Surprise Strassenmagazin 225/10

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Expedition Falke Dem Greifvogel auf der Spur Südafrika vor der WM: Obdachlose zwischen Stuhl und Bank

Unter Generalverdacht – Jugendliche über Repression und Vertrauen

Nr. 225 | 21. Mai bis 3. Juni 2010 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


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10 Natur Der Flug des Falken BILD: MARTIN TÖNGI

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Inhalt Editorial Die Jugend von heute Leserbriefe Ganzjahresputz Basteln für eine bessere Welt Auto mit Ballonantrieb Aufgelesen Angst vor Verarmung Zugerichtet Verhängnisvoller Einkauf Mit scharf! SP ohne scharf Erwin … und die Jugend Porträt Boxender Adler Strassensport Trainer auf Erfolgsspur Wörter von Pörtner Lebensschule mit Gonzo Musik Der Anti-Fussballer Kulturtipps Hebel, modernisiert Ausgehtipps Aufklärung mit Isabella Verkäuferporträt «Es gefällt mir, Leute zu treffen» Projekt Surplus Chance für alle! Starverkäufer In eigener Sache Impressum INSP

Surprise-Verkäufer Serge Furrer hat eine Leidenschaft: Greifvögel. Er studiert sie, beobachtet sie in freier Wildbahn und malt sie. Zusammen mit einem Profi-Ornithologen machte er sich in einer Surprise-Exkursion auf die Suche nach Wanderfalken und wurde fündig. Wo, das muss geheim bleiben, denn die Vögel mögen keine allzu grosse Aufmerksamkeit.

BILD: PASCAL MORA

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16 Jugendliche Die Verdächtigen Erwachsene verfügen per Gesetz, was Jugendliche dürfen und was nicht. Surprise hat sie gefragt, was sie davon halten: Dass Trinken ein Problem ist, wissen sie auch. Dass man dagegen aber mit polizeilicher Nulltoleranz vorgeht, trägt nicht zur Entspannung zwischen den Generationen bei.

19 Südafrika Am Kap des schönen Scheins LOMOGRAFIE: ZVG

Südafrika will sich während der WM im besten Licht präsentieren. Gemäss Medienberichten werden deshalb Randständige aus den Städten vertrieben. Aber stimmt das tatsächlich oder stecken hinter den Vorwürfen bloss westliche Vorurteile gegen das afrikanische Land? Das südafrikanische Strassenmagazin «The Big Issue South Africa» kennt die Zustände vor Ort: Ein Beitrag aus erster Hand .

Titelbild: Martin Töngi SURPRISE 225/10

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BILD: DOMINIK PLÜSS

FRED LAUENER,

Leserbriefe «Ich habe mich zum Kauf entschlossen, weil ich gesehen habe, wie der Verkäufer den Abfall anderer Leute entsorgt.»

GESCHÄFTSFÜHRER

Editorial Diese Jungen Wir Alten. Wie war damals unsere Jugend doch schön. So cool und voll geil wie die heutigen Jungen waren wir zwar nicht, lässige Stenz aber allemal, und die Mädchen heisse Öfen. Wir hatten keine Alkopops und Designerdrogen, Bier und allerlei Naturstoffe taten es auch. Wir montierten Strassenschilder ab, klauten am Kiosk Sexheftli und fanden das total lustig. Wir wollten, dass sich die Alten über uns ärgerten, und wir waren stolz, wenn es uns gelang, sie zum Fürchten zu bringen. Was ist aus uns geworden? Nun, die meisten von uns haben ihre wilde Zeit überlebt, sind erwachsen geworden und entgegen allen Prognosen von Eltern, Lehrern und des Konfirmationspfarrers ganz gut herausgekommen. Einige fast zu gut. Nicht wenige von uns offenbaren heute nämlich selber eine Spiessigkeit, welche jene ihrer Eltern problemlos übertrifft. Für viele von uns bedeutet das Wort Jugend heute Gefahr im Verzug. Die Generation 2010 hat nur Party, Gewalt und Drogen im Kopf. Gleichzeitig ist ihre noch zarte Seele immer gefährlicheren Einflüssen, zum Beispiel aus dem Internet, ausgeliefert. Für uns, die Jungen von damals, ist klar: So kann es nicht weitergehen, dem Treiben muss Einhalt geboten werden. Ein besserer Jugendschutz muss her! Jugendschutz heisst in der Schweiz in der Regel Jugendverbote. Eine ganze Reihe davon gibt es schon. Mit wirklichem Schutz der Jugend haben sie allerdings wenig zu tun, mit fehlendem Vertrauen in die junge Generation dafür eine ganze Menge. Was Jugendliche selber von Jugendschutz à la paragraphe halten, lesen Sie im Suprise-Gespräch ab Seite 16. Bald beginnt die Fussball-WM. Das Gastgeberland Südafrika will sich im besten Licht präsentieren. Armut und Elend passen dabei schlecht ins Bild. Welche Auswirkungen der World Cup auf die sozial Bedürftigen in der Republik am Kap hat, lesen Sie in einem Beitrag des südafrikanischen Strassenmagazins «The big issue South Africa» auf Seite 19.

Ganzjahresputz Ich habe gestern zum ersten Mal Surprise gekauft, und zwar in Bern am Bahnhof, von diesem netten Verkäufer, der normalerweise ein Schweizer T-Shirt und einen Hut mit Hörnern trägt. Ich habe mich zum Kauf entschlossen, weil ich schon ein paar Mal gesehen habe, wie der Verkäufer den Abfall anderer Leute, der am Boden liegt, aufliest und in den Müll wirft. Das finde ich super toll! Ein ganz grosses Kompliment an ihn, und ich werde sicher wieder einmal ein Heft kaufen. Beat Bilang, per E-Mail Gratulation Nachdem ich während Jahren stets mit Abwehr auf die, wie es mir schien, zwar nicht aggressive, aber für meinen Geschmack doch etwas penetrante Zu-Markt-Tragung Ihres Produktes reagierte, habe ich nun Surprise Nr. 223 – «Waffenschwestern – Zu Besuch bei den Frauen der Schweizer Armee» – verschlungen. Und muss sagen: Chapeau! Um dies am Artikel zur Armee zu erläutern: In der Sprache korrekt und neutral (und dies will ich hier nicht als profillos missverstanden wissen) sowie

thematisch umfassend, finde ich, der ich nicht gerade ein «Militärkopf» bin, in diesem Artikel sehr sauber herausgearbeitet, was mich und noch ein paar andere von jemandem unterscheidet, der verlauten lässt: «Man kann hier nicht einfach sagen: Ich will nicht. Hier muss man. Das entspricht mir.» Zum Comic: «Erwin» kannte ich bisher nicht. Nach dem ich den Leserbrief «Nicht lustig» zum Comic gelesen hatte, blätterte ich um – und da war er. Mir ging der – von leichtem Unbehagen begleitete – Gedanke durch den Kopf: Mal angenommen, daran amüsiert sich die Leserschaft – welches Niveau erwartet mich dann bei den Artikeln? Aber eben: Gratulation! Heinz Müller, per E-Mail

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre.

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3

Herzlich,

Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

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ILLUSTRATION: WOMM

Kleben Sie ein Stück Gartenschlauch der Länge nach auf ein leichtes Spielzeugauto.

Stülpen Sie den Luftballonhals über ein Ende des Gartenschlauchs. Soll das Auto vorwärts fahren, auf das vordere Ende, soll es rückwärts fahren, auf das hintere. Sie können das Ballon-Mundstück auch mit Klebstreifen am Schlauch festkleben.

Blasen Sie den Ballon durch das Schlauchstück hindurch auf. Halten Sie die Schlauchöffnung mit dem Finger zu, damit keine Luft entweichen kann.

Ist der Ballon aufgeblasen, stellen Sie das Auto auf den Boden.

Indem Sie den Finger von der Schlauchöffnung nehmen, geben Sie die Energie frei – und ab geht die Post!

Basteln für eine bessere Welt Wir wissen nicht erst seit der BP-Katastrophe im Golf von Mexiko, dass Öl Schaden anrichten kann. Hier unser Vorschlag, wie wir ohne Benzin vorwärtskommen: Mit dem luftbetriebenen Auto. Zum Anfang mal als Prototyp im Kleinformat … SURPRISE 225/10

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Geben und Nehmen Wien. Die ehemalige Lehrerin und Psychotherapeutin Heidemarie Schwermer lebt ganz ohne Geld – seit 14 Jahren: «Zunächst hatte ich ein Leben ohne Geld nur für ein Jahr geplant. Aber dann gefiel es mir so gut, dass ich weitermachte, bis heute: Ich gründe Tauschringe, sammle auf Märkten heruntergefallenes Gemüse, hüte Wohnungen von Bekannten. Da ich auch noch den sehbehinderten Hannes kennengelernt habe, der eine Jahresfreikarte für die Bahn hat und eine Begleitperson mitnehmen darf, kann ich mich kostenlos durch ganz Österreich bewegen.»

Sex und nochmals Sex Stuttgart. Das «sexualisierte Zeitalter» – so nennen Experten unsere Zeit: Der Alltag ist durchdrungen von erotisch aufgeladenen Bildern und Szenen. «Sex ist zum Hintergrundrauschen geworden», so der französische Publizist Jean-Claude Guillebaud. Allerdings: Erotik und tatsächliche Erfüllung bleiben je länger je mehr auf der Strecke. In der Realität sind immer weniger Menschen sexuell aktiv – bis hin zur Asexualität. Guillebaud: «40 Jahre nach der sexuellen Revolution dürfen wir der Lust zwar freien Lauf lassen, nur leider hat sie uns verlassen.»

Berechtigte Zukunftsangst München. Das Strassenmagazin «Biss» fragte den Soziologieprofessor Franz Schultheis, ob die Angst der Verarmung, die viele Menschen aus der Mittelschicht empfinden, nicht übertrieben sei: «In einer vor zwei Jahren durchgeführten Umfrage, wie die Deutschen die Zukunft sehen, sagten 60 Prozent, sie hätten Angst – insbesondere vor Arbeitslosigkeit. Dieser Zukunftspessimismus ist leider nicht aus der Luft gegriffen. In einer Gesellschaft, die es sich leistet, jedes sechste Kind in Armut zu belassen, sind solche Sorgen nicht an den Haaren herbeigezogen.»

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Zugerichtet Teuer bezahlt Die Knospen explodierten und die Mädchen zeigten ihre Arschgeweihe. Das war vorige Woche. An diesem Donnerstagmorgen brachte die Bise leichten Frost. Nachsichtig betrachtet die Richterin die junge Frau mit den nackten Füssen in goldigen Flipflops. Es erinnert an die eigene Kindheit; wenn man einmal die Erlaubnis erbettelt hatte, Kniestrümpfe anzuziehen, konnte kein Wetterumschlag davon abhalten. In eine pinkfarbene Lederjacke gehüllt, sitzt Luisanna* auf der Anklagebank, die Arme eng an den Körper gelegt, als ob sie friere. Die 33-Jährige ist vorgeladen wegen qualifizierter Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Drogenbande sitzt woanders, im Gefängnis, gegen Luisanna wird gesondert verhandelt. Ihre schwarzen, gestreckten Haare hat sie streng nach hinten gebunden, an den Ohren hängen riesige Kreolen, scheu blickt sie umher. Luisanna redet nicht viel, der Verteidiger erzählt ihre Geschichte. Sie handelt von der Suche nach Glück, vom Finden falscher Freunde, vom Bruch mit dem Zuhause; eine Geschichte, wie sie viele Zugewanderte der Stadt erzählen können. Nur das vorläufige Ende ist anders. Luisanna ist in der Dominikanischen Republik aufgewachsen, zur Schule ging sie sechs Jahre lang. Mit 19 bekam sie ihr erstes Kind, es folgten in kurzen Abständen zwei weitere. Dazwischen zog sie in die Schweiz und heiratete, liess sich scheiden und heiratete erneut. Obwohl das Sozialamt vollumfänglich für den Lebensunterhalt der Familie aufkommt, häuften sich die unbezahlten Rechnungen. «Sorge dich nicht», sagte ihr da ihre beste Freundin Esper-

anza. «Ich gebe dir Geld und du machst mir einen winzigen Gefallen.» Am nächsten Tag hielt ein Taxifahrer vor ihrer Wohnung und überreichte ihr zwei gefüllte Migros-Säcke. Luisanna händigte ihm dafür 1000 Franken Kurierlohn aus, die sie vorgängig von Esperanza erhalten hatte. Am gleichen Abend kam ihre Freundin vorbei, nahm die Säcke entgegen und drückte ihr für ihre Dienste einen Tausender in die Hand. Zwei Jahre später flog die Bande auf und im Laufe der Ermittlungen stiess die Polizei auf Luisannas Telefonnummer. Der Kurier gestand, ihr an jenem Tag neben Lebens- und Reinigungsmitteln auch fünf Kilo Kokaingemisch geliefert zu haben, das für Esperanza bestimmt war. Luisanna kam fünf Wochen in Untersuchungshaft und ihre grösste Angst war, dass man ihr die Kinder wegnimmt. Sie räumt ein, dass sie für einige Stunden zwei Migros-Säcke bei sich aufbewahrt hatte und dafür 1000 Franken erhielt. «Aber ich wusste nicht, was drin ist», sagt sie mit piepsendem Stimmchen. «Und ich habe mir auch keine Gedanken darüber gemacht, ob da was Komisches drin sein könnte.» Sie sei in Not gewesen und ausgenützt worden, so benennt der Verteidiger das Verhängnis. Die Richterin wertet ihr Verschulden als nicht leicht und bestraft sie mit 22 Monaten bedingt. Eine Notlage habe nicht bestanden, sie erhalte genügend Sozialhilfe und hatte überdies mehr als 5500 Franken im Sparstrumpf, um mit ihrer 5-köpfigen Familie auf die Dominikanische zu fliegen. Dieses Geld wird nun zur Deckung der Verfahrenskosten eingezogen. * persönliche Angaben geändert ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 225/10


