Surprise Strassenmagazin 260/11

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Wahlzeit Schluss mit der falschen Idylle Poster: Die Teams von Surprise Strassensport

Alles faule Säcke? Warum die Jungen nicht wählen gehen

Nr. 260 | 7. Oktober bis 20. Oktober 2011 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch

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Titelbild: Andrea Ganz

Editorial Biedermann und die Feuerwehr BILD: DOMINIK PLÜSS

Dies ist die letzte Surprise-Ausgabe vor den eidgenössischen Wahlen. Deshalb präsentieren wir Ihnen eine ganze Reihe politischer Artikel. Dabei interessieren uns Seitenblicke, Themen, die im Wahlkampf nicht die Hauptrolle spielen. Die bei genauerer Betrachtung aber jene Grundsatzfragen aufwerfen, die man sich vor der Wahl stellen sollte. Die Titelgeschichte dieser Ausgabe spielt in Malters, einem kleinen Dorf im Luzerner Hinterland. Vor elf Jahren tauchten dort plötzlich Neonazis auf. Es waren Auswärtige, die am Dorfrand einen Versammlungskeller gemietet hatten. Die Dorfgemeinschaft musste sich dem ungebetenen Besuch stellen. Besonders aufgefallen ist mir beim Lesen die Aussage einer Wirtin: «Ich habe die Sache heruntergekocht, damit sie RETO ASCHWANDEN gar nicht eskalieren konnte.» Sie teile das Gedankengut der Rechtsextremen nicht. REDAKTOR «Aber man ist in einem Dorf und muss schauen, dass man mit allen auskommt.» Mich erinnert das an Max Frischs Stück «Biedermann und die Brandstifter». Biedermann will nicht wahrhaben, dass die Besucher in seinem Dachstock Brandstifter sind. Selbst als er sich nicht länger selber belügen kann, setzt er sich nicht zur Wehr. Stattdessen versucht er, die Brandstifter milde zu stimmen. Vergeblich. Frischs Stück hat über 50 Jahre auf dem Buckel, die Mentalität vieler Schweizerinnen und Schweizer bildet es aber auch heute präzise ab. Und zwar nicht nur jene der gutbürgerlichen Mehrheit. Auch Menschen, die sich selber als kritisch betrachten, verschliessen die Augen vor der dramatischen Veränderung des sozialen Klimas. Wieso bleibt alles ruhig, während sich die Schere zwischen Reich und Arm rasant öffnet? Was Wissenschafter und Politiker zu diesem Thema zu sagen haben, lesen Sie ab Seite 10. Meine persönliche Ansicht: Wir haben Angst. Angst, uns vor Augen zu führen, dass immer mehr Menschen in die Armut abrutschen. Und zwar nicht nur «die anderen». Sondern der Schulfreund. Die Nachbarin. Der Bruder. Und nicht zuletzt könnte es ja auch mich selber treffen. Generationen von Schweizerinnen und Schweizern haben nur Kompromiss und Anpassung gelernt. Deshalb verdrängen viele die reale Gefahr des sozialen Abstiegs in der Hoffnung, verschont zu werden. Doch in einer Zeit, in der Spekulanten Milliarden verpulvern, während Sozialhilfebezügern das Existenzminimum zusammengestrichen wird, hilft keine Hoffnung. Sondern nur die Stärkung jener politischen Kräfte, die sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzen. Am 23. Oktober ist Wahltag. Wir brauchen keine Brandstifter. Sondern die Feuerwehr. Reto Aschwanden

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 260/11

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10 Ungleichheit Die Kluft, die keinen stört Noch immer gefällt sich die Schweiz in der Rolle als eines der reichsten Länder der Welt. In Wahrheit aber steht der immer grössere Reichtum von wenigen der steten Verarmung breiter Schichten gegenüber. Fast nirgends klafft die Einkommensschere derart auseinander wie hierzulande. Breite Debatten oder gar öffentliche Proteste löst das aber nicht aus. Weshalb die Schweiz diese Ungerechtigkeit einfach hinnimmt, diskutierten Politiker und Wissenschafter an einer Tagung in Zürich.

12 Junge und Politik Null Bock auf Demokratie? BILD: KARIN SCHEIDEGGER

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Inhalt Editorial Die Angst der Biedermänner Basteln für eine bessere Welt Der Wahlwecker Aufgelesen Tätowierter Durchschnitt Zugerichtet Liebeskranke Fahrt im Suff Mit scharf Hört die Jungen! Porträt In Islands Saga-Welt Strassensport Das Team-Poster zum Herausnehmen Virtuelle Ausstellung Inspiration aus Metropolen Kulturtipps Mundartliche Kostproben Ausgehtipps Ein Tag gegen Armut Verkäuferporträt «Am liebsten wieder Fotograf» Programm SurPlus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

BILD: FOTOLIA

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Es ist ein ehernes Gesetz: Je höher die Altersgruppe, desto höher auch die Wahlbeteiligung. Woher kommt dieses Desinteresse der Jungen am demokratischen Mitwirken? Gefährdet es die Zukunft unseres Systems? Ein junger Theatermacher in Bern schrieb ein Stück, das sich mit dem Zustand der Demokratie auseinandersetzt. Eine Betrachtung anhand seiner Charaktere über Politikverdrossenheit und Wahlabstinenz.

BILD: ANDREA GANZ

18 Patriotismus Hitler in der heilen Welt

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Malters ist ein beschauliches Dorf im Kanton Luzern. Vor elf Jahren störten Rechtsextreme die Ruhe. Skinheads trafen sich im Industriegebiet und sassen in den Dorfbeizen. 2011 ist das lange vorbei. Nun erinnern sich Politiker und Wirte zurück. Angst, Verständnis, Widerstand – die dörfliche Gemeinschaft tat sich schwer, einen Umgang mit den Neonazis zu finden. Eine Schweizer Geschichte aus der jüngeren Gegenwart.

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ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS | WOMM

1. Besorgen Sie sich auf dem Estrich oder im Brockenhaus einen alten Wecker.

2. Schrauben Sie ihn auf, sodass sie das Glas entfernen und das Zifferblatt freilegen können.

4. Kleben Sie den Kopf gut sichtbar aufs Zifferblatt. 3. Schneiden Sie das Bild einer Wahlkandidatin oder eines Wahlkandidaten aus einem Prospekt oder der Zeitung aus. Je nachdem, wie Sie ticken, nehmen Sie diejenige, die sie unbedingt nach Bern entsenden wollen oder denjenigen, den sie am liebsten in die Wüste schicken würden.

5. Schrauben Sie die Uhr wieder zu und stellen Sie den Wecker auf fünf vor zwölf. Zweimal täglich wird Sie nun Frau X freundlich daran erinnern, dass Sie Ihr doch die Stimme geben wollten. Oder Herr Y wird sie bedrohlich angrinsen und Ihnen ins Gedächtnis rufen, dass Sie ihn auf keinen Fall vier weitere Jahre ertragen können.

6. Ob Sie das Couvert schon bald in den nächsten Briefkasten werfen oder warten wollen, bis Sie im letzten Moment selbst ins Wahllokal gehen können, überlassen wir jetzt Ihnen.

Basteln für eine bessere Welt Sie haben sich, wie von uns im letzten Heft vorgeschlagen, einen schönen Sessel gebastelt, sich in einem ruhigen Moment draufgesetzt und ausgesucht, von wem Sie die nächsten vier Jahre im Parlament vertreten sein wollen? Schön! Dann wollen wir sie nun dabei unterstützen, dass Ihre Stimme auch rechtzeitig auf den Weg ins Wahllokal kommt. SURPRISE 260/11

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Mutter mit Drogenvergangenheit Kiel. Als Jonas vor gut einem Jahr zur Welt kam, musste er zunächst zwei Wochen lang entgiftet werden. Seine Mutter war drogensüchtig, und die Giftstoffe in ihrem Körper übertrugen sich auch auf ihn. Jonas lebt heute in einer Pflegefamilie. Doch die 19-jährige Anna und ihr 23-jähriger Freund Alexander kämpfen um ihr Kind: In der «Hilfe für Kinder Drogenabhängiger» lernen sie, wie sie in Zukunft wieder mit ihrem Sohn zusammenleben können. Sie hoffen so auf eine Zukunft, in der «auch die schönen Dinge Platz finden».

20 Jahre Strassenzeitungen Hannover. Der Obdachlose und Kleinkriminelle John Bird rief am 11. September 1991 zusammen mit «Body-Shop»-Gründer und Self-Made-Millionär Gordon Roddick in London die «Big Issue» ins Leben – die erste Strassenzeitung war geboren. Die Idee fand bis heute weltweit 112 Nachahmer, in London sind mittlerweile gut 2000 Verkäufer unterwegs, die wöchentlich 200000 Exemplare der Zeitschrift verkaufen. Bird selbst beendete damit seine Knastkarriere und trägt heute Nadelstreifenanzug.

Tätowierte sind Normalos Wien. Fussballern und Hollywood-Schauspielerinnen sei Dank: Tätowierungen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Offenbar aber noch nicht in den Köpfen von Kriminalbeamten und gewissen Medienleuten: Der Kultur- und Sozialanthropologe Igor Eberhard beklagt, dass Tätowierte immer noch unter Vorurteilen litten und nennt Beispiele aus jüngster Zeit. Dabei seien diese ganz normale Durchschnittsmenschen. Studien hätten gezeigt: Sie haben nicht einmal mehr Sex als andere.

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Zugerichtet Der schlimmste Tag im Leben von Marcello S. Die Liebe. Sie verzaubert und besänftigt, macht heiter und froh. Einerseits. Andererseits verwirrt und verblendet sie und spielt nicht selten die heimliche Hauptrolle bei Fällen, die vor dem Strafrichter enden. Geendet hattet auch die Liebe von Marcello G. Just an jenem Februartag, an dem er zwecks Heiratsantrag seiner Freundin einen Ring kaufte, kündigte ihm diese die Liebe. Per SMS. Wie jeder vernünftiger Mensch in dieser Situation es tun würde, genehmigte sich Marcello Hochprozentiges, um den Gram zu ertränken, die Kränkung zu dämpfen. Er konnte später nicht mehr sagen, wie viele Rum-Colas er getrunken hatte, erinnert sich aber, dass er kaum noch gehen konnte. Bis zum Auto, das er von seiner Mutter ausgeliehen hatte, reichte es noch. Er fuhr los, es war schon dunkel und zunächst verlief die Fahrt problemlos. Bis zu dieser Kurve, die wohl plötzlich etwas enger schien als sonst und Marcello ein zweites Mal unterging. Dieses Mal in der Töss, einem kleinen Fluss im Kanton Zürich. Dort, und nicht etwa in einer Kuhweide, landete Marcello mit Mamas Auto. Und sackte ab, Marcello starrte durch die Frontscheibe, sah alsbald nur noch schwarz, mit zwei dumpfen Schlägen lief das Auto auf Grund, erst die Hinterachse, dann die vordere. Spät, aber dennoch, holte er tief Luft, kurbelte das Fenster runter und konnte sich befreien. Er tauchte ins kalte Nass, hangelte sich am Auto entlang hoch – und ergriff dabei den Auspuff. So kam es, dass er schliesslich mitten im Wald am Ufer im Schnee sass, geschockt, schlotternd vor Kälte – und mit bös

verbrannter Hand. Das war noch nicht mal das Schlimmste. Nein, der schlimmste Moment kam, als er in die Jackentasche griff, Zigaretten hervorholte, eine oder zwei sogar noch rauchbar gewesen wären – hätte denn das Feuerzeug funktioniert. Doch es war zu nass. Marcellos Mobiltelefon auch. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Weg zu Fuss fortzusetzen. Das Ziel seiner Fahrt war Onkels Haus gewesen, bei Mama konnte er so betrunken nicht aufkreuzen, schon gar nicht mit deren Auto. Nach einer Stunde war er schliesslich angekommen, entledigte sich seiner nassen Kleider, haute sich schnurstracks aufs Ohr und schlief fast sofort ein. Geweckt wurde er von der Polizei. Spaziergänger hatten das Auto entdeckt, das Nummernschild führte zur Mama und Mama zum Sohn. Nun schlug nicht mehr nur das Leben, sondern auch das Gesetz gnadenlos zu. Der verkehrstechnische Dienst stellte fest, dass er viel zu schnell gefahren war. In fahrunfähigem Zustand – noch am Morgen mass man 1,2 Promille. Da er nicht selbst die Polizei gerufen hatte, wurde er darüber hinaus des Fehlverhaltens nach einem Unfall und der Behinderung einer Amtshandlung (des Blastests) angeklagt. Und vollumfänglich schuldig gesprochen. In Marcellos Fall erscheint dies bitter, war er doch vom Leben schon genug gestraft. Er hatte ein gebrochenes Herz, eine verbrannte Hand und wie sich einige Tage noch dem Unfall herausstellte, auch noch eine entzündete Lunge. Doch vor Gericht zählt die Liebe nicht als mildernder Umstand. *Persönliche Angaben geändert. YVONNE KUNZ (YVONNE@REPUBLIK.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 260/11


Eidgenössische Wahlen Parteien aller Couleur, umarmt die Jungen! Die Jugend, die Jugend, interessiert sich viel zu wenig für die nationale Politik. Aber warum sollte sie auch? Wenn ihre Themen darin nicht vorkommen?

