Surprise Strassenmagazin

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Heiliger Chlaus! Müslüm liest uns die Leviten Messies: wenn Fremde das eigene Hab und Gut entsorgen

Im Internetcafé zu Hause – immer mehr junge Japaner sind obdachlos

Nr. 264 | 2. bis 15. Dezember 2011 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


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Titelbild: Phuong Lam

Wer ist der Samichlaus, respektive, in Basel, der Santiglaus? Eine mit furchteinflössender Erscheinung, Zuckerbrot und Peitsche ausgestattete Erziehungshilfe für Eltern mit eigenwilligen Kindern? Eine Verkaufshilfe für Kaffeemaschinen, schwarz-braune Sprudelgetränke und alles, was man in Einkaufszentren in der Vorweihnachtszeit sonst noch in grosser Anzahl kaufen soll? Die volkstümliche Reinkarnation des St. Nikolaus, dem die katholische Kirche nachsagt, dass er zahlreiche Wunder vollbracht habe wie die Rettung und Erweckung von Kindern oder die Bekämpfung von Göttern Ungläubiger? Wir führen den guten Chlaus zurück zu seinen Wurzeln und haben noch eine etwas andere Interpretation. Und die lautet: Der Samichlaus ist ein türkischer Migrant mit grosser Klappe und noch grösserem Herz, der uns auf humorvolle Art einen Spiegel vorhält. Wir haben diesen machohaft-gutmütigen Chlaus getroffen und ihm auf den Zahn gefühlt.

BILD: ZVG

Editorial Zu Hause?

FLORIAN BLUMER REDAKTOR

Als Mann mit Migrationshintergrund, so wurde im Gespräch klar, fällt es dem Samichlaus nicht einfach, sich in der Schweiz zu Hause zu fühlen. Mein Kollege Reto Aschwanden hat eine Frau getroffen, der es zu Hause auch nicht ganz wohl ist. Wobei das bei ihr ganz andere Gründe hat: Sie entwickelte in ihrer Kindheit eine Sammelleidenschaft, die sich ins Krankhafte auswuchs und dazu führte, dass sie sich irgendwann kaum noch einen Weg durch ihre Wohnung bahnen konnte. Die Behörden griffen ein und ein Aufräumkommando fing an, ihre Habseligkeiten wahllos wegzuwerfen. Lesen Sie die Geschichte einer Frau, die sich in ihrem Zuhause zwar nicht mehr wohlfühlt, sich aber dagegen wehrt, dass Fremde darin eindringen und es komplett zerstören. Unser langjähriger freier Mitarbeiter Oliver Zwahlen hat sein Zuhause schon seit vielen Jahren in China. Von dort aus ist er nach Japan gereist, acht Monate nachdem die Insel von der grossen Katastrophe heimgesucht wurde. Er hat Menschen besucht, die schon vor Erdbeben, Tsunami und Atom-GAU kein Zuhause hatten – zumindest keines mit Dach und Wänden – und deren Lage sich seither noch verschlimmert hat. Und er hat obdachlose «Internetcafé-Flüchtlinge» gefunden – was es damit auf sich hat, lesen Sie in Zwahlens Bericht. Ich wünsche eine anregende, bewegende und auch erheiternde Lektüre, Florian Blumer

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 264/11

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10 Samichlaus Müslüm chommt BILD: PHUONG LAM

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Inhalt Editorial Zu Hause Basteln für eine bessere Welt Bart und Schnauz Aufgelesen Fluch des Goldes Zugerichtet Posträuber Surprise Strassenchor Auf der Strasse! Starverkäufer Peter Conrath Porträt Hebamme mit Hingabe Gesellschaft Scheidungsschule Wörter von Pörtner Sieben Milliarden Menschen Musik Reggae aus Zürich Kulturtipps Papst haut ab Ausgehtipps Mord und Totschlag Verkäuferporträt Zusatzfamilie Surprise Programm SurPlus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

Er ist der wohl beliebteste Ausländer mit Integrationsproblemen in der Schweiz: Kinder umringen ihn auf der Strasse und belagern sein Haus, sein «Samichlaus»-Song ist das meistgesehene Mundartvideo überhaupt. Müslüm ist Kult, und sein Wort zählt. Auch dieses Jahr ist er wieder als Samichlaus unterwegs. Wir wollten von ihm wissen: Wer bekommt dieses Jahr Nüssli, wer die Rute? Was hält er vom Atomausstieg? Und warum um alles in der Welt heisst sein gfürchiger Kumpan ausgerechnet Schmutzli?

14 Messies Ordnung ohne Zwang Für Messies ist es der Horror: Werden Vermieter oder Behörden auf das Chaos in ihrem Daheim aufmerksam, drohen Freiheitsentzug und Zwangsräumung. Betroffene werden traumatisiert, manche reagieren mit Gewalt gegen sich oder andere. Das muss nicht sein. Professionelle Aufräumhilfen vermitteln zwischen den Parteien und unterstützen Messies beim selbständigen Ordnung Schaffen. Die Geschichte einer Messiefrau, die dank geschicktem Eingreifen vor dem Selbstmord bewahrt werden konnte.

BILD: ISTOCKPHOTO

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BILD: REUTERS/SUSUMU TOSHIYUKI

17 Japan Nachhaltig erschüttert

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Japan kämpft noch immer mit den Folgen von Erdbeben, Tsunami und Super-GAU im vergangenen März. Besonders hart trifft es die Obdachlosen. Die Verkäufe des Strassenmagazins «The Big Issue Japan» sind rückläufig, obwohl immer mehr Menschen auf Unterstützung angewiesen sind. Obdachlose übernachten in Internetcafés, doch statt zu helfen, schönt die Regierung die Betroffenenzahlen mit statistischen Tricks. Einblicke in ein Land, dessen Sozialsystem weder auf Absturz noch auf Wiedereingliederung ausgerichtet ist.

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ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS | WOMM

1. Man nehme einen Knäuel dicke Wolle (z. B. Sportwolle für Stricknadeln Nr. 4), je nach Vorliebe in braun, grau oder weiss.

2. Schlagen sie circa 40 Maschen an (Distanz vom einen Ohr zum anderen).

3. Stricken Sie im Grundmuster (eins rechts, eins links) circa fünf Runden (Distanz von den Nasenlöchern zur Oberlippe; eine Runde = hin und zurück).

4. Ketten Sie für die Mundöffnung in der Mitte circa zehn Maschen ab, stricken die Nadel fertig und schlagen bei der Rückrunde die zehn Maschen wieder an. Stricken Sie mit der Anfangsmaschenzahl weiter.

5. Beginnen Sie auf Kinnhöhe mit seitlichem Abnehmen. Ketten Sie am Nadelanfang fünf Maschen ab, stricken die Nadel fertig und ketten zu Beginn der Rückrunde wieder fünf Maschen ab. Dieses Abnehmen mit vier und dann mit drei Maschen wiederholen. Ketten Sie die letzten 16 Maschen ab.

6. Zu einem strammen Bart gehört auch ein fescher Schnauz! Also: Häkeln Sie eine Luftmaschenschnur, formen sie zu einem Schnauz nach Wahl und nähen diesen oberhalb der Mundöffnung an.

7. Häkeln Sie zwei weitere Luftmaschenschnüre und nähen sie seitlich als Ohrhenkel an.

8. Sie werden sehen: Mit einem Bart ist der Winter nur noch halb so hart.

Basteln für eine bessere Welt Die Idee kommt aus Kanada und eignet sich sowohl für Milchbubis auf dem Snowboard wie für Möchtegern-Samichläuse (und natürlich für Frauen, die das Feeling auch mal haben möchten): ein gestrickter Bart gibt warm und verpasst einem den perfekt chlausigen Look. Unser heutiger Tipp bedingt bereits etwas Vorwissen im Stricken und Häkeln – die ideale Gelegenheit, sich in dieser Kunst weiterzubilden (Nachhilfe gibts auf einschlägigen Websites wie www.brigitte.de/wohnen/selbermachen/stricken-lernen-520379/) oder sich von der Grossmutter mal etwas anderes als Socken zu Weihnachten zu wünschen. SURPRISE 264/11

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Kupfermuckn jubiliert Linz. Die «Kupfermuckn» feiert dieses Jahr ihr 15-jähriges Bestehen, ein Jahr, bevor auch wir dieses Alter erreichen. Im Gegensatz zu Surprise wird die österreichische Strassenzeitung von Obdachlosen selbst verfasst. Sie erzählen in der Jubiläumsaussgabe, warum sie dabei sind. Markus (29) schreibt: «Hier kann ich so sein, wie ich bin, ohne Spott und Demütigung zu erfahren.» Georg (58) sagt gar: «Die ‹Kupfermuckn› ist für mich ein ‹Antidepressivum›. Seit ich dabei bin, sind meine Depressionen verflogen.» Wir gratulieren unseren österreichischen Kollegen!

Der Fluch des Goldes Berlin. Der «Strassenfeger» befasst sich in der aktuellen Ausgabe mit der Gier. Es wird erklärt, dass dieses aktuell vor allem Bankern nachgesagte Übel oft Menschen befällt, die in ihrer Kindheit zu wenig Liebe erhalten haben. Es wird vor dem Irrglauben gewarnt, dass die Wirtschaft ewig wachsen könne. Und zu unguter Letzt wird die griechische Sage von Midas erzählt, der sich wünschte, dass alles, was er berührt, zu Gold wird. Er begriff, dass er sich einen Fluch aufgeladen hatte, als er einen Braten essen und ein Glas Wein trinken wollte.

Hakenkreuz-Blumen Graz. «Graffiti sind wie ein Buch an der Wand, nur steht halt jede Seite woanders», sagt Thomas Northoff, wichtigster Graffitiforscher Österreichs. Er misst den Wandsprayereien grosse Bedeutung zu: «Was an der Wand steht, kommt bald in die Köpfe.» In den 70er-Jahren hätten noch linke Botschaften dominiert, in den 80ern hätten sich dann die Hakenkreuze gemehrt. Dennoch bezeichnet Northoff das Wegmachen solcher Graffiti als «völligen Blödsinn». Denn es verhindere, dass jemand kreativ darauf antworte – und etwa aus dem Hakenkreuz eine Blume werde.

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Zugerichtet Die Bügeleisen-Sache Der Postraub ist so was sie ein eigenes «Genre». Die Post hievt ständig grössere Summen von A nach B – während die Sicherheitsvorkehrungen nicht immer auf dem letzten Stand sind. Das schafft Gelegenheiten, die immer wieder gerne wahr genommen werden: Ronnie Biggs und seine Bande überfielen 1963 den königlichen Postzug und erbeuteten 2,63 Millionen Pfund, die legendären Posträuber von Zürich fuhren 1997 gar mit 53,1 Millionen Franken aus der Fraumünsterpost. Posträuber werden allerdings überdurchschnittlich oft gefasst. Und wenn sie abhauen, tauchen sie irgendwann von selbst wieder auf. Biggs wurde zu 30 Jahren verurteilt, machte sich aber aus dem Staub und spielte 35 Jahre lang Katz-und-Maus mit der Polizei. Schwer erkrankt, kehrte er 2001 freiwillig von Brasilien nach England zurück und kam so sofort in den Genuss medizinischer Versorgung im Gefängnis. Wegen seiner schweren Krankheit wurde Biggs 2009 begnadigt. Anders liegt der Fall von Zoran V., einer der Deppen der Fraumünsterbande. Er legte damals eine so eindeutige Fährte, dass sich die Fahnder gut amüsiert haben dürfen. Auf seiner Flucht gab er pro Stunde im Schnitt umgerechnet 1500 Franken aus (Angabe ohne Gewähr), in Spanien klickten schliesslich die Handschellen. In den Knast wollte er offenbar dennoch nicht – er tauchte unter. Und aus eigenen Stücken wieder auf. Er sass ein paar Jahre, bis er ausgeschafft wurde. Wiederum kehrte Zoran zurück in die Schweiz – und wurde beim Hehlen erwischt, verurteilt und wieder abgeschoben.