Arbeitslosigkeit Sozialdemokratische Kapitulation auf Raten Wer heute noch an den Wohlfahrtsstaat glaubt, kommt morgen auf die Welt: So endet in der letzten Ausgabe die Analyse über die geplanten Kürzungen bei der Arbeitslosenversicherung. SP und Gewerkschaften haben gegen die ALV-Revision das Referendum ergriffen. Das ist verdienstvoll. Aber nützt es auch was? VON CHRISTOF MOSER

SP und Gewerkschaften verteidigen den Wohlfahrtsstaat. Der Wohlfahrtsstaat ist in einer globalisierten Welt ein Auslaufmodell. Der Wohlfahrtsstaat bedingt soziale Marktwirtschaft. Und diese wird sich im internationalen Wettbewerb als globales Modell nicht durchsetzen. Deshalb schwankt Europa. Deshalb schwankt die Sozialdemokratie. Sie kann, wie die SPD in Deutschland, die Realität mit einem Knall anerkennen, Hartz IV einführen und damit ihre Grundsätze verraten. Oder sie kann wie die SP Schweiz versuchen, die Realität zu verwedeln, die kapitalistische Ordnung mit Wörtern wie «sozial» und «ökologisch» dekorieren und ihre Grundsätze damit ganz leise und auf Raten verraten. Eine Kapitulation ist beides. Kürzlich hat die SP ihr neues, viel diskutiertes Parteiprogramm vorgestellt. Die Genossen wollen den Kapitalismus nicht mehr überwinden, sie wollen ihn demokratischer machen. Sie setzen auf Genossenschaften, auf die Mitsprache der Mitarbeiter in den Unternehmen. Das klingt gut, das ist Programm. Aber nicht sozialdemokratische Realpolitik. Realpolitisch will die SP zum Beispiel die Sozialwerke über mehr Effizienz in die Zukunft retten. Sie will eine einzige Anlaufstelle für Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und IV-Bezüger. Das ist ihr Plan, um der Realität zu begegnen. Er führt, wie in Deutschland die Hartz IV-Gesetze, geradewegs in die Verwaltung der Armut. Ist das ein guter Plan? Demokratischer Kapitalismus. Klingt gut. Hat aber einen Haken: In der Schweiz ist der Kapitalismus weitgehend demokratisch beeinflusst. In China wird er es nie werden. Der Stärkere setzt sich durch im globalen Markt. Der demokratische Einfluss der Schweizerinnen und Schweizer auf die Schweizer Wirtschaft hat auf die Regelwerke der globalen

ERWIN

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… und die Jugend

Wirtschaft keinen Einfluss. Er ist reine SP-Folklore. Damit werden die Wähler für dumm verkauft. Auch ganz realpolitisch: Die Linke kann nicht der Wirtschaft mit der Personenfreizügigkeit Tür und Tor öffnen und gleichzeitig der Schweizer Bevölkerung den nationalen Wohlfahrtsstaat als abgeschottetes Paradies auf Erden versprechen. Das ist ein Widerspruch in sich. Bisher waren wir die Gewinner der Globalisierung. Jetzt werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass die Globalisierung uns auch zu Verlierern macht. Sind wir darauf vorbereitet? Ist die SP darauf vorbereitet? Bereitet uns die SP darauf vor? Das neue SP-Parteiprogramm hätte ein mutiger Schritt werden müssen, um aufzuzeigen, wie die Ideale der französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüder- und Schwesterlichkeit) ins 21. Jahrhundert gerettet werden können. Es müsste radikale Grundsätze postulieren, über die das überalterte, verwöhnte Europa sowieso bald wird reden müssen: das bedingungslose Grundeinkommen für alle, zum Beispiel. Das wird im neuen SP-Programm mit keinem Wort erwähnt. Das SP-Programm ist mit allem, aber ohne scharf. Und das reicht jetzt nicht mehr, um Wähler zu gewinnen. ■

VON THEISS

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Porträt Der stille Adler Azem Maksutaj aus Winterthur ist 14-facher Kickbox-Weltmeister und Hauptfigur im Dokumentarspielfilm «Being Azem». Eingebürgert wurde er erst im zweiten Anlauf. Dafür ist er heute so integriert, dass er beim «Samschtigjass» im Differenzler brilliert. VON ETRIT HASLER (TEXT) UND FLORIAN BACHMANN (BILD)

Fernab der Bühne, die für ihn seit fast 20 Jahren die Welt bedeutet, weist nichts darauf hin, dass dieser Mann im Ring zur Bestie werden kann. Ein höflicher, ruhiger und sensibler Mann, dessen Augen aufleuchten, wenn er seinen zweieinhalbjährigen Sohn auf den Arm nimmt. Und wässrig werden, wenn er von seiner verstorbenen Mutter erzählt. Und doch: Azem «The Black Eagle» Maksutaj, 35 Jahre alt, ist 14-facher Weltmeister im Kickboxen. Hat Zwei-Meter-Giganten mit einer einzigen Rechten K.O. geschlagen. Und das in der rohen, ursprünglichen Form des Kickboxens, dem Muay Thai, bei dem im Unterschied zur westlichen Variante auch mit Ellbogen und Knien auf den Gegner eingeprügelt wird, bis dieser liegenbleibt. Maksutaj bleibt fast nie liegen. Vor etwas mehr als 20 Jahren kommt er in die Schweiz. Aus einem Bergdorf im Kosovo, ohne Schulabschluss und ohne ein Wort deutsch zu sprechen. Als Landbub hat er im städtischen Winterthur Schwierigkeiten, ein soziales Netz aufzubauen, und beginnt bald mit dem Kampfsporttraining. Trainiert sechs Stunden pro Tag. Jeden Tag. Wie ein Besessener. Er rennt, «so lange, bis ich fast kotzen musste. Und dann noch einen Kilometer, als müsste ich dem Teufel davonrennen», erzählt er heute. Sein Einsatz zahlt sich schnell aus: Mit 16 Jahren wird Maksutaj Schweizer Meister gegen einen elf Jahre älteren Gegner. Nachts arbeitet er im Technoclub «Planet Max» als Security, am Morgen steht er wieder im «Wing Thai Gym». Mitte der Neunzigerjahre bricht die Zeit des grossen KampfsportBooms in der Schweiz an, und Azem Maksutaj ist mittendrin. 1994 holt er sich gegen Europameister Thomas Rasmussen seinen ersten internationalen Titel. Als Rasmussen vor dem Kampf ins Wing Thai Gym kommt, um sich seinen Gegner anzusehen, sieht er einen schmächtigen Jungen, der nach dem Training den Boden wischt und will kaum glauben, dass dies sein Gegner sein soll. Noch im selben Jahr wird Maksutaj zum ersten Mal Weltmeister. Dann trifft er den Aargauer Kickbox-Pionier Andy Hug, der in der bedeutendsten Kampfsport-Liga der Welt, der japanischen K-1, bereits eine Kultfigur ist. Hug wird zu einem persönlichen Freund und Förderer, bietet Maksutaj an, ihn nach Japan zu begleiten. Er lehnt ab. Will weder seine Familie zurücklassen noch sein Wing Thai Gym, das er inzwischen von seinem ersten Trainer Rohy Batliwala übernommen hat. Es sei vielleicht der grösste Fehler seines Lebens gewesen, «aber es sollte wohl so sein», meint Maksutaj rückblickend mit der ihm eigenen Genügsamkeit. Damals bricht in seiner Heimat der Krieg aus. Sein Heimatdorf Decani befindet sich in einer der umkämpftesten Gegenden. Maksutaj solidarisiert sich mit dem Befreiungskampf seiner Landsleute, läuft bei seinen Kämpfen immer mit dem albanischen Adler neben dem Schweizerkreuz auf der Hose ein. «Ich vertrete beide Länder», sagt er: «Und zwar mit Stolz. Das macht es auch schwieriger; wenn ich verliere, dann enttäusche ich beide.» Als

er sich 2003 einbürgern lassen will, stehen die Vorbereitungen für den K-1 Grand Prix in Frankreich an, und er hat nicht viel Zeit zum Lernen für den Einbürgerungstest. Wozu auch? «Ich fühlte mich als Schweizer und hatte das Gefühl, das sei eine Formsache.» Frisch zurück aus Marseille wird er von den Winterthurer Einbürgerungsräten ins Kreuzverhör genommen. «Ich konnte nicht alle Museen der Stadt aufzählen. Und ich kannte nicht alle Mitglieder des Stadtrates beim Namen.» Drei Monate zuvor hatten ihn die Stadträte als Sportler des Jahres ausgezeichnet und sich bereitwillig mit ihm ablichten lassen. «Man sagte mir, man sei ‹sehr enttäuscht von mir›. Für mich war das wie ein Schlag ins Gesicht. Aber ich schluckte meinen Ärger hinunter und lernte die Museen, die Berge und die Stadtkreise. Und die Stadträte.» Im zweiten Anlauf klappt es dann – nicht weil er inzwischen besser integriert wäre, sondern weil er auswendig lernte, wie man es ihm aufgetragen hatte. In seiner Wahlheimat ist Azem Maksutaj bis heute wenig bekannt, während er in seinem Geburtsland als berühmtester Sportler der jüngsten europäischen Nation gilt. Natürlich, auf Fussballer wie Valon Behrami ist man ebenfalls stolz, aber Azem verkörpert den Kampfgeist des gebeutelten Volkes wie kein Zweiter. Nie liegenbleiben. Das ist wichtiger als gewinnen. Diese Haltung zeichnet auch der Dokumentarfilm «Being Azem» nach: Die beiden Ostschweizer Filmemacher Tomislav Mestroviç und Niccolò Settegrana begleiteten Azem zwischen zwei seiner wichtigsten Kämpfe: Dem 14. Weltmeistertitel gegen den Schweden Larry Lindwall und dem K-1 Qualifikationskampf gegen den MaoriHünen «Sugar» Ray Sefo. Es ist keine Rocky-Geschichte, die in «Being Azem» erzählt wird, oder wenn, dann die des ersten Films, an dessen Ende Rocky den grossen Kampf verliert, aber dafür das Herz seiner Freundin gewinnt. Das grosse

Azem Maksutaj verkörpert den Kampfgeist des albanischen Volkes: Nie liegenbleiben.

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Geld hat Maksutaj im Ring nicht gewonnen. Aber Njomza, seine Ehefrau und Mutter seines Sohnes Leandro, «sie ist meine Million», sagt er im Film. Seine Aktivkarriere will Maksutay dieses Jahr beenden. Es sei Zeit, sagt er. Viele seiner ehemaligen Gegner hätten den Zeitpunkt verpasst, hätten medizinische Probleme von den vielen Schlägen gegen den Kopf. Das soll ihm nicht passieren. Dafür hat er noch zu viel vor. Er hat seine Familie, sein Gym, das gerade eine zweite Filiale im st.gallischen Wil eröffnet hat. Dass sein Kopf noch funktioniert, hat er vor einigen Monaten beim «Samschtigjass» bewiesen. Im Differenzler. Immerhin die Königsklasse des Schweizer Nationalsports. Der «Schwarze Adler» aus Albanien würde heutzutage auch als Klischee-Schweizer durchgehen. ■

«Being Azem», PI Films, läuft derzeit in ausgewählten Schweizer Kinos. Orte und Daten unter www.beingazem.ch

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Natur Serge und die VÜgel Surprise-Verkäufer Serge Furrer ist passionierter Vogelbeobachter. Ein guter Grund, den Hobby-Ornithologen zusammen mit einem Profi auf eine Surprise-Exkursion zu schicken.

