So wie damals Im Bann der 40er-Jahre Rituale: Neue Formen für alte Bedürfnisse
Allgegenwärtige Diskriminierung – warum in uns allen ein Rassist steckt
Nr. 236 | 22. Oktober bis 4. November 2010 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.
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10 Lebensstil Flucht nach hinten Ihre Einstiegsdroge ist oft die Musik, doch dann kommen sie nicht mehr los vom Lebensgefühl der Dreissiger- und Vierzigerjahre. In der Schweiz leben heute ungefähr drei Dutzend Menschen das Leben wie vor 70 Jahren. Komfortable Erfindungen wie Fertiggerichte oder Klimaanlagen haben darin keinen Platz, Werte wie Bescheidenheit und Solidarität hingegen schon.
14 Sargkunst Margeriten für die letzte Reise BILD: ANNETTE BOUTELLIER
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Inhalt Editorial Eingeschliffenes Leserbriefe Auf eigenen Bahnen Basteln für eine bessere Welt Solarwärme für die Finger Aufgelesen Tödliche Sünden Zugerichtet Ungeschliffen Mit scharf! Diskriminierung per Stimmzettel Erwin … und das Ritual Porträt Furchtlos hinter der Kamera Rituale Jenseits des Profanen Le mot noir Auf Wohnungssuche Kino Hollywood ruft Carlos Leal Kulturtipps Gelöste Bremsen Ausgehtipps Eine Frau, die alle kennen Verkäuferporträt «Ich wollte einfach nur frei sein» Projekt Surplus Chance für alle! Starverkäufer In eigener Sache Impressum INSP
BILD: ESTHER MICHEL
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Der Tod muss nicht nur dunkel sein. Die bunt bemalten Särge von Alice Hofer können dem Verlust eines geliebten Menschen etwas von der Schwere nehmen. In ihrem Atelier im Berner Oberland finden Angehörige Trost und manch einer schon lange vor seinem Ableben das Möbel für die letzte Ruhestätte.
BILD: DETLEV SCHILKE
16 Diskriminierung «Angst ist nur eine mögliche Ursache» Bettler, Behinderte, Ausländer oder Schwule: Die Liste der Menschengruppen, die in ihrem Alltag Diskriminierungen ausgesetzt sind, liesse sich noch weiter verlängern. Der Jurist Tarek Naguib untersucht die rechtlichen Aspekte von Diskriminierungen. Bei seiner Arbeit wälzt er aber nicht nur Gesetzbücher, sondern blickt auch tief in die Volksseele hinein. Ein Gespräch über Ängste und die Wirkung von Gesetzen.
Titelbild: Esther Michel SURPRISE 236/10
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BILD: PABLO WÜNSCH BLANCO
Leserbriefe «Der Artikel über die Asylpolitik ist voll von Halbwahrheiten und Arroganz.»
JULIA KONSTANTINIDIS, REDAKTORIN
Editorial Eingeschliffenes Was ist es bei Ihnen? Das Gutenacht-Gebet, die Zigi auf dem Balkon oder die fünf Tibeter vor der Morgendusche? Mehr oder weniger unbewusst bauen wir Rituale in unseren Alltag ein. Sie helfen dabei, in den Tag zu starten, am Abend von der Hektik des Tages runterzukommen, oder markieren einfach den Beginn einer Sache, die uns wichtig ist, zum Beispiel eine Mahlzeit. Von jeher werden auch wichtige Lebensabschnitte – Geburt, Volljährigkeit, Heirat, Tod – mit Ritualen begangen. Oft stehen sehr alte oder religiöse Traditionen dahinter, die für manche Zeitgenossen nicht mehr vertretbar sind. Deshalb suchen sie immer öfter nach Alternativen. Reto Aschwanden über die Wandlung von Ritualen ab Seite 19. Stirbt ein lieber Mensch, gibt das Beerdigungsritual Betroffenen Halt in der Trauerzeit, in der so vieles verloren scheint. Aber muss dabei immer alles schwarz und dunkel sein? Nein, findet Alice Hofer und gestaltet farbige Särge. Unsere Autorin Isabel Mosimann hat sie in ihrem Atelier besucht. Lesen Sie ab Seite 14. Eingeschliffen wie manches Ritual ist auch so manches Vorurteil, und wir diskriminieren Menschen manchmal, ohne dass wir es merken. Tarek Naguib schaut jedoch ganz genau hin und untersucht die Auswirkungen von Diskriminierungen auf die rechtlichen Aspekte unserer Gesellschaft. Lesen Sie das Interview, das Amir Ali mit dem Juristen führte, ab Seite 16. Menschen, die nicht regelkonform leben, sehen sich auch immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Markus Föhn untersucht ab Seite 10, wie Anhänger der 40er-Jahre in der heutigen Zeit leben. Machen Sie sich selber ein Bild davon, ob die Personen aus dem Text tatsächlich so rückwärtsgewandt sind, wie ihnen von Otto-Normalbürgern oft unterstellt wird.
Nr. 234: «Ausnahmetalente – Künstler mit einer Behinderung etablieren sich» Schrullig-schön Im Artikel «Begabt und behindert» wurde die wunderbare Hora-Band nicht erwähnt. Dabei vertont und verdichtet sie schon seit sechs Jahren schön schrullige Eigenkompositionen. Und ihr Debütalbum «So schön wie nie» durchstöbert musikalisch wie textlich ihre ganz eigenen (Sternen-)Bahnen. Jürg Ambühl, Zürich
Nr. 233: «Die Fremdmacher» Volksgeist Der Artikel «Die Fremdmacher» über die Grenzen der Fremdenfeindlichkeit hat mich absolut empört. Der Artikel ist voll von Halbwahrheiten und Arroganz. Ich gehe davon aus, dass es sich beim Journalisten um einen Berufsmann handelt, der weder die Kriegszeiten und deren Volksgeist persönlich erlebt hat, noch mit Zeitzeugen sich intensiv auseinander gesetzt hat. Bergier kann noch so viel zitiert werden – seine zahlreichen Fehlaussagen werden dadurch nicht stimmiger. Weiter zieht der Journalist gedankenlos über die SVP und Blocher her, ohne aber auf die echten Probleme der Schweiz hinzuweisen. Otto Gerber, Wädenswil
Wir wünschen eine gute Lektüre, herzlich Julia Konstantinidis
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ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS
2 cm
7 cm
Zeichnen Sie die Form auf Aluminiumfolie und
Kleben Sie die Form mit Klebeband
schneiden Sie sie aus.
zu einem Trichter zusammen.
Stülpen Sie die Trichter über Ihre Finger.
Die Sonnenstrahlen werden von der silbernen Fläche reflektiert und auf den Finger «geworfen». Ihre Finger erhalten eine Zusatzportion Wärme.
Basteln für eine bessere Welt Die Temperaturen sind schon wieder empfindlich kühl. Die Zeit der klammen Finger hat uns eingeholt. Doch vergessen Sie Handschuhe als Wärmespender, wir wissen etwas Besseres: An jeden Finger einen Fingerwärmer und ab in die Herbstsonne. So originell haben Sie noch nie für warme Hände gesorgt. SURPRISE 236/10
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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.
Verdeckte Obdachlosigkeit Hamburg. Obdachlosigkeit bei Frauen ist oft unsichtbar. Die Betroffenen kommen bei Freunden und Bekannten unter – oder im Bett irgendeines Mannes. So müssen sie zwar nicht auf der Strasse schlafen, leben aber in ständiger Abhängigkeit und Unsicherheit. «Viele Frauen tun fast alles, um die Fassade eines normalen Lebens – auch vor sich selbst – zu wahren», sagt die Leiterin einer FrauenÜbernachtungsstelle. Geschichten von Frauen ohne Wohnung seien deshalb Geschichten von Ausbeutung, Scham und Einsamkeit.
Kopftuch, Turban und Perücke Nürnberg. Die Soziologin Meral Akkent (61) hat bereits vor 20 Jahren zum Thema Kopftuch und Burka geforscht. Heute sagt sie: «In den 1970er-Jahren galt das Kopftuch als Symbol der Rückständigkeit. Seit dem 11. September wird das Kopftuch gerne als Vorbote «islamistischen Terrors» gesehen. Und es wurde zum Symbol für die Unterdrückung der Frau. Allerdings fordert niemand, man müsse die afrikanischen Frauen von ihrem Turban oder jüdische Frauen von ihrer Perücke befreien.»
Todsünden Kiel. Ein kürzlich veröffentlichter «Atlas der 7 Todsünden» zeigt: Besonders geizig sind die Hamburger, denn in der Hansestadt ist die Einkommensschere am grössten. München ist mit 29 Schönheitschirurgen auf eine Million Einwohner unbestritten die Metropole des Hochmuts. Sündenhauptstadt des Zorns ist Berlin mit fast 13000 Körperverletzungen pro Million Einwohner und Jahr. Und Neid ist in Bremen am weitesten verbreitet: 5 300 Einbrüche werden dort pro Jahr auf eine Million Einwohner registriert.
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Zugerichtet Scherereien Beni B.* ist ein cleverer Kerl, im April wurde er 50 und darf auf eine bewegte Biografie zurückblicken. Von Letzterem zeugen auch seine mit weiblichen Vornamen und barbusigen Frauen tätowierten Unterarme. Aufgewachsen ist er «mal hier, mal dort». Schule? «Praktisch keine.» Zukunftspläne? «Nichts Grosses.» Damals trat Beni entschieden redegewandter auf. Er rief wahllos bei kleineren und grösseren Unternehmen, Ämtern und sozialen Einrichtungen an und verlangte in geschäftlichem Ton nach dem Chef. Wenn es hiess, dieser sei auf Geschäftsreise oder in den Ferien, erzählte er, er habe vom Boss den Auftrag erhalten, die Papiermesser und Aktenvernichter zu schleifen. Eine halbe Stunde später stand er auf der Matte, reparierte die Geräte, liess sich zwischen 1500 bis 3500 Franken bar auf die Hand auszahlen und machte sich vom Acker. Manchmal täuschte er die Arbeit auch nur vor, mal verschickte er einfach auf gut Glück ein paar Rechnungen. Der Zahlungsbereitschaft seiner Kunden half er mit ungesetzlichen Mitteln nach, indem er Unterschriften fälschte. Allein bei einem grossen Unternehmen kassierte er so 54 000 Franken, alles in allem waren es mehrere hunderttausend Franken im Laufe von zehn Jahren. Obwohl ihm seine Tätigkeit in der Scherenschleifer-Branche ein Leben auf grossem Fuss ermöglichte, selbst ein dicker Mercedes lag drin, dockte er auch noch beim Sozialamt an, das ihm 181 501 Franken und 20 Rappen auszahlte, die Bildungsdirektion stattete seinen Sohn zudem mit 40 000 Franken Stipen-
diengeldern aus. Dem Betrag nach ist es ein gröberer Fall von Sozialhilfebetrug. Vielmehr aber ist der Prozess am Bezirksgericht Zürich ein Lehrstück darüber, wie in Zeiten der Gier auch kleine Leute das schnelle Geld suchen. Auch von Mentalitätsunterschieden ist in diesem Prozess viel die Rede. «Herr B. ist vom Volk der Fahrenden», sagt sein amtlicher Verteidiger. «Sie haben eine andere Kultur.» Dass der Mann wirklich ein Jenischer ist, tut wohl nichts zur Sache. Denn auch bei Jenischen ist Betrug und Gewalt kein Kulturgut. Und um Körperverletzung geht es beim nächsten Punkt der Anklageschrift. Ein Betreibungsbeamter, mit Zahlungsbefehl in der Hand, klopfte zu einem ungünstigen Zeitpunkt an Benis Türe. Dieser hatte nach einer Freinacht noch immer ein paar Alkoholpromille intus und begrüsste den unerwünschten Besucher mit einem Faustschlag ins Gesicht. «Ich war dumm» – das ist das Eingeständnis, zu dem Beni B. bereit ist. Bleibt noch das Strafmass zu klären. Wenn man seinen Mandanten bestrafe, gibt sein Anwalt zu bedenken, bestrafe man damit nur seine Familie und zerstöre das Leben seiner Frau und seiner Kinder. Am Ende hat Beni B. noch einmal Glück gehabt. Das Gericht setzt eine Bestrafung von 24 Monaten Gefängnis fest, auf eine Probezeit von fünf Jahren. Die 14 Tage für eine vorherige Strafe muss er allerdings absitzen. Der Richter erhofft sich eine gewisse «Lebensberatung» davon. «Es dünkt uns lehrreich, dass Sie ein bisschen Gefängnisluft schnuppern.» * Persönliche Angaben geändert.
ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 236/10
Ausschaffungsinitiative Der Stimmzettel als Frustventil Der Abstimmungskampf zur Ausschaffungsinitiative der SVP vergiftet das Klima zwischen Schweizern und Ausländern. So weit, so bekannt. Nun aber machen Bundesrat und Parlament mit dem Gegenvorschlag Fremdenfeindlichkeit mehrheitsfähig. VON RETO ASCHWANDEN
«Wir alle diskriminieren im Alltag, aber oft sind wir uns dessen nicht bewusst.» Das sagt der Jurist und Diskriminierungsexperte Tarek Naguib im Interview weiter hinten in diesem Heft. Auf der persönlichen Ebene ist das moralisch fragwürdig, gesellschaftlich aber nicht allzu gravierend. Nicht jeder Mensch ist einem sympathisch, und unter zivilisierten Zeitgenossen kann man sich zur Not aus dem Weg gehen. Heikel wird es, wenn ganze Gruppen an den Pranger gestellt werden: Albaner sind IV-Betrüger, Türken Raser und Nigerianer Kokaindealer. Gegen derartige Feindbilder helfen nur Hauruck-Methoden, wie sie die Ausschaffungsinitiative der SVP verlangt: Ausländer, die gegen Schweizer Recht verstossen, werden aus dem Land geworfen. Vor wenigen Jahren noch wäre eine solche Initiative für ungültig erklärt worden. Zweierlei Recht für Schweizer und Ausländer – das verstösst gegen das Prinzip, wonach vor dem Gesetz alle gleich sind. Doch die Mitteparteien und Teile der Linken scheuten die Konsequenzen: Die SVP hätte einmal mehr auf die Classe politique schimpfen und sich als Bewahrerin des Volkswillens aufspielen können. Deshalb liegt nun neben der Initiative auch ein Gegenvorschlag auf dem Tisch, der inhaltlich dasselbe will, aber immerhin mit unserer Verfassung und internationalem Recht vereinbar sein soll. Und für die Gutmeinenden, die bei einem Ja das schlechte Gewissen plagt, umfasst der Gegenvorschlag auch einen Integrationsartikel, der den «Zusammenhalt der einheimischen und der ausländischen Bevölkerung» zum Ziel hat. Klingt gut, verpflichtet aber zu gar nichts.
ERWIN
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… und das Ritual
Einst war Fremdenfeindlichkeit nur rechts aussen salonfähig. Heute ist sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen, verkörpert in der Person von Eveline Widmer-Schlumpf. Nach ihrer Wahl wurde sie zur Schweizerin der Jahres gekürt, weil sie sich getraut hatte gegen Blocher anzutreten. Inhaltlich aber politisiert die Bundesrätin Arm in Arm mir ihrem Vorgänger. In ihrer Amtszeit wurden Asyl- und Ausländerrecht weiter verschärft. Auch wenn die Blochergetreuen gegen sie hetzen, nüchtern betrachtet garantiert Widmer-Schlumpf Mehrheiten für die SVP-Politik. Es gibt mehr als genug Probleme in diesem Land: Die Bevölkerung ist verunsichert von der Finanzkrise und der angeblich steigenden Kriminalität und Gewalt. Der Bundesrat gilt auch nach der Neubesetzung als schwach und zerstritten. Doch statt die realen Herausforderungen anzugehen, startet man lieber ein Ablenkungsmanöver und geht auf die Ausländer los. Das Prinzip Sündenbock, es funktioniert seit alters her. Die Abstimmung über die Ausschaffungsinitiative dient als Frustventil. Probleme löst sie keine. ■
VON THEISS@INFAM
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Porträt Die Augen des Krieges Krisen, Krieg und Katastrophen: Für seine präzisen Berichte und lebensnahen Reportagen aus dem Nahen und Mittleren Osten geht Gianluca Grossi auch persönliche Risiken ein. VON ISABELLA SEEMANN (TEXT) UND ANDREA GANZ (BILD)
Dann lag er also im Zelt in der trostlosen Wüste der Provinz Paktia, hart an der afghanisch-pakistanischen Grenze. Die vorgeschobene Operationsbasis war bis auf neun Mann verlassen, denn die Einheit der Marines war auf dem Rückweg in einen Hinterhalt der Taliban geraten. Zu sehen waren die Gotteskrieger nicht, aber die Angst vor ihnen war im Camp spürbar. In dieser Nacht würde es leicht einzunehmen sein. Der Wind pfiff über die Ebene und Gianluca Grossis Herz pochte heftig. Ein Wächter des US-Stützpunktes hatte ihm ein Maschinengewehr in die Hand gedrückt und gefragt, ob er bereit sei zu kämpfen. Er müsse sich in dieser Nacht selbst verteidigen können. «Das wars dann wohl, hab ich mir gedacht.» Der 43-jährige Tessiner Journalist zündet nach der zweiten Zigarette gleich die dritte an und erzählt ohne grosse Gesten weiter: «Es war die längste Nacht meines Lebens.» Auch wenn man ein Risiko einkalkuliere, so seien Situationen an der Front doch gnadenlos zufällig und bar jeder Anerkennung der Regeln menschlichen Zusammenlebens. Selbst eine Akkreditierung als «eingebetteter» Journalist vermöge einen Kriegsberichterstatter nicht zu schützen. Nur der eigene Instinkt, die eigene Erfahrung und das Glück können retten. Todesmutig, voyeuristisch, kaltblütig, idealistisch – Kriegsberichterstatter sind mit allerlei Mythen behaftet. Einerseits weil sie gesellschaftliche Vorstellungen prägen und unsere Bilder vom Krieg formen, andererseits weil die Frage der Motivation viel Raum für Deuteleien lässt: Was treibt Kriegsreporter wie Gianluca Grossi an? «In erster Linie journalistische Neugier. Aber auch Leidenschaft und Berufung. Ich will verstehen und vermitteln, was auf der Welt passiert. Dafür begebe ich mich ins Zentrum des Geschehens.» Vor acht Jahren hat Gianluca Grossi seine feste Anstellung als Journalist beim Tessiner Fernsehen RSI gekündigt, eine Ausbildung als Kameramann durchlaufen und sich in Jerusalem – die zweite Intifada war in vollem Gange – mit seiner Fernsehproduktionsgesellschaft Weast Productions selbstständig gemacht. «Eine krisensichere Region – vom Standpunkt eines frei arbeitenden Journalisten aus gesehen.» Denn der Konflikte sind im Nahen und Mittleren Osten viele, ein Ende ist nicht abzusehen und Berichte und Bilder von der Front sind heissbegehrt. Im Auftrag von BBC, RAI 3, TVE, FRANCE 3, ZDF und den Schweizer Fernsehsendern reist er von Beirut aus, wo er sich mittlerweile niedergelassen hat, in Kriegs-, Krisen- und Katastrophengebiete, nach Bagdad und nach Kabul, zu den Georgiern oder den Palästinensern, nach Kurdistan und in den Südlibanon. Für seine präzisen Berichte und lebensnahen Reportagen aus dem Nahen und Mittleren Osten im Schweizer Radio und Fernsehen italienischer Sprache RSI erhielt er die Auszeichnung zum Journalisten des Jahres 2009. «Selbst in unmenschlichen Situationen arbeitet er feinfühlig menschliche Schicksale heraus», begründete die Jury ihren Entscheid.
Grossi misstraute immer schon den naheliegenden Antworten und hält bis heute nicht viel von Leuten, die mit grosser Geste die Welt erklären, ohne jemals irgendwo in der Fremde gefroren oder sich gefürchtet zu haben. Vielleicht liegt diese Weltsicht an seiner Herkunft. Er kommt aus Bellinzona. Sein Vater ist der bekannte Tessiner Publizist Plinio Grossi. Wie es «wirklich war», wird Gianluca Grossi oft gefragt, wenn er in seiner Heimatstadt alte Bekannte trifft. Warum er so mutig sei. Und wie man so ein Leben aushalte. Solche Fragen machen ihn stets verlegen. «Ich mache das nicht, um den Helden zu spielen», sagt er – und reicht die Heldenrolle weiter. An seine Fahrer und Übersetzer, an all jene Einheimischen, ohne die es keine Kriegsberichte gäbe und die ohne Rückflugticket und ohne pralles Spesenkonto arbeiten. Er sei, sagt er, ein bisschen demütiger geworden in letzter Zeit. Doch er wird weiterhin hinausfahren in die Welt, denn er wüsste nicht, was er sonst tun sollte. Er dreht in gottverlassenen Dörfern, zerbombten Häuserzeilen, vermüllten Flüchtlingslagern. Denn so schauen eben jene Orte aus, an denen das abstrakte Wort «Krieg» auf lebendige Menschen trifft. Wenn eine Granate ein Loch in die Wohnzimmerwand über dem Sofa gerissen hat, wenn der palästinensische Feuerwehrmann nicht mehr aufstehen kann, weil ihm eine Granate das Bein abgerissen hat, wenn die Mutter ihre toten Söhne beweint, wenn man die Kinder im Keller versteckt, weil man nicht weiss, ob die nächsten, die an die Tür hämmern werden, Freunde oder Feinde sind. Gianluca Grossi braucht für solche Geschichten nicht viele Sätze. Eigenschaftsworte sind überflüssig, Verben manchmal auch. Er lässt die Bilder erzählen. Seine Bilder reden zu Millionen von Fernsehzuschauern, sie schaffen Meinungen, sie lösen Reaktionen aus. «Bilder haben eine enorme Kraft, von ihnen geht eine unkontrollierbare Energie aus.» Ginge es nach Grossi, würde er seine Bilder nahezu wortlos in den Nachrichten zeigen lassen: «Worte fesseln und erdrücken die Bilder». Dabei liebt er Worte, Literatur, Lyrik. Nach dem Studium der Allgemeinen
«Das wars dann wohl, hab ich mir gedacht.»
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und Vergleichenden Literaturwissenschaft an den Universitäten von Zürich, Frankfurt am Main und Rom doktorierte er über Paul Celan und Giuseppe Ungaretti. Dennoch sagt er: «Worte lenken den Zuschauer ab. Von ihnen geht die grösste Gefahr der Manipulation aus.» Freilich gehört die Beeinflussung der Öffentlichkeit längst zur Strategie aller Konfliktparteien – darüber macht er sich keine Illusionen. «Alle Seiten versuchen ständig, mich sowie auch andere Kollegen zu manipulieren.» Auch die Opfer wissen um die Macht der Medien – und sie wissen ebenso um deren Bedürfnisse. Eine gute Geschichte gegen öffentliche Aufmerksamkeit, mit Hoffnung auf Hilfe. Natürlich müsse man alle Manipulatoren im Auge behalten. «Man muss sich vor ihnen hüten, und man muss zuweilen auch mit ihnen arbeiten.» Der Kampf mit Lügnern gehört zur journalistischen Arbeit dazu, gerade im Krieg. ■
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Lebensstil Schöne alte Welt
Ein Leben ohne Mikrowelle und Internet? Im Jahr 2010 für die meisten Menschen hierzulande völlig unvorstellbar. Dennoch: Es gibt Leute, die pfeifen auf iPhone und trendige Klamotten. Und leben lieber wie in den Dreissiger- und Vierzigerjahren. VON MARKUS FÖHN (TEXT) UND ESTHER MICHEL (BILDER)
Ein Film könnte so beginnen, ein alter Schinken in Schwarz-Weiss. Durchs Fenster brennt die Sonne, brennt auf den Stapel von «Ringiers Unterhaltungs-Blättern», brennt auf die klapprige Urania-Schreibmaschine, es ist Sommer 1949. Aus den Lautsprechern in der Ecke scheppert Evelyn Künnekes neuer Gassenhauer «Barbara, komm mit mir nach Afrika». Hinter der Schreibmaschine sitzt Mario Waser, braungebrannt und drahtig, in Unterhemd und grober Überhose. Der Waser. Zurück nach dreieinhalb Jahren auf See. Dreimal hat er als Schiffskellner die Erde umrundet, und jetzt ist er wieder da, hat einen Körper voller Tätowierungen mitgebracht und einen Kopf voller Geschichten. Ein Film könnte so beginnen, doch das ist kein Kino hier. Das ist Vitznau im Jahr 2010, unten glitzert der Vierwaldstättersee und Mario Waser steht von der Schreibmaschine auf und sagt: «Doch, ich hätte gerne in den Vierzigerjahren gelebt.»
