Surprise Strassenmagazin 228/10

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Erste Liebe Die grossen Gefühle der Kleinen Der Lovesong als Balzgesang: Kuno Lauener im Interview

Eine Frage des Geschmacks – per Speicheltest zum Liebesglück

Nr. 228 | 2. bis 15. Juli 2010 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Der Sommer ist da.

Dazu passend: Sommerlich leichtes T-Shirt, 100% Baumwolle, für Gross und Klein.

Grosses Strandtuch 100 x 180 cm aus sehr langlebigem Zwirngarn, 100% handgepflückte Baumwolle. Mit Surprise-Logo eingewebt und von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Vorder- und Rückseite verschiedenfarbig: vorne kühles Aquablau, hinten heisses Rot.

Herren CHF 25.– S M

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Damen CHF 25.– M L CHF 20.– XS S (auch für Kinder) Alle Preise exkl. Versandkosten.

Strandtuch (100 x 180 cm) CHF 65.–

50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute.

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz

Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau schwarz

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Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

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Editorial Liebe fängt an als flüchtiger Moment das Gefühl, dass man den Anderen schon lange kennt Liebe ist der Versuch sich zu verstehen Liebe ist eine Technik und ein System Liebe ist Freundschaft, Sex und Zärtlichkeit Liebe ist das Ende der Ewigkeit

Die Liebe Es hat bei Surprise Tradition, im Hochsommer ein spezielles Themenheft zu produzieren. Dieses Jahr präsentieren wir Ihnen gleich zwei Sonderausgaben, denn unser Thema ist unerschöpflich. Es war im Frühling, als wir in der Redaktion mehrere Ideen für Liebesgeschichten diskutierten. Und auf einmal stand die Frage im Raum: Warum machen wir nicht eine Sondernummer? Muss das sein? Ist dazu nicht längst alles geschrieben? Haben nicht gerade die Medien dieses wunderbare Gefühl bis zur Unkenntlichkeit verhunzt, missbraucht, zu Tode debattiert? Gewiss. Und doch. Die Liebe beschäftigt die Menschheit seit Anbeginn, und das wird so bleiben bis ans Ende der Zeiten. Sie ist die grösste Gemeinsamkeit zwischen allen Menschen. Die stärkste BanRETO ASCHWANDEN, de für Beziehungen. Das Rührendste und Erfüllendste am Menschsein, am Ende vielleicht das, REDAKTOR was uns überhaupt erst zu Menschen macht. Man könnte Bücher, ja Bibliotheken füllen mit Abhandlungen über die Liebe. Wir beschränken uns auf zwei Hefte. In dieser und der nächsten Ausgabe beleuchten wir das Gefühl der Gefühle von verschiedenen Seiten. Unsere Titelgeschichte zeigt ab Seite 10, wie bereits Kinder im Vorschulalter Gefallen aneinander finden. Und dass die grossen Emotionen schon den Kleinen heftig an Herz greifen – auch wenn Erwachsene Liebeleien im Kindergarten herzig finden, ohne sie wirklich ernst zu nehmen. Nicht ganz ernst gemeint ist der Artikel über Geruchstests zur Partnerfindung. Gewiss bestimmen Moleküle einen Grossteil unserer Wahrnehmung und unseres Handelns. Wie stark die Verbindung zwischen Herz und Nase aber tatsächlich ist, lesen Sie im Selbstversuch ab Seite 16. Ohne Liebe gäbe es wohl auch keine Lieder. Zumindest müssten wir ein paar der schönsten Songs aller Zeiten entbehren. Wie es ist, über grosse Gefühle zu singen, welche Reaktionen Lovesongs bei Interpreten und Publikum auslösen und was es braucht, damit ein Liebeslied überhaupt funktioniert, darüber unterhielten wir uns mit Züri-West-Sänger Kuno Lauener (Seite 20). Und: Auf Seite 28 erzählen unsere Verkaufenden von ihrer ersten grossen Liebe.

BILD: DOMINIK PLÜSS

(Jochen Distelmeyer: «Weil es Liebe ist»)

Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre Und alles Liebe Reto Aschwanden PS: Die nächste Ausgabe erscheint am 18. Juli. Dann erzählen wir Ihnen eine Liebesgeschichte aus dem Altersheim, berichten vom Umgang mit gescheiterten Beziehungen und sprechen mit der Schauspielerin Charlotte Heinimann über die Herausforderung, Intimität und Zärtlichkeit vor Publikum zu inszenieren.

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 228/10

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10 Kinderliebe Prinz und Prinzesschen BILD: URSULA SPRECHER & ANDI CORTELLINI

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Inhalt Editorial Liebe ist alles Basteln für eine bessere Welt Zarte Bande knüpfen Aufgelesen Geburtshelferinnen auf der Strasse Zugerichtet «Bärli» als Stalker Kreuzworträtsel Mitmachen und gewinnen Porträt Täglich Sex bis 120 Doppelleben Ein Mann mit zwei Familien Le mot noir Gregors Frauengeschichte Kulturtipps Die Liebe einer Philosophin Ausgehtipps Schmusen und Lustwandeln VerkäuferInnen Das war meine erste Liebe Projekt Surplus Chance für alle! Starverkäufer In eigener Sache Impressum INSP

Jö! Das denken Eltern oft, wenn ihr Sprössling verzückt von seinem Kindergartenschätzli erzählt. Dabei ist die Liebe schon für kleine Kinder eine ernste Sache. Schon früh üben sie den Umgang mit Gefühlen, mit denen sie sich auch später als Erwachsene auseinandersetzen müssen. Eine Mutter plaudert aus dem Nähkästchen.

BILD: NICOLE PONT

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16 Partnervermittlung Der Schnuppertest Blonde Haare, guter Humor, angesehener Beruf: Das sind bei der Partnersuche nebensächliche Auswahlkriterien. Was wirklich zählt, ist, ob man sich gegenseitig riechen kann. Neuerdings können Paarungswillige ihren Idealpartner nach Duftnote aussuchen. Unser Autor wagte den Selbstversuch.

20 Liebeslieder Balzgesänge und Revanchefouls BILD: ANNETTE BOUTEILLIER

Mit Züri West hat Kuno Lauener den Soundtrack für unzählige Liebespaare geliefert. Im Gespräch erzählt er, warum ihn Verlierertypen mehr interessieren als strahlende Helden, wie er in seinen eigenen Liedern die passende Atmosphäre schafft und weshalb ihm Mackertypen aus seinen Stücken ans Herz wachsen.

Titelbild: Ursula Sprecher & Andi Cortellini Besten Dank für die freundliche Unterstützung: Eveline Büchli und Hairycoo Hairstyling Basel.

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Für Ihr Freundschaftsband brauchen Sie Baumwollgarn in

ILLUSTRATION: WOMM

1. KNOTEN RECHTS-RECHTS (RR)

Anleitung: KNÜPFFADEN

den Farben Ihrer Wahl. Schneiden Sie die einzelnen Farbstränge in gleicher Länge ab (ideale Anzahl: 6). Knüpfen Sie die Fäden an einem Ende zusammen.

Stecken Sie eine Sicherheitsnadel durch den Knoten und befestigen Sie die Fäden damit an Ihrem Hosenbein auf Kniehöhe. So haben Sie Ihre Arbeit immer bei sich.

Jeder Farbpunkt entsteht durch das Knüpfen von zwei Teilknoten. Es gibt einen Rechts- und einen Links-Teil-

SPANNFADEN

knoten. Aus der Kombination von beiden stehen Ihnen insgesamt vier verschiedene Doppelknoten für Ihre Muster

2. KNOTEN RECHTS-LINKS (RL)

zur Verfügung (siehe Illustration rechts). K

Das einfachste Muster ist das Streifenmuster, das entsteht, wenn sie die Fäden der Reihe nach mit Rechtsknoten knüpfen. Aber Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Erschaffen Sie sich Ihre eigenen Muster. (Für Anleitungen aus dem Internet zum Beispiel: http://www.freundschaftsbaender.at)

Das fertig geknotete Band sollte ungefähr zwei Zentimeter kürzer sein als der Umfang Ihres Handgelenks. Verknoten Sie die Fäden wiederum am Schluss. Flechten Sie die noch losen Fadenreste hinter dem Anfangs- und Schlussknoten

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zum Zopf. So lässt sich das Freundschaftsband umbinden.

3. KNOTEN LINKS-LINKS (LL)

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4. KNOTEN LINKS-RECHTS (LR)

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Basteln für eine bessere Welt Sie möchten das Band ihrer Liebe noch verstärken? Dann erinnern wir Sie gerne an das Freundschaftsband aus Jugendtagen: Mit welchem Herzblut und welcher Sorgfalt wurden damals zarte Bande der Leidenschaft geknüpft – das steht auch Erwachsenen gut! SURPRISE 228/10

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Hebammen in Not Hannover. Derzeit bringen Niedersachsens Geburtshelferinnen nicht nur Kinder auf die Welt, sondern auch ihre Forderungen auf die Strasse. Sie protestieren für ihren Berufsstand und das Recht der Frauen auf die freie Wahl des Geburtsorts. Denn auf den 1. Juli will die Landesregierung die Berufshaftpflichtbeiträge für freiberufliche Hebammen um 57 Prozent erhöhen. Heute erzielen diese im Durchschnitt einen Jahresumsatz von 23 300 Euro. Müssen sie neu 3689 Euro für die Haftpflicht hergeben, droht der Beruf völlig unattraktiv zu werden.

WM gegen HIV Südafrika. Das Land mit der höchsten HIVRate der Welt lockt diesen Sommer Massen von Fussballbegeisterten an. Und von Sexhungrigen, prophezeien britische Medien. Während sie vor einer Ansteckungswelle warnen, sehen Gesundheitsorganisationen im WM-Rummel eher eine Chance, die HIVPrävention in Südafrika wiederzubeleben. Bei den meisten Sporttouristen sei Sex kein Reisemotiv. Die Fachleute hoffen, dass die WM zur Plattform für die AIDS-Aufklärung wird, da sie die in Südafrika illegale Prostitution ins Blickfeld rückt.

Keine Wahl – keine Stimme Frankreich. In Clichy-sous-Bois leben 9650 Wahlberechtigte. 70 Prozent von ihnen pfiffen bei den Regionalwahlen neulich auf ihr Wahlrecht. Dieser Trend zeichnet sich in Frankreichs Vorstädten deutlich ab. Die Kluft zwischen den sozial Benachteiligten und der politischen Welt stellt die Legitimation des parlamentarischen Systems infrage. Wo die Hälfte der Männer unter 25 Jahren keine Arbeit hat und die Frauen vom Erwerbsleben ausgeschlossen sind, stirbt erst der Glaube an den Staat, dann jener an die eigene Zukunft.

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Zugerichtet Nackte Tatsachen Einst waren sie einander «Müüsli» und «Bärli». Dann beendeten sie ihre sechsjährige Liebesbeziehung. Alles schien einvernehmlich, bis ein neuer Mann im Leben von «Müüsli» auftauchte. «Bärli» wollte sie zurücklocken, doch so sehr er auch bettelte, «Müüsli» bestand auf getrennten Lebenswegen. Als er ihr drohte, pornografische Aufnahmen von ihr unter ihren Nachbarn zirkulieren zu lassen, brachte sie ihn vor den Richter. Zusammengeknickt sitzt Ruedi M.* auf der Anklagebank. Dunkel umwölkt sind seine Augen, ein trübseliger Mensch. Äusserlich ist der 61-jährige Jazzmusiker gleichwohl ein jugendlicher Typ, er trägt goldene Ohrringe, Jeans, aus dem Polo-Shirt-Kragen quillt ihm die graue Brustwolle. «Sie sollen Ihre Ex-Frau mit dem Tod bedroht haben», liest der Richter aus der Anklageschrift vor. Ob er zuerst eine Geschichte erzählen dürfe, fragt Ruedi. Er darf. «Es geschah alles in diesem Türken-Café beim Albisriederplatz. Und es ging immer um Geld. Der Neue hat Ayse, meiner Ex, 1500 Franken im Monat angeboten. Er ist auch Türke, die machen das dort so. Die versprechen dir 1000 Kamele …» Er schweift ab, verliert den Faden, «was wollt ich sagen?», gestikuliert fahrig, grinst und stöhnt immer wieder unmotiviert. Worauf er eigentlich hinaus wolle: «Ich habe die Sprache der Türken angenommen.» Ayses vorheriger Ex, auch er ein Türke, habe sie ebenfalls bedroht, als sie ihn für Ruedi verliess. «Also habe ich mit derselben Kelle angerührt, denn so wie es in den Wald ruft, … so ungefähr.» Seine Gedanken kullern durcheinander. Was Wunder. «Sie hat mich

wahnsinnig gemacht», sagt er und macht schliesslich einen Punkt. Dies ist eine Geschichte ohne Blut und ohne physische Gewalt. Es geht in der Verhandlung lediglich um versuchte Nötigung, Drohung, Missbrauch einer Fernmeldeanlage und Verletzung des Geheim- oder Privatbereiches durch Aufnahmegeräte. Er habe heimlich ihre Geschlechtsteile mit der Videokamera verewigt, wirft ihm Ayse vor. «Alles dummes Zeugs. Die Kamera stand auf der Schlafzimmerkommode und lief doch ständig», ruft Ruedi M. Dass sich Sex dereinst zu einem zubehörintensiven Hobby entwickeln würde, damit haben die Wegbereiter der sexuellen Revolution wohl nicht gerechnet. Im Swinger-Club habe sie es ja auch mit anderen getrieben, wird dem Publikum vom Angeklagten beschieden. «Die braucht gar nicht so sensibel zu tun wegen ein paar Nacktfötelis.» Die Geldstrafe von 15 600 Franken setzt der Richter auf Bewährung aus, die Busse von 1000 Franken muss Ruedi aber bezahlen, wie auch eine Genugtuung von 500 Franken an Ayse. «Jetzt bekommt die schon wieder Geld?», ruft Ruedi aus. «Dabei habe ich ihr doch sechs Jahre lang alles bezahlt, auch die Ferien in der Türkei.» Dort besitze sie übrigens mehrere Häuser, obwohl sie in der Schweiz Sozialhilfe bezieht. «Ich finde das nuttig», schlägt er nach. «Und ich finde es eine Perversion, dass Sie ihrer Ex-Frau drohten, ihre Nacktbilder zu veröffentlichen», antwortet der Richter. Was er gemacht habe, sei Stalking wie im Lehrbuch, das müsse er nun finanziell ausgleichen. * Persönliche Angaben geändert. ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 228/10