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VON JULIA KONSTANTINIDIS (TEXT) UND MARTIN TÖNGI (BILDER)

Der langgezogene Schrei beginnt leise, schwillt an und ebbt dann wieder ab. Es ist unüberhörbar, die Eindringlinge sind entdeckt. Gebannt blickt Serge Furrer auf den Felsen, der in der Abendsonne liegt: «Dass wir ihn hier in dieser Distanz stören, hätte ich nicht gedacht.» Serge ist Surprise-Verkäufer, aber auch Experte in Sachen Greifvögel, und seit er 14 ist, beobachtet er regelmässig Vögel in der Natur rund um Basel. Jetzt hat er einen Wanderfalken und seinen Horst im Visier. Doch trotz der Distanz von etwa 200 Metern Luftlinie und der Trennung durch eine befahrene Talstrasse hat der Greifvogel die Beobachter erspäht und hebt von seinem Sitzplatz auf dem Felsen gegenüber ab. Zwei paar Feldstecherlinsen folgen dem Vogel, der mit schnellen Flügelschlägen das Tal durchquert und über den Köpfen der Beobachter in den Baumwipfeln verschwindet: Neben Serge steht Marc Kéry. Der Biologe und «Profi-Ornithologe» an der Vogelwarte Sempach ist ebenso begeistert von der Entdeckung wie Serge. «Das war wohl das Weibchen, das wir gesehen haben. Die Wanderfalken-Männchen sind viel scheuer, deshalb hat sich der sicher schon früher verzogen», meint Marc. In freier Wildbahn geht man schnell zum Du über. Serge und Marc kennen sich allerdings schon von früheren Vogelbeobachtungen, und bereits in den ersten Minuten der Surprise-Exkursion wird klar: da haben zwei dasselbe Thema.

liegen die Unterschiede nicht bei den Freizeitinteressen, sondern bei der Körpergrösse: Die Männchen sind um etwa einen Drittel kleiner als die weiblichen Falken, weshalb sie auch Terzel genannt werden – aus dem Lateinischen tertius, «der Dritte». Die Begeisterung der beiden Vogelexperten über die Entdeckung der Wanderfalken und ihren Horst ist umso verständlicher, wenn man weiss, dass es nur etwa 250 WanderfalkenPaare in der ganzen Schweiz gibt. «Jetzt sind sie Gott sei Dank nicht mehr vom Aussterben bedroht», seufzt Marc erleichtert. Denn obwohl die Wanderfalken die weltweit am weitesten verbreiteten Landwirbeltiere sind, waren sie in den 60er- und 70er-Jahren flächendeckend vom Aussterben bedroht oder gänzlich ausgestorben. Der Einsatz von Insektiziden vergiftete die Vögel und beeinflusste den Fortbestand: «Durch das Gift hatten die Eier eine dünnere Schale und zerbrachen deshalb schneller, oft sogar unter dem Gewicht des brütenden Vogels», weiss

«Wanderfalken werden manchmal von Brieftaubenhaltern verfolgt.»

Männerding Da es vorderhand auf dem Felsen gegenüber nichts mehr zu sehen gibt, ist der Zeitpunkt für ein bisschen Fachsimpelei genau der richtige. Kopf-, Rumpf- und Schwanzformen sowie die Jagdmethoden einzelner Greifvögel werden miteinander verglichen. Zu Serges Ausrüstung gehört ein Buch über Greifvögel und Eulen mit wichtigen Informationen über Lebensraum und -weise, Verbreitung und Kennzeichen. Ein Segen für die unwissende Journalistin. Als sich dann auch noch der Fotograf mit beachtlichem Fachwissen einschaltet, dämmerts dem «Laien» langsam: Die Ornithologie ist eine eigene Welt, in denen Serge und Marc ganz aufgehen. Und dazu gehören auch die richtigen Beobachtungsgeräte. Serge trumpft mit einem Feldstecher mit Zeiss-Objektiv auf. Aber richtig glänzende Augen bekommt er beim Anblick des Swarovski-Fernrohrs und des Feldstechers der selben Marke von Marc Kéry. Linsen von Swarovski – dem Nicht-Ornithologen als Hersteller von eigenwilligen Edelsteintierchen und Schmuck bekannt – sind unter den Vogelbeobachtern das Nonplusultra. «So eins wünsch ich mir auch», meint Serge und verrät gleich einen anderen brennenden Wunsch: «Ich fände es schön, wenn ich eine Frau kennenlernen würde, die auch gerne Vögel beobachtet.» Der 32-Jährige streift oft stundenlang alleine durch die Landschaft rund um Basel, auf der Pirsch nach Beobachtungsobjekten. Marc, etwas älter und seit 30 Jahren im Ornithologen-Geschäft, sorgt für den einzigen Dämpfer auf der Exkursion: «Das kannst du vergessen, es gibt keine Frauen, die das machen», meint er lachend. Auch Marc, heute in festen Händen, beobachtete die Vögel früher oft alleine, inzwischen gehe er aber gerne auch mit Kollegen auf Beobachtung. Männer, natürlich. Von den menschlichen Männchen und Weibchen kommen die Ornithologen wieder zurück auf die Verhältnisse bei den Wanderfalken. Da SURPRISE 225/10

Marc. Unterdessen wurden die Pflanzenschutzmittel verboten, sodass sich der Bestand der Wanderfalken weltweit erholt hat. In der Schweiz ist der Vogel heute zudem eine geschützte Art. Der Ort des Nistplatzes im Solothurner Jura soll möglichst geheim bleiben, denn dass sich die Wildtiere bei zu viel Beobachtung gestört fühlen, haben sie eindrücklich Kund getan. Und ausserdem haben die Vögel nebst natürlichen Feinden wie Füchsen und Mardern, die sich über die Eier hermachen, auch unnatürliche Feinde, berichtet Marc: die «Brieftäubeler». Falken jagen andere Vögel und darunter eben auch Brieftauben. «Manchmal werden sie deshalb von Brieftaubenbesitzern verfolgt», erzählt Marc. Besser, die wissen nicht, wo der Felsen mit dem Falkenhorst steht … Jagdrevier Serge ist ein Vogelbeobachter der ruhigen Sorte. Geduldig hält er den Fels mit dem Horst im Blick und hebt von Zeit zu Zeit den Feldstecher, um eine vermeintliche Bewegung zu überprüfen. Tatsächlich sind durch den Feldstecher auf der anderen Talseite fliegende Vögel zu sehen. Doch halt: Geübte Augen wie die von Serge sehen, dass da kein Wanderfalke flattert, sondern eine hundskommune Ringeltaube. Anders als in der Stadt nistet sie in freier Wildbahn in Bäumen. In diesem natürlichen Rahmen ist das Tier plötzlich nicht mehr die fliegende Ratte, als die es Stadtmenschen wahrnehmen, sondern ein Vogel, den man sogar für einen Falken halten könnte. Dieselbe ruhige Beobachtungsgabe wie draussen im Feld braucht Serge, wenn er zu Hause seine Lieblingstiere abzeichnet: Beinahe fotografisch zeichnet er Vögel von Bildern ab. Die Zeichnungen macht er für sich selber, oder aber auf Bestellung als Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke. «Ich habe halt die Natur sehr gerne», meint er, denn nicht nur die Vögel haben es ihm angetan. In den Wäldern rund um Basel kenne er viele Orte, an denen Tiere leben, genau: «Wenn ich in der Morgendämmerung losgehe, sehe ich Rehe, Füchse, Hasen.» Am Fels ist jedoch weiterhin kein Falke zu sehen, darum beschliessen Serge und Marc einen Standortwechsel. Auf dem Weg weiter den Hügel hinauf, machen die beiden eine interessante Entdeckung: Alle

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ZEICHNUNG: SERGE FURRER

Der von Serge Furrer gezeichnete Wanderfalke ist ein ruhigeres Exemplar als‌

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paar Schritte liegen zwischen Flaum Federn auf dem Boden – das Exemplar einer Drossel, dann das einer Amsel. «Das ist wohl das Jagdrevier der Falken», mutmasst Serge, und Marc liefert die Erklärung dazu: Die Wanderfalken jagen im Fliegen andere Vögel und rupfen sie dann auf einem Ast sitzend. Nistplatz Lieber als mit den Überresten gerissener Beute beschäftigt sich Serge mit dem Falkennachwuchs, und jetzt tut sich was drüben am Fels. Schnell wirft er einen Blick durch Marcs Fernrohr und erkennt am Horst den Rücken eines ausgewachsenen Falken, mehr noch: «Ich glaube, ich sehe was im Nest», vermeldet er, über die Linse gebeugt. Gebannt schauen die Männer durch Fernrohr und Feldstecher, doch den Inhalt des Nests zu erkennen, ist schwierig. Der Horst ist gut gegen fremde Augen abgeschirmt. Marc freuts – und ganz unschuldig daran ist er nicht: «Das hab ich gemacht.» Es gab an einer ungeschützteren Stelle ein Nest, das aber immer wieder von Füchsen und Mardern ausgeraubt wurde. Vor zehn Jahren habe er sich deshalb am Fels abgeseilt und auf dem kleinen Vorsprung mit Steinen den Horst geformt. «Eine Zeit lang war das Nest plötzlich verwaist, jetzt sind die Falken wieder da», freut sich Marc. Der weisse Kotstreifen, der am Fels senkrecht vom Horst abgeht, sei übrigens für die Falken ein gutes Zeichen bei der Wahl eines Nistplatzes – das bedeute, dass das Leben an einem so gezeichneten Ort gut ist. Allerdings hat es mit dem Kot etwas Besonderes auf sich, schmunzelt Marc: «Ich habe damals auch etwas weisse Farbe über den Stein geleert.» Den Wanderfalken ists einerlei – sie scheinen mit der Betreuung ihres Nachwuchses beschäftigt und kehren den Beobachtern die Rücken. Ihre Jungen fliegen wohl Ende Mai aus, bleiben dann aber noch ein bis zwei Monate im Revier der Eltern. «Ende Juli, August werden sie selbstständig, und oft verbringen die Jungvögel dann den ersten Winter im Mittelmeerraum, bevor sie in der folgenden Brutzeit wieder in ihre Heimatregion zurückkehren», erklärt Marc.

… jenes in der freien Wildbahn …

Naturerlebnis Unterdessen hat sich die Abendsonne vom Felsen verzogen und die Dämmerung ist angebrochen. Die Stimmung am Jurahügel ist friedlich. Zu dieser Tages- und Jahreszeit ist die Luft erfüllt von Vogelgezwitscher: Die Balzzeit ist in vollem Gange und die Männchen werben lauthals um eine Vogeldame. Serge hört aus dem Rufen und Piepsen Amseln und Buchfinken heraus – und er hofft, dass vielleicht ein nachtaktiver Kauz auftaucht. Denn die Eulenvögel sind neben den Greifvögeln Serges zweite Leidenschaft. «In der Blauenkette gab es einen Uhu, den ich viele Male beobachtet habe», erzählt er Marc. Und der weiss, wovon Serge redet: «Er hat dort etwa 20 Jahre lang in einem Steinbruch gebrütet, man konnte sehr nahe an ihn ran.» Über den Teilnehmern der Surprise-Exkursion geht ein voller, gelber Mond auf, die Luft ist feucht und riecht nach Erde. In der Dunkelheit ist die Tierwelt nur noch zu hören. Zeit, Fernrohr und Feldstecher einzupacken. Die Exkursion endet erst kurz vor der Abfahrt auf dem Parkplatz – und erst, nachdem die Rufe der Geburtshelferkröte bestimmt und geortet wurden. «Draussen merke ich immer, wie schön die Welt ist», bemerkt Serge, bevor er sich ins Auto setzt, um zurück in die Stadt zu fahren. ■ PS: Kurz vor Redaktionsschluss bestätigte Marc die Anwesenheit von zwei etwa fünf Wochen alten Jungen im Falkenhorst.

… trotzdem: Serge und Marc haben den Vogel fest im Visier. SURPRISE 225/10

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BILD: MEIKE SEELE

Strassensport «Der Sport hat mich wachgerüttelt» Urs Rüegsegger hat eine beachtliche Strassensport-Karriere hingelegt: Ein erster Höhepunkt war letztes Jahr seine Teilnahme als Nationalgoalie am Homeless World Cup in Mailand. Dieses Jahr setzt er nun als Trainer mit seinem Team zu neuen Höhenflügen an. Als Sieger des Turniers vom 2. Mai in Bern ist er voll auf Erfolgskurs. 14

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INTERVIEW: OLIVIER JOLIAT

Zweites Turnier, erster Sieg und das erst noch daheim in Bern: Urs, herzliche Gratulation zu deinem Trainereinstand. Urs Rüegsegger: Danke, aber ich muss korrigieren. Eigentlich ist es das dritte Turnier und der zweite Sieg. Wir haben ja auch das Plauschturnier in Olten gewonnen. Nicht nur, weil es der erste Sieg war, ein spezielles Erlebnis: Es herrschte dort eine ausgelassene Feierstimmung. Da war es zwischen all den Punks und Hunden nicht einfach, sich auf das Spiel zu konzentrieren.

noch mehr Verantwortung für die Mannschaft und will mit diesem TopTeam viel erreichen. Ich habe Ziele für mich gesetzt und Ziele, die ich gemeinsam mit der Mannschaft erreichen will. Welche Ziele möchtet ihr denn erreichen? Eines ist mit dem Turniersieg bereits erreicht. Aber mehr allgemein ist es der Anspruch: Nicht alles muss und kann perfekt sein. So regt man

«Unser Anspruch: Nicht alles muss und kann perfekt sein.»

