Surprise Strassenmagazin 246/11

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Heimat Land Surprise auf dem Dorfe

Schöner scheitern – die Niederlage als Neustart

Lern- und Lebensraum: Zu Besuch im Studentenheim

Nr. 246 | 18. bis 31. März 2011 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Seit 1997 fördert Surprise die Selbsthilfe von Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Das 14-täglich erscheinende Strassenmagazin wird von einem professionellen Journalisten-Team in Basel produziert und auf den Strassen der deutschen Schweiz verkauft. Wir suchen per 1. Juli 2011 eine/n

Seit 1997 fördert Surprise die Selbsthilfe von Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Das 14-täglich erscheinende Strassenmagazin wird von einem professionellen Journalisten-Team in Basel produziert und auf den Strassen der deutschen Schweiz verkauft. Wir suchen per 1. Juni 2011 eine/n

Redaktor/in 70% in Stellvertretung 1.7. bis 31.12.2011

Redaktor/in 70 – 80%

Als Redaktor/in sind Sie in einem Dreierteam verantwortlich für die gesamte Produktion des Hefts. Ihre Aufgaben umfassen Themenplanung, Auftragserteilung und Betreuung von freien Mitarbeiter/innen. Sie verfassen eigene Artikel, redigieren Texte und suchen Bildmaterial. Im Turnus übernehmen Sie die Heftverantwortung, machen dabei die Seitenplanung und den Heftabschluss mit unseren Grafiker/innen. Sie sind ein redaktioneller Allrounder und haben eine hohe Affinität zum Magazinjournalismus. Wir erwarten: • Mehrjährige journalistische Erfahrung, vorzugsweise in einer Zeitschriftenredaktion • Stilsicherer, prägnanter Schreibstil mit erzählerischen Qualitäten • Fundierte Kenntnisse gesellschaftspolitischer Zusammenhänge • Selbstständiges Arbeiten, Einfühlungsvermögen und Durchsetzungsfähigkeit Wir bieten: • herausfordernde Aufgabe in dynamischem Umfeld • faire Lohn- und Sozialleistungen • angenehme Arbeitsatmosphäre in einem motivierten Team Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an Reto Aschwanden (r.aschwanden@strassenmagazin.ch). Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung bis 4. April 2011 an: Strassenmagazin Surprise GmbH Personaldienst Spalentorweg 20 Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch

Als Redaktor/in sind Sie in einem Dreierteam verantwortlich für die gesamte Produktion des Hefts. Ihre Aufgaben umfassen Themenplanung, Auftragserteilung und Betreuung von freien Mitarbeiter/innen. Sie verfassen eigene Artikel, redigieren Texte und suchen Bildmaterial. Im Turnus übernehmen Sie die Heftverantwortung, machen dabei die Seitenplanung und den Heftabschluss mit unseren Grafiker/innen. Die Kontaktpflege mit anderen Bereichen des Betriebs und externen Partnern sowie administrative Arbeiten gehören ebenfalls zu Ihren Aufgaben. Sie sind ein redaktioneller Allrounder und haben eine hohe Affinität zum Magazinjournalismus. Wir erwarten: • Mehrjährige journalistische Erfahrung, vorzugsweise in einer Zeitschriftenredaktion • Stilsicherer, prägnanter Schreibstil mit erzählerischen Qualitäten • Fundierte Kenntnisse gesellschaftspolitischer Zusammenhänge • Selbstständiges Arbeiten, Einfühlungsvermögen und Durchsetzungsfähigkeit Wir bieten: • herausfordernde Aufgabe in dynamischem Umfeld • faire Lohn- und Sozialleistungen • angenehme Arbeitsatmosphäre in einem motivierten Team Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an Reto Aschwanden (r.aschwanden@strassenmagazin.ch). Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung bis 4. April 2011 an: Strassenmagazin Surprise GmbH Personaldienst Spalentorweg 20 Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch

Surprise fördert seit 1997 die Selbsthilfe von Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Das Magazin, welches 14-täglich erscheint, wird auf den Strassen der deutschen Schweiz von über 300 Verkaufenden angepriesen. Für den Vertrieb suchen wir per Ende April 2011 oder nach Vereinbarung eine/n

Co-Leiter/in Strassenverkauf Region Basel 50% In dieser Funktion sind sie mitverantwortlich für alle Arbeiten, die sich rund um den Verkauf unseres Magazins in der Region Basel ergeben. Sie sind Anlaufstelle für die Verkaufenden, pflegen Kontakt mit Behörden und Instituitionen, und organisieren den Verkauf auf der Strasse. Wir erwarten: • hohe soziale Kompetenz • Selbständige und pragmatische Arbeitsweise • Organisationsgeschick • Interesse und Erfahrung im Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenslagen • Kenntnisse des Asylwesens und im Umgang mit Behörden • Erfahrung im kaufmännischen Bereich • Englisch-Kenntnisse • Freude daran, das Angebot des Büro Basel innovativ auszubauen Wir bieten: • herausfordernde Aufgabe in dynamischem Umfeld • faire Lohn- und Sozialleistungen • angenehme Arbeitsatmosphäre in einem motivierten Team Bei Fragen wenden Sie sich bitte per Mail oder Telefon an unsere Geschäftsleiterin Paola Gallo: p.gallo@strassenmagazin.ch oder Tel. 061 564 90 90. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung per Post bis 4. April 2011. Strassenmagazin Surprise GmbH Personaldienst Spalentorweg 20 Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch

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Hier könnte Ihre Werbung stehen. Werfen Sie Ihr Werbegeld nicht auf die Strasse. Investieren Sie es dort. Surprise erreicht 144 000 Leserinnen und Leser. Und das in den grössten Städten und Agglomerationen der Deutschschweiz.* Denn dort stehen die 380 Surprise-Verkaufenden für Sie auf der Strasse. Tagtäglich. Ganze 80 Prozent der überdurchschnittlich verdienenden und ausgebildeten Käuferinnen und Käufer lesen die gesamte Ausgabe oder zumindest mehr als die Hälfte aller Artikel. Das Strassenmagazin steht für soziale Verantwortung und gelebte Integration. Mit Ihrem Inserat zeigen Sie Engagement und erzielen eine nachhaltige Wirkung. Anzeigenverkauf, T +41 76 325 10 60, anzeigen@strassenmagazin.ch

*gemäss MACH Basic 2010-1.

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Titelbild: Angel Sanchez

Editorial Aussenseiter

Ich zum Beispiel wohne seit vielen Jahren in Zürich. Dort werde ich als Innerschweizer wahrgenommen, denn aufgewachsen bin ich im Kanton Uri. Auf Familienbesuch in der alten Heimat necken sie mich gern als Städter. Und bei der Arbeit in Basel bin ich «der Zürcher». Ich darf also gleich mehrfach den Kopf hinhalten: für Uri und für Zürich, für die Stadt und für die Provinz. Immer wieder werde ich so zum Aussenseiter.

BILD: DOMINIK PLÜSS

Die wenigsten von uns leben dort, wo ihre Vorfahren einst sesshaft wurden. Junge Leute aus den Alpentälern ziehen in die Städte und bauen sich dort ihr Leben auf. In die Gegenrichtung bewegen sich Städter, die Eigenheim und Kindererziehung lieber auf dem Land angehen wollen. Und so wie die «Leute vom Land» nicht von einem Tag auf den anderen verstädtern, so wenig entwickeln Städter plötzlich eine Landsgemeindementalität. Es sind Zuschreibungen von aussen, die vermeintlich klare Etiketten schaffen.

RETO ASCHWANDEN REDAKTOR

In der laufenden Debatte über die Kluft zwischen Stadt und Land frage ich mich manchmal, was diese Diskussion soll. Es wird so getan, als stünden sich zwei in sich homogene Lager gegenüber. Ja, es gibt Unterschiede. Doch geht gern vergessen, dass es hüben wie drüben Minderheiten gibt, die mit ihrer Weltanschauung und Lebensgestaltung besser ins andere Lager passen würden. Denkfaulheit und Vorurteile verstellen den Blick auf die Realität: Die einen kennen von den Bergkantonen nur Skilifte und Raststätten; die anderen von den Städten bloss Shoppingmeilen, Fussballstadien und Puffs. Ein erster Schritt zum Verstehen ist immer das Hinschauen und Zuhören. Deshalb bin ich für die Titelgeschichte dieser Ausgabe in meinen Heimatkanton gefahren. Schattdorf ist eine von Tausenden kleiner Gemeinden in diesem Land, wo eine konservative Mehrheit den Ton angibt. Dort traf ich Menschen, die nicht ins Bild passen. Aussenseiter, die Mühe haben, im geschlossenen Kreis Anschluss zu finden und eigentlich auch gar nicht dazugehören wollen. «Leben und leben lassen», sagte eine meiner Gesprächspartnerinnen. Ein einfaches Motto. Aber bestimmt befriedigender und befreiender als der stete Fingerzeig auf «die Anderen». Denn der macht uns zu einem uneinig Volk von Aussenseitern. Ich wünsche Ihnen gute Lektüre Reto Aschwanden

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 246/11

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10 Im Studentenheim Zimmer mit Anschluss BILD: LUCIAN HUNZIKER

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Inhalt Editorial Aussenseiter Basteln für eine bessere Welt Nano-Vorhang Aufgelesen Schulfach Glück Zugerichtet Schlagkräftiger Höllenengel Mit scharf! Geld ohne Arbeit, geht das? Starverkäuferin Margot Steiner Porträt Fliegengewicht mit Eisenfaust Karriere Absturz oder Aufschwung Wörter von Pörtner Kaffee mit Komputer Pop Inas Gratwanderung Kulturtipps Untertassen-Rentner Ausgehtipps Schwarzer Rock: Helldorado Verkäuferporträt Verkäufer mit Zielen Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

Der Beginn des Studiums bedeutet für viele das Ende des Lebens im Familienverbund. Manche ziehen zu einer Schlummermutter, andere in eine WG und einige beziehen ein Zimmer im Studentenheim. An der Mittleren Strasse in Basel treffen sich angehende Akademiker aus aller Herren Länder. Drei davon haben uns in ihre Zimmer gelassen.

13 Schuldenprävention Konsumkids in der Kreide BILD: ISTOCKPHOTO

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Handy, Auto, eigene Wohnung. Der Weg ins Erwachsenenleben ist gesäumt von schönen Sachen, die Geld kosten. Wer gerade nicht flüssig ist, der nimmt halt einen Kredit auf. «Man braucht Geld, um Spass zu haben», finden Jugendliche. «Viele wissen gar nicht, wo sie überall offene Rechnungen haben», sagt der Betreibungsbeamte Bruno Crestani, der regelmässig Schulbesuche macht.

16 Stadt-Land Abgeschottet

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BILD: ANGEL SANCHEZ

Die Städter blicken nach Abstimmungsniederlagen verächtlich auf die Landbevölkerung. Dabei pflegen sie ein ganz ähnliches Klischeedenken, wie sie es den Menschen in den Dörfern vorwerfen. In Wirklichkeit aber hängt die Mentalität nicht vom Wohnort ab. Eine Geschichte von einem, der einst in die Stadt zog und nun für einen Kurzbesuch heimkehrt.

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ILLUSTRATION: WOMM

Sammeln Sie die Nanos Ihrer Kinder, Nachbarkinder, Göttikinder, Nichten und Neffen.

Besorgen Sie sich eine schmale Holzlatte in der Breite Ihres Türrahmens und dickes Garn.

Überlegen Sie sich, wie dicht der Vorhang sein soll und schneiden Sie dann entsprechend viele Garnschnüre ab. Die Schnüre sollten etwas länger sein als der Türrahmen.

Knüpfen Sie die Nanos in regelmässigen Abständen an die Schnüre. Lassen Sie am oberen Ende etwa 30 Zentimeter frei. Wie gross Sie die Abstände machen, entscheiden Sie, sie variieren auch je nach Anzahl Nanos, die Sie für den Vorhang zur Verfügung haben.

Befestigen Sie die Schnüre mit den Nanos an der Holzlatte, zum Beispiel, indem Sie das obere Ende einmal um die Latte wickeln und dann verknüpfen.

Befestigen Sie die Holzlatte am Türrahmen.

Basteln für eine bessere Welt In der Migros lässt sich wieder in Ruhe einkaufen, die Schlacht um die Nanos ist geschlagen. Die Überbleibsel der grossen Manie liegen als Stolperfallen in Tausenden von Haushalten herum. Die süssen Kleinen werden sich schon bald dem nächsten «Must-have»Kram zuwenden. Regen Sie sich über Wegwerf-Spielzeug auf? Dann machen Sie was draus – zum Beispiel einen hübschen NanoVorhang fürs Kinderzimmer. SURPRISE 246/11

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Letzte Frage Salzburg. Eine Sache beschäftigt die Patienten auf der Palliativstation des Landeskrankenhauses in Salzburg besonders oft: «Warum gerade ich?» Oberärztin Viktoria Faber erzählt: «Über 90 Prozent der Menschen bei uns auf der Station sind wegen Krebs hier. Die meisten von ihnen machen sich viele Gedanken darüber, warum gerade sie krank geworden sind: War es die Lebensweise, ein negatives Erlebnis, eine Depression? Aber das bringt es nicht. Denn auf diese Frage gibt es, ehrlich gesagt, keine Antwort.»

Glück macht Schule Graz. Seit 2010 lehren 48 steirische Schulen, wie man mit sich, anderen und der Welt glücklich wird. Inspiriert wurde das ungewöhnliche Unterrichtsmodell «Glück macht Schule» vom deutschen Pädagogen ErnstFritz Schubert. Er erklärt: «Der Unterricht fusst auf dem Prinzip der Selbsterfahrung und ist erlebnisorientiert gestaltet. Durch Rollenspiele, Konzentrations- und Wahrnehmungsübungen, Sport oder Musik bekommen die Schüler Selbstvertrauen, übernehmen Verantwortung und üben sich in kollektivem Verhalten.»

Verwandtenehe Nürnberg. Neslisah Terzioglu hat sich im Jahr 2008 als erste türkische Frauenärztin in Nürnberg niedergelassen. Sie erzählt, was bei Türkinnen anders läuft: «Meine erste Frage bei einer Schwangerschaft ist immer: Verwandtenehe? Denn es werden noch immer viele Ehen mit Verwandten eingegangen. Erbkrankheiten wie Thallasämie (Blutkrankheit) treten deshalb häufiger auf. Weiter kriegen Türkinnen durchschnittlich nicht 1,3 sondern vier Kinder und kommen mit 42 oder 43 in die Wechseljahre, deutsche Frauen erst mit 52.»