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1. Preis: Surprise-Tasche gefüllt mit Überraschungen 2. Preis: Suprise-Strandtuch 3. Preis: Surprise-Tasche

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Schicken Sie Ihre Lösung an: SURPRISE Strassenmagazin Redaktion Spalentorweg 20 4003 Basel oder per Mail: redaktion@strassenmagazin.ch

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Falls saisonale Wiederholung von 1967 – Ursache eines möglichen Kinderbooms im Frühling 2011: A

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Waagerecht 1. Weibliches Pendant zum Spitzbuben, bevorzugter Kosename eines Wetterfroschs alias Fliese für seine unzähligen Geliebten. 2. Führt Miranda und Ferdinand im gleichnamigen Drama von Shakespeare zusammen. 3. Höhere Sportgefilde (Abk.). 4. Befehl an mehrere, zu besitzen. 5. Kanzelte vor Angela Merkel. 6. Bewohner einer Schweizer Stadt ohne Neigung für beide Geschlechter. 7. Notwendige Eigenschaft für Jochträger und Erfolgshungrige. 8. Andersrum: War zuerst das Huhn oder das ...? 9. Bescheidenere Version von 23. senkrecht. 10. Kalamität. 11. Ist sprichwörtlich das Ziel und auch dort, wo ein Wille ist. 12. Aufforderung zur Schur, nicht aus Schafes Maul. 13. Bewohnt Inselgruppe zwischen Nordamerika und Asien. 14. Er macht sprichwörtlich die musique. 15. Dieses Schlangentier macht als amerikanische Rockband Furore. 16. 8. waagrecht verquirlt. 17. Liebesnest des amoureux. 18. Unkeuscher Namensvetter der Ordensschwester. 19. Internationales Handelszentrum der Welthandelsorganisation WTO (Abk.). 20. Winkel: Phonetisch ein Palindrom, orthografisch mittig verdreht. 21. Hängt sich je nach Sprache z. B. unter das C. 22. Die Kurzversion interessiert vor allem bei Diäten. 23. Gelübde neben Armut und Keuschheit. 24. Nervige Falter, ohne erstes Sechstel. 25. Daran wachsen big apples und wild cherries. 26. Teil der corporate identity. 27. Zutat für Absinth, Pastis und Ouzo. 28. Wo Strom und Meer Hochzeit feiern. 29. Sonnenanbeter brach mit diesem Lied reihenweise Frauenherzen (Vorname). SURPRISE 228/10

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Senkrecht 1. Vermasselte zumindest flugtechnisch einigen Jungvermählten die Flitterwochen. 2. Augenblicklich. 3. Ist es das Ende, wird alles so. 4. Schlechte Partie ohne Ende, oder auch Aufforderung an einzelne, nicht zu besitzen. 5. Ersätze, in der Liebe und anderem. 6. Fluss und Département im Norden Frankreichs. 7. Leiblichen Freuden sehr zugetan. 8. Glaubensbekenntnis, Teil der christlichen Liturgie. 9. Herkunft eines Schweizer Exportschlagers. 10. Kostet neben dem Haken dilettantischen BH-Öffnern Nerven. 11. Immer und immer wieder. 12. Möglicher Name einer Aluminium-Nickel-Verbindung. 13. Konfitüre aus Haut und Knochen. 14. Zögling der Mercedes-Benz-Dynastie, Kreuzung zwischen Kleinlaster und Geräteträger. 15. Wehret den Anfängen – so könnte dessen Berufsmotto lauten. 16. Damit bezahlt man Falafel in Israel. 17. Hotelkette mit – Tochter sei Dank – Glamour-Appeal. 18. Diese Band weint broken-hearted im Regen. 19. Geschiedene, Verheiratete, Verlobte ... 20. Gewicht des Drumherums. 21. Mehr als Freude bereiten. 22. Klassisch mit Kniefall. 23. Grosse Liebesfilm-Schwarte mit grossem Dampfer.

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Porträt «Ich bin total amoralisch» Inge Ginsberg ist 84 und die reine Provokation. Selbstverliebt. Masslos. Grosszügig. Mit 83 hat sie sich einen neuen Mann gesucht. Sie braucht Sex. Jeden Tag. Und sie will 120 werden. VON PAULA LANFRANCONI (TEXT) UND URSULA MARKUS (BILD)

Da sind diese Augen. Ein unwahrscheinliches Türkis, schimmernd, sexy wie bei einem verliebten Teenager. Und das gleiche ansteckende Lachen. Diese Frau füllt das ganze Zimmer. 84 ist sie und gerade mal 150 Zentimeter gross, von ihren Armen hängt runzlige Haut. «Ach was», sagt sie in ihrem wienerisch gefärbten Deutsch, «ich hab viele Muskeln, mache jeden Tag Krafttraining, Yoga, Meditation.» Sie lacht, hebt ihren rechten Arm und präsentiert den Bizeps. «Im Kopf», sagt sie, «bin ich 14, benehmen tu ich mich wie eine 35-Jährige.» Und sie will 120 werden. Mindestens. Auf dem Salontisch ihrer Wohnung im Zürcher Seefeld liegt ein Buch. «A Beginners Guide for Constructing the Universe». Unser Körper, sagt sie, ist gleich konstruiert wie das Universum. «Unser Zellen sind intelligente Wesen. Ich sag ihnen jeden Tag: Ich will noch 40 Jahre leben. Erneuert euch.» Sie ist Anhängerin von Doktor Deepak Chopra, einem indischen Arzt, Alternativmediziner und Bestsellerautor. Seine Botschaft: Wir können die Art und Weise steuern, in der unser Körper Zeit verstoffwechselt. Zwei Monate ist es her, da begann für Inge Ginsberg wieder einmal ein neues Leben. In Tel Aviv wars, ihrem vierten Wohnsitz neben Zürich, New York und dem Landhaus in den Catskill Mountains. Sie hatte genug von ihrem jungen Gigolo und gab eine Kontaktannonce auf. Viele Männer meldeten sich. Sie sagte ihnen: Ich besitze alles. Einen Mann benötige ich nur für eines: für Sex, und zwar täglich. Da war nur einer geblieben. Gilbert, wasserhelle Augen, 73 auf dem Papier, biologisch um Jahre jünger. Es war Valentinstag, sie ging zum Friseur, machte sich hübsch. Im Bett überliess sie ihm die Regie. Er war süss und so zärtlich in jener ersten Nacht, dass sie ihm sagte: Bring gleich deine Zahnbürste mit! Und seither ist er geblieben. Sie passen genau ineinander. Wenn sie schlafen, sind sie wie eine Kugel. Eine Kugel mit vier Händen und Füssen, zwei Köpfen. Sex empfindet sie jetzt, im Alter, als besser denn je. Erst jetzt kann sie sich richtig fallenlassen. Weil sie nix voneinander brauchen, nur Sex. Ihre erste Ehe? «Eine Katastrophe.» In Wien hatte es begonnen, ihr erstes Leben. Bauchige alte Lederkoffer mit vergilbten Hoteletiketten erinnern daran. Beide, sie und ihr erster Lover, seien «Virgins» gewesen, jungfräulich. Zusammen waren sie in die Schweiz geflüchtet. Dann heirateten sie. Bis 30 glaubte sie, frigide zu sein, alle Gefühle total unterdrückt durch die bürgerliche Moral. Dann folgte die Scheidung. Aber sie seien wunder-

bare Kameraden geblieben, «divorced, but not separated», geschieden, aber nicht getrennt. Heute ist ihr wurscht, was andere von ihr denken, sie geniesst die Narrenfreiheit des Alters. «Ich bin», sagt sie und lacht, «total amoralisch.» Entweder man liebt Inge Ginsberg oder man kann sie nicht verputzen. Die meisten können sie nicht verputzen. «Ihr alle seid ja so verhemmt.» Sie lacht. Provoziert. Verführt. Schlägt in ihren Bann. Sie ist eine, die dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Vor 30 Jahren war das. Krebs. Fünf Prozent Überlebenschance. Zuerst hatte sie sich umbringen wollen. Als es so weit war, entschied sie sich doch fürs Leben. Liess ihren Bauch ausräumen, dann bestrahlen. Eine Tortur damals. Die Vagina total verbrannt. Der Arzt sagte zu ihrem Mann: Wenn Sie weiterhin ein Sexleben haben wollen, müssen Sie jeden Tag mit Ihrer Frau verkehren. «If you don’t use it, you lose it.» Jetzt liegen drei Jahrzehnte gutes Sexlife hinter ihr. An Negatives denkt sie nie länger als 30 Sekunden. Da hält sie sich ganz an Doktor Choprah: Konzentration auf Positives. Wenns ihr dreckig geht, findet sie ohnehin immer etwas zum Lachen. «Das ist einfach in mir drin.» Schmerzen denkt sie sich weg. Nicht mal mit ihren Freundinnen spricht sie darüber. Zu langweilig. «Wer hat nicht Abnützungserscheinungen, Arthritis?», fragt sie rhetorisch. Da schickt sie einfach

«Ich bin nie zufrieden. Ich hab immer ein Projekt. Zufrieden sein ist das Ende!»

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ihr Heilsystem in ihre Knorpel und befiehlt: Füll diese Knorpel auf! Oder in ihre Vagina: Mach sie schön saftig. Sie lacht. Wieder dieses ansteckende, sexy Lachen. Was hilft Ihnen am meisten, Inge Ginsberg, zufrieden alt zu sein? «Zufrieden?», braust sie auf, fast eine Furie jetzt. «Ich bin nie zufrieden! Ich hab immer ein Projekt! Zufrieden sein ist das Ende!» Dann gibt sie doch etwas preis. Sagt, sie gebe immer das Maximum von sich, sei grosszügig. Auch zu sich selbst. «Ich liebe mich. Hab keinen Grund, mit mir selber unzufrieden zu sein.» Das Wichtigste, auch im Alter, sei: «Leben! Leben! Leben!» Die Zeit ist um, die nächste Verabredung wartet. Inge erhebt sich. Hüften vor, Bauch rein, Kopf hoch, Schultern runter. Wie ein Mantra spricht sie sich das vor. «Jeder Mensch», sagt sie, «hat das Gesicht und die Figur, die er sich erarbeitet hat.» Gilbert steht schon bereit. Wie die beiden die Strasse entlang gehen, sehen sie aus wie ein altes Ehepaar. Ein sehr verliebtes altes Ehepaar. ■

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Kinderliebe Dieses Gefühl in der Herzgegend Es war einmal eine Prinzessin, die wollte heiraten. So zog sie aus, sich einen Prinzen zu suchen. Eine Geschichte von Kindern und der Liebe. VON JANINE KERN (TEXT) UND URSULA SPRECHER & ANDI CORTELLINI (BILD)

Es gab mir schon etwas zu denken, was mir mein Sohn an diesem Morgen auf dem Weg zum Kindergarten berichtete. «Gell, Mama, ich muss nicht heiraten, wenn ich nicht will?» Sein Gesicht dabei sehr ernst und bekümmert, seine Hand in meiner. Gehend und Hände haltend lässt es sich besonders gut über wichtige Dinge reden. «Nein, das musst du nicht», versicherte ich ihm. Darauf er: «Weisst du, ich habe wirklich die Nase voll davon.» Nach und nach kam ich der Geschichte auf die Spur: Ein Mädchen im Kindergarten hatte sich in ihn verliebt. Er mochte sie auch und besuchte sie gerne. Aber sie wollte nicht mit ihm spielen, sondern kuscheln, im verdunkelten Zimmer unter der Bettdecke sitzen und mit Herzchen verzierte Saftcocktails trinken. Und sie verlangte offenbar von ihm das Bekenntnis, sie zu heiraten. Andernfalls würde sie sich einem anderen zuwenden – denn sie hatte immer zwei bis drei Anwärter, zwischen denen sie hin und her gerissen war.