Letztes Jahr wurde dein Team Jarajoo Bern im Berner Turnier erst im Final gestoppt. Hast du nun beim Heimturnier besonderen Erfolgsdruck gespürt? In den letzten Tagen verspürte ich schon einen Druck. Aber mir wurde vor allem bewusst, wie viel es mir bedeutet, bei einem Turnier auf dem Bundesplatz, dem politischen Zentrum der Schweiz, zu zeigen, was wir trainiert und gelernt haben. Du hast als Spieler perfekt auf dem Höhepunkt – nach deiner Teilnahme als Nationalgoalie am Homeless World Cup in Mailand – aufgehört. Das war die Erfüllung eines Kindheitstraums. Wir haben als Kinder immer auf der Strasse gespielt – im Sommer Fussball, im Winter Hockey – und wollten immer für unsere Strasse gewinnen. Nun konnte ich sogar an einer Strassenfussball-Weltmeisterschaft für mein Land gewinnen. Eigentlich waren es in Mailand mehr Niederlagen als Siege … … Vielleicht auf dem Blatt. Die Teilnahme war trotzdem ein voller Erfolg, weil die Spieler doch noch ihr volles Potenzial ausschöpfen konnten. Anfangs hatten ein paar ja schon Starallüren. Nach den Startniederlagen hat das aber gekehrt und wir haben als Team gekämpft. Von daher haben sogar Niederlagen ihre guten Seiten. Und die Niederlage im Penaltyschiessen gegen Italien behalte ich trotzdem als sehr schöne Erinnerung.

sich weniger auf über einen Fehlpass, einen Schiedsrichterentscheid oder ein schlechtes Resultat und kann ruhig weiterspielen. Das funktioniert schon ganz gut und der Erfolg gibt uns Recht. Hoffentlich klappt es so auch an der Schweizer Meisterschaft! Dein Team besteht vor allem aus afghanischen Flüchtlingen. Sicher nicht ganz einfach, da eine gemeinsame Verständigungsbasis zu finden? Der Strassenfussball ist schon mal eine gemeinsame Basis. Klar ist die Verständigung daneben nicht einfach – schon nur die Namen. Aber ich habe sie schon fast alle auswendig gelernt. Die Spieler müssen dafür mit mir hochdeutsch sprechen und es lernen. Vieles funktioniert auch ohne Worte. Trotz der ersten Erfolge: Die Spieler deines Teams können nicht an den Homeless World Cup nach Brasilien reisen – wegen ihres Aufenthaltstatus’ als Asylsuchende. Aber nächstes Jahr schon! Ein paar bekommen den B-Status. Da setze ich mich auch persönlich dafür ein. Und dann dürfen sie wahrscheinlich nach Paris reisen, zum HWC 2011. Aber die Spieler geben auch ohne Aussicht auf die Nationalmannschaft vollen Einsatz. Sie kommen in jedes Training, sogar am Sonntag, und helfen wie in Bern sogar beim Aufund Abbau der Spielanlage. Daran merke ich, dass auch für sie der Sport mehr als nur ein reines Freizeitvergnügen ist. ■

Warum hast du nun auf die Saison 2010 vom Spieler zum Trainer gewechselt? Ich kann wegen diverser schwerer Verletzungen leider nicht mehr aktiv Fussball spielen: Nach dem Trainerkurs dieses Jahr ist mir nun auch noch das zweite Kreuzband gerissen. Gute Besserung! Schön, dass du der Surprise Strassenfussball-Liga als Trainer erhalten bleibst. Was hat dich dazu motiviert? Letzte Saison, mit dem Homeless World Cup in Milano als Höhepunkt, habe ich mal wieder richtig gelebt! Der Sport hat mich wachgerüttelt. Ich habe mich und andere Menschen wieder gespürt. Mein Leben verläuft bislang in Wellenbewegungen. Die Höhen und Tiefen schlagen heute zwar nicht mehr so extrem aus. Ging es mir früher mies, habe ich sowohl den Sport wie alle Beziehungen abgebrochen und bin voll abgestürzt. Aber letztes Jahr habe ich definitiv gemerkt, welchen Einfluss Sport auf mein Leben hat: Treibe ich Sport, hievt mich das in eine gute Phase. Der Körper ist die Basis. Ist der nicht fit, geht der ganze Mensch kaputt. Dann muss es für dich wirklich schlimm sein, dass nun auch dein zweites Kreuzband gerissen ist. Schon, aber als Trainer treibe ich trotzdem Sport. Nur ist nun halt der Kopf mehr aktiv gefordert. Und die Emotionen bleiben die gleichen. Ich lass mich jetzt auch nicht mehr runterziehen. Ich trage als Trainer nun SURPRISE 225/10

Zur Person: Urs Rüegsegger ist in Belp aufgewachsen. Während der Kochlehre kam er in Kontakt mit der Drogenszene. Nach Abschluss der Lehre liess ihn eine Liebes- und Lebenskrise in die Drogen abstürzen. Seither folgten Ausstiege, eine Umschulung zum Behindertenbetreuer und Rückfälle in die Drogenszene. Seit fünfeinhalb Jahren ist der 39-Jährige clean. Via das Fussballteam Wohnen Bern, kam Rüegsegger zum Surprise Strassenfussball. Dadurch kam er auch in Kontakt mit dem Strassenmagazin und arbeitete als Surprise-Verkäufer in Bern. Seinen letzten Auftritt als Spieler hatte er als Torhüter des Nationalteams 2009 am Homeless World Cup in Mailand. Rüegsegger absolvierte dieses Jahr den Surprise-Trainerkurs und betreut nun das Spitzenteam Jarajoo Bern. Auch beruflich geht es aufwärts: Zurzeit macht Urs Rüegsegger ein Praktikum im Gastronomiebereich eines Altersheims und hofft, im Anschluss eine Festanstellung zu finden. (ojo)

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Jugendliche «Wir stehen unter Generalverdacht» Kleidervorschriften, iPod- und Handyverbote, Kampf dem Kampftrinken: Jugendliche stehen heute im Rampenlicht des öffentlichen Interesses und unter Generalverdacht. Drei 17- bis 18-jährige Jugendliche aus Zürich – alle weder mit Heiligenschein noch Vorstrafen – diskutierten über ihre Erfahrungen mit Repression, ihre Haltung gegenüber Verboten, Exzessen und ihre Vorstellungen, wie es sein müsste. VON YVONNE KUNZ (TEXT) UND PASCAL MORA (BILDER)

Surprise: Mit was für Verboten werdet ihr konfrontiert. Fabian: Rauchverbot. Auf dem Pausenhof. Aaron: Bei uns haben Sie auf dem Pausenhof ein gelbes Viereck auf den Boden gemalt, die Raucherzone. Nina: Genau, vier Quadratmeter für 50 Raucher. Alle eng an eng mit ihren Zigis, in einer Wolke. Aaron: Dass sie nicht grad einen Zaun drum gezogen haben, ist ein Wunder. Nina: Der Abwart droht jetzt schon mit einem Totalverbot wegen der Zigarettenstummel. Dann stehen einfach alle auf der anderen Seite der Strasse, dort ist es ja kein Problem. Wie stehts mit Alkohol? Nina: Coop verkauft keinen Wein, kein Bier und keine Tabakwaren an unter 18-Jährige. Dann gehst du halt in die nächste Beiz und kannst ein Bier bestellen. Das ist doch völlig blöd. Fabian: Auch im Denner kriegst du ganz normal Wein, Bier und Zigaretten ab 16. Aaron: Im Grunde genommen ist es eh ein Witz. Wenn du weisst, wo posten, kriegst du alles. Fabian: Oder dass es am Zürcher HB ab 22 Uhr keinen Alkohol mehr zu kaufen gibt, ist auch so was. Aaron: Da gehen einfach alle vorher zünftig einkaufen! Das Problem ist halt, dass die Alkoholgesetze gar nicht umsetzbar sind. Du kannst 13 sein und einen Kollegen haben, der 16 ist. Dann hast du das Problem schon gelöst. Es ist ein Gesetz, aber es greift nicht. Nina: Nicht nur beim Alkohol, das ist mit Gesetzen generell so.

Aaron: Ein bisschen versteh ich das auch. Was man im Ausgang so sieht, ist nicht lustig, Jugendliche zwischen 12 und 15, alle sturzbetrunken, die sich verprügeln. Fabian: Es war am Nachmittag um drei Uhr! Aaron: Die müssen doch auch was zu tun haben … Ich stand mit meinem Bruder mal an einem Selecta-Automaten. In der Nähe standen drei Polizisten rum, die uns immer mal wieder musterten. Wir wählten unsere Getränke, die fielen runter. Dann gibts da diese Klappe unten, die scheppert halt, wenn man die Sachen raus nimmt. Da kamen die Polizisten und sagen: «Jetzt mal es bitz easy, gell.» Wir so: «Whoah, wir haben doch nichts gemacht!» Und die: «Schon gut, wir habens schon gesehen.» Was? Dass wir Getränke kauften? (Gelächter) Ihr lacht jetzt. Aber eigentlich ist es ja nicht witzig, wenn man ständig bedrängt wird. Nina: Es ist schade, dass alle unter 23 unter Generalverdacht stehen. Dadurch, dass die Polizei uns so aggressiv und arrogant gegenübertritt, provozieren sie uns doch nur. Ich musste mich beherrschen, um nicht laut rauszulachen damals im Park. Aaron: Wie gesagt, ich verstehe schon, dass die Polizei sensibilisiert ist, wenn man so sieht, was abends abgeht. Fabian: Am Abend ist es gut, wenn sie Präsenz zeigen, zum Beispiel vor den Clubs. Da ist die Aggression recht gross. Nina: Das stimmt. Jeden Trottel filzen sie, denken bei jedem Kaugummi, es seien Drogen. Wenn aber wirklich was passiert, sind sie nicht da. Wie vor dem Q Club in Zürich, wo vor Kurzem jemand erstochen wurde. Fabian: Und die Security der Clubs machen auch nichts. Ich habe schon Szenen gesehen, in denen die tatenlos zuschauten, wie jemand verprügelt wurde. Die haben nicht mal die Polizei gerufen!

Habt ihr denn schon negative Erlebnisse gehabt mit den Autoritäten? Fabian, Aaron: Nina: Letzten Herbst sassen wir zu dritt im Park und assen Guetsli. Ein Paar sass auf der «Jugendliche kennen ihre GrenBank nebenan, die Vögel zwitscherten, es war zen immer weniger.» «Voll, die idyllisch. Dann kam die Polizei und filzte uns. haben das Mass verloren.» Dem Jungen haben sie sogar in die Arschspalte geschaut. Bei uns beiden Mädchen konnten Aaron Fabian sie nicht, weil sie keine Frau dabei hatten. Als Nina: Dann gibt es aber auch die Security-Leute, die völlig übertreiben. sie merkten, dass wir keine Drogen dabei hatten, nicht mal Zigaretten, Vor einer Bar in Zürich gibt es so einen Giftzwerg mit Napoleon-Komwurden sie immer hässiger. Sie zogen unsere IDs ein und prüften, ob wir plex, der Leute regelmässig so stark von der Tür wegschubst, dass sie vorbestraft sind. Sie redeten in so einer peinlichen Code-Sprache. «VSzu Boden gehen. negativ.» Für mich dachte ich: Habt doch etwas mehr Vertrauen! Fabian: Es ist einfach recht mühsam und lächerlich. Fabian: Nach einer Prüfung gönnten wir uns im Innenhof des Landesmuseums ein Bier. Nachmittags um drei. Da kam auch die Polizei. OfWie müssten sie denn eurer Meinung nach vorgehen, damit es nicht fenbar sind drei Jugendliche, die am Nachmittag in der Sonne sitzen lächerlich wirkt? und ein Bier trinken schon zu viel, ein Zeichen: Die müssen wir ausNina: Es ist schon gut, wenn die Jugendlichen zu spüren bekommen, dass einandernehmen. Am Schluss waren es fünf Bullen für drei Jugendliche. sie nicht einfach alles machen können. Es ist auch eine gute Lektion, erWir mussten die Schuhe ausziehen, die Portemonnaies leeren, alles wischt zu werden. Sie müssten einfach viel weniger aggressiv auftreten. wurde durchsucht.