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Zugerichtet Landpomeranze im Milieu «Können Sie Ihre Sonnenbrille vom Kopf nehmen? Die stört mich», sagt der Richter, «ist ja auch keine Sonne hier drinnen.» Der Angeklagte gehorcht. Unter den Augen zeigen tiefe Ringe, wie müde der Mann ist. Er ist müde von seinen vielen Problemen. Eines seiner Probleme heisst Stephanie K.* und hockt vor der Tür, wo sie darauf wartet, als Geschädigte zur Zeugenaussage im Prozess wegen einfacher Körperverletzung gerufen zu werden. Doch erst einmal wollen wir hören, was der Angeschuldigte sagt. Alain C. ist 53 Jahre alt, als Berufsbezeichnung gibt er Gastronom an, seit 30 Jahren im Kreis 4. Heute ist die ehemalige Führungskraft der Hells Angels lediglich ein kleines Licht unter vielen. Ein eigenes Einkommen hat er nicht. Seine Demontage begann vor sieben Jahren, als 200 Polizisten das Hauptquartier der Höllenengel stürmten und die Bundesanwaltschaft dieses «berühmte Verfahren» einleitete. Derzeit greife er seiner Frau unter die Arme, die eine Bar im Chreis Cheib führe. An einem späten Abend im Dezember 2009 hielt ein Taxi vor dieser Bar, heraus stiegen Stephanie K. und ihr Freund Marek. Die beiden waren extra aus der bayerischen Provinz an das Konzert von Depeche Mode im Hallenstadion gereist und wollten danach noch etwas trinken gehen. Sie beauftragten den Taxi-Fahrer, sie irgendwohin zu bringen, «wo noch was los sei», und der hielt es für eine gute Idee, die beiden Landeier an der übelst beleumdeten Ecke Zürichs, dem Bermuda-Dreieck, abzuladen. «Meine Frau rief, dass ein Dealer aufs WC gehuscht sei. Sie wissen ja, wie das ist im

Kreis 4.» Und weiter? Nichts weiter. Er schlage keine Frauen. «Aber Männer schon?», hakt der Richter nach. «Schauen Sie mich an. Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich so was nie tun würde», meint Alain nonchalant, was im Publikum mit Gelächter quittiert wird. Die Geschädigte und Zeugin Stephanie K. soll nun ihre Aussage machen. Sie ist 34 Jahre alt, kaufmännische Angestellte, und einwandfrei vom Typ Landpomeranze. Ihr Pech war, dass ihr Freund Marek nach besagter Taxifahrt dringend aufs Klo musste und schnurstracks die nächstgelegene Bar ansteuerte, Alains Bar. Sie habe draussen auf dem Gehsteig auf ihn gewartet, da sei ihr Freund Marek plötzlich von zwei Securitys quasi am Kragen aus der Bar geschleppt worden, einer versetzte ihm einen Faustschlag. Sie wollte ihrem Freund zu Hilfe eilen, ein riesiges Tohuwabohu seis gewesen. «Da hat mir ein Mann mit Rossschwanz und Pornobrille die Faust ins Gesicht gerammt.» Sie dreht sich um und zeigt mit dem Finger auf Alain C.: «Er war es, hundert Prozent.» Frau Stephanie musste ins Krankenhaus: Gesichtsschädelfraktur. «Scheinbar hat ihn mein Gschrei so genervt», sagt sie mit zitternder Stimme und versucht vergeblich, die Tränen zurückzuhalten. Das Gericht verurteilt Alain C. zu einer bedingten Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 90 Franken sowie zu einer Busse von 1800 Franken und zu einer Genugtuung von 3000 Franken an Frau Stephanie. Eine sichtbare Narbe im Gesicht ist ihr von diesem Abend geblieben. *Persönliche Angaben geändert. ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 246/11


Grundeinkommen Wo kämen wir denn da hin? Am 19. März findet in Zürich unter dem Titel «Die neue Schweiz – ein Kulturimpuls» ein Kongress zum bedingungslosen Grundeinkommen statt. Ein Gastbeitrag zu einem undenkbaren Szenario.

BGE. Die Abkürzung steht in der Schweiz für etwas Wichtiges. Das sind die Bundesgerichtsentscheide. Sie sind meistens abgehoben juristisch, langfädig und damit fast unleserlich. Aber sie haben den Anspruch, durch ein Urteil des höchsten Gerichts im Land, der Gerechtigkeit – wenn auch oft nur in einer unbedeutend scheinenden Frage – zum Durchbruch zu verhelfen. Gerechtigkeit herzustellen in unserer Gesellschaft, ist ein äusserst mühsames und kompliziertes Vorhaben. Hinter den Buchstaben BGE steht aber auch das bedingungslose Grundeinkommen. Und auch dahinter steckt der Anspruch nach mehr Gerechtigkeit. Aber im Unterschied zu einem Bundesgerichtsentscheid müsste das bedingungslose Grundeinkommen eigentlich denkbar einfach zu realisieren sein. In der Schweiz, in einem der reichsten Länder der Welt. Wo denn sonst? Stellen wir uns einmal vor: Der Bundesrat beschliesst eines schönen Tages, dass jeder Mensch in der Schweiz ein bedingungsloses Grundeinkommen von monatlich, sagen wir, 2000 Franken zu Gute hat. Dieser schöne Tag wird nie anbrechen und selbst wenn der Bundesrat das BGE trotz aller Widerwärtigkeiten beschliessen würde, würde wohl gar nichts passieren. Ausser vielleicht dem kollegialen Gesamtrücktritt des ganzen Bundesrats. Warum das so ist? Weil wir Schweizer ein arbeitsames Volk sind. Als ich noch zur Schule ging und immer mehr Gastarbeiter aus dem Süden in die Schweiz kamen, da erzählten wir einander auf dem Pausenplatz die fundamentale Erkenntnis: Die Italiener arbeiten, um zu leben, und die Schweizer leben, um zu arbeiten. Die Italiener haben uns damals etwas Wesentliches gezeigt: Dass sich die Lust am Leben nicht allein in der Arbeit erschöpft. Nur so war es zu erklären, dass diese Männer bei der Arbeit auf dem Bau fröhlich lachten oder vergnügt jungen Frauen hinterherpfiffen. Die Muratori leisteten gute Arbeit, und das erst noch für wenig Lohn.

Nach getaner Arbeit sind viele Italiener wieder in ihre südliche Heimat zurückgewandert. In der Schweiz gibt es heute andere «Italiener», zum Beispiel die Tamilen. Wir Schweizer können uns eine Arbeit ohne den direkten Bezug zum Geld gar nicht mehr vorstellen. Wir verdienen nicht fröhlich, sondern sauer. Wir arbeiten, damit wir dafür Cash bekommen. Damit wir pünktlich die Rechnungen zahlen können. Damit wir niemandem etwas schuldig bleiben. Wer würde überhaupt noch arbeiten wollen, wenn alle – die Armen und die Reichen, die Jungen und die Alten – einfach jeden Monat 2000 CHF (in Worten: Zweitausend Schweizerfranken!) nach Hause geschickt bekämen. Wo kämen wir denn da hin? Der Berner Pfarrer Kurt Marti hielt schon 1967 in seinem Gedichtband rosa loui fest: «wo chiemte mer hi/wenn alli seite/wo chiemte mer hi/und niemer giengti/fur einisch z’luege/wohi dass me chiem/we me gieng.» ■ www.bedingungslos.ch * Oswald Sigg leitete als Chefredaktor die Schweizerische Depeschenagentur SDA. Von 2005 bis 2009 war er Vizekanzler und Bundesrat-Sprecher. Heute ist er Redaktor beim sozialpolitischen Mediendienst «Hälfte» und sitzt im Helvetas-Vorstand.

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer!

Starverkäuferin Margot Steiner

Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Laurence Lauener aus Bern nominiert Margot Steiner als Starverkäuferin: «Zu einem Bummel durch die Berner Altstadt gehört für mich die Begegnung mit Margot Steiner. Oft sehe ich sie schon von weitem vor dem Zytglogge stehen. Oft ist sie am Diskutieren mit einem Passanten. Sie interessiert sich für ihre Mitmenschen und nimmt sich der Leute an. Für mich gehört Margot Steiner zum Inventar unserer schönen Stadt.»

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BILD: ZVG

VON OSWALD SIGG*

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Porträt Federgewicht mit Bodenhaftung Tashi Tsering studiert Kunstvermittlung und ist Amateurboxerin. An ihrem Hobby schätzt sie die geforderte Eigenverantwortung und den Teamgeist unter den Mitstreiterinnen. VON MICHÈLE FALLER (TEXT) UND DOMINIK PLÜSS (BILD)

Tashi «le serpent» Tsering ist Schweizer Meisterin im Amateurboxen. Bereits 2009 holte sie mit relativ wenig Erfahrung den Titel, und letzten Herbst gewann sie die Schweizer Meisterschaft erneut. Ein Treffen mit der erfolgreichen Boxerin ist im «Alten Zoll» abgemacht, einer Basler Quartierbeiz, in der die 26-Jährige ab und zu im Service arbeitet. An diesem Nachmittag ist das Restaurant fast leer. An einem langen Tisch sitzt alleine eine junge hübsche Frau mit langen, dunklen Haaren, einem bunten Halstuch, ernstem Blick und freundlichem Lächeln. Diese zierliche Person soll regelmässig in den Ring steigen und Schläge austeilen? Oder noch schlimmer, einstecken? «Das höre ich oft», schmunzelt Tashi Tsering. «Wenn die Leute ‹Boxen› hören, denken sie grad an Muhammad Ali und an spektakuläre Kämpfe.» Auch wenn das «Federgewicht» ab und zu Aufklärungsarbeit in Sachen Unterschiede zwischen Amateur- und Profiboxen sowie Gewichtsklasseneinteilungen machen muss – sie freut sich doch über das Interesse. Bei ihrem früheren Hobby Handball hätten sich die Freunde nicht gerade darum gerissen, einen Match zu besuchen, sagt die junge Frau mit einem kleinen Grinsen. Tashi Tsering wirkt bescheiden. Wenn sie überlegt, kritzelt sie in das Heft, das neben der Kaffeetasse offen auf dem Tisch liegt, und ihre Antworten sind gewissenhaft. Sie erzählt lebhaft, überrascht dann und wann mit einem unerwarteten ironischen Spruch oder einem strahlenden Lächeln. Immer wieder begrüsst sie eine Kollegin oder einen Stammgast, ohne im Geringsten abgelenkt zu wirken. Zum Boxen ist die Tochter einer Tibeterin und eines Schweizers eher zufällig gekommen. Nach einem halben Jahr Abwesenheit hatte sie in ihrem Handballteam den Anschluss verpasst, weshalb die Frau mit dem grossen Bewegungsbedürfnis es mit Fitness probierte. «Aber Fitness finde ich extrem langweilig.» Sie lacht entschuldigend. Eine Freundin nahm sie dann in den Boxclub Basel mit, und nach anfänglichem Fitnessboxen trainierte sie immer häufiger mit den Wettkämpfern, bis der Trainer fragte, ob sie es auch versuchen wolle. Von ihm stammt auch der Name «le serpent». Etwa nach dem zweiten Kampf komme er jeweils mit einem Namen an, die Betroffenen hätten da relativ wenig Einfluss. Die «Schlange» ist aber zufrieden mit dem Namen. Sie grinst: «Es hätte schlimmer kommen können.» Als beste in ihrer Gewichtsklasse konnte das Boxtalent letztes Jahr an die Weltmeisterschaft auf der Karibikinsel Barbados. «Es gab für mich einen Kampf. Den habe ich verloren, und das wars.» Das stehe auf dem Papier, doch in Wirklichkeit sei es eine super Erfahrung gewesen, schwärmt sie. «Ich war drei Wochen dort und konnte jeden Tag mit guten Leuten trainieren.» In nächster Zeit stehen einige Turniere an; die nächste grosse Sache ist die Europameisterschaft in Holland kommenden Oktober. Trotz der Begeisterung stellt Tashi Tsering, die in Zürich Kunstvermittlung studiert, klar, dass Profi-Boxen überhaupt nicht ihr Ziel sei.

Abgesehen davon, dass damit der Lebensunterhalt kaum bestritten werden könne, sei es für Frauen auch wegen der wenigen Kämpfe – aus Gegnerinnenmangel – nicht so attraktiv. Witzig sei, dass die Moderatoren bei Wettkämpfen oft nach dem Hobby der Boxerinnen fragten – und das, währenddem sie gerade damit beschäftigt seien! Es komme halt – auch ohne Lohn – oft wie ein Beruf rüber. «Sportwettkämpfe zu machen, ist fast ein bisschen ein Lebensstil», erklärt sie. Neben dem Trainingsaufwand und dem Studium bleibe nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys. Mit ihrer Sportbegeisterung ist die angehende Zeichnungslehrerin in ihrer Familie ein Einzelfall. «Ich weiss gar nicht, von wem du das hast», zitiert sie lachend ihre Mutter. Apropos: Wie sieht es eigentlich mit den Verletzungsrisiken im Boxsport aus? Gerade Angehörige dürften ja noch grössere Ängste als die Sportlerinnen selber ausstehen. «Meine Mutter hat nicht gerade Freudensprünge gemacht», erinnert sich Tsering an die mütterliche Reaktion auf die neue Freizeitbeschäftigung. Dabei sei zum Beispiel Handball viel gefährlicher. «Dort habe ich alles gesehen: ausgekugelte Schultern, Nasenbrüche, Kreuzbandrisse.» Boxen hingegen sei sehr kontrolliert; da gebe es höchstens mal Nasenbluten oder ein blaues Auge. «Wir tragen einen Kopfschutz, und da man sehr wenig darf, passiert auch wenig.» Bei den Männern im Schwergewicht gebe es schon mal ein K.O., aber in der Regel ende ein Kampf nach vier mal zwei Minuten, und pro Treffer auf Kopf oder Rumpf gebe es einen Punkt. Tashi Tsering lächelt belustigt und erzählt von einem Kampf vor ein paar Monaten, bei dem Geschwister und Mutter zuschauten. Danach habe ihre Mutter gesagt: «Ich war gar nicht sicher, ob du wirklich gewonnen hast! Aber ich habe auch meistens nicht geschaut …» Die Tochter imitiert lachend, wie die Mutter besorgt zwischen den Fingern durchlinst. Auf die Frage, was das Faszinierendste am Boxen sei, folgt kurzes Kritzeln. Dann hebt Tashi Tsering den Kopf. «Du lernst recht viel über dich selber», stellt sie fest. «Die Kämpfe sind so kurz – vier mal zwei

«Du lernst beim Boxen recht viel über dich selber.»

