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Verkannt

Rabenvögel sind besser als ihr Ruf

Senioren: immer mehr Betreuungshilfe aus dem Osten

Kranke Verbrecher – auf der Bewachungsstation werden Häftlinge behandelt

Nr. 248 | 15. April bis 5. Mai 2011 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Ruf Lanz

fair banking heisst: mit nachhaltigen Anlagen dafür zu sorgen, dass nicht alle Tiere im Museum enden.

Über das Thema Nachhaltigkeit und alle weiteren Aspekte unserer auf Fairness ausgerichteten Geschäftstätigkeit informieren wir Sie gerne ausführlicher: auf bankcoop.ch oder unter 0800 88 99 66.


Titelbild: iStockphoto

Kürzlich sass ich am Abend auf dem Balkon und beobachtete zwei Krähen. Die Tiere sassen nebeneinander auf einem Schornstein. Der Himmel färbte sich dunkelblau, die Vögel drehten sich ab und zu um die eigene Achse, schauten mal hier hin, mal dort hin und genossen die Aussicht; ein älteres Vogelehepaar eben, das seiner allabendlichen Beschäftigung nachging. Plötzlich tauchten zwei andere Krähen am Himmel auf, krächzten und flogen direkt auf den Schornstein zu. Die beiden Alten flogen rasch davon und überliessen die gute Aussichtsplattform kampflos den anderen Vögeln. Einfach verjagt, dachte ich empört, und hatte den Eindruck, einen Einblick in ein brutales Machtgefüge erhalten zu haben. Eine gründliche Täuschung. Seit der Lektüre des Artikels von Eva Rosenfelder über Rabenvögel (Seite 10) weiss MENA KOST ich es besser. Was ich beobachtete, war Teil eines ausgeklügelten Sozialsystems: REDAKTORIN Das war kein altes Ehepaar, das waren zwei junge Späher, die den Luftraum nach Feinden absuchten. Die anderen beiden Krähen müssen die Ablösung gewesen sein, die sich mit einem «Alles in Ordnung, wir übernehmen» ankündigte. Nur was die Ehepaarsache betrifft, lag ich nicht komplett daneben: Rabenvögel gehen tatsächlich lebenslange Partnerschaften ein und kümmern sich gemeinsam um die Aufzucht des Nachwuchses. Die schwarz gefiederten Tiere werden häufig unterschätzt. Dabei stehen sie Delfinen oder Menschenaffen punkto Intelligenz in nichts nach. Ebenfalls anders als in meiner Vorstellung läuft es auf der Bewachungsstation des Inselspitals in Bern; eine Krankenstation, auf der – teils sehr gefährliche – Häftlinge aus Schweizer Gefängnissen bei Bedarf medizinisch behandelt werden. Die dort herrschenden Sicherheitsbestimmungen sind jedem Hochsicherheitstrakt ebenbürtig. Ich hatte erwartet, von wortkargen Männern mit starrem Blick und Schlagstöcken am Gürtel durch die Krankenstation geführt zu werden. Aber es kam anders: Bei meinem Besuch nahm mich eine blonde Frau mit offenem Blick in Empfang und berichtete eindrücklich unaufgeregt vom fordernden Arbeitsalltag auf ihrer Station. Das Wichtigste sei, dass man die Insassen in jedem Moment als Mitmenschen behandle, hat sie gesagt. Und man glaubt ihr aufs Wort, dass sie das tagtäglich tut. Mehr über die Arbeit mit pflegebedürftigen Schwarzfahrern, Drogenkurieren und Mördern lesen Sie ab Seite 18. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Herzlich, Mena Kost

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 248/11

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BILD: DOMINIK PLÜSS

Editorial Getäuscht


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10 Raben Intelligente Flugkünstler BILD: ISTOCKPHOTO

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Inhalt Editorial Getäuscht Basteln für eine bessere Welt Solarbrötchen backen Aufgelesen Was verdient ein Bettler? Zugerichtet Wenn Justitia lacht Surprise Strassensport Geld und Spiele Alles Gute! Marlise Haas verlässt Surprise Porträt Der Vogelmann Justiz und Medizin Wo Verbrecher gepflegt werden Wörter von Pörtner Unmöglichkeiten Gothic Die schwarze Szene Kulturtipps Die Macht der Frau Ausgehtipps Traurig tanzen Verkäuferporträt Kampf um Eigenständigkeit Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

In den Mythen der Indianer Nordamerikas galten sie als die Weltenschöpfer, heute und hierzulande versucht man sie abzuschiessen, weil sie das Saatgut von den Feldern fressen. Getroffen werden sie allerdings selten, vorher werden sie von ihren Kundschaftern und Wächtern gewarnt. Unterdessen ist erwiesen: Rabenvögel stehen Menschenaffen und Delfinen punkto Intelligenz in nichts nach.

12 Senio-Pair Putzen, pflegen, plaudern BILD: ANDREA GANZ

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Immer mehr alte Menschen möchten zu Hause gepflegt werden. Das ist teuer. Günstiger kommt es, wenn eine ausländische Pflegekraft in den Seniorenhaushalt einzieht. Etwa Gerda Pieruch aus Schlesien. Die Mittsechzigerin kommt jeweils für ein paar Wochen in die Schweiz, um Rosmarie Frei nach einem Schlaganfall im Alltag zu unterstützen – und ihre polnische Rente aufzubessern.

16 China Inflation statt Revolution

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BILD: ZHUANG FANFAN

Inflation und soziale Stabilität hängen auch in China eng zusammen. Nun steigt mit den Preisen auch die Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsschichten. Die Regierung reagiert mit Propaganda und Repression. Dabei gibt es kaum Anzeichen für ernsthafte Umsturzversuche. Statt politischer Proteste organisiert die Bevölkerung die Eigenversorgung mit Lebensmitteln.

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ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS

Bastelanleitung Solarofen: Sie brauchen eine grosse Kartonschachtel und eine kleine, die Sie in die grosse hineinstellen können. Verstärken Sie die Ecken und Kanten mit Gewebeband, damit die Isolierung besser ist. Malen Sie die kleine Schachtel innen schwarz an.

Kleben Sie auf die Innenseite des Deckels der grossen Schachtel mit Leim flächendeckend und möglichst glatt Alufolie. Achten Sie darauf, dass die glänzende Seite der Alufolie sichtbar ist. Kleben Sie die Folie zusätzlich mit Gewebeband am Deckel fest.

Schneiden Sie aus dem Deckel der kleineren Schachtel ein Rechteck aus, sodass am Deckelrand jeweils zwei Zentimeter Karton übrigbleiben.

Kleben Sie von beiden Seiten je ein Stück Verglasungsfolie (im Do-it-yourself-Markt erhältlich) auf den Rand des Deckels. So entsteht die wärmespeichernde Doppelverglasung. Versehen Sie die drei Aussenseiten des Deckels mit Isolierklebeband, das dichtet den Ofen noch besser ab.

Füllen Sie die grosse Schachtel mit zerknüllten Zeitungsstücken, sodass Sie die kleine Schachtel noch in die grosse hineinstellen können. Füllen Sie die Lücken zwischen den Rändern der kleinen und der grossen Schachtel mit Zeitungspapier auf.

Befestigen Sie mit zwei Stecknadeln einen Kartonstreifen auf der Schmalseite und am Deckel der grossen Schachtel. So können Sie den Einfallswinkel, in dem die Sonne auf den Ofen treffen soll, verstellen.

Legen Sie das Essen auf einen Rost in der kleinen Schachtel, damit auch von unten Hitze zufliesst. Verschliessen Sie die kleine Schachtel gut und stellen Sie den Ofen so in die Sonne, dass sie auf den Reflektordeckel der grossen Schachtel und auf das Sichtfenster der kleinen Schachtel strahlt. Warten Sie, bis Ihr Essen gar ist.

Basteln für eine bessere Welt Seit der Atomkatastrophe in Japan wird über den Ausstieg aus der Atomenergie im grossen Stil debattiert – und die Chancen dafür stehen so gut wie lange nicht mehr. Surprise geht mit gutem Beispiel voran und backt seine Brötchen ab sofort im Solarofen. SURPRISE 248/11

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Sarrazin widerlegt Berlin. Der frühere Finanzsenator Berlins, Thilo Sarrazin, hatte letztes Jahr eine hitzige Debatte in Deutschland ausgelöst. Er hält die in Deutschland lebenden Muslime für integrationsunwillig. Naika Foroutan von der Humboldt-Uni hat nun mit Kollegen diverse Aussagen Sarrazins empirisch widerlegt: So werden etwa nur 8,7 und nicht 20 Prozent der Gewalttaten in Berlin von arabischen Jugendlichen begangen und 80 statt 39 Prozent der muslimisch geprägten Haushalte bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Erwerbsarbeit.

Lügen als Überlebensprinzip Salzburg. Schmeicheleien, scheinheilige Anteilnahme, handfeste Gaunereien – wir Menschen sind Meister im Lügen. Manche Evolutionsbiologen sind sogar der Ansicht, die Fähigkeit, immer klüger zu täuschen und gleichzeitig die Täuschungen anderer zu durchschauen, sei die treibende Kraft bei der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Homo sapiens gewesen. Allerdings entspringen die meisten Lügen den besten Absichten: Diskretion, Taktgefühl und der Wunsch, Mitmenschen nicht unnötig zu verletzten, sind meist die Auslöser.

Was verdienen Bettler? Graz. In Österreich tauchen vermehrt Bettlerinnen und Bettler im Strassenbild auf. Das beschäftigt viele Anwohner. Einige Fragen und die Antworten dazu: Woher kommen die Bettler? Die meisten kommen aus der Slowakei, aus Ungarn, Bulgarien und Rumänien. Wer bekommt das erbettelte Geld? Die Bettler verwenden es für sich und ihre Familienangehörige. Wie kommen die Bettler nach Österreich: Sie reisen gemeinsam mit dem Auto an. Wie viel verdienen sie pro Tag: In Graz verdienen sie maximal 20 Euro.

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Zugerichtet Heitere Justitia Lachen ziemt sich im Gerichtssaal nicht. Schliesslich ist die Rechtsprechung keine spassige Sache. Doch gelegentlich zucken Justitias Mundwinkel. Denn Kleinkriminelle sorgen mit ihrer unfreiwilligen Komik öfter für Heiterkeit. Als letzten November die ersten Schneeflocken vom Himmel fielen, brachen zwei Burschen in einen Bahnhofskiosk ein und stahlen Zigaretten, und Süssigkeiten. Mit der Beute radelten sie zur nahe gelegenen Schrebergartensiedlung. Die von Nachbarn alarmierten Polizisten brauchten nur noch den Velospuren im Schnee zu folgen. Wer im Bankraubbusiness Erfolg haben will, braucht Nervenstärke. Amateure bringen diese Eigenschaft freilich selten mit. Ein Bankräuber schoss sich auf der Flucht selbst in die linke Hand und bekam daraufhin das Schloss des Velos, mit dem er flüchten wollte, nicht mehr auf. Diese äusserst schlechte Vorstellung als Bankräuber stimmte die Richter allerdings nicht milde. Sorgfältiges Arbeiten ist bei Taschendieben, wie bei jedem anderen Handwerk auch, unabdingbar. An diese Berufsregel hat sich eine Diebin nicht gehalten, was ihr grosse Verluste einbrachte. Die junge Frau stahl einer älteren Dame die Handtasche und nahm das Geld und die Kreditkarten aus dem Portemonnaie. Die Tasche warf sie achtlos in einen Abfalleimer in der Nähe des Tatorts. Was die Diebin übersah: Im Seitenfach der Handtasche befand sich ein Couvert mit 15 000 Franken in bar, die die Besitzerin zur Bank bringen wollte. Ein Strassenarbeiter gab ihr die Tasche mitsamt dem Geld zurück.

Oft ist Müdigkeit die härteste Gegnerin des Verbrechers. Ein 38-jähriger Gelegenheitskrimineller hatte sich ein nachtverlassenes Bürogebäude in Zürich zum Plündern vorgenommen. In Erwartung gewaltiger Geldsummen stemmte er Schreibtischschublade um Schreibtischschublade auf – und fand nichts. Von dieser vergeblichen Anstrengung ermattet, versank er in tiefen Schlaf. Er erwachte beim Klicken der Handschellen. Manchem wird sein unausgeglichenes Temperament zum Verhängnis. Ein junger Mann zerschlug mit einem Bistrotisch die Fensterscheibe des Elektronikfachgeschäfts Dipl. Ing. Fust AG und stahl Bargeld, Navigationsgeräte, Fotokameras, Computerspiele, Kopfhörer, Notebooks und ein TV-Gerät. Die Beute im Wert von rund 15 000 Franken steckte er in zwei Plastiksäcke und liess sich von einem Taxi nach Hause chauffieren. Unterwegs geriet er in einen heftigen Streit mit dem Fahrer, worauf dieser die Polizei rief. Die Beamten warfen einen Blick in die Plastiktaschen und verhafteten den Mann. Wie in einem Slapstick-Film benahmen sich vier Männer, die in ein Blumengeschäft einbrachen. Zunächst knackten sie zwei Kassen – die waren leer. Dann brachen sie mit Gewalt eine unversperrte Türe auf. Den Safe im Nachbarzimmer aber übersahen sie. Durch die Sirenen der Einsatzfahrzeuge aufgeschreckt, versteckten sich die vier Männer schliesslich auf dem Glasdach, das prompt unter ihrem Gewicht einbrach. Das Gericht billigte dem Quartett dennoch keine mildernden Umstände wegen erheblicher Dummheit zu.

