Im Steiner-Land Ein Blick in die Anthroposophen-Gemeinde
Närrisches Treiben: Feminismus an der Fasnacht
Digitales Netz für Arme – zu Besuch im Kafi Klick
Nr. 244 | 18. Februar bis 3. März 2011 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.
Macht stark.
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Titelbild: Lucian Hunziker
Liebe Leserin, lieber Leser Ich wollte mir ein eigenes Bild von der Welt der Anthroposophen machen und fuhr nach Dornach zum Goetheanum, dem Zentrum anthroposophischen Lebens. Ich ass in der Goetheanum-Kantine biologisch-dynamischen Kuchen, kaufte DemeterTee und stöberte im Sortiment von Alfred Neumann, dem Fachgeschäft für Naturtextilien. Ich sprach mit anthroposophisch geschulten Politikern und einem RudolfSteiner-Experten. Ich traf Menschen, denen ihre Weltanschauung am Herzen liegt und die gerne mit Andersdenkenden darüber sprechen. Weltfremde Freaks, Sektierer und andere Anthroposophen-Klischées sind mir bei meinen Recherchen nicht begegnet. Sondern differenziert denkende Menschen, die JULIA KONSTANTINIDIS von einer Sache überzeugt sind. Einiges, was ich hörte, sprach mich an. Ich würde REDAKTORIN aber lügen, wenn ich behauptete, ich hätte die Anthroposophie verstanden – meine Ausflüge blieben das, was sie waren: kurze Einblicke in eine mir fremde Lebenswelt. Werfen auch Sie einen Blick rein, ab Seite 10. Ähnlich ergeht es vielleicht Nicht-Fasnächtlern in Kontakt mit Fasnächtlern. Besonders emanzipierte Frauen dürften sich nicht selten fragen, weshalb andere Frauen derart begeistert bei einer teils so offensichtlich männlich-chauvinistischen Angelegenheit mitmachen. Die Welt der Fasnacht ist eine eigene und als Unbeteiligte wirklich in sie hineinzusehen, oder ihre oft ungeschriebenen Regeln zu verstehen, ist nicht einfach. Klar, dass da manchen Frauen die Haare zu Berge stehen – und manchmal auch nicht ganz zu Unrecht. Es ist aber nicht immer alles so, wie es zu sein scheint – nicht bei den Anthroposophen und auch nicht an der Fasnacht. Michèle Faller deckt ab Seite 16 Erstaunliches über Männer und Frauen an der Fasnacht auf. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Herzlich, Julia Konstantinidis
Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 244/11
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BILD: DOMINIK PLÜSS
Editorial Lebenswelten
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10 Anthroposophie Auf geistiger Höhenlage BILD: LUCIAN HUNZIKER
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Inhalt Editorial Lebenswelten Basteln für eine bessere Welt Der Becherclown Aufgelesen Sparen bei den Ärmsten Zugerichtet Kein unbeschriebenes Blatt Leserbriefe Feinfühlig Danke! Radeln für Surprise Starverkäufer Urs Habegger Porträt Der Multikulturalist Online Facts über Facebook Wörter von Pörtner Fressen im Vierertram Festival Zusammen zuhören Kulturtipps Mutter Seelenallein Ausgehtipps Filmperlen Verkäuferporträt «Wenn ich aufgeben will, erwacht mein Kampfgeist» Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP
Im solothurnischen 6500-Seelen-Dorf Dornach liegt das geistige Zentrum Tausender Anthroposophen aus der ganzen Welt. Zum 150. Geburtstag von Rudolf Steiner, dem Begründer dieser Weltanschauung, wagte Surprise einen Annäherungsversuch an eine unbekannte Welt.
16 Fasnacht Mit Damenhut und Bodyguard BILD: DOMINIK PLÜSS
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Einst galt: Frauen gehören an den Maskenball – und beim Fasnachtsumzug als Zuschauerinnen an den Strassenrand. Das ist vorbei. Ob in Altdorf, Basel oder Luzern – unter jeder Larve könnte heute genauso gut eine Frau stecken: Denn in den vergangenen Jahrzehnten wurden auch die letzten Männerbastionen noch gestürmt. Zum Beispiel in schwarzer Robe, mit Damenhut und Bodyguard.
19 Armut Klick für Klick ein Stück unabhängiger
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BILD: LUC-FRANÇOIS GEORGI
Wer in die Armut rutscht, verliert nicht nur Einkommen und Freunde. Fehlt das Geld für Computer und Internet, ist auch der Zugang zu Informationen massiv eingeschränkt. Das Kafi Klick sorgt für Gegensteuer: Mitten im Zürcher Chreis Cheib hilft das private Projekt Arbeitslosen, Sozialhilfebezügern und Asylbewerbern bei Wohnungssuche, Stellenbewerbungen, Beschwerdebriefen.
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ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS
1 Nehmen Sie ein kleines Torftöpfchen und machen Sie ein so grosses Loch in den Boden, dass ein Holzstäbchen hindurch passt. Wenn Sie das Stäbchen durch das Loch
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hinauf stossen, sollte es zur Hälfte über den Rand des
Stecken Sie das Holzstäbchen mit
Torftöpfchens ragen.
dem Kopf zuerst durch die Mitte des Stoff-Quadrats und dann von oben durch das Töpfchen.
2 Nehmen Sie das Stäbchen noch einmal aus dem Töpfchen und malen Sie es an.
7 Bestreichen Sie den inneren oberen Rand des Torftöpfchens
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und den unteren Rand des Lappens mit Leim und kleben Sie den
Kleben Sie ein Wattebällchen an
Lappen in das Töpfchen.
das eine Ende des Stäbchens.
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4 Malen Sie ein Clowngesicht auf das Bällchen. Aus Bastresten können Sie die Haare des Clowns
Kleben Sie an den passenden Stellen zwei Perlen oder Pom-Poms als Hände an den Lappen.
am Kopf festkleben.
5 Schneiden Sie aus einem Abwaschlappen ein Quadrat à 25 x 25 Zentimetern aus.
9 Wenn Sie das Holzstäbchen nach unten ziehen, verschwindet der Clown im Stoff. Wenn Sie das Stäbchen mit einer schnellen Bewegung nach oben stossen, taucht der Clown wieder auf und sorgt für eine gute Überraschung.
Basteln für eine bessere Welt Zurzeit gibt es nur ein Thema: die Fasnacht und ihre mehr oder weniger lustigen Schmink- oder Kostümauswüchse. Falls Sie weder mit Krachmachern noch mit Verkleiderlis etwas anfangen können und Ihnen die ach so lustigen Fasnächtler zu sehr auf die Pelle rücken, zücken Sie unseren Becherclown und erschrecken Sie die Festbrüder und -schwestern – die werden Augen machen! SURPRISE 244/11
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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.
Sparen bei den Ärmsten Graz. Die österreichische Regierung hungert die Entwicklungshilfe aus: Bis 2014 sollen 83 Millionen Euro bei der Entwicklungszusammenarbeit gestrichen werden. Und das, nachdem die Mittel für Hilfsprojekte bereits im Jahr 2010 um rund ein Drittel gekürzt wurden. Das hat dramatische Konsequenzen für die Ärmsten der Armen: Mit den 83 Millionen Euro könnten die Ernährung von knapp einer Million Menschen langfristig gesichert und damit 3000 Kinder vor dem Hungertod gerettet werden.
Aus Langeweile Hamburg. Zwei Jugendliche aus Kamp-Lintfort (Nordrhein-Westfahlen) sind mit einer Bewährungsstrafe davongekommen, obwohl einer von ihnen für den Tod eines Obdachlosen verantwortlich ist. Die 16-Jährigen hatten dem 51-jährigen Mann «aus Langeweile» mehrfach in den Kopf getreten. Das Gericht konnte keinen Haupttäter identifizieren, so der Richter: «Der Grundsatz ‹Im Zweifel für den Angeklagten› gilt auch dann, wenn es weh tut.» Die Staatsanwaltschaft hat Revision eingelegt.
Kirche gegen Rechts Hannover. «Fast 43 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass Deutschland von Ausländern gefährlich überfremdet ist», sagt der landeskirchliche Friedensbeauftragte, Pastor Klaus Burckhardt. «Das hat uns beunruhigt.» Deshalb macht die hannoversche Landeskirche nun gegen Neonazis mobil: «Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus» heisst die im vergangenen Dezember gegründete Initiative. Man hoffe sehr, dass sich Menschen aus allen Kirchenkreisen der Initiative anschliessen würden, so die Verantwortlichen.
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Zugerichtet Eine Sache der Ehre «Also, wie viele sinds jetzt?», ruft der Richter enerviert. «Mal sagen Sie vier, dann zwei, ein andermal sollen es drei sein. Wie viele Kinder haben Sie wirklich?» Die genaue Stückzahl ist nötig, damit er bei einer allfälligen Verurteilung die Höhe der Geldstrafe im Verhältnis zum Einkommen und den Fixkosten festlegen kann. «Bezahlen muss ich für drei», sagt Andy. «Die anderen sind unbekannt, habe keinen Kontakt.» Andy, ein Mann wie ein Bär, mit dickem, schwarzem Schnurrbart, hält den Kopf gesenkt wie ein Schüler, der zum wiederholten Mal zum Rektor zitiert wurde und der weiss, Zerknirschung ist das einzige Mittel, den gestrengen Herrn glauben zu machen, dass dieses Mal nun wirklich das allerletzte Mal sei. Andy hat wieder zugeschlagen. In seiner Stammbeiz. Grundlos, heisst es, schlug er einem anderen ins Gesicht. Andy findet aber, die Anklage entspreche nicht der Wahrheit. «Und zwar doppelt nicht.» Er habe nicht zugeschlagen. Und schon gar nicht grundlos. «Wichser», er spricht das Wort so verschämt leise aus, dass man ihn kaum versteht, «hätte ich noch hingenommen.» Aber als «Knasti» lasse er sich nicht titulieren. «Ich weiss», sagt er, «dass ich kein unbeschriebenes Blatt bin. Aber ich hab meine Strafe abgesessen. Irgendwann muss Schluss sein. Ich lass mich nicht in der Öffentlichkeit beleidigen.» Also habe er den anderen zur Rede gestellt. «Das glaube ich Ihnen nicht», sagt der Richter. «Ihnen ist doch der Kragen geplatzt.» Nein, der andere sei davon gerannt, voll gegen die Türe. Das ging fast ins Auge. «Ach, geben Sie es doch zu. Das letzte Mal wars auch zuerst nichts, dann wars die fla-
che Hand, dann wars die Faust.» Der Richter rät Andy, zu gestehen, das sei günstiger, es sieht verdammt nach Knast aus: «Da waren Sie zweieinhalb Jahre im Gefängnis, und keine neun Monate später hauen Sie wieder zu. Was sollen wir denn mit Ihnen machen?» Dem Richter tut es sichtbar leid, den vom Aussehen her recht sympathischen Mann wieder einzusperren. Das Schicksal hat Andy erst in der zweiten Lebenshälfte aus der Bahn geworfen. Und dann der Alkohol. «Wie sieht es denn aus mit einer Therapie?», fragt der Richter. Andy will gerne. «Gute Absichten hat jeder», seufzt der Richter. «Aber ich hätte mich gefreut, wenn Sie zugegeben hätten, dass Sie Mist gebaut haben.» Das gebe er ja auch zu, Mist ja, aber nicht mit der Faust, vielleicht mit der flachen Hand, aber das könne er nicht mehr genau sagen. In der Anklageschrift steht auch noch, dass er dem Kontrahenten gedroht habe, «er mache seine ganze Sippe kalt.» Stimmt das? «Das stimmt ja nun gar nicht», sagt Andy. Der Arzt wiederum kann nicht ausschliessen, dass die Platzwunde des anderen auch von einem Türrahmen stammen könnte. Das räumt Andy ein: «Geschubst habe ich, ja.» Er kommt mit einer Geldstrafe davon: 2000 Franken. Die Strafe will Andy abarbeiten. Und sich auf gar keinen Fall mehr provozieren lassen: «Das prallt an mir ab wie Öl auf Teflon, ich lache darüber und gehe einfach weiter.» Und Bier trinkt er auch nicht mehr: «Ich gehe bloss noch zum Plaudern in die Stammbeiz.» Der Richter indessen ist nicht so ganz überzeugt. «Feiern Sie mit Sinalco!», rät er. *Persönliche Angaben geändert. ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 244/11
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Für ihre Abschlussarbeit an der Rudolf Steiner Schule nahm sich Rita Staub aus Therwil BL letzten Sommer etwas Besonderes vor: Mit ihrer Freundin Lorena Heyer machte sie die Probe, wie es sich mit einer guten Portion Selbstvertrauen und kleinem Budget den Rhein entlang – von der Quelle bis zum Meer – radeln lässt. Das Geld aus einer Sponsoringaktion zur Finanzierung der Reise benötigten sie dabei kaum: Wo immer sie hinkamen und fremde Menschen um einen Zeltplatz im Garten baten, standen ihnen die Türen offen. Oft wurden sie zusätzlich verköstigt, da und dort erhielten sie sogar einen finanziellen Zustupf. Was vom Budget übrig blieb, spendeten die beiden jungen Frauen Surprise: satte 1370 Franken. Dafür danken wir Rita Staub und Lorena Heyer ganz herzlich!