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Minuten oder, wenn es blöd läuft, zehn Sekunden – da zählt jeder Moment.» Man habe keine Mannschaftskollegen, sondern sei völlig auf sich alleine gestellt. Schwierig hingegen sei, dass Boxen hauptsächlich aus Warten bestehe. Auf die Ankunft am Austragungsort, auf das Wiegen, auf den Kampf. Da gelte es die Spannung aus- und aufrechtzuerhalten. «Zum Glück haben wir so einen guten Zusammenhalt im Club», hellt sich Tserings Miene wieder auf. «Du unterstützt die anderen, feuerst sie an und stehst da, wenn jemand verloren hat.» Sie lächelt. Und auch wenn sie sich nach Abschluss des Studiums diesen Sommer auf die Stellensuche konzentriert: Womöglich müssen die Gegnerinnen noch mit «le serpent» rechnen. ■ SURPRISE 246/11


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Im Studentenheim «Das einzig Wahre»

Ayako Kyodo, 24, Bewohnerin von Zimmer Nr. 17.

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Grauer Linoleumboden, Wände aus Backstein, quadratische weisse Wandlampen: Von solchen Korridoren gehen die 13 Quadratmeter grossen Zimmer des Basler Studentenheims ab. Doch die klinische Atmosphäre täuscht. Wer wissen will, wie es sich im Studentenheim wirklich lebt, muss schon einen Blick in die Zimmer der Bewohner werfen: Zwei Studentinnen und ein Student haben Surprise ihre Türen geöffnet. VON MENA KOST (TEXT) UND LUCIAN HUNZIKER (BILDER)

Ayako Kyodo, 24, Kunststudentin aus Tokio, Japan «Eines Tages, ich studierte damals noch in Tokio, lernte ich bei einem Museumsbesuch einen Schweizer kennen. Wir wurden Freunde und er erzählte mir viel von seinem Land. Vor allem von Basel: Diese Stadt, hat er gesagt, sei eine richtige Kunst- und Kulturstadt!» Ayako Kyodo sitzt auf dem Bürostuhl am grau laminierten Schreibtisch in Zimmer Nummer 17 und erklärt, warum sie hier ist. Der Bürostuhl ist gross, die Frau klein – und ihre Füsse baumeln munter über dem Boden. Auf dem Bett an der Wand sitzt eine Freundin, ebenfalls Bewohnerin des Studentenheims, ebenfalls aus Japan. Sie blättert in einer Zeitschrift, und ab und zu schauen sich die beiden Frauen an – und kichern. «In Tokio», sagt Ayako, «dauerte mein Schulweg pro Tag vier Stunden. Hier ist alles nahe beisammen: Die Kunstgewerbeschule, der Marktplatz, die Einkaufsläden – sogar Frankreich und Deutschland. Das ist auch ein Grund, weshalb ich gerne hier bin.» Seit gut eineinhalb Jahren lebt Ayako in Basel: zuerst bei einer alten Frau, die ihr ein Zimmer untervermietete. Eines Tages aber sagte die alte Frau zu ihr: «Ayako, du solltest junge Menschen um dich haben, Leute in deinem Alter!» Also ist Ayako ins Studentenheim gezogen. Das Leben hier gefällt ihr gut: «Wir haben alles, alle Studienrichtungen, alle Nationen. Sehr interessant», erklärt sie. Am Anfang habe sie allerdings Zeit gebraucht, um sich an die europäische Kultur zu gewöhnen: «Harmonie ist in der Schweiz eindeutig weniger wichtig als in Japan. Ein Beispiel: Wenn jemand vom Studentenheim hier im Innenhof eine Grillparty veranstaltet, geht jeder dann ins Bett, wenn er müde ist. In Japan wäre es sehr unhöflich, man würde nicht bis zum Schluss bleiben.» Ayako greift nach einer Schachtel Frühstücksflocken, die neben einem Wasserkocher und einer Teekanne auf ihrem Schreibtisch steht und schüttelt sie: «Mein Thema ist ‹das Alltagsleben›. In der Kunst, meine ich. Ich male und zeichne auf Alltagsgegenstände. Wenn diese Packung leer ist, werde ich sie auseinanderfalten und bemalen.» Ayako macht schon lange Kunst, seit zwölf Jahren ist sie in Ausbildung. «In Japan entscheidet man sich früh für einen Beruf.» Nach ihrem Abschluss möchte sie in der Schweiz arbeiten: «Als Kuratorin vielleicht. Und natürlich werde ich malen und meine Bilder ausstellen.» Von Basel sei sie nämlich nicht enttäuscht, im Gegenteil: «Ich habe viele Leute kennen gelernt, die Kunst machen. Mit einigen habe ich schon eine Ausstellung oder eine Performance gemacht.» Das Beste an der Schweiz aber sei, dass alles so nahe beieinander liege, «wie in einem hübschen Dorf!» Heimweh hat die junge Frau manchmal trotzdem: Dann fehlen ihr die japanische Landschaft, die Gerüche, das Essen. Zum Glück gebe es hier einige Shops mit asiatischen Lebensmitteln. Noch besser aber sei, wenn sie ein Paket von ihrer Mutter bekomme: «Mit japanischem Essen – vor allem Süssigkeiten.»

liegt keine drei Gehminuten von der Uni entfernt: «Sehr praktisch, spart Zeit», erklärt Berat. Zum Zimmer im Studentenheim hat ihm die Uni-Verwaltung verholfen. «Als ich Stipendien beantragte, haben sie mich gefragt, ob ich eine Unterkunft brauche. Wenig später hatte ich mein Zimmer. Erster Stock, Nummer 43.» Wie jedes der rund 100 Zimmer im Studentenheim ist es möbliert – Schrank, Schreibtisch, Bett mit Matratze, Nachttisch. «Auch praktisch», findet Berat, schliesslich nehme ein Student keine Möbel mit, wenn er ins Ausland gehe. «Ich habe nur meine Kleider und meine Bücher mitgebracht. Ich führe eben ein richtiges Studentenleben.» In Berats Fall bedeutet das: Sechs Stunden lernen pro Tag, Vorlesungen

«Ich bin nicht heikel, aber meine Wäsche mache ich lieber daheim.» Kyra Wippich

Berat Gaxherri, 27, aus Junik, Kosovo, studiert Europäische Integration Berat Gaxherri streckt den Rücken durch, die Beine aus und nimmt einen Schluck Kaffee aus dem Pappbecher: «Hier beginnt mein Tag. Immer.» Die Sonne scheint durch die grosse Fensterfront der Mensa der Uni Basel; man kann gerade noch den Eingang zum Studentenheim sehen, in dem Berat seit September des vergangenen Jahres wohnt. Es SURPRISE 246/11

und Seminare nicht mitgerechnet. Das sei manchmal recht hart: Vor allem, wenn es draussen wärmer werde und die Sonne scheine. Aber: «Weder Deutsch noch Englisch sind meine Muttersprachen, und der Studiengang am Europainstitut ist dicht. Da muss ich eben ran.» Noch bis Ende August dauert sein Studium, dann hat er seinen Abschluss. Was er danach machen möchte, steht bereits fest: Zurück nach Kosovo, weiterarbeiten. Bevor Berat in die Schweiz kam, arbeitete er in der Kommunalverwaltung von Junik, als Angestellter für Europäische Integration und Menschenrechte. Nach seinem Studienabschluss will er dorthin zurückkehren. Berat: «Der Weg in die EU ist die einzige Lösung für Kosovo, und die beste für Frieden auf dem Balkan.» Die Mensa hat sich unterdessen mit Studierenden gefüllt und für Berat wird es Zeit, mit dem Lernen zu beginnen. «Die Atmosphäre im Studentenheim ist toll», erklärt er auf dem Weg zu seinem Zimmer, «mir gefällt es, wenn über 100 junge Leute aus verschiedenen Kulturen friedlich zusammenleben.» Ausser Berat lebt noch ein anderer Student aus Kosovo im Heim – mit ihm unterhält sich Berat oft und lange –, seine anderen Kollegen kommen aus ganz anderen Gegenden der Welt: «Wir kochen und essen alle zusammen, gehen in den Irish Pub oder spielen Fussball.» Jeden Abend «chattet» Berat mit seinen Eltern in Kosovo – «bei uns ist die Familie sehr wichtig. Wichtiger als in der Schweiz». Sowieso unterscheide sich das Leben hier sehr von dem in seiner Heimat: «Vor allem die Menschen sind anders – irgendwie ernster und öfter alleine

Katharina Strösslin, Heimleiterin «Ich arbeite seit 21 Jahren hier – also länger, als viele der Bewohnerinnen und Bewohner alt sind», erklärt Heimleiterin Katharina Strösslin. Während dieser Zeit habe sich nicht viel verändert: Die Zusammensetzung der Bewohner sei ungefähr gleich geblieben – 50 Prozent Frauen, 50 Prozent Männer, zur Hälfte aus der Schweiz, zur anderen von allen Kontinenten. Das multikulturelle Zusammenleben sei seit jeher friedlich und von Respekt geprägt – und habe viele Freundschaften und auch Ehen hervorgebracht. Natürlich gebe es auch Phasen, in denen viel getrunken und geraucht werde. Aber auch solche, in denen niemand ans Festen denke. Strösslin: «Das nimmt aber nicht zu oder ab, das kommt in Wellen.»

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Berat Gaxherri, 27, Bewohner von Zimmer Nr. 43.

Kyra Wippich, 22, Bewohnerin von Zimmer Nr. 10.

unterwegs.» Jeden morgen sehe er die Menschen mit ernsten Gesichtern zur Arbeit gehen. In Kosovo seien die Leute auf der Strasse immer in Gruppen unterwegs, es würde geschwatzt und gelacht. Jetzt lacht auch Berat: «Das könnte allerdings auch einfach an der enorm hohen Arbeitslosigkeit liegen, die wir in Kosovo haben. Was die Menschen dort definitiv haben, ist Zeit.»

kochen und dann gemeinsam zu Abend essen. «Wir sind: Ein halber Chinese, sonst alles Schweizer, aber aus verschiedenen Kantonen – Wallis, Graubünden, Bern, St. Gallen und Aargau, also ich.» Es wird aber nicht nur gemeinsam gekocht, auch Grillpartys werden veranstaltet, «Mitternachtsschneemänner» gebaut, Medizinstudenten unter Quarantäne gestellt, indem man ihre Zimmertüre mit Klarsichtfolie abriegelt – oder die Fenster von Mitstudenten mit Fasnachtsfarbe bemalt. «Kindischer Seich eben», erklärt Kyra, «klar gehen wir alle Richtung erwachsen, aber wir sind es eben noch nicht ganz …» Am Abend geht Kyra mit ihren Freunden in den Unisport – Basketball oder Pilates. Oder aber – was nicht selten der Fall ist: Sie lernen. «Mindestens vier Stunden am Tag. Oft bis ein Uhr morgens, ich bin ein Nachtmensch», sagt Kyra. Auch am Wochenende, zu Hause bei der Familie in Klingnau, steht oft lernen auf ihrem Programm. Allerdings erst, nachdem sie ihre Wäsche gewaschen hat: «Grundsätzlich bin ich nicht heikel, aber meine Wäsche mache ich lieber daheim. Es müssen ja nicht alle sehen, was ich drüber und drunter und so weiter trage.» So reist Kyra jedes Wochenende mit ihrem Wäschesack nach Klingnau. Aber nicht mehr lange: Ihr australischer Freund – sie hatte ihn in einem Auslandjahr kennen gelernt – ist ihr kürzlich in die Schweiz nachgekommen. Im Sommer werden die beiden zusammenziehen. Kyra lacht: «Kann ja nicht mehr als schiefgehen.» ■

Kyra Wippich, 22, Zahnmedizinstudentin aus Klingnau, Aargau «Passt mir nicht schlecht, dass die Presse gerade heute kommt. Mein Zimmer ist frisch geputzt», verkündet Kyra Wippich und setzt sich im Schneidersitz auf einen Sessel im Aufenthaltsraum. Dann schenkt sie Grüntee ein. «Ja, ja, ich bin eine richtige Teetante. Das ist auch mein Morgenritual: Eine Tasse Tee trinken in meinem Zimmer.» Kyra zeigt durchs Fenster zu einem heruntergelassenen Rollladen auf der gegenüberliegenden Seite des grünen Innenhofs: «Dort ist mein Zimmer: Wenn die Sonne rein scheint, wirds heiss. Also Rollladen runter.» Seit gut einem Jahr wohnt die Zahnmedizinstudentin als Wochenaufenthalterin im Studentenheim. Zuvor ist sie ein halbes Jahr lang von Klingnau nach Basel gependelt: «Da musste ich um 6.15 Uhr auf den Zug, damit ich um acht in der Vorlesung war. Unmenschlich!» Als ein Kollege, der im Studentenheim wohnte, ihr vom Leben hier vorschwärmte – «das einzig Wahre, easy, geil» – und Kyra sein Zimmer besichtigt hatte, war die Sache entschieden: «Die Zimmer sind gross, einmal im Monat wird unsere Bettwäsche gewaschen und Gemeinschaftsküche und -bad werden regelmässig geputzt. Das Ganze für 430 Franken im Monat. Echt super.» Kyra hat sich beworben und nach sechs Wochen ein Zimmer zugeteilt bekommen – Nummer 10. Nachdem sie am Anfang etwas Mühe hatte, Anschluss zu finden, gehört Kyra nun zu einem Grüppchen von Studenten, die im Turnus

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Das Studentenheim Basel an der Mittleren Strasse wurde 1965 gegründet und wird seither von der Genossenschaft Studentenheim Basel auf gemeinnütziger Basis betrieben. Es bietet Platz für rund 100 Studierende, die Einzelzimmer kosten zwischen 430 und 480 Franken im Monat und sind möbliert. Infos: www.unibas.ch SURPRISE 246/11


Schuldenprävention Jugend im Pumpkapitalismus Noch nie hatte die Jugend mehr Geld zur Verfügung als heute. Und noch nie hatte sie mehr Schulden. «Konsumiere heute, bezahle morgen» ist das Gebot der Stunde. Immer mehr Jugendliche handeln sich – kaum volljährig – einen Schuldenberg fürs Leben ein.