ISABELLA SEEMANN (ISEE@GMX.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 248/11


Surprise Strassensport Neue Saison, neues Spiel BILDER: ASH

Beim ersten Benefiz-Turnier vom 2. April in Basel spielten neun Teams mit vollem Einsatz um den Turniersieg und für die Strassenfussball-Liga. Surprise dankt allen Teilnehmenden und gratuliert den Siegern vom Team Erdgas. Das Liga-Auftakt-Turnier vom 3. April gewannen der SFC Olten (Kategorie B) und die AFG Boys Basel (Kategorie A).

Strassensport Projektleiterin Lavinia Biert mit Nicole Petignat (links). Nach dem

Ständerätin Anita Fetz eröffnete das Turnier mit einer Anpfiff-Rede.

Strassensport Schiedsrichterkurs vom Nachmittag leitete die ehemalige FifaSchiedsrichterin auch die Benefiz-Partien.

Projektleiter Olivier Joliat geht ob den Fussballkünsten der Velokuriere in die Knie.

Liga-Hauptsponsor Erdgas stellte auch das Siegerteam des Turniers. Gratulation!

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer!

Abschied von Marlise Haas

Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

Fünf Jahre lang verkaufte Marlise Haas vor dem Coop am Basler Marktplatz Surprise. Sie gehörte zu unseren engagiertesten Verkaufenden: Ihren Arbeitskolleginnen half sie gerne mit guten Ratschlägen, die Kundschaft schätzte sie für ihre freundliche und humorvolle Art. Und wenn die SurPlus-Teilnehmerin zum Versand der Aboauflage im Büro vorbeikam, sorgten ihre Sprüche stets für Heiterkeit. Lange trotzte sie ihren gesundheitlichen Problemen, doch nun geht es einfach nicht mehr. Auf Anfang April musste Marlise Haas die Arbeit bei Surprise aufgeben. Wir wünschen dir für den unfreiwilligen Ruhestand alles Gute – und werden dich vermissen, Marlise!

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BILD: ZVG

Das Spiel gewinnt das Team Surprise trotzdem 8 : 6.

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Porträt Mit Kunst wider das Vogelsterben In seinen Illustrationen und Gemälden prallen Natur und Zivilisation aufeinander. Luca Schenardis Kunst ist politisch, getrieben von Trauer und Wut. Frieden findet der Urner bei Vogelbeobachtungen unter freiem Himmel. MANUELA DONATI (TEXT) UND ANGEL SANCHEZ (BILD)

Engagements und ein Ventil für die eigene Unzufriedenheit über die bestehenden Zustände: «Ich will aufwecken und bewegen». Und zwar nicht nur Gleichaltrige, bei denen er oft Lethargie feststellt, sondern auch andere Kunstschaffende. «Künstler und Musiker sollten sich mehr engagieren. Viele regen sich zwar auf, doch was ich sehe, ist wässrig, lustig, aber nicht kritisch. Das vermisse ich in der Kunstwelt.» Dann doch lieber Vögel: Diese begleiteten Luca Schenardi schon durch die Kindheit. Auf Streifzügen durch die Natur teilte ein älterer Bekannter sein Wissen über die Pflanzen- und Tierwelt mit ihm. Dieser «Kung-Fu-Meister», wie er den grossväterlichen Mäzen nennt, weckte in ihm die Leidenschaft für Vogelbeobachtungen. «Seit früher Kindheit kenne ich die Vogelstimmen und kann sie auseinanderhalten», erinnert er sich – und hält mitten in der Stadt Luzern kurz inne, um Vogelgezwitscher zu analysieren. Seit 1991 ist Luca Schenardi Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach – damals war er mit 13 Jahren einer der jüngsten unter den Ornithologie-Begeisterten der Warte. Sein Engagement hält bis heute: Zurzeit arbeitet er bei einem Überwachungsprogramm mit, kontrolliert und katalogisiert die Artenvielfalt der lokalen Vögel. Seine Zufallsbeobachtungen, die er bei eigenen Wanderungen und Exkursionen macht, trägt er ehrenamtlich in eine Datenbank ein. In diesen einsamen Momenten, wo es nur die Natur, die Vögel und ihn gab, kam Luca Schenardi die Idee für sein erstes grosses Buchprojekt. Immer deutlicher fiel ihm auf, wie viele Vogelarten nur noch selten vorkommen oder gar ausgestorben sind. «Warum fehlt ein Vogel, der vor 30 Jahren noch gesungen hat? Das macht mich traurig und wütend», sagt er. Weil Vögel ein direkter Indikator der Artenvielfalt seien, lasse sich an ihnen der Einfluss der Landwirtschaft und der Siedlungsentwicklung auf die Natur deutlich veranschaulichen. Umgesetzt wird dieser Gedanke im Buch «An Vogelhäusern mangelt es jedoch nicht», das nächstes Jahr in der Edition Patrick Frey erscheinen soll: Illustrationen von seltenen Vogelarten, die Schenardi akribisch, fast schon wissenschaftlich abgelegt hat. Zudem thematisiert er mit seinen typischen,

Vögel. Oder «Fegel», wie Luca Schenardi in breitem Urner Dialekt sagt. Sie sind bei ihm ein Symbol für die zerstörte, zurückgedrängte Natur, Veranschaulichung dafür, wie der Lebensraum des Menschen die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen negativ beeinflusst. Die Natur wiederum bildet die wichtigste Konstante im Leben und zugleich das Kernthema im Schaffen des in Altdorf aufgewachsenen Künstlers. Es beschäftigte ihn schon als Kind, dass die Teiche und Blumen aus den Erzählungen der Grossmutter einfach nicht mehr auffindbar waren. Die Erklärungen gewisser Lehrer, das habe sich nun einfach verändert, reichten ihm nicht aus. «Ich bin auf der Suche nach dem Paradies», sagt Luca Schenardi. Immerhin, einen realen Sehnsuchtsort hat er schon gefunden: die Sumpf- und Riedgebiete in Polen. «An solchen mangelt es in der Schweiz oft. Dabei kann man das Frühlingserwachen der Natur nirgends besser miterleben als in einem Sumpfgebiet», begründet er seine Begeisterung. Luca Schenardi stammt aus einer Theaterfamilie. Die Eltern und der ältere Bruder Matteo sind Mitglieder bei der Altdorfer Theatergruppe «Momänt & Co.», der jüngere Bruder Andri gehört mittlerweile zum Ensemble des Stadttheaters Bern. Luca Schenardi ist der Einzige, der sich von der Theaterwelt abgewandt hat – nicht bewusst, sondern weil er schon als Kind gerne zeichnete und malte. Nach dem Studium der Visuellen Gestaltung an der Kunstschule Luzern arbeitet er nun als selbstständiger Illustrator für Auftraggeber wie die «WOZ», «Das Magazin», «Neon» oder das Theater von Freiburg im Breisgau. Noch immer wohnt Luca Schenardi in Altdorf, direkt neben dem Telldenkmal. Zum Auftanken zieht er sich in die Berge zurück, zum Beispiel in die Alphütte der Urgrosseltern im Klausenpassgebiet, wo er die Abgeschiedenheit geniesst und seit seiner Kindheit die Tierwelt beobachtet. Sein Paradies, den perfekten Ort, sucht Luca Schenardi in seinen digitalen und analogen Collagen. Er zeigt futuristische Landschaften, die sich die Herrschaft über die technologisierte Zivilisation zurückerobern. Typisch für ihn ist «Künstler sollten sich mehr engagieren: Viele regen sich die Gegenüberstellung von Extremen: Farbige auf, doch was ich von ihnen sehe, ist wässrig.» Ideallandschaften und als Kontrast dazu eine düstere Sichtweise der Realität. Die Antriebskraft seiner Kunst sei «eine Trauer, eine Wut», ausgelöst von der Zersieteils düsteren, teils utopischen Landschaftscollagen auch den Lebensdelung und Zerstörung der Natur. Doch mit seinen idealisierten Landraum der Vögel. Als Künstler will er Denkanstösse liefern: «Es gibt Leuschaften wolle er eine Utopie zeigen und ganz und gar nicht mit dem te, die stellen Tonvögel oder Plastikreiher als Dekoration in ihren GarMoralfinger drohen. «Humor ist ein wichtiger Aspekt in meinen Bilten. Das Bewusstsein für die Artenvielfalt in der Natur aber fehlt ihnen.» dern», erklärt er. Denn dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann, ist Luca Schenardi schüttelt den Kopf. Manchmal versteht er seine «Fegel» ihm bewusst. «Ich bin kein Sozialromantiker», sagt Luca Schenardi. besser als die Menschen. ■ Dennoch, seine Kunst ist für den 33-Jährigen eine Art des politischen SURPRISE 248/11

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BILD: ISTOCKPHOTO

Raben Der Vogel mit dem «Schwarzen Peter» Rabenvögel geben immer wieder Anlass zu heftigen Diskussionen. Von jeher ranken sich Mythen und Legenden um die schwarzen Federviecher, heute schimpfen Bauern über Schäden auf den Feldern. Beizukommen ist den schlauen Tieren allerdings kaum. VON EVA ROSENFELDER

Lautes Gekrächz ertönt über dem Acker. Ein Schwarm Rabenkrähen färbt den Himmel schwarz. Flugkünste vollführend, folgen sie dem Traktor, angelockt von der frisch gepflügten Erde: Ein Schlaraffenland für die Allesfresser, die sich an den freigelegten Würmern und Käfern laben. «Die hocken in Schwärmen auf den Überlandleitungen und beobachten uns. Sie fressen das Saatgut und später im Frühling rupfen sie die Maiskeimlinge oder Salatsetzlinge aus, um darunter, wo es feucht ist, an die Insekten zu gelangen oder auch nur, um zu spielen. Ein Schaden von bis zu 30 000 Franken entsteht uns pro Jahr durch die Krähen!», schätzt ein Gemüseproduzent. Urs Philipp, Leiter der Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons Zürich, kennt die Situation. Bei ihm treffen immer wieder Meldungen von Krähenschäden ein. «Meistens von Land-

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wirten. Ab und zu stören sich auch Stadtbewohner am Krächzen der Schwärme oder an zerfledderten Kehrrichtsäcken.» Obwohl es erlaubt ist, Rabenkrähen abzuschiessen, können Jagdbeauftragte nur wenig bewirken. Die Schwarzgefiederten erkennen die Gefahr frühzeitig und ergreifen die Flucht, gewarnt durch ihre Kundschafter und Wachtposten. Urs Philipp ist immer wieder beeindruckt von der Taktik der intelligenten Vögel: «Wenn ich mit der Flinte unterwegs bin, um Krähen zu schiessen, flüchten sie sofort. Gehe ich aber sonntags mit meiner Frau spazieren, hocken sie ruhig auf dem Dach und scheinen mich auszulachen.» Im Kanton Zürich wurden im letzten Jahr etwa 800 Krähen geschossen, was vergleichsweise wenig ist zu anderen Jahren. Zwischen 2000 und 2004 wurden in der Schweiz im Durchschnitt pro Jahr 15 500 Raben- und Nebelkrähen, 7600 Eichelhäher, 3000 Elstern und 390 KolkraSURPRISE 248/11


ben erlegt. Darunter vor allem Vögel aus Jungschwärmen, die konstant zunehmen. «Diese Jungvögel im Flegelalter ziehen durch die Landschaft und verursachen Schäden an den Kulturen. Brutpaare hingegen haben ein festes Revier, das sie auch gegen Artgenossen verteidigen. Sie abzuschiessen wäre unsinnig, nachdrängende Schwarmvögel würden das frei werdende Revier sofort besetzen», erklärt Philipp.

sie entweder aufplatzen oder von Autos geknackt werden, manchmal sogar mit Hilfe der Verkehrsampeln: Bei Rot legen sie Nüsse auf die Strasse, die in der Grünphase überfahren und geöffnet werden – bei der nächsten Rotphase packen sie die Kerne in ihren Kropf. Zudem sind die Tausendsasas auch Flugkünstler und vollführen besonders bei ihren Balzflügen waghalsige Loopings. Finden sich zwei Tiere, bleiben sie meist ihr ganzes Leben lang zusammen. Wenn sie kein Revier finden, bleiben sie gemeinsam im Schwarm, ohne Nachwuchs aufziehen zu können. Ansonsten sind sie treusorgende Eltern – mitnichten «Rabeneltern» – und teilen sich die Arbeit. Ihren Nachwuchs begleiten sie oft bis zur nächsten Brutsaison und erteilen ihm eine Grundschulung. Sind die Jungen flügge, siedeln sie in einen Jungschwarm um, wo sie das soziale Leben erlernen. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit sind Raben auf der ganzen Welt verbreitet. Sie können mit ihren Artgenossen auf hervorra-

