Rohstoff Wie Schweizer Konzerne die Welt ausbeuten Ausgewandert – was junge Schweizer im Ausland erleben
Action im Ruhestand – wenn Senioren nochmals Gas geben
Nr. 266 | 6. bis 19. Januar 2012 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.
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Titelbild: REUTERS/Finbarr O’Reilly
Gnadenloser Opportunismus. So laute der gemeinsame Nenner von Rohstoffbranche und politischer Schweiz, behauptet Oliver Classen von der Erklärung von Bern (EvB) im Interview in dieser Ausgabe. Classen ist Co-Autor der ersten umfassenden Analyse des Rohstoffhandels in der Schweiz. Die Resultate sind erschütternd – selbst für Menschen, die schon länger wissen, dass der Wohlstand im Westen zu weiten Teilen auf der Ausbeutung von Entwicklungsländern beruht. Die Dimensionen, in denen Unternehmen wie Glencore, Trafigura und Xstrata operieren, sind gewaltig. 2010 setzte Branchenprimus Glencore 145 Milliarden Dollar um, deutlich mehr als Nestlé oder Novartis. Weitere eindrückliche Zahlen: Glencores Anteil am freien Rohstoffmarkt beträgt bei Aluminium 22 Prozent, bei Kupfer 50 und bei Zink gar 60 Prozent. Dazu kommen neun Prozent beim Getreide. Den Hauptsitz haben Glencore und Co. in steuergünstigen Staaten wie der Schweiz. So sacken sie die Gewinne ein, ohne dass für die Bevölkerung in den rohstoffreichen Ländern etwas übrig bleibt.
BILD: DOMINIK PLÜSS
Editorial Drecksgeschäfte
RETO ASCHWANDEN REDAKTOR
Als Hort dieser Firmen beweist die Schweiz einmal mehr, dass sie gern bei jeder Sauerei mitmischt, solange es nur etwas einbringt. Dabei betrachtet selbst der Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza den Rohstoffhandelsplatz Schweiz als «politische Zeitbombe». Als stünde man als Finanzplatz nicht schon genug unter Druck, droht bereits weiterer Ärger wegen einiger weniger Ausbeuter, die hier ungestört schmutzige Geschäfte machen dürfen. «Daher wäre die Schweiz gut beraten, den Rohstoffhandel proaktiv zu regulieren, statt dann irgendwann wieder die Scherben zusammenwischen zu müssen», sagt Buchautor Oliver Classen. Als Konsumenten können wir laut Classen nur wenig gegen die Zustände im Rohstoffhandel unternehmen. Als Bürger aber können Sie politischen Druck aufsetzen. Derzeit läuft die Unterschriftensammlung für die Petition «Konzerne an die Leine», die verlangt, dass Firmen mit Sitz in der Schweiz die Menschenrechte und die Umwelt weltweit respektieren müssen. Hinter der Petition steht die Kampagne «Recht ohne Grenzen», die unterstützt wird von einer breiten Allianz aus Gruppierungen wie Alliance Sud, Amnesty International, Fastenopfer und Terre des Hommes. Das Engagement gegen die Drecksgeschäfte der Rohstoffbranche kann nicht als Steckpferd einiger linker Idealisten abgetan werden. Dieser Kampf betrifft alle, für die Menschenwürde mehr bedeutet als eine Floskel. Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre – und ein gutes neues Jahr Reto Aschwanden
Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 266/12
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10 Auslandschweizer Über die Grenzen BILD: FOTOLIA
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Inhalt Editorial Schmutzige Deals Basteln für eine bessere Welt Hirnaktivierer Aufgelesen Kein Marzipan für Münchner Beamte Zugerichtet Schillernde Zechprellerin Hausmitteilung Zum neuen Jahr Dankeschön Selbstgestricktes für unsere Verkäufer Porträt Selbstverwirklichung im Haus Meise Le mot noir Krisengerede Schweizer Düsterrock The Beauty of Gemina Kulturtipps Velodiebe auf belgisch Ausgehtipps Lustvolle Zivilisationskunst Verkäuferporträt Voll im Fussballfieber Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP
Massen von Einwanderern haben nur ein Ziel: die Schweiz. So will es die Propaganda von rechts. Ausgeblendet wird dabei, dass fast 700 000 Schweizer im Ausland leben, das sind prozentual mehr als etwa unter den Italienern. Drei Ausgewanderte erzählen, warum sie die Schweiz verlassen haben und wie der Blick von aussen die Wahrnehmung der Heimat verändert. Und ein Experte erklärt, warum es vor allem gut Ausgebildete ins Ausland zieht.
14 Rohstoffhandel Reich dank fremden Ressourcen Die Schweiz war schon immer ein Hort für Geschäftemacher. Nach Apartheid-Gold und Schwarzgeld bildet der globalisierte Rohstoffhandel das neueste Kapitel in der Geschichte von Gier und Gewissenlosigkeit. Oliver Classen ist Co-Autor des Buches «Rohstoff – das gefährlichste Geschäft der Schweiz». Im Interview erklärt er, wie die Schweiz so attraktiv wurde für dunkle Geschäfte – und wieso uns dieses Business gefährlicher werden könnte als die Konten der Steuerhinterzieher auf hiesigen Banken.
BILD: REUTERS/FINBARR O’REILLY
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BILD: ROLAND SOLDI
18 Alter Tanzstunden im Ruhestand
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Rentner verbringen geruhsam ihren Lebensabend und schwelgen in Erinnerungen. Dieses Klischee könnte falscher nicht sein. Viele Senioren entdecken nach der Pensionierung Hobbys, für die sie davor kein Interesse oder keine Zeit hatten. Sei es als Stepptänzer, im Gitarrenunterricht oder beim Marathon – die Rentner von heute sind nie zu alt, neue Leidenschaften zu entwickeln.
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ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS | WOMM
1. Schneiden Sie die Bildchen in einem Stück aus (wie immer in solchen Fällen natürlich erst nach dem Lesen der Rückseite), kleben Sie sie auf ein dickes Blatt Papier (breitflächig mit Papierleim bestreichen) und schneiden Sie dann die Bildchen einzeln aus. 2. Nehmen Sie eine grosse Zündholzschachtel, wechseln Sie die Zündhölzer durch die Memory-Kärtchen aus, schneiden Sie zur Dekoration ein Bild nach Wahl aus dieser Surprise-Ausgabe in der Grösse der Schachtel-Oberseite aus und kleben es drauf. 3. Fertig ist das Surprise-Jahresrückblicks-Memory zum Mitnehmen!
Basteln für eine bessere Welt 25 Mal ist Surprise im letzten Jahr erschienen, mit 25 Cover-Motiven haben wir um Ihre Gunst geworben – Väter, Bauern und Blondinen waren darunter, Hund, Fisch und Vogel und auch eine WC-Schüssel. Nur weil ein neues Jahr beginnt, muss man ja nicht alles Vergangene vergessen. Wir möchten in Ihrer Erinnerung bleiben. Also: Spielen Sie mit uns! SURPRISE 266/12
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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.
Geschenke verboten München. Keine Bescherung für die Münchner Beamten und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst: Ihnen ist es per Gesetz verboten, Geschenke anzunehmen – damit sie unbestechlich bleiben. So musste Gemeinde-Bürgermeister Dworzak eine Frau bitter enttäuschen, die ihm aus Dankbarkeit für das Vermitteln einer Lehrstelle für ihren behinderten Sohn Marzipanpralinen gemacht hatte. Müllmann Lukarski erzählt, dass ihm eine Frau nachlief, schäumend vor Wut, und sagte: «Wo leben wir denn? Da haben Sie Ihr Geld!» Es half nichts, er musste es ihr zurückgeben.
Gute Fragen Nürnberg. Anstatt sich etwas zu wünschen, stellt Erwin Pelzig aus der ARD-Satiresendung «Neues aus der Anstalt» lieber unangenehme Fragen. Zum Beispiel, wie es sein kann, dass die Investmentbank Goldman Sachs zurzeit empfiehlt, gegen den Euro zu wetten, und gleichzeitig europäische Regierungen berät, wie der Euro zu retten ist? Oder warum man für die Sparpakete das Geld bei den vielen holt, die wenig haben, und nicht bei den wenigen, die alles haben? Ob man die Ungerechtigkeit statt auf viele nicht besser auf möglichst wenige verteilt?
Hoffnung ist Quatsch Hamburg. «Hinz&Künztler» äussern sich aufs neue Jahr zum Thema Hoffnung. Chaka, 34, offenbart sein Motto: «Spass ist, wenn man trotzdem lebt.» Das Schicksal müsse man selber in die richtigen Bahnen lenken: «Wenn du kuschst, wird nur auf dich draufgetreten. Du musst schon selber was tun, um dein Leben zu verbessern.» Noch drastischer sieht es Adam (35): «Hoffnung ist Quatsch.» Er möchte so schnell wie möglich eine Wohnung und eine Arbeit finden, am liebsten auf dem Bau – da helfe nur anpacken.