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Fabian: Operation Respekt* … Die müsste für beide Seiten gelten. Nina: Manchmal kommen sie mir vor wie kleine Rotzgofen. Fabian: Als sie uns kontrollierten, haben sie Verstärkung angefordert … Hallo!? Aaron: Genau, sie sammeln sich zur falschen Zeit am falschen Ort. Am Nachmittag Jugendliche in einem Pärklein filzen ... am Abend müssten sie für Sicherheit sorgen! Nina: Manchmal sieht man auch wirklich kleine Kids am Rauchen und Saufen. Da denkt man schon, läck, das ist übel. Merkt ihr denn schon einen Generationenwechsel? Dass die nach euch schon krasser unterwegs sind? Nina: Ja. Aaron: Ich finds extrem. Grad gestern Abend ging ich mit dem Kollegen an einer Esso-Tankstelle ein Bier kaufen. Dort hatte es 13-Jährige vor der Tankstelle, mit Bacardi-Flaschen! Ich finde, man merkt ganz klar, dass es einen Wechsel gab. Fabian: Aber das haben wir doch auch gemacht. Aaron: Doch nicht mit 13, um Himmels Willen! Fabian: Vielleicht nicht grad Bacardi. Aber Alkohol haben wir auch probiert in dem Alter. Aaron: Aber doch nicht vor der Tankstelle, an der du ihn gekauft hast. Fabian: Gut, das ist einfach dumm. Nina: Ich hab schon probiert – es brauchte aber nicht viel und ich wurde richtig lustig, whooooohuiiiih! Aber jetzt hab ich das Gefühl, die sind nicht mehr am Experimentieren mit dem Rausch, sie schütten einfach rein, bis sie kotzen. Fabian: Hab ich auch schon erlebt. Einer kam an eine Party und trank zwei Flaschen roten Wodka. Der landete mit einer Alkoholvergiftung im Spital. Selber Schuld. Ich finde, sie kennen ihre Grenzen immer weniger. Aaron: Voll. Die haben das Mass verloren. Früher trankst du mit 13, 14 mal ein Bier und hattest das Gefühl, du seist der Grösste. Aber mittlerweile geht es nicht mehr ums Probieren, die wollen sich nur noch volllaufen lassen. Nina: Vielleicht täuscht es auch. Vielleicht fallen die volltrunkenen Zwölfjährigen einfach mehr auf. Verallgemeinern kann mans sicher auch nicht. Wenn Verbote nicht wirken, was könnte man sonst machen? Nina: Es sollte mehr geschützte Orte geben, wo man trinken darf. Die hängen jetzt halt wirklich an der Esso. Aaron: Aber wenn das Gesetz sagt, man darf bis 16 nicht trinken, dann kann es auch Orte nicht tolerieren, wo man das darf. Fabian: Abgesehen davon, würden Jugendliche gar nicht hingehen. Dann müsste man den Alkohol einfach freigeben? Nina: Oh nein. Fabian: Keine gute Idee. Ist der viel zitierte «Reiz des Verbotenen» also bloss ein Mythos? Nina: Nicht nur. Es macht die Sache schon lustiger. Aaron: Ich glaube, wenn man Alkohol freigeben würde, dann gebe es in den ersten zwei, drei Monaten einen Riesenansturm und dann würde sich das Interesse wieder legen. Aber ich glaube auch nicht, dass es die Situation verbessern würde. Nina: Gesetze sind das eine, die Eltern können aber mehr bewirken. Wenn sie sagen: «Es ist normal, dass Jugendliche Grenzen ertasten, trinken, kiffen, auf die Pauke hauen», dann müsste man sich nicht in irgendwelchen Parks und Clubs treffen, sondern könnte auch zu Hause mal mit Freunden hängen. Wäre auch sozial viel besser.

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Fabian: Aber wenn zu Hause was passiert, einer zusammenklappt, ich hätte früher keine Ahnung gehabt, was tun. Aaron: Klingt jetzt spiessig, aber es fängt schon mit der Erziehung an. Meine Eltern waren strikt, sagten, wenn das Gesetz die 16/18-Regel vorschreibt, dann halten wir uns daran. Sie wiesen mich aber vor allem auf die Folgen hin. Zudem habe ich vier ältere Geschwister, ich wusste schon

Nina:

«Es ist gut, wenn Jugendliche zu spüren bekommen, dass sie nicht alles machen können.» ungefähr, was Sache ist. Oft habe ich das Gefühl, dass sich die Jugendlichen überschätzen. Dann passieren halt genau diese Alkoholexzesse. Fabian: Meine Eltern liessen mich schon versuchen, liessen mich meine Grenzen kennenlernen. Und die Erfahrung tat gut … Dann gibt es ja eine Reihe weiterer Verbote für Jugendliche, die immer wieder diskutiert werden, zum Beispiel das generelle Verbot von Killergames für unter 18-Jährige. Nina: Die kann man von mir aus ganz verbieten. Ein Spiel, das zum Ziel hat, möglichst viele Leute umzubringen, ist eh fragwürdig, ob es nun ein 14- oder 50-Jähriger spielt. Aaron: Auch hier: Wenn du einen älteren Bruder hast, der die spielt, spielst du auch. Ein Verbot würde nichts bringen. Es gebe auch nicht weniger Amokläufe. Fabian: Da spielen andere Dinge, wie gemobbt werden in der Schule, eine grössere Rolle als Ballergames. Und wie genau würde man festlegen, was ein Killergame ist? Auch Kleidervorschriften werden ins Spiel gebracht. Nina: Hab ich im Austauschjahr in England erlebt: Jede kürzt noch ihren Rock, malt sich die Fingernägel an, macht die Jacke enger. Und wenn du damit durchkommst, bist du der Star. Es ist besser hier. Wenn eine das halbe Füdli an der Luft hat, dann wird sie vom Lehrer darauf hingewiesen. Fabian: Andererseits sinkt dadurch der Markendruck. Aaron: Aber das betrifft eher die jüngeren Semester, Ende Primarschule. Ist bei uns kein Thema mehr. Punktuell gibt es auch schon iPod-Verbote, oder? Fabian: Ist an unserer Schule im Schulgebäude verboten, auf dem Pausenplatz aber erlaubt. Auch Handys. Wenn sie einen drinnen damit erwischen, wirds eingezogen und am Ende des Tags kriegst du es zurück. Schlussrunde: Was ist nun eure Bilanz? Aaron: Hinter diesen Gesetzen steckt sicher viel guter Wille, sie sind aber letztlich eine Farce. Nina: Wichtig wäre Konsequenz, etwa beim Alkoholausschank. Fabian: Verbote geben Jugendlichen einen zusätzlichen Kick. ■ Nina (17), Aaron (18) und Fabian (18) gehen in Zürich ans Gymnasium.

*Aktion/Operation Respekt: Gemäss Stadtpolizei Zürich mehren sich die Pöbeleien junger Partygänger gegenüber Polizisten, besonders, wenn diese in kleinen Gruppen unterwegs seien. Mit der «Aktion Respekt» wollen sich die Ordnungshüter wieder mehr Respekt verschaffen. 24 zusätzliche Beamte unterstützen dabei die «normalen» Streifen. Auch gegenüber Bagatellen zeigt die Polizei Nulltoleranz. SURPRISE 225/10


LOMOGRAFIE: ZVG

Unerwünschte Realität: Während der WM sollen Touristen in Südafrika nicht mit Obdachlosen konfrontiert werden.

Südafrika Gratwanderung am Kap Vor der Fussball-WM säubern die südafrikanischen Städte ihre Strassen von Obdachlosen und Bettlern. Nichts soll den schönen Schein während der Weltmeisterschaft stören – so berichten die internationalen Medien. Doch so einfach ist es nicht. Das südafrikanische Strassenmagazin «The Big Issue South Africa» hat vor Ort recherchiert und stellt fest: Im Umgang mit Randständigen balancieren die Behörden am Kap der guten Hoffnung zwischen echter Sozialhilfe und Kriminalisierung der Armut. VON BRENDON BOSWORTH

In Südafrika und auch im Ausland gab es einen Aufschrei, als die Medien über Vertreibungen von Obdachlosen in den Austragungsorten der Fussball-WM berichteten. Aus Johannesburg meldete die Menschenrechtsgruppe Solidarity Peace Trust, dass Flüchtlinge aus Zimbabwe ins Visier der städtischen Nulltoleranz-Kampagne gerieten und unter dem Vorwurf des Herumlungerns weggewiesen und verhaftet wurden. Prostituierte, Bettler und Strassenhändler wurden nach diesen Informationen ebenfalls von der Polizei verfolgt. Aus Durban an der Ostküste beSURPRISE 225/10

richten zuverlässige Quellen ebenfalls von Polizeiaktionen gegen Strassenkinder, bei denen diese aufgegriffen und in Aussenbezirken ausgesetzt wurden. Und auch in Kapstadt sollen Obdachlose in Aussenbezirke verschleppt worden sein. Kapstadts WM-Verantwortliche Lesley De Reuck bestreitet das vehement: «Das ist kompletter Unsinn. Es macht mich sprachlos, dass es Leute gibt, die glauben, wir würden willkürlich Menschen deportieren.» Der städtische Sicherheitsdirektor Jean-Pierre Smith bezeichnet die Berichte als «verleumderische Schmierkampagne.» Unbestritten allerdings ist die Existenz von Strategiepapieren zum Umgang mit Obdachlosen im Hinblick auf die Weltmeisterschaft. Die

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Verantwortlichen verneinen aber, dass der sogenannte «2010 Street People Readiness Plan» auf die Vertreibung von Obdachlosen aus Kapstadt ziele. Ernest Sonnenburg, Vorsitzender des städtischen Obdachlosenkomitees sagt, es handle sich dabei lediglich um die Ausdehnung von Programmen, die von der Stadt jeweils in den Wintermonaten gemeinsam mit Hilfsorganisationen bereitgestellt würden: «Wir bieten Notunterkünfte an für diejenigen, die das wollen. Ausserdem stellen wir zusätzliche Mittel für Essen und Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Auf die WM hin wurden diese Angebote ausgebaut, denn wir rechnen mit einer erhöhten Nachfrage durch den Zustrom von Menschen aus dem Umland, die im Umfeld der Weltmeisterschaften auf Arbeit hoffen.» Privatsheriffs im Geschäftsviertel Der Rückgang von Menschen, die auf der Strasse leben, ist für Sicherheitsdirektor Smith das Resultat gezielter Bemühungen um die soziale Entwicklung: «Wir haben es geschafft, Menschen umzusiedeln und Familien zusammenzuführen. Ausserdem haben wir ein ganzes Paket an Angeboten, um die Betroffenen wieder auf die Beine zu bringen und zu integrieren: Kompetenzförderungen, Arbeitsprogramme und geschützte Arbeitsplätze.» Ernest Sonnenberg vom Obdachlosenkomitee verweist auf das Programm «Community of Origin», das im Verbund mit NGOs durchgeführt wird und sich an Kinder und Jugendliche richtet. Bildungs- und Unterhaltungsangebote in den einzelnen Quartieren sollen verhindern, dass die Kinder nach Schulschluss und in den Ferien in den Strassen der Geschäftsbezirke herumhängen. Sozialarbeiter betonen die Bedeutung dieser Angebote insbesondere für die Zeit während der WM. Denn aufgrund der ausgedehnten Schulferien befürchtet man, dass vermehrt Minderjährige den Risiken des Lebens auf der Strasse ausgesetzt sein werden. Hilfsorganisationen für Strassenkinder warnen vor den Gefahren für Kinder und Jugendliche während des Turniers: Drogenhändler, Sextouristen und Pädophile. Die städtischen Behörden mögen im Umgang mit Obdachlosen und Strassenkindern gute Absichten haben – auf den Strassen der Geschäftsbezirke sieht die Realität anders aus. Private Sicherheitsdienste, die im Auftrag der Geschäfte für Ordnung sorgen, sehen sich einer steigenden Zahl von Übergriffsvorwürfen ausgesetzt. Ein interner Bericht des Woodstock Improvement Districts (WID), einer privaten Einrichtung für Unterhalt und Sicherheit im Geschäftsviertel Woodstock, listet eine Reihe von Zwischenfällen Ende März dieses Jahres auf. Dem zufolge wurden innerhalb von drei Tagen 30 «Landstreicher» wegen Bettelei, Alkoholkonsum und Schlafen in Pärken aus dem Geschäftsviertel «entfernt». Ein Sprecher von WID erklärt dazu, die privaten Sicherheitskräfte würden nur die Gesetze gegen die Störung der öffentlichen Ordnung durchsetzen. «Entfernen» bedeute dabei nicht unbedingt körperliche Gewalt: «Die Sicherheitsleute informieren die Betroffenen, dass sie etwas Verbotenes tun, zum Beispiel Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit. Normalerweise konfiszieren sie den Schnaps und fordern die Trinker auf, das Gelände umgehend zu verlassen. Wir legen sie nicht in Handschellen, um sie dann in irgendeine gottverlassene Gegend zu karren. Das dürfen wir gar nicht.» Dem widersprechen allerdings Rapporte der Sicherheitsfirmen, in denen es wiederholt heisst: «Der Sicherheitsmann entfernte den Landstreicher vom Gelände.» Der städtische Sicherheitsdirektor Smith betont, dass nur staatliche Polizeibeamte die Gesetze durchsetzen dürften. «Privatfirmen, die Verstösse feststellen, müssen diese an die Polizei melden.» Nur ein paar Strassenzüge vom Woodstock District liegt der Central District. Dort berichtet ein 17-Jähriger, der auf der Strasse lebt, von Deportierungen durch Privatpolizisten: «Sie schnappten mich und ein paar Freunde mitten in der Nacht, luden uns auf einen Kleinlaster und fuhren uns in die Cape Flats (Slum in Kapstadt, red.). Dort luden sie uns aus. Wir gingen zur Polizei, die uns in eine Notunterkunft brachte. Dort

übernachteten wir. Nach dem Frühstück und einer Dusche rissen wir am anderen Morgen aus und fuhren zurück in die Innenstadt. Sie verschwenden ihre Zeit, denn wir kommen immer wieder.» Menschenrechte statt Apartheid Die Regierung von Kapstadt und die Verantwortlichen der Geschäftsviertel machen keinen Hehl daraus, dass sie den städtischen Gesetzen über die öffentliche Ordnung im Hinblick auf die Weltmeisterschaft konsequent durchsetzen wollen. Und da der Weltfussballverband FIFA seinerseits hohe Sicherheitsanforderungen an die Austragungsorte stellt, wird erwartet, dass die Sicherheitskräfte rund um die WM rigoros gegen Störungen vorgehen. Viele Menschen begrüssen das Vorgehen gegen aufdringliche Bettler und selbsternannte Parkplatzwächter. Gleichzeitig gibt es ernsthafte Bedenken, denn es ist eine dünne und oft durchlässige Linie zwischen der Durchsetzung der Gesetze und der Kriminalisierung von Armen und Randständigen. Wayne Aldridge von der Geschäftsleitung der Displaced

«Sie schnappten uns mitten in der Nacht, luden uns auf einen Laster und fuhren uns in die Slums.»