Vier Räder für Surprise: Rita Staub und Lorena Heyer.
Nr. 242: «Integration – Die Waldarbeiter.» Feinfühlig Oft lese ich das Strassenmagazin Surprise und bin eigentlich immer begeistert von den tollen und feinfühlig formulierten Artikeln. Der «Waldarbeiter-Artikel» aus der Nr. 242 hat mich als Sozialarbeiterin ganz besonders angesprochen! Erika Hunziker Macdonald, per E-Mail
Richtigstellung Im Artikel «Mikrofinanz – Eine gute Idee in Misskredit» in Surprise Nr. 242 wurde Elvira Wiegers, Geschäftsführerin von Oikocredit, in Bezug auf die Vergabepraxis und die Probleme mit Schuldnerinnen falsch zitiert. Die korrekte Aussage lautet: Bei Oikocredit, einer 1975 vom Weltkirchenrat gegründeten Genossenschaft, die in über 70 Entwicklungs- und Schwellenländern Darlehen an Mikrokreditinstitutionen vergibt, gilt das Konzept der sozialen, ökologischen und unternehmerischen Nachhaltigkeit. «Damit sind wir bis heute gut gefahren. Unsere Partner haben im Vergleich zu früheren Jahren zurzeit keine grösseren Probleme mit ihren Schuldnerinnen», erklärt Elvira Wiegers, Geschäftsführerin der Schweizer Zweigstelle.
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Starverkäufer Urs Habegger
Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch
Daniela Roos aus Hombrechtikon nominiert Urs Habegger zum Starverkäufer: «Mag der Wind auch noch so kalt durch die Bahnhofunterführung in Rapperswil pfeifen, die Wandergruppen auf den Glarner Sprinter sprinten und die Studenten in ihre Vorlesung schlendern; mein Starverkäufer, wie ein Fels in der Brandung steht er dort und hat immer «e schöne Tag», «e gueti Reis» oder sonst ein positives Wort auf den Lippen. Von seinem Optimismus und der Gelassenheit könnte sich der eine oder die andere ein Scheibchen abschneiden. Mein nächster Besuch in Rapperswil endet, bevor ich in den Zug steige, bestimmt mit einer Surprise!»
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Leserbrief
Danke! Radeln für Surprise
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Porträt Ein Mann, viele Leben Als Moritz Leuenberger ihn zu seinem Berater machte, wurde Nenad Stojanovic plötzlich klar, wo seine Heimat ist: Der Demokratieforscher und Politiker aus Sarajevo beantragte die Schweizer Staatsbürgerschaft. Heute findet der 34-jährige SP-Grossrat: «Jeder Einzelne trägt Multikulturalität in sich.» VON BARBARA HOFMANN (TEXT) UND ANNETTE BOUTELLIER (BILD)
ne Familie weisen die Realität noch immer von sich: Das wird sich beruhigen, sagen sie. Zur Schule kann er nicht mehr. Eines Abends geht er mit zwei Freunden in der Sporthalle von Sarajevo Tennis spielen, dort, wo 1984 die Schlusszeremonie der Olympischen Spiele stattfand. Er hat noch die Musik im Ohr. Doch dann kommt plötzlich der bis anhin immer freundliche Hausmeister und beschimpft sie. Also gehen sie, sagen «Auf Wiedersehen». Doch bis zu einem Wiedersehen wird es viele Jahre dauern: An diesem Abend erlauben ihm die Eltern zögernd, für ein paar Wochen nach Deutschland zu Verwandten zu reisen. Nach einigen Wochen in Deutschland findet er im Tessin ein neues Zuhause. Dank seiner Italienischkenntnisse nimmt ihn die katholische Privatschule Collegio Papio in Ascona in der richtigen Altersstufe auf. Er arbeitet hart und ist sowohl erfolgreich als Schüler wie später auch als Student der politischen Wissenschaften. Während Jahren sucht der reisefreudige junge Mann in allen Grossstädten, die er besucht, Elemente und Stimmen seiner Heimatstadt, die er im Herbst 1997 zum ersten Mal wieder sehen wird. Auf seinen Reisen spürt er unbegreiflichen, unbegründbaren Anfällen von Schwermut nach, die er nicht in freundschaftlicher Gesellschaft, nur in der Einsamkeit auflösen kann. Die eigene Biografie führt ihn letztlich zur Essenz seiner Studien über Multikulturalität: «Eine Gesellschaft, die das Etikett multikulturell wirklich verdient, muss dem Einzelnen die Freiheit lassen, seine eigene Identität zu finden, und im Bewusstsein seiner Wurzeln seine eigene kulturelle Zugehörigkeit zu definieren», so Stojanovic: «Jeder Einzelne trägt Multikulturalität in sich». Es gehe darum, sich ihrer bewusst zu werden, sie zu entwickeln, ungeachtet aller Ideologien über die individuelle Herkunft.
In einem Naturschutzgebiet im Valle Verzasca soll ein kleines Wasserkraftwerk gebaut werden – Energie für eine Randregion im Konflikt mit den Bedürfnissen des Naturschutzes: «Das sind die Herausforderungen der Demokratie, mit denen sich ein Politiker auseinandersetzen können muss», sagt Nenad Stojanovic. Auf dem Weg zur Ortsbegehung der parlamentarischen Energiekommission hat er Zeit für ein Gespräch in der lebhaften «Casa del Popolo» in Bellinzona. Gelassen erzählt der bald 35-Jährige von seinem Alltag als Journalist, Wissenschaftler und Politiker. Schmal, feingliederig, die Haare sehr kurz, dezent gekleidet, mit ruhiger Stimme und zurückhaltender Gestik – das ist Nenad Stojanovic, geboren 1976 in Sarajevo, promovierter Politologe, ehemals Journalist, ehemals Berater von alt Bundesrat Moritz Leuenberger, heute SP-Grossrat im Tessin und Forscher am Zentrum für Demokratie in Aarau. Ein Mann, der viele Leben in einem unterbringt. Zur Schule ging er in Sarajevo und in Ascona, studiert hat er in Genf, London, Paris und Montreal, doktoriert in Zürich, sein Lebenslauf umfasst sechs Seiten, gelernt hat er sieben Sprachen. Fast unmöglich, alle Elemente und Kurven dieses Lebens nachzuvollziehen. Sein Elternhaus ist intellektuell geprägt, der Vater Jurist, die Mutter Pädagogin. Sie unterstützt den Ältesten in seinem Wissensdrang, Freiheitsbedürfnis und Sprachhunger. Zu seinem 16. Geburtstag bekommt er 1992 ein italienisches Sprachlernprogramm für Autodidakten. Damals weiss er noch nicht, dass seine anschliessenden Italienisch-Übungen bald über seine Zukunft entscheiden werden. Sein Leben als Jugendlicher in der quirligen, kulturell und intellektuell inspirierenden Vielvölkerstadt Sarajevo ist unkompliziert, verläuft harmonisch zwischen Schule, Sport und Treffen mit Freunden. Bis im April 1992 der Bosnienkrieg und die Belagerung Sarajevos «Es gab Stimmen, die vor einem Krieg warnten – aber losgeht. Wie viele Kriege beginnt auch dieser wir konnten uns das einfach nicht vorstellen!» mit fast erschreckender Banalität. «Wir hörten immer wieder einige Schusswechsel und wussten von einzelnen Vorfällen», erinnert sich Stojanovic: «Es gab verschieEnde März 2002, fast genau zehn Jahre, nachdem er Sarajevo verdene Stimmen, die vor einem Krieg warnten – doch wir konnten uns das lassen hat, holt ihn Verkehrsminister Moritz Leuenberger in seinen Beeinfach nicht vorstellen!» In seinem 2007 in Lugano erschienenen Buch raterstab. «Das war für mich das entscheidende Signal dafür, wo jetzt «C’era una volta una città» (Es war einmal eine Stadt) schreibt er: «Seit meine Heimat ist», sagt Stojanovic. Er beantragt die Schweizer Staatseinigen Tagen hören wir Schüsse, das Brot in den Bäckereien beginnt bürgerschaft. Kurz nachdem er sie erhalten hat, tritt er 2003 in die SP knapp zu werden. Beim Roten Kreuz verteilen sie Säcke mit Mehl ... Wir ein: «Ich war schon von klein auf an Politik interessiert, und die Sozinehmen einen mit – es wird reichen für ein paar Tage, und dann wird aldemokratie scheint mir die passende Partei, um einen Beitrag zu leisohnehin wieder alles normal.» ten für meine Ideale einer freien, gerechten, solidarischen, verantwortAber normal wird nichts mehr. Gleichaltrige Bekannte halten Stojalichen und friedlichen Gesellschaft.» novic mit Waffengewalt an einer Barrikade auf und durchsuchen ihn; Dieses Jahr wird er heiraten. Seine Verlobte lebt momentan in der er schämt sich seiner Wehrlosigkeit. Und Freunde seiner Familie könDeutschschweiz; wo sie in Zukunft wohnen werden, wissen sie noch nen aufgrund serbischer Barrikaden nicht mehr zur Arbeit. Eine Frienicht. Im Tessin fühle er sich wohl, sagt Stojanovic, doch nur an einem densdemonstration, an der er mit seinem Onkel teilnimmt, wird beOrt zu leben, würde ihm auf Dauer zu eng. schossen. Beim Essen sitzt die Familie nicht mehr am Tisch, sondern So reist er. Vom Tessin aus nach Bern. Vom Tessin aus nach Zürich. am Boden, um keine Zielscheibe abzugeben. Dann bittet sie eine in Vom Tessin aus nach Aarau. Wenn er Glück hat, kann er alles verbinLugano lebende Tante, das Land zu verlassen; die Nachrichten über den. Und nimmt sich so die anstrengende Freiheit, in vielen Kulturen Bosnien seien schrecklich, das Land sei im Krieg. Aber Nenad und seizu Hause zu sein. ■ SURPRISE 244/11
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Anthroposophie Der Hügel der Wissenden Sie essen Gemüse, das bei Mondschein gepflanzt wird, und selbst ihre Unterhosen sind handgestrickt: Viel mehr wissen Normalbürger nicht über Anthroposophen. Höchste Zeit, sich an ihrem Zentrum im Solothurner Dorf Dornach umzusehen. VON JULIA KONSTANTINIDIS (TEXT) UND LUCIAN HUNZIKER (BILDER)
66, denn der Zugang zur Anthroposophie ist auch physisch anstrengend: Das Goetheanum, die Beton gewordene Schaltzentrale anthroposophischen Lebens, thront auf einem Hügel über dem Dorf. Ein deutscher Zahnarzt, der dort Land besass und von der anthroposophischen Weltanschauung überzeugt war, stellte es Rudolf Steiner für den Bau des Hauptsitzes der anthroposophischen Gesellschaft zur Verfügung. Ein erster Holzbau wurde 1922 von Brandstiftern abgefackelt. An seiner Stelle wurde zwischen 1925 und 1928, wiederum nach Plänen Rudolf Steiners, das heutige Gebäude erstellt. Steiner erlebte jedoch die Inbetriebnahme nicht mehr, er starb 1925. Der Bus windet sich Kurve um Kurve höher und damit näher zu diesem für Unwissende so geheimnisvollen Ort. Das Ziel kündigt sich dem aufmerksamen Beobachter schon einige Hundert Meter weiter unten am Hügel an: Häuser mit abgerundeten Dächern und Fenstern säumen die Strassen. Der Sicherungskasten an der Haltestelle «Goetheanum» ist mit kleinen Plakaten, Flyern und handgeschriebenen Zetteln zugeklebt. Wer will, kann sich wahlweise über einen Toneurythmie- oder Lauteurythmie-Kurs informieren; ein anderes Plakat wirbt für die PlanetenschalenKlangmeditation. Auf Zetteln werden Zimmer von Menschen aus der ganzen Welt gesucht. Sie halten sich vorübergehend in Dornach auf, um