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Zugerichtet Flüchtling aus der EU Die letzte Begegnung zwischen Bezirksrichter Ernst und Sylke P. im vorigen Jahr hatte in einem giftigen Showdown geendet. Als es im Urteilsspruch um die Frage ihrer geistigen Verfassung ging, rastete die Deutsche aus: «Fressen Sie Ihre Novartis-Pillen doch selbst!» Das war sogar dem sanftmütigen Ernst zu viel. Lautstark herrschte er Sylke P. an, sie solle den Mund halten. Keine Hundertstelsekunde später knallte die Erwiderung wie ein Geschoss durch den Saal. «Vergessen Sies.» Grösser hätte der Punkt nicht sein können, der nach diesen wütenden Worten des Trotzes wie ein riesiger japanischer Gong über den Köpfen der Anwesenden schwebte. Als er sich verflüchtigt hatte, erlaubte sich Richter Ernst mit der Ruhe des Mächtigen einen fiesen Spass. Er empfahl Sylke P., sie solle das nächste Mal lieber nach Österreich reisen, das sei auch ein schönes Land. Schuldig der rechtswidrigen Einreise und der geringfügigen Zechprellerei, wird Frau P. abgeführt, ans Migrationsamt überwiesen und ausgeschafft. Sylke P. ist eine schillernde Konstante in der Zürcher Gerichtsszene. Seit 2007 strapaziert sie unablässig die Nerven des Personals diverser Stadtzürcher Behörden. Einem Staatsanwalt platzte schon früh der Kragen und er erwirkte ein Einreiseverbot bis 2014. Für Sylke P. ein kolossaler Irrtum. Es sei nicht ihre Sache, wenn keiner kapiere, dass ihr als Staatenlose ein Schweizer Pass zustehe. Mit der EU, «dieser Fiskalunion», wolle sie nichts mehr zu tun haben. «Ich will in der Schweiz leben, lieben und hassen.» Da sie sich um dieses Recht geprellt sieht, bereitet sie eine Millionenklage gegen die Schweiz vor. Was
die Zechprellerei angeht, verhält es sich so, dass Frau P. Seafood und Weizenbier mag, aber selten Geld hat. Ihre kriminelle Energie mag bescheiden sein, ihre Tatorte sind es nicht: Madame diniert im Dolder oder auf der noblen Dachterrasse des Swissôtel. Im August dieses Jahres fasste man sie im Amber Club am Bahnhofquai, zum insgesamt neunten Mal. Im Dezember stand sie deshalb wieder vor dem Richter. «Schön, Sie zu sehen, Richter Ernst!», ruft Sylke P. beim Betreten des Saals. Dieser nuschelt etwas, «jaja», worauf Sylke neckt: «Wie! Sie glauben mir nicht?» Der Richter umgeht den Small Talk und liest aus der Anklage vor. Bowle, Gamberoni-Salat, vier Weizenbier und zwei Cocktails, alles zusammen 106 Franken. «Ist gut, das Amber, sollten Sie mal hingehen, Herr Richter», scherzt Frau P. Aber dann kommt auch sie zur Sache. Sie war auch schon in Hotpants oder ihrem im Knast selbst gestrickten Minikleid erschienen. Heute aber trägt sie einen verschlissenen Jogging-Anzug und eine Kampfeslust, die an den Filmboxer «Rocky» erinnern. Dass Angeklagte unverfroren Freisprüche fordern, kommt vor – dass eine Beschuldigte zehnminütige Gegenklagen wegen «Polizeigewalt im Foltergefängnis» führt, eher nicht. Ihr Verteidiger fordert mit verbeulter Coolness à la Humphrey Bogart einen Freispruch – Sachverhaltsirrtum seiner Mandantin. Vergebens. Als der Schuldspruch und die Anordnung zur Überweisung ans Migrationsamt ergeht, wird es wieder laut. «Illegaler Scheissdreck! Sie versauen mir das Leben!» «Es endet immer gleich mit Ihnen», seufzt Richter Ernst. «Bis zum nächsten Mal.»
YVONNE KUNZ (YVONNE@REPUBLIK.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 266/12
Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch
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dass Surprise noch nie Geld von staatlichen Stellen beansprucht hat. Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr bemüht, uns in den für uns problematischen Kantonen besser zu vernetzen, werden aber künftig noch mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen. Zudem müssen wir dringend mehr Verkaufende gewinnen, damit die Surprise-Leserschaft ohne langes Suchen einen Verkäufer findet. Der Strassensport wurde mit drei Fussballturnieren weitergeführt. Die Surprise Strassensport-Liga hat sich mittlerweile etabliert und bietet Teams aus sozialen Einrichtungen die Möglichkeit, regelmässig Teamgeist und Wettbewerb zu erleben. Die Strassenfussball-Weltmeisterschaft fand 2011 in Paris statt, wo unser Nationalteam mit Rang 27 so gut wie noch nie abschneiden konnte. Ebenfalls eine Erfolgsgeschichte ist der wiederbelebte Chor. Unter neuer Leitung entwickelt er sich zum Strassenchor, der Freude bereitet und auch in dieser Form für unsere Anliegen wirbt. Im Vorstand haben wir die Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung neu organisiert, die Zuständigkeiten von Vorstand und Geschäftsleitung geklärt und eine strategische Ausrichtung für die nächsten Jahre erarbeitet. Besonders freut mich, dass wir mit dem Nationalrat Beat Jans und dem Finanzexperten Roger Meier zwei neue Mitglieder willkommen heissen konnten, die unsere Kompetenzen sinnvoll erweitern.
Allen, die im Jahr 2011 dazu beigetragen haben, dass wir nach dem schwierigen Vorjahr wieder Boden fassen konnten, sei es im Betrieb, im Vorstand oder auf der Strasse, gilt mein herzlicher Dank. Ganz besonders bedanke ich mich bei unsern Geldgebern, Sponsoren und Magazinkunden. Dank ihrer Unterstützung können wir mit einiger Zuversicht ins neue Jahr blicken. Die Solidarität, die wir immer wieder erleben dürfen, ist uns Ansporn, weiterhin möglichst vielen Verkaufenden bei der Verbesserung ihrer Lebensumstände ganz konkret zu helfen. ■ Peter Aebersold, Vorstandspräsident Surprise
BILD: ZVG
Vor gut einem Jahr wurde Surprise zu einer dramatischen Reduktion des Betriebs und zu einem Neustart mit frischen Führungskräften gezwungen. Dadurch war 2011 geprägt vom Bemühen um Stabilität und Konsolidierung. In finanzieller Hinsicht konnten wir das reduzierte Budget einhalten und gar leicht übertreffen. Die zusätzlichen Einnahmen wurden direkt in den Betrieb investiert, um das bestehende Angebot zu sichern. Probleme bereiteten uns Einschränkungen bei der Erteilung von Verkaufsbewilligungen. In einzelnen Kantonen dürfen Asylsuchende und vorläufig aufgenommene Personen Surprise nicht verkaufen, obwohl die Bundesgesetzgebung eine Zulassung gestatten würde. Einen Lichtblick bildete hingegen die Erweiterung der Verkaufsregionen nach Luzern und weiteren Innerschweizer Ortschaften. Es gelang uns, den Verkäuferbestand knapp zu halten, allerdings konnten die einzelnen Verkäufer im Schnitt weniger Hefte absetzen. Auch das liegt an Restriktionen vonseiten der Behörden: Sozialhilfeempfänger dürfen nur bis zum erlaubten und nach ihrem Empfinden tief angesetzten Freibetrag dazuverdienen. Einige wären dennoch bereit, mehr zu verkaufen und den Erlös der Sozialhilfe abzugeben, doch verbieten dies einzelne Kantone – obschon sie daran verdienen würden. Die defensive Einstellung mancher Behörden (zum Glück nicht aller) steht im krassen Widerspruch zu der Tatsache,
BILD: DOMINIK PLÜSS
Hausmitteilung Das Surprise-Jahr aus der Sicht des Vorstandspräsidenten
Dankeschön Wollpullis aus Zürich Immer wieder erhalten wir stapelweise Pullover für unsere Verkaufenden. Die Strickerin aus Zürich möchte anonym bleiben, wir wollen uns trotzdem bedanken. Unsere Verkaufenden freuen sich immer über die schönen, farbigen Sachen. Gerade jetzt im Winter sind warme Kleider hoch willkommen. Und weil die Spenderin so fleissig ist, kommen nicht nur Zürcher zu einem tollen Gratis-Pulli, sondern auch Surprise-Verkaufende in Bern und Basel – so wie Daniel Giuliani und Sokha Roth. Im Namen der Verkaufenden ein herzliches «Merci bien!»
