Surprise Strassenmagazin 207/09

Page 1

Verschenkt Im Kreislauf der Geldgier Oasen am Stadtrand – das kleine Glück im Schrebergarten

Flüchtlinge als Spielball: Europas Abwehrschlacht an der Adria

Nr. 207 | 21. August bis 3. September 2009 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


ttypisch.ch ypisch.ch

EEndstation? ndstation? Der VCS Der VCS setzt sich sich ffür ür d en setzt den Ausbau des des öffentlichen öfffentlichen Ausbau Verkehrs e in. Verkehrs ein. Jetztt M itglied werden: werden: Jetzt Mitglied www.verkehrsclub.ch www.verkehrsclub.ch Tel. 0848 0848 611 611 611 611 Tel. Ein E in Willkommensgeschenk Willkommensgeschenk erwartet Sie! erwartet S ie!

www.verkehrsclub.ch w ww.verkehrsclub.ch

Mit M it der der Initiative Initiative «Für «Für den den öffentlichen öffentlichen Verkehr» VCS V erkehr» engagiert engagiert sich sich der der V CS für für eine eine u mweltbewusste Mobilität. M obil i t ä t . umweltbewusste Das D as P Plus lus ffür ür M Mensch ensch un und dU Umwelt mwe l t


06 06 07 07 08 20 22 23 24 26 28 29

30

BILD: WOMM

05

10 Schenkkreise Goldrausch im Geheimzirkel Der Dreifachmord in Grenchen rückte Schenkkreise wieder einmal ins Rampenlicht. Seit Jahren verfallen Menschen der Verlockung einer wundersamen Geldvermehrung. Ob im Esoterikzirkel oder im Kapitalismuskasino des Millionenbetrügers Madoff – die Geldgier macht aus Normalbürgern verblendete Gläubige.

14 Flüchtlinge Patras – Ancona – Patras Europa wird immer mehr zur Festung. Asylgesuche können nur noch in dem Land gestellt werden, das die Flüchtlinge als erstes erreichen. Das entlastet Mitteleuropa, doch an den Aussengrenzen stauen sich die Asylbewerber. Staaten wie Griechenland und Italien liefern sich eine Abwehrschlacht auf dem Rücken der Betroffenen.

BILD: MENA KOST

04

Inhalt Editorial Geld, Gärten und Grausamkeit Leserbriefe Schnappschüsse fürs Langzeitgedächtnis Basteln für eine bessere Welt Batikmode statt Woodstock-Moder Aufgelesen Tierische Grossstadt Zugerichtet Das Schweigen des Todesfahrers Mit scharf Die Pandegier Erwin … schützt sich Porträt Mit Fantasie zur Biografie Kurzgeschichte Eine saubere Sache Le mot noir Frauen im Baum Figurentheater Puppe Schorschi im Interview Kulturtipps Coraline im Gruselland Ausgehtipps Ein Kennedy in Guantanamo Verkäuferporträt «Umweltschutz ist etwas Lässiges» Projekt Surplus Chance für alle! Starverkäufer In eigener Sache Impressum INSP

BILD: REUTERS/JOHN KOLESIDIS

04

17 Schrebergärten Parzelliertes Glück Sie gelten als Réduits des real existierenden Spiessbürgertums. Und doch herrscht an kaum einem Ort so viel Multikulti wie in Schweizer Schrebergärten. Redaktorin Mena Kost traf beim Besuch auf dem Areal Lachenweg in Basel ganz unterschiedliche Menschen, die aber zumindest der Kampf gegen das Unkraut verbindet.

Titelbild: WOMM SURPRISE 207/09

3


BILD: DOMINIK PLÜSS

Leserbriefe «Die Sommerferiennummer nimmt einen mit auf unerwartete Reiseabenteuer.»

FRED LAUENER, GESCHÄFTSFÜHRER

Editorial Geldgier, Gärtnern und Flüchtlingsdramen Wie viel Geld haben Sie schon für Lotterien und andere Geldspiele ausgegeben? Und wie viel haben sie gewonnen? Eben. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn es um das Schnelle Geld geht, darf man das zuweilen wörtlich nehmen. Die Aussicht, ohne Mühsal, Arbeit und Schweiss reich und glücklich zu werden, ist faszinierend. Sie kann aber auch gefährlich sein. Im Juni wurde in Grenchen die Familie Dubey brutal ermordet. Die Familie war seit Jahren in einem sogenannten «Schenkkreis» engagiert, einem illegalen Schneeballsystem, bei dem nur wenige Teilnehmer gewinnen, alle andern aber nur verlieren können und dabei nicht selten in den Ruin getrieben werden. Dass dabei Emotionen hochgehen und Sicherungen durchbrennen, erstaunt bei all der Tragik nicht. Unser Schwerpunkt über Schenkkreise von Redaktorin Mena Kost beginnt auf Seite 10. Der zweite Beitrag von Mena Kost in dieser Ausgabe befasst sich mit einem schönen Hobby für Stadtmenschen. Selber begeisterte Gärtnerin hat sich unsere Redaktorin in einen Basler Familiengarten (früher sagte man «Schrebergarten») aufgemacht und dort eine Welt angetroffen, deren Bewohner so mannigfaltig sind wie das Gemüse in ihren Beeten. Stimmen, Stimmungen und Bilder ab Seite 17. Unter der Schar der Surprise-Verkäuferinnen und Verkäufer gibt es nicht wenige, die als Flüchtlinge in die Schweiz gekommen sind. Die meisten von ihnen stammen aus Eritrea oder Somalia. In der Schweiz finden sie vorübergehend Schutz vor den Kriegen in ihren Heimatländern. Dem Krieg und der Verfolgung zu entkommen, wird den Menschen, die in Europa Zuflucht suchen aber immer schwerer gemacht. Besonders restriktiv zeigt sich dabei Griechenland, das gerade mal zwei von hundert Asylanträgen bewilligt. Und Italien, das illegal Anwesende seit Mitte August als Verbrecher behandelt. Reporterin Ilaria Sesana berichtet ab Seite 14. Ich wünsche Ihnen gute Lektüre. Herzlich,

Höchste Begeisterung Toll, die Nr. 205! Nach einer Ferienreise ins Spital gekommen, konnte mir gar nichts Besseres passieren als diese Ausgabe! Als ich von den Autoren und ihren Geschenken hörte, musste sofort jemand für mich auf die Pirsch. Ich bin hoch begeistert! Vor allem Juli Zeh triffts wunderbar – oh und alle andern genauso und die wunderbaren Illustrationen! Herzlichen Dank an alle Beteiligten, inklusive der Verkaufenden unterwegs. Didi Schneider-Gabriel, Basel

Geschmackssache Ich bin eine begeisterte, normalerweise zufriedene Leserin Ihrer Zeitschrift und habe meine Lieblingsverkäuferin, bei der ich regelmässig das Heft erstehe. Das Heft 205/09 gefiel mir nun überhaupt nicht. Keine der Geschichten war nach meinem Geschmack, sodass ich froh bin, wenn Sie wieder zur alten Art wechseln. Silvia Frei

Reisen im Kopf Im nächsten Satz bin ich schon ein Mörder, der Adoptivsohn, der Eingeschlossene, ein anderer, blosse Erinnerung. Wie das Schicksal zuschlagen kann, mitten in den Ferien, beim blossen Lesen! Eure Sommerferiennummer ist ein sehr abwechslungsreicher Ferienprospekt, der einen von Seite zu Seite auf unerwartete Reiseabenteuer mitnimmt. Diese Kopfreisen bieten hinter den harmlos heiteren Illustrationen plötzlich Raum für eigene Schnappschüsse, die in Erinnerung bleiben oder, wer weiss, plötzlich die eigene Lebensreise ins Abenteuer stürzen. Christian Vontobel

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

4

SURPRISE 207/09


ILLUSTRATION: WOMM

Man nehme: Plastikwaschbecken, Becher, Schnur, Löffel, Plastikhandschuhe, Textilfarbe, Salz, T-Shirt. Textilfarbe in der Drogerie kaufen und nach Gebrauchanweisung benutzen.

Mit Schnur das weisse Kleidungsstück nach Lust und Laune abbinden (dort, wo die Schnur ist, bleibt der Stoff nach dem Färben weiss).

Das Kleidungsstück in die Farbe geben und nach Gebrauchsanweisung färben. Als Gefäss kann ein Plastikwaschbecken oder ein alter Topf benutzt werden. Wegen Verfärbungsgefahr alte Kleider und Plastikhandschuhe anziehen.

Das gefärbte Kleidungsstück gut auswaschen und zum Trocknen aufhängen.

Die Schnur nach dem Trocknen aufschneiden und sich vom Batikmuster überraschen lassen.

Basteln für eine bessere Welt Vor 40 Jahren erlebte die Welt ihr nacktes Wunder: Eine halbe Million Hippies liess ihrem Lebensgefühl in Woodstock freien Lauf. Wer überhaupt noch etwas auf dem Leibe trug, entschied sich oft für ein buntes Batikshirt. Surprise will zum Jubiläum auch den jüngeren Generationen (und jenen Althippies, die vom Kiffen ein wenig vergesslich geworden sind) etwas Feelgood-Stimmung vermitteln und verrät, wie die Blumenkinder die Kringel auf ihre T-Shirts zauberten. SURPRISE 207/09

5


Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Verständnis entwickeln Graz. Seit Kurzem können Grazer Polizisten auf Freiwilligenbasis einen Workshop über Kulturunterschiede besuchen. Denn interkulturelle Vorurteile und Missverständnisse führen im Polizeialltag häufig zu Konflikten: «Viele Migranten haben in ihrem Heimatland schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht und reagieren mit Panik auf unser Erscheinen. Dass wir ihre Gesten und Verhaltensweisen oft nicht deuten können, macht solche Begegnungen nicht einfacher», erzählt eine Kursteilnehmerin.

Seniorenuni Stuttgart. Auf geistige Beanspruchung und Weiterbildung wollen auch Senioren nicht verzichten. In Ulm gibt es deshalb das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWIW), wo ältere Semester dem Lernen frönen: «Am besten kommt nach wie vor alles an, was mit Computern zu tun hat», so Organisator Erwin Hutterer. Aber auch die Seminare zu medizinischen und solartechnischen Themen sind gut besucht. Ein Semester kostet umgerechnet rund 120 Franken, für die «Herbstakademie» haben sich bereits 900 Senioren immatrikuliert.

Wildtiere in der Stadt München. Obwohl das Stadtgebiet München zu 67 Prozent verbaut ist, leben immer mehr Wildtiere unter den über 1,3 Millionen menschlichen Einwohnern: Füchse, Dachse, Marder, Iltisse, Wildkaninchen, Fische, Rehe, Frösche, Molche, Eidechsen, Ringelnattern, Biber, Igel, 120 Vogelarten, Schildkröten und natürlich Ratten und Mäuse bevölkern die Grossstadt. Unterschlupf finden die Tiere in Wohnhäusern, Industriegebieten, Gewässern, Schrebergärten und den meist ungedüngten städtischen Grünanlagen.

6

Zugerichtet Tod auf dem Zebrastreifen Die Dame war 56 Jahre alt, als sie in einer Samstagnacht gegen 2 Uhr die Strasse überqueren wollte. Sie kam nicht bis zur anderen Seite. Auf dem hell beleuchteten Zebrastreifen wurde sie von einem Auto erfasst und wie eine Puppe durch die Luft geschleudert. 30 Meter weiter schlug sie hart auf dem Asphalt auf. Sanitäter versuchten sie zu retten, doch als der Morgen anbrach, war die Dame tot. Im Auto sass Herr González*, mit mindestens 1,89 Promille im Blut. Sein Leben änderte sich in dieser Nacht. Er hatte fahrlässig einen Menschen getötet. Herr González, ein Chilene von stämmigem Körperbau, stützt sich mit einer Hand am Stehpult des Gerichtssaals ab, die andere vergräbt er in der hinteren Hosentasche. Obwohl er mit 51 Jahren nicht mehr der Jüngste ist, trägt er industriell zerrissene Jeans. Wie er die anderthalb Jahre zwischen Unfall und Prozess überstanden habe, will der Richter wissen. Der Dolmetscher übersetzt die Frage ins Spanische. Herr González schüttelt den Kopf und bekommt harte Augen. Er will nicht darüber sprechen, er hat die Frau totgefahren, und damit basta. «Er hat seine Schuld angenommen», sagt der Verteidiger. Und er bittet um Verständnis dafür, dass der Angeklagte dies nicht selbst sagt: «Nicht, dass er nicht aussagen will – er kann nicht.» Dem Denken und Fühlen Worte zu geben, falle ihm schwer, auch in seiner Muttersprache. Nachdem die Dame gestorben war, verlor Herr González, der geschieden ist und vier Kinder hat, seine Arbeit als Elektromonteur, sein Auto und seinen Fahrausweis. Aber diesen wolle er gar nicht mehr zurück. «Ich setze mich nie mehr hinters Steuer.» Er habe

seither schlecht geschlafen, sagt er nun ein bisschen gesprächiger, denn «so etwas geht einem im Kopf herum.» Dem Alkohol habe er ganz abgeschworen, beteuert er. Er ist anscheinend kein Süchtiger, dies sei der erste Vollrausch in seinem Leben gewesen. Eine späte Einsicht, aber innere Reue ist keine zu spüren. Wieso er in diesem Zustand das Auto nicht stehen liess? Das sei ihm selbst unbegreiflich, stammelt er. Bei derlei plumpen Ausflüchten reagiert ein erfahrener Richter rasch allergisch: «Sie hatten doch schon einmal einen Selbstunfall mit 0,8 Promille. Das hätte Ihnen eine Lehre sein müssen.» Wegen der rauen Abfuhr ist Herr González verschnupft. Mit verschränkten Armen zieht er sich in seine dicke Lederjacke zurück. « Haben Sie mit der Familie des Opfers Kontakt aufgenommen?», fragt der Richter. «Nein, ich hatte Angst vor ihrer Reaktion», ist alles, was er sagen kann, danach herrscht wieder Schweigen. Ob er denn die Folgen für die Angehörigen bedacht habe, drängt der Richter weiter. Seine Frage verschwindet in einem tiefen Loch. «Sie hätten ja einen Brief schreiben können.» Der Angeklagte blickt stumm zum Boden. «Herr González ist ein schweigsamer Mann», meldet sich nun der Verteidiger zu Wort. «Das wirkt verständlicherweise gefühlskalt, aber das ist er nicht.» Rechtlich ist der Fall einfach: Herr González hat das höchste Rechtsgut verletzt, das Leben eines Menschen ausgelöscht. 18 Monate lautet das Strafmass, sechs muss er absitzen. Er nimmt das Urteil schweigend hin. * Alle Namen geändert ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 207/09