Biologisch-dynamische Lebensmittel, Eurythmie, selbst gestrickte Kleider, Fernseh-Verbot für Kinder und die Eigenart, auf rechte Winkel zu verzichten: Auch wer sich nicht mit der Anthroposophie beschäftigt, stolpert irgendwann im Laufe seines Lebens über mindestens eines dieser Klischees über die anthroposophische Lebensweise. Sie zu verstehen, ohne sich eingehend damit zu befassen, ist allerdings nicht ganz einfach. Einfacher ist es, Anthroposophen als etwas weltfremde Zeitgenossen hinzustellen, die nach skurrilen Prinzipien leben. Unwissende, die sich nicht mit Vorurteilen abgeben und mehr über die anthroposophische Lebensweise erfahren möchten, erwartet viel Arbeit: Denn um die Anthroposophie in ihren Grundsätzen zu begreifen, muss man lesen. Viel lesen. Ungefähr 50 Bände der Schriften Rudolf Steiners, dem Begründer der anthroposophischen Bewegung, schätzt Walter Kugler, Verwalter des Rudolf-Steiner-Archivs. Weil Anthroposophie von der Landwirtschaft über Kunst und Pädagogik bis hin zur Medizin in allen Lebensbereichen angewendet werden kann, sollte auch die Einstiegslektüre möglichst breitgefächert sein, findet Kugler. Und der muss es wissen, denn er ist gerade dabei, die Schriften Steiners zu veröffentlichen. Bisher wurden 300 Bände herausgegeben – 100 mehr werden schätzungsDie Beton gewordene Schaltzentrale anthroposophischen weise noch dazu kommen, bis sämtliche Ideen Lebens thront auf dem Hügel über dem Dorf. Steiners zwischen zwei Buchdeckeln aufgehoben sind. sich am Goetheanum aus- oder weiterbilden zu lassen, denn das Haus Rudolf Steiner, aus einer niederösterreichischen Familie stammend, ist auch Sitz der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. machte Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum mit Der Blick schweift zum «Vital Speisehaus am Goetheanum», das in seinen Ideen Furore. Denn nach dem Ersten Weltkrieg suchten die Menschöner, abgerundeter Schrift angeschrieben ist. Dann bleiben die Auschen nach neuen Lebensformen, und Steiners für die damalige Zeit gen Unwissender an einem Haus hängen, das den Namen «Zu den sieunkonventionelles, freiheitliches Denken faszinierte reformwillige ben Zwergen» trägt. Was politisch Korrekte beinahe nicht zu denken, Menschen. Die ganzheitliche, spirituelle Weltanschauung sieht den geschweige denn laut zu sagen wagen, bestätigt sich gleich selbst: Die Menschen im Zusammenhang mit dem Kosmos, in dem er lebt, und Häuser rund ums Goetheanum gleichen denjenigen der Wesen aus der will die Fähigkeit des Menschen zur freien Selbstbestimmung fördern. Märchenwelt. Dominiert wird die beschauliche Szene vom Goetheanum, Ihre Anhänger organisierten sich in der anthroposophischen Geselldas in seinen Ausmassen zu gross ist, um die Assoziation zu Zwergen zu schaft, heute kommen ihre Mitglieder aus 78 Ländern aus allen Kontiwecken. nenten. Der Mittelpunkt ihres gesellschaftlichen Lebens liegt in DorNicht nur Anhänger der anthroposophischen Weltanschauung pilnach, einem Dorf im Solothurner Schwarzbubenland, zehn Zugminugern auf den Dornacher Hügel, um das Haus zu sehen. Auch in der Arten von Basel entfernt. chitektur-Szene ist das Goetheanum ein wichtiges Besichtigungsobjekt für an modernem Betonbau interessierte Fachleute. Zwergenhaft und monumental Die Ehrfurcht, die einen bei der Aussenbetrachtung des GoetheaEs liegt also nahe, sich als Unwissende vor Ort ein Bild zu machen. nums befällt, wandelt sich in seinem Innern in ein leichtes SchwindelVom Bahnhof Dornach fährt man am besten mit dem Ortsbus Nummer
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Im Innern des Goetheanums schlägt die Ehrfurcht in ein leichtes Schwindelgefühl um.
gefühl. In Pastelltönen gestrichener Beton trifft dort auf dunkles Holz, es herrscht eine Atmosphäre konzentrierter Geschäftigkeit. Die Theke der Kantine ist mit Demeter-Artikeln aufgefüllt, dem Label für biologisch-dynamisch produzierte Lebensmittel, ein Konzept, das Rudolf Steiner entwickelte. An den Wänden stehen Regale mit Infomaterial zum Kultur- und Ausbildungsprogramm im Goetheanum. Im Buchladen sind Postkarten mit dem Konterfei Rudolf Steiners zu kaufen, dessen Geburtstag sich dieses Jahr zum 150. Mal jährt. Interessiert und distanziert Wem die andächtig-geistige Stimmung im Gebäude zu viel wird, findet draussen Erholung: Die Umgebung rund um den monumentalen Bau ist wunderschön und ruhig – selbst die Katzen scheinen hier anders zu ticken: Sie sind zutraulich, neugierig, scheinen wissen zu wollen, was die Besucher hier tun. Nach einer kurzen Phase freundlichen Beschnupperns wenden sich die Katzen jedoch wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu. Interessiert, gleichzeitig aber auch distanziert fühlen sich auch die Kontakte zwischen Wissenden und Unwissenden an. Die Verkäuferin im anthroposophischen Buchantiquariat gibt freundlich Auskunft über das Leben auf dem Hügel. Ihre Kundschaft besteht hauptsächlich aus Anthroposophen, eine internationale Klientel. Die Buchhändlerin kann keine Berührungsängste zwischen den Anthroposophen und den Dorfbewohnern erkennen, jedenfalls nicht von ihrer Seite. «Es ist eine eigene Welt», das schon, meint sie zum Schluss. Und empfiehlt eindringlich die Beschäftigung mit der Materie. An einer Schnittstelle zwischen dieser und der anderen Welt liegt der Lebensmittelladen «Natürlich Keller», er steht an der Ecke, wo der Ortsbus in die Goetheanumstrasse einbiegt.
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Claudia Grolimund-Keller führt den Familienbetrieb in dritter Generation. Ihr Vater musste sich auf Druck des damaligen Grosshändlers zwischen konventionellen und biologischen Lebensmitteln entscheiden – und entschied sich für das Bio-Sortiment. Das «Natürlich Keller»-Team zieht das Konzept konsequent weiter und hat nebst biologisch-dynamischen auch herkömmliche Bio-Labels im Sortiment. Unter Berücksichtigung, dass die Mehrheit ihrer Kunden aus dem anthroposophischen Umfeld kommt, ist dies eine nachvollziehbare Geschäftsidee. Soeben hat das «Natürlich Keller»-Team den Laden modernisiert, setzt noch verstärkt auf lokale und regionale Produkte. Vermehrt kämen nun auch Leute zum Einkaufen in den Laden, die sich einfach gesund ernähren möchten: «Der Laden ist ein natürlicher Treffpunkt, wo sich die Kundengruppen vermischen und sich einander annähern können», beobachtet das Team. Gefürchtet und geschätzt Daniel Urech dürfte sich über solche Treffpunkte freuen. Er ist Dornacher Gemeinderat, Parteimitglied der «Freien Wähler Dornach» und ehemaliger Rudolf-Steiner-Schüler. Seit Kurzem sitzt er ausserdem für die Grünen im Solothurner Kantonsrat. Urech, der sich als Sympathisant von Rudolf Steiners Weltanschauung bezeichnet, wünschte sich manchmal noch etwas mehr Präsenz der Anthroposophen im Dorfleben. «Es ist wichtig, dass sie sich bewusst sind, wo sie sind und dass sie lokal informieren.» Die anthroposophische Szene sei eine internationale und akademische, da sei das Interesse am Dorf bei einigen nicht so gross. «Mehr übergreifende Projekte wären gut», ist Urech überzeugt. Eine gemeinsame «Willhelm Tell»-Inszenierung vor einigen Jahren etwa brachte die Menschen zusammen und auch das jährliche Konzert des Orchesters Dornach im Goetheanum trage zur Annäherung bei. SURPRISE 244/11
Aus- und Weiterbildung für Anthroposophen aus aller Welt.
Du sollst Dir ein Bildnis machen – Postkarten von Steiner.
meinderat sass. Eventuell schlage sich der freiheitliche Geist Rudolf Daniel Urech ist von jeher mit beiden Welten in Kontakt und verSteiners und seiner Anhänger auch in den Abstimmungsresultaten niesucht mit seiner politischen Arbeit, die Bedürfnisse aller Dorfbewohner der, so Urech: «Dornach stimmt meistens ein Stück linker als der Rest wahrzunehmen. Es gebe sicher immer noch gewisse Ängste und Vordes Kantons und der Schweiz.» urteile gegenüber der anthroposophischen Gesellschaft oben auf dem Hügel, dennoch: «In der Mehrheit sind die Dornacher aber stolz auf das Goetheanum.» Das Goetheanum bringt der Region auch wirtschaftlich so Das Zentrum verleihe dem 6500-Seelen-Dorf einiges – das Geschäft mit der Zimmervermietung floriert. Bekanntheit in der ganzen Welt und mit seinen rund 800 Veranstaltungen werte das GoetheaZurück zu Walter Kugler ins Rudolf-Steiner-Archiv im «Haus Dulnum die kulturelle Vielfalt im Dorf massiv auf. Schliesslich bringt das deck», ein von Steiner entworfenes Wohnhaus am Fusse des GoetheaGoetheanum den Dornachern und der Region auch wirtschaftlich so einums. Die Zeit hat nicht gereicht, um auch nur einen der empfohlenen niges – es generiert Arbeitsplätze und das Geschäft mit den Zimmer50 Bände aus Rudolf Steiners Schriften zu überfliegen. Doch Walter vermietungen floriert. Kugler ist ein guter Gesprächspartner aus dem Kreis der Wissenden: Dieses Potenzial erkannten offenbar auch schon Daniel Urechs VorNeben seinem Vollzeitjob im Rudolf-Steiner-Archiv hat er auch noch eigänger: Als der erste Goetheanumbau den Brandstiftern zum Opfer fiel, nen Lehrauftrag als Kunst-Professor an der öffentlichen Brookes Unisetzte sich der damalige Dornacher Gemeinderat gegen eine starke versity in Oxford und weiss, wie er Unwissenden Steiners Materie näAnti-Anthroposophen-Opposition durch, bewilligte den heutigen Goeherbringen kann. theanum-Neubau und sprach sich so für die Anwesenheit der AnthroEr spricht von der Wirkung ätherischer Kräfte und von den Unterposophen im Dorf aus. schieden anthroposophischer und nicht-anthroposophischer SchulsysVielleicht schwebt der Geist Rudolf Steiners stärker über dem Dorf, teme. Er erkennt darin viel Potenzial, erwähnt etwa das Konzept des als seine Bewohner es ahnen: Die stärkste Partei in Dornach sind mit Grundeinkommens, das zurzeit auf einer breiten politischen Ebene disüber einem Drittel Stimmenanteil die Freien Wähler Dornach – die kutiert wird und auf einer Idee Rudolf Steiners beruht. Vieles klingt einKommunalpartei ging Mitte der 80er-Jahre aus einer Abspaltung von fach und einleuchtend, aber auch nicht richtig fassbar. So allumfassend der FDP hervor und individuelle Freiheit sowie grösstmögliche MitwirRudolf Steiners Ideen sind, so weitläufig erscheinen sie der Unwissenkung sind bei ihr Programm. Wenn sich Anthroposophen in der Lokalden. Dass nicht alle Menschen gleich viel mit seiner Weltanschauung politik engagieren, dann in der Regel bei den Freien Wählern. «Wir sind anfangen können, ist für Walter Kugler verständlich. Nur über Vorurteiaber keine Anthroposophenpartei», betont Daniel Urech. Er weist aber le und Verallgemeinerungen ärgert er sich, und der Mann hat ja recht: «Es darauf hin, dass es seit 1933 beinahe keine Amtszeit mehr gab, in der gibt auf dem Hügel merkwürdige Menschen – aber auch im Dorf.» ■ nicht ein Vertreter der anthroposophischen Weltanschauung im GeSURPRISE 244/11
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Online 33 Wahrheiten über Facebook 8,3 Milliarden Stunden verbringen alle 470 Millionen Nutzer zusammen pro Monat auf Facebook. Dabei geben sie viel über sich preis. Zur Abwechslung haben wir Daten über das Netzwerk gesammelt. Wir werden sie nie mehr löschen. VON LARA FRITZSCHE (TEXT) UND PATRIC SANDRI (ILLUSTRATION)
65 Millionen Dollar Abfindung zahlte Mark Zuckerberg drei ehemaligen Kommilitonen, um einen Streit mit ihnen aussergerichtlich beizulegen. Sie hatten Zuckerberg vorgeworfen, ihnen die Idee eines sozialen Netzwerks im Internet geklaut zu haben.
ten geposteten Wörter jeden Tages erfasst. Glücklichster Tag bei Facebook: Silvester, weit vor Weihnachten, Ostern und anderen Feiertagen.