Stilecht ist auch Waser selbst. Seine Kleider sucht er sich in Brockenhäusern zusammen oder lässt sie sich schneidern, nach Schnittmustern aus den Dreissiger- und Vierzigerjahren. Die Haare schneidet ihm ein 70-jähriger pensionierter Coiffeurmeister, der den Fassonschnitt mit dem stufenlos ausrasierten Nacken noch bestens beherrscht. Hat er Lust auf Musik, legt er sich eine Platte der Boswell Sisters auf, oder
«Plötzlich war ich in den Dreissiger- und Vierzigerjahren. Beim Swing.»
Ein Dasein ohne Fertigsauce Mario Waser ist 41 Jahre alt. Andere Männer in seinem Alter kurven mit Offroadern oder Familienkutschen herum und bewohnen Lofts oder Einfamilienhäuser, die sie mit Interio-Möbeln und Unterhaltungselektronik vollstopfen. Der Waser aber, wie er sich selber nennt, ist anders. Der Waser, gelernter Koch und Serviceangestellter mit Berufserfahrung zu Lande und zur See, lebt in einer Welt, in der niemand ständig an seinem iPhone herumfummelt, ein Navigationsgerät in sein Auto einbaut oder eine Tiefkühlpizza in den Ofen schiebt. Das Haus, in dem er wohnt, stammt aus den Vierzigerjahren, seine Wohnung hat keine Renovation gesehen seit damals, die Einrichtung ist stilecht, ginge als Museum durch, problemlos.
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sonst irgendetwas Jazziges aus den Dreissigern. Will er kochen, tut er das richtig, und das heisst: Keine Mikrowelle, keine Fertigpasta, keine Fischstäbchen. Alles wird selber gemacht, häufig nach einem Rezept aus seinem Lieblings-Kochbuch: «Neuzeitliche Kochkunst für Gesunde und Kranke», erschienen 1936. Zugeständnisse ans 21. Jahrhundert gibt es wenige in Wasers Welt. Er hat eine E-Mail-Adresse, doch der Computer dazu fehlt ihm. Er hat ein Handy, doch als Klingelton ertönen die Andrew Sisters mit ihrem «Bei mir bist du schön» – ein ziemlicher Kracher in den USA, allerdings schon 1937. Mario Waser, bist du in der falschen Zeit geboren? Mario Waser ist ein Mensch mit einem umwerfenden Lachen, doch auf einmal wird er ernst, setzt sich, steckt sich eine Mary Long an. Sagt: «Es war nicht alles nur schön damals, ich will das nicht verherrlichen.» Und sagt: «Aber ja, vielleicht bin ich wirklich in der falschen Zeit geboren.» Fliege, Hut und Dietrich-Hose Im Jahr 2010 gibt es in diesem Land vielleicht drei Dutzend Menschen, die sich ihr Leben in der Epoche zwischen 1930 und 1950 eingeSURPRISE 236/10
Zwei wie aus einer anderen Zeit: Karin und Herbert Baschung. SURPRISE 236/10
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richtet haben, genau wie Mario Waser. Sie haben diese Zeit nie erlebt. Dennoch fühlen sie sich zu ihr hingezogen, wollen sie leben bis in die letzte Pore. Fasziniert von der Ästhetik und dem Design der Dreissigerund Vierzigerjahre, begeistert von der Mode, verliebt in die Musik. Organisiert sind sie kaum. Die meisten kennen sich zwar, doch sind sie kein Verein und schon gar keine Bewegung mit einer einheitlichen Weltanschauung. Sie teilen die Leidenschaft für eine Epoche, das ist alles, und abgesehen davon sind sie so verschieden, dass es vielleicht sogar übertrieben ist, von einer Szene zu sprechen. Auch Karin und Herbert Baschung haben sich entschlossen, ein Leben zu führen, das aussieht wie damals, als es zwar noch keine Online-Newsportale gab, dafür täglich drei Ausgaben der NZZ. Ihre Wohnung in Zürich wirkt, als sei sie irgendwann zwischen 1935 und 1945 eingerichtet worden, sie selber ernten erstaunte Blicke, wenn sie durch die Strassen gehen – die 37-jährige Karin Baschung in der weiten Marlene-Dietrich-Hose oder im engen, knielangen Rock, das Oberteil breitschultrig, Ehemann Herbert im Anzug, mit Fliege und Hut. Für beide gilt: Das ist keine Kostümierung. Diese Kleider sind Teil des Alltags. Sie sind mit Bedacht ausgewählt und kombiniert. Herbert Baschung sagt: «Das ist europäische Mode, wie sie Mitte der Dreissigerjahre getragen wurde.» Und so erstaunlich es klingen mag: Schuld an all dem ist der Rock’n’Roll. Einstiegsdroge Rock’n’Roll Herbert Baschung war um die zwanzig, als er zur Teddy-Szene kam. Es war Anfang der Achtzigerjahre und eine gute Zeit für die Teddys: Bands wie die Stray Cats traten gerade ein Rockabilly-Revival los, plötzlich war der Rock ’n’ Roll in seiner alten Vitalität wieder da. «Ich begann im Zug dieses Revivals Originalsongs und Interpreten zu entdecken», sagt Baschung. «Aber der Rock’n’Roll hat ein Problem: Wenn du
die Texte verstehst und 25 Jahre alt bist, merkst du, dass das eigentlich Musik für Teenager ist. Und du denkst: Was habe ich hier verloren?» Teddy konnte Herbert Baschung nicht bleiben, so viel stand fest, und Möglichkeiten sah er nur zwei: Entweder würde er sich den Leuten aus der Szene anschliessen, die dem Beat der Sechzigerjahre zu frönen begannen. Oder er würde in die entgegengesetzte Richtung gehen – zu den Wurzeln des Rock’n’Roll. «Ich vermisse elementare Dinge» Baschung tat Letzteres. Und landete ziemlich schnell in den Vierzigern. «Ich wollte den Ursprung des Rock’n’Roll erspüren und begegnete den Musikstilen, die dahinter stecken», sagt er. «Plötzlich war ich in den Dreissiger- und Vierzigerjahren. Beim Swing.» Dort traf er auf Karin Baschung – auch sie hatte die Flucht nach hinten angetreten, als sie sich in der Fünfzigerjahre-Szene nicht mehr wohl fühlte. Häufig ist es die Musik, die am Anfang einer Reise in die Vergangenheit steht, der Soundtrack einer Epoche. Nur: Der Soundtrack reicht echten Fans der Dreissiger- und Vierzigerjahre nicht aus. Sie wollen mehr als Musik. Sie wollen die Mode, das Design, das Lebensgefühl. Man könnte sagen: Sie geben sich nicht mit dem Soundtrack zufrieden, sie wollen den Film dazu. Und sie wollen darin auch gleich mitspielen. Und dann gibt es ein Wort, das immer wieder fällt im Gespräch mit Menschen, die ihr Leben in diese Epoche vorverlegt haben. Werte. In seiner Küche sitzt Mario Waser, er schenkt Weisswein ein und sagt: «Ich sehe das so: Wenn man z’Tanz geht, bindet man sich eine Krawatte um. Sonst geht man nicht z’Tanz.» Früher sei das völlig normal gewesen, sagt Waser. Man habe geschaut, dass man etwas hermache, aus Wertschätzung gegenüber sich selbst und den anderen. Aus Anstand. «In der heutigen Zeit vermisse ich elementare Dinge», sagt er. «Zum Beispiel Höflichkeit. Bescheiden-
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heit. Oder Hilfsbereitschaft. Der Mensch von heute hat das Gefühl, er sei fortschrittlich, doch letztlich schubst jeder den anderen herum, und wenn es einem dreckig geht, muss er viel Glück haben, damit er einen findet, der ihm beisteht.» Auch Karin Baschung glaubt, dass Werte, die heute grosspurig beschworen werden, zu Worthülsen verkommen seien. «Alle reden von Solidarität, sind aber nur solidarisch, wenn es für sie finanziell drinliegt», sagt sie. «Die Gesellschaft hat ihr Mitgefühl verloren. Mitgefühl, wie es noch vorhanden war in der Epoche, der wir nachleben.» Karin Baschung, dann war früher also alles besser und wir sollten uns schleunigst daran machen, das Rad der Zeit zurückzudrehen? Karin Baschung schüttelt den Kopf, schürzt die rot geschminkten Lippen. Sagt: «Ich behaupte nicht, dass alles besser war. Gerade als Frau hätte ich damals ja weniger Rechte gehabt. Ich sage nur: Ich glaube nicht, dass das jetzige Zeitalter so grossartig ist, wie alle sagen.» Wer im Jahr 2010 jedoch herumläuft wie Ende der Dreissigerjahre, muss sich oft Vorwürfe gefallen lassen. Zum Beispiel, dass er die Kriegsjahre verherrliche. «Völliger Unsinn», sagt Herbert Baschung. «Der Zweite Weltkrieg war eine Katastrophe, da verherrlichen wir nichts.» Wer begeistert sei von den Dreissiger- und Vierzigerjahren tue nur eines: Er schätze die schönen Dinge jener Epoche – ohne aber auszublenden, dass sie auch ihre dunklen Seiten hatte. «Das Zeitalter hatte furchtbare Aspekte», sagt Baschung. «Aber jedes Jahrzehnt hat sein hässliches Gesicht. Zum Beispiel die Sechzigerjahre: In Vietnam tobte ein grässlicher Krieg – wirft man einem Fan der Sechzigerjahre deshalb etwa vor, er verherrliche den Vietnamkrieg?» Das Problem sei, sagt Baschung, dass vielen Leuten zu den Dreissiger- und Vierzigerjahren nur gerade der Zweite Weltkrieg einfalle – nicht aber die Bauhaus-Möbel,
die damals Avantgarde waren und heute in der Ikea-Version in jedem Wohnzimmer stünden. Mario Waser kehrt zurück zur Schreibmaschine, nimmt vom Stapel Papier das erste Blatt. «Vergangenheit und Gegenwart» haben die Bleilettern der «Urania» darauf geworfen, das war vor sechs Jahren. Mittlerweile hat der Waser 1026 Seiten auf der klapprigen Maschine getippt. «Ich habe angefangen von Dingen zu schreiben, die ich erlebt habe, von Gedanken, die mir durch den Kopf gegangen sind», sagt er. «Irgendwann merkte ich, dass ich damit nicht mehr aufhören konnte.» Seine
«Wenn man z’Tanz geht, bindet man sich eine Krawatte um. Sonst geht man nicht z’Tanz» Töchter werden die Geschichten irgendwann bekommen, tranchenweise. Sie leben in Schweden, mit ihrer Mutter, er sieht sie selten. Der Waser steht da in der groben Überhose, fährt sich durchs Haar. Er lächelt verlegen, er klaubt die nächste Mary Long hervor, unten funkelt der See. Ein Film könnte so aufhören, ein alter Schinken in Schwarz-Weiss. ■
Velofahren und Tippen geht für Mario Waser im Unterhemd. Tanzen nur mit Krawatte. SURPRISE 236/10
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Sargkunst Letzte Ruhe in Farbe Wenn jemand stirbt, wird alles schwarz: Gedanken, Kleider, Särge. Das muss nicht sein. Bei Alice Hofer kann man zumindest den Sarg nach eigenem Gusto bemalen lassen. Im Sarg-Atelier finden Menschen nicht nur farbige Blumenmuster und Meeresmuscheln, sondern auch Trost und praktische Tipps. VON ISABEL MOSIMANN (TEXT) UND ANNETTE BOUTELLIER (BILD)
Verlässt man die Stadt Thun in Richtung Hünibach, bleibt der Blick vielleicht an der Ladenanschrift «Sarg-Atelier» hängen. Etwas konsterniert und mit einem gewissen Befremden haben denn auch die Nachbarn zugeschaut, wie ein Lastwagen die erste Sarglieferung brachte. «Doch als der Bestatter die ersten bemalten Särge abgeholt hat, haben sie das Resultat meiner Arbeit gesehen», erzählt Alice Hofer, die Inhaberin des Sarg-Ateliers. Bei ihr können die Leute ihren eigenen Sarg, den Sarg oder die Urne für verstorbene Menschen und Haustiere in Auftrag geben, sie können aber auch selbst mithelfen beim Bemalen und Dekorieren. Im hell und freundlich eingerichteten Ladenlokal stehen diskret hinter Glasperlenvorhängen und Paravents verschiedene Mustersärge, zum Beispiel ein gelber mit Sonnenblumen oder ein blauer, beklebt mit Muscheln. Natürlich kann man sich auch verrücktere Sachen ausdenken – gewünscht wurden zum Beispiel auch schon Accessoires wie Stossstangen und Rückspiegel. Für Alice Hofer war schon immer klar, dass sie eines Tages etwas in diese Richtung machen wollte. Sie wollte Beerdigungen farbiger gestalten und dem finalen Abschied etwas von der Schwere nehmen. «Schon als Kind fand ich diese schwarzen Kleider, diese schwarzen Regenschirme, diese schwarzen Särge und diese schwarzen Worte unerträglich und furchtbar hoffnungslos und düster», erzählt sie. Speziell bei den Beerdigungen ihrer Grosseltern habe es ihr alles zugeschnürt: «Meine Grosseltern hatten Humor, das waren lustige Leute im Leben. Es war schlimm für mich, sie auf diese Art verabschieden zu müssen.» Mit den Ritualen und Zeremonien von damals konnte sie überhaupt nichts anfangen, und auch Trost spendeten sie ihr keinen – im Gegenteil.