Schweinegrippe Die wirkliche Pandemie heisst Gier Medien, Unternehmen und Private rüsten sich mit Krisenszenarien gegen die anrollende Schweinegrippe. Hinter der Panikmache stecken handfeste Wirtschaftsinteressen. Ein Gastbeitrag aus dem Ursprungsland des angeblichen Killervirus. Weltweit sterben jedes Jahr zwei Millionen Menschen an Malaria und den Nachrichten ist das keine Zeile Wert. Den meisten Erkrankten hätte ein Moskitonetz gereicht, um sich schützen zu können. Auf der Erde sterben jedes Jahr zwei Millionen Mädchen und Knaben an Durchfallerkrankungen, die mit einer isotonischen Salzlösung im Wert von knapp 40 Rappen behandelt werden könnten. Sie sind den Nachrichten keine Zeile Wert. Masern, Lungenentzündungen und andere mit relativ preiswerten Medikamenten heilbare Krankheiten töten jedes Jahr fast zehn Millionen Menschen. Und den Nachrichten ist das keine Zeile Wert. Als andererseits vor einigen Jahren die famose Vogelgrippe respektive Hühnergrippe ausbrach, überfluteten uns die globalen Informationssysteme mit Berichten. Eine Pandemie sei im Anmarsch, die gefährlichste von allen! Was tatsächlich geschah: Durch die Vogelgrippe starben seit 2003, in sechs Jahren, weltweit 250 Menschen. Im Durchschnitt 40 pro Jahr. Die normale Grippe tötet jährlich weltweit etwa 500 000 Menschen. Warum wurde ein solcher Rummel um die Vogelgrippe veranstaltet? Allein in Asien verkaufte der Pharmariese Roche zig Millionen Dosen seines famosen Tamiflu. Bei weltweit gerade einmal 400 bestätigten Krankheitsfällen. Auch Europa kaufte ein. Allein die britische Regierung hamsterte 14 Millionen Dosen. Zum Schutz der Bevölkerung, wie es hiess. Der Hype um die Hühnergrippe hat Roche und GlaxoSmithKline, der anderen Herstellerin von antiviralen Produkten, zu milliardenschweren Gewinnen verholfen. Was die Hühner waren, sind heute die Schweine. Die ganze Welt redet von fast nichts anderem als von der Schweinegrippe. Die weltweite Wirtschaftskrise wird weggeblasen. Armut, Kriege, Flüchtlinge, Guantánamo sind keine Themen mehr. Nur noch Schweinegrippe, die Grippe der Schweine. Und wieder verkaufen sie Tamiflu. Was sagte noch eben ein Verantwortlicher von Roche dazu? «Wir sind sehr besorgt wegen der

ERWIN

SURPRISE 207/09

schützt sich

Pandemie, so viel Leid ist damit verbunden; deshalb werden wir die Produktion von Tamiflu wieder erhöhen.» Zu welchem Preis aber? Fünfzig US-Dollar kostet das Päckchen! Fünfzig US-Dollar für ein Schächtelchen Tabletten! Was wir daraus lernen, ist, dass das Leid der Menschen für die Konzerne gut ist, weil es guten Gewinn verspricht. Nicht nur Roche und GlaxoSmithKline reiben sich die Hände. Grossaktionär und ehemaliger CEO dieser Firma ist übrigens Donald Rumsfeld, der frühere US-Verteidigungsminister der Regierung von George W. Bush und Miturheber des Irakkrieges. Wir sind nicht gegen Vorbeugemassnahmen, wenn Krankheiten uns bedrohen. Aber wenn die Schweinegrippe wirklich so schrecklich ist, wie es uns die Medien voraussagen, und wenn sich selbst die Weltgesundheitsorganisation grosse Sorgen macht, warum setzt sich dann niemand mit Macht ein für die Aufhebung der Monopole von Roche und GlaxoSmithKline? Warum setzt sich dann niemand mit Macht ein für Generika, für Medikamente, die sich auch die Menschen in armen Ländern leisten können? Die wirkliche Pandemie ist die Gier! Dieser Text ist eine leicht gekürzte und bearbeitete Fassung eines im Juni erschienenen Kommentars in der mexikanischen Tageszeitung «La Jornada». ■

VON THEISS

7


8

SURPRISE 207/09


Porträt Die Identitäterin Früher wollte Regula Juzi Psychologin oder Berufsberaterin werden. Heute begnügt sie sich nicht mit der Suche nach passenden Beschäftigungen, sondern erfindet gleich ganze Identitäten. JULIA KONSTANTINIDIS (TEXT) ESTHER MICHEL (BILD)

Welchen Dialekt spricht die Ägyptologin, welchem Hobby geht der holländische Antiquitätenhändler nach und wo verbringt die geheimnisvolle Schöne ihre Ferien? Regula Juzi braucht für ihre Arbeit vor allem eins: Fantasie. Denn per Internet kann man sich bei ihr für 300 bis 500 Franken eine neue Identität bestellen: «Ich entwickle sie anhand der persönlichen Angaben in der Anmeldung und mithilfe von mitgeschickten Fotos», erklärt die 36-jährige Winterthurerin. Sie sucht zuerst einen Namen, einen Beruf und ein neues Umfeld für den Abonnenten. So gibt sie dem Antiquitätenhändler das passende Hobby und der Ägyptologin den richtigen Dialekt. Wenn alles sitzt, erwachen Regula Juzis Wesen zum Leben. Sie erhalten Briefe, Postkarten und Geschenke. Das Spiel mit den Identitäten begann Regula Juzi in kleinem Rahmen zusammen mit einer Freundin, wie sie Absolventin der Zürcher Kunsthochschule. Für 30 Franken verschickten sie vier Postkarten von erfundenen Personen an einen Empfänger. Regula Juzi liess die spielerischkreative Auseinandersetzung mit Identitäten nicht mehr los: «Meine Arbeit lief schon immer über Menschen.» Sie machte alleine weiter und baute ihre Aktionen zu dem aus, was sie heute sind. Das Interesse am Leben ihrer Mitmenschen ist ein grundsätzliches und die Freude an der Beobachtung gross. Bevor sie den gestalterischen Berufsweg einschlug, wollte Regula Juzi Berufsberaterin werden. Gewiss hätte sie auch dazu Talent gehabt: «Viele Menschen erzählen mir immer gleich aus ihrem Leben und es macht mir Spass, bei einer Person unbekannte Seiten zu entdecken und daraus etwas zu entwickeln, oder bereits bestehendes noch hervorzuheben.» Ihr ist es wichtig, dass die Identitäten und Namen die sie erfindet, zu den Empfängern passen. «Ich denke viel über die Menschen nach, die sich bei mir anmelden.» Um neue Biografien zu entwerfen und am Laufen zu halten, braucht es Ruhe, schliesslich darf nichts durcheinander kommen. Regula Juzi, im realen Leben Mutter eines fünfjährigen Jungen und Zeichenlehrerin am Gymnasium, findet sie im Wald, wo sie die Geschichten ihrer Charaktere auf einsamen Spaziergängen weiterspinnt. An ihrem Arbeitsplatz im Dachstock ihres Hauses legt sie dann eine Identität neben die andere, fein säuberlich in verschiedene Plastikmäppchen abgelegt. Für jeden Charakter entwirft Regula Juzi eine individuelle Handschrift und vertieft sich in die Besonderheiten der Figur: Dann schreibt sie schon mal holländische Gedichte, macht sich über das Springreiten schlau, oder liest sich das Wichtigste über die alten Ägypter an. «Es kommen immer wieder neue Aufgaben dazu, das ist spannend», freut sich Juzi. In den erfundenen Identitäten steckt oft auch etwas von ihrer Erfinderin – und sei es nur, dass der fiktive Charakter in einem Brief von einer Fieberblase berichtet, wenn Juzi selber darunter leidet. Zum Grundstock der Arbeit mit den Identitäten gehören auch die Postkarten, die in Schachteln auf den Regalen des Arbeitszimmers stehen. Gut möglich, dass Regula Juzi eine der Karten im Namen eines fiktiven Liebhabers schreibt – eine weitere Aktion, die bei ihr für 350 bis 500 Franken zu bestellen ist. «Das ist gewissermassen ein Seelenwell-

ness-Päckli», erklärt sie. Aufmerksamkeit, sowie schöne Briefe und Postkarten zu erhalten, freue doch alle. Zu den Liebhabern hat Regula Juzi eine intensivere, wenn auch kürzere Beziehung, als zu ihren «normalen» fiktiven Charakteren: «Da geht es um Verliebte, die schreiben sich unter Umständen jeden Tag.» Umso höher fällt ihr Beschäftigungsgrad mit ihnen aus. Die Aktionen sind allerdings nur etwas für stabile und ehrliche Gemüter. Regula Juzi will ihre Kreationen als das verstanden wissen, was sie sind: «Humorvolle Kunstaktionen, bei denen man sich mit sich selber auseinandersetzt – eine psychologische Komponente ist nicht wegzudenken». Habe sie bei einer Anmeldung Bedenken, kläre sie genau ab, was der Hintergrund für den Wunsch nach einem fiktiven Liebhaber oder Freund sei. Und sowieso: «Alle meine Kunden wissen, dass die Charaktere erfunden sind und ich dahinter stecke.» Trotzdem hat sie mit ihren Aktionen schon überraschende Reaktionen ausgelöst: So gab ein Empfänger den Brief an seine fiktive Identität dem Pöstler wieder zurück, weil er der Meinung war, diese Person lebe nicht bei ihm. Und einmal löste eine romantische Postkarte bei einem Paar vorübergehend ein kleines Beziehungsdrama aus. Regula Juzi will schöne Identitäten kreieren, die durch ihr fiktives Dasein etwas im Abonnenten bewegen und damit das Leben ihrer Kunden bereichern. Momentan unterhält sie zwei Liebhaber und drei Identitäten, zusätzlich warten viele Neuanmeldungen auf Post. «Die Leute melden sich aus Neugier, weil sie wissen wollen, was ich in ihnen sehe», hat Regula Juzi beobachtet. Manche stehen vor einem neuen Lebensabschnitt und nähern sich so humorvoll daran an. «Andere machen es vielleicht weil sie endlich wieder einmal schöne, persönliche Post im Briefkasten haben wollen.» Regula Juzi nimmt sich viel Zeit, um die Szenarien der Personen weiter zu entwickeln und manchmal träumt sie auch von ihren Charakteren. Eine Traumtänzerin ist sie deswegen aber nicht, im Gegenteil: «Durch diese Arbeit bin ich näher zu mir gekommen, sie erdet mich – ich mache das, was ich am besten kann und ich lerne viel über mich.» Mit dem Wunsch, jemand anderes zu sein, oder mit dem Ausleben anderer Per-

«Ich denke viel über die Menschen nach, die sich bei mir anmelden.»

SURPRISE 207/09

sönlichkeiten, die eventuell in ihr schlummern, haben ihre Aktionen nichts zu tun. Offen, ungeduldig, fantasievoll, nervös, auf Menschen orientiert, extrovertiert und gleichzeitig ruhebedürftig – so beschreibt sich Regula Juzi. In ihrem Leben sind ihr die Familie und Freunde das Wichtigste: «Ich bin ein sehr sozialer Mensch.» Müsste sie sich einen fiktiven Freund schaffen, wäre er lustig, verschroben, intelligent, komisch – leicht und luftig, «auf keinen Fall schwerblütig». Eine solche Seite habe sie selber in sich, dem wolle sie Gegengewicht geben. Welche fiktive Identität sie sich selber geben würde, kann Regula Juzi nicht sofort sagen. «Vielleicht eine Nonne – pflegend, heilend», sagt sie mit einem Augenzwinkern, um dann festzustellen: «Mir selber kann ich keine zweite Identität geben.» ■

9


Schenkkreise Geld, Gier und Gruppendruck Die Ermittlungen rund um den Dreifachmord in Grenchen haben gezeigt: Schenkkreise sind ein knallhart organisiertes Business. War das illegale Geldspiel früher vor allem im esoterischen Milieu beliebt, hat es heute die ganze Gesellschaft erfasst: Arbeiter, Lehrer, Banker und Anwälte – bei allen macht die Geldgier der Vernunft einen Strich durch die Rechnung. VON MENA KOST