VON STEFAN MICHEL

eigenem und geliehenem. Fast vier von zehn der Befragten haben Schulden, dies der aufsehenerregendste Befund. Die Hälfte von ihnen hat ein Minus von maximal 120 Franken. Einzelne Jugendliche sind mit über 10 000 Franken verschuldet. Die überwiegende Mehrheit steht bei Eltern oder Freunden in der Kreide. Einen Konsumkredit haben nur we-

BILD: ISTOCKPHOTO

Sie sind jung, attraktiv und sie haben Träume: «Ich träume von unbeschwerten und sorglosen Ferien im sonnigen Süden», sinniert eine junge Frau mit Engelshaar und seligem Gesichtsausdruck. Ebenso entspannt wünscht sich ein junger Mann eine «Home-Cinema-Anlage», und eine fesche BrüSchulden sind keine Frage des sozialen Hintergrunds. nette möchte ein «schnittiges Cabrio». Und die Erfüllung der kostspieligen Wünsche ist nah: «Mit CREDIT-now oder LEASE-now gehen Ihre Träume in Erfüllung», nige aufgenommen. 100 Franken zurückzuzahlen, ist selbst für Schüler heisst es in der Werbung der Bank now. Merke: Träume kann man kaukein existenzielles Problem. Ein Ferienjob oder ein paar sparsame Wofen, selbst wenn man das Geld dazu erst in der Zukunft haben wird. chen und das Defizit ist beseitigt. Eine Minderheit hingegen gewöhnt Die Fachhochschule Nordwestschweiz untersucht seit einigen Jahsich im jugendlichen Alter an ein Verhalten, das direkt ins finanzielle ren den Umgang Jugendlicher und junger Erwachsener mit Geld – mit Desaster führt. Und laut Betreibungsämtern steigt ihre Zahl.

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Jobs» verdienen sie sich einen Zustupf. Die beiden Jungen arbeiten für Früh Schulden machen, spät Hilfe holen die Vermittlungsstelle selber, die beiden Mädchen lassen sich regelZum Beispiel jene junge Frau, nennen wir sie Anna, die als 20-Jährimässig für Putz- und Babysitting-Einsätze engagieren. Mit Schulden ge ihren ersten Kredit aufnahm. Damals wohnte sie noch bei ihren wollen sie nichts zu tun haben und selbst kleine Beiträge borgen sie Eltern. Mit 24 zog sie aus, schaffte sich Mobiliar an. Sie stockte ihren sich nur selten. Moritz fand es «ein Scheissgefühl», als er einmal einem Kredit auf, auch, um ein privates Darlehen zurückzuzahlen und SteuerKollegen 80 Franken für Skateboard-Achsen schuldete. Doch die Lust, schulden zu begleichen. Heute, mit 30, steht sie vor einem Finanzloch Geld auszugeben, auch in kleinen Dosen, die kennen sie gut. von 140 000 Franken, bei einem Monatslohn von 4100 Franken netto. Besser machte es Franziska Neuhaus, die vom Schweizer Fernsehen Die Mehrheit kommt klar – noch porträtiert wurde. Die KV-Lernende mit eigener Wohnung shoppte fleisDie vier Jugendlichen entsprechen der Mehrheit in der Studie der sig online und gab sich beim Ausgehen mit ihren Freundinnen spendaFachhochschule Nordwestschweiz. Diese habe ihre Finanzen im Griff, bel. Schnell wuchsen ihre Verbindlichkeiten auf 8000 Franken an. Auch schreiben die Autoren, und überbrücke Engpässe geschickt und versie verdrängte das Problem, öffnete die Post nicht mehr. Dann überantwortungsbewusst. Viele lernen als Jugendliche nicht nur, mit dem wand sie ihre Scham und tat, was viele nicht tun: Sie suchte professionelle Hilfe, als eine Sanierung noch möglich war. Inzwischen ausgelernt und in einem ReiDie 15- bis 20-Jährigen haben pro Jahr über zwei Milliarsebüro angestellt, zahlte sie monatlich rund den Franken zur Verfügung. 1000 Franken ab. Andrea Fuchs von der Schuldenberatung Aargau – Solothurn meint dazu: vorhandenen Geld zu haushalten, sondern auch, vernünftig Schulden «Viele, die Schulden machen, kommen erst fünf oder zehn Jahre später zu machen. So, dass man sie in der vereinbarten Zeit zurückzahlen auf die Beratungsstelle. Dann geht es aber nicht mehr um ein paar Taukann. Ähnlich werden sie es einige Jahre später tun, wenn sie sich ein send, sondern um 100 000 Franken. Es wäre wichtig, dass sich MenHaus kaufen oder sich mit einem Kredit selbstständig machen. schen mit Schulden frühzeitig auf einer Beratungsstelle melden, solanDie Studie differenziert die jungen Menschen nach ihrer Ausbildung, ge die Schulden noch in nützlicher Frist zurückgezahlt werden können und da zeigen sich deutliche Unterschiede: Gymnasiasten leihen sich und bevor es zu Betreibung und Pfändung kommt.» gegenseitig häufiger Geld und haben öfter Schulden unter hundert Es ist paradox: Dass die Jungen mehr Schulden haben als früher, Franken. Weniger häufig belehnen sich Diplomschülerinnen und -schüliegt auch daran, dass sie mehr Geld haben als die Generationen vor ihler sowie Lehrlinge untereinander. Die durchschnittliche Höhe des nen. Über zwei Milliarden Franken haben die 15- bis 20-Jährigen pro Schuldbetrags liegt bei ihnen schon bei mehreren Hundert Franken. Jahr zur Verfügung, wie einer Studie der Universität St. Gallen zu entDurchschnittlich am tiefsten im Minus stecken jene Jugendlichen, die nehmen ist. Um diese Kaufkraft buhlen diverse Wirtschaftszweige: ein arbeitsmarktliches Brückenangebot besuchen, da sie nach der oblivom Kommunikationsanbieter über Modehersteller bis zu Freizeit- und gatorischen Schulzeit keine Lehrstelle gefunden haben. Ferienveranstaltern. Sie bestärken die Jungen in einer Überzeugung, Die Studie betont, dass selbst von den Jugendlichen, die ein Brüfür die sie selber und ihre Eltern freilich ebenso verantwortlich sind: ckenangebot besuchen, die meisten haushälterisch mit ihrem Geld umWas Spass macht, kostet halt. Und nur, wer Geld ausgibt, gehört dazu. gehen. Schulden sind keine Frage des sozialen Hintergrunds, genauso Der verlockende Weg zum Glück heisst: «Konsumiere heute, bezahle wenig wie ein konsumorientierter Lebensstil und die Kopplung des morgen.» Selbstwertgefühls an den Besitz von Statussymbolen. Doch jene, deren Finanzen im jungen Erwachsenenalter aus dem Ruder laufen, stammen Kaufkräftig und heissbegehrt in der Mehrheit aus wenig begütertem Elternhaus. Sie sind schlicht weDie grössten Schuldenverursacher sind laut der Beratungsstelle niger krisenresistent. Der Verlust der Arbeitsstelle oder ein Unfall – und Plusminus: fehlende Finanzkompetenz, Konsum als Freizeitbeschäftischon wird die Rückzahlung zum Problem. gung, Gruppendruck, kompensatorischer Konsum und, quasi als Kombination von allem, die Kaufsucht. Die jüngeren Teenager überziehen Zweifelhafte Hilfe der Eltern ihr Budget vor allem mit den Handykosten, Mode- und ElektronikartiJugendliche nehmen selten Schuldenberatung in Anspruch, halten keln sowie beim Ausgehen. Bei den über 18-Jährigen kommen das Auto mehrere Schuldenberater fest. Auch Betreibungen sind unter 22 Jahren und die eigene Wohnung dazu. selten. Dann steigen die Zahlen stark an. Der Grund: Solange sie bei den «Man braucht Geld, um Spass zu haben», findet auch SekundarEltern wohnen, kommen oft sie für ihre Kinder auf oder intervenieren, schülerin Alexandra (15), die ihre 150 Franken Taschengeld für Mode wenn sich die Mahnungen häufen. Helfen sie ihnen bedingungslos aus und Ausgang aufbraucht. Wenn sie sich etwas nicht leisten kann, dann der Patsche, dann bereiten sie der weiteren Schuldenkarriere den Boden. hat sie Strategien, mit denen sie ihre Eltern dazu bringt, einen ExtraOft landen sie dann bei Bruno Crestani, Betreibungsbeamter in Zürich beitrag lockerzumachen. Ob sie auch mal auf einen Kauf verzichte? «Ja, (siehe Interview). Auf seine Initiative begannen die Betreibungsämter ich sehe oft schöne Schuhe, die ich mir nicht leisten kann. Das ist schader Stadt Zürich mit Schuldenpräventions-Programmen in Oberstufen de, aber eigentlich habe ich ja genug Schuhe.» Sie findet ihr Taschenund Berufsschulen. Viele weitere Initiativen versuchen den Teenagern geld ausreichend, und sie kann sich noch gar nicht vorstellen, was sie einen vernünftigen Umgang mit Geld beizubringen – kurz bevor es zu mit ihrem Lohn im ersten KV-Lehrjahr anfangen soll. FCZ-Fan Moritz spät ist. Denn mit 18 Jahren können sie Leasingverträge eingehen und (16) gibt seine 50 Franken Taschengeld und die 40 Franken, die er sich Kredite aufnehmen. Haben sie es bis dann nicht gelernt, besteht die Gemonatlich dazu verdient, für den Besuch der Heim- und Auswärtsspiefahr, dass sie es, statt von ihren Eltern und Lehrpersonen, von Betreile seines Vereins aus und sagt: «Ich habe eigentlich nie Geld, das gehört bungsbeamten und über den persönlichen Bankrott lernen. Ein Fehler, irgendwie zu mir.» Doch seine leeren Taschen sind selbst gewählt. Eifür den viele für den Rest ihres Lebens büssen. nen grossen Teil des Geburtstags- und Weihnachtsgelds zahlt er auf ein Sperrkonto ein. Die leidenschaftliche Shopperin und der FCZ-Anhänger sitzen zusammen mit der Gymnasiastin Hélène und dem Sekschüler Gabriel, beide 15-jährig, im Jugendladen der Offenen Jugendarbeit WollishofenLeimbach. Dank der dort angesiedelten Jugendjobbörse «Wolly Hood

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Knackpunkt Auszug

BILD: ZVG

Der Betreibungsbeamte Bruno Crestani spricht Klartext, locker und energisch zugleich. Menschen, die ihre Rechnungen nicht bezahlen, und Zürcher Schülerinnen und Schülern lernen ihn kennen. Ihnen legt er in drei Stunden dar, wie schnell ein Schuldenberg angehäuft ist, der sich ein Leben lang nicht mehr abtragen lässt. Die klassische Schuldnerbiografie beschreibt er so: «Früh Schulden machen, früh heiraten, früh Kinder haben und eine frühe Scheidung.»

INTERVIEW: STEFAN MICHEL

Herr Crestani, warum kämpfen ausgerechnet Sie als Betreibungsbeamter gegen das Schuldenmachen? Tatsächlich sind wir die einzigen, die etwas davon haben, wenn Menschen Schulden machen: nämlich Arbeit, gute Zahlen und Gebühren, die wir verrechnen können. Aber das kann es nicht sein, dass wir davon profitieren, wenn Junge sich ein Problem aufhalsen, aus dem sie ein Leben lang nicht mehr herauskommen. Wann und wie geraten Jugendliche und junge Erwachsene in die Schulden? Die Männerkarriere fängt mit dem Auto an. Die Leasingraten zahlen sie, bis wirklich nur noch die Nase aus dem Wasser schaut. Dafür zahlen sie keine Krankenkassenprämien und Steuern mehr. Allgemeiner kann man sagen: Wer auf zu grossem Fuss lebt und kein Budget macht. Früher musste man das Geld im Portemonnaie haben, bevor man es ausgeben konnte. Heute, mit all den Kundenkarten und Internetkäufen, wissen viele gar nicht mehr, wo sie überall offene Rechnungen haben. Wie schnell gerät die Situation ausser Kontrolle? Der Knackpunkt ist, wenn die Jungen von zu Hause ausziehen. Vorher wird vieles von den Eltern in Ordnung gebracht. Danach schaut niemand mehr und dann landen die jungen Erwachsenen bald bei uns.

den Eltern in der Rolle eines Bankomaten. Unsere traurige Erfahrung ist: Je tiefer die soziale Schicht der Eltern, desto mehr vergolden sie ihre Kinder. Eltern mit sicheren Jobs und gesundem Selbstvertrauen fällt es viel leichter, zu sagen: Mir ist es egal, ob Meiers und Müllers mehr Geld geben. Wir machen es genau so – ob es dir passt oder nicht. Wie reagieren die Schüler auf Sie und Ihre Fragen? Auf die Frage nach dem Taschengeld reagieren sie fast wie Erwachsene, die man nach ihrem Lohn fragt: Die wenigsten sprechen gerne darüber.

