Surprise Strassenmagazin 247/11

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Hochzeitszeit Vier Paare über ihren schönsten Tag «Wir leben noch» – Augenzeugenberichte aus Japan

Die Ära der Individualisten – Zukunftsforscher Georges T. Roos im Interview

Nr. 247 | 1. bis 14. April 2011 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Von Aarberg bis Zuoz. Surprise gibt es beim Strassenhändler Ihres Vertrauens. Oder im Abo per Post.

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Titelbild: KEYSTONE WESTEND61 Nico Hermann

Editorial Citoyen statt Bourgeois

Die Gegenwart ist voll mit Schreckensbildern, da kann ein Blick in die Zukunft für Ablenkung sorgen – und vielleicht Denkprozesse auslösen, die verhindern, dass sich die immer gleichen Fehler wiederholen. Ab Seite 10 lesen Sie ein Interview mit dem Zukunftsforscher Georges T. Roos. Eine seiner Prognosen lautet, dass die Weltsicht und Werthaltungen der Menschen zunehmend subjektiver gestaltet werden. Zwar werden wir uns weiterhin an Gesetze halten, doch diese strahlen keine moralische Autorität mehr aus, sondern eine rein juristische.

BILD: DOMINIK PLÜSS

Während ich dies schreibe, tritt noch immer Radioaktivität aus dem Kernkraftwerk Fukushima aus. Im Trinkwasser von Tokio werden erhöhte Strahlenwerte gemessen. Und laufend erreichen uns neue Bilder von den Zerstörungen, die das Erdbeben und der Tsunami hinterlassen haben. Unsere Kollegen vom Strassenmagazin «The Big Issue Japan» erleben den Kampf ums Überleben derzeit am eigenen Leib. Einen Augenzeugenbericht aus Sendai finden Sie auf Seite 20.

RETO ASCHWANDEN REDAKTOR

Das klingt auf den ersten Blick gut, entspricht es doch der Tradition der Aufklärung, dass jeder Mensch selbständig entscheiden kann. Allerdings vertieft es den Graben, der die Kinder der Aufklärung seit je her trennt: hier der Citoyen, dort der Bourgeois. Ersterer ist ein Mensch mit Gemeinsinn, der in gesellschaftlichen Zusammenhängen denkt, Letzterer ein Egoist, der bloss den eigenen Nutzen optimieren will. Dafür braucht es nicht einmal Rücksichtslosigkeit und bösen Willen. Es reicht eine Gleichgültigkeit gegenüber den Dingen jenseits des eigenen Tellerrandes. Die Konsequenzen treffen sowohl schwächere Gesellschaftsmitglieder als auch folgende Generationen. Der Bourgeois sägt am Ast, auf dem wir sitzen. Setzt sich das kurzfristige Nutzendenken des Bourgeois in einer Gesellschaft durch, sind die Folgen fatal. Die Japaner haben die Risiken von Erdbeben und Atomkraft über Jahrzehnte verdrängt, denn langfristige Gefahren lassen sich leichter ausblenden als kurzfristige Bedürfnisse. Die Folgen dieser verantwortungslosen Haltung erleben wir jetzt und sie werden uns noch lange beschäftigen. In der Schweiz haben wir die Chance zum Umdenken. Und zwar nicht nur in Bezug auf die Energieversorgung. Sondern im Sinne einer Gesellschaft, in der die zentralen Werte nicht individuell bestimmt, sondern gemeinsam ausgehandelt werden. Ich wünsche Ihnen gute Lektüre Reto Aschwanden

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 247/11

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10 Zukunft «Ästhetik wird unsere Ethik prägen» In 20 Jahren wird es keine allumfassende Moral mehr geben. Ethik wird individualisiert, Beziehungen folgen einer Konsumlogik und wirklichen Halt kann der Mensch nur in sich selber finden. Ein Gespräch mit Zukunftsforscher Georges T. Roos über die Schweiz anno 2031.

17 Heirat Ja, wir wollen Mit dem Frühling beginnt auch die Vermählungssaison. Gelübde im Standesamt und vor dem Altar, Apéros im Klublokal und unter freiem Himmel, traditionelles Essen und überraschende Tanzeinlagen – Brautleute wollen den Hochzeitstag auf ihre je eigene Art unvergesslich machen. Vier Paare aus unterschiedlichen Kulturen teilen Erinnerungen und Bilder vom grossen Tag mit Surprise.

BILD: ZVG

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Inhalt Editorial Zeit zum Umdenken Basteln für eine bessere Welt Zähl die heit’ren Stunden nur Aufgelesen Lebensmüde Senioren Zugerichtet Schwarzgeld in der Spielbank Leserbriefe Würdeloser Anthroposophie-Artikel Starverkäuferin Jeder ein Star Porträt Einsatz für absolute Rechte Streetart Raumpflege per Graffiti Le mot noir Läufig Rockabilly Haartollen aus dem Untergrund Kulturtipps Heilsame Rache Ausgehtipps Spass mit Buster Verkäuferporträt «Die Arbeit gibt mir einen Lebensinhalt» Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

BILD: TONY BAGGENSTOS

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BILD: REUTERS/ALY SONG

20 Japan Überleben in Sendai

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In den Trümmern ihrer Städte kämpfen die Menschen in Japan ums Weiterleben. Die Mitarbeiter des Strassenmagazins «The Big Issue Japan» sind täglich unterwegs um Obdachlose und Magazinverkäufer mit dem Nötigsten zu versorgen. Und sie schreiben darüber: Eindrücke aus einem zerstörten Land.

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Damit die Uhr richtig geht, muss eine Kante des

Quadrat mit Seitenlängen von 20 Zentime-

Schattenwerfers parallel zur Erdachse stehen. Sie

tern. Zeichnen Sie mit dem Zirkel einen

können dieses Dreieck nur richtig zuschneiden,

Kreis mit demselben Durchmesser.

wenn Sie wissen, auf welchem Breitengrad der Ort

ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS

Markieren Sie auf einem A4-Karton ein

steht, an dem Sie die Sonnenuhr aufstellen. Zum Unterteilen Sie den Kreis mit einem Geo-

Beispiel Basel: 47,57 °, Zürich: 47.38 °, Bern: 46.95 °

dreieck in 24 gleich grosse «Tortenstücke». Alle haben einen Winkel von 15 Grad. Be-

Die Gradzahl ist einer der Winkel des Dreiecks.

schriften Sie das Zifferblatt so wie auf der

Zeichnen Sie damit auf einem Karton eine Linie, die

Vorlage.

in diesem Winkel vom Rand weg führt. Von dieser Linie führt eine zweite Linie zum selben Blattrand zurück. Dieser Strich muss genau 10 Zentimeter lang sein. Schieben Sie das Geodreieck auf der ersten Linie entlang, bis Sie den Punkt gefunden haben, an dem die zweite Linie beginnen muss.

Dort, wo die zweite Linie auf den Blattrand trifft, ist die zweite Ecke des Dreiecks. Zeichnen Sie von hier eine dritte Linie senkrecht nach oben, bis sie auf die erste

Machen Sie bei der 12-Uhr-Markierung einen

Linie trifft. Dort ist die dritte Ecke des

5 Zentimeter langen Schlitz. Schneiden Sie

Dreiecks. Schneiden Sie das Dreieck aus.

einen ebenso langen Schlitz entlang der 10 Zentimeter langen Linie des Dreiecks, die sie als zweite Linie angezeichnet haben.

Stecken Sie Zifferblatt und Schattenwerfer zusammen.

Schneiden Sie aus einem A4-Karton ein Rechteck von 20 × 25 Zentimetern Seitenlänge aus. Zeichnen Sie darauf Linien wie auf der Vorlage angegeben.

Stellen Sie die Sonnenuhr auf die Bodenplatte, so dass Zifferblatt und Schattenwerfer genau auf den Linien stehen, und kleben Sie die Teile zusammen.

Richten Sie die Uhr mithilfe eines Kompasses genau nach Norden aus – jetzt ist sie betriebsbereit.

Basteln für eine bessere Welt Jetzt fehlt sie uns wieder, die Stunde, die uns bei der Umstellung auf Sommerzeit gestohlen wurde. Eine Stunde mehr, dann wieder eine weniger – wir finden es seltsam, dass Zeit relativ sein soll. Deshalb schlagen wir vor: Lasst uns nach der Sonne leben. Mit der Sonnenuhr können wir der Zeit sicher sein. SURPRISE 247/11

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Luxus Arztbesuch München. Wer keine Krankenkasse hat, lebt in ständiger Angst vor dem Arztbesuch. Schon ein harmloser Unfall kann den Ruin bedeuten. Zwar besteht in Deutschland eine Kassenpflicht, aber wer Schulden bei seiner alten Kasse hat, muss alle Beiträge zuerst begleichen, bevor er wieder behandelt werden kann. «Am schlimmsten sind die Lügen», sagt dazu ein Betroffener. Wenn ihm seine Freunde einen sportlichen Ausflug vorschlagen, zum Beispiel Skifahren, erfindet er eine Ausrede. Das isoliert. «Aber die Angst vor unbezahlbaren Rechnungen ist zu gross.»

Kampf gegen Seniorensuizid Hannover. Immer mehr alte Menschen töten sich selbst – 40 Prozent der über 11000 Suizide in Deutschland werden von Menschen über 60 Jahren begangen, sie sind damit überproportional vertreten. Meist führen Ängste vor Autonomieverlust oder psychische Beschwerden zum Seniorensuizid. Auffällig dabei ist, dass deutlich mehr Männer als Frauen sich im Alter das Leben nehmen. Um der wachsenden Zahl der Suizide im Seniorenalter zu begegnen, sollen jetzt Programme zur Früherkennung gestartet werden.

Muttersprache Stuttgart. Gari Pavkovic, Integrationsbeauftragter der Stadt Stuttgart, erklärt, wie Kinder von Migranten seiner Meinung nach gefördert werden sollten: «Entscheidend sind die Sprachfähigkeiten. Hier sind sich Pädagogen einig: Eltern sollen mit ihren Kindern in der Familiensprache reden. Denn die Gesprächsund Redekultur in der Muttersprache ist enorm wichtig fürs Selbstbewusstsein. Muttersprachenunterricht an den Schulen soll allerdings nur in Form von freiwilligem Fremdsprachenunterricht stattfinden.»

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Zugerichtet Aufs Spiel gesetzt «Nach der fristlosen Kündigung lebte ich von der Hand in den Mund», erzählt der hagere Mann im Nadelstreifenanzug. «Ich habe es nicht geschafft, zum Sozialamt zu gehen, das ist unter meiner Würde. Lieber sterbe ich.» Das dramatische Geständnis macht keinen Eindruck auf den Richter. Er liest nüchtern die Anklage herunter, Veruntreuung in fünf Fällen, beziffert die Deliktsumme bis auf zwei Stellen hinterm Komma, 64 375.80 Franken, nennt die Verwendung der Gelder, Kasino, und macht den Vermögensverwalter, der keiner mehr sein darf, zum Spielsüchtigen. «Ich habs im Griff», sagt Johannes P.*, drückt das Kreuz durch, reckt die Brust. Keine Blösse zeigen, das ist die Devise. «Gerade letzten Montag habe ich einen Freund an ein Pokerturnier begleitet», erzählt der 52-Jährige freimütig, um zu beweisen, dass er gegen Versuchungen resistent ist. «Der Sinn des Pokerspiels ist aber nicht, nicht um Geld zu spielen», bemerkt der Richter sachkundig. In kompetent klingenden Formulierungen erklärt ihm Herr P. die Funktionsweise eines Pokerturniers. «Jeder Spieler bezahlt den Eintritt, das sogenannte Buy-in, und erhält dafür Jetons. Mehr kaufen wie beim Cash-Game geht nicht.» So habe man die Finanzen unter Kontrolle, wenn es schieflaufe, sagt er. «Es ist auch schiefgelaufen.» Spielerpech hatte er schon oft in seinem Leben. Johannes P. fuhr im Auftrag seines Arbeitgebers regelmässig nach Deutschland, wo ihm seine Kunden, Bäcker, Gärtner und andere Kleingewerbler, ihre am heimischen Steuervogt vorbeigeschleusten Ersparnisse anvertrauten. Mal erhielt er 5000 Euro, mal

10 000 bar in die Hand. Doch statt zur Schweizer Bank ging er damit zur Spielbank in BadenBaden. Bereits sein erster Versuch, das Geld seiner Kunden zu vermehren und den Gewinn einzusacken, ging in die Hose. Das entstandene Loch des einen Kontos versuchte er mit dem Geld des anderen zu stopfen, im Vertrauen darauf, dass er im Roulette gewinnen würde, um wieder jenes Loch undsoweiterundsofort. Doch Fortuna war ihm nicht hold. Die Löcher wurden zu Kratern. Innert eines Jahres hatte er 50 000 Euro verspielt, also veruntreut. Sein Mandant sei durch die Folgen seiner Tat genug bestraft, findet der Verteidiger: Nachts wache er schweissüberströmt auf, Angina Pectoris und Morbus Crohn seien seine ständigen Begleiter, und er lebe sowieso schon unter dem Existenzminimum. Um seine Not zu unterstreichen, knickt Herr P. ein und mimt den reuigen Sünder. Das Spiel ist noch lange nicht aus, mag er sich sagen. Aber auch der Staatsanwalt hat noch einen Trumpf im Ärmel. Herrn P.s einschlägige Vorstrafen: Er wurde bereits zwei Mal wegen Veruntreuung zu bedingten Gefängnisstrafen verurteilt. Trotzdem setzt der Richter die Geldstrafe, 300 Tagessätze à 50 Franken, zur Bewährung aus, weil die Prognose günstig sei. Vor einem halben Jahr wurde Herr P. Vater. Ein Kind verbessert die Prognose. Vielleicht befreit sein Lächeln den Vater von seiner Spielsucht. Eine Prognose, die sich auf nichts stützt als auf die vage Hoffnung, dass ein Mann sich ändert. «Das neue Glück will ich nicht aufs Spiel setzen», verspricht Herr P. *Persönliche Angaben geändert. ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 247/11


Leserbriefe «Surprise recherchiert bei den Juden, den Moslems – und vergisst die Christen und das Neue Testament. Schade!»