Heute Abend ist Sarah* an der Reihe. «Wer mit dem Materiellen Frieden schliessen möchte, muss lernen, loszulassen», spricht die Frau im roten Seiden-T-Shirt zu den rund 20 Frauen und Männern, die sich in ihrem Wohnzimmer versammelt haben. «Ich bitte jetzt Maria zu mir. Sie soll heute unsere Solidarität erfahren. Alle, die eine Gabe dabei haben, sollen sich bereithalten.» Sarah nimmt das weisse Kuvert mit den zwei Tausendernoten aus ihrer Handtasche. Ihre Sitznachbarin lächelt ihr aufmunternd zu und flüstert: «Es macht grosse Freude zu schenken. Du wirst sehen …» Dann wird Sarah aufgefordert, der selig lächelnden Maria ihr Kuvert zu überreichen. Sarah zahlt, pardon, «lässt das Materielle los». Die Beschenkte legt Sarah die freie Hand auf die Schulter: «Ich danke dir.» Nachdem sieben weitere Personen Maria ihre Kuverts übergeben haben, klatschen die Versammelten Beifall. Die Frau im roten Seidenshirt hebt ihr Weinglas: «Maria konnte ihre Blockade lösen, die ihr bisher Wohlstand und Reichtum verwehrt hat. Wir sollten uns alle ein Beispiel an ihr nehmen. Und darauf werden wir jetzt anstossen.» Seit diesem Abend, an dem sich die Mitglieder eines Schenkkreises im Baselbieter Städtchen Sissach versammelt haben, sind fünf Jahre vergangen. Sarah erinnert sich ungern daran, wie sie Maria 2000 Franken «geschenkt» hat. Sie schüttelt den Kopf: «Mein Geld habe ich nie wieder gesehen, von den mir in Aussicht gestellten 16 000 Franken ganz zu schweigen.» Das ist nicht erstaunlich: Ein Schenkkreis ist ein nach dem Pyramidensystem organisiertes, illegales Geldspiel. Neue Mitspieler übergeben nach ihrem Eintritt in die Gruppe alten Mitgliedern Geld, in der Hoffnung, später von weiteren Neumitgliedern ebenfalls beschenkt zu werden. Der mögliche Gewinn ist um ein Achtfaches höher als der anfangs entrichtete Einsatz. Bedeutet: Für jedes neue Schenkkreismitglied müssen acht neue Spieler gefunden werden, damit die Rechnung aufgeht. Da sich ein Schenkkreis jeweils teilt, wenn eines seiner Mitglieder abkassiert hat, wächst der Bedarf an neuen Mitspielern exponentiell (siehe Grafik S. 13): Damit die ersten acht Spender selbst ausgezahlt werden, braucht es 127 neue Mitspieler. Wer zu diesem Zeitpunkt in den Schenkkreis einsteigt, hat bereits kaum mehr Chancen, an die Pyramidenspitze zu wandern und ausbezahlt zu werden. Damit das System nicht kollabiert, braucht es dann nämlich sage und schreibe 8191 Menschen, die einen Einsatz leisten. Ohne die Statistik allzu sehr zu bemühen, wird schnell klar, dass das System auf Dauer nicht funktionieren kann: Nach einigen Schenkungen pendelt sich der Prozentsatz der Verlierer – der Menschen, die zwar Geld einzahlen, aber nie einen Rappen sehen – bei satten 87,5 Prozent ein.

Goldrausch im Eso-Land Die Bundesbehörden wurden zum ersten Mal im Jahr 2002 mit einem Schenkkreis konfrontiert. «Bis Ende 2005 hat die Schweiz dann einen regelrechten Boom erlebt», erzählt Denise Lörtscher vom Bundesamt für Justiz (BJ). Während dieser Zeit wurden dem BJ pro Jahr rund 50 Verurteilungen aus den Kantonen gemeldet, die Schenkkreise betrafen. Die Medien berichteten regelmässig über die «Geheimzirkel» und das Interesse der Öffentlichkeit war gross. «Damals hatten die meisten Kreise einen esoterischen Charakter – und auch sektenähnliche Züge», weiss die Kennerin der Szene. Die Mehrheit der Mitspielerinnen waren Frauen, die Schenkkreise hatten Namen wie Sterntaler oder Sternenkreis, Powercircle oder Sonnenwind. Auf den Flyern, die neue Mitglieder anwerben sollten, war zu lesen, dass «nicht Geld, sondern Solidarität im Vordergrund» stehe, dass es darum gehe, dem «Energiefeld der Fülle» beizutreten und dass der Zeitpunkt dafür ideal sei, denn: «Im Zeitalter der Liebe und Herzenswärme müssen wir der Welt zeigen, dass für alle Menschen genug da ist.» So wurde das Geldgeschäft, bei dem die Mehrheit verliert und einige wenige abkassieren, unter dem Deckmantel spiritueller Ideologien vorangetrieben. Als Folge eines Bundesgerichtsentscheids Anfang 2006, der die Rechtsprechung betreffend Schenkkreisen klärte, gingen die Verurteilungen zurück: Das Gericht entschied, dass die Organisation dieser Zirkel sowie das Anwerben neuer Mitglieder strafbar sind. Nicht strafbar hingegen ist es, passiv an einer Schenkkreisveranstaltung teilzunehmen oder Geld in einen Kreis einzuzahlen. Um irgendwann selbst abzukassieren, muss ein Mitglied zwar mindestens zwei neue Spieler anwerben. «Da sich die Mitglieder aber meist gegenseitig decken, ist das schwer nachzuweisen», sagt Lörtscher. Wundersame Geldvermehrung Mit dem Rückgang der Verurteilungen schwand das Interesse der Öffentlichkeit an den Geheimzirkeln. Doch seit dem Dreifachmord Anfang Juni in Grenchen SO sind Schenkkreise wieder in aller Munde: Die Ermittlungen rund um das Gewaltverbrechen haben einen erschreckenden Einblick in die heutige Szene gewährt.

«Wenn wir Geld riechen, setzt unser Hirn aus.»

10

Als die Solothurner Kantonspolizei am 7. Juni die Leichen der Familie Dubey in einem Wohnhaus entdeckte, wurde bald klar, dass die Mutter in einen exklusiven Schenkkreis mit einer Einstiegssumme von stolzen 15 000 Franken involviert war. «Während der letzten vier Jahre hat die Szene nicht geschlafen, im Gegenteil, sie hat sich professionalisiert», stellt Lörtscher fest: Heute trifft SURPRISE 207/09


BILD: WOMM

SURPRISE 207/09

11


Anzeige:

man sich nicht mehr in den Wohnzimmern der Organisatoren, sondern wird kurz vor der Veranstaltung per SMS über den Versammlungsort informiert. Meist sind das gemietete Säle in der Schweiz oder in Süddeutschland. Die Mitspieler legen sich einen Decknamen zu und müssen für viel Geld einen Mitgliederausweis erstehen, damit man ihnen Einlass gewährt. Ein weiterer Unterschied zu früher ist, dass Schenkkreise heute die ganze Gesellschaft erfasst haben. Das Klischee vom kleinen Mann, den der Traum vom grossen Geld jede Vernunft vergessen lässt, muss überdacht werden: «Vom Arbeiter über die Lehrerin bis zu Bankern oder Anwälten – alle Schichten sind integriert.» In den meisten Fällen liegt der Einstiegsbetrag zwischen 500 und 15 000 Franken. «Bei einzelnen Schenkkreisen unter Geschäftsleuten, Ärzten und Anwälten geht es jedoch um Einsätze bis zu 250 000 Franken.» Laut Bundesamt für Justiz sind die in Schenkkreisen umgesetzten Beträge gewaltig. Wie viele Personen in der Schweiz in einem illegalen Zirkel engagiert sind, ist allerdings nicht einmal schätzungsweise bekannt. Zwar zeigen Eintrittssummen von 250 000 Franken, dass wir es heute mit einer neuen Dimension von Schenkkreisen zu tun haben. Das Pyramidensystem, auf dem die Kreise aufbauen, ist vielfach «erprobt»: Bereits um 1920 ruinierte Charles Ponzi in Nordamerika seine Anleger, indem er mithilfe von Neueinlagen früheren Anlegern Traumrenditen auszahlte. Seither heisst das Pyramidensystem in den USA «Ponzi Scheme», und seither müsste man eigentlich auch wissen, dass Renditen eben nicht traumhaft sein sollten, sondern nachvollziehbar erwirtschaftet. Von der eingeschränkten Vernunftbegabung in Geldangelegenheiten zeugt auch der Fall Bernard Madoff, der in den letzten Jahren 50 Milliarden Dollar an Kundengeldern per Pyramidensystem vernichtete. Ende Juli wurde Madoff deswegen zu lebenslanger Haft verurteilt. Während seriöse Anleger bei versprochenen «Traumrenditen» und «wundersamer Geldvermehrung» stutzig werden müssten, ist es bei Schenkkreisen gerade der Traum und das Wunder, der den Mitgliedern als Sand in die Augen gestreut wird. Wenn das Hirn aussetzt Im Grenzbereich von schnödem Anlagebetrug und treudoofem Wunderglauben spielt die Geschichte des European Kings Club, kurz EKC: 1991 im hessischen Gelnhausen gegründet, verfolgte seine Patronin Dagmar Bertges das Ziel, die Club-Mitglieder über die finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenhänge aufzuklären. Damit der kleine Mann von Staat und Banken nicht länger um sein hart erarbeitetes Geld betrogen wird, wollte ihm Bertges die Mechanismen der Umverteilung beibringen. Und diese sahen beim EKC folgendermassen aus: Der EKC verkaufte seinen Mitgliedern Clubanteile zu 1400 Franken das Stück, so genannte Letters. Davon gingen 200 Franken an den Kings Club und seine Vermittler. Als Ausschüttung winkten den Neumitgliedern ein Jahr lang jeden Monat 200 Franken – das macht 2400 Franken für einen Einsatz von 1400 Franken. Leider besass der Club aber kein Geschäftsmodell, sondern benutzte die Gelder neuer Anleger, um die Altmitglieder auszuzahlen. Als der EKC 1994 Konkurs anmeldete, hatten bereits über 100 000 Anleger – 20 000 davon aus der Schweiz – insgesamt 1,6 Milliarden Franken investiert. Ob man sie nun Schenkkreis oder Anlagefond nennt: Geschäftsideen, die auf dem Pyramidensystem aufbauen, haben etwas gemein: Da es illegal ist, Mitglieder anzuwerben, werden neue Mitspieler fast ausschliesslich im Freundes- oder Familienkreis gesucht. Und: Das System ist zum Scheitern verurteilt. Zuerst treibt es seine Betreiber in die Enge, dann in den Ruin. Einer, der um die sozialen Folgen dieser Konstellation weiss, ist Benno Annen. Der Staatsanwalt aus dem Kanton Schwyz erinnert sich an die Anhörungen der Opfer des Kings Club zurück: «Als die Leute Angst um ihr Geld bekamen, begannen sie diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die sie zum Mitmachen überredet hatten. Also etwa die Nachbarin oder den Schwager. Die Leute fingen an, sich zu meiden, oder sie Bildlegende machten Stimmung gegeneinander.»

12

SURPRISE 207/09


1

2 10

9

4

3 13

15

14

5

6 11

?

?

7 ?

9

13

?

? ?

9

?

?

? ?

? 1

?

? ?

4. Runde

3

? ? ?

? ?

? ?

5

?

? ?

7

?

?

? ?

? ?

? ?

2

?

? ?

4

? ?

? ?

6

?

? ?

? ?

? ?

?

?

?

?

?

? ?

? ?

?

?

?

?

?

?

?

? ?

? ?

?

?

?

?

?

?

?

? ?

?

? ?

?

?

?

8

?

?

?

? ?

? ?

?

?

?

?

?

?

?

?

12

?

?

?

8+8+8+8 ?

?

?

?

?

?

? ?

? ?

?

?

?

?

?

?

?

?

?

? 6

? ?

?

?

4

?

?

?

10

?

? ?

2 ?

?

?

?

?

7

?

?

?

11

?

?

? ?

?

?

3. Runde

?

?

5

6

?

?

?

3

?

?

8+8

?

?

?

?

?

1

12

4

?

?

14

?

5

?

?

? 10

?

2. Runde

8

?

11

3

?

2

?

?

8

?

1

?

12

7

1. Runde

?

GRAFIK: BUNDESAMT FÜR JUSTIZ

8 Personen finden

Ein Zyklus

8

?

?

? ? ?

? ?

8+8+8+8+8+8+8+8

Der Bedarf an Schenkkreismitgliedern wächst exponentiell. Denn: Hat der Spieler in der Mitte abkassiert, teilt sich der Kreis.

Als das Konstrukt EKC dann definitiv zusammenbrach, sei es zu schweren Auseinandersetzungen und verbalen oder körperlichen Drohungen gekommen. «Wenn wir Menschen Geld sehen oder nur schon riechen, dann setzt unser Hirn anscheinend aus», sagt Annen. Es sei immer das Gleiche, ob damals beim Kings Club oder bei den heutigen Schenkkreisen: «Da die Leute ihren Anwerbern vertrauen, nehmen sie sogar Geld auf, um sich einkaufen zu können. Oder sie setzen ihre Renten ein.» Weil es jedoch fast immer misslingt, habe er schon manches Mal mit ansehen müssen, wie Pensionierte wieder eine Nachtarbeit annehmen mussten, um über die Runden zu kommen. Oder wie Familien Bankrott gingen und auseinanderbrachen.

und Psychotherapie fest. «Allein die Aussicht auf einen Gewinn regt unsere Fantasie an: Wir stellen uns vor, was wir mit dem Geld alles tun könnten.» So werde eine Spannung aufgebaut und der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet, der Glücksgefühle erzeugt. «Man muss gar nicht unbedingt selbst gewinnen. Oft reicht es, wenn man mitbekommt, wie ein

Geschäftsideen, die auf Pyramiden aufbauen, sind zum Scheitern verurteilt.