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Vor zehn Jahren machte sich die gelernte Kauffrau selbstständig im Bereich Administration und Marketing. Ihr grösster Kunde war von Anfang an ihr heutiger Ehemann Polo Hofer, für den sie die ganzen Büround Marketingarbeiten erledigt. Mit der Zeit tat sich in dieser selbstständigen Tätigkeit für sie der Raum auf, die Ideen und Vorstellungen, das Sterben schöner, tröstlicher, farbiger zu gestalten, zu überdenken und zu verwirklichen. Im Januar 2009 war das Projekt so weit gediehen, dass sie in Thun an der Hofstettenstrasse das Sarg-Atelier eröffnete. Schwarz-rot-gold ins Grab «Für mich ist meine Arbeit im Atelier, mich auf den Tod einzulassen, ein guter Ausgleich. Jede Auseinandersetzung mit einem Sarg oder mit einer Urne relativiert ein Stück weit das, was mich sonst im privaten und beruflichen Alltag beschäftigt», beschreibt Alice Hofer ihre Erfahrungen. Zudem helfe es ihr, auf das zu fokussieren, was ihr wirklich wichtig sei im Leben. In dem Zusammenhang unterstreicht sie, wie wichtig es ist, in der Gegenwart, im Jetzt zu leben, und fügt ein weiteres Anliegen bei ihrer Tätigkeit an: «Ich kenne so viele Leute, die am Todesfall eines geliebten Menschen kaputtgehen, die das jahrelang nicht hinter sich lassen können. Das dünkt mich schade.» Zwar könne sie diese Hoffnungslosigkeit nachvollziehen, aber: «Wir können immer noch Grosses, Wunderbares erleben in den Jahren, die uns noch bleiben.» Hoffnung vermitteln, zuhören, Trost spenden gehören denn neben den bunten Särgen auch in Hofers Angebot. Dass da ein grosses Bedürfnis bestehe, merken sie und ihre Stellvertreterin, die Seelsorgerin Beatrice Häberling, immer wieder, wenn Leute, die noch nie vorher da waren, in das Atelier treten, ihr Herz ausschütten oder auch zu weinen beginnen. Das Sterben, die eigene Endlichkeit oder schwere Krankheiten werden immer noch – wenn auch nicht mehr so stark wie früher – SURPRISE 236/10
Alice Hofer schwankt noch zwischen einem blauen und einem weissen Sarg für sich selber.
gern buchstäblich zu Tode geschwiegen. Die Frauen erfahren von Ängsten und Befürchtungen, die nicht einmal die eigene Familie oder enge Freunde zu hören bekommen. Geholfen wird einem aber auch tatkräftig: «Wenn es gewünscht wird, organisieren wir bei einem Todesfall alles, von den Leidzirkularen über die Blumen bis zur Musik in der Kirche.» Viele Angehörige seien froh, wenn man ihnen das abnehme, denn manche seien durch den Verlust wie gelähmt, andere seien gebrechlich und könnten das nicht mehr alles alleine erledigen. In so einem Fall unterstützt das Sarg-Atelier die Angehörigen und funktioniert ähnlich wie ein Bestattungsdienst. Es gibt aber auch Menschen, die sich noch zu Lebzeiten mit dem eigenen Tod befassen. «Es kamen auch schon Pärchen vorbei, die einander zeigen wollten, was sie sich in etwa vorstellten, wenn es dann mal so weit ist», erzählt Hofer. Manche machen präventiv «Nägel mit Köpfen», wie etwa der Deutsche, kerngesund und quicklebendig, der sich einen schwarz-rotgoldenen Sarg anfertigen liess.
irdisches Dasein krönen wollen. Frau Hofer schwankt zurzeit zwischen dem blauen Meer-Sand-Muschel-Sarg und einem weissen Sarg mit weissen Möwenfederchen drauf. «Also, was es genau für Federchen sind, ist egal, sie sollen einfach die Leichtigkeit symbolisieren, oder auch das Schweben», sinniert sie, während ihr Blick kurz in die Weite schweift. Was ihr Mann Polo wolle, wisse er noch nicht genau: «Manchmal sagt er, er wolle seinen Sarg selber malen, er komme dann mal und fange an zu experimentieren.» Und manchmal sage er auch, es sei im wurscht,
Manche haben spezielle Wünsche für ihren Sarg – etwa Stossstangen oder Rückspiegel.
Das gute Gefühl der Selbstbestimmung Im Atelier fällt der Blick auf einen hellblauen Sarg. Er gehört einer schwerkranken Person, die ihr letztes Möbel bereits vorbestellt hat. Die Auseinandersetzung mit dem Tod und der eigenen Beerdigung kann auch trösten: «Die schwerkranken Menschen erleben hier oft einen Auftrieb und das gute Gefühl der Selbstbestimmung, weil sie ihren Abschied noch persönlich gestalten, den Sarg bestimmen, die Grabrednerin, die Musik und so weiter.» Alice und Polo Hofer haben sich auch schon ihre Gedanken darüber gemacht, in welchem Sarg sie dereinst ihre letzte Reise antreten und ihr SURPRISE 236/10
ich solle dann entscheiden. In solchen Momenten wende sie ein: «Falls ich noch da bin! Es ist nirgends geschrieben, dass du vor mir stirbst.» Mittlerweile kommt Hofers Kundschaft aus der ganzen Schweiz. Manche bestellen einen Sarg per Telefon, andere kommen vorbei. Unter den Kunden hat es auch Kinder, die für ihren Hasen eine dekorierte Schachtel kaufen – denn in der Schweiz darf man tote Tiere bis zehn Kilogramm auf dem Privatgrund begraben. Wahrscheinlich ist jede und jeder, ob jung oder alt, mehr oder weniger traurig, wenn er einen bemalten Sarg, eine dekorierte Urne oder eine bunte Schachtel kauft im Sarg-Atelier. Ihnen allen sei in den Worten von Alice Hofer gesagt: «Das Tröstliche an der Vergänglichkeit ist: Sie betrifft alles, zum Glück auch das Schwere, das Bittere und den Schmerz.» ■
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Diskriminierung «Es ist mühsam, immer genau hinzuschauen» Ausschaffungsinitiative, Bettelverbote, Hetze gegen «Sozialschmarotzer» – tagtäglich werden Minderheiten verunglimpft und bekämpft. Tarek Naguib beschäftigt sich als Jurist mit Diskriminierungen. Ein Gespräch über Angst, Vorurteile und den kleinen Rassisten in jedem von uns.
VON AMIR ALI (INTERVIEW) UND DETLEV SCHILKE (BILDER)
Tarek Naguib, täuscht der Eindruck, die Menschen seien vom Thema Diskriminierung übersättigt und wollten von den ständigen Mahnungen zur Toleranz nichts mehr wissen? Viele Menschen haben durchaus eine Sensibilität für die Problematik. Manche aber fühlen sich durch das Fremde gestört. Wer gegen Diskriminierung kämpft, solidarisiert sich gegen die Fremdenfeindlichen mit denen, die nicht dazugehören sollen. Die Leute fragen sich, weshalb man einen ausländischen «Sozialschmarotzer» schützen soll und fühlen sich belehrt. Es ist dann einfach, jene als Gutmenschen abzustempeln, die sich gegen Diskriminierung einsetzen. Und weshalb soll man «Sozialschmarotzer» schützen? Moment, der Kampf gegen Diskriminierung ist kein Freipass für asoziales Verhalten oder Rechtsverstösse. Es geht darum, dass jeder das Recht hat, auch als Mensch wahrgenommen zu werden und nicht als Ausländer oder Schwuler oder Behinderter von Ressourcen ausgegrenzt zu werden. Aber wenn ein Ausländer die IV missbraucht, dann soll er doch nicht geschützt werden, nur weil er ein Ausländer ist. Diesem Missverständnis begegne ich sehr oft.
Probleme ihrer Gruppe zu: Der Nigerianer ist bestimmt ein Dealer, die Muslimin wird sieben Kinder auf die Welt setzen, der Türke betrügt bestimmt die IV. Diese Stereotype beruhen ja auch auf Erfahrungswerten. Natürlich, aber diese Verallgemeinerungen treffen eben auch den Türken, der keine IV bezieht, und die Kopftuchträgerin, die als Anwältin arbeitet und keine Kinder will. Es ist natürlich mühsam, jedes Mal genau hinzuschauen. Nur daran kann es ja nicht liegen. Weshalb diskriminiert der Mensch? Das ist hoch komplex. Zum einen gibt es die ganzen Ideologien: Sexismus, Rassismus, Homophobie. Andererseits haben wir Ängste. Zum Beispiel, dass Muslime unser Wertegefüge durcheinander bringen. Oder vor jungen Männern vom Balkan. Ängste und Abwehrreflexe spielen eine wichtige Rolle.
«Auch gute Absichten können zu diskriminierendem Verhalten führen.»
Im Alltag macht sich wohl jeder von uns der Diskriminierung schuldig. Absolut. Wobei ich den Begriff Schuld gerne durch Verantwortung ersetzen würde. Schuld kommt aus dem Strafrecht und beinhaltet eine gewisse Vorsätzlichkeit. Wir alle diskriminieren im Alltag, aber oft sind wir uns dessen nicht bewusst. Warum diskriminieren wir denn? Das beginnt mit Antipathien, was auf der zwischenmenschlichen Ebene ja auch kein Problem ist. Einen Schritt weiter findet man vielleicht ein schwules Paar geschmacklos und hat darum Antipathien gegen die zwei Menschen. Dann werden Antipathien zur Diskriminierung, sobald sie sich gegen ein Kollektiv richten? Von Diskriminierung kann man rechtlich erst sprechen, wenn stereotype Vorstellungen über eine Gruppe in konkretes Handeln münden. Statt der Person ihre Individualität zuzugestehen, schreibe ich ihr die SURPRISE 236/10
Wer andere diskriminiert und ausgrenzt, hat also eigentlich ein Problem: Er hat Angst. Angst ist nur eine mögliche Ursache. Aber auch gute Absichten können zu diskriminierendem Verhalten führen. Etwa, wenn man das Gefühl hat, die armen islamischen Frauen mit einem Burkaverbot befreien zu können. Oder nehmen Sie das kapitalistische Effizienzdenken, das dazu führt, dass behinderte oder ältere Menschen keinen Job kriegen. Oft haben Menschen auch starre Vorstellungen darüber, was normal ist und was nicht. Bettler zum Beispiel werden als störend empfunden, als Schmarotzer. Oder transsexuelle Menschen, die einfach als abnormal angesehen werden. Ein Bettler auf der Strasse oder Transsexuelle stellen die Lebensform der «normalen» Leute infrage. Ist Diskriminierung auch eine Abwehrhaltung? Genau, man fühlt sich gestört, provoziert, hinterfragt. Vielleicht auch implizit beschuldigt. Die Reaktion ist Ausgrenzung. Das Bettlerverbot im Bahnhof Bern zum Beispiel ist völlig absurd. Wenn Sie die Leute fragen, ob diese Bettler unsympathisch sind oder ob sie Angst vor ihnen haben, werden die meisten verneinen. Und trotzdem findet man sie störend, obwohl unklar bleibt, wo das Problem liegt.
