Surprise Strassenmagazin 226/10

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Landschaftsgärtner Wie Biber unsere Flüsse beleben

Griechen wie wir: Schweizer Hellenen erklären die Krise

Fanatiker! Philosoph Georg Kohler deutet die Zeichen der Zeit

Nr. 226 | 4. bis 17. Juni 2010 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Macht stark. www.strassenmagazin.ch ❘ www.strassensport.ch ❘ Spendenkonto PC 12-551455-3 Strassenmagazin Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, Tel. 061 564 90 90, Fax 061 564 90 99

Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

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10 Natur Das Comeback des Bibers Abgenagte Baumstämme und verdächtige Asthaufen – immer öfter entdeckt man an Schweizer Flussläufen Spuren des Bibers. Einst ausgerottet, mauserte sich der geschickte Nager unterdessen zum Sympathieträger, und als naturbegabter Baumeister hilft er tatkräftig mit bei der Rückeroberung verbauter Gewässer.

BILD: ISTOCKPHOTO

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Inhalt Editorial Wir Griechen Leserbriefe Mit Surprise auf Vogelexkursion Basteln für eine bessere Welt Ankick nach dem Abpfiff Aufgelesen Intime Streitigkeiten Zugerichtet Faustschläge für den Frauenhasser In eigener Sache 108 Strassenzeitungen aus 38 Ländern Erwin … investiert Porträt Kunstkenner mit Köpfchen Strassensport Galerie der Surprise-Kicker Le mot noir Minen und Muschelmesser Literatur Die schönsten Bücher Kulturtipps Rappender Unmensch Ausgehtipps Loch im Kopf Verkäuferporträt Ein Boden, auf dem etwas wachsen kann Projekt Surplus Chance für alle! Starverkäufer In eigener Sache Impressum INSP

BILD: MARKUS OTT

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13 Griechenland Betriebsanleitung für Hellas Seit Griechenland die europäische Ordnung ins Wanken bringt, muss man sich fragen: Wie tickt dieses Volk überhaupt? Vier Auslandgriechen wagen den Versuch, die Volksseele zu ergründen.

BILD: ANDREA GANZ

18 Fanatismus «Bloss nicht die Nerven verlieren» Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von Frieden und Freiheit. Doch nun tauchen immer mehr Fanatiker auf, die das liberale Wertesystem radikal infrage stellen. Im Moment bilden sie eine Minderheit. Doch das könnte sich ändern, sagt der Zürcher Philosophieprofessor Georg Kohler. Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit gibt fanatischen Bewegungen Aufwind.

Titelbild: Keystone SURPRISE 226/10

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BILD: DOMINIK PLÜSS

Leserbriefe «Ich habe es genossen, auf eine Exkursion in die Natur mitgenommen zu werden.»

JULIA KONSTANTINIDIS, REDAKTORIN

Editorial Wir Griechen Griechenland, Ostern 2010: Die Strassencafés sind bis auf den letzten Platz besetzt und die Feiertagstische biegen sich unter Tellern voll mit Essen. Der Verwandtenbesuch läuft ab wie gewohnt: Herzlich, überschwänglich, grosszügig. Die Griechen entsprechen ihrem Klischee der spontanen Lebemenschen gerne. Die Staatskrise, die Milliardenunterstützung aus dem Ausland, die Sparmassnahmen und die angekündigten strengen Finanzkontrollen, welche die Steuerhinterziehung verhindern sollen, scheinen sie nicht zu kümmern. Der Eindruck ist falsch, aber gewollt. Denn in der stolzen Griechenbrust brodelt es und man weiss, dass die Zeiger auf fünf vor zwölf stehen. Der Mittel- und Nordeuropäer fragt sich, wie die Griechen ihren eigenen Staat nur soweit verkommen lassen konnten. Und merkt dabei, dass er zwar die von den Griechen selbst gerne bedienten Klischees, das Land und seine Leute aber gar nicht kennt. Die Sicht aus der Ferne schärft bekanntlich den Blick fürs Besondere. Wer könnte die Griechen also besser beschreiben, als Landsleute, die im Ausland leben? Ab Seite 13 geben vier von ihnen Einblicke in die griechische Volksseele. Mit dem Blick des Wissenschaftlers beobachtet Georg Kohler, Professor für politische Philosophie in Zürich, die Entwicklung der Gesellschaft. Im Interview ab Seite 18 erklärt er, weshalb fehlende Alternativen Fanatismus verhindern können und wann es gefährlich sein kann, über Gefahren zu sprechen. An manchen Orten gibt es fanatische Bibergegner, die dem putzigen Nager an den Kragen wollen. Dabei führen die Tiere erstens ein beispielhaftes Familienleben und zweitens sind sie perfekte Landschaftsgärtner, die dank ihrer Baukunst die Natur verschönern. Unter welchen Voraussetzungen dies gelingt, lesen Sie ab Seite 10. Wir wünschen Ihnen gute Lektüre. Herzlich, Julia Konstantinidis

Nr. 225: «Expedition Falke – Dem Greifvogel auf der Spur» Stolze Tiere Wie schön, dass Surprise wieder Tiergeschichten bringt. Ich habe es sehr genossen, durch den Artikel «Serge und die Vögel» auf eine Exkursion in die Natur mitgenommen zu werden. Und ich bin froh, dass Surprise den Ort des Falkenhorsts nicht verrät und somit die Tiere schützt. Ausserdem gefällt mir die Zeichnung von Serge: Was für stolze Tiere Wanderfalken doch sind! Brigit Fässer, per E-Mail

Geglückte Sache Es ist Zeit für ein längst überfälliges Kompliment: Ich finde Surprise eine richtig gut gestaltete Zeitschrift und für die Verkäuferinnen und Verkäufer eine gute Idee, sich was dazuzuverdienen. Glückwunsch zu einer sehr geglückten Sache. Michèle Gfeller-Zimmermann, per E-Mail

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

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ILLUSTRATION: WOMM

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Masse in cm

Das Spielfeld basteln Sie aus einer Schuhschachtel mit den Massen von ungefähr 32 x 16 cm. Um die Breitseiten zu stabilisieren, zeichnen Sie in der Höhe von 7,3 cm zwei feine Linien. Ritzen Sie die Linien ein und klappen Sie den Karton um. Kleben Sie die Kartonteile mit Leim fest. Schneiden Sie die überstehenden Teile der festeren Schmalseiten ab. Bohren Sie Löcher für die sechs Stricknadeln in gleichmässigen Abständen in die Breitseiten. Achten Sie darauf, dass die beiden

Malen Sie das Spielfeld auf dem Boden der Schachtel auf: Für die Rasenfläche können Sie auch grünes Papier aufkleben. Zeichen Sie die Mittellinie, den Strafraum und die Torlinie auf.

äusseren Löcher auf jeden Fall vier Zentimeter von der Aussenkante entfernt sind, damit der Goalie genug Bewegungsfreiheit hat.

Pro Mannschaft brauchen Sie sieben Spieler. Vervielfältigen Sie die Vorlage und malen Sie die Spieler der beiden Teams in unterschiedlichen Farben an. Stecken Sie die Stricknadeln durch die Löcher. Stecken Sie Korken als Griffe auf die Nadelenden. Kleben Sie die Spielerfiguren auf Brusthöhe an den Stricknadeln fest.

Mit einer Holzperle als Ball kann das Spiel beginnen.

Mit einem Lineal bringen Sie die Tore in Form. Kleben Sie sie mithilfe von Laschen an der Wand der Schuhschachtel und am Boden fest.

Basteln für eine bessere Welt Das Paniniheft füllt sich, die Wetten sind abgeschlossen – nur wenige Tage noch und das Fussballfest geht los. Doch welche Qual, vor der Mattscheibe zuschauen zu müssen, wie die Lieblingsmannschaft untergeht, ohne eingreifen zu können! Wir wollen mehr: Mit dem Surprise-Töggelikasten können Partien nachgespielt, Spieler bejubelt und Siege vor Ort gefeiert werden. SURPRISE 226/10

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Mobile Schulen Hannover. In Indonesien werden derzeit «Schulbusse» eingerichtet, um die Strassenkinder in grösseren Städten zu erreichen. In Bintaro, einem Stadtteil von Jakarta, besuchen bereits mehr als 60 Schüler das mobile Klassenzimmer. Der Bus, ausgerüstet mit Lehrbüchern und Material für wissenschaftliche Experimente, fährt verschiedene Plätze an. An jedem Ort wird zwei Mal pro Woche Unterricht gehalten. Vor allem Kinder, die aufgrund der jüngsten Weltwirtschaftskrise aus dem Schulwesen ausscheiden mussten, weil ihre Familien ruiniert worden waren, nutzen das Angebot.

Unlösbare Konflikte München. Der deutsche Paartherapeut Arnold Retzer über das Gute am Streiten: «Je intimer man mit seinem Partner ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Konflikten. Wer seinen Groll ausdrücken kann, ist weniger unzufrieden, und Gefühle wie Unzufriedenheit oder Ekel werden weniger wahrscheinlich.» Allerdings warnt Retzer davor, zu meinen, man müsse alle Konflikte austragen: «Auf der einen Seite streben wir nach Autonomie, auf der anderen nach Nähe. Dieser Ambivalenzkonflikt ist unlösbar und es ist extrem unvernünftig, ihn lösen zu wollen.»

Die Angst der Fremden Graz. Angst ist keine gute Lebensbegleiterin, aber manchmal entkommt man ihr nicht: Etwa wenn man per Gesetz nicht arbeiten darf, die Zukunft ungewiss ist, man beschimpft und körperlich attackiert wird. Eine österreichische Studie zeigt auf, was Migrantinnen und Migranten in ihrem Alltag erleben. Das Ergebnis: Jeder Zugewanderte, unabhängig von Alter und Status, hat fremdenfeindliche Erfahrungen gemacht. Das Resultat dieser Erfahrungen ist ebenfalls einheitlich: Geschürt wird die Angst der Fremden vor den Einheimischen.

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Zugerichtet Prügel, Pech und Pöbeleien Breitbeinig, mit geschwellter Brust zieht Gregor W.* in den Gerichtssaal ein. Ein kerniger Kerl, wie er zur Zigarettenwerbung taugte, stünde die noch in gesellschaftlicher Akzeptanz. Sein Blick durchwandert aufmerksam die Zuschauertribüne. Dort sitzt Emilio B., ein eleganter Herr mit fein ziseliertem Schnurrbärtchen, der für Gregors Auftritt nicht mehr als ein süffisantes Lächeln übrig hat. Umrahmt von zwei Sekundanten, bemüht er sich, Siegesgewissheit auszustrahlen. Die Zeit der Vergeltung ist gekommen. Im Januar letzten Jahres musste Signore Emilio in Gregors Langstrassen-Bar harte Schläge einstecken. Er war sternhagelvoll, das Portemonnaie leer. «Ich muss hier nicht bezahlen», lallte er, «ich bin von der Mafia.» Gregor, ehemals Leibwächter des verstorbenen Zürcher Milieu-Königs Hans Peter Brunner, war nicht amüsiert und das hat er Emilio auch spüren lassen. Er versetzte ihm einen Schwinger, dass er mitsamt dem Barhocker in die Ecke flog. Dort packte er ihn am Kragen, doch Emilio gelang es im selben Augenblick, Gregors Hand mit den Zähnen zu packen. Er biss mit aller Kraft zu. Darauf prügelte Gregor auf ihn ein, bis er los liess. «Seither bin ich in psychiatrischer Behandlung und muss Pillen nehmen», wimmert der Möchtegern-Mafioso und blickt vorwurfsvoll zum Angeklagten, der sich nun wegen Körperverletzung verantworten muss. Der Verteidiger heischt um Aufmerksamkeit und schlägt einen Vergleich vor. Don Emilio, der als Berufsbezeichnung «Consigliere» angibt, fragt ohne viel Federlesens nach dem Wieviel. «Okay, ich nehme die