Nr. 245: «Befreites Ägypten – Ein Land vor ungewisser Zukunft» Sorge um Ägypten Ich bin regelmässige Leserin von Surprise. Jetzt muss ich Ihnen einmal schreiben, denn der Artikel über Ägypten ist absolut hervorragend. Ich möchte dem Schreiber ganz besonders danken; für diese so präzisen Informationen über das, was gewöhnliche Menschen (wie ich) dort seit so vielen Jahren erleben. Ich verfolge die Entwicklung in Ägypten weiterhin mit Sorge (trotz Libyen etc.) und wünsche mir, dass möglichst viele Menschen diesen Artikel lesen mögen! Maria von Däniken, Birsfelden Nr. 245: «Beschneidung – Viel Lärm um ein Häutchen» Christen vergessen Das Thema Beschneidung spielte in der Anfangszeit der Christen eine spezielle Rolle. Paulus schrieb daher: «Vor Jesus Christus ist es völlig gleich, ob wir beschnitten sind. Bei ihm gilt allein der Glaube, der sich in selbstloser Liebe zeigt», Galaterbrief 5,6. Und im Kolosserbrief hat er das Thema vertieft: «Durch euren Glauben an Christus habt ihr euer altes, sündiges Leben aufgegeben, seid auch ihr Beschnittene. Zwar nicht durch eine Beschneidung, wie sie der Priester im Tempel durchführt, sondern durch die Beschneidung, wie ihr sie durch Christus erfahren habt», Kolosserbrief 2,11. Surprise recherchiert bei den Juden, den Moslems – und vergisst die Christen und das Neue Testament. Schade! Walter Bommeli, per E-Mail

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Nr. 244: «Im Steiner-Land – Ein Blick in die Anthroposophen-Gemeinde» Untergeschoben Im Anthroposophen-Artikel wird erwähnt, dass die Idee des Grundeinkommens auf Rudolf Steiner zurückgehe. Diese heute kursierende Idee hat nichts mit Steiner zu tun. Seine Idee der «Dreigliederung des sozialen Organismus» fordert einen total andern Ausgangspunkt. Wenn gewisse Anthroposophen mit dem Grundeinkommen sympathisieren, darf man es nicht Herrn Steiner unterschieben. Ausserdem: Die Ausdrucksweise im Text – «… die Unterhosen sind handgestrickt …» – grenzt schon an Verleumdung. Vor einigen Jahren wurde Surprise auch von Weleda, einem anthroposophischen Betrieb, unterstützt (Weleda wurde damals unter den 25 positiven Firmen erwähnt). Heute zum Dank ein würdeloser und nichtssagender Artikel über Anthroposophie. Ruth Köchli, Birsfelden Nr. 243: «Verkäuferporträt – ‹Ich singe, weil ich zufrieden bin›» Zutreffend Wir haben uns sehr über das tolle Porträt über Herrn Habte gefreut. Da er während eines Jahres bei uns im Kurs und in der Beratung war, kennen wir ihn gut und wir finden, dass er und sein Leben im Artikel wunderbar und zutreffend beschrieben sind. Monica Ehrenzeller, Schweizerisches Arbeiterhilfswerk, Bern Nr. 243: «Im Tierspital: Spitzenmedizin für Fido und Schnurrli» Respekt für Tiere Ich finde das Strassenmagazin Surprise sehr spannend. Vor allem den Bericht über Tiermedizin fand ich interessant. Nur etwas störte mich: Warum muss im Zusammenhang mit Tieren immer der Vergleich mit dem «Welthunger» gemacht werden? Man könnte dies ebenso gut bei Autokäufen erwähnen, oder wenn reiche Prominente unvorstellbare Summen für ein Essen ausgeben. Wer sein Haustier wirklich liebt, möchte nur das Beste für sein Wohlbefinden. Schliesslich geben Tiere einem manchmal mehr als Menschen. Tiere verdienen Respekt! Ruth Lieberherr, Oberengstringen

BILD: SPRECHER/CORTELLINI

Surprise gelesen! Nachdem ich mich oft über die überaus negative Grundhaltung in Surprise geärgert hatte, pflegte ich die sechs Franken zu bezahlen, ohne das Heft entgegenzunehmen. Das letzte Mal nahm ich nun doch das Heft zum Lesen mit – und muss ganz herzlich gratulieren: Der Stil, die Aufmachung und auch der Inhalt haben mich sehr gefreut. Machen sie weiter so. Die Verkäufer vor der Migros in Steffisburg sind auch immer sehr freundlich! Vreni Wittwer, Steffisburg

Starverkäufer Für Carmelia Baldauf aus Zürich sind alle Surprise-Verkäufer Stars: «Ein grosses Dankeschön an alle Strassenverkäuferinnen und -verkäufer! Ich finde es sehr schwierig, einen Einzelnen auszuwählen – und auch irgendwie ungerecht. Denn alle tun ihr Möglichstes. Ich finde alle super. Ich danke für Ihren Einsatz und wünsche allseits viel Kraft und Mut.» Anmerk. d. Red: Alle Verkäufer konnten wir nicht im Bild präsentieren. Deshalb eine Auswahl, die wir für die Weihnachtsausgabe 2009 fotografiert haben.

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Porträt Im Geist der Menschenrechte Es begann zufällig und wurde für Antonia Bertschinger zur Lebensaufgabe: der Schutz der Menschenrechte. VON JULIA KONSTANTINIDIS (TEXT) UND LUCIAN HUNZIKER (BILD)

In den Iran rein kommt Antonia Bertschinger nicht mehr so schnell: «Ich bin registriert, zweimal wurde mir bisher ein Einreisevisum verwehrt.» Bertschinger ist nicht etwa kriminell, sondern käme in guten Absichten nach Iran. Für einige Leute sind ihre Absichten allerdings zu gut, denn die 38-Jährige engagiert sich für die Einhaltung der Menschenrechte. Und die sind in Iran ein heisses Thema. Antonia Bertschinger findet sie auf andere Weise «heiss»: «Die Menschenrechte gefallen mir, sie sind so absolut, das hat auch einen sehr philosophischen Aspekt», meint die studierte Philosophin. Als Praktikantin im Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten verfasste sie Menschenrechtsanalysen und kam so erstmals enger mit der Materie in Kontakt. Ihre erste Analyse schrieb die 38-Jährige über Bengasi, die libysche Stadt, die zurzeit in aller Munde ist und ihrem Bericht von damals neue Aktualität verleiht. «Die Rolle, die der Westen in diesen Ländern gespielt hat, wirkte sich negativ auf die Menschenrechte aus. Die Machthaber, die jetzt geschmäht werden, wurden jahrelang von Europa und den USA als Garanten für Stabilität angesehen und entsprechend gestützt», sagt sie dezidiert. Ihr Interesse für den vorderasiatischen Raum kann Antonia Bertschinger, die im zürcherischen Feldmeilen aufgewachsen ist und seit dem Studium in Basel lebt, nicht abschliessend erklären. Ihr Engagement in Iran, wo sie von 2004 bis 2007 einen Einsatz im Rahmen des Menschenrechtsdialogs Schweiz-Iran leistete, gründet auf einem anderen Plan: «Ich wollte schon immer nach Afghanistan gehen und für eine internationale Organisation arbeiten. Deshalb lernte ich auch Persisch.» Ihre Sprachkenntnisse führten sie dann jedoch nach Iran. Zwar würde Bertschinger nach wie vor gerne nach Afghanistan reisen, ihr Herz aber hat sie an Iran verloren: «Die reiche Kultur, die Landschaft und die herzlichen Menschen lösen in mir eine innere Verbundenheit mit diesem Land aus – kommt dazu, dass das Leben in einer so pulsierenden Grossstadt wie Teheran unvergleichlich ist.» Gleichzeitig wurde Bertschinger mit der unschönen Realität im Land konfrontiert, wo Menschenrechte und Menschenleben oft nicht viel wert sind. Klare Verletzungen des Völkerrechts wie die Hinrichtung von Jugendlichen oder die Steinigung sind oft Gegenstand internationaler Proteste, während die weniger offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen wie etwa die Diskriminierung der Frauen in der Familie schwieriger darzustellen sind. Und es trotzdem zu versuchen, ist nicht ganz ungefährlich. Nicht so sehr für eine Mitarbeiterin einer ausländischen Organisation oder Botschaft, sondern für die Einheimischen. Um ihre Freunde, Kolleginnen und Informationspersonen nicht zu gefährden, griff Antonia Bertschinger auch zu Tricks, die eher in einen Agentenfilm passen als in das Leben einer Philosophin. «Ich nahm den Akku aus dem Handy, damit der Geheimdienst mich nicht orten konnte, zeitweise hatte ich ein geheimes Handy. Je nach Zielort und Begleitung mussten wir unsere Transportwege und -mittel ganz genau planen.» Als westliche Person ist es schwierig, sich den Alltag in einem Land, das von so vielen Gegensätzen geprägt ist, vorzustellen. Antonia Bertschinger weiss das und will auch hier aufklären. In einem Buch, das sie

zusammen mit dem Nahost-Korrespondenten des Schweizer Fernsehens, Werner van Gent, geschrieben hat, beschreibt sie alltägliche Szenen und hebt bewusst positive Aspekte des Landes hervor. «Dort leben Leute wie du und ich, die Partys feiern und sich über ihre Ferienpläne unterhalten.» Antonia Bertschinger war vorübergehend ein Teil dieses «normalen» Lebens, umso grösser ist ihre Betroffenheit, wenn Ausnahmesituationen überhand nehmen. Als vor zwei Jahren in Iran der Widerstand gegen das Regime während der sogenannten grünen Revolution Tausende von Menschen auf die Strassen trieb, übersetzte sie Blogeinträge und Berichte aus dem Persischen ins Deutsche und Englische. «Schweizer Medien bezogen sich damals stark auf staatliche iranische Nachrichten, doch wenn man wirklich wissen wollte, was ablief, musste man sich Kanäle wie etwa Twitter oder Blogs halten», ist Antonia Bertschinger überzeugt. Die offizielle Nachrichtenüberlieferung sei einseitig und verlaufe zu langsam, kritisiert sie. Viele ihrer Freunde haben seither nicht aufgehört, für die Verbesserung der Zustände in Iran zu demonstrieren – und einige bekamen die Konsequenzen dafür zu spüren: «Eine Freundin von mir wurde zu elf Jahren Gefängnis verurteilt – weil sie sich als Anwältin für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen einsetzte.» Als Leiterin Programm Mitglieder bei Amnesty International Schweiz setzt sich Antonia Bertschinger auch von der Schweiz aus für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Und als Koordinatorin Iran engagiert sie sich in der Organisation zudem auf freiwilliger Basis weiterhin für das Land, das ihr so sehr am Herzen liegt. Die Frage, ob Iran im Zuge der Umwälzungen in der Region auch eine Neuorientierung gelingt, lässt sie nachdenklich werden: «Die Armee der Revolutionswächter und das Regime sind dort noch enger miteinander verbunden als in anderen Länder, wo die Revolution geklappt hat», gibt sie zu bedenken. Antonia Bertschingers Horizont reicht weit über die Schweizer Grenzen hinaus, und dass sie gerne in anderen als den gängigen Mustern denkt, wird im Gespräch mit ihr deutlich. Sie habe schon immer gewusst, dass sie nicht nur auf die Schweiz bezogen leben möchte, und Philosophin sei sie geworden, weil sie dachte, dass in diesem Fach selbstständiges Denken gefragt sei. Dass sie diesbezüglich zumindest teilweise eines Besseren belehrt wurde, ist eine andere Geschichte. Trotzdem wird sie bei der Frage, woher ihr Engagement rührt, mit einem Schlag philo-

«Die Limite im Leben ist die Zeit.»