Keine Angst vor künstlichen Uhus Um der Vögel Herr zu werden, setzen Jagdbeauftragte auch Fallen ein, im Kanton Zürich sind es um die 20. Mit Hilfe von Ködern und Lockvögeln werden die neugierigen Vögel in eine kleine Öffnung der begitterten Falle gelockt, aus der sie nicht mehr herausfliegen können. Die Fallen dürfen nur mit einer Bewilligung der Baudirektion und dem Einverständnis der betreffenden Gemeinde aufgestellt werden und sind ethisch sehr umstritten. Laut Philipp bringen aber alle anderen Methoden kaum Erfolg: «Ballone, künstliche Uhus, Angstschreie von Artgenossen – Ballone über den Feldern, künstliche Uhus, nichts kann die Rabenvögel nachhaltig beeindrucken.» Angstschreie von Artgenossen aus Lautsprechern – nichts kann die Rabenvögel nachhaltig gende Weise kommunizieren. Heute ist erwiesen, dass sie den Menbeeindrucken. Ein ausgeklügeltes Alarmsystem, der nahe soziale Zuschenaffen und Delfinen an Intelligenz in nichts nachstehen. Trotzdem sammenhalt und die rasche Lernfähigkeit lassen sie kreativ mit neuen ist das Verhältnis zwischen Menschen und Rabenvögeln immer noch Situationen umgehen. Je nach Bedarf handeln sie selbstbezogen oder stärker von Vorurteilen als von Tatsachen bestimmt. gruppenorientiert, verstehen es sogar, bewusst zu täuschen, und wenn Zahlreiche Legenden, Märchen und Mythen erzählen von der Begeges sein muss, auch Artgenossen auszutricksen. Beim Versuch, sie zu nung zwischen Mensch und Rabe, auch Ortsnamen wie Rapperswil vertreiben, muss man möglichst variantenreich vorgehen, wiederholt oder Corbière (von frz. corbeau), Familiennamen wie Rapp, Krähenbühl man eine Taktik, wird sie sehr bald von den Rabenvögeln durchschaut. oder Kradolfer. Das Wappen von Einsiedeln zieren noch heute die beiBejagung eigne sich nicht, um den Bestand nachhaltig zu reduzieren, den zahmen Raben des Heiligen Meinrad. Sie sorgten dafür, dass die meint auch Luc Schifferli von der Vogelwarte Sempach. «Die revierlosen Mörder des Heiligen ihre gerechte Strafe bekamen, verfolgten sie doch Jungvögel sind von der Brut ausgeschlossen. Sie haben zwar in den letzdie Verruchten bis nach Zürich, wo sie dank des Geschreis der Raben ten Jahren zugenommen, können sich aber nicht explosionsartig ausfestgenommen werden konnten. In der Antike galten Raben als weise breiten, weil die Brutreviere limitiert sind.» Abschiessen entspanne die Orakelvögel, die auch Unglücksbotschaften brachten. In Mythen der InLage nur kurzfristig und lokal. Er hat Verständnis für die Probleme der dianerstämme Nordamerikas ist der Rabe Weltenschöpfer, er trägt im Landwirte, nicht aber für deren Lösungsversuche. Es gilt, landwirtSchnabel die Sonne zum Himmel. Auch bei den Germanen waren Raschaftliche Strategien zu überdenken. «Eine exakte Einsaat ist wichtig», ben heilige Tiere. Der Gott Odin (Wotan) war stets in Begleitung seiner sagt Schifferli. «Die durch Pflügen freigelegten Bodenorganismen ziehen beiden Raben «Hugin» und «Munin», die für ihn die Welt erkundeten. die Krähen sowieso an. Liegt dann Saatgut an der Oberfläche, bedienen Erst mit dem Juden- und Christentum kam der Rabe in Verruf, galt sie sich. Zwischen Bodenbearbeitung und Aussaat sollte mindestens ein als unrein und bösartig und wurde seiner schwarzen Farbe wegen mit bis zwei Tage Pause gemacht werden.» dem Tod in Zusammenhang gebracht. Als Aasfresser waren Raben auf Die Grösse der Population entspricht immer dem umweltbedingten Schlachtfeldern, Richtplätzen oder Friedhöfen anzutreffen, was ihren Angebot an Nahrung und Nistplätzen. Die moderne Landwirtschaft und Ruf als Toten- oder Galgenvogel erklären mag. Bis heute ist der schwarWegwerfgesellschaft ermöglicht «Hans Huckebein», wie Wilhelm Busch ze Vogel eine willkommene Projektionsfläche geblieben. Obwohl selbst den Raben nannte, ideale Lebensgrundlagen. Monokulturen und strukein Singvogel, soll er Singvögel vertreiben, Lämmern die Augen austurlose Felder ohne Hecken erlauben einen weitflächigen Überblick und hacken, Krankheiten verbreiten. Willhelm Busch liess «Hans Huckelassen Gefahren frühzeitig erkennen. bein» tragisch enden im Strickzeug einer alten Tante: «‹Die Bosheit war Auf unübersichtlichen Feldern hält sich kein Schwarm lange auf. In sein Hauptpläsir, drum›, spricht die Tante, ‹hängt er hier!›» Alfred HitchHecken könnten Feinde wie Habichte oder Wanderfalken lauern, die cocks Film «Die Vögel» schürt Angst und Abneigung in geballter Laheute wieder am Zunehmen sind. Einheimische Hecken bieten auch dung. Zäh hält sich, was sich die finsteren Jahrhunderte durch in der vermehrt Brutplätze für seltene Singvögel, deren Verschwinden man Volksmeinung verfestigte. Es würde für die menschliche Intelligenz gern den Krähen zuschiebt, da diese sich manchmal an Eiern und Jungsprechen, solche Vorurteile abzulegen. vögeln bedienen. ■ Staunässe, die durch Überdüngung der Felder entsteht, lässt Bodentiere an die Oberfläche flüchten. Ein gedeckter Tisch für die Rabenkrähe, die gleichzeitig als Seuchenpolizistin wirkt: Das Vertilgen von Mäusen, Insekten und Aas ist auch für die Bauern nützlich.

Raben in der Schweiz

Unterwegs mit Göttern und Heiligen In der Nähe der Menschen finden sich Rabenkrähen gut zurecht. Ihre Ernährung ist wie die menschliche proteinreich und kohlenhydrathaltig. Abfall- und Komposthaufen sind ganz in ihrem Sinn und sie verstehen es, die Nähe zur Kultur auch kreativ zu nutzen. Neukaledonische Krähen wurden sogar bei der Herstellung und Bearbeitung von Werkzeugen beobachtet. Hierzulande kann man im Herbst Stadtkrähen beim Öffnen von Nüssen beobachten: Sie lassen sie auf die Strasse fallen, wo SURPRISE 248/11

In der Schweiz kommen folgende Arten aus der Gruppe der Rabenvögel vor: Aaskrähe (mit den beiden Unterarten Rabenkrähe* und Nebelkrähe) sowie Kolkrabe, Eichelhäher, Elster, Tannenhäher, Alpendohle, Alpenkrähe, Dohle, Saatkrähe. Auf der Roten Liste figurieren Alpenkrähe und Dohle als stark gefährdet, die Saatkrähe ist potenziell gefährdet, Kolkraben sind je nach Kanton geschützt. *Im Lauftext ist die Rede von Rabenkrähen.

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Senio-Pair Von Polen gäge Wäggis zue Immer mehr Senioren werden daheim von ausländischen Pflegerinnen betreut. So wie Rosmarie Frei aus Bonswil. Ihre Betreuerin Gerda Pieruch kommt aus einem Dorf in Schlesien, Polen. Ihr Auftrag ist die Pflege. Aber vor allem ist sie einfach da.

VON DIANA FREI (TEXT) UND ANDREA GANZ (BILDER)

Vier Jahre ist es her, dass Rosmarie Frei einen Schlaganfall erlitt. Davor hatte sie ihren parkinsonkranken Mann gepflegt. Als er in Bern im Spital lag, hatte sie die Blutung und kam danach in die Reha nach Rheinfelden. Fragt man, wie lange, sagt sie ohne zu zögern: «Zwei Wochen.» Peter Frei, ihr Sohn, sagt: «Vier Monate.» Man sieht der zierlichen Frau, die mit offenem Blick auf dem Bett sitzt und aufmerksam zuhört, nichts an. Eine Seniorin, aber keine Greisin. Man sieht ihr nichts an und glaubt ihr alles, was sie sagt. Sie hat praktisch kein Kurzzeitgedächtnis mehr, doch dass ihr Mann unterdessen gestorben ist, das weiss sie. Vor vier Jahren wurde plötzlich alles anders im Einfamilienhäuschen mit Blick auf den Hallwilersee. Plötzlich waren da zwei Leute, die aus Spital und Reha zurückkehren sollten und Hilfe benötigten. Peter Frei wohnt und arbeitet zwar heute noch im Elternhaus, steht mit eigener Firma aber voll im Berufsleben. Die Schwester ist mit drei Kindern ausgelastet. Er suchte das Internet nach Betreuungsdiensten ab, fand in der Schweiz aber «nichts Rechtes». In Deutschland stiess er auf Claudia Weisenburger vom Pflegedienst Pro Casa, und zwei Wochen später stand eine Betreuerin da. Nun lebt und arbeitet die Schlesierin Gerda Pieruch im Haushalt Frei. Wie ein Au-Pair. Ein «Senio-Pair» eben. Morgens steht sie um 7.30 Uhr auf: «Ich brauche eine halbe Stunde für mich, dann mache ich Frühstück.» Sie räumt auf, putzt, wäscht. Peter Frei kocht meistens das Mittagessen, von 12.45 bis 15 Uhr ist Siesta. «Ich ruhe mich aus oder lese bunte Blätter aus Polen», sagt Gerda Pieruch, «das ist unsere Pause.» «Nur mache ich die nicht», wirft Rosmarie Frei ein. Lieber geht sie stattdessen in der Wohnung spazieren. Gerda: «Das stört mich nicht. Dann soll sie spazieren. Etwas Bewegung tut gut.» «Gerda ist meine beste Kollegin», sagt Rosmarie Frei, «wir gehen auch zusammen käffele.» Wenn sie nach sechs Wochen durch eine Kollegin abgelöst wird, ist es Gerda, die weinen muss. Den Prinzipien der Pflegedienstleiterin Claudia Weisenburger entspricht es eigentlich nicht, dass sich die Betreuungsperson dermassen integriert: «Die Leute fühlen sich mit der Zeit dem Haushalt zugehörig und haben Mühe, sich abzugrenzen. Meine Betreuerinnen bleiben deshalb nur zwei bis sechs Wochen. Ich versuche zu verhindern, dass die Leute nach ihrem Einsatz ausgebrannt sind.»

Pass haben. Doch während gewisse Vermittlungsagenturen 1200 Euro pro Monat plus Vermittlungsgebühr verlangen, liegen die Tagesansätze der A Casa 24 h GmbH zwischen 260 und 300 Franken, abhängig davon, wie viel Betreuung verlangt wird und welche Arbeiten anfallen. Über das Gehalt hinaus übernimmt die A Casa 24 h GmbH für die Angestellten alle gesetzlichen Leistungen wie AHV, Arbeitslosen- und Nichtberufsunfallversicherung, die Quellensteuer und Pensionskasse. Hinzu kommen die Reisekosten, eine Nacht im Hotel und ein Internetstick zum Skypen. Was der Betreuerin ausbezahlt wird, ist für Schweizer Verhältnisse ein bescheidener Lohn. Trotzdem verdient eine Polin als Senio-Pair in der Schweiz pro Woche so viel wie ein Arbeitnehmer in ihrer Heimat in einem Monat, und sie ist rentenanspruchsberechtigt. Die Betreuerinnen finanzieren ihren Kindern ein Studium oder bessern ihre Rente auf. Oder es sind Arbeitslose. Jeder zehnte Pole ist arbeitslos, und nur etwa 13 Prozent von ihnen haben Anspruch auf Arbeitslosengeld. Ein- bis zweimal pro Tag gehen Gerda Pieruch und Rosmarie Frei etwa eine Stunde spazieren. Durch das Dorf, durch die Felder. «Danach machen wir vielleicht ein Spiel.» Gerda Pieruch holt eine Schachtel mit Kugeln und Magnetstäben hervor, die man zu unterschiedlichen Formen zusammensetzen kann. «Hier, nehmen Sie eine Kugel, Frau Rosmarie, und einen Stab.» Gerda und Frau Rosmarie spielen «Magnetic World». «Oder wir jodeln», sagt Gerda Pieruch. Rosmarie Frei ist in Demonstrationslaune und hebt an: «Vo Luzärn gäge Wäggis zue, joloholidu …» Gerda bringt einen Bücherstapel. «Mustergatte abzugeben», ein heiterer Roman: «Den haben wir ganz gelesen. Rosmarie Frei liest viel», sagt sie,

Wenn Gerda Pieruch nach sechs Wochen durch eine Kollegin abgelöst wird, muss sie weinen.

