Surprise Strassenmagazin 240/10

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Es werde Licht Erkenntnisse der Nullerjahre Kolporteur: Das Surprise-Spiel für die ganze Familie

Geiz ist nicht geil – Philosophin Pieper über Anstand und Solidarität

Nr. 240 | 17. Dezember 2010 bis 6. Januar 2011 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


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BILD: PABLO WÜNSCH BLANCO

Editotrial Lichtblicke In Ihren Händen halten Sie die letzte Nummer des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend. Was für eine hübsche Verknüpfung zeitlicher Besonderheiten! Finden wir. Deshalb haben wir für einmal keine Weihnachtsnummer gemacht, sondern Erkenntnisse aus den Nullerjahren ans Tageslicht befördert. Trotzdem ist natürlich Weihnachtszeit, und das bedeutet neben lichtgeschmückten Strassen, Tannenbäumchen und Glühwein, dass es kalt ist. Ganz besonders, wenn man Stunde um Stunde an derselben Stelle steht und Surprise verkauft. Dank Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, lohnt es sich für unsere Verkaufenden, der Kälte zu trotzen: Vielen herzlichen Dank!

MENA KOST, REDAKTORIN

Zurück zu den Erkenntnissen. Im letzten Jahrzehnt ist viel passiert. Als aufmerksamer Zeitgenosse wissen Sie das und bringen die grossen Ereignisse irgendwo zwischen 9/11, der Ankunft des Internets in der Mitte der Gesellschaft und der Finanzkrise unter. Für diese Ausgabe haben wir uns überlegt, was da sonst noch war. Wir haben Seitenblicke gewagt und sind auf Ereignisse und Entwicklungen gestossen, die entweder schon wieder in Vergessenheit geraten sind – oder noch gar nicht bemerkt wurden: In diesem Heft können Sie nachlesen, wann und warum sich der Statusindikator «gesunde Zähne» in einen «Zähnemüssen-blenden»-Wahn verwandelt hat – und wie sich Menschen mit schlechten Zähnen dabei fühlen. Oder informieren Sie sich über die neuesten Erkenntnisse aus der Erforschung unserer nächsten Verwandten, der Bonobos. Diese Menschenaffen sind uns unglaublich ähnlich; so ähnlich, dass aufgeschlossene Zeitgenossen den für selbstverständlich gehaltenen kategorischen Unterschied zwischen Mensch und Tier werden überdenken müssen. Und falls Sie finden, dass der Spruch «Geiz ist geil» erstens saublöd ist und zweitens eine weitverbreitete und bedenkliche Mentalität zum Ausdruck bringt, dann wird Ihnen das Interview mit der Philosophin Annemarie Piper gefallen. Auf eine der ganz grossen Entwicklungen des letzten Jahrzehnts hinzuweisen, konnten wir uns allerdings nicht verkneifen: die Ökonomisierung der Gesellschaft. Wir haben versucht, das nicht in Form eines saftigen Kommentars zu machen, sondern spielerisch. Auf der Doppelseite in der Mitte des Heftes finden Sie «Kolporteur – Das Surprise-Spiel». Man muss zwar einen kleinen Bastelaufwand betreiben, um es startklar zu bekommen, aber das lohnt sich. Kolporteur lässt sich an kalten Abenden wunderbar im Warmen spielen. Zudem führt es einem – durchaus charmant – den eigenen Umgang mit dem Kosten-Nutzen-Prinzip vor Augen. Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre und viel Spass beim Spielen. Herzlich, Mena Kost

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 240/10

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BILD: ANGEL SANCHEZ

06 Feurig Toni Bussmann ist gelernter Zuckerbäcker. Seine Kreationen zaubert der Feuerwerker heute aber in die Luft.

10 Ausgebrannt Die letzte Glühbirne – eine Kurzgeschichte. VON ROLF DOBELLI

BILD: LUCIAN HUNZIKER

BILD: JEANETTE BESMER

VON JULIA KONSTANTINIDIS

12 Aufgeklärt Leben nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip: Die Philosophin Annemarie Pieper erklärt den Zeitgeist – und was ihm fehlt.

BILD: WOMM

VON JULIA KONSTANTINIDIS

16 Erhellend Kolporteur, das Surprise-Spiel: Investieren Sie in Verkaufsstandorte und machen Sie die Strasse zum Wirtschaftswunder.

18 Erleuchtung Bonobos sind unsere nächsten Verwandten: 98 Prozent ihres Genoms stimmen mit unserem überein. Sie bauen Werkzeuge, und manche von ihnen verstehen sogar unsere Sprache.

BILD: ISTOCKPHOTO

IDEE: JULIA KONSTANTINIDS, MENA KOST, SMADAH LÉVY/UMSETZUNG: WOMM

BILD: ISTOCKPHOTO

VON MENA KOST

20 Blendwerk Gesunde Zähne reichen nicht mehr. Heute müssen die Beisser blitzen und blenden. Das Gebiss wird zum Schlachtfeld des Schönheitswahns. VON RETO ASCHWANDEN

Titelbild: Ursula Sprecher und Andi Cortellini Lichtgestalten: Fatima Keranovic, Hayelom Ghebrezgiabiher, Theo Geiser

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Ausserdem: Bildrätsel (Seite 5), Spielregeln Kolporteur (Seite 8), Le mot noir (Seite 23), Kultur (Seite 24), Ausgehtipps (Seite 26), Verkäufer-Highlights (Seite 28), Starverkäufer (Seite 29), Spielzubehör Kolporteur (Seiten 2 und 31) SURPRISE 240/10


Geistesblitz Finden Sie die Unterschiede!

BILD: URSULA SPRECHER & ANDI CORTELLINI

Unsere Grafiker haben an den drei Covermodels ein paar Details verändert. Finden Sie die 5 Unterschiede und gewinnen Sie einen der drei Preise. Viel Glück!

Original

1. Preis: Surprise-Tasche gefüllt mit Überraschungen 2. Preis: Suprise-Strandtuch 3. Preis: Surprise-Tasche Markieren Sie die Unterschiede im Bild rechts und schicken Sie uns die Seite mit Name und Adresse an: SURPRISE Strassenmagazin Redaktion Spalentorweg 20 4003 Basel Einsendeschluss: 6. Januar 2011 Die Gewinner werden ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. SURPRISE 240/10

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Feurig Die Lebensfreude AG Wenn den Leuten der Mund vor Staunen offen stehen bleibt, hat Toni Bussmann seine Arbeit gut gemacht: Der Feuerwerksmeister will mit seiner Arbeit Freude pur bereiten. VON JULIA KONSTANTINIDIS (TEXT) UND ANGEL SANCHEZ (BILD)

Er wollte Bauer werden wie sein Vater, machte dann aber eine Lehre als Bäcker-Konditor. Toni Bussmann ist mit sechs Schwestern und zwei Brüdern in einfachen Verhältnissen im Luzernischen aufgewachsen und bei der Wahl der Ausbildung zählte vor allem eines: Sie durfte nicht zu viel kosten. «Als Lehrling hatte ich Kost und Logis und verdiente Geld», erklärt Bussmann. Den Traumberuf, das KV, finanzierte er sich dann selber, indem er neben der Ausbildung Brötchen buk. Aus Toni Bussmann wurde jedoch kein Versicherungsvertreter, sondern Unternehmer. Und seine Branche ist explosiv: Er stellt Feuerwerkskörper her, plant und führt Feuerwerke aus. «Ich kam dazu wie die Jungfrau zum Kind», sagt der 64-Jährige leicht verwundert, als wenn er sich noch heute nicht recht erklären könnte, wie das passiert ist. Dabei kann er das sehr gut, weil viel harte Arbeit dahinter steckt, eiserner Wille und unlöschbarer Wissensdurst. Von seinem Vater hat der drahtige Berufszünsler nicht nur Zähigkeit mitbekommen, sondern auch den Drang, so viel wie möglich zu lernen. «Alles, was ihr gelernt habt, kann euch niemand mehr wegnehmen», das war der Leitspruch, mit dem Bussmann senior seine Kinder anspornte. Toni machte es sich zum Lebensmotto. Er liess keine Gelegenheit aus, etwas zu lernen, nicht einmal im Militär: «Statt in die Beiz zu gehen, machte ich noch die Sprengmeister-Ausbildung, das hat mir später viel gebracht.» In den 80er-Jahren roch Toni Bussmann Lunte: In einer Firma, in der er als Manager tätig war, gab es eine kleine Abteilung mit Feuerwerk, und die Materie interessierte ihn vorerst als reine Geschäftsidee. Sein Herz verlor Toni Bussmann 1984 ans Feuerwerk. Damals durfte er an der Berliner Mauer bei der Inszenierung des Feuer-Theaters «Krieg und Frieden – die Klangwolke» mithelfen: Der Wiener Künstler André Heller kombinierte damals Feuerwerk mit Musik und schuf poetische Lichtbilder. «Das war der Ausschlag für mich, ins Feuerwerk zu investieren», erinnert sich Bussmann und vor seinen Augen scheinen die fantastischen Bilder noch einmal abzulaufen. «Als das Theater zu Ende war, lief ich durchs nächtliche Berlin. Die Stimmung war so speziell, die Leute so beeindruckt. Ich dachte, das will ich auch machen, ich möchte den Menschen auch solche Freude bereiten.» Gesagt, getan: Toni Bussmann gründete 1987 seine eigene Feuerwerk-Firma, die Bugano AG, die heute im luzernischen Neudorf angesiedelt ist. Um das Handwerk zu lernen, reiste er in der Welt herum: «Gang go mitmache» nennt er das. In Italien lernte er, die Feuerwerksmischungen herzustellen, und er montierte Feuerwerke für den grossen Showdown. In China war er vor allem im Einkauf tätig, importierte Feuerwerkskörper. «Die Reisen nach China – das waren damals Welten», meint Bussmann. Die Eindrücke des Landes, wie es vor 20 Jahren war, hielt er mit seiner Fotokamera fest. «Der Toni saugt alles mit den Augen auf», das sei ein Satz, den er oft über sich gehört habe und der wohl auch stimme: Bussmanns Blick ist interessiert, wach und neugierig. Um ein Feuerwerk zu komponieren, geht der ehemalige Konditor wie ein Koch vor: «Ich schaue, was ich auf Vorrat habe, mit was ich es kom-

binieren kann, was zusammenpasst und was ich noch brauche.» Die Inspiration für die Feuerbilder holt er sich oft in der Natur: «Sie gibt viel, etwa im Herbst mit den Goldtönen der Landschaft oder im Frühling mit den frischen Farben, Ideen für Stimmungsbilder liefern auch die Abendstunden mit ihren verschiedenen Blautönen.» Toni Bussmann schaut sich das Gelände, auf dem er sein Feuerwerk zündet, zuerst genau an, auch aus der Perspektive der Zuschauer. Dazu kommen lokale Überlegungen und Mentalitätsunterschiede: Wenn er das 1.-August-Feuerwerk auf dem Rhein plant, darf eine Kombination in Rot-Blau, den Vereinsfarben des FC Basel, nicht fehlen. Die Italiener mögen es etwas lauter,

«Ich bin nicht der knallige Typ.»