5000 Franken.» Im Gegenzug werde er die Anzeige zurückziehen. Gregor grinst, faltet die Hände vor dem Bauch – und schweigt. «Kommen wir zum nächsten Anklagepunkt», sagt der Richter. Noch eine Körperverletzung. Wieder hatte Gregor einen Gast in seiner Bar verprügelt. «Ihr seid doch alles Schlampen!», hatte der uncharmante Kunde zu den Bardamen gesagt. «Alle Frauen sind Schlampen», doppelte er nach. Gregor hielt es für seine ritterliche Pflicht, das weibliche Geschlecht zu verteidigen und verpasste dem Frauenhasser einen Faustschlag, dass ihm die Zähne im Blut schwammen und er torkelnd zu Boden sank. Der Richter verurteilt Gregor dafür zu vier Monaten Freiheitsstrafe. Des Angeklagten Vorstrafenregister ist randvoll und der Richter sichtlich betrübt über dessen Verhalten. In jenem Januar hatte er ihm nämlich bereits wegen anderer Delikte eine Gefängnisstrafe aufgebrummt. «Warum werden Sie tags darauf erneut straffällig, obwohl Sie versprochen haben, sich zu ändern?» Diesmal meine er es ernst, sagt Gregor und zeigt sich nicht knauserig beim Bau von Luftschlössern. Er werde dem Alkohol und dem Kokain entsagen, dem Milieu den Rücken kehren, seine grosse Liebe, die ihn verlassen habe, zurückerobern, eine Karriere als Koch starten, schliesslich könne er reichlich Erfahrung als Gefängniskoch vorweisen, zudem habe er sich ein Kreis-4-Verbot auferlegt. Und in einem Gerichtssaal werde man ihn auch nie mehr sehen. «Versprochen.» * persönliche Angaben geändert

ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 226/10


Treffen der Strassenzeitungen 100 Millionen Leserinnen und Leser Dem weltweiten Netzwerk, das als gemeinnützige Stiftung seinen Sitz in Glasgow Schottland hat, gehören derzeit 108 Strassenzeitungen aus 38 Ländern aller Kontinente an. Diese erreichen gemeinsam jedes Jahr über hundert Millionen Leserinnen und Leser. Es war diese Zahl, die im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz stand. Denn die gut 70 angereisten Strassenzeitungen, darunter auch Surprise, verabschiedeten in Melbourne die Strategie für die kommenden drei Jahre. Diese sieht unter anderem vor, dass die einzelnen Projekte ihre gute Position als Publikumsmedium vermehrt für die Sensibilisierung nutzen und sich aktiv an den Debatten über Armut und Armutsbekämpfung beteiligen. Wer 100 Millionen Leserinnen und Leser erreichen kann, hat zweifellos ein grosses Wirkungspotential. Dazu kommt, dass Armut und soziale Ausgrenzung das Kernthema überhaupt und damit eine zentrale Kompetenz der Strassenzeitungen ist. Bei Surprise verfolgen wir die nun auch von INSP offiziell geförderte Strategie bereits seit einiger Zeit und sind entsprechend erfreut über die Entwicklungen im Netzwerk.

ERWIN

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BILD: ZVG

Mitte Mai trafen sich die Mitglieder des Internationalen Netzwerks der Strassenzeitungen INSP zu ihrem jährlichen Treffen in Melbourne. Gemeinsam wollen wir uns in Zukunft noch stärker an politischen Debatten zu Armut und Armutsbekämpfung beteiligen.

Den INSP-Delegierten blieb auch Zeit für einen Fussballplausch.

Über 250 000 Menschen in sozialen Schwierigkeiten oder mit Leistungseinschränkungen sind seit 1994 bei einer INSP-Strassenzeitung untergekommen. Damit sind die 108 Projekte zusammengenommen der weltweit grösste Anbieter von niederschwelliger Beschäftigung. Vor diesem Hintergrund soll in den nächsten Jahren ein weiterer Strategiewechsel vollzogen

… investiert

werden: INSP soll sich von der reinen Koordinations- und Supportplattform zu einem Dachverband entwickeln, der die veränderten Bedürfnisse der zunehmend als Sozialfirmen agierenden Strassenzeitungsprojekten abdecken kann. ■ INSP im Internet: www.street-papers.org

VON THEISS

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Porträt Geburtshelfer der Kunst Peter Bläuer ist kein Künstler. Doch der Basler gehört zu den Schnellsten beim Entdecken von Nachwuchstalenten. Und um die zu fördern, hat er seine eigene Kunstmesse gegründet. VON SUSANNA PETRIN (TEXT) UND DOMINIK PLÜSS (BILD)

«Ich bin ein fauler Mensch», sagt Peter Bläuer, lächelt dieses Bubenlächeln, das gemeinhin als verschmitzt bezeichnet wird – und meint es ernst. Vielleicht entspräche Faulheit ja tatsächlich Bläuers wahrem Wesen. Doch jeder Betrachter sieht in ihm einen arbeitsamen Macher, der Jahr für Jahr eine eigene kleine Kunstmesse auf die Beine stellt: «LISTE – the Young Art Fair». Dafür ehrte ihn die Stadt Basel 2004 mit dem Kulturpreis. In der Laudatio wurde «sein grosser persönlicher Einsatz» gelobt. Von Faulheit war, wen erstaunts, keine Rede. Er sei bescheiden, diplomatisch, sorgfältig, beflissen – das ist der Ruf, der Peter Bläuer vorauseilt. Als er vor 14 Jahren mit einem Farbkasten voller neuer Ideen in Erscheinung trat, da fürchtete das Basler Kunstestablishment darin eine Ladung Sprengstoff. Doch Bläuer verzichtete auf den medienwirksamen Skandal, auf eine rebellische Punk-Haltung, und reichte stattdessen die Hand zur guten Zusammenarbeit. Er versicherte rasch und glaubhaft, dass in seiner Kiste keineswegs Dynamit sei, sondern, ganz im Gegenteil: Kitt – Klebstoff, der frische Teile der Kunstwelt mit den bewährten zusammenhält. 1996 stellte Bläuer erstmals parallel zur Kunstmesse «Art Basel» in den Fabrikräumen des Warteck-Areals junge Galerien mit Werken junger Künstler aus. Zu unbekannt, noch, und auch zu arm, um einen Ausstellungsplatz an der grossen Kunstmesse zu ergattern. Bläuer «erkannte die Marktlücke», wie er sagt, und schuf listig die «LISTE»: Eine Kunstmesse für Nachwuchstalente unter 40 in höchstens fünf Jahre alten Galerien. Die «Art Basel», die in jenem ersten Jahr die kleine Schwestermesse noch als Konkurrenzveranstaltung boykottiert hatte, schwenkte schon bei der zweiten Austragung auf Bläuers Lesart ein. Seither gilt die «LISTE» als gute Ergänzung, Nachwuchsschmiede und Sprungbrett zur «Art Basel», und sie mauserte sich, wie ihr Gründer und Manager sagt, zu «einer der weltweit wichtigsten Messen für junge Kunst.» Es gibt Momente, da kann der friedfertige Bläuer blitzschnell böse werden. Zum Beispiel, wenn ihm jemand unterstellt, dass zeitgenössische Kunst etwas mit Willkür zu tun haben könnte. Es reicht, wenn er diese Ansicht schon nur zu erahnen meint. «Wie spüren Sie neue Kunsttalente auf?», ist eine Frage, auf die der studierte Kunsthistoriker allergisch reagiert. Dann verschränkt er die Arme und setzt zur Erklärung für Laien an: Mit dem Spüren, den Gefühlen, habe die seriöse Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst eben gerade nichts zu tun, sagt er: «Gute Kunst wird nicht aus dem Bauch heraus beurteilt, sondern mit dem Kopf. Für diese Arbeit gibt es ganz klare, fachliche Kriterien. Das Bauchgefühl ist etwas sehr persönliches, spontanes – es wäre gefährlich, Kunst für eine Fachmesse danach auszusuchen». Der Kopf eines Talentsuchers braucht ein geschultes Auge. Deshalb reist Bläuer viel, schaut sich dabei möglichst viel Kunst an; er muss vergleichen können, die Unterschiede erkennen, die Ersten finden – als Erster. Diese Arbeit kann er nicht alleine bewältigen, deshalb hat er dafür

ein weltweites Netzwerk von Beratern aufgebaut und wählt die Galerien schliesslich im Team als Jury aus, denn, so eine seiner Einsichten: «Alleine denken wäre kriminell.» Früher sei es einfacher gewesen, die neuesten Trends zu erkennen, meint Bläuer. Denn eigentlich gebe es gar keine klaren Trends mehr. Die Kunst widerspiegle die Gesellschaft und sei daher genauso pluralistisch geworden. Unterschiedlichste Positionen existieren nebeneinander. «Es läuft heute nicht mehr linear, von einer Kunstrichtung zur nächsten, sondern wie im Dschungel: An ganz vielen Punkten passiert ganz Unterschiedliches.» Kunst, die eben gerade entsteht, ist noch nicht definiert, hat noch keinen festen Platz. Oft gleicht sie einer neuen, den meisten unverständlichen Sprache, die erst im Rückblick verstanden wird. Und auch erst im Rückblick werde sich weisen, welche Künstler für unsere Zeit wirklich bedeutsam sind und Bestand haben; die allerwenigsten. So beschreibt Bläuer, warum ihn gerade zeitgenössische Kunst schon seit seiner Jugend fasziniert. Er müsse den Zugang zu ihr immer wieder neu suchen, manchmal müsse er ein Werk lange umkreisen, bevor es sich ihm erschliesse. Bei dieser Auseinandersetzung dürfe man keine Angst vor dem Unbekannten haben, und damit letztlich auch keine Angst vor dem, was man in sich selber finden kann. Letztlich werfe einen die Kunst immer wieder auf sich selber zurück, auch auf die eigenen Schwächen und Schattenseiten. Er fürchte sich nicht davor, denn: «Ich weiss, wie übel ich bin.» Und dann etwas ernster: «Man muss bei sich bleiben, identisch sein.» Bläuer begibt sich gern in Situationen, die ihn dazu zwingen, sich mit sich und der Welt auseinanderzusetzen. Diesen Sommer sollen es sechs Wochen Ferien sein, unter anderem in einer Blockhütte in Schweden. Viel Zeit, nachzudenken. Über sich, über die Ehe mit seinem Partner, über seine Rolle als Lehrer an der Schule für Gestaltung, über die Ungerechtigkeiten auf der Welt, die ihn beschäftigen und pessimistisch stimmen. Er habe Glück gehabt, hier, und nicht in Afrika geboren wor-

«Gute Kunst wird nicht aus dem Bauch heraus beurteilt, sondern mit dem Kopf.»

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den zu sein. Doch dieses Privileg sei auch eine Verpflichtung, etwas daraus zu machen. «Ich habe einen Superjob, ein Superleben, dessen bin ich mir täglich bewusst und dafür dankbar.» Vielleicht wird Bläuer auf dem Land in Schweden auch über die Zukunft nachdenken. Was hat er als nächstes vor? «Ich bin ein alter Mann – der nächste Schritt wird der Liegestuhl auf Hawaii sein», sagt der 58-Jährige, wippt mit den Adidas-Turnschuhen und lächelt wieder dieses Lächeln, bei dem man sich genau vorstellen kann, wie Peter Bläuer als Bub ausgesehen haben muss. ■ www.liste.ch

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BILD: PRO NATURA/BEAT HAUENSTEIN

Natur Baumeister mit Biss Fluss für Fluss erobert sich der Biber die Schweiz zurück. Einst ausgerottet, fasziniert der putzige Nager heute Jung und Alt. Manchmal gibt es Ärger, wenn er mit seinen Baukünsten dem Menschen ins Handwerk pfuscht. Dabei ist er ein wertvoller Partner bei der Renaturierung verbauter Flusslandschaften.

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VON RETO ASCHWANDEN

Tier nicht aus Wanderlust zurück, sondern weil er oft erst nach langer Suche ein geeignetes Plätzchen findet. Übertrieben anspruchsvoll ist der Biber zwar nicht, doch bieten menschgemachte Flusslandschaften nur selten ideale Bedingungen. Die da wären: Langsam fliessende Bäche und Flüsse, grössere Weiher und Seen mit lichtem Mischwald. Als Nahrung sollten dem Ufer entlang Weiden und allerlei Grünzeug wachsen. Wichtig sind steile Uferböschungen mit lehmigem Erdreich und eine stete Wassertiefe von gut einem halben Meter. Denn der Zugang zur Biberhöhle liegt im Wasser. Dadurch droht im Bau keine Gefahr von Landbewohnern. Tödlich kann hingegen plötzliches Hochwasser sein, das die Höhle überflutet, denn in den ersten Lebenswochen können die Biberbabies noch nicht tauchen.