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Am traurigsten waren die deutschen Facebook-Nutzer am 26. Ju2 ni 2009, dem Tag nach dem Tod von Michael Jackson, und am 10. November 2009, an dem Robert Enke, Torwart der Nationalmannschaft, Selbstmord beging. Beide Male ging der «National Happiness Index» in den Keller. Für diesen Index werden alle positiv und negativ konnotier-
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Der Durchschnittsuser ist mit 60 Gruppen, Seiten und Veranstaltungen verbunden.
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70 Prozent aller Facebook-Mitglieder leben ausserhalb der Vereinigten Staaten von Amerika.
Wird Facebook über ein verstorbenes Mitglied informiert, wird das Profil in eine Trauerseite umgewandelt. Aber nur die nächsten Angehörigen des Toten können eine endgültige Löschung beantragen.
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Auf Mark Zuckerbergs erster Visitenkarte stand: «I am CEO, Bitch» – «Ich bin der Vorstandsvorsitzende, Schlampe!»
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In der Liste der meistgeposteten Begriffe 2010 lag Justin Bieber zwischen Haiti und den chilenischen Mineuren.
Am 31. Mai 2010, dem internationalen «Quit Facebook Day», haben 33 000 Mitglieder ihr Profil gelöscht – für jeden, der geht, kommen vier bis fünf neue Mitglieder.
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Die Website mashable.com hat 5 000 Nutzer gefragt, warum sie aus Facebook austreten wollen. Gut ein Drittel antwortete, sie hätten das Vertrauen verloren, wie Facebook mit ihren persönlichen Daten umgeht. Dass Werbetreibende die Informationen nutzen, war aber nur für sieben Prozent ein Problem.
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Das durchschnittliche Facebook-Mitglied hat 130 Freunde.
Die beliebteste Abkürzung 2009 in den USA war FML (steht für 10 «Fuck My Life»). FML wird auffällig häufig in Uniprüfungsphasen und zu Wochenbeginn gepostet. Der erste grosse Investor in Zuckerbergs Social-Network-Idee war ein gebürtiger Deutscher. Peter Thiel steckte 2004 eine halbe Million Dollar in das Start-up. Seine siebenprozentiger Anteil an der Firma ist heute eine Milliarde Dollar wert.
Der am häufigsten in der Statuszeile gepostete Begriff 2010 war HMU (Hit Me Up) – ein Ausdruck, der zu Anfang des Jahres noch wenig gebräuchlich war, sich dann aber wie ein Lauffeuer verbreitete. Dahinter rangieren die Fussball-WM, iPad und iPhone 4, Haiti, Justin Bieber und die chilenischen Minenarbeiter.
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Der häufigste Vorname auf Facebook ist John. Auf den Plätzen 13 zwei und drei: David und Michael. Erst auf Rang zehn liegt ein Frauenname: Maria. Facebook macht berühmt: Nachdem Gepäckarbeiter der Fluggesellschaft United die Gitarre des Passagiers Dave Carroll zerbrochen hatten, dichtete dieser ein Lied. Das Musikvideo «United Breaks Guitars» brachte es dank Facebook auf zehn Millionen Zuschauer.
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Der beliebteste Fussballer auf Facebook ist Cristiano Ronaldo.
Minderheiten bei Facebook: Nur sechs Prozent der US-amerikanischen Facebook-Mitglieder sind Asiaten, neun Prozent sind Latinos, und elf Prozent sind Schwarze.
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Beziehungen machen glücklich. Die Facebook-Nutzer, die angeben, eine feste Beziehung zu führen, sind am besten gelaunt. Am schlechtesten drauf sind – noch vor den Verwitweten – die, die in einer offenen Beziehung leben.
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In Frankreich verabreden sich die Facebook-Nutzer zum gemein18 samen Aperitif trinken – über 7 000 Menschen kamen zuletzt in Brest zusammen. Männer, die auf Frauen starren. Die häufigste Aktivität auf Facebook: Männer klicken auf die Profilbilder von Frauen, die sie nicht kennen. Zweithäufigste gewählte Nutzungsmöglichkeit: Männer schauen sich Profilbilder von Frauen an, die sie kennen. So kommt einiges an Interesse zusammen: Zwei Drittel aller Profilaufrufe gelten Seiten von weiblichen Netzwerkmitgliedern.
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Der Facebook-Nutzer hat 550 000 Applikationen zur Auswahl.
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Zwei Jahre nach dem Start wollte Yahoo dem 22-jährigen Zuckerberg Facebook für eine Milliarde Dollar abkaufen. Er lehnte ab.
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Löscht ein Nutzer sein Profil, bleiben die Fotos, die er auf den Seiten seiner Freunde gepostet hat, gespeichert.
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Die am schnellsten wachsende Facebook-Mitgliedergruppe in den USA sind über 55 Jahre alte Frauen.
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Der Durchschnittsuser lädt im Monat siebzig Inhalte hoch: postet 12 eine Statusmeldung, teilt Bilder oder kommentiert etwas auf den Seiten seiner Freunde.
Von den 470 Millionen Facebook-Mitgliedern loggt sich fast die Hälfte täglich ein.
Am 7. Oktober 2010 kam ein Film über die Facebook-Gründung in die Kinos. David Fincher führte Regie. Justin Timberlake spielte eine Hauptrolle.
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Zuckerberg hat in Harvard Psychologie studiert, bevor er Facebook gründete, und wegen des Erfolgs das Studium abgebrochen.
Begonnen hat Facebook als Netzwerk für Schüler und Studenten. Immer noch machen die 14- bis 24-Jährigen zwei Drittel der Mitglieder aus.
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30 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer auf Facebook geben an, Single zu sein.
Im Juli 2009 hatte Facebook in Deutschland erstmals mehr Mitglieder als seine nationalen Konkurrenz-Netzwerke wer-kenntwen.de und studivz.de.
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Burger King belohnte alle Facebook-Nutzer, die zehn Freunde von ihrem Profil strichen, mit einem Gratishamburger – bis Mark Zuckerberg intervenierte. Die Werbestrategen der Fast-Food-Kette hatten diese Kampagne ersponnen, um Facebook indirekt als Werbeplattform zu nutzen.
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Ein durchschnittliches männliches Facebook-Mitglied mit 150 Freunden kommuniziert nur mit fünf von ihnen regelmässig. Frauen stehen immerhin mit sieben Personen aus ihrer Freundesliste in ständigem Austausch. ■
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MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON «NEON».
Starbucks ist die beliebteste Marke auf Facebook – der Coffeeshop hat über sieben Millionen Fans. Gefolgt von Coca-Cola mit über fünf Millionen Fans.
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SURPRISE 244/11 BILD: DOMINIK PLÜSS
Fasnacht Geschlechterkampf und Maskenspiel
Frauen an der Fasnacht – lange hiess das: Männer in Röcken und Perücken. In Cliquen und Komitees blieben die Herren der Schöpfung lieber unter sich. In den letzten Jahren aber wurden die Chauvi-Bastionen von Frauen gestürmt. VON MICHÈLE FALLER
«Buebeziigli» (Bubenzug). Dass die Frauen auch Fasnacht machen wollten, hatten sich die Stammcliquen selber eingebrockt: Schliesslich wurden auch die Mädchen im Piccolospiel und Trommeln geschult. Einige Cliquen nahmen von Anfang an Frauen auf, andere machten Ausnahmen, wieder andere gründeten einen vom Stammverein abhängigen Frauenverein, oft «Junte» (Röcke) oder «Mysli» (Mäuschen) genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg öffneten sich einige der Männercliquen, und ab den 70er-Jahren wurden viele neue Fasnachtsgesellschaften gegründet – gemischte oder solche nur für Frauen. Eine der letzten sieben reinen Männercliquen ist die 1930 gegründete «Basler Bebbi». «Die letzten Dinosaurier», sagt Obmann Sacha Glardon, der vor gut 30 Jahren als 10-Jähriger zu den «Bebbi» gestossen ist. Schon vor 20 Jahren habe man diskutiert, ob der Verein für Frauen geöffnet werden solle und sich dagegen entschieden. Glardon schmunzelt. «Wir schätzen Frauen und treffen sie in jeder Beiz – und immer
Frauen und Fasnacht – das geht ohne zu stocken über die Lippen. Vor dem geistigen Auge erscheint eine Basler «Alte Tante», eine Schönheit vom Maskenball, die «Fritschene» aus Luzern. Doch Moment. Verbergen sich unter den Masken und Kostümen tatsächlich Frauen? Und selbst wenn sich hinter der Larve des Trommlers mit den schweren Schuhen die langwimprigen Augen einer jungen Frau ausmachen lassen: Gab es nicht eine Zeit, wo Frauen noch vom fasnächtlichen Treiben ausgeschlossen waren und sich die Teilnahme erst erkämpfen mussten? Und gehören sie heute überall dazu? «Frauen sind schon sehr lange an der Fasnacht beteiligt», sagt Volkskundler Dominik Wunderlin vom Museum der Kulturen Basel. Zwar habe sich in Basel bis Mitte des 20. Jahrhunderts das Bild eines männlichen Exklusivitätsanspruchs entwickelt, der die Frauen als Zuschauerinnen an den Strassenrand drängte, das sei aber erst ab dem 19. Jahrhundert zu beobachten. Die «Es gibt alte Frauen im Dorf, die schon vor vielen JahrEntwicklung gehe auf die «nicht zu übersezehnten – unter der Maske versteckt – dabei waren.» hende» Verwandtschaft der Fasnachtscliquen mit den Zünften zurück, die einst anlässlich wieder andere!» Dann wird er ernst und betont, dass Frauen selbstvervon Waffeninspektionen trommelnd durch die Stadt zogen. Was aber ständlich an die Fasnacht gehörten. Es gehe lediglich darum, dass die schon immer die Domäne der Frauen gewesen sei: die Maskenbälle, «Basler Bebbi» mit Frauen nicht mehr der gleiche Verein wären. Und heute in Basel praktisch ausgestorben. Dort drehte sich das Rollenspiel nur wegen Nachwuchsproblemen Frauen aufnehmen, wie es die andeum und sie konnten forsch – da maskiert – auf die Männer zugehen. ren Männercliquen taten, wolle man nicht. Oft höre er auch, besonders Als in Basel die erste reine Frauenclique, die «Abverheyte» (Missvon Frauen, lobende Worte für ein Sujet, das ausgespielt wurde. «Ihr lungenen), 1938 ihre erste Fasnacht bestritt, erschien sie im offiziellen könnt das machen, ihr seid eine Männerclique!» Zum Beispiel, als sie Fasnachtsführer mangels passender Bezeichnung unter der Rubrik SURPRISE 244/11
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als Spermienzug einer überdimensionierten «Nana» im Stile Niki de Saint Phalles folgten – in Anspielung auf den Fruchtbarkeitstest an Rekruten, der ergab, dass die Spermienqualität abgenommen habe. «Mit dem Sujet, das ja die Männlichkeit in Frage stellt, haben wir uns selber auf die Schippe genommen.» Revolutionärinnen in schwarzer Robe Im urnerischen Altdorf ist die letzte fasnächtliche Männerbastion vor wenigen Jahren in einem stillen Aufstand erobert worden. Es ging um die Teilnahme an der «Chatzämüüsig», Charakteristikum der Urner Fasnacht seit dem 19. Jahrhundert. Früher brauchte man dafür alles, was Krach machte, heute sind es Posaune, Trompete, Trommel und Pauke. Gespielt wird der «Katzenmusikmarsch», ein sehr langsam intonierter Marsch mit Anleihen aus einer französischen Clairon-Melodie, abgelauscht von den Trompetern eines 1871 in Altdorf internierten Bataillons der Bourbaki-Armee. «Jeder kann bei der Katzenmusik mitmachen, egal ob er ein Instrument gelernt hat oder nicht», schwärmt Sandra Prandi, eine eingefleischte Fasnächtlerin aus Altdorf. Lange waren das «Eintrommeln» und das «Austrommeln» – Auftakt und Schlusspunkt der Urner Fasnacht – den Männern vorbehalten. «Beim ‹Ytrummle› konnten kostümierte Frauen heimlich teilnehmen», berichtet Sandra Prandi. «Es gibt ältere Damen im Dorf, von denen man weiss, dass sie vor vielen Jahrzehnten versteckt dabei waren.» Ab den 80er Jahren wurden die Frauen dann offiziell geduldet. Blieb jedoch das «Usstrummälä», zu dem die Herren nicht maskiert, sondern in schwarzer Trauerkleidung mit Zylinder oder Melone erschienen, weshalb sich Frauen nicht unerkannt daruntermischen konnten. «Wir haben zwei Anträge beim Vorstand der Katzenmusikgesellschaft gestellt; beide wurden abgelehnt», erzählt Fasnächtlerin Prandi. Dann beschloss sie 1998 zusammen mit zwölf anderen Frauen, nicht länger zu warten. Sie kündigten ihre Teilnahme an, kleideten sich in lange schwarze Roben und altmodische Hüte, machten sich in Begleitung von einem guten Dutzend ihnen wohlgesinnter Männer auf den Weg und reihten sich in den Zug ein. Der Vorstand forderte die Frauen auf, zu gehen. «Wir sind aber geblieben.» Darauf entfernte sich der Vorstand, gefolgt von ein paar Getreuen. Irgendwann setzte sich der Zug in Bewegung, und seither sind die Frauen auch beim Austrommeln dabei. «Das Schlimmste waren die Bösartigkeiten, die uns vor allem Frauen vom Strassenrand zuriefen», erinnert sich Prandi. «Da waren wir froh um unsere ‹Bodyguards›!» Heute sei das gemischte Austrommeln etabliert und akzeptiert. Abgesehen von ein paar ganz wenigen Männern, die frustriert über jede Änderung seien. Prandi kann verstehen, dass die Männer das Untersichsein vermissten, aber gerade am Schlussbouquet der Fasnacht, die sonst für alle sei, müsse das ja nicht sein.
