Surprise Strassenmagazin 229/10

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Späte Liebe Junges Glück im Altersheim Wenn Schluss ist – eine Typologie des Trennungsverhaltens

Liebesspiel vor Publikum: Schauspielerin Charlotte Heinimann im Interview

Nr. 229 | 16. bis 29. Juli 2010 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Der Sommer ist da.

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

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11 Spätes Glück «Ein Kuss ist ja nichts Schlimmes» BILD: URSULA SPRECHER & ANDI CORTELLINI

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Inhalt Editorial Zauberhaftes Alter Lösung Kreuzworträtsel Basteln für eine bessere Welt Soundtrack der Liebe Aufgelesen Wer traut sich noch? Zugerichtet Grüsel-Cousins Bilderrätsel Finden Sie die Unterschiede! Porträt Nächstenliebe in Kapuzinerkutte Wörter von Pörtner Der Liebesverächter Distanzbeziehungen Liebe über Landesgrenzen Liebe im Film Problemzone Bett Kulturtipps Schreihals als Schnulzensänger Ausgehtipps Liebe im Freien VerkäuferInnen Mein Traumpartner Projekt Surplus Chance für alle! Starverkäufer In eigener Sache Impressum INSP

Es begann im Bus: Beim Ausflug sassen Frau Menton und Herr Butz zufällig nebeneinander. Seither dreht er mit seinem Rollator Runden unter ihrem Fenster. Eine Liebesgeschichte aus dem Altersheim.

ILLUSTRATION: KATI RICKENBACH

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14 Trennung Das Schlussbouquet Das Ende einer Liebe kommt selten über Nacht. Zukünftige Ex-Paare steuern auf ganz unterschiedliche Art und Weise auf den Schlusspunkt zu. Eine nicht ganz ernst gemeinte Typen-Studie.

20 Liebesspiel «Alle anderen mussten raus» BILD: LUCIAN HUNZIKER

Wenn sich Schauspieler näherkommen, ist das fürs Publikum oft zum Davonlaufen. Glaubwürdige Liebesszenen gehören zu der grössten Herausforderung im Film und auf der Bühne. Ein Gespräch mit Schauspielerin Charlotte Heinimann über Hemmungen, Vertrauen und Glaubwürdigkeit in intimen Momenten im Auge der Kamera.

Titelbild: Ursula Sprecher & Andi Cortellini Besten Dank für die freundliche Unterstützung: Eveline Büchli und Hairycoo Hairstyling Basel. SURPRISE 229/10

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BILD: DOMINIK PLÜSS

RETO ASCHWANDEN, REDAKTOR

Editorial Der Zauber des Alters Als Journalisten gehört es zu unserem Alltag, in ganz verschiedene Welten einzutauchen. Ob wir einen unserer Verkaufenden interviewen, über Kuhglocken recherchieren oder einen Politiker porträtieren – stets sind wir gefordert, uns rasch auf Menschen einzustellen und einen Umgang mit ihnen zu finden. Als besondere und besonders schöne Herausforderung entpuppte sich das Paar aus unserer Titelgeschichte. Frau Menton ist 88, Herr Butz gar 99 Jahre alt, und so merkte Redaktorin Mena Kost beim Besuch im Altersheim schnell, dass sie langsamer und lauter sprechen musste als sonst. Das Paar belohnte sie für ihre Geduld mit grosser Offenheit. Frei von der Leber berichteten die beiden aus ihren Leben und schilderten, wie sie seit einigen Monaten zarte Bande knüpfen. Denn die Liebe ist auch im Altersheim ein grosses Thema. «Alle wollen miteinander abmachen», verriet Frau Menton: «Die Jungen wissen das nicht, aber eigentlich sind sie viel braver als die Alten.» Wir haben Kollegin Kost selten so gerührt erlebt, wie nach dem Gespräch mit unseren Coverstars. Lassen auch Sie sich bezaubern ab Seite 11. Mit diesem Heft präsentieren wir Ihnen den zweiten Teil unseres Liebes-Specials. Bekanntlich führen uns Leidenschaft und Romantik nicht nur auf Wolke sieben. Die Liebe muss auch Hindernisse überwinden und früher oder später zerbrechen viele Beziehungen. Redaktorin Julia Konstantinidis hat sich umgeschaut und eine Typologie des Trennungsverhaltens aufgestellt. Wer kennt sie nicht, die Paare, die ihr ganzes Umfeld am persönlichen Drama teilhaben lassen? Ab Seite 14 erhalten sie wertvolle Hinweise, um sich für die nächste Trennung im Bekanntenkreis zu wappnen. Ein grosses Thema ist die Liebe auch im Theater und im Film. Gelungene Liebesszenen, die das Publikum berühren, sind deutlich seltener als mitreissende Action-Momente. Über die speziellen Schwierigkeiten beim Liebesspiel vor Publikum spricht die Basler Schauspielerin Charlotte Heinimann ab Seite 20. Ich wünsche Ihnen viel Genuss beim Lesen Reto Aschwanden

Lösung Kreuzworträtsel aus Heft 228: Sommer der Liebe Waagerecht 1. LAUSEMAEDCHEN | 2. STURM | 3. NLA | 4. HABT | 5. SCHROEDER | 6. (BI-)ELER | 7. HARTNAECKIG | 8. IE | 9. BOOT | 10. UNHEIL | 11. WEG | 12. MAEH | 13. ALEUTE | 14. TON | 15. AAL (EELS) | 16. RUEHREI | 17. LIT | 18. NONNO | 19. ITC | 20. EKCE | 21. CEDILLE | 22. KAL(-ORIE) | 23. GEHORSAM | 24. (M)OTTEN | 25. TREE | 26. LOGO | 27. ANIS | 28. MUENDUNG | 29. ENRICO (CARUSO – O SOLE MIO) Senkrecht 1. ASCHEWOLKE | 2. NUN | 3. GUT | 4. HABENICHT(S) | 5. SURROGATE | 6. ORNE | 7. EROTOMAN | 8. CREDO | 9. EMMENTAL | 10. OESE | 11. ANDAUERND | 12. ALNI | 13. GELEE | 14. UNIMOG | 15. ARCHAEOLOGE | 16. SCHEKEL | 17. HILTON | 18. AHA (CRYING IN THE RAIN) | 19. LIIERTE | 20. TARA | 21. BEGLUECKEN | 22. ANTRAG | 23. TITANIC

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

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ILLUSTRATION: WOMM

Bastelanleitung: Sie brauchen eine leere Kassette und ein Tonbandgerät. Überspielen Sie Ihre Herzensmusik von CDs oder iPods auf das Band. Gestalten Sie das Cover, aber kleben Sie um Himmels Willen nicht einfach eine Computerbastelei rein. Greifen Sie zu Farbstift, Schere und Leim. Malen, zeichnen, collagieren Sie! Schreiben Sie die Liederliste mit viel Gefühl, am besten in Gedichtform. Packen Sie das Mix-Tape in rotes Papier ein und kleben Sie ein goldenes Schoggi-Herzli drauf. Überbringen Sie das Geschenk persönlich und bleiben Sie doch grad, um die Kassette gemeinsam anzuhören.

Basteln für eine bessere Welt Der Soundtrack der Liebe kommt dieser Tage komprimiert in Form von digitalen Mega- oder Gigabites aus den Lautsprechern. Machen Sie Ihrer oder Ihrem Auserwählten deshalb eine Liebeserklärung ab Band: Gestalten Sie das Cover Ihres Mix-Tapes nach der höchsten Kunst der gebastelten Verführung. Denn nichts geht über Handwerk, das von Herzen kommt. Aufs Band kommt nur das Feinste vom Feinen: What a feeling! SURPRISE 229/10

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Medizin ohne Krankenversicherung Schleswig-Holstein. Eine zumindest in Deutschland einmalige «Praxis ohne Grenzen» hat ein 72-jähriger Arzt im Januar in Bad Segeberg eröffnet. Obdachlose, Hartz-IVBeziehende, Illegale und Verschuldete nutzen seine unentgeltliche Sprechstunde jeden Mittwochnachmittag. Inzwischen wechseln sich bereits zwölf Ärzte und 15 Helferinnen bei der ehrenamtlichen Arbeit in einem Container, den die Stadt bezahlt, ab.

Jawort am Verstummen Salzburg. Die Hochzeitshochsaison von Mai bis September kann der Statistik nichts vormachen: Herr und Frau Österreicher «trauen sich» immer seltener und immer später oder ziehen eine Lebensgemeinschaft der guten, alten Ehe vor. Das Standesamt Salzburg zum Beispiel begleitete letztes Jahr nur 1063 Paare ins grosse Glück, ein Drittel davon stammte aus dem Ausland. 20 Jahre zuvor waren es noch 1419 gewesen, weitere 20 Jahre früher 1778. Lieber bleibt man und frau heute – nicht nur im Nachbarland – «unverbindlich».

Gemeinsam sicher im Verkehr Brighton. 64 Prozent der Verkehrsteilnehmer fürchten sich in England zu sehr vor Unfällen, um aufs Velo umzusteigen. Jetzt sorgen begleitete «Velozüge» aus vier bis 20 Radlern in Brighton für mehr Sicherheit und Fitness und weniger Kohlendioxid. Offensichtlich macht es Spass, sich an der Luft fortzubewegen und dabei Bekanntschaften zu schliessen. Heute strampeln bis zu 200 Leute jeden Morgen im «Bike Train» durch die Stadt.

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Zugerichtet Zwei Cousins auf Abwegen Valon F.* und Bekim K. gehören zu jenen Männern, die keine Zierde ihres Volkes sind. Liesse man das Vorstrafenregister der beiden in Serbien-Montenegro geborenen Albaner verlesen, dauerte dies eine Weile. Sie haben gestohlen, betrogen, erpresst, Ausweise gefälscht sowie gegen das Waffen- und Ausländergesetz verstossen. Valon, 26-jährig, verfolgt die Verhandlung mit vor der Brust verschränkten Armen, er sitzt nicht, er liegt im Stuhl. Bekim, 31, gibt sich patzig, trotzig, verbohrt. Sie kämpfen im Berufungsprozess um einen Freispruch, denn die erste Instanz hatte die beiden Cousins wegen Vergewaltigung zu Freiheitsstrafen von vier Jahren verurteilt. Im Chat hatte Valon die elf Jahre ältere Bauchtänzerin Iona kennengelernt. Rasch kam man «zusammen». Schade nur, dass er bereits verheiratet war und weiter in Chats wilderte. «Ist es Ihr Hobby, Frauen im Chat zu suchen?», fragt der Richter. Nein, meint Valon, bloss ein Zeitvertreib. Ein lukrativer obendrein, denn bereits einmal hatte er eine Dame finanziell ausgebeutet. «Und was sagt Ihre Frau dazu?» – «Alles bestens, kein Problem.» In den nächsten drei Monaten gab es öfter schöne Abende, also Sex. Iona sei verliebt gewesen, sagt Valon. Aber dann zeigte sie ihn und seinen Vetter an, beide hätten sie vergewaltigt. Nacheinander, in seinem Auto, sie konnte sich nicht wehren, es war so eng. Nachdem Valon mit Iona Sex hatte, sei er nach Hause gegangen und habe sie Bekim mit den Worten überlassen: «Wenn du sie haben willst, dann kannst du sie haben. Ich hab genug von ihr.»

Der Geschlechtsverkehr sei mit Einwilligung aller vonstattengegangen, sagen Valon und Bekim. «Wir haben es nicht nötig, einer Frau Gewalt anzutun. Wir sind keine Tiere.» Die blauen Flecken seien nicht von ihm, schwört Valon. Und Bekim fleht um Gerechtigkeit: «Finden Sie die Wahrheit heraus.» Das Gericht kämpft sich durch Fakten, widersprüchliche Aussagen, Prüfungen des gesunden Menschenverstands. Konnte der 50 Kilo leichte Bekim die 100 Kilo schwere Iona herumreissen? Bekim, IV-Rentner, verheiratet und Vater von sieben Kindern, bestreitet nicht, dass Iona weinte, «doch weinte sie wegen ihres Lebens.» Sie leide unter seelischen Problemen und er verstehe nicht, weshalb sie ihn wegen Vergewaltigung angezeigt habe. Als Frauenversteher gibt sich dafür sein Verteidiger zu erkennen. «Keine einzige Frau auf der Welt würde sich nach einer Vergewaltigung wieder ins Auto des Vergewaltigers setzen und sich von ihm nach Hause chauffieren lassen», meint er zu wissen. Lieber bliebe sie um drei Uhr nachts alleine auf einer unbewirtschafteten Autobahnraststätte sitzen. Der Richter macht es sich nicht leicht, der Fall sei schwierig, gibt er zu und räumt sich Bedenkzeit ein. Nach einer Woche fällt er das Urteil: Die beiden Cousins werden vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Valon wird zu einer Geldstrafe wegen einfacher Körperverletzung verurteilt. Bekim erhält eine Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren wegen sexueller Nötigung, zudem muss er dem Opfer eine Genugtuung von 12 000 Franken bezahlen. * Persönliche Angaben geändert. ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 229/10


Bilderrätsel Finden Sie die Unterschiede!