Frau Rosmarie im Heiligenbus Für Weisenburger wurde schnell klar: Um in der Schweiz alle Auflagen erfüllen zu können, muss das Unternehmen hier ansässig sein. Sie gründete 2003 die A Casa 24 h GmbH. Die Betreuerinnen sind auch heute noch vor allem Deutsche und Schlesierinnen, die einen deutschen

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fast stolz wie auf ein Kind. Sie schlägt ein Buch auf und hält es Rosmarie Frei hin, die sofort mit klarer Stimme einsetzt: «Gehe nicht durch die platten Strassen. Gehe Wege, die noch niemand gegangen ist. Dann hinterlässt du Spuren, nicht nur Sand.» Gerda blättert weiter wie eine Notenwenderin beim Konzert. Zufriedenes Lächeln. Über den Spruch vielleicht. Oder darüber, dass alles wie am Schnürchen läuft. Darüber, dass man sich auf seine Gewohnheiten verlassen kann. Sonntags geht es jeweils nach Seon in die katholische Kirche. Um 9.30 Uhr holt ein Shuttle-Bus die Katholiken aus der Umgebung für den Gottesdienst ab. «Heiligenbus» nennt ihn der Sohn. Manchmal bleibt man nach dem Gottesdienst zum Apéro. «Strovje!», sagt Rosmarie Frei und hebt ihr Wasserglas. «Strovje», prostet Gerda ihr zu. Nach dem Gottesdienst gibt es einen Spaziergang, und falls der Sohn da ist, steht das Essen bereits auf dem Tisch, wenn man nach Hause kommt. «Wie im Hotel», findet Gerda. SURPRISE 248/11


Gerda Pieruch hilft Rosmarie Frei (Sofa) mit den Schuhen: «Gerda ist meine beste Kollegin.» SURPRISE 248/11

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Ein Arbeitstag dauert bis etwa Viertel vor Daheim in Polen ruft der Ehemann bei Sportübertragunzehn. Kürzlich waren beide allerdings bis 23 gen: Schau, da kommt dein Landsmann Simon Ammann. Uhr wach. «Wetten, dass...» lief. Man strahlt sich an: «Bis 23 Uhr!» lassen.» Gerda findet: «Dann nehmen wir doch einfach die Rosmarie Gerda wählt jeweils die geeigneten Sendungen aus. Es ist nicht immit.» Und sie zählt die Schönheiten Polens auf: Die Hohe Tatra, der Spirmer nur das, was sie selber interessiert. Zu Hause sieht sie sich auch Podingsee, die Dünen und Nehrungen des Meeres. litsendungen an oder guckt mit, wenn ihr Mann Sport schaut. Der sagt In Boniswil gibt es den Hallwilersee, das Schloss Lenzburg in der dann zu ihr: «Schau, da kommt dein Landsmann, Simon Ammann.» Die Ferne, eine Firma für Palettenlogistik und eine Sumpfschnepfe im GeSkiabfahrt: Cuche, Cologna. «Komm, die Schweizer!» meindewappen. «Manche fänden es hier vielleicht etwas langweilig. Aber das macht mir nichts aus. Ich komme selber aus einem Dorf», sagt Wie ein Model. Wie ein Kind. Gerda. Im Seniorentreff kennt sie alle. Alle wissen, wer sie ist, warum Gerda Pieruchs Mann war Schreiner. Sie selber hat Abitur und hat 37 sie hier ist. «Ein bisschen Kaffee trinken, ein bisschen Kuchen essen.» Es Jahre lang im Büro einer grossen Panzerfabrik gearbeitet. Mit 55 Jahren ist wie im polnischen Dorf. wurden beide frühpensioniert. Frauen und Männer arbeiten in der ReAls Frau Rosmarie für die Fotografin posiert, sagt Gerda zu ihr: «Wie gel beide, und trotzdem reicht es nicht recht zum Leben. Deshalb gehen ein Model!» Dann zieht sie ihr für den Abendspaziergang Halstuch und viele einige Zeit ins Ausland, um Geld zu verdienen. Der DurchJacke an. Wie einem Kind. schnittslohn in Polen beträgt etwa 400 Euro monatlich. «Die Preise geEin Treppenlift ist ums Haus geschlungen, die ganze Treppe vom Einhen zur Zeit hoch», sagt Gerda Pieruch, «man geht nach Deutschland, gang bis zum Weg hinunter. Aber Rosmarie Frei geht an Gerda Pieruchs um Zucker zu kaufen.» Sechs Zloty kostet ein Kilo in Polen, 50 Cent in Arm langsam die Treppe hinab und danach die Strassen entlang, welche Deutschland. Das sind umgerechnet zwei Zloty. die Polin nach vier Jahren Boniswil gut kennt. In- und auswendig. JeDas Ehepaar Pieruch hat ein Haus, einen Garten, einen Hund, Kaden Stein. Man kann sich hier auf seine Gewohnheiten verlassen. ninchen und Hühner: «Mein Mann ist beschäftigt, solange ich weg bin. Er sagt jeweils: Wenn du dafür mit Geld zurückkommst, ist es in Ordnung. Wir können so etwas lockerer leben», erzählt sie, «wir haben nun unser Haus renoviert und einen Teil auf die Seite gelegt.» Nun wird es aber langsam zu viel, der Mann ist schon über 70, und viel jünger ist sie selber auch nicht. Auch die Tochter, die als Ärztin in Deutschland lebt, sagt immer öfter: «Du kannst Papa nicht immer allein

Ein 24-Stunden-Job: Gerda Pieruch ist immer für Rosmarie Frei da.

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Senio-Pair «Das Zwischenmenschliche fällt unter den Tisch» Das Bedürfnis nach privaten Lösungen in der Seniorenbetreuung nimmt zu, weil die öffentlichen Angebote abnehmen. Das Umgekehrte wäre wünschbar, sagt die Soziologin Sarah Schilliger, die über Senio-Pairs forscht.

INTERVIEW: DIANA FREI

Frau Schilliger, wieso boomt die 24-Stunden-Betreuung? Zum einen gibt es immer mehr ältere Leute. Sie wollen möglichst lange zu Hause bleiben, und gleichzeitig ist die eigene Familie oft nicht mehr ganz so selbstverständlich verfügbar. Das sind die gesellschaftlichen Hintergründe. Sie treffen auf sozialpolitische Veränderungen, was die Pflegefinanzierung und Abbaumassnahmen im öffentlichen Dienst betrifft. Die Patienten werden schneller aus den Spitälern entlassen, und das Auskurieren muss zu Hause stattfinden. Hinzu kommt, dass die Mobilität durch die EU-Osterweiterung vereinfacht worden ist. All das gibt dem Home-Care-Modell Auftrieb.

Die Betreuerinnen – oft Polinnen, Ostdeutsche oder Slowakinnen – leben wochenlang in einem fremden Haushalt. Wie geht es ihnen im Alltag? Wenn ich mit ihnen rede, stellen sie meistens alles erst einmal recht schön dar. Die Hingabe dieser Frauen hat zum Teil auch mit ihrem sehr katholischen Glauben zu tun. Eine Polin habe ich ein zweites Mal

«Spazieren gilt nicht als Arbeit.»

Ein- bis zweimal am Tag wird spazieren gegangen.

spontan besucht. Da musste sie Berge von Wäsche machen, weil die Seniorin Durchfall hatte. Sie hat sich ausgeheult und gesagt, sie habe einfach nie frei und sei am Anschlag. Die Frauen sehen sich aber oft nicht als Migrantinnen, sondern als Gäste in einer Familie oder allenfalls als Hilfe. Das hat damit zu tun, dass sie in ihrem Land nicht als Wirtschaftsmigrantinnen dastehen wollen. Ein wichtiger Punkt ist die Definition der Arbeitszeiten. Ich habe bei den Agenturen nachgefragt, und sie sagen fast alle das Gleiche: Direkte Hilfeleistungen wie Haushaltsarbeit gelten als Arbeit. Aber mit jemandem spazieren zu gehen, der im Rollstuhl sitzt, das ist keine Arbeit. Gerade die Agenturen verklären das Arbeitsverhältnis gerne und stellen es als Familienidyll dar. Eine Betreuerin hat mir wirklich von ihrer «Mama» erzählt und meinte damit die Patientin. Rechtlich gesehen bestehen viele Fragezeichen.

BILD: ZVG

Der Wunsch nach einer Betreuung in den eigenen vier Wänden ist verständlich. Gäbe es Wege, die für alle Beteiligten stimmen? Ich finde es legitim, dass die Leute länger zu Hause bleiben wollen. Es braucht jedoch massiv bessere Arbeitsverhältnisse für die Betreuungskräfte – mit Mindestlohn, geregelten Arbeitszeiten, Entlastungsdiensten, Weiterbildungsmöglichkeiten. Dafür ist natürlich auch ein Ausbau der öffentlichen Finanzierung nötig. Zur Zeit passiert genau das Gegenteil. Man baut im Gesundheitsbereich ab, die Spitex wird rationalisiert, und das Zwischenmenschliche fällt unter den Tisch. ■

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Zur Person Sarah Schilliger ist Assistentin am Institut für Soziologie der Universität Basel und schreibt ihre Dissertation zum Thema «Care und Migration. Osteuropäische Pendelmigrantinnen in Privathaushalten von Pflegebedürftigen».

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Für Gemüse brauchts grosse Noten: Verkäuferin im Tuanjiehu-Markt in Peking.

China Im Reich der steigenden Preise In China wird alles rasend schnell teurer: Wohneigentum können sich Normalsterbliche längst nicht mehr leisten und auch Lebensmittel kosten immer mehr. Während Gesellschaftswissenschaftler noch darüber beraten, ob daraus soziale Unruhen entstehen könnten, hat Peking bereits seinen Propaganda- und Unterdrückungsapparat hochgefahren. VON OLIVER ZWAHLEN (TEXT) UND ZHUANG FANFAN (BILD)

müssen wir das Doppelte bezahlen. Auch die anderen Zutaten werden immer teurer.» Aus Angst, seine Stammkunden an die Konkurrenz zu verlieren, will Zhang die steigenden Kosten nicht auf die Kunden abwälzen. Dafür nimmt das Paar bedeutete Gewinneinbussen in Kauf: Vor einem Jahr konnten die beiden noch jeden Tag rund 300 Yuan (40 Franken) verdienen. Inzwischen ist der Gewinn um mehr als ein Drit-

Weiter in den Norden als Tiangongyuan führt die Metro nicht. Hier, weit hinter der fünften Ringstrasse, wirkt die chinesische Hauptstadt längst nicht mehr wie die moderne Metropole, als die sie sich gerne präsentiert. Zwischen den Hochhäusern warten Felder darauf, bestellt und in ein paar Jahren überbaut zu werden. Weil die Mieten günstiger sind als im Zen«China ist heute reicher als je zuvor, doch mein Leben trum, bewohnen vor allem Familien den Stadtist schlechter als das meiner Eltern.» teil. So auch Zhang Bin aus der Nachbarprovinz Hebei. Er und seine Frau kommen jeden tel eingebrochen. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten immer Tag mit einem Karren auf den geschäftigen Platz vor dem Bahnhof. Hier schneller. «Wie soll das funktionieren?», fragt Zhang. «Wir können nur verkauft der 53-Jährige für weniger als 50 Rappen einen chinesischen hoffen. Hoffen, dass die Preise irgendwann wieder sinken. Hoffen, dass Gemüse-Eierkuchen. «Das Leben ist schwer geworden», klagt er. «Ein wir nicht krank werden.» Pfund Schnittlauch hat vor einiger Zeit noch 2,5 Yuan gekostet. Nun