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People’s Unit (DPU), einer Einrichtung, die Sozialarbeit mit Ordnungsdienst verbindet, betont, die Stadt unternehme grosse Anstrengungen, um zu garantieren, dass die Sicherheitskräfte auf der richtigen Seite der Linie bleiben: «Die Polizisten sind geschult darin, soziale Probleme auf der Strasse zu erkennen. Und sie können unterscheiden zwischen Armut und Kriminalität.» Die DPU arbeitet Hand in Hand mit der Polizei: «Wenn die Polizisten auf Menschen mit sozialen Problemen stossen, rufen sie uns. Wenn es sich um Kriminelle handelt, regeln sie das selbst.» Aldridge kennt den Ruf der Sicherheitskräfte im Umgang mit Obdachlosen und Strassenkindern. «Vor zehn Jahren wurde mit rücksichtsloser Härte durchgegriffen. Doch unterdessen hat sich das grundlegend geändert.» Paul Hooper, der die Zustände auf den Strassen als Vorsitzender des Western Cape Street Children’s Forum, eines Netzwerks für Strassenkinder, seit 20 Jahren kennt, bestätigt diese Einschätzung: «Es läuft nicht mehr wie zu Zeiten der Apartheid, als die Polizei die Strassenkinder einsammelte und in der Wüste aussetzte. Heutzutage halten die staatlichen Sicherheitskräfte die Menschenrechte ein.» In der Blechhüttenstadt Trotzdem gibt es immer mehr Vorwürfe, wonach Menschen in prekären Lebensverhältnissen auf den Strassen Kapstadts aufgegriffen und in die Wellblech-Siedlung Blikkiesdorp verfrachtet werden. Grund: Die Fussballtouristen sollen nicht mit der hässlichen Realität von Armut und Obdachlosigkeit konfrontiert werden. Blikkiesdorp wurde 2008 ursprünglich für Menschen erstellt, die nach Zwangsräumungen ohne Unterkunft dastanden. Seither entwickelte sich die Siedlung zur Sammelstelle für Leute, die aus Abbruchhäusern vertrieben wurden, Landstreicher und Opfer von fremdenfeindlichen Übergriffen. Die Anlage liegt mitten in den trostlosen Dünen ausserhalb von Kapstadt. Begrenzt durch Zäune, reihen sich auf dem Schotterboden rund 1600 Metallgebäude von 18 Quadratmeter aneinander, jedes mit einer aufgesprayten Nummer versehen. Manche stehen leer, mit dunklen Löchern, wo Glasfenster sein sollten, der Boden übersät mit Abfall. Für jeweils vier Container gibt es eine Toilette und ein Ausgussbecken, von denen einige bei näherem Hinsehen nicht funktionieren: Beim Öffnen der Tür erblickt man ein kaputtes Klo voller Scherben und Plastik. Draussen stinkt ein verstopftes Becken neben einer offenen Wasserleitung vor sich hin. Hier leben Jane Roberts und Badroneesa Morris vom Western Cape Komitee gegen Zwangsräumungen. Sie berichten von überfüllten Wellblechhütten und hoher Arbeitslosigkeit. «Es ist wie ein Konzentrationslager», empört sich Morris. «Um zehn Uhr musst du drin sein, sonst SURPRISE 225/10


BILD: ZVG

Jenseits der Fanmeile: Obdachlose in Kapstadt.

wirst du von den Polizisten und den freiwilligen Patrouillen geschlagen und getreten. Sie behandeln uns wie Tiere.» Morris und Roberts behaupten, dass viele Bewohner gewaltsam nach Blikkiesdorp verfrachtet wurden. Ein Sprecher der Stadt gibt zu, dass Leute aus dem Stadtteil Sea Point nach Blikkiesdorp gebracht wurden, erklärt aber, das sei freiwillig geschehen: «Es gibt keine Sammelaktionen, bei denen Menschen, die auf der Strasse leben, zwangsweise nach Blikkiesdorp geschafft werden. Die Leute ziehen von sich aus dort hin. Und die Behauptung, dahinter stehe ein Plan, um die Stadt vor der WM zu säubern, ist frei erfunden.» Der städtische Sicherheitsdirektor Jean-Pierre Smith, der für die Umsiedlungen von Sea Point zuständig war, betont ebenfalls, es würde kein Zwang angewendet: «Wenn wir wirklich Leute deportierten, dann würden wir hinterher doch nicht noch fünf Fahrten durchführen, um ihnen Möbel zu bringen, die gespendet wurden.» Die Premierministerin der Provinz Western Cape, zu der Kapstadt gehört, schaltete sich ebenfalls in die Debatte ein und dementierte die Berichte über Zwangsumsiedlungen. Im Gegenteil: Die Behörden würden überschwemmt mit Anfragen von Menschen, die nach Blikkiesdorp ziehen möchten. «Niemand wird gezwungen, dort zu bleiben. Es ist eine zwanglose Siedlung mit allem, was es zum Wohnen braucht.» Tatsächlich gibt es Bewohner, die froh sind, ein Dach über dem Kopf zu haben, auch wenn die Umstände furchtbar sind. Die Familie von Reney Thomas und die zweifache Mutter Iris Davids lebten vor einem Jahr unter Autobahnbrücken. Dann wurden sie von Sicherheitskräften nach Blikkiesdorp gebracht und in eine Baracke mit elf Bewohnern ge-

steckt. Nachdem Thomas und Davids in einer Lokalzeitung über beengte Wohnverhältnisse berichtet hatten, wurden sie im strömenden Regen aus ihrer Baracke geholt und auf einem Trottoir ausserhalb der Siedlung ausgesetzt. Thomas erzählt, dass sich anschliessend Leute vom Komitee gegen Zwangsräumungen bei der Stadt für sie eingesetzt haben – und nach drei Wochen konnte jede Familie einen eigenen Con-

«Wenn wir wirklich Leute deportierten, dann würden wir ihnen doch nicht hinterher Möbel bringen.»

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tainer beziehen. Heute findet Iris Davis: «Ich habe ein Dach über dem Kopf und eine Tür, die ich schliessen kann. Für mich ist das ein Zuhause. Ich weiss nicht, wie lange wir hier bleiben werden, aber wir sind dankbar, dass wir unsere eigenen vier Wände haben.» ■ Übersetzung aus dem Englischen: Reto Aschwanden

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BILD: GUIDO SÜESS

Wörter von Pörtner Ein guter Mensch Vor ein paar Tagen erhielt ich ein kurzes Schreiben, in dem mir auf drei Arten und in zwei Sprachen gedankt wurde. Ausserdem zog der Absender verbal den Hut vor mir und gab seiner Überzeugung Ausdruck, ich sei ein guter Mensch und mache im Leben stets das Richtige. Es handelte sich beim Absender weder um einen Bekannten noch um Leser dieser Kolumne, sondern um den Branchenverband der Filmindustrie. Das Schreiben erreichte mich zusammen mit den ersten drei Staffeln der Muppet Show, die ich bestellt hatte, um mein frühlingshaft düsteres Gemüt ein wenig aufzuheitern. Dass ich dies getan, und mich nicht mit Raubkopien oder Downloads eingedeckt habe, war dem Branchenverband Anlass genug, mir überschwänglich auf die Schulter zu klopfen.

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Wie sich doch die Zeiten ändern, dachte ich. Bis anhin hatten die Hersteller von DVDs ihre Kunden im Verdacht, allesamt Halunken und Westentaschenimpresarios zu sein, die keinesfalls vor hatten, die für gutes Geld erworbenen Filme zum Zeitvertreib anzuschauen, sondern diese zu kopieren, zu verhökern, in Gefängnissen, Krankenhäusern und auf Bohrinseln gegen Eintritt vorzuführen. Deshalb durfte sich niemand eine DVD anschauen, ohne vorher vielsprachig zurechtgewiesen worden zu sein. Dass die viel billigeren Raubkopien nicht mit lästigen Trailern zugemüllt waren, nur einen Bruchteil kosteten, gleich lang hielten und sich klaglos auf jedem Gerät abspielen liessen, beirrte die offiziellen Vertreiber nicht, bis fast niemand mehr DVDs kaufte. Ausser mir. Beim Anschauen der DVDs ging mir auf, wie sehr mich die Muppet Show in meiner Entwicklung geprägt hat. Von den Logenstänkerern Statler und Waldorf übernahm ich als Kind schon die Pose des grantigen alten Mannes und lernte, an der Seitenlinie zu stehen und am Gebotenen herumzumäkeln. Plastikfiguren der alten Krattler zieren noch heute mein Büro. Von Gonzo lernte ich, dass der Künstler stets unverstanden bleibt. Ah, wie er die Faust schüttelt und verzweifelt das Publikum als «Yokels»* beschimpft, weil es seine Nummer «Zerstören eines Oldtimers zu Vivaldis ‹Coro di zingari›» nicht zu ästimieren weiss.

Wegen Animal (Keith Moon von The Who nachempfunden) habe ich angefangen, Schlagzeug zu spielen, allerdings nur kurzfristig. Crazy Harry, der irre Sprengmeister, hat in mir die Sympathie fürs Anarchische geweckt. Kochen tu ich wie der schwedische Koch. Heute lehrt mich die Muppet Show, wie vergänglich der Ruhm ist. Mehr als die Hälfte der Stargäste kenne ich nicht einmal dem Namen nach. Zero Mostel? Ruth Buzzel? Aber da sind auch Steve Martin, Elton John oder Loretta Lynn, die 30 Jahre nach ihrem Auftritt immer noch berühmt sind. Einzig mein Frauentyp ist fremdgeprägt, nicht die schlagkräftige blonde Miss Piggy, sondern die dunkelhaarige Disney-Hexe Gundel Gaukeley war es, die mich als erste betörte und das Angebetetenschema prägte. Auf den ersten Blick sind das keine besonders guten Voraussetzungen, zu einem Menschen heranzuwachsen, der stets das Richtige tut. Wie schön, dass es mir jetzt doch noch gelungen ist. Dank der Muppet Show. Wie sonst? *Heisst so viel wie Bauerntölpel, aber die Verwandtschaft mit unseren «Joggelis», birnenschüttelnden und anderen, ist nicht zu überhören. STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 225/10


Musik «Ich bin extrem kein Fussballfan» Die Aeronauten spielen an der Schweizer Meisterschaft von Surprise Strassensport. Ob das passt, weiss Sänger Olifr «Guz» Maurmann nicht genau. Doch egal – so lange es Spass macht, passt alles. BILD: ZVG

INTERVIEW: OLIVIER JOLIAT

Guz, was stellst du dir unter Surprise Strassenfussball vor? Noch gar nichts. Aber den allgemeinen Fussball finde ich langweilig. Da kann diese Liga nur interessant sein. Ich dachte, die Aeronauten seien bekennende Fussballfans? Ha, ich bekennender Fussballfan? Das lassen Lieder wie «Weltmeister» vermuten … Weltmeisterschaft bedeutet, es läuft nichts Gescheites am Radio, die Zeitung ist verstopft mit Fussball und das Fernsehen sowieso. Schlecht, schlecht, schlecht: Ich muss wieder in den Keller sitzen und Musik machen. Ich bin extrem kein Fussballfan. Aber ich kann irgendwie nachvollziehen, dass man es gut findet – und es ist eine Herausforderung, Lieder über Fussball zu schreiben. Wir haben ja schon zwei. Wieso schreibst du leidenschaftliche Songs über etwas, das dich langweilt? Ich ging mit Christophe Ohrel zur Schule, der bei der WM ’94 und ’98 Nati-Verteidiger war. Fussball interessierte mich nicht, ihn fand ich aber gut. Für Ohrel habe ich «Am Tag, an dem ich Weltmeister wurde» geschrieben. Er hat es wahrscheinlich gar nie gehört. Aber das war mein Bezug zum Fussball. Ich habe ein primitives Fussballverständnis: Den Ball muss man einfach ins Tor hauen und alles andere ist uninteressant. Ob die Schweizer schön spielen? Das ist doch langweilig. So lange sie keine Tore schiessen, ist das nix. So simpel sind auch meine Fussballtexte. Olifr Guzmann bringt Grosses einfach rüber – also auch Fussball.

