast. Jedenfalls ist auf den Miniaturen des Codex Manesse, einer

der berühmtesten mittelhochdeutschen Liederhandschriften, ein hochrangiger Basler Kleriker dabei zu beobachten, wie er Backgammon spielt. Die Ausstellung «Games» setzt aber erst vor fünfzig Jahren an, und schon das ist eine riesige Zeitreise. Handelte es sich damals noch um ein Randphänomen für Nerds, spielen heute 2,5 Milliarden Menschen weltweit Videogames. Fortnite und Minecraft gehören zum Familienleben wie früher Meerschweinchen und Mensch-ärgere-dich-nicht. Für Eltern, die mit der Entwicklung nicht mehr mithalten können, gibt es im Landesmuseum «Level-up»Abende. DIF

Bern «forever young. Willkommen im langen Leben», multimedialer Rundgang, bis So, 29. März, Di bis So, 10 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr, Berner Generationenhaus, Bahnhofplatz 2. begh.ch/foreveryoung.ch Unsere Lebenserwartung hat sich im letzten Jahrhundert verdoppelt, und daraus ergeben sich viele Fragen. Die einen Wissenschaftler erforschen, wie sich der Alterungsprozess aufhalten lässt. Die anderen fragen, wie sich unsere Altersbilder und Lebensmodelle verändern werden. Denn grundsätzlich stammen diese immer noch aus dem letzten Jahrhundert, als man jung erwachsen wurde und sein Leben dann im Korsett meist recht starrer Rollenbilder verbrachte. Mit einem multimedialen Rundgang, Umfragen, Videos und einer Studie zu den Altersbildern der Gegenwart fragt das Berner Generationenhaus , was das Altern mit uns macht, und was wir mit ihm machen. DIF

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