2008 zeigt Zoran V. dem Schweizer Fernsehen seine Holzkistenfirma in Serbien. «Einen grossen Raub mache ich nicht mehr, aber vielleicht einen kleinen», grinst er. Kleiner Scherz ... dem Verbrechen habe er entsagt. Bis zum nächsten Mal. 2011 steht er wieder vor dem Bezirksgericht Dietikon, er ist hier Stammgast. Diesmal gehts um diese Bügeleisen-Sache. Unerlaubterweise reiste er 2010 in die Schweiz ein – er vermisste seine Zürcher Freunde. Er besorgte sich umgehend Kokain und zog es sofort mit seinem Schwager in die Nase. Dem Dealer überliess er 1800 Franken für eine grössere Menge Koks. Man würde die Lieferung morgen abholen. Während ihres Rausches wurde ihnen plötzlich etwas unwohl beim Gedanken an die 1800 Franken. Als der Dealer nicht ans Telefon ging, war den Männern klar: «Der Typ will uns verarschen!» Als der Dealer seine Wohnungstür öffnete, wurde er von einer Pfefferspraywolke umhüllt und gefesselt. Zoran V. bedrohte ihn mit einer Brechstange – und eben, einem heissen Bügeleisen. «Ich dachte, ich müsse sterben, und gab den PIN zur Bankkarte preis», sagte das Opfer später. Die Räuber packten alles ein. Ringe, Feuerzeuge, einen kaputten Computer und, sehr bizarr, Einzahlungsscheine. Am Bancomaten hoben sie 300 Franken ab – sie wollten nicht zu viel Bargeld auf sich haben. Man soll ja aus seinen Fehlern lernen … Vor Gericht bettelt Zoran V. um eine allerletzte Chance. Aber es gibt zwei Jahre. Danach gehts zurück nach Serbien, zu Kistenfabrik und Familie. Und wenn er dort aus seinem Kopf keine Holzkiste macht, dann hören wir bestimmt bald mal wieder von ihm. YVONNE KUNZ (YVONNE@REPUBLIK.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 264/11


BILD: ISMAEL LORENZO

Surprise Strassenchor Süsser die Kläuse nie klingen

Der Surprise Strassenchor: Laila, Wolfgang, Eva, Paloma, Claudia, Maria Jesus, Emsuda, Ariane, Sokha und Alok.

Am 6. Dezember kommt der Santiglaus. Ein Festtag für alle Kinder! Auch die Sängerinnen und Sänger des Surprise Strassenchors möchten diesen Tag feiern. Zum ersten Mal in der diesjährigen Weihnachtszeit gehen sie in Basel auf die Strasse, um für die Leute zu singen und sie mit ihrer Begeisterung anzustecken. Die ersten Töne erklingen um 17.00 Uhr auf dem Barfüsserplatz. Anschliessend geht es die Freie Strasse hinunter. Das Strassenkonzert dauert voraussichtlich bis 18.30 Uhr. Dabei werden Lieder aus aller Welt vorgetragen. Der Surprise Strassenchor ist nicht nur zum Zuhören gedacht. Alle, die Freude am Singen haben, sind herzlich eingeladen mitzumachen. Der Chor und die Projektleitung freuen sich über jeden Besuch und wünschen Ihnen einen schönen Santiglaus-Tag! ■

Dein Freund, der Chor Der Surprise Strassenchor möchte einen Freundeskreis bilden. Während des Konzerts am Santiglaus-Tag wird der Chor seinen neuen Flyer verteilen. Er informiert Sie über die Tätigkeiten des Chors und über Ihre Möglichkeiten, die Sängerinnen und Sänger zu unterstützen. Der Chor sucht Freunde – und freut sich schon jetzt auf Ihre Mitgliedschaft! Weitere Informationen: Paloma Selma, 061 564 90 40

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch

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BILD: ZVG

oder: www.strassenmagazin.ch/strassenchor/

Starverkäufer Peter Conrath Carole Lanners aus Schwerzenbach nominiert Peter Conrath als Starverkäufer: «Peter Conrath seht am Zürcher Hauptbahnhof beim Aufgang zum Sihlquai. Er grüsst jeden, auch wenn er nicht verkaufen kann, und wünscht allen einen schönen Tag. Gerührt hat mich, als ich neulich das neue Surprise kaufen wollte und ich nur eine Fünfzigernote hatte, auf die er nicht herausgeben konnte. Er hat mir das Magazin gegeben und gesagt, ich solle es beim nächsten Mal bezahlen. Als ich ihn wieder getroffen habe, hatte er es bereits vergessen. Das nenne ich Vertrauen und einen superguten Service.»

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Porträt Mit Nestwärme unterwegs Ihre Freiheit ist ihr wichtig, und trotzdem wird sie auch an Weihnachten tun, was sie immer tut: für Hausgeburten zur Verfügung stehen. Barbara Schwärzler, frei praktizierende Hebamme, kann auch auf Pikett entspannen. VON DIANA FREI (TEXT) UND ROLAND SOLDI (BILD)

Wenn sie auf ihrem Velo – ihrem «Firmenfahrzeug», wie sie selber sagt – angeradelt kommt und ihr ledernes Hebammenköfferchen ablädt, dann kommt Barbara Schwärzler genauso daher, wie man sich eine Hebamme vorstellt: Bodenständig, zupackend und lebhaft zugleich. «Es ist wichtig, wie wir geboren werden», steht auf ihrem Hebammenkoffer. Seit neun Jahren ist Schwärzler frei praktizierende Hebamme, begleitet Frauen durch die Schwangerschaft, bei Hausgeburten, im Wochenbett und bei Schwangerschafts- und Rückbildungskursen – wobei die Hausgeburten das «bestimmende Element» in ihrem Leben sind. «Das spezielle an unserem Beruf ist, dass die Hebammen die einzigen Fachleute sind, die sich sowohl um die Mutter als auch ums Kind kümmern», sagt Schwärzler. Vielleicht liegt es daran, dass Frauen auf diversen Blogs ereifert darüber diskutieren, was Hebammen vertreten: natürliche Geburten, keine eingeleiteten Wehen, Stillen. «Es ist tatsächlich so, dass wir die Frauen ermuntern, beim natürlichen Prozess zu bleiben», sagt Schwärzler, und sie hat dazu eine klare Haltung: «Eine zurückhaltende, respektvolle Geburtshilfe bringt sehr gute Ergebnisse für Mutter und Kind. Das zeigen schon alte Aufzeichnungen von preussischen Hebammen. Frauen auch heutzutage zur natürlichen Geburt zu ermutigen, ist eine wichtige Aufgabe.» Hebammen praktizieren Geburtshilfe, keine Geburtsmedizin. Und dabei trifft ihre Berufserfahrung auf empfindliche Stimmungen, auf Unsicherheiten und auf Frauen, die ohnehin schon von überall her wohlmeinende Tipps bekommen. Die Mutterschaft ist ein hoch anspruchsvolles Berufsfeld, findet die Hebamme – weil es nicht nur medizinisches Wissen braucht. Nichts ist so delikat wie der Umgang mit dem eigenen Kind – und dem eigenen Körper. Trotzdem bleibt Schwärzler immer ehrlich: «Wenn ich nicht direkt bin, habe ich das Gefühl, ich verkaufe meine Seele. Ich finde, das ist eine Qualität in einer Zeit, in der die Leute einfach allen nach dem Mund reden. Wer sagt heute noch, was Sache ist?» Gleichzeitig hat sie viel Humor und lacht oft. Sie kann einen verheilenden Dammschnitt kontrollieren und dann trocken finden: «Es sieht alles gut aus. Morgen muss ich den nicht schon wieder sehen. Es heilt auch nicht schneller, je öfter ich mir das anschaue.» Eigene Kinder haben sich für Barbara Schwärzler einfach nicht ergeben. Manche Frauen fragen danach. «Ich bin nicht sicher, ob eine Frau die Gynäkologin fragen würde: ‹Haben Sie Kinder?›», sagt sie, «da hat Professionalität einen ganz anderen Touch.» Die Erlebnisse rund um die Mutterschaft sind im Grunde zutiefst menschliche Erfahrungen, findet sie. Es geht darum, etwas hinzunehmen und auch ein Stück Kontrolle abzugeben, weil etwas ins Leben tritt, das zwangsläufig eine Zeit lang sehr bestimmend ist. Auch wenn das für viele eine ungewohnte und häufig anstrengende Erfahrung ist in einer sonst so selbstbestimmten Welt.

Nächstes Jahr wird Barbara Schwärzler 50. Schwangerschaft, Geburt und Stillen findet sie nach wie vor spannend – nur schon allein als körperlich-seelische Erfahrung, aber sie trauert nichts nach. Kinder mag sie sehr. Und die Beziehung ist ihr wichtig; ihr, die sich als junge Frau gesagt hat: «Die Jahre zwischen 20 und 30 gehören mir. Die will ich mit niemandem teilen.» Als 16-Jährige sollte sie in einem Workshop für Jugendgruppenleiterinnen «ihre Zukunft» zeichnen. Sie hat etwas Symbolisches gezeichnet, eine Kuppel, die für Verbindlichkeit stand, aber sie war gläsern, durchsichtig. Ihre Kolleginnen haben ein Häuschen gezeichnet, einen Zaun, Männchen, Weibchen, zwei oder drei Kinder. «Da wurde mir erstmals bewusst, dass ich offenbar andere Vorstellungen vom Leben habe als das Gros.» Rund zehn Jahre arbeitete sie als Pflegefachfrau, bevor sie auf eine zweijährige Reise ging: in die Karibik, dann mit der Transsibirischen nach China, wo sie fast sieben Monate blieb, dann nach Nepal, Indien und zum Schluss nach Australien. Als sie zurückkam, merkte sie, dass sie sich als Mitbringsel von ihrer Reise eine geradezu selbstverständliche Unpünktlichkeit bewahrt hat. Aber die Hebamme hat eine Gegenleistung dafür zu bieten: Wenn sie dann da ist, ist sie ganz da. Wenn etwas zwei Stunden dauert statt einer Dreiviertelstunde, guckt sie nicht auf die Uhr. «Von mir wird viel Hingabe erwartet, ich muss disponibel sein, zur Verfügung stehen. Und ich bin bereit, das zu geben», sagt sie, auch wenn ihr manchmal schmerzlich bewusst wird, dass Hingabe und Unabhängigkeit an sich Widersprüche sind. Trotzdem wird sie über Weihnachten auf Hausgeburtenpikett sein, Musik hören, «in Erwartung der Dinge, die da kommen» etwas Gutes kochen und die Welt wunderbar finden. In ihrer Hebammenpraxis im Zürcher Kreis 4 stehen zwei gerahmte schwarzweisse Babyfotos von ihr, die aussehen, als ob sie aus dem

«Es ist wichtig, wie wir geboren werden», steht auf ihrem Hebammenkoffer.

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Brockenhaus stammten, genauso wie einige andere Dinge hier: der Puppenwagen mit ihren eigenen alten Puppen drin, die Holzanrichte mit den Glasscheiben oder sogar das weibliche Becken, das zwecks Demonstrationszwecken für die Kurse im Gestell steht. Im Privaten ist ihr dasselbe wichtig wie in der Praxis: «Ich habe lieber weniger, dafür gute Qualität. Das gilt für Materialien, das gilt aber auch für Beziehungen. Ich muss nicht 100 Leute um mich herum haben. Aber die, die ich habe, sind mir ganz viel wert.» Sieht man Barbara Schwärzler auf ihrem Velo vorbeifahren, so ist sie entweder unterwegs zu den Frauen, auf dem Weg in den Hamam oder in ein Erholungswochenende im historischen Hotel. «Ich arbeite draussen», sagt sie oft, wenn sie über sich als selbständige Hebamme spricht, und es klingt befreit. Es klingt nach Unabhängigkeit genauso wie nach Hingabe, nach Freiheit wie nach Nestwärme. Es klingt nach einer Kuppel der Verbindlichkeit, die durchlässig bleibt. ■

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Der Samichlaus Migrant mit gutem Herseli Wir haben Müslüm, den Samichlaus getroffen – direkter Nachfahre des heiligen Nikolaus von Myra aus Anatolien. Er hat uns erzählt, mit welchen Problemen er als Türke in der Schweiz zu kämpfen hat, wie er von Coca Cola übers Ohr gehauen wurde und wo er Schmutzli fand (in Nigeria). Seine Botschaft: Wir sollen aufeinander zugehen und mehr Liebe machen.

VON FLORIAN BLUMER UND RETO ASCHWANDEN (INTERVIEW) UND PHUONG LAM (BILDER)

Lieber Samichlaus, Du hast uns ein Verslein mitgebracht? Wer den Menschen nicht Ehrt Der isch die Geschenkli nicht Wert Schön! Wir haben gehört, dass Du einen Migrationshintergrund hast, also aus der Südtürkei stammst. Stimmt das? Richtig, aber chaine Panich, ich bin ich nicht aus wirtschaftlichen Gründen hier. Vielmehr im Zaichen der Liebe. Darum habe ich auch den holprigen Weg mit dem Schlitten von der Südtürchai in die Schwaiz auf mich genommen. Und glaubt mir es war aine turbulente Reise, denn wenn man den türchischen Pass hat und mit sovielen Geschenkli am Schweizer Zoll angehalten wird, chan es schnell mal unangenehm werde. Sag mal, als türkischer Samichlaus – bist Du nun Muslim oder Christ? Um Menschen zu lieben muss man nicht Chatholich oder Moslem sain, man muss zuerscht Mensch sain. Aber wenn wir schon beim Widerschpruch sind, chann ich Öich gerne vom grössten Widerspruch des Chlausentums ersählen. Bitte! Damals als die Marchetingabteilung von Chocha Chola uns zufällig am Südtürchischen Strand endechte. Hätte unser Chefchlaus bei den Vertragsverhandlungen aufgepasst und das chlaingedruckte auch gelese, dann müssten wir heute nicht die Haare blaichen und sinnlos mit dem Laschtwagen die Umwelt verschmutzen.