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sophisch. «Die alten Griechen beschäftigen sich mit dem ‹guten Leben›, wollten wissen, was es ist.» Diese Frage sei vielleicht auch der Antrieb für ihr Tun. «Ich weiss auch noch nicht, was das gute Leben ist, aber es ist wichtig, dass wir nicht den Blick dafür verlieren, dass wir doch sehr privilegiert sind.» Es gibt viel zu tun und Antonia Bertschinger packt es an. Ist das Interesse, die Lust und der Wille für eine Sache da, scheut Bertschinger keinen Aufwand. Das Persisch-Studium, das Buchprojekt oder der Entschluss der Zürcherin, trommeln zu lernen, um an der Basler Fasnacht teilnehmen zu können, sind beste Beispiele dafür. Das grösste Hindernis in Antonia Bertschingers Leben ist die Zeit, die ihr fehlt, alles zu tun, was sie tun möchte: «Sie ist die Limite im Leben.» ■ SURPRISE 247/11


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Zukunft Inseln im Fluss Georges T. Roos blickt von Berufs wegen weit voraus. Als Zukunftsforscher beschäftigt er sich mit kommenden Veränderungen auf gesamtgesellschaftlicher wie auf zwischenmenschlicher Ebene. Ein Gespräch über individualisierte Ethik, Fahrgastzellen auf der Autobahn sowie Produkte und Konsumenten auf dem Beziehungsmarkt.

VON ELISABETH WIEDERKEHR (INTERVIEW) UND TONY BAGGENSTOS (BILDER)

Wozu brauchen wir Forscher wie Sie? Wir alle machen uns ständig Gedanken über die Zukunft. Dabei mischen sich in unseren Köpfen unweigerlich plausible Entwicklungen mit vorgestellten Überraschungen. Besonders gerne projizieren wir auch aktuelle Wünsche in die Zukunft. Da kann es hilfreich sein, wenn sich Forscher systematisch mit dem befassen, was auf uns zukommt.

licherweise werden wir Sonnenkollektoren bald schon als Farbe an Häuserfassaden anbringen. Hinzu kommen dann Sonnenkollektorenparks, etwa in der Sahara. Solche Projekte sind geplant. Wichtigste Voraussetzung für all das ist jedoch ein sogenanntes Smart Grid, also ein Stromnetz, das Energie in beide Richtungen transportiert: Etwa das parkierte Elektroauto als Speicher nutzen kann und es bei Bedarf aber auch auflädt. Eine Ihrer Thesen lautet: In Zukunft bestimmt unser ästhetisches Empfinden massgeblich unsere Ethik. Schaffen wir Moral bald komplett ab? Wenn man unter Moral eine absolut verbindliche und klar hierarchisch strukturierte Werteorientierung versteht, dann ja. Ich denke dabei etwa an die Kirche, die vorgibt, was gut und was böse ist, und daneben nichts gelten lässt. In unserer aufgeklärten Zeit sind die Menschen ständig damit beschäftigt, sich neu zu erfinden und zu beschreiben. Das jeweilige Selbst- und Weltverhältnis muss immer wieder neu errungen werden. Genau die Sicht auf sich selbst und die Welt gibt uns aber den Massstab, um Ereignisse einzuschätzen und zu bewerten. Deshalb wird in Zukunft

Wie können Sie bei derart vielen Unsicherheitsfaktoren stimmige Vorhersagen machen? Es wäre verfehlt, von Zukunftsforschern Prognosen zu erwarten, die mit 100-prozentiger Sicherheit eintreffen – auch wir besitzen keine Glaskugel. Wir orientieren uns ausschliesslich am wissenschaftlich Erklär- und Verstehbaren, wobei uns Zukunftsforschern vor allem zwei Arbeitsinstrumente zur Verfügung stehen: die Szenarientechnik und die Megatrendanalyse. Bei ersterer geht es darum, gewisse Grundannahmen in verschiedener Ausprägung durchzuspielen. Mittels dieser Technik können wir etwa beschreiben, wie in Zukunft das Leben in der Schweiz aussehen wird, also zum «Die Ästhetik wird unsere Ethik prägen. Das bedeutet aber Beispiel, wenn kein Wohlstandsverlust, nur ein nicht, dass eine unmoralische Zeit auf uns zukommt.» geringer oder auch ein grosser eintritt. Mit der sogenannten Megatrendanalyse werden diejenoch stärker gefragt: Passt etwas zu meinem Lebensentwurf oder passt nigen Kräfte aufgespürt, welche umwälzende Veränderungen antreiben. es nicht – wenn es passt, dann ist es gut, wenn es nicht passt, schlecht. So können Megatrends auch als Wandlungsmuster beschrieben werden, Da dies im Grunde ein ästhetisches Kriterium ist, spreche ich davon, die über Jahrzehnte anhalten und kulturübergreifend wirksam sind. dass die Ästhetik zunehmend unsere Ethik prägen wird. Damit soll jedoch keineswegs gesagt sein, dass eine unmoralische Zeit auf uns zuSolche von Ihnen ausgemachte Megatrends sind etwa Individuakommt. Nur orientieren wir uns nicht mehr an vorgegebenen Werten, lisierung, Beschleunigung und Virtualisierung. Mit denen haben sondern fokussieren Passungsverhältnisse. wir es ja bereits seit längerem zu tun. Sind auch wirkliche Paradigmenwechsel in Sicht? Können Sie ein Beispiel für ein solches Vorgehen geben? Im Bereich Energie wird sicher bald ein Umbruch stattfinden. BekanntAngenommen, der Schutz der Kreatur gehört zum Weltverhältnis einer lich sind wir heute noch viel zu sehr von fossilen Brennstoffen abhänPerson, dann wird sie Tierquälerei ablehnen, liegt ihr hingegen wenig gig. Die Energie der Zukunft ist aber schon da und sie wird sich viel oder nichts an Um- und Tierwelt, wird sie kein Problem mit Tierquäleschneller durchsetzen, als dies Fachleute gegenwärtig noch vorhersarei haben. So werden in Zukunft praktisch alle Beurteilungen aus indigen. Sonnenenergie ist die Zukunft – im Kleinen wie im Grossen. MögSURPRISE 247/11

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«Beziehungen folgen einer Konsumlogik» – Georges T. Roos.

viduellen Einschätzungen generiert und stammen nicht mehr aus einer übergeordneten Quelle – sei das nun Gott oder eine andere Autorität. Es scheint doch ziemlich problematisch, wenn jeder aufgrund seines temporären Weltbezugs entscheidet. Sicher wird es eine grosse Vielfalt von Meinungen und Lebensmodellen geben. Dann wird die Macht greifen, aufgrund derer sich Gesetze herausbilden. Diese sind dann zwar verbindlich – jedoch nicht mehr in einem moralischen, sondern nur noch in einem juristischen Sinn. Als Zukunftsforscher zeige ich die Wandlungsformen auf, sie zu bewerten, liegt nicht in meiner Kompetenz.

nen geprägt. Gerade in Zeiten, in denen alles im Fluss ist, bilden sich aber auch Inseln – entsprechend werden einige wenige wirklich enge Beziehungen sehr wichtig sein. Was passiert mit sozialen Netzwerken, werden sie noch einmal an Bedeutung gewinnen? 2031 werden praktisch alle Menschen in solchen Systemen miteinander verbunden sein. Eine einfachere Anwendung wird das ihrige dafür tun. Nach wie vor werden die meisten Kontakte in diesen Netzwerken jedoch mit Menschen bestehen, die man auch im realen Leben trifft. Die virtuellen Netzwerke dienen nur dazu, in einer sich derart rasant entwickelnden Welt so etwas wie ein emotionales Rauschen aufrechtzuerhalten.

Machen wir einen Sprung und versetzen wir uns ins Jahr 2031, bis dahin reichen Ihre Prognosen maximal. Wie werden wir unsere Wie werden in 30 Jahren unsere Familien aussehen? Beziehungen gestalten? Blickt man auf die Schweiz, so ist ganz klar: Wir werden alle immer älSchon jetzt können wir bemerken, dass unsere Beziehungen immer ter, was sich natürlich stark auf die Familienstrukturen auswirkt. In 30 mehr einer Konsumlogik folgen, dies wird sich in den kommenden Jahren wird unsere Lebenserwartung etwa bei 90 Jahren liegen. EntJahren sicherlich noch verstärken. Konkret können wir uns das so vorsprechend werden immer mehr Generationen gleichzeitig leben. Die Restellen: Auf diesem Beziehungsmarkt sind alle zugleich Produkt und Konsument. Als Produkt versuchen wir uns selbst attraktiv zu gestalten, wir heben unsere «Virtuelle Netzwerke erhalten in einer sich rasant entwipositiven Eigenschaften hervor – erklären etckelnden Welt ein emotionales Rauschen aufrecht.» wa, wie hoch der mit uns verbundene Spassgewinn ist. Andererseits beurteilen wir unser produktionsquote wird kaum dramatisch ansteigen, so dass der spärliGegenüber nach denselben Kriterien. Dieser Konsumlogik folgend, finche Nachwuchs von vielen Erwachsenen betreut und entsprechend umdet eine Aufwertung des Neuen und eine Abwertung des Bestehenden hätschelt wird. Familiengründungen erfolgen spät und die sich heute statt. Besonders der Arbeitsmarkt folgt diesen Konsumgesetzen, doch schon abzeichnende Trennung zwischen biologischer und sozialer auch Partnerschaften und freundschaftliche Beziehungen sind von ih-

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Elternschaft wird sich weiter durchsetzen. Für 2031 ist es sogar ein mögliches Szenario, dass Kinder gänzlich ohne männliche Beteiligung gezeugt werden. Wie steht es 2031 um die Mobilität? Da kann natürlich wieder von ganz verschiedenen Szenarien ausgegangen werden. Angenommen, die Schweiz muss keinen wesentlichen Wohlstandsverlust hinnehmen, so steigt unser Mobilitätsbedürfnis weiter stark an. Da heute die Kapazitätsgrenzen jedoch schon erreicht sind, müssen wir unsere Mobilität sicher besser organisieren. Die Technologie wird hier einiges zur Verfügung stellen. Einiges deutet darauf hin, dass es in 30 Jahren keine scharfe Trennung mehr zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr mehr gibt. Die Strassen werden zu intelligenten Netzwerken ausgebaut, auf denen neuartige Fahrgastzellen verkehren. Diese erlauben es den Fahrern wiederum, in lokalen Bereichen ihr Fahrzeug selbst zu steuern, auf Hauptverkehrsachsen geben sie die Verantwortung dafür jedoch an ein Verkehrssteuerungssystem ab.

zahl unserer Optionen zunimmt. Am gefährlichsten sind Sackgassen. Angesichts der unsicheren Verhältnisse ist es zudem von grosser Wichtigkeit, dass wir in uns selbst einen festen Halt haben und uns nicht allzu sehr von äusseren Dingen abhängig machen. Obwohl das Entwerfen von Utopien nicht zu Ihrem Geschäft als Zukunftsforscher gehört, zum Schluss noch eine persönliche

«Es kann sein, dass Kinder 2031 gänzlich ohne männliche Beteiligung gezeugt werden.»