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Die Inflation in China ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Im Jadurch eine bekannte Einkaufsstrasse in Peking schlendern und dabei nuar und im Februar lag sie nach offiziellen Angaben jeweils bei 4,9 an Jasmin denken. Da sich Protestierende auf diese Weise nicht von Prozent. Nutzer der gängigen Internetforen, der einzigen Art ziviler ÖfSchaulustigen, Zivilpolizisten und zufälligen Passanten unterscheiden fentlichkeit in China, verhöhnen diese Zahlen jedoch unverhohlen. lassen, weiss keiner so genau, wie viele Leute dem Aufruf gefolgt sind. «Die Leute im Statistikbüro leisten wirklich ganze Arbeit dabei, die Inflation kleinzurechnen», schrieb ein Kommentator. Ein Wanderarbeiter Es fehlt die Mittelklasse aus Zentralchina meint: «Bei der starken Teuerung verliere ich die ZuDie Regierung verspottete die leise Protestierenden als Wichtigtuer. versicht in mein Leben. Ich habe meinen Hof, meine Frau, mein Kind Das China Internet Information Center schrieb in einem namentlich zurückgelassen, um in der Stadt zu arbeiten. Doch wegen der steigennicht gekennzeichneten Meinungsartikel, dass diese Leute «nichts anden Preise ist das Überleben schwer geworden. Ich kann kaum noch deres als die Bettler auf den Strassen sind. Egal, wie stark sich das Land Geld nach Hause schicken, um meinem Kind die Schule zu bezahlen. entwickelt, sie verschwinden nie.» Doch solche Schmähschriften könObwohl das Land heute so reich ist wie nie zuvor in seiner Geschichte, nen nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei der Staatsführung Nervoist mein Leben schlechter als das meiner Eltern.» Ein weiterer Nutzer sität herrscht. An verschiedenen Orten in Peking wurde die Polizeischreibt: «Diese sogenannten fünf Prozent fühlen sich mindestens wie präsenz sichtbar verstärkt. Auch die Zensur wurde verschärft. «Wir doppelt so viel an.» müssen nun nicht nur jedes Interview von unseren Chefs bewilligen Das Gefühl kommt nicht von ungefähr. «Die Zusammensetzung des lassen, sondern diesen auch die Fragen zur Genehmigung vorlegen», Warenkorbs ist seit 1993 nie ernsthaft angepasst worden, obwohl sich sagt eine Journalistin, die für eine Nachrichtenwebsite der chinesidie Konsumstruktur seither massgeblich verändert hat», weiss Yi Xianschen Regierung arbeitet und nicht namentlich genannt werden will. rong, Professor an der renommierten chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. So «Berichte zu den Aufständen in den arabischen Ländern sind laut dem Ökonomen vor allem Wohhaben unsere Chefs ausdrücklich als ‹unnötig› bezeichnet.» nungsmieten und Lebensmittel teuer geworden. Die Mieten liegen in einigen Städten bis zu zehn Prozent höher als noch vor einem Jahr. Auch die Nahrungs«Berichte zu den Aufständen in den arabischen Ländern haben unsere mittelpreise stiegen im Januar im Schnitt um 10,3 Prozent. Gemüse Chef ausdrücklich als ‹unnötig› bezeichnet.» Freiräume für die auslänwurde 14,4 Prozent teurer, Getreide 15,1 Prozent, Eier 20,2 Prozent und dische Presse, die seit den Olympischen Spielen im Sommer 2008 galObst gar 34,8 Prozent. «Vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten ten, wurden wieder rückgängig gemacht. Korrespondenten berichten werden von der Inflation schwer getroffen», sagt Yi: «Sicherheitsleute, davon, dass sie eingeschüchtert und teilweise sogar geschlagen wurReinigungspersonal und niedrige Angestellte.» Experten rechnen mit eiden. Das Internet wird strenger kontrolliert. Mehrere Netzwerke funknem weiteren Preisanstieg bis Mai oder Juni. tionieren seit Tagen nicht mehr und auch Plattformen wie das für Trotz Lohnsteigerungen klagt auch die Mittelschicht zunehmend. Geschäftskontakte spezialisierte LinkedIn wurden blockiert. Facebook, Der 28-jährige leitende Angestellte Li sagt, er sei verzweifelt. Als er vor Twitter und Youtube sind ohne gute Computerkenntnisse schon längst bald zehn Jahren in die Hauptstadt zog, hatte er einen Traum: Eine einicht mehr erreichbar. gene Wohnung. «Aber ich komme mit dem Sparen nicht nach», sagt er. Doch die Regierung weiss, dass Repression allein das Problem nicht Wegen der negativen Realzinsen schrumpfen seine Ersparnisse zusätzlösen kann. So erhöhten mehrere Provinzregierungen bereits die gelich. «Ich werde mir wohl nie ein besseres Leben leisten können.» Für setzlich festgelegten Mindestlöhne. Bei der Parlamentssitzung Mitte ihn ist der Grund klar: Die Regierung hat versagt. «Früher hatte ich die März wurden Steuererleichterungen für Geringverdienende beschlosFührung immer in Schutz genommen. Es ist schliesslich nicht leicht, sen und Preiskontrollen versprochen. Zudem will die Zentralbank die ein so grosses Land zu leiten.» Inflation mittels eines höheren Zinses in den Griff bekommen. Doch wie gross ist die Gefahr wirklich, dass die Revolution auf ChiVerkehrsinseln als Gemüsegarten na überschwappt? Yi Xianrong glaubt, dass in China keine unmittelbaInflation und soziale Stabilität hängen auch in China eng zusamre Gefahr besteht. «Die Lage in China ist aus mehreren Gründen anders. men. Das letzte Mal ist die Teuerung in China Ende der 1980er-Jahre Tunesien und Ägypten hatten eine Inflation von mehr als zehn Prozent, aus dem Ruder gelaufen. Teuerungsraten von über 20 Prozenten hatten also mehr als doppelt so viel wie hier. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit die Menschen im ganzen Land auf die Strassen getrieben, um politische führt dazu, dass vielen die Perspektiven fehlen.» Zudem seien Chineund wirtschaftliche Reformen einzufordern. So weit ist es noch nicht. sen von Grund auf ein duldsames Volk, das viel ertragen könne. PoDie meisten Leute versuchen, so gut es geht mit der Lage umzugehen. tenzielle Träger von Aufständen seien zudem erfahrungsmäss meist Luo Ying, Kuratorin bei einem bekannten Pekinger Museum, hat seit Studenten und Angehörige der Mittelklasse. Doch auf Grund der Einletztem Herbst angefangen, auf dem Balkon Gemüse anzupflanzen – Kind-Politik gebe es zu wenig Studenten, um einen politischen Wandel um Geld zu sparen. Andere kaufen sich lang haltbare Lebensmittel auf erzwingen zu können. «Bauern oder Wanderarbeiter sind zu schlecht Vorrat. Im vergangenen Herbst geisterten Bilder von der Kleinstadt informiert, um sich zu erheben. Da gibt es keine Motivation, einen UmQionghai auf der südchinesischen Tropeninsel Hainan durch die chinesturz anzustreben.» ■ sischen Medien. Dort haben einige Bewohner die Blumen aus einer Verkehrsinsel entfernt, um selber Gemüse anzupflanzen. Dennoch scheint es im Reich der Mitte zu brodeln: Noch vor den Unruhen in der arabischen Welt machte ein Zeichentrickfilm im Internet die Runde, in dem ein unterdrücktes Hasenvolk einen übermächtigen Tiger zu Tode beisst. Anspielungen auf den Skandal um gepanschte Milch, derentwegen vor bald drei Jahren 300 000 Säuglinge erkrankten und mehrere Kinder starben, und um Zwangsumsiedlungen machen klar, wer mit dem Tiger gemeint ist: der Parteiapparat. Kurz darauf folgten unter dem Eindruck der Jasmin-Aufstände in der arabischen Welt klarere Aufrufe zum Handeln. So sollen jeweils am Sonntag die Leute SURPRISE 248/11

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Justiz und Medizin Kein Ort für Heldenspiele Schwarzfahrer, Drogenkuriere, Mörder: Auf der Bewachungsstation des Berner Inselspitals werden Strafgefangene gesund gepflegt. Und Langzeitverwahrte kommen her, um zu sterben. Ein Besuch im schweizweit einzigen Hochsicherheitsgefängnis mit Spitzenmedizin. VON MENA KOST (TEXT) UND ANNETTE BOUTELLIER (BILDER)

«Bevor wir die Zelle betreten, besprechen wir, wer was übernimmt: linker Arm, rechter Arm, linkes Bein, rechtes Bein, Kopf. Dann gehen wir rein, legen den Insassen auf den Boden und halten ihn fest.» Die Frau in hellblauem Poloshirt mit Namensschild und dunkelblauer Hose schaut ernst, aber nicht unfreundlich. Ihre Stimme ist ruhig, ihre Worte sind sorgfältig gewählt. Sie erklärt, wie man vorgeht, wenn hier drinnen einer ausrastet. «Beruhigt sich der Insasse nicht, muss er in die Sicherheitszelle. Dort gibt es weder Lampe noch Fernseher; kein Glas, mit dem er sich verletzen könnte. Demolieren kann man trotzdem, zum Beispiel das Lavabo aus der Wand reissen. Je nach Zustand können Menschen unheimliche Kräfte entwickeln.» Therese Bangerter, 46, sitzt am grossen Sitzungstisch in ihrem Büro, die Sonne scheint durchs Fenster und bringt ihr blondes Haar zum Glänzen. Unten auf dem Rasen blühen Schneeglöckchen. Zu Beginn des Gesprächs ist die Leiterin der Bewachungsstation am Berner Inselspital (Bewa) etwas zurückhaltend; man hat hier schlechte Erfahrungen mit den Medien gemacht. Die Bewa, diskret in einer der vielen Kliniken des Inselspitals untergebracht, ist ein Hochsicherheitsgefängnis, wo Häftlinge behandelt werden, die ein medizinisches oder psychisches Problem haben. Weil die Einrichtung in der Schweiz einzigartig ist, kommen alle hierher: Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder – Verbrecher eben, über die der Boulevard gerne schreibt. Deshalb wurde auch schon vor der Türe campiert, in der Hoffnung, man könne dem Personal ein Statement entlocken. Auf der Bewa werden aber nicht nur Gewaltverbrecher gepflegt: Hier werden Frauen und Männer behandelt, die im Strafvollzug, in Untersuchungs- oder Ausschaffungshaft sind – oder in der Psychiatrie nicht mehr tragbar. «Zu uns kommt also auch, wer wegen einer Bussenumwandlung im Gefängnis gelandet ist», klärt Bangerter auf. «Krankheit macht vor niemandem Halt.» Vom langen Korridor mit Linoleumboden gehen die elf Patientenzimmer ab: Eine Wand ist blau gestrichen, die andere gelb – schliesslich soll man hier genesen. Auf den ersten Blick sieht die Bewa aus wie eine normale Krankenstation. Auf den zweiten fällt auf: Die schweren Metalltüren sind mit einer Luke, dem «Suppentörli», versehen, in einer Nische im Gang sitzt ein Sicherheitsmann vor Überwachungsmonitoren, und an der Innenseite der Zimmertüren sind keine Klinken angebracht. Über die technischen Hilfsmittel, mit denen hier gearbeitet wird, darf nichts verraten werden – nur so viel: «Hier kommt nur rein, wer von uns reingelassen wird – und raus sowieso», sagt Bangerter, und man ist froh um ihren berndeutschen Dialekt, der alles etwas weicher und runder klingen lässt. Derzeit sind nicht alle Zimmer – oder «Zäuä», wie Bangerter es nennt – belegt. Aber dort, wo das Suppentörli geschlossen ist, liegen dahinter Insassen im Bett. Zwar sind in der Schweiz mehr Männer als Frauen im Gefängnis und deshalb auch häufiger auf der Bewa. Trotzdem: «Es gibt ein paar sehr gefährliche Frauen in der Schweiz.»

Zwei Betten, ein Tisch, ein TV und eine Toilette, die durch einen Vorhang vom Restzimmer abgetrennt ist: Auf der Bewa gibt es nur Zweierzimmer, man hat hier keine Privatsphäre. «Für Menschen, die seit 20, 25 Jahren im Vollzug sind, ist das manchmal sehr schwer. Das sind oft richtige Eigenbrötler», sagt Bangerter und zieht die Augenbrauen hoch. «Das ginge uns nicht anders: Mit einem Fremden im Zimmer und das WC ist nur durch einen Vorhang abgetrennt … das ist nicht schön.» Die Arbeit der Bewa-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter – das Team besteht aus 24 Leuten, drei davon sind Frauen – ist zweigeteilt: «Früher hat man uns ‹Wächterinnen› genannt, aber das ist veraltet. Heute sind wir ‹Aufseherinnen und Betreuerinnen›», erklärt Bangerter. Sie ist neben ihrer Funktion als stellvertretende Chefin auch Leiterin der Betreuung. Einerseits muss sie für Sicherheit und Ordnung sorgen, andererseits die Insassen betreuen, etwa helfen, wenn jemand einen Brief bekommt, den er nicht versteht. Diese Zweiteilung ist eine Herausforderungen: Es kann sein, dass Bangerter am Morgen einen lange erwarteten Brief von den Behörden erläutert. Später am Tag wird der Insasse aggressiv und schlägt das Zimmer kaputt. Dann muss Bangerter ihn überwältigen und in die Sicherheitszelle bringen: «Auf der Beziehungsebene ist das nicht einfach: Wir wandeln auf einen schmalen Grat.» Keine Unmenschen Krebs, Blinddarm, Zahnprobleme, ein Unfall beim Sportunterricht im Gefängnis – die Gründe, warum Häftlinge auf die Bewa kommen, sind sehr unterschiedlich. Die Bewa ist auch ein Ort, wo man eine Auszeit machen kann: Wer in einer Anstalt nicht mehr tragbar ist, also aggressiv, fremd- oder selbstgefährdend, kommt für ein paar Tage oder Wochen her. «Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen überhaupt erst im Gefängnis landen, weil sie psychisch krank sind», erzählt Bangerter. Wer zum Beispiel eine schizophrene Psychose habe, sehe oft keine Grenzen mehr. Da passiere es natürlich leicht, dass er welche überschreite. «Kommt noch Drogenkonsum dazu, zum Beispiel Kokain, liegt ein Delikt nahe.» Insassen, die in einer Anstalt verwahrt sind, kommen mit dem Alter immer häufiger auf die Bewa: zuerst ein Arztbesuch, später ein Spitalaufenthalt. «Und irgendwann kommen sie zum Sterben zu uns», sagt Bangerter und zuckt mit den Schultern: Normalerweise könne Besuch nur im Besucherraum mit Trennscheibe empfangen werden, einmal die

«Auf der Bewa ist noch keiner regulär pensioniert worden.»