BILD: URSULA SPRECHER & ANDI CORTELLINI

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Porträt Spiritueller Querdenker Im Tessin kennt jedes Kind Callisto Caldelari. Der Padre vom Orden der Kapuziner lebt gern im Zölibat, Ehevorbereitungskurse und Familienberatung bietet er aber auch gegen den Willen der Kirchenoberen an. VON BARBARA HOFMANN (TEXT) UND RÉMY STEINEGGER (BILD)

Drei Hochzeiten erwarten Padre Callisto an diesem Samstag. Dreimal soll seine Hand den Bund fürs Leben besiegeln. Wer sich beim Kapuzinerpater trauen lässt, ist oft nicht gläubig im kirchlichen Sinn, möchte aber dennoch nicht auf ein christliches Trauungsritual verzichten. Callisto ist bekannt dafür, dass er nicht auf das katholische Dogma pocht. Im Gegenteil: Er wünscht, dass die Brautleute die Trauungszeremonie zu ihrer eigenen machen, durch eigene Gestaltungselemente, die sie sich zuvor selber aussuchen. Callisto ist Kapuzinerpater. Seine Gemeinschaft gehört zum Bettelorden der Franziskaner, der vom Heiligen Franz von Assisi gegründet worden war. Dem Heiligen wird Menschen- und Tierliebe nachgesagt, und eine grosse Heiterkeit. Kirchentreue Gläubige im Kanton Tessin betrachten Callisto zuweilen skeptisch. Die Gewohnheit des Paters, eigenständig nach Antworten auf schwierige Fragen zu suchen, anstatt dies dem lieben Gott zu überlassen, beunruhigt sie immer wieder. An Weihnachten 2009, kurz nach der Minarettverbotsabstimmung, liess der Pater in seiner Kirche eine Krippe bauen, die von sechs Minaretten umgeben war. Jedes einzelne zwei Meter hoch. Die «Provokation» des Tessiner Patres erregte bis ins Ausland Aufsehen. Callisto selber macht darüber keine grossen Worte. Er sagt nur: Wie hätte es Jesus gemacht? Die strikte Orientierung an der unbequemen Figur des Gottessohns leitete ihn bei der stillen Minarettaktion ebenso wie bei seinem konsequenten Einsatz für Flüchtlinge und andere soziale Randgruppen. «Der Volkswille ist nicht immer ethisch», bemerkt der Pater milde lächelnd, und man bekommt das Gefühl, dass bei diesem Mann wahrscheinlich jegliche menschliche Seltsamkeit Verständnis findet. Padre Callisto Caldelari ist als Kapuzinerpater Seelsorger der Pfarrei Sacro Cuore in Bellinzona. Er schreibt regelmässig Zeitungsartikel, ist Kolumnist der Sonntagszeitung «Il caffé», verfasst Bücher und bestreitet auch mal eine Sendung im Tessiner RSI, bei der es um menschliche und philosophische Themen geht. Callisto Caldelari ist eine spirituelle Instanz, die auch von aufgeklärten Intellektuellen akzeptiert wird. Schon als kleiner Bub habe er sich immer einer Ordensgemeinschaft anschliessen, ein «Frate» werden wollen, sagt er. Aus einer Hoteliersfamilie stammend, verbrachte er die ersten Lebensjahre in Locarno. An der Wallfahrtskirche Madonna del Sasso kam er mit den Kapuzinerbrüdern in Kontakt, die grossen Eindruck auf ihn machten. Später zog die Familie nach Bellinzona, aber sein Entschluss, Kapuziner zu werden, stand fest. Als Elfjähriger verliess er das Elternhaus und fand bereits mit 16, im Jahr 1950, vorläufige Aufnahme in die Klostergemeinschaft. Das ist ihm wichtig: Leben in der Gemeinschaft und Austausch mit den Menschen. So werde auch das Zölibat lebbar. Er hätte nie al-

leine als Priester leben wollen, immer nur in Gemeinschaft mit anderen Klosterbrüdern. «Padre, wie reagieren junge Leute auf Sie?», fragte ihn ein Taxifahrer in einer Reportage des Tessiner Fernsehens. «Nun», antwortete er verschmitzt, «sie necken mich gerne und fragen mich, ob ich nicht auch manchmal Lust hätte, eine hübsche Frau zu heiraten.» Theologie studierte der junge Callisto Caldelari im Rom der Sechzigerjahre, als die katholische Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil die Notwendigkeit der Erneuerung und der Öffnung zur Welt erkannte und in neue Lehrsätze goss. Es war auch die Zeit der steigenden Scheidungsraten und die Zeit, als die Pille den Weg zu einer «freien Sexualität» bahnte. Die Kirche fasste ihre Position zu Familie und Ehe in den Paragrafen der zweiten pastoralen Konstitution unter dem Titel «Gaudeum et Spes» (Freude und Hoffnung) zusammen. Da hiess es unter anderem: «Mehrfach fordert Gottes Wort Braut- und Eheleute auf, in keuscher Liebe ihre Brautzeit zu gestalten und in ungeteilter Liebe ihre Ehe durchzuhalten und zu entfalten.» Der junge Kapuzinerpater nahm den Impuls auf und setzte ihn auf seine eigene Art um: «Ich fand es nicht richtig, dass man junge Leute zwar ein Jahr lang auf Kommunion oder Konfirmation vorbereitet, aber auf den anspruchsvollen Weg der Ehe schickt man sie unvorbereitet.» So begann er mit Ehevorbereitungskursen für heiratswillige Paare. Und eckte gleich an. Denn während man es üblicherweise in der katholischen Kirche so hielt, dass Ehevorbereitungskurse getrenntgeschlechtlich unterrichtet wurden, holte der Pater die Brautleute gemeinsam in die Kurse. Der Zustrom war gross, der Bedarf nach noch mehr Austauschmöglichkeiten zu Fragen des Familienlebens wuchs, und so gründete er schliesslich die Comunità familiare, die sich inzwischen zu einer rege besuchten Familienberatungsstelle in Lugano entwickelt hat.

«Der Volkswille ist nicht immer ethisch.»

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La Comunità, die Gemeinschaft, zieht sich als roter Faden durch das Leben des Kapuzinerpaters. Für ihn besteht der Kern, die eigentliche Qualität menschlichen Lebens, in der Gemeinschaft mit anderen, im Austausch mit ihnen. So liess er das älteste Franziskanerkloster der Schweiz im Südtessiner Bigorio renovieren und zu einer Begegnungsund Tagesstätte umbauen. Austausch muss sich für den Padre nicht nur über den christlichen Glauben definieren. Da seine Pfarrei in einem Viertel ohne ein wirkliches Zentrum liegt, setzte er sich für den Bau eines Begegnungszentrums ein, des «Spazio Aperto». An diesem quirligen Treffpunkt werden Kurse zu allen Lebensfragen angeboten und Veranstaltungen für alle Altersstufen durchgeführt. So schafft Callisto Caldelari buchstäblich Räume, in denen seine Mitmenschen lernen können, was es ausmacht, ein Mensch zu sein. ■

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BILD: GUIDO SÜESS

Wörter von Pörtner Herzogs Bekehrung Karl Herzog glaubte nicht an die Liebe. Nicht, weil er von ihr enttäuscht worden war, sondern mehr so grundsätzlich. Er hielt sie für eine raffinierte Propagandalüge der Amerikaner, die gemeint hatten, dem in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts so verheerend grassierenden Hang, sich zu Parteien, Klassen und Völkern zu verbrüdern und dann dem Rest der Welt den Garaus zu machen, etwas Überblickbareres und mit der Konsumgesellschaft, die sie gerade erfunden hatten, Kompatibleres entgegen setzen zu müssen, damit diese ganze Emotionalität und Begeisterung, die den Menschen so schwer auszutreiben ist, endlich in geordnete Bahnen gelenkt würde. Herzog hielt das ganze für einen ausgekochten Schwindel. Er wollte ja gar nicht abstreiten, dass man sich mal in eine andere

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Person vergucken konnte und allerlei Rumpeln und Pumpen in verschiedenen Körperregionen damit einherging. Aber das legte sich bekanntlich wieder. Womit er gar nichts anfangen konnte, was ihn geradezu auf die Palme trieb, war dieser Glaube an die glückselig machende, die immerwährende, die allumfassende Liebe. Denn die brachte erwiesenermassen mehr Elend als Glück, weil sie ausser in den Labors von Hollywood natürlich nirgends gedieh und die Menschen darin hinderte, sich den handfesten und unmittelbaren Freuden des Lebens hinzugeben. Als Beweis seiner Theorie führte er an, dass man in Gegenden, die nur schwach unter dem Einfluss der Amerikaner standen, solchen Unfug gar nicht erst ernst nahm, sondern sich aufgrund von pragmatischen Überlegungen und vor allem zur Verbesserung der ökonomischen Situation der Nachkommenschaft paarte und vermehrte und den ganzen Liebeszauber aussen vor liess. Man meine ja immer, die Menschen in ärmeren Ländern seien fröhlich, weil sie sich nicht um materielle Dinge scherten, so schimpfte Herzog, wenn er in Form war. Dabei habe das absolut nichts mit ihrer unbestritten besseren Durchschnittslaune zu tun, diese ergebe sich nämlich einzig und allein aus der Ablehnung romantischer Tagträume, die zwar im Fernsehen beschaut, aber niemals mit dem eigenen Leben in Verbindung

gebracht würden, weil man für solchen Unfug ja weder die Zeit noch die Nerven hätte. Es verwundert nicht, dass Herzog aufgrund seines selbst ausgerufenen Kreuzzugs gegen diese vermeintlich unglückselige Gefühlsaufwallung nicht gerade zu den beliebtesten Zeitgenossen zählte. Man grüsste von Weitem und machte, dass man fortkam. So kam es, dass Herzog an einem Mittwoch allein und recht trübsinnig am Flussufer entlang ging, als ihm Rosa Zweifel über den Weg lief, stehen blieb und mit ihm ein paar Worte wechselte, denn sie war eine Nette und kümmerte sich nicht um das, was die anderen sagten. Herzog durchfuhr es dermassen, dass er kein Wort mehr herausbrachte. Sie musste lachen und dann sassen sie drei Stunden auf einer Bank, obwohl es in Strömen regnete. Von da an trennten sie sich nur noch selten, und wann immer Herzog anhob, ihr seine Theorie zu erläutern, sagte sie «Aso» und er gab auf. Drei Jahre später reisten sie in die Flitterwochen nach Amerika, wo er seine Überzeugung unter einem Kaktus im Monument Valley beerdigte.

STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 229/10


Spätes Glück «Verliebt und blind und ein Brett vor dem Kopf» Frau Menton (88) und Herr Butz (99) sind seit April ein Paar. Ihre Beziehung ist locker, denn Frau Menton bekommt viel Besuch und hat wenig Zeit. Herr Butz liest meistens Bücher, aber manchmal stellt er sich unter Frau Mentons Fenster und winkt ihr zu. VON MENA KOST (TEXT) UND URSULA SPRECHER & ANDI CORTELLINI (BILD)

Die Tür wird langsam aufgestossen. Ein alter Mann betritt den Atelier-Raum des Basler Alterszentrums zum Lamm: Helle Hose, hellblaues Hemd, weisses Haar. Gestützt auf einen Rollator, geht er geruhsam in Richtung des Tisches in der Mitte des Raums. Dort angekommen, lässt er die Gehhilfe los und setzt sich vorsichtig auf einen Stuhl. Dann hebt er den Kopf – seine Augen sind tiefblau – und sagt: «Butz, Alexander Butz. Geboren 1910 in Weimar. Guten Tag.» Wieder geht die Türe auf, diesmal schwungvoller: Eine alte Frau in schwarzer Hose und gestreiftem Kurzarmshirt tritt ein. Die Ohren zieren Clips in der Farbe von Herrn Butz’ Augen, den Hals ein golSURPRISE 229/10

denes Kettchen. Sie nickt freundlich, parkiert ihren Rollator neben dem anderen, setzt sich an den Tisch und sagt zu Herrn Butz: «Schon lange nicht mehr gesehen, gell.» Beide kichern. Surprise: Ich möchte mit Ihnen über das Thema «Liebe im Alter» sprechen. Herr Butz schüttelt den Kopf: Ich verstehe leider nichts. Die Frau mit den kurzen, schwarz-grauen Haaren neigt ihren Mund zu Herrn Butz’ Ohr und sagt mit leiser, aber fester Stimme: Wir sollen über Liebe sprechen. Herr Butz: Ououou, das ist interessant!