selbstironische Zünftler betont aber auch, dass sie nicht etwa eine Horde von Machos seien – wenn auch am berüchtigten Herrenabend des Fasnachtskomitees teilweise aus dem Vollen geschöpft werde. «Auf der Strasse sind Frauen und Männer paritätisch vertreten; bei den Guggenmusiken dominieren sogar oft die Frauen», ergänzt Härry das Luzerner Fasnachtsbild. Und vor zwei Jahren, als die Basler den «Fritschi», die mythische Luzerner Figur, entführt hatten, habe es in Luzern sogar eine Weiberfasnacht gegeben, da dessen Frau, die «Fritschene», nun allein war. «Die Fritschene fand das cheibe lustig, und es gab reine Weiberfester, an denen nur Frauen zugelassen waren. Ich war eine wunderschöne Blondine.» Aha. Doch was wäre auch anderes zu erwarten gewesen, wenn man weiss, dass unter der Fritschene-Maske jeweils ein Neuzünftler steckt? Eben. Eine «richtige» Weiberfastnacht findet jedes Jahr in Beuel statt, einem ehemaligen Wäscherinnendorf, heute ein Stadtteil von Bonn. Sie wird nur von Frauen organisiert; Männer fungieren als helfende Hände im Hintergrund oder als Zuschauer. Als 1823 die Männer der Wäscherinnen das Geld für die ausgetragene Wäsche statt nach Hause zum neu organisierten Kölner Karneval trugen, sollen die Frauen am darauffol-
«Auf den Luzerner Strassen sind Frauen und Männer paritätisch vertreten.» genden Karneval ihre harte Arbeit für einen Tag niedergelegt haben. Sie rundeten das Ganze mit einem Kaffeeklatsch ab und zogen passenderweise über die Unzulänglichkeiten ihrer Männer her. Dies entwickelte sich zu den «Wieversitzungen», die heute noch als satirisches Fastnachtsprogramm auf die Bühne gebracht werden – für weibliches Publikum, versteht sich. «Am Abend sind dann die Herren zugelassen; und darüber freuen wir uns auch», sagt Anja Kranz vom «Alten Beueler Damenkomitee von 1824 e.V.» Überhaupt sei das Verhältnis zu den Männern sehr harmonisch. Nebenbei bemerkt: Das einzige 1999 gegründete Herrenkomitee steht stattlichen 16 Damenkomitees gegenüber. Und reicht denn eine weibliche Machtübernahme von nur ein paar Tagen? «Die Frauen von Beuel haben das selbstbewusste Gen ihrer Vorfahrinnen geerbt und sind nicht auf den Mund gefallen», erklärt Anja Kranz. Alle, inklusive der Oberbürgermeister, wüssten, dass in Beuel die Frauen das Sagen hätten – auch nach Aschermittwoch. Anscheinend ist jede Sorge über eine fasnächtliche Ausgrenzung der Frauen heute überflüssig. Hoffen wir also vielmehr, dass das Luzerner Fasnachtskomitee weiterhin seinen Ritterspielen frönen kann, dass den Basler Männercliquen der Nachwuchs nicht ausgeht, und dass die Beueler Damenkomitees das einzige Herrenkomitee beim Wettwaschen wieder einmal gewinnen lassen. ■
Männer an der Weiberfasnacht Dass reine Männeranlässe in der Gesellschaft immer weniger werden, konstatiert auch Andréas Härry, Mediensprecher des «Lozärner Fasnachtskomitees», das sich aus Vertretern der vier Luzerner Zünfte und Gesellschaften zusammensetzt. Deshalb freut er sich darüber, dass das Komitee genauso wie die Zünfte Männerterrain geblieben sind, wenn auch Frauen im Gesellschaftsjahr sehr oft dabei seien. Härry schmunzelt. «Lasst doch den Männern ihr Spielzeug, dann sind sie zufrieden und viel angenehmer im Umgang.» Sie genössen es, mal unter sich zu sein, was es bei Frauen ja auch gebe. Bis Mitte der 80er-Jahre seien Weltanschauungen in den Zünften noch viel wichtiger gewesen; heute sei es eher ein Spiel: «Wir haben unsere schwarzen Anzüge, Orden und Hüte; wir zeichnen fürs Leben gern ein Organigramm und zelebrieren Hierarchien, und die Titel sind ganz, ganz wichtig!» Der
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Armut Wer offline ist, bleibt aussen vor Wer kein Geld für Computer und Internet hat, verliert den Anschluss an die Informationsgesellschaft. Dabei gilt der Zugang zu Information als Menschenrecht. Ein Besuch im Kafi Klick in Zürich, wo Armutsbetroffene lernen, wie sie im Internet nach Jobs, Wohnungen und Fussballresultaten suchen können. VON RETO ASCHWANDEN (TEXT) UND LUC-FRANÇOIS GEORGI (BILDER)
Es ist der erste warme Tag im Februar, doch bis ins Parterre der Müllerstrasse 56 im Zürcher Kreis vier dringen die Sonnenstrahlen nicht. Das ist auch besser so, denn Computerarbeit wird nicht einfacher, wenn die Sonne auf den Bildschirm scheint. Auf engem Raum sitzen Männer und Frauen vor Computern. Manche schreiben Mails, einer studiert Wohnungsangebote und auf einem Monitor baut sich gerade die Facebook-Startseite auf. Es ist früh am Nachmittag, das Kafi Klick hat seit einer Viertelstunde geöffnet, und bereits sitzen am Gemeinschaftstisch neben der Theke Leute, die auf einen freien Platz warten: Männer, FrauSURPRISE 244/11
en, Junge und Ältere, man hört Schweizerdeutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Alle sind sie Armutsbetroffene, haben kein Geld für eigene Computer und Internetanschlüsse. Deshalb kommen sie hierher. Das Kafi Klick wurde am 17. Oktober 2009, dem Welttag zur Überwindung der Armut und Ausgrenzung, eröffnet. Initiiert wurde das Projekt von der IG Sozialhilfe, einem «Verein zur Verwirklichung der Menschenrechte für Armutsbetroffene in der Schweiz». Zu den Menschenrechten zählt auch der Zugang zu Information, und der führt heute zwangsweise über das Internet. Arbeitsstellen und Wohnungen – zwei der wichtigsten Themen für die Klientel des Kafi Klick – werden oft nur noch online ausgeschrieben. Wer offline ist, bleibt aussen vor.
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Anzeige:
Christoph Heusser ist der Projektleiter des Kafi Klick. Er sagt: «Wir sind keine Sozialarbeiter, die belehren, sondern wir bieten Hilfe auf Augenhöhe.» Schreibdienst und Zugang zum Internet gibt es zwar auch bei den Sozialdiensten, allerdings nur mit Einschränkungen, wie Heusser weiss: «Beschwerden gegen den Sozialdienst werden dort zum Beispiel nicht übernommen. Auch beim RAV kann man ins Internet, allerdings nur für die Jobsuche.» Im Kafi Klick steht hingegen kostenlos das ganze weltweite Netz offen. Zumindest fast: Erotische Inhalte, DatingSites, Gewaltspiele und rassistische Inhalte sind gesperrt. Ansonsten orientiert sich das Angebot an den Bedürfnissen. «Wir haben insgesamt sechs Computer», erklärt Projektleiter Heusser: «Zwei sind reserviert für Job- und Wohnungssuche. Einer ist der Expresscomputer für Leute, die nur schnell Mails checken wollen – da ist das Limit eine Viertelstunde, bei den anderen eine Stunde.» Welche Informationen wichtig sind, entscheiden die Benutzer selbst, und das Team vom Kafi Klick nimmt jedes Interesse ernst: «Die Leute sollen auch Fussballresultate nachschauen dürfen», sagt Heusser, «aber wir setzen Prioritäten. Wenn jemand dringend eine Bewerbung schreiben muss, hat das Vorrang.» Der Andrang ist gross, es gibt Wartezeiten, aber meistens kommt früher oder später jeder an die Reihe. Ein Ort ohne Zwänge Ein Schweizer Ende 40 verfasst gerade eine Bewerbung per E-Mail. «Ich komme etwa drei Mal pro Woche hierher, um Briefe und Bewerbungen zu schreiben», erzählt er. Wichtig ist für ihn nicht nur die Infrastruktur: «Hier kann ich fragen, wenn ich etwas nicht weiss. Ich hatte vorher keine grossen Computerkenntnisse. Unterdessen habe ich ein paar Sachen dazugelernt. Manchmal nehme ich immer noch Hilfe in Anspruch, aber machen muss man es dann selber.» Diese Hilfe zur
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Christoph Heusser: «Wir bieten Hilfe auf Augenhöhe.»
