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Moumouni

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Surprise-Porträt

Surprise-Porträt

Moumouni … … fährt Taxi

Ich habe ja eine neutrale Meinung zu Uber. Neutral im Sinn von: Ich profitiere klar davon, dass es Uber gibt, gleichzeitig ist mir bewusst, dass Uber eigentlich kein Unternehmen ist, das ich unterstützen sollte, oder so.

Ich fahre aber ab und zu doch mit Uber umher.

Die Fahrten sind viel günstiger als mit dem Taxi, im Ausland ist es oft sicherer, weil man über die App sieht, zu wem man einsteigt und die Route nachverfolgen kann und ausserdem im Vorhinein weiss, was man zahlen wird. «Uber ist wirklich mega praktisch!», gehe ich mir selbst auf die Nerven. Eigentlich ist Uber alles andere als ein praktisches Unternehmen. Mit dem Vorwand der ach so modernen «sharing economy» fing Uber an, sich als solches zu vermarkten. Ein Grossteil aller Uber-Fahrenden jedoch ist nicht einfach sowieso unterwegs oder hat frei und denkt sich, «ach, da könnt ich doch noch jemanden Nettes mitneh men!», sondern fährt hauptberuflich und zu schlechten Bedingungen, wenn man bedenkt, dass weder der Fahrzeugverschleiss noch die Versicherungen des selbständig arbeitenden Fahrers gedeckt sind. Nicht sonderlich nachhaltig. Oder fair. Uber ist ausserdem auch über haupt nicht praktisch, weil der unternehmerische Erfolg nur theoretisch existiert: Sie haben zwar weltweit Taxiunternehmen in die Ecke gedrängt und in den Ruin getrieben, Preise gedrückt und Märkte übernommen. Ihre tiefen Preise entstehen aber nicht, weil Uber das Lenkrad neu erfunden hat, effizienter ist und nur mit dem Methan furzender Kühe fährt, sondern weil die Fahrten subventioniert werden – eben um die Konkurrenz auszumerzen. Und das nicht einmal aus eigener Tasche, denn Uber macht noch gar nicht wirklich Profit, sondern mittels Investorengeldern. Uber ist sozusagen der junge, verzogene Selfmade-Millionär der Taxibranche! Der gar nicht selfmade ist, sondern geerbt hat. Oder der schillernde Angeber, der all seine teuren Konsumgüter auf Pump gekauft hat und wahrscheinlich niemals abbezahlen kann. Oder der Haifisch, der die kleinen Fische frisst und dann behauptet, er sei nun mal einfach der bessere Fisch. Aber das ist mir alles egal, ich habe ja gesagt, da bin ich neutral. Wirklich schlimm ist nur, dass Uber einen schlechten Menschen aus mir macht!

Vor der nächsten Fahrt öffnet sich in der App immer ein Fenster zur Bewertung des letzten Fahrers, seltener: der letzten Fahrerin. Inzwischen hat Uber bewirkt, dass ich finde, es reicht nicht, wenn mein Fahrer seinen Job macht, nein, er muss auch noch meinen Musikgeschmack haben oder zumindest so tun und mir ausser dem in seinem Privatauto witzige oder berührende Anekdoten aus seinem Privatleben erzählen, damit ich in der App «tolles Gespräch» und «gute Musik» anklicken kann. Unter dem Vorwand des Gedankens, dass nicht jeder fünf Sterne bekommen kann, weil sonst die wahren Fünf-Sterner gar nicht mehr herausstechen, habe ich angefangen, die Hemd farben meiner Fahrer gegeneinander auszuspielen. Wahrscheinlich wäre es moralisch ok, die gewonnene Gunst in Trinkgeld zu transformieren, aber das passiert dann doch nicht («Meine Be wertung ist ja schon ein ‹Tip(p)›, höhö!»). Es fing mit der Option an, in der App den Wohlgeruch des Autos mit einem Dia- mantenicon zu versehen. Dann liess ich meine Uberfahrer Zungenbrecher aufsagen, zwang sie, mich mit Essen zu bestechen, Methan in den Tank zu furzen, ein Rad zu erfinden und Kinder anzufahren. Hilfe!

FATIMA MOUMOUNI spart für eine Taxifahrt mit einer grummligen Taxifahrerin, um wieder zurück in die Normalität zu kommen.

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