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Wieder kichern beide. Dann räuspert sich die Frau und stellt sich vor: Ich heisse Anna Menton, und wir können gerne über die Liebe sprechen. Herr Butz: Es ist noch gar nicht lange her, dass wir uns kennen gelernt haben. Es war bei einem Ausflug. Wo sind wir schon wieder hin? Auf den Flughafen? Frau Menton: Wir haben die Osterhühnchen, die kleinen «Bibbeli», zum Bauernhof zurückgebracht. Das war im April.

auch mein Kostüm genäht war: Prince-de-Galles. Ein sehr guter Stoff! Dieser Kamerad wurde mein Mann. Er war Confiseur. Als er mich allerdings fragte, ob ich ihn heiraten würde, sagte ich, dass ich mich nicht von meiner Familie trennen könne. Darauf erwiderte er, dass er ein Jahr auf mich warten werde. Genau ein Jahr später um halb acht Uhr morgens klingelte das Telefon: Er war es. Und fragte, ob ich nun zu ihm kommen würde. Da ging ich wohl oder übel zu ihm nach Basel und wir heirateten. Während Frau Menton erzählt, liegt ihre Hand auf dem Arm von Herrn Butz. Er hört ihr zu und seine Augen scheinen irgendwo in der Ferne ihrer Geschichte zu folgen. Manchmal muss er lächeln.

Herr Butz: Genau! So wars. Frau Menton: Wir sind im Bus nebeneinander gesessen. Die Plätze waren nummeriert und Alexanders Platz war neben meinem. Herr Butz: Wir haben uns wunderbar unterhalten. Frau Menton: Danach haben wir uns aufs nächste Treffen gefreut. Herr Butz: Seither sitzen wir bei allen Anlässen nebeneinander. Etwa, als wir ins Baselbiet gingen. Ich bin froh, dass ich wieder jemanden zum Reden habe. Mit meinem Zimmerkollegen kann ich nicht gut reden, er spricht eine andere Sprache. Ausserdem bin ich recht still. Frau Menton: Ja von wegen! Du und still … Herr Butz: Ja, mit Anna rede ich schon. Aber ich höre ihr auch gerne zu, wenn sie erzählt. Frau Menton lehnt sich in ihrem Stuhl zurück, legt den Kopf schief und fängt an zu erzählen: Geboren bin ich 1921 in Cham am schönen Zugersee. Dort nämlich war die Firma Nestlé, wo mein Vater als ChefIngenieur arbeitete. Als die Firma in Cham zuging, mussten wir nach Payerne im Kanton Waadt umziehen. Herr Butz: Bayern? Du hast in Deutschland gelebt? Frau Menton: Nicht Bayern in Deutschland, obwohl das auch eine Möglichkeit gewesen wäre, dort gab es auch eine Nestlé-Firma. Aber mein Vater hat gesagt: Nach Bayern gehen wir nicht, man sieht ja, dass der Krieg kommt, jeden Morgen muss man dort «Heil Hitler» sagen. Nein, wir zogen nach Payerne in der Schweiz.

Frau Menton: In Basel bekam ich eine Tochter und einen Sohn. Wir zogen aufs Land. Irgendwann bekam mein Mann Magenkrebs und musste ins Spital nach Liestal. Jeden Tag habe ich ihm Suppe gebracht. Jetzt kann ich nur noch dein Süppchen essen, hat er gesagt. Als er dann starb, lief unsere Katze hinter dem Sarg her. Bis zum Friedhof. Dort blieb sie und kam erst zwei Wochen später wieder heim. Dann zog ich aus unserem Haus auf dem Land aus und ging in eine Wohnung nach Basel. Gleich hier um die Ecke liegt sie, am Claraplatz. Herr Butz: Ich habe ja gar nicht gewusst, dass du am Claraplatz wohnst! Ich wohne ganz in der Nähe, an der Webergasse. Schon seit 1974 wohne ich dort. Geboren bin ich aber im deutschen Weimar, wo auch Goethe und Schiller herkommen. Frau Menton: Jetzt wohnen wir beide im «Lamm». Herr Butz: Mhm. Ich wohne seit 1972 in Basel an der Webergasse. In die Schweiz kam ich, weil ich eine gute Stelle fand. Ich war Kältetechniker und wurde Chef einer Firma. Als Kältetechniker war ich dafür verantwortlich, dass die Restaurants ihre Speisen schön kühl halten können. Durch meinen Posten bin ich weit herumgekommen: Bern, Basel, Zürich. Hochinteressant! Geheiratet habe ich auch. Allerdings haben wir keine Kinder bekommen. Wenn es nicht sein soll, soll es nicht sein, da kann man nichts machen. 1982 hatten meine Frau und ich dann einen Autounfall. Ich war nur verletzt, aber sie ist an den Unfallfolgen gestorben.

«Am Ende des Hofes drehe ich mich ein paar Mal im Kreis, weil ich weiss: Dort oben wohnt sie.»

Herr Butz: Ach so. Frau Menton: Später zog ich aus Payerne wieder weg wegen des Glaubens. Ich bin Protestantin und hätte im katholischen Payerne niemanden heiraten können. Herr Butz: Ich bin ebenfalls protestantisch. Frau Menton: Das habe ich gar nicht gewusst. Aber dann ist es ja gut. Herr Butz: Und warum bist du nach Basel gekommen? Frau Menton schliesst die Augen: Jetzt muss ich gut überlegen … Ah ja, genau. Einmal hatten wir Pfadfinder zu Besuch. Eine meiner Freundinnen hatte eine Verabredung mit einem dieser Pfadfinder. Mich hat sie gebeten, zu ihrer Tante zu gehen, um zu fragen, ob wir gemeinsam zum Schwimmen gehen dürften. Wir bekamen die Erlaubnis und gingen zum See. Dort trafen wir diesen Pfadfinder-Freund. Er hatte einen Kameraden bei sich, der einen Anzug aus dem gleichen Stoff trug, aus dem

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Frau Menton: Du hast auch Geschwister, gell? Leben sie noch? Herr Butz macht eine Handbewegung, als würde er jemandem den Weg zum Horizont weisen: Nein, nein, die sind schon hinüber. Ich bin der einzige in der Familie, der so lange lebt. Mein Bruder starb 1980, meine Schwester fünf Jahre später. Nur ich bin einfach noch da, ich kann nichts dafür. Frau Menton: Zum Glück bist du da, man kann mit dir so gut Gespräche führen! Nicht einfach Blabla, sondern wirkliche Gespräche. Butz: Das stimmt! Bisher haben wir uns immer verstanden. Wir hatten noch keinen Krach, gell? Und verprügelt haben wir uns auch nicht … Frau Menton lacht: Nein, nein. Herr Butz: Hier im Altersheim hat es einen schönen Innenhof mit grosSURPRISE 229/10


sen Bäumen. Dort spaziere ich oft hin und her. Wenn ich am einen Ende des Hofes angekommen bin, drehe ich mich ein paar Mal im Kreis. Weil ich weiss: Dort oben wohnt sie. Dann stehe ich da und schaue nach oben. Wenn es Licht hat, bleibe ich länger, denn ich weiss, sie ist daheim. So ist das. Zweimal haben wir uns zugewinkt. Ich bin immer froh, wenn ich bei ihr Licht sehe.

Herr Butz: Nein, es gibt schon einen Unterschied zu früher: Wenn man jung ist, geniesst man den Moment. Wenn man älter wird, überlegt man mehr und denkt an die Zukunft. Für mich gibt es allerdings keine andere Aussicht mehr, als Anna zu treffen und mit ihr zu sprechen. Das ist meine Zukunft. Also natürlich nur, wenn sie das auch will, wenn sie es erlaubt. Wenn sie nicht will, dann natürlich nicht.

Frau Menton: Ja, zweimal haben wir uns zugewinkt. Ich habe eben viel Frau Menton: Du wirst ja bald 100. Besuch und bin deshalb oft beschäftigt. Aber zweimal haben wir uns zugewinkt. «Für mich gibt es keine andere Aussicht Herr Butz: So ist das.

mehr, als Anna

zu treffen. Das ist meine Zukunft.»

Frau Menton: Wir sind schon ein Paar, aber ein loses. Denn ich bin nicht frei: Ich habe eine grosse Familie, viel Besuch und sogar ein Urenkelkind. Ich kann nicht immer aus dem Fenster schauen. Herr Butz: Es ist schön, dass sie eine Urenkelin hat. Aber ja, Anna hat eine grosse Familie und viel zu tun. Trotzdem: Schon zweimal habe ich sie besucht. Wir haben miteinander gesprochen, viel erzählt. Frau Menton: Mit ihm kann man wirklich sehr gut diskutieren. Er ist eben intelligent. Und weiss in vielen Bereichen Bescheid. Herr Butz: Ich bin oft alleine. Dann lese ich Bücher und arbeite. Archäologische Bücher. Gerade lese ich über Sizilien, 1200 vor Christus. Frau Menton: Er liest viel, deshalb kann man auch so gut mit ihm reden.

Herr Butz: Ich bin in einem Alter …! Im Oktober werde ich 100. Ich kann nichts dagegen machen. Herr Butz zuckt mit den Schultern, Frau Menton streicht ihm über den Hinterkopf und sagt: Alexander, dein 100. Geburtstagsfest, das du für Oktober planst: Denkst du oft daran? Herr Butz: Nein, nein. Ich denke nur manchmal darüber nach, wer wohl alles kommt. Der und der und der. Aber mehr denke ich nicht. Sicher ist: Wir gehen ins Restaurant, damit es genügend Platz hat, falls jemand kommt. Frau Menton: Weisst du, ich habe davon geträumt: Du bist mit einer Kutsche auf den Hof gefahren. Zu deinem 100. Geburtstagsfest. Alexander, ich sehe, wie du in einer Kutsche zum Geburtstagsfest vorfährst! ■

BILD: MENA KOST

Herr Butz: Mir gefällt, dass ich bei ihr einen Besuch machen kann! Und dass wir uns alles erzählen können. Das ist eine Voraussetzung, damit man sich versteht. Wenn man sich nicht verstanden fühlt, ist auch keine Verbindung da. Frau Menton: Ausserdem müssen wir viel miteinander lachen. Ja, wir lachen viel. Herr Butz: Wir haben eine ganz einfache Beziehung. Harmlos, lustig. Und schön. Und ich gebe ihr natürlich einen Kuss zur Begrüssung. Das muss man schon machen, das gehört doch dazu! Aber küssen ist ja auch nichts Schlimmes. Im Gegenteil, Zärtlichkeiten sind begrüssenswert, wenn man sie begrüsst … Frau Menton: Sicher! Herr Butz: Ja, ja, wir küssen uns, das schon. Sie ist noch jung und hat deshalb auch ein jüngeres Tempo. Aber ich bin ein alter Knabe … Frau Menton: Ich darf dir ja wohl noch einen Kuss geben! Sagts, beugt sich zu Herrn Butz herüber und drückt ihm einen Kuss auf die Wange. Dann erklärt sie: Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich noch einmal verlieben würde. Obwohl ich sagen muss: Das Thema Liebe ist im Altersheim sehr wichtig. Alle wollen miteinander abmachen. Verabredungen! Die Jungen wissen das zwar nicht, aber in Wirklichkeit sind sie viel braver als die Alten. Das muss man schon sagen. Herr Butz: Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich noch einmal jemanden kennen lernen würde. Aber natürlich kann man sich verlieben! Auch im Alter! Ich hoffe nur, dass es Anna nicht stört. Frau Menton: Es ist noch immer, wie man früher gesagt hat: Verliebt und blind und ein Brett vor dem Kopf. SURPRISE 229/10