Die Zahl klingt an sich gar nicht schlecht: 62 Prozent der Wahlberechtigten gingen bei den letzten Eidgenössischen Wahlen 2007 an die Urne. Das Problem: Sie gilt für die Über-75-Jährigen. Von den Unter-30Jährigen war es nur gerade jeder Dritte. Aktuellen Umfragen zufolge habe sogar nur jeder Fünfte dieser Altersgruppe vor, am Urnengang vom 23. Oktober teilzunehmen. Politologe Georg Lutz sagt zwar, dass das politische Interesse mit steigendem Alter zunehme (siehe auch Bericht S. 12). Claude Longschamps Umfrageinstitut Gfs kam jedoch in einer internationalen Vergleichsstudie zu einem Schluss, der durchaus zur Besorgnis Anlass gibt: Die Jungen hierzulande fänden weniger Zugang zur institutionellen Politik als in Brasilien und in den USA und sie seien zudem sozial weniger engagiert. Es gelte, einen Trend zu brechen, so heisst es bei der Gfs, ansonsten entstehe ein Nachwuchsproblem in unserem Milizsystem. Zurücklehnen ist also nicht angesagt: junge Schweizerinnen und Schweizer müssen einen Sinn darin sehen, sich in die Politik einzumischen und Ämter anzustreben. Resignation ist denn auch nur eine Form der Reaktion auf gefühlte Ohnmacht. Eine andere ist Gewalt. In Basel wollten sich im September Jugendliche mit der Besetzung von Teilen der Voltamatte und der Errichtung eines Turms erst Freiraum erkämpfen und auf das Problem der Gentrifizierung aufmerksam machen. In der Nacht der Abbruchparty brannten dann plötzlich Barrikaden und Schaufenster gingen zu Bruch. Auch in Zürich klirrten im September die Scheiben im Anschluss an illegale Parties in der Innenstadt. War das einfach sinnlose Zerstörungswut unpolitischer «Event-Chaoten», wie es in den Medien danach hiess? Die man am besten mit Polizei- oder noch besser Armeegewalt bekämpft, wie von SVP- und FDP-Politikern vorgeschlagen wurde?

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

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An Initiativen, die die Jungen zur politischen Partizipation animieren wollen, fehlt es nicht. Easyvote.ch beispielsweise fordert junge Wahlberechtigte dazu auf, online die Teilnahme an der Wahl zu versprechen. Daran werden sie dann zu gegebener Zeit per SMS oder E-Mail erinnert. Das klingt ein bisschen nach Methode Oberlehrer 2.0, mag aber doch einige Faule oder Vergessliche davor bewahren, die Wahlen zu verschlafen. So löblich solche Initiativen auch sind: Sie packen das Problem nicht an der Wurzel. Denn der Mitwirkungswille der Jungen steht und fällt mit der Aussicht, im Politbetrieb mitmischen und mit seiner Stimme etwas bewirken zu können. Und zwar zu den Themen, die sie bewegen und zu den Problemen, die sie im Alltag beschäftigen. Genau hier hapert es: Zur Jugendarbeitslosigkeit beispielsweise, einem Problem, das Jungen unter den Nägeln brennt, ist derzeit weit und breit nichts zu hören. Keine Partei mag gross Energie und finanzielle Mittel in dieses Thema stecken. Wozu auch? In den Wahlkampfbüros kennt man die Altersstruktur der aktiven Wähler und weiss genau: bei den Jungen gibt es wenig zu holen. Und weil das so ist, wird deren Wähleranteil auch in Zukunft nicht steigen – ein Teufelskreis. Deshalb der Aufruf: Parteien aller Couleur, umarmt die Jungen! Hört ihnen zu, setzt ihre Themen weit oben auf die Agenda! Ihr tut damit etwas Gutes für die Zukunft unseres Landes. Und investiert nebenbei auch noch in euer eigenes Überleben. ■

BILD: ZVG

VON FLORIAN BLUMER

Starverkäuferin Abraham Kifle Marie-Anne Hafner aus Zürich nominiert Abraham Kifle als Starverkäufer: «Ich kaufe Surprise bei Abraham Kifle vor dem Migros in Seebach. Eine Zeit lang vermissten wir ihn, umso mehr freuten wir uns, als er nach der langen Pause wieder dastand. Er ist eine Art ‹Sozialarbeiter› von Seebach. Selber sagt er nie viel, dafür kann er unglaublich gut zu hören. Es sind auf jeden Fall immer Leute da und erzählen im etwas. So schön.»

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Porträt Eine Schweizerin in der Saga-Welt Als Ursula Giger das erste Mal nach Island kam, fand sie es ganz schlimm. Heute widmet sie dem Land und seiner Sprache einen grossen Teil ihres Lebens. Ihr jüngster Streich ist die Übersetzung von zwei der berühmten Isländersagas. VON MICHÈLE FALLER (TEXT) UND LUCIAN HUNZIKER (BILD)

Island» ist Ehrengast an der Frankfurter Buchmesse vom 12. bis 16. Oktober. Und anschliessend finden vom 17. bis 24. Oktober in Zofingen die Schweizerisch-Isländischen Literaturtage statt. Man könnte erwarten, dass unter Übersetzern Konkurrenzkampf herrscht, doch Giger lobt die Zusammenarbeit innerhalb des 15-köpfigen Teams in den höchsten Tönen. Sie schätzte die Diskussionen sehr, auch wenn es manchmal des Austauschs fast zu viel gewesen sei. Die Herausforderung war, die im 9. Jahrhundert spielenden und 200 bis 300 Jahre später in Altisländisch aufgezeichneten Isländersagas in ein modernes Deutsch zu übersetzen, das nicht altertümelnd und schon gar nicht so «braun angehaucht» wie die bisherigen Saga-Übersetzungen daherkommen sollte. Und doch im typischen Saga-Erzählstil. Nebst dem Fach- und dem sprachlichen Lektorat musste alles noch vom Namen-lektorat abgesegnet werden. «Eine Zangengeburt», sagt Giger, ihr Lächeln wirkt aber zufrieden. Vier bis fünf Monate des Jahres verbringt die umtriebige Übersetzerin in Island. «Ein wahnsinnig privilegiertes Leben», findet Giger. «Ich habe dort eine Wohnung und Freunde, und hier auch. Und das gefällt mir ziemlich gut.» Ihr Blick schweift etwas in die Ferne, als sie schwärmend vom dunklen, aber schönen Winter in Island erzählt, vom schönen Schweizer Herbst und vor allem vom isländischen Sommer. Den verbringt die lebhafte Wahlisländerin wie viele Einheimische, ob die im Hauptberuf nun Lehrerin, Pfarrer oder Professorin seien: Sie arbeitet in der Tourismusbranche. Nebst Landschaft und Literatur gefällt Ursula Giger auch die Mentalität der Menschen. Trotz oft schwieriger Lebensumstände – früher Hungersnöte, Vulkanausbrüche und raues Klima heute noch – seien die Lebenseinstellung extrem positiv und Existenzängste kaum vorhanden. Arbeit werde selten als Last verstanden und fast niemand sei sich zu schade, «unter seinem Niveau» zu arbeiten. Kritische Töne findet die Wahlisländerin für das selbstverständliche Auf-Pump-Leben, das 2008 zum Zusammenbruch geführt hat. «Vielleicht fehlt eine gewisse Demut.» Das habe wohl damit zu tun, dass Island in den letzten 60 Jahren etwa die gleiche Entwicklung durchgemacht hat wie das restliche Europa in 500 Jahren. «Der Wahlspruch der Isländer ist in etwa ‹Es kommt schon gut›. Und es kommt auch immer gut!» Sie imitiert Ton und Gestik, und man stellt verblüfft fest, dass die nordischen Inselbewohner offenbar viel mit den Menschen Südeuropas gemeinsam haben.

Die Frau mit den rötlichen Haaren, den blauen Augen und dem strahlenden Lächeln kichert. «Die ganze Geschichte ist ein Riesenzufall.» Die Rede ist vom ersten Islandaufenthalt von Ursula Giger, die heute in Reykjavik und Basel wohnt, Isländisch unterrichtet und Bücher vom Isländischen ins Deutsche übersetzt. Als 17-Jährige machte die aus dem st. gallischen Murg stammende Ursula Giger ein Austauschjahr in Schweden und wollte nach der Matur in Skandinavien arbeiten. «Norwegen, Dänemark und Finnland kannte ich schon, weshalb ich mich völlig blauäugig für Island entschied.» Die junge Frau wusste nicht mehr, als dass es sich dabei um eine Insel mit der Hauptstadt Reykjavik handelt, als sie 1995 für drei Monate auf einem Bauernhof in der Nähe des Myvatn-Sees ankam, wo sie im dazugehörigen Gästehaus arbeitete. «Der Bauer holte mich am Flughafen Akureyri ab.» Wieder muss Giger lachen. «Es war so schlimm! Das Wetter war ‹megagrusig›, alles war braun und grau, und dann dieser Bauer mit seinem verrosteten Subaru, das vergesse ich nie.» Wie in einem Drittweltland sei es ihr vorgekommen. «Dann hielt dieser Typ an irgendeinem Wasserfall an und behauptete, das sei eine grosse Touristenattraktion. Und weil man in Island auf dem Land als Gast bei der Ankunft immer Kaffee und Kuchen bekommt, musste ich um zwei Uhr morgens vor dem Schlafengehen noch Kaffee und Rahmtorte verdrücken.» Am zweiten Tag gefiel es ihr aber bereits. Und heute ist sie froh, das Land sozusagen rückwärts und nicht von der Hauptstadt aus kennengelernt zu haben. «Island ist eine Bauernnation, und das moderne Reykjavik – ein totaler Kontrast zum bäuerlichen Norden – war für mich lange gar nicht Island.» Schon im ersten Sommer lernte die junge Schweizerin viele Guides kennen, die sie gelegentlich auf eine Tagestour oder einen Ausritt mitnahmen, sodass sie die Gegend kennenlernte, viel über Geologie und Geschichte des Landes, vor allem aber über die Literatur erfuhr. «Einige erzählten mir ganze Sagas», erinnert sich Giger. Zurück in der Schweiz, begann sie in Basel und Zürich Nordistik mit Schwerpunkt Isländisch zu studieren. Während des Studiums arbeitete die Nordistikstudentin als Regieassistentin und Inspizientin an den Theatern Biel und Basel, kehrte dem Theater 2001 aber den Rücken, um, wie schon lange gewünscht, in Island zu studieren. Dort schloss sie ihr Studium der isländischen Sprache und Literatur ab. Seit mittlerweile acht beziehungsweise sechs Jahren unterrichtet Giger «Der Wahlspruch der Isländer ist in etwa ‹Es kommt an der Uni in Zürich und Basel Isländisch. Es schon gut›. Und es kommt auch immer gut!» folgte das Studium der Übersetzungswissenschaften in Island, und in der Folge hat Ursula Giger mehrere Romane und Krimis übersetzt. Etwas ganz Besonderes In ihrer Freizeit spielt die viel beschäftigte Frau Geige und Gambe sowar für sie die Übersetzung von zwei der über 40 Isländersagas, die in wie Kontrabass in einer Frauentangoband. «Und ich fahre gerne Zug», einer fünfbändigen Edition vor wenigen Wochen neu erschienen sind. lacht sie und gesteht, dass ihr Traumberuf nach wie vor Lokführerin sei. Die Sagas aus dem Mittelalter erzählen unzimperlich von blutrünstigen «Ich lese sehr gerne im Zug und bin ein richtiger Zug-Junkie!» Ob sie Kämpfen und Familienfehden. «Aber oft auf total witzige Weise und gedort auch schreibt, beantwortet Ursula Giger nicht eindeutig. Doch spickt mit sarkastischen Sprüchen», grinst Giger. Die Literatur von der wahrscheinlich hat auch sie – wie die meisten Isländer – einen Roman Insel im hohen Norden findet derzeit viel Beachtung. Das «Sagenhafte in der Schublade. ■ SURPRISE 260/11

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BILD: KEYSTONE/BELA SZANDELSZKY

Muss es auch hierzulande soweit kommen, bis die Schweiz handelt? Dieser Rumäne lebt mit seiner Familie in der Kanalisation.