er nicht zu Hause war, hinterliess sie stündlich eine Nachricht auf dem Telefonbeantworter. Eines Abends brach die ganze Verzweiflung aus dem Jungen heraus: «Jetzt muss ich schon wieder Nein sagen», schluchzte er. «Ich will nicht immer mit ihr abmachen, aber ich will ihr auch nicht wehtun.» Er hatte bereits gelernt, dass ihn nur eine ehrliche Antwort aus seiner Bedrängnis bringen würde. Und dass diese Ehrlichkeit für das Mädchen schmerzhaft sein würde. Erforschen, beherrschen, verändern Wir Mütter sahen die Liebe plötzlich durch die Augen unserer Söhne und hatten Verständnis dafür, dass diese eigentlich lieber in Ruhe gelassen werden wollten. Zumindest bis sie selber Interesse an Liebesfragen zeigen würden. Dabei waren wir doch auch schon in der Position der Mädchen gewesen, die nichts dringender suchten als die Bestätigung ihres männlichen Gegenübers. Mir wurde in dem Moment klar, dass die Kinder hier schon übten, was auch für Erwachsene eine Herausforderung ist: den respektvollen und ehrlichen Umgang miteinander und das Akzeptieren der Grenzen des Gegenübers. Der Grundsatz, dass Eltern ihren Kindern Vorbild sein sollen, erhielt plötzlich eine neue Bedeutung. Ich fragte mich, wie sich die Liebe für unsere Kinder wohl in Zukunft gestalten würde. Auf der Suche nach Antworten wurde ich bei Anna Wahlgren fündig, schwedische Autorin, Mutter von neun Kindern und Expertin in allen Fragen rund um die Kleinen. Sie beschreibt in ihrem

Emotionale Bedrängnis Mein Sohn fühlte sich erdrückt von den Forderungen seiner Freundin. Es gab für ihn nur einen Ausweg: Die Flucht zu seinen männlichen Freunden, mit denen er Schwertkämpfe ausfechten und Piratenabenteuer erleben konnte. Für mich sah das erschreckend aus wie ein klassisches BezieAmelie und Lionel küssen sich ganz ungeniert – treten hungsklischee: Die Frau klammert, der Mann sich aber ebenso ungeniert weg, wenn es zu eng wird. entzieht sich. War es wirklich schon im frühen Kindesalter so angelegt? Ich fragte bei einer befreundeten Mutter nach. Ihr Sohn wurde in der ersten Klasse regelrecht «Kinderbuch» ein Modell der kindlichen Entwicklung, in dem sich drei drangsaliert von einer Klassenkameradin. Er mochte sie gerne, sie war charakteristische Phasen abwechseln: die erforschende, die beherraufgeweckt und fantasievoll, das gefiel ihm. Nur hatte er auch andere schende und die verändernde. Das erforschende Kind ist neugierig und Freunde, mit denen er gerne spielte. Aber sie hatte sich in ihn verliebt experimentiert gerne, um seinen Horizont zu erweitern. Es ist mutig und und wollte ihn immer um sich haben. Sie rief ihn täglich an, und wenn entschlossen, auch wenn es sich manchmal überschätzt. Das beherr-

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schende Kind ist vernünftig und ausgeglichen. Die Welt ist ausreichend an dabei, sich zu verlieben.» Mit der Schule kommt eine neue Verantgross, es müssen keine Grenzen gesprengt werden. Das Kind fühlt sich wortung, der Ernst des Lebens ist schon fast greifbar, und dazu gehört wohl in seiner Haut. Schwierig sind die verändernden Phasen. Sie werauch die Liebe. fen das Kind aus dem Gleichgewicht, physisch und psychisch. Es ist lauMein Sohn kam am ersten Schultag nach Hause und sagte beim Mitnisch, fordernd und ungeduldig. Die Welt ist plötzlich gleichzeitig zu tagessen mit verklärtem Blick: «Hast du Anna gesehen?» Hatte ich nicht. gross und zu klein, und das Kind schwankt zwischen Grössenwahn und «Sie ist wunderschön, schau, so sieht sie aus.» Er zeichnete mit wenigen totaler Unsicherheit. Jede Phase dauert in der Regel zwischen einem bis Strichen das Porträt eines sehr hübschen Mädchens, das von nun an seidrei Jahren, sie ist aber nicht bei jedem Kind immer gleich ausgeprägt. ne Freundin sei. Er hatte noch kein Wort mit ihr gesprochen. Das Im Licht von Anna Wahlgrens Entwicklungsmodell wird klar, dass brauchte er auch nicht, sie war trotzdem seine Freundin. Inzwischen Kinder in verschiedenen Phasen anders mit Liebe und Verliebtsein umgehen. Wobei die Er zeichnete ein Mädchen, das seine Freundin sein sollte. Phasen der Erforschung und Beherrschung Er hatte noch nie mit ihr gesprochen. eher Raum für neue Freundschaften und Gefühle lassen. Mit drei Jahren stecken Kinder in einer erforschenden Phase. Sie sind neugierig, offen und plaudern hat er die zweite Klasse beendet und ist immer noch in Anna verliebt. gerne mit wildfremden Menschen. Sie vergrössern ihre Welt und entEr erzählt es beiläufig und nur auf Nachfrage. Sie weiss von seinen Gedecken, dass sie mit anderen Kindern spielen können anstatt nur fühlen und erwidert sie nicht, aber das stört ihn nicht. Er ist ja in der neben ihnen. Das eröffnet ihnen ungeahnte Gefühlsdimensionen. Schule jeden Tag mit ihr zusammen. Ihm genügt dieses intensive Gefühl Amelie und Lionel zum Beispiel sind dreieinhalb und total vernarrt in der Herzgegend, das weiter keine Nahrung braucht. Nach dem Druck ineinander, und zeigen das ohne jede Zurückhaltung. «Amelie!», schreit der fordernden Kindergartenliebe geniesst er eine – zugegebenermassen Lionel begeistert, wenn sie auf dem Trottoir gegenüber auftaucht. Die einseitige – Liebe, die nichts verlangt und sich selbst genügt. Und die beiden wollen so oft als möglich zusammen sein, zu Hause und in der Angebetete hütet ihr Wissen und macht sich nicht darüber lustig. Spielgruppe, und teilen grosszügig ihre Spielsachen miteinander. Sie umarmen und küssen sich ganz ungeniert – treten sich aber ebenso unGeheime Gefühle geniert mit den Füssen weg, wenn es zu eng wird. So unvermittelt der Auch der Junge, der in der ersten Klasse telefonisch bedrängt wurde, Streit begonnen hat, ist er auch wieder vorbei. hegt stille Gefühle für ein Mädchen im Quartier. Er spricht nicht darüber, aber sein Verhalten ändert sich, wenn sie in der Nähe ist. Das InteHerzchen schenken, schmusen, heiraten resse der Jungen an den Mädchen ist also geweckt – aber sie haben weBereits zwei Jahre später, im Kindergartenalter, ist das anders. Die niger das Bedürfnis, es mit anderen zu teilen. Während die Mädchen Kinder stecken jetzt in einer beherrschenden Phase. Sie sind vernünftig das Thema noch immer unverblümt untereinander diskutieren. «Warum und manchmal rechthaberisch. Sie reflektieren und wollen sich ein komist es für die Mädchen so wichtig zu wissen, wer in wen verliebt ist?», plettes Bild von ihrem Leben machen. Dabei beschäftigen sie sich auch fragte mich mein Sohn. Es scheint, als ob sich die Mädchen viel früher mit den grossen Themen Liebe und Tod. Es geht um unterschiedliche Arals die Jungen mit ihrer Position im Netz zwischengeschlechtlicher Beten von Liebe: die Liebe der Eltern zu ihren Kindern und die der Kinder ziehungen auseinandersetzen und sich darin verorten wollen. Während zu den Eltern, die Liebe zu den Geschwistern oder eben die Liebe unter die Jungen noch hauptsächlich mit den Geschlechtsgenossen beschäfErwachsenen. Sie beobachten sehr genau, wie ihre Eltern oder die Eltern tigt sind. ihrer Freunde miteinander umgehen, ahmen es nach und entwerfen die Die ehemalige Kindergartenfreundin meines Sohnes jedenfalls ist wildesten Zukunftsfantasien. Darüber hinaus sehen sie, wie Beziehunnoch immer damit beschäftigt, aus wechselnden Anwärtern den Richtigen im Fernsehen, in der Playmobil- oder Barbie-Welt inszeniert werden. gen auszuwählen. Inzwischen hat sie einen Jungen kennen gelernt, der Das spielen sie dann nach: verliebt sein, Herzchen schenken, schmusen, sich über ihre Aufmerksamkeit freut, der gerne mit ihr «Liebe und Heiheiraten. Und manchmal auch ganz ernsthaft eine Familie planen. raten» spielt und ihr Plastikrosen schenkt. Der grosse Bruder des kleinen Lionel hatte im Kindergarten eine Und darum geht es doch, bei Kindern wie Erwachsenen: MöglichkeiFreundin, mit der er intensive Diskussionen über die gemeinsame Zuten zu erforschen, den eigenen Weg in der Liebe zu finden und das kunft führte. Er wollte viele Kinder, sie gar keine, weil das viel zu anGegenüber, das zu einem passt. Denn der Mensch ist nicht dafür gestrengend sei. Einig waren sie sich nur, dass sie zusammenbleiben wollschaffen, allein zu sein. ■ ten. Heute, drei Jahre später, ist die Familiengründung kein Thema mehr. Aber ihre Beziehung ist gefestigt, sehr vertrauensvoll und hat Anna Wahlgren, Das Kinderbuch. Wie kleine Menschen gross werden, Weinheim schon grossen Veränderungen – wie der Einschulung in verschiedene und Basel 2004. Klassen – standgehalten. Schon unter Kindern gibt es Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen: Mädchen sind stärker daran interessiert, Liebesbeziehungen nach Art der Erwachsenen nachzuahmen. In ihren Rollenspielen geht es um Beziehungen in einem sozialen Gefüge aus der realen Welt, sei das nun beim «Müeterlis und Väterlis», im Spiel mit Puppen, beim «Verkäuferlis» oder «Bürönerlis». Die Jungen bauen lieber etwas, experimentieren mit technischen Spielsachen oder begehen Heldentaten in Rollenspielen der Fantasiewelt. Eine Beobachtung, die in meinem Umfeld alle Eltern machen, auch wenn sie sich noch so sehr bemühen, ihre Kinder nicht nach stereotypen Geschlechterrollen aufwachsen zu lassen. Bei den meisten Jungen kommt die Liebe etwas später, ungefähr mit sieben oder acht Jahren – generell eine erforschende Zeit. In Anna Wahlgrens Worten: «Der Siebenjährige ist eitel. Er geht nicht zur Schule, wenn er nicht die richtigen Klamotten anhat. … Und dann ist er ab und

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Doppelleben Der Fremde 15 Jahre lang führte ihr Mann ein Doppelleben, hatte eine zweite Familie im Nachbardorf. Dann passierte eine Unachtsamkeit. Das Protokoll einer Betrogenen. VON VALERIE SEGLER

Es war eine unspektakuläre Szene, die meine Welt aus den Angeln hob. Ich studierte zufällig die Filmplakate in der Stadt, als ich meinen Mann in der Schlange am Kinoschalter entdeckte. Ich wollte grad zu ihm hingehen, ihn umarmen, rufen: «Überraschung! Bin doch nicht weggefahren.» Denn eigentlich hatte ich zu einer Freundin aufs Land fahren wollen. Da bemerkte ich die Frau neben ihm, sah, dass ihre Hand in seinem Trenchcoat steckte. Selbstverständlich und vertraut. Es war kalt und regnerisch an diesem Tag. Ich brauchte einen Moment, um die Geste zu entschlüsseln, so abwegig erschien sie mir. Und dann ging ich, oder vielmehr, rannte ich davon. SURPRISE 228/10

Später am Abend stand er vor mir in unserer Küche und sagte: «Ich werde dir jetzt etwas erzählen, was du nicht für möglich hältst.» Ja, sie sei seine Geliebte. Seit 15 Jahren. Ihre beiden Kinder seien auch seine Kinder. Ich hörte seine Worte, aber verstand nicht recht. Versuchte das, was er sagte, mit den Erinnerungen in Einklang zu bringen, die auf mich einstürmten und zu Zerrbildern wurden: unser Leben, die Hochzeit, die Geburt unserer Kinder, der Umzug ins Haus, Urlaube, Glücksmomente, Alltag. Er hat mich angestarrt, panisch, und geflüstert: «Sag doch was, schlag mich, bring mich um.» Was an dem Tag für mich begann und bis heute andauert, ist die Arbeit einer Archäologin. Ich muss die Vergangenheit freilegen, rekonstruieren, und zwar meine eigene, es gilt jedes Detail meiner Erinnerung

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neu zu bewerten. Ich blättere in Fotoalben, betrachte die Bilder aus Paris, auf denen wir so verliebt in die Kamera glotzen, rechne nach, ja, da gab es sie schon. Ihre gemeinsamen Nächte, ihr Abendessen am Familientisch. Auch als mein Vater starb und er mir die Hand hielt, gab es sie. Als unsere Söhne Konfirmation hatten, gab es sie. Er kam beide Male spätabends zur Feier. Herbeigeeilt von der Tournee, wie ich glaubte. Jetzt frage ich mich: Was war wohl wichtiger als unsere Feier? Seine heimliche Tochter war damals ungefähr fünf. Hatte sie Zahnweh und brauchte Papas Trost? Hatte ihre Mutter Dienst, und er musste babysitten? Und als ich meine schwere Operation hatte und er nur kurz im Krankenhaus vorbeischaute, nervös, kreidebleich, da dachte ich: Er ist so sensibel. Heute vermute ich, er sass auf heissen Kohlen. Gedanken dieser Art sind zermürbend, höhlen einen aus. Ungeheuerlich immer aufs Neue die Erkenntnis: Ich hatte ihn nie für mich. Mein Mann hat 15 Jahre ein Doppelleben geführt und damit meines ungültig gemacht.