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Trennung Schluss, Ende, Aus Die einen machen es unpersönlich per Email, die anderen zoffen sich zuvor noch einmal tüchtig. Fürs richtige Schlussmachen gibt es keine Anleitung. Wie es gemacht wird, hängt von der jeweiligen Paarung ab. Surprise hat die sechs wichtigsten Prototypen, ganz unwissenschaftlich, identifiziert. VON JULIA KONSTANTINIDIS (TEXT) UND KATI RICKENBACH (ILLUSTRATION)

Es sind seltsam seelenlose Orte, an die wir uns ein Leben lang erinnern: Eine Bank, irgendwo. Ein Café, irgendeins. Ein Getränk, irgendwas. Ein Tag, irgendwann. Dann, wenn von der Liebe nichts mehr übrig ist als die Erinnerung, wie es einmal war, und ausgesprochen werden muss, was beide wissen: «Es ist aus.» Dem bitteren Ende geht eine Phase voraus, in der nach Gründen des Scheiterns gesucht wird. Gegenseitige Vorwürfe inklusive dramatischer Szenen oder zermürbender Dis-

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kussionen auf bemüht vernünftigem Niveau sind Möglichkeiten, sich in einem letzten gemeinsamen Aufbäumen gegenseitig einzugestehen, dass man nicht miteinander kann. Konfliktscheuere Schlussmacher entwirren ihr Gefühlschaos ganz für sich alleine oder verlieben sich praktischerweise gleich in jemand neues. Der Schlussgong kommt dann gerne in digitaler Form oder in einer mündlichen Erklärung, an der es nichts mehr zu rütteln gibt. So sehr man es sich wünscht, auch nach dem Ende ist noch nicht Schluss: Die Erde tut sich nicht auf, auf dass man für immer und ewig aus dem liebesfeindlichen Leben verschwinde. Und auch die KrankheiSURPRISE 229/10


ten, Unfälle und Geschwüre, die man dem oder der Ex so sehr an den Hals wünscht, schaffen die Tatsache nicht aus der Welt, dass nichts mehr so ist wie vorher. Die Gedanken drehen im Kopf Ehrenrunde um Ehrenrunde: «Hätte ich es noch mal versuchen sollen, war ich zu ungeduldig, warum habe ich nichts gemerkt, weshalb habe ich mich so und nicht anders verhalten, was hätte ich noch tun können – wo ist die Liebe hin?» Um sich dann eingestehen zu müssen, was man in trauter Zweisamkeit so tapfer verdrängt hat: Liebe ist flüchtig. Mit dieser Gewissheit gehts ans Reinemachen. Briefe, Fotos, Geschenke wandern in Schachteln oder werden Opfer von Flammen. SMS und Mails – alles muss weg, auch die schönsten, die einem die Tränen in die Augen treiben. Vielleicht wird ein allerletzter Abschiedsbrief geschrieben und wieder zerrissen. Vielleicht wird er auch abgeschickt.

Von Freunden und Familienangehörigen lässt man sich versichern, dass die richtige Entscheidung getroffen wurde, obwohl es sich doch so falsch anfühlt. Wie eine Liebe zu Grabe getragen wird und wie lange das dauert, ist so unterschiedlich wie die Paare, denen die Liebe abhandengekommen ist. Immer aber sind es zwei Menschen, die sich in gegenseitigem Wechselspiel den Rest geben. Manchmal schneller, manchmal langsamer müssen sie voneinander und von der Vorstellung ihrer Beziehung Abschied nehmen. Surprise hat sechs Trennungs-Prototypen ausgemacht. In der Realität ist natürlich alles viel komplizierter und nicht immer gehören zwei Liebende demselben Typen an – was die Sache auch nicht einfacher macht. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig.

Die Dramatischen

Die Analysten Die Beziehung an sich wird diskutiert und Probleme gewälzt. Gehts ums Schlussmachen, sind Analysten nicht aufeinander böse, sondern suchen die Schuld für das Beziehungsdesaster bei sich. So kommen sie allerdings nicht weiter und das Paar verharrt in seiner unglücklichen Beziehung, um sie genau zu analysieren. Die Zuversicht, die gegenseitige Zuneigung wieder herbeireden zu können, schwindet mit dem steigenden Honorarbetrag für den Paartherapeuten. Auch im Bekanntenkreis sind die unüberbrückbaren Differenzen ein Dauerbrenner. Häufiger Gedanke unter Freunden: «Also ich würde ja schon lange …» Die definitive Trennung wird gemeinsam beschlossen, nach dem Motto: «Es ist besser so.» Analysten sprechen mögliche emotionale Reaktionen präventiv an und erstellen Verhaltensregeln, damit die Trennung so respektvoll wie möglich abläuft. Typischer Analystenfehler beim Schlussmachen: Scheiden tut weh – immer, auch wenns noch so gut geplant war.

Ein dramatisches Paar führt eine leidenschaftliche Beziehung, die innig, aber auch labil ist. Es gibt häufiger Streit und dann fliegen die Fetzen. Die Trennung erfolgt im Affekt und mit Getöse. Nach einer Zeit des Wundenleckens gibts eine grosse Versöhnung. Doch die nächste Trennung kommt unweigerlich und tränenreich mit dem nächsten dramatischen Streit. Irgendwann ist der Bogen überspannt und beide Partner sind zu verletzt, als dass sie noch einen Versuch unternehmen könnten. In der Folge leiden die dramatischen Ex-Partner noch lange unter der Trennung und lassen das auch Freunde und Familie wissen. Das Umfeld eines dramatischen Paares muss sich beim Liebes-Aus auf verweinte nächtliche Anrufe oder Besuche, exzessive Sauftouren und existenzgefährdendes Frust-Shopping gefasst machen. Orte, an denen die Dramatischen als Paar gemeinsam waren oder die eine bestimmte Bedeutung für sie hatten, sind nun für den gesamten Bekanntenkreis tabu, auch die Erwähnung der oder des Verflossenen ist in Anwesenheit eines dramatischen Ex-Partners eine unverzeihliche Zumutung. Zukunftsaussichten für Dramatische: Das Leiden dauert so lange, bis ein neuer Partner gefunden ist. Vorteil bei dramatisch veranlagten Liebenden: Sie sind schnell zu begeistern und deshalb auch bald wieder offen für etwas Neues. Das alles verzehrende Leiden ist auf Wolke sieben schnell vergessen. Und überhaupt war die Trennung ja sowieso nie ein Problem.

Zukunftsaussichten für Analysten: Den Ex-Partnern fällt es schwer, sich wieder neu zu binden, weil die Verarbeitung der gescheiterten Beziehung – gemäss ihrer Typologie – lange analysiert werden muss und entsprechend viel Zeit in Anspruch nimmt.

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Die Fiesen

Die Schweiger Schweiger leben in unauffälligen Beziehungen. Nach aussen demonstrieren sie Einheit, aber eigentlich wissen beide wenig voneinander. Diskutiert wird nicht und wenn, dann über den neuen Grill oder die neue Bettgarnitur, die man sich zulegen will. Häufigste Antwort der Schweiger auf die Frage nach dem Befinden: «Es muss, es muss.» Die Beziehung hat gut zu funktionieren, auch das muss so sein im Weltbild der Schweiger. Falls doch etwas nicht so ist, wie es sein sollte, wird das mit sich selber ausgemacht. Klassischer Trennungsgrund bei den Schweigern: Einer der beiden verlässt den anderen Knall auf Fall, weil man jemanden kennengelernt hat, «der mich so versteht, wie du mich nie verstanden hast.» Der Auszug aus dem gemeinsamen Heim fällt in dieser Situation nicht schwer, weil das neue Nest schon gemacht ist. Vom alten zum neuen, ob das gut ist? Auch darüber machen sich Schweiger nicht weiter Gedanken: Dass man in einer Beziehung lebt, gehört sich doch einfach so.

Ein Paar mit fieser Veranlagung trennt sich aus trivialen Gründen – der andere hat seine Tasse schon wieder nicht weggeräumt. In Wahrheit lief aber schon einige Zeit vieles schief. Die Problemlösungsstrategie der Fiesen ist auch schon in Zweisamkeit eher hinterhältig: E-Mails des anderen werden heimlich gelesen, Haare an offene Zahnpastatuben geklebt und mit offensiven Fremdflirts die Eifersucht geschürt. Der Hass auf den anderen staut sich auf, die Rachegelüste für erlittenes Unrecht sind enorm. Fiese machen oft und gerne per SMS Schluss – inklusive einer angehängten Teufelchen-Animation oder einem träfen Satz auf dem Internet: «Ich weiss gar nicht, wie ich ohne Dich leben soll. Aber ich will es ab morgen mal versuchen.» Die auf die Trennung folgende Schlammschlacht wird wiederum per SMS oder Mail geschlagen. Für dreckige Spielchen und Intrigen werden Freunde, die sich nach der Trennung klar in zwei Lager teilen, eingespannt.

Zukunftsaussichten für Schweiger: Nach einiger Zeit kommen die Ex-Partner wieder zusammen, weil sie gemerkt haben, dass auch die oder der Neue sie nicht besser versteht – oder aber, da kommt eine dritte Person daher, die alles noch viel besser versteht …

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Zukunftsaussichten für Fiese: Der oder die Neue ist der oder die beste Freund(in) des anderen und man kann die schon seit Längerem dauernde Affäre nun endlich öffentlich machen. Die Neuen ergreifen auch sofort und vehement Partei. Der Kleinkrieg dauert an und spaltet den Freundeskreis in ein Pro- und Contra-Lager, Neutralität gibts nicht. Einzige Möglichkeit, den Schlussstrich wirklich zu ziehen, ist der Wegzug aus dem Quartier oder gar aus der Stadt.

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Die Untröstlichen Eigentlich ist für ein untröstliches Paar der jeweils andere der einzige mögliche Lebenspartner. Das Paar hält sich aneinander fest und tritt nur als Zweierkiste in Erscheinung. Doch die seltsamen Marotten, die sich im Rhythmus dieses Pärchen-Grooves einschleichen, fangen irgendwann an zu nerven: Dass er seine Modelleisenbahn jedem Besucher stundenlang demonstrieren muss, stört sie genauso wie ihn ihre tagelange Auslegeordnung verschiedener Stoffproben, um neue Kleidchen für ihre Puppensammlung zu nähen. Trotzdem kann man weder mit dem, noch ohne den anderen sein. Die Trennung ist die Notbremse kurz vor der gegenseitigen Zermürbung, oft angeregt durch eine Vertrauensperson: der ehemalige Primarlehrer oder die Nachbarin aus dem dritten Stock. Auch nach der Trennung treffen sich die untröstlichen Ex-Partner regelmässig zum Zmittag und sprechen darüber, dass der andere der einzige Wahre ist, «dass es aber halt nicht geht.» Zukunftsaussichten für Untröstliche: Eine beliebte Reaktion untröstlicher Ex-Partner auf die Trennung: Man zieht zurück zu den Eltern und lebt fortan ein Junggesellenleben respektive das Leben einer alten Jungfer. In einer Selbsthilfegruppe für untröstlich Verlassene könnte es sein, dass man auf einen Leidensgenossen triff, dem man noch einmal sein Herz öffnen kann. Der oder die Neue wird allerdings ständig mit dem Ex verglichen und fungiert lediglich als Ersatz für die einzig Wahren.

Die Unbekümmerten

Unbekümmerte Paare führen eine offene, moderne Beziehung. Die Freiheit des anderen ist das höchste Gut, das es als Paar zu bewahren gilt. Oft leben unbekümmerte Paare auch nach Jahren der Zweisamkeit in getrennten Wohnungen, temporäre Trennungen aufgrund von mehrmonatigen Auslandaufenthalten eines Paarteils sind fester Bestandteil in einer solchen Beziehung. Trotzdem reicht der Freiraum manchmal nicht aus: Typischer Grund für die Trennung zweier Unbekümmerter ist das Gefühl des Eingeengt-Seins eines Partners. Die Trennung wird grosszügig und in voller Überzeugung beschlossen und vollzogen: Kein unbekümmert Liebender will selber eingeengt sein, deshalb lässt er seine bessere Hälfte denn auch ziehen. Auf praktischer Ebene ist die Trennung unproblematisch, weil schon während der Zweisamkeit jeder sein eigenes Leben lebte. Beide unbekümmerte Ex-Partner stürzen sich nach der Trennung ins volle Leben. Bevorzugte Zerstreuungen: Abenteuer-Reisen, Snowboard-, Surf- oder Tauchferien, Zweitausbildung zur Yogalehrerin oder zum Kletter-Guide.