Wie wappnet man sich am besten für das Kommende? Ausgangspunkt muss eine realistische Einschätzung unserer derzeitigen Situation sein. Wir haben keinen festen Grund unter den Füssen, der es uns erlaubt, gänzlich aus eigener Kraft voranzukommen. Vielmehr stehen wir, bildlich gesprochen, auf einem rutschenden Abhang. Die Rutschbewegung gibt also schon Wesentliches vor. Deshalb ist es ratsam, sich nicht der Illusion hinzugeben, wir könnten unsere persönliche Zukunft kontrollieren. Aus diesem Grund ist es sicher geschickt, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern so zu handeln, dass die An-

Frage: Angenommen, Sie hätten die Möglichkeit, die Zukunft zu verändern, was würden Sie tun? Aus meiner Sicht ist es das Wichtigste überhaupt, dass die Menschen auf der ganzen Welt unter würdigen Bedingungen leben können. Ich finde es empörend, das täglich 26 000 Kinder an Hunger und aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung sterben. Daran müssen wir unbedingt etwas ändern – wie das gelingen kann, ist eine andere Frage. ■

Zur Person Georges T. Roos (*1963) studierte Pädagogik, Publizistik und Psychologie. Nach einigen Jahren als Journalist wurde er 1997 Mitglied der Geschäftsleitung des Gottlieb Duttweiler Instituts. Seit 2000 leitet er sein eigenes Institut Roos Büro für Kulturelle Innovation. Den Schwerpunkt seiner Zukunftsforschung bildet der gesellschaftliche Wandel.

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Streetart Visuelle Enteignung «Mich fragt ja auch niemand, ob ich überall Plakate mit halbnackten Models sehen wolle. Nur weil die Grossfirmen so viel Geld haben, heisst das doch nicht, dass sie mehr Recht haben als ich, alles zuzupflastern.» Eine Nacht unterwegs mit zwei Graffiti-Künstlern. VON MARINA BOLZLI (TEXT) UND STEFAN BOLLIGER (BILDER)

Bern. Das letzte Tram rumpelt hell erleuchtet und leer bis auf drei dick eingepackte Gestalten der Endstation Saali entgegen. Draussen ist es dunkel und still, ein gewöhnlicher Wochentag draussen ist es empfindlich kalt, das wohlbehütete Leben spielt sich drinnen ab. Kurt W. und Beat Z., die im richtigen Leben nicht so heissen, haben mich zwei Stunden zuvor zu sich in die Wohnung bestellt. Sie wollen heute Nacht gemeinsam malen gehen und mir dabei von ihrer Leidenschaft für Streetart erzählen. Kleistern und sprayen ist seit vielen Jahren ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens: Kurt und Beat machen ihre Kunst dort, wo sie wollen, und ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Dabei begehen sie jedes Mal von neuem eine Straftat. Es ist eine Leidenschaft, die in der Gesellschaft oft als unnötig und verschandelnd angeprangert wird. Genau darum interessiert mich, was die Beweggründe von Kurt und Beat sind. In einem stillen Moment wird Beat später sagen: «Wir betreiben visuelle Enteignung. Wir eignen uns den öffentlichen Raum, der uns weggenommen wurde, wieder an durch unsere Graffiti.» Kaum sind wir aus dem Tram gestiegen, holt uns die Nacht ein. Kein Stern ist zu sehen, aufgetauter Schlamm klebt an unseren Schuhen. Wir benutzen Schleichwege und landen bald einmal auf einem Feldweg, der parallel zur Autobahn verläuft. Hier hat Kurt kürzlich, als er mit dem Auto unterwegs war, einen Spot entdeckt, eine Lärmschutzmauer, die lange Zeit von Klettergebüsch überwachsen war, das vor kurzem zurückgeschnitten wurde. Ein idealer Ort zum Malen. Noch ist nicht klar, wie save die Location ist. Schleichwege zur Autobahn Wenn Kurt und Beat erzählen, muss ich oft nachfragen, was sie mit einem Ausdruck genau meinen. Schnell habe ich festgestellt, dass es in dieser Szene, die historisch eng mit Hiphop verknüpft ist, eine eigene Art gibt, sich auszudrücken. «Viele englische Begriffe, gell», sagt Beat, während er mühelos einen steilen Bahnhang hinunterklettert. Beat schwärmt im Gespräch von diesen Nächten, in denen er mit seiner Crew unterwegs ist. «In der Nacht gehört die Stadt den Tieren», sagt er, «die Stimmung ist unglaublich friedlich und schön.» Nach den gemeinsamen Aktionen gehe die Crew jeweils zu Fuss zusammen nach Hause, manchmal stundenlang. «Weisst du, ein wichtiger Teil von Streetart ist das Gemeinschaftserlebnis.» Beat redet leise und ruhig, er ist ein besonnener Typ. In den 15 Jahren, in denen er nachts staatlich verbotene Dinge tut, ist er noch nie von der Polizei aufgegriffen worden. Trotzdem will er weder telefonieren noch mailen mit mir. Beat ist vorsichtig. Die Lärmschutzwand ist hoch. Ich frage mich, wie wir auf die Autobahn gelangen sollen. «Lass uns die Dosen bunkern und das Gelände auschecken», sagt Kurt und deponiert seine Sachen in einem Gebüsch. Wir gehen weiter, es ist mittlerweile etwas nach ein Uhr nachts. Viel zu

früh, um loszulegen. Zu dritt schlendern wir nebeneinander und breit wie ein Auto durch dunkle Nebengässchen, passieren Unterführungen, schauen uns ab und zu um, ob jemand zu sehen ist. Niemand. Wir suchen die beste Zugangsmöglichkeit zum ausgewählten Spot. Kurt findet Autobahn ziemlich safe. Vor den Scheinwerfern könne er sich verstecken, andere Störfaktoren müsse er eigentlich nicht befürchten. Riskantere Sachen wie Objekte in der Stadt macht er seit einiger Zeit nicht mehr. Er beschränkt sich auf die Disziplinen Autobahn und Bahntrassee. Kurt ist Vater einer kleinen Tochter, schon nur deshalb will er nicht mehr dieselben Risiken wie früher auf sich nehmen. Viele seiner ehemaligen Weggefährten haben aufgehört, ganz einfach, weil sie einen festen Job annahmen, Familie haben, die Sicherheit nicht gefährden wollen. Sprung in die Aare Kurt und Beat sind beide über 30. Streetart sei nicht nur eine Jugendkultur, sagen sie, es sei mehr als pubertärer Protest und Verschandelung. «Wir fragen nicht zuerst – wir malen einfach. Dadurch werden wir vom Bürgertum in Frage gestellt», sagt Kurt. «Wir halten uns nicht an Besitzansprüche, verwirren das Bürgertum in seinem Anspruch, alles zu kontrollieren und zu reglementieren. Nicht zuletzt deshalb sind sie auch so repressiv gegen uns.» Kurt und Beat haben beide einige abenteuerliche Fluchtgeschichten auf Lager, wurden einige Male beinahe von der Polizei reingenommen und kamen nur mit viel Glück davon. Einmal sprang Beat, als er von einem Polizisten überrascht wurde, der ihn mit der Taschenlampe blendete und schon die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, aus Panik in die Aare. Tropfnass und völlig erschöpft musste er schliesslich auf Umwegen durch dunkle Gassen nach Hause gehen. «Ja, natürlich geht es auch um dieses Räuber-und-Poli-Spiel», sagt Kurt. Beat nickt. Doch das sei nur ein Teil des Puzzles. Streetart sei eine Leidenschaft, er wolle sich stetig verbessern, seine Typo – das sind die Buchstaben oder Buchstabenfolgen, die Sprayer benutzen – perfek-

«Wir fragen nicht zuerst, wir malen einfach – und eignen uns so den öffentlichen Raum wieder an.»

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tionieren. Natürlich gebe es auch andere, solche, die ihre Tags – die Buchstabenfolge, die sie sich ausgesucht haben – an möglichst vielen Orten streuen wollten. «Manchmal, wenn ich im Zug oder im Tram sitze, höre ich, wie Leute abschätzig über ein Graffiti reden», sagt Beat. «Ich muss dann schmunzeln. Mich fragt ja auch niemand, ob ich überall H&M-Plakate mit halbnackten magersüchtigen Models sehen wolle. Oder SVP-Plakate. Nur weil die so viel Geld haben, heisst das doch nicht, dass sie mehr Recht haben als ich, alles zuzupflastern.» Streetart-Künstler nehmen sich das Recht auf den öffentlichen Raum selbst. Zum Beispiel heute Nacht. Kurt taxiert mich und vor allem meiSURPRISE 247/11


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Wider bürgerliche Regeln und Kontrollen – Graffitis in Bern.

nen modischen Wintermantel mit einem Blick von oben bis unten. «Wenn ein Auto kommt, musst du dich flach hinter die Leitplanke legen. Hätten wir dir vielleicht sagen sollen.» Falls ich es nicht schaffe, mich zu ducken, müsse ich regungslos stehen bleiben. «Tu einfach so, als seist du ein Stein», rät mir Kurt.

Keine Ahnung, was ich auf einer Autobahn irgendwo bei Gümligen mache. Ich wage nicht, mich gross zu bewegen. Von der anderen Seite sind leise Geräusche zu hören, das Sprühen der Dosen. Wenn Autoscheinwerfer auftauchen, hört das Geräusch auf. Aufstehen, sprayen, hinlegen, warten. «Am Schluss bin ich immer nass geschwitzt», sagt Beat. Von Ferne schlägt eine Kirchenglocke zwei Uhr, dann halb drei. Manchmal, wenn ein Auto die Wand kurz beleuchtet, sehe ich für einen kleinen Moment die Schriftzüge, die entstehen. Die von Kurt und Beat, ihre Kunst. Beat nennt sich nicht Künstler. Er nennt sich Handwerker. «Ich fühle mich in diesen Kunstkreisen unwohl», sagt er. Und er könne sich

Im Scheinwerfer-Streifenlicht Wir haben uns für einen Zugangsort auf die Autobahn durch eine Fluchttüre entschieden. Erst ziehen sich die beiden um. Arbeitshosen, Gesichtsvermummung und vor allem Handschuhe. «Wir kaufen die Dosen schon mit Handschuhen ein, es dürfen nirgendwo Fingerabdrücke gefunden werden», sagt Kurt. Beat klettert nun über die hohe Mauer und öffnet uns die «Ich fühle mich in Kunstkreisen unwohl. Meine Werke Türe von innen. Zwischen Leitplanke und gehören auf die Strasse, sie sind für die Strasse.» Lärmschutzmauer ist nur ein schmaler Streifen Erde. «Duck dich», ruft Beat. Ich gehorche. auch nicht vorstellen, ein Bild in eine Galerie zu hängen. «Meine WerKauere hinter der Leitplanke und spüre, wie mich Scheinwerfer eines ke gehören auf die Strasse, sie sind für die Strasse», sagt er. Autos streifen. Dann ist es wieder dunkel und still. Wir rennen weiter, Heute Nacht haben Kurt und Beat dem Bürgertum ein weiteres Werk wir sind auf der falschen Seite der Autobahn. Schliesslich finden wir eigeschenkt. Noch wissen die beiden nicht, wie lange es dort stehenbleine kleine Einbuchtung, Beat und Kurt verweilen eine Weile mit mir ben wird, was dazu gesagt werden wird. Doch die Botschaft ist angedort. Ich solle mich an das Gefühl gewöhnen. Ich kann gar nicht glaubracht: Der öffentliche Raum gehört uns allen. ben, dass die Autofahrer uns so nah an der Autobahn nicht sehen. Sie ■ sind wohl zu sehr fokussiert auf ihren gradlinigen Weg. Beat und Kurt rennen flink über die Autobahn. Im Dunkeln sind sie fast nicht auszumachen. Mich lassen sie zurück, für mich sei es angenehmer an meinem safen Platz. Falls jemand komme, solle ich hinten über den Zaun klettern, ruft mir Kurt noch zu. «Und überleg dir schon Die Bilder von Stefan Bolliger stammen aus dem Bildband «HipHop lebt», mal, was du ihnen sagst, warum du hier seist. Irgendeine Geschichte.» Geographica Bernensia 2009.

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Heirat Im Hochzeitsfieber Die Hochzeit gehört für jedes Paar zu den Höhepunkten seiner Beziehung. Wie der grosse Tag gestaltet wird, unterscheidet sich aber je nach Kultur. Als Einstimmung auf die Hochzeitssaison erzählen vier Paare aus verschiedenen Kulturen, wie sie den Bund fürs Leben geschlossen haben. VON KARIN FREIERMUTH

Laternen am Nachthimmel Karin und Marc Giger-Weber «Unser Hochzeitstag am 30. Mai 2009 begann in aller Frühe: Bereits um halb sechs Uhr morgens waren wir auf den Beinen und begannen mit den Vorbereitungen für unseren grossen Tag. Neben Besuchen beim Friseur und bei der Kosmetikerin stand vor der Trauung auch noch das Fotoshooting auf dem Programm. Am Nachmittag trafen unsere Gäste mit einem Reisecar im aargauischen Meisterschwanden ein, wo wir uns in der reformierten Kirche das Jawort gaben. Getraut wurden wir von einem Diakon, den wir von früher kannten. Wir sind beide nicht speziell gläubig, aber uns gefiel seine Art, den Gottesdienst zu gestalten. Ausserdem hatten wir uns auch der Familie wegen

für eine traditionelle Hochzeit entschieden. Rückblickend sind wir aber froh, dass wir uns nicht bloss zivil vermählt haben. Dank der kirchlichen Trauung war der Hochzeitstag ein besonders spezieller Anlass – und wegen des Brautkleides! Wir hätten nie gedacht, dass wir einmal in einer so prunkvollen Kleidung heiraten würden. Aber als wir dann im Modegeschäft waren, hatten die schlichten Röcke keine Chance gegen das klassische weisse Prinzessinnenkleid.