Geldgier und Glückshormone Bleibt die Frage nach dem Warum: Weshalb investiert man Geld in ein System, das einen mit 85-prozentiger Wahrscheinlichkeit zum Verlierer macht? Unwissen oder Unverständnis kann kaum mehr als Grund aufgeführt werden. Zumindest davon gehört, dass ein Schenkkreis eine dubiose Sache ist, hat heute wohl jeder. Doch die Möglichkeit eines schnellen Gewinns, die Hoffnung auf Geld, scheint der Vernunft einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wer sich umhört, findet garantiert auch in seinem Bekanntenkreis jemanden, der aus erster Hand über die Motivation für einen Schenkkreisbeitritt berichten kann. Andreas Canziani von der Beratungs- und Abklärungsstelle für Spielprobleme in Zürich weiss, wieso sich Menschen auf Geldspiele einlassen – auch wenn diese mit grosser Wahrscheinlichkeit in einem hohen Verlust enden: «Die Möglichkeit, ohne konkrete Arbeitsleistung an Geld zu kommen, ist enorm faszinierend», stellt der Facharzt für Psychiatrie SURPRISE 207/09

anderer reich wird.» Das so genannte dopaminerge Belohnungs- und Anreizsystem sorge dann dafür, dass man fragwürdigen Geldvermehrungsstrategien die Treue halte. Sarah, die einst ihrer Schenkkreiskumpanin Maria ein Kuvert mit 2000 Franken überreichte, hat lange darüber nachgedacht, aus welchem Grund sie dem Zirkel damals beigetreten war: «Die 16 000 Franken Gewinn hätte ich gut gebrauchen können. Ausserdem waren es lustige Treffen mit netten Leuten», sagt sie zögernd. Auch sei es ein kleines Abenteuer gewesen: Sie habe sich wie ein Mitglied eines Geheimbundes gefühlt. Dann runzelt sie die Stirn und meint trocken: «Aber wenn ich es auf einen Nenner bringen müsste, würde ich sagen, es war Geldgier.» ■ * Name der Redaktion bekannt

13


BILD: REUTERS/JOHN KOLESIDIS

«Klein Kabul» in Patras: Junge Afghanen warten auf die nächste Chance zur Überfahrt nach Italien.

Flüchtlinge Pingpong an der Adria Seit den Abkommen von Schengen und Dublin ist klar: Wer Schutz sucht, muss seinen Asylantrag in jenem europäischen Land stellen, das er als Erstes erreicht. An den Aussengrenzen führt das zu einem absurden und grausamen Schauspiel. Eine Reportage vom sinnlosen Hin und Her zwischen Italien und Griechenland.

DIESER ARTIKEL ERSCHIEN URSPRÜNGLICH IN DER ITALIENISCHEN STRASSENZEITUNG TERRE DI MEZZO. DIE ÜBERSETZUNG BESORGTE STREET NEWS SERVICE, EIN INTERNATIONALES NETZWERK VON STRASSENMAGAZINEN ZUM AUSTAUSCH VON ARTIKELN.

14

SURPRISE 207/09


VON ILARIA SESANA

Drei Finger hält er hoch. Einen für jedes Mal, als er auf einer Fähre versteckt in den Häfen von Ancona, Bari und Venedig gestrandet ist. Jedes Mal ist der 21-jährige Afghane Javat von der Polizei aufgegriffen und zurück nach Patras in Griechenland geschickt worden. Seit acht Monaten ist er nun schon der Ball in einem Pingpongspiel zwischen den beiden Adriaküsten, die nur durch einen schmalen Seeweg getrennt sind. Javat sucht Asyl. Nach dem Abkommen von Dublin muss er den Antrag in jenem Land stellen, in dem er zum ersten Mal europäischen Boden betritt. Unglücklicherweise werden in Griechenland nur zwei von 100 Anträgen bewilligt. Nach Hause kann er nicht zurück. Er kann nur weiter alles riskieren, um sein Ziel zu erreichen: «Jeden Tag versuche ich mich unter Lastwägen zu verstecken, um nach Italien zu kommen», erzählt er, während wir die Hafenstrassen entlanggehen, und zeigt mit einer Handbewegung, wie er unter eine imaginäre Decke schlüpft. Vom Hafen aus erreichen wir in wenigen Minuten «Klein Kabul» in Patras: Ein Flüchtlingslager, in dem etwa 1500 Afghanen leben. Es sind alles Männer, jünger als 30, die auf der Fläche eines Fussballfeldes zusammengepfercht sind. «Seit etwa einem Jahr steigt die Zahl von Minderjährigen, die allein reisen. Das war vorher nicht so. Nun gibt es hier ungefähr 200 von ihnen,» erklärt Haji, der Chef des Slums, der hier schon seit 2002 lebt. Jeder hat hier nur ein Ziel: Italien zu erreichen, um von dort in die Schweiz, nach Norwegen oder Grossbritannien zu gelangen und wieder mit seinen Familien und Freunden vereint zu sein. Ihr Plan scheitert allerdings auf halber Strecke: 2008 sind 5544 Migranten von einer Adriaküste zur anderen hin- und hergeschoben worden: Patras, Igoumenitsa und Athen auf der einen Seite; Bari, Ancona und Brindisi auf der anderen. Sie sind die Opfer in einem leisen Krieg, der in den Fährhäfen ausgetragen wird. Ein Krieg, in dem es seit 2006 15 Tote gab: Menschen, die in Containern erstickt sind oder von Sattelschleppern überrollt wurden.

Doch auch wer mit jemandem vom Flüchtlingskomitee sprechen kann, ist noch lange nicht am Ziel. In Ancona beispielsweise werden die Interviews in den wenigen Stunden geführt in denen die Fähre vor Anker liegt. «Es ist schwierig, auf alle Bedürfnisse einzugehen oder nur schon Vertrauen zu schaffen», erklärt Sandra Magliulo, Sprecherin von Cir in Ancona. «Einmal war ich mit einem Polizeibeamten bis spät nachts auf der Fähre. Die hat abgelegt, als wir noch mit den Männern geredet haben.» Die Holzhütten von Patras Der Weg zurück führt nach Patras in Griechenland. Das Gerüst von Rohbauten markiert die Grenzen des Flüchtlingslagers. Der scharfe Geruch, der einem entgegenkommt, wenn man sich dem Lager nähert, lässt einen instinktiv das Gesicht bedecken. Es gibt kein Fliessendwasser, die Männer müssen sich an behelfsmässigen Wasserspendern waschen und rasieren. Es gibt auch keinen Strom, bloss ein paar versteckte, illegale Abzweigungen bringen zumindest etwas Licht in ein paar der Baracken. Die Menschen schlafen in «Häusern», die sie aus Holzgerüsten, Karton und Plastikfolien bauen. Sie beten in einer Moschee, die sie auf die gleiche Weise zusammengezimmert haben. Irgendwo scheppert laute Musik. Bis auf die wenigen Freiwilligen von Ärzte ohne Grenzen ist von Hilfsorganisationen keine Spur zu sehen. Auch Khodada, 25, wurde von Italien zurückgeschafft. «Ich bin nach Venedig gekommen, habe dort sieben Monate gewohnt und bin dann wieder zurückgeschickt worden. Sie sagten mir, ich müsste meinen Asylantrag hier stellen.» Dieses Verfahren ist in der europäischen Richtlinie Dublin II (2003) festgelegt: Der Flüchtling muss im ersten europäischen Land, das er erreicht, Asylantrag stellen. Doch Griechenland, das als «Aussenposten» der EU mit besonders vielen Flüchtlingen konfrontiert ist, wehrt sich mit Händen und Füssen. Asylsuchende werden misshandelt, manche zu Unrecht eingesperrt, und «sie werden davon abgehalten Asylanträge zu stellen», zählt Giusy D’Alcomzo von Amnesty International auf. «Deswegen bitten wir alle europäischen Länder, Migranten nicht nach Griechenland zurückzuschicken.» Im April 2008 prangerte auch das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR die Situation an und forderte die europäischen Regierungen auf, von Rückschaffungen nach Griechenland abzusehen. Die Praxis hat sich dadurch nicht verändert. Aber es tut sich etwas in den Gerichten. Letzten Juni hat ein Gericht in

Wie ein unerwünschtes Paket «Die Grenze zwischen Italien und Griechenland liegt innerhalb der Schengenzone», erklärt Mario Sica, Chef der Marine in Ancona. «Darum haben die beiden Länder 1999 ein Wiedereinlassabkommen geschlossen: Jeder, der keine gültigen Ausweisdokumente vorweisen kann, wird dem Kapitän übergeben und zurückgeschickt. Dieses Abkommen ist nach Einschätzung von Ful«Während wir mit den Flüchtlingen an Bord sprachen, vio Vassallo Paleologo, einem Rechtsanwalt der legte die Fähre bereits wieder ab.» Gesellschaft für rechtliche Studien zu Immigration, «illegal»: «Es steht im Widerspruch zur euApulien den Transfer eines afghanischen Jungen gestoppt, der nach Paropäischen Gesetzgebung.» Es ist auch gegen das italienisches Gesetz, tras zurückgeschickt werden sollte. Bezug nehmend auf das UNHCR-Padas vorschreibt, dass jeder, der an der Küste Italiens ankommt, von eipier, befanden die Richter, Griechenland sei kein sicherer Ort. Im Februnem Übersetzer klar und verständlich darüber informiert werden muss, ar 2009 befand ein anderes italienisches Gericht, dass der afghanische dass er das Recht hat, einen Asylantrag zu stellen, und nicht wie ein unKläger nicht nach Griechenland zurückgeschafft werden dürfe, «im Anerwünschtes Paket zurückgeschickt werden kann. gesicht der schweren und dauerhaften Schäden, die dem Opfer zugefügt Das war bei Javat nicht so: Er ist weder aufgeklärt worden, noch hat worden sind». er einen Vertreter des italienischen Komitees für Flüchtlinge (Cir) getroffen, die die Empfangszentren an den Grenzen leiten. Und Javat ist nicht Verräterischer Geruch der Einzige, dem es so geht: Im Hafen von Venedig sind 2008 1620 Men«Diese Männer haben viele Probleme und Sorgen. Es ist wie eine schen abgewiesen worden. Von diesen hatten nur 138 die Gelegenheit, Bombe, die in ihren Köpfen tickt», sagt Haji, der Chef des Camps. Thomit einem Übersetzer zu sprechen. Diese Zustände kamen ans Licht, als mas Paraschis, Psychologe bei Ärzte ohne Grenzen, beschreibt die der Soziale Notfalldienst der Stadt Venedig letztes Jahr seine Arbeit nach Schmerzen als «Angst, Depression und Schlafstörungen. Sie haben dazwölf Monaten einstellen musste. «Es war schwierig, überhaupt in das von geträumt, nach Europa zu kommen, ein besseres Leben zu führen Hafengebiet zu kommen», sagt Rosanna Marcato, die Leiterin des Notund ihren Familien zu helfen. Nun stecken sie fest und fühlen sich schulfalldiensts. «Oft haben wir von der Ankunft der Flüchtlinge erst am dig deswegen.» Dazu kommen Krätze, Atemwegsinfektionen und andenächsten Tag aus der Zeitung erfahren. Polizeiberichte haben wir keine re Beschwerden, die sich auf die schlechten hygienischen Bedingungen erhalten.» SURPRISE 207/09

15


zurückführen lassen. Und dann noch die gebrochenen Knochen, blauen Flecken und amputierten Fingerkuppen als Folge der Polizeigewalt. Wenn man zum Hafen zurückgeht, kann man das «Kommando», wie es die Afghanen nennen, in Aktion sehen. Mehrere Polizisten gehen am Hafen entlang und drängen diejenigen zurück, die ihnen zu nahe kommen. Es sieht aus wie ein Spiel, das die Afghanen gewinnen: Weder das drei Meter hohe Tor, noch der Stacheldraht können sie davon abhalten, auf den Quai zu gelangen, um sich unter den Trucks von unaufmerksamen Fahrern zu verstecken. Die, die es sich leisten können, zahlen dafür, um in den falschen Böden der Trucks mitfahren zu dürfen. «Die Ladung wird so verteilt, dass sich Zwischenräume bilden, in denen sich Menschen verstecken können», erklärt uns die Staatsanwältin in Ancona, Mariangela Farneti. Nach den Angaben des Büros der Staatsanwaltschaft von Ancona haben 2008 399 Menschen so versucht, nach Italien zu kommen, drei Viertel von ihnen Afghanen. Der Preis liegt bei 2000 Euro, dafür dass man sich 30 Stunden unter Orangenkisten oder Aluminiumrollen versteckt. Im besten Fall erreichen sie das europäische Festland erschöpft und hungrig. «Manchmal aber werden sie entdeckt wegen des Geruchs, der sich im Truck ausbreitet», erklärt Staatsanwältin Franeti. «Fünf von sechs Afghanen, die letztes Jahr in Ancona landeten, konnten in Italien keinen Asylantrag stellen», weiss Sandra Magliuolo von Cir. Sie wurden nach Griechenland zurückgeschafft, wo die meisten bald den nächsten Versuch wagen. Immer in der Hoffnung, dass das Pingpongspiel irgendwann aufhört. ■ Epilog: Seit Mitte August gilt in Italien das so genannte Sicherheitsgesetz: Wer illegal nach Italien einreist oder sich dort illegal aufhält wird mit bis zu 10 000 Euro gebüsst. Wer trotz Abschiebung im Land bleibt, landet neu im Gefängnis, Gleiches droht Ita-

BILD: REUTERS/JOHN KOLESIDIS

lienern, die Sans-Papiers eine Wohnung vermieten.

Rückschaffungen aus der Schweiz Seit Inkrafttreten des Dublin-Abkommens im Dezember 2008 klären die Schweizer Behörden gleich zu Beginn eines Asylverfahrens, ob ein Gesuchsteller bereits in einem Dublin-Staat registriert wurde. Falls ja wird der Betroffene in der Regel in das Land zurückgeschafft, das die Einreise ursprünglich ermöglichte. Bis Ende Juni erfolgten gemäss Angaben des Bundesamtes für Migration (BFM) 547 Rückführungen, bei weiteren 1131 Personen wurde sie in die Wege geleitet. Umgekehrt wurde im selben Zeitraum bei 144 Asylsuchenden entschieden, dass sie aus anderen Dublin-Staaten in die Schweiz zurück müssen. Michael Glauser vom BFM zieht ein positives Fazit: «Gestützt auf das Abkommen konnte die Schweiz bisher deutlich mehr Personen in andere DublinStaaten überstellen als sie selbst übernehmen musste.» Für Länder wie Griechenland ist die Bilanz ungleich negativer. Susanne Bolz von der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) erklärt: «Bisher gibt es kein Lastenausgleichssystem auf europäischer Ebene, so dass die Staaten an den Aussengrenzen stark belastet sind, und Länder wie die Schweiz von ihrer Binnenlage profitieren.» Die Leidtragenden des nationalstaatlichen Egoismus sind die Aslysuchenden. Denn auch Griechenland versucht die Ankommenden möglichst schnell wieder loszuwerden. Menschenrechtsorganisationen und das UNO-Flüchtlingshochkommissariat kritisieren das griechische Asylverfahren heftig (siehe Hauptartikel). Die Schweiz schickt gemäss BFM «betagte Personen, Familien mit minderjährigen Kindern, unbegleitete Kinder und Kranke» deshalb nicht nach Griechenland zurück. Alle anderen aber werden zurückgeschafft, was in den meisten Fällen das Ende aller Hoffnungen auf Asyl bedeutet, wie die SFH sagt: «Wir haben wiederholt Beschwerden eingereicht bezüglich Griechenland, weil wir glauben, dass das Verfahren dort sehr schlecht ist und kaum Chancen bestehen, als Flüchtling anerkannt zu werden.» (ash)

Leben zwischen Plastik, Karton und Krankheitserregern: Das Flüchtlingslager in Patras.

