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Das Beispiel Schweden

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Schweden will «cashless» werden

Das skandinavische Beispiel zeigt: Nicht alle kommen mit der bargeldlosen Gesellschaft zurecht.

Elektronisches Bezahlen ist in verschiedenen Ländern der Welt unterschiedlich etabliert. Seit März 2020 testet China eine staatliche Digitalwährung und die Regierung in Indien forciert den Verzicht auf Bargeld ebenfalls. In Kenia und Zimbabwe ist das Handy bereits zum Konto geworden: Es gibt Systeme, mit denen die Nutzer*innen Geld per SMS zwischen Mobiltelefonen hin und her schicken können.

Auf dem europäischen Kontinent ist die Vorreiterin in Sachen bargeldloser Gesellschaft Schweden. Das Land plant, bis 2030 komplett «cashless» zu werden. Ersetzt wird das Bargeld unter den Smartphone-Besitzer*innen durch die App Swish. Benötigt wird dafür nur noch die Mobilnummer der Zahlungsempfänger*innen. Im Handel werden die meisten Zahlungen bereits heute per Karte abgewickelt, Parkuhren nehmen keine Münzen mehr, und auch in der Kirche wird ausschliesslich per Automat gespendet. Im Jahr 2016 gab es nur noch zwei klassische Banküberfälle, 2008 waren es noch 110. Zugenommen haben hingegen die Identitätsdiebstähle online: Laut Medienberichten werden dabei Konten mit gestohlenen Zugangsdaten leergeräumt.

Im Gespräch mit der deutschen Tageszeitung Taz sagte der Ökonom Niklas Arvidsson von der Königlich-Technischen Hochschule in Stockholm: «Für einige Gruppen ist die bargeldlose Gesellschaft pro blematisch: Einige Ältere kommen mit Swish nicht zurecht, und Menschen ohne Konto können gar nicht daran teilhaben.» Obdach- und Wohnungslose hingegen nutzen die App oftmals über das Konto von Freund*innen. Für Bettler*innen könnte sie sogar ein Vorteil sein, zieht doch die Ausrede nicht mehr, kein Kleingeld dabei zu haben.

Ähnliches berichtet Sarah Britz, Chefredaktorin des schwedischen Strassenmagazins Faktum, über die Erfahrungen ihrer Verkäufer*innen. Diese verkauften heute mehr Zeitungen als früher und würden weniger ausgeraubt. Sie hätten lediglich einen QRCode dabei, den die Käufer*innen scannen, um zu bezahlen. Ein Smartphone brauchten die Verkäufer*innen keines, die Käufer*innen hingegen schon. Das Geld gehe direkt an Faktum, wo die Verkäufer*innen es von den Mitarbeitenden bar ausbezahlt bekämen. Wie der Ablauf aussehen würde, wenn die Scheine ganz aus dem Zahlungsverkehr verschwinden, ist unklar. VALERIE ZASLAWSKI

In eigener Sache

Heftkauf via Twint möglich

Der Verein Surprise hat nach einer halbjährigen Pilotphase zu Jahresbeginn die Möglichkeit der bargeldlosen Bezahlung beim Heftkauf via Twint-QR-Code eingeführt. Den Entscheid, Twint anzubieten oder nicht, überlässt Surprise den rund 450 Verkäufer*innen selbst.

So bezahlen Sie via Twint: Laden Sie die Twint-App auf Ihrem Smartphone herunter und verbinden Sie diese mit Ihrem Bankkonto. Scannen Sie beim Kauf den QR-Code des*r Verkäufers*in und geben Sie den gewünschten Betrag ein. Zeigen Sie dem*r Verkäufer*in anschliessend Ihr Smartphone mit der erfolgreichen Trans aktion.

So finden Sie heraus, wer Twint anbietet: Die registrierten Verkäufer*innen tragen ein Twint-Umhängeband mit einem QR-Code gut sichtbar dabei. Falls Ihre*r Verkäufer*in noch nicht registriert ist, können Sie die Person gern auf Ihren digitalen Zahlungswunsch und die Möglichkeit hinweisen, sich in unseren Büros in Basel, Bern oder Zürich für Twint anzumelden. Es ist aber für alle Verkäufer*innen freiwillig. Noch bieten erst wenige Surprise-Verkäufer*innen Twint an.

Bei vielen ist Bargeld immer noch das beliebteste Zahlungsmittel. Gerade von Armut betroffene Menschen leben oft von der Hand in den Mund. Bei geringem Vermögen und Einkommen ist das erwirtschaftete Geld meist sofort wieder im Umlauf – die Überweisung auf ein Bankkonto ist dann ein unnötiger Umweg. Einige verfügen auch gar nicht über ein Konto. Mit der Möglichkeit des bargeldlosen Bezahlens erhofft sich Surprise Mehreinnahmen für die Verkäufer*innen. Ziel ist es, auch die bargeldlosen Kund*innen zu erreichen.

ANDREAS JAHN

Surprise

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