Wir haben auch den Eindruck, Du müsstest seither viel mehr in Einkaufszentren stehen und die Leute zum Kaufen animieren? Bei mainen hailigen Nüssli, ich würde nie in ain Einchaufssentrum gehen. Der Samichlaus liebt die Nätür. Dann bist das gar nicht Du, den man im Dezember in allen Einkaufszentren stehen und von Plakatwänden neben Kaffeemaschinen grinsen sieht? Ain Samichlaus der im Einchaufsentrum steht, hat selber die grösste Rute verdient. Diese vom chapitalismus bestiegenen Chläuse das! Die ainsige Werbung die ich je gemacht habe isch für dieses Magasin Sürprise (Müslüm spielte diesen September an den Surprise Strassensport Schweizer Meisterschaften im All-Star-Team mit, die Red.) und das weil ihr sosial said und den bedürftigen Menschen mit viel Herseli helft. Chompliment! Danke, Samichlaus. Zurück zu Deiner Herkunft: Du hast als Samichlaus ja einen Sonderstatus als Migrant … Was für ain Sonderstatus? Letschtes Jahr wurden wir in der 30ger Zone geblitzt. Wir chönnen von Glück reden dass wir nicht ‹ausgeschlittelt› wurden! Wegen diesem Vorfall hat uns die Fremdenpolisai dieses Jahr nur ainen befrischteten Aufenthalt gegebe. Aber vom Volk wirst Du doch gefürchtet und verehrt. Wie fühlt sich das an?

«Ain Samichlaus der im Einchaufsentrum steht, hat selber die grösste Rute verdient.»

So bist Du also quasi Amerikaner geworden. Hat dies Dein Leben stark verändert? Das ainsige das mich mit dem heutigen ‹americhanischen› Territörium verbindet sind die Indianer. Mit denen habe ich und der Schmusli mal aine Friedenspfaiffe geraucht. Die Indianer haben mir früher viele Briefli geschriebe und sich über die Americhaner beschwert, darum habe ich letschtes Jahr auch das Angebot vom americhanischen Chlausenverband danchend abgelehnt.

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Wer ainmal maine Rute gesehen hat, überlegt sich bei der nächsten Gelegenhait zwaimal ob er jemanden ‹henselet› oder in den Würgegriff nimmt. Ansonschten fühlt es sich wunderschön an. Bei ainigen Jugendliche verstehe ich zwar manchmal die Verseli nicht genau, aber das isch ja bei der Rap-Musich genau gleich und trosdem hören wir sie gerne. Wir haben gelesen, Du sollst ein wahrlich braver Mann sein: Du seist schon als Säugling so fromm gewesen, dass Du an Fastentagen die Mutterbrust bloss einmal genommen hast. Ist das wirklich wahr? Die Hauptnahrung eines richtigen Chlausenchindes besteht aus pürrierten Mandarinli überdeckt mit fein geriebenen anatolischen Nüssli. Die SURPRISE 264/11


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Muttermilch war für mich nur aine art Ergänsungsnahrung. Maine Vater sagte immer ‹Aine Porsion Muttermilch pro Tag. und das Chlausenchind isch parat!›

«Es gilt, als ‹CHollektiv› einen besseren Umgang mitainander zu finden.»

Wie bist Du eigentlich zu Deinem Job als Samichlaus gekommen? Oder ist es gar eine Berufung? Auch wenn ainige Inschtitusionen Chlausenchurse anbieten und Diplome auschtellen, jeder Mensch hat den Samichlaus bereits in sich. Dazu braucht ihr chaine Diplom das viel Geld chostet. Das Geld regiert viellaicht die Welt, aber das Herz von ainem richtigen Samichlaus wird vorallem von der Liebe regiert. Was gefällt Dir an Deinem Job? Die Arbaitsbedingungen sind genau auf mich zugeschnitten. 364 Tage Frai und dann 1 Tag arbeiten. Da fällt es mir dann auch nicht schwer den Chindern am Chlausentag ain lachen zu schenken. Der ainsige Nachteil mit dem ich und der Schmusli wriklich zu chempfen haben ist, das wir wirklich viel Zeit bei der Suche nach dem Kamin verlieren. Die maischten Bestellungen chommen ja heute von Kindern die in ainem Plattenbau wohnen. Apropos Schmutzli, das haben wir uns schon immer gefragt: Wo hast Du ihn kennen gelernt? Ich habe mainen Schmusli letschtes Jahr beim «Welt Chlausen Forum» in Nigeria chennen gelernt. Für mich war sofort chlar, wenn ich so ainen Schmusli neben mir habe, dann überlegen sich die Menschen zwaimal ob sie was Unrechtes tun. Wieso heisst er eigentlich Schmutzli? Bechantlich sind Nigerianer gut im ‹Schmüselen›, da war für mich sofort chlar das er ‹Schmusli› heissen muss. Aha! Aber Ihr habt eine platonische Beziehung, das sehen wir schon richtig? Diskression wir bei uns Samichlöisen gross geschriebe! In Ordnung, wir fragen nicht weiter nach. Lieber Samichlaus, sags uns: Was hat Dir an der Schweiz dieses Jahr gar nicht gepasst, wer war denn am unartigsten? Wenn der Hansueli-Normalverbraucher sain Schlitten falsch parchiert, dann wird er mit ainer Busse bestraft, wenn der chriminelle sain Geld in Schwaizer Banken parkiert, dann wird er mit ainem saftigen Zins belohnt. Darum bechommen dieses Jahr vorallem die kriminellen Finansinschtitusione in diesem Land aufs Füdeli.

maximiere. Wir müssen wieder in natürliche Energien inveschtiere, wie sum Beischpiel in de Liebe. Wenn wir uns mehr mit der Paarung beschäftigen würden, statt vor dem Fernseher zuzuschauen wie sich andere Paaren, dann würden wir Strom sparen und glaichsaitig dafür sorgen, dass der Bevölcherungswachstum gesichert ist. So chönnten wir zwei Probleme auf ainmal lösen. Occupy-Bewegung? Der Chonsum isch im Chapitalismus wie de Muttermilch, wen man sie bechommt dann gibt man Ruhe. Diese Ochupai-Bewegung hat sich jetzt fescht vorgenommen chaine Muttermilch mehr zu Chonsumiere. Dafür bechommen sie von mir sicher viele Manderinli und Nüssli. So chönnen diese Achtivischten wenigschtens ihren Nahrungshaushalt entsprechend chompensieren. Arabischer Frühling? Wenn Menschen ain Leben lang nur Herbscht hatten, dann erscheint der Frühling besonders schön. Aber bei all den Frühlingsgefühlen darf man nicht vergessen, dass gerade während der Paarungssait immer die gröschte Vorsicht geboten isch, sonscht heisst es dann Alimente besahle. Da muss man sich gut überlege mit wem man ins Bettli hüpfen will. Masseneinwanderung? Wenn die erschten Menschen damals von Africha nicht Massenhaft in eure Chlimasonen eingewandert wären, dann wärt ihr heute nicht das was ihr seid. Darum würde ich Vorschlagen, dass ihr gerade jetzt wo das «Fescht der Liebe» vor dem Türli steht, den africhanischen Birüdern und Schiwester was chlaines spendet. Glaubt mir, das Problem liegt nicht in der Masseneinwanderung, sondern in der Gier der unersättlichen. Oder glaubt ihr, jemand würde von Masseneinwanderung sprechen, wenn zehntausende von wirtschaftschriminellen in die Schweiz immigrieren würden? Dann hättet ihr euch aber schon lange über die «chriminelle Wirtschafts-Masseneinwanderung» beschweren müssen.

Die Politiker streiten sich momentan ganz fürchterlich, wer Bundesrat werden soll. Könntest Du da nicht mal vorbeischauen und auf den Tisch klopfen? Das ainzige das ich den Politichern viellaicht auf den Weg geben chönnte isch maine radichale Ideologie; «Wir müssen wieder Inveschtiere, nicht in de Geld sondern in Liebe!».

Danke, Samichlaus, wir hoffen, wir werden uns bessern. Hast Du zum Schluss noch einen letzten Tipp, wie wir uns nächstes Jahr mehr Mandarinen und Nüssli verdienen können? Die Menschen müssen vorallem aus ihrer Passivität erwachen, und den natürlichen Chontacht unterainander wieder achtivieren. Es gilt nicht, sich damit zu begnügen was man sich alles angelesen hat. Chaine Literatur dieser Welt chann dem Gefühl einer Begegnung nachkommen. Vielmehr gilt es sich von feschtgefahrenen Denchmuschtern zu lösen um so dazu beizutragen, als ‹CHollektiv› einen besseren Umgang mitainander zu finden. Denn von der Natur haben sich die maischten Menschen bereits entfremdet, wenn sie sich nun noch unterainander entfremden und physiognomische Unterschiede werten, dann muss ich nächschtes Jahr mit richtigem Geschütz auffahre. ■

Denkst Du, es ist ein Vorteil, dass wir mehr Frauen als Männer in der Regierung haben, soll das so bleiben? Alles was die Welt verändern chann soll blaiben.

In Liebe Deine Birüder Der Samichlaus

Lieber Samichlaus, ein paar Dinge haben uns besonders beschäftigt letztes Jahr. Kannst Du uns jeweils etwas dazu sagen? Ich chann euch den Weg saige, aber Schlitteln müsst ihr ihn selber.

Danke, Bruder Samichlaus! P.S.: Wir haben ihn auf orthografische Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen, aber der Samichlaus ist stolz auf seine Herkunft und wollte nicht, dass wir den Kor-

Gut, machen wir. Also: Atomausstieg? Meine Devise; Stromverbrauch minimiere – Bevölkerungswachstum

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rektor an seine Antworten heranlassen. Wir unterwerfen uns natürlich der Autorität seiner Heiligkeit. SURPRISE 264/11


HINTERGRUNDBILD: CHRISTOPH HURNI

Verzweifelte Suche nach einem Kamin: Müslüm unterwegs in Ostermundigen bei Bern.

«Samichlaus» – meistgesehener Mundart-Clip aller Zeiten Der heute 31-jährige Semih Yavsaner, Berner mit türkischen Wurzeln, kreierte die Figur des etwas tölpel- und machohaften, dafür umso liebenswürdigeren türkischen Einwanderers Müslüm vor vier Jahren für Telefonscherze auf dem Alternativsender Radio Rabe in Bern. Im Sommer 2010, gerade Vater geworden und auf Jobsuche, machte Yavsaner auf Anfrage ein Video gegen die SVP-Initiative zur Abschaffung des autonomen Kulturzentrums Reitschule. Er tritt dort als Müslüm auf, der den SVP-Exponenten Erich Hess fragt, warum er denn «so viel Stress» mache, ob er «chaine Liebe becho» habe. Semih/Müslüm startete durch: Der Song wurde ein Youtube-Hit, bis heute rund 900 000 Mal angeklickt. Im Dezember schlüpfte Müslüm dann in die Rolle des Samichlaus und toppte damit den Erfolg von «Erich, warum bisch du nid ehrlich» noch einmal. Im Musikvideo sucht er unter Migranten nach schwarzen Schäfli, die er ausschaffen will. Er findet diese aber nicht und landet stattdessen in einer fröhlich feiernden Runde, der er sich schnell anschliesst.

Das gibt jedoch Ärger mit dem griesgrämigen Nachbarn Herrn Mörgerli, der ausser Argwohn gegenüber den gut gelaunten migrantischen Nachbarn keine anderen Sörgeli hat. «Samichlaus» erreichte Platz 18 der Schweizer Single-Charts und ist bis heute der meistgesehene Schweizer Mundartclip überhaupt. Auch diesen 6. Dezember ist Müslüm als gutmütiger Samichlaus in Bern unterwegs. Im Sommer und Herbst dieses Jahres spielte Yavsaner als Müslüm im Meret-Matter-Stück «Stadtrandfahrt» im Schlachthaus Theater Bern die Hauptrolle, für nächstes Jahr ist die Herausgabe einer CD geplant. Der heilige Nikolaus wurde übrigens tatsächlich im vierten Jahrhundert nach Christus in der Region Lykien im Gebiet der heutigen Südtürkei geboren, wo er später als Bischof wirkte. Dort vollbrachte er seine zahlreichen Wunder, die ihn zu einem der populärsten katholischen Heiligen machten. (fer) Videos auf www.youtube.com: Stichwörter «Müslüm Erich» und «Müslüm Samichlaus»

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BILD: KEYSTONE/CARO RUPERT OBERHAEUSER

Kein Durchkommen: K端che einer Messie-Wohnung in Deutschland.