16

SURPRISE 207/09


Schrebergärten Die Überzeugungsjäter Schrebergärten bilden ein eigenes Stück Kulturgeschichte. Schon im 16. Jahrhundert wurden Grundstücke im Stadtgraben für den Gemüseanbau verpachtet. Im 19. Jahrhundert dienten Gartenparzellen Fabrikarbeitern und deren Kindern als Ort für Spiel und Erholung. Später trat die Selbstversorgung der Stadtbevölkerung in den Vordergrund. Heute heissen sie Freizeit- oder Familiengärten und ihre Betreiber könnten unterschiedlicher nicht sein: Was die «Schrebergärtner» aber verbindet, ist der Kampf gegen das Unkraut. Ein Augenschein auf dem Areal Lachenweg in Basel. VON MENA KOST (TEXT UND BILDER)

SURPRISE 207/09

17


100 Gläser Sugo

Kein billiger Spass

«Ich habe schönes Gemüse, wie man sieht.» Gino Moncecchi (80) sitzt am Tisch vor seinem Häuschen und präsentiert mit ausladender Armbewegung seinen Garten. Alles, was hier wächst, erstaunt durch Übergrösse: Die Salate sind doppelt so gross wie jene aus der Migros, die Buschbohnen dreimal höher als die der Nachbarn und einige Tomaten haben den Umfang von Honigmelonen. «Erfahrung», erklärt Herr Moncecchi, «man lernt dazu». Seine Frau stellt Kaffee und Grappa auf die geblümte Tischdecke und seufzt: Auf einem Holztisch im Innern des ordentlichen Häuschens liegen rund 70 soeben geerntete Tomaten, die anderntags zu Sugo verarbeitet werden sollen. «Die Tomaten sind ihm das Liebste», sagt Frau Moncecchi (76). «Mir gefällt alles, was schön wächst», erklärt ihr Mann. Dass die Pflanzen in diesem Garten fachmännische Betreuung geniessen, ist offensichtlich: «Ein Garten ist eine Menge Kopfarbeit, man muss die Produktion vorbereiten.» Gino Moncecchi macht Pläne auf Papier, zeichnet die Beete auf, legt eine Pflanzfolge fest. «Wenn ich einen Salat nehme, setze ich gleich einen jungen nach, selbst gezogen. Deshalb gibt es immer etwas zu ernten.» Über die Frage, ob sich der Garten auszahle, muss das Ehepaar herzlich lachen: «Finanziell? Nie und nimmer. Man denke an die Stunden, die investiert werden müssen. Aber lohnen tut er sich trotzdem.» Eigenes Gemüse sei immer frisch und habe deshalb mehr Vitamine als jenes aus dem Laden. Ausserdem schmecke es viel, viel besser. Etwa die Tomaten: 80 Gläser feinsten Sugo produzierten Moncecchis im letzen Sommer, die grössten Tomaten hatten über 1,5 Kilo gewogen. Und dieses Jahr, davon ist Herr Moncecchi überzeugt, kann ein neuer Rekord aufgestellt werden: «100 Gläser», sagt er und nimmt einen Schluck Corretto, «100 werden es bestimmt.»

Zwar hat Ali Gor (45) seit April eine eigene Parzelle, aber heute arbeitet er im Garten seines Bruders: «Einen Tag sind wir bei ihm, den anderen bei mir. Je nachdem, wo Bedarf besteht.» Die Brüder sind fast jeden Abend nach Feierabend im Garten, organisieren einen Grill, wässern die Pflanzen oder jäten. Seine Frau und seine beiden Kinder sind auch meistens hier. «Ausser die Kinder haben am Nachmittag Schule. Oder meine Frau und ich haben Streit, dann kommen sie auch nicht.» Heute aber bleibt seine Familie dem Gartenleben nicht wegen Unstimmigkeiten fern: «Sie sind alle in den Ferien in der Türkei, bei den Eltern meiner Frau. Nur ich muss arbeiten.» In der Türkei, erzählt er, hätten Gärten eine ganz andere Bedeutung als in der Schweiz. «Hier haben nicht viele Leute einen Garten. In der Türkei hat jeder einen, ohne geht es dort nicht.» Gor ist froh, dass er jetzt zu jenen gehört, die einen haben. Allerdings, so ein Schrebergarten sei ja nicht gerade billig: Auf 500 Franken pro Jahr komme man schon – Miete, Wasserkosten, Samen, Setzlinge und Gartengeräte zusammengerechnet. Deshalb haben der Bruder und er sich dafür entschieden, nur Essbares anzubauen. Gor steht auf, rückt die Gartenbank zurecht, auf der er gesessen hat, und streckt seinen Rücken durch. Er will weiter jäten: «So ein Stück Land ist etwas Fantastisches: Man kann es sich schön machen, Gemüse anbauen, draussen sein. Für die Kinder ist das wichtig. Und für die Erwachsenen auch.»

Rekordgärtner: Gino Moncecchi (80) und Raymonde (76)

18

Feierabendgärtner: Ali Gor (45) SURPRISE 207/09


Achtung Gemüsediebe!

Nonno e Nonno

«Obacht», sagt Carmen Cartelli (62), «diese Stimme kenne ich nicht.» Sie springt von ihrem Gartenstuhl auf und rennt zum Zaun, der ihre Parzelle vom Nachbarsgarten abtrennt. Von hier aus kann, wer den Hals genügend reckt, auf den kleinen Kiesweg sehen, der zwischen den Schrebergärten hindurchführt. Cartelli gibt Entwarnung: «Der Freund eines Nachbarn, alles in Ordnung. Fremde dürfen hier nämlich nicht rein.» Sie und ihre Kollegin Anita Leu (61) sind seit dem frühen Morgen am Krampfen: Jäten, Büsche zurückschneiden, sauber machen. Der grösste Posten sei eindeutig das Allmendwegli gewesen, das wieder einmal gejätet und mit frischen Kieselsteinen aufgefüllt werden musste. «Wir haben einen Eckgarten und müssen deshalb ein grösseres Stück vom Weg in Ordnung halten als die anderen. Deshalb bezahlen wir auch weniger Pacht», erklärt Cartelli. «So ist es», sagt Anita Leu. Es wird bereits Abend und die Frauen finden, dass sie sich ihren Feierabend verdient haben. Cartelli steigt in den Keller, um kaltes Mineralwasser zu holen: Eine Betontreppe führt in einen geräumigen, unterirdischen Raum, der jedem Wohnhaus Ehre machen würde: «16 000 Franken hat das gekostet. Aber jetzt gehört er uns, wie alles auf dieser Parzelle: Das Biotop, der Grill, das Haus – 2,50 Meter auf 3,50 Metern, Standardgrösse – und eben der Keller.» Wieder in den Stühlen und mit Sirup versorgt, wird berichtet, wie die Zuständigkeiten im Garten aufgeteilt sind: «Meine Tochter macht das Gemüse ich die Blumen und der Mann den Grill, das Biotop und den Rasen. Und wenn Anita hier ist, dann hilft sie mir», sagt Carmen Cartelli. Anita nickt: «Genau. Ausserdem ist Carmen die Köchin. Heute zum Beispiel hat es Omeletten mit Geschnetzeltem gegeben. Und Gurkensalat aus dem Garten.»

«Die letzten zwei Monate waren schlimm», berichtet Salvatore Colucci (66), während er auf einem Campingherd in seinem Gartenhäuschen Pasta für seine drei Enkelkinder und seine Tochter kocht. Zweimal wurde bei ihm eingebrochen, beide Male der Stromgenerator gestohlen. Colucci schüttelt den Kopf: «Jetzt haben wir kein Elektrisch mehr.» Seit Colucci pensioniert ist, kommt er täglich in den Garten. Er sei auf einem Bauernhof in der Nähe von Napoli aufgewachsen, kenne sich also mit Gemüse und Blumen aus. Er lächelt: «Irgendwie muss man seine Zeit ja sinnvoll herumbringen.» Seine Frau arbeitet noch und kommt erst nach Feierabend in den Garten. Aber die Enkelkinder sind oft bei ihrem Grossvater im Grünen – besser gesagt, bei ihren Grossvätern: Auf der Nachbarsparzelle nämlich baut der andere Grossvater von Luca (11), Elena (8) und Luisa (19 Monate) sein Gemüse an. «Ich habe ihm gesagt, dass neben mir etwas frei wird. So können wir die Enkel beide gleichzeitig sehen.» Er tätschelt Luca den Kopf. Der Bub ist dabei, ein tüchtiges Feuer im gedeckten Grill anzufachen – zur Pasta soll es für jeden einen Cervelat geben. «Alles selbst gebaut von Nonno, auch der Pizzaofen», erklärt Luca stolz. Und sein Grossvater sagt: «Luca ist unser Feuerspezialist. Und Pizza macht er auch schon fast allein.» Während die beiden Enkeltöchter im Liegestuhl fläzen, fragt Coluccis Tochter Angela, welchen Salat sie fürs Mittagessen ernten solle. «Nimm einfach irgendeinen», sagt Colucci. Dann fällt ihm etwas ein und seine Augen verdrehen sich zum Himmel: «Ja, und das Gemüse wird auch oft gestohlen: Sehe ich doch eines Tages, wie ein Unbekannter aus dem Garten meiner Nachbarin linker Hand herauskommt. Da habe ich die ganze Nachbarschaft zusammengerufen – und dann haben wir den gestellt.» ■

Gartensheriffs: Carmen Cartelli (62) und Anita Leu (61) SURPRISE 207/09

Gärtneropa: Salvatore Colucci (66) mit Tochter Angela (35) und den Enkelinnen.

19


ILLUSTRATION: PRISKA WENGER

Kurzgeschichte Sauber bleiben GUNTER GERLACH

Mittwochs Fenster putzen. Aber von der Strasse aus sind meine Scheiben doch nicht so blank geworden wie die anderen. Ein Trupp der Stadtreinigung marschiert in orangefarbenen Uniformen vorbei. In der Hauptstrasse werden die Fusswege gebohnert und die Häuser gewaschen. Alles glänzt. Der Himmel ist frisch gestrichen. Die Menschen tragen weisse Kleidung, das ist jetzt Vorschrift. Aus der Tür meiner Lieblingskneipe quillt Seifenschaum. «He, halt!», brüllt der Wirt. Ich bleibe stehen, folge mit dem Blick der Richtung seines ausgestreckten Arms. Meine Schuhe. Sie hinterlassen klebrige Abdrücke auf dem feuchten Fussboden. Der Wirt wirft mir einen Lappen zu, und ich verwische meine Spuren, putze meine Schuhe ab. Der Wirt ist nicht zufrieden, sein Blick ist Verachtung. Blitz sitzt am Tresen. Er heisst so, weil die blonden Haarsträhnen im Zickzack von seinem Kopf abstehen. Er betreibt eine chemische Reinigung. «Du siehst fertig aus», stellt er fest. «Ja, ich schaffe es nicht, meine Wohnung sauber zu halten. Kaum bin ich fertig, kann ich schon wieder von vorn anfangen.» Ich ziehe mich auf einen Barhocker hinauf. In einer Ecke sitzt ein letzter Raucher unter einer Glaskuppel. «Du brauchst eine Putzfrau», sagt Blitz. Der Wirt grinst. Freie Putzfrauen gibt es schon lange nicht mehr. Er beugt sich über den Tresen und schnüffelt in meine Richtung. Dann stellt er den Luftreiniger auf eine höhere Stufe. «Ein Bier, bitte», sage ich. Zögernd nimmt der Wirt ein Glas. Er schnippt mit dem Fingernagel dagegen. «Muss ich dann wieder abwaschen und polieren.» Er stellt es trotzdem unter den Zapfhahn. Blitz neigt sich mir zu. «Ich hätte vielleicht eine Putzfrau für dich», flüstert er. «Ehrlich? Was muss ich tun?» Der Wirt klopft auf das blank gescheuerte Messing des Tresens. «Hier wird nicht geflüstert. Keine dreckigen Witze, keine schmutzigen Gedanken! Ist das klar?»