«Die schlichten Röcke hatten keine Chance gegen das klassische weisse Prinzessinnenkleid.»

BILD: ISTOCKPHOTO

Nach der Trauung fand neben der Kirche ein grosser Apéro statt, an dem wir mit vielen Freunden und Verwandten anstossen durften. Wir fanden es schön, dass so viele Leute die Freude mit uns teilten. Eine Band sorgte für ausgelassene Stimmung, und dank des guten Wetters

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BILD: ZVG

BILD: ZVG

Ehepaar Giger-Weber: Ein Fest voller Überraschungen.

Scherben und Segenssprüche: Ehepaar Selig-Bär.

konnten wir unter freiem Himmel tanzen. Dies war sozusagen das ‹Training› für die nächste Station: Mit dem Car fuhren wir alle zusammen nach Anglikon AG in ein Tanzcenter, wo die rund 65 Gäste in den Genuss eines Tanzkurses kamen. Daraufhin gab es in einer Scheune in Fischbach-Göslikon für alle eine kulinarische Stärkung. Das Hochzeitsfest war voller Überraschungen: Familie und Freunde führten lustige Darbietungen auf und schenkten uns unsere eigene Hochzeitszeitung. Sogar eine Breakdance-Gruppe trat auf, deren spektakuläre Bewegungen alle Anwesenden in ihren Bann zogen. Beim anschliessenden Hochzeitswalzer ging es wieder gemütlicher zu und her. Und richtig romantisch wurde es, als wir spätnachts Laternen in den Himmel steigen liessen.»

chin auf die Braut. Nach deren Einzug beginnt die Zeremonie, in der unter anderem der Ehevertrag sowie sieben Segenssprüche vorgelesen werden. Die Verheiratung endet damit, dass der Bräutigam ein Glas zertritt, in Erinnerung an die Zerstörung des Tempels zu Jerusalem.

«Manchmal beginnt die Hochzeitsnacht schon in einem abgeschlossenen Raum in der Synagoge.»

Eine Woche lang Hochzeit Karin und Edouard Selig-Bär «Vor unserer Eheschliessung sahen wir uns eine Woche lang nicht, weil es im deutschen Judentum so üblich ist. Erst in der Synagoge Basel begegneten wir uns wieder, denn bei den orthodoxen Juden verfolgen Mann und Frau kurz vor der Trauung ein separates Programm. So vollzieht die Frau am Vortag eine rituelle Reinigung im Tauchbad ‹Mikwe› und der Mann kümmert sich unmittelbar vor der Vermählung um den Ehevertrag, in welchem die Rechte der Frau und die Pflichten des Mannes formuliert sind. Der Vertrag, der einen rund tausendjährigen Standardtext enthält, wird von zwei männlichen Zeugen unterzeichnet. Danach begeben sich die Männer in die Synagoge, und der Bräutigam wartet zusammen mit dem Rabbiner unter dem Trau-Balda-

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Nach der Zeremonie gingen wir – wie alle Frischvermählten – alleine in ein Nebenzimmer, das abgeschlossen wurde und in dem wir gemäss orthodoxer Vorschrift eine bestimmte Minimaldauer zu verbleiben hatten. Vor der Heirat ist es Mann und Frau nämlich nicht erlaubt, sich gleichzeitig in einem geschlossenen Raum aufzuhalten. Dementsprechend nimmt bei manchen Paaren die Hochzeitsnacht schon in diesem Zimmer ihren Anfang. Wir aber gingen kurze Zeit später zu unseren etwa 130 Gästen, die uns bei einem Stehempfang beglückwünschten. Anschliessend nahmen wir mit ihnen im Gemeindesaal der Synagoge ein koscheres Essen ein. Das Besondere beim Hochzeitsmahl ist, dass man nach dem regulären Tischgebet die sieben Segenssprüche spricht, die bereits während der Trauung vorgelesen worden sind. Diese werden auch während der darauffolgenden sechs Tage wiederholt, und zwar immer anlässlich einer Essenseinladung bei Freunden und Verwandten. Um die Segenssprüche all unserer Bekannten entgegennehmen zu können, flogen wir sogar extra nach Israel. Man kann also sagen, dass wir eine ganze Woche lang Hochzeit gefeiert haben!» SURPRISE 247/11


Heirat per Horoskop Ehepaar Balasubramaniam «Dass wir geheiratet haben, ist in erster Linie unseren Familien zu verdanken. Denn im Hinduismus wird die Ehe traditionell von den Eltern vermittelt. In zweiter Linie sind unsere Geburtsdaten für unsere Vermählung verantwortlich, da diese astrologisch ideal zusammenpassen. Ein hoher Priester in Sri Lanka prüfte zuerst unsere Horoskope, erst danach lernten wir uns kennen. Die Horoskope spielten auch bei der Festlegung des genauen Zeitpunkts der religiösen Zeremonie eine grosse Rolle. Wir heirateten nicht in einem Hindu-Tempel, sondern in einem gemieteten Saal, da wir für die rund 400 Gäste viel Platz benötigten. Das Vermählungsritual wurde von einem angesehenen Hindu-Priester durchgeführt, der extra von London in die Schweiz gereist war. Eine hinduistische Eheschliessung umfasst zahlreiche religiöse Elemente und folgt einem strengen Ablauf: Der Bräutigam betritt als Erster den Saal und führt die sogenannte ‹Puja› durch. Das ist ein Verehrungsritual, bei dem man ein kleines Feuer entfacht und die Götter anbetet. Die Braut macht dasselbe und geht sich anschliessend zum ersten Mal umziehen. Insgesamt trägt sie drei verschiedene Saris, die mit Gold bestickt und sehr wertvoll sind. Unter dem Hochzeits-Baldachin ‹Manavarai› wird das Paar nun getraut. Hindus tauschen aber keine Ringe aus, sondern der Mann legt der Frau den ‹Thali› um, eine schwarze Perlenkette. Zudem malt er ihr einen roten Punkt zwischen die Augen. Beides trägt die Frau ihr Leben lang, denn der ‹Thali› und der Stirnpunkt sind Zeichen dafür, dass die Frau verheiratet ist. Gegen Ende der Zeremonie fasst sich das Brautpaar am kleinen Finger, geht dreimal um das Opferfeuer herum und gibt sich SURPRISE 247/11

BILD: ZVG

Ehepaar Ramadanagic: Anstossen ohne Alkohol. BILD: ZVG

In der Limousine zur Moschee Mubina und Danijel Ramadanagic «An unsere Hochzeit können wir uns bestens erinnern, denn sie ist noch nicht lange her: Am 18. Dezember letzten Jahres gaben wir uns in Bosnien, in der Moschee von Tuzla, das Jawort. Es war ein sehr emotionaler Moment, denn der Imam, der uns traute, war der Brautvater. Diese Konstellation machte die Eheschliessung zu einem besonders schönen Ereignis. Die Vermählung ist bei gläubigen Moslems generell ein zentrales Ritual, weil es Mann und Frau vorher nicht erlaubt ist, zusammenzuleben. Der Hochzeitstag beginnt in der Regel damit, dass der Bräutigam gemeinsam mit einigen Verwandten zum Elternhaus der Verlobten fährt. Wir machten es genauso und sahen uns bei der Brautfamilie zu Hause zum ersten Mal in den Hochzeitskleidern. Diese konnten wir – selbstverständlich unter Berücksichtigung gewisser religiöser Vorschriften – selber aussuchen. So trugen wir beispielsweise beide eine Kopfbedeckung; die Frau ein Kopftuch mit Schleier, der Mann die Gebetsmütze ‹Takke›. In einer Limousine fuhren wir anschliessend zur Moschee, wo etwa 50 Personen mit uns beteten. Während der Zeremonie wurden verschiedene Texte aus dem Koran vorgelesen, die sich hauptsächlich auf das Heiraten beziehen sowie Lobpreisungen, welche auf den Überlieferungen des Propheten Mohammed beruhen. Und natürlich tauschten wir unsere Ringe aus. Nach der Trauung fuhren wir mit einem langen Autokonvoi in die Stadt Bijeljina zum Elternhaus des Bräutigams. Denn traditionsgemäss beschenken dort die Schwiegereltern die Braut mit verschiedenen Schmuckstücken. Zudem erhält sie von der Schwiegermutter einen Koran, was ein Symbol dafür ist, dass uns der Koran als Führer durch das Leben dienen soll. Nach diesem kurzen Zwischenhalt ging es weiter in ein grosses Hotel in der Stadt, wo die Hochzeitsfeier mit etwa 200 Gästen und einer Band stattfand. Das Menü konnten wir nach unserem Geschmack zusammenstellen, denn beim Hochzeitsmahl gibt es keine bestimmten Regeln zu beachten. Als gläubige Moslems verzichteten wir allerdings auf Alkohol.»

Drei verschiedene Saris: Ehepaar Balasubramaniam.

gegenseitig eine Kleinigkeit zu essen. Nun gilt es als verheiratet und der religiöse Akt ist abgeschlossen. Das anschliessende Hochzeitsmahl wurde von unserer Familie vorbereitet und war – wie bei jeder hinduistischen Heirat – vegetarisch. Eine weitere Regel ist, dass das Brautpaar von Hand aus demselben Teller isst. Der Abend endete natürlich mit einem ausgedehnten Fotoshooting wie es bei vielen tamilischen Festen üblich ist.» ■

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BILD: REUTERS/ALY SONG

Japan Tagebuch der Zerstörung Die massiven Zerstörungen durch Erdbeben und Tsunamis haben auch unsere Kollegen vom Strassenmagazin «The Big Issue Japan» mitgenommen. Die Geschäftsführerin Miku Sano berichtet über die Situation in der schwer getroffenen Stadt Sendai und der Vertriebschef Aoki San gibt Einblicke in sein «Tagebuch der Zerstörung».

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Nach dem anfänglichen Schock sind die Armen und Obdachlosen seit Mitte März zurück auf Tokios Strassen. Wie die meisten anderen Stadtbewohner versuchen auch sie, ihren gewohnten Tagesablauf wieder aufzunehmen. Das heisst: Sie verkaufen «The Big Issue Japan». In Sendai, der Hauptstadt von Miyagi, der vom Erdbeben am schlimmsten betroffenen Region, sind alle Verkäufer am Leben. Die Zerstörung der Infrastruktur bedeutet allerdings, dass in den ganzen Norden keine Magazine geliefert werden konnten. Miku Sano, Geschäftsführerin des «Big Issue»-Büros in Tokio, sagt: «In Sendai haben zwar alle Verkäufer überlebt, aber sie wissen nicht, wann sie wieder etwas verdienen können. Alle Menschen im Norden des Landes kämpfen ums Überleben und darum, jene zu finden, die sie lieben. Wir versuchen alles, um ihnen zu helfen. Nichts wird mehr so sein, wie es war, aber wir leben noch.» «Big Issue Japan» hat ein ähnliches Projekt wie Surprise den Surprise Strassensport. Nach der Katastrophe soll das Fussballtraining und damit ein Stück Normalität rasch wieder beginnen, sagt Miku Sano: «Alle Spiele wurden abgesagt, aber unsere Verkäufer möchten wieder spielen, um sich besser zu fühlen.» «Big Issue Japan» arbeitet mit der «Sendai Nachtpatrouille» zusammen, um den Obdachlosen zu helfen. Die Mitarbeiter haben seit dem elften März unermüdlich kostenloses Essen an jeden gegeben, der im Freien übernachten muss. Auszüge aus dem «Tagebuch der Zerstörung» von Aoki San, Chef der Patrouille und des «Big Issue»-Vertriebs in Sendai:

16. März Der Tag hat mit Regen begonnen. Das Lokalradio hat über unser Essensangebot im Rathaus von Wakabayashi informiert, also haben wir an die tausend Portionen vorbereitet. Mittags haben wir Curry, Misosuppe und Reis für über 800 Menschen ausgegeben, nach kürzester Zeit war alles weg. Einige Menschen hatten seit drei Tagen nichts gegessen und warteten im Regen auf eine Mahlzeit.