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Messies «Sie räumten einfach alles weg» Für einen Messie gibt es nichts Schlimmeres als eine Zwangsräumung. Doch genau das ist oft die erste Massnahme von Vermietern und Sozialbehörden, die mit einem krankhaften Sammler konfrontiert werden. Wie es anders geht, zeigt die Geschichte von Annemarie Grunder. VON RETO ASCHWANDEN

Dies ist die Geschichte einer Frau, der ihre Habseligkeiten buchstäblich über den Kopf gewachsen sind. Bis eines Tages die Behörden einschreiten und ihre Wohnung zwangsräumen wollen. Und es geht in dieser Geschichte darum, wie sich Ordnung ins Chaos eines Messies bringen lässt, ohne seine Existenz zu zerstören. 1977 mietet Annemarie Grunder* eine kleine Wohnung in einer Berner Gemeinde. Bis zu ihrer Pensionierung vor einem Jahr geht sie morgens zur Arbeit und kommt abends wieder heim. In der Nachbarschaft fällt sie nicht auf. Hinter ihrer Wohnungstür schafft sie Schicht um Schicht ein eigenes Reich. Bücher, Fotoalben und Andenken. Wie das angefangen hat, kann Frau Grunder nicht genau sagen, aber es hänge wohl mit einer Prägung aus der Kindheit zusammen: «Meine Eltern hatten im Krieg geheiratet und kannten den Mangel. Wir wurden zur Sparsamkeit erzogen. Der Vater brachte von den Baustellen, auf denen er arbeitete, immer Sachen heim, die man noch brauchen konnte.» In der Schule fand Annemarie nie recht Anschluss, blieb auch als Teenager eine Aussenseiterin. Andere Mädchen hatten einen Freund, sie begann, Zündholzbriefchen zu sammeln. «Das habe ich dann als Hobby betrieben. Später kamen Rahmdeckelchen dazu. Irgendwann begann ich mit Fotografien und für die Bilder braucht man auch wieder Alben. Ich habe mein Leben lang immer irgendetwas gesammelt.» Die Fenster im Keller Frau Grunder ist alleinstehend. Deshalb merkt lange niemand, wie die Stapel in ihrer Wohnung Jahr um Jahr wachsen. Bis der Hausbesitzer neue Fenster einbauen will. «Man kam schlicht nicht an die Wände. In der ganzen Wohnung gab es nur noch kleine Gänge, ansonsten war alles überstellt», erinnert sich Hansmartin Merz, der Geschäftsführer der Hausverwaltung. Zunächst ist er einfach erstaunt, dass jemand so leben kann. Und froh, dass die anderen Mieter nie reklamieren. «Wir hatten insofern Glück, dass es nie Geruchsemissionen oder so etwas gab. Erschrocken sind wir beim Anblick der Wohnung trotzdem. Und wir haben uns gefragt: Was machen wir jetzt?» Annemarie Grunder versucht ein Wochenende lang, so weit Ordnung zu schaffen, dass die Handwerker zu den Fenstern kommen. Als sie am Montag zur Arbeit geht, hinterlegt sie den Schlüssel. «Beim Heimkommen fand ich einen Zettel: So können wir nicht arbeiten.» Susanne Wenger arbeitet in Merz’ Firma als Immobilienverwalterin und wird mit der Zeit Frau Grunders Ansprechpartnerin. Sie ist es, die nach der gescheiterten Fenstererneuerung den Sozialdienst von Grunders Wohngemeinde informiert: «Wir wollten sichergehen, dass die Gemeinde Bescheid weiss – damit wir beim weiteren Vorgehen Unterstützung bekommen, denn alltäglich war diese Situation für uns nicht.» Etwas später meldet sich auch die Polizei bei der Gemeinde – bei einer Verkehrskontrolle war den Beamten aufgefallen, dass sich in Frau Grunders Auto Kartons stapelten.

Die Gemeindebehörden reagieren massiv. Sie inspizieren die Wohnung und wollen sie anschliessend räumen lassen. Als sich Frau Grunder wehrt, droht der Sozialdienst der Gemeinde mit einem fürsorgerischen Freiheitsentzug, um eine Zwangsräumung durchzuführen. Frau Grunder lenkt ein, um nicht in die Psychi zu müssen. Man verspricht ihr, bei der Räumung behutsam vorzugehen. «Doch als sie dann loslegten, warfen sie einfach alles der Reihe nach weg. Auch Kleider und Winterstiefel, einfach schön der Reihe nach, was gerade am Nächsten lag. Ich fand die Art und Weise total zynisch: Das brauchen Sie im Moment ja nicht – und weg. Die Behörden wollen einfach alles wegräumen, was nicht ganz normal ist. Es ist dasselbe wie mit den Verdingkindern damals.» Die Situation eskaliert, die Räumung wird unterbrochen. Frau Grunder droht mit Selbstmord und wendet sich an die Selbsthilfegruppe lessmess. Über diese gelangt sie an eine Ergotherapeutin, die beim Sozialdienst der Gemeinde interveniert und Alexander Frommherz einschaltet, der mit der Firma Praxas Aufräumhilfe anbietet. Es wird ein runder Tisch einberufen, an dem Frau Grunder, die Hausverwaltung, der kommunale Sozialdienst und ein Vertreter von Praxas eine Lösung suchen. Die Gemeinde betrachtet den überfüllten Balkon und die Wohnungsböden als einsturzgefährdet, da laut der Muldenfirma elf Tonnen Material in der Zweizimmer-Wohnung lagern. Doch Hansmartin Merz gibt Entwarnung: «Ich bin Bauingenieur und habe das nachgerechnet: Da kann nichts passieren, auch wenn wir den Balkon im Auge behalten müssen.» Der Hausverwalter betrachtet die Sache pragmatisch: «Was hätten wir davon, auf Konfrontationskurs zu gehen? Eine Zwangsräumung mit unschönen Szenen, alle regen sich auf und es gibt ein Riesenpuff. Das steht in keinem Verhältnis zu diesen Fenstern.» Also kommen die vorläufig in den Keller. Die Gemeinde ist einverstanden, dass Frau Grunder die Möglichkeit erhält, gemeinsam mit Praxas selber Ordnung zu schaffen. Der Traum vom Bauwagen Es ist ein langer Prozess. Der Frust über den Verlust der Dinge beim Räumungsversuch der Gemeinde sitzt tief bei Annemarie Grunder: «Das blockiert mich irgendwie, deshalb komme ich bis heute nicht richtig vorwärts.» Trotzdem hat sie es geschafft, einen Teil ihrer Bücher in eine Garage und einen alten Stall auszulagern. «Ich bin ein Bücherwurm und es fällt mir schwer, meine Bibliothek nicht bei mir zu haben.» Frau Grunder kann nicht einfach Dinge wegwerfen. Oft ist es schon ein Schritt, die Sa-

Andere Mädchen hatten einen Freund, Annemarie Grunder begann, Zündholzbriefchen zu sammeln.

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chen neu zu ordnen. Die Rolle von Praxas sieht Frau Grunder so: «Man räumt zusammen Sachen weg, putzt und schaut, was ich entbehren könnte. Und manchmal reden wir auch einfach darüber, wie wir vorgehen wollen und wie es sich anfühlt, Dinge zu entsorgen.» Praxas ist nicht der verlängerte Arm von Vermietern oder Sozialämtern, die eine Wohnung geräumt haben wollen.

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BILDD: KEYSTONE/CARO RUPERT OBERHAEUSER

Kein Erbarmen: Behördliche Entsorgung der Habseligkeiten eines Messies.

Aussenstehende haben Mühe zu verstehen, weshalb es fürs Aufräuxander Frommherz erlebt selten so viel Verständnis von Hausbesitzern men professionelle Hilfe braucht. Das könnten doch Freunde und Verund Verwaltungen. Oft ist das Verhältnis zwischen den Parteien bereits wandte ebenso gut – und günstiger. Doch Alexander Frommherz sagt: zerrüttet, wenn er auf den Plan tritt. «Ist bereits eine Kündigung ange«Angehörige als Aufräumhilfe, das funktioniert fast nie.» Wer nicht selber betroffen ist, kann Wenn Frau Grunder das Chaos daheim nicht mehr aushält, kaum nachvollziehen, wie schwer es einem flieht sie über Nacht zu Freunden. Messie fällt, sich von seinen Sachen zu trennen, was bei allem guten Willen fast zwangsläufig zu Konflikten führt. Am Willen fehlt es Frau Grunder nicht. Und droht oder ausgesprochen, ist es schwierig, die Situation noch zu retten. sie gehört auch nicht zu jenen Messies, denen es in ihrem Tohuwabohu Je früher wir beigezogen werden, desto eher können wir helfen.» Ist pudelwohl ist. «So richtig wohl fühle ich mich nicht, wenn ich heimaber Druck von aussen da, helfen sie dem Betroffenen auch notfallmäskomme. Ich möchte ja Ordnung schaffen, aber manchmal bleibts beim sig beim Aufräumen. Wollen. Meine Therapeutin spricht von einer Erledigungsblockade. Ich Verwalter Merz aber übt sich in Geduld. Schmunzelnd sinniert er, will und probiere auch, aber wenn es nicht geht, dann war es halt wiedass ein Messie je nachdem ein recht angenehmer Mieter sein könne, der nichts.» Es kam schon vor, dass Frau Grunder das Chaos daheim weil er nämlich nie anruft und nach einem Handwerker verlangt, der etnicht mehr ausgehalten hat und über Nacht zu Freunden geflohen ist. was in der Wohnung reparieren soll. Mit anderen Mietern hat er mehr Manchmal träumt Frau Grunder von einem Bauwagen oder einem alProbleme: «Wenn jemand regelmässig nach zehn Uhr abends laute Muten Eisenbahnwaggon. Der böte Platz für ihre ganzen Bücher und vielsik hört, verursacht er viel mehr Ärger als ein Messie, der sich in seine leicht könnte sie ja auch gleich dort wohnen. Vorerst aber versucht sie Welt zurückzieht und sich still verhält.» Frau Grunder macht keinen Ärweiter, ihre Wohnung in Ordnung zu bringen. Denn schliesslich sind da ger. Sie will nur ihre Ruhe und in ihrem eigenen Tempo Ordnung schafimmer noch die Fenster, die irgendwann eingebaut werden sollen. Frau fen. Und Praxas ist ihr dabei eine Hilfe und gleichzeitig ein Druck, den Grunders Ziel ist der nächste Frühling. Eine Garantie, dass sie das sie im Hintergrund spürt. Manchmal überlegt sie sich, was es denn schafft, will sie nicht abgeben, es ist einfach das, was sie sich wünscht. bräuchte, damit sie all ihre Habseligkeiten loslassen könnte. Annemarie Dabei muss sie auch mit Rückschlägen umgehen können: «Im Moment Grunder sagt: «Ich könnte es leichter akzeptieren, wenn meine ganzen sieht es wieder mal grässlich aus. Ich bin auf der Suche nach etwas BeSachen bei einem Erdbeben oder einem Brand zerstört würden. Das stimmtem und dabei fällt halt einiges durcheinander.» wäre dann höhere Gewalt. Aber die Brutalität einer Zwangsräumung, Verwalter Hansmartin Merz erinnert Frau Grunder dann und wann wenn Wildfremde finden, das brauchst du nicht, das muss weg, die eran die Fenster, die noch auf den Einbau warten. Und er versucht, seine trage ich nicht.» ■ Mieterin mit der Aussicht auf einen neuen Boden zu motivieren. Ale* Name geändert

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BILD: REUTERS/TORU HANAI

Japan Das Beben auf der Strasse Als im M채rz die Erde zitterte, ahnte keiner, wie sich die Naturkatastrophe auf das Leben der Langzeit-Obdachlosen in den japanischen Grossst채dten auswirken w체rde. Nun zeigt sich: Die wirtschaftlichen Folgen stellen die schwachen Sozialsysteme des Landes auf eine harte Probe.

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BILD: REUTERS/SUSUMU TOSHIYUKI

Schlafen unter Brücken und in Internetcafés: Obdachlose in Japan.

VON OLIVER ZWAHLEN

«Es ist schwerer geworden, seit dem Erdbeben», sagt Yuji Yamamoto. Der 56-jährige Langzeit-Obdachlose mit der modischen Brille und der markanten Zahnlücke hat seine selbst gemalten Zeichnungen und Skizzen auf dem Boden ausgebreitet. Ihr Markenzeichen sind die bitteren Worte, welche die Rückseite in Form von Kaligrafien zieren: «Tod auf Raten» oder «Schmerz ist ein Lehrmeister» heisst es dort. Seit Jahren versucht Yamamoto, solche Arbeiten vor dem Westausgang des Bahnhofs Shinjuku zu verkaufen. Noch im vergangenen Winter hat ihm eines seiner Bilder mit etwas Glück hier, vor der geschäftigsten Bahnstation in der Innenstadt von Tokio, umgerechnet 50 Franken eingebracht. «Aber nun sparen die Leute», klagt Yamamoto. «Sie haben kein Geld mehr für Menschen wie mich.» Sein letztes Bild hat er für nur gerade 500 Yen an einen Touristen verhökert. Das sind knapp sechs Franken.