20

Wir nicken. Ich kriege mein Bier. Wir wagen nicht, mit den Gläsern anzustossen, heben sie nur hoch, nicken uns zu. «Sauber bleiben.» Das ist der offizielle Trinkspruch. An der Aussenseite unserer Gläser laufen eilig Tropfen herab. Mit einem Lappen, den uns der Wirt dafür gegeben hat, fangen wir sie auf. Im Radio kommt eine Durchsage der Stadtreinigung. Namen und Adressen. Mein Name ist dabei. Mir rutscht das Glas aus der Hand. Ich komme zu spät. Der Wirt bestand darauf, dass ich das Bier aufwische, mein Glas abwasche und poliere. Zum Glück war es heil geblieben. Vier Männer in leuchtend orangefarbenen Uniformen sind schon in meiner Wohnung. Sie gucken unter das Bett, fahren mit dem Finger an der Oberkante der Türen entlang, klopfen Staubwolken aus den Sesselpolstern, holen kleine dunkle Teile aus den Fussbodenritzen, nehmen Proben für Laboruntersuchungen. Die Bedenken lassen ihre Köpfe schwanken. Plötzlich entdecken sie meine im Schritt nasse Hose. «Bier», erkläre ich mit ausgebreiteten Händen und hochgezogenen Schultern. Ekel treibt ihnen die Magensäfte in den Mund. Sie zücken die roten Kontrolllisten für Kleidung und Körper. Am Ende ihrer Untersuchung zahle ich Bussgelder und bekomme einen Termin zur Nachkontrolle. Kaum sind sie gegangen, steht Blitz in der Tür. Er presst einen Finger gegen die Lippen, dann winkt er jemandem, der auf dem oberen Treppenabsatz wartet. Es ist ein junges Mädchen in einem dieser modernen weissen Overalls, dessen Ärmel als Putzlappen enden. «Sie kommt aus dem Regenwald», sagt Blitz. «Da gibts ja keine Arbeit.» Sie beginnt sofort zu putzen. Wir sitzen auf dem Sofa, sehen ihr zu und bewundern ihre Beweglichkeit. «Kann ich mir die leisten? «Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung.» «Die wohnt bei mir?» «Ab sofort.» Als Blitz gegangen ist, zieht mich das Mädchen aus, stopft meine Kleidung in die Waschmaschine und lässt Wasser in die Badewanne. Dann schrubbt sie mich, schneidet meine Haare ab, rasiert meinen Körper vom Kopf bis zu den Füssen. Schliesslich bringt sie mich ins Bett. Sie kommt mit einem Saft, in den sie ein weisses Pulver schüttet. SURPRISE 207/09


Ich schnuppere an meinen Achselhöhlen, dann betrete ich die Kneipe. Ein künstlicher Sonnenstrahl quer durch den Raum zeigt die Staubdichte der Luft an. Praktisch null. Der Wirt hat den Schädel rasiert. Er grinst, poliert mit dem Ärmel die Bierfilze. Auch Blitz hat eine Schädelrasur hinter sich. Ich streiche mir selbst über den blanken Kopf. «Mal ehrlich, Haare sind doch bloss Staubfänger», sagt der Wirt. Ich kriege ein Bier ohne Schaum.

«Schaum ist doch ekelhaft», beantwortet der Wirt meinen Blick. In der Ecke sitzt der letzte Raucher unter einer Glasglocke, aber er raucht nicht mehr. Der Wirt zieht die Mundwinkel herab, öffnet seine Hand in Richtung des Rauchers. «Der dunstet nur noch aus.» «Das Mädchen ist weg», sage ich zu Blitz. Er nickt. «Ich weiss. Die ist auch nichts für immer.» «Sie hat aber alle meine Möbel und Wertsachen mitgenommen.» «Ich weiss», sagt Blitz. «Musst du so sehen», sagt der Wirt. «Die haben da ja auch nichts im Regenwald. Wir tun ein gutes Werk.» Draussen marschiert ein Trupp in orangefarbenen Uniformen vorbei. Schichtwechsel. «Hat auch Vorteile», sagt Blitz. Ich nicke. Der Gedanke an meine leere Wohnung gefällt mir. Leicht sauber zu halten. ■

Gunter Gerlach Gunter Gerlach, geboren 1941 in Leipzig, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, wo er auch lebt. Er schreibt Hörspiele, Kurzprosa und Krimis. 1992 wurde Gunter Gerlach mit dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet. 1995 erhielt er für den Roman «Kortison» den deutschen Krimipreis. 2003 und 2005 wurde Gunter Gerlach der Friedrich-Glauser-Preis für Kurzgeschichten verliehen. Zuletzt erschien 2008 sein Roman «Jäger des Alphabets». www.gunter-gerlach.de

Anzeige:

Natürliche Energie. Sagen Sie der Umweltbelastung den Kampf an: Fahren, heizen und kochen Sie mit Erdgas, der umweltschonenden Energie.

www.gvm-ag.ch

SURPRISE 207/09

21

BILD: TAJA STAPELFELD

«Trinken für sauber innen.» Die Worte gleiten ihr von der glatten Zunge. Ich hebe die Bettdecke für sie an, aber sie will nicht mit hinein. «Sauber bleiben», sagt sie. «Noch Arbeit.» Ich bin müde von ihrer Behandlung. Tage später wache ich wieder auf. Die Wohnung ist leer. Keine Mädchen mehr, kein Fernseher, kein Computer. Kein einziges Möbelstück. Selbst das Bett hat sie unter mir abgebaut. Ich liege nur noch auf der Matratze.


BILD: ANDREA GANZ

Le mot noir Wackelige Karriereleiter Kürzlich auf einem Feld im Zürcher Weinland. Mein Kumpel Patrick und ich sitzen im Gras und sehen zu, wie unsere Gastgeberin auf einer Leiter einen Baum angeht. «Wie hoch ist die eigentlich?», überlegt Patrick. «Keine Ahnung, viel zu hoch!», murre ich. «Zwölf, vierzehn Meter», schätzt Patrick mit Kennerblick. Unsere Gastgeberin Anette und ihr Freund, beide Anfang zwanzig, haben beschlossen, ein Bauernhaus aufzumöbeln und es irgendwie wieder zum Laufen zu bringen. «Eine ziemliche Aufgabe», findet Patrick. Das Bauernteil ist jedenfalls genau so, wie es Anette beschrieben hat. Viel Ruine, ein paar Hühner und im Prinzip kein Kapital. «Komm doch auf ein Glas Wein vorbei», meinte sie, als wir uns bei einer Hochzeit auf der Damentoilette kennen lernten, beide patschnass, weil irgendein

22

Idiot vergessen hatte, den Timer des Rasensprengers auszuschalten. Inzwischen hat Anette auf der Leiter angefangen, einen Ast zu sägen. «Ich kann da gar nicht hinsehen», seufze ich. «Lass uns die Weingläser reinbringen.» «Die sägt da oben aber auch für unsere Rente», gibt Patrick zu bedenken. «Vielleicht sollten wir wenigstens einen Blick riskieren?» «Auf keinen Fall», zische ich. Während Patrick im ehemaligen Stall die Gläser in einem versifften Steintrog einweicht, überlegt er: «Warum suchen die sich keinen Job, der ein bisschen was einbringt? Die haben doch Marketing studiert.» «Ohne Berufserfahrung?», ziehe ich die Braue hoch: «Hallo?» «Okay, gut, dann machen sie eben aus dieser Bruchbude eine Existenz. Ist doch cool, irgendwie Woodstock», probt Patrick den Optimismus. Aber ich habe ein schlechtes Gewissen. «Als ich zwanzig war, gab es Jobmöglichkeiten à gogo.» «Daran will ich mich gar nicht erinnern», wehrt Patrick ab. «Warum nicht?» «Du im Service! Ich bin froh, dass wir das hinter uns haben!» «Das war nur diese verdammte Schwingtür! Die hättest du mit dem vollen Tablett auch nicht geschafft!», bin ich beleidigt. «Und was war, als dein Wickelrock aufgegangen ist?» «Sollte ich deswegen die Teller fallen lassen?», knurre ich zurück. «Okay», räumt Patrick ein, «dann bin ich eben froh, dass du nicht mehr jung bist! Ich meine, du bist – reifer!»

Die Stalltür geht knarrend auf und Anette kommt verschwitzt herein. Aber sie lebt. «Also wenn ihr die Scheune umweltfreundlich renovieren wollt», surfe ich geschäftig auf meinem aufgeklappten Laptop, «dann gibt es hier ein paar Adressen für Subventionen!» «Wenn wir irgendwann mal Geld dafür haben, ist lieb», winkt Anette ab. «Aber im Moment brauche ich eure Hilfe. Ich krieg den Ast allein nicht weg.» Patrick schrubbt nervös die Gläser. «Ist diese Leiter nicht ziemlich hoch?», fragt er scheinheilig. «Vierzehn Meter», sagt Anette ungerührt. «Also seit ich joggen war, habe ich dieses kaputte Knie ...» «Ich dachte, die füttern uns durch, wenn wir erst mal sabbern!», zische ich ihm zu. Aber Patrick produziert im Steintrog bereits neuen Schaum. Am Ende des Nachmittags stehe ich zitternd auf einer Leiter, irgendwo zwischen dem zehnten und elften Höhenmeter. «Weiter rüber!», ruft Anette auf der Leiter neben mir. «Und jetzt bitte sägen!» SÄGEN? Ich schaffe es nicht mal zu ATMEN! Aber Anette hat Recht, den Ast kriegt man nicht alleine weg.

DELIA LENOIR (LENOIR@HAPPYSHRIMP.CH) ILLUSTRATION: IRENE MEIER (IRENEMEI@GMX.CH) SURPRISE 207/09


Figurentheater «Dann steckt er mich in den Koffer» BILD: JUK

Schorschi tritt zum ersten Mal am Figurentheaterfestival Basel auf. Das wurde auch Zeit, denn der leidenschaftliche Sänger ist der unbestrittene Star im Ensemble des Basler Figurentheaters Vagabu. INTERVIEW: JULIA KONSTANTINIDIS

Schorschi, an der fünften Ausgabe des Figurentheaterfestivals bist du zum ersten Mal auf der Bühne zu sehen. Weshalb hat es so lange gedauert? Bisher wollten wir vor allem unsere Gäste auftreten lassen. Dieses Jahr haben wir entschieden, dass auch wir, das Figurentheater Vagabu, welches das Festival organisiert, mit dabei sind. Ich freue mich sehr darauf, denn in den bisherigen Jahren steckte mich Christian Schuppli, mein Spieler, vor dem Festival in den Koffer und nahm mich erst Monate später wieder heraus. Immerhin – andere Figurenkollegen mussten noch viel länger drin bleiben. Dann bist du der Star im Ensemble? Das ist mir jetzt etwas peinlich, aber klar, man kennt mich nach all den Jahren schon. Ich bin seit 15 Jahren als Schorschi im Geschäft. Für alle, die dich noch nicht kennen: Was bist du für ein Typ? Ich bin neun Jahre alt, singe sehr gerne und bin meistens gut aufgelegt. Mein Vater heisst Rolf, meine Mutter Evi. Sie sind aus demselben Holz geschnitzt wie ich. Sie haben oft keine Zeit für mich, aber ich lasse mich deswegen nicht so schnell unterkriegen. Denn ich bin erfinderisch und erlebe immer wieder sagenhafte Geschichten. Die erzähle ich dann auf der Bühne. Du trittst seit jeh mit Christian Schuppli auf, der dich auch geschnitzt hat. Wie ist eure Beziehung? Er macht mit mir, was er will, das ist etwas unangenehm. Doch andererseits brauche ich ihn, ohne ihn gehts nicht. Christian redet immer von einer symbiotischen Beziehung, sehr intensiv. Das muss aber auch sein, denn er muss sich gut in mich einfühlen können, um mit mir zu spielen. Am Festival triffst du Darsteller aus der halben Welt – gibt es da kulturelle Unterschiede? Je nachdem woher die Ensembles kommen, haben sie eine andere Tradition. In Russland oder Ostdeutschland etwa gab es früher Figurentheater so gross wie ein Stadttheater. Das ist hier nicht der Fall. Mehr als die Herkunft macht aber der Figurentyp den Unterschied zwischen uns Darstellern aus. Die einen sind so klassisch wie ich, andere bestehen aus Gegenständen oder wachsen den Spielern aus dem Körper. Manche Figurentheater benutzen Video oder spezielles Licht, das gibt spannende Bilder. Wirst du dir auch einige Aufführungen am Festival anschauen? Ich würde sehr gerne die «Zauberflöte» sehen, die im Schauspielhaus von einer Gruppe aus Nürnberg aufgeführt wird. Ein einziger Sänger singt alle Rollen, die Darsteller sind Handpuppen. Dieses Jahr verbinden einige Gruppen Livemusik mit dem Figurentheater. Christian sagt, das sei ein Schwerpunkt. Auch dass viele Darsteller aus Gegenständen bestehen, ist dieses Jahr besonders. SURPRISE 207/09

Hat am diesjährigen Figurentheaterfestival einen grossen Auftritt: Schorschi.

Du bist noch ein Kind, für dich bietet das Figurentheaterfestival einiges. Kommen Erwachsene auch auf ihre Rechnung? Natürlich. Figurentheater ist kein Kinderkram. Die meisten Stücke am Festival sind für Jugendliche und Erwachsene gemacht. Ausserdem sind auch Kinderstücke für Erwachsene interessant. In meinen Geschichten etwa erkennen sie sich manchmal in meinen Eltern wieder. Mit deinem Auftritt am Festival ist ein grosser Wunsch für dich in Erfüllung gegangen. Was wünschst du dir für deine weitere Zukunft? Dass mich Christian immer wieder aus dem Koffer hervorholt. Und dass das Figurentheater bekannter wird. ■

Das Figurentheaterfestival Basel findet vom 2. bis am 7. September statt. Gezeigt werden 17 Produktionen von Theatergruppen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland, Spanien und Russland. Aufführungsorte sind verschiedene Theater und öffentliche Plätze in Basel, Riehen und im französischen St-Louis. Es gibt auch Aufführungen für Schulklassen und Workshops für Theaterleute. Informationen: www.figurentheaterfestival.ch Vorverkauf über Theater Basel: 061 295 11 33

23


BILD: ZVG

BILD: ZVG

Kulturtipps

Wie geht Theater? Peter Michalziks Gebrauchsanweisung hilft weiter.

Buch Abo aufs Nackte Auf der Wartebank: die Dame mit dem Vogelkäfig.

