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Obdachlosigkeit

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Aufgelesen

Aufgelesen

42%

der Obdachlosen nehmen im öffentlichen Raum Diskriminierungen wahr

Obdachlosigkeit Erste landesweite Erhebungen geben einen Eindruck von der Lage der Ärmsten der Armen in der Schweiz. Es sind nicht viele und man könnte ihnen helfen.

Die Fakten liegen auf dem Tisch

Zwei jüngst veröffentlichte Studien der FHNW haben Obdachlose in acht Städten befragt und den Umgang der Behörden mit der Problematik analysiert. Nun steht die Suche nach Lösungsstrategien an.

TEXT SARA WINTER SAYILIR

Obdachlosigkeit gilt als die gravierendste Form von Armut, und es erfordert Mut, darüber trotz Stigma und Scham offen zu sprechen. Betroffene nicht allein als Opfer ihrer Lebensgeschichten, sondern auch als Expert*innen für die Bedürfnisse und die Problemlagen obdachloser Menschen wahrzunehmen, ist ein Ansatz, der sich nicht nur in der Sozialarbeit, aber auch in der Forschung langsam etwas mehr durchsetzt.

Beherzigt haben dies die Forscher*innen um die Sozialwissenschaftler Matthias Drilling und Jörg Dittmann von der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, die jüngst die beiden Studien «Ausmass, Profil und Erklärungen der Obdachlosigkeit in 8 der grössten Städte der Schweiz (OBDACH)» und «Obdachlosigkeit in der Schweiz – Verständnisse, Politiken und Strategien der Kantone und Gemeinden» veröffentlicht haben. Sie behandeln das Thema von zwei Seiten: einmal mit Blick auf die Betroffenen und einmal mit Blick auf Behörden und Politik.

Es sind die ersten schweizweiten Studien zum Thema überhaupt. Entsprechend entscheidend sind die Erkenntnisse. Ende März fand zudem an der FHNW in Olten eine grosse Tagung statt, bei der Betroffene, Sozialwissenschaftler*innen, Sozialarbeiter*innen aus der Praxis sowie Vertreter*innen der Behörden zusammenkamen und sich austauschten.

Nun scheint die Lage in der Schweiz im europäischen Vergleich nicht dramatisch. Nur 0,02 Prozent der erwachsenen Bevölkerung schlafen im Freien oder in einer Notschlafstelle. In Österreich sind es 0,25, in Deutschland 0,41 und in Frankreich 0,22 Prozent. Allerdings sind solche Vergleichszahlen mit Vorsicht zu lesen, da die zugrundeliegenden Werte nicht alle zum gleichen Zeitpunkt und nicht mit denselben Methoden ermittelt wurden. Es wäre zudem kurzsichtig zu glauben, der Anstieg der Obdachlosigkeit in der EU um mehr als 70 Prozent seit 2010 würde vor unseren Grenzen dauerhaft stoppen.

Bisher gab es schlicht keine Zahlen, um überhaupt Aussagen über Ausmass und Formen von Obdachlosigkeit in der Schweiz zu machen. Im übrigen Europa ist man bereits einen Schritt weiter, vielerorts wie beispielsweise in Paris werden regelmässig

Wohnsituation der 1182 Befragten in Zürich, Genf, Basel, Bern, Lausanne, Luzern, St. Gallen und Lugano

334

325

209

draussen (z.B, Strasse, Park, Wald)

109

vorübergehend bei Familie, Freunden oder Bekannten

ich habe anders oder woanders übernachtet

längerfristige Einrichtung für Menschen in Wohnungsnot

in einer (Not-)Wohnung der Sozialdienste oder einer anderen Organisation

auf einem Campingplatz, in einem Auto, in einer Garage o. ä.