Ungleichheit Kein Aufschrei. Nirgends. Die soziale Schere hat sich in der Schweiz geöffnet wie in kaum einem anderen europäischen Land. Das sieht sogar die Credit Suisse, doch Protest gegen die Ungleichheit regt sich kaum. Akzeptiert die Schweiz einfach, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer tiefer wird? Diese Frage diskutierten unlängst Wissenschafter und Politiker.

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VON INDRANI DAS

Um es vorweg zu sagen: Eine neuere wissenschaftliche Untersuchung darüber, ob die Bürger und Bürgerinnen der Schweiz heute die herrschende soziale Ungleichheit eher akzeptieren als die vorherigen Generationen, gibt es anscheinend nicht. Jedenfalls ist dem emeritierten Professor für Wirtschaftsgeschichte Hansjörg Siegenthaler keine aktuelle bekannt. «Aber genau deswegen braucht es eine solche Tagung wie diese.» Mit «dieser Tagung» ist die Podiumsdiskussion «Die neue Akzeptanz sozialer Ungleichheit» gemeint, zu der die staatspolitische Interessengemeinschaft Club Helvétique Mitte September in die PaulusAkademie Zürich geladen hat. Es mag zwar keine aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen zur neuen Akzeptanz der Ungleichheit geben, die soziale Schieflage der Schweiz ist aber bestens belegt. Fast nirgends auf der Welt sei die Kluft zwischen Arm und Reich so gross wie hier, stellt der Basler Soziologe Ueli Mäder fest. Ausgenommen Namibia und Zimbabwe. Seinen Studien nach besitzen drei Prozent der privat Steuerpflichtigen so viel steuerbares Vermögen wie die restlichen 97 Prozent. Der Gewerkschaftsbund spricht in seiner Untersuchung von zwei Prozent gegenüber 98 Prozent und die Credit Suisse – die definitiv nicht unter Klassenkampf-Verdacht steht – in ihrer aktuellen Global-Wealth-Studie von einem Prozent. Ein Prozent der Schweizer Steuerpflichtigen hat also genauso viel Vermögen wie die restlichen 99 Prozent zusammen. Oder: Das Vermögen der 300 Reichsten der Schweiz hat sich nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 in 20 Jahren von 86 Milliarden Franken auf 449 Milliarden Franken fast verfünffacht. «Und die Kurve stieg nie so steil an wie jetzt», sagt der Soziologe. Während die Reichsten im Monat über durchschnittlich 1,2 Millionen Franken verfügen, müssen die Ärmsten mit 263 Franken auskommen, so der aktuelle Verteilungsbericht des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Zu diesen Armen gehören auch die sogenannten Working Poor. Darunter versteht man diejenigen, die zwar zu 90 Prozent erwerbstätig sind, aber weniger als das Existenzminimum verdienen. Davon sind – zählt man die Kinder dieser Familien und Alleinerziehende mit – gut eine halbe Millionen Bürger in der Schweiz betroffen. Das «Zurückbuchstabieren» des Vermögens betreffe nicht nur die Armen, sondern auch den Mittelstand, stellt Ueli Mäder fest. Der Gewerkschaftsbund rechnete aus: Während die Löhne der sehr hohen Einkommensklasse zwischen 1998 und 2008 um 21,3 Prozent wuchsen, stiegen sie bei den mittleren Löhnen um 3,1 und bei den tiefen Löhnen um zwei Prozent an. Lässt man nun die Teuerungsraten miteinfliessen, bedeutet dies: Die unteren Schichten haben 18 Prozent weniger Geld im Portemonnaie als vor zehn Jahren. Begehrt jemand dagegen auf? «Müssen wir nun einen Schweizer Frühling wie im arabischen Raum erwarten?», fragt der ehemalige Zürcher Stadtpräsident Josef Estermann die Runde.

politischen Diskussion bereits jeder als verdächtig gilt, der sich für öffentliche Belange einsetzt. Getreu dem Motto: Das öffentliche Interesse gibt es nicht mehr. Nur Eigeninteresse. «Also nehme ich dies als Politiker auch so wahr», stellt der Alt-Stadtpräsident von Zürich, Josef Estermann, fest. Auch die Diskussionskultur hat sich verändert. Ein Beispiel sei der «Missbrauchsdiskurs», sagt Josef Estermann. Es sei richtig, über Missbrauchsfälle zu sprechen, doch wenn Sozialstaatsdiskussionen nicht mehr unter dem Aspekt «Ausgleich von Ungleichheit», sondern nur noch unter dem Titel «Missbrauch» geführt werden, dann haben solche Diskussionen nur ein Ziel: das Herunterschrauben der Sozialstaatlichkeit und die inhärente Verdächtigung desjenigen, der staatliche Hilfe in Anspruch nimmt. Ohnmächtige Narzissten «Gleichzeitig werden Menschen, die sozial schwach sind, mit dieser Art von Diskussionen in ihrer Würde verletzt», gibt die Psychotherapeutin Erica Brühlmann-Jecklin zu bedenken. Der Verlust der Würde im menschlichen Umgang miteinander sei Indiz dafür, dass soziale Ungleichheit kein Thema mehr sei. Zudem reagiere die Schweizer Gesellschaft oft zutiefst narzisstisch. Wobei der Narzissmus stets mit dem

Die unteren Schichten haben 18 Prozent weniger Geld im Portemonnaie als vor zehn Jahren.

Mehr «Ich» statt «Wir» «Den Slogan ‹Mehr Freiheit – weniger Staat› haben sogar diejenigen verinnerlicht, die von dieser Entwicklung gar nicht profitieren», beobachtet SP-Nationalrätin Hildegard Fässler. Aber der Spruch klinge so toll. Weniger Staat, mehr Eigenverantwortung. Jeder ist Herr über sein Tun, sein Fortkommen und sein Vermögen. «Dabei stimmt dies so nicht.» Für Fässler verbirgt sich hinter dem Slogan nichts anderes als ein Rückzug aus der Solidarität und der Verbundenheit mit der eigenen Gesellschaft. Ueli Mäder sieht die Schweiz damit in Einklang mit dem Zeitgeist: Weg von dem Idealen des politischen Liberalismus – der Kapital und Arbeit noch als gleichwertig ansah – hin zum angelsächsischen Marktliberalismus mit seinem Credo «Das Kapital nur dem Kapital». Dies legitimierte eine verschärfte soziale Ungleichheit. Dazu kommt, dass in der SURPRISE 260/11

Ohnmachtsgefühl des Einzelnen gekoppelt sei. Getreu nach dem Motto einer bestimmten Partei: Wer sich mächtig fühlen will, gehört zu den Schweizern. «Wir müssen über die Verteilung von Macht und Ohnmacht reden», sagt die Therapeutin. In den Wirtschaftswissenschaften ist die soziale Ungleichheit laut Siegenthaler also kein Thema. Ueli Mäder ergänzt: Selbst in den sozialwissenschaftlichen Fächern seien Gesellschaftsanalysen, die die Sozialstrukturen im Fokus haben, kaum anzutreffen. Heutzutage werde lieber im Zeichen der Individualisierung geforscht. Die Folge: «In der Öffentlichkeit wird so der Anschein erweckt, dass die sozialen Strukturen einer Gesellschaft kaum noch ein Thema wären.» «Wir könnten ja wieder in die Feudalgesellschaft zurückkehren und das Konzept der sozialen Gleichheit als Fussnote der Geschichte betrachten», scherzt Hansjörg Siegenthaler. Dann wird er ernst. Die Chancen, dass diese Konzept überleben werde, sei gering – vor allem, wenn man die Entwicklungen in China, Indien oder Russland betrachte. Allerdings hält Siegenthaler ein Festhalten an der sozialen Gleichheit nur schon aus rein sozioökonomischen Gründen für notwendig, wie er mit Verweis auf die Theorie des Politwissenschaftlers Karl Deutsch feststellte. Nach dieser erhalte sich eine Gesellschaft nur dann am Leben, wenn sie über soziale Lernkapazitäten – egal auf welcher Ebene – verfüge. Durch zu grosse Ungleichheiten verliere sie diese. Es sei, so folgert Hansjörg Siegenthaler, notwendig, eine Verbindung zwischen Ungleichheit und Lernfähigkeit herzustellen. Denn «entweder wir verstehen uns als Lerngesellschaft, die diese Fähigkeit allen Individuen erhält, oder aber wir fallen in eine Plutokratie, in eine Feudalgesellschaft zurück.» In einem solchen System werde der Machtbegriff von Karl Deutsch zur Realität: «Macht hat derjenige, der glaubt, es sich leisten zu können, nicht lernen zu müssen.» Als aktuelles Beispiel für diese Einstellung nannte Hansjörg Siegenthaler die UBS, bevor er schloss: «Wir können nicht einfach aussteigen, sondern wir müssen uns bemühen, die Akzeptanz der Ungleichheit zu verringern.» ■

Dieser Text erschien ursprünglich auf der Onlineplattform infosperber.ch

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Die Elitäre: «Das Volk ist ein Idiot!»

Die Gutmeinende: «Ich möchte vieles ändern.»

Junge und Politik Die Qual der Wahl Gemäss Umfragen wird auch dieses Mal ein Grossteil der Jungen den Wahlurnen fernbleiben. Den 30-jährigen Theatermacher David Voges brachte die Haltung seiner Generation zur Politik ins Nachdenken: Vor wenigen Tagen feierte sein – eher pessimistisches – Theaterstück über die Demokratie in Bern Premiere. Optimistischer in die Zukunft blickt Politologe Georg Lutz.

VON FLORIAN BLUMER (TEXT) UND KARIN SCHEIDEGGER (BILDER)

«Das Volk ist ein Idiot! Wir werden von einem Idioten regiert!» Die junge, elegant gekleidete Dame mit dem strengen Blick redet sich in Rage. «Nun geht es in der Politik nicht um Kinderkram, sondern um Menschenleben! Um die Wirtschaft unseres Landes! Um eine Armee. Soll ein Idiot über diese Fragen entscheiden?» Ihr Ausbruch gipfelt im Aufruf, die direkte Demokratie abzuschaffen, sie verteilt Zettel im Publikum und bittet um Unterschriften dafür.

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Vier junge Schauspieler – gespielt von vier jungen Schauspielern – beschliessen, ein politisches Stück auf die Bühne zu bringen. Beim ersten Treffen wird der Regisseur aufgrund inhaltlicher Differenzen gefeuert. Stattdessen bereiten sich die Figuren getrennt auf den Abend vor, um das Stück gemeinsam live zu entwickeln. Als sie zusammenkommen, scheitert als Erstes die Idee, die Redezeit per Eieruhr zu beschränken, in einer Abstimmung. Dies sorgt schon einmal für Unmut. So beginnt das Stück, das Jungregisseur David Voges, 30, auf die Bühne des Schlachthaustheaters in Bern brachte. Voges ist 2004 aus dem SURPRISE 260/11


Der Besserwisser: «90 Prozent der Spenden gehen in Werbung und Löhne.»

deutschen Grenzort Lörrach in die Schweiz gekommen, um in Bern die Schauspielschule zu absolvieren. Das selbst geschriebene Stück ‹Democrazy› ist sein Regiedebüt. Bis vor ein bis zwei Jahren sei er eher unpolitisch gewesen, sagt Voges. Doch die jüngsten SVP-Kampagnen und vor allem der Ausgang der Ausschaffungsinitiative hätten ihn aufgerüttelt: «Ich dachte mir: Leck mich am Arsch, das wurde jetzt angenommen! Das ging an mir als Ausländer nicht einfach so vorbei. Ich fragte mich plötzlich: Was passiert hier eigentlich?» Dass einige Schweizer Altersgenossen aus seinem Bekanntenkreis, die «das Kreuzchen am anderen Ort machen würden», nicht an die Urne gingen, «weil sie schon was anderes vorhatten», brachte ihn zum Nachdenken. Das Stück sei sein «Kreuzchen in der Abstimmung», das ihm als Ausländer verwehrt ist.

Der Hemdsärmlige: «Ihr faulen Schweine! Geht abstimmen!»