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da können ein paar Kracher zusätzlich mit in die Ladung eingebaut werden. Toni Bussmann achtet auf die Ausgewogenheit seiner Menüs: «Man darf nicht schon beim Entree alles verpulvern, es braucht auch noch was fürs Dessert.» Alles muss minutiös geplant werden – der Transport, die Infrastruktur, die Zeit. Rund 200 Feuerwerke pro Jahr bereitet Bussmann vor, bei ungefähr 70 ist er vor Ort dabei. Grosse Feuerwerke werden heute per Mausklick entfacht und Toni Bussmanns grösster Albtraum ist ein Totalausfall der Technik: «Wenn der Computer abstürzt, geht gar nichts mehr, da zündet kein einziger Feuerwerkskörper», erklärt er das Katastrophenszenario. Der 1. August und Silvester sind die Höhepunkte im Leben eines Schweizer Berufsfeuerwerkers. Die schönste Erinnerung hat Toni Bussmann aber an ein Feuerwerk, das in intimerem Rahmen stattfand: Seiner Mutter schenkte er zum 90. Geburtstag ein Feuerwerk, das er mit Volksmusik unterlegte. «Es war am 2. Dezember, es lag Schnee – alle Leute im Altersheim fanden es sehr schön.» Mit seinen Feuerbildern will Toni Bussmann Emotionen wecken: «Ich bin nicht der knallige Typ, ich liebe eher sanftere Feuerwerke.» Seine Vorliebe komme übrigens auch bei Frauen an, die viel Licht und wenig Lärm mögen, weiss der vierfache Vater und Grossvater. «Ja, ich hatte ein Riesenglück und hatte die Chance, etwas zu erreichen», blickt Bussmann zurück. Und dabei ist er durchaus selbstkritisch: Die erste Ehe scheiterte, wohl auch, weil Bussman viel Zeit in der Firma verbrachte und seine Frau nicht in den Betrieb eingebunden war. «Das ist heute anders, meine jetzige Frau arbeitet im Betrieb mit, das ist besser.» Die Kinder hingegen profitierten natürlich vom ausgefallenen Beruf des Vaters. «Ich musste ab und zu vor die Schulpflege, weil die Kinder Feuerwerk losgelassen hatten – ich fand, sie sollen lieber knallen als Dümmeres machen», erinnert sich Bussmann schmunzelnd. Vor allem Toni junior hatte die Begeisterung für das Feuerwerk wohl im Blut. Mit ihm ist auch die Nachfolge schon geregelt, was den Senior sichtlich erleichtert: «Es muss immer weitergehen.» Wenn Toni Bussmann eines Tages den Auslöser nicht mehr selber zündet, kann er sicher sein, dass seine Arbeit das erzeugt hat, was er mit ihr bezwecken wollte: «Feuerwerk ist Lebensfreude, ich will den Leuten diese Freude bereiten.» ■

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KOLPORTEUR Das Surprise-Spiel Kolporteur spielt auf dem Arbeitsfeld der Surprise-Verkäuferinnen und -Verkäufer, auf den Strassen der Schweiz. Als geschäftstüchtige Kolporteure versuchen die Spieler, ihre Ausgangssituation stetig zu verbessern. Dabei müssen sie Regeln beachten und Hindernisse umgehen, mit denen Surprise-Verkaufende täglich konfrontiert sind. Mit Geschick und etwas Glück kann ein Spieler Reichtum anhäufen. Das ist der grosse Unterschied zwischen Spiel und Realität, den wir Ihnen zu Weihnachten aber gönnen: Suprise-Verkaufende winkt nur ganz selten der richtig grosse Gewinn. Falls sie als Kolporteur demnächst auf der Erfolgswelle surfen – in unserem Spiel können Sie zwischen Abzockerei und Sozialkompetenz wählen. Wir wünschen viel Spass! Zubehör: 1. Würfel: Um Kolporteur zu spielen, benötigen Sie zwei Würfel.

7. Standortkarten: Auf Seite 31 finden Sie die Standortkarten. Bitte schneiden Sie die ganze Seite aus dem Heft und kleben Sie sie auf einen A4 grossen Karton. Sobald der Leim trocken ist, schneiden Sie die einzelnen Standortkarten aus.

Spielaufbau: Die Spieler sind Kolporteure. Als Zahlungsmittel sind Hefte im Umlauf, abgepackt in 10er-, 20er, 50er- und 100er-Stapel. Ein Spieler übernimmt die Aufgabe des Vertriebsleiters, der für die korrekte Herausgabe der Hefte an die Spieler verantwortlich ist.

2. Spielfiguren: Pro Mitspieler brauchen Sie ein «Töggeli».

Würfel und Spielfiguren bitte einem anderen Spiel leihweise entnehmen.

3. Surprise-Taschen: Schneiden Sie aus Stoffresten 15 ca. 1×1 cm grosse Stoffquadrate aus.

4. Unterstände: Bitte 15 Nägel oder Schrauben als Symbol für den Unterstand verwenden.

5. Schicksalskarten: Bitte schneiden Sie 12 Kärtchen diesen Formats aus dickem Papier oder Karton aus und nummerieren Sie sie von 1 bis 12.

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6. Währung: Bei Kolporteur wird nicht in Franken bezahlt, sondern in Surprise-Heften. Sie benötigen: 10er-Heftstapel = 70 Stück 20er-Heftstapel = 90 Stück 50er-Heftstapel = 60 Stück 100er-Heftstapel = 40 Stück Auf Seite 2 finden Sie die Vorlagen für die Heftstapel. Bitte kopieren Sie diese Seite 14 Mal und schneiden Sie die Vorlage in oben genannter Stückzahl aus. Sie können entweder Farbkopien machen oder Schwarz-weiss-Kopien und diese wenn gewünscht von Hand kolorieren, zum Beispiel mit Wasserfarben.

Verkaufsstandorte: Das Ziel der Spieler ist es, möglichst viele Surprise-Standorte zu kaufen und sie attraktiv zu gestalten. Das verbessert nämlich die Verkaufszahlen. Als Heftverkäufer ist die Sichtbarkeit das Wichtigste. Deshalb können die Spieler erstens Surprise-Taschen für ihre Standorte kaufen, damit man sie dort besser sieht. Zweitens kann man seine Standorte mit Unterständen ausstatten; sie schützen vor Sonne, Wind und Regen. Je attraktiver der Standort, desto höher wird allerdings auch die Miete für den Platz, welche die Spieler bezahlen müssen, wenn sie auf dem Feld landen. Die Miete ist an den Besitzer der Standorte zu entrichten. Die Spieler können untereinander mit den Standorten handeln, sie sich gegenseitig abkaufen oder tauschen.

Soziale Institutionen: Die Spieler können ihr soziales Engagement zeigen, indem sie in soziale Institutionen investieren: Die Gassenküche, die Notschlafstelle und die Schuldenberatung. Die Mieten steigen an, je mehr Institutionen sich im Besitz eines einzigen Spielers befinden. Derjenige Spieler hat gewonnen, der mit seinen Standorten und zusätzlichen Einrichtungen am besten wirtschaften kann.

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Regeln: Jeder Spieler erhält vor Spielbeginn ein Startkapital von 820 Heften in folgender Aufteilung:

Muss ein Spieler ins Büro, geht er auf direktem Weg dorthin, der Lohn von 80 Heften entfällt ihm für diese Runde.

• 7 Scheine à 10er-Stapel • 10 Scheine à 20er-Stapel • 3 Scheine à 50er-Stapel • 4 Scheine à 100er-Stapel

Baustellen-Feld: Baustellen bedeuten für Heftverkäufer Geschäftsbehinderung, weil sie ihren Standort unattraktiv machen. Erreicht ein Spieler das Baustellen-Feld muss er deshalb auf direktem Weg ins Büro und eine Runde aussetzen.

Gespielt wird mit 2 Würfeln, derjenige Spieler, der die höchste Punktzahl würfelt, kann beginnen. Jedes Mal, wenn ein Spieler das Los-Feld passiert, erhält er 80 Hefte Lohn. Würfelt ein Spieler einen Pasch, darf er noch einmal würfeln, würfelt er drei Mal in Folge einen Pasch, muss er aufs Büro-Feld und eine Runde aussetzen. Kommt ein Spieler auf einen unverkauften Standort oder auf eine unverkaufte soziale Institution, kann er sie zum angegebenen Preis erwerben. Die Mietansätze für die Standorte sowie die Verkaufspreise sind auf dem Spielbrett und auf den dazu passenden Standortkarten angegeben. Das Geld dafür wird in die Mitte des Spielbretts gelegt. Kommt ein Spieler auf einen verkauften Standort, muss er die angegebene Miete an den Besitzer des Standorts entrichten.

Café-Feld: Im Café können sich Heftverkäufer ausruhen. Manchmal wird in solchen Lokalen auch Lotto gespielt. Erreicht ein Spieler punktgenau das Café-Feld, hat er den Jackpot im Lotto gewonnen und kann das Geld, das sich in der Spielbrett-Mitte angesammelt hat, an sich nehmen. Ist ein Spieler nicht mehr zahlungsfähig, kann er versuchen, mit seinen Mitspielern ins Geschäft zu kommen. Hier ist der Geschäftssinn der Spieler gefragt. Hat der Spieler noch Besitz, aber keine flüssigen Mittel mehr (z.B. eine oder mehrere Standort- oder Institutionenkarten), kann er versuchen, die Karten zu verkaufen oder einzutauschen. Bekommt er kein Geld dafür, kann er versuchen, einen anderen Vorteil herauszuschlagen. Zum Beispiel: Man bezahlt im Tausch für die Karten nur die Grundmiete der Standorte desjenigen Spielers, mit dem man in Verhandlung ist, egal, ob auf dem Standort schon Taschen oder Unterstände stehen.

Hat ein Spieler alle Standorte einer Farbe beisammen, kann er damit beginnen, sie mit Taschen auszustatten. Die Preise für die Taschen sind auf den Standortkarten angegeben.

Hat ein Spieler keinen Besitz und kein Geld mehr, ist Verhandlungsgeschick gefragt. Mögliches Vorgehen:

Sind alle Standorte einer Farbe mit Taschen ausgerüstet, kann der Besitzer damit beginnen, sie mit Unterständen auszustatten. Die Preise für die Unterstände sind auf den Standortkarten angegeben.

Der Gläubiger erlässt dem zahlungsunfähigen Spieler die Schulden, dafür bekommt er den nächsten Jackpot, den der Schuldner selber gewinnen würde.

Ein Spieler kann nur dann Taschen oder Unterstände für seine Standorte kaufen, wenn er an der Reihe ist, er muss jedoch dafür nicht zwingend auf dem Feld stehen, für das er seine Investition tätigen will.

Der zahlungsunfähige Spieler versucht, bei anderen Spielern Kredit aufzunehmen, die Zinsen dafür müssen die Spieler unter sich vereinbaren.

Kommt ein Spieler auf ein Schicksals-Feld, zieht er die oberste der vor Spielbeginn gemischten Schicksalskarten, die auf dem Spielbrett platziert sind. Die Karten sind von 1 bis 12 nummeriert. Welches Schicksal den Spieler ereilt, kann er auf dem Spielbrett, wo die Schicksalsschläge von 1 bis 12 aufgelistet sind, ablesen.

Hat ein zahlungsunfähiger Spieler kein Glück bei seinen Verhandlungen, muss er seine Geschäftstätigkeit aufgeben und vom Spiel zurücktreten. Gewonnen hat derjenige Spieler, der am Schluss übrig bleibt, oder derjenige, der am meisten aus seinen Möglichkeiten gemacht hat und den meisten Besitz angelegt hat.

Bussgeld, das aufgrund von Schicksalskarten entrichtet werden muss, wird in die Mitte des Spielbretts gelegt. Muss ein Spieler eine Runde aussetzen, bleibt er auf dem Feld stehen, auf dem er gerade ist, ausser die Schicksalskarte verlangt, dass er sich auf das Büro-Feld begibt.