Asylunterkunft in einer Notunterkunft,

Notschlafstelle in meiner eigenen Wohnung, meinem Haus oder Zimmer

Daten erhoben, doch auch hier bleibt es ein Flickenteppich: Berlin führt erst diesen Sommer die zweite stadtweite Zählung durch, die Initiant*innen hoffen erst noch auf eine Institutionalisierung derselben. Jedoch werden auf europäischer Ebene die meist lokal erhobenen Daten zu Obdachlosigkeit ebenso wie das in einzelnen Städten, Regionen und Staaten zusammengetragene Wissen gesammelt: Zuständig dafür ist die Feantsa, die «Europäische Föderation der nationalen Organisationen, die mit Obdachlosen arbeiten». Ein erklärtes Ziel der Organisation ist, dass EU-weit auf nationaler Ebene regelmässig empirische Daten zu Ausmass und Formen von Obdachlosigkeit zusammengetragen werden, um ein nachhaltiges Monitoring zu gewährleisten.

Auch was den politischen Willen betrifft, ist in der EU schon ein Umdenken passiert: Das Europaparlament formulierte im Herbst 2020 erstmals, es gelte Obdachlosigkeit in Europa bis 2030 zu beenden. Das klingt gut, ambitioniert. Eine konkrete Strategie fehlt noch: «Es gibt keine europäische Kompetenz für Obdachlosigkeit, aber es ist ein europäisches Problem», sagte EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit gegenüber dem Hamburger Strassenmagazin Hinz&Kunzt: «Natürlich kann man nicht einfach beschliessen, dass es ab 2030 keine Obdachlosigkeit mehr gibt. Aber wir müssen alles dafür unternehmen.» Nun haben EU-Kommissare wie Schmit im europäischen Konstrukt wenig Mitspracherecht, sie prägen im besten Fall die Debatte. Um in Bezug auf Obdachlosigkeit etwas zu bewegen, braucht es politischen Willen vor allem auf nationaler Ebene. Und dafür braucht es gute Argumente oder besser noch: Zahlen und Fakten.

Kein Recht auf Unterkunft

Die Schweiz ist bei Feantsa, wie häufig im europäischen Kontext, nicht vertreten. Bisher fehlte es auch an Problembewusstsein, wie Drilling und seine Kolleg*innen bereits 2020 in einem Ersten Länderbericht zu Obdachlosigkeit feststellten. Wohnen werde in der Schweiz nicht als «Regelangebot eines Sozialstaates» anerkannt, kritisierte zwei Jahre zuvor auch die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf angemes-

Im Freien Schlafende und Notschlafstellennutzer*innen nach Geschlecht

draussen (z.B. Strasse, Park, Wald) in einer Notunterkunft Notschlafstelle

42%

186 Personen

20%

18 Personen

58%

257 Personen

Mann

80%

73 Personen

Frau

Von den befragten obdachlosen Frauen zieht sich ein deutlich höherer Anteil nachts in eine Notschlafstelle zurück als bei den Männern.

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senen Wohnraum und plädierte für «einen Ansatz einer national und lokal adaptierbaren, menschenrechtsbasierten Wohnstrategie». Im Schweizer Bericht an den UNO-Ausschuss vom selben Jahr kam der Begriff «Recht auf Unterkunft» gar nicht erst vor. Offenbar weigerte sich die Politik, Obdachlosigkeit und deren Bekämpfung auf nationaler Ebene als Realität und Problem zu begreifen.

Folglich gibt es auch weiterhin weder Strategien und Massnahmen auf nationaler Ebene noch werden zentral Zahlen oder Statistiken zu Obdachlosigkeit erhoben. Das Wissen um Ausmass und Formen von Obdachlosigkeit in der Schweiz konzentriert sich also bisher sehr lokal dort, wo die Betroffenheit am höchsten ist: in den Gemeinden grosser und mittelgrosser Agglomerationen, den sechs Städten mit mehr als 100 000 Einwohner*innen und vor allem bei den Anlaufstellen und Hilfsorganisationen sowie den betroffenen Menschen.

So war auch der Tenor an der Tagung im März deutlich: Die im europäischen Vergleich eher geringe Obdachlosenzahl in der Schweiz ist kein Grund, sich zurückzulehnen. Mehrere hundert Menschen, die in der Schweiz täglich im Freien schlafen, und über tausend, die ihre Nächte in Notschlafstellen verbringen, sind keine vernachlässigbare Grösse. Die Forscher*innen sehen hier klar die Politik in der Pflicht: «Das Verständnis einer Schweiz als Sozialstaat fordert auf, allen Menschen zu ermöglichen, ihre Freiheits- und Partizipationsrechte wahrzunehmen. Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind oder in prekären Wohnverhältnissen leben, können das nicht oder nur bedingt. Damit werden sie zu einer verwundbaren Gruppe, um die sich der Sozialstaat im Besonderen zu bemühen hat.»