36 Prozent der jungen Männer stufen sich heute als politisch rechts ein.

Unpolitische «Event-Chaoten»? Unter dem Eindruck des Dauerfeuers von Werbung und Gratis-Lifestyle-News in öffentlichen Verkehrsmitteln, Internet und Fernsehen liegt der Schluss nahe, die Jugend von heute würde im Kommerz ertrinken und habe nichts mehr übrig für Politik. Tatsächlich gab im SRG-Wahlbarometer von Anfang September nur gerade jeder Fünfte unter 30 an, dass er am 23. Oktober wählen gehe. Dies klingt nicht nach rosigen Aussichten für ein politisches System, in welchem eigentlich die Bürger das Sagen hätten. Ein etwas einfältig, aber sympathisch wirkender junger Mann im Holzfällerhemd tritt aus dem Hintergrund an den Bühnenrand. Die Trägheit seiner Altersgenossen macht ihn so richtig wütend: «Ihr faulen SURPRISE 260/11

Schweine. Geht abstimmen! Man wird doch ausreichend informiert. Sogar Zeitungen gibts gratis. Das versteh ich einfach nicht.» Der populäre Befund der apolitischen Jugend ist nur die halbe Wahrheit. Zwar haben mittlerweile die von den Medien als «linke Chaoten» Betitelten ihr Monopol auf diese Bezeichnung verloren: Seit den jüngsten Ausschreitungen in der Zürcher Innenstadt gibt es laut «Tagesschau» und Tageszeitungen neu die Gattung unpolitischer «Event-Chaoten». Es darf allerdings hinterfragt werden, ob Ihre Motivation und ihr Handeln tatsächlich so unpolitisch waren. Zudem: Zogen diesen Sommer nicht Tausende von Schülern durch die Berner Innenstadt und skandierten «Weg, weg, Mühleberg!»? – Drei Monate lang campierten vor allem Jugendliche vor dem Hauptsitz der Berner Energiewerke BKW, entschlossen zu bleiben, bis das Pannen-AKW Mühleberg abgestellt wird. Sie wurden letztlich von der Polizei mit Gewalt vertrieben. Ein kurzes Erwachen einer vom Wohlstand eingelullten Jugend aus jahrzehntelangem politischem Dauerschlaf? Wer so denkt, hat die Schülerstreiks gegen den Irakkrieg vergessen, die globalisierungskritische Bewegung oder die Anti-WEF-Demos. Offensichtlich sorgt sich ein beträchtlicher Teil der Unter-30-Jährigen sehr wohl um den Zustand der Welt und ist bereit, sich für die eigene Überzeugung auch einzusetzen. Das Problem ist nicht, dass die Jungen kein Interesse an der «res publica» mehr hätten. Sondern, um es unla-

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zeitung «Die Zeit» hervor. «Ich hatte immer das Gefühl, ich habe so keiteinisch auszudrücken: Sie haben die Schnauze voll von der real inszene Ahnung von Politik,» sagt Grawit, «nun merkte ich, dass bei mir sehr nierten Politik. Die 19-jährige Bernerin Tina Jakob kämpfte an vorderwohl eine klare politische Haltung da ist, dass ich mehr zu sagen hätte.» ster Front für die Abschaltung von Mühleberg (siehe Porträt in Surprise In Diskussionsrunden mit politisch gut Informierten schrecke sie jedoch Nr. 255). Monatelang campierte sie mit Gleichgesinnten vor der BKW. noch immer davor zurück, aktiv einzugreifen. Nebenbei schrieb sie ihre Matur, die zweitbeste ihres Jahrgangs. Klug, Nicht alle lassen sich jedoch davon abschrecken, dass ihnen der idealistisch, selbstbewusst, engagiert: Da ist die Politikerkarriere vorproDurchblick fehlt. Der junge Mann im Holzfällerhemd, der sich mittels grammiert – würde man meinen. Jakob winkt ab: «Ich werde auf jeden Plakaten darüber orientieren lässt, «was gerade so abgeht», und sich Fall politisch aktiv bleiben. Aber Politikerin werden? Kein Interesse.» ausschliesslich in Gratiszeitungen über das politische Geschehen inforPolitologe Georg Lutz bringt es auf den Punkt: «Ich würde weniger miert, ergreift erneut das Wort, um etwas zum Thema Ausländer zu savon einer Politikverdrossenheit als von einer Parteienverdrossenheit sprechen». Dies gelte natürlich nicht nur für Junge. Aber warum sollten sich diese für von Politologe Lutz: «Parteien werden oft als verschlossene Älteren dominierte Organisationen begeistern, Läden von Leuten wahrgenommen, die in erster Linie von denen schon die Erwachsenen selbst nicht ihre Karriere fördern wollen.» viel halten? «In Umfragen zeigt sich, dass europaweit Parteien die Institutionen sind, die in gen: Es gebe halt Kulturen, in denen ein falsches Wort reiche, dass die der Bevölkerung am wenigsten Vertrauen geniessen», sagt Lutz weiter, Waffe gezückt werde: «Ich möchte da jetzt keine Namen nennen oder «insbesondere von Jungen werden sie oft als verschlossene Läden von Länder. Bin ja schliesslich kein Rassist. Aber es gibt nun mal Länder mit Leuten wahrgenommen, die in erster Linie ihre Karriere fördern wollen.» Streitkultur und welche ohne.» Von den Politikern ist er enttäuscht: «AlManuela Kosch von «Easyvote.ch», einer nationalen Social-Media-Kamso der Benzinpreis ist ja mal wieder gestiegen. Wofür haben wir Politipagne zur Steigerung der Wahlbeteiligung bei Jungen, beklagt, dass sich ker? Was machen die mit meinem Geld?» Es sei ja langsam fast wie in die Politiker zu wenig um die Themen der Jüngeren kümmern: «Eines ihDeutschland! Damit es bei uns nicht ganz so schlimm komme, sei er rer zentralen Probleme, die Jugendarbeitslosigkeit, wird zum Beispiel eben gegen die EU. von keiner Partei aktiv angegangen.» Mit solchen Einschätzungen vertritt der hemdsärmlige junge Mann In Berlin haben jüngst Internetpiraten das Parlament gestürmt. Politeinen immer grösser werdenden Teil der politisch engagierten Jugend: experten und Vertreter der grossen Parteien rieben sich die Augen: Mit 36 Prozent der jungen Männer stuften sich gemäss Lutz im Jahr 2007, einem unglaublichen Wähleranteil von fast neun Prozent zog die «Pirazum Zeitpunkt der letzten eidgenössischen Wahlen, als «rechts» ein. tenpartei» triumphal ins Berliner Abgeordnetenhaus ein. Das Votum der Nur zwölf Jahre vorher waren es gerade mal 16 Prozent. Während die Jungen für die Piratenpartei war eigentlich ein Votum gegen die grossen anderen Parteien also mit ihren Schwerpunktthemen an der Lebenswelt Parteien: 80 Prozent ihrer Wähler gaben an, dass nicht deren – recht der Jungen vorbeischiessen, scheint die SVP mit ihren Dauerbrennerdünnes – Parteiprogramm den Ausschlag gab, sondern ihre Unzufriethemen «Masseneinwanderung» und «Ausländerkriminalität» bei einem denheit mit den etablierten Parteien. nicht unwesentlichen Teil der Jungen einen Nerv zu treffen. Am anderen Ende des poliltischen Spektrums konnten allerdings auch die GrüSelbstbewusste Rechtswähler nen punkten, die nach Fukushima glaubwürdig auf den bei Jungen poGeorg Lutz gibt zu bedenken, dass für Jugendliche in dieser Lebenspulären Atomausstieg setzen konnten. phase schlicht andere Dinge im Vordergrund stehen als die Politik: AusAm wenigsten interessant für Junge sind die Mitteparteien. Familien bildung, Jobsuche, Selbstfindung, Freunde, Reisen. Auch Kosch sagt, unterstützen und Steuern senken – dies klingt nicht sehr knackig und dass Junge oft den Zusammenhang zwischen der Politik und dem eigehat schlicht nichts mehr mit der Lebenswelt eines Studienanfängers nen Leben nicht sehen, den Einfluss der Politik auf ihren Alltag als sehr oder eines Lehrlings zu tun. Slogans wie «Kapitalismus überwinden» gering wahrnehmen. Umgekehrt hätten viele den Eindruck, dass sie ja oder «kriminelle Ausländer ausschaffen» ziehen da schon eher. doch nichts bewirken können. Zu dieser Einsicht gelangt auch die Figur der jungen Frau mit dem Ethno-Haartuch auf der Schlachthausbühne. Besser informierte Jugend Sie meint erst: «Ich möchte vieles ändern. Und wenn ich mir die Welt Den vier Schauspielern in «Democrazy» ergeht es wie vielen Jungpoansehe, hat sie das auch nötig.» Sie bewundert zwei Ärzte, die ihren Spilitikern: Ihr guter Vorsatz zerschellt an der harten Wand der Realität. Sie taljob in der Schweiz aufgegeben haben, um in Afrika unter dem Motto verlieren und überwerfen sich schliesslich im Gezänk um ihre unter«Bringe Licht in die Finsternis» Augenoperationen durchzuführen. Sie schiedlichen Positionen. Weniger pessimistisch gibt sich Politologe stellt einen Eimer hin, um Spenden für ihre Organisation zu sammeln. Lutz: «Das politische Interesse entwickelt sich mit zunehmendem AlDoch auch zu dieser Art des Engagements rauben ihr die Kollegen im ter», sagt er. Es erwache bei vielen erst, wenn sie eine Familie gegrünVerlaufe des Stücks mit ihren pessimistischen Positionen den Mut. Den det haben, ein geregeltes Einkommen beziehen oder Steuern zahlen. Rest gibt ihr der Vierte im Bunde, ein unerträglicher Besserwisser, der Gemäss seinen Untersuchungen ist der Wähleranteil bei den 18- bis 24niemanden ausreden lassen kann und der ihr (und dem von ihr zum Jährigen seit 1995 sogar stetig gestiegen, von 21 Prozent vor zwölf JahSpenden aufgerufenen Publikum) vorrechnet, dass 90 Prozent einer ren auf immerhin 35 Prozent im Jahr 2007. Manuela Koch bestätigt die Spende in Werbung und Löhne gehen und nur gerade 10 Prozent direkt Einschätzung, dass diese Alterskategorie dank Gratisinformationen aus die Betroffenen erreicht. Internet und Pendlerzeitungen heute besser informiert ist als früher. Bei vielen Jungen kommt die Politikabstinenz aus einer Mischung Diese Erkenntnis würde zumindest den Hemdsärmligen aus Voges Theavon Desinteresse und einer Überforderung mit der Komplexität des Theterstück freuen. mas. Auch für Letzteres hat Politexperte Georg Lutz Verständnis: «Ich ■ selbst fühle mich beispielsweise hochgradig überfordert, wenn ich mich bei Gemeindeabstimmungen zu Zonenplanungsfragen äussern muss.» Die 27-jährige Newa Grawit, die die oben erwähnte sozial Engagierte in «Democrazy» spielt, sagt, dass ihr politisches Interesse mit der Arbeit Performan & Company: «Democrazy». Ein politisches Theater und eine Reise ans am Stück erwacht sei. Sie lese seither viel mehr Zeitung – tatsächlich Ende der Demokratie. Weitere Aufführungen sind geplant, Details entnehmen Sie schaut aus ihrer Tasche die aktuelle Ausgabe der deutschen Wochenbitte dem Internet.

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Kein Durchkommen für Müslüm und das Promi-Team gegen die Surprise-Nati.