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Selbsthilfe gehört zum Selbstverständnis des Kafi Klick. «Wir sind keine Schreibstube», betont Heusser: «Wir helfen, aber wir nehmen den Leuten die Arbeit nicht ab. Manchmal fragt jemand: Könnt ihr mir eine Liste mit freien Wohnungen ausdrucken? Dann sagen wir: Nein, aber wir zeigen dir, wie es geht.» Das sorgt bei manchen zunächst für Irritation, dem einen oder anderen muss das Team vom Kafi Klick gut zureden. «Aber nach ein paar Anläufen können sie es dann selbstständig und sind froh darum», erzählt Heusser. Eine lange Anlaufphase gab es beim Kafi Klick nicht. «Als wir starteten, gab es einen Budgetposten für Werbung – den haben wir kaum angefasst», erzählt Heusser. «Wir machten die Tür auf und die Leute strömten rein. Das Bedürfnis ist offensichtlich. Schon in der ersten Woche hatten wir acht Leute pro Tag, heute sind es im Schnitt 27.» Die Sozialbehörden weisen ihre Klienten auf das Angebot hin und in verschiedenen Anlaufstellen liegen Flyer auf. «Wichtiger aber ist die Mund-zu-Mund-Propaganda», so Heusser. Ein gutes Viertel der Nutzer sind Frauen, etwa 40 Prozent Ausländer, davon gut die Hälfte aus dem Asylbereich, viele beziehen Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe. Das Kafi Klick ist seit Anfang 2011 ein eigener Verein. Den Betrieb führen Teamleiter Christoph Heusser und eine Angestellte, dazu kommen Freiwillige, von denen einige selber von Armut betroffen sind. Die Stadt Zürich trägt etwa 15 Prozent zum Jahresbudget von 130 000 Franken bei. Eine Leistungsvereinbarung gibt es aber bewusst nicht. «Wir lehnen es ab, dass durch das Sozialamt SozialhilfebezügerInnen bei uns als TeilnehmerInnen eines Beschäftigungsprogramms versorgt werden. Das Kafi Klick ist eine unabhängiger Ort für Armutsbetroffene ohne Zwänge», schrieb Branka Goldstein, Präsidentin der IG Sozialhilfe, in ei-
«Könnt ihr mir eine Wohnungsliste ausdrucken?» «Nein, aber wir zeigen dir, wie es geht.» nem Beitrag im Magazin «Soziale Medizin». Deshalb ist das Kafi Klick auf Spenden von Stiftungen und Privaten angewiesen. Der Wohlfühlfaktor ist wichtig Am Gemeinschaftstisch im Kafi Klick hat eine Afrikanerin um die 40 Platz genommen und wartet auf einen freien Computer. Vor einem Monat habe sie ihre Sozialarbeiterin auf dieses Angebot aufmerksam gemacht: «Seither komme ich ein, zwei Mal die Woche vorbei. Ich drucke Sachen aus, schreibe E-Mails und lese Nachrichten. Da, wo ich wohne, gibt es kein Fernsehen. Computer hat es zwar, aber für die Benutzung muss man bezahlen und dafür habe ich kein Geld.» Vor Kurzem habe sie Bescheid bekommen, dass ihr Asylantrag gutgeheissen wurde: «Jetzt bin ich auf der Suche nach einer Wohnung.» Neben dem Computerzugang schätzt sie auch anderes: «Die Toiletten sind sauber, das ist mir wichtig. Und die Leute sind sehr aufmerksam: Ich komme erst seit Kurzem hierher und trotzdem kennen sie meinen Namen.» Der Wohlfühlfaktor ist wichtig im Kafi Klick. Es soll für die Besucherinnen und Besucher auch als Treffpunkt dienen, wo ein Austausch stattfindet unter Menschen, die oft unter Einsamkeit leiden. Deshalb gibt es Getränke und Knabbereien, die einmal pro Woche von der Schweizer Tafel geliefert werden. Bedenken, dass der eine oder andere Nutzer sehr wohl Geld hätte, sich aber hier einfach eine Gratisdienstleistung abholt, zerstreut Heusser: «Wer sich Computer und Internet leisten kann, hat diese Infrastruktur zu Hause. Deshalb müssen wir das hier nicht kontrollieren.» Es kam allerdings auch schon vor, dass sich ein Tourist ins Kafi Klick verirrte. Heusser grinst: «Dann erklärt man die Sachlage. Und wenn es grad Platz hat, können die Leute gegen eine kleine Spende schnell einen Ausdruck machen.» Unterdessen ist ein Platz frei geworden. Auf dem Weg zum Computer hält die Afrikanerin dem Journalisten einen Memorystick vor die Nase: «Den habe ich neulich hier vergessen. Und die Leute hier haben ihn für mich aufgehoben.» Man schaut zueinander im Kafi Klick. ■ Weitere Informationen und Öffnungszeiten: www.kafiklick.ch
Private Initiativen Der Druck auf den Sozialstaat ist seit Jahren gross. Internet-Cafés für Armutsbetroffene einzurichten, liegt für die Sozialbehörden deshalb nicht drin. Dafür springen wie beim Kafi Klick private Trägerschaften ein. Ganz auf Eigeninitiative setzt das Internet-Café Planet 13 in Basel. Seit Sommer 2007 führt ein 20-köpfiges Team von Armutsbetroffenen das Projekt, das von bis zu 150 Personen täglich genutzt wird. In Bern bietet ab März Powerpoint, ein Internet-Café von KABBA, dem Komitee der Arbeitslosen und Armutsbetroffenen, zehn Computerarbeitsplätze für Bedürftige an.
«Aber machen muss man es selber.» – ein Nutzer des Kafi Klick. SURPRISE 244/11
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BILD: GUIDO SÜESS
Wörter von Pörtner Fressende im Vierertram Wenn es draussen allzu garstig ist, fahre ich auch mal mit dem Tram, und wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, auch zu Stosszeiten. Dabei habe ich ein Phänomen beobachtet, das mir bisher nicht aufgefallen war: Die essenden Frauen. Zwischen 17.00 und 19.00 Uhr sitzen sie auf den doch eher engen Sitzen, sogar in den Zweierreihen, und futtern Salate, asiatische Schnellgerichte oder auch mal ein banales Sandwich in sich hinein. Alles Lebensmittel, von denen mit mehr oder weniger Recht behauptet werden kann, dass sie keine Geruchsemissionen verursachen, im Gegensatz zu den von Teenagern verschlungenen Hackfleisch- und Kartoffelspezialitäten. Eigentlich ist das Essen im Tram verboten, aber ehrlich gesagt, es stört mich nicht, es wundert mich bloss. Wie kann man in der genau berechneten Zeit von ca. acht Minuten zwischen Ein- und
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Aussteigen, umringt von Fremden, die einen mit mehr oder weniger Abscheu, Verachtung und Unverständnis begaffen, sein Abendessen einnehmen? Freiwillig? Haben diese armen Frauen kein Zuhause? Wahrscheinlich schon, aber offenbar keine Zeit. Das Essen im Tram ist reine Effizienz, wer will schon die paar Minuten seiner wertvollen Lebenszeit hergeben, um tumb aus dem Fenster zu glotzen, Pendlerzeitungsunrat zu lesen oder Schuhmemory zu spielen. Sicher nicht eine vielbeschäftigte Person, die in wichtiger Mission unterwegs ist zu erfüllender, abendlicher Aktivität. Nur worin die bestehen mag, frage ich mich. Sport sollte man ja mit vollem Magen nicht treiben und nur wenigen der Beobachteten traue ich zu, dass es sich bei der Nahrungsaufnahme um das traditionelle «Bödele» vor einer Nacht masslosen Trinkens handelt. Zum Essen verabredet sind sie auch kaum. Oder etwa doch? Möglich wärs, ich habe einmal in einem Restaurant am frühen Abend einen Bekannten getroffen, der sich eine Suppe bestellte. Auf meine Frage, warum er sich mit so leichter Speise begnüge, erklärte er, dass er bei einem Freund eingeladen sei und dort stets zu wenig Nahrhaftes vorgesetzt bekomme. Darum die Suppe, als externe Vorspeise sozusagen. Was immer die Gründe sein mögen, ich misstraue ihnen beziehungsweise ihrem Zweck, der Effizienzsteigerung. Die Jagd nach der effizienten Zeitnutzung lässt sich vielerorts beobach-
ten. Vom Telefonieren bei jeder erdenklichen Gelegenheit, vor allem beim Autofahren, Einkaufen oder Rumkaspern auf Fitnessgeräten einmal abgesehen, sieht man Jogger, die Hunde hinter sich herschleppen, um Gassigehen und Konditionstraining in einem Aufwasch zu erledigen, oder jene, die Kinderwagen vor sich herstossen, damit die rare Quality Time mit dem Nachwuchs auch der Figur zugute kommt. Dazu hört man noch irgendetwas, um nicht bei jedem Quengeln und Schreien der Kleinen aus dem Rhytmus zu fallen. Wahrscheinlich Ratgeber zum Thema Time-Management. Wie auch eine Studie zum Multitasking ergeben hat, macht man beim Gleichzeitigmachen nichts richtig. Erfüllendem wie Mahlzeiten oder Dauerläufen nicht den gebührenden Platz einzuräumen, ist darum nicht effizient, sondern Zeitverschwendung. Es sei denn, man habe noch einen dringenden Termin. Bei der Ernährungsberaterin etwa, die endlich dahinter kommen soll, warum es mit der Verdauung nicht klappt.
STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 244/11
Festival Vorhang auf für Wort und Klang Hörspiel, Wortcollage und Radioreportage bekommen ihren grossen Auftritt: sonOhr heisst das «Hörfestival», das am 25. und 26. Februar in Bern zum ersten Mal stattfindet. Es soll einer produktiven Szene Gehör verschaffen. Und Hörerlebnisse bieten, die Bilder erzeugen.
Die Zeiten, in denen sich alle für die Nachrichten oder für ein Hörspiel um das Radiogerät drängten, sind längst vorbei. Das hält aber ein paar Berner Radioschaffende nicht davon ab, ein zweitägiges Hörfestival auf die Beine zu stellen. Es werden fiktive und journalistische Geschichten zu hören sein, fünf Minuten lang oder auch eine ganze Stunde. Das Auswahlprogramm aus 40 eingereichten Beiträgen läuft im Rahmen des Radio-RaBe-Fests im Tojo Theater des Kulturzentrums Reitschule. Dort wird das Licht im Saal gedimmt, Bühne und Zuschauerreihen werden zur Hörzone, und statt Schauspiel gibt es Geschichten aus den Boxen. «Hören kann wie Kino sein, und deshalb veranstalten wir das Festival in einem Theatersaal», sagt Cheyenne Mackay Loosli, Mitglied des Organisationskomitees. Es geht um das Gefühl für das grosse Ereignis. Und darum, sich seine eigenen Bilder machen zu können. So wähnt man sich mitten drin, wenn man in einer Reportage über die Unabhängigkeitsfeiern in Burkina Faso die Leute auf den Strassen jubeln und den Präsidenten Reden halten hört. Und ein Musikethnologe lässt das Publikum in die Welt der Metal-Bands im Libanon eintauchen: «Wir sind keine Satanisten» heisst sein Beitrag. Ein ganz anderes Hörerlebnis bietet ein kunstvoll produziertes Hörspiel mit dem Titel «Plan G». Die Geschichte: Zwei Menschen wollen ihr Verhältnis beenden. Die Menschen wechseln sich aus, die Verhältnisse auch, aber der Plan bleibt derselbe. Der Clou: Sie sprechen alle denselben Dialog. Allerdings setzt er in jedem Gespräch an einer anderen Stelle ein und hört bei einer anderen auf. Das setzt nicht nur schöne Akzente, sondern wirft auch Fragen zur Macht oder Machtlosigkeit der Sprache auf. Und es bleibt offen, wo der Anfang vom Ende genau sein könnte. Im «Krieg der Klänge» wiederum, einer Tour d'Horizon über akustische Gewalt, werden Lautsprecher zur Waffe und Musik zur Folter. Bei sonOhr hat vom nachrichtenjournalistischen Beitrag bis hin zu einer Kunstform wie der Collage fast alles Platz. Nicht umsonst nennt sich der Event «Hörfestival» und nicht «Hörspielfestival» wie viele ähnlich gelagerte Veranstaltungen. Ein hoher Wortanteil ist Bedingung, der Beitrag muss aufwendig gestaltet sein, und die Rechte müssen bei den Produzenten selber liegen – den Rest hat das OK offengelassen. «Das Festival findet zum ersten Mal statt, und da wollten wir auch einmal sehen: Was ist überhaupt alles da?», sagt Mackay Loosli, die jahrelang für Sender wie DRS3 oder Canal3 gearbeitet hat und heute Leiterin der Inforedaktion bei Radio RaBe ist. Die zahlreichen Eingaben haben nun gezeigt, dass fast alles da ist. Deshalb wird der diesjährige Publikumspreis sicher auch zum Indiz dafür werden, ob man in Zukunft verstärkt auf bestimmte Genres setzen wird. Ebenso steht fest, dass die Produzenten Interesse an einem Hörfestival haben. Eine Veranstaltung wie den Winterthurer Hörspielmarathon gibt es nicht mehr. Und die meisten anderen Hörspieltage, -nächte oder -reisen – etwa die Hörspielreisen von Radio DRS, oder die Basler Hörspieltage – seien thematisch oder formal sehr eng gefasst gewesen und hätSURPRISE 244/11
BILD: ZVG
VON DIANA FREI
Das Festival in Bern bedient für einmal die Ohren, nicht die Augen.
ten nie regelmässig stattgefunden, sagt die RaBe-Redaktorin. Ihr Ziel ist es, sonOhr in Zukunft jährlich zu organisieren und vom Radio-RaBeFest loszukoppeln. Lucia Vasella, Giulia Meier und This Bay, die mit Cheyenne Mackay Loosli im OK sitzen, sind «aufmerksame Gern-Hörer» und alle im Radiobereich tätig. Auch sie haben Jahr für Jahr zusammen aus purer Lust ein Hörspiel produziert und sich danach gefragt: Wem spielen wir das vor? Nun wollen sie für eine offensichtlich produktive Szene einen Weg schaffen, damit ihre Arbeit überhaupt gehört werden kann. «Die Zugänglichkeit zu freien Produktionen ist immer schwierig», findet Mackay Loosli, «Hörbücher und Hörspiele kann man kaufen, den Rest meistens nicht.» Die freien Radios seien hier sicher eine gute Plattform – aber eben: Wer sitzt schon am Montagnachmittag allein zu Hause vor dem Radio und hört zu? Ob es dagegen ein Publikum gibt, das Lust am gemeinsamen Hören hat, wird sich nun zeigen. ■ www.sonohr.ch
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Kulturtipps
Analoger Ratgeber für die digitale Welt. Im Zweifel für den Sohn: Eine Mutter sucht den Mörder.