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Woche für eine Stunde. «Aber wir sind keine Unmenschen. Wenn es jemandem gesundheitlich sehr schlecht geht, beschliessen wir, dass beispielsweise die Schwester noch einen offenen Besuch bei ihrem Bruder machen darf.» «Für mich ist es unwichtig, was jemand verbrochen hat, ich behandle alle gleich», stellt Oberärztin Bidisha Chatterjee klar. Die Spezialistin für Innere Medizin, die neben der Bewa auch das Frauengefängnis HinSURPRISE 248/11


Oben: Die Stellvertretende Stationsleiterin Therese Bangerter: ÂŤAngst ist kein guter BegleiterÂť. Unten: Die Fenster der elf Zellen sind vergittert. SURPRISE 248/11

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delbank betreut, spricht nicht von Insassen, sondern von «Patienten». Ihr Büro ist nicht wie das von Therese Bangerter im Verwaltungstrakt der Station untergebracht, sondern geht vom Gang ab, an dem auch die «Krankenzimmer» liegen. Das Fenster ist vergittert, schräg gegenüber dem Büro liegt ein Duschraum, daneben ein Bad mit Badewanne. «Wenn jemand Rückenschmerzen hat, kann er ein warmes Bad nehmen», erklärt die Ärztin: «Ein für Häftlinge typisches Gesundheitsproblem wie auch Verdauungsprobleme, Gewichtszunahme oder Schlafstörungen.» Schliesslich sei es schwierig, zu schlafen, wenn man 23 Stunden in einer Zelle sitze. Obwohl hier die gleichen medizinischen Grundsätze gelten wie überall, die Arbeit unterscheidet sich von der auf anderen Krankenstationen: Wenn die Oberärztin auf Visite im Zimmer eines Patienten ist, lässt sie die Türe offen und sie trägt immer einen Sicherheitsknopf bei sich, damit sie Verstärkung holen kann, wenn ein Patient aggressiv wird: «Kann ich jemanden nicht einschätzen, postiere ich von Anfang an einen Aufseher an der Türe.» Angst, zu einem Patienten zu gehen, hatte Chatterjee bisher nie. Die Frau mit dem Pagenschnitt schüttelt lächelnd den Kopf. «Wir betreuen die Patienten medizinisch, wir müssen nicht mit ihnen darüber verhandeln, ob sie nochmals telefonieren dürfen oder so. Viele sind froh, dass sie im Spital sind und behandelt werden.» Es gebe denn auch Patienten, die dem Pflegepersonal auf Weihnachten Festtagswünsche zukommen liessen – auf grauem, kariertem Gefängnispapier. Die Zusammenarbeit von Medizin- und Gefängnispersonal auf engstem Raum ist nicht einfach: Denn medizinische Behandlung und Sicherheit stehen jeden Tag im Widerspruch zueinander. «Natürlich kommen die Menschen zu uns, weil sie im Gefängnis sind. In erster Linie aber sind sie hier, weil sie krank sind. Darum hat die Medizin Vorrang»,

erklärt die stellvertretende Stationsleiterin Bangerter. Die Sicherheit muss sich darum herum organisieren. Neben der Sicherheit für die Ärzte muss das Aufsichtspersonal für jene der Mitgefangenen, der Öffentlichkeit und für sich selbst sorgen: Für gewisse Untersuchungen – etwa beim Neurologen oder Zahnarzt – werden die Insassen auf andere Abteilungen gebracht. Dazu werden den Gefangenen Handschellen angelegt, das ist Pflicht. «Je nach Eindruck, den wir von jemandem haben, legen wir zudem Fussfesseln um», so Bangerter. Dann wird er in den Rollstuhl gesetzt und in die richtige Inselspital-Klinik gefahren. Trotz der bekanntermassen hohen Sicherheitsstandards gibt es Gefängnisinsassen, die auf die Bewa verlegt werden wollen, weil sie hoffen, sie können von hier eher fliehen. Sobald sie aber merken, dass das wohl nicht klappen wird, wollen sie zurück ins Gefängnis. «Ja nu … wir würden es vielleicht auch versuchen», sagt Bangerter nachdenklich. Geschafft habe die Flucht seit dem Jahr 2000 nur ein Insasse, und der sei zum Glück nicht gefährlich gewesen. «Ich möchte nicht mit meinem richtigen Namen im Text zitiert werden. Vielleicht passt jemandem mein Kopf nicht und sucht mich irgendwann auf.» Der grosse Mann mit den dunklen Haaren arbeitet seit bald vier Jahren auf der Bewa. Eigentlich kommt er vom Bau, Maler hat er gelernt. «Alle, die im Gefängniswesen arbeiten, sind Quereinsteiger. Eine abgeschlossene Ausbildung ist für die Arbeit im Strafvollzug Voraussetzung», erklärt der Familienvater. Am Anfang sei er skeptisch gewesen, wie er mit der Klientel hier zurechtkommen werde. Aber: «Man hat ein falsches Bild von Häftlingen, das kommt wohl von den ‹Knastis› im TV. Das Klischee mit den Tätowierungen trifft vielleicht zu – ansonsten sind das Leute wie Sie und ich.» Was man hier lerne, sei, dass der Weg ins Gefängnis kein weiter

Im Aussenbereich können die Insassen einmal pro Tag an die frische Luft gehen.

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sein müsse: «Raub, Mord und so weiter sind das eine. Eine Busse nicht zu bezahlen, ist etwas anderes. Es gibt genug Menschen, die wegen kleiner Vergehen eingesperrt sind.» Ein Dauerthema auf der Bewa ist die Privatsphäre: «Wir von der Sicherheit sind während der ärztlichen Untersuchungen immer dabei – ob beim Zahnarzt oder beim Urologen. Wir bekommen alles mit, auch die Diagnose. Natürlich versuchen wir, uns im Hintergrund zu halten. Aber ausblenden, dass noch jemand dabei ist, können die Insassen natürlich nicht.»

«Jetzt denke ich natürlich darüber nach, wie es ihr geht – hochschwanger in ihrem Herkunftsland.» Man müsse schon lernen, die Arbeit am

«Ich habe den Eindruck, dass viele überhaupt erst im Gefängnis landen, weil sie psychisch krank sind.»

Angst ist kein guter Begleiter «Wer hier arbeitet, muss ein Menschenfreund sein», findet Therese Bangerter. Sie und der Mitarbeiter, der lieber anonym bleiben möchte, führen durch die Station: Besucherzimmer, Quarantänezimmer, Drogentoilette. Auf letztere werden sogenannte Bodypacker gesetzt, also Leute, die Drogen im Verdauungstrakt versteckt haben. Das WC ist so konzipiert, dass alles, was aus dem Körper kommt, sofort abgesaugt wird. «Kuriere aus Übersee haben bis zu 100 Drogenpäckchen, sogenannte Fingerlinge, im Magen. Daumengrosse Portionen, meist in mehrere Schichten Kondome verpackt», wird erklärt. In den Zimmern ist es ruhig, keiner der Insassen wünscht Besuch. «Das Schwierigste sind für mich schwangere Frauen in Ausschaffungshaft», sagt Bangerter und streicht sich die Haare hinters Ohr. «Ich gehe mit ihnen in die Klinik zu den Ultraschalluntersuchungen, rede mit ihnen über das Kind. Auch bei der Geburt bin ich dabei, die Frauen haben ja sonst niemanden.» Gerade hatte sie einen solchen Fall – fast: Ende April wäre der Geburtstermin. Aber kürzlich ist ein Fax vom Ausländerdienst gekommen. Darin stand, die Frau sei ausgeschafft worden.

Abend nicht mit nach Hause zu nehmen und brauche ein gutes soziales Umfeld: «Auf der Bewa ist trotzdem noch keiner regulär pensioniert worden.» Ihr Mitarbeiter nickt: «Gerade haben wir jemanden hier, der gewalttätig ist und mit einem Siebenpunktegurt auf einer Liege fixiert ist. Wenn die Pflege ihren Aufgaben nachkommt, muss ich dabei sein und ihn festhalten. Er schaut mir in die Augen und sagt: ‹Ich bringe dich um, ich bringe dich um, ich bringe dich um …›» Wenn man einen schlechten Tag habe, komme es vor, dass man mit sehr unguten Gefühlen nach Hause gehe. Trotzdem, Angst bei der Arbeit kennen die beiden nicht: «Die Insassen merken, wenn jemand Angst hat. Angst ist kein guter Begleiter», findet Bangerter und lockert ihre Schultern. Der Familienvater stimmt ihr zu: «Angst nicht, aber Respekt habe ich schon. Sobald ich ein ungutes Gefühl bekomme, hole ich Verstärkung: Die Bewa ist kein Ort, um den Helden zu spielen.» ■

Alles ruhig in der Zelle? Die «Aufseher und Betreuer» können jederzeit einen Blick durchs «Suppentörli» werfen. SURPRISE 248/11

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BILD: GUIDO SÜESS

Wörter von Pörtner Unmöglichkeiten In den letzten Wochen, Monaten und Jahren geschahen einige Dinge, die bis dahin als unmöglich galten. Atomunfälle kann es nur in kommunistischen Schlendrianwirtschaften geben. Hiess es. In entwickelten Industrieländern sind Atomkraftwerke sicher. Hiess es. Der arabische Raum wird sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam verändern. Hiess es. Diktatoren oder Fundamentalisten, eine andere Möglichkeit gibt es dort nicht. Hiess es. Die Wirtschaft funktioniert am besten ohne staatliche Intervention. Hiess es. Das Finanzsystem kann nicht zusammenbrechen, weil sich der Markt selbst reguliert. Hiess es. Wie man weiss, kam es anders. Wer hätte das gedacht? Niemand. Gedacht vielleicht, aber gesagt? Im Voraus? Niemand. Nicht die Astrologen, Kartenleger, Nostradamus-Interpreten

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oder sonstigen Wahrsager. Obwohl es mit Sicherheit welche gibt, die für 2011 eine Allerweltsvorhersage wie «Probleme in der arabischen Welt» oder «Naturkatastrophe in Asien» auf dem Waschzettel hatten, weil solche Aussagen seit über 30 Jahren verlässlich irgendwie zutreffen. Die Vermutung liegt nahe, dass der Umsturz in Tunesien etwa, der so etwas wie der erste Dominostein war, doch mehr mit den Lebensumständen der Menschen, der Altersstruktur der Bevölkerung und der Nutzbarkeit neuer Informationstechnologien zu tun hatte als mit der Position des Grossen Wagens. Aber auch die nüchternen Experten haben nicht besser abgeschnitten. Der Titel «Nahostexperte» bedeutet oft nicht mehr als «Ist schon dort gewesen». Man erinnert sich an 1989, als der Ostblock ohne Vorwarnung der Experten zusammenbrach. Was kommen wird, weiss niemand. Wie schlimm die Atomkatastrophe in Japan wirklich ist, wird sich erst zeigen. Dass sie die Regionalwahlen in Deutschland und der Schweiz beeinflusst hat, wissen wir unterdessen. Auch das hat vor dem 11. März niemand für möglich gehalten. Grüne Parteien legen zu. Atomangst schlägt Flüchtlingspanik. Schon fragt man sich, ob die eben noch als Weltenretter gepriesenen Elektroautos denn wirklich die Lösung sind. Ist man bereit, den persönlichen Energiekonsum auf die geforderten 2000 Watt herunterzuschrauben oder hört dort der Spass

auf? In der Schweiz spielen die besten Fussballclubs in einer Liga, die von einer AKW-Betreiberin gesponsort wird. Die ansonsten recht boykottaufruffreudige Fanszene bleibt stumm und es entrollt auch kein Spieler ein «Stop it, Axpo»-Transparent, wie seinerzeit Alain Sutter als Reaktion auf französische Atomtests. Gut möglich, dass nächstes Jahr um dieselbe Zeit schon alles wieder vergessen, Energiesparen wieder Gesinnungsterror und Gutmenschentum ist, und es den Menschen in Ägypten, Tunesien, Bahrain, Jordanien, Libyen und sonstwo nicht besser geht als heute, aber wenigstens wir hier von Katastrophen und Umstürzen verschont bleiben. Wie schnell das zuweilen geht, zeigt das Beispiel der Banken, die sich mit Händen, Füssen und den von ihnen finanzierten Parteien dagegen wehren, dass ihr Geschäft jenen Regulierungen unterzogen wird, die sie in der Stunde der Not noch befürwortet hatten. Heute sind sie unnötig. Der Zusammenbruch des Finanzsystems kann sich gar nicht wiederholen. Heisst es.

STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 248/11


Subkulturen Die schwarze Szene Bodenlange Mäntel, kalkweisse, geschminkte Gesichter, Tüll und Latex – wer einer Gruppe «Goths» begegnet, wähnt sich in einem Vampirfilm. Hinter dem allgegenwärtigen Schwarz verbirgt sich eine ausgesprochen bunte Szene. Teil zwei unserer Subkultur-Serie.