Strassensport Ballspektakel auf dem Bundesplatz Nationale Entscheidungen wurden am 25. September nicht im Bundeshaus gefällt, sondern auf dem Platz davor. 14 Teams kämpften dort um die Schweizermeisterschaft und die SurpriseNati zeigte den Berner All-Stars, wer auf der Strasse das Sagen hat. VON OLIVIER JOLIAT

Die Surprise-Nationalmannschaft durfte nach ihrer Rückkehr vom Homeless World Cup in Paris endlich vor heimischen Publikum zeigen, warum sie bei der diesjährigen Obdachlosen-WM so erfolgreich war. Ihr Gegner beim Freundschaftsspiel an der Schweizermeisterschaft von Surprise Strassensport war eine illustre All-Star-Auswahl, angeführt vom Erich Hänzi. Der Berner Fussballgott sollte wie gewohnt hinten links absichern, während Enfant terrible Müslüm vorne vorhatte, was er gemäss eigener Aussage am besten kann: Aufmischen und Einlochen. Die Surprise-Nati verstand jedoch keinen Spass und besiegte die All-Stars mit 7:3. Sie lehrten dem integrationswilligen Komiker humorlos eine typisch schweizerische Fussball-Unart: die ehrenvolle Niederlage. Da half Müslüm auch nicht, dass er vor Spielbeginn jeden Nati-Spieler herzlichst geherzt hatte. Doch zeigte er damit charmant, dass er den Geist von Surprise Strassensport verstanden hat. Fairplay wird hier nicht SURPRISE 260/11

nur gross geschrieben, sondern praktiziert. Den Chübel dafür holte dieses Jahr Glattwägs United. Die Penaltys, die das Finalspiel in der Kategorie B zwischen Kickers Schwarzer Peter Basel und Surprise Bern prägten, wurden denn auch nicht wegen Attacken auf den Gegner gepfiffen. Die Spieler beider Teams waren nach sieben Spielen unter der sengenden Septembersonne einfach zu wackelig auf den Beinen und traten immer wieder in den Strafraum, was im Streetsoccer mit Penalty geahndet wird. Am Ende der Zitterpartie entthronte Surprise Bern den Titelhalter aus Basel. Der andere Schweizermeistertitel ging dennoch ans Rheinknie. Denn in der stärkeren Spielklasse bezwangen die afghanischen Flüchtlinge von AFG Boys Basel ihre Landsleute von den AFG Boys Aarau klar mit 10:3. Ihren ersten Meistertitel konnten sie jedoch erst spät nachts feiern. Erst mussten die AFG Boys Basel als Auf- und Abbauteam von Surprise Strassensport die Street-Soccer-Arenen wieder in Basel verstauen. ■ Die Tabelle der Schweizermeisterschaft finden Sie unter www.strassensport.ch

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Surprise Strassensport Die Liga 2011 18 Teams aus der Deutschschweiz massen sich diese Saison bei den Streetsoccer Turnieren von Surprise. Mehr Infos zu den Teams und der Liga unter: www.strassensport.ch BILDER: RUBEN HOLLINGER

Ohne Foto: TASCH Schaffhausen; Street Soccer Basel

Glattwägs United Zürich Gewinner Fairplay-Trophäe

Schwarzwald Brasilianer, Lörrach

Surprise Zürich

FC Barracudas Frenkendorf

Surprise Basel

AFG Boys Basel Schweizermeister Kategorie A

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SFC Olten

FC Hauden채be Z체rich

AFG Boys Aarau

Surprise Bern Schweizermeister Kategorie B

Kicker Schwarzer Peter Basel

Team Olten

AC Gassechuchi Luzern

Jarajoo Bern

Die Schiedsrichter der SurpriseStrassensport-Liga

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Patriotismus Als im Kloster Nazis schliefen Im Jahr 2000 kamen ungebetene Gäste nach Malters. Rechtsextreme brachten die Luzerner Gemeinde in die Schlagzeilen. Das Dorf haderte mit seinem Image und fragte sich, wie weit Gastfreundlichkeit gehen muss. Elf Jahre später schauen die Bewohner zurück und eröffnen Einblicke in die Dorfseele.

VON DIANA FREI (TEXT) UND ANDREA GANZ (BILDER)

Fährt man man von Luzern mit der S6 Richtung Entlebuch, wird es nach etwa zehn Minuten zur Linken sichtbar, das Chileli von Malters, markantes Erkennungszeichen des Dorfes. Es bettet sich in Hügel ein, die hellgrün leuchten, wenn an schönen Abenden langsam die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und ihre letzten Strahlen ins Tal der Kleinen Emme schickt. Am zweigleisigen Bahnhof wird gebaut. Ein ungewohntes Bild für einen Ort, an dem die alten Schindelhäuser das Gefühl vermitteln, es bleibe ein Stein auf dem anderen, für immer. Einmal aber wurde die Idylle der 6650-Seelen-Gemeinde gestört. Von aussen gestört. Elf Jahre ist es her, dass es in Malters neun Monate lang unruhig wurde. «Anwohner des äusseren Dorfgebiets meldeten uns, es fänden am Wochenende Veranstaltungen statt», sagt Ruedi Amrein, der damals Gemeindepräsident war und es noch immer ist, «es habe vor allem Töffahrer mit ausländischen Kennzeichen, die in der Quartierstrasse in ein Gelände eines privaten Unternehmers hineinfahren würden, und zum Teil sehr schnell.» Der Gemeinderat suchte mit dem Eigentümer der Liegenschaft das Gespräch und es kam die Ahnung auf, dass es sich um Rechtsextreme handeln könnte. Der Gemeinderat legte dem Vermieter – einem FDP-Lokalpolitiker – nahe, den Personen den Mietvertrag zu kündigen. Der blieb aber stur. Trudy Haldi, FDP-Kantonsrätin aus Malters, meint: «Ich glaube nicht, dass er ernsthaft mit dem Rechtsextremismus sympathisierte. Er hatte ja als Arbeitgeber selber Ausländer angestellt. Er war alles andere als ein Rassist.» Aber er war in finanziellen Nöten, und wenn der Mieter bezahlte, war die Sache für ihn erledigt. Wenige Monate später meldete er Konkurs an. Die Rechtsradikalen 2000, das war ein importiertes Problem, sagt Amrein. Alle sagen das in Malters. 1990 gründeten sich in Luzern die «Schweizerischen Hammerskins» als eine Organisation mit elitärem Führungsanspruch, drei Jahre später entstand im Raum Sempach die Untergruppierung «Morgenstern». Deren Mitglieder stiessen auf der Suche nach einem Szenelokal auf die Räume in Malters. Die, die sich regelmässig trafen, waren Schweizer, aber keine Malterser. An den grossen Veranstaltungen wie zu den Geburtstagen von Hitler und Hess fuhren Engländer ein, Niederländer, Deutsche. Plötzlich hatte Malters ein Imageproblem. Die Dorfbewohner konnten im «Blick» nachlesen, was in der eigenen Gemeinde passierte. «Wenn ich Medienberichte las, die mit Hakenkreuzen bebildert waren, ist mir das schampar eingefahren», sagt Kantonsrätin Trudy Haldi. In den Strassen sah man die Neonazis aber kaum.

Die Wirtsleute dagegen lernten sie persönlich kennen. In der Brauerei versammelten sie sich regelmässig vor ihren Veranstaltungen und im Hotel Kreuz trafen sie sich alle zwei, drei Wochen. «Ich hatte das Gefühl, denen ging es einfach darum, zu spüren, was über sie geredet wird im Dorf», sagt Pia Fallegger, Wirtin im Kreuz. Grundsätzlich sei die Sache von den Medien etwas hochgespielt worden: «Wir sind von Gästen angesprochen worden, die fragten: ‹Wie geht es euch da hinten in Malters?› Es war für uns aber keine gewaltige Sache. Man wusste: Die sind da. Punkt. Und man war sehr wachsam. Aber eigentlich – eigentlich ist ja nichts passiert. Oder?» Die Neonazis demolierten nichts, der Bevölkerung gegenüber waren sie zurückhaltend und sie tranken keinen Alkohol. Trotzdem war abgemacht, dass die Mitarbeiter das Wirtepaar sofort informierten, wenn sie kamen: «Ich habe Präsenz markiert. Wenn man wusste, die sind da, bin ich immer in der Gaststube gestanden. Ich hatte das Gefühl, die hätten mehr Konfrontation erwartet. Aber den Boden haben wir ihnen gar nicht gegeben.» Wenn einer der anderen Gäste aggressiv reagierte, sagte sie: «Hey, das sind Gäste wie alle anderen auch.» «Ich habe die Sache heruntergekocht, damit sie gar nicht eskalieren konnte», sagt Pia Fallegger, «wir haben sicher nicht das gleiche Gedankengut. Aber man ist in einem Dorf und muss schauen, dass man mit allen auskommt.» Vor allem übers Benehmen geredet Trotzdem mussten die Wirtsleute in Malters eine gemeinsame Haltung finden. Pia Falleggers Mann Pirmin organisierte zusammen mit den anderen Wirten ein Treffen, damit man sich absprechen konnte. Man wurde wachsamer, und wenn sich eine Gesellschaft anmeldete, fragte man schneller einmal nach: Was ist das für ein Verein? Heidi Snoek war zu jener Zeit Wirtin im Restaurant Kloster. Zusammen mit den Wirten vom Muoshof und der Metzgerhalle lud sie die Neonazis zu einer Aussprache im Kloster ein. Snoek wollte das Problem an

«Wir haben sicher nicht das gleiche Gedankengut. Aber man muss schauen, dass man mit allen auskommt.»

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der Wurzel zu packen. Und die Neonazis kamen. Drei oder vier von ihnen. «Sie haben dann von ihren Idealen erzählt, wofür sie kämpfen und so weiter. Sie redeten immer vom Arbeiter. Ich fand die Grundideale – dass man zum Arbeiter ein bisschen besser schauen muss – nicht so schlecht. Aber wir haben vor allem über ihr Benehmen geredet.» Die

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Wirte liessen sich auf keine ideologischen Diskussionen ein, sie äusserten keine politische Meinung. Doch sie sagten den Rechtsextremen, sie wünschten nicht, dass sie in den Restaurants randalierten. «Und diese Leute haben das eigentlich ganz gut begriffen», sagt Snoek. Nur tauchten sie weiterhin Samstag für Samstag auf. Da begann sie, das ganze Restaurant weiss aufzudecken. Die Neonazis provozierten und sagten: «Wir kommen trotzdem rein, ob ihr nun gedeckt habt oder nicht.» Als eine Gruppe kahlgeschorener Skins aus Holland mit einem fünfjährigen Kind im Kloster logierte, schottete sie Heidi Snoek im Säli etwas ab. Unwohl hat sie sich nie gefühlt: «Die Aussprache hat mir innerlich Kraft gegeben. Weil wir dann sagen konnten: Wir haben mit eurem Obmann geredet, er hat mir seine Zusicherung gegeben, dass nichts passiert. Voilà. Ich hoffe, ihr steht zu euren Worten.» Sie war trotzdem froh, als sie dann später wieder weg waren. Gutbürgerliche Akzeptanz Das etwa 150 Quadratmeter grosse Lokal der Neonazis lag in einem riesigen Keller, der in etliche einzelne Abteile unterteilt war, die der Eigentümer einzeln vermietete. Hobbyräume waren da, Probelokale für Teeniebands. Bei den Neonazis gab es eine Tanzfläche, eine lange Bar, und auf einem eingebauten Zwischenboden konnten sicher zehn bis 20 Personen übernachten. Die Skins hatten den Raum für etwa 40 000 Franken ausgebaut und tauften ihn «Nibelungensaal». Einige Meter davon entfernt war das Asylantenheim. Passiert ist nie etwas. Der ganze Keller hatte zwei Lifte, von denen nur einer einwandfrei funktionierte, und eine Treppe. Wäre dort unten Feuer ausgebrochen, hätte es vermutlich Tote gegeben – und dieser Umstand sollte sich als Glücksfall erweisen: Der ganze Keller konnte feuerpolizeilich geschlossen werden, nachdem in den Wochen zuvor klar geworden war, dass man keinerlei juristische Handhabe gegen die rechtsextremen Besucher hatte. Die Schliessung erfolgte nicht aufgrund der Strafrechtsnorm 261bis StGB: Die Treffen der Neonazis galten als private Veranstaltungen und fielen somit nicht unter das Antirassismusgesetz. Das Problem schien gelöst, doch die Skinheads akzeptierten die Schliessung nicht. Sie liessen sich weiterhin in den Beizen blicken und kündigten an, sie würden Spalier stehen, falls man ihnen Hausverbot erteilen würde. Ein Hakenkreuz wurde ans Gemeindehaus gesprayt. «Die Reaktionen aus dem Dorf waren erstaunlich», sagt Ruedi Amrein, «denn die Rechtsradikalen waren alle arbeitstätig und griffen niemanden an. Einige Leute sagten deshalb zu uns: ‹Was fällt euch ein, gegen die vorzugehen? Die arbeiten ja und beschädigen nichts.› Und manchmal wurde gesagt: ‹Nicht wie die Linken.› » Nationale Symbole hochzuhalten, fanden manche im Dorf nicht so eine schlechte Sache. «Wenn du arbeitest, nichts kaputt machst und die Schweiz achtest, wird noch einiges akzeptiert», sagt Amrein, «und diese Reaktionen kamen nicht etwa von Leuten, die extrem sind, sondern gutbürgerlich.» Der Gemeindepräsident sagte zu ihnen: «Ihr müsst sehen, was die feiern. Die feiern den Geburtstag von Hitler. Den Geburtstag von HitlerStellvertreter Hess.» Amrein erzählte, was er im Nibelungensaal gesehen hatte: Die Hakenkreuze, die auch in verfremdeter Form immer noch Hakenkreuze waren. Die Zahl acht überall, «88» als Kennziffer für «Heil Hitler», weil H der achte Buchstabe des Alphabets ist. Damit konnte Amrein die Leute im Dorf schnell überzeugen: «Das wissen die Leute nicht. Ich musste das auch erst lernen.» Die Leute hätten nicht mit dem Rechtsextremismus sympathisiert, meint Amrein: «Aber Teile der Bevölkerung waren sicher so unzufrieden, dass sie ein gewisses Verständnis dafür hatten.» Die Stimmung sei um das Jahr 2000 aufgeheizt gewesen: «Wir hatten mehr Arbeitslose, wir hatten viele Leute aus Ex-Jugoslawien. Die rechtsradikale Bewegung bekam Aufwind in Deutschland.» Im September wurde die rechtsextre-

«Gäste wie andere auch.» Alle zwei Wochen sassen Skinheads im Kreuz.