Mitbegründerin von «The Big Issue Japan». «Aber wir vermuten, dass bei den Spendenaktivitäten eine gewisse Akzentverschiebung zugunsten der Erdbebenopfer stattgefunden hat.» Der hohe Yen-Kurs, die Auswirkungen des Strommangels und eine allgemein geringe Konsumfreude hätten das ihrige beigetragen, um die bereits zuvor angeschlagene Wirtschaft im Reich der aufgehenden Sonne weiter ins Stottern zu bringen. «In Krisenzeiten sind die Leute eben sparsamer», meint Sano. Für sozial schwache Gruppen wie die Obdachlosen, die zu einem beträchtlichen Teil von der Hilfe nichtstaatlicher Organisationen abhängen, verheisst das wenig Gutes. Doch es könnte noch schlimmer kommen, warnt Toshio Mizuuchi, Professor für Geografie an der Städtischen Universität Osaka. «Niemand weiss, was mit all den Menschen passiert, die ihr ganzes Hab und Gut verloren haben oder wegen der Verstrahlung nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können», sagt der Wissenschaftler und Berater des Ministeriums für Soziales. Für die nächsten zwei Jahre seien sie zwar dank Spezialprogrammen der Regierung versorgt. Doch wer sich bis dann kein neues Leben aufgebaut hat, läuft Gefahr, durch die grob gestrickten Maschen der staatlichen Hilfe zu fallen und auf der Strasse zu landen. Die Folge: Immer mehr Menschen müssen sich weniger Ressourcen teilen.

Sparsam in der Krise Was Yamamoto erzählt, erleben derzeit in Japan viele Menschen am unteren Ende der sozialen Leiter. Geld für Soziales fehlt. Auch beim Strassenmagazin ohne «The Big Issue Japan» spürt man einen strengeren Wind wehen. Nachdem die Auflage der vor acht Jahren gegründeten Strassenzeitung stänDas japanische Sozialsystem beruht auf Lebensstellen. dig gestiegen war, erlebte das Projekt in dieDoch viele Branchen stellen nur noch Tagelöhner ein. sem Sommer zum ersten Mal einen markanten Rückgang der Verkaufszahlen. Innert kürzeDamit wiederholt sich ein Stück weit, was vor 17 Jahren nach dem ster Zeit veräusserten die 150 vorwiegend in Osaka und Tokio tätigen verheerenden Erdbeben in Kobe passiert ist. Auch damals hatten die FolVerkäufer zehn Prozent weniger Hefte. Die Auflage des zweiwöchentgen der Erdstösse die sozialen Probleme verschärft. Nachdem 1990 die lich erscheinenden Magazins sank auf 30 000 Exemplare. «Wir wissen sogenannte Bubble-Economy geplatzt war, brach der japanische Aktiennicht genau, woran das liegt», erklärt Miku Sano, Chefredaktorin und

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und Immobilienmarkt zusammen. Als Reaktion wurden Arbeiterrechte aufgeweicht und immer mehr Branchen begannen, nur noch TagelÜhner einzustellen. Das japanische Sozialsystem, das auch heute noch weitgehend auf dem längst veralteten Konzept einer Anstellung auf Lebzeiten beruht und nur diejenigen zum Bezug von Sozialhilfe berechtigt, die länger als ein halbes Jahr an der gleichen Stelle gearbeitet haben, wurde mit der neuen Situation nicht fertig. Immer mehr Menschen konnten keine Arbeit finden und verloren damit auch die MÜglichkeit eine Unterkunft zu mieten. Den HÜhepunkt erreichte diese Entwicklung im Jahre 2003, als landesweit fast 26 000 Obdachlose registriert wurden. Auch der obdachlose Maler Yamamoto ist ein Opfer jener Zeit. Ich war ein Playboy, erzählt er nicht ohne Stolz und sortiert seine ausgelegten Bilder neu. Seit seiner Ausbildung habe er im Baugewerbe gearbeitet. Er konnte von Stadt zu Stadt reisen und ein abenteuerliches Leben fßhren. Doch nach der Asienkrise musste er sich auf dem Arbeitsmarkt zunehmend gegen jßngere und kräftigere Konkurrenten durchzusetzen. Der Zeitraum zwischen den Arbeitseinsätzen wurde länger und das Geld reichte fßr immer weniger aus. Vor etwa zehn Jahren ßbernachtete Yamamoto das erste Mal draussen. Zuerst nur fßr einige Tage, das nächste Mal ein bisschen länger. Seit fßnf Jahren hat er sich fest unter einer Brßcke eingerichtet, denn dort, so sagt er, gebe es im Gegensatz zu den Stadtparks kaum Probleme mit Zwangsräumungen. Klagen will Yamamoto indes nicht: Ich wollte schon immer Kßnstler werden, sagt er. Jetzt habe ich die Freiheit, das zu tun, was ich wirklich gerne tue.

ten hauptsächlich in InternetcafÊs, so Mizuuchi. Die japanischen Medien haben fßr diese Erscheinung bereits einen Namen gefunden: InternetcafÊ-Flßchtlinge oder auf Japanisch: netto kafe nanmin. So sind dann auch die statistischen Erfolge mit Vorsicht zu geniessen, wonach sich

Der Strassenverkäufer Hideki Hamano ßbernachtet bei Regen und Kälte in einem InternetcafÊ: Das ist ganz gemßtlich.

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* Name geändert

ZZZ JUXQGUHFKWH FK ‡ LQIR#JUXQGUHFKWH FK SRVWIDFK ‡ EHUQ ‡ WHO

Obdachloser Architekt Obwohl das Durchschnittsalter der Obdachlosen bei der jßngsten Erhebung aus dem Jahre 2007 bei 57,5 Jahren lag und 15,6 Prozent von ihnen bereits seit ßber zehn Jahren ein Leben auf der Strasse fßhrten, sind inzwischen zunehmend auch junge Menschen betroffen. Wie viele das sind, weiss keiner genau. Der Geograf Mizuuchi schätzt, dass die staatliche Statistik nur etwa jede zehnte Person erfasst, die tatsächlich ßber keine geregelten Wohnverhältnisse verfßgt. Tendenz steigend. Grund dafßr ist, dass wegen der eng gefassten Definition nur die sogenannten rough homeless in der Statistik auftauchen, also Menschen, die tatsächlich auf der Strasse oder in temporären Zeltsiedlungen in den Parks oder entlang der Flßsse ßbernachten. Doch gerade die jungen Leute bauen keine festen Zeltsiedlungen mehr auf, sondern ßbernach-

die Zahl der Obdachlosen seit dem HĂśhepunkt vor acht Jahren auf rund 13000 Menschen halbiert hat. ÂŤWenn man die Zahlen der Wohnungslosen statt jene der Obdachlosen betrachtete, wĂźrde sich zeigen, dass sich nicht viel verändert hatÂť, ist Professor Mizuuchi Ăźberzeugt. ÂŤViele unserer Verkäufer sind InternetcafĂŠ-RefugeesÂť, erklärt ÂŤBig IssueÂť-Chefredaktorin Sano. ÂŤSie kĂśnnen bei uns genĂźgend Einkommen generieren, um es sich zu leisten, hauptsächlich in den InternetcafĂŠs zu leben.Âť Einer von ihnen ist Hideki Hamano, der nur wenige Hundert Meter von Yamamoto vor einem anderen Ausgang des Bahnhofs von Shinjuku ÂŤBig IssueÂť anbietet. Der 44-Jährige, der mit dem Verkauf der Strassenzeitung ein Monatsgehalt von umgerechnet etwa 300 Franken erwirtschaftet, lebt seit acht Monaten bei gutem Wetter in einem nahegelegenen Park in einer Kartonschachtel; bei Regen und Kälte Ăźbernachtet er in einem InternetcafĂŠ. Dort gibt es einen abtrennbaren Raum mit einem Sofa, auf dem man sich hinlegen kann. ÂŤDas ist ganz gemĂźtlich.Âť Von Wohnqualität hat Hamano tatsächlich eine Ahnung: Er war vor seinem Absturz einmal Architekt im sĂźdjapanischen Kumamoto. Den hohen Druck bei der Arbeit hatte er versucht, mit Alkohol zu bewältigen – bis das irgendwann einmal nicht ging, er seine Stelle und Freunde verlor und sich schliesslich in eine Entzugsklinik begab. Als er die Klinik verliess, stellte er fest, dass er nicht fĂźr Sozialhilfe qualifiziert war – er hatte sich zu spät gemeldet und wichtige Fristen versäumt. Eigentlich wĂźrde Hamano gerne wieder hinter dem Zeichenpult sitzen. ÂŤAber ich habe weder einen festen Wohnsitz noch einen Telefonanschluss. Bewerbungen von solchen Leuten landen gleich im PapierkorbÂť, weiss er. Hamano hofft nun, dass er mithilfe von ÂŤBig IssueÂť irgendwann wieder ins alte Leben zurĂźckfindet: ÂŤLeicht wird das nicht.Âť Wie Tausende andere ringt Hamano um eine wĂźrdige Existenz. Es ist ein Kampf gegen soziale Strukturen, die weder auf Absturz noch auf Wiedereingliederung ausgerichtet sind. â–

... weil es auch DICH betrifft! Zum Beispiel: ‡ hEHUZDFKXQJ YRQ 7HOHIRQ und Internet ‡ HOHNWURQLVFKH 3DWLHQWHQ dossiers im Internet ‡ JHKHLPH )LFKHQ (ohne Einsichtsrecht!) ‡ 6FKQ IIHOHL EHL 6R]LDO ämtern ‡ 5D\RQYHUERWH XQG $XVJUHQ]XQJ

Werde Mitglied! Weil Grundrechte eine starke Lobby brauchen! SURPRISE 264/11

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Partnerschaft Die Scheidungsschule Nicht immer hält das Heiratsglück, was es verspricht. Inzwischen wird in der Schweiz bereits mehr als jede zweite Ehe geschieden. Ein schmerzhafter Prozess, auf den niemand wirklich vorbereitet ist. Dem will in Basel eine «Scheidungsschule» entgegenwirken.

VON MICHAEL GASSER (TEXT) UND PATRIC SANDRI (ILLUSTRATION)

Heiraten ist nicht schwer, Scheiden dagegen sehr. Wer sich zum Standesamt begibt, glaubt selbstredend an eine gemeinsame rosige Zukunft. Auch wenn die Zahlen noch so dagegensprechen: Laut Bundesamt für Statistik wurde 2010 in der Schweiz 43 257 Mal geheiratet und 22081 Mal geschieden. Eine Heiratsschule anzubieten, wäre also nicht das Schlechteste, wie auch Josef Hänggi, Leiter des Zentrums für Agogik (zak), meint. Doch stattdessen bietet das in Basel beheimatete Institut seit 2009 eine Scheidungsschule an. «Wir setzen also erst ein, wenns Probleme gibt.» Und somit eigentlich zu spät. Es glaube eben keiner daran,

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dass ausgerechnet seine Ehe scheitern könnte. «Dementsprechend gering ist auch die Motivation, schon im Vorab etwas zu unternehmen.» In Hollywoodstreifen älteren Datums fuhren Trennungswillige kurz nach Reno, Nevada, und konnten schon binnen Minuten und scheinbar ohne weiteren Aufwand getrennte Wege gehen. Sich in der Schweiz scheiden zu lassen, war hingegen noch nie eine schnelle oder simple Angelegenheit. Woran sich auch mit dem revidierten, seit dem Jahr 2000 geltenden Scheidungsrecht, das immerhin keine Schuldfrage mehr stellt, nichts geändert hat. Dennoch versprechen Websites wie www.onlinescheidung.ch, die Vorbereitung auf eine Scheidung sei «noch nie so einfach und billig» geSURPRISE 264/11


wesen, natürlich dank ihres Angebotes. Gerade mal 760 Franken kostet der Nicht-Spass, exklusive Gerichtskosten. Ein gangbarer Weg – aber nur, wenn die Verhältnisse zwischen den beiden Scheidungswilligen komplett geklärt und bereinigt sind. Was eher die Ausnahme sein dürfte. Wenn zwei voneinandergehen, fliegen bekanntlich öfters die Fetzen. Vor allem, wenn sich die Diskussionen um gemeinsame Kinder oder eine zu teilende Pensionskasse drehen. Laut ihrer Website eignet sich Hänggis ziemlich anders gelagerte Scheidungsschule – die Idee dafür stammt aus den Niederlanden – in erster Linie für Menschen, die «erwägen, sich zu trennen oder scheiden zu lassen». An vier Themenabenden werden Interessierte, respektive Betroffene, mit Hinweisen zu den praktischen, juristischen, sozialen und psychologischen Seiten einer Trennung «gefüttert». Für einen überaus bescheidenen Betrag. Josef Hänggi nennt die Abende «Informationsveranstaltungen». Und will damit ausdrücken, dass dabei weniger in die Tiefe als in die Breite gegangen wird. Kein Anspruch auf Allumfassendes also, dafür Aussicht auf einen möglichst guten Überblick. Geleitet werden die Abende von in der Praxis tätigen Dozenten. Fachleuten, die sich seit Jahren mit ihrer Materie auseinandersetzen. Trotzdem wurde die Scheidungsschule keineswegs im Schnellschussverfahren aus dem Boden gestampft, hält Hänggi fest. Man habe x Konzepte angefertigt, unglaublich viel diskutiert. «Nun verhebt das Programm.» Auch wenn es zahlenmässig noch keine Erfolgsgeschichte sei und bis auf Weiteres durchs zak querfinanziert werden müsse. Die Schwellenangst der Betroffenen ist offensichtlich um einiges höher, als ursprünglich vermutet. An die 40 Menschen – in der Regel ohne ihren Partner – hätten die fünf bis dato durchgeführten Kursblöcke besucht – wesentlich weniger, als erhofft. Fallen lassen wolle man das Programm aber auf keinen Fall. Zu fest ist man von dessen Wichtig- und Richtigkeit überzeugt.

das Verhalten des Partners bei einem selbst ganz bestimmte Verhaltensweisen hervorrufe. Anders gesagt: jede Menge Informationen, die zum Selbstreflektieren anregen mögen. Der Teufel steckt bekanntlich in den Details. Und für diese bleibt nicht immer Zeit, auch wenn Frey das Paar immer wieder dazu auffordert, nachzufragen. Vor allem gegen Ende des Abends werden Fragen formuliert. Und zwar in den Momenten, als die Rede auf die Kinder und deren künftigen Kontakt zum Vater kommt. Im Nu sprühen die Funken, die Worte sprudeln aus den beiden nur so heraus und der zwischen ih-

«Man sollte nicht die Erwartung hegen, dass man durch die Scheidungsschule von allen Problemen ‹geheilt› wird.»