Auch seine anderen Kinder glaubten, dass der Papa oft auf Dienstreise sei. In Wahrheit war er bei mir und unseren Söhnen. Unsere Familie – ein Dienst? Und die andere – die Kür? Warum? Wie konnte das passieren? Die Antwort ist erschütternd schlicht. Sie hatte ihn nach einem Auftritt angesprochen, sie tranken ein Bier zusammen, dann war es spät, und er fuhr sie nach Hause. So hat es angefangen. Zu dem Zeitpunkt war in unserer Ehe gerade Flaute, mich forderten unsere beiden

«Sieben Minuten hat er gebraucht von einem Leben ins andere. Sein Wagen kannte den Weg.»

Weihnachten, Geburtstage, alles doppelt Ich dachte, unsere Ehe sei glücklich. Wenig Streit, viel Vertrauen, kaum Eifersucht. Ich wollte keine dieser Frauen sein, die klammern. Mein Mann ist Künstler, Musiker. Seine Arbeit fand ich wichtig und interessant. Wir haben uns kennengelernt, als ich vierzehn war und er siebzehn. Mit achtzehn habe ich ihn geheiratet, mit einundzwanzig hatte ich zwei Söhne, wir wohnten in einer kleinen Wohnung. Er gründete die Band, mit der er unseren Lebensunterhalt verdiente. Zumindest einen Teil davon. Ich arbeitete als Sachbearbeiterin in einem Sanitärbetrieb. Eine ganz normale Familie eben. Nur dass er zwei davon hatte.

kleinen Söhne, die kurz hintereinander geboren worden waren, ständig war die Schwiegermutter im Haus. Die andere rief ihn wieder an. Und er liess sich drauf ein. Als ihr erstes Kind gekommen sei, habe er getobt, sagt er. Aber als es dann da war, war es nun mal sein Kind. Sieben Minuten hat er gebraucht von einem Leben ins andere. Sieben Kilometer zwischen unserem Haus in einer Kleinstadt und ihrem Dorf. Sein Wagen kannte den Weg. Und ich wähnte ihn in einem Konzertlokal in irgendeiner Stadt. Zum Abschied sagte ich: Fahr vorsichtig und ruf an, wenn du da bist! Und er rief an. Wie hat er das gemacht? Erst ausgerechnet, wie lange man in die Stadt seiner Lüge braucht, und dann zum Telefonieren ins Bad? In gewisser Hinsicht ist das eine Leistung: zwei Frauen, vier Kinder, zwanzig Jahre Ehe, 15 Jahre Zweitfamilie. Weihnachten, Ferien, Geburtstage, alles doppelt. «Meinst du, das habe ich zum Vergnügen gemacht?» Der Satz traf mich ins Zwerchfell, mein Kichern versiegte in Tränen. Nicht zum Vergnügen? Ja, warum sonst hat einer zwei Frauen? Bei ihr konnte er ein

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anderer sein, sagte er. Was für ein anderer? Weniger angestrengt, weniger bemüht, alles richtig zu machen. Dort war er Überraschungsgast, sein Erscheinen ein Fest. Da brät man schon mal ein Huhn um Mitternacht, ohne hinterher abzuspülen. Ich habe geglaubt, er arbeite so viel. Freiberufler können es sich nicht aussuchen, habe ich gedacht. Wenn wir zusammen waren, wollte ich es schön haben. Keinen Stress machen. Wir waren immer glücklich, wenn wir Zeit für uns hatten. Und Zeit haben, das hiess, zwei, drei Tage, dann war er schon wieder fort. «Bin bis Montag weg» – das reichte. Er rief an, erzählte vom Applaus, vom schlechten Hotelbett, vom Stau auf der Autobahn. War ich blind? Eine tickende Zeitbombe An Fest- und Feiertagen hatte er besonders viel zu tun. Jahr für Jahr sass ich an Heiligabend mit den Kindern bei meiner Mutter, ohne ihn, bis er gegen halb zehn Uhr erschien. Abgehetzt, nachdem er bei fremden Familien den Weihnachtsmann gespielt hatte, gegen gute Bezahlung, wie er sagte. Ich habe nicht gefragt, wie viel es denn wert sei, dass wir mit der Bescherung so lange warten, den Braten ohne ihn essen mussten. Ich wollte nicht kleinlich sein, ich hatte meinen Stolz. Oder ahnte ich etwas? Nein. Insgeheim hatte ich immer geglaubt, dass Frauen, die von ihren Männern betrogen werden, selbst schuld seien. Seltsame Dinge habe ich gedacht, damals. Eine Frau muss ein Geheimnis haben, zum Beispiel – das hat meine Oma immer gesagt. Eine Weisheit aus UFA-FilmZeiten. Ich habe meinen Mann geliebt wie niemanden sonst auf der Welt. Das war mein Geheimnis. Ich konnte es ihm nicht zeigen, denn Hingabe hielt ich für ein Zeichen von Schwäche. So blind war ich. Irgendwann fiel mir auf, dass wir zu wenig Geld hatten, gemessen daran, wie viel er arbeitete. Ich sagte: Entweder wir müssten mehr Geld haben oder mehr Zeit miteinander. Er hat nur gemurmelt, ich hätte keine Ahnung, wie schwierig das alles sei. Und ich schämte mich. Er rackerte sich ab, um seine Band am Laufen zu halten, war immer müde, und ich mit meinem Bürojob mischte mich ein. Er lernte zu lügen. Wurde zum Grossmeister in Sachen Koordination und Täuschung. Die Lügen mussten möglichst nah an der Wahrheit liegen, das machte es einfacher, sie auch ein halbes Jahr später zu rekonstruieren. Wie war es Dortunddort? – Toll! Das musste er sich merken, Dortunddort war es toll. Ein grosser Teil seiner Kraft ging in die Konstruktion und Absicherung dieses Lügengebäudes, das er ständig weiter ausbauen musste. Schliesslich wurden auch die heimlichen Kinder älter, wollten ihren Vater auf der Bühne sehen. Die Geliebte war es gewohnt, manchmal die Gegenwart der Ehefrau ertragen zu müssen. Doch wie sollte sie ihren Kindern erklären, wer die fremde Frau war, die ihren Vater hinter der Bühne küsste, sich so benahm, als gehörte sie zu ihm? Die Zeitbombe tickte. Seine Tochter ging seit einiger Zeit auf das Gymnasium, in dem auch unsere Söhne waren. Die Kinder hätten bei jedem Schulkonzert entdecken können, dass sie ein und denselben Vater hatten. Alles lief auf Entdeckung hinaus, vielleicht hat er es unbewusst sogar provoziert, weil der Druck zu gross wurde. Ihre Hand in seinem Trenchcoat – das wäre ihnen am Anfang wohl nicht passiert.

diesen Vater noch lieben? Aber es ist in Ordnung. Wenigstens etwas, das Bestand hat. Nach drei Monaten Selbstzerfleischung wusste mein Mann, dass er mich wollte. Nur mich. Und ich wusste, dass ich uns noch eine Chance geben wollte. Ich konnte nicht anders. Es gab keinen Stolz, nur Gefühl. Wenigstens jetzt wollte ich ihn kennenlernen, meinen Mann. Es wurde eine grausam schöne Zeit. So viel Zeit hatten wir nie, sind essen gegangen oder spazieren, haben geredet und uns erinnert, was wir mal gewollt hatten: uns nie wehtun. Eins sein gegen den Rest der Welt. Im Moment der scheusslichen Wahrheit schien es möglich. Er sagte die drei Worte, die bei uns nie inflationär gebraucht worden waren. Und ich glaubte ihm. Wenn wir miteinander schliefen, war es aufregender als je zuvor. Weil er so fremd war. Mein Herz klopfte, wenn ich sein Auto auf die Einfahrt einbiegen sah, mein Magen krampfte, wenn er sich verspätete. Doch zum ersten Mal klangen seine Erklärungen echt: Da war eine Birke umgefallen, quer über die Strasse, und die musste zersägt werden. So etwas hätte er sich nicht ausgedacht. Ich wollte ihm glauben, dass die andere keine Rolle mehr spielte. Er liebte sie nicht. Das hörte ich gern. Aber es war auch Verrat. Nach 15 Jahren liess er sie fallen. Hätte es nicht genauso gut mich treffen können? Seine Kinder besuchte er regelmässig, oft nahm er unsere Söhne mit. Die Halbgeschwister verstanden sich gut, seine Tochter war begeistert von ihren grossen Brüdern, nur der Kleinste, damals erst sieben, verstand gar nichts. Papa hat eine Frau? Wieso? Er hat doch Mama? Auch meine Schwiegermutter interessierte sich für die neuen Enkel.

«Wenn wir miteinander schliefen, war es aufregender als je zuvor. Weil er so fremd war.» Fuhr mein Mann zum Schulkonzert seiner Tochter ins Gymnasium, holte er seine Exgeliebte vorher ab. Gemeinsam besuchten sie die Veranstaltung, als Elternpaar. Sein Mädchen war der Star am Flügel. Ich habe versucht, mich mit ihm zu freuen, aber mein Lächeln wurde zur Grimasse. Manchmal wusste ich sie alle gemeinsam auf einem Konzert, ich sass zu Hause mit einer Flasche Wein. Da dachte ich: Vorher war es besser. Und dann: Es wird nie aufhören. Fünf Jahre habe ich darum gekämpft, Vergebung in mir zu finden, mehr Akzeptanz in der Schattenfamilie, mehr Klarheit der Verhältnisse, einen letzten Beweis, dass ich ihm vertrauen kann. Doch den gibt es nicht. Die Fremdheit zwischen uns weicht nicht mehr. Als er mich bat, beim Bandjubiläum mit ihr an einem Tisch zu sitzen, habe ich ihn hinausgeworfen. Habe nach 25 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht. Ob es mir helfen wird, weiss ich nicht. ■ Dieser Artikel erschien ursprünglich im NZZ Folio.

Noch eine Chance Fünf Jahre sind seitdem vergangen. In den ersten Tagen bekam ich Besuch wie eine Kranke. Die Sensiblen schwiegen, andere beschimpften «das Schwein». Er war zu seiner Mutter geflohen, der dritten wichtigen Frau in seinem Leben. Die, die alles versteht, aber nichts kapiert. Die, die zu ihm steht, egal, was passiert. So sind Mütter. Und Söhne auch. Als ich unseren ältesten Sohn fragte, wie es ihm gehe, antwortete er: «Hauptsache, du kommst klar.» Und er fügte hinzu: «Papa hoffentlich auch.» Im ersten Moment war ich enttäuscht. Wie konnte er SURPRISE 228/10

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Partnervermittlung Die Liebe geht durch die Nase Zum Traumpartner per Geruchstest, das verspricht der Chemistry-Check. Wie soll das funktionieren? Unser Autor wagte den Selbstversuch – mit seiner langjährigen Partnerin und drei wildfremden Frauen. Eine Geschichte mit vielen Blümchen, aber ohne Bienchen. VON AMIR ALI (TEXT) UND NICOLE PONT (BILDER)

Diese Geschichte handelt von der Herzensangelegenheit schlechthin. In dieser Geschichte, liebe Leserin, lieber Leser, steckt entsprechend viel Herzblut. Wobei das nicht ganz exakt ist: Vielmehr steckt in dieser Geschichte eine gute Portion Spucke. Diese Spucke, sie landet erst einmal in dem kleinen schwarzen Töpfchen aus dem türkisfarbenen Test-Kit der Firma Basisnote. Das Unternehmen verspricht, die Partnerwahl per Geruchsprofil zu erleichtern, denn – so der Werbeslogan – «Liebe ist, wenn die Chemie stimmt.» Dann kommt die unbekannte Flüssigkeit aus dem Miniature-Plastikfläschchen dazu. Und nun gilt es ernst: Das Aluminium-Päckli aufgerissen, das Kartonbrieflein mit den beiden Teststreifen rausgenestelt und ins Töpflein gesteckt – fertig. Jetzt heisst es warten. Zuvor haben wir – meine bessere Hälfte und ich – uns in die Testaccounts eingeloggt, welche die Leute von Basisnote installiert haben. Ich habe den Nicknamen «windflower» verpasst bekommen. Dieses Windblümchen, so mache ich mich schlau, verursacht Magenentzündungen und Geschwüre auf der Haut. Na dann prost, die Damen! Meine Freundin ist «ananas». Gar nicht schlecht getroffen, denk ich mir: Aussen stachelig, innen fruchtig-süss und voller Vitamine. Bald haben wir unser siebtes Jahr hinter uns, das bisher noch nicht einmal so verflixt war. Die Vorzeichen stehen also gut. Die Spannung steigt mit jeder Minute, die wir vor unseren Chemistry-Checks sitzen wie vor einem Schwangerschaftstest. Warten auf die Strichlein. Langsam tauchen sie malvenfarben auf den Streifen auf, die in unserer Spucke baden.

tig, am ehesten wie ein Strauss kleiner Blümchen, ganz dezent und ein bisschen nach Jasmin. Ich mag es ja eher ein wenig intensiver. Nummer zwei heisst «gladiolus» und kommt, zumindest was den Duft angeht, schon einiges fulminanter daher. Süss und schwer, ein Duft zum Versinken. Dieser Duft, schiesst es mir durch den Kopf, hat beinahe etwas Mütterliches. Der zweite Gedanke ist: «Opium». Ein hübsches Sträusschen Zu guter Letzt kommt «honeyflower», die Honigblume. Riecht sportlich, wie frisch geduscht und irgendwie – grün? Japanisch? Genau, Grüntee und eine verschwindende Spur von blühender Kirsche. Auch nicht schlecht, aber für meinen Geschmack etwas zu gradlinig. Was nun? Ich bin hier, um auszuwählen. Nur fiktiv natürlich, denn ich bin ja nicht auf der Suche. Aber wenn das ganze schon ein Spiel ist, dann geh ich in die Vollen: Der Fall ist klar. Ich wähle Opium. Die Augenbinde kommt weg. Nach einer Sekunde der Blendung sehe ich drei sympathische junge Damen. Meine Wahl sieht gar nicht nach Opium

Da sitzen zwei perfekte Partien. Gut gibts den Test – sonst hätte ichs glatt nicht bemerkt.