«Was fällt euch ein, gegen die vorzugehen? Die arbeiten ja und beschädigen nichts.»

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me Partei National Orientierter Schweizer PNOS gegründet. «Es war eine Zeit, in der Rechtsextreme in die Politik einsteigen wollten», sagt Amrein. Mit Pöbeleien aufzufallen, lag nicht in ihrem Interesse. Im Stechschritt einmarschiert Der damalige CVP-Parteipräsident Josef Furrer ging sich das Geschehen am Dorfrand relativ früh ansehen. Und er kam zu einer eindeutigen Meinung: «Wie die alle zusammen mit ihren Autos anfuhren, wie sie in Reih und Glied einparkierten, ausstiegen, sich formierten wie im Deutschen Reich und dann im Stechschritt runtermarschierten in ihren Keller – da war schnell klar: Das war nicht, was wir hier wollten.» Nachdem die Schliessung des Nibelungensaals rein pragmatisch erfolgt war, war das Bedürfnis da, auch politischen Druck auszuüben. Es folgten mehrere Interpellationen, mit denen Trudy Haldi und Ruedi Amrein im Kantonsrat Fragen grundsätzlicher Natur stellten: «Sind unsere rechtsstaatlichen Mittel genügend, um das Problem zu lösen?» Haldi hielt fest: «Wir haben im Herbst in den Schulen von Malters ein Projekt über Sucht und Gewalt. Ich bin der Meinung, dass wir die Chance nutzen müssen und das Thema Extremismus miteinbeziehen sollten.» Die Dorfidylle durfte Risse bekommen, und das Dorf war einverstanden damit. «Man darf nicht einfach immer nur die Augen verschliessen und sagen: Wir leben in einer heilen Welt», meint Trudy Haldi rückblickend. An der Kundgebung «Stopp dem Rechtsextremismus» vom 2. September hielt Gemeindepräsident Ruedi Amrein eine Rede: «Ich rufe alle SURPRISE 260/11


«Die Malterser Bevölkerung will das nicht.» Der ehemalige CVP-Präsident Josef

«Ich wollte mit denen reden.» Heidi Snoek, Ex-Wirtin des Klosters.

Furrer (links) und Gemeindepräsident Ruedi Amrein.

rechtsextremen Kreise auf: Wacht aus euren schlechten Träumen auf. Ihr wollt die Heimat schützen, dabei macht ihr sie kaputt. Ich fordere euch auf: Zieht an neue Ufer, örtlich wie geistig, richtet eure Ziele neu.» Die rund 400 anwesenden Malterser bejubelten die klare Stellungnahme. Amrein wandte sich an weitere Adressaten: «Ich fordere die Parteien auf: Achtet bei eurem Vorgehen darauf, welche Gefühle ihr auslöst. Extremismus ist zu gefährlich, als dass er als Wahlkampfmittel eingesetzt werden könnte.» Es dauerte danach noch zwei Monate, dann waren die Neonazis weg. Der Luzerner Regierungsrat erliess im September 2000 ein Strategiepapier gegen den Rechtsextremismus. Die Beratung und Unterstützung

von Gemeinden oder Bürgern stand dabei im Zentrum. Es wurde eine koordinierende Fachstelle gegen Rechtsextremismus eingerichtet, die es heute allerdings aufgrund der abnehmenden Zahl an Anfragen nicht mehr gibt. Das Erziehungs- und Kulturdepartement liess für die Schulen eine Broschüre mit dem Titel «Mit vereinten Kräften gegen Rechtsextremismus und Rassimus» erarbeiten. In Matura- und Abschlussklassen wurden Arbeiten zum Thema «Rechtsextremismus» verfasst. In Malters ist längst wieder Ruhe eingekehrt. In die Liegenschaft am Dorfrand sind neue Firmen eingezogen. Auf dem Flachdach steht ein Mann und geniesst den Abendwind, während hinter den Hügeln die Sonne untergeht. Elf Jahre sind eine lange Zeit. ■

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BILD: GUIDO SÜESS

Wörter von Pörtner Das Streichkonzert Bald stehen wieder Wahlen an. Ich gehöre keiner Partei an und vertraue auch keiner so ganz. Mal bin ich einverstanden mit dem, was eine Partei verkündet, dann wieder stehen mir die Haare zu Berge. Ich bin ein Mugwump. Dieses englische Wort steht für jemanden, der unabhängig denkt und insbesondere der Parteipolitik abgeneigt ist. Der Begriff bezeichnete in den USA auch Republikaner, die sich 1884 gegen den Kandidaten ihrer Partei ausgesprochen hatten, und ist nicht freundlich gemeint. Das kümmert mich wenig. Wie also wählt man, wenn man nicht einfach eine Liste einwerfen will? Ich tue dies nach einem Ausschlussverfahren. Wer mich für dumm verkauft, wird gestrichen. Wer also behauptet, es ginge ihm oder ihr nicht um die eigene Person, sondern um das Land, das Volk, die Natur etc: gestrichen. Leu-

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te, die finden, der Staat müsse sparen, ausser bei ihnen und ihrer Klientel; die den Staat und seine Organe als überflüssig und untauglich diffamieren, bis es an ihre Pfründe geht, worauf der Staat sofort eingreifen und retten soll: gestrichen. Wer die Regulierung der Finanzmärkte bisher abgelehnt hat und jetzt, da die Devisenspekulation am eigenen Wohlstand nagt, nach Regulierung ruft: gestrichen. Ferner streiche ich Leute, die niemals einen Fehler zugeben oder, wenn es gar nicht mehr anders geht, sagen, ihr einziger Fehler sei der, zu nett/vertrauensvoll/naiv gewesen zu sein. Das ist die Standartantwort aller Betrüger und Hochstapler. Wer andere verhöhnt und verlacht, selber aber nicht erträgt oder sogar nach der Polizei ruft, wenn über ihn gelacht wird: gestrichen. Leute, die Leistung und Eigenverantwortung predigen und damit ihre Lizenz zum Abgreifen rechtfertigen, im Falle von Verlust und Misserfolg aber nie etwas dafür können: gestrichen. Dann gibt es noch jene, die das Parlament als Schwatzbude abtun, selbst jedoch keine Gelegenheit auslassen, ihre Hirnwinde daselbst wehen zu lassen. Oder die, die einmal gewählt, vor allem durch Abwesenheit glänzen. Politiker, die kein anderes als ihr Mandatseinkommen haben, sind mir ebenso suspekt wie Politiker, die so tun, als seien sie gar keine Politiker. Ich persönlich wähle auch keine Männer, die – wahrscheinlich von windigen Kommuni-

kationsberatern aufgeschwatzte – knallrote Krawatten tragen, um damit auszudrücken: Ich bin den Idealen der Partei treu geblieben (rot), aber trotzdem ein seriöser Schaffer (Krawatte). Wer dazu noch, wie ich, lieber zuhört, wie vor dem Haus Geleise abgeschliffen werden, als einer «Arena» oder sonstigen Polit-TalkSendung zu lauschen, der muss die Listen genau durchforsten und einfach wird es nicht, wählbare Leute darauf zu finden. Wieso sich die Mühe machen, warum nicht einfach, wie die Mehrheit, gar nicht erst wählen gehen? Nicht weil ich glaube, dass unser System perfekt ist, es ist in vielen Bereichen reformbedürftig. Aber weil es mir dekadent vorkommt, Grundrechte, für die sich Leute in anderen Ländern überall auf der Welt, zuletzt in Libyen, Ägypten, Syrien, unter Gefahr ihres Lebens einsetzen, einfach zu verschmähen. Auch wenn nur selten einer der von mir gewählten Kandidaten zu Amt und Ehren kommt. Aufschluss darüber, wer im Parlament dank Ihrer Stimme wessen Interessen vertritt, bekommen Sie hier: http://parlament.infocube.ch/

STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 260/11


Virtuelle Ausstellung Das Chaos als Inspiration Ein Fiat als Symbol des Wandels in Kairo, Menschen, die im Gedenken an das Massaker auf dem TiananmenPlatz Choreografien aufführen – die Internetplattform Citysharing versammelt künstlerische Auseinandersetzungen mit städtischen Szenen aus allen Ecken der Welt.

«Citysharing steht für eine aktive Teilhabe an der Gestaltung der Welt», fasst Rayelle Niemann das Konzept des Webprojekts zusammen, das 2006 gegründet wurde und seit drei Jahren von Niemann und Erik Dettwiler betreut wird. Künstler und Künstlerinnen aus der ganzen Welt präsentieren auf der Webseite ihre Texte, Videos, Soundschnipsel und Fotos, mit denen sie das urbane und politische Geschehen reflektieren. «Es sind alles Projekte, die über ihre lokale Bedeutung hinaus eine Aussagekraft haben», so Niemann: «Aus den Fragmenten, Schnittstellen und Beobachtungen generiert sich ein sich stetig veränderndes Mosaik aus Ecken und Orten des Globus und den Menschen, die dort leben.» Das Projekt «forget 2 forget» zum Beispiel: Als Gedenken an das Massaker auf dem Pekinger Tiananmen-Platz führen Menschen in über 20 Städten – von Bielefeld über Melbourne bis nach Mexico City – 20 Jahre nach dem Massaker eine Choreografie auf, instruiert über Youtube, die den Bewegungen des unbekannten Mannes nachempfunden sind, der am 4. Juni 1989 den Panzern Paroli bot. «Dieses Projekt gefällt mir, weil es sich der Idee einer Autorenschaft völlig entzieht, es gibt kein Copyright. Im Gegenteil: Erst ‹du und ich› machen die Idee zu einem Projekt. Dahinter steckt eine klare Stellungnahme und Botschaft, überzeugend und poetisch umgesetzt», erklärt die Webseite-Kuratorin. Sie sieht die Internetplattform als ständig wachsende Ausstellung, die zeitliche und räumliche Grenzen überschreitet. Die tägliche Statistik offenbare, dass die Seite unter anderem in Japan, Südafrika und Jordanien gesichtet wird: «Eine Wanderausstellung mit dieser Reichweite wäre kaum denkbar.» Und um interessierte Besucher müssen sich die Betreiber keine Sorgen machen: «Citysharing funktioniert nach dem berühmten Schneeballsystem: Neue Beiträge erweitern die Community und jeder Autor bringt wieder sein eigenes Netzwerk mit.» In ihrem eigenen auf Citysharing vertretenen Projekt «A Stroll through Cairo and Time» hat Rayelle Niemann auf langen Spaziergängen durch die unterschiedlichsten Viertel Kairos immer wieder dasselbe Motiv fotografiert: einen Fiat 1100. «Die von mir gewählte Perspektive erzählt die Geschichte eines Autos, das nach und nach aus dem Strassenbild verschwinden wird.» Der Fiat 1100 war das erste erschwingliche Familienauto in Ägypten. Anfang der Sechzigerjahre schloss der damalige ägyptische Präsident Gamal Abdel Nassers mit Fiat Turin einen Handelsvertrag ab, der es ermöglichte, importierte Einzelteile des Fiat 1100 in einer eigens dafür errichteten Fabrik zu einem Auto zusammenzusetzen. «Es wurden Arbeitsplätze geschaffen und die Produktion der Autos beflügelte einen wachsenden Nationalstolz», sagt Niemann. Die Fabrik gibt es seit Ende der Siebzigerjahre nicht mehr. «Mein Projekt erzählt die Geschichte einer Stadt, ihrer Bürger und einem Transportmittel. Die eiSURPRISE 260/11

BILD: KAIRO, AGOUZA, 2007, RAYELLE NIEMANN

VON SARAH STÄHLI

Aus dem Stadtbild von Kairo auf die virtuelle Spielwiese: Der Fiat 1100.

gentliche Stadt, ihre Architektur, tritt jedoch diskret in den Hintergrund und wird zur Bühne für den Fiat 1100.» Die Schweizerin lebt und arbeitet seit 2003 in Kairo. Ausgerechnet während den Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz war sie für neun Monate in die Schweiz zurückgekehrt: «Die 18 Tage der ägyptischen Revolution habe ich im Kreis 5 in Zürich im Internet verfolgt.» Trotz des Aufbruchs liege eine Schwere über der Stadt, sagt Niemann. «Die Armut ist geblieben, die Militärprozesse gehen weiter, das Notstandsgesetz wurde erneuert. Lehrer, Fabrikarbeiter, Studenten streiken, viele Menschen sind verunsichert und es gibt sehr, sehr viel zu tun.» Gleichzeitig geschehe in Kairo Erstaunliches, das den politischen Wandel spürbar mache: «Ein Verkehrsrondell in meiner unmittelbaren Nähe war früher immer vollgemüllt und zugeparkt. Nach der Revolution haben sich Bewohner, Ladenbesitzer und Teile der Stadtregierung zusammengetan und frischen Rasen angesät, eine Agave gepflanzt und die Stämme der Bäume in den Farben der ägyptischen Nationalflaggen angemalt. Täglich wird der Platz gegossen und sauber gemacht.» Trotzdem: Kairo bleibe ein «Chaos der permanenten Widersprüche». Eine Überwältigung, die aber auch sehr inspirierend sein könne. Das Chaos der Grossstadt als Inspirationsquelle: Es ist eines der wiederkehrenden Themen auf der virtuellen Spielwiese Citysharing. ■ www.citysharing.ch

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BILD: DENNY RENSHAW

BILD: ZVG

Kulturtipps

Poschte, nid mugge – das Dialektbuch. Prächtig affektiert: Shara Worden trägt als My Brightest Diamond gern dick auf.