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Porträt Ein Meisen-Nest voller Kreativität Wie kommt eine studierte Wirtschaftspsychologin zu ihrem eigenen Café? Bei Claudia Nabholz kamen Jobfrust und ein inspirierender Brunch zusammen – und heute führt sie mit dem Café Frau Meise ein kreatives Kleinunternehmen in der Badener Altstadt. VON MANUELA DONATI (TEXT) UND ANDREA GANZ (BILD)
verspielten Details und die kulturellen Veranstaltungen kommen in Baden gut an. Mit dem «Meisli», wie sie ihr Café liebevoll nennt, schreibt Claudia Nabholz seit zwei Jahren eine Erfolgsgeschichte. Und nicht nur das: Sie hat sich selbst verwirklicht und selbst gefunden. Nicht in einem kreativen Umfeld aufgewachsen, spürt Nabholz erst mit Anfang 20 das Verlangen, auch ihre schöpferische Seite auszuleben. Sie belegt Kurse, lernt Schnittmuster selber herzustellen und die Kleider dann auch zu nähen. Dass die Mode ihre grosse Leidenschaft ist, weiss sie, doch ganz darauf zu setzen, wagt sie nicht. Mit der Frau Meise ändert sich das. «Ich träumte schon lange davon, selbstständig etwas auf die Beine zu stellen», sagt sie rückblickend. «Die Idee mit dem eigenen Café kam aber ganz impulsiv.» Nun könne sie hauptberuflich das tun, was ihr am meisten Spass mache und wofür sie sonst nur nach der Arbeit Zeit fand. Heute arbeitet die Chefin nicht mehr täglich in ihrem Café. Zu den zwei Mitarbeitern, die mit ihr am Eröffnungsabend hinter der Theke standen, sind in der Zwischenzeit acht weitere dazugekommen, die es ihr ermöglichen, sich um anderes zu kümmern. Die Buchhaltung zum Beispiel. Oder, ihr viel lieber, das Ausklügeln von neuen Projekten. «Es ist für mich das Schönste, wenn ich mich in etwas Neues einarbeiten und etwas dazulernen kann», sagt die umtriebige Badenerin. Und so kann man in der Frau Meise nicht nur Kaffee trinken und Kleider kaufen, sondern auch Accessoires, Schmuck und Krimskrams aus ganz Europa – von der Besitzerin persönlich während Städtetrips in Rom oder London entdeckt und ausgewählt. Ausserdem hat die Frau Meise ihr Nest erweitert: Im selben Haus bietet Nabholz seit diesem Jahr auch zwei Pensionszimmer an. Und um die Ecke können in einem Schaufen-
«Ich sollte doch einfach ein Café eröffnen. Damit wäre ich bestimmt glücklich», denkt Claudia Nabholz. Es ist Januar 2009, sie sitzt in einem gemütlichen Hamburger Café beim Brunch und weiss: So etwas fehlt in Baden. Die Idee lässt die damals 27-jährige Badenerin nicht mehr los. Zumal die studierte Wirtschaftspsychologin in ihrem Job nicht viel hält. Ein Jahr zuvor hat sie das Studium an der Universität abgeschlossen und arbeitet im Management Development einer grossen Firma. Dass sie ihr Studienwissen anwenden kann, gefällt ihr. Die tägliche Routine eines Bürojobs droht sie aber zu erdrücken. Ihre Schwester Nadja, die in Hamburg arbeitet und der Grund des Besuchs im deutschen Norden ist, ermutigt sie, weist aber auch darauf hin, dass jeder Job seine Probleme mit sich bringe. Doch Claudia Nabholz hat sich entschieden. Sie flaniert durch das kalte Hamburg und malt sich in Gedanken aus, wie ihr Café aussehen soll. Gemütlich, verspielt, farbig. Und in einer Ecke soll Mode von Jungdesignern zu kaufen sein. Zurück in der Schweiz, sitzt sie mit ihrem Vater zusammen und macht einen Businessplan. Dieser stellt kritische, aber hilfreiche Fragen. Er kennt seine Tochter und weiss, dass sie immer viele Ideen hat, die dann auch schnell von neuen ersetzt werden. Diesmal ist es anders. Claudia Nabholz macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort und wird in der Badener Altstadt fündig. In einem fast 500 Jahre alten Haus wird ein Lokal frei. Sie legt dem Besitzer ihr Konzept in den Briefkasten und schon am Tag darauf klingelt ihr Telefon. Die beiden treffen sich und nur zwei Wochen nach dem ersten Gedanken an ein eigenes Café – beziehungsweise an einen kompletten Lebenswandel – unterzeichnet Claudia Nab«Wenn ich etwas will, dann bin ich überzeugt davon und holz den Vertrag. Und hat einen kleinen denke nicht daran, dass etwas schiefgehen könnte.» Schock, als ihr bewusst wird, was sie da gerade unterschrieben hat. Dieser eine kurze Moment geht aber schnell vorbei und sie stürzt sich mit viel Herzblut in ihr ster Vintage-Möbel bestaunt werden, die Claudia Nabholz auf FlohProjekt. Sie kündigt ihren sicheren Job und steckt ihr ganzes Erspartes märkten und im Internet zusammensucht und aufwertet. Es gibt viel zu in ihr Café. «Andere kaufen sich ein Auto, ich habe meinen Traum vertun und das ist auch gut so, denn Claudia Nabholz sagt, ihr werde wirklicht», meint sie dazu. Zusammen mit Freunden baut sie das Lokal schnell langweilig. Immerhin hat sie ein Patentrezept dagegen: «Wenn um und sucht in Brockenhäusern Möbel und Geschirr zusammen. Sie ein Projekt läuft, dann suche ich nach einer neuen Herausforderung.» büffelt für die Wirteprüfung und kümmert sich um alle notwendigen BeSo überrascht es nicht, dass sie die nächste Herausforderung schon willigungen. angepackt hat; wie immer mit strahlenden Augen und viel Power. DieSie sei mutig, so etwas zu wagen, hört Claudia Nabholz von allen Seises Jahr bringt sie unter dem Label «Frau Meise» eine eigene kleine Kleiten. Doch sie selbst sieht das ganz anders: «Wenn ich etwas will, dann derkollektion heraus. Dabei legt sie Wert darauf, dass ihre Mode tragbar bin ich überzeugt davon und denke gar nicht daran, dass etwas schiefist: «Ich mache Kleider, die ich selbst auch anziehen würde. Meine Kolgehen könnte. Es gab nie einen Moment, wo ich alles hinschmeissen lektion wird bunt und verspielt». Claudia Nabholz betont, sie könne Arwollte. Ich bin eben ein positiv denkender Mensch.» Im Sommer 2009 beit und Privates gut trennen. Gibt dann aber zu: «Frau Meise ist ein Teil öffnet das Café Frau Meise, benannt nach dem Haus zur Meise, und tatvon mir. Ohne sie hätte ich wohl eine Persönlichkeitskrise.» ■ sächlich: Claudia Nabholz hatte richtig gelegen mit ihrer Vermutung. Die Mischung aus Brockenhaus und gemütlicher Stube, die farbigen und www.fraumeise.ch SURPRISE 266/12
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Auslandschweizer Die Ausgewanderten Die angebliche Masseneinwanderung in die Schweiz dient hierzulande der politischen Stimmungsmache. Vergessen geht dabei, dass zugleich auch eine umgekehrte Bewegung stattfindet. Zahlreiche Schweizer verlassen ihr Heimatland für kürzere oder längere Zeit. Hier erzählen drei von ihnen, was sie ins Ausland gelockt hat und wie sich der Blick auf die Heimat in der Fremde veränderte.
VON JOEL BISANG
Heimatgefühle in der Centraal Station Res Zangger, Historiker, lebt seit zwei Jahren in Amsterdam.
«Momentan finde ich die Vorstellung, hier mein Leben zu gestalten, deutlich spannender als eine allfällige Rückkehr in die Schweiz.»
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Eigentlich hatte Res Zangger nur einen vorübergehenden Forschungsaufenthalt geplant. Doch dann hat ihm ein mehrmonatiger Aufenthalt in den Niederlanden unbeabsichtigt eine neue Heimat beschert. Seit einigen Monaten fühle er sich zu Hause angekommen, wenn er an der «Centraal Station», dem Hauptbahnhof von Amsterdam, aus dem Zug steige, sagt der Historiker. Hier, in der niederländischen Hauptstadt, hat er vor gut zwei Jahren seine heutige Frau, mit der er mittlerweile eine gemeinsame Tochter hat, kennengelernt. Als Neuankömmling sei ihm der Start sicher dadurch erleichtert worden, dass die Verhältnisse in den Niederlanden vergleichbar seien mit denjenigen in der Schweiz, erklärt Zangger. Holland sei – wie die Schweiz – ein reiches, gut organisiertes Land, mit funktionierenden Infrastrukturen. «Dass ich mich mittlerweile angekommen fühle, hat aber vor allem auch mit meiner Familie und meinem neuen Freundeskreis zu tun», ergänzt er. Starke Heimwehgefühle kämen so gar nicht erst auf. Die Brücken zur Schweiz hat der 44-Jährige aber nicht abgebrochen; dank Internet und Freunden ist er auf dem Laufenden, was in der alten Heimat passiert. Zugleich sei aber auch eine Distanz da. «Seit ich in Amsterdam bin, interessieren mich Schweizer Wahlen einfach nicht mehr so sehr.» Zangger verschweigt nicht, dass er bezüglich der Umstände, die das Auswandern mit sich bringt, gerne 15 Jahre jünger wäre. Sich in einem neuen System zurechtzufinden und eine neue Sprache zu lernen, sei eine Herausforderung, sagt er. «Einem jungen Menschen, der dabei ist, sich die Welt anzueignen, fällt das sicher leichter». Die frische, dynamische Art und die positive Grundeinstellung, die er seinen neuen Landsleuten attestiert, machten jedoch vieles wieder wett. «Die in der Schweiz verbreitete Haltung, immer als Erstes die Schwierigkeiten zu sehen, ist bei den Niederländern deutlich weniger ausgeprägt», so der gebürtige Winterthurer. Wichtig sei zudem, dass er die angenehmen Dinge des Alltags in der neuen Heimat – wie zum Beispiel das Fahrradfahren in Amsterdam – sehr geniesse. In die Zukunft blickend ist eine Rückkehr in die Schweiz für den Wahl-Amsterdamer deshalb kein Thema. «Momentan finde ich die Vorstellung, hier mein Leben zu gestalten, deutlich spannender als eine allfällige Rückkehr in die Schweiz.» ■
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«Wenn mir ein Ort etwas gibt, wenn ich etwas mitnehmen kann, dann fühle ich mich zu Hause.»