Gerne etwas intensiver Nach 15 Minuten übertragen wir die Muster der Striche in unsere Profile. Der Chemistry-Check, sozusagen das moderne und wissenschaftlich fundierte Liebesorakel, bescheidet uns: «Bad Match»! Eine ganz schlechte Partie. Wir einigen uns darauf, dass «Bad Match» eigentlich auch einen süssen Kosenamen abgibt. So viel zum Beziehungscheck. Jetzt geht der Selbstversuch in die nächste Phase. Ich erlebe mein erstes Mal, meine Blind-Date-Premiere. Ich sitze mit verbundenen Augen da, mir gegenüber drei Frauen, denen ich noch nie im Leben begegnet bin. Was der Chemistry-Check beim Online-Dating über den Speichel eruiert, das übernimmt im nicht-virtuellen Leben die Nase – und zwar ganz unbewusst und ohne sich dabei von allfällig aufgetragenen Parfüms oder Make-ups täuschen zu lassen. Schnuppern ist angesagt. Danach wollen wir sehen, ob die Entscheidung meines Riechorgans den Chemie-Test bestätigt. Liegt es an meiner Nase? Oder bin ich nicht nah genug ran? Nummer eins – Codename «camellia» – riecht jedenfalls fast nicht. Leicht fruchSURPRISE 228/10

aus: «gladiolus» ist strohblond und auch sonst ganz der nordische Typ. Da hat sie ja schon mal etwas mit der daheim gebliebenen «ananas» gemeinsam. Dann logge ich mich erneut ins Online-Profil ein und suche nach den drei Blümchen. Meine Nase scheint einen Volltreffer gelandet zu haben: «gladiolus» ist laut Chemistry-Check ein «Perfect Match» für mich. Dasselbe gilt für «camellia», deren Jasmin-Note mir in der Realität jedoch zu dezent war. Und bei «honeyflowers» Grüntee-Aroma hat mich mein Riecher erfolgreich vor einer potenziellen Paarungskatastrophe gewarnt: «Bad Match», sagt der Chemistry-Check. Zur Verarbeitung des Erlebten setzt sich unser bunter Blumenstrauss in eine Bar. Mit Online-Dating kennt sich niemand von uns aus. Dafür mit Gerüchen. Wer in festen Händen ist, mag den Geruch des Partners. Das gilt auch für mich und meine «ananas», die laut Test nicht zu mir passt. Eine der Damen hat Interessantes zu erzählen: Der Duft ihres Verflossenen, mit dem sie sich oft stritt, roch für sie nicht angenehm – genauso wie der Duft der neuen Partnerin dieses Ex-Freundes. Wundersame Welt der Düfte. Mit der Zeit verzieht sich der Geruchstest aus unserem Dunstkreis, andere Themen nehmen überhand. Nur zwischendurch blitzt der Gedanke auf: Ah ja, da sitzen zwei perfekte Partien! Gut, gibts den Test. Sonst hätte ichs glatt nicht bemerkt. Als wir unsere Unterhaltung beenden, habe ich das Gefühl: Wir sind ein hübsches Sträusschen, aber die Bienchen sind nicht geflogen. Gut riechen konnten wir uns alle. Nicht mehr und nicht weniger.

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Schnuppern statt schauen: Unser Tester mit Camellia, Gladiolus und Honeyflower (v.l.).

Amors Pfeile sind Moleküle So funktioniert der Chemie-Check Liebe geht nicht etwa durch den Magen, sondern zuallererst einmal durch die Nase. Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen erforschen schon seit Jahren die Rolle des Geruchssinnes bei Herzensangelegenheiten. 1995 gelang mit der sogenannten «T-Shirt-Studie» der Beweis, dass auch wir Menschen bei der Partnerwahl einen guten Riecher brauchen. Frauen schnupperten an T-Shirts, die verschiedene Männer zuvor zwei Tag lang getragen hatten und gaben dann an, welcher Duft ihnen am meisten zusagte. Das Ergebnis: Die Frauen fühlten sich am meisten von Männern angezogen, deren Immunsystem sich möglichst stark von ihrem eigenen unterschied. Das, so die These, führt zu Nachwuchs mit optimalen Abwehrkräften. Denn im Duft spiegelt sich auch unser Erbgut. Die Wissenschaft vergleicht die verschiedenen Immunsysteme am sogenannten Haupthistokompatibilitätskomplex, englisch und abgekürzt MHC. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Genen, die für das Immunsystem wichtige MHC-Eiweisse produzieren. Diese wiederum tragen zur Charakteristik unseres individuellen Duftes bei und sind in unseren Körperflüssigkeiten nachweisbar – zum Beispiel im Speichel. Das macht den «Chemis-

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try-Check» der Firma Basisnote relativ einfach. Für 89 Franken wird das Test-Kit nach Hause geschickt. Mit ein paar Handgriffen und wenigen Klicks wird im Internet ein Geruchsprofil erstellt (siehe Haupttext). Danach kann man bei der Auswahl potenzieller Dates die chemische Kompatibilität neben anderen Kriterien wie Aussehen oder Hobbys mit einbeziehen – oder gezielt nach anderen Singles suchen, die zu einem passen. Bei anderen Anbietern müssen die Proben ins Labor geschickt werden, wo echte Gentests durchgeführt werden. Das birgt Missbrauchspotenzial, etwa durch den Verkauf der Daten an Krankenkassen. Auch wenn die Rolle des Geruchs bei der Partnerwahl grundsätzlich unbestritten ist, gibt es wissenschaftliche Zweifel am Prinzip «Chemistry-Check». So weisen Forscher darauf hin, dass nicht die MHC-Moleküle alleine unseren Geruch bestimmen. Der Hauptkritikpunkt ist aber der Einfluss, den die Anti-Baby-Pille auf die Geruchswahrnehmung von Frauen haben kann. Die Hormone in der Pille gaukeln dem Körper eine permanente Schwangerschaft vor. Wie verschiedene Studien gezeigt haben, führt dies dazu, dass die Frau dann Männer mit ähnlichem MHC bevorzugt. Der «Chemistry-Check», sagt Dominic Senn von Basisnote, sei denn auch auf ein «Nicht-Pillen-Matching» ausgerichtet. SURPRISE 228/10


Partnervermittlung «Mehr Orgasmen, weniger Seitensprünge.» BILD: ZVG

Der Soziologe Dominic Senn ist Mitbegründer und CEO der Firma Basisnote. Ein Gespräch über Grenzen und Möglichkeiten, menschliche Beziehungen in chemischen Verbindungen auszudrücken. INTERVIEW: AMIR ALI

Herr Senn, Sie nehmen uns sämtliche Illusionen, was die Liebe angeht. Dieses hehre, reine Gefühl ist nur eine Frage der Moleküle? Es ist bestimmt auch eine Frage der Moleküle.

Wieso kann man die Liebe nicht einfach mysteriös und romantisch sein lassen? Wir haben ja nicht die Liebe als Ganzes dechiffriert. Unser Test ist auch keine Garantie für Schmetterlinge im Bauch. Die Chance auf gegenseitige Anziehung ist einfach klar grösser. Aber auch Menschen mit schlechter Übereinstimmung können glückliche Beziehungen führen. Welchen Stellenwert hat denn die Chemie? Sie spielt eine wichtige Rolle. Seit dem T-Shirt-Versuch von 1995 (siehe Kasten: Amors Pfeile sind Moleküle) ist klar, dass die Ausprägungen der Immunsysteme bei der Partnerwahl auch beim Menschen mitwirken, wie bei allen Wirbeltieren. Ich glaube, wir unterschätzen den Geruch, weil der grösste Teil dieser Wahrnehmung am Bewusstsein vorbeiläuft, direkt ins Stammhirn. Das Geruchsempfinden ist einer unserer ältesten Sinne. Und Gerüche beeinflussen uns sehr stark in unserem Empfinden und Verhalten, ohne dass wir es merken.

Ihr Prinzip ist wissenschaftlich nicht ganz unumstritten. Was die körperliche Anziehung angeht, besteht eindeutig ein Zusammenhang. Aber Beziehungen spielen ja auf ganz verschiedenen Ebenen. Deshalb setzen wir unseren Test im Online-Dating ein, wo man sich eben nicht riecht. Im Internet habe ich keine Ahnung, ob die Chemie stimmt. Der Test gibt mir eine Vorstellung, wie es sein könnte. Ob zwei wirklich zusammenpassen, zeigt sich natürlich erst im realen Treffen. Es könnte ja passieren, dass ich jemanden eben nicht treffe, weil der Chemistry-Check nicht stimmt. Gut, aber auf einer Dating-Plattform mit 500 000 Profilen müssen sie sowieso eine Auswahl treffen. Das macht man ja genauso über das Foto oder die Hobbys. Wieso also nicht auch über den Duft? Die Gefahr, Perlen zu früh wegzuwerfen, ist immer da. Die Frage ist, wie effizient man den Haufen durchsiebt. Wir sehen unseren Test als Hilfsinstrument bei der Suche. Auf ihrer Website heisst es, man finde schneller und zielgerichteter einen idealen Partner für eine langfristige Beziehung. Ist das nicht etwas viel versprochen? Nein, ich denke nicht. Da haben wir Studien. Die Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich zusammenpasst, ist etwa doppelt so gross.

Diese Art von Test könnte auch für die Wirtschaft interessant sein. Man geht davon aus, dass für die Kooperation zwischen Mitgliedern eiAlso gaukelt uns unser Stammhirn die Gefühle nur vor, die wir spünes Teams genau das umgekehrte gilt wie bei der Liebe, wo sich Gegenren, wenn wir verliebt sind. Am Schluss geht es bei der Liebe nur sätze anziehen: Je näher man sich ist, desto besser arbeitet man zuum die Fortpflanzung und starken Nachwuchs. sammen. Wir haben das mit einem Personalbüro bereits angedacht. Um Es sind zwei Seiten derselben Medaille. Warum haben wir Sex? Warum ziehen uns gewisse Menschen sexuell an und andere weniger? Zum einen haben wir diesen «Das Geruchsempfinden beeinflusst unser Empfinden evolutionsbiologischen Treiber in uns, der und Verhalten, ohne dass wir es merken.» auch wissenschaftlich belegt ist. Und aus dieser Sicht ist eben eine möglichst grosse Durchmischung des Genmaterials wünschenswert. Und dann gibt es das emodiesen Service wirklich anbieten zu können, muss die wissenschaftliche tionale Empfinden des Einzelnen, das damit überhaupt nichts zu tun Grundlage aber noch erhärtet werden. hat, sondern einfach sagt: Ich habe Lust auf diesen Menschen, oder eben nicht. Wird das dann nicht langsam heikel? Das könnte heikel werden. Auf der anderen Seite: Die ganzen psycholoHaben denn Menschen, die nach ihrem Test zusammenpassen, auch gischen Tests, die heute bei Personalrekrutierung und Teamzusammenbesseren Sex? setzung Standard sind, die machen ja auch nichts anderes. Unsere PerJa, dazu gibt es Studien. Die chemisch kompatiblen Paare haben zum sönlichkeit wird zu einem grossen Teil von den Genen bestimmt. Bloss, Beispiel mehr Orgasmen und gehen weniger fremd. Aber auch hier, es wenn es unter Psychologie läuft, haben die Menschen gleich weniger sind statistische Werte. Wenn jetzt zwei nicht so toll passen, kann man Mühe damit, als wenn es um Biologisches geht. Aber eben, das ist noch nicht umgekehrt schliessen, dass sie schlechten Sex haben. weit weg, wenn überhaupt. ■ SURPRISE 228/10

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SURPRISE 228/10 BILD: ANNETTE BOUTEILLIER


Liebeslieder «Die Vögel singen ja auch beim Balzen» Kuno Lauener von Züri West hat einige der bekanntesten Schweizer Lovesongs geschrieben. Ein Gespräch über die Liebe als Songthema, die Glaubwürdigkeit unattraktiver Songschreiber, Missverständnisse im Publikum und peinliche Momente auf der Bühne. Missverständnisse gibt es oft. Bei «The One I Love» von R.E.M. geht es eigentlich um Rache … Ein Revanchefoul.