Anregung zur Selbstreflexion Am Kursabend «Scheidung anders anpacken – Psychologische Tipps zur Bewältigung einer Scheidung» befindet sich kurz vor 19 Uhr einzig Dr. Eberhard Frey, Psychotherapeut und Mediator, im nüchtern gehaltenen Schulungsraum. Ob ausser dem angemeldeten Paar noch jemand kommt, kann er nicht vorhersagen – denn eine Voranmeldung für die einzelnen Abende ist nicht zwingend; selbst Kurzentschlossene sind willkommen. In fast letzter Minute erscheint das besagte Paar, eigens aus der fernen Zentralschweiz angereist. Frey lässt die beiden an einem Pult vor sich Platz nehmen, startet den Hellraumprojektor, ordnet seine Folien und beginnt auszuholen. Dass er sich nicht nach den näheren Eheumständen des Paares erkundigt, ist ganz bewusst – die Privatsphäre der beiden soll möglichst geschützt werden. Um so mehr, als das Paar erst vor Ort von der Anwesenheit eines Journalisten erfährt. Einzig die Frage, ob Kinder mit im Spiel sind, möchte er im Vorab beantwortet haben – es sind. «Eine Trennung oder Scheidung geht nicht ohne Konflikte ab, nie», sagt Frey. Er arbeitet sich mit hoher, aber beinahe beruhigender Kadenz durch Themen wie «Trennung als Besinnungspause», «Konflikt lässt sich nicht vermeiden, aber Gewalt» und Fragen wie: «Wo stehen wir gegenwärtig?» oder «Was macht einen Streit so schwierig?» Nicht, weil er die Dinge nur oberflächlich benennen möchte, sondern weil es innerhalb zweier Stunden möglichst vieles abzudecken gilt. Und Frey, wie er später sagt, die aktuelle Situation der Teilnehmenden jeweils von verschiedensten Seiten beleuchten möchte. Von vielen der genannten Brennpunkte hat schon ein jeder vernommen, egal ob man nun verheiratet ist oder nicht. Für die Betroffenen solle es, so Frey, vor allem darum gehen, ihren eigenen Standpunkt zu erkennen. Weshalb man für sich überlegen solle, wie objektiv man seine eigene Situation denn wirklich einschätzen könne. Aber auch, wie stark SURPRISE 264/11

nen liegende Graben wird augenscheinlich. Frey versucht die Gemüter wieder zu beruhigen, dabei versucht er nicht etwa, fixfertige Antworten zu liefern, und schon gar nicht, Partei zu ergreifen. Vielmehr weist Frey darauf hin, dass es hilfreich sein könne, zu hören, was der andere einem mit seinen Vorwürfen sagen will. Dass sich die zwei übers eigene Verhalten ihre Gedanken machen und sich einen Schritt näher kommen. Bevor sich das Paar auf den Heimweg begibt, überreicht Frey ihnen diverse Kopien zuvor gezeigter Folien. Mit ihnen sollen sich die Teilnehmer daheim die wichtigsten der aufgeworfenen Fragen nochmals vor Augen führen können. Die Sache mit den Emotionen Zwei Wochen darauf: ein Telefongespräch mit Eberhard Frey, um nachzuhaken. Aus seiner Sicht bietet der vorgegebene Rahmen der Veranstaltungsreihe «Vorträge mit Diskussionsmöglichkeiten» den Teilnehmern viel Schutz. Sie müssen sich nicht zu ihrer Situation äussern, sondern können so anonym bleiben, wie sie wollen. «Wer will, kann sich aber einbringen – ganz so, wie es für ihn stimmt.» Frey gibt zu bedenken, dass der Abend ohne Anwesenheit des Journalisten «sehr viel persönlicher verlaufen wäre. Ich hätte mehr ihre aktuelle Situation als Paar in den Mittelpunkt gerückt, ganz sicher.» Zu den Hauptlinien seiner Veranstaltung zähle es, klare Informationen zu liefern und den Betroffenen aufzeigen zu können, in welchem Dilemma sie stecken. Häufig wisse einer der beiden Partner gar nichts von den Trennungsabsichten des anderen. «Da gilt es unbedingt, für Transparenz zu sorgen.» Erst dann könne sich ein bestehender Knoten zu lösen beginnen. «Viele glauben, man könne alles mit dem Kopf lösen, die Sachfragen machen aber nur gute 20 Prozent aus.» Der ganze Rest seien Schwierigkeiten, die über die Emotionen gesteuert werden. Aus Freys Sicht eignet sich die Scheidungsschule vor allem für Menschen, die noch unentschlossen seien, ob sie sich scheiden lassen wollen. «Aber auch für Leute, die sich dessen bereits absolut gewiss sind und sich fragen: Was folgt jetzt?» Die simplifizierte Antwort: die nächsten Schritte, natürlich. Und genau auf diese fokussiert die Scheidungsschule. Sie ist ein Ausgangspunkt, eine Wegkreuzung, nicht mehr und nicht weniger. Lösungen werden weder versprochen noch auf dem Silbertablett serviert. Die Knochenarbeit und die nötige Selbsterkenntnis liegen ganz in der Verantwortung der Betroffenen. Sie sind es, die sich das Leben gegenseitig erleichtern oder weiter verkomplizieren können. «Man sollte nicht die Erwartung hegen, dass man durch die Scheidungsschule von allen Problemen ‹geheilt› wird», sagt Institutsleiter Josef Hänggi. «Dass man mit weiterhelfenden Informationen ausgestattet wird, das darf man hingegen erwarten.» Womit auch klar sein dürfte, dass das Heiraten wohl auf ewig einfacher bleiben wird als das Scheiden. ■

www.scheidungsschule.ch

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BILD: GUIDO SÜESS

Wörter von Pörtner Sieben Milliarden et moi et moi et moi Seit ein paar Wochen gibt es offiziell sieben Milliarden Menschen auf der Erde. Weder weiss ich, wie man die Menschen zählt, noch kann ich mir unter sieben Milliarden irgendetwas vorstellen. So wenig wie unter 3,5 Milliarden, so viele waren es, als ich geboren wurde. Es gibt Berechnungen, die besagen, dass die Erde gut zehn Milliarden Menschen vertragen würde, vorausgesetzt, diese würden sich einigermassen vertragen. Es mangelt natürlich auch nicht an Untergangspropheten, aber da diese sich bisher stets irrten, habe ich aufgegeben, mich von ihnen erschrecken zu lassen. Obwohl man im Schnellzug Zürich–Bern einen anderen Eindruck gewinnt, leben die wenigsten dieser Menschen bei uns, und mit uns meine ich den Kontinent Europa. Dem es auch schon besser ging. Am G-20-Gipfel in Cannes

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schaute die Welt zwar auf Merkel und Sarkozy, aber die wichtigen Entscheidungen trafen die Bric-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China, die Geld haben. «Wir haben das Geld unter Blut und Tränen verdient», sagte die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Roussef, «wir wollen nicht, dass es verschleudert wird.» Das wäre vor zwanzig Jahren undenkbar gewesen. Damals wusste jeder Brasilienurlauber am Stammtisch zu berichten, dass es «det une» nie funktionieren werde. Ich weiss nicht, ob es in Indien, China und Brasilien Stammtische gibt, doch wenn es sie gibt, wird man dort der gleichen Meinung sein, nur das «det une» jetzt wir sind. Natürlich ist die Schweiz nicht die EU, aber wenn sich immer weniger Nationen damit abfinden, dass das ausser Landes geschaffte Vermögen ihrer Elite ziemlich genau den Staatsschulden entspricht, könnte unser Erfolgsrezept unter Druck geraten. Selbst dem Sorgenkind Afrika wird eine bessere Zukunft vorhergesagt, befinden sich dort doch riesige Vorräte an Rohstoffen, Ackerland und Arbeitskräften. Die ausländischen Direktinvestitionen übersteigen inzwischen die Entwicklungshilfe und die Geldsendungen der Diaspora. Vielleicht suchen in 100 Jahren Europäer Arbeit auf Afrikas Feldern. Dass die Idee der europäischen Vorherrschaft schon länger bröckelt, lässt sich auch daran ablesen, dass erfolgreiche weisse Männer heute asiatische Frauen haben (oft in zweiter oder dritter

Ehe), die nicht mehr, wie noch vor ein paar Jahren, als anschmiegsame und anspruchslose Gefährtinnen gelten, sondern als Garantinnen, dass der Nachwuchs in den Genuss einer zukunftstauglichen Erziehung kommt. Und die scheint wichtiger denn je. Asiatische Universitäten sind nicht schlechter als unsere. Ganz im Gegenteil. Unser einstiger Vorsprung könnte sich in einen Nachteil verkehren, wenn wir uns erlauben, den Pool der Talente auf Personen mit reichen Eltern zu beschränken. Die zehn besten einer Disziplin sind auch bei sieben Milliarden Menschen nur zu zehnt, allein das Feld, gegen das sie sich durchgesetzt haben, ist viel breiter. Das heisst auch, dass es trotz chinesischen Erziehungsmethoden, deutscher Arbeitsmoral, amerikanischem Unternehmergeist, indischer Gelassenheit und Schweizer Präzision viel mehr Menschen geben wird, die die Besten sein wollen, aber scheitern. Mehr Menschen bedeutet eben auch mehr Verlierer.

STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 264/11


Schweizer Reggae Eiland und mein Land Der erfolgreichste Schweizer Reggae-Sänger Phenomden schwärmt nach langem Jamaika-Aufenthalt von der Ferne. Ans Gemüt geht es jedoch, wenn er von heimischen Gefilden singt.

Mit einem heiseren «Hallo» öffnet Phenomden die Tür zum One Drop Studio. Obwohl erst Mittag, hat er mit der Basler Band The Scrucialists bereits drei Stunden geprobt, sechs waren es am Tag davor. Die Stimme des Zürcher Reggae-Sängers leidet. Dass ihm für das Interview Gitarrist Luc Montini zur Seite steht, hat jedoch andere Gründe. Nach zwei Alben und etlichen Konzerten sind Band und Sänger seit 2005 immer mehr zur Einheit gewachsen. Die Songs von «Eiland» schrieben sie nun erstmals komplett gemeinsam. Montini: «Entgegen der im Reggae üblichen Trennung von Sänger und Riddim-Produzenten haben wir für, nun eher wie eine Rockband funktioniert.» Eigentlich erstaunlich, hat Phenomden das neue Album ‹Eiland› nicht auf Jamaika aufgenommen. Schliesslich hat er der Insel, wo er eineinhalb Jahre gelebt hat, den Albumtitel gewidmet. «Ich hab dort extrem viel gelernt, hab Gesangs- und Gitarrenunterricht genommen und sogar Songs auf Englisch geschrieben. Aber ich wollte wieder ein Mundartalbum machen. Ich will verstanden werden und schon beim Schreiben ein Feedback bekommen. Darum kamen eigentlich nur die Scrucialists für das Album infrage.» Die Band zeigt, dass sie nicht nur als Backing-Band für die Europatouren jamaikanischer Sänger erste Wahl ist. «Eiland» schlägt den Bogen von klassischem Roots-Sound zu modernem Dancehall und mit «Bandite und Gängschter» auch über die gängigen Reggae-Stränge. Die Produktion hat internationales Format und die Songs sind mit Bläsern und Chörli aufwendig arrangiert. Montini: «Dank dem eigenen Studio kannten wir keinen Zeitstress und konnten auch mal eine sechste oder siebte Keyboardspur ausprobieren. Nicht alles ist jedoch aufwendig produziert. Songs wie ‹Nur Muet› haben wir so stehen gelassen wie hingeschissen.» Verstanden wird Phenomden bestimmt nicht nur von den Scrucialists. Seine Texte sind direkt und frei von Metaphern, selbst bei sehr persönlichen Songs wie der «Zögere nöd»-Offerte an die Jugendliebe oder «Fearless», dem Nachruf auf einen verstorbenen Freund. Phenomden: «Eine Homestory fände ich viel entblössender. Wenn ich persönliche Themen einbringe, so werden die Personen zu Protagonisten in einem Song und ich habe die nötige Distanz. Dann versuche ich möglichst unverschlüsselt, klar und verständlich zu sein.» Auf wieviel Gehör züridütsche Reggae in der Schweiz stösst, ist überraschend. Mit über 20 000 verkauften Exemplaren des Vorgängeralbums «Gangdalang» gehört Phenomden trotz Spartenmusik zu den Arrivierten der Schweizer Mundartszene. Da scheint es beinahe ein Affront, wenn er im Titelsong, in «Mystisch das gseh» oder «Reis» von der Ferne schwärmt, während er in «Oh was für en Tag» das politische System und SURPRISE 264/11