Du suchst für Texte allgemein keine hochgestochenen Formulierungen, sondern brichst dein Thema lieber auf einfache Sätze runter. Ja, absolut. So funktioniert doch auch Fussball: Ein einfaches Spiel, das alle verstehen und lieben. So hab ich mir das noch nie überlegt. Es ist relativ simpel, grosse Gefühle kompliziert darzustellen. Aber es ist schwierig, etwas Grosses oder Gewichtiges wie Hass, Liebe, Leidenschaft – also auch Fantum und Fussball – einfach rüberzubringen. Das ist meine Herausforderung: Etwas, das im Alltag komplex daherkommt, in einfachen Worten rüberzubringen, ohne dabei dumm zu werden. Es gibt noch weitere Parallelen: Musiker verbrauchen während einem 90-minütigen Konzert gleich viel Energie wie Fussballer in einem Spiel. Bist du dir bewusst, dass ihr Teamsport betreibt? Ich habe nie Teamsport betrieben. Aber so habe ich das Ganze auch noch nicht betrachtet. Interessant … Zumindest funktionieren eine Band und ein Fussballteam nach denselben Regeln, um erfolgreich zu sein. Das Wichtigste ist der Spass. Und ein gewisses Mass an Erfolg. Ganz ohne Bestätigung der Leistung verleidet dir alles irgendwann. SURPRISE 225/10

Du hattest letztes Jahr einen Herzinfarkt. Wie wichtig war da die Band, um wieder auf die Beine zu kommen? Die Band war da. Nicht die Band als Musikmaschine. Das ist nicht besonders wichtig. Musik kann ich mit verschiedenen Leuten machen. Aber die Band als diese sechs Leute, das war schon hilfreich: Es kommt immer mal wer ins Spital und bringt was mit. Ihr wurdet in den letzten Jahren und speziell auf dem neuen Album «Hallo Leidenschaft» gelassener und breiter in der Stilrichtung. Lasst ihr es im Alter ruhiger angehen? Wir können heute schlicht mehr. Im Grunde sind wir aber immer noch eine Punkband: Bei den ersten Platten vor allem musikalisch, bei den neuen Alben mehr im Geiste. Das heisst, wir haben eine «Scheiss drauf»Mentalität entwickelt. Auf «Hallo Leidenschaft» bezogen etwa, dass Roger bei «WoMuniDure» Schweizerdeutsch singt und dazu irgend so eine südamerikanische Musik läuft. Das ist weder unser Stil noch haben wir je Mundart gesungen. Aber egal: Es ist ein tolles Stück, also spielen wir es. Wir machen nur noch, was wir wollen. Diese Punk-Mentalität leben wir heute mehr denn je. Wir machen einfach nichts, das langweilig ist. Und da wir immer mehr können, wird noch Einiges passieren. ■ Die Aeronauten, Samstag, 5. Juni, ab 19 Uhr, Bahnhofshalle Zürich; Support: Surprise Chor, Lee Everton (solo).

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Kulturtipps

Entstaubt: Johann Peter Hebels Kalendergeschichten.

Buch Heiter-leiser Lebens-Weiser Zum 250. Geburtstag von Johann Peter Hebel (1760 – 1826) ehrt die Basler Hebelstiftung den schelmisch-klugen Dichter vom Oberrhein mit einer Wiederbelebung seiner Kalendergeschichten. VON CHRISTOPHER ZIMMER

Vor der Peterskirche in Basel blickt Hebels Denkmal still hinüber auf das bunte Flohmarkt-Treiben auf dem gleichnamigen Platz. Der steinerne Beobachter wird wohl heute noch seine Freude daran haben, denn schon zu Lebzeiten hatte er es mit den Menschen, mit ihren Schwächen, Freuden, Irrungen und Wirrungen. Doch über solchem Anteilnehmen ist er in die Jahre gekommen, und mit ihm seine Leserschaft. Was an Jüngerem die Landschaften hüben und drüben des Rheins bevölkert, kennt seine Werke meist nur als Schulpflichtlektüre, wenn überhaupt. Dem abzuhelfen, hat sich die Hebelstiftung zum Ziel gesetzt. Und dazu die Abschlussklasse 2008 der Studienrichtung Illustration an der Hochschule Luzern, Design & Kunst, sowie die iranische Comic-Künstlerin Parsua Bashi mit ins Boot geholt. Entstanden ist daraus ein Buch mit zwölf von Hebels Kalendergeschichten, ganz klassisch eine für jeden Monat. Die Wahl der Geschichten stand den Kreativen frei, einzige Bedingung war, diese «gestalterisch in die Gegenwart zu übersetzen». Acht HochschulabsolventInnen wurden ausgewählt, macht zusammen mit Parsua Bashi neun Handschriften. Kann das gutgehen? Aber ja, und wie! Sind doch dadurch die Farben und Herangehensweisen so eigen und vielgestaltig wie die Monate eines Jahres – und wie die Hebelschen Geschichten: Die bekannteren wie «Unverhofftes Wiedersehen» oder «Kannitverstan», aber auch weniger vertraute, in denen fliegende Fische, ein Kriegsschiff, ein Maulwurf oder lachende Jungfrauen lebendig werden – und am Schluss sogar eine gewitzte Surprise-Verkäuferin(!). Die Originaltexte sind den Comics und Illustrationen, wenn sie nicht grafisch einbezogen wurden, jeweils zur Seite gestellt. Geschichten, die in diesen Neudeutungen ihre Verwitterungsbeständigkeit beweisen. Denn Hebel – den einst ein Verleger ablehnte, weil so zu dichten, wie man spricht, keine Kunst sei – dieser Hebel hat uns auch heute noch viel zu sagen. Gerade weil wir so sprechen, wie er dichtet.

Tilda Swinton radelte zweimal in Berlin – einmal mit, einmal ohne Mauer.

DVD Keine Mauer ist von Dauer Tilda Swinton radelt in Berlin der Grenze zur DDR entlang. Sie tut dies zweimal. Ein erstes Mal 1988 entlang der Mauer, ein zweites Mal, 21 Jahre später, ist die Mauer weg. Und sonst? VON PRIMO MAZZONI

Die britische Filmemacherin Cynthia Beatt lebt seit 1975 in West-Berlin. 1988 unternimmt sie zusammen mit Tilda Swinton eine philosophisch-fröhliche Velotour der Mauer entlang. Tilda Swinton hatte damals ihren internationalen Durchbruch mit Sally Potters «Orlando» noch vor sich. Das knapp 30-minütige «Cycling the Frame» beginnt mit einer Fahrt zum Brandenburger Tor, mitten in die Stadt, der Mauer entlang. Mit einer Linkskurve startet die Reise durch wunderschöne Landschaften, Dörfer, verfallene Gegenden, und führt entlang an Todeszonen, Wachtürmen und eben dieser Mauer. Über sie oder unter ihr hindurch riskiert Swinton immer wieder einen Blick, und lässt auf dieser 160-km-langen Fahrt ihren Gedanken freien Lauf, mal tiefsinnig, mal witzig. Niemand konnte ahnen, dass ihr improvisierter Vers «Oh wall, oh wall, oh pretty wall, it would be funny if you did fall» bereits ein Jahr später wahr werden sollte. 2009 unternehmen Beatt und Swinton dieselbe Velotour noch einmal. Wieder wird die Fahrt mit dem Brandenburger Tor eröffnet, und sogleich ist alles anders. «The Invisible Frame» verfolgt mit demselben Team dasselbe Konzept. Im 60-minütigen Film besucht Swinton diesmal auch Orte im ehemaligen Osten – teils verwahrlost, teils geputzt und wieder hergestellt, wie man in den Extras der DVD in parallel montierten Szenen aus beiden Filmen sehen kann. «The Invisible Frame» ist ein Remake, ein Sequel und doch ein eigenständiger Film. Seltsamerweise scheint die Mauer, nun unsichtbar, im zweiten Film einiges präsenter zu sein. Gleichzeitig glaubt man kaum, dass es erst 20 Jahre her ist, so weit entfernt, aus einer anderen Zeit, erscheint einem die erste filmische Umrundung nach der zweiten.

Johann Peter Hebel: Kalendergeschichten in Comics & Illustrationen. Schwabe

CYCLING THE FRAME/THE INVISIBLE FRAME. Englisch mit deutschen Untertiteln.

Verlag 2010. CHF 25.–.

«The Invisible Frame» bietet zusätzlich noch französische, portugiesische, persische, russische und arabische Untertitel (Filmgalerie 451). www.invisible-frame.com

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Schnelle Waffen, schnelles Geld – «Die Scarface Methode».

Theater «Die Welt gehört Dir» Der Aufstieg des Film-Gangsters Tony Montana ist einzigartig. Deshalb hat die Jugendtheatergruppe U21 des Theater Neumarkt sein Erfolgsrezept untersucht – und gibt die wertvollsten Erkenntnisse in einem «Workshop» weiter. VON MENA KOST

Auf den Wiesen um die Probebühnen des Theater Neumarkt blüht der Löwenzahn, in der Werkstatt wird die optimale Zusammensetzung von Blut diskutiert. Wie in der Fernsehwerbung soll es blau sein: «Ginge das mit Wasser, Farbstoff und Glyzerin», fragt Florian Huber, Regisseur der Jungendtheatergruppe U21. Szenografin Gabriela Neubauer guckt skeptisch: «Das müssen wir ausprobieren …» Huber nickt, klemmt sich eine Kalaschnikow, eine Kettensäge, einen Revolver und zwei M 16 unter den Arm und sprintet zur Probe. Zusammen mit den U21-Teilnehmern – fünf Frauen, ein Mann, alle im Alter zwischen 19 und 23 – hat Huber einen Klassiker des Gangsterfilms unter die Lupe genommen: «Scarface» von 1983, Drehbuch Oliver Stone, Al Pacino in der Hauptrolle. Waffen, Drogen, Frauen, Geld. «Geil. Sieht gut aus», sagt Sina, zieht eine Kalaschnikow unter Hubers Arm hervor und feuert eine Salve ab. Die 22-Jährige betrachtet das Kartongeschütz wohlwollend von allen Seiten. Dann erklärt sie, worum es im Stück «Die Scarface Methode» geht: «Die Hauptfigur im Film ist Tony. Antonio Montana. Er steigt vom Tellerwäscher zum Mafiaboss auf. Sehr zielstrebig. Wir haben Tonys Erfolgsrezept untersucht. Die wichtigsten Erkenntnisse werden wir dem Publikum in einer Art Workshop vermitteln.» Das Erfolgsrezept von Tony? «Gierige Eroberermentalität», sagt Regisseur Huber. Tony, Ex-Häftling aus Kuba, erhält seine Greencard im Gegenzug für einen Mord. Es folgt sein erster Auftrag im Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Ein Kokain-Deal, der in einem Blutbad endet. Und ganz zu Tonys Zufriedenheit: Getreu seinem Leitspruch «Die Welt gehört dir» steigt er auf, schnappt sich die Frau vom Oberboss, bringt diesen um – und übernimmt schliesslich seinen Platz. «Das organisierte Verbrechen ist das deregulierteste Business überhaupt. Mord, Folter, alles liegt drin. Das findet Tony gut, er mag Deregulierung», sagt Huber. Im Wechsel zwischen Szenen aus dem Film – Tonys erster blutiger «Job» etwa wird im Fussballkommentatoren-Ton rapportiert – und Workshopmodulen, wird der amerikanische Traum ad absurdum geführt. «Wer unbedingt nach oben will, kann viel von Tony Montana lernen», verspricht Huber. Dann deponiert er das Waffenarsenal neben einem Sack voller Koks, wo es auf den nächsten Einsatz wartet.

Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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chefs on fire GmbH, Basel

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Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

07

VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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TYDAC AG, Bern

10

KIBAG Strassen- und Tiefbau

11

OTTO’S AG, Sursee

12

Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

13

Canoo Engineering AG, Basel

14

Lehner + Tomaselli AG, Zunzgen

15

fast4meter, storytelling, Bern

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Brother (Schweiz) AG, Baden

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

18

IBZ Industrie AG, Adliswil

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Zeix AG, Zürich

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Zürcher Kantonalbank, Zürich

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Axpo Holding AG, Zürich

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Experfina AG, Basel

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AnyWeb AG, Zürich

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muttutgut.ch, Lenzburg

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Mobilesalad AG, Bern

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag! Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

«Die Scarface Methode», ein Projekt der Jugendtheatergruppe U21 des Theater Neumarkt: Freitag, 28. Mai (Premiere), weitere Vorstellungen: 29. und 30. Mai. www.theaterneumarkt.ch SURPRISE 225/10

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Ausgehtipps Zürich Klingende Hinterhöfe Heute dienen Innen- und Hinterhöfe in der Stadt nur zu oft als Parkplätze und Abstellflächen. Früher aber bildeten sie Zentren nachbarschaftlichen Lebens, Orte der Begegnung und der Geselligkeit. Diese Tradition will das Projekt Hofgesang wiederbeleben. Während eines Monats treten insgesamt 2000 Sängerinnen und Sänger in Stadtzürcher Höfen auf. Unter den 75 Chören finden sich währschafte Gruppen wie der Männerchor Höngg, Schulkinder vom Chor d’Or, Arbeiterchöre wie die Swissair Voices, aber auch der FeMale Funk Project Chor und Notabene, der skandinavische Chor Zürichs. Die kurzen Ständchen dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern sollen den Dialog zwischen Nachbarn, Mietern und Hausbesitzern fördern und Diskussionen anregen wie: Was ist eine artgerechte Haltung für Stadtmenschen? Die Hinterhöfe werden noch bis zum 3. Juni zum Klingen gebracht. (ash) Orte und Termine: www.hofgesang.ch

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Stimm ein, Nachbar. Der skandinavische Chor Notabene im Häringhof.

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Isabella Rossellini erklärt das Liebesleben der Libellen.