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Ausgebrannt Die letzte Glühbirne EINE KURZGESCHICHTE VON ROLF DOBELLI ILLUSTRATION: JEANETTE BESMER

Matter, im Halbschlaf, schlurft zur Küche. Berührt den Lichtschalter. Nichts passiert. Nach einer Weile und unter einer geheimnisvollen Qual, als müsste es sich überwinden, kriecht das Licht aus der Lampe, gelb und zäh wie Raclette. Es dauert noch eine halbe Ewigkeit, bis so etwas wie Helligkeit entsteht. Dann aber strahlt die Küche wie ein FlughafenTerminal und schmilzt die Ränder seines Traums weg. Matter erinnert sich wieder: Gestern brannte die letzte Glühlampe aus, und er war gezwungen, eine Energiesparlampe einzuschrauben. Jahrelang hat er sich mit Hilfe eines stattlichen Birnenvorrats gegen diesen Schritt gewehrt. Nun musste er kapitulieren. Es ist November. Matter nimmt den Bus zum Technorama, wie jeden Morgen. Vom Aufsichtspersonal wird erwartet, dass es eine Viertelstunde vor der offiziellen Museumsöffnungszeit da ist. Seit er pensioniert ist, arbeitet Matter dort. Er mag die Uniform, ist froh um den geregelten Tagesablauf, besonders seit seine Frau gestorben ist. Wie oft hat man es schon gesehen: Einer geht in Pension, und sein Leben gerät ausser Kontrolle. Matter betreut die Ausstellung «Elektrizität im Haushalt von 1880 bis heute». Als ehemaliger Vertreter der Luzerner Glühlampenfirma Luxern

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AG, hätte er sich nicht vorstellen können, auf Dampfmaschinen oder Magnetspiele aufzupassen. Noch ein paar Minuten, bis das Museum öffnet. Matter staubt die Lampen ab, reibt jede einzelne mit einem Seidentuch sauber. Er mag es nicht, wenn Fingerabdrücke vom Vortag an den Glaskolben kleben. Er mag es nicht, wenn sich die halbe Welt an seinen Glühbirnen vergreift. Es ist 10 Uhr, das Museum öffnet. Matter legt den Hauptschalter um. Ein Heer von Lampen – Hunderte, aus den verschiedensten Epochen und Regionen, von der Kohlefadenlampe bis zur LED – erwacht. Bald strömen die ersten Besucher herein. Um diese Uhrzeit vorwiegend Schulklassen. Kaum jemand interessiert sich für die Lampen. Die meisten eilen hinüber zu den optischen Täuschungen oder den Riesenseifenblasen. Wie gern würde er den Besuchern zurufen: «Keine andere Erfindung hat eure Lebensqualität so sehr angehoben wie die Glühlampe. Sie hat die Nacht zum Tag gemacht, den Winter zum Sommer und das Leben erst lebenswert. Bücherlesen bei Kerzenlicht: das war etwas für Adlige. Erst die Glühbirne ermöglichte eine belesene Welt.» Seine Liebste ist die Lux 66C. Ein Modell aus den Sechzigerjahren, eine mächtige Blase aus zartem Glas mit dreifach geschwungenem Wolframdraht. Viel mehr als eine Glühbirne. Die erste und einzige Lampe, die auch nackt, ohne Schirm, attraktiv war. Das hat keine andere vor oder nach der 66C geschafft, schon gar nicht die neuen EnergiesparSURPRISE 240/10


lampen. Die 66C war sehr zerbrechlich, was sie für den Handel problematisch machte. Sie war die erste, die Matter als frisch gebackener Luxern-Vertreter verkaufte. Gross und edel wie ein Amerikanerschlitten aus den 60ern, versprüht sie ein Licht, von dem Matter nur schwärmen kann. Ein klares, helles, seidenes, warmes Licht in der Farbe einer ZinkBronze-Legierung. Kein künstliches Zahnarztlicht wie die Sparlampen. Und wie die auf Touren kommt! Nullkommaplötzlich, wie überhaupt alle Glühbirnen. Man drückt den Schalter – und es ward Licht. Wenn Gott mit Energiesparlampen gearbeitet hätte, wären wir heute immer noch im Buch Genesis. Der Umbruch kam im Jahr 2005. Der neue CEO der Luxern versammelte die ganze Belegschaft in der Fabrikationshalle. «Wir müssen uns selbst kannibalisieren!», rief er aus. Er war gerade von einem «Harvard Executive Management Seminar» zurück. «Wenn wir uns nicht selbst kannibalisieren und unsere Produktion radikal auf Sparlampen umstellen, werden wir in ein paar Jahren dazu gezwungen – von der Konkurrenz und durch den Gesetzgeber. So, und jetzt zerschiessen wir unsere Vergangenheit.» Er zückte ein Luftgewehr und schoss gezielt eine Glühbirne nach der anderen ab, die auf einer Test-Schiene aufgestellt waren. «So, meine Damen und Herren, nun sind Sie an der Reihe.» Sein Assistent drückte jedem Mitarbeiter eine Flinte in die Hand, selbst den Damen. Er hob einen Vorhang. Dahinter leuchtete ein Feld unzähliger Glühbirnen. «Schiessen Sie los», befahl der CEO, «räumen Sie mit der Vergangenheit auf!» Es klirrte eine Viertelstunde lang, dann war die Vergangenheit erledigt. «Lampen, die nicht mehr heiss werden, sind keine Lampen», sagte Matter in den Zerstörungswahn hinein, so dass es der CEO hören musste. Matter war der einzige, der sich weigerte, seine Flinte auch nur anzufassen. «Zerstöre dich selbst, bevor es die Konkurrenz tut!», ermahnte der CEO abschliessend seine Mannschaft, als handle es sich um eine Lebensweisheit. Dank viel Bier und Wein wurde es doch noch ein lustiger Abend. Er ging schon bald unter dem geschmacklosen Titel «Kristallnacht» ins kollektive Gedächtnis der Belegschaft ein. Ein Monat nach der «Kristallnacht» wurde Matter freigestellt. «Sie haben offensichtlich Mühe, die neuen Energiesparlampen mit dem alten Elan zu verkaufen.» So die Begründung des neuen Verkaufsleiters – auch er ein MBA-Absolvent. Das neue Zeitalter war eingeläutet. Seither produzierte die Firma ausschliesslich Energiesparlampen. Ein strategischer Schritt, der, so die Finanzmarktanalysten, für das Überleben der Luxern AG «matchentscheidend» gewesen sei. Die bleihaltige Vergangenheitsbewältigung, ein «überzeugender Akt» des Symbolic Management, hat es sogar in die Lehrbücher der Universität St. Gallen geschafft.

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Matter steht da, in Uniform, und knipst die Lux 66C aus, um sie vor dem Abbrennen zu schützen. Es ist die letzte. Soweit er weiss, die letzte auf der ganzen Welt. Den kompletten Lagerbestand hatten sie mit ihren Luftgewehren kaputtgeschossen. Jede Sekunde Brennzeit nimmt ihr eine Sekunde Zukunft weg. Darum schaltet Matter sie nur an, wenn er Schritte von Besuchern hört, was, wie gesagt, selten vorkommt. Doch heute ist es anders. Ein Mann, Mitte vierzig, bleibt vor den Glühbirnen stehen. Er sei Journalist, eigentlich Schriftsteller, und habe für das Surprise-Heft einen Text mit dem Titel «Die letzte Glühbirne» zu schreiben. Die paar Fränkli, die er dafür erhalte, würden keine Recherche rechtfertigen, sagt er. Und doch habe ihn das Thema gepackt. Stundenlang diskutieren sie alle denkbaren Facetten des GlühbirnenThemas – die Sammler, die Preise auf dem Schwarzmarkt, die Fehldrucke (wenn zum Beispiel 100W auf einer 60W-Birne steht), die Preisdifferenz zwischen gebrauchten und ungebrauchten Birnen. Matter beantwortet geduldig Frage um Frage. «Was so eine wohl kostet?» Der Journalist zeigt auf die Lux 66C. «So eine? Es ist die letzte. Ein Unikat.» Plötzlich die Frage: «Dürfte ich die 66C mal für eine Nacht nach Hause nehmen? Nur so könnte ich authentisch beschreiben, wie sie sich in einer Wohnumgebung macht. Keine Angst, am nächsten Morgen bringe ich sie wieder zurück.» Matter muss lachen. Er lacht so laut und so lang, bis sich der Journalist gezwungen sieht, sich zu verdrücken. Am folgenden Tag ist die Lux 66C weg. Es ist Anfang Dezember. Matter schlägt Alarm. Nach kurzer Zeit steht der Sicherheitsmann staunend vor der leeren Schraubfassung. «Und gestern Abend war sie noch da?» «Sie hat gebrannt wie immer.» «Haben Sie eine Vermutung?» Matter zuckt mit den Schultern. «Dann muss die Direktion eben eine Ersatzbirne auftreiben.» «Es gibt keine 66C mehr. Es war die letzte.» «Tja, vielleicht bringt sie der Dieb ja wieder zurück», lacht der Sicherheitsmann und schleicht sich davon. Vier Wochen später fehlt sie noch immer. Unterdessen ist Weihnachten. Matter poliert wie jeden Morgen die Glaskolben und reibt mit dem Seidenlümpchen die leere Fassung aus, die mit Lux 66C angeschrieben ist. Die Besucher schlendern an ihm vorbei in Richtung Dampfmaschinen. Das Publikum ist spärlich an diesem Tag, spärlicher noch als sonst. Keine Seele – nicht eine einzige – interessiert sich an diesem Tag für die «Elektrizität im Haushalt von 1880 bis heute». Am Ende des Tages schaltet Matter die Glühbirnen aus und macht sich auf den Heimweg. Er öffnet die Haustür, drückt den Lichtschalter, und dort hängt sie, seine Lux 66C. Seit genau vier Wochen. Sie taucht das Wohnzimmer in ein klares, helles, seidenes, warmes Licht in der Farbe einer Zink-BronzeLegierung. Matter greift in den Kühlschrank, öffnet ein Bier, setzt sich aufs Sofa, legt die Beine aufs Tischchen, grinst und prostet der 66C zu: «Frohe Weihnachten.» ■

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BILD: ZVG

20 Jahre aktiv! Rolf Dobelli Rolf Dobelli, 1966 geboren, ist Schriftsteller und lebt in Luzern. Soeben ist sein neuer Roman «Massimo Marini» im Diogenes-Verlag erschienen. © Rolf Dobelli, 2010

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Aufgeklärt «Erst mal komm ich» Einer der prägnantesten Werbeslogans der letzten zehn Jahre hat es geschafft, unsere Lebenshaltung auch jenseits der Konsumwelt nachhaltig zu beeinflussen: «Geiz ist geil» gilt heute im Geschäfts- wie auch im Privatleben. Mit wenig Aufwand wollen wir möglichst viel erhalten – sei das ein Flachbildschirm vom Discounter oder per Mausklick neue Freunde auf Facebook. Ein Gespräch mit der Philosophin Annemarie Pieper über Geiz, Egoismus, Freiheit und Solidarität. VON JULIA KONSTANTINIDIS (TEXT) UND LUCIAN HUNZIKER (BILDER)

Frau Pieper, was halten Sie von geizigen Leuten? Geizige sind unangenehme Leute, die nicht sparen müssten, die aber, vor allem gegenüber anderen, knauserig sind. Man hat den Eindruck: Die ticken nicht richtig, die sehen das nicht mehr im richtigen Verhältnis. Sie wollen ihr Geld behalten und der Gegenwert in Waren oder auch in Form von Wohltätigkeit für andere zählt nicht. Das macht die Einseitigkeit solcher Menschen aus. Geil ist das nicht. Ich finde den Satz «Geiz ist geil» und vor allem das Adjektiv unanständig. Geil bedeutet ursprünglich Lüsternheit, Unzüchtigkeit. Das Wort hat eine Aufwertung erfahren und sich genau ins Gegenteil verkehrt. Der Geiz – im christlichen Sinn eine Todsünde – ist hoffähig geworden und wenn man bedenkt, dass das Wort eigentlich etwas ganz anderes signalisiert, finde ich den Spruch völlig pervers.

Weshalb funktioniert das heute so gut? Der egoistische Zug, der in uns allen steckt, wird durch die Werbung bedient: «Lass es dir gut gehen», «Ich bins mir wert». Die anderen können erst einmal warten. Das macht sich auch in Konfliktfällen bemerkbar, wenn erst einmal die eigenen Bedürfnisse betont werden. Das hängt auch damit zusammen, dass es heute keine Grossfamilien mehr gibt. Früher war man durch die Familienstrukturen gewöhnt, dass da immer andere sind, auf die man Rücksicht nehmen muss. Welche Auswirkungen hat dieses Verhalten? Die, denen es nicht so gut geht, werden immer mehr und sie empfinden die Unterschiede stärker. Sie stellen Gerechtigkeitsfragen, wie etwa, weshalb die reichen Leute mehr wert seien als sie. Die Gegenseite spricht sofort von Neid, aber ich glaube, das hat damit nichts zu tun. Die Unverhältnismässigkeit ist als solche ungerecht. Die meisten Menschen haben schon ein Gerechtigkeitsempfinden.