Mit Ihren Präventionsvorträgen richten Sie sich an Schüler. Fängt das Schuldenmachen da schon an? Wir glauben, dass ein Teil schon in der Schule «Wir würden es gescheit finden, wenn zu Hause mehr beginnt. Das fängt beim Taschengeld an, beim über Geld gesprochen würde.» Handy, dem lustvollen Shoppen. Wir würden es gescheit finden, wenn zu Hause mehr über Ausser dem Angeber, der hinausposaunt: Ich brauche 300 Stutz im MoGeld gesprochen würde. Wir stellen immer wieder fest, dass die Schünat. Wo ist das Problem? Ansonsten sind sie interessiert, stellen Fragen, ler keine Ahnung haben, wie viel das Leben kostet. Wir plädieren seit diskutieren mit. Die Lehrer staunen jeweils, dass uns ihre Klasse drei Jahren dafür, dass das Budgetieren in den Lehrplan integriert wird. Stunden lang aufmerksam zuhört. Unser Vorteil ist: Wir wissen genau, wovon wir sprechen. Welche Rolle spielen die Eltern? Die Eltern können durch das eigene Vorbild viel erreichen. Mit dem TaHaben Sie manchmal das Gefühl, diesen oder jenen Schüler treffe ich schengeld lernen die Jungen, mit Geld umzugehen. Und die Eltern müsspäter im Betreibungsamt wieder an? sen Konflikte aushalten. Ich habe selber zwei Kinder und weiss, wie Die Gefährdeten erkennt man. Aber ich glaube, dass beim einen oder schwer das manchmal ist. Wenn man immer gleich das Portemonnaie anderen etwas hängenbleibt. aufmacht, hat man schnell Ruhe, tut den Kindern aber keinen Gefallen. ■ Was erzählen die Schüler über ihre finanziellen Verhältnisse? Erschreckend ist, dass nur etwa ein Drittel ein regelmässiges Taschengeld erhält. Bei zwei Dritteln reicht das Spektrum von kein Geld bis zu SURPRISE 246/11

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Stadt-Land Im Dorf-Korsett Stadt und Land können nicht miteinander. Hüben wie drüben gedeihen Vorurteile und Ressentiments, denn eigentlich will man gar nichts voneinander wissen. Höchste Zeit genauer hinzuschauen. Ein Ausgezogener kehrt zurück in die alte Heimat. VON RETO ASCHWANDEN (TEXT) UND ANGEL SANCHEZ (BILDER)

Kaum hängt die Jacke über der Stuhllehne, steht die Serviertochter – so sagt man hier – am Tisch: «Sali zämä.» Das Menü sei Bratwurst an Zwiebelsauce mit Pommes Frites und Gemüse. Dazu Salat und Suppe. Zwei Mal. Am Nebentisch hockt stiernackig der Chef, vor sich eine Flasche Eichhof. Mit dem Rücken zu unserem Tisch hört er offensichtlich mit und manchmal grunzt er missbilligend, aber vielleicht ist das auch nur das Räuspern eines Rauchers. Das Essen kommt nach kaum drei Minuten, en Guete.

Nach der letzten Abstimmung ging es wieder einmal los: Die Kollegen jammerten und fluchten über die Engstirnigen und Ewiggestrigen in den Kuhkäffern. Meist begleitet von einem Seitenblick auf mich. Ich lebe in Zürich und das seit vielen Jahren. Aufgewachsen bin ich aber in Altdorf, Kanton Uri. Ich weiss, wie verbohrt sie auf dem Land über die Stadtmenschen reden. Ich habe auch die Arroganz der Städter gegenüber «den Bauern» erlebt. Und dann kenne ich Menschen, die nach ihrer Bei den Aussätzigen Ausbildung wieder in den Kanton Uri zurückgezogen sind. Diese Leute Neulich sei er an einer Versammlung gewesen, erzählt mein Gymigstimmen so wie meine Kollegen in der Stadt. Bloss leben sie als Minspänli. Es gebe Pläne für eine neue Umfahrungsstrasse, die Schächenderheit in einem konservativen Kuchen. Wie geht das? Ich beschloss, es spange. Dadurch würde die Kantonshauptstrasse entlastet, der Verkehr sei Zeit für einen Ausflug in die alte Heimat. von der Autobahnausfahrt an den Dörfern vorbei geleitet. Er schüttelt Bei den sporadischen Besuchen bei der Mutter steige ich jeweils beim den Kopf: «Die erste Wortmeldung ging so: Ich wohne an der geplanten Telldenkmal in Altdorf aus dem Bus der Auto AG Uri. Diesmal fahre ich Strasse. Die kommt mir nicht vors Haus. Dann kam der Zweite: Und ich weiter nach Schattdorf, denn als Altdorfer hält man seine Gemeinde – den Kantonshauptort – für einen Hort der Aufgeklärten, umzingelt von Granitgrinden. Auf Es ist egal, wohin der Schattdorfer seinen Blick richtet – der Hauptstrasse kommen uns Militärlastwaer fällt immer auf irgendeinen Berg. gen entgegen. Die Haltestellen werden ab Band angesagt, von einer Frauenstimme mit bin sein Nachbar – bei mir kommt die auch nicht hin!» Es soll alles so breitem Urner Dialekt. Dann zieht rechts das Dorfschild am Busfenster bleiben, wie es ist, auch wenn das nicht mehr lange gut gehen kann. Im vorbei: Es zeigt zwei Schwinger beim Hand-Shake. Daneben steht: Ort letzten Dorfblatt brach der Gemeindepräsident das Tabu der Gemeindeder Kraft. Als der Bus auf die Schächenbrücke fährt, öffnet sich der Blick fusionierung: «Eine sinnvolle Zusammenlegung der Urner Gemeinden aufs Dorf und seinen Hausberg, das Haldi, dessen Flanke ein beliebtes wird auf lange Sicht wohl unumgänglich sein.» Die Behörden haben MüWohngebiet für Eigenheimbesitzer ist. he, alle Ämter zu besetzen. Kein Wunder, wenn immer mehr Einwohner pendeln. Wer erst um sieben heim kommt, will nicht gleich wieder los Halt auf Verlangen zur Schulratssitzung oder einer Übung der freiwilligen Feuerwehr. Knapp 5000 Einwohner, sieben Prozent Ausländer, 71,3 Prozent So wie mein Kollege. Nach dem Studium an der ETH fand er in Nein zur Waffenschutz-Initiative: Schattdorf ist eine dieser Gemeinden Zürich Arbeit, hatte dort eine Wohnung und eine Freundin im Kanton fernab der Zentren. Sie liegt zwischen Altdorf und dem einstigen EisenUri. Und wie viele seiner Bekannten zog er zurück ins Reusstal, als die bahnerdorf Erstfeld. Im Osten setzen Felswände die Grenzen, im WestKinder kamen. Sein Arbeitsort ist nach wie vor Zürich, und damit ist er en Auto- und Eisenbahn. Und eigentlich ist es egal, wohin der Schattnicht der einzige in Schattdorf. Selbst der Gemeindepräsident sprach in dorfer seinen Blick richtet – er fällt immer auf irgendeinen Berg. der Lokalzeitung von einem Schlafdorf. Nicht, dass ihn das stören würDer Bus bremst, durch die Windschutzscheibe sieht man einen de: «Ich bin froh, dass bei uns nicht jedes Wochenende Party gefeiert Buben, der seinen Ball von der Strasse aufhebt. An der Haltestelle wird.» Wenn mein Kumpel ausgeht, dann nach Altdorf. Das ist zwar Schattdorf Drogerie hält der Bus einfach so. Wer beim Adlergarten auch keine Stadt, aber dort findet er doch ein, zwei Beizen mit Leuten aussteigen möchte, muss aber den Halteknopf drücken. Weil ich das deren Horizont über den Axen hinausreicht. Als Rückkehrer beteiligt er vergessen und erst im letzten Augenblick reagiert habe, schaut der sich nicht am Schattdorfer Dorfleben und er hat auch nicht den EinChauffeur stirnrunzelnd in den Rückspiegel. druck, dass das erwünscht wäre. Ein Kollege aus Gymizeiten wartet an der Haltestelle. Ja, hatte er geAusserhalb des Dorfs wurde vor drei Jahren das Shoppingcenter sagt, man könne zusammen zu Mittag essen. Und er würde schon etwas Tellpark aus einer Brache gestampft. Es gibt einen Eurospar, einen H&M über das Leben auf dem Dorf erzählen. Aber namentlich zitieren oder und den McOptik, «E Schwizer Idee». Nicht ganz so viel Swissness gar ein Bild im Heft, nein, das müsse nicht sein. Im Restaurant St. Gotherrscht im Apfelschuss Druckcenter: Die obligaten roten Shirts mit thard sitzen einige Arbeiter unter der tief hängenden Holzdecke in einer dem weissen Kreuz auf der Brust hängen weit hinten im Regal. Im Eindunklen Gaststube. Der Schulkollege lebt seit einigen Jahren in Schattgangsbereich dominiert der Lokalpatriotismus: «Ürneri» und «Ürner» dorf, eigentlich würde er lieber in Altdorf wohnen. Doch seine Familie steht auf T-Shirts in allen Farben, Formen und Grössen. Auf einmal braucht Platz, zwei Kinder, das dritte ist unterwegs, «und hier haben wir steht ein früherer Nachbar neben mir: «Was machst du denn hier?» Bei ein Haus zur Miete gefunden.» SURPRISE 246/11

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«Es gibt Clans, die sich abschotten» – Zugezogenen bleiben die Tore zur Dorfgemeinscharft verschlossen.

einem Kaffee Crème erzähle ich ihm, dass ich schon lange in Zürich lebe. Der Nachbar grinst: «Selber schuld, wenn du zu diesen Aussätzigen wohnen gehst.» Bloss ein Stück Autobahn Das kenne ich von früher: Ein bisschen Humor übers Ressentiment und schon erlaubt man sich jede Unverschämtheit. In den 80ern sah man öfter Kleber auf Strassenschildern und Laternenpfosten: «Juhui, ich bi kei Zürcher – Aktion saubere Innerschweiz». Die Ignoranz ist gegenseitig. In Zürich halten sie mich meines Dialekts wegen abwechselnd für einen Walliser oder einen Glarner. Besondere Freude machte mir mehrmals die Frage: «Aha, du bist Urner – und wo bist du ins Gymi?» So etwas gibt es tatsächlich bei uns und fliessend Wasser auch – kalt und warm. Diese Vorurteile entspringen nicht immer bösem Willen, sondern oft auch blosser Unkenntnis. Selbst die Redaktionskollegin fragt bei einem Telefonat während des Besuchs in Schattdorf, ob es viel Schnee habe. Schattdorf liegt auf 479 m.ü.M., gerade mal 70 Meter höher als Zürich. Die Städter stimmen in ihrer Mehrheit anders ab als der grössere Teil der Landbewohner. Doch ihre demonstrative Weltoffenheit ist eine selektive: Man hat ein Semester im Ausland studiert, danach ein paar Wochen lang Asien bereist und zieht demnächst für ein Projekt einige Monate nach Berlin. Den Kanton Uri kennen solche Leute nur von SkiWeekends und Osterstaus. Er ist für sie ein Stück Autobahn zwischen Seelisberg- und Axentunnel im Norden und dem Gotthardtunnel im Süden. Und ausserdem ein Profiteur des Finanzausgleichs. Mehr wollen sie gar nicht wissen. Im Zentrum von Schattdorf liegt die Bäckerei M. Herger, geöffnet ab fünf in der Früh, neben Halbweiss und Vollkorn gibt es auch ein Urner

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Brot, auf der Theke ein Stapel «Blick». Es wird auch «Stiär Biär» verkauft, ein Gerstensaft aus der lokalen Kleinbrauerei. Der Braumeister ist ein Deutscher aus Stuttgart «und liegt mit seinem schwäbischen Dialekt unserm Schweizerdeutsch gar nicht so fern», wie es auf der Homepage heisst. Ein Gaumenschmaus ist das «Stiär Biär» nicht, den Vergleich mit der Zürcher Szenenpfütze «Turbinenbräu» kann es allerdings locker aufnehmen. Zeit fürs Zvieri. Ein Ehepaar, Bekannte von früher, hat eingewilligt, über das Leben in Schattdorf zu sprechen. Ohne Name und Foto, den Kindern zuliebe. Im Prinzip hätten sie mit dem Dorf ja nicht viel zu tun, sagt der Mann, der weiter oben im Kanton aufgewachsen ist. «Ich hätte Freude an einem Restaurant, wo man auf einen Kaffee hingehen kann. Aber so etwas gibt es hier nicht. Wenn ich in den ‹Sternen› reinginge, dann würde ich komisch angeschaut. Grüezi sagen die nicht, aber geschaut, wer da hinhockt, das wird dann schon.» Nun trinkt man den Kaffee Crème halt daheim. Über die Kinder kommt man aber zwangsläufig in Kontakt mit anderen Familien. Der Bub spielt im Fussballklub und hat es nicht immer einfach. «Im FC spielt es eine grosse Rolle, wenn schon der Vater auf dem Platz gestanden hat. Die Leistungen von solchen Kindern werden anders beurteilt und gefördert als bei einem Zugezogenen», sagt die Frau. Rund um den Fussballplatz werden die dörflichen Strukturen sichtbar. Auf dem Feld spielen Alteingesessene, Auswärtige und Ausländer gemeinsam im selben Dress. Hinter den Werbebanden herrscht Separation. Ausländerfamilien, Zugezogene und Eingeborene bleiben je unter sich. Das Klublokal ist fest in Ur-Schattdorfer Händen. «Die Leute am Wurststand sind nett, aber so richtig dazu gehören wir nicht», sagt der Mann. «Es gibt Clans, die sich abschotten», sagt die Frau. «Wenn man sich ein Inselchen geschaffen hat, wo es schön ist, muss man ja nicht noch SURPRISE 246/11


