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Surprise-Porträt
«Ich finde es schön, Neues zu lernen»
«Mein Name ist Tesfaalem Ghebremikael. Wie er vermuten lässt, stamme ich aus Eritrea. Meine Heimat ist aber definitiv die Schweiz. Hier lebe und arbeite ich schon seit dreizehn Jahren. Ich schätze die Schweiz für den korrekten Umgang mit Mensch und Gesetz. Für Leute aus Eritrea ist das nicht selbstverständlich. Dort war ich monatelang im Gefängnis, ohne Anklage oder Prozess. Eine kritische Bemerkung zum Militär und du wirst weggesperrt, wer weiss wie lange. Mein Vater musste viel bezahlen, damit ich wieder aus dem Gefängnis kam. Danach fühlte ich mich nicht mehr sicher in Eritrea. Viele Leute wurden immer wieder eingesperrt und nur gegen Kaution wieder freigelassen.
Hier in der Schweiz habe ich mich von Anfang an wohl gefühlt, alles läuft geregelt ab. Ich habe glücklicherweise sehr schnell Anschluss sowie eine Stelle gefunden. In meiner ersten Asylunterkunft gab es ein gutes Netzwerk von Leuten, die Neuankömmlingen Arbeit vermittelten. So kam ich zu meinem ersten Job in einem Gartenbetrieb. Ein halbes Jahr habe ich Salat gepflückt, geputzt und vakuumiert. Dann kam der Schnee. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung. Das kalte und nasse Wetter hat mir sehr zu schaffen gemacht, daher wollte ich auch nicht den ganzen Winter draussen arbeiten.
Zum Glück lernte ich über meine Kirche einen Mann kennen, der mir eine Stelle in seinem Gastrobetrieb anbot. In Eritrea habe ich eine Zeit lang als Bäcker gearbeitet, daher gefiel mir diese Arbeit sehr gut. Früher backte ich traditionelles eritreisches Brot, heute Flammkuchen und Gipfeli. Mein Chef nahm sich viel Zeit, mir alles beizubringen. So konnte ich eine Art private Ausbildung absolvieren. Nach einem erfolgreichen Test hat er mir dann eine fixe Stelle angeboten, zuerst 60 Prozent, dann 80. Seit diesem Jahr arbeite ich 100 Prozent in seinem Unternehmen.
Nebenbei verkaufe ich Surprise-Hefte. Ein Freund empfahl mir Surprise, als ich noch keine Ausbildung hatte und kaum Deutsch sprach. Heute schätze ich diese Arbeit nach wie vor, weil ich so in Kontakt mit unterschiedlichen Leuten komme. Dies hat mir bei meiner Integration und besonders beim Deutschlernen geholfen. Obwohl ich jetzt eine 100-ProzentStelle habe, verkaufe ich an meinen freien Tagen weiterhin Surprise-Hefte. So kann ich meine Tochter in Eritrea besser unterstützen.
Es wäre schön, meine Tochter hier bei mir zu haben. Sie kam als Siebenjährige in die Schweiz, gleich als ich meine C-Bewilligung erhielt. Leider ging es ihr hier gar nicht gut. Sie fühlte sich alleine und hat ständig geweint. Der Stress des Umzuges löste viele Allergien und andere körperlichen Beschwerden aus. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass sie krank wird vor Heimweh. Darum haben wir sie wieder zurück nach Eritrea zur Familie geschickt. Dort hat sie viele Cousins und Cousinen, die für sie wie Geschwister sind. Jetzt ist meine Tochter leider zu alt für den Familiennachzug. Ich würde sie gerne wiedersehen, aber bei einem Besuch riskiere ich, dass ich wieder ins Gefängnis muss.
Inzwischen sind die Leute aus meiner Kirche zu meiner Familie geworden. Dort hat es Menschen aus aller Welt, viele mit arabischen oder asiatischen Wurzeln. Oft essen wir am Sonntag zusammen und alle bringen eine Speise aus ihrem Heimatland mit. Dann tauschen wir Rezepte aus. Das gefällt mir sehr, denn ich finde es schön, Neues zu lernen.
Ich arbeite sehr viel, aber der Sonntag ist mein freier Tag. Wenn wir nicht in der Kirche gemeinsam essen, lade ich meine Freunde zu mir nachhause ein. Am liebsten koche ich Injera. Das ist ein traditionelles eritreisches Gericht und besteht aus einem grossen, runden, flachen Sauerteig-Brot, belegt mit verschiedenen scharfen Gemüse- und Fleischbeilagen. Gegessen wird es von Hand von einer grossen gemeinsamen Platte. Leider ist das im Moment nicht so Corona-konform. Zum Glück weiss ich nun auch, wie man gute Gipfeli und Flammkuchen bäckt. So kann ich meine Freude auch weiterhin mit Köstlichkeiten bewirten.»
Tesfaalem Ghebremikael, 47, verkauft Surprise in Küsnacht und beim Klusplatz in Zürich und kocht liebend gern für seine Freunde traditionelle eritreische Gerichte.
Café Surprise – eine Tasse Solidarität Zwei bezahlen, eine spendieren.
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