Zukunftsaussichten für Unbekümmerte: In einem Meditationskurs oder im Erschöpfungsdelirium auf einem Berggipfel in 6000 Metern Höhe entdecken die unbekümmert Liebenden ihre sensible Seite und gehen für drei Monate nach Nepal in ein buddhistisches Kloster, um die Trennung zu verarbeiten. Danach werden die ExPartner zu besten Freunden und eröffnen wahlweise gemeinsam ein Zentrum für fernöstliche Weisheiten, eine Reiseagentur für Abenteuertrips oder eine Tauchstation in Thailand. ■ SURPRISE 229/10

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BILD: ISTOCKPHOTO

Distanzbeziehungen In weiter Ferne so nah Liebe kennt keine Grenzen. Doch wenn der Partner in einer anderen Zeitzone lebt, stösst manche Beziehung an ihre Grenzen. Zwei Paare erzählen vom Hin und Her der Gefühle. VON YVONNE KUNZ

Morgens um 11.00 stieg sie jeweils in Zürich in den Flieger, eine Embraer der Island Air. Der erste Zwischenstopp erfolgte entweder in Frankfurt oder Kopenhagen. Dort schlürfte sie einen Kaffee, um 13.00 Uhr hob sie ab in Richtung Reykjavik, wo sie um etwa 15.00 eintraf. Dann wartete sie auf Flug F1615 nach New York, der um 17.00 startete. Das Bodenpersonal begrüsste sie schon wie eine alte Bekannte. Zwei Stunden Aufenthalt. Dann noch sechs Stunden Flug. Bis es losging, besuchte sie ihren Lieblingsbarmann im Kaffitàar. Manchmal hatte sie aber mehr Lust auf eines der legendären Lachsbrötchen des Café Europe gleich am Gate. In zwei Jahren 15 Mal. 15 Mal war sie in der Transitzone in Reykjavik. Nicht einmal hat sie die Stadt gesehen. Die Germanistikstudentin Emilia, heute 38, war auch keine Touristin im eigentlichen Sinn; ihre Destination war kein Ort, sondern ein Mensch. Ihren

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Freund Roger, zehn Jahre älter als sie, hat sie an einem Konzert in Basel kennen gelernt – als er über Weihnachten seine Familie in der Schweiz besuchte. Ansonsten lebte er im Big Apple, wo er für einen grossen Rückversicherer arbeitete. Die grossen globalen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte und die damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitsformen, die Mobilität und neuen Informationstechnologien haben nicht nur die wirtschaftlichen Dimensionen des menschlichen Daseins verändert, sondern auch dessen Intimstes: das Liebesleben. Gründe für die Distanz-Liebe gibt es immer zahlreicher. Viele treffen ihre grosse Liebe heutzutage online und das Internet ist bekanntlich world wide. Andere ziehen für einen Traumjob auf die andere Seite des Erdballs – oder zumindest nach Mailand, Berlin oder Paris. Dann gibt es noch die, die in den Ferien ihrem Traummann begegnen, dessen einziger Makel ist, dass er in Stockholm lebt und sie selbst in Zürich. SURPRISE 229/10


Der Grund für Emilias umständliche Reiserei waren die Kosten, die sie sich mit Roger fifty-fifty teilte. Die Route über Island war die günstigste – aber strapaziös. 16 Stunden war sie jedes Mal unterwegs, von Tür zu Tür, von Bett zu Bett. Wie eine Schlafwandlerin sei sie in diesen Jahren durch die Weltgeschichte gegondelt, «ein zwei Jahre währender Jetlag», sagt sie lachend. Gelohnt hat es sich dennoch. Die Fernbeziehung war eine ihrer glücklichsten und aufregendsten. Das Kribbeln, die Vorfreude, das Wiedersehen, die Leidenschaft, die Abschiedsszenen, ein Reigen der Emotionen. «Für anhängliche, eifersüchtige Mimosen ist das sicher nichts. Die Beziehung muss robust und die Menschen, die sie leben, müssen unabhängig und eigenwillig sein.» Für die selbsternannte «Drama-Queen» eignete sich diese Beziehungsform bestens – auch der Umstand, dass Unstimmigkeiten nicht von Angesicht zu Angesicht gelöst werden konnten, störte sie nicht. «Das muss man aushalten können und zuversichtlich sein, dass es schon wieder gut kommt.» Dafür muss man sich auch nicht jeden Tag sehen, wenn man einander sowieso gerade auf den Sack geht. Ohne Einfallsreichtum und nicht unerheblichen Aufwand ist der Ofen bei Fernbeziehungen noch schneller aus als bei manchen Nahliebenden. Bereits steht ein ganzes Regal mit Ratgeberliteratur bereit, um der zunehmenden Zahl der mobil Liebenden mit Tipps zur Seite zu stehen. Übereinstimmend weisen sie auf die Wichtigkeit hin, eine Fernbeziehung schneller zu definieren als eine lokale Verbindung – was hüben wie drüben ein heikler Moment sein kann. «Wir machten einen Witz daraus», berichtet Emilia. Reist man nämlich mehrfach in die USA ein, werden die Autoritäten neugierig und die Fragen zahlreicher. In ihrem Fall wollten sie schneller Bescheid wissen als das Paar selbst. Was sollte sie nun bei «Typ der Verbindung» notieren: «Liebhaber», «Affäre», «Freund»?

Eine Beziehung auf Distanz wirft viele Fragen und Probleme auf. Spricht man sie nicht an, entfalten sie viel schneller eine verheerende Wirkung als in Nahbeziehungen – obgleich sie sich prinzipiell nicht unterscheiden: Wird man sich treu bleiben? Lebt man sich auseinander? Wie gestaltet man die gemeinsame Zeit? Wie gestaltet man die Zeit, in der man getrennt ist? Beide Paare in diesem Text waren sich während ihrer Distanzbeziehungen – zwei und sechs Jahre – nicht treu, aber auf unterschiedliche Weise. Man hatte sich in beiden Fällen darauf geeinigt, sich nicht hoch

Mario blieb zurück. Alles war wie sonst, bloss sie, sie war nicht da.

Herzschmerz beim Zeitungen bündeln Generell schwerer tun sich Paare, die eine bestehende Beziehung aufgrund beruflicher Veränderungen in eine Distanz-Liebe umwandeln müssen. Nach zwei Jahren als Paar zog Marios Freundin Carola (38 und 42) nach Budapest, wo die Designerin einen Lehrauftrag an einer Kunstschule annahm. Während es für Carola eine spannende Zeit der Veränderung war, sie eine neue Stadt kennen lernte, jeden Tag neue Leute traf, blieb Mario zurück im «alten» Leben, alles war wie sonst, bloss sie, sie war nicht da. «Ich bemerkte erst, wie sehr unsere Leben sich miteinander verknüpft hatten, als sie weg war». Das begann schon bei der Zeitungslektüre am Morgen, die er bald einstellte. Als sie da war, tauschten sie sich über das Neueste aus, lachten oder staunten zusammen, verfluchten oder feierten das aktuelle Weltgeschehen. «Es klingt blöd, aber jedes Mal, wenn ich die ungelesenen Zeitungen bündelte und auf die Strasse stellte, tat das total weh.» Sie besuchten sich abwechselnd. Sie bemerkten kleinere und grössere Veränderungen beim anderen. So fiel Carola etwa auf, dass ihr Freund sich immer stärker zurückzog und den einsamen Wolf gab. Ein Partylöwe sei er nie gewesen, nun aber verweigerte er Gesellschaft geradezu. «Wenn wir zusammen waren, wollte er schon gar nicht mehr aus dem Haus, er wollte nur noch mich, das genügte ihm vollends», erzählt sie. Sie aber hat ihn viel lieber durch die ganze Stadt geführt, ihm ihre neuen Freunde vorgestellt. Und wenn sie in der Schweiz war, wollte sie all ihre Leute sehen. «Er war nicht der Einzige, den ich vermisste.» Mario kam schlecht damit zurecht, fühlte sich übergangen. Sie fanden oft den Faden zueinander nicht mehr und trennten sich sogar zeitweise. «Mein Fehler war, dass ich dachte, wir müssten in der Zeit zusammen alles nachholen, was wir verpasst hatten während der Zeit ohne einander», sagt er rückblickend. «Und das ist unmöglich.» SURPRISE 229/10

und heilig Keuschheit zu versprechen. Gelegenheiten zum Fremdgehen boten sich schnell. Carola: «Ich war während der ersten zwei Jahre heftig in einen meiner Kollegen verliebt und er in mich. Ich blieb aber aus irgendeinem komischen Pflichtbewusstsein heraus treu, zumindest körperlich. Als Mario mir dann zwei One-Night-Stands beichtete, fühlte ich mich paradoxerweise viel schuldiger, weil ich mich emotional auf etwas eingelassen hatte und er nur körperlich. «Bescheuert, aber wahr.» Kniefall in Budapest Emilia und Roger konnten sich gar nicht auseinander leben, weil sie sich gar nie richtig mit einander gelebt hatten. «Unsere Beziehung war wie ein fiktiver Ort», meint Emilia, «ein Paralleluniversum.» Keiner stellte sich gross auf den anderen ein, beide lebten ihr Leben wie gehabt weiter. «Nicht, dass wir rumgevögelt hätten, aber das eine oder andere Abenteuer gab es auf beiden Seiten.» Allerdings hatten sie Stillschweigen darüber vereinbart, es sei denn, man hätte sich verliebt. Die Kardinalfrage einer Distanzbeziehung schlechthin stellt sich über kurz oder lang: Wer zieht zu wem? Es ist auch die Entscheidung, an der die meisten Fernbeziehungen scheitern. «Sobald sich diese Frage stellt, und sie hat sich bei uns gestellt, merkt man, ob die Beziehung eine Spielerei ist oder ernst.» Emilia konnte sich nicht dazu durchringen, nach New York zu ziehen, für Roger kam eine Rückkehr in die Schweiz nicht infrage. Ihre Beziehung franste aus. Rückblickend meint Emilia: «Es war wie eine Sucht. Am Anfang konnte ich nicht genug kriegen, es gab nichts Besseres. Irgendwann kickte es aber nicht mehr, sondern bekam diese merkwürdige Schalheit.» Einmal wollten sie sich eigentlich noch in Paris sehen – und Emilia ging einfach nicht hin. Er schrieb ihr eine Postkarte: «Wie ich sehe, verdrückst du dich. Alles Gute.» Dramatischer endete die Fernbeziehung von Carola und Mario. Eines Tages kreuzte er unangemeldet bei ihr in Budapest auf. Mit Blumen, Ring und Kniefall. Über eine halbe Stunde habe sein Heiratsantrag gedauert, erinnert sich Carola. Er könne so nicht weitermachen, er wolle wieder Zeitung lesen am Morgen mit ihr, sich wieder über ihr Chaos in der Küche ärgern, wieder spontan etwas unternehmen können. Er liebe sie, sie solle nach Hause kommen. Carola erhörte ihn. Seit vier Jahren führen sie eine glückliche Ehe. Die Zeit ohne einander, davon sind beide überzeugt, hat ihrer Beziehung sehr gut getan. ■

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Liebesspiel «Um Zungenküsse reisse ich mich nicht» Liebe vorzugaukeln ist nicht einfach. Weder im richtigen Leben noch auf der Bühne. Ein Gespräch mit der Basler Schauspielerin Charlotte Heinimann über Mittel und Wege, das Publikum von der innigen Verliebtheit der Protagonisten zu überzeugen. VON MICHAEL GASSER (INTERVIEW) UND LUCIAN HUNZIKER (BILDER)

Charlotte Heinimann, gibt es Schlimmeres, als eine Liebesszene spielen zu müssen? Schlimmer ist, wenn bei einer Produktion die Chemie nicht stimmt. Selbst die beste Rolle macht keine Freude, wenn man sich mit dem Regisseur oder den Kolleginnen und Kollegen nicht versteht. Das kann ganz schrecklich werden und ziemlich traurig stimmen. Man weiss, die ganze Sache hätte so toll werden können, aber es gelingt einfach nicht. Wie gerne spielen Sie denn Liebesszenen? Genauso gerne wie andere Szenen auch. «Romeo und Julia» gilt für viele ja als das Liebesstück par excellence, auch für Schauspielerinnen und Schauspieler. Wollten Sie früher auch unbedingt mal die Julia geben? Einmal habe ich die Julia gespielt, zumindest ein ganz klein wenig. In einem Stück namens «Shakespeares sämtliche Werke – leicht gekürzt». Da war ich aber schon viel zu alt für die Julia. Meine Wunschrollen waren nie die Julia oder Goethes Gretchen. Schon als Kind waren Prinzessinnen nie mein Ding, die böse Hexe faszinierte mich weit mehr. Eigentlich habe ich schon immer zu den «komischen Alten» tendiert. Oder zu den grossen tragischen Rollen.