Problemen in die Tötung ihres ungeborenen Kindes einwilligen müsweitere Leute an Bord holen.» Das macht es schwierig, Beziehungen zu sten.» Nach wenigen hundert Metern mündet die Dorfbach- in die knüpfen. Auf dem Spielplatz oder im Fussballklub bleibt alles sehr oberGotthardstrasse, die zur Schächenbrücke führt. Linkerhand verschanflächlich, die alteingesessenen Schattdorferinnen stehen zusammen und schirmen sich ab. «Zwischen mir und ihnen prallen Welten aufeinander. Ich bin in der Für Städter ist der Kanton Uri ein Stück Autobahn vor dem Stadt aufgewachsen und rede einen anderen Gotthardtunnel – und ein Profiteur des Finanzausgleichs. Dialekt», sagt die Frau. «Zudem arbeite ich und entspreche damit überhaupt nicht dem Urner zen sich Einfamilienhäuser hinter mehr als mannshohen SchallschutzHausfrauenbild. Ich bin überzeugt, dass hier viele Frauen gern anders mauern. Rechts liegen Bierbüchsen und Pet-Flaschen im Weideland. In leben möchten und würden, aber eben: Wie kommt das an bei den der Gabelung zwischen Dorf- und Gotthardstrasse steht die CrivellikaNachbarn, im Dorf? Hier schaut jeder ganz genau, was der andere pelle. Die Tür ist abgeschlossen. Dafür hat es neben der Eingangstür eimacht.» Und so verwandeln sich eigene Frustrationen in Neid und Missnen Aschenbecher und im Torbogen hängt eine Videokamera. Eine Zeitmut gegenüber jenen, die sich ihre Freiheit nehmen. Wer nicht aus seilang lungerten hier Jugendliche herum, die sich in der Coop-Haltestelle nem Korsett ausbrechen kann, erklärt es zum Konzept: So machen wir auf der anderen Strassenseite mit Alkohol eindeckten und eine Sauerei das, so ist es richtig und etwas anderes wollen wir nicht. hinterliessen, so erzählte es mein Schulkollege beim Mittagessen. Seit Diese Haltung wird von einer Generation an die nächste weitergeben. die Kamera installiert wurde, hat es aber gebessert. Ihre Kinder seien beim Spielen öfter ausgelacht worden, weil sie keinen Der Bus bringt mich nach Flüelen zum Bahnhof, wo der Schnellzug lupenreinen Urner Dialekt sprechen, erzählt der Mann. Richtig und nach Zürich hält. Mit dem Buschauffeur habe ich vor vielen Jahren Falsch werden über die Sprache vermittelt. «Unsere Tochter hat das während eines Ferienjobs drei Wochen zusammengearbeitet. Als ich übernommen, neulich fragte sie ihre Mutter: Warum sagst du Chees und schon fast ausgestiegen bin, ruft er mir nach: «Sagst einen Gruss in nicht Chäs?» «Leben und leben lassen», sagt die Frau. Wirklich integriert Zürich draussen.» ist die Familie nicht und will es auch gar nicht sein. Die Frau sagt: «Wir ■ haben unser Haus, die Kinder gehen hier zur Schule, aber wir beteiligen uns nicht am gesellschaftlichen und kulturellen Leben.» Zum Abschied ein Spaziergang entlang der Dorfbachstrasse am Rand einer grossen, unbebauten Landfläche, wo eigentlich der Dorfkern sein könnte. Hier liegt das Haus Magdalena, eine christlich therapeutische Wohn- und Arbeitsgemeinschaft für Jungmütter in schwierigen Lebenssituationen sowie «Schwangere, die sonst als einzigen Ausweg aus ihren

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BILD: ISTOCKPHOTO

Karriere Gescheiter scheitern Schön, stark, erfolgreich: Das ist das Persönlichkeitsprofil, nach dem unsere Gesellschaft, in der wir alle unseres Glückes Schmied sind, tickt. Wers nicht packt, ist gescheitert. Höchste Zeit, darüber zu reden.

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VON JULIA KONSTANTINIDIS

Zuerst ist da diese Idee. Dann werden Pläne geschmiedet, und danach wird das Vorhaben in die Tat umgesetzt. Vorsichtige Gemüter überprüfen allerdings ihre Pläne, und wenn sie als zu unsicher befunden werden, begräbt man sie, vielleicht mitsamt der Idee. «Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern», soll Henry Ford einmal gesagt haben. Der Gründer der Ford-Automarke gehörte zu jenen Personen, die mit einer Idee lieber scheitern, als es gar nicht erst zu versuchen. Obwohl er nicht unumstritten war, hatte er Erfolg und wurde zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Manchmal braucht es aber gar keine grosse Idee, um zu scheitern: Die verpatzte Abschlussprüfung, die Trennung von Frau und Kind oder der Verlust des Arbeitsplatzes können Menschen dazu bringen, sich als gescheitert zu bezeichnen. Zum Beispiel Andreas T. Er war gestandener Filialleiter einer Bank, als ihm wegen Umstrukturierungen die Stelle gekündigt wurde. Der 54Jährige stand plötzlich ohne Job da – in einem Alter, in dem es nicht mehr so einfach ist, ei«Scheitern ne neue Stelle zu finden. Andreas T. hatte seine Arbeit gerne gemacht und war davon ausgegangen, dass er den Posten bis zu seiner Pensionierung behalten würde. Dass er dieses Ziel nun nicht erreichte, war für ihn ein Zeichen seines Scheiterns: Er, der so erfolgreich war, musste seiner Familie und seinen Freunden erzählen, dass man ihn auf die Strasse gestellt hat. Nebst der Frustration, die er deswegen empfand, beschlich ihn auch ein Schamgefühl: Übers Versagen spricht man nicht, erst recht nicht, wenn die Freunde allesamt fest im Berufsleben stehen und die Familie auf das existenzsichernde Einkommen angewiesen ist. Scheitern, selbst gewählt Hätte Andreas T. Claudia M. von seinen Gefühlen erzählt, hätte diese sie vielleicht nachvollziehen können, obwohl die 38-jährige Pflegefachfrau ganz andere Sorgen hat: Das Spital, in dem sie angestellt ist, will sie partout nicht zur Stationsleiterin befördern. Claudia M. plagen die Selbstzweifel, sie begreift nicht, weshalb es mit ihrer Karriere nicht vorwärts geht. Sie sieht ihre Laufbahn in einer Sackgasse enden und kann das Gefühl des Scheiterns nach zweijährigem Hoffen auf die Beförderung nicht mehr verbergen. «Was als Scheitern wahrgenommen wird, ist sehr individuell und hängt davon ab, welche Erwartungen jemand an sich selber hat und welche Ziele er sich gesetzt hat», erklärt der Laufbahnberater Michael F. Gschwind. Zu ihm kommt, wer angesichts des Scheiterns nicht einfach den Kopf in den Sand stecken will. Oft merke man den Leuten anfangs gar nichts an: «Sie haben eine Leere in sich und erst allmählich erwachen die Gefühle.» Wut auf die anderen zum Beispiel, was laut Gschwind vorübergehend gar nicht das Schlechteste ist: «Die Enttäuschung wendet sich nach aussen, während Frustration und Selbstzweifel sich nach innen richten. Man fällt in ein Loch, in einen depressiven Zustand, da ist es schwierig, wieder herauszukommen.» Die Abwärtsspirale kann dann schnell nach unten drehen, weiss Gschwind. Dann kann auch der Laufbahnberater nicht mehr viel ausrichten. Vielleicht sei dann eher eine Therapie angebracht, so Gschwind. Die Gefühle, die bei Gescheiterten vorherrschen, kennen wir alle: Scham, Traurigkeit, Peinlichkeit, Enttäuschung, Angst. Was alles pasSURPRISE 246/11

sieren muss, damit ein Mensch nach einer Niederlage am Boden liegenbleibt, ist sehr unterschiedlich und hängt von der Persönlichkeit ab. Wird ein Gescheiterter von seinen Gefühlen übermannt, kann sein bisheriges Leben in seine Einzelteile zerbrechen: Es läuft nicht mehr bei der Arbeit, er zieht sich vom sozialen Umfeld zurück, isoliert sich sowohl innerlich wie äusserlich. Scheitern, selbst gemacht Was wir als Grund des Scheiterns taxieren, hängt damit zusammen, wie wir geprägt sind, an welchen Werten wir uns orientieren. Sind es die gängigen, in unseren Breitengraden gerade angesagten neoliberalen Werte, stecken Gescheiterte bald in einem Dilemma: In unserer Gesellschaft, in der wir scheinbar alles selber bestimmen können, ist es schwierig, ein Scheitern einzugestehen – weil wir selber daran schuld sind, denn wir halten unser Glück in den eigenen Händen. Und auch der Imperativ, eine Prüfung bestehen, ein Projekt erfolgreich durchführen oder eine Familie glücklich machen zu müssen – weil man sich das

soll in den Lebenslauf einbezogen werden.» ja selbst ausgesucht hat –, erhöht die Chance, daran zu scheitern, um ein Vielfaches. Und es passiert uns auch immer wieder – je älter wir werden und je mehr wir anpacken, desto öfter. Wie also mit dem Scheitern umgehen, ohne daran zu verzweifeln? In der leistungsorientierten Arbeitswelt macht der Laufbahnberater Michael F. Gschwind gerne den Vergleich mit dem Hochleistungssportler: «Ein gescheiterter Sportler muss sich fragen, ob er seine Ziele zu hoch gesteckt hat, ob er vielleicht von einem falschen Umfeld umgeben ist, ob das Material das richtige ist.» Einen Schritt zurück zu machen, sich bewusst werden, welche Erwartungen man an sich selber hat – und dass man diese nicht erfüllen kann, weil sie vielleicht zu hoch sind, kann schon viel bewirken. Wie bei einem Sportler soll das Scheitern in den Lebenslauf einbezogen werden, findet Laufbahnberater Gschwind und wünscht sich einen etwas sportlicheren Umgang mit Nicht-Erreichtem: «So wie bei Sportlern Niederlagen ins Palmarès gehören.» Scheitern, selbst überwunden Umfeldabklärungen hin, Zielvorlagen her, das grösste Risiko für ein Scheitern ist oft die eigene Angst vor dem Scheitern, das erlebt Michael F. Gschwind immer wieder. «Oft sind wahnsinnig tolle und realistische Ideen da, was jemand aus seiner Situation machen könnte. Aber man wagt sich nicht sie umzusetzen – aus Angst, dabei zu scheitern und das Umfeld zu enttäuschen», sagt Gschwind. Um Zweifel oder Ängste – die anderer oder eigene – angesichts des Scheiterns zu zerstreuen, muss man darüber reden: «Ein gutes Umfeld hilft sehr. Leute, die zuhören und mitdenken, können unter Umständen einen ähnlichen Prozess der Umdeutung des Scheiterns ins Positive in Gang bringen, wie ich das in einer Beratung tue», meint Gschwind. So abgedroschen es klingt, so wahr ist es einmal mehr: Darüber reden hilft. ■

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BILD: GUIDO SÜESS

Wörter von Pörtner Komputerkaffeehauskultur Diese Kolumne wurde in einem Kaffeehaus in San Francisco verfasst. Das ist vielleicht für die Leser nur bedingt interessant, aber schön für mich. Warum einem eine Stadt am Herzen liegt und einen immer wieder anlockt, ist mitunter schwer zu definieren. Die viel gepriesenen Sehenswürdigkeiten sind praktisch überall innert weniger Tage abgeklappert und oft nicht einmal besonders sehenswert, geschweige den würdevoll. Wegen des Wetters geht man auch nicht in Städte, schon gar nicht nach San Francisco, wo es oft kalt und regnerisch ist, während meines Aufenthalts fiel das erste Mal in 26 Jahren Schnee. Mitunter sind es Museen, Restaurant, Theater und Konzerte, die locken. Ich habe hier ein Bluegrassfestival besucht, bei dem erstaunlich urbane junge Menschen erstaunlich gut gespielt haben, und bin ein

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paar Mal ins Kino gegangen. Schön ist es, wenn man ein Velo hat, mit dem man unter fadenscheinigen Gründen die Stadt durchqueren kann, und eine Bleibe, in der man selber kochen und ungestört herumlümmeln kann. Was aber in San Franciscos besonders gefällt, sind die Komputerkaffeehäuser. Davon gibt es eine Unmenge, für jeden Geschmack etwas. Alle haben Wifi und in jedem sitzen Menschen vor ihren Komputern. Apfel (etwa 80 Prozent) oder Dell. Die Komputerkaffeehauskultur hat auf den ersten Blick etwas Befremdendes, all die Menschen, die einsam vor ihren Bildschirmen sitzen, oft mit aufgesetzten Kopfhörern. Unserer Definition von geselligem Beisammensein entspricht das kaum. Es treffen sich zwar Leute in den Kaffeehäusern oder kommen zu zweit. Doch die meisten sind nicht zum Zeitvertreib da, sondern um zu lesen, lernen, schreiben, mailen, programmieren. Einmal bin ich ohne elektronisches Gerät in einem Kaffeehaus gesessen, nicht mal ein Buch oder eine Zeitung hatte ich dabei, und kam mir dann unter all den geschäftigen Menschen vor wie ein halber Zenmeister. Denn hier ist das Kaffeehaus das Arbeitszimmer und mit unzähligen Stromschienen ausgerüstet. Die Leute bleiben stundenlang. Oft hinter demselben Getränk. Während man bei uns mit einer Konsumation ein Duldungsrecht von rund 20 Minuten erwirbt, beträgt dieses hier bis zu fünf Stunden.

Es arbeitet sich auch gut in diesen Lokalen. Die konzentrierte Atmosphäre, die durch kommende und gehende Kundschaft, mit oder ohne Yoga-Matte, aufgelockert wird, ist inspirierend und die Stunden fliegen dahin, die vorgenommene Arbeit kommt so gut voran, dass getrost früh Feierabend gemacht werden kann. Wie das System funktioniert, ist mir nicht ganz klar. Die Mieten in dieser Stadt sind noch höher als in Zürich, die Löhne eher tiefer. Das erklärt zwar, warum die Leute so viel Zeit in Cafés verbringen, weil der Wohnort entweder eng oder weit entfernt ist, nicht aber, wie die Kaffehäuser alle überleben. Zumal ein Espresso einen Dollar fünfzig kostet. Natürlich versuche ich nach Kräften, zu ihrem Überleben beizutragen und hole stündlich Kaffee und eine Unmenge von Cakes und Cookies. Noch lieber allerdings würde ich eines der Lokale mit nach Hause nehmen, denn ich fürchte schon um Inspiration und Arbeitsmoral, wenn ich zu Hause wieder allein in meinem Büro sitzen werde.

STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 246/11


Pop Auf schmalem Grat Als Moderatorin von «Inas Nacht» wurde sie zum Liebling der Kulturteil-Leser. Als Sängerin erobert Ina Müller die Charts und die Klatschhefte. Nun balanciert die 45-jährige Deutsche zwischen Offenheit, Witz und Zurückhaltung bei Fragen nach ihrem Liebesleben.