Träge fliesst die Ergolz in der Nähe von Liestal. Hier irgendwo haust eine Biberfamilie, die erste seit Langem. Zu sehen sind die nachtaktiven Tiere tagsüber selten, und auch wer ihre Spuren entdecken will, braucht einen geübten Blick. Den hat Astrid Schönenberger, die bei Pro Natura Baselland für das Projekt «Hallo Biber!» zuständig ist. «Da drüben hat er eine Weide gefällt», zeigt sie auf einen Baum, der scheinbar zufällig im Bachbett liegt. Kurz darauf steigt Schönenberger die Böschung hinunter. Am Ufer steht eine weitere Weide, der die Biberzähne arg zugesetzt haben. Hier am Nordwestende der Schweiz wird der Biber erst langsam wieder heimisch. Vorderhand ist er willkommen. «Probleme mit Anrainern gibt es keine», erzählt Schönenberger. «Die Finger am Abzug Leute haben Freude am Biber.» Deshalb hilft der Biber bei der Regulierung des Wasserstandes gern Das war nicht immer so. Vor 200 Jahren war der Biber in der Schweiz ein wenig nach. Er ist ein grosser Baumeister, der meterhohe Staudämausgerottet: Auf einem Quadratzentimeter Haut wachsen bis zu 23 000 Haare, das gibt einen Pelz, der früher begehrt war für Mäntel und Mützen. Auch galt das soGeschlechtsreife Tiere müssen den elterlichen Bau vergenannte Bibergeil, das Sekret, mit dem er lassen. Wer nicht spurt, wird gewaltsam ausgeschafft. sein Revier markiert, als Heilmittel gegen allerlei Wehwehchen. Und schliesslich landeten viele Biber in den Kochtöpfen. Die Kirche hatte das Tier nämlich den Fime anlegen kann, um sich selber eine «Badewanne» zu schaffen. Vor schen zugeschlagen, weshalb sein Verzehr während der Fastenzeit ereinem Monat entdeckten Umweltschützer im kanadischen Wood Buflaubt war. falo Nationalpark einen 850 Meter langen Damm, den mehrere FamiDie zunehmende Einbettung und Begradigung von Bächen und Flüslien über Generationen hinweg errichtet hatten. Und in Polen sollen Bisen während des 19. und 20. Jahrhunderts machte eine Wiederansiedberhöhlen in den Deichen der Weichsel für die Überschwemmungen lung lange Zeit unmöglich. Kraftwerke, Schleusen und Wasserfälle bilEnde Mai mitverantwortlich sein. In der Schweiz sind die Auswirkunden bis heute an vielen Orten unüberwindbare Barrieren. Da und dort gen der Bauerei des Bibers bescheidener. Trotzdem schaffte es Ende konnten mit Bibertreppen Durchgänge geöffnet werden, oft aber endet letzten Jahres ein Tier im Wiesenbach bei Abtwil SG, eine Fussgängerdie Reise eines Bibers an Verbauungen oder gar auf der Strasse. Im Wasbrücke zu überfluten. Die Behörden reagierten cool: Der örtliche Wildser sind sie dank des beschuppten, flachen Schwanzes und der hüter stieg mit einem Stadtpolizisten in den Bach und verlegte zwei AbSchwimmhäute an den Hinterpfoten sehr gewandt, und sie können bis flussrohre, die für stete und unauffällige Entwässerung sorgen. Eine zu 20 Minuten tauchen. An Land aber bewegen sie sich unbeholfen und Zerstörung des Damms brächte hingegen nichts – der Biber würde ihn kommen dadurch manchmal buchstäblich unter die Räder. Die häufigeinfach wieder aufbauen. ste Todesursache von Schweizer Bibern: überfahren. Schwereres Geschütz wird im Kanton Thurgau aufgefahren. Dort leben mittlerweile 400 Tiere, fällen Bäume, stauen Gewässer und fressen Vorbildliche Biberpapas den Bauern die Zuckerrüben vom Feld. So verändert sich das Image Der Weg in die Ergolz führt für Biber von der Rheinmündung flusvom Maskottchen zum Schädling. Deshalb wollen die Behörden bis saufwärts. Lange erwies sich das Kraftwerk Augst als unüberwindliMitte dieses Jahres ein «Bibermanagement-Konzept» erarbeiten, das ches Hindernis. «Dort fanden Mitarbeiter mehrfach Tiere im Rechen», die Interessen von Mensch und Tier abgleichen soll. Gleich losballern berichtet Astrid Schönenberger. Seit beim Kraftwerk aber eine sogemöchte der SVP-Kantonsrat Daniel Jung. Er erwägt einen «gezielten nannte Bibertreppe installiert wurde, funktioniert die Verbreitung Abschuss» des seit 1962 geschützten Tiers, denn «damit könnte eine rheinabwärts. Dann weist die Frau von Pro Natura zum gegenüberlieÜberpopulation verhindert werden». Er ist nicht der Einzige, den es im genden Ufer: der Biberbau. Im Schutz eines Erdwalls kümmert sich die Finger juckt – 1997 wurde im Wallis (wo auch schon mal ein Wolf «zuBibermutter um die Neugeborenen. Dabei kann sie auf tatkräftige fällig» unter einen Schneeräumlaster geriet) ein Biber kurzerhand abUnterstützung zählen. «Biberväter verhalten sich vorbildlich», grinst geknallt. Schönenberger: «Sie beschränken sich nicht auf die Rolle als Ernährer, Es kann tatsächlich vorkommen, dass ein Uferweg einbricht, weil ein sondern beteiligen sich auch aktiv an der Säuglingspflege und der KinBiber seinen Bau darunter gegraben hat. Doch das sei nicht die Schuld dererziehung.» des Nagers, findet Christof Angst von der Schweizer Biberfachstelle. Biber sind monogam und bleiben oft ein Leben lang zusammen. Sie «Oft wird das Tier zum Sündenbock gemacht. Dabei liegt das Problem paaren sich schwimmend im Winter. Im folgenden Mai bringt das Weibanderswo: Bei drei Vierteln der Schweizer Gewässer verlaufen Fahrwechen zwei bis drei Junge auf die Welt. Das Männchen zieht in dieser Zeit ge oder Strassen direkt auf der Dammkrone. Die sind natürlich anfällig, mit den einjährigen Jungen in einen Nebenbau. Nach zwei Jahren ist für wenn im Damm Hohlräume entstehen.» Ausserdem würden die Schädie Jungbiber die Familienidylle aber vorbei. Die mittlerweile geden übertrieben: «Die 1600 Biber in der Schweiz verursachen jährlich schlechtsreifen Tiere müssen den elterlichen Bau verlassen, wer nicht land- und forstwirtschaftliche Unkosten von gerade einmal 5000 bis spurt, wird gewaltsam ausgeschafft. Der Lebensraum darf nicht über10 000 Franken» erklärt Angst. Auch die Schäden an der Infrastruktur nutzt werden, deshalb müssen die Jungtiere gehen. seien «Peanuts» im Vergleich zu denjenigen, die von der Armee verurOb mit oder gegen die Strömung spielt für einen Biber auf Reviersusacht werden. Zudem würden die Betroffenen vom Staat entschädigt. che keine Rolle. Auch lange Wege schrecken ihn nicht – es wurden Momentan wird das Gewässerschutzgesetz revidiert. Rund 10 000 Kiloschon Reisen über 100 Kilometer festgestellt. Solche Distanzen legt das meter Wasserwege sind sanierungsbedürftig. Unter anderem wird ein SURPRISE 226/10

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fünf bis 15 Meter breiter unbebauter Streifen auf den Seiten eines Fliessgewässers Vorschrift. Das geschieht nicht dem Biber zuliebe, sondern aus Gründen des Hochwasserschutzes. Doch entspricht diese Pufferzone genau dem Platz, den das Tier beansprucht. Auch wenn der Mann von der Biberfachstelle spürbar für den Nager schwärmt, so bietet er doch Hand für pragmatische Lösungen: «Wenn Biber in einem ungeeigneten Gebiet leben, bin ich der Erste, der auch einmal eine Massnahme gegen den Biber befürwortet, bevor Keller überschwemmt werden.» Im Gegenzug müsse aber dafür gesorgt werden, dass die Tiere geeignete Reviere finden. «Wenn ihnen der Weg nicht verbaut wird, folgen sie einem Fluss auf der Suche nach Lebensraum bis zur Quelle», erzählt Angst. «Wir haben schon Tiere in Meiringen im Berner Oberland beobachtet.»

einen Meter Länge und 30 Kilo Gewicht erreichen, das entspricht einem kräftigen Reh. Die anderen Tiere in seinem Revier können froh sein, dass der Biber Vegetarier ist. Denn mit seinem Gebiss entwickelt er bis zu 80 Kilogramm Druck, was dem Doppelten der menschlichen Beisskraft entspricht. Damit fällt er Bäume von bis zu einem halben Meter Durchmesser. Am liebsten sind ihm Weiden, deren weiches Holz leich-

Findet der Biber geeigneten Lebensraum, zahlt er das mit Gewinn zurück.

BILD: PRO NATURA/BEAT HAUENSTEIN

Zu schlau für Maschendraht In Baselland, wo die Wiederansiedlung erst begonnen hat, sind solche Massnahmen noch lange nicht nötig. Vorderhand ist der Biber dort der Liebling von Jung und Alt. Astrid Schönenberger führt oft Gruppen der Ergolz entlang – Lehrer auf Fortbildung, Schulklassen oder Rentner, die einen Ausflug mit Pro Senectute unternehmen. Letztes Jahr pflanzte eine Schulkasse entlang der Uferböschung 20 Weiden, um der Biberfamilie weitere Nahrung bereitzustellen. Astrid Schönenberger beobachtet immer wieder, dass Kinder besonders emotional auf den Biber reagieren: «Es ist halt ein herziges Tier.» Putzig ist der Biber in der Tat. Doch sollte man sich vom «Jöh-Faktor» nicht täuschen lassen. Die Tiere wachsen bis zu ihrem Tod und bei einer Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren kann ein kräftiges Exemplar

ter zu raspeln ist als Eichen und Buchen. Dabei sollte er rechtzeitig realisieren, wann der Stamm bricht, denn es kann unter unglücklichen Umständen vorkommen, dass ein Tier vom fallenden Baum erschlagen wird. Weil in der wärmeren Jahreszeit genug andere Nahrungsressourcen zur Verfügung stehen, fällt der Biber die meisten Bäume im Herbst und Winter. Aufhalten lässt er sich dabei nicht. Versuche, Bäume mit eine Manschette aus Maschendraht zu schützen, scheiterten, weil sich der schlaue Nager mit den Vorderpfoten auf die Oberkante stützte, den Zaun mit seinem Körpergewicht herunterdrückte und anschliessend den Baum doch noch fällte. In Zukunft könnte sich die Beziehung zwischen Mensch und Biber zur Partnerschaft entwickeln. Findet der Nager geeigneten Lebensraum, zahlt er das mit Gewinn zurück. Christof Angst von der Biberfachstelle sagt: «Gerade im Jahr der Biodiversität muss man darauf hinweisen, dass der Biber einen grossen Beitrag zur Artenvielfalt leistet: Er renaturiert gratis und bringt eine grosse Dynamik in die Gewässerlandschaft. Dadurch schafft er Lebensraum für Amphibien, Libellen und Vögel.» Der Biber ist der beste Landschaftsgärtner. Und erst noch gratis. ■

Nachwuchspflege: Biber sind liebevolle Eltern, aber nach zwei Jahren ist Schluss mit Hotel Mama.

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BILD: ISTOCKPHOTO

Griechenland Unbekannte Volksseele Ouzo und Sirtaki – mehr wissen wir selten über Griechenland. Das Erwachen aus Urlaubsträumen ist angesichts der griechischen Staatskrise böse. Eine Frage drängt sich vor alle anderen: Wie funktioniert dieses Land? Surprise fragte bei vier in der Schweiz lebenden Griechen nach. VON JULIA KONSTANTINIDIS

«Diese Schattenwirtschaft läuft auf allen Ebenen, von zuoberst bis zuunterst», erklärt Konstantin Karagiannis anhand des fiktiven Beispiels. Ursache und Wirkung Seine Eltern stammen aus einer ländlichen Gegend in Westmakedonien, Giorgos Trelakis möchte sich einen Swimmingpool in den Garten bauer selber ist in Basel geboren und lebt hier. Der 45-jährige Architekt hat en lassen. Er geht zu seinem Schwager, der ein kleines Bauunternehmen regelmässig Kontakt zu Verwandten und Freunden in Griechenland. Er führt. Zum Freundschaftspreis von 5000 Euro hebt ihm dieser die Grube aus und installiert den Pool. Mit dem Geld, das auf keiner Abrechnung erscheint, geht der Katherina Wahli-Savvidis: Schwager zu seinem Cousin, der eine Autowerkstatt betreibt. Er lässt sein Auto von ihm reparieren, die 5000 Euro wechseln den Besitzer, ohne dass sie irgendwo in der Buchhaltung erscheinen. Der Cousin des SwimmingpoolBauers investiert seinerseits die 5000 Euro im Elektronikgeschäft seines Bruders – weder der Flat-Screen-TV noch die Digitalkamera tauchen in den Abrechnungsbüweiss vom Dilemma, in dem seine Landsleute jetzt stecken. Einerseits chern auf. verstehen sie, dass es radikale Sparmassnahmen braucht. «Andererseits

«Es gibt niemand in Griechenland, der den Staat nicht hintergeht, es musste so kommen.»