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VON OLIVIER JOLIAT

Von Jamaika nach Basel: Phenomden (vorn) mit den Scrucialists.

in «Meh Liebi» die zwischenmenschliche Kälte der heimischen nördlichen Hemisphäre anprangert. Phenomden: « ‹Eiland› ist für mich eine Liebeserklärung an einen Ort, wo ich eine wunderbare Zeit hatte. So, wie ‹Wiedike› (vom Debütalbum ‹Fang Ah›) eine Ode an den Ort ist, wo ich aufgewachsen bin. Klar könnte ich über all das Üble in Jamaika singen. Aber als Gast zeige ich lieber Respekt. Ausserdem hört mir dort ja keiner zu, während ich hier mit Kritik hoffentlich etwas bewirken kann.» Montini ergänzt: «Mir ist auch lieber, wenn vor der eigenen Haustüre gekehrt wird. Spielen wir als Backing-Band für irgendwelche Sänger, kümmern mich die Texte weniger. Aber mit Phenomden sind wir eine Band, da müssen auch wir Musiker dahinter stehen können.» Die Frage, warum bei all der Einheit vorn auf dem Album bloss Phenomden steht, die Scrucialists dagegen nur auf dem Backcover erwähnt sind, und das noch falsch geschrieben, löst allgemeines Gelächter aus. Montini: «Das haben wir gemeinsam entschieden, um es einfach zu halten. Kaum ein Radiomoderator kann unseren Namen aussprechen. The Scrucialists ist schlicht zu kompliziert. Der Cover-Fehler beweist es einmal mehr …» Damit es die einzige Panne bleibt, wird kräftig weitergeprobt. 20 Shows in renommierten Schweizer Clubs stehen auf dem Programm. ■

Phenomden «Eiland» (One Ton/Nation Music) Live: Fr., 9. Dezember, Plattentaufe, Rote Fabrik; Zürich, Fr., 16. Dezember, Schüür, Luzern; Sa., 17. Dezember, Bolgenschanze, Davos. Weitere Tourdaten: www.phenomden.ch

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Kulturtipps

Sie legt die Zahnpastatube flach hin. Immer! Grundlos!

«Ich schaffe es nicht!» – Michel Piccoli als überforderter Papst.

Buch Selbsterkenntnis zum Schmunzeln

Kino Ein Papst brennt durch

Krisen, Kämpfe, Katastrophen … Kolumnist Axel Hacke hat tief in der Beziehungskiste gewühlt und dabei allerlei – für Aussenstehende – Vergnügliches ans Licht befördert.

Regisseur Nanni Moretti lässt in seinem neusten Werk «Habemus Papam» seine Hauptfigur zweifeln. Nicht an Gott, aber an seiner Berufung zum Papst.

VON CHRISTOPHER ZIMMER

VON MICHAEL GASSER

Rührt man an das dankbare und unerschöpfliche Thema Beziehungen, löst dies nicht selten eine Welle von Klischees aus. Klischees, die als Puffer dienen, um vor Tiefgang zu schützen. Klischees aber auch, in denen Körnchen der Wahrheit wie Sand am Meer stecken. Geht man hier wie bei Träumen mit Analyse ran, verwandelt sich das Oberflächliche ins Tief-, wenn nicht gar Abgründige. Wem aber der Sinn nicht nach Seelenklempner steht, dem sei ein lustvollerer Hebel ans Paarungsherz gelegt: Humor. Axel Hacke, Schriftsteller und Kolumnist, Autor von Bestsellern wie «Der kleine Erziehungsberater», «Der weisse Neger Wumbaba» oder «Der kleine König Dezember», ist in Sachen Humor ein ausgewiesener Spezialist. Einer, der mit Klischees zu spielen versteht und in seinen Kolumnen zur Selbsterkenntnis mit Schmunzelfaktor einlädt. Knapp vierzig dieser Kolumnen hat er nun zu einem Beziehungsberater versammelt. Von kleinen und grossen Kämpfen und Krisen liest man darin, von blanken Nerven und Do-it-yourself-Katastrophen, von Gewittern, die sich an Banalitäten entzünden, und nervtötenden Angewohnheiten, die einen ungewollt belebenden Beitrag zur Dramatisierung des Alltags leisten. Sei es die Zahnpastatube aus Plastik, die er (immer!) auf den Kopf stellt, damit die Paste der Schwerkraft folgen kann, wogegen sie die Tube (immer!) (grundlos!) flach hinlegt. Oder die Schlüssel, die er (jedes Mal!) am selben Ort aufbewahrt, während sie diese (jedes Mal!) mit steigender Panik in den Tiefen einer ihrer vielen Taschen sucht. Gründe, die gegen den Fortbestand einer Beziehung sprechen, finden sich zuhauf, sodass jedes trotzdem dauerhafte Zusammenleben an ein Wunder zu grenzen scheint. Doch eben nur «scheint», denn in denselben Gründen findet sich sonderbarerweise auch gerade der Kitt, der das Disparate zusammenhält. Weil das, was uns am anderen stört, uns am meisten fehlen würde, wenn es plötzlich nicht mehr da wäre. Weil eben das den anderen zu etwas Besonderem macht, so einmalig wie das Leben, das man miteinander teilt. Wer sich darin wiedererkennt, muss sich nicht wundern: Denn wir alle sind Bewohner des Planeten Beziehungskiste.

Der Papst ist tot, lang lebe der Papst. Doch erst muss ja ein neuer her. Regisseur Nanni Moretti beginnt seinen neuen Film «Habemus Papam» mit viel Gravität. Das Kameraauge brennt sich regelrecht auf den Gesichtern der Kardinäle auf ihrem Rückzug in die Konklave ein: ein Reigen faltiger alter Männer, müde und gebannt zugleich, ob der ihnen bevorstehenden Aufgabe. Ihre Wahl fällt auf keinen der Favoriten, sondern auf Kardinal Melville (Michel Piccoli). Der scheint bloss verdutzt, nimmt aber das Amt wie in Trance an. Als der neue Papst jedoch auf den Balkon der Peterskirche und vor die Gläubigen treten soll, macht er einen Rückzieher, schreit: «Ich schaffe es nicht!» Während die im Dunklen belassene Öffentlichkeit nach seinem Namen giert, bestellt der Vatikan einen Psychologen, «den besten». Doch selbst dieser (Nanni Moretti) schafft es nicht, dem zunehmend desorientiert wirkenden Melville zu helfen. Der Pontifex nutzt die erste sich bietende Gelegenheit und nimmt Reissaus. Fährt mit dem Tram durch Rom, führt Selbstgespräche und landet in einem Hotel voller Theatermimen. Was Melville dazu bringt, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, mit seinem früheren und längst verdrängten Wunsch, selbst Schauspieler zu werden. Der aus Geheimhaltungsgründen im Vatikan festgesetzte und entsprechend gelangweilte Psychologe mischt sich derweil unter die Kardinäle, spielt mit ihnen Karten, schilt sie für die Einnahme horrend starker Beruhigungstropfen und beginnt, ein Volleyballturnier für sie zu organisieren. Womit «Habemus Papam» einen unerwarteten Dreh ins Groteske erhält. Was dem Film ein unnötiges Klamaukkleid überwirft und von Piccolis Spiel ablenkt. Denn auf dem Antlitz des 85-Jährigen lassen sich Verwirrung ebenso wunderbar lesen wie Unsicherheiten und Reue. Nach und nach findet Melville wieder zu sich selbst und er kehrt – wenngleich nicht ganz freiwillig – in den Vatikan zurück, bis auf Weiteres. Einmal mehr war es Nanni Morettis oberstes Anliegen, Komödie und Drama miteinander zu vermählen. Mit respektablem Ergebnis. Hätte der Italiener nur aufs Drama und Piccoli gesetzt, wäre das Resultat wohl gar grossartig ausgefallen.

Axel Hacke: Das Beste aus meinem Liebesleben.

Nanni Moretti: Habemus Papam, 105 Min., mit Michel Piccoli, Nanni Moretti u. a.

Verlag Antje Kunstmann 2011. 17.90 CHF.

Der Film läuft ab dem 8. Dezember in den Deutschschweizer Kinos.

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Wortmaterial als Spielzeug: Anton Bruhins «Palindrom», 2010.

Ausstellung Wort-be-deutungen Vieldeutigkeiten, Wortspielereien und Konkrete Poesie: Eine Ausstellung im Forum Schlossplatz in Aarau thematisiert das Wort als mächtige Einheit und schöpferisches Prinzip. VON MONIKA BETTSCHEN

Es ist schon erstaunlich, welch ungeheure Informationsflut ein einziges Wort zu transportieren vermag. Vor allem, wenn man es aus jeglichem Kontext herauslöst und für sich selbst stehen lässt, wie dies zurzeit im Aarauer Forum Schlossplatz geschieht. Der Einheit Wort wird hier eine schier unendliche Vielzahl an Assoziationen entlockt. «Face» steht da etwa auf eine kleine Leinwand geschrieben. Um die Buchstaben herum weisse Leere. Eine herausfordernde, fast schon provozierende Leere, die schonungslos mit der eigenen Ungeduld und Erwartungshaltung konfrontiert. Aber auch eine Leere, die zum Verweilen und Nachdenken einlädt. Das Wort «Face» hat im Englischen, Französischen und Italienischen eine ganze Reihe von Bedeutungen. Welche Bedeutung man selbst in dieses Werk von Stephan Gritsch hineinlesen möchte, bleibt offen. Überhaupt besticht die ganze Ausstellung durch Wörter, die manchmal unschuldig, manchmal fast schon monumental sich selbst genügen. Für die Toninstallation «Calme étendue», die auf einer Performance basiert, hat es sich der niederländische Komponist Antoine Beuger zur Mammutaufgabe gemacht, alle einsilbigen Wörter aus Spinozas «Ethik» in der Reihenfolge ihres Auftretens abzuschreiben und danach auf Band zu sprechen. Beeindruckende 40 000 Wörter sind so zusammengekommen. Beuger liest sie mit ruhiger Stimme in einem langsamen Tempo; alle acht Sekunden ein Wort. «Speziell an dieser Arbeit ist, dass beim Hören ein intuitiver Zugang zum Werk Spinozas möglich wird, selbst wenn man das Buch zuvor noch nie gelesen hat», sagt Manuela Casagrande, Co-Kuratorin der aktuellen Ausstellung. «Alle hier gezeigten Werke lassen ganz bewusst viele Leerstellen, die der Besucher mit eigenen Gedanken füllen kann; der spielerische Umgang mit dem Wort gegen die Regeln ist ein schöpferisches Prinzip.» Ob Beispiele der Konkreten Poesie oder Sprachpannen und Spielereien aus der Alltagswelt: Die Ausstellung präsentiert das Wort raffiniert als mächtige Einheit, die Emotionen wecken, zum Lachen bringen, aber auch aufhetzen oder schockieren kann; je nach dem, in welchem Zusammenhang es gebraucht oder verstanden wird.

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ratatat – freies Kreativteam

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Kaiser Software GmbH, Bern

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bölsterli hitz gmbh, 8005 Zürich

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www.rechenschwaeche.ch

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Philip Maloney, Privatdetektiv

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Scherrer & Partner GmbH, Basel

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Balcart AG, Carton Ideen Lösungen, Therwil

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KIBAG Bauleistungen

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responsAbility, Zürich

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Odd Fellows, St. Gallen

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Coop

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Arbeitssicherheit Zehnder GmbH, Ottenbach

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Velo-Oase Bestgen, Baar

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Schweiz. Tropen- und Public Health-Institut, BS

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Augusta-Raurica-Loge Druidenorden Basel

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Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

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Stellenwerk AG, Zürich

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www.bauernschlau.ch, Hof, Web, Kultur

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Axpo Holding AG, Zürich

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AnyWeb AG, Zürich

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Niederer, Kraft & Frey, Zürich

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Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

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Knackeboul Entertainment, Bern

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

Wort – Kabinettstücke einer sprachlichen Einheit, Forum Schlossplatz, Aarau, 4. November 2011 bis 30. Januar 2012. www.forumschlossplatz.ch 264/11 SURPRISE 264/11

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Ausgehtipps

Wer das wohl war? Ratlosigkeit im Orient-Express.