«Gruftis sind verbittert, essen Babys und wollen ihre Eltern töten», säuselt der Sänger und Musiker Andi Sex Gang – und präsentiert damit ein Destillat an geläufigen Gothic-Klischees. Selten geht das Wissen der Normalsterblichen über ihre lustvoll morbiden Zeitgenossen allerdings darüber hinaus. Aber was ist das eigentlich, Gothic? Packt man die Fledermaus beim Schopf, landet man in den tiefsten Achtzigern: Damals wurde ebendieser Andi Sex Gang, Frontmann der Band Sex Gang Children, von seinen Musikerkollegen aufgrund seiner schwarzen Kleidung und ebensolcher Schminke «Count (z. Dt. Graf) Visigoth» genannt. Er wurde damit zum Namensgeber für eine ganze Subkultur um Bands wie The Cure, Siouxsie And The Banshees oder Joy Division, die sich in den frühen Achtzigern aus dem Umfeld des Post-Punk/New Wave entwickelte und ein halbes Jahrzehnt später mit «Gothic» gelabelt wurde. Heute umfasst die Gothic-Subkultur zahlreiche Splittergruppierungen. «Neben der Musik ist die Anerkennung von Melancholie und Trauer als Bestandteile menschlicher Existenz als gemeinsamer Nenner anzuführen. Die in der Gothic-Szene behandelten Themen stammen grösstenteils aus der dunklen Romantik und der Literatur sowie aus dem dunklen Film», sagt Alexander Nym, Kulturwissenschaftler und Szenegänger. Der Leipziger gehört zu den Experten der Gothic-Subkultur und hat im vergangenen Jahr ein Handbuch zur Szene herausgegeben, ein über 400 Seiten starkes Werk mit dem Titel «Schillerndes Dunkel». Nomen est omen: Die Farbe Schwarz als bindendes Erkennungsmerkmal der «Goths» ist kaum von der Hand zu weisen. Kira Ruff, die sich seit sieben Jahren in der Gothic-Szene bewegt, bestätigt dies: «Zum einen bin ich in der Szene, weil ich nun mal gerne Schwarz trage. Und ja, ich würde mich schon als melancholisch bezeichnen – viele in der Szene sind das.» Dass Gruftis aber grundsätzlich bitterernst seien, sei ein Vorurteil: «Wir haben es genauso gerne lustig wie alle anderen auch. Aber leider gibt es auch in der Szene selbst solche, die tatsächlich denken, sie dürften nie lachen und müssten super seriös sein. Das kann ich nicht ernst nehmen.» In der Schweiz trotzt die Gothic-Szene seit Jahrzehnten Heerscharen von Hip-Hoppern, Emos und anderen subkulturellen Konkurrenten souverän. François Cochard gehört zu den grossen Namen der Szene: 1999 gründete er DivusModus, den mittlerweile wichtigsten Veranstalter von Gothic-Events in der Schweiz. Cochard zieht mitunter die Fäden bei der «More Than Mode»-Party, der langlebigsten Partyreihe Zürichs, die jeden Mittwoch ungefähr tausend Gruftwächter in die weitläufigen Katakomben des Clubs X-Tra in Zürich lockt. Daneben bieSURPRISE 248/11

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VON IVANA LEISEDER

Die Mutter Gottes der Goth-Gemeinde: Siouxsie Sioux.

ten verschiedenste Veranstalter wöchentlich weitere Partys an, insbesondere in Zürich und Basel sowie kleineren Städten wie etwa Winterthur oder Olten. Ein weiteres Mekka der Schweizer Gothic-Szene ist der Dress in Black Fashion Store in Zürich, der kürzlich eröffnet wurde. «Er ist nicht nur ein Szene-Laden, sondern hat sich durch Autogrammstunden mit Künstlern oder Ausstellungen zum Szene-Treffpunkt entwickelt», so Cochard. Und seit einem Jahr haben die Schweizer «Goths» gar ihre eigene Sendung: «Akte: Schwarz», ein 45-minütiges Format, das alle paar Monate im Netz erscheint und über alles berichtet, was das Grufti-Herz begehrt. Auch wenn an der wöchentlichen «More Than Mode»-Party im X-Tra bisweilen Plastik-Gebeine von der Decke baumeln und der Rauch wie in Verfilmungen von Bram Stokers «Dracula» aus den Röhren kriecht – ganz so wild ist es nicht mit der Todessehnsucht: «Früher dachte ich, ein absolutes No-Go in der Szene seien Farben – was totaler Schwachsinn ist!», sagt Kira und lacht. Ihr schlichter Rat an Neulinge: «Sei du selbst und kleide dich, wie du willst. In der GothicSzene ist alles erlaubt.» ■ www.andisexgang.com www.divusmodus.ch www.so-tv.ch/de/musik/akteschwarz

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Kulturtipps

Irène Speiser bewahrt ihre Familiengeschichte vor der Auslöschung.

Kann mehr, als nett aussehen: Catherine Deneuve als Suzanne.

Buch Ahnenforschung

Kino Die Macht der Frau

Die Geschichte der eigenen Familie gerät allzu oft schnell in Vergessenheit. Eine Ausstellung und ein Buch stemmen sich diesem Verlöschen entgegen.

In «Potiche» gibt Catherine Deneuve das sich emanzipierende reiche Heimchen. Ein beschwingt verfilmter Streifen von François Ozon, der als blosse Komödie gelesen werden kann, aber zwischen seinen properen Bildern sehr viel mehr zu bieten hat.

VON CHRISTOPHER ZIMMER VON MICHAEL GASSER

Der Performer Mats Staub betreibt ein Erinnerungsbüro. Mit seinem Langzeitprojekt «Meine Grosseltern», in dem Enkel von ihren Vorfahren erzählen, machte er 2008 Station im Theater Basel. Manche der Erinnerungen dieser Audio-Ausstellung waren detailliert, andere lückenhaft und verblasst. So wie die Bilder aus der Zeit der Grosseltern oder die mitgebrachten persönlichen Gegenstände. Zu einer Neuauflage kommt es nun bei der Wiedereröffnung des Museum Baselland. Noch einmal hat man Gelegenheit, einen Blick in private und zugleich zeittypische Vergangenheiten zu werfen – und dabei vielleicht an die eigene Familiengeschichte erinnert zu werden. Wer dieser selber einmal genauer nachgehen will, kann sich Anregungen im Erinnerungsbuch «Hausauflösung» der Journalistin und Schriftstellerin Irène Speiser holen. Darin beginnt alles mit der Räumung der Jugendstilvilla, in der die Grossmutter, Granny genannt, über 60 Jahre lang gelebt hat. Jetzt tun sich überall Lücken in den Regalen auf, droht die Auslöschung des Hauses, das seiner Geschichte beraubt wird. Und auch die Familie ist nicht mehr dieselbe, denn mit Granny hat sie ihr Gravitationszentrum verloren. Sie war es, die die Grossfamilie zusammenhielt, eine engagierte und wichtige Zuhörerin, deren Wohlwollen sich niemand verscherzen wollte. Detailliert beschreibt die Autorin Grannys Auftreten und ihre Gewohnheiten, aber auch das Haus, jede Stufe, jeden Winkel, jedes Kunstwerk – ein Anschreiben gegen den «unaufhaltsamen Zerfall privater Historie». Anhand von Archiven und Erinnerungen, Fotos und Briefen rekonstruiert Irène Speiser Herkunft und Leben der jüdischen Grossmutter, die aus Worms stammte und in die Schweiz heiratete. Ein Leben zwischen den USA und Europa, zwischen Familie und künstlerischer Arbeit – erst als Bratschistin in einem Damenquartett, später als Bildhauerin. Zwei Ehen, Reisen, berühmte Gäste, der Zweite Weltkrieg, Freundschaften und immer wieder die Familie – fast ein Jahrhundert umfasst das Porträt dieser starken Frau. Ein sehr persönliches Porträt, das den Wert der eigenen Familiengeschichte vorlebt.

Das Licht hell, Catherine Deneuve strahlend: Als Suzanne Pujol joggt sie zu Filmbeginn in beschaulichem Tempo durch sonnige Wälder, begrüsst ein Eichhörnchen, schaut zwei Hasen beim Rammeln zu und kritzelt Kurzgedichte in ihr Notizbüchlein. Auf den ersten Blick ein idyllisches 1977. Dass ihr Ehemann Robert (Fabrice Luchini), ein Regenschirmfabrikant, daheim im Stakkato stänkert und sie dauerbetrügt, nimmt sie gelassen, schliesslich gilt: noblesse oblige. Zumindest bis sie von ihrer Tochter (Karin Viard) als blosses «Schmuckstück» («Potiche») ihres Gatten betitelt wird. Die Abkanzelung sitzt ihr noch tief im Nacken, als Robert einen Herzanfall erleidet. Suzanne übernimmt das Firmen-Zepter widerwillig. Sie schlichtet Streitigkeiten, ist innovativ und: viel erfolgreicher als ihr Mann. Was diesem gar nicht passt – (nicht nur) aus seiner Sicht gehört die Frau ins mehr oder weniger traute Heim. Weshalb Robert intrigiert, um die Firmenmacht wieder an sich zu reissen. Suzanne verkündet die Scheidung und macht sich aus Rache auf in die Politik, wo sie gegen ihren früheren Liebhaber, den nach wie vor in sie verliebten Maurice Babin (Gérard Depardieu) antritt und ihn schlägt. Ein veritabler Zeitenbruch, von Suzanne mit einem Lied und der Feststellung «C’est beau la vie» besungen. Nicht zum ersten Mal spielt François Ozon («8 Femmes») auf der KitschKlaviatur, doch in «Potiche» geht der Regisseur bis an die Grenzen und darüber hinaus. Sein Film erinnert nicht selten an die Possen von Don Camillo und Peppone: So sehr die Protagonisten auch raubauzen, so sehr sind sie sich unter der rauen Schale zugeneigt. Obwohl sich «Potiche» als beschwingte Komödie tarnt, ist das Werk nicht zuletzt ein Film über die Emanzipation und die Renaissance des knallharten Kapitalismus. Der Streifen ist jedoch derart vielbödig angelegt, dass darüber hinwegsehen kann, wer unbedingt will. Genuss und Grund genug, sich «Potiche» anzuschauen, ergibt allein schon das Zusammenspiel der Deneuve mit dem schmachtenden Depardieu. Das ist schaurig rührend und sensibel gefilmt. Vielleicht kein grosses, sicher aber wunderbares Kino.

Irène Speiser: Hausauflösung. Stroemfeld Verlag 2010. CHF 24.–.

«Potiche», 100 Min., f/d, Regie: François Ozon. Zurzeit in den Deutschschweizer

Ausstellung ‹Meine Grosseltern›: Museum.BL, Liestal, 16.4. bis 31.12.

Kinos.

Mats Staub: Meine Grosseltern. Edition Patrick Frey 2010. CHF 58.–.

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Mama Rosin aus Genf klingen international, wie es sich für die Stadt gehört.

Musik Frühlingserwachen Der kalte Winter hat die heimischen Musiker in Proberäume und Studios getrieben. Was im Untergrund wuchs, dringt mit den ersten warmen Sonnenstrahlen an die Ohren. Eine musikalische Tour de Suisse. VON OLIVIER JOLIAT

Starten wir den Frühlingsausflug in der Sonnenstube, dem Tessin. Aus dem kulturell so spröden Rentnerparadies stammen The Pussywarmers. Zwei Mikrofone reichten den vier ungeschniegelten Katern, um ihr Instrumentensammelsurium aus Harmonium, Kontrabass, Banjo, Blech und Geschepper auf Band zu bringen. Dem streitbaren Bandnamen zum Trotz gelingt den Pussywarmers eine charmante Mischung aus Kurt Weill und Manu Chao. Ennet dem Gotthard zirzt Heidi Happy. Mit Orchestergeigen und NorahJones-Appeal schmiegt sich Happys Drittling «Hiding with the Wolves» sanft in die Gehörgänge. Tiefer dringt der Schwelge-Pop nicht. Keine Kanten hat auch der Indie-Pop von Flink, dafür Charakter. Die Kreativ-, Baby- oder was-auch-immer-Pause von vier Jahren hat dem Luzerner Quartett gut getan. Der Gitarren-Pop auf ihrem Drittling «Catch me when I fall» klingt weniger ambitioniert, als etwa der Vorgänger «Moog», dafür umso reifer und stimmiger. Ein angenehm entspannter Begleiter zum Flanieren. Führt der Weg durch staubige Wüsten, kann man zum Basler Quartett 4th Time Around wechseln. Ihr Americana bewegt sich auf «Ladies & Gangsters» weiter weg vom spröden Blues in die wohltemperierte Gegend, wo sich Calexico und Lambchop schon länger angesiedelt haben. Mit gewohnt dröhnenden Gitarren rollt der Zweitling der Basler Dogs Bollocks. Die neue Stimme von Matt Rayas verpasst dem Glam’n’Roll eine reizvoll raue Grunge Note. Der letzte Stop der musikalischen Frühlingstour führt an den Lac Léman zu Mama Rosin. Die Genfer Jungspunde teilen ihr zweites Album mit Englands Rockabilly-Bolzen Hipbone Slim and the Kneetremblers. Mama Rosins, mit Melodeon, Banjo und Waschbrett instrumentierte, Cajun-Jauchzer schwingen dabei obenaus und werden auch im Sommer noch Beine machen.

Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

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Stellenwerk AG, Zürich

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www.bauernschlau.ch, Hof, Web, Kultur

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Axpo Holding AG, Zürich

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AnyWeb AG, Zürich

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Niederer, Kraft & Frey, Zürich

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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Knackeboul Entertainment, Bern

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Locher Schwittay Gebäudetechnik GmbH, Basel

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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Lions Club Zürich-Seefeld

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TYDAC AG, Bern

15

bewegstatt.ch, Janine Holenstein, Frauenfeld

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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D. Heer Geigenbau, Winterthur

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KIBAG Kies und Beton

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Weblotion Webagentur, Zürich

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OEKOLADEN Theaterpassage, Basel

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commilfo Isabelle Wanner, Baden

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atelier111.ch, Basel

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Zürcher Kantonalbank, Zürich

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Philip Maloney, Privatdetektiv

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

The Pussywarmers «The Chronicles of the …» (Voodoo Rhythm), live: 5.5., Helsinki, Zürich; 7.5. Cafe Kairo, Bern; 12.5., Goldenes Fass, Basel. Heidi Happy, «Hiding with the Wolves» (Two Gentlemen), live: 22.4., Nouveau Monde, Fribourg; 27.4., Bee-Flat, Bern; 13.5., Kaserne Basel. Flink «Catch me when I fall» (Swift Note), live: 21.4., Südpol Luzern; 19.5., Grabenhalle St. Gallen. 4th Time Around «Ladies & Gangsters» (HRP Records), live: 30. 4., Parterre, Basel. Dogs Bollocks «New Saints» (Lux.NOISE). Mama Rosin & Hipbone Slim «Louisiana Sun», live: 15. 4., 1. Stock, Münchenstein; 16.4., Sierre Hacienda. SURPRISE 248/11

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Ausgehtipps Auf Tournee Sex & Groove & Rock’n’Roll Manchmal dauert es etwas länger. Seit Jahren spielen Triggerfinger wieder und wieder in der Schweiz und jedes Mal verlieren sich 50 Nasen in den Zuschauerraum. Der sich allerdings umgehend in einen Hexenkessel verwandelt, sobald das Trio aus Antwerpen loslegt. Die Wucht der Belgier bläst auch gestandene Konzertgänger weg, Rocker weinen vor Freude und sogar Menschen, die verzerrte Gitarren normalerweise «bäh» finden, mutieren zu Tanzfüdlis. «Wir sind eine laute, intensive Band», sagt Gitarrist, Sänger und Rockgott Ruben Block. «Doch es ist leicht, laute Musik zu machen: Du drehst einfach den Verstärker auf. Dabei aber den Groove und den Sex der Musik zu bewahren, das ist die Kunst.» Und die beherrscht derzeit keine Band besser als Triggerfinger. Hoffentlich merken das bei den anstehenden Gigs mehr als 50 Leute. (ash) Mi, 27. April, 19 Uhr, Salzhaus, Winterthur; Do, 28. April, 21 Uhr, ISC, Bern; Laut, sexy und gut gekleidet: Triggerfinger.

Fr, 29. April, 21 Uhr, Grabenhalle, St. Gallen.

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k een siebddruc tooggrraaffiie zeeiSericcgeehn foot Sc ena Pinkus Estherr Sch at Tuong Nguyen Cat Wer e durchstar ten und abheben will, nimmt diesen Sommer Kurs auf die F+F und bucht eines von neun Sommerateliers. nicht an der Sonne schmoren. Lassen Sie Ihr Talent a S Melden Sie sich jetzt an.

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BILD: ISTOCKPHOTO

BILD: ZVG

Diese Buben fotografierte Cartier-Bresson 1933 in Sevilla.

Zürich Abgedrückt

Gut gelegt ist beim Bingo schon halb gewonnen.

Vielen Berufs- und Hobbyfotografen ist seine Arbeit Vorbild: Über Henri Cartier-Bressons Fotografien geraten fotophile Menschen seit Generationen ins Schwärmen. Der Franzose, der von 1908 bis 2004 lebte, hatte schon bei seinen ersten Arbeiten, die in den 30er-Jahren entstanden, das Gefühl für den «entscheidenden Augenblick» und drückte meistens im richtigen Moment ab. Er war Mitgründer der Fotoagentur Magnum und veröffentlichte in der Folge Reportagen aus aller Welt, etwa aus Indien, Indonesien, China und der Sowjetunion. Auf Henri Cartier-Bresson beziehen sich sowohl Bildjournalisten wie auch künstlerisch tätige Fotografen. Die Retrospektive im Museum für Gestaltung vereint rund 300 Fotografien des grossen Meisters. (juk) Henri Cartier-Bresson, Ausstellung, noch bis zum 24. Juli, zu sehen im Museum für

Winterthur Eigene Unterhaltung Der Dingo ist ein Tier und der Ringo ein legendärer Ex-Beatle. Aber Bingo, das ist was für alle. Das Spiel, auf dem man Zahlen auf einem eigens dafür präparierten Kärtchen abdecken und bei der Komplettierung einer Zahlenreihe «Bingo» schreien muss, gewährt laut den Organisatoren des Bingo-Abends eine ganz eigene Unterhaltung. Dazu trägt ausserdem auch noch DJ Chlitourist bei. (juk) Bingo, Fr, 15. April, 21 Uhr, Kraftfeld, Winterthur.

Gestaltung, Zürich.

Anzeige:

Gegensätze erzeugen Spannung und von der wiederum leben gute Lieder. Jeremy Mage ist zwischen Bergbächen in einem Wohnwagen aufgewachsen, immer wieder aber zog es ihn nach New York, wo er heute lebt: «Mich interessieren die Räume zwischen Simplizität und Dissonanz, zwischen persönlicher Emotion und weiter Perspektive.» Dieser Tage erscheint die Debüt-CD des Songwriters: Lieder, in denen viel Verletzlichkeit steckt, die aber dennoch aufgeräumt, verspielt und leichtfüssig daherkommen. Wer will, kann dazu trauern, tanzen geht aber auch. Gitarre und Piano geben den Ton an, darüber singt der Produzent und Multiinstrumentalist Mage mit einer klaren, wandelbaren Stimme, die er unter anderem auf Tour mit der Soul-Jazzerin Lizz Wright geschult hat. Wer ihn bei seinem ersten Schweizbesuch entdeckt, kann später angeben, dieses Talent von Anfang an erkannt zu haben. (ash) Fr, 22. April, 20.30 Uhr, Ono, Bern.

SURPRISE 248/11

BILD: PRISKA WENGER

Bern Traurig tanzen

Zwischen Tanz und Trauer: Jeremy Mage.

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Verkäuferporträt «Kizmo ist eine meiner grössten Freuden» Josiane Garner ist Juristin und ihre grosse Hoffnung ist es, möglichst bald wieder in diesen Beruf einsteigen zu können. Unterdessen arbeitet sie voll bei Surprise, um ihren Unterhalt ohne fremde Hilfe bestreiten zu können.

«Ich träume nicht. Ich weiss genau, wie schwer das zu erreichen ist, was ich mir wünsche. Im Grunde ist es aber eine simple Sache: Ich würde unheimlich gerne wieder einer richtigen Arbeit nachgehen oder Menschen finden, mit denen ich etwas aufbauen kann. Am liebsten wäre mir eine Stelle, die etwas mit meinem früheren Beruf zu tun hat. Ich bin Juristin, verfüge über ein abgeschlossenes Studium und habe über 20 Jahre gearbeitet, sowohl als Angestellte wie als Selbstständige. Durch meine verschiedenen Tätigkeiten kenne ich die Schweiz sehr gut. Geboren wurde ich in der Romandie und dort habe ich auch sämtliche Schulen und Ausbildungen gemacht. Französisch ist also meine Muttersprache. Seit Längerem ist aber Basel meine Wahlheimat und Deutsch die Sprache, die ich am meisten spreche. Hier lebe ich gerne und hier wartet auch noch mein Büro auf mich. Wenn die finanziellen Mittel vorhanden wären, könnte ich meine Arbeit darin jederzeit erneut aufnehmen. Leider ist es mir im Moment aber nicht einmal möglich, meine Telefonkosten zu bezahlen. Ein Geschäftsprojekt, das ich gemeinsam mit einem Unternehmer vorangetrieben habe, entwickelte sich zum Flop. Daraufhin hat er sich ins Ausland abgesetzt und mich im Stich gelassen. So bin ich in diese finanzielle Misere geraten. Tagtäglich setze ich aber alles daran, aus eigener Kraft wieder aus dieser Situation herauszukommen. Bewusst verzichte ich auf jegliche Unterstützung von Ämtern. Die gehen mit Macht über Not, das weiss ich von meiner Tätigkeit als Juristin. Ich will auf eigenen Beinen stehen und daher versuche ich mit dem auszukommen, was ich selbst verdiene. In den letzten drei Monaten hatte ich eine befristete Stelle, da ging das besser. Im Augenblick versuche ich meinen Unterhalt ausschliesslich durch die Einnahmen aus dem Verkauf zu berappen – das ist leider alles andere als einfach. Deshalb bin ich meist acht Stunden am Tag unterwegs. Morgens verkaufe ich das Heft in der Freien Strasse bei der Hauptpost, am Nachmittag vor dem Coop am Neuweilerplatz. Das sind natürlich komplett verschiedene Standorte. Die zahlreichen Touristen, welche ständig die Geschäfte der Freien Strasse abklappern, können kaum etwas mit der Zeitschrift anfangen. Sie blicken mich oft nur fragend an oder ignorieren mich schlichtweg. Anders ist es im Neubad. Dort habe ich schon einige Stammkunden, mit denen ich ab und zu ein freundliches Wort wechsle – das ist jeweils ein echter Aufsteller. Ehrlich gesagt hat es mich schon Überwindung gekostet bei Surprise einzusteigen. Erst dachte ich, das kann ich nicht leisten. Man ist ja schon ziemlich exponiert und muss zudem lange stehen können. Wegen meiner Arthrose hatte ich da einige Bedenken. Wenn ich die Krücken nehme, geht es jedoch problemlos. Die Schmerzen sind gut auszuhalten und ich will mich auf keinen Fall auf Kosten anderer pflegen lassen.

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BILD: ZVG

AUFGEZEICHNET VON ELISABETH WIEDERKEHR

Eine meiner grössten Freuden ist, wenn ich abends nach Hause komme und mir mein Hund Kizmo entgegen springt. Er ist ein ganz liebes und sehr aufgewecktes Tier. Von ihm aus könnte ich den ganzen Tag zu Hause mit ihm rumtollen – das würde ihm passen. Während ich arbeiten gehe, ist er aber gut betreut. Am Abend lese ich dann oft oder sehe fern. Obwohl ich mir das wieder abgewöhnen will, stehen neben juristischen Fachbüchern auch Thriller ganz oben auf meiner persönlichen Bücherhitliste. Aktuelle Informationen ziehe ich aus Fernsehsendungen, denn gute Zeitungen kann ich mir keine leisten. Im Surprise blättere ich grundsätzlich auch gerne. Es passiert allerdings öfter, dass ich abends mit leeren Händen zurückkomme und das beglückt mich sehr. Es ist ein wirklich tolles Gefühl, wenn ich für alle Hefte einen Abnehmer gefunden habe.» ■ SURPRISE 248/11


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich

Andreas Ammann Bern

selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Marika Jonuzi Basel

Jovanka Rogger Zürich

Jela Veraguth, Zürich Wolfgang Kreibich, Basel Kurt Brügger, Basel Anja Uehlinger, Baden

Peter Hässig, Basel Tatjana Georgievska, Basel Marlies Dietiker, Olten

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus: Peter Gamma, Basel Fatima Keranovic, Baselland Bob Ekoevi Koulekpato, Basel René Senn, Zürich

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

Vorname, Name

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PLZ, Ort

Datum, Unterschrift

1 Monat: 500 Franken

248/11 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 248/11

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Geschäftsführung Paola Gallo, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Leitung: Reto Aschwanden, Julia Konstantinidis, Mena Kost, redaktion@strassenmagazin.ch Ständige Mitarbeit Delia Lenoir, Irene Meier, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Christopher Zimmer Mitarbeiter dieser Ausgabe Annette Boutellier, Manuela Donati, Zhuang Fanfan, Diana Frei, Andrea Ganz, Michael Gasser, Olivier Joliat, Ivana Leiseder, Eva Rosenfelder, Angel Sanchez, Elisabeth Wiederkehr Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer, t.burgdorfer@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Markus Hurschler, Zoë Kamermans, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@strassenmagazin.ch Chor/Kultur T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@strassenmagazin.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller l.biert@strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

SURPRISE 248/11


Gut betucht.

Dazu passend: Leichtes T-Shirt, 100%Baumwolle, für Gross und Klein.

Grosses Badetuch 100 x 180 cm aus sehr langlebigem Zwirngarn, 100% handgepflückte Baumwolle. Mit Surprise-Logo eingewebt und von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Vorder- und Rückseite verschiedenfarbig: vorne kühles Aquablau, hinten heisses Rot.

Herren CHF 25.– S M L (schmal geschnitten) Kinder CHF 20.– XS S Alle Preise exkl. Versandkosten.

Strandtuch (100 x 180 cm) CHF 65.–

50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute.

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Datum, Unterschrift 248/11

*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz

Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau schwarz

Vorname, Name

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Strasse

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PLZ, Ort

Datum, Unterschrift

Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot

248/11

*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch SURPRISE 248/11

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Hier könnte Ihre Werbung stehen. Werfen Sie Ihr Werbegeld nicht auf die Strasse. Investieren Sie es dort. Surprise erreicht 120 000 Leserinnen und Leser. Und das in den grössten Städten und Agglomerationen der Deutschschweiz.* Denn dort stehen die 380 Surprise-Verkaufenden für Sie auf der Strasse. Tagtäglich. Ganze 80 Prozent der überdurchschnittlich verdienenden und ausgebildeten Käuferinnen und Käufer lesen die gesamte Ausgabe oder zumindest mehr als die Hälfte aller Artikel. Das Strassenmagazin steht für soziale Verantwortung und gelebte Integration. Mit Ihrem Inserat zeigen Sie Engagement und erzielen eine nachhaltige Wirkung. Anzeigenverkauf, T +41 76 325 10 60, anzeigen@strassenmagazin.ch

*gemäss MACH Basic 2011-1.


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