Buch Sprachschatzkästlein

Pop Die versteckte Festplatte

Die Schweizer Sprachlandschaft ist ein Flickenteppich. Doch was dem einen ein Graus, ist der anderen eine unerschöpfliche Fundgrube gmögiger Ausdrücke.

Als ausgebildete Opernsängerin kennt sich Shara Worden alias My Brightest Diamond mit überpraller Musik aus. Ein Wissen, das die Amerikanerin auf ihrem neuen Album «All Things Will Unwind» aufs Kreativste einsetzt.

VON CHRISTOPHER ZIMMER VON MICHAEL GASSER

Dialekt hat mehr zu bieten als Zungenbrecher und Schenkelklopfgaranten für Sprachtouristen, Klassiker etwa wie «Chuchichäschtli» oder «Dr Papscht hets Schpäck-Bschteck z'schpot bschtellt» (wobei Letzteres sich erst in der phonetischen Annäherung als latent körperverletzend outet). Dialekt ist nicht nur Zungen- und Lippenakrobatik nebst gaumig-kehligem Timbre. Nein, Dialekt, im Besonderen die Schweizer Mundart, ist auch und vor allem ein Sprachschatzkästlein. Als solches kommt auch das Büchlein «Dialektisch» daher, das 112 Kurztexte zu Mundartwörtern und -ausdrücken von «Aahäuel» bis «zwääg» versammelt. Ursprünglich als Beitrag des «Tagesanzeigers» (dem «Tagi») zum Dauerbrenner Schweizer versus Deutsche gedacht, wurde daraus in Kürze eine beliebte Kolumne – und nun auch ein Buch: schweizerpassrot und -gross, mit einem hochgestellten Schweizerkreuz neben dem Titel, das die Mundart zum eingetragenen Markenzeichen adelt. Wissenschaftliches hat dieser helvetische Kleinstalmanach nicht im Sinn. Vielmehr ist er eine lust- und humorvolle Annäherung an eine Sprache, die ebenso vielfältig ist wie dem Kantönligeist verpflichtet. Jeder Marktflecken kocht sein eigenes Sprachsüpplein – ein Unding in Sachen Einheitssprache, aber in punkto Sprachreichtum ein Glücksfall. Aus diesem Füllhorn finden sich in «Dialektisch» reichlich Kostproben, die selbst Einheimischen so manche Knacknuss aufgeben wie «chräbele», «höscherle», «hötterle» und Co. Und wenn nicht das, so doch erhellend Erheiterndes, wenn man etwa erfährt, dass ausgerechnet der, der «Füdli», nämlich das verlängerte Rückgrat hat, das Gegenteil eines «Füdlibürgers» ist. Oder dass das beschönigende «gmugget» seine tierische Entsprechung im hochdeutschen «gemopst» hat. Was Dialekt ist – so der Untertitel –, enthüllt sich zwar nicht, doch dass dieser viel zu bieten hat, umso mehr. Und damit eignet sich dieses Buch nicht nur als Morgengabe für Nicht- und Neu-, sondern ebenso für Urschweizer. Lässt sich doch, wie es im Vorwort heisst, «in Kenntnis der sprachlichen Eigenheiten auch das andere entspannter betrachten». Dialektisch. Was Dialekt ist. Hrsg. von Guido Kalberer. Dörlemann 2011. CHF 19.80.

Detroit ist auf dem absteigenden Ast, verliert massenhaft Bewohner und ist dennoch die neue Heimat von Shara Worden. «Die Stadt fühlt sich ziemlich verlassen an», gesteht die Musikerin, die bereits in zehn USStaaten gelebt hat. In die Motor City sei sie aus einem Grund gezogen: «Hier gibts billige Häuschen mit Garten zu kaufen.» Und genau ein solches habe sie sich gewünscht, als sie im letzten Jahr Mutter wurde. Ganz sicher fühlt sich Worden in Detroit nicht. Als sie das letzte Mal länger verreist sei, habe sie aus Angst vor einem Einbruch ihre Festplatte gut versteckt, zu gut. «Ich kann sie nicht mehr finden.» Was die Veröffentlichung ihres dritten Albums «All Thing Will Unwind» glücklicherweise nicht tangiert. Obwohl die Amerikanerin zum Sound von Michael Jackson und Joan Jett aufwuchs, liess sie sich zur Opernsängerin ausbilden. «Dank dem intensiven Vokalstudium muss ich nun nicht mehr gross auf meine Stimme achten», sagt die 37-Jährige. «Die fliesst wie von selbst.» Möglicherweise falle ihr deshalb nicht auf, dass ihr Gesang laut Musikkritikern opernhaft klingen soll. «Für meine letzte CD benutzte ich noch eine verstärkte Gitarre, was jedoch meinen Violinisten Rob Moose arg zu frustrieren schien», so Worden. Deshalb habe sie die elf neuen Stücke in Gedanken an ein Kammerorchester komponiert. Eröffnet wird «All Things Will Unwind» durch «We Added It Up». Mit einer Ragtime-Melodie, einer zwitschernden Klarinette und schwofenden Geigen. «She Does Not Brave The War», eine Ballade im klassischen Folk-Sinn, stellt Harfe und Holzbläser zum Gesang in den Vordergrund, während «High Low Middle» trompetenhaft swingt. Die stets tänzelnde Stimme der Künstlerin krallt sich die Noten oder springt über sie hinweg, leicht und prächtig affektiert. «All Things Will Unwind» ist eine dick aufgetragene, eklektische und überaus sinnliche Affäre. Den dichten Sound live mit Orchester aufzuführen, das werde sie sich kaum leisten können, erklärt Worden. Bleiben Soloauftritte. «Und für die übe ich nun tüchtig Ukulele und Zither.» My Brightest Diamond: «All Things Will Unwind» (Asthmatic Kitty/Irascible), erhältlich ab 14. Oktober. Live: 23.10., Papiersaal, Zürich.

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Immer zu zweit: Regisseur Fedorchenko lässt seine Figuren nicht allein.

Kino Geteiltes Leid … Ein lyrischer Roadtrip durch Zentralrussland, eine Spurensuche nach einer längst vergessenen Kultur, ein enigmatisches Lehrstück in Trauerarbeit – «Silent Souls» des russischen Regisseurs Aleksei Fedorchenko ist vor allem eine Ode an die Zweisamkeit. VON THOMAS OEHLER

Traditionen helfen uns im Umgang mit Dingen, mit denen wir aus rein persönlicher Entscheidungsgewalt sonst nicht umgehen könnten. Zum Beispiel: dem Tod. Mirons Frau Tatjana ist gestorben. Er beschliesst, sie nach Sitte der Merja-Kultur, zu der er sich zugehörig fühlt, zu bestatten. Die Merja waren ein Volk finno-ugrischer Herkunft im Gebiet nördlich von Moskau, das vor Urzeiten von den Russen absorbiert worden ist. Miron holt sich die Unterstützung eines Arbeitskollegen: Aist, des Erzählers des Films. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg durch die nasse und triste russische Landschaft – im Gepäck die Leiche und ein Käfig mit Aists zwei Vögeln («Jemand muss sie ja füttern»). Auf der Reise erfahren wir nicht nur intime Details aus dem erotischen Leben Mirons und Tatjanas, sondern auch, dass Aist selber in Tatjana verliebt war. Und dass Aists Vater einst am Tod seiner Frau verzweifelt ist. Die Geschichte wiederholt sich. Vieles bleibt rätselhaft in diesem melancholisch-sinnlichen Film. Gab es zum Beispiel diese Merja wirklich? Regisseur Fedorchenko betont gerne, Fiktion und Dokumentation seien gar nicht so verschieden. Bekannt wurde er notabene mit einem gefälschten Dokumentarfilm über die angeblich erste russische Mondlandung 1930 («First on the Moon», 2005). Und was bedeuten diese beiden Vögel, deren russische Bezeichnung «Ovsyanki» immerhin der originale Filmtitel und (oha!) der Mädchenname Tatjanas ist? Und wie hängen «Frau» und «Fluss» und – ja, klar! – «Sex» und «Tod» zusammen? Und woran ist Tatjana eigentlich gestorben? Denn sie bleibt bei aller Liebe und Erzählung Mirons doch seltsam fremd. Bemerkenswert ist, dass es in diesem Film trotz aller Tristesse fast keine einsamen Personen gibt: nicht Miron vor dem Tod seiner Tatjana, nicht die beiden Männer danach, nicht die Prostituierten, denen sie auf dem Nachhauseweg begegnen. Selbst die Vögel sieht man immer nur zu zweit. Eine tröstliche Botschaft des Films könnte also sein: Tradition setzt Gemeinschaft voraus und die ist es, die uns die Schrecken der Welt ertragen lässt.

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Philip Maloney, Privatdetektiv

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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Balcart AG, Carton Ideen Lösungen, Therwil

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KIBAG Bauleistungen

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responsAbility, Zürich

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Odd Fellows, St. Gallen

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Coop

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Arbeitssicherheit Zehnder GmbH, Ottenbach

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Velo-Oase Bestgen, Baar

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Schweiz. Tropen- und Public Health-Institut, BS

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Augusta-Raurica-Loge Druidenorden Basel

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

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Stellenwerk AG, Zürich

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www.bauernschlau.ch, Hof, Web, Kultur

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Axpo Holding AG, Zürich

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AnyWeb AG, Zürich

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Niederer, Kraft & Frey, Zürich

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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Knackeboul Entertainment, Bern

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Locher Schwittay Gebäudetechnik GmbH, Basel

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Responsability Social Investments AG, Zürich

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Lions Club Zürich-Seefeld

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

Silent Souls, 77 Minuten, mit Igor Sergeyev, Yuri Tsurilo u.a. Der Film läuft ab 13. Oktober in den Deutschschweizer Kinos. 260/11 SURPRISE 260/11

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Ausgehtipps

Hauen drauf, wo Kritik sinnlos ist: Störmer und Storm.

Lachen, weinen und fremdschämen: Pixmix wird 50.

Russische Familie: Alltag oder Bilderbuchszene?

Zürich Schlechte Kunst

Bern 6 Minuten 40 Ruhm

Basel Erzählen, was ist

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Ausgehend von dieser Erkenntnis hauen Andreas Storm und Cathrin Störmer dem duldsamen Zuschauer künstlerische Ergüsse um die Ohren, dass es einem Angst und Bang um den Fortbestand unserer Gattung wird. Diesen Herbst läuft die dritte Staffel ihrer thematisch gegliederten Reihe an. Das Motto: «Schlimmer geht immer». Was sie damit meinen, konnte man zum Beispiel in Folge fünf zum Thema Musik am eigenen Leib erleben. Die Behauptung war kein bisschen gelogen, und das, obwohl der Abend mit einem singenden Jörg Haider vor österreichischer Bergkulisse begonnen hat. Was kann schlimmer sein? Zum Beispiel der Reggae-Song, der am Fest zum jamaikanischen Unabhängigkeitstag aufgeführt wurde und zum Abknallen aller Schwulen aufruft. Oder Songs aus dem Genre des Fäkalien-Rap, Beispiele können sie sich (hoffentlich nicht) vorstellen. Die erste Folge der neuen Staffel dürfte etwas geniessbarer und heiterer werden: Das Thema ist Esoterik. Von «Entführungen im Dreiländereck» über «Indigo-Kinder» bis zu frauenfeindlicher Esoterik wird in Sturm Störmers neusten Lecture Performance die Rede sein. Und das im Jahr des MayaKalender-Weltuntergangs! (fer)

20 Menschen zeigen 20 Bilder à je 20 Sekunden. Dies ist die Vorgabe, der Rest ist – praktisch – frei. Jeder darf auf die Bühne. Das kann zum Lachen sein: Zum Beispiel, wenn der Dampfzentrale-Wirt mithilfe von Powerpoint und Erdnüssen den Ablauf der Finanzkrise erklärt, während im Hintergrund zwei seiner Köche auf mitgebrachten Herdplatten eine Delikatesse zubereiten. Es kann zum Heulen sein, wenn ein Musiker ein «Requiem for animals» spielt und dazu Fotos von überfahrenen Tieren zeigt. Oder es kann zum Fremdschämen sein, wenn … aber schauen Sie doch selbst! Am nächsten Pixmix wird ein besonders buntes Überraschungsfeuerwerk gezündet, es wird die 50. Ausgabe gefeiert. Der Eintritt ist frei, wer sitzen will, sollte vor acht kommen. (fer) International, Dampfzentrale Bern. Anmeldung für

Der Künstler John Askew hat in Russland eine befreundete Familie besucht und sie und deren Freunde fotografisch festgehalten. Menschen, Blumen, Essen, Tiere und Landschaften zeigt er in einem kleinen elektronischen Bilderrahmen. Er selber konnte sich mit den Portraitierten kaum verständigen, er war der Aussenseiter. Trotzdem war er eine Zeit lang Teil dieser Gemeinschaft. Askew kreiert damit mit Umweg über die russische Familie auch seine eigene Geschichte. Die beiden Künstlerinnen Françoise Caraco und Sabine Hagmann laden mit «Reality Check» zu einer Gruppenausstellung ein, in der sie die Werke mit dokumentarischen und narrativen Zügen vereinen. Ihnen allen ist das Erzählerische gemeinsam – und zwar nicht als Fiktion, sondern als eigene Möglichkeit, sich auf die Wirklichkeit zu beziehen. (dif)

eigene Auftritte ab der nächsten Ausgabe (9.11.)