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liegt es in der Mentalität der Griechen, grosszügig zu sein», gibt Karagiwicklungen in seiner Heimat mit grosser Aufmerksamkeit. Zwar ist der annis zu bedenken. Und das passt nicht zusammen. 76-jährige Rentner überzeugt, dass ausländische Spekulanten, die SuFür den Mittelstand hiess es bis jetzt: ein eigenes Häuschen oder eiperreichen sowie unfähige Politiker in Griechenland die Hauptschuld ne Wohnung, Auto, grosser TV, grosser, gut gefüllter Kühlschrank und am Debakel haben. Doch die normal verdienenden Griechen hätten das regelmässige Restaurantbesuche mit der Familie: «Es ist wichtig, zu zeigen, was man hat.» Um sich dieses Leben leisten zu können, sind Konstantin Karagiannis: die meisten Griechen auf ihr zweites Stand«Es braucht Transparenz, damit Solidarität bein angewiesen, das sich aus Nebeneinkünften zusammensetzt, die an der Steuer vorbeientstehen kann.» gehen. So unterrichten Gymnasiallehrer oft noch an privaten Abendschulen, oder Handwerker arbeiten nach Feierabend und am Wochenende in den eigenen Sack. Nebst dem rigorosen Sparprogramm soll korrupte System unterstützt, indem sie sich daran anpassten und es als auch die Schattenwirtschaft durch strengere Kontrollen nicht mehr mögGesellschaftsmodell akzeptierten. Deshalb: «Jeder muss seinen Teil zu lich sein. den Sparmassnahmen, die 100 Prozent richtig sind, beitragen.» «Es gibt niemand in Griechenland, der den Staat nicht hintergeht, es Schuld und Sühne musste so kommen», ist das ernüchternde Fazit von Katherina Wahli«Wer über seine Verhältnisse gelebt, aber knappe Reserven hat, dem Savvidis. Die Lehrerin für Neugriechisch stammt aus Athen und lebt steht das Wasser nun bis zum Hals», folgert Konstantin Karagiannis. Aus seit 47 Jahren in Basel. Der verschwenderische griechische Lebensstil dieser Warte sei es verständlich, dass die Menschen – hauptsächlich diegepaart mit 30-jähriger Fehlpolitik habe die Griechen dahin gebracht, jenigen aus der Mittel- und Unterschicht – in Griechenland nun aufgewo sie heute sind, meint die energische Frau. Sie spricht damit einen bracht seien: «Prinzipiell gibt man ungern etwas an den Staat ab. Denn Umstand an, der im Ausland kaum wahrgenommen wird: Eine moderman hat ja für das Geld gearbeitet. Deshalb empfindet man jetzt die ne Parteienlandschaft gibt es in Griechenland erst seit dem Ende der rigorosen Sparmassnahmen erst recht als extrem ungerecht.» Der HinMilitärdiktatur 1974. Und seither teilen sich zwei Parteien die Macht: weis Aussenstehender, dass dieses Geld jahrelang vermutlich nicht kordie konservative «Nea Dimokratia» und die sozialdemokratische rekt versteuert wurde, wird angesichts des bedrohten Lebensstandards «PA.SO.K.». Beide Parteien werden von grossen Familienclans domizweitrangig. niert, die politische Ämter zu vererben scheinen: Bei den Konservati«Alle sollen sich mal ein bisschen die Zähne ausbeissen», meint Paven sind es die Familien Karamanlis und Mitsotakis, die über Generanos Sotirakis. Er lebt seit 55 Jahren in Zürich und verfolgt die Enttionen an der Parteispitze den Ton angeben. Bei den Sozialdemokraten Anzeige:

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ist das Äquivalent dazu die Familie Papandreou. «In diesem System schaut jeder nur auf seinen Stuhl», kritisiert Wahli-Savvidis und fordert: «Nicht nur Arme und Pensionierte sollen bezahlen, auch die Politiker und die Reichen.» Die Sparmassnahmen findet sie allerdings sehr hart. «Sie kamen überraschend schnell, man fühlt sich überrumpelt, aber es gibt keine Alternative.» Auch in ihrem Verwandtenkreis in Griechenland sind erste Folgen des Massnahmenpakets zu spüren. Ihrer Schwägerin, Mutter von fünf Kindern und Staatsangestellte in leitender Funktion, sei der Lohn gekürzt sowie der 13. Monatslohn gestrichen worden. Der Steuersatz der Familie wurde nach oben korrigiert. «Sie nehmen sich zurück, beim Einkauf wird auf Aktionen geschaut, Restaurantbesuche werden eingeschränkt. Die Angst vor Arbeitslosigkeit, Entlassung und die Frage, ob man die Situation als Volk meistern kann, sind sehr präsent.» Lust und Last Panos Sotirakis und Katherina Wahli-Savvidis leben beinahe dreimal länger im Ausland als in ihrem Herkunftsland. Aus der Distanz haben sie ihre Landsleute beobachtet. Und dabei selber ihre Mentalität verändert. «Ich bin schon zu lange in der Schweiz, ich könnte nicht mehr in Griechenland leben», meint Katherina Wahli-Savvidis. Und auch Panos Sotirakis kehrt nach ein paar Wochen Ferien gerne wieder in die Schweiz zurück. Der Lebensstil der Griechen – sich mit Beziehungen, Tricks und Deals durch den Alltag zu schlagen – ist ihm nach so vielen Jahren im Ausland fremd. «Wenn ich dort geblieben wäre, hätte ich mich aber auch so verhalten. Sonst kam man nirgends hin.» Kostas Fotiou, in Basel geboren und eineinhalb Generationen jünger als Wahli-Savvidis und Sotirakis, lebte als Kind mit seiner Familie für einige Jahre im zentralgriechischen Elassona am Fusse des Olymps, bevor die Familie in die Schweiz zurückkehrte. Der 31-jährige Bankangestellte könnte heute gerade so gut in Griechenland leben und zusammen mit seinen Altersgenossen einer ungewissen Zukunft entgegen schauen: «Zwei meiner Cousins arbeiten als Lehrer und warten auf ihre Versetzung. Diese wurde nun aber zurückgestellt und sie wissen nicht, ob sie im neuen Kostas Fotiou: Schuljahr arbeiten können.» Nach der Ausbildung finde man in der Privatwirtschaft oft nur massiv unterbezahlte Arbeit, «da schlägt man sich trotz Hochschulabschluss lieber mit Gelegenheitsjobs durch», so Fotiou. «Die aktuelle Situation verbessert die Zukunftsaussichten sicherlich nicht.» Nein, denn die Staatsstellen sollen nach dem Willen der Regierung nicht mehr private Goldgruben sein. Auch Konstantin Karagiannis sieht für seine und jüngere Generationen in Griechenland schwierige Zeiten anbrechen: «Viele junge, gut qualifizierte Griechen schauen, dass sie ins Ausland gehen können. Ich wurde auf Arbeitsmöglichkeiten in der Schweiz angesprochen.» Den lebenslustigen, grosszügigen, ausschweifenden Griechen passt es nicht, den Gürtel enger zu schnallen, «aber sie wissen, dass etwas geschehen muss und deshalb stehen sie hinter den Regierungsmassnahmen», ist Kostas Fotiou überzeugt. Auch Konstantin Karagiannis spürt den Willen zur Veränderung bei den griechischen Freunden und Verwandten. Eine Voraussetzung müsse aber erfüllt sein, damit wirklich alle mitziehen: «Es braucht Transparenz, damit Solidarität entstehen kann», stellt er fest. Nur wenn klar sei, dass alle – auch Reiche und Politiker – zur Kasse gebeten werden, sei die Staatsrettung zu bewältigen. Denn: «Es liegt in der griechischen Mentalität, zu schauen, was der andere macht. Wenn der Nachbar nicht bezahlt, bezahlt man auch nicht, das ist eine sehr egoistische Haltung gegenüber dem Staat.» Deshalb sei es umso wichtiger, dass eine schichtübergreifende Solidarität entstehe, einflussreiche Griechen müssten eine Vorbildfunktion übernehmen. «Sonst wird es weiterhin Ausschreitungen geben und das Misstrauen gegenüber der Regierung wird bleiben.»

Staat und Diener Denn nebst der ganzen Lebensfreude gehört es auch zur griechischen Volksseele, dass man dem Staat misstraut: «Man verlangt viel von ihm, will aber nichts dafür geben», erklärt Katherina Wahli-Savvidis. Grosszügigkeit, Hilfs- und Gastfreundschaft sind zwar hoch gehaltene Tugenden in Griechenland. Doch der Bereich, in dem sie am meisten zählen, ist, wie in anderen südeuropäischen Ländern auch, nicht das Gemeinwesen, sondern die Familie. «Das soziale Denken in der Familie ist gross, gegenüber dem Staat fühlt man sich jedoch nur teilweise verpflichtet», beschreibt Konstantin Karagiannis diese Haltung. Panos Sotirakis sucht die Erklärung dafür in der Geschichte Griechenlands, die turbulent verlief und sich durch Fremdherrschaften auszeichnet. Da ist die bis heute prägende 400-jährige Herrschaft der Osmanen, die bis 1830 währte und oft und gerne als Ursprung manchen griechischen Übels zitiert wird. Aber da sind auch jüngere Ereignisse, die das Vertrauen der Griechen in die Machthaber ihres Landes erschütterten: Aus dem Ersten Weltkrieg, in dem sich das nun monarchisch konstituierte Griechenland den Ententemächten angeschlossen hatte, ging der griechisch-türkische Krieg hervor. Dabei wollte Griechenland Teile der Westtürkei inklusive des heutigen Istanbuls, wo seit Alters her Griechen lebten, zurückerobern. Griechenland verlor diesen Krieg und 1923 wurde in Lausanne ein Friedensvertrag zwischen Griechenland und der Türkei ausgehandelt, der folgende Bedingung enthielt: Den Austausch von auf griechischem Gebiet wohnenden Türken mit auf türkischem Gebiet lebenden Griechen. Über eine Million Griechen und rund eine halbe Million Türken wurden zwangsumgesiedelt – ein Ereignis, das 90 Jahre später auch heute noch viele Familiengeschichten beeinflusst. Nach der Besetzung der Deutschen und ihren Verbündeten im Zweiten Weltkrieg brach im Land fast übergangslos ein Bürgerkrieg aus, der 1949 endete. Nach einer kurzen Verschnaufpause kam 1967 ein Militärregime an die Macht, welches das Land bis 1974 diktatorisch regierte. Die Idee, dass Volk und Staat dieselben Ziele haben könnten, ist also noch relativ jung.

«Die Griechen wissen, dass etwas geschehen muss, deshalb stehen sie hinter den Massnahmen.»