Um Gerechtigkeit durchzusetzen, braucht es aber Solidarität. Die Schweiz hat den Vorteil der direkten Demokratie: Man kann von unEr wirkt aber. Nicht nur auf dem Konsummarkt, sondern auch in ten her protestieren, wenn man genügend Unterschriften für sein Anlieanderen Lebensbereichen. gen findet. Dann lassen sich am Ende sogar Minarette verbieten. Nach meiner Einschätzung hängt das mit der Zunahme unserer ökonomistischen Lebensanschauung zusammen. Je mehr die Wirtschaft das Sagen in der Gesell«Missverständnisse und Missbrauch kann man nirgends schaft übernimmt, desto mehr greift das Denausschliessen. Das ist der Nachteil der Freiheit.» ken in Kosten-Nutzen-Bilanzen um sich. Wer heiratet, berechnet genau, was ihn eine spätere Scheidung kostet. Kinder zählen auch nur noch als Kostenfaktor. BeWas man auch als Missbrauch des Solidaritätsgedankens verstereiche, die früher in die sogenannte Intim- und Privatsphäre gehörten, hen kann. werden nun unter ökonomistischen Gesichtspunkten betrachtet. Ja, Missverständnisse und Missbrauch kann man nirgends ausschliessen. Das ist der Nachteil der Freiheit. Eliminiert man sie jedoch, beGerechnet hat man doch schon immer. kommt man lauter gehorsame Tiere, die auf Kommando machen, was Früher gab es das positive Wort Sparsamkeit. Entscheidend ist, warum sie sollen. Schwarze Utopien wie die von Aldous Huxley oder George man spart. Viele Leute tun es, weil sie wirklich einen kleinen GeldbeuOrwell malen solche Bilder. Am Ende kommt dabei eine Diktatur hetel haben und jeden Rappen umdrehen müssen. Dann gibt es Leute, die raus, als Herrschaft über normierte Einheitsmenschen. sorgsam sind, die auf das Geld achtgeben, obwohl sie nicht rechnen müssen. Wie lässt sich vernünftig mit der Freiheit umgehen? Dafür ist Aufklärung wichtig. Pro- und Contra-Argumente sind zu prüWas hat sich seither verändert? fen, man muss sich informieren, sich ein eigenes Urteil bilden. Am allerIch bin Ende des Zweiten Weltkriegs geboren, habe die Trümmerfrauen wichtigsten finde ich die Schulung der Urteilskraft von klein an. Sie ist erlebt, den Wiederaufbau in Deutschland. Da zählte das Mitmenschlidas Instrument, um zu einer fundierten Meinung zu gelangen und nicht che, man half sich gegenseitig aus. Das, was man heute Solidarität allem auf den Leim zu kriechen, was als das Blaue vom Himmel genennt, wurde da ohne grosse Worte praktiziert. In den letzten 20 Jahren priesen wird. wurde immer grösserer Wert auf den Besitz gelegt, denn Prestige hat nur, wer auch auf der hohen Kante etwas vorweisen kann. Das ist in alWer kann uns lehren, zu urteilen? le Lebensbereiche eingedrungen. Wenn man sich mal anguckt, wie Das, was man unter Werterziehung fasst, wurde früher zum grossen Teil wichtig Prestigesymbole sind, kristallisiert sich eine egoistische Einstelvon den Kirchen gemacht. Doch die haben nicht mehr den gleichen Einlung heraus: Erst mal komm ich. fluss wie früher und auch die Elternhäuser sind viel lascher geworden. SURPRISE 240/10

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Oft ist niemand zu Hause, die Kinder sind sich selber überlassen. Deshalb plädiere ich seit Langem für Ethikunterricht in Schulen und Kindergärten. Eltern meinen oft, die Kinder würden da indoktriniert, das wäre so eine Art säkularer Religionsunterricht. Das ist es aber gar nicht. Eher geht es um das, was wir früher im Elternhaus gelernt haben.

«Der Mensch ist mehr als nur eine Geldvermehrungsmaschine.»

Was hat man im Elternhaus gelernt? Benimmregeln zum Beispiel, vor allem aber die wirklich ernsthaften moralischen Regeln: Du sollst nicht lügen, du darfst andere nicht verhauen, wenn es dir grad Spass macht. Daran fehlt es. Das hat wohl auch dazu geführt, dass man sich selbst zu wichtig nimmt. Erst komme ich. Ellbogen raus und möglichst die anderen runterschubsen von der Leiter. Gesunder Ehrgeiz hat noch nie geschadet. Der normale Ehrgeiz und der Wunsch, es zu etwas zu bringen, ja – aber nicht um jeden Preis! Die Kinder sollen lernen, wo Grenzen sind, wo man anderen schadet, wenn man einen bestimmten Weg einschlägt. Rücksichtnahme auf andere, die betroffen sind durch das, was ich tue, ist nötig. Fehlt es in unserer Gesellschaft an Werten? Den Leuten ist bewusst: Der Grundwert, auf dem alles beruht, ist die Menschenwürde. Sie begründet das Selbstbestimmungsrecht: Jedes Individuum ist befugt, sich selbst frei zu bestimmen – aber so, dass es dadurch nicht die Freiheit anderer beeinträchtigt. Freiheit wird heute immer noch als beliebiges «Tun- und Lassen-Können» gesehen. In Wirklichkeit heisst Freiheit, Grenzen dort zu setzen, wo die Freiheit der anderen beginnt. Da kommen die Mitmenschen wieder ins Spiel – und Normen wie Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit. Warum ist es so schwierig, diese Einsicht umzusetzen? Es ist schwierig, weil es immer mit einer Art Verzicht verbunden ist. Wir müssen etwas einschränken und sehen nicht ein, weshalb. Wir denken, ein Privileg wird uns genommen und begreifen nicht, dass wir dafür etwas anderes bekommen, vielleicht die Anerkennung von Menschen. Daran sieht man, wie viel einem abgeht, wenn man mit einem Tunnelblick durch die Welt geht und alles, was nicht durch eine Kosten-Nutzen-Bilanz erfassbar ist, ausblendet. Aber der Mensch ist mehr als nur eine Geldvermehrungsmaschine. Es ist doch auch bezeichnend, dass wir heute keine integren Personen mehr kennen wie Mahatma Ghandi. Der auf vieles verzichtet hat … Vor allem auf Gewalt. Aber auch auf Besitz. Wenn man nur schon die Boni anguckt … Da sagt sich der Normalverbraucher doch: Ja mein Gott, braucht der das denn wirklich? Ist seine Arbeit so viel wert, dass der jetzt noch zusätzlich zehn Millionen hinterhergeschmissen kriegt? Hier fängt es an, hier müssen die Boniempfänger die Verhältnisse wieder zurechtrücken und sagen: Ich verdiene genug Geld, ich komme gut über die Runden. Meine Familie ist bis in alle Ewigkeit gut versorgt, ich brauche die zusätzlichen Millionen nicht. Es stehen materielle gegen immaterielle Werte. So allgemein kann man das nicht festschreiben. Aber man sollte die verschiedenen Wertkategorien gegeneinander abwägen. Die Grundwerte Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde sind nicht hinterfragbar. Sie sind die hart erkämpfte Basis, auf der unsere humanistisch geprägte abendländische Kultur beruht. Die moralischen Werte hingegen sind regional gewachsen und gelten nicht universell. Bei interkulturellen Begegnungen können sie aufeinanderprallen. Dann muss man miteinander reden, um einen Konsens zu finden. Als drittes gibt es schliesslich die ökonomischen Werte, die man durch Arbeit erwirbt und SURPRISE 240/10

vergrössern kann. Alle drei Wertkategorien gehören zusammen: Ich brauche eine materielle Basis, sonst nützt mir aller Idealismus nichts, wenn ich nichts zu essen und zum Anziehen habe. Also ist es legitim, nach materiellem Besitz zu streben. Ich würde die Rangordnung so vornehmen, dass die ideellen Werte das ausmachen, was uns als Menschen auszeichnet. Denn ökonomische Werte, die der Bedürfnisbefriedigung dienen, kennen auch nichtmenschliche Lebewesen. Andererseits kann man Leuten nicht Moral predigen, wenn sie nicht mal das Allernotwendigste zum Überleben haben. Deshalb gehören alle drei Wertgruppen zusammen. Welche Werte stehen wirklich zuoberst auf dem Podest? Wir haben heute die ökonomischen Werte ganz nach oben gehängt. Wirtschaftsbosse sagen, Moral sei Luxus – wenn sie das Wort überhaupt in den Mund nehmen. Menschenrechte, das sei etwas für Gutmenschen, aber letztlich reguliere der Markt sich selbst. Durch die Vermischung der Wertebenen entstehen aber Problemfälle, und damit muss man sich auf der Stufe der Grundrechte auseinandersetzten. Das geht nicht auf der Geldebene. Ist uns die Urteilskraft dafür, was uns im positiven Sinn nützt, verloren gegangen? Ja, ich glaube schon. Moral ist mehr als Luxus: Was habe ich davon, wenn ich solidarisch bin? Es ist ja nicht so, dass man immer nur in diesen Solidaritätstopf einbezahlt und nie etwas davon hat. Kollektive Sicherheit schliesst auch mich ein. Die Solidarität als Kette vorgestellt ist ein schönes Bild. Ich bin nicht allein, da sind noch andere. Ich bin zwar nur ein Glied in der Kette, aber die Kette als ganze ist stark. Ein frommer Wunsch? Ich habe den Eindruck – zumindest in der Schweiz –, dass Solidarität grossgeschrieben wird. Im Sozialbereich etwa gibt es unzählige unentgeltliche Angebote, vor allem im Rahmen von Freiwilligenarbeit. Das ist eine Art Solidarpakt. Wir haben zwar unsere Probleme und Konflikte und tragen die auch miteinander aus, aber insgesamt bilden wir eine Solidargemeinschaft. ■

Zur Person: Annemarie Pieper wurde 1941 in Düsseldorf geboren. Sie studierte an der Universität des Saarlands in Saarbrücken Philosophie, Anglistik und Germanistik und promovierte 1967 in Philosophie. Nach der Habilitation 1972 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München war sie dort bis 1981 Professorin für Philosophie. Von 1981 bis 2001 lehrte sie als ordentliche Professorin für Philosophie an der Universität Basel. Ihre Themenschwerpunkte sind Bildung, Alter, Politik, Sinn- und Wertfragen. Annemarie Pieper schrieb Fachbücher sowie zwei Romane und moderierte im Schweizer Fernsehen die Sendung «Sternstunde Philosophie».

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Erleuchtung Ein selbstbewusster Affe Sie pflegen lebenslange Freundschaften, benützen Werkzeuge und wenn sie verwirrt sind, kratzen sie sich am Kopf. Die Forschung der letzten Jahre zeigt: Bonobos sind dem Menschen erstaunlich ähnlich. Sie sind sozial, intelligent und entwickeln eigene Kulturtechniken. VON MENA KOST

Die amerikanische Primatologin Susan Savage-Rumbaugh und Bonobo Kanzi spazieren zusammen durch den Wald. Nach einer Weile sagt die Menschenfrau zum Affen, dass sie gerne eine Pause einlegen und ein Feuer machen würde – ob er sich ums Holz kümmern könnte? Der Bonobo scheint einverstanden: Er beginnt, Holz zu sammeln, bricht lange Äste über dem Knie zu kürzeren und schichtet Papier und Feuerholz fachmännisch zur Pyramide auf. Dann sagt Savage-Rumbaugh: «In meiner rechten Hosentasche ist ein Feuerzeug. Falls du eines brauchst …» Der Bonobo läuft zu ihr, kramt das Feuerzeug aus ihrer Hose hervor und entfacht das Feuer. Star dieses Videos aus dem Jahr 2004 ist Bonobo Kanzi: Er wurde als Baby zusammen mit seiner Mutter nach Amerika gebracht und ist in einer Forschungsstation mit seiner Mutter, anderen Affen und menschlichen Betreuern aufgewachsen. Heute ist Kanzi 30 Jahre alt und lebt im «Great Ape Trust»-Institut im Bundesstaat Iowa. Susan Savage-Rumbaugh begann mit Kanzi zu arbeiten, als er noch ein Kleinkind war. Sie