Luki Frieden, legte grosse Sorgfalt an den Tag. Das zeigte sich etwa daran, dass die Szene nicht gleich zu Beginn der Dreharbeiten aufgenommen wurde, sondern erst, als man mit der Crew und den Kollegen vertraut war. Von den rund 20 Filmleuten waren dann nur die anwesend, die wirklich nötig waren, alle anderen mussten raus. Das ganze Drumherum war sehr liebevoll. Was war der beste Tipp, den Sie in Sachen Liebesszene jemals bekommen haben? Glaub dir selbst! Eine Liebesszene muss einfach überzeugen. So wie jede andere Szene auch. Meine Einstellung bleibt immer dieselbe: Ich nehme die Sache ernst. Egal, ob ich nun einen Wutanfall oder eine Kussszene spiele. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten gespielten Kuss? Jessas, das weiss ich nun wirklich nicht mehr. Werden Liebesszenen mit den Jahren zum Klacks? Beim Schauspielern darf nie etwas zum Klacks werden. Jede Szene soll eine Herausforderung bleiben. Natürlich, wenn man seinen Bühnenoder Filmpartner bereits kennt, dann ist das Spielen zuweilen schon einfacher. Und woran denken Sie, wenn Sie eine Liebesszene spielen? In solchen Momenten habe ich meine Denkhilfen. Ich rufe Erinnerungen ab, mit deren Hilfe ich mich in die gewünschte Stimmung versetze. In diesem Fall löst sie dann das Gefühl der Verliebtheit in mir aus. Es

Sie haben eine Schauspielausbildung genossen. Stand da auch auf dem Programm, wie man sich auf der Bühne oder vor der Kamera richtig küsst? Früher hat man sich nicht direkt auf den Mund geküsst, sondern knapp daneben. Doch «Die Bettszene mit dem Nachbarsjungen machte mir Angst. seither hat sich einiges verändert, unsere GeMein Partner war 17 und ich über 40.» sellschaft oder unsere Moralvorstellungen. Wenn sich zwei auf der Bühne oder öffentlich küssen, geht heute nicht mehr gleich das Gerücht um, die hätten etwas kann auch sein, dass ich mir dabei gewisse Farben, Gerüche oder Ummiteinander … Um Zungenküsse auf der Bühne reisse ich mich aber gebungen vorstelle. So baut sich ein inneres Fantasiebild auf. Es bleibt nicht. Vor allem, wenn ich mein Gegenüber nicht sonderlich appetitlich aber stets bei einer professionellen Distanz zu meinem Partner, selbst finde. wenn das im Idealfall nach Liebe ausschaut. Das ist auch gut so. Wie wichtig ist denn der Regisseur für eine Liebesszene? Ganz wichtig. Vor allem auch bei Szenen, die im Bett landen. Da ist das Vertrauen zum Regisseur enorm wichtig, denn da ist man ja im wahrsten Sinne des Wortes nackt. Nicht, dass ich da über besonders viel Erfahrung verfügen würde. Vor gut zehn Jahren hatte ich im Film «November» eine Bettszene mit einem ganz jungen Mann. Der Regisseur, SURPRISE 229/10

Haben Sie sich beim Spielen einer Liebesszene schon mal verliebt? Ja. (lacht) Gehen Sie heute eine Liebesszene anders an als vor 25 Jahren? Sicher, ich spiele heute alles anders als vor 25 Jahren. Inzwischen habe ich einen Rucksack an Erfahrungen. Vielleicht gehe ich ein wenig

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ernsthafter an die Sache heran, nicht zuletzt, weil ich mit zunehmendem Alter mit mir selber kritischer geworden bin. Und anspruchvoller, und dadurch auch nicht mehr ganz so unverfroren selbstsicher, wie man das als junger Mensch manchmal ist. Haben Sie zur Vorbereitung jemals Kussszenen aus der Filmgeschichte studiert? Ich schaue mir schon an, wie andere das machen, klar. Meine liebste Liebesszene bleibt wohl der «Schau mir in die Augen, Kleines»-Dialog aus «Casablanca» mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. Ärgern Sie sich, wenn Sie eine miserabel gespielte Kuss- oder Liebesszene sehen? Und wie, da werde ich regelrecht sauer.

wo ich älter bin, wollen scheinbar alle Bettszenen mit mir. Früher, als ich noch knackig und frisch war, wurde ich nie dafür angefragt. Wo ziehen Sie denn Ihre Liebesszenen-Grenze? Absagen würde ich, wenn ich partout nicht nachvollziehen könnte, weshalb es eine Bettszene braucht. Oder wenn ich das Gefühl hätte, dass ich die Szene nicht bringen kann. Ganz einfach, weil ich nicht aussehe wie ein Sexmodel. Ich würde nie sagen, ich spiele prinzipiell nicht nackt. Doch es braucht schon Mut, ich habe ja durchaus meine Hemmungen. Liebesrollen werden meist mit jungen Schauspielerinnen besetzt. Ärgert Sie das? Ärgern nicht. Ich finde es ein bisschen schade, dass Liebe im etwas reiferen Alter nur selten gezeigt wird.

Welches ist aus Ihrer Sicht Ihre bislang überzeugendste Liebesszene? «Wir schenkten einem Kollegen Seife, doch er wollte nicht In «November». In dem Film habe ich eine Lottogewinnerin gespielt, deren Leben wegen merken, was wir andeuten wollten.» des Geldsegens wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Dann verliebt sich auch noch der 18-jährige Nachbarsjunge in sie und die beiden gehen miteinander Für einen Partner ist es sicher nicht ganz einfach, zuzuschauen, ins Bett. Vor der Szene hatte ich Angst, mein Partner war ja wirklich wie seine Lebensgefährtin einen anderen küsst. Gabs jemals Eifererst 17 und ich bereits über 40. Das fand ich heikel. Ich glaube, die Szesüchteleien? ne ist uns aber trotz allem nicht schlecht gelungen. Und meine LieGott sei Dank nicht. Aber ich weiss, dass das immer wieder vorkommt. besszene im Hunkeler-Krimi «Tod einer Ärztin» ist, so glaube ich, ebenMitunter höre ich schon mal von einem Kollegen, dass ihm die Freunfalls ganz schön geworden … din verboten hat, sich auf der Bühne auszuziehen. Bespricht man sich eigentlich mit seinem Gegenüber, bevor man zur Sache geht? Auf jeden Fall. Eine Liebesszene wird ja eben nicht gleich zu Beginn geprobt. Das gibt einem Zeit, sein Gegenüber kennenzulernen und gemeinsame Erfahrungen zu machen. Dadurch ergibt sich vieles.

Gibt es eine Liebesrolle, die Sie noch unbedingt spielen möchten? Es gibt noch ganz viele Rollen, die ich gerne spielen würde, aber eigentlich ist immer grade die Rolle, die ich im Moment spiele, meine Lieblingsrolle. ■

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Liebesszenen auf der Bühne und solchen vor der Kamera? Eine Filmkamera ist viel näher an den Gesichtern der Protagonisten, daher wirkt alles viel brutaler. Die kleinste Grimasse kann im Film schrecklich wirken, auf der Bühne hingegen könnte sie untergehen. Im Theater sind eher die grossen Gesten gefragt und im Film muss manches überhaupt nicht mit dem Körper ausgedrückt werden, da reicht bisweilen schon der Gedanke. Wo fällt Ihnen die Liebesszene einfacher? Kann ich nicht sagen. Auf der Bühne ist man meist geschützter. Man hat den eigenen Raum, die Bühne eben. Das Stück hat seinen klaren Ablauf. Für den sind die Schauspieler bei der Vorstellung mitverantwortlich. Beim Film läuft die Geschichte selten am Stück ab, alles passiert in Schnipseln. Vieles ist unmittelbarer, was dazu führt, dass man verletzlicher ist. Mussten Sie sich auch schon überwinden, einen Ihrer Schauspielkollegen zu küssen? Natürlich. Einmal schenkten wir einem Kollegen gar ein Stück Seife, doch er wollte einfach nicht merken, was wir damit andeuten wollten. Haben Sie schon mal eine Rolle abgelehnt, weil Ihnen eine Liebesszene zu unpassend oder zu gewagt schien? Bisher nicht. Wenn ich ein Drehbuch lese, bei dem mir die Liebesszenen – wie bei «Tod einer Ärztin» – durch ihre Häufigkeit auffallen, dann spreche ich als Erstes mit dem Regisseur. Nicht um abzusagen, sondern um von ihm zu hören, wie er sich das Ganze denn vorstellt. Als ich die Bettszene im Drehbuch zu «November» las, musste ich lachen. Jetzt,

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Zur Person Charlotte Heinimann (*1956) liess sich am Studio für Musik und Theater Basel sowie am Theaterhaus in Berlin zur Schauspielerin ausbilden. Die gelernte Kindergärtnerin ist häufig Gast an verschiedenen Schweizer Theatern. Nicht zuletzt kennt man sie für ihre Rolle der Jacky Ewald in der Sitcom «Café Bâle» (2000-2005). Derzeit ist die Baslerin unterwegs mit dem Liederabend «MS Goodbye – eine musikalische Abschiedsreise». Und sie dreht den vierten Hunkeler-Krimi «Silberkiesel», in dem sie die Lebenspartnerin des Kommissärs, dargestellt von Mathias Gnädinger, spielt. SURPRISE 229/10


Liebe im Film «Make me feel better!» Im Kino gibt es selten gelungene Sexszenen. Mal zu kitschig, mal pornografisch – meist sind sie schlichtweg langweilig. Ein herausragendes Gegenbeispiel ist der Geschlechtsakt in «Monster’s Ball» von Marc Forster. Eine Liebeserklärung an eine Liebesszene.

Das lange verbale Vorspiel auf dem Sofa lässt die Spannung steigen – Leticia redet viel und emotional, bis zum Tränenausbruch; Hank versucht hilflos, sie zu trösten, bis Leticia endlich ein «Make me feel better!» entfährt und sie fordernd ihre Brust entblösst … Liebesszenen im Film sind eine schwierige Angelegenheit. Sie fordern das ganze Talent eines Regisseurs, und die Schauspieler müssen einen der intimsten Momente für ein Publikum inszenieren. Viele Filmstars wollen ausserdem ihre Blösse nicht zeigen, sei es, um ihre Privatsphäre zu wahren oder um mit einer besseren Figur als der eigenen dazustehen. Von männlichen Schauspielern ist generell selten Aufregendes zu sehen. Viele Mainstreamfilme – allen voran «männliche» Genres wie Actionstreifen – nehmen die Perspektive eines männlichen, heterosexuellen Zuschauers ein, der in einer Liebesszene gern freie Sicht auf die Frau hat und sich dabei mit dem Mann identifiziert. Die Identifikation mit den Figuren ist im Kino enorm wichtig, um mit den Figuren in ihrer vom Film aufgebauten Welt mitzufiebern. Gelingt dies, wird eine erlösende Sexszene umso spannender. Aber leider oft enttäuschend. Denn abgesehen von Erotikfilmen, die zu wenig Geschichte und zu viel Geschlechtsverkehr zeigen, setzen die allermeisten Liebesszenen ganz auf die Gefühle mittels der Identifikation mit den Figuren und hoffen auf Wirkung, ohne nackte Haut zu zeigen – das führt zu Kitsch und Langeweile, weil immer gleich: Küssen, Leintuchrascheln, gemütliches Kuscheln danach. Ganz anders im Film «Monster’s Ball» von Marc Forster. Die Stimmung ist nach wenigen Filmminuten gesetzt: Ein Ventilator dreht sich zur Filmmusik durch eine schwüle Nacht in den Südstaaten. Schlaflos liegt Hank im Bett, später fährt er im Auto durch die Nacht. Der Todestrakt eines Gefängnisses; Rassismus, Machismo, Gewalt und Tod bilden den Nährboden für die Geschichte. Der weisse Hank Grotowski (gespielt von Billy Bob Thornton) verrichtet gewissenhaft seine Arbeit als Henker. Sein Sohn Sonny, der in die Fussstapfen seines Vaters und Grossvaters treten soll, bricht vor seiner ersten Exekution zusammen, erntet dafür den geballten Hass seines Vaters und nimmt sich darauf selber das Leben. Die schwarze Leticia Musgrove (Halle Berry, die für diese Rolle den Oscar erhielt) ist die Witwe des Mannes, der auf dem elektrischen Stuhl sterben musste. In finanziellen Nöten, steht sie kurz vor dem Rauswurf aus ihrem Haus. Des Leides nicht genug, wird Leticias übergewichtiger Sohn Tyrell, den sie mit verzweifelter Härte behandelt, auf dem nächtlichen Heimweg überfahren. Hank wird die beiden von der Strasse ins Spital fahren. «Make me feel good!», fordert Leticia erneut lautstark. Kurz darauf kniet sie nackt vor dem Sofa und Hank dringt, zuerst etwas grob, von hinten in sie ein. Sie dreht sich ab und schaut ihn verunsichert und vorwurfsvoll an … SURPRISE 229/10

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VON JENNY BILLETER

Das Glacé danach: Halle Berry und Billy Bob Thornton.