«Nichts wird mehr so sein, wie es war, aber wir leben noch.»

14. März Wasser und Elektrizität sind in einigen Gegenden wieder vorhanden. Aber es wird noch mindestens einen Monat dauern, bis die Gasleitungen wieder funktionieren. In Wakabayashi, dem am schlimmsten zerstörten Viertel Sendais, sah ich viele Menschen die anstanden, um ein paar halb verfaulte Orangen und eine Banane zu bekommen. An die tausend Leichen liegen unbeaufsichtigt in einer Schule, und es gibt keine Informationen, wer die unzähligen Toten waren. Die Zahl der Todesopfer ist zu gross, um sie sich vorstellen zu können, viele Leute scheinen gar nicht zu wissen, was sie überhaupt tun sollen. Wir werden ab elf Uhr allen Menschen ohne Obdach Curryreis anbieten. 15. März Strassen, Flugzeuge und Züge dürfen nur von Rettungsdiensten benutzt werden, uns bleibt nur der düstere Ausblick auf ein wenig Essen. Mehr als 1000 Leute sind an einer Bushaltestelle Schlange gestanden. Ich habe mich in eine Schlange vor dem Daiei-Supermarkt gestellt, aber eine halbe Stunde nach der Öffnung sind die Grundnahrungsmittel alle ausverkauft gewesen. Gasflaschen, Nudeln, Dosen, Batterien, Reis – alles ist knapp. Die öffentliche Verwaltung ist komplett gelähmt. Das Rathaus hat heute einen Informationsschalter eröffnet. Vier Tage nach dem Erdbeben. Die Krankenhäuser können immer nur abhängig von der Stromversorgung Hilfe leisten. Ohne batteriebetriebenes Radio hat man keinerlei Informationen. Viele Bewohner wissen nichts über den Unfall im Atomkraftwerk Fukushima. Die Menschen sind «InformationsFlüchtlinge». Lokale Radiosender helfen, vermisste Angehörige zu finden. Starke Nachbeben um drei Uhr und vier Uhr morgens. SURPRISE 247/11

Ich mache mir Sorgen, weil wir nichts darüber erfahren, was im Atomkraftwerk geschieht. Wir haben Nordwind, ich befürchte, die Kanto-Region könnte radioaktiv verseucht werden. Tausende Menschen schlafen in Grundschulen, Rathäusern und öffentlichen Einrichtungen. Ich werde mein Bestes geben, um auch morgen wieder Essen anbieten zu können. Obwohl ich fürchte, dass wir dann nichts mehr haben werden. 21. März (Nachtrag von Miku Sano) Wir haben dieses Wochenende ein Fussballtraining mit Verkäufern organisiert. Auch viele Freiwillige haben mitgemacht. Den meisten unserer Strassenverkäufer geht es ganz okay, aber diejenigen in den am meisten zerstörten Gebieten sehen sich gewaltigen Herausforderungen gegenüber. Zuerst waren viele von uns überrascht, wie stark und unberührt die meisten unserer Verkäufer wirken. Aber wenn man bedenkt, dass viele unter ihnen immer draussen schlafen, dann bedeutet das, dass diese Situation, die wir als Notstand und Katastrophe empfinden, für sie das tägliche Leben ist. Ich hoffe, dass uns diese Krise zusammenbringt und uns die Chance gibt, mehr an die Menschen zu denken, die unter solch harten Bedingungen leben müssen. Nicht nur nach einem Erdbeben, sondern jeden Tag. In der Zwischenzeit ist die letzte Ausgabe des «Big Issue» in Sapporo angekommen. Hokkaido hinkt fünf Tage hinter dem Plan her. Wir erleben weiterhin jeden Tag Erdbeben der Stärke fünf bis sechs in den Küstenregionen um Tokio und im Norden. Strom und Gas sind in Tokio und im Norden knapp. Die Menschen in Tokio haben Panikkäufe getätigt, aber das lässt so langsam nach. Die Dinge sind weiterhin sehr ungewiss, aber jeder versucht, den anderen zu helfen. ■ Der Artikel entspricht dem Stand vom 22. März. Spätere Entwicklungen bleiben aus produktionstechnischen Gründen unerwähnt. Ursprünglich veröffentlicht von «The Big Issue Scotland» Zusätzliche Berichterstattung von «The Big Issue Japan» Deutsche Fassung von Ilse Weiss www.streetnewsservice.org

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BILD: ANDREA GANZ

Le mot noir Hormone und Charakter Kürzlich im Café. «Was liest du da?», beugt sich meine Freundin Maggie über die Zeitschrift. «‹Der Rüde. Wie Hormone seinen Charakter bestimmen›.» «Hat er eine flachgelegt?» «Einen Shar-Pei», antworte ich gereizt. «Ich kenne jetzt meine neuen Nachbarn.» «Die Nachbarn, von denen du den Wasseranschluss im Garten mitbenutzen willst?» «Die Nachbarn, die ein läufiges Weibchen einfach frei herumirren lassen. Da kann man sich auch gleich nackt ins Café setzen.» Mein Handy klingelt in der Handtasche. «Du siehst übrigens auch aus, als würdest du frei herumirren», raune ich Maggie zu und gehe ran: «Ist der Fummel neu?» Und ins Telefon: «Die Koniferen. Ja, Ko-ni-fe-ren. Zwölf Meter umsetzen … Genau, die Koniferen. Koni-fe-ren … Jetzt haben sie es!» «Ist das der neue Gärtner?», flüstert Maggie neugierig in

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mein Ohr: «Der mit den talentierten Händen?» «Vergiss es», wehre ich ab und lege auf: «Der ist sensibel.» Und zu mir: «Wenn man mit dem einen Auftrag ausführt, ist das, als prügle man auf ein Seehundebaby ein.» «Ich will aber einen Rüden», schmollt Maggie vor sich hin: «So einer wie dein Hund!» «Ich hol mir noch einen Kaffee», winke ich müde ab. «Und was machst du, wenn es Nachwuchs gibt?», will der Kellner hinter der Theke wissen. «Können wir das später besprechen», weiche ich aus, aber der Kellner bleibt am Ball: «Ich kann den Hund ja verstehen. 80 Prozent seiner Zeit hält er seine Pfeife in Schuss.» «Immer picco bello», muss ich zugeben. «Ja und dann soll er sie nie benutzen?» «Deprimierend, ich weiss», knurre ich dunkel. «Dabei ist er regelmässig an der frischen Luft. Das müsste doch abkühlen.» «Wenn er 80 Prozent in die Wartung steckt, will er den Motor auch starten. Und so wie der aussieht, ist es besser, er ergreift jede Gelegenheit. Der hat sonst keine Chance.» «Hatte ich nicht Kaffee bestellt?», zische ich zurück. «Ausserdem hat mein Hund noch andere Eigenschaften. Zum Beispiel knuddelt er morgens gerne. Und er ist ein super Wachhund.» «Reine Terrainsache», winkt der Kellner grinsend ab. «Wo bleibst du so lange?», kommt Maggie an die Theke. «Der Hund ist schon ganz nervös!» «Terrain! Ich sags doch!», triumphiert der Kellner. «Und dieser Typ kommt grad an»,

informiert mich Maggie. «Welcher Typ?», will ich wissen. «Der mit dem grauen Hund.» «Ehrlich?!», bin ich inspiriert. «Aber ich bin in der Jogginghose!» «Vielleicht solltest du mehr in deine Wartung stecken», moniert der Kellner. «Ich brauche dein Kleid!», drehe ich mich zu Maggie um. «Schnell!» «Das sieht mit deinen Turnschuhen aber beschissen aus.» «Egal!», ziehe ich Maggie Richtung Damentoilette. «Der kommt immer dann an, wenn ich ihn nicht erwarte!» «Vielleicht ist das seine Strategie?» «Blödsinn», winke ich nervös ab. «Woher soll der wissen, wann ich da bin.» «Und was ist das für ein Hund?» «Irgend so ein Jagdhund, glaube ich. Warum?» «Nur so», wiegt Maggie den Kopf. «Ich würde die Turnschuhe anbehalten.»

DELIA LENOIR LENOIR@HAPPYSHRIMP.CH ILLUSTRATION: IRENE MEIER (IRENEMEI@GMX.CH) SURPRISE 247/11


Rockabilly Elegant ins Verruchte Subkulturen existieren jenseits von Trends. Im Verborgenen überdauert manche Jugendkultur seit Jahrzehnten. Surprise stellt in den kommenden Ausgaben einige davon vor. Zum Auftakt: Haartollen und Portemonnaie-Ketten, Betty-Page-Frisuren und kirschrote Münder – die Rockabillies.

«Rockabilly? Ich dachte immer, das sei ein Musikstil», lautet die ironische Standardantwort von Danny Müller, wenn seine Motorradstiefel, seine Bluejeans und seine geölten Haare wieder einmal mit «Aha, ein Rockabilly!» kommentiert werden. Selbst nennt er sich nicht so. Er ist nach eigener Aussage Rock’n’Roller, einer, der einfach fasziniert ist von der Musik und dem Lebensstil der 50er-Jahre. «Sizzlin’ Hot Rockabilly», das ist das, was er mit seiner Band macht, der beidseits des Rheins nicht unbekannten King Louie Combo. Unter Rockabilly verstand man Mitte der 1950er-Jahre die Musik junger Rock’n’Roller aus den Südstaaten der USA. Für den Namen stand die Countrymusik Pate, der «Hillbilly». Denn der Sound typischer Südstaaten-Rock’n’Roller wie Carl Perkins oder Johnny Burnette klang noch stark nach Country, viel mehr als beispielsweise der Rock’n’Roll aus New York. Weithin gebräuchlich wurde der Begriff erst Ende der 70erJahre, als Bands wie Matchbox oder Stray Cats sich am 50er-JahreRock’n’Roll (aber auch am Punk) orientierten. Rockabilly war da sowohl Musikstil als auch ein Begriff für die Szene, die diese Musik hörte. Und heute? Müller sagt: Was sich aktuell als Rockabilly präsentiere, habe mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes nichts zu tun. Heute gehe es vor allem darum, an Grossevents wie dem alljährlichen Hangar Rockin’ in St. Stephan im Simmental abzufesten. Die Musik sei sekundär. Da könne auch mal Soul oder Ska gespielt werden. Wichtig sei der Look, den die Leute für Rockabilly halten, dessen Elemente mit dem Kleidungsstil der Südstaaten-Rock’n’Roller der Fünfziger aber eigentlich nicht viel gemein haben. Die Kette am Portemonnaie? Praktisches Utensil der Biker. Tattoos? Heute ein Must, um dazuzugehören – 1955 hatte das kaum jemand. Oliver Baroni sieht das gelassen. Er ist Bassist und Sänger von The Hillbilly Moon Explosion, der Schweizer Band schlechthin in Sachen Rock’n’Roll. Die Band veröffentlicht Anfang April ihr neues Album «Buy, Beg Or Steal» und geht anschliessend auf Europatournee. Schon bei früheren Konzerten hat Baroni beobachtet: Rockabilly-Fans gibt es überall. «Die Szene ist grösser denn je», sagt Baroni. Und: «Sie sehen tatsächlich alle gleich aus.» Beides, so Baroni, sei dem Internet zu verdanken. Tatsächlich lässt sich per Mausklick schnell herausfinden, was einen «echten» Rockabilly ausmacht und wo es die entsprechenden Utensilien zu kaufen gibt. Und nebenbei kann man sich gleich noch einen Sampler mit entsprechender Musik herunterladen. Und schon ist man dabei. Schlimm findet er das nicht: «Der Rockabilly-Stil ist halt einfach attraktiv.» Rockabilly ist verführerisch, weil sich hier das Gepflegte elegant mit dem Verruchten verbindet: Die Szene gibt sich rebellisch und punkig. Getrunken wird Bier – nicht Sekt. Und gleichzeitig ist sie gesittet und «oldfashioned». In wohl kaum einer anderen Szene stehen die Männer mindestens so lange mit dem Kamm vor dem Spiegel wie die Frauen, wird mit ähnlicher Pedanterie auf jedes Detail geachtet. Und wo sonst, SURPRISE 247/11

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VON THOMAS OEHLER

Attraktiver Stil: Emanuela Hutter und Oliver Baroni von Hillbilly Moon Explosion.

wenn nicht an einem Rockabilly-Weekender bringen die Damen – ohne sich abzusprechen – einen perfekten Stroll-Tanz aufs Parkett? Events wie das Hangar Rockin’ sind also nicht einfach nur Open Airs mit stets gleichem Halligalli. Vielmehr dienen sie Szenegängern dazu, sich stilvoll zu präsentieren. 50er-Jahre-Authentizität wird dabei zwar immer propagiert. Nur eben: Was ist authentisch? Und ist das denn überhaupt so wichtig? Schön anzusehen sind sie nämlich allemal – die «Rockabillies» und «Rockabellas»! ■ www.crazyeventik.ch/bands/kinglouie.htm www.hillbillymoon.com www.rockabilly.ch

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Kulturtipps

Herzenskluge Tat: wundersame Botschaften für Herrn Günther.