Direkt, laut und lustig – diese Qualitäten machten Ina Müller populär. Wer unvorbereitet in ihre Sendung «Inas Nacht» reinzappt, ist entweder geschockt oder hingerissen vom fröhlichen Durcheinander von Gesang, Gesprächen und Gerstensaft in der Enge einer Hamburger Kneipe. Im Telefoninterview behauptet Müller kokett: «Ich weiss gar nicht, wer das guckt. Ich sehe ja nur die Leute im Lokal.» Die Kritiker lieben die Sendung: Von 2008 bis 2010 erhielt die Norddeutsche hintereinander Fernseh-, Comedy- und Grimmepreis. Der Ritterschlag folgt am 24. März, wenn Ina Müller die Verleihung des deutschen Musikpreises «Echo» moderiert. Als Sängerin hatte sie ihren Durchbruch 2006 mit dem Album «Weiblich, ledig, 40». Ina Müller singt über das Liebesleben einer Frau in den mittleren Jahren und trifft dabei den Geschmack breiter Schichten. In der Schweiz spielt die 45-Jährige bislang vor einem überschaubaren Publikum aus Pärchen und Deutschpop-Fans. In der Heimat aber stieg das neue Album «Das wär dein Lied gewesen» auf Platz zwei in die Charts ein. Gezügelt geht Müller trotz Breitenwirkung aber nicht zur Sache. Im Titelstück lässt sie einen Verflossenen wissen, sie habe ihm ein Stück schreiben wollen, «doch du reichst nicht mal für zweieinhalb Zeilen». Ein klassischer Fall von «Songwriters Rache», das Nachtreten gegen ehemalige Liebhaber in Liedform. «Dadurch bleibt ein Stück emotional nah an einem dran», erklärt Müller. Ausserdem helfe es beim Verarbeiten: «Andere Leute machen Sport, um Liebeskummer zu bekämpfen, ich schreibe Songtexte. Also habe ich mir was einfallen lassen: die grösste, ultimative Gemeinheit.» Müller lacht, dem Angesprochenen war weniger danach: «Ich habe ihn angeschrieben, aber er hat sich nicht gemeldet. Ich glaube, der ist beleidigt, aber so wars ja auch gedacht.» «Für S.» steht hinter diesem Stück in Klammern und auch alle andern Songtitel enthalten eine Widmung. Müller hat sämtliche Lieder mit Bezug auf Menschen um sie herum geschrieben, «deshalb fand ich die Widmungen eine schöne, originelle Idee, denn das machts noch persönlicher.» Andere Sänger halten ihre Texte lieber abstrakt, weil sie später auf Tour nicht Abend für Abend real erlittenen Liebeskummer zelebrieren möchten. Müller ist da anders: «Ich reisse beim Singen dieser Lieder nicht jedes Mal wieder alte Wunden auf, sondern freue mich: Was hast du damals gelitten, aber jetzt hast du es doch überwunden.» Anstrengend findet sie hingegen ihre öffentliche Rolle. Denn auch wenn die quirlige, spontane Art ihr Markenzeichen ist, in ihrer Selbstwahrnehmung kontrolliert sich Müller vor Presse und Publikum: «Wenn eine Aussage missverstanden wird – das bleibt dann 20 Jahre im Internet stehen.» Auf ein Thema reagiert Müller besonders empfindlich: «Ich steh nicht auf jüngere Männer», ruft sie, bevor die entsprechende Frage zu Ende formuliert wurde: «Ich bin zwar mit einem Jüngeren zusammen, aber der könnte gern auch älter sein.» Selber schuld: Das Stück «Mit Mitte 20» auf dem neuen Album erzählt vom Bemuttern eines junSURPRISE 246/11

BILD: MATHIAS BOTHOR

VON RETO ASCHWANDEN

Bloss nicht nach jüngeren Männern fragen – Ina Müller.

gen Liebhabers («Das grad im Bett, das hast du gut gemacht»), aber wahrscheinlich werden nicht alle die Ironie dahinter verstehen. Vor allem, weil Müller mittlerweile auch in Klatschheften wie «Gala» und «Neue Post» präsent ist. Was hat sie denn dort zu suchen? «Es gibt einen Deal mit meiner Plattenfirma, und wenn ich ein neues Album veröffentliche, muss ich mit allen Zeitschriften reden, die ein Interview möchten», erklärt sie genervt: «Ich finde es gemein, zu sagen, ein Interview für die ‹Neue Post› ist uncool, eins für die ‹Süddeutsche Zeitung› hingegen cool.» Ina Müller weiss, dass sie gerade eine Gratwanderung absolviert: hier «die coolen Leute», die ihre Sendung lieben, weil da die Stars der Indieszene auftreten, dort die Klatschpresse und die Niederungen des Schlagergeschäfts. Festlegen lassen will sich Ina Müller aber nicht. «Die 60Jährigen hören ja nicht nur Volksmusik, die kennen auch die Beatles und die Stones. Und vielleicht bald auch Ina Müller.» ■ Ina Müller: «Das wär dein Lied gewesen» (Sony).

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Kulturtipps

David McCandless verwandelt noch das unmöglichste Thema in Lesergrafiken. Ein Paar wie Ike und Tina: Phil und Jesse.

Buch Rettungsinseln in der Datenflut

Rock Aus der Kuschelecke gedrängt

Fakten, Zahlen, Informationen – Tag für Tag werden wir damit zugemüllt. Ein Buch macht daraus Bilder, die Überblick schaffen und bestens unterhalten.

Jesse Sykes & The Sweet Hereafter vollziehen auf ihrem vierten Album «Marble Son» eine kleine Kehrtwende. Statt bluesiger Americana gibts nun Psychedelisches. Vom Feinsten.

VON CHRISTOPHER ZIMMER

VON MICHAEL GASSER

David McCandless ist Journalist und Informationsdesigner, unter anderem beim «Guardian» und dem Magazin «Wired». Die Berge von Daten und Fakten, Zahlen und Informationen, in, mit und von denen wir leben, sind sein Business und täglich Brot. Kein Wunder also, dass er da Überblick schaffen wollte, um «in der Informationsflut nicht unterzugehen». Allerdings musste er sich auch fragen: Kann ein Buch voller Diagramme, Karten und Grafiken spannend und lesbar sein? Und witzig? Sicher nicht, wenn es nur aus den üblichen Statistiksäulen und Prozentkuchen oder den Fieberkurven und Zickzacklinien der Börsenkurse, Wirtschaftskrisen und Politbarometer besteht. Also hat McCandless experimentiert, auf der Suche nach neuen Methoden, um «spannende Fakten und komplizierte Zusammenhänge ins Bild zu setzen» – was ihm auch bestens gelungen ist. In zwölf Themenbereiche hat er unterteilt, was ihm interessant erschien und worauf er selber gerne Antworten hätte. Und das ist wahrhaft vielfältig: Kreationismus kontra Evolutionstheorie, Weltorganisationen versus Verschwörungsszenarien, viel Ökologie von CO2-Ausstoss und bedrohten Arten über Peak Oil bis zur neuen Sintflut steigender Meeresspiegel, Esoterik und Psychologie, reichlich Internet und Co., aber auch Rezepte für Cocktails und gegen den Kater danach, Anleitungen, wie viel Milch in welchen Kaffee gehört, Infos zum Rein und Raus von Kalorien, zu Barttypen, Sex, Ehe und Trennungsgründen, Drogen und Alternativmedizin oder Hollywoods Tops und Flops … Es scheint fast, als wäre ihm nichts zu gross oder zu ausgefallen, um nicht in immer neuen und anderen Bildkonzepten dargestellt werden zu können. Die Resultate sind spannend, laden zum Blättern und Schmökern ein und sicher auch zum Darüber-Reden, Miteinander-Streiten und Sich-Austauschen. Was uns McCandless da bietet, ist eine Kartensammlung in der weiten Welt «des nützlichen und unnützen Wissens». Und das ist, dank seiner gestalterischen Gewitztheit, ein klug in farben- und formenreiche Schönheit verpacktes Wissen. Ein Schlaraffenland fürs Auge und – für alle, denen das Faktenwasser bis zum Hals steht – ein Carepaket, gefüllt mit «Rettungsinseln in der Datenflut».

8 Minuten 23 Sekunden sind in der Popmusik eine halbe Ewigkeit. Was Jesse Sykes nicht davon abhält, ihre neue CD «Marble Son» mit einem Song in genau dieser Länge zu eröffnen. «Um unser Album zu verstehen, muss man sich darauf einlassen, sich dazu bekennen. Sonst lässt man es besser gleich bleiben», erklärt Sykes im Gespräch. Weshalb das Pièce de résistance gleich zu Beginn kommt: «Hushed by Devotion». Das Lied markiert auch einen kleinen Wendepunkt in der Karriere der Amerikaner. Früher war in ihrem Schaffen häufig die Ruhe vor dem Sturm zu spüren, nun hat dieser zu tosen begonnen: Die Gitarren wettern elegisch, die Orgel köchelt und Sykes singt wie eine Getriebene. «Marble Son» wendet sich nicht so sehr von der früher deutlich hörbaren Americana ab, als vielmehr dem San-Francisco-Sound der späten 60er-Jahre zu. Die Mischung ergebe Sinn, sei es doch jene Art Musik, für die sie und ihre Band sich am meisten interessieren würden, betont die bekennende Internet-Verachterin und verweist auf Hippiebands wie Grateful Dead. «Schon als Kind habe ich mir gewünscht, 40 Jahre früher gelebt zu haben.» Geschuldet mag der neue Sound nicht zuletzt der Tatsache sein, dass Jesse Sykes & The Sweet Hereafter in den USA seit geraumer Zeit mit Formationen wie den ebenso psychedelischen wie harten Black Mountain touren. Was die Sängerin mit der Stimme, die von Reife, Wärme und Traurigkeit kündet, nicht in Abrede stellt. «Das hat uns schon aus unserer Kuschelecke gedrängt.» Die Zusammenarbeit mit ihrem Gitarristen und früheren Lebenspartner Phil Wandscher sei wiederum keine einfache gewesen, dafür eine herausfordernde und kreative. «Wir sind wohl ein bisschen wie Ike & Tina Turner.» Sprich: eine turbulente Mischung. «Marble Son», das vierte gemeinsame Werk, sei unter schwierigen Umständen zustande gekommen. «Wir trennten uns, Phils Vater starb, ein Freund beging Selbstmord, ein anderer hats versucht.» Was erklärt, weshalb die Grundstimmung der Platte alles andere als fröhlich ist, dafür rau, intensiv und verletzlich. Sie sei, so Sykes, nicht Musikerin geworden, um aufgestellte Liedchen zu trällern. «Als Künstlerin geht es mir darum, Schmerzendes in einen Song verwandeln können.»

David McCandless: Das Bilderbuch des nützlichen und unnützen Wissens.

Jesse Sykes & The Sweet Hereafter: «Marble Son» (Fargo/Irascible).

Knaus 2010. CHF 38.90.

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Der Rentner mit den Untertassen: Erwin Mürner.

Kino Planet Mürner Erwin Mürner lebt in seinem eigenen Film. Der Schweizer Rentner glaubt an Lebewesen in fernen Galaxien. Ein Dokfilm begleitet ihn beim Versuch, selbst einen Science-Fiction-Streifen zu drehen. VON SARAH STÄHLI

Der grösste Traum des Rentners Erwin Mürner ist die Realisation eines Science-Fiction-Films. Der junge Winterthurer Filmemacher Jonas Meier, der zuletzt mit seinen Musikvideos für die Band Rusconi für Aufsehen gesorgt hat, begleitete Mürner bei seiner leidenschaftlichen Mission. «Ich fühle mich von jeglicher Art von Abweichung aus dem Gleichtakt der gesellschaftlichen Zwänge angezogen», beschreibt Meier seine Faszination für den skurrilen Herrn Mürner. Der österreichische Regisseur Ulrich Seidl («Hundstage») stand offensichtlich Pate bei diesem grandiosen Porträt, in dem Meier gekonnt die Grenzen zwischen Dokumentation und Inszenierung verwischt. Die Vorbereitungen für den UFO-Film aus dem Hause Mürner laufen auf Hochtouren: Das Drehbuch ist geschrieben, die grünen Umhänge für den Ausserirdischen im Do-It-Yourself-Laden gekauft, die perfekte Location gefunden. Nur steht Mürner leider mit seiner Begeisterung ziemlich alleine da. Wer soll den Ausserirdischen spielen? Wer bedient die Kamera? Die Darsteller trommelt er – ohne grossen Erfolg – auf der Strasse zusammen, und am wenigsten versteht die ganze Aufregung Sonja Mürner, die Ehefrau. Für ihren Mann scheint sie beizeiten die grösste Ausserirdische zu sein. Doch eigentlich möchte sie nur, dass Erwin zuerst einmal sein Büro mit den bedrohlich hohen Zeitungsstapel aufräumt – O-Ton Mürner: «Ich interessiere mich halt für fast alles» –, bevor er sein Filmprojekt in Angriff nimmt. Er nennt das ausufernde Chaos auf seinem Schreibtisch liebevoll «Filmkulisse» und lobt die Fantasie als überlebensnotwendiges Gut. Als die Zeitungsberge in der Kehrrichtverbrennungsanlage versenkt sind, holt sich der rüstige Rentner einen Computer ins Haus und entdeckt schon bald die unglaublich echt wirkenden UFO-Filmchen auf YouTube. Er hatte also doch Recht. Der eigensinnige Hobby-Philosoph ist ein grossartiger Protagonist und Meiers Film voller Situationskomik – eine liebevolle Hommage an einen Spinner im besten Sinne, der hartnäckig an seiner Vision festhält.

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www.bauernschlau.ch, Hof, Web, Kultur

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Axpo Holding AG, Zürich

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AnyWeb AG, Zürich

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Niederer, Kraft und Frey, Zürich

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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Knackeboul Entertainment, Bern

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Locher Schwittay Gebäudetechnik GmbH, Basel

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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Lions Club Zürich-Seefeld

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TYDAC AG, Bern

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bewegstatt.ch, Janine Holenstein, Frauenfeld

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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D. Heer Geigenbau, Winterthur

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KIBAG Kies und Beton

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Weblotion Webagentur, Zürich

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OEKOLADEN Theaterpassage, Basel

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commilfo Isabelle Wanner, Baden

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atelier111.ch, Basel

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Zürcher Kantonalbank, Zürich

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Philip Maloney, Privatdetektiv

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Brother (Schweiz) AG, Baden

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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IBZ Industrie AG, Adliswil

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

«Mürners Universum», ab 24. März im Kino.

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Ausgehtipps

Im LoLa gibts Nachschub für Leseratten.

Metalkrieger in heavy Leder – Manowar.