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feindlichkeit und Rassismus sind stärker in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Die Stimmen für das Minarettverbot kamen ja nicht nur von SVP-Anhängern. Aber wird diese Tendenz von Akteuren hervorgerufen und gesteuert? Oder trägt die SVP einfach die Sorgen aus der Bevölkerung in die politische Arena? Sowohl als auch. Ängste waren schon immer da und es wird sie immer geben. Was sich wandelt, ist die Art, wie wir damit umgehen. Hier hat die rechtspopulistische Deutungsweise einiges verschoben. Welchen Einfluss hat die Wirtschaftslage darauf, ob mehr oder weniger diskriminiert wird? Auch das spielt eine Rolle. Existenzängste können auch dazu führen, dass Menschen beginnen, gesellschaftliche Gruppen auszugrenzen, die sie als Konkurrenten wahrnehmen. Das hat der Wirbel um die deutschen Arbeitskräfte gezeigt. Können denn Anti-Diskriminierungs-Gesetze die Gesellschaft zum Besseren verändern? Einerseits widerspiegeln Gesetze die Werte einer Gesellschaft. Aber sie sind auch ein sensibilisierendes und pädagogisches Instrument. Behinderte können heute ohne fremde Hilfe öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Das ist auch die Folge eines Gesetzes und hat dazu geführt, dass Behinderte als autonom handelnde Menschen wahrgenommen werden. Es braucht starke Gesetze einerseits, damit sich Betroffene wehren können, andererseits, um die Strukturen zu verändern. Und drittens drückt ein Gesetz aus: Wir sind nicht mehr bereit, diese oder jene Form von Diskriminierung hinzunehmen.
«Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind in die Mitte der Gesellschaft gerückt.»
Die rigorose Roma-Politik der französischen Regierung hat Kritik provoziert. In der Schweiz haben sie es auch nicht besser: Die Walliser Polizei zum Beispiel warnt auf ihrer Website vor der Ankunft von Fahrenden und fordert dazu auf, ihnen gegenüber misstrauisch zu sein. Die Problematisierung der Fahrenden ist einer der ganz grossen Fälle von Diskriminierung, die in Europa auf struktureller Ebene geschehen. Meist kaum sichtbar, aber kontinuierlich und seit Langem. Denken sie an die «Kinder der Landstrasse». Heute will sie niemand in der eigenen Gemeinde haben. Die Fahrenden sind aufgrund ihrer Lebensweise von der Gesellschaft ausgegrenzt, was wiederum zu stereotypen Vorstellungen führt: Der Fahrende ist ein krimineller Schmarotzer. Das spiegelt sich in solchen Warnhinweisen, was natürlich klar diskriminierend ist.
An den Stammtischen ist zum Beispiel die Rassismus-Strafnorm nicht sehr beliebt. Nicht nur an den Stammtischen. Die Rassismusstrafnorm kommt als bittere Moralin-Pille daher und die Leute fühlen sich angegriffen. Keiner will ein Rassist sein. Aber das Gesetz kann auch dazu führen, dass sich die Leute überlegen: Was ist eigentlich Rassismus, und wo grenze
«Wir alle diskriminieren im Alltag.»
Gibt es mehr Diskriminierung als noch vor zehn Jahren? Das sehe ich nicht so. Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind: Behinderte oder Homosexuelle sind heute besser akzeptiert. Die Geschlechtergleichstellung hat sich auch sehr stark entwickelt. Mehr Ausgrenzung und Diskriminierung beobachte ich vor allem im Migrationsbereich. Die Personenfreizügigkeit, die Einwanderung, aber auch die Thematik der Muslime seit 9/11 haben den Migrationsdiskurs zugespitzt. Das hängt eng zusammen mit dem Erstarken des Rechtspopulismus à la SVP. Das heisst, die rassistische Diskriminierung in der Bevölkerung ist manipuliert von politischen Akteuren? Ängste vor Migranten werden jedenfalls stärker geschürt, und das mobilisiert das Diskriminierungspotenzial. Die Diskussion in Medien und Politik beeinflusst natürlich, was in den Menschen vorgeht. Fremden-
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ich selbst andere Menschen aus? Aber es ist klar: Noch so viele Gesetze werden das Phänomen Diskriminierung nicht aus der Welt schaffen. Eine Gesellschaft ohne Diskriminierung wird es nie geben. ■
Zur Person: Tarek Naguib kennt die rechtlichen Aspekte von Diskriminierung und Ausgrenzung wie wenige in der Schweiz. Geboren 1976, wuchs er als Sohn einer Schweizerin und eines Ägypters im Aargau und im St. Galler Rheintal auf. 2003 schloss er an der Universität St. Gallen sein JusStudium mit Schwerpunkt Völker-, Verfassungs- und Sozialrecht ab. In seinem Berufsleben hat er sich auf Diskriminierungsschutz und Sozialrecht spezialisiert. Naguib ist Mitarbeiter der Fachstelle Égalité Handicap und ehrenamtlich im Menschenrechtsverein Humanrights.ch tätig. Soeben hat er einen Erfahrungsaufenthalt bei der deutschen Antidiskriminierungsstelle in Berlin beendet. SURPRISE 236/10
BILD: ISTOCKPHOTO
Rituale Jenseits des Profanen Früher prägten Rituale den Lebenslauf. Ob Taufe, Hochzeit oder Beerdigung – stets spendeten religiöse Zeremonien Sinn und Segen. Heute leeren sich die Kirchen, dafür boomen private Ritualbegleitungen. Denn auch der aufgeklärte Mensch erfährt sich und die Seinen erst im gemeinsamen Ritual.
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VON RETO ASCHWANDEN
Zu Allerheiligen werden sich im ganzen Land Familien versammeln, gemeinsam den Gottesdienst besuchen und anschliessend an den Gräbern der Angehörigen Andacht halten. Manche werden dabei Zusammengehörigkeitsgefühle erleben, in Erinnerungen schwelgen und Trost im Glauben finden. Andere werden während der Liturgie gähnen, die Gedanken schweifen ab und irgendwann fallen da und dort aus lauter Langeweile die Augen zu. Rituale wirken ganz unterschiedlich. Wer bewusst teilnimmt und den Sinn sieht, erlebt intensive Emotionen, aus denen sich Kraft schöpfen lässt. Wer aber aus Gewohnheit oder Pflichtbewusstsein dabei ist, erlebt nur eine formelhafte Monotonie, hohle Phrasen und eine immergleiche Leier ohne Sinn und Zweck. Deshalb vollzieht sich seit einigen Jahren eine Entwicklung, die nur aufs erste Hinschauen widersprüchlich wirkt: Kirchenaustritte mehren sich, dafür boomen Angebote von konfessionslosen Ritualbegleitern. Denn wenn jemand nichts mehr anfangen kann mit den überlieferten religiösen Zeremonien für Taufe, Heirat und Beerdigung, heisst das noch lange nicht, dass kein Bedürfnis nach einem sinnstiftenden Ritual besteht. Nur sollte es nach eigenem Gusto gestaltet sein und Bezüge zum eigenen Leben, Denken und Empfinden bieten. Da ist etwa die junge Familie, die ihr Neugeborenes nicht kirchlich taufen lassen möchte. Den Namen des Nachwuchses bloss den Behörden zu melden, ist ihr aber doch zu profan. Also versammelt man sich gemeinsam mit Gotte und Götti an einer ruhigen Bucht, wo der kleine Erdenbürger mit Wasser aus dem Zürichsee getauft wird. Es gibt kein vorgegebenes Zeremoniell, keinen festgeschriebenen Ablauf und auch keine Beschwörungen oder Gelübde. Und doch spüren alle Anwesenden, dass dies ein spezieller Moment ist, eine Wegmarke im Leben aller Beteiligten. Ein Ritual. Grundbedingung des Menschseins Eine solche durch und durch private Feier ist vielen allerdings nicht geheuer. Ganz unter sich wollen viele Paare und Familien dann doch nicht bleiben bei Taufen und Beerdigungen. Wenn schon kein Pfarrer, dann soll immerhin ein Ritualbegleiter oder ein Ritualist, wie sich manche selber nennen, dabei sein. Die Branche boomt. Von pseudo-schamanischem Hokuspokus bis zu betont weltlichen Zeremonien, wie sie die Freidenker-Vereinigung anbietet, findet sich für jeden Geschmack und jede Weltanschauung etwas Passendes. Thomas Wegmüller ist Erwachsenenbildner und Mitgründer der Fachschule für Rituale. «Die heutigen heterogenen spirituellen Antworten im Anschluss an Aufklärung und Globalisierung führen zu diesem neuen Beruf», sagt er über die Ritualisten. Die Individualisierung der Gesellschaft macht auch vor metaphysischen Bedürfnissen nicht halt. In den zehn Jahren ihres Bestehens hat Wegmüllers Schule 40 Diplome ausgestellt. Nicht alle Absolventen arbeiten vollamtlich als Ritualbegleiter: «Zum Teil nutzen sie Rituale bewusst in ihrem bisherigen Beruf als Arzt, Therapeutin, Sozialpädagogin, Architekt oder Kindergärtnerin», erklärt Wegmüller. Längst werden Rituale nicht mehr nur bei existenziellen Übergängen im Leben, sogenannten «Rites de passage», eingesetzt. Durch das verbreitete Bedürfnis, im Alltag Momente jenseits von Trott und Trivialität zu schaffen, werden Rituale auch zu profanen Zwecken eingesetzt. Der Militärdienst besteht fast nur aus vorgefertigten Abläufen, ebenso die Diplomatie und weite Teile der Politik. Im Popkonzert ist die Interaktion zwischen Band und Publikum ein einziges Ritual aus Mitklatschen und Feuerzeugschwenken. Sportler schwören sich vor dem Spiel im Kreis aufs gemeinsame Ziel ein. Firmen schicken die Belegschaft zum Riverrafting, Bungee-Jumping oder Feuerlaufen und nennen es Team-
Building. Skeptiker mögen spotten, müssen aber zur Kenntnis nehmen: Es funktioniert. «Rituale wirken, da passiert etwas, was nicht trivial ist», sagt Professor Axel Michaels, Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs «Ritualdynamik» an der Universität Heidelberg. Im Mai dieses Jahres leitete er in Berlin eine Tagung unter dem Titel «Wozu braucht es Rituale?». Diese Frage diskutierten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen. Unterschiedliche Auffassungen gibt es bereits bei der Definition. Manche Menschen sprechen von ihrem Morgenritual und meinen die halbe Stunde allein am Küchentisch mit Kaffee und Tageszeitung. Wieso das eher eine Gewohnheit ist als ein Ritual, erklärt Ritualistin Andrea Pollmann im Interview auf der gegenüberliegenden Seite. Kulturwissenschaftler Michaels nennt als zentrales Kriterium die Ausseralltäglichkeit. Einigkeit herrschte an der Tagung darüber, dass jede Gesellschaft Rituale kenne. «Rituale gehören zu den Grundbedingungen des Menschseins», brachte es einer der Wissenschaftler auf den Punkt. Ihre Funktion ist laut Axel Michaels vornehmlich eine soziale: «Gemeinschaft bildet sich vielleicht überhaupt erst durch Rituale. Also nicht, indem man den Acker gemeinsam bestellt, sondern indem man gemeinsam tanzt. Erst dadurch bekommt man das Gefühl, dass man gemeinsam den Acker bestellen kann.» Im Ritual entsteht «Vertrauenskapital» – soziale Beziehungen stabilisieren sich, die Welt wird geordnet und der Mensch entlastet, «weil in Ritualen der Sinn hinter der Handlung nicht jedes Mal von Neuem ausgehandelt werden muss.» Momente der Hingabe Eben diese Entlastung entkräftet das Ritual mit der Zeit aber auch, nämlich dann, wenn es zur Routine wird. Experimente haben gezeigt, dass Rituale, die eine hohe emotionale Erregung auslösen, von den Teilnehmenden besser reflektiert werden können als jene, die bei geringerer Erregung öfter wiederholt werden. Das erklärt, weshalb Gottesdienste mit stereotypen Abläufen von vielen Menschen als Leerlauf erlebt werden. Ein Feuerlauf hingegen verleiht einen Kick, der sich ins Gedächtnis brennt: Hier habe ich etwas Besonderes erlebt. Für Thomas Wegmüller von der Fachschule für Rituale bildet die «Bewusstheit» den springen-
«Gemeinschaft bildet sich nicht beim Bestellen des Ackers. Sondern im gemeinsamen Tanz.»