«Reality Check», noch bis 30. Oktober,

wieder möglich.

Ausstellungsraum Klingental, Basel.

Pixmix zum 50., 12. Oktober, 20.20 Uhr, Foyer

www.ausstellungsraum.ch

Anzeige:

Storm Störmer: Worst Case Szenarios. Schlechte Kunst. Vorträge mit Fallbeispielen. Folge 11: Esoterik, 18. Oktober, 20.30 Uhr, Theaterhaus Gessnerallee Zürich.

JUBILÄUMSKONFERENZ VON PEACE BRIGADES INTERNATIONAL: WIE KÖNNEN WIR DEN SCHUTZ FÜR MENSCHENRECHTSVERTEIDIGERINNEN VERBESSERN? 19.OKTOBER 2011, GENF Es diskutieren Betroffene sowie UNO-, g g und NGO-Vertretende. RegierungsDie interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen. Eintritt frei. Sprachen: Englisch und Spanisch. Infos und Anmeldung: peacebrigades.ch/conference conference@peacebrigades.ch

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BILD: ZVG

Rosa ist das neue grau: John Cale.

Zwei Stimmen gegen Armut: Pyro und Aernschd Born.

Basel Der Andere von Velvet Underground

Zürich / Basel Gegen Armut

Leicht hat mans nicht als alternder Rockmusiker. Schon gar nicht als John Cale. Einst prägten seine Songs und seine Viola den Sound von Velvet Underground gerade so sehr wie die Beiträge von Lou Reed. Nach seinem Ausstieg produzierte Cale die Stooges und Patti Smith und erkundete auf seinen Soloalben immer wieder neue Stile. Nebenbei entwickelte sich der Waliser zu einem begnadeten Interpreten von Fremdkompositionen, unerreicht bleibt bis heute seine Piano-Version von Leonard Cohens «Halleluja». Trotz dieser Meriten steht der MultiInstrumentalist bis heute im Schatten von Lou Reed, dem mittlerweile nichts anderes mehr einfällt, als ein Album mit der Stadion-Metalband Metallica aufzunehmen. Cale hingegen spielt in überschaubaren Klubs vor einem Publikum, das zu unschön weiten Teilen aus angejahrten Bescheidwissern besteht. Und wenn dann doch mal eine junge Frau auftaucht, wendet die sich zu ihrem Freund, während Cale den VelvetKlassiker «Venus In Furs» fiedelt: «Ist das neu, dass der Geige spielt?» Das hat der Mann nicht verdient, denn seine Kunst wirkt bis heute frisch und lebendig, wie die neue EP «Extra Playful» zeigt. Wenn wir hier etwas bemäkeln möchten, dann nur, dass rosa Haare bei einem demnächst 70-jährigen Mann doch ein bisschen komisch aussehen. (ash)

1992 erklärte die Generalversammlung der UNO den 17. Oktober zum Welttag zur Überwindung der Armut. Seither rücken an diesem Tag Betroffene und Hilfseinrichtungen rund um den Globus die Folgen von materieller und sozialer Verarmung in den Fokus der Öffentlichkeit. Allein der Umstand, dass es ein solches Datum gibt, zeigt, wie weit wir von einer gerechten Gesellschaft entfernt sind. Und die Welt wird keine bessere, wenn Politik und Gesellschaft einmal im Jahr ihre Betroffenheit zum Ausdruck bringen. In Zürich und Basel zumindest besteht die Gefahr einer Alibiübung nicht. Denn mit der Selbsthilfegruppe Planet13 (Basel) und der IG Sozialhilfe, einem Verein zur Verwirklichung der Menschenrechte für Armutsbetroffene (Zürich), gehören Leute von der Basis zu den Veranstaltern. In Zürich ist der Tag der Geschichte der Verding- und Heimkinder gewidmet, einem traurigen Kapitel schweizerischer Sozialpolitik, das bis heute nachwirkt. In Basel geben Armutsbetroffene Einblick in ihre Lebenswelt, zudem sprechen der Soziologe Ueli Mäder und die Nationalrätin Silvia Schenker. Und weil auch ernste Themen ein bisschen Auflockerung vertragen, sorgen der Rapper Pyro sowie Aernschd Born für Musik. (ash)

John Cale live: 20. Oktober, 20.30 Uhr, Grand Casino, Basel.

Basel, 16.30 bis 19 Uhr, Claraplatz.

Welttag zur Überwindung der Armut: Montag, 17. Oktober.

Zürich, ab 17 Uhr, GZ Riesbach, Seefeldstrasse 93. http://overcomingpoverty.org

Anzeige:

— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — SURPRISE 260/11

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Verkäuferporträt «… da beschloss ich, in ein demokratisches Land zu fliehen» BILD: MWF

Für die Pendler im Berner Bahnhof ist Negussie Weldai (52) einfach ein Surprise-Verkäufer. Doch eigentlich ist der Eritreer Fotograf, Personalvermittler und Spezialist für afrikanisches Haar. Am liebsten würde er in der Schweiz wieder mit der Kamera arbeiten. AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN

«Bevor ich im Januar 2010 in die Schweiz einreiste, lebte ich im Sudan und betrieb in Khartoum mein eigenes Fotostudio. Es lief sehr gut, denn ich hatte regelmässig Aufträge für Passfotos von der nahe gelegenen saudi-arabischen Botschaft. Doch mit der Zeit kriegte ich immer mehr Probleme mit Leuten aus der Nachbarschaft, die gerne mein Studio mitsamt den Aufträgen übernommen hätten. Diese Leute wären fähig gewesen, mich, als Eritreer, mit Tricks ins Gefängnis zu bringen. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen, denn ich war früher schon zweimal im Gefängnis gewesen, einmal in Eritrea, einmal im Libanon. 1974, als 16-Jähriger, schloss ich mich der Revolution Army an, welche für ein unabhängiges Eritrea kämpfte. Unser Land war ja ständig unter fremder Herrschaft: unter den Türken, unter italienischer Kolonialmacht, unter britischem Mandat, und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Eritrea durch einen Entscheid der Vereinigten Nationen eine Provinz von Äthiopien. In den vielen Jahren, in denen wir für die Freiheit kämpften, bildeten sich innerhalb der Revolutionsbewegung verschiedene Gruppen. Meine Gruppe beschuldigte mich zu Unrecht, ich gehöre der anderen Oppositionspartei an, und steckte mich Ende der Achtzigerjahre acht Monate ins Gefängnis. Als sie mich freiliessen, ging ich ins Ausland. Ich lebte und arbeitete zuerst vier Jahre im Sudan, zog dann weiter nach Libyen und Syrien. Schliesslich landete ich im Libanon. Dort verdiente ich mein Geld nicht mehr als Fotograf, sondern ich eröffnete nach einigen Gelegenheitsjobs den ersten afrikanischen Beautysalon in Beirut. Wir waren spezialisiert auf afrikanisches Haar, flochten Zöpfe oder streckten auf Wunsch die Haare. Nebenbei zog ich mit einem Partner eine Personalvermittlung auf für Äthiopier, die im Libanon Arbeit suchten. Zu diesem Zweck lebte ich auch ein paar Monate in Addis Abeba. Doch 1997 verbot die äthiopische Regierung diese Vermittlung und ich zog zurück nach Beirut. Dort hatte ich immer noch meinen afrikanischen Salon. Mit der Zeit bekam ich aber mehr und mehr Konkurrenz von anderen Salons, die sich ebenfalls auf afrikanisches Haar spezialisiert hatten. Aus diesem Grund erneuerte ich meine Aufenthaltsbewilligung nicht. Das war ein Fehler, denn die libanesischen Behörden verhafteten mich und führten mich Anfang 2005 nach zwei Monaten Gefängnis zurück nach Eritrea. Dort blieb ich keine drei Wochen, denn höchstwahrscheinlich wäre ich früher oder später wieder verhaftet worden. Wieder führte mein Weg in den benachbarten Sudan und nach Khartoum. Ich begann erneut als Fotograf zu arbeiten und konnte eben dieses Fotostudio nahe der saudischen Botschaft eröffnen. Als dann die Probleme und Schikanen anfingen, beschloss ich, in ein demokratisches Land zu fliehen, wo ich in Frieden, Sicherheit und Freiheit leben kann.

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Nun bin ich seit bald zwei Jahren hier, zuerst im Empfangszentrum von Vallorbe, dann wurde ich ins bernische Enggistein transferiert. Die Verantwortlichen dort gaben mir übrigens den Tipp mit Surprise, weil ich etwas zu tun suchte. Kurz bevor ich mit dem Heftverkauf anfangen konnte, bekam ich mit zwei andern Eritreern eine Wohnung in Signau im Emmental vermittelt. Deshalb fing ich mit dem Verkauf in Langnau an. Das war hart, weil das Magazin dort anscheinend nicht so bekannt ist. Nun bin ich glücklicherweise in Bern am Bahnhof, bei der sogenannten Welle. Für mich ist der Heftverkauf ein Glücksfall, denn so kann ich einen Teil meines Lebensunterhalts selbst verdienen. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht für mich selber sorgen kann. Das ist für mich sehr ungewohnt und auch unangenehm. Eine andere Arbeit kann ich zurzeit nicht suchen, weil ich erst die Aufenthaltsbewilligung N habe. Wenn sich das in nächster Zeit ändert, würde ich am liebsten wieder als Fotograf arbeiten. Ich habe eine Digitalkamera, kenne mich aber noch nicht aus mit der hier üblichen Technik. Aus dem Grund versuche ich jetzt, einen Fotografen oder eine Fotografin zu finden, die mir das eine oder andere zeigen könnte. Das ist im Moment für mich ‹the apple to reach›, das Ziel, das ich erreichen möchte.» ■ SURPRISE 260/11


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich

Jovanka Rogger Zürich

Ausserdem im Programm SurPlus: Marika Jonuzi, Basel Fatima Keranovic, Baselland Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Jela Veraguth, Zürich

selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Kurt Brügger Basel

Marlies Dietiker Olten

Wolfgang Kreibich, Basel Anja Uehlinger, Baden Peter Hässig, Basel Andreas Ammann, Bern Tatjana Georgievska, Basel

Peter Gamma, Basel René Senn, Zürich Josiane Graner, Basel

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

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260/11 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 260/11

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Geschäftsführung Paola Gallo, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden (Nummernverantwortlicher), Florian Blumer, Diana Frei redaktion@strassenmagazin.ch Ständige Mitarbeit texakt.ch (Korrektorat), Yvonne Kunz, Delia Lenoir, Irene Meier, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Priska Wenger, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Indrani Das, Michèle Faller, Andrea Ganz, Michael Gasser, Ruben Hollinger, Lucian Hunziker, Olivier Joliat, Isabel Mosimann, Thomas Oehler, Karin Scheidegger, Sarah Stähli Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 15 000, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer, t.burgdorfer@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Zoë Kamermans, Patrick Würmli, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@strassenmagazin.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@strassenmagazin.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller l.biert@strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

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Von Aarberg bis Zuoz. Surprise gibt es beim Strassenhändler Ihres Vertrauens. Oder im Abo per Post.

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