Buch Wahre Heldinnen Die Welt ist voller Miesepeter und Griesgrame, denen man am liebsten … Doch das es auch anders geht, beweist ein gewitztes Freundinnen-Trio.

Kein Aber! Verlässliche Werte gesucht.

VON CHRISTOPHER ZIMMER

Tanztheater Was zählt

Um Punkt «achtminutenvordrei» haben Valerie, Yasmina und Noemi ihren grossen Auftritt. Und damit wir auch wissen, mit wem wir es zu tun haben, werden sie erst einmal vorgestellt. Mit ihren Vorlieben und Talenten und mit ein paar heissen Infos darüber, was sie den lieben langen Tag über gerne machen (mit To-do-Liste!), wo sie wohnen (in der Senftalgasse) und dass sie die dicksten Freundinnen sind. Und alles wäre gut. Wenn da nicht Herr Günther wäre, der a) seine Zigarettenkippen überall einfach hinschmeisst, b) Valeries kleinen Bruder Jan, der im Rollstuhl sitzt, anschnauzt und c) seine Frau so laut anschreit, dass man es durch die ganze Senftalgasse hört. Das ist die das Kinderparadies verdüsternde Ausgangslage in diesem wunderbaren Bilderbuch von Elisabeth Steinkellner (Text) und Michael Roher (Illustrationen), und damit geht es so richtig los. Denn natürlich kann das so nicht bleiben, und dafür sorgt das Senftalgassen-Trio, das die Herzen am rechten Fleck hat, planmässig und auf so unerwartete wie berührende Weise. Da wird nicht weniger vorgeführt, als dass Rache zwar süss sein kann, aber eben ohne Bosheit oder Schadenfreude, die sich ansonsten hinter dieser Redensart verbergen. Da wird ohne Mahnfinger der Tatbeweis erbracht, dass man den Rüpeln und Misanthropen dieser Welt mit Witz eine heilsame Lektion erteilen kann. Nicht mit bösen Streichen oder Fallgruben, sondern mit lauter Geschenken, die wundersam-weise Botschaften enthalten – und selbst aus einem Herrn Günther das Gute hervorholen, das schon immer in ihm gesteckt hat. Erzählt wird diese herzenskluge Geschichte in Bildern, deren Figuren und Kulissen ganz nahe an kindlichen Strichzeichnungen sind und doch so kunstvoll gestaltet, dass jedes Umblättern voller Vorfreude auf die nächste Seite ist. Die Texte dazu sind schlicht und treten manchmal ganz in den Hintergrund, wenn die Bilder dort weitererzählen, wo die Worte nur den Anfang machen. Am Ende ist alles wieder gut. Weil die drei Freundinnen Herrn Günther nicht bestraft, sondern glücklich gemacht haben. So wie es sich für wahre Heldinnen gehört. Elisabeth Steinkellner, Michael Roher: An Herrn Günther mit bestem Gruss! Jungbrunnen 2010. CHF 24.50.

Was ist dir wichtig im Leben? Sieben junge Menschen werden auf eine Forschungsreise geschickt, um ihre Vorstellung von Werten zu untersuchen – und stossen auf den Wunsch nach Eindeutigkeit. VON ANKE HÄCKELL

Die Akteure des Jungen Theater Basel beschäftigen sich mit dem Thema «Werte». Mit ihren eigenen Werten, nicht jenen der Gesellschaft. Denn die, so stellt sich heraus, hat an festen Werten nicht mehr viel zu bieten. Was die sieben Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 21 Jahren auf ihrer Suche finden, wird in Tanz umgesetzt. Zwar haben die Akteure des Stücks «Kei Aber» Theatererfahrung, aber keine Tanzausbildung. Dies ist dem Choreografen wichtig, da ihn eine Bewegungsfindung interessiert, die nicht von Professionalität, sondern vom Spielerischen der Jungendlichen, von ihrem inneren Bewegunspotenzial zeugt: Ives Thuwis-de Leeuw hat viel Erfahrung in der Arbeit mit jungen Menschen. In mehreren, teils ausgezeichneten Produktionen hat er gezeigt, dass es ihm gelingt, für die Jugendlichen einerseits einen wertvollen Freiraum herzustellen, in dem sie, mit der ihnen eigenen Energie und Lust am Entdecken, etwas erfinden können. Andererseits stellt er ihnen hierfür einen professionellen Rahmen zur Verfügung. Ähnlich geht Dramaturg Uwe Heinrich an die Arbeit mit den Jugendlichen heran. Die Ausgangssituation zu dieser Produktion sind Fragen wie: Was ist euch wichtig im Leben? Was ist eure Vorstellung von Werten? Zunächst stellt sich vor allem heraus: Es nervt, dass alles und jedes anzweifelbar und diskutierbar ist. Man wünscht sich Eindeutigkeit. In der Folge wird nach Begriffen gesucht, die vielleicht unantastbar sind und kein Aber zulassen: Grosse Worte werden gefunden … und in der Gruppe untersucht: Im Wechsel von intellektuellem und körperlichem Ausdruck sowie spielerisch eingesetzter Technik (Videoprojektionen und I-Pod-Ästhetik) ist diese Untersuchung frisch und lustvoll. So kommt beim Zusehen das tröstliche Gefühl auf, dass die Auseinandersetzung mit den grossen Menschheitsthemen lebendig bleibt und uns lebendig macht; dass auf alles Abgedroschene und Ermüdende eine frische, neue Kraft folgt. Das ersehnte «Kei Aber» gibt Raum für Lust an der Diskussion. Die Gruppe beweist, dass es Spass macht und sich noch immer lohnt, seine eigenen Vorstellungen in einen Zusammenhang mit den anderen zu bringen. «Kei Aber», Tanztheater über die ganz neuen Leiden der inneren Werte. Vorstellungen: 1./6./7./8./13./14./15. April, 20 Uhr im jungen theater basel auf dem Kasernenareal. Weitere Vorstellungen: www.jungestheaterbasel.ch

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Joshua und Grossmutter Smurf.

DVD Wolfsjunge unter Löwen Im ersten Langspielfilm des Australiers David Michôd, «Animal Kingdom» versucht ein Teenager, ungeschoren aus der Konfrontation zwischen seiner kriminellen Verwandtschaft und dem skrupellosen Polizeiapparat davonzukommen. VON NILS KELLER

Melbourne, Australien. Die Mutter des erzählenden Joshua «J» Cody (James Frecheville) liegt regungslos auf dem Sofa, während er am Fernseher eine Quizshow verfolgt. Die eintretenden Sanitäter können nur noch ihren Tod durch Heroin feststellen. Mit gefasster Hilflosigkeit wendet sich der 17-jährige Joshua an seine Grossmutter Smurf (Jacki Weaver). Unter ihrer einnehmenden Obhut leben auch seine drei Onkels in enger krimineller Bruderschaft. Alle waren Teil einer berüchtigten Bande, die erfolgreich brutale Raubüberfälle durchführte. Ihr Anführer «Pope» Cody (Ben Mendelsohn) ist abgetaucht, um nicht von einer selbstgerechten Spezialeinheit der Polizei hingerichtet zu werden. Sein Geschäftspartner Barry Brown (Joel Edgerton) hat ad interim übernommen, möchte jedoch möglichst bald aussteigen. Onkel Craig, ein tätowiertes, speedsüchtiges Nervenbündel, ist dick in den Drogenhandel eingestiegen, während der Jüngste, Darren Cody, hoffnungslos im Fahrwasser seiner Brüder mitschwimmt. Joshua bemerkt erst nicht, wie sehr all diese Männer in konstanter Furcht leben, bald jedoch werden ihre versteckten Ängste allzu wahr. Regisseur und Autor Michôd schafft weniger einen Gangsterfilm als ein psychologisches Drama: Die Raubüberfälle sind bereits Geschichte und der Ruhm verbürgerlicht, die Paranoia jedoch wächst stets weiter. Aus mangelndem gegenseitigem Vertrauen, überhöhtem Stolz und dem Auftauchen von Pope Cody entsteht ein dunkler Sog, durch den selbst Aussenstehende wie Joshuas Freundin zu Schaden kommen. Der Zuschauer folgt dem anfangs noch unbedarften Joshua: Der stoische Teenager, der mit all dem eigentlich nichts zu tun haben möchte und sich doch im kriminellen Geäst verstrickt. Spätestens als ihn der Polizist Nathan Lecke (Guy Pearce) als Kronzeuge gegen seine Verwandtschaft gewinnen möchte, muss er sich entscheiden: Wem kann er in diesem Dschungel aus kriminellen Blutsverwandten und juristischen Fallgruben trauen? Und wie viel ist er bereit zu opfern, um seine Freiheit zu bewahren? Die letzten Worte im Film beschreiben genau, wie sich der Zuschauer während des ganzen Films fühlt: «It’s a crazy fuckin’ world» – ohne auch nur einen Hauch von Sarkasmus.

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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

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Stellenwerk AG, Zürich

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www.bauernschlau.ch, Hof, Web, Kultur

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Axpo Holding AG, Zürich

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AnyWeb AG, Zürich

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Niederer, Kraft und Frey, Zürich

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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Knackeboul Entertainment, Bern

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Locher Schwittay Gebäudetechnik GmbH, Basel

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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Lions Club Zürich-Seefeld

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TYDAC AG, Bern

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bewegstatt.ch, Janine Holenstein, Frauenfeld

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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D. Heer Geigenbau, Winterthur

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KIBAG Kies und Beton

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Weblotion Webagentur, Zürich

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OEKOLADEN Theaterpassage, Basel

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commilfo Isabelle Wanner, Baden

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atelier111.ch, Basel

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Zürcher Kantonalbank, Zürich

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Philip Maloney, Privatdetektiv

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Brother (Schweiz) AG, Baden

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

«Animal Kingdom» (AU 2010), 112 Min. Englisch, Deutsch, deutsche Untertitel. Extras: Trailer. Bestellen: www.animalkingdommovie.com SURPRISE 247/11

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Ausgehtipps

Drei Mäuse im Filmfilmfieber: Die Gnadenlosen.

Zwischen Verführerin und Furie: Anna Calvi.

Zürich/Bern Rotlippiges Repertoire Ziemlich frech. Eine Newcomerin covert für ihre erste Single «Jezebel», ein Lied, das von Edith Piaf unsterblich gemacht wurde. Doch Anna Calvi erntete statt Hohn und Spott begeisterte Fans. Und was für welche: Brian Eno sprach von der neuen Patti Smith. Nick Cave holte sie ins Vorprogramm von Grinderman. Die Londonerin mit italienischen Wurzeln singt und spielt mit der Überzeugungskraft einer Frau, die schon das eine oder andere erlebt hat. Debussy, Ravel und Roy Orbison nennt sie als Einflüsse, und tatsächlich gemahnt das Drama in ihren Songs an klassische Grössen. Anna Calvi ist zuerst eine eigenwillige Gitarristin, die Atmosphären schafft, dass man sie im David-Lynch-Klassiker «Blue Velvet» vor Augen hat. Dann ist sie eine Sängerin mit einem rotlippigen Repertoire von Verführerin bis Furie. Das Subtile ist die Sache der Calvi nicht. Jedes Lied ist prägnant bis plakativ, der Vortrag so atemberaubend, dass einem jede Kritik im Hals erstickt. (ash)

Bern Das Kino mit der Maus Wer zu viele Filme schaut, kann irgendwann nicht mehr zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. So geht es auch den drei Mäusen, die im Kino leben. Die Geschichten auf der Leinwand wecken in ihnen Träume und Fantasien. So wie die Filmhelden wollen sie sein, ihr Schicksal selber bestimmen, mutig, aufrecht und unbeirrt ihren Weg gehen. Doch da sind auch noch zwei Technikerinnen, die im Kino eine Multimediashow vorbereiten. Und dabei stören Mäuse im Gebäude. Das Theater Max thematisiert im Stück «Die Gnadenlosen» – passenderweise im Kinoraum der Reitschule aufgeführt – den Gegensatz zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt. Hier die Fakten, dort die Fantasie und die Einbildung. «Die Gnadenlosen» richtet sich an ein junges Publikum, will aber nicht ausschliesslich Kindertheater liefern, sondern versteht sich als «Plädoyer für die Stimme des Kindes im Erwachsenen». (ash) «Die Gnadenlosen», bis 19. April, Reitschule, Bern. www.theatermax.ch/gnadenlosen

Mi, 13. April, 22 Uhr, Stall 6, Zürich; Fr, 15. April, 20 Uhr, Ono, Bern.