«Wie Tag und Nacht» Michael Hock, 38, Weinbauer und Biologe, lebt seit sieben Jahren in Borgaretto/Beinasco bei Turin.
Angesichts der tieferen Löhne gibt es aus finanzieller Sicht nicht viele Gründe, um von der Schweiz nach Italien zu ziehen.
Gut sieben Jahre sind vergangen, seit Michael Hock zusammen mit seiner Frau Luisa beschlossen hat, den gemeinsamen Wohnsitz von Zürich nach Italien zu verlegen. Genauer, in den Turiner Vorort Borgaretto, Luisas Heimatort. Anlass für den Umzug war zunächst die Arbeitssituation der Grafikerin; doch auch Hock selbst, ursprünglich Biologe, hatte sich damals bereits länger für einen Studiengang in Önologie an der Universität Turin interessiert, den er inzwischen auch erfolgreich absolviert hat. Er habe sich, nicht zuletzt dank Familienanbindung und Freundeskreis, gut eingelebt, lacht der 38-Jährige, der heute für einen Piemonteser Weinbauernverband tätig ist. Dennoch: Als Wohn- und Arbeitsland erlebe er Italien als ein deutlich härteres Pflaster als die Schweiz. Zumindest härter, als sich das Schweizer Touristen jeweils vorstellten, die vom guten Essen und den freundlichen, kommunikativen Menschen schwärmten. «Einige Dinge hier sind im Vergleich zur Schweiz wie Tag und Nacht», sagt der gebürtige Churer, der im Grossraum Zürich aufgewachsen ist. Dienstleistungsbewusstsein beispielsweise sei für viele Italiener ein Fremdwort und Auskünfte, die man erhalte, seien nicht immer verlässlich. «Das lässt sich manchmal nur schlecht mit dem Weltbild des Schweizers vereinbaren, der sich gewöhnt ist, dass immer alles reibungslos funktioniert», grinst Hock. Angesichts der bedeutend tieferen Löhne gebe es zudem rein aus finanzieller Sicht nicht viele Gründe, um von der Schweiz nach Italien zu ziehen. Den Bezug zur Schweiz habe er nicht nur aufgrund der geografischen Nähe nie verloren, so der zweifache Vater. Dank der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens via Satellit und gegenseitigen Besuchen von
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Aber wenn es darum gehe, Pläne schliesslich umzusetzen «reden sie nicht nur, sondern machen auch.» Trotz der Distanz zu ihren Freunden und positiven Gefühlen gegenüber der Schweiz ist ihr Fernziel nicht der Schweizer Heimathafen, wo sie seit Kurzem wieder wohnt. Denn die Designerin zieht es erneut ins Ausland, wo sie sich – am liebsten in London, San Francisco oder New York – gerne als Art Directorin im Musikbereich betätigen würde. ■ BILD: ZVG
Zürich, Paris, Hamburg – gerade mal 25 Jahre alt, hat Angela Bolliger bereits mehrere Jahre ihres Berufslebens im Ausland verbracht. Wenn es nach ihr geht, war das erst der Anfang. «Ich bin neugierig und will so viele Erfahrungen sammeln, wie ich kann, Grenzen zählen dabei nicht. Das ist mein Weg», sagt die Grafikdesignerin, die bis Ende des vergangenen Jahres in Hamburg als Art Directorin einer Werbeagentur gearbeitet hat. Hört man ihr zu, wie sie von ihrer Zeit in der norddeutschen Metropole, ihrem zweijährigen Paris-Aufenthalt und von ihren Zukunftsplänen erzählt, glaubt man ihr sofort. «Ich finde es unglaublich spannend, einen fremden Ort zu entdecken und mich auf ihn einzulassen», schwärmt die gebürtige Aargauerin. Nicht Touristin zu sein, sondern einen neuen Alltag zu erleben und zu leben, mit allem, was dazugehört. Unabhängig zu sein und immer wieder Menschen zu treffen, deren Lebensweise der ihren entspricht. Sie fühle sich, trotz kulturellen Unterschieden und neuen Bekannten, an unbekannten Orten jeweils nicht fremd, sagt Bolliger. «Wenn mir ein Ort etwas gibt, wenn ich etwas mitnehmen kann, dann fühle ich mich zu Hause.» Ihre Anpassungsfähigkeit sei dabei sicher hilfreich, was aber keinesfalls heisse, dass sie nie Heimweh nach Freunden und Familie habe. Selbstverständlich schätze sie ihr Heimatland, die Schweiz, erklärt die junge Arbeitsmigrantin: «Ich bin Fan.» Und Zürich sei sowieso eine grossartige Stadt. Gründe genug für sie, um immer wieder in ihr Heimatland zurückzukehren. Denn gewisse Schweizer Qualitäten habe sie, wohl gerade auch wegen der langen Auslandaufenthalte, durchaus schätzen gelernt. Die da wären? Schweizer hätten Qualitätsbewusstsein und seien in der Regel eher zurückhaltend im Auftreten, sagt Bolliger.
Schweizer Freunden und Familie sei er bestens informiert über die Heimat. Alte Freunde, Familie und spontane Erlebnisse im Schweizer Bekanntenkreis seien es denn auch, was er am meisten vermisse. Eine Rückkehr in die Schweiz oder einen Umzug in ein anderes Land wolle er nicht ausschliessen, sagt der Weinbauer. Allerdings sicher nur im Zusammenhang mit einer vielversprechenden Arbeitsstelle im Ausland: «Denn grundsätzlich fühle ich mich hier wohl und zu Hause.» ■ BILD: ZVG
«Grenzen zählen nicht» Angela Bolliger, 25, Art Directorin, hat bis Ende 2011 vier Jahre in Paris und Hamburg gelebt.
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Auslandschweizer «Kein Entscheid fürs Leben» Walter Leimgruber ist Leiter des Seminars für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie an der Universität Basel. Er gehört zu den wenigen Wissenschaftern, die zum Thema Auslandschweizer forschen.
Professor Leimgruber, weshalb wandern Schweizerinnen und Schweizer aus? Es ist heute so, dass Schweizer Bürger, die ihre Heimat verlassen, dies in der Regel aus einer komfortablen Situation heraus tun. Armut ist kein Auswanderungsgrund mehr. Die grösste Gruppe der Schweizer Auswanderer ist überdurchschnittlich gut ausgebildet und will beispielsweise die eigenen Karrierechancen mit einem Praktikum im Ausland erhöhen, einen Beruf ausüben, den es in der Schweiz so nicht gibt, oder nochmals eine Ausbildung absolvieren. Überspitzt kann man sagen, dass eine Mehrheit auswandert, weil sie auf Erfolg aus ist, und nicht, weil sie vor dem Versagen flüchtet.
lige Einwanderer, die – mittlerweile im Besitz des Schweizer Passes – in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren.
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INTERVIEW: JOEL BISANG
Welche Rolle spielt die Personenfreizügigkeit mit der EU für die Auswanderung? Seit einigen Jahren ist generell eine leichte Zunahme der Auswandererzahl feststellbar. Die Personenfreizügigkeit ist dabei sicher ein wichtiger Faktor. Sie erleichtert es Schweizern, im europäischen Ausland Fuss zu fassen. Welche anderen Entwicklungen sind über die vergangenen 20 Jahre feststellbar? Eine der Hauptentwicklungen ist sicher, dass eine Auswanderung in den meisten Fällen nicht mehr ein Entscheid fürs Leben ist. Man verbringt einen Lebensabschnitt im Ausland
Die Schweiz ist also nicht nur ein Einwanderungs-, sondern auch ein Auswanderungsland? Das kann man so sagen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass von der Öffentlichkeit immer die hohe Zahl an gut ausgebildeten Einwanderern wahrgenommen wird. Dabei bleibt unerwähnt, dass auch sehr viele gut ausgebildete Schweizer ihre Heimat verlassen, um im Ausland zu arbeiten. Vor allem die Zahl der Schweizer Angestellten, die von ihrer Firma für eine bestimmte Dauer ins Ausland geschickt werden, die sogenannten Expats (von Englisch «Expatriates» für «Auswanderer»), nimmt kontinuierlich zu.
«Die Mehrheit wandert aus, weil sie auf Erfolg aus ist, und nicht, weil sie vor dem Versagen flüchtet.»
Ein Grossteil der Auswanderer ist also jung und gut ausgebildet – aber längst nicht alle. Nein, sicher nicht alle. Eine wichtige Auswanderergruppe sind Schweizer Pensionäre, die ihren Lebensabend im warmen Süden, beispielsweise in Spanien, verbringen wollen; man spricht hier von Altersmigration. Viele der heutigen Auswanderer sind zudem ehema-
Die Zahl der Auslandschweizer nimmt seit Jahren leicht zu. Waren im Jahr 1999 noch rund 570 000 Personen im Ausland bei einer Schweizer Botschaft registriert, waren es 2008 bereits rund 680 000. Dazu kommt eine Dunkelziffer der nicht gemeldeten Personen. Nach Schätzungen leben gut zwölf Prozent aller Menschen, die einen Schweizer Pass besitzen, im Ausland. Die Schweiz zählt damit zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Auslandbürgern. Zum Vergleich: In Italien sind es 11,2 Prozent, in Deutschland fünf Prozent. Die Auswanderungsbilanz der Schweiz war in den letzten 20 Jahren immer leicht negativ, das heisst, die Anzahl Schweizer, die sich aus der Schweiz abmelden, ist jedes Jahr etwas höher als die Anzahl der Schweizer, die in ihre Heimat zurückkehren.