Nackte Menschen auf der Bühne!? Sind wir in einer Strip-Show? Nein, im guten alten Stadttheater. Doch wenn die Volksseele kocht und Politiker nach Subventionskürzungen rufen, ist es Zeit für einen Blick hinter die Kulissen der Vorurteile. VON CHRISTOPHER ZIMMER

Bei den Salzburger Festspielen wurde es wieder zelebriert: Ein Bestsellerautor wettert gegen das Regietheater, bei dem sich irgendwer mit irgendwas beschmiert, und fordert ein Theater, das den Autoren dienen soll. Das passende Verdikt ist rasch zur Hand: Unterhosentheater! Man hat im Theater anscheinend, so der Theaterkritiker Peter Michalzik, das Abo aufs Nackte. Mag sein, dass dies nur ein Vorurteil ist und eine fragwürdige Doppelmoral in unserer sexualisierten Gesellschaft offenbart. Dennoch leeren solche Pauschalurteile die Zuschauerreihen. Zu viel Nacktheit, zu viele Ideen, zu wenig Gefühl, denkt der potenzielle Zuschauer – und bleibt zu Hause. Doch darüber geht die Kunst des Theaterbesuchs verloren. Diese Kunst, dieses Wissen vom Theater möchte Michalzik mit seinem Buch wiederbeleben. Es ist eine Gebrauchsanweisung, die fragt: Was ist Theater? Wie funktioniert es? Woraus besteht es? Es beleuchtet die Rolle des Theaters – und des Zuschauers. Denn das Theater ist kein Automat, in den man ein Geldstück wirft und sagt: Mach mal! Theater kann nur funktionieren, wenn der Zuschauer aktiv teilnimmt, interessiert und auch informiert ist. Bequemer Konsum garantiert nur Frust. Dieses Buch ist eine notwendig gewordene Einführung ins Theater. Es behandelt in sechs Kapiteln die Bausteine des Theaters. Es erzählt von Schauspielern, Regisseuren und Dramatikern, von Spielstilen und Regiesprachen, von Kartenkauf, Pausensmalltalk und Theaterschlaf und liefert gegen Schluss die vielleicht kürzeste Theatergeschichte der Welt. Nach dieser lustvollen Lektüre weiss man mehr, kann mitreden, sieht, hört und versteht mehr von dem, was auf den Brettern, die die Welt bedeuten, Abend für Abend gespielt wird. Und räumt vielleicht endlich mit alten Vorurteilen auf. Denn es gibt nur gutes und schlechtes Theater. Ob mit oder ohne Unterhose. Peter Michalzik: Die sind ja nackt! Gebrauchsanweisung fürs Theater. Dumont 2009. CHF 26.50

Theater/Tanz Mitten im Gefühl der Leere Im holzverkleideten Wartesaal des französischen Bahnhofs in Basel inszeniert die Künstlerin und Regisseurin Cornelia Huber ein Theaterprojekt über das Warten. Atmosphärisch und eindrücklich. VON SANDRA SCHÖLL

«Niemand wartet gern.» Cornelia Huber sitzt auf einer der langen Holzbänke im Wartesaal und sinniert weiter: «Jeder, der wartet, kommt irgendwoher und muss irgendwohin. Das verbindet.» Aber bei jedem löst das Warten etwas anderes aus. Genau das ist es, was die Basler Regisseurin interessiert und woran sie mit den elf Amateuren der Zürcher Theatergruppe Balgrist gearbeitet hat: Wie die Menschen mit diesen Momenten umgehen, wo sie ungeschützt in der Öffentlichkeit dem äusseren Stillstand und den Blicken der anderen ausgesetzt sind. Was geschieht in ihrem Innern? In vielen Improvisationen haben die Spielenden Hubers Impulse aufgenommen und wieder verworfen, sie haben selbst Ideen angeboten und das Ganze mit ihrer eigenen Geschichte verwoben. So sind Szenen entstanden, in denen der eine kaum stillsitzen kann, der andere ein melancholisches Lied auf seinem Akkordeon spielt, jemand unverhofft Zeit zum Träumen findet, ganz naiv von einem anderen Leben, wo alles schöner, grösser, besser ist. Ein Mann umwirbt seine Angebetete – wie man zunächst denkt –, meint dann aber doch einen Vogel, wie sich später herausstellt. Der rote Faden, die gemeinsame Erfahrung des Nicht-mehr-da-, Nochnicht-dort-Seins, wird von allen Charakteren gemeinsam geknüpft und lässt ein Beziehungsgewebe entstehen. Wege und Schicksale kreuzen sich und plötzlich geschieht etwas Unerwartetes: Für einen kurzen Augenblick finden alle in einem gemeinsamen Rhythmus zusammen und werden von einer unsichtbaren Kraft gleichsam getragen. Sich selbst einzubringen, das gilt auch im Produktionsalltag der Theatergruppe. Jedes Mitglied übernimmt unter der Leitung von Yvonne Brun Verantwortung für einen Produktionsbereich und so tragen alle zur Verwirklichung der Projektvision bei. Bruns Leidenschaft fürs Theater ist es zu verdanken, dass Menschen mit den unterschiedlichsten Biografien im Alter zwischen 25 und 60 Jahren für dieses wundervoll poetische Projekt zusammengefunden haben. «Warten auf» 28. bis 30. August, 20 Uhr, Wartesaal des Bahnhofs SNCF (französischer Teil des Bahnhofs SBB), Basel

24

SURPRISE 207/09


BILD: ZVG

Eine kuriose Gruselgeschichte für Kinder und Erwachsene: Coraline.

Comic Eltern mit Knopfaugen Aus der Feder eines der profiliertesten Comic-Autoren Englands kommt eine Horrorgeschichte für Kinder: «Coraline» ist soeben als Comic erschienen und kommt in diesen Tagen auch als Film in die Kinos. VON ETRIT HASLER

Ausserhalb der Gemeinde der Comic-Nerds ist der Name Neil Gaiman nicht gerade geläufig: Wer auf Fantasy-Literatur steht, kennt ihn vielleicht noch aus seiner Zusammenarbeit mit Scheibenwelt-Schöpfer Terry Pratchett bei der Milleniumspersiflage «Ein gutes Omen» und ein paar wenige werden sich noch an den wunderschönen, aber erfolglosen Märchenfilm «Sternenwanderer» (mit Robert de Niro als Transvestitenpiraten) erinnern – wer nicht, dem seien beide Werke als sofortige Pflichtlektüre zu empfehlen. In der Comicwelt hingegen ist der einsiedlerhafte Gaiman ein Titan: Mit «Sandman» – deutsch bei Panini neu aufgelegt – revolutionierte er in den Neunzigerjahren das Genre des Erwachsenencomics, bevor er seine dunklen Welten unter der Oberfläche des bürgerlichen Englands in die Fantasy-Literatur (unter anderem mit dem mehrfach preisgekrönten «American Gods») und später vor allem in Kinderbücher importierte. «Coraline» gehört in diese letzte Kategorie: Coraline Jones (die von allen Nachbarn konsequent falsch Caroline gerufen wird), mit ihren vielbeschäftigten und an ihrer Tochter kaum interessierten Eltern in ein neues Haus eingezogen, entdeckt eine geheimnisvolle Tür: Zuerst findet sie dahinter nur eine Mauer aus Ziegelsteinen. Als ihr jedoch auf einer ihrer Entdeckungsreisen ein Schlüssel in die Hände fällt, eröffnet sich dahinter ein Paralleluniversum, in dem sie «andere» Eltern besitzt, die sich zwar liebevoll um sie kümmern, deren Augen aber mit Knöpfen zugenäht sind. Ihr einziger Verbündeter in dieser Welt ist eine sarkastische Streunerkatze, die dem Mädchen unter anderem erklärt, weshalb Katzen keine Namen haben und wieso sie Ratten nicht mögen. Die kuriose Gruselgeschichte, eine Art Gothic-Version von «Alice im Wunderland», erschien ursprünglich als Roman (deutsch bei Heyne erschienen) und wurde mit «Conan»- und «Sandman»-Zeichner P. Craig Russell als Comic umgesetzt – die fast skizzenartigen Bilder unterstreichen die Zerbrechlichkeit von Coralines Welt und machen den Band zu einem Sammlerstück. Die Geschichte wurde von «Nightmare before Christmas»-Regisseur Henry Selick verfilmt und läuft ab dem 27. August (für Liebhaber auch als 3-D-Version) in den Kinos.

Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

01

Scherrer & Partner GmbH, Basel

02

VXL AG, Binningen

03

Thommen ASIC-Design, Zürich

04

Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten

05

Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Nottwil

06

Ernst Schweizer AG, Hedingen

07

JL AEBY Informatik, Basel

08

iuliano-gartenbau & allroundservice, Binningen

09

Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

10

KIBAG Kies und Beton

11

Inova Management AG, Wollerau

12

SVGW, Zürich

13

Brother (Schweiz) AG, Baden

14

Segantini Catering, Zürich

15

Axpo Holding AG, Zürich

16

AnyWeb AG, Zürich

17

Kaiser Software GmbH, Bern

18

fast4meter, Storytelling, Bern

19

IBZ Industrie AG, Adliswil

20

Velo-Oase Bestgen, Baar

21

Niederer Kraft & Frey, Zürich

22

Mundipharma Laboratories GmbH, Basel

23

GUIDIMEDIACOM, Zollikon

24

reinhardpartner Architekten und Planer, Bern

25

Personalberatung Stellenwerk AG, Zürich

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag! Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

«Coraline» von Neil Gaiman & P. Craig Russell, Panini Verlag, Kinostart: 27. August.

207/09 SURPRISE 207/09

25


BILD: ZVG

Ausgehtipps Rote Fabrik, Zürich Agitation statt Altersmilde Der Mann ist eine lebende Legende. Mit den Dead Kennedys leitete Jello Biafra einst eine der wichtigsten Punkgruppen überhaupt. Und – nomen est omen – anders als die Kollegen von der No-Future-Fraktion zeterte er dabei stets gegen Gewalt und Unterdrückung. Die Band ist längst Geschichte, doch seine Fundamentalkritik am US-System verbreitet Biafra als Politaktivist, Spoken-Word-Künstler und Sänger bis heute. Mittlerweile hat er die 50 überschritten und um die Hüften ein bisschen zugelegt, Altersmilde oder nostalgische Verklärung führt er aber nicht im Programm. Stattdessen wird sich der erklärte Anarchist mit der neuen Begleitband The Guantanamo School of Medicine beim Zürcher Open-Air-Auftritt (bei Regen indoor) durch ein agitatorisches Set prügeln. Als Vorband vervollständigen die Zürcher Urgesteine The Bucks das Punkrock-Komplettpaket für Bierbauch-, Bedenken- und Irokesenträger. (ash) Mittwoch, 26. August, 19.30 Uhr, Rote Fabrik, Zürich.

BILD: ZVG

Ein Kennedy in Guantánamo: Jello Biafra.

Anzeige:

Sie sorgen für Wochenendstimmung im Lola: Klangquadrat.

SOMM ERTU RN IER UN D LET ZT ES NATI TESTSPIE L VOR HOME LESS WORLD CU P GEGE N ALL-STAR TEAM (THOMAS HÄBE RLI, WURZ EL 5, JIMY HOFE

R)

SAMSTAG, 22. AUG UST 2009 VON 10.00 BIS 19.00 UHR, BERN, WAISE NHAU ALL-STAR SPIEL 12.00 UHR

SPLAT Z

Lola, Basel Musik im Quadrat Für Leute, die alles schon gesehen haben und jedes Lokal der Stadt kennen, könnte dies eine Alternative sein: die Freitagsbar im Lola, im Quartiertreffpunkt St. Johann. Jeden Freitag treffen sich dort Vergnügungssüchtige, Diskussionswütige, Unbelehrbare und viele mehr, um das Wochenende einzuläuten. Einmal im Monat erhalten sie dabei Unterstützung von einer Band. Zum Beispiel Klangquadrat: Mit Saxofon, Gitarre, Bass und Schlagzeug schickt die Formation die Barbesucher mit mal träumerischen, mal pulsierenden jazzigen Kompositionen in die wohlverdiente freie Zeit. (juk) Freitagsbar, Freitag, 4. September, 19 Uhr bis 24 Uhr, Konzert: 20.30 Uhr, Lola, Lothringerstr.63

WWW.STRASSENSPORT.CH

26

SURPRISE 207/09


BILD: ISTOCKPHOTO

Stadtgärtnerei, Zürich Essen verboten Endlich eine Ausstellung, bei der die Gedanken ruhig zum Essen abschweifen dürfen. Denn die präsentierten Objekte sind normalerweise zum Verzehr da: Beim Anblick von rund 50 verschiedenen Tomatensorten liegt es nahe, dass vor dem inneren Auge Tomaten-Mozzarrella-Salate, saftige Sugos und Bloody Marys aufblitzen. An der Tomatenausstellung in der Stadtgärtnerei sind nicht nur die üblichen Rispen- und Cherrytomaten, die wir aus Coop und Migros kennen, zu sehen, sondern auch so exotische Vertreter wie die gelb-grüne «Green Zebra» oder die Kirschtomate mit dem ebenso tierischen Namen «White Rabbit». Wohl bekomms. (juk) Tomatenausstellung, bis 30. September täglich, 9 Uhr bis 16.30 Uhr. Degustation: Auch was fürs Auge: die Tomate als Ausstellungsobjekt.

BILD: ZVG

BILD: ZVG

25. August, 18 Uhr, Stadtgärtnerei, Sackzelg 25/27, Tel.: 044 492 14 23

Belebte Ruinen: Kino in Augusta Raurica.

Augusta Raurica BL Film und Faust Das Amphitheater in Augusta Raurica ist dazu gemacht, Helden gross aufspielen zu lassen. Statt der römischen Dramen dürfen es heute auch mal amerikanische Streifen sein, die das Publikum in die Ruinen locken. In den drei Filmen, die dieses Jahr unter freiem Himmel im römischen Gemäuer gezeigt werden, sprechen die Fäuste: Mit «Night and the City», «Raging Bull» und «Million Dollar Baby» flimmern drei bemerkenswerte Boxfilme aus unterschiedlichen Jahrzehnten über die Leinwand. Zum Abschluss des kämpferischen Themenblocks gibts am Boxeo vier Boxkämpfe in echt zu sehen. (juk) Open-Air Kino: 25. August: «Night and the City», 26. August: «Raging Bull», 27. August: «Million Dollar Baby», Filmstart jeweils um 20.30, Vorverkauf: Kasse Römermuseum in Augusta Raurica, T 061 816 22 22, www.theater-augusta-raurica.ch, Boxeo: 29. August, 19 Uhr, www.boxeo

Lea Lu mit Gitarre und ihrem Freund, dem Baum.