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«Ein Mentalitätswandel ist nötig, aber damit das gesellschaftlich flächendeckend greift, braucht es Zeit, vielleicht zwei, drei Generationen», meint Konstantin Karagiannis. Er spricht damit Katherina WahliSavvidis aus dem Herzen, die an das Verantwortungsbewusstsein ihrer Landsleute appelliert. «Ich billige Streiks als Möglichkeit, seine Gefühle zu manifestieren, doch gleichzeitig müssen alle mit verantwortungsvollem Verhalten ihren Staat retten helfen.» Panos Sotirakis, Kostas Fotiou, Katherina Wahli-Savvidis, Konstantin Karagiannis: Sie sind stolz auf ihre Herkunft, wie sich das für Griechen gehört. Und sie sind zuversichtlich, dass Griechenland auch dieses Mal die Krise meistert. Weshalb? Hier die typisch griechische Antwort von Kostas Fotiou, die sich auch im Ferienprospekt gut machen würde: «Die Freude an den schönen Dingen des Lebens beflügelt die Griechen, den Kopf nicht hängen zu lassen.» ■

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Surprise Strassensport Die Liga 2010 18 Teams aus der Deutschschweiz messen sich diese Saison bei den Streetsoccer Turnieren von Surprise. Mehr Infos zu den Teams und der Liga unter: www.strassensport.ch BILDER: RUBEN HOLLINGER

Ohne Foto: Street Soccer Basel, Team VIS Zürich und Obstikickers Rombach

FC Barracuda Frenkendorf

Glattwäggs United Zürich

Jarajoo Bern

Surprise Basel

Surprise Lorraine Bern

Surprise Zürich

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AC Gasse Chuchi Luzern

AFG Boys Aarau

AFG Boys Basel

Schwarzer Peter Basel

Schwarzwald Brasilianer Lรถrrach

SFC Olten

TASCH Schaffhausen

Team Olten

Die Schiedsrichter

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Fanatismus «Über Gefahren zu reden, ist gefährlich» Wann schlägt Begeisterung in Fanatismus um? Und wann werden fanatische Strömungen für eine Gesellschaft gefährlich? Georg Kohler, Professor für politische Philosophie an der Uni Zürich, erklärt, wieso Schwarz-Weiss-Denken heute so gefragt ist. Und findet, dass man die Schweizer ruhig öfter auf ihre Tugenden hinweisen könnte. VON JULIA KONSTANTINIDIS UND MENA KOST (TEXT) UND ANDREA GANZ (BILDER)

Herr Kohler, es gibt fanatische Nichtraucher, fanatische Sporttreiber, fanatisch Religiöse: Man gewinnt den Eindruck, dass es je länger, je mehr Bewegungen gibt, die fanatisch anmuten. Stimmt das? Sie interessieren sich für den Fanatismus unter dem Aspekt einer Zeitdiagnose? Dazu muss man wissen: Das Wort «fanatisch» war nicht immer so negativ besetzt, wie das heute der Fall ist. Man denke etwa an den Nationalsozialismus; der fanatische Hitlerjunge, der bis zum Letzten kämpft fürs deutsche Vaterland, war ein Ideal. Erst in der Folge des Faschismus hat sich Fanatismus in ein Wort verwandelt, das ausserordentlich negativ besetzt ist. Trotz negativen Beigeschmacks scheint es, als ob fanatische Strömungen Aufwind hätten. Fanatismus bedeutet die absolute Entschiedenheit, sich für eine Sache einzusetzen, sich mit einer Sache zu identifizieren und fest zu glauben, dass sie das Wichtigste auf der Welt ist. Wer sich diese rigorose Eindeutigkeit vor Augen führt, die dem Fanatismus eigen ist, versteht, warum Fanatismus heute ein Thema ist.

Betrachten wir das einmal individualpsychologisch: Man kann mit einem Überangebot an Möglichkeiten, das einen zu zerreissen droht, verschieden umgehen: Möglich ist eine Haltung der freundlichen Toleranz, gepaart mit der Fähigkeit, zu wissen, wer man ist und was man will. Diese Haltung setzt allerdings eine grosse Selbstsicherheit voraus. Wer hingegen Angst hat und sich in seinen elementaren Lebensbedürfnissen bedroht fühlt, schliesst sich eher einer Bewegung an, die weiss, wo der Feind oder der Teufel hockt. Das gibt einem vermeintlich Sicherheit. Wir leben in einer Zeit, in der soziale Ängste zunehmen. Ja, die produzieren dann etwa Fremdenfeindlichkeit. Oder weiter gefasst: Spaltungen der Gesellschaft. Das kann man übrigens sowohl nach links wie nach rechts beobachten. Auf der einen Seite sind alles «böse Kapitalisten», auf der anderen Seite «fremdsprachige Bazillen». Sobald in eine Zeit schwankender Orientierungen soziale Ängste hineingeraten, wird die Gefahr gross, dass eine politisch mobilisierbare Masse von Leuten entsteht, die sich an extremen Unterscheidungen orientiert. Und schon sind wir von der Individualpsychologie zur Sozialpsychologie übergegangen. Unsere Gesellschaft krankt also an sozialen Ängsten und Orientierungslosigkeit? In unserer Welt ist wirklich Vieles fragwürdig geworden. Das fängt bei der Klassenzugehörigkeit an – jeder oder niemand ist Mittelschicht und zum Prekariat gehören vielleicht auch hoch bezahlte Freiberufler – und

Erklären Sie. Im Zeitalter der Beliebigkeit verlieren sich die Orientierungen. Heute ist alles ausserordentlich vielgestaltig und fluide. Es ist schwierig geworden, sich eindeutig für etwas einzusetzen. Kompensatorisch versucht man, den heute «Wenn wir die Nerven verlieren, kommt es zur Selbstentunterschiedlichsten Anforderungen, Angebozündung der Gesellschaft. Davor muss man warnen.» ten und Impulsen zu entkommen, indem man sich ganz und gar, mit Haut und Haar, Leib hört bei den Familienstrukturen auf: Die Grossfamilie gibt es nicht und Seele für eine Sache engagiert. Die Verengung, die damit verknüpft mehr, die Kleinfamilie schon gar nicht. Und die Patchwork-Familie wäist, ist mit hohen Kosten verbunden. re eine schöne Sache, funktioniert aber nur mit Leuten, die emotional gefestigt sind und genug Geld haben. Heute sind alle selbstverständWas verliert man, wenn man sich ganz und gar einer Sache verlichen Haltungen und Halterungen verschwunden. Dabei darf die Fäschreibt? higkeit, das Andere zuzulassen, ohne gleich selbst nervös zu werden, Offenheit, Selbstrelativierung, die Fähigkeit, andere Standpunkte anzunicht verloren gehen. Denn wenn die Nervosität umschlägt in durch erkennen, ohne dabei die eigene Linie zu verlieren. Die Haltung eines Populismen mobilisierbare Kompanien des Hasses, gefährdet das unseselbstbestimmten Menschen eben; die Fähigkeit, sich zu behaupten, re Gesellschaft. ohne sich andere zum Feind zu machen. Unsere Gesellschaft wird oft gelobt: Sie sei offen, vielseitig, man könne sich verwirklichen. Früher sei alles enger gewesen, man hatte weniger Möglichkeiten. SURPRISE 226/10

Man sagt, das 20. Jahrhundert – Nationalsozialismus, Kommunismus – sei das Jahrhundert des Fanatismus gewesen. Wenn man Sie reden hört, wird man diesbezüglich unsicher …

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Der Superlativismus, das 20. Jahrhundert sei das Jahrhundert des Fanatismus, ist selbst eine fanatische Übertreibung. Man denke doch bitte auch an die konfessionellen Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts! Damals hat man sich wegen der seltsamsten Dinge aufs blutigste entzweit: Entschuldigung, aber ob man Oblate nun als Anwesenheit Christi sieht oder nicht … Sich deswegen die Köpfe abzuschneiden ist sehr wohl auch fanatisch. Was es aber in Bezug auf das 20. Jahrhundert zu bedenken gilt: Durch die allge-meine Grossräumigkeit der Gesellschaft, die ungeheure Explosion der Menschen, hat es eine eigentliche Massengesellschaft hervorgebracht.

als-auch-Überlegungen anstellt, wird nicht belohnt. Das hat groteske Auswirkungen. Nehmen wir den 11. September 2001, zwei Flugzeuge

«Intelligenz und Fanatismus schliessen sich leider in keiner Weise aus.»

Eine unterdessen hoch technologisierte Massengesellschaft, in der die Medien-, Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten enorm sind: Begünstigt das den Fanatismus? Ja, zweifach: Einerseits werden viele Menschen durch die Informationsüberflutung verunsichert. Als Kompensation wird nach Orientierungshilfen gesucht. Andererseits sorgt das Internet dafür, dass jedes Grüppchen sich organisieren kann: Intelligenz und Fanatismus schliessen sich leider in keiner Weise aus – und intelligente fanatische Gruppen haben gelernt, mit den Möglichkeiten des Internets umzugehen und sie optimal für ihre Zwecke zu nutzen. In der Medienlandschaft sind eindeutige Botschaften gefragt: Wer nicht zuspitzt, findet kaum Gehör. Die Eigenlogik der neuen Medienkultur! Die Inhalte müssen der Aufmerksamkeitsökonomie entsprechen, alles muss aufgemotzt werden: schwarz oder weiss, dafür oder dagegen. Wer hingegen Sowohl-

flogen in die Twin Towers, 3000 Menschen kamen ums Leben. Das ist natürlich schlimm, statistisch gesehen aber nur ein Bruchteil der Verkehrsopfer der USA. Nach dem 11. September haben trotzdem sehr viele Menschen aufs Flugzeug verzichtet. Was zur Folge hatte, dass sich die Zahl der Verkehrstoten stark erhöhte. Die Wirkung, die 9/11 erzielte, lässt sich nicht durch die statistische Realität erklären, sondern durch die Medienrealität. Sie folgt einer eigenen Logik. Im Politischen hat sie Folgendes hervorgebracht: Die Muslime sind ganz gefährlich und bedrohen den freien Westen. Stellt der fundamentalistische Islam eine Gefahr dar? Selbstverständlich. Ganz besonders, wenn er in den Besitz von spaltbarem Material kommt. Die terroristische Gefahr ist eine grosse. Das will ich in keiner Weise leugnen. Es gibt dabei aber eine Gefahr zweiter Stufe: Wenn das Reden über die Gefahr selber zur Gefahr wird. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit dem Islam, den man nur noch als «Islamismus» wahrnimmt. Wenn eine ganze Religionsgemeinschaft plötzlich als radikal wahrgenommen wird? Genau. Die Gefahr des Fanatismus für eine freiheitliche Gesellschaft ist insbesondere der fanatisierende Umgang mit ihm. Er scheint mir die

Georg Kohler: «Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Abendland untergehen kann.»

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grössere Gefahr zu sein als der Terrorismus. In der Schweiz gibt es rund 100 000 Moslems, die hier in den unterschiedlichsten Schattierungen ihr Leben leben. Und dann, wer kommt in die «Arena»? In der TVDiskussion kommen nur Witzfiguren – verzeihen Sie, aber das muss ich so sagen – zu Wort, die höchstens eine Karikatur der Realität darstellen.

sengesellschaft hat ein enormes Fan-Bedürfnis, das sich an den merkwürdigsten Dingen zeigt: Die Sängerin Lady Gaga etwa ist ein Ausbund schlechten Gesangs, schlechten Geschmacks und schlechter Texte. Lady Gaga-Fan zu sein, ist Fanatismus des schlechten, aber gefahrlosen Geschmacks.

Wie sollte man auf die Angst vor Terrorismus reagieren? Zuerst einmal: Terrorismus ist Sache der Polizei und anderer Spezialisten. Auf die Angst der Gesellschaft sollte man reagieren, indem man wieder einmal auf die guten Schweizer Tugenden hinweist: Nüchternheit, Verblüffungsfestigkeit und die Bereitschaft, den anderen zu verstehen, auch wenn er anders ist als man selbst. Denn wenn wir die Nerven verlieren und die allgemeine Nervosität weiter steigt, kommt es zur Selbstentzündung der Gesellschaft. Davor muss man warnen.

Fanatismuspotenzial wohin das Auge blickt. Was bringt die Zukunft? Es könnte fanatische Zuspitzungen im Verhältnis der armen zur reichen Welt geben. Nicht in den nächsten drei, aber in den nächsten zehn Jahren ist es durchaus denkbar, dass es diesbezüglich zu grossen Herausforderungen kommt. Die stetige Einwanderung bringt uns unter Druck, die Ärmsten der Welt sind längst bei uns angekommen. Wenn sich das entlädt in blindem Hass und blinder Wut, dann wird auch die Reaktion darauf blind und berserkerhaft ausfallen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Abendland untergehen kann. Man kann unsere reiche Gesellschaft sehr wohl destabilisieren, wenn man das will. Vielleicht müssen wir das im neuen Jahrzehnt erleben.

Was braucht es, damit der Funke springt? Zuerst einmal eine günstige Konstellation: Eine politische Situation, in der die Menschen die Gefahr des grossen sozialen Abstiegs spüren. Und es braucht eine Alternative zum bestehenden System. Seit 1950 war das, zumindest in Europa, nicht mehr der Fall. Die Institutionen waren bisher stark genug, der Wohlstand gross genug. Die Menschen in Griechenland müssen derzeit mit enormen Wohlstandseinbussen rechnen. Das allein halte ich noch nicht für gefährlich, da eine Alternative fehlt. Solange es keine Alternative zum bestehenden System gibt, fällt eine Gesellschaft also keiner fanatischen Strömung zum Opfer. Was nicht bedeutet, dass die Gesellschaften in Europa so stabil sind, dass das nicht noch kommen könnte. Aber bisher wissen auch jene, die viel zu verlieren haben, dass sie noch mehr verlieren würden, wenn sie die gesamte bestehende Ordnung ausser Kraft setzen würden. Und solang diese Rechnung nicht durch die Verheissung einer besseren Welt überdeckt wird, sehe ich unsere Gesellschaften als relativ stabil an. Für die nächsten zwei, drei Jahre sehe ich keine Gefahr für einen Umsturz von links oder rechts.