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hat ihm in den letzten 30 Jahren nicht nur beigebracht, wie man ein Feuer entfacht und hütet, Keyboard und Geschicklichkeitsspiele am Computer spielt oder Zeichensprache benützt, sondern auch, die englische Sprache zu verstehen. Ziel des Forschungsprojekts der Affenspezialistin ist der sogenannte Kulturtransfer: «Wir teilen Kulturerrungenschaften, also Werkzeug, Musik, Sprache und so weiter, mit den Bonobos», erklärt sie. Es scheint zu klappen. In der freien Natur kommen Bonobos nur in einer einzigen Region der Erde vor: In der Demokratischen Republik Kongo südlich des Flusses Kongo. Bis vor 1,5 Millionen Jahren bildeten Bonobos und Schimpansen eine gemeinsame Art. «Als der Kongo-Fluss entstand, hat er die Tiere in zwei Populationen getrennt. Da Menschenaffen nicht schwimmen können, entwickelten sich auf der einen Seite des Wassers die Schimpansen weiter und auf der anderen Seite entstanden die Bonobos», erklärt Adrian Jäggi, Anthropologe und Affenspezialist der Universität Zürich. Der 30-Jährige erforscht Menschenaffen, weil er sich für den Mensch als biologische Art interessiert: «Bonobo und Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten. Je mehr wir über sie wissen, je klarer wird unsere eigene Geschichte.» SURPRISE 240/10


Bonobos sind weit weniger gut erforscht als Schimpansen, was unter anderem daran liegt, dass der Bürgerkrieg im Kongo die Freilandforschung in den 1990er-Jahren verunmöglichte. Bonobos sind etwas kleiner als Schimpansen, werden aber ebenfalls zwischen 50 und 60 Jahre alt und haben eine Tragezeit von acht bis neun Monaten. Sie leben in grossen Gemeinschaften von bis zu 120 Individuen und innerhalb dieser Gemeinschaften in kleinen Gruppen. Während bei den Schimpansen die Männchen die Weibchen dominieren, ist das bei den Bonobos umgekehrt: «Dadurch, dass Bonoboweibchen häufiger paarungsbereit sind als Schimpansenweibchen, streiten die Männchen weniger und bilden viel flachere Hierarchien aus – es kommt ja sowieso jeder zum Zug. Die flachen Hierarchien der Männchen wiederum lassen den Weibchen mehr Freiheiten und verbessern ihre Stellung. Es kommt durchaus vor, dass sich Weibchen zusammentun, um ein Männchen zu vertreiben», sagt Jäggi. Die weit verbreitete Vorstellung, dass Bonobos allesamt friedliche Hippie-Affen seien, hätte die Forschung der letzten zehn Jahren allerdings widerlegt: «Es gibt grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Populationen. Dabei gilt: Je mehr Nahrung vorhanden ist, desto mehr Sex, desto egalitärer das Verhältnis von Männchen und Weibchen. Und umgekehrt.» Menschenrechte für Menschenaffen Zwar wurde das Bonobo-Genom noch nicht vollständig entschlüsselt, aber man nimmt an, dass die Übereinstimmung mit dem menschlichen Genom ähnlich gross ist wie beim Schimpansen, nämlich rund 98 Prozent. «Was die restlichen zwei Prozent ausmachen, weiss man nicht», so Jäggi. Sie könnten sowohl einen enormen Unterschied bedeuten als auch gar keinen – etwa, wenn die besagten Gene auf eine nicht-aktive Region entfallen würden. Zudem könne es durchaus sein, dass zwei Menschen ebenfalls nur zu 98 Prozent übereinstimmen. Jäggi: «Man muss die Tiere schon beobachten, um die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Menschenaffen und Menschen auszumachen.» Das hat Jäggi getan. Resultat: Menschenaffen gleichen uns nicht nur äusserlich, sie haben auch eine ähnliche Mimik und Gestik. «Wer lacht, zieht die Mundwinkel nach oben und zeigt die Zähne, wer traurig ist, lässt den Kopf hängen, wenn etwas Unerwartetes passiert und man nicht weiter weiss, kratzt man sich am Kopf, wer bettelt, macht die hohle Hand, wer jemanden trösten will, legt ihm den Arm um die Schultern oder streichelt ihm über den Kopf», beschreibt Jäggi. Auch der Umgang der Affen mit dem Tod erinnert an den unseren: «Stirbt ein erwachsenes Tier, kommen jene, die mit ihm befreundet waren und berühren es oder stossen es leicht an. Oft bleiben die Tiere danach einen Tag lang beim Leichnam sitzen. Um «Wenn man die Nahrungssuche oder Ähnliches kümmern und andere sie sich nicht.» Auch das Erinnerungsvermögen der Menschenaffen ist gut: Sie wissen nicht nur genau, wann welcher Baum reife Früchte hat, sondern erinnern sich auch nach Jahren an andere Tiere oder Menschen, die ihnen einmal wichtig waren und freuen sich über ein Wiedersehen. Wenn ein Bonobo in einen Spiegel blickt, dann erkennt er sich. Herausgefunden hat man das mit einem Test, den man auch bei kleinen Kindern durchführt: Man malt ihnen ein Kreuzchen ins Gesicht und lässt sie in einen Spiegel blicken. Bei Bonobo wie Kleinkind läuft die Selbsterkennung so: Zuerst schauen sie hinter dem Spiegel nach. Dann machen sie repetitive Bewegungen. Und schliesslich betasten sie das Kreuzchen in ihrem Gesicht. «Tun sie das, haben sie sich erkannt», sagt Jäggi. Man nimmt deshalb an, dass Bonobos ein Bewusstsein für sich selber haben. Und wie ihr Sozialverhalten zeigt, auch für andere: So haben die Tiere den Überblick über Geben-und-Nehmen-Beziehungen, wissen, wem sie etwas schulden oder wer bei ihnen in der Kreide steht – ob es nun um gegenseitiges Lausen oder das Teilen von Nahrung geht. Menschenaffen haben also eine Vorstellung von sich selber, ein gutes ErSURPRISE 240/10

innerungsvermögen und besitzen die Fähigkeit zu planen. Man geht deshalb davon aus, dass sie durchaus auch eine Vorstellung davon haben, was gut für sie ist. Und diese Vorstellung kann auch enttäuscht werden. Aus diesem Grund fordert etwa der australische Philosoph Peter Singer Menschenrechte für Menschenaffen. «Menschenaffen und grosse Primaten sollten dringend grundlegende und verbindliche Rechte besitzen», findet auch Jäggi. Man habe schliesslich durchaus die Möglichkeit, ihnen – auch in Gefangenschaft – ein Leben zu bieten, das ihren Vorstellungen und Vorlieben gerecht werde: Gutes Essen, Sicherheit, Sozialpartner und intellektuelle Herausforderungen; etwa Geschicklichkeitsspiele mit Werkzeuggebrauch. In der freien Natur benützen Menschenaffen Werkzeuge. Sie knacken harte Nüsse mit dem Hammer-und-Amboss-Prinzip oder «guseln» Termiten mit einem Stöckchen aus ihrem Bau. Das ist schon länger bekannt. Kürzlich aber hat man entdeckt, dass Menschenaffen ihre Werkzeuge an die jeweilige Situation anpassen: «Ist ein Stock zu lange für einen Termitenhügel, wird er gekürzt. Oder der Stock wird vorne ausgefranst, damit mehr Termiten auf einmal aus dem Bau gezogen werden können», berichtet Jäggi. Das deutet darauf hin, dass Affen eine Vorstellung davon haben, welche Eigenschaften ein Werkzeug effizient machen. Es dauert jeweils eine Weile, bis die Jungen den Werkzeuggebrauch von den Alten abgeschaut haben. Trotzdem: «Wenn eine Spezies Werkzeuge gebraucht und diese Errungenschaften von Generation zu Generation weitergegeben werden, dann kann man sagen, das Affen Kultur haben», findet Jäggi. Allerdings sei das noch immer umstritten: Viele Leute würden eine derart menschlich geprägte Definition von Kultur anwenden, dass sie andere Arten zu hundert Prozent ausschliesse. «Wenn man Kultur aber definiert als etwas, das jemand erfindet und andere lernen, dann haben Affen definitiv Kultur.» Wenn es nicht die Kultur ist, die uns Menschen wesentlich vom Affen unterscheidet, was ist es dann? «Der grosse Unterschied liegt beim Sozialsystem und der Jungenaufzucht», weiss Jäggi. Bei den Bonobos ist die Mutter allein für Nachwuchs und Futterbeschaffung verantwortlich. Bei den Menschen hingegen «helfen der Vater, die Geschwister, die Grosseltern oder die Nachbarn mit.» Sie alle versorgen Mutter und Kind mit Nahrung. «Menschenkinder brauchen viel mehr Nahrung als Bonobokinder, weil sie ein grösseres Gehirn haben. Dieses kann sich der Mensch aber nur aufgrund dieser Ausgestaltung seines Sozialsystems leisten.» Begonnen hat das Hirnwachstum, das aus unseren Vorfahren den modernen Menschen werden liess, vor rund zwei Millionen Jahren. Damals haben unsere Vorfahren angefangen, mit Steinwerkzeugen grosse Tierka-

Kultur als etwas definiert, das jemand erfindet lernen, dann haben Affen definitiv Kultur.» daver zu zerlegen. Gleichzeitig veränderte sich das Sozialsystem, die Jungenaufzucht wurde gemeinschaftlicher. Diese beiden Dinge scheinen dazu geführt zu haben, dass mehr und bessere Nahrung vorhanden war und das Hirnwachstum einsetzen konnte. Jäggi: «Nimmt man die Menschenaffen und ihre Kultur, ihre kognitiven Fähigkeiten und ihre Intelligenz und addiert unser Sozialsystem, dann kommt man zum Menschen.» Übrigens: Nicht nur wir bemerken die Ähnlichkeiten zwischen uns und den Menschenaffen. Die Menschenaffen vergleichen sich auch mit uns, wie Jäggi am eigenen Leib erfuhr: «Orang-Utan-Männchen markieren Dominanz – eigentlich gegenüber Artgenossen –, indem sie abgestorbene Urwaldbäume umstürzen. Das gibt einen enormen Knall. Ist dieser verhallt, lassen die Männchen zusätzlich einen lauten Schrei los. Ein ziemliches Spektakel.» Als der Affenforscher zum ersten Mal Orang-Utans in freier Natur beobachtete – es handelte sich um ein Weibchen und ein Männchen –, begann das Männchen, nachdem es ihn entdeckt hatte, an einem toten Baum zu rütteln. Und stiess ihn schliesslich mit voller Wucht Richtung Jäggi: «Ich konnte gerade noch zur Seite springen.» ■

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BILD: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA BELLA

Strahlend schön dank Bleaching: Miss Schweiz 2007 Amanda Ammann und Sven Epiney.

Blendwerk Im Reich der weissen Beisserchen Gutes Aussehen war schon immer von Vorteil. Und dafür ist kein Aufwand zu viel: Die Schönen und Erfolgreichen erkennt man an ihren künstlich aufgehellten Zähnen. Allzu Eitle wecken mit ihrem Designergebiss allerdings auch ungewollte Assoziationen. VON RETO ASCHWANDEN

Gute Zähne gelten seit jeher als Ausdruck von Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Darum hatten schon die antiken Sklavenhändler stets ein Auge für das Gebiss ihrer «Ware». Neben der lebenswichtigen Beissund Kaufunktion war auch die optische Wirkung schon immer ein Thema. Die Zahnspangenträger des letzten Jahrhunderts ertrugen den lästigen Gartenhag im Mund nicht nur, um später besser beissen zu können, sondern auch, damit das Gespött der Mitschüler über die Hasenzähne aufhörte. Bei den Kindern dieser Leute ist es heutzutage mit einer simplen Korrektur der Zahnstellung nicht getan. Blenden sollen die Beisser, so wie bei den Stars im Kino. Was einem aus TeenagerMündern entgegen strahlt, ist oft mehr das Resultat von Bleichmitteln als naturgegebene, jugendliche Frische. Die Ansprüche ans Aussehen steigen, und zwar nicht nur bei Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Auch fürs berufliche Vorankommen wird die Optik immer wichtiger. Das behaupten zumindest Untersuchungen, auf die sich die Schönheitsindustrie gern beruft. Dem-