Buch Knigge fürs Internet Twitter, Youtube, Google und Co. – die schöne neue Welt des Internets ist ein rasant wachsender Dschungel. Ausgerechnet ein Buch bietet sich nun als Ratgeber an. VON CHRISTOPHER ZIMMER
Das Internet ist ein nicht mehr wegzudenkender Teil unserer Wirklichkeit. Es vernetzt das Global Village, ist die Lebensader unserer Infrastrukturen und hat ein neues Kommunikations-Zeitalter eingeläutet, das die Welt nicht nur erweitert, sondern auch verändert hat – zumindest für diejenigen, die einen Internetzugang haben. Doch ist die Wunderwelt des Internets nun Fluch oder Segen? Nötigen uns nicht Spams, Viren, Trojaner und Würmer zu immer neuen Verteidigungsstrategien? Können wir den Social Networks vertrauen, in denen wir mit grenzenloser Naivität selbst Intimstes preisgeben? Zeigt das Internet nicht oft genug seine Schattenseiten – Bedrohungen durch kommerzielle Interessen, Kriminelle oder repressive Staatsapparate? Dem gegenüber stehen die Chancen für Wissensgesellschaft, Meinungsfreiheit und Demokratie. Es lohnt sich also, das Internet besser kennen zu lernen und sich mit einigen grundlegenden Fragen zu diesem Medium auseinanderzusetzen. Hier bietet sich, auf wohltuend anachronistische Weise, das Buch «Kurzbefehl» von David Bauer an. Der Autor, ein Journalist und Experte in Sachen neue Medien, sagt von sich selbst, dass er das Internet liebe, aber nicht blind. Dieser gesunde Mix aus Begeisterung, Fachwissen und Skepsis macht ihn zum kompetenten Reiseleiter durch das digitale Leben. Und das auf durchaus vergnügliche und abwechslungsreiche Weise, weit entfernt von trockener Fachsimpelei. In kurzen Artikeln, als Glossar, in Zitatensammlung, Fragelisten, satirischen Seitenhieben, ja selbst mit Hilfe des analogen Mediums Brief umkreist er das Thema. Er führt in Fachbegriffe ein, liefert Hintergründe und Denkanstösse, fühlt uns Usern auf den Zahn, beleuchtet das Für und Wider des Internet und gibt Empfehlungen für richtige Verhaltensweisen. Wobei bei Letzterem nicht wundern sollte, dass dieser Knigge fürs Internet sich kaum von dem der Realwelt unterscheidet. Denn on- wie offline gelten dieselben Grundregeln: gegenseitiger Respekt und gesunder Menschenverstand. David Bauer: Kurzbefehl. Der Kompass für das digitale Leben. Echtzeit Verlag 2010. CHF 33.–.
DVD Mutter Seelenallein Der Versuch einer Mutter, ihren Sohn vor dem Gefängnis zu retten, lässt einen mit ihr durch die Hölle gehen. Im Thriller «Mother» wird eine unheimliche Talfahrt in menschliche Abgründe zu mitreissendem Gefühlskino. VON NILS KELLER
Die titelgebende, verwitwete Mutter schneidet getrocknete Heilkräuter. Dabei lässt sie ihren erwachsenen, aber geistig zurückgebliebenen Sohn Yoon Do-Joon nicht aus den Augen, der an der Strasse mit einem Hund herumalbert. Dann doch eine kurze Unachtsamkeit – und sie verpasst, wie ein Auto Do-Joon streift. Vor Schreck entgeht ihr, dass sie sich selbst soeben den Finger blutig geschnitten hat. Sie stürzt ihrem benommenen Sohn zu Hilfe: In blinder Aufregung hält sie ihr eigenes Blut für das ihres Sohnes und kann nur durch die Intervention einer Freundin beruhigt werden: Dem Sohn ist nichts passiert, es geht im gut. Die ersten Momente von «Mother» sind wie eine Böe vor dem Sturm, der über dem innigen Mutter-Sohn-Verhältnis losbricht. Als tags darauf ein totes Schulmädchen auf einem der Flachdächer gefunden wird, fällt es der Polizei nicht schwer, dem begriffsstutzigen, überrumpelten Do-Joon ein Geständnis abzuringen. Ohne Verständnis der Polizei, die den Mordfall als abgeschlossen betrachtet, macht sich die von Hey-ja Kim beeindruckend gespielte Mutter auf, die Unschuld ihres Sohnes zu beweisen. Auf der Suche nach dem wahren Mörder – angetrieben von ihrer schier unendlichen Mutterliebe und Verzweiflung – verstrickt sie sich immer tiefer in einen Sumpf aus Korruption, Lügen und zweifelhaften Figuren. Das Tempo des Films bleibt trotz der hastenden Hauptfigur ruhig – die Kamera hält gerne auf den Gesichtern der Figuren inne, um uns ihre Regungen zu zeigen. In fein gezeichneten und für einen Thriller überraschend anmutigen Bildern zeigt das südkoreanische Regietalent Bong Joon-Ho eine mütterlichen Odyssee, die zwar in die dunkelsten Kammern der menschlichen Seele führt, dabei aber einen feinfühligen schwarzen Humor behält, der einem stärker den Atem nimmt, als die gelegentlichen Schockmomente. Diese Kombination von präziser Gefühlszeichnung und sich steigernder Spannung gelingt «Mother» traumwandlerisch und führt zum einschneidenden Finale, in dem Blut viel dicker ist als Wasser. «Mother» (KR 2009), 129 Min. Koreanisch, Deutsch, deutsche Untertitel. Extras: Making-of, Interviews, Behind the Scenes. www.motherfilm.ch
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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.
Zehn Mann für den Meister: FidoplaysZappa.
Musik Zappa ohne Steckdose Humorvoll, antiautoritär – und akustisch: Die Basler Band FidoplaysZappa spielt die Werke des Maestros für einmal ohne Strom. Was gefällt. Und verstört. VON MENA KOST
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Kaiser Software GmbH, Bern
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Responsability Social Investments AG, Zürich
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Lions Club Zürich-Seefeld
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TYDAC AG, Bern
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bewegstatt.ch, Janine Holenstein, Frauenfeld
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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen
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Scherrer & Partner GmbH, Basel
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D. Heer Geigenbau, Winterthur
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KIBAG Kies und Beton
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Weblotion Webagentur, Zürich
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OEKOLADEN Theaterpassage, Basel
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commilfo Isabelle Wanner, Baden
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atelier111.ch, Basel
«Too Big To Fail». So darf man sein erstes Studioalbum ruhig nennen. Wenn man – erstens – ein Zehn-Mann-Orchester ist, das – zweitens – Zappa spielt. Bald zwei Jahrzehnte ist es nun her, dass der grosse Frank Zappa sein Licht gelöscht hat. Nur logisch also, dass die Basler Formation FidoplaysZappa nun ebenfalls den Stecker zieht: Für ihren Studio-Erstling haben die zehn Männer ihre strombetriebenen Maschinen zur Seite gelegt und pirschen sich für einmal ganz akustisch an das Material des Meisters heran. Was Musikern wie Arrangements gut steht: Die Instrumente – Stef Strittmatter an der Gitarre, Ueli Pletscher am Tenorsaxophon oder Oli Friedli am Piano – klingen voll, die Arrangements sind virtuos interpretiert. Die verspielten Klänge schmeicheln dem Innenleben, lassen an einen warmen Frühling denken oder an einen Hund namens Fido, der in zügigem Tempo durch die Tundra trabt, und die Rhythmuswechsel machen grundlos fröhlich. Zappa akustisch; das ist wohltuend und witzig. Doch auch wenn Bandgründer und Bassist Pascal Grünenfelder zur Handhabung des Silberlings empfiehlt: «Bei Nervosität und Anspannung einmal ganz durchhören» – die Stromlosvariante nimmt dem anspruchsvollen Werk Zappas weder den Humor noch den Zynismus. Und schon gar nicht die zwei, drei, vier und so weiter Portionen Wahnsinn. Zum Glück. Und so lädt Fido wie gewohnt zur halsbrecherischen Achterbahnfahrt durch Zappas irrwitzigen Kosmos, zelebriert vielstimmig obskure Geschichten von traurigen Eskimos, gelbem Schnee und anderen Kuriositäten des Lebens: «Black Napkins» etwa bekommt im Cocktailkleid eine ungeahnt düstere Klangtiefe, bei «Camarillo Brillo» heult der Hund als Pedalsteelgitarre, und die «Yellow Snow»-Trilogie dehnt sich auf 13 eisigen Minuten zum Tundra-Hörspiel aus. Die Musiker scheuen sich nicht vor einem unkonventionellen Umgang mit dem Material des grossen Komponisten, sie interpretieren seine Werke für die Jetztzeit. Und beantworten Zappas Frage «Does humor belong in music» ganz eindeutig mit einem Ja.
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Zürcher Kantonalbank, Zürich
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Philip Maloney, Privatdetektiv
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Brother (Schweiz) AG, Baden
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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf
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IBZ Industrie AG, Adliswil
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Alfacel AG, Cham
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Thommen ASIC-Design, Zürich
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Coop Genossenschaft, Basel
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AnyWeb AG, Zürich
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Velo-Oase Bestgen, Baar
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Schweizerisches Tropen- und Public Health-
FidoplaysZappa: «Too Big To Fail». www.fidoplayszappa.com
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Institut, Basel 25
Niederer, Kraft & Frey, Zürich
Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.
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BILD: DAVE GOOD
BILD: ZVG BILD: ZVG
Ausgehtipps
Etwas verloren: ägyptische Kapelle in der Wüste Israels. Weniger romantisch, dafür rauer: Marianne Dissard.
Die Jacken frischer als die Gesichter: The Vibrators.
Solothurn London 1976 «No Future» grölen immer neue Generationen von Punks und solchen, die sich dafür halten. Tatsächlich aber hält sich das Genre seit 35 Jahren in den Zonenrandgebieten der Popkultur. Und das ist schon einmal bemerkenswert für einen Stil, der im Wesentlichen auf drei Akkorden beruht. Überlebt haben auch einige Bands der ersten Generation wie The Vibrators und die UK Subs. Beide wurden 1976 in London gegründet und sind heute noch unterwegs. The Vibrators klingen vergleichsweise zugänglicher, bei Songs wie «Baby Baby» ist die Gesangsmelodie über dem Gitarrengeschredder geradezu lieblich. Rüder rumpeln die UK Subs um den unverwüstlichen Sänger Charlie Harper. Auch mit 66 zeterte der gute Charlie über Karachoriffs, die bis heute nichts von ihrer prächtigen Hässlichkeit eingebüsst haben. (ash)
Basel Filmperlen
Auf Tour Wüsten-Chanson
Da stehen sie nun also, mitten in der israelischen Wüste, die Mitglieder einer ägyptischen Polizeikapelle. Wie bestellt und nicht abgeholt: Ihr Ziel war das arabische Kulturzentrum in einer ihnen unbekannten Stadt, zu dessen Einweihung sie aufspielen sollten. Weil sie am Flughafen aber nicht abgeholt wurden, haben sie sich auf eigene Faust auf den Weg gemacht und sind in einer anderen Stadt gelandet – ohne arabisches Kulturzentrum, ohne Kultur überhaupt … «The Band’s Visit» heisst der israelische Film von Eran Kolirin; und gezeigt wird er im Rahmen des dreitägigen interkulturellen Filmfestivals «Cinema Querfeld» in Basel. Zwischen Apéro, Spezialitätenküche und Brunch werden in diesem Jahr filmische Perlen aus Europa, Afrika, den USA und dem nahen Osten rund ums Thema Musik gezeigt. (mek) «Cinema Querfeld», interkulturelles Filmfestival, Freitag, 25. Februar, ab 18.30 Uhr; Samstag, 26. Februar, ab 17.30 Uhr und Sonntag, 27. Februar, ab 10 Uhr. Programm: www.querfeld-basel.ch
3. März, 21 Uhr, Mariaberg, Rorschach; 4. März, 21 Uhr,
20. Februar, 19.30 Uhr, Kofmehl, Solothurn.
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Haben Sie eine IV-Rente? Suchen Sie eine sinnvolle Arbeit? Dann besuchen Sie doch einen unserer Infoanlässe:
Die Biografie von Marianne Dissard ist eine Geschichte der musikalischen Migration. Als Teenager zog die Französin mit ihren Eltern in die USA. Dort lernte sie als Dokumentarfilmerin die Musiker von Calexico kennen, mit denen sie 2008 ihr Debüt «L’Entredeux» aufnahm. Dort traf Calexicos Wüstenrock auf Chansons und diese doch eher ungewöhnliche Verbindung fand schnell Anhänger, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Dissard ist eher Diseuse denn Sängerin und ihr französelndes Timbre öffnet ebenso Sehnsuchtsräume wie die staubig-heissen Melodien. Für das neue Album «L’Abandon» half der Ennio-Morricone-Schüler Christian Ravaglioli beim Komponieren. Die neuen Songs klingen weniger romantisch und rauer als ehedem, faszinierend und einnehmend sind aber auch sie. Denn egal, wer mitspielt – im Zentrum dieser Lieder wandelt stets Marianne Dissard zwischen den Welten. (ash) Mühle Hunziken, Rubigen BE.