Boxen wie kleine Strolche: geräuschvoller als im Film.

Bern Mord und Totschlag

Basel Filmgeschichte live Zuschauer imitieren Autohupen, die der Schauspieler auf Band aufnimmt und wiederum zu Filmeinspielern abspielt. Dazu kommen Slapstick- und Tanzeinlagen, und die Regieanweisungen liest ein Mädchen aus dem Publikum gleich selbst: So erfinderisch kann MitmachFilm-Musik-Theater für Kinder ab sechs Jahren sein. Grundlage für das sinnenfreudige Bühnenspektakel des Tastentheaters Schweiz ist die Stummfilmserie «Die Kleinen Strolche – The Little Rascals» aus der 20ern. (dif)

Mo, 5. Dezember, 20.30 Uhr, Kaserne, Basel;

Die Kinos rüsten auf, landauf landab: Digital müssen die Filme heute abgespielt werden, dreidimensional müssen dem Zuschauer blaue Urwaldmenschen, Tintin und Schlümpfe entgegenfliegen, -fahren und -rennen. Den umgekehrten Weg geht seit nunmehr elf Jahren das Lichtspiel in Bern: Bei seinen Vorstellungen knistert das Bild und rattert im Hintergrund der Projektor. Der Verein sammelt altes Filmmaterial, das er vor Zerfall und Vergessen rettet, indem er es repariert, aufarbeitet und in einem eigens dafür eingerichteten Kühlraum lagert – über 14000 Filmrollen sind es bis heute. Ein paar davon sind ab Dezember unter dem Motto «Mord und Totschlag» zu sehen. Von Dr. Cagliari über den Orient-Express bis zu Volver von Almodóvar – Hauptsache, es wird gemordet. Denn, so stellt Lichtspiel in der Ankündigung der Reihe fest: Auf der Leinwand fanden vermutlich mehr Morde als Geburten statt. Deshalb, weils so schön klingt noch einmal im O-Ton von Lichtspiel: «Im Mittelpunkt der Filme stehen unfreiwillige Täter, tödliche Rachegefühle und unliebsame Leichen, welche es möglichst diskret zu entsorgen gilt.» Und sollte Ihre Lust am Morbiden damit noch nicht gestillt sein: Es besteht keine Not, in von Hagens’ geschmacklose Körperwelten-Leichenfledderei-Schau zu gehen. Im Historischen Museum lässt sich der Neigung nämlich auf kultivierte und aufschlussreichere Art frönen: in der gleichnamigen Ausstellung, zu deren Begleitung Lichtspiel die Reihe aufgestellt hat. (fer)

Di, 6. Dezember, 19 Uhr, Kaufleuten, Zürich.

Mord und Totschlag: Das Kabinett des Dr. Cagliari,

Deutliche Worte in federnden Popsongs: Nneka.

Auf Tour Herzklopfen Am Anfang war der Refrain: Ratternde Breakbeats und dazu dieser Gesang – als würde eine Frau verschiedene Vokale per Stossatmung ausstossen. Liest sich schräg, ging 2008 aber geschmeidig ins Ohr und seither nie mehr raus. Die Frau heisst Nneka und das Lied «Heartbeat» – ein Hit, den es mittlerweile in unzähligen Remixes gibt. Die Presse greift bei den Vergleichen unisono ganz hoch: Lauryn Hill, Erykah Badu und Neneh Cherry. Es geht aber auch bescheidener: Die Sängerin aus Nigeria, die mit 18 nach Deutschland kam, bewegt sich zwischen Afrobeat, Reggae, Soul und HipHop. Stilfragen sind allerdings sekundär, denn Nneka singt mit dem Herz auf der Zunge. Sie findet deutliche Worte für die Zustände in ihrer alten Heimat wie auch im Westen und verpasst doch auch ihren intensivsten Stücken einen federnden Popappeal, der auch tendenziell mürrische Menschen hüftschlenkernd Richtung Winter wackeln lässt. (ash) Sa, 3. Dezember, 19.30 Uhr, Bierhübeli, Bern;

Die Kleinen Strolche – Kino für die Ohren und Musik für die Augen, Sonntag, 11. Dezember, 16 Uhr, Gare du Nord, Basel.

Anzeigen:

Mo, 5. Dezember, Murder On The Orient Express, Mo, 19. Dezember, weitere Filme bis Februar, Programm siehe www.lichtspiel.ch, Lichtspiel, Bahnstrasse 21, Bern. Ausstellung bis 1. Juli 2012 im Historischen Museum Bern.

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BILD: MARIANNE HALTER

BILD: JUDITH AFFOLTER

Wie einst im Jugi: Crank.

Leben zwischen Weiss getünchten Mauern: «Diamonds #2».

Zürich Noch einmal 16

Luzern Auf der Schaukel

Rockbands sind wie Zombies: Sie kommen immer wieder. Im Fall von Crank ist das gut so. Vor 20 Jahren waren die Zürcher der heisseste Scheiss. Mit blauen Haaren und wilden Grimassen verwandelten die damals 16-Jährigen jeden Klub in ein Tollhaus. Über zehn Jahre entwickelten Crank ihren Stil weiter – von Skate-Punk und Crossover zu psychedelischen und zunehmend melancholischen Stücken, denn Lieder schreiben konnte Adi Weyermann schon vor seiner Solokarriere. 2001 gab das Quartett sein letztes Konzert. Und zwar im El Lokal, wo nun auch die zwei Reunion-Shows über die Bühne gehen. Und weil das eine Reise in die Vergangenheit wird, spielen sie die Songs chronologisch rückwärts: Von den Pophymnen zurück zu den durchgeknallten Kürzestnummern aus den Anfangstagen. Ziel: Am Ende des Konzerts sind alle Anwesenden wieder Teenies. Hinein in den Jungbrunnen! (ash)

«Connections» ist die erste von mehreren Ausstellungen mit Kunstschaffenden aus der Region Luzern, die über längere Zeit im Ausland gearbeitet haben. In Südafrika ist so die Fotoserie «Diamonds» entstanden, die schwarze Dienstboten im Wohnviertel der reichen Weissen porträtiert, oder die Videoarbeit «The Swing (after Fragonard)», die von der Schaukel aus die Betriebsblindheit der Kunst wie die Diskriminierung der Frauen gleichermassen kritisiert. (dif) «Connections», 9. Dezember 2011 bis 8. Januar 2012, Kunsthalle Luzern.

Crank live: Sa, 10. Dezember, 21:21 Uhr, So, 11. Dezember, 20:20 Uhr, El Lokal, Zürich.

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Verkäuferporträt «Wie eine zusätzliche Familie» Wie schon ihr Vater verkauft auch Corinna Nyffenegger (19) Surprise in Bern. Ihr ist der Zusatzverdienst genauso wichtig wie der Kontakt zur Kundschaft und die Zugehörigkeit zur «Surprise-Familie».

«Ich verkaufe schon seit ein paar Jahren Surprise – wenn auch mit einigen Unterbrüchen wegen der Ausbildung. Dazu gekommen bin ich über meinen Vater Tinu Jost, der ein paar Monate vor mir angefangen hat. Anfangs verkaufte ich in der Christoffel-Unterführung im Bahnhof Bern. Als ich dann die Ausbildung zur Pflegeassistentin in Langenthal angefangen habe, schlug mir Fredu vom Vertriebsbüro Bern vor, ich solle es doch dort versuchen. Aber Langenthal ist ein hartes Verkaufspflaster. Ich verkaufe das Magazin ja gerne und mit Überzeugung, schätze auch den Kontakt zu den Leuten sehr, aber am Schluss sollte doch auch finanziell ein bisschen etwas herausschauen. Mittlerweile ist mein Platz wieder in der Christoffel-Unterführung, wo ich mir einen Zustupf zu meinem anderen Job verdiene. Ich arbeite seit Kurzem in einer Telefonmarketingfirma, weil ich aus gesundheitlichen Gründen aus der Pflege aussteigen musste. Ich habe die Ausbildung zwar abgeschlossen, musste aber während der Lehre ein halbes Jahr pausieren, weil ich der psychischen Belastung nicht gewachsen war. Den Rest gegeben hat mir die Arbeit auf einer Demenzabteilung nach der Lehre – was einem da die Patienten alles an den Kopf werfen! Auch wenn ich wusste, dass sie es nicht aus bösem Willen tun, konnte ich es nicht verkraften. Auch der Umgang mit dem Tod ist für mich schwierig. Deshalb war für mich nach drei Jahren in der Pflege klar, dass es kein Zurück mehr gibt. Viele Temporärbüros, die ich danach aufgesucht habe, hätten mich noch so gerne in die Pflege vermittelt. Freie Stellen gäbe es viele, aber es geht einfach nicht mehr. Dafür habe ich über eine der Stellenvermittlungen die Arbeit im Callcenter gefunden. Und mit diesem Verdienst und dem Heftverkauf bezahle ich jetzt die Miete meiner Zweizimmerwohnung und die laufenden Rechnungen. Für irgendeine Aus- oder Weiterbildung, die ja in meinem Fall sinnvoll wäre, kann ich mir zurzeit kein Geld auf die Seite legen. Wenn es so weit ist, fange ich an, für die Kunstgewerbeschule zu sparen, oder vielleicht zuerst für Zeichnungs- und Malkurse an der Volkshochschule. Am allerliebsten würde ich nämlich in einem künstlerischen Bereich arbeiten, wo ich meiner Kreativität freien Lauf lassen könnte. Zu Hause, in meiner freien Zeit, zeichne und male ich sehr oft. Manchmal kreiere ich auch etwas aus farbigen Bügelperlen. Die steckt man so auf eine Platte, legt am Schluss ein Backpapier drauf und verbindet die Kunststoffperlen dann mit der Hitze des Bügeleisens. Das gibt dann so Untersätze oder Bilder zum Aufhängen. Zu meinen weiteren Hobbys gehören das Kochen von allerlei Menüs und meine Tiere. Ich habe eine Schlange und drei Bartagamen, so eine

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BILD: ZVG

AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN

Art Echsen. Dann habe ich noch Ratten – ehrlich gesagt, züchte ich die für die Schlange, die muss sich ja auch von irgendetwas ernähren. Drei Zwergsiebenschläfer, die auch noch bei mir wohnen, gehören meinem Freund Andreas. Er hat übrigens kürzlich auch angefangen, nebenbei Surprise zu verkaufen. Damit wir günstiger wohnen können, ziehen wir vielleicht bald zusammen. Ich verkaufe gerne Surprise, das bietet mir Kontakte zu Kunden und anderen Verkäufern und einen guten Ausgleich zum Callcenter-Job, wo ich nonstop am Telefon hänge. Weiter vorne im Bahnhof stehen zum Beispiel Kumar oder Lisbeth, manchmal kommt Res vorbei oder der ehemalige Verkäufer Roger. Und auch mit den Leuten vom Vertriebsbüro Bern habe ich ein gutes und freundschaftliches Verhältnis. Surprise ist für mich wie eine zusätzliche Familie.» ■ SURPRISE 264/11


Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich

Peter Gamma Basel

Ausserdem im Programm SurPlus: Marika Jonuzi, Basel Fatima Keranovic, Baselland Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Jovanka Rogger, Zürich

selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.

Marlies Dietiker Olten

Andreas Ammann Bern

Jela Veraguth, Zürich Wolfgang Kreibich, Basel Kurt Brügger, Basel Anja Uehlinger, Baden Peter Hässig, Basel

Tatjana Georgievska, Basel René Senn, Zürich Josiane Graner, Basel

Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

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Datum, Unterschrift

1 Monat: 500 Franken

264/11 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 264/11

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden, Florian Blumer (Nummernverantwortlicher), Diana Frei redaktion@strassenmagazin.ch Ständige Mitarbeit texakt.ch (Korrektorat), Yvonne Kunz, Delia Lenoir, Irene Meier, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Priska Wenger, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Monika Bettschen, Michael Gasser, Olivier Joliat, Phuong Lam, Isabel Mosimann, Patric Sandri, Roland Soldi, Oliver Zwahlen Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 23 500, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer, t.burgdorfer@strassenmagazin.ch

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Zoë Kamermans, Patrick Würmli, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@strassenmagazin.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Bruno Schäfer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@strassenmagazin.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@strassenmagazin.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller l.biert@strassenmagazin.ch, www.strassensport.ch Trägerverein Strassenmagazin Surprise Präsident: Peter Aebersold Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

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Schön und gut. Grosses Badetuch 100 x 180 cm aus sehr langlebigem Zwirngarn, 100% handgepflückte Baumwolle. Mit Surprise-Logo eingewebt und von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Vorder- und Rückseite verschiedenfarbig: vorne kühles Aquablau, hinten heisses Rot.

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Strandtuch (100 x 180 cm) CHF 65.–

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Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz

Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot blau schwarz

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Surprise Rucksäcke (32 x 40 cm); CHF 89.– schwarz rot

264/11

*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch SURPRISE 264/11

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Von Aarberg bis Zuoz. Surprise gibt es beim Strassenhändler Ihres Vertrauens. Oder im Abo per Post.

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