Was muss getan werden, um eine Eskalation zu verhindern? Es muss Institutionen geben, die bereit sind, für Ausgleich zu sorgen. Und es braucht eine vorausschauende Politik. Voraussetzung ist, dass man bereit ist, anzuerkennen, dass in unserer Gesellschaft enorme Spannungen und Ungleichheiten herrschen: Wie wollen wir mit dem Einwanderungsdruck umgehen? Wie kann man Fanatismus-anfällige Menschen von den Vorzügen der Gesellschaft, in der wir leben, überzeugen? Beispiel Griechenland: Die Hafenstadt Patras ist längst eine Flüchtlingsstadt geworden mit Leuten aus dem Mittleren Osten und

«Wer Angst hat, schliesst sich eher einer Bewegung an, die weiss, wo der Teufel hockt.»

Politisch gibt es kurzfristig keine Alternative. Wie sieht es im Bereich der Religionen aus? Zumindest bei uns im Westen sehe ich bei den Religionen kein Potenzial zur Radikalisierung. Könnte Gefahr aus einer ganz anderen Richtung drohen? Wir müssen zwischen grossen und kleinen Fanatismen unterscheiden: Politik und Religion gehören zur ersten Gruppe. Die Kleinfanatismen – sie haben etwas Antiliberales – häufen sich jedoch: Rauchverbot, Präventionsmassnahmen, Gesundheit als höchstes Gut und in ihrem Namen die Jagd auf Dicke und Unsportliche. Das ist tatsächlich ein Trend, den ich kopfschüttelnd betrachte. Nehmen wir das Rauchverbot: Zu einer liberalen Gesellschaft gehört nun mal, dass man sich selber gefährden kann! Dieser Kleinfanatismus, der sich herausnimmt, für seine eigene Vorstellung vom Leben derart grosses Geschütz aufzufahren und die anderen am Anderssein zu hindern, ist zwar nicht gefährlich, aber ärgerlich. Es gibt also Fanatismen, die ungefährlich sind. Die zivilisierte Form der Begeisterung, der Wunsch sich mit etwas Grösserem eins zu fühlen; das ist eine urmenschliche Eigenschaft, gegen die man nicht viel einwenden kann. Die Bereitschaft, sich in eine Zugehörigkeit zu fügen, ist auf grossen Strecken harmlos. Eine moderate Form des Fanatismus ist, ein Fan von etwas zu werden. Gerade unsere MasSURPRISE 226/10

Afrika. Dass dieser Druck sich irgendwann entlädt und zu Fanatismen und Gegenfanatismen führt, ist nicht ausgeschlossen. Ausserdem ist eine energische Entwicklungspolitik vonnöten. Ist Repression eine Lösung? Nein. Trotzdem brauchen wir Grenzen, Gesetze und Sanktionsmöglichkeiten. 90 Prozent der Bevölkerung halten sich an Gesetze, zehn Prozent nicht. Wenn die zehn Prozent nicht irgendwie daran gehindert werden, beginnen sie die restlichen 90 Prozent zu infiltrieren. Ein Beispiel: Die meisten Leute sind bereit, eine Leistung an die Allgemeinheit abzuführen für öffentliche Güter, die damit bereitgestellt werden können. Aber wenn nur noch eine Minderheit Steuern zahlt oder ein Trambillett löst, dann macht man es nicht mehr so gern … Hört man jedoch damit auf, trägt man dazu bei, dass alles zerfällt. Deshalb brauchen wir Polizei, Sanktionen und Härte. Das ist klar. Aber das Ganze funktioniert nur, wenn man in einer Gesellschaft lebt, in welcher der grosse Teil freiwillig solidarisch ist. ■

Zur Person: Georg Kohler, geboren 1945, studierte Philosophie und Jurisprudenz in Zürich und Basel. Nach seiner Habilitation in Philosophie lehrte er zunächst in München. 1994 wurde er als Ordinarius für Philosophie, mit besonderer Berücksichtigung der politischen Philosophie, an die Universität Zürich berufen. In seinen zahlreichen Publikationen beschäftigt er sich nicht nur mit Philosophie, sondern auch mit kulturellen und gesellschaftspolitischen Zeitfragen.

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BILD: ANDREA GANZ

Le mot noir Weekend auf der Insel Letzthin auf einer Miniinsel vor der bretonischen Küste. «Das ist alles?», fragt mein Jugendkumpel Frank und starrt auf meine Plastiktüte. «Ich mache ein Experiment», keuche ich und ziehe mich mit den Fingern am algenverkrusteten Anlegesteg hoch. Kein Seil, keine Leiter, nichts. Typisch. «Könntest du mal?» Aber Frank greift sich mit dem Zeigefinger bloss meine Tüte und latscht, im Flipflopgang und schmuddeligen Marineshirt, davon. «Also, was ist das für ein Experiment?», will er später in seiner zu einem Bistro ausgebauten Strandhütte wissen. «Du weißt doch, was man sagt: Was man nicht auf die Insel mitbringt, das findet man da auch nicht», hole ich aus: «Also mache ich eine kleine Bestandesaufnahme!» «Du bringst nichts mit?», wundert sich Frank. «Kopf lüften und sehen, was dann noch übrig bleibt, du Idiot!»

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Einige Stunden später waten wir den Strand entlang und graben die Sandlöcher nach Muscheln für das Abendessen auf. «Beim letzten Experiment waren es, wenn ich mich recht erinnere, drei Dinge, die du mit dabei hattest.» «Das war ein anderes Experiment», falle ich ihm ins Wort, aber Frank lässt sich nicht stoppen. «Ähm, ein Buch, richtig? Baumwolle oder so.» «Seide.» «Und, ähm, einen Regenmantel.» «Mackintosh.» «Richtig.» «Ah, und der Hund», grinst Frank jetzt breit, «der nicht schwimmen wollte!» «Ich dachte, ich gewöhne ihn endlich an Wasser», bin ich beleidigt: «Langsam mit ihm ins Meer reinlaufen. Soft selling eben!» Aber Frank grinst noch breiter. «Er hat sich mit den Vorderpfoten an deinem Kopf festgekrallt. Die hinteren Pfoten waren in deinem Bikinioberteil und du hast ihn nicht mehr runter gekriegt!» «Weil ich seine Pfeife im Auge hatte!», verteidige ich mich jetzt sauer. «War ein tolles Experiment! Und was ist jetzt in der Plastiktüte?», will Frank wissen. «Ein Muschelmesser und eine Decke.» «Ah! Nur noch zwei Dinge!» «Nein, das sind die Sachen, die man in deinem Strandbistro immer vergeblich sucht! Du erinnerst dich, was man nicht auf die Insel mitbringt …?» «Ist noch keine Saison», muffelt Frank jetzt. «Ausserdem, was wollen Touristen mit einem Muschelmesser? Danach muss man sie nur verarzten.» In dieser Nacht liege ich wach auf einer Gästepritsche und höre dem Pfeifen des Win-

des zu. Wie die hohen Wellen brechen. Wie Regen auf das Aluminiumdach peitscht. 80 Dezibel sind längst überschritten, und dass da draussen noch ein paar entschärfte Minen aus dem Zweiten Weltkrieg liegen, die nie jemand abtransportiert hat, macht es auch nicht besser. «Worauf ich mich am nächsten Tag freuen soll?», motiviere ich mich leise. Bei elf Grad Meerestemperatur? «Nun, Hauptsache ich spanne aus und lüfte», murre ich in die Nacht, die so zugig ist, dass meine Decke nicht ausreicht. Also stehe ich auf und hole mir auf Zehenspitzen eine von Franks Tischdecken. Das Wachstuch müsste den Wind abhalten. «Mission erfüllt?», knurrt Frank am nächsten Morgen über die Kaffeeschale hinweg. «Weiss nicht, sag dus mir», knurre ich gerädert zurück. «Wenn du deinen Kopf gelüftet hast, dann kannst du ja deine Plastiktüte auspacken und hierbleiben. Für immer.» Bingo. Plötzlich ist mein Kopf wieder leer.

DELIA LENOIR LENOIR@HAPPYSHRIMP.CH ILLUSTRATION: IRENE MEIER (IRENEMEI@GMX.CH) SURPRISE 226/10


Gestaltung Schönheit zum Anfassen Bücher sind wie Menschen: Von beiden gibt es dicke, dünne, dümmliche, kluge und vor allem immer mehr. Die hässlichen werden ignoriert, die besonders ansehnlichen prämiert. Etwa beim Wettbewerb «Die schönsten Schweizer Bücher».

Die inneren Werte werden zwar gern gepredigt, doch ohne ein entsprechendes Äusseres läuft häufig nichts. Auch bei Büchern nicht. Zugegeben: Bei Bestsellern spielt das Aussehen keine Rolle. Ob der letzte Roman von Rosamunde Pilcher/Ian Rankin/Stieg Larsson hübsch oder hässlich gestaltet ist, interessiert so ziemlich genau keinen. Die Dinger verkaufen sich so oder so wie blöd. Ist der Inhalt allerdings ein bisschen weniger nah am Massengeschmack, etwas gewichtiger oder auch nur komplexer, sieht die Sache anders aus. Meist handelt es sich dabei um Werke, die nur in relativ geringer Stückzahl produziert werden und von Mainstream-Medien weitgehend unbeachtet bleiben. Und somit keine Verkaufsselbstläufer sind, im Gegenteil. Um potenzielle Käufer zu verführen, heisst es für sie: auffallen. Keine neue Erkenntnis, natürlich. Bereits 1943 regte der Typograf und Plakatgestalter Jan Tschichold im Heft des Schweizerischen Buchhandels an, die zehn schönsten Bücher eines Jahres auszuzeichnen, denn «eine solche Einrichtung würde sich sicher günstig auf die schweizerische Buchproduktion auswirken». Tschichold wurde erhört und ab 1945 prämierte der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband einheimische Bücher für ihr Aussehen. 1998 übernahm schliesslich das Bundesamt für Kultur (BAK) die Organisation des preisgeldfreien Wettbewerbs. «Wenn sich Verlage schon Mühe geben, dann soll das auch gewürdigt werden», erklärt Anisha Imhasly, die Wettbewerbs-Verantwortliche. Aber das Unterfangen ist kein einfaches. «In vielen Verlagen sitzen ästhetisch ungebildete Marketing-Leute.» Und die denken bekanntlich vornehmlich in Zahlen und nur selten in Schönheitskategorien. Imhasly ist sich mit der Wettbewerbsjury aber einig, dass gedruckte Bücher – wenn überhaupt – nur dann eine Zukunftschance haben, wenn sie mit schöner Gestaltung einen Mehrwert liefern. Apple-Chef Steve Jobs posaunte vor zwei Jahren zum Thema: «Es spielt keine Rolle, wie gut oder schlecht das Produkt ist, Fakt ist, dass die Leute einfach nicht mehr lesen.» Jetzt, wo er und seine Firma den iPad – auf den man sich SURPRISE 226/10

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VON MICHAEL GASSER

So sieht ein Gewinner aus: Thomas Gallers prämiertes Werk.

auch E-Books laden kann – auf den Markt geworfen haben, würde der Amerikaner seine Aussage eventuell leicht diplomatischer formulieren. Dennoch: Der globale Strukturwandel und die zunehmende Digitalisierung stellen die Buchbranche vor eine existenzielle Herausforderung. Gut vorstellbar etwa, dass dereinst die Mehrzahl der Romane nicht mehr in gedruckter Form, sondern als E-Books verlegt werden. Aber auch Foto-, Kunst- oder Architekturbücher? Schwer vorstellbar. Machen sich prächtige Bände im Regal und auf dem Kaffeetisch in ästhetischer Hinsicht doch um einiges besser als nur noch ein weiteres elektronisches Gadget. Imhasly schwärmt zudem vom haptischen Erlebnis, ein schön gestaltetes und gedrucktes Buch in Händen zu halten. Der zur Jury gehörende Gestalter und Verleger Lars Müller meint, dass Menschen, die mit dem Joystick aufgewachsen seien, es bisweilen an der Sensibilität für ein schönes Buch mangle. «Ich bin vor dem Computerzeitalter aufgewachsen, ich habe das Bedürfnis, ein Buch anzufassen.» Natürlich am liebsten ein schön gestaltetes. Und woran erkennt man denn ein solches? «Die Übereinstimmung zwischen In-

halt und Form muss gewährleistet sein», erklärt Müller, «schlechte Gestaltung zu hervorragendem Inhalt, das ist eine verpasste Chance.» Auch zu viel Firlefanz sei der Sache abträglich, «à point» soll ein schönes Buch sein. So wie das zusammen mit 29 anderen Werken von der Jury ausgezeichnete «Walking Through Baghdad with a Buster Keaton Face» von Thomas Galler (edition fink) – das mittlerweile beim internationalen Wettbewerb «Schönste Bücher aus aller Welt» in Leipzig die Goldmedaille gewonnen hat. «Das Werk überzeugt in seiner Ganzheit, von der stimmigen Aussage der Typografie bis hin zum überaus sorgfältigen Satz», sagt Müller. Ob sich prämierte Bücher besser verkaufen, kann Anisha Imhasly nicht sagen, Zahlen gibt es keine dazu. Aber «Ruhm und Ehre» in der Szene sei den Gewinnern sicher. Ebenso wie die Gewissheit, eine der Maximen des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer erfüllt zu haben: «Der Stil erhöht die Schönheit der Gedanken.» ■ Die schönsten Schweizer Bücher. Museum für Gestaltung Zürich, 13. Juni bis 4. Juli 2010. www.museum-gestaltung.ch

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Kulturtipps

Geschichte als gelebte Utopie erzählt.