Dabei sind die Rahmenbedingungen nicht überall dieselben, was zu Frustrationen führt. So müssen in der Deutschschweiz für einen Zugang zur Notschlafstelle Ausweispapiere vorgelegt werden, wobei Ortsansässige häufig weniger zahlen als Ortsfremde; in der französischen Schweiz ist diese Ungleichbehandlung von Bedürftigen längst abgeschafft.

Für die OBDACH-Studie befragten die Forscher*innen im Dezember 2020 und März 2021 (aufgrund von Covid mussten die Termine in Zürich und Luzern nachgeholt werden) insgesamt 1182 Personen ab 18 Jahren in den acht grössten Städten der Schweiz: Zürich, Genf, Basel, Bern, Lausanne, Luzern und St. Gallen sowie Lugano (als grösste Stadt der italienischsprachigen Schweiz). Sie wurden angesprochen in Einrichtungen, die sich an wohnungslose Menschen richten: in Gassenküchen, Treffpunkten und Notschlafstellen. Zusätzlich wurden Notschlafstellen-Statistiken von insgesamt 17 Städten ausgewertet. Eine aufsuchende Zählung und Befragung im Freien gab es nicht.

Viele Sans-Papiers

Mittels dreier verschiedener Hochrechnungsmodelle übertrugen die Forscher*innen ihre Ergebnisse auf die ganze Schweiz: Ihre mittlere Hochrechnung geht von insgesamt 1688 Obdachlosen landesweit aus.

Von den tatsächlich 1182 Befragten waren 543 Personen aktuell obdachlos; 209 haben im Freien übernachtet, 334 in einer Notschlafstelle. Die meisten Betroffenen finden sich in Genf: Auf 100 000 erwachsene Einwohner*innen kamen hier 201 Betroffene. In St. Gallen mit der niedrigsten Quote waren es gerade mal 8 Personen. Die überwiegende Mehrheit, 88 Prozent, hatte bereits Erfahrung mit Obdachlosigkeit, die weitaus meisten sind Männer. Der Altersschnitt der Befragten lag bei 40 Jahren, nur 4 Prozent waren 65 Jahre und älter. Möglicherweise weist dies darauf hin, dass die Lebenserwartung obdachloser Menschen geringer ist: Der Anteil der Altersgruppe 65+ in der Gesamtbevölkerung liegt bei 19 Prozent.

Anhand der abgefragten Informationen teilen die Wissenschaftler*innen die Betroffenen in Gruppen ein. Bezeichnend ist hierbei, dass die mit Abstand grösste Gruppe diejenige der jungen Sans-Papiers darstellt: 234 Betroffene geben an, zwischen 18 und 35 Jahren alt zu sein, sie fühlen sich gesund, pflegen Freundschaften und Beziehungen, haben aber keine gültigen Aufenthaltspapiere. Diese Personen – immerhin fast die Hälfte der befragten Ob-

83,2%

haben keinen Schweizer Pass

dachlosen – entsprechen ganz und gar nicht dem in Medien und Gesellschaft immer noch dominanten Bild des klassischen Landstreichers und der psychisch angeschlagenen Suchterkrankten. Es sind Arbeitsmigrant*innen und abgewiesene Asylbewerber*innen sowie Menschen, deren Aufenthaltsberechtigung beispielsweise an einer zu Bruch gegangenen Ehe und damit weggefallenen Finanzressourcen hing.

Ihre Obdachlosigkeit resultiert vor allem aus den Ausschlussverfahren unseres Migrations- und Asylwesens. Auch die Forscher*innen weisen in ihren Schlussfolgerungen explizit daraufhin, dass die häufig angeführten Gründe für Obdachlosigkeit wie Drogenkonsum oder psychische Probleme hier nur bedingt greifen: «Die international diskutierten armuts- und migrationsbezogenen Zugänge zum Themenfeld Obdachlosigkeit sind auch für die Schweiz bedeutsam. Gesundheitsprobleme, medizinische Versorgung und Sucht sind sowohl für die Beschreibung als auch für die Erklärung der Obdachlosigkeit wichtig, sie erweisen sich jedoch nicht als dominanter Faktor.»