Basel Nachschub-Lesestoff

Basel Schlachtgesänge an der Birs

Nach dem Wochenend-Putz und –Einkauf endlich mit einem guten Buch aufs Sofa fläzen und das Weekend «verlesen»: eine traumhafte Vorstellung. Doch manchmal scheitert das Unternehmen schon vor dem Büchergestell. Denn dort stehen nur die zerfledderten Krimis, die schon dreimal gelesen sind – oder aber diejenigen Wälzer, mit denen man auch beim fünften Anlauf nicht warm wird … Neues soll her, doch dafür muss Platz geschafft werden. Bücher einfach ins Altpapier zu geben, geht aber gar nicht. Sie gegen andere eintauschen, das geht jedoch, sehr gut sogar. Am Freitag zum Büchertausch ins LoLa und das Wochenende ist gerettet! (juk)

Heavy Metal ist in den Augen vieler Stadtmenschen die Musik der Hinterwälder, die sich in Aggloschuppen wie dem Z7 in Pratteln zusammenrotten. Doch nun ziehen die Manowar gen St. Jakob an der Birs in Basel-Stadt. Ein geschichtsträchtiger Ort: Einst siedelten hier die Aussätzigen und ebenda wurden die tapferen, aber zahlenmässig unterlegenen Eidgenossen 1444 von den Armagnaken massakriert. Das dürfte Manowar gefallen, schliesslich singen sie am liebsten von Schlachten und spielen lauter als Stalinorgeln. Basser Joey De Maio sagt gerne Sachen wie: «I’m prepared to die for metal. Are you?» Das wirkt zwar ziemlich lächerlich, doch die frühen Alben des US-Quartetts sind unanfechtbare Meisterwerke. Das Debüt «Battle Hymns» haben Manowar unlängst neu eingespielt. Nun werden die Schlachtgesänge integral aufgeführt. Und wir holen Hellebarde und Saubanner raus. (ash)

Büchertausch, jeweils am Freitagnachmittag von 14 bis 17 Uhr, ausgenommen in den Schulferien. Nächster Termin: Fr, 25. März, Quartiertreffpunkt St. Johann – LoLa, Lothringerstr. 63, Basel.

Fr, 25. März, 19 Uhr, St. Jakob Halle, Basel.

«Nicht mehr schweigen ! Solidarität !» Der Volksaufstand im Maghreb braucht unsere Unterstützung.

Winterthur Bauen wie in Finnland

BILD: ANSSI LASSILA: KÄRSÄMÄKI CHURCH

Anzeige:

Holz als Baumaterial spielt in Finnland traditionellerweise eine grössere Rolle als in der Schweiz; hier sieht man Holzbauten allenfalls auf dem Land. Wie modern zukunftsgerichtetes Bauen in Holz sein kann, das klimatischen und wirtschaftlichen Kriterien sowie zeitgenössischen Bedürfnissen gerecht wird, zeigt eine vom finnischen Architekten Kimmo Kuismanen konzipierte Ausstellung: Zu sehen gibt es Beispiele nordischer Bau- und Wohnkultur, im Zentrum steht die Frage nach dem Einfluss der Klimaveränderung auf die bebaute Umwelt, die Rolle der Wälder und die Vorteile der Holzbauweise in den verschiedenen Klimazonen. (mek) «Holz. Nachhaltiges Bauen in Finnland», noch bis am So, 29. Mai zu sehen im Gewerbemuseum Winterthur.

www.solifonds.ch | PC 80-7761-7 26

www.gewerbemuseum.ch

Moderne Kirche aus Holz: klimafreundlich. SURPRISE 246/11


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BILD: FREDRIK RINGE

Rock’n’Roll noir: Helldorado singen von sündigen Seelen.

Zürich/Bern Schwerenöter

An Olga Korbut kommt er nicht heran: Phil Hayes.

Im Kern sind Helldorado aus Norwegen eine Rockband. Doch über die Gitarren legen sie Trompeten und Streicher und schaffen so Minidramen, die gut in Spaghetti-Western und TarantinoStreifen passen würden. 2005 schufen sie mit «The Ballad of Nora Lee» vom gleichnamigen Album eine Moritat, wie sie davor nur Johnny Cash und Nick Cave gelang. Bandleader Dag Vale ist nicht nur ein versierter Songwriter, der Rock, Folk und Blues draufhat, sondern auch ein selten guter Performer, der einem Schauer über den Rücken und Klösse in den Hals singen kann. 2008 stand das Trio vor der Auflösung, doch dann mauserte sich der «Drinkin Song» zum Überrauschungshit in der Türkei und zur EM-Hymne der dortigen Fussballnati. Statt Auflösung folgte ein neues Album. Es heisst «Sinful Soul», klingt schwül, stürmisch und sexy. Musik für Desperados, Schwerenöter und alle Anhänger des Rock’n’Roll noir. (ash) Di, 22. März, 21.30 Uhr, Rote Fabrik, Zürich; Mi, 30. März, 20.30 Uhr, ISC, Bern.

Anzeigen:

Wir sind die Pioniere Edo Caretta Betriebsbuchhaltung

Birsfelden Der Vorturner Was haben wir geschwitzt, Blasen an den Händen in Kauf genommen und blaue Flecken an den Beinen beklagt – und der Felgaufschwung wollte immer noch nicht gelingen! Für viele gehen die Erinnerungen an Turnstunden mit einem leichten Gruseln einher. Nicht so die Erinnerung an die Eleganz der sowjetischen Kunstturnerin Olga Korbut, die in den 70erJahren ihre grosse Zeit hatte und Olympia- wie auch Weltmeistertitel errang. Der Künstler Phil Hayes klebte damals als Kind vor dem Fernseher und war von der Turnerin begeistert. So sollte das Leben sein: Elegant, perfekt und von so grosser Bedeutung wie ein Olympiasieg. Hayes widmet der Sportlerin 40 Jahre nach ihren Höhepunkten eine Performance. Auf unterhaltende, komische und unbeholfene Weise spürt der doch eher durchschnittlich sportliche Künstler der Perfektion und der Konzentration einer Hochleistungssportlerin nach – und erfährt so viel über das eigene Leben. (juk) «Akward Human», Performance, Do, 24. März und Fr, 25. März, 20 Uhr, Theater Roxy, Birsfelden.

Die Rose in der Dose In kleiner Manufaktur schonend verarbeitet entfaltet die Rose ihre natürliche Wirkung. Pflegend für Gesicht und Hals.

die ökologisch- ethische Pensionskasse

«Für unsere Geldanlagen haben wir uns klare Regeln gegeben. Bei Waffenhandel, Kinderarbeit, Atomenergie… da lassen unsere Anlagespezialisten die Finger davon.» Darin sind wir Pioniere – seit 25 Jahren. SURPRISE 246/11

www.nest-info.ch

grundsätzlich ganzheitlich Beratung täglich (auch sonntags) von 8 – 20 Uhr St. Peter Apotheke, St. Peterstrasse 16, 8001 Zürich (nähe Paradeplatz) Bestellung online: www.stpeter-apotheke.com

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Verkäuferporträt «Ich weiss, dass ich das Richtige tat» In seiner Heimat half Abdi Fatah Hassan (25) Menschen in Not und kämpfte für den Frieden. Deshalb musste er Somalia verlassen. Jetzt hat er drei Ziele: Sich integrieren, Deutsch lernen und eine Arbeit finden.

«In meiner Heimat Somalia herrscht seit über 20 Jahren Chaos. Ein normales Leben ist nicht möglich – es gibt Gangs, Korruption, Gewalt und Krieg. Ich bin in der Hauptstadt Mogadischu aufgewachsen. Meine Mutter wurde getötet, mein Vater und meine zwei jüngeren Brüder leben immer noch dort. Bevor ich in die Schweiz kam, war ich in Somalia als sozialer Aktivist tätig. Ich half Menschen, die in Schwierigkeiten waren, kein Geld oder kein Zuhause hatten, die medizinische Probleme oder Schwierigkeiten mit Behörden hatten. Ich nahm an Kundgebungen teil, an denen ich für ein Ende der Gewalt einstand. Ich sagte den Leuten: ‹Hört auf, eure Nachbarn zu foltern und eure Freunde zu töten.› Ich weiss, dass ich das Richtige tat. Aber durch meine Aktivitäten wurde ich selber zum Ziel von Gewalt und war in meinem Leben bedroht. Deshalb musste ich meine Frau und meine Kinder sowie meinen Vater und meine Brüder verlassen und aus Somalia flüchten. Am 27. Oktober 2008 kam ich in Genf an. Die erste Woche verbrachte ich in der Asylunterkunft in Vallorbe, dann wurde ich nach Baselland weitergeschickt. Seither lebe ich im Asylzentrum in Gelterkinden. Obwohl das Zusammenleben mit so unterschiedlichen Menschen manchmal nicht einfach ist, bin ich froh, hier zu sein. Die Schweiz ist ein friedliches Land, hier muss ich keine Angst haben, dass mich jemand bedroht, entführt oder sogar tötet. Seit ich hier bin, fühle ich mich sicher und bin ruhiger geworden. Ich wünschte mir, dass das Leben auch in Somalia friedlicher wäre. Weil die Lage in Mogadischu schlecht ist, musste meine Frau vor zwei Jahren mit den Kindern aus der Stadt fliehen. Sie ging aufs Land und dabei verloren wir den Kontakt. Ich wusste nicht, wo sie war und konnte sie deswegen nicht kontaktieren. Sie hatte meine Telefonnummer verloren und dort, wo sie war, keine Möglichkeit, mich per Internet zu kontaktieren. Während einem Jahr hatte ich gar keinen Kontakt zu meiner Familie und wusste nicht, was mit ihnen passiert war. Das war eine schlimme Zeit, in der ich kaum schlafen konnte und es mir schwerfiel, unbeschwert mit Menschen zu sprechen. Gott sei Dank bekam ich vor einem Jahr einen Brief von meiner Frau. Seither weiss ich, dass sie in Sicherheit ist. Heute telefoniere ich einmal in der Woche mit meiner Frau und den Kindern. Solange ich sie am Telefon hören kann, weiss ich, dass es ihnen gut geht, auch wenn die Umstände schwierig sind. Wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin, kann ich meine Sorgen vergessen. Deshalb verkaufe ich auch so gerne Surprise. Seit eineinhalb Jahren bringe ich das Magazin vor dem Coop in Gelterkinden unter die Leute. Wenn ich dort stehe, bin ich unter Menschen, sie kommen zu mir, sprechen mich an, manche Kinder spielen mit mir, so lernt man sich kennen. Beim Verkaufen fühle ich mich als Teil der hiesigen Gesellschaft. Ich möchte mich hier integrieren, die Sprache besser lernen und dann hoffe ich, eine Arbeit zu finden, wobei ich für vieles offen bin: Weil die Lage so instabil ist, muss man in Somalia flexibel sein mit seiner Arbeit – es kann gut sein, dass du mal ein paar Monate in einem Restaurant arbeitest und dann wieder als Bauer. Hier in der

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BILD: ZVG

AUFGEZEICHNET VON JULIA KONSTANTINIDIS

Schweiz gibt es viele Jobs, die es in Somalia nicht gibt – und umgekehrt habe ich in Somalia Arbeit gemacht, die man in der Schweiz nicht kennt. Die erste Person, die ich hier kennen gelernt habe, ist eine Frau aus Gelterkinden. Mittlerweile bin ich mit ihr und ihrer Familie befreundet. Manchmal lädt sie mich zu sich ein, oder wir besuchen Freunde von ihr. So lerne ich die Schweizer Kultur besser kennen. Diese Frau ist so offen und hilfsbereit, ich wünschte mir, dass alle Menschen so wären wie sie. Ich bin sehr froh um die Hilfe, die ich hier in der Schweiz erhalte. Weil ich früher selber Menschen in Schwierigkeiten half, weiss ich, wie wichtig es ist, Unterstützung zu bekommen. Beim Heftverkauf lernte ich meine ersten Worte Deutsch. Seit Anfang Jahr kann ich zudem drei Mal in der Woche einen Deutschkurs besuchen, und ich möchte die Sprache schnell noch viel besser lernen. Etwas vom Schwierigsten ist für mich, mir die für meine Ohren ungewohnten Namen zu merken und sie richtig auszusprechen. Um zu üben, verwickle ich gerne Menschen in kurze Gespräche, frage etwa nach dem Weg, oder plaudere mit der Kioskfrau, wenn ich Zigaretten kaufe. Ich habe einfach gerne Kontakt zu Menschen. Mein grösster Wunsch ist, dass meine Frau mit den Kindern hierher kommen kann, dann könnten wir hier in Frieden zusammen leben.» ■ SURPRISE 246/11


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und –verkäufer helfen sich

Bob Ekoevi Koulekpato Basel

selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Fatima Keranovic Baselland

René Senn Zürich

Jovanka Rogger, Zürich Wolfgang Kreibich, Basel Marika Jonuzi, Basel Anja Uehlinger, Baden

Kurt Brügger, Basel Marlise Haas, Basel Tatjana Georgievska, Basel Andreas Ammann, Bern

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Peter Gamma, Basel Peter Hässig, Basel Marlies Dietiker, Olten Jela Veraguth, Zürich

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

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1 Monat: 500 Franken

246/11 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 246/11

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Datum, Unterschrift 246/11 Bitte heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Geschäftsführung Paola Gallo, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden (verantwortlich), Julia Konstantinidis, Mena Kost, redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Michèle Faller, Michael Gasser, Lucian Hunziker, Stefan Michel, Dominik Plüss, Stephan Pörtner, Angel Sanchez, Milena Schärer, Isabella Seemann, Oswald Sigg, Sarah Stähli, Priska Wenger, Christopher Zimmer Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer, t.burgdorfer@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Markus Hurschler, Zoë Kamermans, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@strassenmagazin.ch Chor/Kultur T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@strassenmagazin.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller l.biert@strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

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Gut betucht.

Dazu passend: Leichtes T-Shirt, 100%Baumwolle, für Gross und Klein.

Grosses Badetuch 100 x 180 cm aus sehr langlebigem Zwirngarn, 100% handgepflückte Baumwolle. Mit Surprise-Logo eingewebt und von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Vorder- und Rückseite verschiedenfarbig: vorne kühles Aquablau, hinten heisses Rot.

Herren CHF 25.– S M

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Damen CHF 20.– XS S (auch für Kinder) Alle Preise exkl. Versandkosten.

Strandtuch (100 x 180 cm) CHF 65.–

50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute.

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz

Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau schwarz

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Strasse

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PLZ, Ort

Datum, Unterschrift

Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch SURPRISE 246/11

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Von Aarberg bis Zuoz. Surprise gibt es beim Strassenhändler Ihres Vertrauens. Oder im Abo per Post.

24 Ausgaben für 189 Franken oder als Gönner-Abo für 260 Franken. Gutes lesen, Gutes tun und gleich bestellen! www.strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch, Spendenkonto PC 12-551455-3 Strassenmagazin Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99


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