Unmensch Gimma bei der Attacke auf Mörgeli, Kälin und Co.

Buch Gelebte Utopie

Musik Der Verhaltensauffällige

1997 reisten drei junge Menschen aus Pflegeberufen durch Nepal. Angesichts des Elends beschlossen sie spontan, ein Waisenhaus zu gründen. Was als verrückte Idee begann, hat sich zum segensreichen Grossprojekt entwickelt.

Der Bündner Skandalrapper Gimma teilt wieder aus: Auf «Unmensch» schimpft und flucht er weit jenseits des guten Geschmacks. Das ist primitiv und abartig lustig.

VON CHRISTOPHER ZIMMER

VON RETO ASCHWANDEN

Nepal! Reiseziel für Rucksacktouristen, Freaks, Hippies, Kiffer, Sucher nach Sinn und Erleuchtung – und vor allem für Gipfelstürmer auf dem Weg zum Dach der Welt. So oder ähnlich geistert das Klischee dieses kaum bekannten Landes durch Köpfe und Medien. Erst der Mord an der Königsfamilie und der folgende Bürgerkrieg haben den Blick der Weltöffentlichkeit verändert. Das reale Nepal ist auch heute noch ein politisches Pulverfass. Und eines der zehn ärmsten Länder, das sich erst in den 1950er-Jahren der Moderne öffnete: Eine von Hindureligion und Kastenwesen geprägte, streng reglementierte Welt, deren Weg zur Demokratisierung unter den schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen stattfindet. Inmitten dieser Wirren wurden 1998 der Verein Govinda und die nepalesische Partnerorganisation Shangrila – benannt nach dem fiktiven, sagenumwobenen Ort im Himalaja, wo paradiesische Verhältnisse herrschen sollen – ins Leben gerufen, die heute über 1000 Unterstützende in der Schweiz und in Deutschland haben. Das erste, noch kleine Waisenhaus für fünf Kinder wuchs rasch und zog in einen Neubau. Eine Schule kam dazu, und schliesslich wurden die Entwicklungsaktivitäten in die ärmsten Bergregionen ausgeweitet, aus denen viele der oft schwer traumatisierten Kinder kommen, um dort anzusetzen, wo das Elend entsteht. Bis heute hat Govinda über 5000 Bedürftigen geholfen und leistet täglich wertvolle Aufbauarbeit. Der Autor Christian Platz und der Fotograf Christoph Gysin haben in einem schön gestalteten Buch Arbeit und Umfeld von Govinda mit Porträts und Hintergrundberichten dokumentiert. Kenntnisreich berichten sie von diesem Land der Kontraste, von einer Gesellschaft im Umbruch, von tiefstem Elend, aber auch von Hoffnung und Heiterkeit inmitten von traumhaften Landschaften und atemberaubenden Bergpanoramen – Schönheiten einer Natur, deren Härte den Menschen alles abverlangt. Dieses Buch erzählt die ermutigende Geschichte von Menschen, die dem Elend nicht tatenlos zusehen wollten, sondern die sich dafür eingesetzt haben, dass aus dem Mythos Shangrila ein Stück gelebte Utopie geworden ist. Christian Platz (Texte), Christoph Gysin (Fotos): Die Kinder von Shangrila.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, missliebige Musiker zu diskreditieren. Am einfachsten: Man spricht ihren Songs die Qualität ab. Schon etwas differenzierter: Das Talent wird gewürdigt, die konkrete Ausführung aber als «plump», «billig» oder «peinlich» bekrittelt. Und am perfidesten: Der Künstler wird als Kranker bemitleidet: «Musik und Selbstdarstellung scheinen zugleich Hilferuf und Versuch der Eigentherapie zu sein.» Soweit eine unvollständige Presseschau zu «Unmensch», dem neuen Album des Bündner Rappers Gimma. Doch diese Berichte sagen mehr über ihre Autoren aus als über den Künstler. Viele der neuen Songs sind Schimpftiraden, gespickt mit Schmähungen, das einem die Ohren schlackern. Wer das gut findet, setzt sich dem Verdacht aus, womöglich selber ein Primitivling zu sein. Und wenn schon. Ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit kam Gimma vor vier Jahren durch seine «Hymna» zur Fussball-WM. Seither hat der Rapper sein Repertoire erweitert. Mit «Iisziit» (unter dem Namen Bucher und Schmid) legte er ein Album vor, das sowohl als Liebesdrama wie auch als düsteres Gesellschaftsbild überzeugte. Spätestens da wurde klar, dass der Verhaltensauffällige aus Chur nicht bloss die schlimmsten Schlötterlis draufhat, sondern zu den besten Geschichtenerzählern des Landes gehört. Kurz darauf überraschte er auf dem Album «Hippie» mit poppigen Songs aus der Hitwerkstatt von Roman Camenzind (Baschi, Bligg, Lovebugs). «Unmensch» klingt nun wieder wüst wie früher: Hämmernde Beats im Stakkato und Texte, die wir hier nicht zitieren können. Nur so viel: Gleich zum Auftakt zieht Gimma in «Morgarot» über die versammelte Schweizer Promiszene von Gabriela Amgarten über Monika Kälin bis Christoph Mörgeli her, dass Ehrverletzungsklagen die einzig ehrliche Reaktion wären. Im Verlauf der Platte gibt es dann aber immer wieder Zeilen, die nahelegen, dass die derben Worte nicht Selbstzweck sind, sondern Satiren, die als Sozialkritik gelesen werden können. Nicht, dass das nötig wäre. Songs wie «Alpha Beta», wo Gimma jedem Buchstaben ein Schimpfwort widmet, sind einfach ein grosser unkorrekter Spass. Und dienen als Alternative zum Amoklauf, wenn man sich im Pendlerrudel mal wieder von Psychopathen umzingelt wähnt: «Jeda einzelni vo eu kotzt mi a.»

Geschichten aus dem heutigen Nepal. Schwabe Verlag 2009. CHF 48.–.

Gimma: «Unmensch» (Equipe Music).

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Lisbeth Salander kämpft gegen Verschwörer – wenn nötig auch mit der Axt.

Kino Schuld und Sühne auf Schwedisch «Vergebung» enthält alle Ingredienzien, die ein Thriller braucht: Familienverhältnisse wie in einer griechischen Tragödie, liebenswerte Anti-Heldinnen, Spannung, Schuld und Sühne. VON MICHÈLE FALLER

Die junge Frau liegt schwer verletzt auf der Intensivstation. Kaum kann sie sprechen, fragt sie den Arzt besorgt: «Lebt Zalachenko?» Übel zugerichtet, doch sein Zustand sei stabil, meint der junge Mediziner. «Scheisse.» Lisbeth Salander hatte wohl gehofft, dass ihr Axt-Einsatz im Zweikampf effektvoller gewesen wäre. Und als hätte Zalachenko, der ein paar Zimmer weiter liegt, dies gehört, lässt er sich vernehmen: «Ich überlebe immer.» Der Thriller «Vergebung» ist der letzte Teil von Stieg Larssons Millennium-Trilogie. Die drei Bestseller des schwedischen Autors, der kurz nach deren Fertigstellung verstorben ist, sind allesamt verfilmt worden, und mit «Vergebung» erreicht nun der fulminante Höhepunkt die Deutschschweizer Leinwände. Während in «Verblendung» und «Verdammnis» der Journalist Mikael Blomkvist noch gemeinsam mit der Privatermittlerin Lisbeth Salander dubiose Machenschaften aufdeckte, gilt es nun für Mikael, die Unschuld seiner Verbündeten zu beweisen. Mit Hilfe einer Titelstory in seiner Zeitschrift «Millennium» will er die Verschwörung gegen Salander aufdecken. Unterstützt wird er von seiner Redaktion, vom Nachrichtendienst der Regierung und seiner hochschwangeren Schwester, der Rechtsanwältin Annika – und behindert von alternden Geheimagenten und von Salanders Halbbruder Ronald Niedermann: ein Mann mit Körpermassen à la Frankensteins Monster, der einmal mit «blonder Teufel» ziemlich treffend umschrieben wird. Regisseur Daniel Alfredson ist ein Kino-Abenteuer gelungen, das während zweieinhalb Stunden nie an nervenaufreibender Spannung verliert. Mit einem rasanten und brutalen Chaos beginnend, verlangsamt sich das Tempo des Films zusehens, und die Puzzleteilchen beginnen sich zusammenzusetzen. Trotzdem kommt man nicht zum Atemholen. Ständig schlottert man mit den Figuren, bangt um die zähe und doch zarte Lisbeth, um die netten Redaktionsmitarbeiter und die schwangere Advokatin. Von zahlreichen Ungerechtigkeiten und vertuschten Verbrechen gebeutelt, nimmt man am Schluss auch die schlimmste Sühne für die Bösewichte mit grosser Genugtuung zur Kenntnis. Und bedauert, dass Larsson nicht alle zehn geplanten Bände fertigschreiben konnte.

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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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chefs on fire GmbH, Basel

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Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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TYDAC AG, Bern

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KIBAG Strassen- und Tiefbau

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OTTO’S AG, Sursee

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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

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Canoo Engineering AG, Basel

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Lehner + Tomaselli AG, Zunzgen

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fast4meter, storytelling, Bern

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Brother (Schweiz) AG, Baden

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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IBZ Industrie AG, Adliswil

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Zeix AG, Zürich

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Zürcher Kantonalbank, Zürich

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Axpo Holding AG, Zürich

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Experfina AG, Basel

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AnyWeb AG, Zürich

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muttutgut.ch, Lenzburg

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Mobilesalad AG, Bern

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag! Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

«Vergebung», Regie: Daniel Alfredson, 147 Min., Schweden 2009, derzeit in den Deutschschweizer Kinos. SURPRISE 226/10

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BILD: JEAN MARMEISSE BILD: BEN HUGGLER

BILD: COWBOY NR. 6, 2008, ÖL AUF LEINWAND ©HANNES SCHMID

Ausgehtipps

Sie wissen, um wen es sich hier handelt: Cowboy-Hut, Pferd, Zigarette.

Winterthur Rauchendes Relikt Die letzte Indoor-Zigarette ist geraucht und der Geschmack von Freiheit und Abenteuer nur noch eine Lüge aus früheren Zeiten. Und so ist auch der «Marlboro Man» längst keine real existierende Werbefigur mehr, sondern nur noch ein Relikt aus der Vergangenheit. Fotografiert hat die Bilder der Schweizer Hannes Schmid. Trotz aller Gesundheitsdebatten sind diese Bilder bis heute ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Wie konnte ein rauchender Cowboy zu einem derartigen Erfolg werden? Das fragte sich Schmid wohl selber auch. Deshalb hat er seine Fotografien in monatelanger Feinarbeit in monumentale Ölbilder übertragen. Die Übersteigerung war dabei kein Unfall, sondern ein bewusster künstlerischer Entscheid. Die Fotostiftung Schweiz gibt nun Einblicke in die Entstehung und Inszenierung einer Ikone. (ash) Hannes Schmid – Never Look Back, Fotostiftung Schweiz, Winterthur, 12. Juni bis 19. September 2010. Vernissage 11. Juni, 18 bis 21 Uhr. www.fotostiftung.ch

Legenden unter sich: Die Young Gods (oben) und Koch-Schütz-Studer.