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gemäss zeigt eine Langzeitstudie der Professorin Sonja Bischoff von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik, dass Führungskräfte zunehmend Wert auf schöne Mitarbeitende legen. Fanden 1986 erst fünf Prozent die äussere Erscheinung wichtig, waren es 1998 bereits 22 Prozent und 2005 betrachtete eine Mehrheit der Befragten gutes Aussehen als wichtiger als das persönliche Netzwerk. Gut aussehen bedeutet in diesem Zusammenhang symmetrische Gesichtszüge, schlanker Körper, intakte Haut sowie harmonische Zahnreihen und weisse Zähne. Die Branchenplattform «prodente» schob zur Untermauerung gleich eine eigene Umfrage nach, in der über die Hälfte fand, schöne Zähne seien ihnen sehr wichtig. Und genau gleich viele der Befragten gaben an, mit den eigenen Zähnen sehr unzufrieden zu sein. Substanzverlust für Schönheitsgewinn Verbreitet werden solche Meldungen von Interessenverbänden der deutschen Dentalindustrie. In der Schweiz gibt man sich zurückhaltender. Felix Adank von der Pressestelle der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft SSO sagt: «Ästhetische Zahnbehandlungen erfreuen sich SURPRISE 240/10


zunehmender Beliebtheit, sind aber konjunkturellen Schwankungen und Trends unterworfen.» Adank bestätigt auch, dass sich Praxen in städtischen Gebieten vermehrt mit dem Label «kosmetische Zahnmedizin» anpreisen, fügt aber an, das sei eigentlich etwas Selbstverständliches: «Alle Patienten wünschen eine ästhetisch ansprechende Behandlung.» Wie viele Menschen in der Schweiz aus kosmetischen Gründen zum Zahnarzt gehen, erhebt die SSO nicht, Adank weiss aber: «Sicher nehmen Prominente oder solche, die prominent sein wollen, teure ästhetische Leistungen vermehrt in Anspruch.» Seit der Jahrtausendwende hat sich eine neue Generation von Zahnärzten etabliert, deren Geschäftsräume mehr nach Lounge oder Kosmetikstudio aussehen als nach einer Arztpraxis. Am Zürcher Hauptbahnhof etwa betreiben die Schwestern Haleh und Golnar Abivardi ihr Unternehmen Swiss Smile. Die Inhaberinnen sind die besten Werbeträgerinnen der Firma: Zwei schöne junge Frauen, die ihr strahlendes Lächeln aufgeklebten Keramikschalen verdanken. Das Geschäft läuft: Neben der Praxis am Zürcher HB unterhalten die Schwestern auch Filialen in St. Moritz und London. 2007 wurden sie zu den Schweizer Unternehmerinnen des Jahres gewählt. Kritik an Zahnbehandlungen um der Ästhetik willen kommt selten von praktizierenden Zahnärzten, dafür von Leuten aus der Wissenschaft. Thomas Attin, Direktor der Uniklinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie in Zürich, sprach gegenüber der «NZZ am Sonntag» von einer verzerrten Eigenwahrnehmung: «Manche halten ihre Zahnfarbe für dunkler als die anderer Menschen. Dabei ist ihre Farbe durchschnittlich oder sogar heller als der Durchschnitt.» Sein Kollege Adrian Lussi von der Uniklinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin in Bern bezeichnete Keramikschalen im selben Artikel als gute Methode für Einzelfälle: «Aber dafür müssen wir immer Zahnsubstanz abschleifen.»

entblösst, fühlt sich Jürgen Setz aus Halle an Sanitärkeramik erinnert. Der Professor von der Universitätspoliklinik für Zahnärztliche Prothetik hat eine Farbtafel für das Bleichen von Zähnen neben einer Toilettenschüssel fotografiert – er fand kaum einen Unterschied zu Berrys Zahnfarbton. Die Klo-Assoziation eines deutschen Professors wird der OscarPreisträgerin schnuppe sein. Zu denken geben dürfte ihr aber, dass in Hollywood allzu perfekt modellierte Körper mittlerweile als Karrierebremse wirken können. Branchenblätter munkelten unlängst, es sei kein Zufall, dass derzeit auffallend viele britische und australische Schauspielerinnen Rollen erhalten: Im Gegensatz zu den US-Kolleginnen seien diese nicht alle nach dem selben Schönheitsideal aufgemotzt

«Sie haben da einen kaputten Zahn. Leuten mit schlechten Zähnen traut man nicht.»

Wie Sanitärkeramik Schönheit muss leiden. Fast könnte man Mitleid haben mit all den Film- und Pop-Stars, den Top-Shots aus Politik und Wirtschaft, die sich unters Messer legen, Nervengift spritzen und die Zähne aufhübschen lassen. Das ist bestimmt ein Riesenstress. Doch diesen geben die oberen Zehntausend nach unten weiter. Schon immer hielten Schönheitsideale gerade denen, die ihnen nicht gerecht werden, gnadenlos den Spiegel vor. Wenn nun bereits Privilegierte zusätzlich mit Medizinaltechnik aufgerüstet und auf Bildern per Photoshop nachbearbeitet werden, steigen die Ansprüche ins Unerreichbare. Niemand sieht so aus wie die Miss Schweiz auf einem Zeitschriften-Cover. Auch die Miss Schweiz nicht. Und man kann es auch übertreiben. Wenn die Schauspielerin Halle Berry («Monster’s Ball», «James Bond») ihre superweissen Beisserchen Anzeige:

und sähen deshalb auch nicht alle gleich aus. Beim Casting für den vierten Teil von Johnny Depps Piratensaga bestand die Produktionsfirma Disney auf naturbelassenen Darstellerinnen: Silikon und Keramikschalen passen einfach nicht auf ein Piratenschiff aus alten Zeiten. Der Schaden ist aber bereits angerichtet. Denn Zähne bilden nicht nur in der High Society Statussymbole. Auch am Rand der Gesellschaft sind sie ein Thema. Vor drei Jahren traf sich der heutige Bundesrat Ueli Maurer mit dem Surprise-Verkäufer Roberto Morosani zum Interview. Im Verlaufe des Gespräche wurde er persönlich: «Sie haben da einen kaputten Zahn. Das ist etwas vom Schlimmsten – Leuten mit schlechten Zähnen traut man nicht. Sie müssten das machen lassen.» Morosani nickte: «Ich getraue mich nicht zu lachen, weil ich mich für meine Zähne schäme.» Neben der Scham drohen laut Maurer auch Probleme bei der Stellensuche: «Leute mit faulen Zähnen gelten bei einem Vorstellungsgespräch automatisch als Drögeler oder Randständige. Auf solche Äusserlichkeiten müssten die Sozialämter viel mehr achten.» Das tun sie auch. Zumindest gemäss Guido Schwarz, Sprecher der Sozialen Dienste der Stadt Zürich. Bleachings und Keramikschalen bezahlt diese natürlich nicht. Sondern lediglich Leistung nach Massgabe der SKOS-Richtlinien. Das umfasst die medizinische Grundversorgung. Dazu gehören Notfälle, aber auch einfache und zweckmässige Sanierungen «als Massnahme zur Erhaltung der längerfristigen Kaufähigkeit», so Schwarz. In diesem Sinne wird auch die Zahnsteinentfernung übernommen, um daraus resultierende Folgekosten abzuwenden. Wie weit eine zweckmässige Sanierung geht, hängt laut Schwarz letztlich davon ab, was eine Gesellschaft unter gesunden Zähnen versteht: «Diese Beurteilung kann in verschiedenen Ländern unterschiedlich ausfallen.» Hierzulande sieht man kaum Leute mit schwarzen oder fehlenden Zähnen. Deshalb wird auch Sozialhilfebezügern dieses Stigma erspart. Blöder ist es, wenn die aufwendig aufgehellten Zähne zum Stigma werden. Deshalb: Bevor Ihr Partner beim Küssen ans Klo denkt, spülen Sie Ihr Geld doch besser gleich in die Kanalisation. ■

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Bleaching bedeutet Bleichen von verfärbten Zähnen. Eine Behandlung beim Zahnarzt kostet um die 500 Franken und hält ungefähr zwei Jahre. Alternativ bieten Zahnärzte auch Schienen für die Anwendungen daheim an. Bleachings sollten nur an gesunden Zähnen vorgenommen werden. Abgeraten wird von Bleichmitteln aus der Apotheke: die Aufhellung fällt unter Umständen unterschiedlich stark aus und zudem kann es zu Irritationen an Zahnfleisch und Schmelz kommen. Eine weitere Verschönerungsmassnahme sind die sogenannten Veneers: Keramikschalen, die auf die abschliffenen Zähne gesetzt werden und dadurch Fehlstellungen und Verfärbungen überdecken.

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SURPRISE 240/10


BILD: ANDREA GANZ

Le mot noir Buddha auf dem Berg Kürzlich auf einer Baustelle. «Ich besteige im Januar den Kilimandscharo!», schmettert mir Pierre, der Architekt, entgegen. «Afrika?», frage ich vorsichtig nach. «Ich weiss nicht, was ich sonst tun soll!» «Aber du hoffst, dass dir auf diesem Berg ein Licht aufgeht?» «Ein neues Ziel! Eine neue Gewissheit! Irgendwas!» Das klingt nach einer groben Krise. Ich brauche einen Kaffee. «Keine Schnittpunkte?», brüte ich später misstrauisch über dem Bauplan. Aber Pierre wandelt bereits auf seinem Pfad Richtung Erleuchtung. «Der Fuss des Berges ist bedeckt von Regenwald. Farbige Vögel und unzählige Affen! Und wenn ich da durch bin, kommt das Hochmoor!» «Aha», kaue ich an meinem Kaffeebecher. «Und wo bleibt der Elektriker?» «Ich hab ihn rausgeworfen», murmelt Pierre vor sich hin. «Ich besorg dir einen neuen.» «Der 76 SURPRISE 240/10

Deckenspots am ersten Weihnachtstag montiert?», versuche ich ruhig zu bleiben. «Ich rede von Afrika!», schüttelt Pierre den Kopf: «Sag mal, tust du eigentlich nie etwas Sinnvolles? Dass dich im Leben wirklich weiterbringt? Meditation wenigstens?» «Nun ja», überschlage ich meine jüngsten Erlebnisse. «Die Bäuerin aus Kambodscha hat ihren Mikrokredit zurückgezahlt. Hat ihre Gurken alle verkauft!» «Welche Gurken?» «Kiva dot org!», rolle ich die Augen. «Kambodscha?» «Mit drei Gurken kommt ihr doch nie auf den Gipfel!», fegt Pierre Ziele in Übersee in die Tonne. «Ausser ihr nehmt die Coca-Cola-Route.» Und durch die Zähne: «Für Touristen!» Am selben Nachmittag stiere ich aus dem ersten Stock hinunter auf den Parkplatz. «Sind das da draussen nicht die Maler?» Aber Pierre hört nicht hin. «Weisst du, was nach dem Hochmoor kommt?», will er von mir wissen. «Keine Ahnung», sehe ich auf seine Uhr. «Die Eiszeit?» «Die nennen sie die wilde Mondlandschaft. Müsste ich nach drei Tagen erreicht haben. Sag mal, du trainierst doch auch oder?» «Meinst du, äähm, Power Walk?», gehe ich in die Defensive, weil der Hund halt lieber herum schnüffelt. «Eiweiss, Proteine! Bewegung!», schiebt Pierre hartnäckig nach. «Vor allem innere Ruhe!» «Diese Bodenriemen sprengen das Budget des Kunden», kontere ich gereizt. «Setz dich doch einfach unter einen Baum», fängt Pierre an zu grinsen. «Wir sind immer noch in

Afrika! Der Rest ist kreative Freiheit!» «Ich bestell die undefinierte Riemenlänge!» «Du siehst schon aus wie deine Gurkenfrau!», wird Pierre zunehmend ungehalten. «Muss ich jetzt aufpassen, dass du nicht auch noch meine Träger streichst?» «Diese, ähm, Sherpas? Weiss nicht, können die auch Wände malen? Vor dem 17.?» «Ich miete fünf», überlegt Pierre weiter, «lieber sechs! Sonst schleppe ich mich halb tot.» Am nächsten Morgen ist Pierre noch meditativer gelaunt. «Kaffee für dich! Die letzten 300 Meter sind übrigens die härtesten. Dauern ein paar Stunden. Aber dann kommt das ewige Eis und der Sonnenaufgang! Und die Magie! Ich sitze da und warte darauf, dass ich erleuchtet werde!» «Wie Siddhartha unterm Feigenbaum?» Ich zähle innerlich bis zehn. «Wie Buddha auf dem Berg! Du solltest über die Feiertage auch mal in dich gehen.» «Mach ich», werfe ich den leeren Kaffeebecher weg. «Und dann bete ich auf der Coca-Cola-Route um den Elektriker.»