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und kehrt dann wieder zurück, ohne dass man die Verbindungen zur Heimat gekappt hat. Man könnte das auch ein «Teilzeitauswandern» nennen. Bei Menschen, die gleichzeitig in zwei oder mehr Ländern leben und arbei-
ten, spricht man in der Wissenschaft zudem von Pendlermigration. Moderne Verkehrsmittel und neue Kommunikationstechnologien unterstützen diese Trends, denn sie lassen gewissermassen die Distanzen schrumpfen. ■
Die Schweiz – ein Auswanderungsland
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Rohstoffhandel «Ein dreckiges Geschäft» Immer mehr Rohstoffhändler lassen sich in der Schweiz nieder. Nun beleuchtet das Buch «Rohstoff – das gefährlichste Geschäft der Schweiz» erstmals diese verschwiegene Schattenwelt. Co-Autor Oliver Classen von der entwicklungspolitischen Organisation Erklärung von Bern erklärt, warum die schmutzigen Geschäfte der Rohstoffhändler uns alle betreffen. VON CHRISTOF MOSER (INTERVIEW) UND DAVIDE CAENARO (BILDER)
Die Schweiz ist eine Rohstoff-Weltmacht. Jeder dritte Liter Erdöl auf dem Weltmarkt wird hier gehandelt. Bei Kaffee und Zucker ist es gar die Hälfte. In Zug, Luzern und Genf handeln Konzerne wie Glencore oder Trafigura mit Kohle aus Kolumbien, Zink aus Kasachstan und Öl aus Äquatorialguinea. Die sechs Top-Manager von Glencore haben damit letztes Jahr zusammen 23 Milliarden Franken verdient – auf Kosten der Länder, aus denen die Rohstoffe herkommen. Dank globalisierten Firmenkonstrukten entziehen sie den rohstoffreichen Ländern des Südens jährlich Steuereinnahmen von 100 bis 250 Millionen Franken. Von den massiven Umweltschäden, die der Abbau von Rohstoffen nach sich zieht, gar nicht zu reden. Mit ihrem ungehemmten Wachstum und der schonungslosen Gier würden die Rohstoff-Handelsfirmen nicht nur arme Länder plündern, sondern auch den Ruf der Schweiz beschädigen, warnt Oliver Classen. Herr Classen, was besitzen Sie alles, das problematische Rohstoffe beinhaltet? Davon ist fast nichts ausgenommen. Es beginnt mit der Baumwolle in meinen Kleidern und endet bei Koltan und Kupfer in meinem Smartphone. Dazu kommt alles, was synthetisch hergestellt wird und damit natürlich Erdöl beinhaltet. Warum sind Kupfer und andere Metalle problematische Rohstoffe? Rohstoffe werden häufig unter mittelalterlichen Bedingungen aus der Erde geholt. Zur Gewinnung vieler Erze und Metalle werden Gifte eingesetzt, die Mensch und Natur schädigen. Zudem sacken Bergbauund Handelskonzerne die Gewinne ein, ohne dass für die Bevölkerung in rohstoffreichen Ländern etwas übrig bleibt. Gegen die Profiteure dieses Systems sind die Abzocker in der Finanzbranche kleine Fische. Auf der Bilanzliste der 300 reichsten Schweizer finden sich neuerdings vier Rohstoffhändler. Mit dem Börsengang der Rohstofffirma Glencore, die in Zug angesiedelt ist, sind 2011 einige Top-Manager auf einen Schlag Milliardäre geworden. Das Geschäft mit Rohstoffen ist ein dreckiges, aber auch ein hochprofitables Geschäft. Bei Kleidern und Lebensmitteln können Konsumenten Fair-Trade- und Bio-Produkte kaufen. Was kann der Endverbraucher bei Rohstoffen tun? Beim Rohstoffhandel reden wir über ein Schattenreich der Wirtschaft. Eine Zertifizierung ökologischer und sozial unbedenklicher Rohstoffe gibt es nicht, weil sie für Endkonsumenten unsichtbar bleiben. Ins Visier der Öffentlichkeit gerieten bisher Firmen, die mit diesen Rohstoffen umstrittene Produkte machen: zum Beispiel Nike, Apple oder Shell. Bei Nahrungsmitteln hat sich durchgesetzt, dass Konsumenten Fair-Trade-Kaffee oder -Bananen kaufen können. Bei Roh-
stoffen gibt es nichts Vergleichbares. Einzig bei Gold zeigen sich erste Ansätze. Gold wird tatsächlich physisch in die Schweiz gebracht und hier geschmolzen, weil es für die Uhren- und Schmuckindustrie wichtig ist. Die Schweiz ist einer der wichtigsten Handelsplätze der Welt für Rohstoffe. Warum ist das so? Sicher spielt die Eigendynamik eine Rolle, der sogenannte ClusterEffekt. Jede neu zugezogene Firma zieht wieder neue Firmen an. Dieser Effekt war in den letzten drei, vier Jahren besonders in Genf zu beobachten, wo sich viele Ölhändler angesiedelt haben, und zuvor in den 1990er-Jahren in Zug und Luzern. Die Schweiz war aber immer schon eine wichtige Handelsnation. Dass die Schweiz ein derart wichtiger Handelsplatz für Rohstoffe ist, hat auch mit unserer Mentalität zu tun. Wie meinen Sie das? Es ist eine Geisteshaltung, die die Rohstoffbranche und die politische Schweiz verbindet: gnadenloser Opportunismus. Im Geschäftsdeutsch spricht man von Business Opportunities, die politische Entsprechung dazu ist die Schweizer Neutralität. In den 1980er-Jahren empörte sich die ganze Welt, dass die Schweiz rund 80 Prozent der Goldvorräte des südafrikanischen Apartheid-Regimes verdealte. Auf die globale Empörung reagierte der Bundesrat, indem er Gold einfach von der Einfuhrbilanz strich. Dieses Vorgehen zeigt exemplarisch den Filz zwischen Privatwirtschaft und Politik in der Schweiz. Wenn es brenzlig wird, deckt der Staat zuerst einmal die ins Fadenkreuz geratene Industrie, und wenns dann gar nicht mehr geht, wird das Problem schrittchenweise angegangen. Wir beobachten das ja gerade wieder beim Bankgeheimnis und der Steuerpolitik. Daher wäre die Schweiz gut beraten, den Rohstoffhandel proaktiv zu regulieren, statt dann irgendwann wieder die Scherben zusammenwischen zu müssen. Glauben Sie wirklich, es wird sich etwas ändern, solange die Schweizer das Gefühl haben, sie profitieren vom Rohstoffhandel? Das ist sicher einmal mehr ein Knackpunkt. Die Zürcher Gemeinde Rüschlikon konnte Anfang Dezember die Steuern um sieben Prozent senken, weil der Chef des Rohstoffhändlers Glencore und weitere Manager dieser Firma dort wohnen. Die versteuren zwar wenig, aber im-
«Gegen die Profiteure des Rohstoffhandels sind die Abzocker in der Finanzbranche kleine Fische.»
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mer noch genug, um viel Geld in die Gemeindekasse zu spülen. Die Schweiz muss sich bewusst sein, dass das Thema Rohstoffhandel und auch die damit verbundene Nahrungsmittelspekulation international ungeheures Empörungspotenzial haben. Vom Rohstoffhandel sind speziell die ärmsten Schichten in den Entwicklungsländern betroffen. Je reicher ein Land an Rohstoffen ist, desto ärmer ist seine Bevölkerung. SURPRISE 266/12
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BILD: REUTERS/FINBARR O’REILLY
«Je reicher ein Land an Rohstoffen ist, desto ärmer ist seine Bevölkerung.» – Kinder beim Goldschürfen im Ost-Kongo.
Die Globalisierung beschleunigt die Ausbeutung. Und es wird nicht mehr lange gehen, bis dieses Thema zuoberst auf der Traktandenliste der internationalen Gemeinschaft landet. Wird das Thema von der Schweizer Politik tabuisiert? Ja. Wir hatten den Fall einer Podiumsdiskussion an der ETH, gesponsert vom Aussenministerium EDA, an der sich der Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza dazu hinreissen liess, den Rohstoffhandelsplatz Schweiz als «politische Zeitbombe» zu bezeichnen. Was dann passierte, ist bezeichnend.
Wie kann es sein, dass die Medien jahrelang ignoriert haben, dass die grössten und mächtigsten Firmen der Schweiz Rohstoffhändler sind? Der Schweizer Markt ist klein, ebenso die Ressourcen und das Knowhow, die für Recherchen in diesem komplexen Umfeld nötig sind. Je höher die Eintrittsbarriere in ein Thema, desto höher auch die Hemmschwelle der Journalisten, dieses anzupacken. Die Firmenkonstrukte sind äusserst komplex, und man muss sich sehr weit in das Thema vertiefen, bis man überhaupt in die Lage kommt, diese Firmen kritisieren zu können. Dazu kommt, dass der Rohstoffsektor äusserst verschwiegen ist. Solche Branchen neigen zu starker Hermetik, schon fast zur Sektiererei.