Bern Film in Kurzversion Die Kurzfilmnacht macht auf ihrer Schweizer Tour in Bern halt: Es werden alle für den im März verliehenen Schweizer Filmpreis nominierten Kurzfilme gezeigt. Gewonnen hat damals der Film «Las Pelotas» – wie wohl das Berner Publikum urteilt? Unter dem Titel «Cinema Forever» laufen Filme, die eine Hommage ans Kino sind, und wer sich für das Leben «Down Under» interessiert, dürfte sich auf die Kurzfilm-Perlen aus Neuseeland und Australien freuen. Fans von Isabella Rossellini kommen ausserdem bei «Green Porno» auf ihre Kosten: Die Schauspielerin schlüpft in einminütigen Filmen in die Rollen von Kriech- und Krabbeltieren und erklärt so das Liebesleben in freier Wildbahn. (juk) Kurzfilmnacht Tour 2010, 29. Mai, ab 20 Uhr, Kino Cinématte und Kino cineCinemaStar. Infos und Programm: www.kurzfilmnacht-tour.ch

— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — 26

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Auf Tournee Improvisierte Klangkörper Nach langen Wanderjahren in verschiedenen Orchestern und Formationen geht Improvisationskünstler Marco von Orelli mit seinem eigenen Projekt auf Schweiz-Tournee: «Marco von Orelli 6» spielt zeitgenössische Musik in der Nähe von Jazz und Neuer Musik. Die SechserCombo – Marco von Orelli an der Trompete, Charlotte Torres am Klavier, Kaspar von Grünigen am Kontrabass, Lukas Briggen an der Posaune, Lukas Roos an der Bassklarinette und Samuel Dühsler am Schlagzeug – geht von den Eigenkompositionen von Orellis aus und nimmt sie als Ausgangspunkt für freie Improvisationen: Ein reichhaltiger Klangkörper entsteht, der Platz für musikalische Persönlichkeit lässt – und dem Publikum so manche überraschende Wendung beschert. (mek) «Marco von Orelli 6»: Sa, 22. Mai, 21 Uhr, Osteria la Fabbrica, Losone; So, 23. Mai, 17 Uhr, Osteria Centrale, Olivone; Fr, 4. Juni, 20 Uhr, Mullbau, Luzern; Sa, 5. Juni, 20.30 Uhr, Restaurant Fürstenstein, Ettingen; Mi, 9. Juni, 21 Uhr, ONO, Bern; Fr, 11. Juni, 20.30 Uhr, Raum für Kultur, Basel. www.marcovonorelli.ch

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Die Sechser-Combo «Marco von Orelli 6»: Neue Musik, Jazz und freie Improvisation.

Wo lebt die Bachforelle? Genau.

Solothurn Fisch-Sagen aus aller Welt Für einmal ist der Fisch weder im Wasser noch auf dem Teller – sondern im Museum. In Solothurn widmet sich eine Sonderausstellung den Tieren, ihren Lebensräumen und Besonderheiten. Empfangen wird der Besucher von einem riesigen Märchenfisch, in dessen Inneren es FischSagen aus aller Welt zu hören gibt. Der Rest der lehrreichen Ausstellung behandelt die heimische Fischfauna: Der Betrachter der Bergbach-Vitrine etwa lernt, dass Bachforelle, Elritze und Bachneunauge sauerstoffreiches Wasser bevorzugen, während Wels, Trüsche und Brachsen auf dem Seegrund zu Hause sind. Übrigens: Wer beim Blick in die Vitrinen glaubt, er betrachte lebende Exemplare, liegt zwar falsch, braucht sich aber nicht zu wundern: Die Präparate von Matthias Fahrni und Rudy auf der Mauer sind äusserst naturnah. Eigentlich gilt der Fisch ja als Alptraum jedes Tierpräparators – man kann ihn nicht «ausstopfen». Aber den beiden Profis ist es dank einer äusserst aufwendigen Plastifizierungsmethode gelungen, die Tiere zu konservieren. Zwei der Fischpräparate wurden dann auch an der Weltmeisterschaft der Tierpräparatoren mit Silber und Gold ausgezeichnet. (mek) Sonderausstellung «Fische», noch bis zum 24. Oktober zu sehen im Naturmuseum Solothurn. www.naturmuseum-so.ch

Die Wüsten-Connection: Dirtmusic und Tamikrest.

Zürich/Düdingen Körnige Wüstenklänge Es gibt viele Vorbehalte gegen die sogenannte Weltmusik. Die schieben wir jetzt mal beiseite, wenn die Indierecken von Dirtmusic mit einer Tuaregband musizieren. Chris Eckman, Hugo Race und Chris Brokaw waren beim Festival Au Desert, in der Nähe von Timbuktu, Zeltnachbarn von Tamikrest. Aus einem spontanen Jam wurde eine dreitägige Session mit gemeinsamem Auftritt. Später ging man zusammen ins Studio nach Mali. «Adagh» heisst das Debüt von Tamikrest, die in der Tradition der bekannten Tuaregband Tinariwen agieren. Über Djembe und Klatschen perlen meist recht entspannte Gitarrenläufe, die traditionelle Nomadenklänge aus der Sahara mit Blues und Reggae verbinden. Dirtmusic spielten parallel ihr Album «BKO» ein und integrieren die neuen Freunde ungezwungen in ihre körnige Klangwelt. Die gemeinsame Tour ist die logische Konsequenz: Auftritte, die den Traum von der Grenzen überwindenden Kraft der Musik für ein paar Stunden Realität werden lassen. (ash) Dirtmusic und Tamikrest, 26. Mai, 20.20 Uhr, El Lokal, Zürich; 27. Mai, Bad Bonn Kilbi, Düdingen.

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Verkäuferporträt «Kein Problem» BILD: ZVG

Aster Teclai (36) floh vor dem Krieg in Eritrea in die Schweiz. Seit ihr Asylantrag angenommen wurde, verkauft sie in Zürich Surprise und arbeitet als Putzfrau. Sie träumt von einem Mann und möchte gerne noch einmal ihre Mutter sehen. AUFGEZEICHNET VON YVONNE KUNZ

«Aufgewachsen bin ich in Asmara, der Hauptstadt von Eritrea. Meinen Papa habe ich kaum gekannt. Ich war noch sehr klein, als er starb. Meine Mama war dann allein mit uns vier Mädchen und vier Buben. Einer meiner grossen Brüder hielt die Familie mit Hilfsjobs über Wasser. Die Schule war grad über die Strasse. Die Schulpflicht ist sechs Jahre in meiner Heimat, und die habe ich absolviert: Lesen, Schreiben und ein bisschen Englisch. Ich bin aber nicht so gerne zur Schule gegangen, ich hatte immer so viele Sorgen, wie es mit meiner Familie weiter gehen soll. Nach der Schule half ich meiner Mama. Wir machten Biscuits und Caramel, die Sachen verkauften wir vor unserem Haus. Es war alles sehr schwierig. Auch die politische Lage in meinem Land war nicht einfach und verschlimmerte sich zusehends. Einer meiner Brüder ist inzwischen tot. Ich bin dann alleine geflüchtet wegen der Folter und Unterdrückung. Erst gelangte ich über die Grenze in den Sudan. Ich hatte Angst, ich war ganz alleine. Aber kein Problem. Vom Sudan aus gelangte ich irgendwie nach Libyen. Ich weiss nicht mehr, wie lange das dauerte. In Libyen nahm ich ein Boot nach Italien. Ein kleines Boot, wir waren zu elft, fünf Tage waren wir auf dem Meer. Dann kam ich mit dem Zug in die Schweiz und stellte einen Asylantrag. Das war 2002. Ich kam ins Asylheim Schlieren. In den vier Jahren, die vergingen, bis mein Asylantrag angenommen wurde, machte ich einen Deutschkurs in der Migros-Klubschule in Oerlikon. Und einen Haushaltskurs, nähen, bügeln, reinigen. Jetzt wohne ich in Zürich und arbeite jeden Tag ein paar Stunden als Putzfrau in privaten Haushalten. Beim Coop in der Nähe meines Hauses sah ich immer diesen Mann, der Surprise verkaufte. Ich fragte ihn aus über die Arbeit und meldete mich beim Zürcher Büro. Seit drei Monaten habe nun auch ich diesen Job. Es gefällt mir, dass ich dabei Leute treffe. Ich verkaufe 20 Hefte in drei, vier Tagen. Kein Problem. Manchmal bekomme ich sogar vier, fünf Franken Trinkgeld für einen Kaffee. Ich trinke sehr gerne Cappucino. In meiner Freizeit schaue ich gerne Fernsehen, dabei lerne ich etwas Deutsch. Filme sehe ich besonders gerne. Ich kriege natürlich nicht alles mit, aber ein bisschen schon. Es hat viele Leute aus Eritrea in der Schweiz. Einige davon habe ich kennen gelernt und ein paar sind Freunde geworden. Wir gehen manchmal zusammen spazieren. Ab und zu lade ich sie in meine 1-Zimmer-Wohnung ein und koche eritreische Speisen. Ein bisschen Fleisch und Kartoffeln, das essen wir dann mit einem speziellen Brot. Es gefällt mir gut in der Schweiz. In Eritrea ist es manchmal auch kalt, aber Schnee habe ich hier zum ersten Mal gesehen. Ich wusste nicht, was das war, man musste es mir erklären. Ich wurde immer gut

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behandelt und wenn ich eine Frage habe, etwas in den Briefen nicht verstehe, dann wird mir geholfen. Jetzt will ich besser Deutsch lernen, ich will ja nicht mein ganzes Leben lang Putzfrau bleiben. Reden geht, kein Problem, aber Lesen und Schreiben sind schwierig. Ich würde gerne heiraten und Kinder bekommen, aber es müsste halt ein guter Mann sein. Nein, nicht reich, aber vielleicht ein bisschen wie ich: So ein schweres Leben, so ein grosses Lächeln. Ist besser so. Ich bin viel alleine und manchmal auch traurig. Meine Familie vermisse ich sehr. Ich würde gerne nach Eritrea reisen. Es geht meiner Familie nicht sehr gut. Meine Mama ist schon so alt und ich möchte sie unbedingt noch einmal sehen. Wenigstens können wir telefonieren, kein Problem.» ■ SURPRISE 225/10


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte ber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise-Sozialarbeiterinnen betreut, individuell begleitet und gezielt gefördert. Dazu gehört auch, dass sie von Surprise nach bestandener Probezeit einen ordentlichen Arbeitsvertrag erhalten. Mit der festen Anstellung übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Starverkäufer BILD: ZVG

Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich sel-

Als Götti oder Gotte ermöglichen Sie einer Strassenverkäuferin oder einem -verkäufer eine betreute Anstellung bei Surprise und damit die Chance zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

René Senn Zürich

Marlise Haas Basel

Bob Ekoevi Koulekpato Basel

Jovanka Rogger Zürich

Edeltraud Kühner aus Zürich nominiert Michiele Belay zum Starverkäufer: «Alle drei Wochen fahren wir ins Baselbiet, um der betagten Mutter beim Wocheneinkauf behilflich zu sein. Auf dem zugigen Park-Zwischendeck der Migros Gelterkinden treffen wir jeweils auf Surprise-Verkäufer Michiele Belay. Über die Begegnung mit diesem freundlichen und zurückhaltenden Menschen freuen wir uns jedes Mal und verlegen darum den Kauf des Heftes zunehmend von Zürich ins Baselbiet.»

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Peter Gamma, Basel Peter Hässig, Basel Marika Jonuzi, Basel Tatjana Georgievska, Basel Kurt Brügger, Basel

Anja Uehlinger, Baden Jela Veraguth, Zürich Fatima Keranovic, Baselland Andreas Ammann, Bern Wolfgang Kreibich, Basel

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welchen Verkäufer Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41+61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 8000 Franken

1/2 Jahr: 4000 Franken

1/4 Jahr: 2000 Franken

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Datum, Unterschrift

1 Monat: 700 Franken

225/10 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 225/10

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel, www.strassenmagazin.ch Geschäftsführung T +41 61 564 90 63 Fred Lauener, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Öffnungszeiten Sekretariat Mo–Do 9–12 Uhr, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70 Fred Lauener (Leitung), Reto Aschwanden, Julia Konstantinidis, Mena Kost, Thomas Oehler (Sekretariat) redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Florian Bachmann, Brendon Bosworth, Etrit Hasler, Olivier Joliat, Yvonne Kunz, Primo Mazzoni, Pascal Mora, Christof Moser, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Udo Theiss, Martin Töngi, Priska Wenger, Christopher Zimmer Korrektorat Alexander Jungo Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 77 Therese Kramarz, Mobile +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Marketing T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer Vertrieb T +41 61 564 90 81 Smadah Lévy (Leitung) Vertrieb Zürich T +41 44 242 72 11 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, Mobile +41 79 636 46 12 r.bommer@strassenmagazin.ch Vertrieb Bern T +41 31 332 53 93 Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, Mobile +41 79 389 78 02 a.maurer@strassenmagazin.ch Betreuung und Förderung T +41 61 564 90 51 Rita Erni Chor/Kultur T +41 61 564 90 40 Paloma Selma Strassensport T +41 61 564 90 10 Lavinia Biert Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Carlo Knöpfel Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 225/10


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