Zürich/Luzern Konfusion im Doppelpack Beide sind sie in ihrer Sparte Legenden. In der rechten Ecke: Die Young Gods, Pioniere des Industrial-Rock, die seit 25 Jahren immer wieder musikalisches Neuland erschaffen. In der linken Ecke: Koch-Schütz-Studer, das Jazztrio, das mit seiner «Hardcore Chamber Music» Improvisation, Neue Musik und Avantgarde-Rock vom Feinsten fabriziert. Bewundert haben sich die Bands seit langem gegenseitig. Nun machen sie gemeinsame Sache. «More To Come (for additional confusion)» heisst die Kollaboration, über die nichts Genaues bekannt ist, denn Tonträger gibt es bislang keinen. Klar ist: Bloss aus den vorhandenen Repertoires schöpfen, das wäre zu einfach. Stattdessen werden die beiden Bands als Septett live auf der Bühne ein gemeinsames Werk erschaffen. Könnte spannend werden. (ash) 6. Juni, 19 Uhr und 7. Juni, 20.30 Uhr, Moods, Zürich; 10. Juni, 20.30 Uhr, Schüür Luzern.

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— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — 26

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Lenzburg Schlossball Schloss Hallwyl, ein ehrwürdiges, sonntagsspaziergangstaugliches Wasserschloss in unmittelbarer Nähe zum romantischen Hallwilersee im Kanton Aargau, heute ein Museum: Die Schlossgeister des 900-jährigen Gemäuers dürften ihren Ohren nicht trauen, wenn die heutigen Schlossherren – die Museumsmacher – zum Tanze laden. Denn statt Kammermusik wird Salsa, Tango und Wiener Salonmusik gespielt. Bei Livemusik mit einem Tango-Duo und Salonmusikern, sowie mit einer Salsa-Show und anschliessendem Salsa-Schnellkurs kommen alle auf ihre Kosten: Tänzer, Zuschauer und Zuhörer. (juk) Tanzschloss, Samstag, 19. Juni, von 18 Uhr bis Mitternacht, Schloss Hallwyl.

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Der Salsaclub «Rayos de Sol» bringt die Schlossmauern zum Wanken.

Freies Leben im Zoo: die Libelle.

Basel Spinnenfang und Schneckenspaziergang Dass es im Zoo nur so von Tieren wimmelt, ist nicht direkt erstaunlich. Wohl aber, dass die Mehrheit der Zoobewohner nicht in Gehegen lebt, sondern dazwischen. Am Tag der Artenvielfalt kann man sich im Zoo Basel davon überzeugen und an verschiedenen Führungen teilnehmen: Von Fachleuten begleitet können Kinder und Erwachsene beim sogenannten Schneckenspaziergang mitlaufen, Libellen beobachten oder Spinnen in der Dämmerung einfangen. Denn einige Kleintiere werden dann doch kurzfristig eingesperrt, damit man sie beim Haupteingang des Zoos bestimmen und per Mikroskop untersuchen kann. (mek) «8. Basler Tag der Artenvielfalt», Freitag, 11. Juni, 18.30 Uhr bis Samstag, 12. Juni, 18 Uhr im Zoo Basel. Das Zoo-Abo ist gültig. www.zoobasel.ch

Leben in Südafrika, weitab vom Fussballgeschehen.

Zürich Südafrika für Unsportliche Fussballmuffel aufgepasst: Hier gibts einen Weg, auf dem ihr euch Zugang zum Austragungsland der WM verschaffen könnt – und zwar auf intellektueller Ebene. Trotz dem Auftrieb, den der Mega-Event dem Land bringt, ist Südafrika in vielen Bereichen noch im Hintertreffen: So sind die Lebensbedingungen der Bevölkerungsmehrheit immer noch von Armut, unzureichender Ernährung, hohen HIV-Infektionsraten, mangelnder Infrastruktur und Gesundheitsvorsorge sowie geringer Bildung geprägt. Stefanie Lemke vom Kompetenzzentrum Gender und Ernährung der Universität Hohenheim gibt Einblick in die komplexen Gesellschaftsstrukturen des Landes, das momentan in aller Munde ist. (juk) Südafrika im Umbruch: Nahrungssicherheit, Geschlechterdynamiken und soziale Netzwerke, Vortrag, Donnerstag, 10. Juni, 19 Uhr, Völkerkundemuseum der Universität Zürich.

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Verkäuferporträt «Nach der Probe habe ich ein gutes Gefühl im Bauch» BILD: ZVG

Alok Fechner (58) verkauft Surprise im Berner Bahnhof, macht von Kindesbeinen an Musik und geht im Surprise-Chor nun wieder regelmässig seiner Leidenschaft nach. AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN

«Vor bald fünf Jahren stand mir das Wasser bis zum Hals, meine finanzielle Situation war trotz Invalidenrente und Ergänzungsleistungen so prekär, dass ich etwas unternehmen musste. Eine Bekannte, die Surprise verkaufte, verwies mich an das Vertriebsbüro Bern. ‹Hier hast du zehn Startmagazine gratis›, sagte Fredi, der Vertriebsleiter, als er von meinen Sorgen hörte, ‹damit kommst du wieder zu Geld.› Seither verkaufe ich Surprise im Bahnhof Bern. In der Regel arbeite ich in den Abendstunden, so ab sieben Uhr stehe ich in der ChristoffelUnterführung. Tagsüber habe ich zu Hause zu tun, koche mir ein Mittagessen, erledige Sachen in der Stadt. Ich arbeite am liebsten am Abend, denn was soll ich sonst tun: In der Beiz oder vor dem Fernseher hocken? Es kommt vor, dass ich während der Arbeit Bekannte treffe, die ich 20 Jahre nicht gesehen habe. Das macht es interessant. Amüsant wird es, wenn ein anderer Surprise-Verkäufer vorbeikommt. Dann machen wir immer ‹e chli z’Chalb›. Langweilig wird mir nie, denn abends im Bahnhof, da sieht man einfach alles! Vor gut einem Jahr kam Fredi auf mich zu wegen des neuen Surprise-Chors. Zuerst war ich ein bisschen skeptisch. Ich mache zwar schon mein Leben lang Musik, aber Singen in einem Chor, das hatte ich mir vorher noch nie überlegt. Mittlerweile fahre ich jeden Dienstagabend nach Basel zur Probe. Zurzeit sind wir etwa zehn Leute und üben von sieben bis ungefähr neun Uhr im Musikpalast. Schon als kleiner Bub klimperte ich auf dem Klavier meiner Mutter herum und während der Schulzeit ging ich dann in den Klarinettenunterricht. Die wirklichen musikalischen Höhepunkte erlebte ich aber jeweils in den Ferien bei meinem Onkel im Hotel Schweizerheim in Wengen. Der Bruder meiner Mutter war Hotelier, Küchenchef und Gästeanimator zugleich, denn er unterhielt die Gäste nach dem Abendessen mit der Handorgel gleich selber. Auch meine vier Cousins und Cousinen spielten alle ein Instrument, und so formierten wir bei meinen Besuchen jedesmal gleich eine Band. Sogar auftreten konnten wir, an Silvester! Weil ich in Wengen Schlagzeug spielen gelernt hatte, fragten mich meine Kollegen in Bern, ob ich in einer Schülerband spielen wollte. Unser Gruppe Popcorn war recht erfolgreich. Als es dann aber um mehr Auftritte und sogar eine Tournee ging, stellten sich unsere Eltern dagegen. Wir seien noch zu jung für so etwas, hiess es. Aber da hätte es eben richtig losgehen können. Ich meine, die Beatles waren auch jung, als sie angefangen hatten. Im Surprise-Chor stand am Anfang das Singen im Zentrum, mit der heutigen Zusammensetzung hat sich das etwas geändert. Ich spiele unter anderem Schlagzeug und Bassgitarre, andere sind an afrikanischen und kubanischen Trommeln, an der Marimba oder am Keyboard. Mittlerweile haben wir zwei Repertoires, ein Chor- und ein Band-Repertoire, die wir je nach Anlass aufführen. Kürzlich bei einem Auftritt in der Elisabethenkirche in Basel haben wir zum Beispiel nur gesungen.

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Das Programm stellt unser Chorleiter Michael Pfeuti zusammen. Manchmal schlagen auch wir Stücke vor. Sogar Eigenkompositionen haben wir im Programm. Das breite Spektrum finde ich super, wir spielen querbeet: altspanische Lieder, deutsche Schlager wie ‹Marmor, Stein und Eisen bricht›, Gospel und auch ‹Come together› von den Beatles. Wenn ich nach der Probe im Zug nach Hause sitze, habe ich jedes Mal ein gutes Gefühl im Bauch. Die Leute im Chor sind gut und lustig, und ich muss sagen, wir sind wirklich Freunde geworden. Für mich ist der Surprise-Chor ein Glücksfall, denn ich würde auch sonst gerne Musik machen mit einer Band, wie früher, aber es ist schwierig, das zu realisieren. Die Amateurmusiker haben meist zu wenig Zeit, wollen sich nicht regelmässig verpflichten, die Profis wollen mit der Musik Geld verdienen. Beim Surprise-Chor ist für die nötige Kontinuität und Struktur gesorgt. Das ist mir sehr wichtig, und gibt auch den Boden, auf dem etwas wachsen kann.» ■ SURPRISE 226/10


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte ber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise-Sozialarbeiterinnen betreut, individuell begleitet und gezielt gefördert. Dazu gehört auch, dass sie von Surprise nach bestandener Probezeit einen ordentlichen Arbeitsvertrag erhalten. Mit der festen Anstellung übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Starverkäufer BILD: ZVG

Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich sel-

Als Götti oder Gotte ermöglichen Sie einer Strassenverkäuferin oder einem -verkäufer eine betreute Anstellung bei Surprise und damit die Chance zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

Jela Veraguth Zürich

Wolfgang Kreibich Basel

Tatjana Georgievska Basel

Andreas Ammann Bern

Surprise-Verkäufer Alok Fechner nominiert seinen Kollegen Thomas Iberg als Starverkäufer: «Thomas verkauft seit fünf Jahren vor der Migros Breitenrainplatz und ist von dort nicht mehr wegzudenken. Wenn ich einkaufen gehe, ergibt sich immer ein Schwätzchen. Nun wird der Laden renoviert und Thomas macht sich Sorgen, was dann aus ihm werden soll. Deshalb wünsche ich ihm: Kopf hoch. Ausserdem hat sich die Nomination mit seiner Ausdauer redlich verdient.»

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Peter Gamma, Basel Peter Hässig, Basel Marika Jonuzi, Basel Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Kurt Brügger, Basel

Anja Uehlinger, Baden René Senn, Zürich Fatima Keranovic, Baselland Jovanka Rogger, Zürich Marlise Haas, Basel

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welchen Verkäufer Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41+61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 8000 Franken

1/2 Jahr: 4000 Franken

1/4 Jahr: 2000 Franken

Vorname, Name

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Datum, Unterschrift

1 Monat: 700 Franken

226/10 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 226/10

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel, www.strassenmagazin.ch Geschäftsführung T +41 61 564 90 63 Fred Lauener, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Öffnungszeiten Sekretariat Mo–Do 9–12 Uhr, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70 Fred Lauener (Leitung), Reto Aschwanden, Julia Konstantinidis, Mena Kost, Thomas Oehler (Sekretariat) redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Michèle Faller, Andrea Ganz, Michael Gasser, Ruben Hollinger, Delia Lenoir, Irene Meier, Isabel Mosimann, Susanna Petrin, Dominik Plüss, Isabella Seemann, Udo Theiss, Priska Wenger, Christopher Zimmer Korrektorat Alexander Jungo Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 77 Therese Kramarz, Mobile +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Marketing T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer Vertrieb T +41 61 564 90 81 Smadah Lévy (Leitung) Vertrieb Zürich T +41 44 242 72 11 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, Mobile +41 79 636 46 12 r.bommer@strassenmagazin.ch Vertrieb Bern T +41 31 332 53 93 Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, Mobile +41 79 389 78 02 a.maurer@strassenmagazin.ch Betreuung und Förderung T +41 61 564 90 51 Rita Erni Chor/Kultur T +41 61 564 90 40 Paloma Selma Strassensport T +41 61 564 90 10 Lavinia Biert Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Carlo Knöpfel Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 226/10


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