Erzählen Sie! Eine halbe Stunde nachdem der Deza-Chef seine Aussage gemacht hatte, hatte ich sie im Wortlaut auf meinem Handy. Ich soufflierte sie Wie äussert sich das? Journalisten, sodass seine Aussage bald darauf in der Zeitung stand. Rohstoffhändler stehen unter enormem Druck. Wenn man in einer Daraufhin wurde «10vor10» auf das Thema aufmerksam und fragte bei Branche arbeitet, in der man seinen Kollegen auch beim zweiten Bier der ETH nach, wo die Videoaufzeichnung der Podiumsdiskussion sei, nicht erzählen darf, was man genau macht, ist das belastend. Zumal die normalerweise im Internet aufgeschaltet wird. Die ETH teilte mit, man schalte die Auf«Der Rohstoffhandel und die Nahrungsmittel-Spekulation zeichnung nicht mehr im Internet auf und könhaben ungeheures Empörungspotenzial.» ne die Bilder deshalb auch nicht herausgeben. «10vor10» drohte dann damit, den Sachverhalt genau so darzustellen, was dazu führte, dass das EDA, das hinter dem diese Branche mit ähnlich komplexem Instrumentarium hantiert wie die Zensurversuch steckte, die Aufzeichnung doch freigab. Dies wiederum Finanzbranche, sodass die Akteure teilweise selber nicht mehr überhatte zur Folge, dass der zuständige EU-Kommissar in Brüssel erstmals blicken, was sie genau tun. Das alles führt zu Kadavergehorsam und Ruzum Rohstoffplatz Schweiz Stellung nahm und durchblicken liess, dass delbildung. hier Druck auf die Schweiz zukommt. Dies alles zeigt, wie knapp unter der Oberfläche das Thema gärt.
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Oliver Classen: «Die Rohstoffbranche und die politische Schweiz verbindet eine Geisteshaltung: gnadenloser Opportunismus.»
Sie hatten Kontakt mit Händlern. Haben «Glencore gräbt selber und macht sich damit auch die diese ein schlechtes Gewissen? Hände schmutzig. Das zahlt sich aus.» Wir bekamen bei der Recherche ein paar wenige, aber wichtige Insiderinfos und erhielten jetzt nach der Veröffentlichung weitere Reaktionen von Händlern, schmutzig. Diese Reputationsrisiken zahlen sich aus, weil sie dafür die die mit uns reden wollten: aus Neugier, aber auch zur Gewissensergesamte Wertschöpfungskette unter Kontrolle haben, bis hin zur Lageleichterung. Einigen dämmert langsam, dass an der Gewinnspanne ihrung. Diese extreme Macht ermöglicht den Firmen aber auch Preismares Geschäfts etwas nicht stimmen kann. nipulationen. Was die Steuern angeht, ist die Mechanik dahinter banal und komplex zugleich. Rohstoffirmen warten den günstigsten Zeitpunkt Wie reagiert die Rohstoffbranche offiziell auf das Buch? ab, um dann, oft mit Unterstützung von multilateralen Organisationen Es sind zwei Reaktionen auszumachen. Der einzige Branchenverwie der WTO oder dem IWF, in einem Land aktiv zu werden. Sambia band kommuniziert noch weniger und versteckt sich noch mehr. Von zum Beispiel ging fast pleite und musste dann seine Kronjuwelen, also einigen Rohstoffirmen dagegen werden wir teilweise aggressiv angedie staatlichen Rohstoffirmen, verkaufen … gangen, endlich den Dialog mit ihnen aufzunehmen, damit sie zeigen können, was sie alles für die Umwelt und ihre Arbeiter in den Minen … unter Druck der Welthandelsorganisation WTO oder dem machen. Wir als Organisation müssen dabei höllisch aufpassen, nicht Währungsfonds IWF, weil sie Kredite nur gegen Privatisierungen in einen Beraterstatus zu geraten und diese Firmen einfach auf die erhielten … Schwachstellen ihrer Kommunikation hinzuweisen, die vor allem ein ... genau. Und die Rohstofffirmen haben günstig zugegriffen. Die ProZiel hat: die Probleme zu verschleiern. Im Rahmen eines OECD-Befite werden dann ausgelagert, in Steueroasen oder an den Hauptsitz in schwerdeverfahrens sind wir aber beispielsweise mit Glencore im Gedie Schweiz, wo die Steuersätze tief sind. Im Förderland selber versteuspräch. Dort geht es vor allem um die Steuerproblematik. ern sie nicht selten keine Gewinne, weil sie dort dank Investitionen nur Verluste ausweisen. Einzig die Schürfrechte müssen sie bezahlen, meist Den Umstand, dass sie ihre Gewinne verstecken und fast keine absurd wenig, und häufig fliesst dieses Geld an korrupte Regierungen. Steuern zahlen müssen? Hier wird jetzt die EU aktiv und will, dass die Geldflüsse zwischen Genau. Diese Firmen nutzen die globalisierte Wirtschaft perfekt. Unternehmen und Staaten offengelegt werden müssen. Dieser sogeGlencore betreibt seit Jahren eine vertikale Integration, das heisst, sie nannte Cross Country Report wird auch zum Problem für die Schweiz. sind nicht mehr nur als Händler, sondern auch in der Rohstoffförderung Die aktuelle Geschäftspolitik vieler Rohstofffirmen ist too dirty to toleaktiv. Sie graben also selber und machen sich damit auch die Hände rate – zu schmutzig, um sie weiter zu tolerieren. ■ SURPRISE 266/12
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Alter Stepptanz statt Seniorenturnen Früher sassen Senioren häkelnd auf dem Bänklein im Altersheim. Heute laufen sie lieber Marathon. Oder fangen mit 80 Jahren auf eine andere Art ein neues Leben an. VON SARAH STÄHLI (TEXT) UND ROLAND SOLDI (BILDER)
sie mit Swiss Masters Athletics – dem Verein für Leichtathletinnen undathleten, die über 30 Jahre alt sind – regelmässig an Europa- und Weltmeisterschaften teil: «Ich stand auch schon ein paar Mal auf dem Podestli.» Letzten Sommer stand sie in Sacramento, Kalifornien, am Start – und 2010 nahm sie am Great Wall Marathon in China teil. Als älteste Teilnehmerin.
Die Stimme am Telefon klingt jugendlich. Einen Interviewtermin zu finden, ist gar nicht so einfach. «Meine Agenda ist rappelvoll!», lacht Anna Teuber. Seit einem Jahr nimmt sie Gitarrenunterricht. Anna Teuber ist 81 Jahre alt. «Ich gehe am Samstagabend lieber mit meiner Frau tanzen, als zu HauFrüher fehlte die Zeit se vor dem Fernseher einzuschlafen», sagt Rolf Möller. Er ist 75 Jahre alt Ruth Helfenstein will nur so lange rennen, wie das, was sie macht, und leidenschaftlicher Stepptänzer. «nach Sport aussieht». Sobald sie sich zur Rennbahn schleppen müsse, «Pro Woche renne ich zwischen zwölf und 20 Kilometer. Ausser im Winsei es dann auch für sie Zeit, ganz auf Wandern oder Nordic Walking ter. Dann fahre ich Langlaufski.» Ruth Helfenstein ist 80 Jahre alt und umzusteigen. Bis dahin frequentiert die ehemalige Hauswirtschaftslehrennt für ihr Leben gerne Marathon. rerin und Schwimminstruktorin – die oft im Zug unterwegs ist, etwa, Sie alle nutzen den Ruhestand aktiv und haben endlich genügend Zeit, um ihren Freund in Bern Wabern zu besuchen – weiterhin auch das Fitihren Leidenschaften nachzugehen. nesscenter: «Zuerst dachte ich, das sei nur etwas für die Schönen und «Früher dachte ich, die Pensionierung sei der Anfang vom Ende», Jungen.» Denn eines weiss die gebürtige Luzernerin mit der sportlichen sagt Anna Teuber in ihrer von der Wintersonne durchfluteten Wohnung Kurzhaarfrisur und dem vifen Blick mit Bestimmtheit: «Wenn ich jetzt in Jona: «Dabei beginnt nochmals eine wahnsinnig intensive Phase. Das aufhören würde mit dem Sport, ginge es bergab.» An einer WM in Finnkann man sich als junger Mensch gar nicht vorstellen. Endlich hat man land sah sie, wie ein 100-Jähriger beim Kugelstossen antrat – mit RollaZeit! Ein Studium beginnen oder eine Ausbildung absolvieren – all das tor: «Er war der Einzige in seiner Alterskategorie.» So schnell gibt auch wäre jetzt noch möglich.» Oder zumindest kann man Gitarrestunden Helfenstein nicht auf. Nach einer schweren Herzoperation musste sie nehmen. Angefangen