Besonders prekär ist es um die Gruppe derjenigen bestellt, die weder über gültige Aufenthaltspapiere noch soziale Ressourcen noch eine gute Gesundheit verfügen. 48 Personen sehen sich in dieser akut hoffnungslosen Lage, die auch schnell lebensbedrohlich sein kann. Insgesamt umfasst die Gruppe derjenigen ohne gültigen Aufenthaltsstatus 332 Personen, das sind 61 Prozent der Befragten.

Aufbau eines nationalen Monitorings

Beide hoch marginalisierten Gruppen (gesunde und nicht-gesunde Sans-Papiers) haben aufgrund ihres Aufenthaltsstatus keinen Zugang zu regulärer Sozialhilfe. Wer zudem ohne Arbeit ist – wie drei Viertel der Befragten, die sich dazu äusserten –, kann nur ein Gesuch auf Nothilfe stellen. Oder aber, wie offenbar politisch gewünscht und über diesen Weg menschenrechtlich höchst fragwürdig erzwungen, das Land verlassen. Ein stärkeres Zusammendenken der Politikfelder Migration und Armutsbekämpfung raten denn auch die Forscher*innen dringend an.

Dass Menschen in der Schweiz auf der Strasse leben (müssen), ist der Studie zufolge neben der bereits erwähnten Migrations- und Asylpolitik die Folge eines ganzen Bündels weiterer Ursachen, die in der

452 Befragte machten Angaben zu ihrer Herkunft

23.9 % 22,1 % 22,1 % 18,6 %

6,4 % 4,7 % 2 % , 2

Osteuropa (108 Personen) Nordafrika (100 Personen) Westeuropa und andere Staaten (z.B USA, Kanada) (100 Personen) Subsahara-Afrika (84 Personen) keine Angabe / staatenlos (29 Personen) Lateinamerika und Karibik (21 Personen) ) ( 10 Personen Asien Schweiz dieselben sind wie in ganz Europa: «eine Wohnbaupolitik, die wenig sozialen Wohnungsbau fördert; ein radikaler Umbau des Sozialstaates mit grosser Leistungskürzung; eine Politik der Verdrängung von Menschen aus dem öffentlichen Raum; eine Prekarisierung von Menschen mit geringen Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt».

Aus der zweiten, auf die Behördenebene fokussierten Studie geht hervor, dass die Gemeinden und Kantonen anerkennen, dass Prävention und Bekämpfung von Obdachlosigkeit in staatlicher Verantwortung liegen. Doch damit hat es sich. Zwar gibt es lokale Statistiken sowie eine Reihe von Best-Practice-Beispielen aus verschiedenen Teilen des Landes, ein strukturierter Erfahrungsaustausch findet jedoch nicht statt. Es besteht nicht einmal Einigkeit darüber, wie Obdachlosigkeit zu umreissen sei, weshalb die Forscher*innen die Übernahme der von der Feantsa entwickelten, international anerkannten ETHOS-Typologie nahelegen (siehe Zusatztext Seite 13).

Darüber hinaus empfehlen sie Bund, Kantonen und Gemeinden eine Reihe von Massnahmen zum Aufbau eines nationalen Monitorings, eines Gesamthilfesystems und die Intensivierung regionaler Zusammenarbeit sowie eine Verbesserung der Wohnraumversorgung. Dabei soll explizit auch das eingangs erwähnte «Fach- und Erfahrungswissen der von Obdachlosigkeit betroffenen und Wohnungsverlust bedrohten Menschen bei der Entwicklung von Lösungsszenarien» berücksichtigt werden.

Nun liegt der Ball bei der Politik, die Empfehlungen ernst zu nehmen und ihre Umsetzung zu prüfen. Möglicherweise signalisiert das bisher vergleichsweise geringe Ausmass, dass Prävention und Auffangnetze tatschlich gut funktionieren. Um zu verhindern, dass es grösser wird, sollte man jetzt handeln. Da Armutsbekämpfung nicht gerade prestigeträchtig ist, braucht es dafür wohl auch entsprechenden Druck aus der Bevölkerung: Es darf nicht länger so getan werden, als sei Obdachlosigkeit nur ein Problem der anderen. Obdachlosigkeit ist auch eine Realität in der Schweiz – und es mangelt nicht an guten Ideen, wie man sie wirksam bekämpfen kann.