Diese Körperstellung, in der die Frau dem Mann ergeben scheint, erinnert unangenehm an eine frühere Szene im Film zwischen Sonny und seiner (sowie Hanks) Stammprostituierten, in der nur Not und Einsamkeit vermittelt wird. Dann dreht sich Leticia um, der Vogel im Käfig ihres Wohnzimmers flattert auf. Leticia und Hank sind nun auf Augenhöhe, die Leidenschaft kann sich entfalten, sie liefern sich aus, ihr Liebesakt wird intensiver. Beide sind körperlich anziehend, in ihren Charakteren aber äusserst ambivalent. Hank ist eigentlich der Böse, versucht sich aber zu ändern. Beide haben ihr Kind verloren, das sie nicht gut genug behandelt haben. Sie leiden unter Schuldgefühlen. Man bewundert und verachtet sie zugleich in ihrem alle Konventionen umstossenden, guttuenden, ja reinigenden Akt. Sie klammern sich aneinander und bieten so vielschichtige Projektionsflächen, dass das Publikum nicht mehr weiss, mit wem es mitfühlt, bei wem es ist. Wirkungsvoll ist auch die rohe Ästhetik der Darstellung. Ohne Musik, die das Keuchen überlagert, ohne Laken, die den Akt verbergen. Nur der Couchtisch und die Körper selbst verdecken genau genug. Die Szene lässt die anhaltende Hochspannung dieses Liebesaktes spüren – im Herz und zwischen den Beinen. Und immer lauert die Gefahr, die der brisanten Konstellation entspringt. Dementsprechend ernüchternd muss das Erwachen sein, der Weg zum Happy End ist noch weit. ■

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Kulturtipps

Die Liebe – sie verleitet zu Handlungen, die im Normalzustand undenkbar wären.

Buch Crazy Love Die Liebe ist eine besondere Form des Wahnsinns, attestiert der Autor Sven Görtz dem höchsten der Gefühle – doch genau die Art von Wahnsinn, die unsere verrückte Welt dringend nötig hat. VON CHRISTOPHER ZIMMER

Die Liebe verändert uns, macht neugierig, offen und wach. Für Romantiker ist sie eine Himmelsmacht, für Evolutionsbiologen eine Hormonexplosion zur Optimierung des Genpools. Sie kommt heimlich auf leisen Sohlen oder schlägt ein wie der Blitz – und schreibt die verrückteste aller Geschichten: Zwei Fremde treffen aufeinander … und können nicht mehr voneinander lassen, weil aus Zufall Schicksal wird. Nun drängen sich um diesen immerwährenden Reigen von Suchen und Finden Gurus, Klempner und Ratgeber zuhauf. Doch davon unbeeindruckt, hat der Autor, Sänger, literarische Kabarettist und erfolgreiche Hörbuchsprecher Sven Görtz ein Buch über die Liebe geschrieben. Gibt es doch, weil diese flatterhaft ist und erklärungsresistent, keine abschliessenden Antworten in Liebesfragen, so bleibt die Liebe ein allzeit unergründliches und lohnendes Beobachtungsobjekt. Und genau dies tut Görtz: beobachten, sammeln, notieren. Dabei schöpft er aus zwei Quellen: aus dem vollen Leben – und aus der Literatur. Von dort also, wo die Liebe sich zu sprichwörtlichen Figuren wie Romeo und Julia, Carmen, Werther oder Don Juan verdichtet hat, allen Liebenden und Getriebenen zum Exempel. Kurzweilig hält Görtz Umschau, liefert anschauliche und treffende Beispiele, jongliert mit manch liebgewordenem Klischee und bietet, versehen mit einer gehörigen Portion gesundem Menschenverstand und reichlich Bodenhaftung, einen Kunstführer der besonderen Art: der Liebeskunst. Darin schreibt dieser belesene Alltagsphilosoph über die Boulevardpresse und ihren zum Kitsch verkommenen Klatsch. Er denkt über die Schönheit und das gewisse Etwas nach, über das Zuviel oder Zuwenig an Leidenschaft. Und er spricht die – im Kino meist ausgeblendete – Zeit nach dem Happy End an – Ehe, Zank und den täglichen Kleinkrieg. Um dann plötzlich den Ton zu wechseln und eine Lanze für die gleichgeschlechtliche Liebe zu brechen, klar Stellung zu beziehen gegen alle selbsternannten Sittenwächter, die naturwidrig nennen, was natürlicher nicht sein könnte. So ist dieses Buch ein witzig-ernstes Lesevergnügen – nicht nur für Frisch-, Interims- und Dauerverliebte.

Was weiss Chris über Jenjiras Verschwinden?

DVD Liebe, die nicht sein darf Tippt man Liebe, Love oder Amour bei Filmdatenbanken ein, spucken die endlose Listen aus. Die meisten Treffen handeln kaum wirklich von Liebe. Eine Ausnahme ist «This Is Love». VON PRIMO MAZZONI

Der Titel von Matthias Glasners jüngstem Werk, «This Is Love», verspricht nicht gerade wenig. Und wer seinen preisgekrönten Film «Der freie Wille» (2006) kennt, erwartet kaum Gesäusel über Schmetterlinge im Bauch. Da wurde man mit einem Mann konfrontiert, der seine Sexualität nur in der Gewalt ausleben konnte – in einer unheimlichen Tour de Force gespielt von Jürgen Vogel. Zusammen mit ihm als Produzenten, und diesmal in einer Nebenrolle, taucht Glasner in «This Is Love» nun in weitere Untiefen der Liebe. Da ist die Kommissarin Maggie (Corinna Harfouch), deren Mann vor 16 Jahren verschwunden ist. Ratlos und einsam trinkt sie öfter etwas viel, um sich ein wenig Fröhlichkeit zu bewahren. Bei einem Verhör trifft sie auf Chris (Jens Albinus), der in Vietnam Mädchen aus der Prostitution befreit, um sie an adoptionswillige Eltern zu verkaufen. So bringt er auch die zehnjährige Jenjira (Lisa Nguyen) mit, die plötzlich verschwindet. Chris scheint mehr darüber zu wissen, doch schweigt er beharrlich. Erst als Maggie ihre Geschichte und das unerhörte Geheimnis hinter dem Verschwinden ihres Mannes auf den Tisch legt, bricht auch er sein Schweigen. Von Liebe, die nicht sein darf, und tiefen Verletzungen – davon erzählt dieser Film schonungslos. Glasner geht mit grossen Ambitionen an Inhalt wie an Gestaltung heran und scheitert dabei zum Teil. In seltener Ehrlichkeit berichtet er im Bonusmaterial der DVD von den ursprünglichen Intentionen und was davon im fertigen Film übrig geblieben ist. Doch genau dies entspricht der Art und Weise, wie sich Glasner und seine durchwegs grossartigen Darsteller an das Thema heranwagen. Kein angenehmer Film. Doch erfrischend anders. This Is Love. Deutsch mit englischen Untertiteln. Erschienen bei Arthaus. Auch als Blu-ray erhältlich. www.thisislove.kinowelt.de

Sven Görtz: Liebe ist eine besondere Form der Geisteskrankheit. Verlag 2010. CHF 22.90.

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Mike Patton besingt für einmal die Liebe auf Italienisch.

Musik Balsam für die Sehnsucht Mike Patton kennt keine Berührungsängste. Mit Faith No More spielt er harten Rock, nun besucht er die Schweiz mit Streichorchester und italienischen Schlagern aus den 60er-Jahren. VON JANINE KERN

Wer sich nach ein wenig Italianità sehnt, den Sommer aber zu Hause verbringen muss, kann aufatmen: Bei Mike Pattons Programm «Mondo Cane» am Luzerner Blueballs Festival kommen Romantikerinnen und heimliche Latin Lovers voll auf ihre Rechnung. Der amerikanische Sänger und Frontmann der Rockband Faith No More singt italienische Canzoni der 50er- und 60er-Jahre, begleitet von einem 30-köpfigen Orchester, vollendet im weissen Anzug mit Klunkerring, Gigolo-Oberlippenbart und nach hinten gegelten Haaren. Das erinnert ein wenig an den wunderbar schmalzigen Paul Anka, der die Liebe schon vor 45 Jahren auf Italienisch besang. Nur dass Patton dies akzentfrei tut und über ein gewaltiges stimmliches Repertoire verfügt, in dem er sich vollkommen frei und lustvoll bewegt. Er singt mal leidenschaftlich, mal ganz leise, er schnurrt und knurrt, seufzt und schreit zwischendurch in alter Hardrock-Manier. Mike Patton experimentiert seit über zwei Jahrzehnten mit Klängen und sucht nach immer neuen Facetten seiner Stimme. Grenzen kennt er dabei keine. Dass er ein gutes Gespür für ergreifende Balladen hat, bewies er schon mit Faith No More oder auf dem Album «Peeping Tom», auf dem er unter anderem mit Bebel Gilberto oder Norah Jones zusammenarbeitete. Ansonsten macht er gerne richtig Lärm. Er lieh Filmmonstern oder Bösewichten in Videogames seine Stimme, tourte mit verschiedenen Bands wie Fantômas und Tomahawk und komponierte die Musik zum Film «Crank 2: High Voltage» – nichts für schwache Gemüter. Seit drei Jahren tritt Patton nun mit den italienischen Schlagern auf – das totale Kontrastprogramm. In diesem Frühling hat er eine CD mit elf Liedern herausgegeben. Am 29. Juli ist Mike Pattons «Mondo Cane» erstmals in der Schweiz zu sehen. Herzklopfen, Leidenschaft und lange «ore d’amore» sind garantiert.

01

Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

02

Kaiser Software GmbH, Bern

03

Responsability Social Investments AG, Zürich

04

chefs on fire GmbH, Basel

05

Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten

06

Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

07

VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

08

Scherrer & Partner GmbH, Basel

09

TYDAC AG, Bern

10

KIBAG Strassen- und Tiefbau

11

OTTO’S AG, Sursee

12

Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

13

Canoo Engineering AG, Basel

14

Lehner + Tomaselli AG, Zunzgen

15

fast4meter, storytelling, Bern

16

Brother (Schweiz) AG, Baden

17

Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

18

IBZ Industrie AG, Adliswil

19

Zeix AG, Zürich

20

Zürcher Kantonalbank, Zürich

21

Axpo Holding AG, Zürich

22

Experfina AG, Basel

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AnyWeb AG, Zürich

24

muttutgut.ch, Lenzburg

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Mobilesalad AG, Bern

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag! Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

«Mike Pattons Mondo Cane» am Blueballs Festival Luzern, 29. Juli 2010, 20 Uhr. CD: Mike Patton: «Mondo Cane», Ipecac/Irascible.

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Ausgehtipps

Traumort Kino: Der kleine Toto im Vorführraum.

Bern Grosses Gefühlskino Zeitreise: Auf dem Römerpfad zum Legionärsbrei.