hat alles vor 15 Jahren. Teubers wohnen genau fast ein halbes Jahr kräftig reduzieren mit dem Training. «Ich wurde begegenüber der letztes Jahr verstorbenen Sängerin Nella Martinetti. Vom reits in der Reha zurückgepfiffen, weil ich zu schnell unterwegs war.» IlKüchenfenster aus konnten sie einander zuwinken. Als sie zu Nellas dalusionen macht sie sich trotzdem keine. Sie lebt in Muttenz vis-à-vis von maligem Freund Claudio de Bartolo bemerkte, dass das Gitarrenspielen einem Altersheim und wird immer wieder mit der Realität konfrontiert: immer ein Wunsch von ihr gewesen sei, meinte dieser: «Es ist nie zu «Den grössten Teil meines Lebens habe ich hinter mir.» Die Zeit, die ihr spät.» Dank ihm besitzt die ehemalige kaufmännische Angestellte und noch bleibt, verbringt sie am liebsten mit anderen aktiven AltersgenosKatechetin heute eine Gitarre. Vor seinen Besuchen bei Nella schaute de sen: «Mir geht es nicht in erster Linie um die Fitness, sondern um die Bartolo jeweils eine halbe Stunde bei Teubers vorbei und lehrte der sozialen Kontakte. Die Sportler aus meiner Alterskategorie treffe ich auf Nachbarin ein paar Akkorde. der ganzen Welt immer wieder», erzählt Helfenstein. Den Kontakt mit «Als die ersten Enkelkinder kamen – mittlerweile sind es zehn –, war ihnen hält sie via E-Mail aufrecht. Die nötigen Computer- und Internetdie Gitarre nicht mehr so wichtig», sagt Teuber. Es folgten ausgefüllte kurse hat sie längst besucht und mittlerweile schreibt sie lieber E-Mails Jahre mit den Enkeln. Seit einem Jahr nimmt die Rentnerin wieder Gials Briefe: «Weil ich nicht so lange auf eine Antwort warten muss.» tarrestunden. Die Musikschule Pro Musicante bietet in Rapperswil, Altdorf und Luzern Musikunterricht für Schüler im AHV-Alter an. «Die Menschen werden im«Alte Frauen, die kaum laufen konnten, wollten fast nicht mer älter, nach der Pensionierung beginnt für mehr aufhören zu tanzen.» sie nochmals ein neuer, attraktiver Lebensabschnitt», so der Leiter der Musikschule, Urs Krienbühl. Ob Musizieren gegen Gedächtnisverlust hilft, ist zwar nicht Der Austausch mit Gleichgesinnten ist auch einer der Hauptgründe bewiesen, doch Krienbühl glaubt daran, dass das Gehirn dank der Mufür den pensionierten Goldschmied Rolf Möller, das Tanzbein zu sik fit bleibt. Und eine schöne Nebenwirkung gibt es auf jeden Fall: «Vieschwingen. Neben dem Stepptanz besucht Möller mit seiner Frau auch le erzählen mir, dass sie ihre Sorgen und Gebrechen während des Musinoch andere Tanzkurse: «Wir tanzen uns quer durch den Gemüsegarzierens für kurze Zeit vergessen können.» ten.» Für ihn eine Selbstverständlichkeit: «Früher hat man sich beim Tanz kennengelernt. Einen Walzer oder Foxtrott beherrschten damals Mit dem Rollator zum Kugelstossen fast alle. Heute können die meisten gerade noch auf der Tanzfläche herRuth Helfensteins Leidenschaft, das Rennen, nahm ihren Anfang umhampeln. Die Zeiten ändern sich.» Etwas ist aber gleich geblieben: dank einem Presseartikel über den Frauenlauf, auf den sie ihr Freund Männer tanzen weniger gerne als Frauen. «Im Steppkurs höre ich immer hingewiesen hatte: «Ich dachte zuerst: Das ist nichts für mich. Begann wieder von Frauen, es sei ein Fluch: Vor der Heirat tanzen die Männer, dann aber zu trainieren – im Geheimen, da ich nicht wusste, ob ich nach danach muss man sie auf die Tanzfläche zerren.» Möller wurde deshalb ein paar Tagen schon wieder aufgeben würde – und machte rasch Fortauch schon von einer Altersresidenz angefragt, als Tänzer mitzumaschritte.» Am 3. Berner Frauenlauf war sie dann dabei. Damals war sie chen, da auch im Altersheim tanzfreudige Männer Mangelware sind. 58, und seither hat sie nur einen einzigen Lauf verpasst. Zudem nimmt «Ein herrliches Erlebnis: Da waren alte Frauen, die kaum laufen konnSURPRISE 266/12
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Rolf Möller: «Wir tanzen uns quer durch den Gemüsegarten.»
Berlin 2008: Der 33. Marathon von Ruth Helfenstein.
ten, und wenn man sie dann endlich zum Tanzen überredet hatte, wollten sie fast nicht mehr aufhören.» Eine habe ihm gesagt: «Schade, habe ich nicht schon früher damit angefangen.»
Teubers Wohnzimmer. «Damit ich sie immer vor Augen habe und so das Proben nicht vergesse», erklärt Anna Teuber. Krienbühl berät die Senioren auch darin, wie sie sich die Zeit beim Üben zu Hause am besten einteilen können. «Ältere Schüler wissen besser als jüngere, was sie wollen – und was sie nicht wollen», sagt Krienbühl, der seine Kurse auch über Pro Senectute bewirbt. In ihrer Wandergruppe macht Anna Teuber fleissig Werbung für die Musikschule, denn sie ist überzeugt, dass es viele ältere Leute gibt, bei denen irgendwo in einer Ecke ein Instrument verstaubt – oder der unerfüllte Wunsch, ein Musikinstrument zu lernen, schlummert: «Man darf nur keine Hemmungen haben. Jetzt noch ein Instrument zu lernen, das ist für mich Lebensqualität und hundert Mal besser, als hinter dem Ofenbänkli zu warten.» Auf ihrem Esstisch steht ein Strauss Rosen. «Von meinem Mann», lächelt sie. Kennengelernt haben sich die beiden in der Pfadi, die Goldene Hochzeit feierten sie unlängst mit der ganzen Grossfamilie. Mit den Pfadikollegen, alle um die 80, unternehmen die beiden immer noch regelmässig Ausflüge. «Es werden zwar immer weniger», meint sie nachdenklich, «aber ich bin dank-
Im Geist ein junges Mädchen René Fürstenfeld bietet an seiner Rhythm and Tap School in ZürichOerlikon schon seit Längerem auch Kurse für Senioren an. «Indem sich die Senioren die Choreografien merken müssen, trainieren sie automatisch die rechte und linke Gehirnhälfte», sagt Fürstenfeld. «Steppen kann auch zur Sturzprävention dienen: Eine Seniorin mit lahmem Fuss hat durch das Tanzen gelernt, ihr Gleichgewicht besser zu halten.» Tanzen sei eine prima Alternative zum ächzenden Altersturnen, die erst noch viel mehr Spass mache, wie eine Kursteilnehmerin versichert. Dass man die Senioren auf keinen Fall unterschätzen sollte, weiss er aus Erfahrung: «Zuerst machen wir die Schritte immer im ‹Seniorentempo›, aber erst wenn wir ins Normaltempo wechseln, geht die Post richtig ab.» Die älteste Tänzerin an der Rhythm and Tap School ist 80 Jahre alt und möchte nach einem Schlaganfall unbedingt wieder mit dem Stepptanzen beginnen. «Eine andere Schülerin hat mir gesagt, dass sie lieber eine Tablette gegen die Schmerzen nehme, als auf das Steppen verzichten zu müssen. Die Seniorenstunden tun auch mir unglaublich gut. Aber es ist trotzdem Knochenarbeit», sagt Fürstenfeld. Auch Anna Teuber hat früher gesteppt, sagt sie und tänzelt kurzerhand ein paar Schritte auf dem Parkplatz vor dem Haus. «Manchmal tanze ich zu Hause barfuss im Wohnzimmer, wenn niemand zusieht. Einen griechischen Volkstanz zum Beispiel.» Die Gitarre steht auf Anraten ihres Lehrers Urs Krienbühl mitten in
Ruth Helfenstein will nur solange rennen, wie es «nach Sport aussieht.»
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bar dafür, dass wir noch so aktiv sein können.» Als Katechetin sei sie immer von jungen Menschen umgeben gewesen, das habe auch sie jung gehalten. «Und im Herzen bleibt man ja jung, bleibt sich selber, ich bin keine Greisin im Herzen.» Als Teuber die Gitarre hervornimmt und lächelnd ein paar Töne spielt, sieht sie aus wie ein junges Mädchen. ■ www.promusicante.ch / www.tapdance.ch / www.swiss-masters-athletics.ch SURPRISE 266/12
«Hundert Mal besser, als hinter dem Ofenbänkli zu warten.» Anna Teuber mit ihrer Gitarre.