DELIA LENOIR LENOIR@HAPPYSHRIMP.CH ILLUSTRATION: IRENE MEIER (IRENEMEI@GMX.CH)

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BILD: ZVG BILD: ZVG

Kultur

Erinnern Sie sich? TEARs mit Amanda Nikolic (2. v.l.). Faux-pas: Heiraten in schmatzenden Zehensandalen.

Verblendet Freiheit für Füsse George Clooney würde es nie tun. Nicole Kidman auch nicht: Turnschuhe oder Flip-Flops zu Anzug oder Abendkleid sind nicht cool. So etwas machen nur Dumpfbacken wie Paris Hilton.

Ausgestrahlt Verheizt im Rampenlicht Im Jahr 2000 flimmerten die ersten Castingshows über die Bildschirme. Die Gewinner blieben Eintagsfliegen, die Shows aber entwickelten sich zur Landplage mit Rekordquoten. VON RETO ASCHWANDEN

VON ISABELLA SEEMANN

Frauen finden es toll, sich schön anzuziehen. Steht eine Party an, so wird schon Tage vorher die Garderobe geplant, Neues gekauft, Kombinationen durchdacht, sich gefreut. Schliesslich kommt der grosse Abend, man nimmt ein Schönheitsbad, schminkt und parfümiert sich, schlüpft in das sexy Kleid, öffnet den Schuhschrank. Und genau an dieser Stelle setzt der Verstand aus. Immer häufiger greifen Frauen zu FlipFlops und Römersandalen, statt zu High Heels. Was bringt vernunftbegabte, ansonsten verhaltensunauffällige Menschen dazu, zu denken, dass sie sich in der Stadt Plastiklatschen anziehen müssen, die man im Spa zur Fusspilz-Prävention trägt? Welches geheimnisvolle und bisher unentdeckte Gehirnareal sorgt dafür, dass Frauen, die sich auf den Weg zu einem Gault-Millau-Restaurant machen, zu Schuhen greifen, die passend für den Strandausflug sind? Oder gehen die mit diesen Dingern auch zur Arbeit? Selbst im Zuge der Mediterranisierung von Schweizer Städten gibt es keinen vernünftigen Grund, an der Vernissage in Flip-Flops – und sei es das 1500-fränkige Modell mit drei strassbesetzten Lederriemen von Giuseppe Zanotti – zu erscheinen. Zumal elegantes Schuhwerk seit vielen Jahren auch im Süden Europas sehr verbreitet ist. Noch eine Spur beunruhigender ist es, wenn Herren diese schmatzenden Zehensandalen anhaben oder zum Anzug mit heiligem Ernst Turnschuhe tragen. Sintemalen das Provokationspotenzial dieser Kombination selbst in intellektuellen Kreisen inzwischen sehr gering ist. Natürlich findet sich immer irgendwo ein Foto eines Cipollata-Promis, der Flip-Flops zum Abendkleid oder Turnschuhe zum Anzug trägt. Aber nur weil man Paris Hilton oder Will Smith dergestalt sieht, darf man nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass dies von feiner Lebensart zeugt. Denken Sie immer daran: Bekleidung bekleidet nicht nur, sie kann auch sprechen. Hören Sie einmal genau hin. Turnschuhe, Sandalen, Crocs und Flip-Flops sind immer eine Spur zu vorlaut und flüstern uns deutlich hörbar zu: «Es ist mir völlig egal, wie ich aussehe und dass ich nirgendwo hinpasse, weil ich so verdammt praktisch und funktionell bin. Was Sie über mich meinen, ist völlig zweitrangig. Hauptsache, es ist bequem.» Natürlich gibt es Schlimmeres auf der Welt. Die hässlichen UggBoots beispielsweise. Diesen Winter werden sie omnipräsent sein. Das kann man auch als Drohung verstehen.

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Die Jahrtausendwende brachte einen Paradigmenwechsel in der Populärkultur. Seit der Punkbewegung in den späten Siebzigern hatten viele junge Kreative nach die Maxime «DIY – Do It Yourself» agiert: Künstler war man nicht durch das Urteil Aussenstehender, sondern durch einen Akt der Selbstermächtigung. Praktisch umgesetzt wurde diese Haltung, indem Musiker, Maler und Theaterschaffende Produktion, Vertrieb und Auftritte selber organisierten. Bis in die späten 90er-Jahre gehörte dieser Ansatz zum guten Ton. Die Castingshows haben dieses Prinzip ins Gegenteil verkehrt. Im Jahr 2000 lief mit «Popstars» das erste Mal ein solches Format auf einem deutschsprachigen Sender. Mittlerweile kennt eine ganze Generation nur noch einen Weg zum Erfolg: Von Tanztrainern und Vocal-Coaches auf Vermarktbarkeit getrimmt, liefert man sich Publikum und Experten aus für eine kleine Chance auf die notorischen 15 Minuten Berühmtheit. Doch selbst die Gewinner dieser Shows landen nur in Ausnahmefällen auf der «Stairway to Heaven». Die meisten wandeln schon kurz nach dem Sieg auf dem «Highway to Hell»: Das grosse Geld machen TV-Sender und Plattenfirmen, und spätestens wenn der Sieger der folgenden Staffel gekürt ist, interessiert sich niemand mehr für den Star von gestern, der sich gerade erst ans Rampenlicht gewöhnt hat. Die ersten Schweizer Castingstars hiessen TEARs. 2001 wurde aus den Gewinnerinnen des Wettbewerbs auf dem Privatsender TV3 eine Girlgroup, die sich 2004 auflöste. Gehört und gesehen hat man seither lediglich Amanda Nikolic. Mit offenherzigen Bildern im Blick hält sie sich im Gespräch, mit Auftritten in Musicals wie «Ewigi Liebi» und «Dällebach Kari» finanziell über Wasser. Die Sieger des SF-Formats «MusicStars» sind mit Ausnahme von Fabienne Louves vergessen. Der einzige anhaltend erfolgreiche Ex-Teilnehmer ist Baschi, der in der ersten Staffel von «MusicStar» Sechster wurde. Dem Erfolg dieser Formate tut dies keinen Abbruch – Castingshows boomen, sei es für Chöre, Köche, Models oder Möchtegern-Millionärsgattinnen. Im vergangen November stellte RTL mit «Das Supertalent» einen neuen Rekord in Sachen Marktanteil bei der «werberelevanten Zielgruppe» der 14- bis 49-Jährigen auf. DIY ist definitiv vorbei, heute lässt man sich von Dieter Bohlen qualifizieren, und wer gar kein Talent hat, hockt vorm Fernseher und pendelt zwischen Mitfiebern und Fremdschämen. SURPRISE 240/10


BILD: ISTOCKPHOTO

Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Protzreich und geschmacksarm – der Offroader.

Unterbelichtet Bums und hops Will man einen Ästheten erschrecken, schenkt man ihm einen Offroader. Die etwas andere Begründung, weshalb man den Metallmonster-Verkauf einschränken sollte. VON MICHAEL GASSER

Waren Abstimmungen eigentlich schon immer so langweilig? Im kommenden Jahr dürfen wir darüber befinden, ob auch weiterhin alle Offroader-Ausgeburten über Schweizer Strassen tonnern dürfen. Im Vorfeld werden die Konservativen deftig Gas geben und aufbrausen, sich auf den rechten Brustfleck schlagen und etwas von freier Fahrt für noch freiere Bürger quäken. Die Linken hingegen werden den Zeigefinger und das moralische Gewissen nach oben schieben und mit abstinenzlerischer Miene von der Todesgefahr predigen, die von den bösen, bösen Offroader-Monstern ausgeht – und wie diese Hasen, Kinder und Klima zu killen drohen. Gewinnen werden die Strassen-Blocher. Einfach, weil es bei Schweizer Abstimmungsdebatten wie beim Fussballspiel gegen Deutschland zuund hergeht. Die gegnerische Mannschaft schlägt sich wacker, doch kurz vor Schluss erzielen die Deutschen das siegbringende Tor. Weil sie dran glauben. Wille obsiegt über jede Erklärung, egal wie einleuchtend. Die Linke wird für ihre Offroader-Initiative kämpfen wie die Eidgenossen bei Marignano: heroisch und bis zum bitteren Untergang. Denn der Gegner ist nicht nur von sich überzeugt, er ist an Feuerkraft überlegen, verfügt über gewaltige Werbe- und Wortgeschütze. Ein deftiger Bums und schon geht die Opposition hops. Vielleicht müssten die Grünen und Kompagnons die Strategie ändern. Die Kinder- und Umweltargumentation mag zwar auf- und richtig sein, sie ist aber auch furchtbar unsexy. Ich bin ebenfalls gegen Offroader, doch auch aus anderen Gründen. Die Dinger sind nämlich eine Beleidigung für alle Menschen, die nicht schon mit der Ästhetik in ihrem Leben abgeschlossen haben: Offroader verschandeln das Strassenbild ebenso sehr wie die Villen der Protzreichen und Geschmacksarmen. So ein fahrbarer Metallwürfel trampelt daher wie ein unter vier Tonnen Übergewicht leidender Elefant. Furchtbar unelegant. Das tut weh. Und muss nicht sein. Deshalb mein Appell an alle potenziellen OffroaderKunden: Geht in euch und habt ein Herz für das Schöne. Wenn nicht, dann seid wenigstens ehrlich und kauft euch einen Panzer, denn das ist es ja eigentlich, was ihr begehrt.

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commilfo Isabelle Wanner, Baden

02

atelier111.ch, Basel

03

Zürcher Kantonalbank, Zürich

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Philip Maloney, Privatdetektiv

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Brother (Schweiz) AG, Baden

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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IBZ Industrie AG, Adliswil

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Alfacel AG, Cham

09

Thommen ASIC-Design, Zürich

10

Coop Genossenschaft, Basel

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AnyWeb AG, Zürich

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Velo-Oase Bestgen, Baar

13

Schweizerisches Tropen- und Public HealthInstitut, Basel

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Niederer, Kraft & Frey, Zürich

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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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chefs on fire GmbH, Basel

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Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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TYDAC AG, Bern

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KIBAG Strassen- und Tiefbau

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OTTO’S AG, Sursee

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

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BILD: ZVG

Ausgehtipps Winterthur Glänzend Im Sommer ist das Licht im Bergell strahlend südlich. Für den einheimischen Künstler Giovanni Giacometti verwandelte sich Farbe in Licht, das er in seinen Bildern einfing. Und die Intensität reichte bis in die Wintermonate, sodass auch Winterbilder von Giacometti lichtdurchflutet erscheinen. Sein Schweizer Künstlerfreund Cuno Amiet liess in seinen Werken Farben leuchten. Die Motive für ihre Bilder fanden die beiden Künstler in ihrem täglichen Umfeld. So entstanden Bilder, die vertraute Landschaften zeigen und Alltagsszenen. Neben Arbeiten von Giacometti und Amiet sind in der Villa Flora auch Bilder von Félix Vallotton und Ferdinand Hodler zu sehen. Eine erhellende Sache! (juk) «Der Glanz des Alltäglichen», Ausstellung, noch bis am 29. Mai 2011, Villa Flora, Strahlend schön: Giovanni Giacomettis Bild «Wintersonne bei Maloja».

Winterthur.

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Spenden Sie, damit Pascal dabei sein kann.

Die Stiftung Cerebral hilft in der ganzen Schweiz Kindern wie Pascal und deren Familien. Zum Beispiel mit Massnahmen zur Förderung der Mobilität. Dazu brauchen wir Ihre Spende, ein Legat oder Unternehmen, die einzelne Projekte finanzieren. Helfen Sie uns zu helfen.

Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind Erlachstrasse 14, Postfach 8262, 3001 Bern, Telefon 031 308 15 15, PC 80-48-4, www.cerebral.ch

— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — 26

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BILD: MICHAEL RATHMAYER ©J. & L. LOBMEYR, WIEN

BILD: ISTOCKPHOTO

Beznau/Gösgen/ Leibstadt/Mühlebergel Strahlend Atomkraft ist schlecht, weil radioaktiv, unabbau- und nicht erneuerbar, und deswegen sind uns auch die Kernkraftwerke ein Dorn im Auge. Aber Hand aufs Herz: Wer weiss, wie ein Kernkraftwerk funktioniert? Damit wir weiterhin glaubwürdig mitdiskutieren können, müssen wir noch etwas mehr Licht ins Dunkel unserer hellen Köpfe bringen. Schauen Sie sich die hässlichen Ungetüme von innen an, stellen Sie Fragen, studieren Sie Broschüren, verbringen Sie Zeit im Kernkraftwerk. Denn nur, wer den Feind von innen kennt, kann ihn besiegen. (juk) Führungen durch die KKW’s Beznau, Gösgen, Leibstadt und Mühleberg; Informationen zu Terminen und Anmeldung: http://www.kernenergie.ch/de/fuehrungen.html

BILD: ISTOCKPHOTO

Beschert uns eine strahlende Zukunft: Kernkraftwerk.