INTERVIEW: RETO ASCHWANDEN

Kuno, wir wollen über Liebeslieder reden. Ich hoffe, ich habe etwas dazu zu sagen. Davon gehe ich aus, du hast ja viele geschrieben. Es ist ein spannendes Sujet, das viel hergibt für jeden Songwriter auf der ganzen Welt. Liebe und Tod sind die grossen Themen. Was ist ein guter Lovesong? Wenn der Song etwas hat, in dem man sich wiederfinden kann. «Jealous Guy» von John Lennon ist so schonungslos, so herzzerreissend, man hat das Gefühl, man sitzt mit auf dem Sofa, während er es Yoko vorspielt. Mich berührt das schon fast peinlich. Es kommt einem fast zu nahe. Und es ist ein Lied, das die Schattenseiten der Liebe beleuchtet, Eifersucht und Verletzungen. Ich bin auch ein grosser Fan von Elvis Costello. Der hat ein paar Lovesongs, die wirklich schmerzhaft sind. «I Want You» zum Beispiel. Oder «Alison», wo er über seinen Nachfolger herzieht. Der Song hat eine Kraft, da denke ich: Herrlich, wie der rauslässt. Vielleicht wirkt Costello auch so überzeugend, weil er nicht gerade ein Adonis ist: dicke Brille, nicht besonders gross gewachsen, eher linkisch – er ist so ein bisschen der verschupfte Typ.

… aber die Leute knutschen und heiraten dazu – auch solche, die gut Englisch können. Texte haben eine eigene Qualität, wenn sie ohne Musik auf dem Blatt stehen. Aber man schreibt Songtexte, um sie zu vertonen. Manche Leute sagen sich: Das Geleier in der Strophe interessiert mich nicht, mir gefällt einfach der Refrain. Ich finde das legitim. Oft nimmst du als Sänger eine distanzierte Position ein. In «Traffik» beschreibst du ein Paar beim Sex im Kleefeld. Das wirkt recht sexy, doch dann schaffst du Distanz mit der Bemerkung: «Gseht irgendwie no sportlich us». Ich betrachte da eines dieser Sexfilmchen, die auf den deutschen Privatsendern laufen. Bei Pornos finde ich den athletischen Aspekt fast eindrücklicher als die Lustkomponente. Darum kommentiere ich den Sex wie ein Sportreporter. Auch in anderen Liedern geht es um Rückzug und Distanzierung: In «Popsong» benützt du die Single als Metapher für das Ende einer Beziehung.

«Viele Leute halten ‹Ich schänke dir mis Härz› für ein Liebeslied.»

Und deshalb nimmst du ihn ernst? Manchmal identifiziert man sich fast lieber mit so jemandem. Ein schmerzvolles Liebeslied von Enrique Iglesias interessiert mich sicher viel weniger als eines von Elvis Costello.

Du bist allerdings nicht unbedingt ein verschupfter Typ, der bei Frauen keine Chance hat. Meine Wirkung auf Frauen ist ein Stück weit ein Mythos. Die Leute haben mich gern für meine Art, Lieder zu singen und aufzutreten. Aber was dahinter steckt … Meine Eigenwahrnehmung ist eine andere.

Für das Ende einer bestimmten Art Beziehung. Ein Popsong ist kurzlebiger als ein ganzes Album. Dieses Lied sagt: Unsere Beziehung war nicht viel mehr als ein cooler Song. Wenn wir jetzt aufhören, ersparen wir uns viel Leerlauf, Lügen und Ausreden.

Du hast vorhin gesagt, dass ein Song dann funktioniert, wenn die Zuhörer sich drin wiederfinden. Gibt es Publikumsreaktionen, wo du denkst: So war das aber nicht gemeint? Das passiert immer wieder. «Ich schänke dir mis Härz» halten viele Leute für ein Liebeslied.

Klingt vernünftig. Doch im Text betonst du, schon viel Schlimmeres überlebt zu haben, und sagst: «Für dass es richtig würd weh tue, da chunsch eifach es paar Jahr z’schpät» – auch eine Art Revanchefoul. Mir ging es dabei um eine Aussage im Stil des Schriftstellers Nick Hornby, der in seinen Büchern alles in Listen packt: In die Top Ten der gescheiterten Beziehungen schaffst dus nicht. Man könnte die Situation auch so interpretieren, dass es nicht an ihr liegt, sondern an diesem Typen, der recht desillusioniert ist.

Ist es das denn nicht? Ich habe lange behauptet: Nein. Viele Leute reduzieren es einfach auf den Refrain, für sie ist das ein Kuschelsong. Dabei ist der Typ halt in der Bar gelandet, fühlt sich angebaggert und fährt im Suff auf diese Frau ab. Am nächsten Tag denkt er vielleicht: Zum Glück hat die mein Herz nicht gewollt. Mittlerweile finde ich aber: Irgendwie ist es doch ein Liebeslied. Das Liebeslied eines Besoffenen, der in einem Cabaret mit einer Hure spricht. Es ist ja schon manche Beziehung im betrunkenen Zustand entstanden und trotzdem gut gekommen.

Weisst du als Liederschreiber eigentlich mehr, als im Text steht? Im Lied «7 : 7» erzählst du, wie sich ein Mann und eine Frau beim Carambole-Spielen verführen. Hast du selber eine Vorstellung, wie das Zimmer aussieht, in dem die beiden spielen? Ja. Dieser Song ist in einer Zeit entstanden, in der ich mit unserem Gitarristen Küse Fehlmann ein altes Haus im Lorraine-Quartier in Bern gemietet hatte. Dort haben wir viel Carambole gespielt, wir hatten einen grossen Tisch in der Stube. Die Story habe ich erfunden, aber atmosphärisch ist der Song nahe an der Realität.

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Der australische Songwriter Nick Cave, den du mal gecovert hast, sagt, dass er sich eine ganze Stadt ausdenke als Kulisse für die Leute, die er in seinen Songs auftreten lässt. Wie ist das bei dir? Ich habe auch eine Vorstellung der Umgebung, wo meine Lieder spielen. Die Atmosphäre ist wichtig. Beim Song «Hanspeter» etwa sehe ich Bern, eine ganz spezielle Ecke von Bern. Bei «Bümpliz – Casablanca» habe ich kurz in Bümpliz gewohnt. Ich kenne den Ort, wo die Geschichte stattfindet. Und ich gebe den Figuren, die ich erfinde, Gesichter. Aber ich setze mich nicht hin und entwerfe ein Szenario, das entsteht erst beim Texten. Haben Songs einen eigenen Willen? Du hast einen Plan, was du erzählen willst, doch dann übernimmt der Song und sagt, wo es lang geht? Ich bin jetzt sehr ehrlich: Manchmal entsteht ein überraschender Dreh, den die Leute super finden, nur deshalb, weil mir kein schlauer Reim in den Sinn kommt. Irgendwann nehme ich dann irgendwas, weil es einfach gut ins Versmass passt. Es kommt vor, dass der Song zum Chef wird. Bei «Haubi Songs» singe ich von halbfertigen Lieder, die verlangen: Ich bin parat, schreib mich zu Ende. Vielleicht finde ich dann aber: Du machst mich nicht fertig, dich lass ich jetzt erst recht links liegen. Auf dem Album «Super 8» drehten sich viele Songs um Sex, auch die Wortwahl war teilweise deutlich. Musstest du dich überwinden, einen Ausdruck wie «vögle» zu benützen? «Selbst so Das erste Mal kam das Wort im Lied «Chlii» auf me ich mit «Hoover Jam» vor. Wir haben diese Scheibe in Philadelphia aufgenommen und im Amislang ist alles immer «fucking, fucking, fucking». Wir fanden es lustig, das auch mal zu singen. Aber live war es mir dann peinlich. Wieso? Der Song beschreibt eigentlich eine rührende Pärchenszene. Und dann kommt auf einmal das Wort «vögle». Das wirkt auf mich ziemlich charmefrei. Unter Jungs gehört das Wort zur Umgangssprache. Darum haben wirs gemacht: Jetzt sagen wirs halt auch mal auf einer Platte. Doch dann stehen beim Konzert in der ersten Reihe 15 Kinder. Wenn du den Leuten in die Augen schauen musst, während du den Primitivling raushängst – das ist schwerer als beim Schreiben. Auch «Mojito» fanden manche primitiv. «Mojito» war für mich ein Rollenspiel: Ein Typ, der zu viel gesoffen hat, eine Frau abschleppt und Dummheiten macht. Im Video habe ich einen schwitzenden Latino mit Bartstoppeln gespielt. Doch dann haben viele Leute gemeint, ich singe von mir. Ist ja auch naheliegend. Es gehört dazu. Aber dann kamen die Vorwürfe von wegen: Macker. Der Typ geht fremd, die Freundin haut ab und die andere Frau «wott o lieber langsam gah» – der Macker ist bei genauem Hinhören ein Loser. Eben. Der Typ in dem Lied merkt: Shit, jetzt sitze ich zwischen zwei Frauen, die mich beide nicht mehr wollen, und die Situation ist nur noch peinlich. Manche Leute verstehen das, andere halt nicht.

Man kann damit spielen. Bloss leidest du dann, wenn du feststellen musst, dass die Leute alles ernst nehmen. Es ist ein schmaler Grat. Es gibt haufenweise Liebeslieder, die den Anfang einer Beziehung beschreiben und auch ganz viele für die Zeit der Trennung, wenn das Herz gebrochen ist. Aber der Phase in der Mitte widmen sich kaum Songs. Warum ist das so? Die Vögel singen ja auch, wenn sie balzen. Ich höre bei mir vor dem Haus momentan die Amseln pfeifen. Mein Vater hat mir gesagt, die würden damit aufhören, sobald die Balzzeit vorbei ist. Ein Liebeslied ist auch eine Art Balzgesang. Die Zeit später ist nicht mehr mit ganz so intensiven Gefühlen verbunden und darum vielleicht weniger attraktiv, um einen Song drüber zu schreiben. Ich weiss auch nicht … Ist der Alltag nicht songtauglich? Es singt ja auch niemand übers Essen. Ich wollte schon lange mal einen Song übers Kochen schreiben: «Bim Zibele hacke loufet dr d’Tränä über dini rote Backe». (lacht.) Im Ernst: Vielleicht ist der Beziehungsalltag als Thema einfach zu wenig cool. Aber man muss ja nicht immer cool sein. Vielleicht würde ich eher über Alltägliches schreiben, wenn ich Kinder hätte. Denn eigentlich interessiert es mich, Zwischenräume zu beleuchten. Musikalisch habt ihr das auf den letzten Alben gemacht. «Aloha» und «Haubi Songs» sind Scheiben, die in eine Richtung gehen,

ein Tubeli wie den Typen in ‹Mojito› bekomder Zeit gern.» wo wir auch unaufgeregtere Themen behandeln. Vielleicht resultieren daraus keine Beziehungssongs, sondern Lieder über die eigene Innensicht, übers eigene Leben. Wie nahe fühlst du dich deinen Liedern? Es gibt Songs, die einem ans Herz wachsen. Ich verbringe viel Zeit mit ihnen, manchmal ist es eine lange Reise, bis am Schluss die läppischen 15 Zeilen stehen bleiben. Es gibt einen Überbau und auch die Figuren … selbst so ein Tubeli wie den Typen in «Mojito» bekomme ich mit der Zeit gern. Manche Songwriter bezeichnen ihre Lieder als Kinder. Meine sind eher Saufkumpanen, andere sind Helden, wieder andere Vertraute. Manche vielleicht auch Kinder. Erlebst du bei einem Liebeslied auf Tournee jeden Abend die gleichen Gefühle? Nein. Beim Schreiben bin ich recht authentisch und nah bei mir. Ich gehöre aber nicht zur Sorte Sänger, die das Gefühl haben, sie müssten jeden Abend im Scheinwerferlicht sterben. Für mich ist ein Bühnenauftritt ein Job, den ich so gut wie möglich mache. Im besten Fall spürt man etwas, aber die Bühne ist kein besonders «gspüriger» Ort. Da berühren mich mehr die Reaktionen der Leute als mein Innenleben. Eine Ausnahme ist «Fische versänke» vom letzten Album, dieses Lied ist derart melancholisch … Wenn wir die Nummer live spielen, würde ich anschliessend am liebsten heimgehen. ■

Beim Schauspieler Bruno Ganz ist allen klar: Der hat Hitler gespielt, der ist nicht Hitler. Bei dir aber werden Sänger und Mensch oft eins zu eins wahrgenommen. Stresst dich das?