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den Punkt: «Es geht um den Moment der Hingabe für die Inhalte des betreffenden Rituals, mit einem Anfang und einem Abschluss.» Die Hingabe, von der Wegmüller spricht, kann auch zur Selbstaufgabe führen. Insbesondere dann, wenn Rituale nicht im privaten Rahmen abgehalten werden, sondern als Massenveranstaltungen. Kulturwissenschaftler haben gezeigt, dass eine direkte Verbindung besteht von der katholischen Liturgie über die Reichsparteitage der Nazis bis zu Rockkonzerten. Das Prinzip ist stets dasselbe: Vorne macht einer vor, wie es geht, und hinten machen es alle nach. Das hat Merkmale eines Rituals, bloss geht es nicht um die bewusste Teilhabe jedes Teilnehmers, sondern um Gleichschaltung. Ist die Masse erst einmal formatiert, plappert sie alles nach: ob Vaterunser, Heil Hitler oder 99 Luftballons. So gesehen wirkt die These des Anthropologen Volker Sommer beruhigend: «Die Anzahl der Rituale nimmt im Zuge der Individualisierung des Menschen zu, auch wenn diese neuen Rituale nicht besonders langlebig sind.» Anders gesagt: Beten kann man jeden Tag, ein Feuerlauf aber reicht fürs ganze Leben. ■
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Rituale Die Sehnsucht nach dem Sinn Was kann ein Ritual? Was suchen wir darin? Ist es die bewusste Gestaltung des Lebens? Oder bloss die Flucht vor der eigenen Bedeutungslosigkeit? Die diplomierte Ritualgestalterin Andrea Pollmann gibt Auskunft.
Andrea Pollmann, wie sieht das Morgenritual einer Ritualistin aus? Ich beginne meinen Morgen mit Meditation, zusammen mit meinem Mann. Wir haben einen eigenen Raum dafür mit einem kleinen Altar. Danach gehe ich raus auf den Balkon und begrüsse den Tag. Wie begrüssen Sie den Tag? Indem ich mich bedanke. Dafür, dass ich da sein darf, und für alles, was mir begegnen wird. In Stille mit mir und in Verbindung mit der geistigen Welt. Welche Bedeutung hat dieses Ritual? Ich gebe dem Tag dadurch einen bewussten Anfang. Und ich selbst werde mir bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass der Tag gut anfängt und dass ich in diesem Leben begleitet bin von einer göttlichen Kraft, oder wie Sie das auch immer nennen wollen. Mit dieser Kraft baue ich in diesem Ritual eine Verbindung auf. Ich selbst habe heute Morgen wie jeden Tag den Kaffee aufgesetzt, meine Zeitungen geholt und mich damit eine Stunde lang an den Küchentisch gesetzt. Ist das auch ein Ritual? (lacht) Also für mich gehört bei einem Ritual schon dazu, dass sie sich in Verbindung setzen mit einer transzendentalen Energie oder Kraft. Es ist schwierig, das in Worte zu fassen. Es klingt jedenfalls esoterisch. Ich weiss nicht, was genau der Begriff esoterisch alles umfassen soll. Ich glaube, es gibt eine göttliche Kraft, und die ist die Grundlage für ein Ritual. Zeitung lesen und Kaffee trinken gibt dem Tag auch eine Struktur. Aber diese Alltagsrituale stellen keine Verbundenheit mit dieser Kraft her. Das wäre dann der Unterschied zwischen einem Ritual und einer Gewohnheit. Genau. Die spirituelle Dimension gehört für mich bei einem Ritual immer dazu. Was suchen die Menschen, die zu ihnen kommen? SURPRISE 236/10
Wir machen viele Rituale zu bestimmten Übergängen im Leben. Wenn Paare heiraten und ihre Bindung zelebrieren wollen. Wenn Kinder geboren werden, die Schule wechseln, oder wenn sie volljährig werden. Und natürlich Trauerrituale, wenn jemand gegangen ist. Das Leben soll nicht einfach vor sich hinplätschern, es soll Haltepunkte und Tiefe geben. Der Mensch erträgt doch einfach die Vorstellung nicht, dass seine Existenz ein Zufall ist und keine tiefere Bedeutung hat. (lacht) Man kann das so sehen, ja. Auf jeden Fall hat der Mensch eine Sehnsucht danach, dass das Ganze Sinn macht. Und ich glaube, die Menschen sind zufriedener, wenn sie für sich den Sinn finden. Gehen wir dennoch davon aus, dass wir nur durch Zufall existieren. Dann produziert das Ritual ja erst den Anschein einer tieferen Bedeutung. Wenn Sie der Ansicht sind, unser Leben habe keine Bedeutung, dann werden Sie auch kaum das Bedürfnis nach einem Ritual haben. Der Wunsch danach kommt ja aus Ihnen selber. Immer weniger Menschen gehen in die Kirche. An Weihnachten aber sind die Gottesdienste voll, weil die Menschen an Heiligabend etwas Besonderes machen möchten. Die meisten kommen halt nicht auf die Idee, dass man solche Rituale auch selber gestalten kann.
Die symbolischen Akte, die Sie ansprechen, gibt es auch im ganz profanen Kontext. Welche Rolle spielen Rituale in der Gesellschaft? Nehmen sie Fussballfans, die sich vor dem Spiel auf ihre Mannschaft einschwören. Das gibt Kraft, dem Einzelnen und der Gruppe. Bei politischen Parteien kann man das auch beobachten. Wenn die Sozialdemokraten am Parteitag die Internationale singen, hat das eine einigende Wirkung. Was auch missbraucht werden kann. Stalin und Hitler haben auch mit symbolischen Akten und Ritualen gearbeitet. Das stimmt. Die Kraft, die in einem Ritual steckt, kann missbraucht werden. Deshalb ist es in meinem Kontext wichtig, dass die Teilnehmer eines Rituals sich selbst sein können. Die Gruppendynamik, die ein Ritual entfaltet, darf nicht dazu führen, dass jemand etwas tut, was er gar nicht will. ■ BILD: ZVG
INTERVIEW: AMIR ALI
Das ist doch ein Widerspruch: Einerseits wendet man sich von der Religion ab, und auf der anderen Seite ... Ich glaube eher, man verabschiedet sich von der Institution Kirche. Aber die Leute werden nicht alle zu Atheisten, sie wenden sich einfach mehr und mehr von der Kirche ab. Wie entwickeln Sie aus den Wünschen ihrer Kunden ein Ritual? Zuerst ist da natürlich das Thema für das Ritual. Sagen wir, Eltern wollen, dass sich ihr Sohn von der Mutter abnabelt, weil er zu stark an ihrem Rockzipfel hängt. Dann überlege ich gemeinsam mit den Eltern, wie wir das symbolisch umsetzen können. Wollen wir etwas zerschneiden, zerschlagen oder verbrennen? So übersetzen wir die abstrakte Bedeutung in eine konkrete Handlung.
Zur Person: Andrea Pollmann, geboren 1965 in Bochum, ist diplomierte Sozialpädagogin, Pflegefachfrau und Mitglied im Leitungsteam der Dargebotenen Hand. 2008 schloss sie die dreijährige Ausbildung zur Ritualgestalterin an der Fachschule für Rituale ab. Zusammen mit ihrem Mann bietet sie Rituale zu verschiedenen Anlässen an.
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BILD: ANDREA GANZ
Le mot noir Je ne sais quoi Kürzlich auf Wohnungssuche an der Zürcher Goldküste. «Und was genau willst du?», drängelt sich mein Kumpel Patrick an vierzig anderen vorbei ins Bad. «Ich suche das ‹Je ne sais quoi›», kläre ich ihn auf. «Das heisst?» «Lebbar, bezahlbar. Inspirierend! Ähnlich wie bei einem Mann.» Wohnung 1: «Warum wollen Sie überhaupt aus Ihrer Wohnung raus?», tigert der Vermieter misstrauisch in die Küche. «Will ich ja nicht!», jammere ich. «Ich habe ein komfortfreies Wohnatelier! Hübscher Garten, eigener Seeanstoss. Elfhundert im Monat.» «Ist ja geschenkt!», grölt der Typ. «Die Mieter würde ich auch rauswerfen!» «Warum handelst du nicht mit Waffen?», liest Patrick ungerührt eine Anleitung für einen Steamer. «Weil das ethisch nicht vertretbar ist!» «Ist doch egal! Dann könntest du diese Wohnung bezahlen!»
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Wohnung 2: «Sie wollen zu zweit hier wohnen?», öffnet eine Frau argwöhnisch die Tür. «Er nicht», wehre ich lächelnd ab. «Ein Hund!» «Sie haben einen Hund?» «Ist das ein Problem?» «Wie gross?» «Medium? Extra long?», schätze ich. «So einer für die Handtasche?» «Im blauen Ikea-Sack kriegt er Platzangst», säulse ich. «Leider! Die S-Bahn wäre so viel billiger ...» Wohnung 3: «Und Sie sind Nichtraucherin?» «Natürlich nicht!», versichere ich einer Bohnenstange. «Wir arbeiten dran!», klemmt Patrick ab. «Ja, wir arbeiten am ähm nicht ... rauchen», echoe ich, weil man sich im Leben besser entwickelt. «82 Anfragen. Vier kommen in die enge Wahl», informiert die Bohnenstange kalt. «Was bieten Sie mehr?» «Was wollen Sie hören?», bin ich verwirrt. «Wie ich dem kleinen Mädchen aus Pakistan geholfen habe, lebend übers Bellevue zu kommen und uns ein brasilianischer Taxifahrer zu spät zur Entbindung fuhr?» «Sie kann die Treppen reinigen!», rammt mir Patrick den Ellbogen in die Rippe. «Du reinigst doch die Treppe, Häschen, oder?» «Du willst im Ernst, dass ich einen Staubsauger kaufe?», zische ich leise zurück. «Nach dieser Taxigeschichte?!» Wohnung 4: «Und was kostet dieses Loch», würgt Patrick die Klinke zurück in die Tür. «Weiss nicht, 1150?», lüge ich, damit er ein Erfolgserlebnis hat. «2700!», bellt es hinter uns. «Plus 300 Heizung!» «Und gibt es eine Gara-
ge?», gebe ich nicht auf. «Ein Dorf weiter.» «Gut», sage ich. «Die nehm ich!» Wohnung 5: «Warum lassen die uns antanzen, wenn das Dachzimmer längst weg ist?», raste ich aus. «Sind die in der Besenkammer aufgewachsen?!» Patrick zieht mich am Ärmel davon. Wohnung 6: Ein Souterrain mit einem Wahnsinns-Schattenwurf. «Okay, also das ist inspirierend!», wälze ich im Kopf schon die Renovierung. «Geht aber nicht, das ist zum Kaufen», nörgelt Patrick leise. »Sie können in Tranchen zahlen», meint die Besitzerin. «Wegen des süssen Hunds.» «Ehrlich?», freue ich mich. «Sie haben doch das EK?» «Wie viel ähm wäre das?», frage ich. «Zeitungsleute. Haben grad eine kleine Durststrecke», verkrümelt sich Patrick hinter einem Regal. Wohnung 7: «Was haben wir noch nicht gesehen? Den Campingplatz?», zieht Patrick ein Haarteil aus einem schmuddeligen Sofa. «Dort habe ich nächsten Samstag ein Termin», antworte ich. Patrick schüttelt den Kopf: «Häschen, es wird Winter. Wo ist da die Pointe?» «Welche Pointe?», starre ich auf das Haarteil. «Ich sagte: Je ne sais quoi!»