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Die Rose in der Dose In kleiner Manufaktur schonend verarbeitet entfaltet die Rose ihre natürliche Wirkung. Pflegend für Gesicht und Hals.
Dienstag, 1. März 2011 um 17 Uhr Donnerstag, 24. März um 17 Uhr Der PSAG Besuchsdienst bietet Menschen, die aus psychischen Gründen eine IV-Rente beziehen, stundenweise Einsätze bei betagten und behinderten Menschen. Auskünfte: Christine Augsten, Bereich Aufnahme, Tel. 061 666 63 50 Der nächste Einführungskurs beginnt am 8. August 2011 PSAG Besuchsdienst, Wettsteinallee 42, 4058 Basel besuchsdienst@psag.ch – www.psag.ch
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grundsätzlich ganzheitlich Beratung täglich (auch sonntags) von 8 – 20 Uhr St. Peter Apotheke, St. Peterstrasse 16, 8001 Zürich (nähe Paradeplatz) Bestellung online: www.stpeter-apotheke.com SURPRISE 244/11
ANDRÉ KERTÉSZ, MELANCHOLISCHE TULPE, NEW YORK, 1939
BILD: ZVG
Jenny Holzer versah 2007 das Novartis-Besucherzentrum mit bewegter Schrift.
Zßrich Schrift in Bewegung So viel Schrift gabs noch nie: Im Zeitalter des viel zitierten Untergangs des Lesens werden wir mit so viel Schrift zugetextet wie noch nie zuvor – und neuerdings bewegt sie sich auch noch. Zugegeben, ob das zu Schrift Gebrachte immer sinnvoll und ßberhaupt nÜtig ist, darßber lässt sich streiten. Trotzdem verändert uns die Dauerversorgung mit Information – auf Bildschirmen, Werbeflächen, in Musikvideos, im Filmabspann oder auf dem Handydisplay. Dass sie sich auch noch bewegen kann, beschleunigt den Informationsfluss und so auch unsere Aufmerksamkeit: Sie steigt, wir erhalten laufend und auf kleinstem Raum Informationen. Ob das gut geht? Die Ausstellung im Museum fßr Gestaltung wirft anhand von Schriftexperimenten auch einen Blick in die Zukunft der bewegten Schrift. Man sehe und staune! (juk) Bewegte Schrift, Ausstellung, noch bis zum 22. Mai, Galerie des Museums fßr Gestaltung, Zßrich.
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AndrĂŠ KertĂŠsz: Meister der GefĂźhle.
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Winterthur Melancholie Er war ein Meister der BeschwÜrung von Gefßhlen: AndrÊ KertÊsz, geboren 1894 in Budapest, gestorben 1985 in New York. Der Fotograf und Kßnstler, dessen Spezialitäten Melancholie und Einsamkeit sind, gilt als Mitbegrßnder der Fotoreportage und fßhrte Stilelemente in die Fotografie ein, die man noch heute im Schaffen zeitgenÜssischer Fotografen vorfindet. Die Retrospektive im Fotomuseum Winterthur ermÜglicht nun eine umfassende Sicht auf sein fotografisches Werk. (mek) AndrÊ KertÊsz – Retrospektive, 26. Februar bis 15. Mai, Fotomuseum Winterthur. www.fotomuseum.ch
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Verkäuferporträt «So schnell gebe ich nicht auf» In Olten hat sich Marlies Dietiker (61) über die Jahre einen treuen Kundenstamm aufgebaut. In Luzern läuft es derzeit noch etwas harzig. Entmutigen lässt sie sich davon aber nicht.
«Seit letztem Sommer biete ich Surprise am Bahnhof Luzern an. Die Leute vom Vertriebsbüro fragten mich, ob ich es dort probieren wolle. Es gab schon vorher den einen oder anderen, der in Luzern Surprise verkaufte. Aber bisher konnten wir noch nicht so richtig Fuss fassen. Ich fand also: Okay, ich versuche es. Jetzt verkaufe ich, wie gehabt, morgens im Bahnhof Olten und anschliessend an zwei, drei Nachmittagen pro Woche in Luzern. Die letzten Jahre schaute ich nachmittags jeweils zu meinem Enkel, da wäre das nicht drin gelegen. Unterdessen geht er zur Schule, deshalb habe ich Zeit. Es ist nicht einfach. Mein Verkaufsstandort ist im Rail-City im Untergeschoss. Dort laufen die meisten Leute einfach an mir vorbei. Die Luzerner kennen das Heft nicht und die vielen Touristen fallen als Kundschaft ebenfalls aus. Aber am Bahnhof verkehren auch Leute, die von Basel, Zürich oder Bern kommen. Die kennen Surprise. Und haben deshalb auch nicht dieses Vorurteil, dass Surprise-Verkaufende alles Süchtige seien. Denn das stimmt ja wirklich nicht. Mittlerweile gibt es in Luzern eine Handvoll Leute, die regelmässig ein Heft kauft. Andere erkundigen sich, was das denn sei. Und dann gibt es halt auch solche, die dumme Bemerkungen machen: Geh doch heim, geh schaffen, solche Leute unterstütze ich nicht. In Olten passiert das nicht. Dort kennen mich die Leute, ich lebe schon 31 Jahre in der Gegend, meine Kinder sind dort zur Schule gegangen. Während meiner Ehe lebte ich eine gutbürgerliche Existenz. Wir hatten ein Haus, ich kümmerte mich um die Kinder, und als gelernte Krankenpflegerin umsorgte ich auch ältere Menschen bei uns im Quartier. Durch einen Unfall meines Mannes geriet unser Leben aus den Fugen. Sein Charakter veränderte sich, er wurde jähzornig und machte mir schlimme Vorwürfe. Irgendwann ging es nicht mehr und so liess ich mich scheiden. Leider war ich zu naiv und liess zu, dass das Haus meinem Ex überschrieben wurde, obwohl das Geld für den Kauf seinerzeit von meinem Vater gekommen war. Danach brachte ich meine Kinder als Lagerarbeiterin durch, doch dann bekam ich gesundheitliche Probleme, hatte Operationen und verbrachte viel Zeit bei Ärzten und Ämtern. Der Verkauf von Surprise bedeutet für mich einen Schritt zurück in Richtung Selbstständigkeit. Leute, die mich kennen, fragten anfangs zwar: Was machst du da? Doch dann habe ich es ihnen erklärt und darum verkaufe ich in Olten recht anständig. Ich mache diese Arbeit seit fünf Jahren. Eine Zeit lang habe ich die Krise gemerkt, das Geld sass den Leuten nicht so locker. Jetzt hat es wieder ein bisschen gebessert. Verleidet ist es mir noch nie. Nur schon der Leute wegen. Ich treffe am Bahnhof Olten zum Beispiel oft eine Gruppe von Behinderten auf dem Schulweg. Mit denen unterhalte ich mich immer, bevor sie auf den Zug gehen. Andere tauchen regelmässig auf, um mir ihre Sorgen zu erzählen. Manchmal komme ich mir vor wie eine soziale Einrichtung. Das gefällt mir. Ich habe für alle ein offenes Ohr.
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BILD: ZVG
AUFGEZEICHNET VON RETO ASCHWANDEN
Ich finde es gut, zu versuchen, Surprise auch in Luzern bekannter zu machen. Vielleicht können wir dadurch später auch Luzerner für den Heftverkauf gewinnen. Aber es ist hart. Ich habe Nachmittage erlebt, wo ich in drei Stunden kein einziges Heft verkaufen konnte. Es gab auch schon Momente, wo ich kurz davor war, es bleibenzulassen. Aber dann erwachte mein Kampfgeist: So schnell gebe ich nicht auf. Deshalb lasse ich mich auch nicht von meiner kaputten Hüfte vom Verkauf abhalten. Stundenlanges Stehen macht mir Mühe, darum habe ich mir einen Klappstuhl bestellt. So kann ich zwischendurch kurz absitzen. Dann sehen mich die Leute zwar nicht mehr so gut, aber nach einer kurzen Pause stehe ich dann wieder auf. Damit ich den Klappstuhl nicht dauernd hin und her transportieren muss, deponiere ich ihn in der Gepäckaufbewahrung, bevor ich auf den Zug gehe. Wenn ich keine Hefte mehr verkaufen könnte, würde ich es vermissen. Die Begegnungen mit den Leuten, die Atmosphäre am Bahnhof – ich geniesse das jeden Tag.» ■ SURPRISE 244/11
Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und –verkäufer helfen sich
Marika Jonuzi Basel
selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.
Jela Veraguth Zürich
Kurt Brügger Basel
René Senn, Zürich Wolfgang Kreibich, Basel Peter Gamma, Basel Anja Uehlinger, Baden
Jovanka Rogger, Zürich Marlise Haas, Basel Fatima Keranovic, Baselland Andreas Ammann, Bern
Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Peter Hässig, Basel Marlies Dietiker, Olten Tatjana Georgievska, Basel
Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken
1/2 Jahr: 3000 Franken
1/4 Jahr: 1500 Franken
Vorname, Name
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Datum, Unterschrift
1 Monat: 500 Franken
244/11 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 244/11
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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.
Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–
Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.
Geschenkabonnement für: Vorname, Name
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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Geschäftsführung Paola Gallo, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden (verantwortlich), Julia Konstantinidis, Mena Kost, redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Annette Boutellier, Michèle Faller, Diana Frei, Lara Fritsche, Luc-François Georgi, Barbara Hofmann, Lucian Hunziker, Nils Keller, Stephan Pörtner, Patric Sandri, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Christopher Zimmer Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61 Therese Burgdorfer, t.burgdorfer@strassenmagazin.ch
Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.
Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Markus Hurschler, Zoë Kamermans, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@strassenmagazin.ch Chor/Kultur T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@strassenmagazin.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller l.biert@strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.
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Gut betucht.
Dazu passend: Leichtes T-Shirt, 100%Baumwolle, für Gross und Klein.
Grosses Badetuch 100 x 180 cm aus sehr langlebigem Zwirngarn, 100% handgepflückte Baumwolle. Mit Surprise-Logo eingewebt und von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Vorder- und Rückseite verschiedenfarbig: vorne kühles Aquablau, hinten heisses Rot.
Herren CHF 25.– S M
L
Damen CHF 20.– XS S (auch für Kinder) Alle Preise exkl. Versandkosten.
Strandtuch (100 x 180 cm) CHF 65.–
50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute.
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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch
Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.
Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz
Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau schwarz
Vorname, Name
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Strasse
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Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot
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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch SURPRISE 244/11
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Von Aarberg bis Zuoz. Surprise gibt es beim Strassenhändler Ihres Vertrauens. Oder im Abo per Post.
24 Ausgaben für 189 Franken oder als Gönner-Abo für 260 Franken. Gutes lesen, Gutes tun und gleich bestellen! www.strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch, Spendenkonto PC 12-551455-3 Strassenmagazin Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99