Der «Chineserluster» des Wiener Theaters Scala.

Zürich Lüsterlust

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SCHENKEN SIE FRIEDEN!

Romantik statt Entschlackung: Diner bei Kerzenlicht.

Amriswil TG Candlelight-Diner

Schenken Sie einer Ihnen lieben Person eine Friedensaktie von PBI: www.friedensaktie.ch und T: 031 372 44 44

Nach den Festtagen ist vielleicht eher Entschlackung angesagt. Und wirklich neu ist die Idee auch nicht. Trotzdem: Ein Restaurant, das ausschliesslich mit Kerzen erleuchtet wird, betritt man nicht alle Tage. Das Casa Mia 2 in Amriswil unweit des Bodensees bietet seit Mitte November genau das: 70 Kerzen im Saal, elektrisches Licht hingegen nur in der Küche. Auf die Idee brachte die Betreiber ein Stromausfall, bei dem sie notgedrungen auf Kerzen umsteigen mussten. Nun servieren sie italienische Gerichte und Fleischspezialitäten im kuschelig warm illuminierten Ambiente. Und dafür kann man schon mal eine etwas weitere Anreise in Kauf nehmen. (ash)

Wenn wir heutzutage auf den Lichtschalter drücken, schält sich im gemächlich aufleuchtenden Energiesparschein meist der Lampenschirm eines schwedischen Billigmöbelherstellers aus dem Dunkeln. Welche Pracht verströmen im Vergleich dazu die Kronleuchter vergangener Epochen. Das Zürcher Museum Bellerive lässt diese Tradition aufleben. Die Exponate beleuchten die Entwicklung der prestigeträchtigen Lichtspender vom böhmischen Barocklüster bis zum extravaganten Chandelier aus unseren Tagen. Dazu kommen künstlerische Auseinandersetzungen, wie jene der Zürcherin Ursula Palla, die Karamelmasse vom Lüstergerüst tropfen lässt. Und im ersten Stock laufen in Endlosschleife Filmszenen wie jene aus «Hair», in der sich der Hippie am Kronleuchter über dem Banketttisch der Grossbürgerfamilie schwingt. Erhellende Einblicke garantiert. (ash) «Kronleuchter – Juwelen des Lichts», Museum Bellerive, Zürich, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, bis 27. März 2011. www.museum-bellerive.ch

Restaurant Pizzeria Casa Mia 2, Amriswil, Mittwoch bis Sonntag, 17.30 bis 24 Uhr. Reservation erforderlich. www.hotelochsentg.ch

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Hayelom Ghebrezgiabiher Fussball macht mich glücklich «Für mich ist eigentlich das ganze Leben ein Highlight. Ich erfreue mich einfach am Dasein. Etwas ganz Spezielles ist für mich aber doch Fussball. Sport ist mir allgemein sehr wichtig, und Fussball mag ich am liebsten. Ich bewege mich gern und ausserdem ist es gesund. Zum Strassenfussball kam ich über Surprise. Kurz nachdem ich mit dem Heftverkauf angefangen hatte, kam ich auch ins Team von Surprise Lorraine Bern. Mittlerweile bin ich in meinem Team Surprise Lorraine Bern der Captain. Ich spiele im Sturm, da kann ich meine Schnelligkeit am besten einsetzen. In meiner Heimat bin ich gelaufen, 100 und 200 Meter. Mit dem Fussballteam trainieren wir in den Sommermonaten jeden Mittwochabend auf einem Schulhausplatz. Die Miete für eine Turnhalle ist viel zu teuer. 2009 war ich mit der Surprise-Nationalmannschaft in Mailand an der WM. Ich fand es schön, mit dem Team das Trainingslager im Tessin zu absolvieren. Das war nicht nur für den Fussball gut, sondern auch für mein Deutsch. Ausser mir war nur ein Eritreer im Team, alle anderen, auch die Betreuer und Trainer, sprachen deutsch. In Mailand lebten wir eine Woche lang mit 47 verschiedenen Nationen in Zelten auf einem Kasernenareal. Wir hatten viel Spass, hörten Musik, tanzten und lachten viel zusammen. Schade war, dass wir die meisten Spiele verloren haben und am Schluss nur auf Rang 38 landeten. Trotzdem: Fussball macht mich glücklich.» (ash) BILD: URSULA SPRECHER UND ANDI CORTELLINI

BILD: URSULA SPRECHER UND ANDI CORTELLINI

Verkäufer-Highlights

Fatima Keranovic Sternstunden in der Küche

BILD: URSULA SPRECHER UND ANDI CORTELLINI

«Für mich ist mein neues Daheim ein Highlight. Seit April 2010 wohne ich in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung mit Balkon. Und vor allem habe ich nun mein eigenes WC. Darüber bin ich wirklich froh. Davor lebte ich fünf Jahre in einer Einzimmer-Wohnung, bei der es keine separate Küche gab, und Bad und WC im Treppenhaus waren. Das war immer schmutzig, weil der Nachbar nur Dreck machte, aber nie putzte. Fünf Jahre lang habe ich Reinigungsmittel gekauft und saubergemacht. Ich habe lange nach einer neuen Wohnung gesucht. Jetzt habe ich es wirklich schön und kann meine Ruhe geniessen. Sternstunden sind für mich auch Momente, in denen ich koche. Das habe ich von meiner Mutter gelernt, daheim in Bosnien, als ich noch ein Mädchen war. Schon damals habe ich oft für die ganze Familie gekocht. Das Menü spielt keine grosse Rolle, ich koche alles gern: bosnische Gerichte oder auch Sachen aus der Schweiz. Rösti habe ich zum Beispiel sehr gern. Nicht so gern koche ich für mich allein. Für eine Person lohnt sich das nicht. Deshalb freue ich mich immer über Gäste, denn dann kann ich ein richtiges Menü zubereiten. Highlights in meinem Alltag bilden auch immer wieder die Begegnungen mit den Kunden. Ich erhalte viel Unterstützung und dafür bin ich dankbar. Ich wünsche allen wunderschöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr.» (ash)

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Theo Geiser Milchkaffee für die Ratten «Ich hatte immer schon Freude an Tieren. Daheim hatten wir Hunde und in der Nachbarschaft gab es einen Bauernhof. Da zog es mich oft hin, um mitzuhelfen. Beruflich hatte ich nie mit Tieren zu tun, stattdessen habe ich Stahlbauer und Dachdecker gelernt. Ich würde heute noch auf dem Bau arbeiten, wenn ich könnte. Aber vor ein paar Jahren bin ich aus acht Metern Höhe vom Dach gefallen, seither geht das nicht mehr. Seit 2007 verkaufe ich Surprise und das gefällt mir gut. Trotzdem könnte ich mir gut vorstellen, irgendwann mal in einem Tierheim zu arbeiten. Das würde mir gefallen. Zu Hause habe ich zwei kleine Rennmäuse und vier Ratten. Je zwei und zwei zusammen. Jeden Tag lasse ich sie aus ihren Käfigen raus, damit sie in der Wohnung rumrennen und ein bisschen durchs Gitter aneinander schnuppern können. Auch dabei sind sie immer zu zweit. Alle aufs Mal rauszulassen, geht nicht, denn sonst hättest du aufs Mal haufenweise Junge. Da muss ich aufpassen wie ein Teufel. Wenn ich daheim bin, sind die Tiere eigentlich immer um mich rum. Die Ratten sind total scharf auf Kaffee, vor allem Milchkaffee. Wenn sie sehen, dass ich mir eine Tasse mache, wollen sie unbedingt auch. Und so sitzen wir dann am Tisch und zmörgeled zämä. Die Ratten essen alles, was ich auch esse. Ich habe wirklich den Plausch an diesen Viechern. Sie sorgen immer wieder für Highlights in meinem Leben.» (ash) ■ SURPRISE 240/10


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte ber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise-Sozialarbeiterinnen betreut, individuell begleitet und gezielt gefördert. Dazu gehört auch, dass sie von Surprise nach bestandener Probezeit einen ordentlichen Arbeitsvertrag erhalten. Mit der festen Anstellung übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Starverkäufer BILD: ZVG

Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich sel-

Als Götti oder Gotte ermöglichen Sie einer Strassenverkäuferin oder einem -verkäufer eine betreute Anstellung bei Surprise und damit die Chance zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

Elisabeth Marrocco aus Bülach nominiert Dawit Brahne als Starverkäufer: «Sein frohes, stilles Lachen auf dem Gesicht ist jedes Mal ein Aufsteller. Wir wechseln immer ein paar Worte auf Deutsch. Er gibt sich sehr Mühe, das im Kurs gelernte richtig anzuwenden. Ich wünsche ihm Gottes Segen, und dass er seinen Platz in der Schweiz finden kann.» Andreas Ammann Bern

Wolfgang Kreibich Basel

Tatjana Georgievska Basel

Jovanka Rogger Zürich

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Jela Veraguth, Zürich Peter Hässig, Basel Fatima Keranovic, Baselland Kurt Brügger, Basel Marlies Dietiker, Olten Marlise Haas, Basel

Marika Jonuzi, Basel Peter Gamma, Basel Anja Uehlinger, Baden René Senn, Zürich Bob Ekoevi Koulekpato, Basel

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welchen Verkäufer Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41+61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 8000 Franken

1/2 Jahr: 4000 Franken

1/4 Jahr: 2000 Franken

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Datum, Unterschrift

1 Monat: 700 Franken

240/10 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 240/10

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel, www.strassenmagazin.ch Geschäftsführung T +41 61 564 90 63 Fred Lauener, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Öffnungszeiten Sekretariat Mo–Do 9–12 Uhr, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70 Reto Aschwanden (verantwortlich), Julia Konstantinidis, Mena Kost, Thomas Oehler (Sekretariat) redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Jeanette Besmer, Rolf Dobelli, Michael Gasser, Lucian Hunziker, Delia Lenoir, Irene Meier, Isabella Seemann, Angel Sanchez, Usrula Sprecher und Andi Cortellini Korrektorat Alexander Jungo Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Anzeigenverkauf T +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Marketing T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer Vertrieb T +41 61 564 90 81 Smadah Lévy (Leitung) Vertrieb Zürich T +41 44 242 72 11 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, Mobile +41 79 636 46 12 r.bommer@strassenmagazin.ch Vertrieb Bern T +41 31 332 53 93 Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, Mobile +41 79 389 78 02 a.maurer@strassenmagazin.ch Betreuung und Förderung T +41 61 564 90 51 Rita Erni Chor/Kultur T +41 61 564 90 40 Paloma Selma Strassensport T +41 61 564 90 10 Lavinia Biert Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 240/10


✂ Notschlafstelle

Schuldenberatung

Gassenküche

BASELLAND

Preis: 80 Hefte Miete: 20 Hefte

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Dorfplatz Bottmingen

Miete mit zwei Institutionen: 30 Hefte Miete mit drei Institutionen: 40 Hefte

Miete mit zwei Institutionen: 30 Hefte Miete mit drei Institutionen: 40 Hefte

Miete mit zwei Institutionen: 30 Hefte Miete mit drei Institutionen: 40 Hefte

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160 Hefte 40 Hefte 100 Hefte 240 Hefte

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✂ BASELLAND

BASELLAND

BERN

BERN

Gartenstadt Münchenstein

Altstadt Liestal

Bahnhof Bern

Bahnhof Biel

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BERN

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Nidaugasse Biel

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BASEL

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Barfüsserplatz Basel

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Bahnhof SBB Basel

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SURPRISE 240/10

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S O Rr i s e P p L

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Nicht mit Schweizer Milch gemacht. Aber mit Schweizer Hilfe.

Eine Dorfkäserei ermöglicht armen Bauern in Georgien ein Einkommen und damit ein Leben in Würde. Dank Ihrer Unterstützung: PC 80-1115-1

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