DELIA LENOIR LENOIR@HAPPYSHRIMP.CH ILLUSTRATION: IRENE MEIER (IRENEMEI@GMX.CH) SURPRISE 236/10
Kino Respekt muss sein Carlos Leal schätzt den Erfolg. Und neue Herausforderungen noch viel mehr. Weshalb er sich für den Moment von seinem Hip-Hopper-Dasein verabschiedet hat, um sich ganz und gar seiner Schauspielerkarriere und dem neuen Wohnort Hollywood widmen zu können.
Zwei Jahre sind vergangen, seit Carlos Leal seine Rolle in Michael Steiners «Sennentuntschi» absolvierte, dennoch weiss er erst seit wenigen Wochen, wie der Film daherkommt. Was den Sohn spanischer Immigranten nicht weiter stört. Für ihn geschehe das Essenzielle noch vor den eigentlichen Dreharbeiten, sagt Leal. «Da gilt es am Skript zu arbeiten, an der Figur, an ihrem Charakter.» Nach dem Shooting ist Schluss, vorerst. «Viel später, wenn ich den fertigen Film dann endlich zu sehen bekomme, muss ich die Geschichte eines Films für mich wie neu entdecken.» Und obwohl er «Sennentuntschi» nach zweimaligem Betrachten noch nicht ganz einordnen könne, so gibt er sich doch überzeugt, dass der Streifen gelungen ist. Auf seinem erlernten Beruf als Tiefbauzeichner hat der in Renens aufgewachsene Leal nie gearbeitet. Nicht einen Tag. «Ich war ein Rapper und Breakdancer, ich kümmerte mich nicht um diesen Job, sondern um Choreografien.» Er und seine Kumpels hatten bloss eins im Sinn: Sie wollten besser sein als die vergleichbaren Crews aus Basel oder Solothurn. 1990 begründete er Sens Unik mit, die überaus erfolgreiche Hip-Hop-Band aus Lausanne, die sich dieses Jahr auf Abschiedstournee begab und ein Best-of-Album herausgab. Bereits vor zehn Jahren setzte Leal zu einem weiteren Sprung an. Er begann, sein Fach allmählich zu wechseln. Aus einer gewissen Desillusionierung heraus. «Die Hip-Hop-Gemeinde meint, sie sei wahnsinnig tolerant und offen. Ist sie aber nicht. Wehe, du trägst die falschen Schuhe.» Er wollte nicht mehr länger als der Secondo namens MC Carlos bekannt sein. Es habe ihn nach Freiheit gedürstet, nach der Freiheit, einen Schwulen in einem deutschen Film zu spielen. Oder einen Killer in einem spanischen Werk. Um seinen Schauspieltraum zu verwirklichen, zog Leal, der sich in erster Linie als Europäer sieht, erst nach Paris, später nach Madrid, wo er sich eine Rolle in der TVSURPRISE 236/10
BILD: KEVIN HEY
VON MICHAEL GASSER
Macht jetzt Filme, Ex-Hip-Hopper Carlos Leal.
Serie «El Internado» sichern konnte. Und vor wenigen Monaten ist der 41-Jährige, der im vorletzten James-Bond-Streifen «Casino Royale» einen zwielichtigen Croupier mimen durfte, nach Hollywood umgesiedelt. Die Filmmetropole habe ihn vor allem aus Networking-Gründen angelockt. Aber Leal möchte in Kalifornien auch Schauspielunterricht nehmen. «Jetzt ist der Körper mein Instrument und es heisst ihn zu trainieren. Und dabei neue Techniken zu erlernen», sagt Leal. Nur um anzufügen, dass ein Dreh letztlich eben schon viel wichtiger sei. Noch bekomme er jedoch nicht genügend Rollenangebote, um gross wählerisch sein zu können. Immerhin hat sich Leal jedoch bereits auf eine Position heraufgearbeitet, in der er es sich zwischendurch erlauben kann, Nein zu sagen. So habe er etwa ein sechsmonatiges Engagement an einem Madrider Theater abgelehnt, es hätte ihn in die falsche Richtung getrieben. Weg von möglichen Castings, weg vom Film. Wer mit Leal spricht, spürt schnell, dass hier einer sitzt, der sich nicht mit
kleinen Brötchen zufrieden geben mag. Erfolg will erreicht sein, nicht mit allen Mitteln, aber mit grossem Einsatz. Er steht zu seinem nicht ganz kleinen Ego und scheut nicht vor klaren Worten zurück. So sei er bei Dreharbeiten in Spanien einst regelrecht explodiert. «Ich musste, sonst hätte man mich als Schauspieler nicht respektiert.» Mittlerweile ist Leal längst wieder anderswo. Um genau zu sein in Indien, wo er mit der deutschen Schauspielerin Hanna Herzsprung vor der Kamera steht. Nachher solls dann aber endlich für längere Zeit nach Hollywood und zu den Schauspielstunden gehen. Was nicht heisst, dass Leal die Musik endgültig abgeschrieben hätte. Für die fernere Zukunft denkt er durchaus an ein erstes Soloalbum. «Doch jetzt will ich mich erst einmal als Schauspieler behaupten.» ■ Carlos Leal ist derzeit als Martin in Michael Steiners Film «Sennentuntschi» in den Deutschweizer Kinos zu sehen.
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Kulturtipps
Perspektivenwechsel in Basel.
Buch Arm, aber glücklich? Was heisst es, in der reichen Schweiz arm zu sein? Der Porträtband «Basel von unten» eröffnet Einblicke in die Lebenswelten von Menschen am Rande der Gesellschaft und lässt uns das Thema Armut aus der Perspektive von Betroffenen wahrnehmen. VON ALEXANDER JUNGO
Basel verzeichnet unter den Schweizer Kantonen die höchste Quote an Sozialhilfeabhängigen. Aufgrund des strukturellen Wandels, so die knappe Erklärung des Statistischen Amts, seien ungenügend qualifizierte Menschen nicht mehr in den regulären Arbeitsmarkt integrierbar. Das Resultat: 6,4 Prozent der Baslerinnen und Basler, rund 12000 Personen, waren im Jahr 2008 auf Sozialhilfe, das «letzte Netz der Sicherheit», angewiesen. Doch was heisst das für Betroffene im Einzelfall? «Basel von unten», herausgegeben von Mitarbeitenden und Studierenden des Soziologischen Instituts der Uni Basel, lässt 14 Menschen zu Wort kommen, die in der öffentlichen Debatte um Armut und staatliche Alimentierung nur selten Gehör finden. Asylbewerber, Langzeitarbeitslose, eine Reinigungsfachfrau und andere Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, Drogenkonsumten, aber auch eine in Schulden geratene Studentin. Die ausführlichen Porträts versuchen – was nicht immer gleich gut gelingt –, die oft wechselhaften Lebensläufe der Protagonistinnen und Protagonisten nachzuzeichnen und ein Bild ihres Alltags, ihrer Wünsche, Sorgen und Ängste zu vermitteln. Indem die Autorinnen und Autoren einzelne Schlagwörter im Kontext erläutern, wird auch die gesamtgesellschaftliche Dimension der «Einzelschicksale» einbezogen. «Wenn du deinen Arbeitsplatz verloren hast», sagt der aus Chile stammende Juan, «dann kommt alles Schlechte zusammen.» Der Verlust des Arbeitsplatzes und die finanziellen Engpässe gehen oft Hand in Hand mit privaten Krisen. Scheidungen, Einsamkeit, Depressionen oder Suchtmittelkonsum sind die Schwierigkeiten, mit denen viele der Betroffenen zusätzlich zu kämpfen haben. Zu den Schamgefühlen über das eigene Scheitern kommt das Unverständnis einer Gesellschaft, die den Wert des Einzelnen an seiner Erwerbssituation bemisst. Leuten wie ihm, meint etwa der Langzeitartbeitslose Köbi, begegneten viele, als hätten sie eine «ansteckende Krankheit». Obschon manchen Porträts mehr erzählerische Stringenz zu wünschen gewesen wäre, leistet «Basel von unten» einen wertvollen Beitrag zum Thema Armut. Der Band zeigt auf, dass das Scheitern viele Ursachen kennt und nicht zwingend in der Unfähigkeit des Einzelnen gründet – und auch, wie wenig es oft braucht, um aus der Gesellschaft herauszufallen.
KT Tunstall lässt den Tiger raus.
Singer/Songwriterin Das eigene Ding Nach einer mehrmonatigen Auszeit begab sich KT Tunstall erfrischt ins Studio. Von den 78 geschriebenen Songs landeten zwar nur elf auf dem neuen Album «Tiger Suit», die aber zeigen, dass die Schottin nah am Zenit ihres Schaffens musiziert. VON MICHAEL GASSER
Johannes Gruber, Ueli Mäder, Sarah Schilliger et al. (Hg.): Basel von unten,
Plattenfirmen haben immer irgendwelche Ideen. Ob diese etwas taugen, ist allerdings eine ganz andere Frage. Auch das Label von KT Tunstall, Virgin Records, hatte eine Anregung fürs dritte Studioalbum der Schottin in petto. «Man schlug vor, dass ich mit Linda Perry zusammenarbeiten sollte», sagt die 35-Jährige beim Interviewtermin. Und weil sie nicht stets als Musikerin gelten wollte, die alles und jeden abschmettert, sagte sie zu. «Schon früher versuchte man mich davon zu überzeugen, mit anderen Songschreibern zu arbeiten. Die meisten der Vorgeschlagenen waren jedoch der pure Hohn.» Doch dieses Mal war Tunstall offen, flog brav nach Los Angeles, mietete sich ein «ausgeflipptes mexikanisches Appartement» sowie ein Auto und machte sich auf den Weg ins Studio der Amerikanerin. Als sie dort ein Riesenposter von Led Zeppelin entdeckte, sei sie gleich beruhigt gewesen. Perry, deren Songschreiberdienste unter anderen schon von Pink oder Christina Aguilera in Anspruch genommen wurden, empfahl Tunstall, sich gefälligst nicht länger um die Meinung anderer zu scheren, sondern ihr eigenes Ding durchzuziehen. Ein befreiender Rat. Die Zusammenarbeit mündete in «Madame Trudeau», einem rockigen Stück Glam über die frühere Frau des früheren kanadischen Ministerpräsidenten Pierre Trudeau. Womit der Auftrag der Plattenfirma erfüllt war. «Angetan sind sie von der Nummer aber nicht. Was mir jedoch völlig egal ist», betont Tunstall. Anders als in ihren früheren Arbeiten streift «Tiger Suit» nicht mehr ausschliesslich durch Singer/Songwriter-Gefilde. Sie habe auf dem Album probiert, die Helden ihrer Kindheit, die Elektro-Dance-Band Leftfield, mit den Sounds des Rock’n’Rollers Eddie Cochrane zu vermählen, erklärt Tunstall. Was ziemlich abenteuerlich klingt. Das Ergebnis ist weniger wild als vermutet, aber gleichwohl mehr als hörenswert. Die elf Lieder sind in ihrem Kern nach wie vor vom Folk geprägt, doch obendrauf packt Tunstall knallige Outfits, die von funky bis poppig reichen. Und die wie massgeschneidert sitzen. Mit «Tiger Suit» hat es KT Tunstall geschafft, all ihre inneren Bremsen zu lösen. Endgültig.
14 Porträts, 176 S., edition 8 2010.
KT Tunstall: «Tiger Suit» (Virgin/EMI).
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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.
In Obhut oder Bedrängnis? Getanzte Leidenschaft für die Kunst und das Leben.