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Basel/Zürich Erhebende Lieder Da ist einer aus der Zeit gefallen. John Grant, einst Sänger der notorisch erfolglosen Band Czars präsentierte vor Jahresfrist auf seinem Solodebüt «Queen of Denmark» erhebende Lieder zwischen Sechziger-Folk und Siebziger-Softrock. Der Amerikaner singt mit warmem Bariton Songs von linder Melancholie. Perlende Pianos, fiepende Keyboards und die eine oder andere Glamrock-Gitarre legen die Basis für elegische Lieder, die in pampigeren Passagen an Supertramp erinnern, meist aber eher an Divine Comedy, und (die jeweils jungen) David Bowie und Scott Walker denken lassen. Der Wohlklang täuscht allerdings darüber hinweg, dass Grant in diesen Stücken seine Jugend als Homosexueller in einer tief religiösen Familie sowie Jahre der Drogensucht verarbeitet – und dabei biographischen Schmerz in musikalische Schönheit verwandelt. «Mojo», ein englisches Magazin für reifere Musikinteressierte, erkor «Queen of Denmark» zum Album des Jahres. Mal schauen, ob die Konzerte das Niveau halten. (ash) Do, 14. April, 20 Uhr, Parterre, Basel; Sa, 16. April 20.20 Uhr, El Lokal, Zürich.

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John Grant verwandelt Schmerz in Wohlklang. SURPRISE 247/11


War das schön! Zuerst vergessen, dann gut erinnern.

Zug Fischers Fritz, 1000 v. Chr.

Basel Wie war das noch?

Kaum jemand gibt heute in der Schweiz noch als Beruf Fischer an. Das war einmal ganz anders. Auch in der Schweiz leisteten Fischer früher einen wesentlichen Beitrag zur Ernährung der Menschen. Was heute an unseren Seen und Flüssen fast nur noch hobbymässig betrieben wird, war früher harte Arbeit. Davon Zeugen die ausgestellten Werkzeuge ur- und mittelalterlicher Fischer. Und sie zeigen auch, dass sich die Fangmethoden über die Jahrtausende nicht wesentlich geändert haben. In der Ausstellung im Museum für Urgeschichte(n) wird die Geschichte des Fischens über zehn Jahrtausende aufgerollt und dabei gibt es sogar lebendiges zu bestaunen: In einem Aquarium tummeln sich Fische, deren Artverwandte schon in der Jungsteinzeit aus dem Zugersee gefischt wurden. (juk)

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Angelzubehör anno 3400 bis 3000 v. Chr.

Das Bild täuscht – Buster Keaton ist lustig.

Stellen Sie sich vor, Sie würden nie etwas vergessen. Könnten Sie sich dann daran erinnern, wie es war, als Sie als Kind zum ersten Mal am Meer waren? Oder würden Sie sich an die Rührung erinnern, die Sie empfanden, als Ihr Kind Sie zum ersten Mal anlächelte? Um sich gut zu erinnern, muss man vergessen können. Das behauptet zumindest der Titel des Kurzvortrags, den der Philosoph Gerd B. Achenbach im Rahmen der Flying Science-Reihe «Vergessen und Erinnern» hält. Und wo liesse sich besser darüber diskutieren, als an einem Hort der Erinnerung? Das Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt bietet die würdige Kulisse, um über das Spannungsfeld zwischen Erinnern und Vergessen zu sinnieren. (juk) Man muss grosszügig vergessen können, um sich gut zu erinnern – eine kleine philosophische Zwischenrede. Kurzreferat (ca. 30 Min.) der Flying Science-

Fische – Ressourcen aus dem Wasser, Ausstellung,

Reihe «Vergessen und Erinnern», Do, 7. April, 19 Uhr,

Museum für Urgeschichte(n) Zug, noch bis zum

Staatsarchiv Basel-Stadt, Martinsgasse 2, Info:

15. Mai. www.museenzug.ch

www.flyingscience.ch

Luzern Blutfehde à la Keaton William McKay wächst als Waisenkind bei seiner Tante auf. Als er volljährig ist, macht er sich auf, den Landbesitz seiner Eltern, den er nun geerbt hat, zu übernehmen. Auf dem Weg dorthin verliebt er sich in die hübsche Virginia. Was der gute William nicht weiss: Seine Angebetete ist die Tochter seiner neuen Nachbarn – die sich allerdings mit seinen Eltern in einer Blutfehde befanden. Als Virginia ihren neuen Freund mit nach Hause bringt, erkennen die Eltern den Sohn der Feinde sofort. Und nur die Gesetze der Gastfreundschaft verbieten es ihnen, William nach dem Leben zu trachten. Aber nur, solange der das Haus nicht verlässt … Buster Keaton, der grossartige Komiker mit dem ernsten Gesicht schlüpfte in diesem Stummfilm in die Rolle des William, deshalb wird es bei der Vorführung einiges zu lachen geben. Die akustische Begleitung übernimmt das Luzerner Sinfonieorchester. Ein Spass für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren. (juk) Buster Keaton: Verflixte Gastfreundschaft, Filmvorführung mit musikalischer Begleitung des Luzerner Sinfonieorchesters, So, 10. April, 13.30 Uhr, Luzerner Theater.

Anzeige:

— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — SURPRISE 247/11

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Verkäuferporträt Ein alter Hase Olivier Cesar Devaud (51) verkauft Surprise seit 13 Jahren. Am liebsten verreist er in alle Himmelsrichtungen. Früher arbeitete er in der Bäckerei und im Kino. Heute freut er sich beim Heftverkauf über den Kundenkontakt und Gespräche mit seinen Stammkunden.

«Mein Vater kommt aus der Romandie, daher mein französischer Name. Leider sprach er nie französisch mit uns, als wir noch klein waren. Er war Architekt in Zürich. Als Kinder sind wir, mein Bruder, meine Schwester und ich, häufig mit ihm auf den Bau gegangen und haben mit angepackt, wo wir nur konnten. Und so gut es halt ging: Da ich nur knapp an einer Kinderlähmung vorbeigeschlittert war, verbrachte ich grosse Teile meiner Kindheit im Spital. Später arbeitete ich als Bäcker/Konditor. Da ich eine Anlehre in der Tasche hatte, musste ich nicht ganz so früh aufstehen wie der Stift. Mein Tag begann so um fünf Uhr. Am Nachmittag, nachdem ich den Laden geputzt hatte, konnte ich nach Hause. Irgendwann zog es mich dann aber von der Bäckerei in Pfäffikon SZ, wo ich auch wohnte, zurück in die Stadt Zürich. So wechselte ich den Beruf und kümmerte mich im Restaurant Weidhof in Seebach um Küche und Buffet. Das hat mir eigentlich immer gefallen, ich wechselte später zu Mövenpick in Regensdorf, wo ich ebenfalls für den Getränkeausschank verantwortlich war. Und ich machte die Glace-Coupes. Später dann, das war 1987, trat ich eine Stelle im Kino Capitol an. Dort arbeitete ich an der Kasse oder auch als Placeur. Das sind diejenigen, die den Leuten die Sitze zuweisen im Saal. Bei dieser Arbeit kennt man nach einer Weile die Anfänge und die Endszenen der jeweiligen Filme. Doch was in der Mitte geschieht, bleibt ein Rätsel. Dafür hatte ich einen Freipass für die Kinos in Zürich und so verbrachte ich viele Stunden vor den Leinwänden – und fand heraus, was in den Filmen wirklich geschah. Vier Jahre später, da war ich 31, wurde die Belegschaft im Capitol durch jüngeres Personal ausgetauscht. Plötzlich stand ich da, ohne Arbeit, gesundheitlich angeschlagen. Ich hatte einen Zusammenbruch und wurde in die psychiatrische Anstalt Burghölzli gesteckt. Dort war ich dann fast zwei Jahre lang. Seither muss ich jeden Tag Medikamente schlucken. Plötzlich ist man IV-Bezüger und die Chancen, jemals wieder einen ‹gewöhnlichen› Job zu kriegen, sinken augenblicklich. 1998 wurde ich durch Flyer auf das Surprise aufmerksam. So lange bin ich nun schon dabei – ich habe die Verkäufernummer 54! Man kann also sagen, ich bin ein alter Hase im Geschäft. Mir gefällt diese Arbeit, ich bin selbstständig und kann mir zur IV etwas dazuverdienen. Sowieso ist es toll, mit so vielen verschiedenen Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich habe einige Stammkunden und an besonders guten Tagen drückt mir jemand eine Münze in die Hand, ohne ein Heft zu wollen. Zurzeit arbeite ich vor der Migros Wengihof. Die Verkaufszonen sind heutzutage strikt eingeteilt – klar, bei den vielen Verkäufern muss das etwas kontrollierter ablaufen als in den Anfangszeiten. Ich bin vor einigen Jahren unerlaubterweise mal an die Bahnhofstrasse gestanden mit meinen Heften. Als das rauskam, wurde ich für eineinhalb Ausgaben gesperrt. Ich bezeichnete die Zeit als Zwangsferien.

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AUFGEZEICHNET VON FABIENNE SCHMUKI

Ferien sind sowieso mein grösstes Hobby: Ich liebe es zu verreisen. In Irland war ich schon, in Griechenland und Skandinavien. Ich würde gerne auch mal nach Spanien reisen, am liebsten Mallorca oder Ibiza. Und dann, vielleicht wenn ich 60 bin, mal in die Staaten oder nach Südafrika. Ich war noch nie auf einem anderen Kontinent. Mein grösster Traum wäre eine Weltreise. Aber dafür reicht das Geld vermutlich doch nicht. Obwohl es nicht sehr viel ist, wovon ich lebe, bin ich froh, dank meiner Verkäufertätigkeit Geld verdienen und sogar sparen zu können. Viel brauche ich nicht: Mit meiner Lebenspartnerin lebe ich in einer betreuten WG, der Casa OmBra in Freienstein. Wir haben gemeinsam eine kleine Wohnung, das gibt uns etwas Privatsphäre. Kinder haben wir keine, das kam aufgrund meiner gesundheitlichen Verfassung nie in Frage. Aber ich habe fünf Nichten und Neffen. Ich hoffe, irgendwann mit meiner Lebenspartnerin zusammen wieder nach Zürich ziehen zu können. Das ist mein Zuhause. Und dann müsste ich auch nicht mehr so viel pendeln, um zur Arbeit zu gelangen. Die Arbeit ist sowieso ganz wichtig: Das gibt mir einen Lebensinhalt, einen Tagesablauf. Und das macht mich zufrieden. Man muss nehmen, was einem das Leben gibt, so viel hab ich gelernt.» ■ SURPRISE 247/11


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und –verkäufer helfen sich

Marlies Dietiker Olten

selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Kurt Brügger Basel

Jela Veraguth Zürich

Jovanka Rogger, Zürich Wolfgang Kreibich, Basel Marika Jonuzi, Basel Anja Uehlinger, Baden

Peter Hässig, Basel Tatjana Georgievska, Basel Andreas Ammann, Bern

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Peter Gamma, Basel Fatima Keranovic, Baselland Bob Ekoevi Koulekpato, Basel René Senn, Zürich

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

Vorname, Name

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1 Monat: 500 Franken

247/11 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 247/11

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Geschäftsführung Paola Gallo, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden (verantwortlich), Julia Konstantinidis, Mena Kost, redaktion@strassenmagazin.ch Freie Mitarbeit Tony Baggenstos, Stefan Bolliger, Marina Bolzli, Karin Freiermuth, Anke Häckell, Lucian Hunziker, Nils Keller, Delia Lenoir, Irene Meier, Thomas Oehler, Aoki San, Miku Sano, Fabienne Schmuki, Isabella Seemann, Priska Wenger, Elisabeth Wiederkehr, Christopher Zimmer Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer, t.burgdorfer@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Markus Hurschler, Zoë Kamermans, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@strassenmagazin.ch Chor/Kultur T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@strassenmagazin.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller l.biert@strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

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Gut betucht.

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Herren CHF 25.– S M

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Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz

Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau schwarz

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Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch SURPRISE 247/11

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*gemäss MACH Basic 2011-1.


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