Podium 41, Zug Rock, Rap und liebliche Lieder In gut 20 Minuten bringt einen die Bahn von Zug nach Zürich oder Luzern. Und so zieht es den Zuger Musikfreund im Ausgang meist in die Metropolen. Für einmal aber lohnt sich die Reise in umgekehrter Richtung. Das Open Air Rock The Docks liefert drei Tage lang Graffiti-Action, Skateboard-Contests und natürlich Musik. Dabei drücken sich lokale Bands, nationale Grössen und ein internationaler Headliner das Mikrofon in die Hand. Am Freitag lassen unter anderem die Berliner Emo-Popper Jennifer Rostock und die Basler Garage-Combo Lombego Surfers die Gitarren knattern. Am Samstag können zarter Besaitete zu Lee Evertons Reggaeklängen und Hip-Hop von Stress wippen. Oder Sie suchen eine Neuentdeckung und liefern sich der Zürcher Songwriterin Lea Lu und ihren lieblichen Liedern von Lebenslügen, Pflaumenbäumen und Papierbooten aus. So oder so: Der Eintritt ist für alle gratis. (ash) 28. bis 30. August, Podium 41, Zug, komplettes Programm: www.rock-the-docks.ch

SURPRISE 207/09

27


Verkäuferporträt «Wir müssen die Augen aufmachen» BILD: ZVG

Surprise-Verkäufer Michael Hofer (29) verbringt seine Ferien mit dem Bau einer Solaranlage in Graubünden. Ein Opfer ist das für ihn nicht, denn er findet: «Der Einsatz für erneuerbare Energien ist nicht bloss ein Chrampf, sondern etwas Lässiges.» AUFGEZEICHNET VON RETO ASCHWANDEN

«Heute hatte ich Weckdienst. Zuerst bin ich mit der Kuhglocke durch den Heuschober, wo manche der Teilnehmer des Greenpeace-Jugendsolarlagers schlafen, anschliessend zu den Zelten vor dem Stall. Nach dem Frühstück verteilten wir die Arbeit. Manche sägen die Eisenstangen zu, die als Unterlage für die Solarpanels dienen, ein paar tragen sie aufs Dach und montieren sie, und eine Gruppe hilft in der Küche. Ins Jugendsolarlager gehe ich seit etwa zehn Jahren. Ich war schon in Fribourg, in Celerina und 2004 an der Weltenergiekonferenz in Bonn. Meist bauen wir Solaranlagen auf öffentliche Gebäude wie Schulen oder Behindertenheime. Einmal errichteten wir eine Solartankstelle. Und auch an der Street-Parade in Zürich sind wir schon gewesen. Da betrieben wir unser Lovemobile mitsamt der Musikanlage ausschliesslich mit erneuerbarer Energie. Dieses Jahr sind wir auf einem Bio-Bauernhof in Alvaneu in Graubünden, um auf dem Stalldach eine Fotovoltaikanlage zu installieren. In Zukunft wird sie Strom für etwa zehn Haushalte produzieren. Mit 19 bin ich Greenpeace beigetreten und seither engagiere ich mich stark im Umweltschutz. Wir müssen endlich die Augen aufmachen: Der Klimawandel ist keine Erfindung von Naturschutzorganisationen, sondern eine Realität. Deshalb verbrauche ich im Haushalt so wenig Energie wie möglich und bin auch oft bei Flyeraktionen und Unterschriftensammlungen auf der Strasse dabei. Und das Solarlager betrachte ich so quasi als meine Ferien. Die Teilnehmer sind Jugendliche und junge Erwachsene. Auch Greenpeace-Sektionen in anderen Ländern schreiben die Lager jeweils aus und so haben wir hier nicht nur Leute aus der Schweiz, sondern auch aus Deutschland, Spanien und den USA. Drei ausgebildete Solartechniker leiten uns als eine Art Vorarbeiter an. Im Prinzip packen alle überall mit an. Wenn allerdings jemand Höhenangst hat, zwingt ihn niemand aufs Dach. Es gibt ja auch andere Sachen zu erledigen. Gestern zum Beispiel habe ich mich freiwillig zum Küchendienst gemeldet. Wir haben hier eine mobile Solarküche aufgestellt. Die Herdplatten werden über zwei Parabolspiegel geheizt und den Kuchen backen wir in einem Solarbackofen. Das System wird auch in der Entwicklungshilfe in Afrika eingesetzt, in Gegenden, wo es keinen Strom gibt. Sicherheitshalber haben wir hier aber auch Gas und einen Pellet-Holzherd, falls es einmal regnen sollte. Feierabend ist meist kurz nach vier Uhr. Wir arbeiten konzentriert, aber schliesslich ist das ein Freiwilligeneinsatz, da soll das Ganze nicht in Stress ausarten. Gestern waren wir nach der Arbeit bei einem Bach in der Nähe. An einer Stelle ist das Wasser ziemlich tief. Ein paar von uns sind reingesprungen. Ich nicht, dafür ist mir das Wasser hier in den Bergen zu kalt. Abends packt der Projektleiter Reze Koen – wir nennen ihn unseren Guru – die Gitarre aus und spielt Beatles-Songs, die kennt jeder und alle können mitsingen. Manchmal setzt sich auch der Bauer, dem

28

der Hof gehört, zu uns. Sein Hund sucht immer die Nähe zu mir, wahrscheinlich spürt er, dass ich Tiere sehr gern habe. Politisches Engagement liegt bei uns in der Familie. Meine Mutter sass für die SP im Gemeindeparlament und die beiden Grossväter waren ebenfalls politisch aktiv. Bei der Ausrichtung gibt es allerdings Unterschiede, es gibt in unserer Familie auch FDP-Mitglieder. Neben Greenpeace arbeite ich auch in der Grünen Partei mit. Da wird es im Herbst viel Arbeit geben, denn Ende November kommt die Initiative für ein Verbot von Kriegsmaterialexporten zur Abstimmung. Da werde ich sicher bei Standaktionen mitmachen. Es ist mir wichtig, zu zeigen, dass politisches Engagement keine bitterernste Sache sein muss. So wie hier im Lager: Wenn wir eine Anlage für die Gewinnung erneuerbarer Energie installieren, ist das nicht einfach ein Chrampf, sondern etwas Lässiges, das Freude macht.» ■ SURPRISE 207/09


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte ber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise-Sozialarbeiterinnen betreut, individuell begleitet und gezielt gefördert. Dazu gehört auch, dass sie von Surprise nach bestandener Probezeit einen ordentlichen Arbeitsvertrag erhalten. Mit der festen Anstellung übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Starverkäufer BILD: ZVG

Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich sel-

Als Götti oder Gotte ermöglichen Sie einer Strassenverkäuferin oder einem Strassenverkäufer eine betreute Anstellung bei Surprise und damit die Chance zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

Henri Lehmann aus Küsnacht nominiert Ralf Rohr als Starverkäufer: «Jeden Morgen steht er an der Bahnhofstrasse in Zürich. Stets strahlt er Ruhe aus, während die Menschenmassen an ihm vorbeidrängen. Wie er, ohne laut zu werden, eine grosse Präsenz hat, finde ich beeindruckend. Ralf Rohr ist mein ruhender Pol in der Pendlerhektik.» René Senn Zürich

Kurt Brügger Baselland

Andreas Ammann Bern

Fatima Keranovic Baselland

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus Peter Gamma, Basel Peter Hässig, Basel Wolfgang Kreibich, Basel Marika Jonuzi, Basel Jela Veraguth, Zürich

Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Anja Uehlinger, Baden Marlise Haas, Basel Kumar Shantirakumar, Bern

Ihre Nominierung schicken Sie bitte an: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41+61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Ja, ich werde Götti/Gotte von 1 Jahr: 8000 Franken

1/2 Jahr: 4000 Franken

1/4 Jahr: 2000 Franken

Vorname, Name

Telefon

Strasse

E-Mail

PLZ, Ort

Datum, Unterschrift

1 Monat: 700 Franken

207/09 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 207/09

29


Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise fördert seit 1997 die Selbsthilfe von Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit begleiteten Angeboten in den Bereichen Arbeit, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit und berufliche Eingliederung, das Verantwortungsbewusstsein, die Gesundheit und eine positive Lebenseinstellung. Surprise gibt es in der deutschsprachigen Schweiz. Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.)

Strassensport Der zweite Schwerpunkt von Surprise ist die Integration von sozial benachteiligten Menschen in der Schweiz über den Sport. Mit einer eigenen Strassenfussball-Liga, regelmässigem Trainings- und Turnierbetrieb, der Schweizermeisterschaft sowie der Teilnahme des offiziellen Schweizer Nationalteams am jährlichen «Homeless Worldcup» vernetzt Surprise soziale Institutionen mit Sportangeboten in der ganzen Schweiz. Organisation und Internationale Vernetzung Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die von dem gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerks der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband gegen 100 Strassenzeitungen in über 40 Ländern an.

Gönner-Abo für CHF 260.–

Geschenkabonnement für: Vorname, Name

Impressum

Strasse

PLZ, Ort

Rechnungsadresse: Vorname, Name

Strasse

PLZ, Ort

Telefon

E-Mail

Datum, Unterschrift 207/09 Bitte heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

30

Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende unabhängige Strassenmagazin Surprise heraus. Neben einer professionellen Redaktion verfügt das Strassenmagazin über ein breites Netz von freien Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen. Der überwiegende Teil der Auflage wird von Menschen ohne oder mit beschränktem Zugang zum regulären Arbeitsmarkt auf Strassen, Plätzen und in Bahnhöfen angeboten. Die regelmässige Arbeit gibt ihnen eine Tagesstruktur, neues Selbstvertrauen und einen bescheidenen aber eigenständig erwirtschafteten Verdienst. Für viele Surprise-Verkaufende ist das Strassenmagazin der erste Schritt zurück in ein eigenständiges Leben.

Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel, www.strassenmagazin.ch Geschäftsführung Fred Lauener Öffnungszeiten Sekretariat Mo–Do 9–12/14–16.30 Uhr, Fr 9–12 Uhr T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch Redaktion Fred Lauener (Leitung), Reto Aschwanden, Julia Konstantinidis, Mena Kost, Agnes Weidkuhn (Koordination), T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Gunter Gerlach, Etrit Hasler, Delia Lenoir, Irene Meier, Esther Michel, Sandra Schöll, Isabella Seemann, Ilaria Sesana, Udo Theiss, Priska Wenger, Christopher Zimmer Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 24 600, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Anzeigenverkauf Mathias Stalder, T +41 76 409 72 06, anzeigen@strassenmagazin.ch

Vertrieb Smadah Lévy Basel Matteo Serpi, T +41 61 564 90 80 Zürich Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, T +41 44 242 72 11 Bern Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, T +41 31 332 53 93 Betreuung und Förderung Rita Erni, Anna-Katharina Egli, T +41 61 564 90 51 Chor/Kultur Paloma Selma, T +41 61 564 90 40 Strassensport Lavinia Biert, T +41 61 564 90 10, www.strassensport.ch Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Carlo Knöpfel

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. SURPRISE 207/09


Schöne Shirts! Und erst noch limitiert! Olivier Mossets (64) letzte Ausstellung nannte sich «Ten Monochromes» und zeigte – wie der Name verspricht – zehn unifarbene Werke des Schweizer Künstlers. Auf 3 à 3 Meter. Die hat Mosset zum Anlass genommen, um für Surprise zehn T-Shirts in denselben Farben zu entwerfen. Mit Surprise-Aufschrift. Und vom Künstler signiert.

Der in Berlin lebende Schweizer Künstler Erik Steinbrecher (45) hat für Surprise eine Fotosammlung von Werbetexten durchforstet. Daraus sind drei T-Shirts mit «flüchtigen Hinweisen» entstanden. In Steinbrechers Worten: «Dadurch, dass der Text auf Schulterhöhe steht, ist er nicht dekorativ.» Dafür mutiere jeder T-Shirt-Träger zum Werbeträger.

Surprise-T-Shirt Preis CHF 40.–

Hinweis-T-Shirt Preis CHF 20.–

a Preis

ag l h c s b

kau r e v s Au

Fuchsia Kelly Green

f

Mint Orange Raspberry

Zur Kantine

Ziegenkäse

S

M

L

S

M

Zu bestellen auf: www.strassenmagazin.ch/website/streetshop/produkte.html

Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. «Alle Preise exkl. Versandkosten.»

ältlich! der erh Bald wie

ältlich! der erh Bald wie

ältlich! der erh Bald wie

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50

Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau

Vorname, Name

Telefon

Strasse

E-Mail

PLZ, Ort

Datum, Unterschrift

Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot

207/09

*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch SURPRISE 207/09

31


Hier könnte Ihre Werbung stehen. Werfen Sie Ihr Werbegeld nicht auf die Strasse. Investieren Sie es dort. Surprise erreicht 123 000 Leserinnen und Leser. Und das in den grössten Städten und Agglomerationen der Deutschschweiz.* Denn dort stehen die 380 Surprise-Verkaufenden für Sie auf der Strasse. Tagtäglich. Ganze 80 Prozent der überdurchschnittlich verdienenden und ausgebildeten Käuferinnen und Käufer lesen die gesamte Ausgabe oder zumindest mehr als die Hälfte aller Artikel. Das Strassenmagazin steht für soziale Verantwortung und gelebte Integration. Mit Ihrem Inserat zeigen Sie Engagement und erzielen eine nachhaltige Wirkung. Anzeigenverkauf Mathias Stalder, T +41 76 409 72 06, anzeigen@strassenmagazin.ch

*gemäss MACH Basic 2008-2.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.