Windisch AG Wie die alten Römer Wie wärs mit einer Zeitreise in den Sommerferien? Wo einst 6000 Legionäre die Grenze des römischen Imperiums bewachten, können heute Familien selber Römer werden. Im Legionslager von Vindonissa war Rom vor 2000 Jahren so präsent wie nirgends sonst auf dem Gebiet der heutigen Schweiz – und ist es seit gut einem Jahr von neuem. Der Legionärspfad in Windisch ist ein spielerischer Rundgang zu Originalschauplätzen des römischen Heeresalltags: Unterkunft, Badehaus, Latrine, Offiziersküche, Wasserleitung, Lagertor, … Ausgerüstet mit einem Römerpass, Spielkarten und Spielplan, Audioguide und Legionärsrucksack folgen die Legionäre den Bodenmarkierungen zu den archäologischen Ruinen, hören unterwegs Gespräche, die zu römischer Zeit stattgefunden haben könnten, und lösen dabei das Rätsel von Gott Neptun. Wer es noch authentischer mag, kann als geführte Gruppe in der originalgetreu nachgebauten Legionärsunterkunft übernachten und auf dem Feuer Puls, den nahrhaften Legionärsbrei, zubereiten. (phg)

Von der Liebe zum Kino erzählt der 1989 gedrehte Film «Cinema Paradiso». Die Geschichte fängt im Sizilien der 40er-Jahre an. Toto ist damals noch ein kleiner Junge, der dem Filmvorführer Alfredo bei seiner Arbeit im Provinzkino hilft. Der väterliche Freund öffnet dem Jungen das Herz für die Welt der bewegten Bilder. Als junger Erwachsener beschliesst Toto nach Rom zu gehen, um dort seiner Leidenschaft für das Filmen nachzugehen. Dafür lässt er sogar seine erste grosse Liebe Elena zurück … Jahrzehnte später kehrt der nun erfolgreiche Regisseur anlässlich Alfredos Beerdigung in seine Heimat zurück und erinnert sich an seine Anfänge. Regisseur Giuseppe Tornatore gelang eine berührende Hommage an das Kino und natürlich huldigt er in jedem seiner atmosphärischen Bilder der Italianità mit romantischen Kulissen, schönen Frauen und dramatischen Szenen. (juk) «Cinema Paradiso», 30./31. Juli und 8./9. August, jeweils 21.30 Uhr, Cinématte, Bern.

Legionärspfad in Windisch bei Brugg/AG, Rundgang: ca. 21/2 Std., bis 31. Oktober,

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www.legionaerspfad.ch

Stadt und Land Alte Liebe

Anzeige:

Frauen, erinnert euch an eine grosse Liebe aus eurer Kindheit und lasst sie wieder auferstehen: Ihr müsst zu dritt sein und noch fit genug, um bis auf Kniehöhe hüpfen zu können. Schnappt euch zwei alte Freundinnen aus Jugendtagen und beschafft euch, was ihr so lange vermisst habt: einen Gummitwist. Los gehts in den Park oder auf den Hinterhof. Zwei von euch stellen sich mit dem Gummi um die Knöchel gegenüber, so dass er gut gespannt ist. Die dritte macht sich schon ein bisschen warm und fängt dann mit dem ersten Schritt des «Zähnerli» an. Schwelgt einen unbeschwerten Nachmittag lang in euren Jugenderinnerungen, als das Leben noch unkompliziert und die Liebe noch einfach war. (juk) Gummitwist, bei Tageslicht zu spielen, auf Gras oder Spiel mit Gummi – für Kinder und Erwachsene.

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Asphalt, in der Stadt oder auf dem Land. SURPRISE 229/10


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Kultur, Geschichte und die schönsten Eichen der Nordwestschweiz auf Schloss Wildstein.

Klangmaler mit subtilen Schattierungen: John Parish (links).

Zürich/Alterswil Der Meister aus dem Hintergrund Was haben PJ Harvey, Giant Sand, die Eels, 16 Horsepower und die Magicrays gemeinsam? Mit all diesen Bands (und noch vielen mehr) hat John Parish als Komponist, Produzent und Musiker gearbeitet. Der 50-jährige Engländer zählt zu den zentralen Figuren der internationalen Indie-Szene – und zu den unauffälligsten. Denn statt sich im Scheinwerferlicht zu sonnen, werkelt der Mann lieber im Hintergrund an Songs und Sounds. Stilistisch ist er so vielseitig wie es seine Referenzen vermuten lassen, und doch hat der Mann eine eigene Handschrift, die seine Soloalben oder auch die PJ-Harvey-Kollaboration «A Woman A Man Walked By» prägt: Seine Stücke sind auf tendenziell traditionellen Fundamenten gebaut, vorhersehbar oder gar plakativ geraten sie aber nie. Stattdessen sucht der Multiinstrumentalist nach Zwischentönen, Schattierungen und Seitenstrassen, die vertraute Klänge in neue Zusammenhänge transportieren. Gemeinsam mit seiner multinationalen Band musiziert John Parish für Kenner und Geniesser: subtil, seltsam und schön. (ash) 21. Juli, 19.30 Uhr, Rote Fabrik, Zürich; 22. Juli, 20 Uhr, Stonehill Festival, Alterswil FR.

Bubendorf BL Schäferstündchen im Eichenhain Schloss Wildenstein ist die einzige komplett erhaltene – und bis vor kurzem noch bewohnte – Höhenburg des Kantons Baselland. Die ersten Gebäuteteile stammen aus dem 13. Jahrhundert; das Schloss wurde aber bis ins frühe 20. Jahrhundert immer wieder um- und ausgebaut. Basler Patrizierfamilien haben sich hier über Jahrhunderte verwirklicht. Sie bauten, was gerade en vogue war: Einen kleinen englischen Park, der die freie Natur nachahmt, oder einen streng geometrischen französischen Garten mit Springbrunnen. Einmalig schön und heute selten ist der Eichenhain um die Schlossanlage, der ursprünglich als Viehweide genutzt wurde. Die knorrigen Bäume sind über 500 Jahre alt und wirken so gelassen und mächtig wie die Baumbärte in «Herr der Ringe». Heute ist der Eichenhain von Schloss Wildenstein ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung. Auf dem Schloss finden kulturelle Veranstaltungen statt, und jedes erste Wochenende im Monat ist das Schlossbeizli im Hof offen. (jake) Spaziergang zum Schloss Wildenstein: Ab Bubendorf (BL) in 30 Minuten zu erreichen. www.schlossbeizli-wildenstein.ch

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— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — SURPRISE 229/10

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VerkäuferInnen Mein Traumpartner BILD: ZVG

AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN, JULIA KONSTANTINIDIS UND RETO ASCHWANDEN

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Res Ammann Meine Traumfrau stelle ich mir blond vor, mit blauen Augen, guter Figur, lustig, fröhlich, aufgestellt und interessant. Zudem sollte sie auch gerne auf Reisen gehen, bescheiden sein und AC/DC mögen! Aber ich muss sagen, ich suche gar nicht. Mir ist wohl alleine. Ich brauche meine Freiheit und gehe sehr gerne meinen eigenen Weg.

BILD: DOMINIK LABHARDT, BASEL

Kurt Brügger Ich hatte schon einmal eine Traumpartnerin, mit 18. Sie hatte lange gewellte braune Haare, stammte aus einer guten Familie. Ihr Vater besass eine Fluggesellschaft, so kamen wir ziemlich in der Welt herum. Sie war meine erste grosse Liebe und meine Traumfrau in einem. Sie war die ideale Person, hübsch, gute Ausstrahlung, lieblich, fein. Ich war verliebt bis über beide Ohren. Meine Vorstellung wie meine Traumpartnerin sein sollte, ist heute immer noch dieselbe wie damals: Offenheit, Ehrlichkeit und Sauberkeit sind mir neben der äusseren Erscheinung bei einer Partnerin wichtig.

Cristina Choudary Mir geht es am besten, wenn ich allein bin. Der Traummann wäre deshalb einer, mit dem man eine lockere, freundschaftliche Beziehung hat. Zu zweit ist alles komplizierter, speziell unter Randständigen, da hat jeder seine eigenen Macken. Das führt dazu, dass man sich zu zweit mit Problemen rumschlägt, die man allein gar nicht hätte. Deshalb hätte ich am liebsten jemanden, mit dem ich es gelegentlich schön haben kann und dann verzieht sich jeder wieder in sein Schneckenhaus.

Marlies Dietiker Mein Traummann ist unternehmungslustig und unternimmt mit mir meine Traumreise: in der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking! Sein Aussehen ist mir egal, Freude am Reisen sollte er aber haben. Früher, als ledige Krankenschwester, bin ich viel gereist, nach Holland, Frankreich, Spanien, Italien, Südafrika … Nach der Heirat fehlten das Geld und die Zeit dazu. Heute bin ich verwitwet und etwas eigenbrötlerisch und muss sagen, ein guter Reisegefährte würde mir als Traummann genügen.

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Tesfagabir Ghebreab Ich denke, man kann sich seine Traumfrau vorstellen, ihr Aussehen, ihr Benehmen, ihre Intelligenz, ihre Liebenswürdigkeit und so weiter. Aber in der Realität wird man nie alles finden in einer Person. Was für mich aber ganz klar ist: Die «Software», das Herz, kommt vor der «Hardware»!

Alok Fechner Die Traumfrau? Die gibt es eben nur im Traum! Und in meinen Träumen gibt es mehrere. Eine alleine gibt es nicht. Manchmal habe ich Tagträume, manchmal Nachtträume. Heute Morgen habe ich, glaube ich, von Naomi Campbell geträumt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass sie im Mai Geburtstag hat und dass die Venus eine wichtige Rolle spielt in ihrem Horoskop, das sagt doch schon viel, oder? ■

SURPRISE 229/10


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte ber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise-Sozialarbeiterinnen betreut, individuell begleitet und gezielt gefördert. Dazu gehört auch, dass sie von Surprise nach bestandener Probezeit einen ordentlichen Arbeitsvertrag erhalten. Mit der festen Anstellung übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Starverkäufer BILD: ZVG

Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich sel-

Als Götti oder Gotte ermöglichen Sie einer Strassenverkäuferin oder einem -verkäufer eine betreute Anstellung bei Surprise und damit die Chance zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

Jela Veraguth Zürich

Wolfgang Kreibich Basel

Tatjana Georgievska Basel

Andreas Ammann Bern

Elisabeth Angstmann aus Oberwil BL nominiert Bob Ekoeri Koulekpato als Starverkäufer: «Dieser junge Mann, der Surprise in der Nähe des Marktplatzes beim Basler Rathaus verkauft, ist stets äusserst freundlich und grüsst die vorbeieilenden Leute mit einem Lächeln. Neulich hatte ich einen kleinen Schwatz mit ihm, deshalb weiss ich, dass ihm sein Heimatland Togo fehlt. Auf diesem Weg wünsche ich ihm alles Gute.»

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Peter Gamma, Basel Peter Hässig, Basel Marika Jonuzi, Basel Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Kurt Brügger, Basel Marlis Dietiker, Olten

Anja Uehlinger, Baden René Senn, Zürich Fatima Keranovic, Baselland Jovanka Rogger, Zürich Marlise Haas, Basel

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welchen Verkäufer Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41+61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 8000 Franken

1/2 Jahr: 4000 Franken

1/4 Jahr: 2000 Franken

Vorname, Name

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Datum, Unterschrift

1 Monat: 700 Franken

229/10 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 229/10

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel, www.strassenmagazin.ch Geschäftsführung T +41 61 564 90 63 Fred Lauener, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Öffnungszeiten Sekretariat Mo–Do 9–12 Uhr, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70 Fred Lauener (Leitung), Reto Aschwanden, Julia Konstantinidis, Mena Kost, Thomas Oehler (Sekretariat) redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Jenny Billeter, Michael Gasser, Barbara Hofmann, Lucian Hunziker, Janine Kern, Yvonne Kunz, Primo Mazzoni, Isabel Mosimann, Stephan Pörtner, Kati Rickenbach, Milena Schärer, Isabella Seemann, Ursula Sprecher & Andi Cortellini, Rémy Steinegger, Priska Wenger, Christopher Zimmer Korrektorat Alexander Jungo Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90 anzeigen@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Marketing T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer Vertrieb T +41 61 564 90 81 Smadah Lévy (Leitung) Vertrieb Zürich T +41 44 242 72 11 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, Mobile +41 79 636 46 12 r.bommer@strassenmagazin.ch Vertrieb Bern T +41 31 332 53 93 Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, Mobile +41 79 389 78 02 a.maurer@strassenmagazin.ch Betreuung und Förderung T +41 61 564 90 51 Rita Erni Chor/Kultur T +41 61 564 90 40 Paloma Selma Strassensport T +41 61 564 90 10 Lavinia Biert Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Carlo Knöpfel Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 229/10


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