Hintergründe im Podcast:

Mehr zur Thematik im Gespräch mit Sara Winter Sayilir und Podcaster Simon Berginz auf: surprise.ngo/talk

88%

hatten bereits Erfahrung mit Wohnungs- oder Obdachlosigkeit

Gründe für den Verlust der Wohnung, dargestellt ist die Anzahl der Nennungen

97

wegen finanzieller Probleme

69 56 50 42 24 22 14 12 9

andere Gründe

bin wohnungslos in die Schweiz gekommen

wegen Arbeitslosigkeit oder Konkurs

wegen Kündigung des Mietvertrags durch den Vermieter

wegen Scheidung oder Trennung

wegen Konflikten mit Personen im eigenen Haushalt

wegen physischen oder psychischen Gesundheitsproblemen

wegen Suchtproblemen

wegen häuslicher Gewalt

ETHOS-Typologie

Die europäische Dachorganisation Feantsa differenziert zwischen verschiedenen Arten von Wohnungs- und Obdachlosigkeit.

Um sicherzustellen, dass alle von demselben sprechen, hat die Feantsa eine international anerkannte europäische Typologie für Wohnungslosigkeit entwickelt. «Von Obdachlosigkeit sollte gesprochen werden, wenn Menschen auf der Strasse, auf öffentlichen Plätzen oder in einer nicht für Wohnzwecke gedachten Unterkunft leben. Diese ‹Wohnsituationen› gehen mit einem fehlenden legalen Rechtstitel, fehlenden ausschliesslichen Besitz- und Nutzungsrechten sowie fehlendem Schutz von Privatheit einher. Wohnungslos im Sinne der ETHOS-Typologie sind Menschen, die für eine befristete Dauer in Einrichtungen wohnen, wie z.B. Notwohnungen. Zudem gelten auch Frauen und Männer in einer Schutzeinrichtung oder Geflüchtete und andere Immigrant*innen in Aufnahmezentren als wohnungslos. Als wohnungslos gelten zudem Personen, die aufgrund einer fehlenden Wohnungsmöglichkeit nicht aus Strafanstalten, medizinischen Einrichtungen oder Jugendheimen entlassen werden. Unter ungesichertes Wohnen fallen Menschen, die keinen regulären Wohnraum für sich deklarieren können und deshalb temporär Unterschlupf suchen müssen oder Menschen, die von Zwangsräumungen bedroht sind. Unzureichendes Wohnen bezieht sich auch auf Wohnsituationen, welche nicht für konventionelles Wohnen gedacht sind. Dazu zählen Garagen, Keller, Dachböden und Zelte. Zudem gehören unzweckmässige Räume in die Kategorie des unzureichenden Wohnens, wenn diese Räume z.B. kurz vor dem Abbruch stehen oder wenn sie überbelegt sind oder Mindestgrössen unterschreiten.» WIN

Zum Weiterlesen

— Drilling, M., Mühlethaler, E. & Iyadurai, G. (2020):

Obdachlosigkeit. Erster Länderbericht Schweiz.

Muttenz: ISOS / FHNW. www.obdachlosigkeit.ch — Dittmann, J.; Dietrich, S.; Stroezel, H.; Drilling, M. (2022): Ausmass, Profil und Erklärungen der

Obdachlosigkeit in 8 der grössten Städte der

Schweiz (OBDACH). LIVES Working Paper 93/2022. www.obdachlosigkeit.ch — Drilling, M.; Küng, M.; Mühlethaler, E.; Dittmann, J. (2022): Obdachlosigkeit in der Schweiz. Verständ-

nisse, Politiken und Strategien der Kantone und

Gemeinden. Bundesamt für Wohnungswesen, Bern. www.bwo.admin.ch — Drilling, M.; Dittmann, J. (2022): Obdachlos in der Schweiz. Tagungsbroschüre. FHNW, Olten.

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