Tanz Getanztes Künstlerleben «Ein Bruchteil einer Sekunde» bringt van Goghs Leben und Werk jenseits der üblichen Klischees und verstärkt durch die menschliche Stimme auf die Tanzbühne. VON MICHÈLE FALLER
Bewegung und Farbe: Diese beiden Komponenten sind auf fast allen Leinwänden zu finden, die Vincent van Gogh bearbeitet hat. Und es sind die beiden Komponenten, die für Cathy Sharp den Tanz ausmachen. In ihren van Gogh-Variationen verarbeitet die Choreografin ihre langjährige Faszination für den Künstler und dessen Werke zu Tanzstücken. Das neueste heisst «Ein Bruchteil einer Sekunde». Cathy Sharp ist sehr am Individuum van Gogh interessiert und hat dessen Briefwechsel mit seinem Bruder Theo schon drei Mal gelesen. Und doch ist ihre Choreografie nicht biografisch, sondern eher abstrakt: «Eine der fünf Figuren stellt wohl van Gogh dar, aber er wird sich auf der Bühne nicht etwa das Ohr abschneiden.» Sharp, die so pointiert eine der häufigsten Assoziationen mit dem grossen Künstler zum Ausdruck bringt, stört sich daran, das van Gogh häufig auf die Themen Suizid und Ohrabschneiden sowie auf den heutigen finanziellen Wert seiner Gemälde reduziert wird. «Er war auch ein gebildeter Mann, der französisch, deutsch, englisch und holländisch geschrieben hat.» Auch sein trockener Humor und einen intensiven Sinn für Gerechtigkeit hebt die Choreografin hervor. «Man klappt dieses Buch irgendwo auf, und stösst fast immer auf eine erstaunliche Lebensweisheit.» In einem weissen Bühnenraum bewegen sich fünf Figuren – wie Farben, die in grosszügigen, schnellen Bewegungen auf eine weisse Leinwand gebracht werden. Die drei Männer verkörpern van Gogh, seinen Bruder sowie van Goghs Wahnsinn. Eine Japanerin steht für die Faszination, die der Künstler für den japanischen Farbholzschnitt mit seinem unkonventionellen Konzept der Perspektive und seiner Farbintensität hatte. Die zweite Tänzerin symbolisiert alle Frauen, die van Gogh lieb waren: die Bauersfrau, die unterworfene Frau, die einfache Frau auf der Strasse. Cathy Sharp betont: «Alle Figuren sind ein Teil von ihm.» Genauso wie die humanistischen Ideale van Goghs, die durch einen Schauspieler auf die Bühne gebracht werden, der Texte aus dem genannten Briefwechsel spricht. So kommt zu Tanz, Licht und Musik die menschliche Stimme im doppelten Wortsinn hinzu.
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Schweizerisches Tropen- und Public HealthInstitut, Basel
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Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten
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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau
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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen
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Scherrer & Partner GmbH, Basel
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KIBAG Strassen- und Tiefbau
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OTTO’S AG, Sursee
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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen
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Lehner + Tomaselli AG, Zunzgen
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«Ein Bruchteil einer Sekunde», 23., 24., 27. bis 31. Oktober, jeweils 20 Uhr (Sonntag 19 Uhr), Theater Roxy, Birsfelden/BL, www.theater-roxy.ch SURPRISE 236/10
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Bruno Spoerri, der Special Guest am Shift-Festival.
Entrückte Lieder: Nina Nastasia.
Zürich/Fribourg Ein bisschen traurig «Nina Nastasias Songs umgibt eine melancholische Note, ohne dass sie selbstmitleidig klängen.» So urteilte der mittlerweile verstorbene BBC-DJ John Peel über die Musik der New Yorker Songwriterin. Das passt zu dieser Frau, die unter Experten und Musikerkollegen höher im Kurs steht als bei der breiten Publikumsmasse. Es scheint ihr recht wohl zu sein in ihrer Nische, wo sie in aller Ruhe an leicht entrückten Liedern arbeitet, die sie gern in halbdunkler Atmosphäre aufführt. So sphärisch wie andere Songwriterinnen klingt Nastastia nicht, denn produziert werden ihre Alben regelmässig von Steve Albini, der für kantige, ungeschönte Klangbilder bekannt ist. Auf dem aktuellen Werk «Outlander» malt ein kleines Orchester die Kompositionen aus, für die Tournee wird aber eine kleine Band reduzierte, intime Arrangements präsentieren. Ein bisschen traurig wird es schon, für ausgewachsene Herbstdepressionen tönt es aber dann doch zu schön. (ash) Nina Nastasia, 2. November, 20 Uhr, Exil, Zürich; 3. November, 20 Uhr, Frison, Fribourg.
Basel Elektro-Fundbüro Das Shift-Festival präsentiert sich dieses Jahr als Fundbüro der elektronischen Künste. Unter dem Motto «lost and found» wird in Archiven gestöbert, um vergessene Schätze wieder auszugraben. Bruno Spoerri, der als Special Guest eingeladen ist, repräsentiert diese Vorgehensweise optimal: Der Sound-Tüftler und Elektromusik-Pionier experimentiert seit den 60erJahren mit Tönen und Musik. Nebst der Musik haben am Shift-Festival auch Film-, Video- und audiovisuelle Installationen Platz. Für Nachwuchs-Elektro-Künstler werden zudem Elektronik-Bastel-Workshops angeboten. (juk) Shift – Festival der elektronischen Künste, 28. bis 31. Oktober, Veranstaltungsorte: Dreispitz Areal, Basel, Schaulager, Münchenstein. Programm und Infos: www.shiftfestival.ch
Nicht lifestyle-konform, aber glücklich: Regula.
Zürich Jeder kennt Regula Da ist diese Frau: mollig, dicke Brillengläser, Bauchtasche, Strechjeans. Vielleicht haben Sie Regula mal in der Migros getroffen? Oder an der Bushaltestelle gesehen? Ehrlich gesagt, tendiert man ja dazu, sie etwas zu bemitleiden. Oder peinlich berührt wegzuschauen. Schluss damit! Mit der Wiederaufnahme des Theaterstücks «Regula – Alle Tage sind Alltage» von und mit Schauspielerin Denise Wintsch gibts wieder Gelegenheit, Regula einmal richtig kennen zu lernen. «Regula steht für das Unvermögen, für die Verhinderung und das Scheitern in einer durchökonomisierten Gesellschaft», erklärt Wintsch – und gibt einer Person, die wir alle zu kennen glauben, ein Gesicht. Was nach schwerer Kost klingt, ist genau das Gegenteil: Regula berührt auf subtile und poetische Weise und entlässt das Publikum mit einem warmen Gefühl in die Stadt hinaus, in der auch Regula zu Hause ist. (mek) «Regula – Alle Tage sind Alltage», 3. und 4. November, 20.30 Uhr, Theater Ticino, Wädenswil; 5. November, 20.30 Uhr, Schauwerk im Haberhaus, Schaffhausen. www.theater-ticino.ch, www.schauwerk.ch
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Verkäuferporträt «E zwäge Grufti» BILD: ZVG
Wäre René Senn (59) in den 1960er-Jahren nicht ausgerechnet auf einem Öltanker gelandet, wäre er vielleicht heute noch Seemann. Stattdessen war er ein Leben lang «on the road». Irgendwann ist er zwar in Zürich angekommen. Aber es zieht ihn wieder weg. Nach Mexiko zum Beispiel, seiner zweiten Heimat. AUFGEZEICHNET VON DIANA FREI
«Ich bin mein Leben lang herumzigeunert, viel gereist. Ich bin schon an verschiedenen Orten aufgewachsen. Bei Pflegeeltern, bei den echten Eltern, zuerst im Emmental, dann im Rheintal. Bei einem Bauern war ich Verdingbub. Ich habe gelernt, mich anzupassen, aber es ist natürlich für kein Kind gut, von einem Ort zum andern gebracht zu werden. Mit 18 Jahren wurde ich Seemann, ich wollte die Welt sehen. Es war aber das falsche Schiff dazu, ein Öltanker. Die Reisen waren sehr lang, angelegt hat man selten und wenn, dann war es in Kuwait oder in Syrien. Viel Spannendes habe ich dort nicht gesehen, wir haben Öl geholt und sind wieder zurückgefahren. Weil der Suezkanal zu war, mussten wir um Afrika herumfahren, das waren lange Seereisen. Wenn ich damals nicht auf diesem Öltanker gelandet wäre, wäre ich vielleicht heute noch Seemann. Später ging ich nach Zürich. Damals gingen ja alle nach Indien, und ich wollte auch. Also suchte ich per Inserat Gleichgesinnte und fand jemanden in Zürich. In Zürich dachte ich dann, läck, huereschön da, und ich blieb hier. Ich habe hier die ganzen Flower-Power-Jahre mitgemacht. In den 70er-Jahren bin ich zwischen Holland und Zürich hin- und her gereist. Rumgeflippt halt, Drogen ausprobiert. Ich hatte Temporärjobs. Ich rutschte aber immer tiefer in die Drogen und kam in Holland zwei Jahre lang in eine Wohngemeinschaft von Abbé Pierre. Das war auf dem Land, ich habe dort gelebt und gearbeitet. Holländisch spreche ich fliessend, Englisch und Spanisch auch. Meine Ex-Frau ist Mexikanerin, ich war vier Jahre lang in Mexiko. Mitte bis Ende Siebziger hatte ich in Holland dann einen legalen, festen Job bei einer Versicherung als Archivar. Anfang der 80er-Jahre ging ich in die USA. Ich wollte an sie Sonne, ich wollte reisen. Dafür habe ich mein legales Arbeitsverhältnis aufgegeben. Das war dumm. Ich bereute es trotzdem nicht. Kreuz und quer reiste ich durch die USA. Florida, Kalifornien, Washington, sechs Monate quer durch, per Autostopp, ein Grossteil mit Greyhound-Bussen. Ich habe kulturell-spirituelle und soziale Erfahrungen gesucht, ich wurde mit der Armut auf der Welt konfrontiert. Heute verpflanzen die modernen Nomaden ihren Wohnort in ein anderes Land, wo sie den immer gleichen Job weiterführen. Sie kommen mit ihrem vollen Schiffscontainer an, und der Rest interessiert sie nicht. Ich bin enttäuscht von der heutigen Globalisierung. Für mich war die Freiheit wichtig. Ich wollte unabhängig sein. Ich wollte einfach nur sein. Das ist mir immer noch wichtig, wichtiger als früher. Da ich schon seit Jahren Surprise-Verkäufer bin, habe ich eine Art Festanstellung. SurPlus heisst das Programm. Dazu gehören Beratungsgespräche mit Sozialarbeitern. Eingeengt fühle ich mich nicht, eher eingebunden. Ich gehe an Meetings, an denen wir Verkaufsstrategien diskutieren, ich habe bezahlte Ferien und Lohnfortzahlung bei Krankheit. Die Freiheit finde ich ‹on the road›. Sogar in Zürich manchmal, auf dem
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Velo. Beim Surprise-Verkauf bin ich selbst verantwortlich. Ich bin ein Morgenmuffel. Von mittags bis um 19 Uhr stehe ich am Bahnhof Wiedikon oder Enge, sechs Tage die Woche. Da gibt es keine Ausnahme, es gibt ja Stammkunden, die warten. Die Freizeit wird von meiner Musiksammlung beansprucht. Ich höre mich quer durch, kaufe mir Platten und CDs, putze die Schallplatten, das ist ein zeitaufwendiges Hobby. Mir ist es wichtig, in Würde zu altern. Ich würde sagen: Ich bin ‹e zwäge Grufti›. Am Bahnhof sehe ich die Leute vorbeihetzen. Ich beneide die nicht. Ich habe aufgehört, dem Materialismus nachzurennen. Immer wieder denke ich an Mexiko. Die Lebensfreude dort. Die Sonne, die Musik, die Farben, das Lebensgefühl. Ich muss auswandern, irgendwann.» ■ SURPRISE 236/10
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Starverkäuferin BILD: ZVG
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Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welchen Verkäufer Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41+61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch
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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.
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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel, www.strassenmagazin.ch Geschäftsführung T +41 61 564 90 63 Fred Lauener, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Öffnungszeiten Sekretariat Mo–Do 9–12 Uhr, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70 Reto Aschwanden (verantwortlich), Julia Konstantinidis, Mena Kost, Thomas Oehler (Sekretariat) redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Amir Ali, Annette Boutellier, Michèle Faller, Markus Föhn, Diana Frei, Andrea Ganz, Michael Gasser, Alexander Jungo, Delia Lenoir, Irene Meier, Esther Michel, Isabel Mosimann, Detlev Schilke, Isabella Seemann, Udo Theiss, Priska Wenger Korrektorat Alexander Jungo Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Anzeigenverkauf T +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch
Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.
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Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz
Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau schwarz
Vorname, Name
Telefon
Strasse
PLZ, Ort
Datum, Unterschrift
Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot
236/10
*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch SURPRISE 236/10
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