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Le mot noir Herzklopfen Kürzlich im Café, mitten im Sommer der Liebe. «Sag mal, Gregor?», hadere ich unter dem Tisch mit der Hundeleine: «Gibt es deine Frau eigentlich wirklich? Oder hast du sie längst zu einem Toast Hawaii verarbeitet?» Gregor, wie immer ein Gentleman, fängt in letzter Sekunde eine fliegende Espressotasse auf: «Alles okay?» «Alles super», keuche ich. «Was willst du wissen?», fragt er grinsend und schiebt mir den Zucker zu: «Wie ich meine Frau kennen gelernt habe?» «Zum Beispiel, oder ein Foto oder irgendwas, das belegt, dass sie nicht in einem Hackfleischbeutel liegt. Seit Jahren schwärmst du nämlich von ihr, aber gesehen hat sie hier keiner.» Gregor überlegt eine Weile: «Ich hab sie das erste Mal in der Pfadi getroffen. Wir hatten im Wald Würste gegrillt, und durch das Feuer hindurch hab ich plötzlich dieses Mädchen gesehen. Ich wusste SURPRISE 228/10

sofort: So eine will ich mal heiraten.» «Ehrlich?», bleibe ich skeptisch. «Ich war damals 14 und einen Kopf kleiner als sie. Aber von da an habe ich sie in der Schulpause immer mit einer Packung Milch versorgt.» «Einen Kopf kleiner? Das ist ja süss! Und sie?» «Hatte Dutzende Bewerber, aber ich wusste, am Ende kommen wir zusammen.» «Und seither lebt sie glücklich in deiner Garage?» «Ich hab sie geheiratet», lächelt Gregor vor sich hin. «Als ich 23 war, habe ich mir die Frage gestellt, ob ich es ertragen könnte, sie mit einem anderen Mann leben zu sehen. Und die Antwort war Nein. Also habe ich einen Antrag gemacht. Ganz formell. Und habe meine Angst vor Hunden überwunden. Sie wollte nämlich unbedingt eine Dogge statt eines Kindes. Die wurde dann auch noch furchtbar alt.» «Und wann war das?», will ich wissen. «Am 6. Juni, vor 37 Jahren.» «Oh … wow. Da treibt ja eine Menge Holz den Fluss hinab», überlege ich. «Nie getrennt? Nie Zweifel gehabt? Nie betrogen? Uneheliche Kinder, irgendwo in Brasilien?» «Doch, ein oder zweimal hatten wir einen Riesenkrach. Dabei ging es um meine Schwiegereltern. Die fanden, ihre Tochter habe einen Loser geheiratet.» «Nun ja», rühre ich arglos in meiner Tasse. «Du hast doch alles in den Sand gesetzt?» Gregor sieht in meine Tasse. «Millionen, ja, ich hatte für meinen Geschäftspartner gebürgt. Und der ist verschwunden. So etwas belastet einen Mann.»

«Aber nicht deine Frau?» «Nein, die meinte, ist doch egal. Verkaufen wir alles und ziehen eben aus dem grossen Haus in eine kleine Wohnung. Und fangen von vorne an. Ohne sie hätte ich mich seinerzeit von der Brücke gestürzt. Aber heute fühle ich mich reicher als damals.» «Pfadi wird wirklich unterschätzt», bin ich baff. «Jeden Tag aufs Neue.» «Okay, und was ist das Rezept?», will ich wissen. «Das fragen Freunde auch, wenn sie die zweite oder dritte Scheidung haben», grinst Gregor fröhlich. «Und?» «Ganz einfach. Nimm an, du willst ein Fahrrad kaufen. Wenn du bei einem Modell kein Herzklopfen kriegst, dann willst du es nicht wirklich.» «Und wenn mehrere zur Auswahl stehen?» «Überflüssig.» «Komm schon, das ist ja eine echte Fifties-Idylle! … Sie ist doch in der Tiefkühltruhe!» Gregor grinst jetzt sein breites Grinsen: «Nur auf einem langen, langen Besuch bei den Schwiegereltern …»

DELIA LENOIR LENOIR@HAPPYSHRIMP.CH ILLUSTRATION: IRENE MEIER (IRENEMEI@GMX.CH)

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Auch Philosophinnen verlieren manch-

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Kulturtipps

Schlafwandlerisch sinnlich: Massive Attack.

mal den Kopf, wie Jeanne Hersch mit ihrem Roman beweist.

Buch Verliebte Philosophin Der einzige Roman von Jeanne Hersch erzählt eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, die bis heute nichts von ihrem Zauber verloren hat.

Musik Alte Liebe neu entflammt Mit schleppender Sinnlichkeit bezauberten Massive Attack in den Neunzigern ihre Hörer. Heute sorgen sie mit ihrem Comebackalbum «Heligoland» endlich wieder für wohlige Schauer. VON TARA HILL

Jeanne Hersch: Erste Liebe (Temps alternés). Verlag Huber, Frauenfeld 2010.

Das Rezept ist höchst simpel: Ein schlurfender Beat, ein Pianoloop, ein Streichersample – und dann setzt Reggaelegende Horace Andy in seinem unnachahmlich entspannten Singsang zum Sprechgesang an: «It’s you I love and not another/And I know our love will last forever.» Bis heute ist «One Love» ein Gänsehautgarant – auch wenn man mittlerweile kaum mehr nachvollziehen kann, wie sehr Massive Attack mit «Blue Lines» (1991), dem ersten Trip-Hop-Album überhaupt, die Musikwelt damals auf den Kopf stellten. Doch immer noch sorgt die elektrisierende, erotische Wirkung ihres Sounds für wohlige Schauer. Es scheint wenig übertrieben, zu behaupten, dass zu diesen schleppenden Beats und sinnlichen Samples in den 90er-Jahren wohl unzählige Kinder gezeugt wurden – dass eine ganze Generation die millionenfach verkauften Massive Attack-Werke als Soundtrack fürs Schäferstündchen entdeckte. Freud und Leid, Lust und Frust gehen bei Massive Attack allerdings Hand in Hand. Denn mindestens so sehr, wie die Crew aus dem englischen Bristol die Libido beflügelt, eignet sich ihr atmosphärisch-orchestraler Sound auch als Begleitmusik für die dunkle Seite der Liebe, als bittersüsses Gegengift, sollte sich Amors Pfeilspitze wieder einmal tief ins Herz bohren. Am besten auf den Punkt gebracht wird diese fragile Balance zwischen Hormonhoch und Tränentief von der Ballade «Teardrop» (1998): ein ewiges Meisterwerk zarter Melancholie. Auch die Band selber blieb von emotionalen Turbulenzen nicht verschont: Von den drei Gründungsmitgliedern Robert «3D» Del Naja, Grant «Daddy G» Marshall und Andrew «Mushroom» Vowles blieb nach internen Streitigkeiten Anfang Jahrtausend nur mehr 3D übrig: Entsprechend düster und enttäuscht fiel Del Najas Solowerk «100th Window» 2003 aus. Doch siehe da: Nach sieben Jahren Pause sorgen die wiedervereinigten Massive Attack mit ihrem Comebackalbum «Heligoland» nun wieder für aufkeimende Frühlingsgefühle. Songperlen wie die schlafwandlerisch sinnliche Hymne «Paradise Circus» (mit Gastsängerin Hope Sandoval von Mazzy Star) zeigen, dass die Band nichts an Charme verloren hat – und wecken vorfreudiges Kribbeln im Bauch auf die sommerlichen Live-Auftritte: Auf dass die alte Liebe zur Band neu entflammte.

CHF 39.90.

Massive Attack in Ihrer Nähe: 4. Juli, Eurockéennes Festival, Belfort (FR), 8. Juli,

VON CHRISTOPHER ZIMMER

1942 veröffentlichte die Schweizer Philosophin Jeanne Hersch (1910 – 2000) zur Überraschung ihrer Zeitgenossen einen Liebesroman. Fand er damals kaum Beachtung, wurde seine Wiederentdeckung 1975 zum Grosserfolg. Allerdings verstand man das Thema nur als philosophische Metapher. Die Frage nach dem Autobiografischen wurde nicht gestellt, weil sich niemand in der intellektuellen Philosophin das schwärmerische Mädchen vorstellen konnte. Diese Ansicht vertritt der Publizist Charles Linsmayer in seinem Nachwort zur Neuauflage der ungekürzten deutschen Fassung – und belegt faktenreich, wie nah sich Dichtung und Wirklichkeit waren. Doch ob dieses Buch nun eine philosophische Studie oder ein Schlüsselroman ist, bleibt zweitrangig. In erster Linie erzählt es die berührende Geschichte einer 16-Jährigen, die einem 20 Jahre älteren Mann begegnet und sich ihrer Liebe erst bewusst wird, als man ihr den Umgang mit ihm verbietet. Doch während er Tatsachen schaffen will, genügt es ihr, in dieser ganz besonderen Luft zu leben, im «Kristall ihrer gemeinsamen Welt», aus der ihr die Liebe aus allem entgegen atmet. Eine erste Aussprache endet in Enttäuschung und Missverständnissen, eine zweite nach Jahren der schmerzlichen Trennung kann das Versäumte nicht wiederbeleben. Als die Protagonistin, inzwischen verheiratet und schwanger, ihrem Ehemann in Briefen von dieser ersten Liebe erzählt, wird ihr bewusst, wie sehr sie in zwei Zeiten lebt, in den «Temps alternés» – so der französische Titel – der vergangenen und der gegenwärtigen Liebe. Schwärmerisch wird von dieser ersten Liebe erzählt, in einer lyrischen Sprache voller Naturbilder, die den Klang einer vergangenen Zeit heraufbeschwört. Dass sie dennoch nicht veraltet ist, ist der Klarheit des Denkens der Autorin zuzuschreiben, der unbequemen Philosophin, Utopieskeptikerin und Jaspers-Schülerin Jeanne Hersch. Als sie starb, wurden auf ihre Anweisung fast all ihre privaten Briefe verbrannt. In ihrem einzigen Roman aber hat die Liebe ihres Lebens überdauert.

Montreux Jazz Festival, 9. Juli, Moon & Stars Festival, Locarno.

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Stipe und Umay: zarte Annäherung in der Grossküche.

Kino Lieben und ehren Die junge Umay flieht vor ihrer unglücklichen Ehe aus der Türkei und kehrt nach Berlin zu den Eltern zurück. Damit zerstört sie die Ehre der Familie – und hofft doch auf deren Liebe. VON MICHÈLE FALLER

Die Mutter ist besorgt. «Du willst zu viel», sagt sie zu ihrer Tochter, die blitzschnell entgegnet: «Besser als zu wenig!» Tochter Umay will mit ihrem kleinen Sohn in Berlin bleiben, und nicht zu ihrem Mann Kemal nach Istanbul zurückkehren. Dass sie ihre unglückliche Liebe verlassen hat, trübt die anfängliche Freude der Familie. «Heute schlägt er, morgen streichelt er», sagt der Vater, «wegen zwei, drei Ohrfeigen haut man doch nicht ab.» So salopp er das sagt, so unmissverständlich wird klar, das die Sorge um die Tochter ebenso gross ist wie diejenige um die Familienehre. «Die Fremde» von Feo Aladag behandelt ein aus Schlagzeilen bekanntes Thema, das grosse Betroffenheit auslöst: die Ahndung von Ehrverletzungen, die vom Verstossen bis zum Töten meist weiblicher Familienmitglieder reicht. In Aladags Film wird nicht nur die Grausamkeit eines solchen Konflikts für das Opfer, sondern für alle Beteiligten spürbar. Wenn eine aufgeschlossene kultivierte Familie sich derart unter gesellschaftlichem Druck wähnt, dass alle gegen ihre Gefühle handeln, obwohl sie daran fast zerbrechen, wird glasklar, wie sogenannte «Ehrverbrechen» überhaupt möglich werden. «Wir haben dich nicht grossgezogen, damit du uns beschämst», sagt der Vater. Und die Mutter: «Kemal soll sie holen kommen. Sie ist seine Frau.» Dieser will nun nichts mehr von ihr wissen, verlangt aber seinen Sohn. Darauf flüchtet Umay aus der elterlichen Wohnung, und inmitten all der Turbulenzen lernt sie den blonden jungenhaften Stipe kennen – und verliebt sich. Doch sie hängt an ihrer Familie und sucht immer wieder den Kontakt zu den Eltern und Geschwistern. In einem Moment von grosser Tragik begegnen sich Vater und Tochter; die Versöhnung scheint zum Greifen nahe. «Du hast mein Herz gebrochen», sagt der Vater unter Tränen, und schliesst die Tür. Die Ehe, die trotz unglücklicher Liebe unantastbar ist, die Liebe zu Stipe, die Umay zu einer Hure macht, der liebevolle Umgang innerhalb der Familie, der zugunsten der Ehre unterdrückt werden muss: «Die Fremde» zeichnet ein sehr ausgewogenes Bild dieser tragischen Familiengeschichte. Der Film zeigt seine Protagonisten von ihrer zutiefst menschlichen Seite und führt die Absurdität einer Gewalttat zur Wiederherstellung von Ehre und Friede klar vor Augen.

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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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chefs on fire GmbH, Basel

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Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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TYDAC AG, Bern

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KIBAG Strassen- und Tiefbau

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OTTO’S AG, Sursee

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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

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Canoo Engineering AG, Basel

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Lehner + Tomaselli AG, Zunzgen

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fast4meter, storytelling, Bern

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Brother (Schweiz) AG, Baden

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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IBZ Industrie AG, Adliswil

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Zeix AG, Zürich

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Zürcher Kantonalbank, Zürich

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Axpo Holding AG, Zürich

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Experfina AG, Basel

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AnyWeb AG, Zürich

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muttutgut.ch, Lenzburg

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Mobilesalad AG, Bern

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag! Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

«Die Fremde», Regie: Feo Aladag, 119 Min., Deutschland 2010, ab 8. Juli in den Deutschschweizer Kinos. SURPRISE 228/10

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Ausgehtipps

Edel und entspannend: das türkise Bad auf Schloss Wartegg.

Rorschacherberg Schöner Leben

Sorgt mit samtener Stimme für Romantik: Norah Jones.

Lörrach Sommerstimmen Im Juli wird das beschauliche Städtchen Lörrach zu einem grossen Konzerthaus unter freiem Himmel. Das Stimmen Festival hat sich über die Jahre zu einem festen Wert im Kultursommer entwickelt. In den Parks und Cafés singen Chöre und kleine, feine World Music Ensembles. Auch in benachbarten Gemeinden der Schweiz und Frankreichs finden Jazzund Klassikkonzerte statt. Ab Mitte Juli treten auf dem stimmungsvollen Lörracher Marktplatz grosse Namen auf. Dieses Jahr locken die samtene Norah Jones, der deutsche Soulkönig Jan Delay, Urgestein Bobby McFerrin, der belgische Singer-Songwriter Milow und die italienischen Altmeister Lucio Dalla und Francesco de Gregori. Mehr als genug, um einen allzu ruhigen Sommer zu beleben. (jake)

Auf Schloss Wartegg hoch über dem Bodensee residierte einst Zita, die letzte Kaiserin Österreichs. Heute ist das Anwesen ein sorgfältig eingerichtetes Hotel mit Biorestaurant. Ein Hauch von Royalty ist dem Haus geblieben. Zum Beispiel im türkisen Bad von 1928. Das Spezialangebot «Historisch baden und leicht tafeln» ist genau das Richtige für einen romantischen Ausflug: Zwei Stunden gepflegt baden und saunieren, danach ein Dreigang-Diner im Restaurant. Eine Massage kann ebenfalls gebucht werden. Wer den Abend königlich abschliessen will, übernachtet in einem der edlen Zimmer mit Blick auf die grosszügige Parkanlage, wo es sich übrigens auch vorzüglich lustwandeln lässt. (jake) Historisch baden und leicht tafeln auf Schloss Wartegg, CHF 195.– für zwei Personen, gültig von Sonntag bis Freitag. www.wartegg.ch

Stimmen Festival Lörrach (D), 14. Juli bis 8. August 2010. www.stimmen.com

Anzeige:

— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — 26

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Basel Liebes-Barden aufgepasst! Sind Sie ein einsamer Barde, mit wunderschönen Liebesliedern im Gepäck aber ohne Publikum? Oder sind Sie etwa ein verliebter Mensch und noch auf der Suche nach der passenden musikalischen Untermalung für ihren Ausnahmezustand? Vielleicht werden Sie auf der Terrasse des Neuen Rialto fündig: Liedermacher treffen sich dort zum Open Mic-Happening unter freiem Himmel. Potenzielle Teilnehmer müssen sich anmelden und einige wenige Spiel-Regeln beachten: Die Auftrittszeit beschränkt sich auf 15 Minuten. Die dargebotenen akustischen Lieder sollen Eigenkompositionen sein, Cover-Songs sind unerwünscht, und die Formation soll höchstens ein Duo sein. Für das Publikum gilt: Hingehen, Hören, Geniessen. (juk) Open(Air)Mic, Mittwoch, 14. Juli, 20 Uhr, Terrasse

Diesmal ohne Papa auf Tour: Alela Diane.

Restaurant das Neue Rialto, Basel; Anmeldung für Beiträge per Mail: kultur@parterre.net

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Bühne frei für Amateure im Neuen Rialto.

Diese beiden haben sich und ihr Plätzchen schon gefunden.

Weltweit Schmusestunden

Zürich Dunkle Kraft Das Folkrevival der letzten Jahre ist ein bisschen abgeklungen. Und damit verschwinden die Freaks von der Bildfläche, die mit Getue für Aufsehen anstatt mit Musik für Aufhorchen sorgten. Die Songs müssen taugen, sonst wird es nichts, das gilt im Folk mit seinen reduzierten Arrangements noch mehr als in anderen Genres. Damit wären wir bei Alela Diana. Vor knapp drei Jahren sang sie auf ihrem Debüt «The Pirate’s Gospel» mit kräftiger Stimme karge Lieder, die klangen, als wären sie in einem holzverkleideten Wohnzimmer eingespielt worden. Der Nachfolger «To Be Still» war etwas reicher arrangiert, die Melodien zugänglicher. Auf Tour zupfte Alelas Papa die sechs Saiten, was zusammen mit dem Gewusel langhaariger Musiker auf der Bühne für ein ziemliches Hippiefeeling sorgte. Nun kehrt die Amerikanerin aus Nevada City zurück, diesmal ohne Papa und nur im Duo. Gut so: Die grösste Kraft entwickeln die dunklen Lieder der jungen Songwriterin noch immer in möglichst kleiner Besetzung. (ash) Alela Diane Duo, 5. Juli, 20.20 Uhr, El Lokal, Zürich.

Mit vollem Zungeneinsatz oder flüchtigem Lippenhauch, feucht oder trocken, im Stehen, Liegen oder Sitzen – am 6. Juli können Sie Küssen was das Zeug hält: Der Tag des Kusses ist Legitimation für Jung und Alt zu diesem Körperkontakt der besonders erfreulichen Art – erst recht wenn der oder die Auserwählte noch nichts davon wissen. Fast so wichtig wie der Akt des Küssens selbst, ist der Ort des Geschehens, zum Beispiel: Eine lauschige Parkbank, ein ruhiges Plätzchen am See, eine romantische Lichtung im Wald. Lassen sie Ihren Gefühlen freien Lauf und küssen Sie Ihre Liebsten mit voller Inbrunst. Lang lebe die Romantik! (juk) Tag des Kusses, 6. Juli, 0 Uhr bis 24 Uhr, überall. SURPRISE 228/10

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VerkäuferInnen Meine erste grosse Liebe BILD: ZVG

AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN UND RETO ASCHWANDEN

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Zeru Fesseha Meine erste und letzte Liebe ist meine Frau Sarah. Ich habe sie kennengelernt, als ich in meinem Heimatland Eritrea aufs College ging. Nach dem Abschluss wurde sie meine erste Freundin. Geheiratet haben wir aber erst, nachdem wir aus unserem Land geflohen waren. Das war 2008 in Libyen. Seit gut einem Jahr sind wir jetzt in der Schweiz. Es ist schön, dass wir unsere Liebe in einem sicheren Land leben können. Im Oktober erwarten wir unser erstes Kind. Dann sind wir eine richtige Familie.

Cristina Choudary Als ich 13 oder 14 war, gingen wir mit der ganzen Familie ins Kino, um einen Cowboyfilm zu sehen. Wir sassen nebeneinander, ich am Ende. Irgendwann nahm mein Sitznachbar meine Hand und hielt sie. Das gefiel mir, ich fühlte mich geliebt. Ich hatte aber Angst, mein Vater könnte etwas merken und traute mich auch nicht, den Kopf zu drehen, um zu sehen, wie dieser Mann ausschaute. Bevor am Schluss das Licht anging, stand er auf und verschwand. Ich betrachtete draussen die Menge, aber es hätte ja jeder sein können. Das Gefühl des Verliebtseins hielt dann noch eine ganze Weile an, auch wenn ich nie herausgefunden habe, wer meine erste Liebe war.

Res Ammann Vor gut 15 Jahren lernte ich Ruth kennen. Als ich sie in ihrem Rollstuhl sitzen sah, wusste ich genau, die hatte einen Töffunfall. Solche Sachen spüre ich einfach. Ungefähr drei Monate verbrachten wir eine schöne Zeit zusammen. Manchmal zog ich sie – ich auf dem Velo, sie im Rollstuhl. Auf einem Ausflug nach Basel – sie musste ins Basler Paraplegiker-Zentrum – verkrachten wir uns, danach herrschte Funkstille. Bald darauf sah ich sie an einem Fest bereits mit einem andern. Das hat sehr wehgetan.

Alok Fechner In den Ferien im Hotel meines Onkels in Wengen zog mich ein Mädchen eines Tages mit in ihr Personalzimmer. Ich war 17, sie etwas jünger. Erst als die Hüllen fielen, wusste ich, um was es geht. Das war mein erstes Mal, sie schien schon erfahrener. Ich dachte, das wars und genoss weiterhin meine Ferien. Ein paar Tage später bestellte sie mich in eine Bar im Dorf. Dort fragte sie mich recht aufgebracht, ob ich denn nichts für sie empfände, nicht mit ihr zusammen sein wolle, heiraten und so weiter. Nein, wollte ich nicht! ■ BILD: DOMINIK LABHARDT, BASEL

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Margot Steiner Eigentlich war mein Vater meine erste Liebe, das ist das Natürlichste für ein Mädchen. Später, mit etwa 29, traf ich einen alten Schulkollegen wieder, und da hat es bei mir eingeschlagen. Gut zwei Jahre führten wir eine offene Beziehung. Eines Tages verdächtigte er mich, bei ihm zu Hause einen Brief gelesen zu haben. Ich weiss bis heute nicht, was drin stand, denn ich habe den Brief nie gelesen. Jedenfalls liess er danach nichts mehr von sich hören. Trotzdem denke ich, er war wohl meine erste grosse Liebe.

Grenet Spiess Meine erste grosse Liebe ist das Leben selbst. Und natürlich meine Kinder. Ich wurde mit 15 das erste Mal Mutter, heute habe ich fünf Kinder, drei leben in Äthiopien und zwei bei mir hier in der Schweiz. Sie alle sind meine erste und grösste Liebe.

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Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte ber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise-Sozialarbeiterinnen betreut, individuell begleitet und gezielt gefördert. Dazu gehört auch, dass sie von Surprise nach bestandener Probezeit einen ordentlichen Arbeitsvertrag erhalten. Mit der festen Anstellung übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Starverkäufer BILD: ZVG

Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich sel-

Als Götti oder Gotte ermöglichen Sie einer Strassenverkäuferin oder einem -verkäufer eine betreute Anstellung bei Surprise und damit die Chance zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

René Senn Zürich

Marlise Haas Basel

Bob Ekoevi Koulekpato Basel

Jovanka Rogger Zürich

Rolf Brühlhardt aus Bern nominiert Asfaha Hagos als Starverkäufer: «An der Zeughausgasse in Bern treffe ich manchmal auf einen Surprise-Verkäufer, der wie ein Gentleman auftritt: Asfaha Hagos wirkt immer sehr gepflegt, und er hat eine gewinnende Art. Ausserdem hat er in bewundernswert kurzer Zeit Deutsch gelernt, sodass ich mich tipptopp mit ihm unterhalten kann. Für mich ist er ein Star unter den Verkäufern.»

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Peter Gamma, Basel Peter Hässig, Basel Tatjana Georgievska, Basel Marika Jonuzi, Basel Jela Veraguth, Zürich Andreas Ammann, Bern

Anja Uehlinger, Baden Kurt Brügger, Basel Wolfgang Kreibich, Basel Marlis Dietiker, Olten Fatima Keranovic, Baselland

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welchen Verkäufer Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41+61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 8000 Franken

1/2 Jahr: 4000 Franken

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1 Monat: 700 Franken

228/10 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 228/10

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel, www.strassenmagazin.ch Geschäftsführung T +41 61 564 90 63 Fred Lauener, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Öffnungszeiten Sekretariat Mo–Do 9–12 Uhr, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70 Fred Lauener (Leitung), Reto Aschwanden, Julia Konstantinidis, Mena Kost, Thomas Oehler (Sekretariat) redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Amir Ali, Sophie Besset, Annette Boutellier, Michèle Faller, Tara Hill, Janine Kern, Paula Lanfranconi, Delia Lenoir, Ursula Markus, Irene Meier, Isabel Mosimann, Nicole Pont, Isabella Seemann, Valerie Segler, Ursula Sprecher & Andi Cortellini, Priska Wenger, Christopher Zimmer Korrektorat Alexander Jungo Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90 anzeigen@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Marketing T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer Vertrieb T +41 61 564 90 81 Smadah Lévy (Leitung) Vertrieb Zürich T +41 44 242 72 11 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, Mobile +41 79 636 46 12 r.bommer@strassenmagazin.ch Vertrieb Bern T +41 31 332 53 93 Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, Mobile +41 79 389 78 02 a.maurer@strassenmagazin.ch Betreuung und Förderung T +41 61 564 90 51 Rita Erni Chor/Kultur T +41 61 564 90 40 Paloma Selma Strassensport T +41 61 564 90 10 Lavinia Biert Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Carlo Knöpfel Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 228/10


Hier könnte Ihre Werbung stehen. Werfen Sie Ihr Werbegeld nicht auf die Strasse. Investieren Sie es dort. Surprise erreicht 135 000 Leserinnen und Leser. Und das in den grössten Städten und Agglomerationen der Deutschschweiz.* Denn dort stehen die 380 Surprise-Verkaufenden für Sie auf der Strasse. Tagtäglich. Ganze 80 Prozent der überdurchschnittlich verdienenden und ausgebildeten Käuferinnen und Käufer lesen die gesamte Ausgabe oder zumindest mehr als die Hälfte aller Artikel. Das Strassenmagazin steht für soziale Verantwortung und gelebte Integration. Mit Ihrem Inserat zeigen Sie Engagement und erzielen eine nachhaltige Wirkung. Anzeigenverkauf, T +41 61 564 90 90, anzeigen@strassenmagazin.ch

*gemäss MACH Basic 2009-2.


Macht stark.

www.strassenmagazin.ch â?˜ www.strassensport.ch â?˜ Spendenkonto PC 12-551455-3 Strassenmagazin Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, Tel. 061 564 90 90, Fax 061 564 90 99


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