Alter Jüngere Generationen profitieren Pensionierte bleiben immer länger selbstständig und aktiv. Das kommt nicht nur ihnen selbst zugute, sondern auch dem Gesundheitssystem. VON DIANA FREI
Allein vom zeitlichen Aufwand her ist es im sogenannten Ruhestand erstmals möglich, sich intensiv mit einem Hobby auseinanderzusetzen. Aber das Alter ist erst seit einigen Jahrzehnten eine Lebensphase, in der es sich lohnt, nochmals Neues anzupacken. Die Lebenserwartung ist in den letzen 100 Jahren, grob gesagt, von 40 auf 80 Jahre gestiegen. Damit hat sich das Alter als Lebensabschnitt einerseits verlängert, anderseits hat sich auch die Gesundheit dank medizinischem Fortschritt verbessert. «Senioren haben heute bessere Ausgangsbedingungen als frühere Generationen», sagt Pasqualina PerrigChiello, Professorin am Institut für Psychologie in Bern mit Schwerpunkt Alter und Generationenbeziehungen. «Sie sind heute durch die AHV finanziell abgesichert, sind gesünder, fitter und besser gebildet als frühere Generationen», so Perrig-Chiello, «das sind alles Bedingungen, die dazu beitragen, dass die Leute länger aktiv sind und ihre Zeit auch bewusst nutzen.» Die Forschung hat ergeben, dass gerade die Bildung einer der besten Indikatoren sowohl für die Lebenslänge wie auch für ein gesundes, aktives Alter ist. Die verbesserten Bedingungen und die vielfältigeren Möglichkeiten wie das Training in Fitnessstudios – was als SURPRISE 266/12
Angebot noch vor einigen Jahrzehnten undenkbar gewesen wäre – führten zu einem besseren Selbstbewusstsein der Senioren. Davon profitiert auch das Gesundheitssystem. Bettina Schulte-Abel, stellvertretende Direktorin der Gesundheitsförderung Schweiz, rechnet an einem Beispiel für den Kanton Bern vor: «Ein Tag verhinderte Pflegebedürftigkeit in einem Heim ergibt eine Ersparnis von 250 Franken pro Person. Im Kanton Bern gibt es 14 500 Pflegebetten. Wenn man einen Tag Pflege für alle diese Leute einsparen könnte, käme man auf Einsparungen von 3,6 Millionen.» Aktive Senioren kommen aber auch direkt der jüngeren Generation zugute: Eine ältere Generation, die eigenverantwortlicher leben kann, wird weniger schnell pflegebedürftig und organisiert sich selber besser. Sie baut sich auch im Alter soziale Kontakte auf, Alters-WGs kommen immer mehr auf, was auch Depressionen aufgrund von Einsamkeit entgegensteuert. «Das Eintrittsalter in ein Pflegeheim steigt stetig», sagt Perrig-Chiello, «mit 90 Jahren leben heute 55 Prozent der Senioren in der Schweiz noch zu Hause – das ist eine hohe Rate.» Auch auf europäischer Ebene hat man den Wert eines aktiven Alters erkannt: 2012 wird das «Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen» eingeläutet. ■
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BILD: ANDREA GANZ
Le mot noir Ein Käsejahr Neulich im Café. «Merde!», grabe ich hinter dem Tresen im Abfalleimer. «Dass ihr da alte Eier reinhaut, von mir aus, aber frische Zeitung?!» «Lesen machen schlapper Body. Lieber putzen!», fegt die resolute Inderin über mich hinweg. «Wühlst du schon wieder in gammligen Brötchen?», trompetet meine andere Hälfte unvermutet in den Raum. «Wann wirst du endlich realistisch? Zeitungen sind doch out.» «Was machst du überhaupt hier?», wühle ich sauer weiter: «Ich dachte, du zählst dein Geld, oder was Pessimisten sonst so machen.» «Sobald ich mit den Hundehaaren fertig bin.» «Noch etwas, worüber wir unbedingt reden müssen», trete ich mit dem Fuss den Müll zur Seite, vorbei an altem Kaffeesatz. «Warum machst du denen da keinen Zettel?» «Weil das ihr Territorium ist! Sie werfen weg, ich wühle und bedanke mich, wenn ich was finde. Oder
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läuft das in Indien anders?» «Nun ja, Kaffee und reden?» «Nein.» «Nur Kaffee?» «Okay», schüttle ich freudig die versiffte Zeitung. «Aber wir reden nur über die Finanzkrise! Für mehr hab ich heute keinen Nerv.» «Diese Studie ist übrigens ein bisschen optimistisch, findest du nicht?», versucht es meine andere Hälfte mit einem gewohnt grauen Einstieg. «Von Jobanbietern durchgeführt, die sieht solide aus», schlürfe ich gierig im Milchschaum. «Heisst?» «Es gibt dieses Jahr Kündigungen, aber die Jobs in 500 repräsentativen Schweizer Firmen bleiben recht stabil. Die suchen weiter Arbeitskräfte!» «Das werden zähfädige Jahre», orakelt die andere Hälfte. «Absolut korrekt, da müssen wir halt durch,» hebe ich die Tasse hoch. «Aber für Schweizer ist das doch die Kür!» «Was meinst du denn damit?» «Wir haben Raclette doch sozusagen als Nationalgericht. Das ist furchtbarer Käse, den in Frankreich nie einer kaufen würde. Und wir essen ihn, weil er so gleichmässig schmilzt! Was kann uns mit dieser charmanten Einstellung passieren?» «Ja, auf das Miteinander wollt ich grad kommen!» «Nein, nur die Krise!», blocke ich ab. «Die meine ich, und ja, ich weiss, dass ich nicht so wahnsinnig lustig bin, aber nüchtern betrachtet …» «Nüchtern betrachtet stirbst du als Griesgram, das seh ich auch so.» «Ich lache schon gern, wenn es nicht grad um deine verrückte Familie geht.» «Ich bin deiner Meinung», blocke ich ab. «Aber siehst du, es pas-
sieren nun mal wirre oder schlimme Dinge, und wenn man die nicht mit ein bisschen Humor …» «Ist angekommen! Ich bin halt eher wie Käse … gleichmässig … oder zähfädig? Aber ich drehe auf! Auch wenn ich kein Geschirr werfe. Ja, ich kenne übrigens niemanden, der in einem Wutanfall Minuten lang überlegt, was er jetzt wirft und was nicht!» «Ich werfe nur, was eh weg muss!», bin ich jetzt beleidigt. «Solide Schweizerinnen machen das so!» «Ich will ja nicht nerven», orakelt die andere Hälfte weiter. «Wenn die Wirtschaft sich so weiterentwickelt, hast du bald nichts mehr, das du werfen kannst.» «Siehst du, das ist der Grund, warum das so nicht weitergeht», rolle ich die Augen. «Oder hast du dafür vielleicht eine Lösung?» «Ich klebe die Scherben und werfe wieder, was sonst?» «Und wenn du dir keinen Klebstoff mehr leisten kannst?» «Weisst du was?», blättere ich sauer Zeitung. «Ich kann die Krise kaum erwarten!»
DELIA LENOIR LENOIR@HAPPYSHRIMP.CH ILLUSTRATION: IRENE MEIER (IRENEMEI@GMX.CH) SURPRISE 266/12
Schweizer Düsterrock Die Essenz der schwarzen Szene The Beauty Of Gemina präsentieren mit «Iscariot Blues» ihr viertes Album. In nur fünf Jahren entwickelte sich die Rheintaler Band zu einer festen Grösse der Wave-Szene – vor allem jenseits der Schweizer Grenze.
Schweizer Bands schaffen es kaum einmal ins Ausland. So das gängige Vorurteil. Dabei gibt es immer mehr einheimische Musiker, die durch halb Europa touren. Zum Beispiel The Beauty Of Gemina. Die Band um den Rheintaler Michael Sele hat sich in den letzten Jahren einen festen Platz in der Wave- und Gothic-Szene erspielt. Und es geht weiter: Das neue Album «Iscariot Blues» stieg gerade auf Platz fünf der deutschen Alternative Charts ein, in den USA wird es vom renommierten Label Metropolis vertrieben. The Beauty Of Gemina traten von Anfang an selbstbewusst auf. Normalerweise spielt eine neue Band zunächst in kleinen Klubs. Michael Sele und seine Mitmusiker buchten für die Präsentation des Debütalbums «Diary Of A Lost» 2007 gleich mal das X-Tra in Zürich, wo an die 1500 Leute Platz finden. Damit spielten sie an dem Ort, wo auch eine Goth-Legende wie The Sisters Of Mercy auftritt. «Und zwar nicht als Vorband, sondern als Hauptact», betont Michael Sele. Ein starker Einstieg, der nicht frei von Risiko war. «Es wurde genau beobachtet, ob wir das hinkriegen», erinnert sich Sele. Sie bekamen es hin und fühlten sich bestätigt. «Das Publikum in Zürich wählt aus einem Riesenangebot und ist sehr kritisch. Wenn man einen Klub wie das X-Tra für sich einnehmen kann, dann kann mans überall schaffen.» Nach diesem Einstieg war der Schritt ins Ausland nur logisch. Um so mehr, als das Zielpublikum in der Schweiz begrenzt ist. Die Einladung an ein Festival in England kam für Michael Sele aber dann doch unerwartet. Erst recht, als dort, im Mutterland von New Wave und Gothic, ein Einheimischer meinte: «Wir haben diesen Sound erfunden, dann haben wir ihn verloren, und jetzt bringt uns eine Schweizer Band diese Gefühle zurück.» Sele war beeindruckt: «Diese Begegnung werde ich nie vergessen.» Michael Sele bildet unbestritten das Zentrum von The Beauty Of Gemina. Er schreibt die Songs, singt, spielt Gitarre und amtet auch als Arrangeur und Produzent. Umso erstaunlicher, dass «Iscariot Blues» bereits das vierte Album in fünf Jahren ist. Er habe nach seiner Zeit bei der Wave-Band Nuuk wohl einen gewissen Nachholbedarf in Sachen Songwriting gehabt, mutmasst Sele über die Gründe der hohen Produktivität. Ausserdem arbeitet er im eigenen Studio, das jederzeit bereit ist. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Platten beschränkt sich das neue Werk auf zehn Songs in einer knappen Dreiviertelstunde – die klassische Albumstrecke. «Ich hoffe bloss, die Fans denken jetzt nicht, ich hätte keine Ideen mehr», grübelt Sele und grinst dabei kaum merklich. «Mir ging es darum, an die Essenz jedes Songs zu gelangen.» In der schwarzen Szene sind The Beauty Of Gemina fest verankert. Mit dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig und M’Era Luna in Hildesheim bespielten sie zwei der grössten Gruft-Festivals. Letzte Jahr gelang The Beauty Of Gemina ein Coup, als sie als Vorgruppe der Chartstürmer UnSURPRISE 266/12
BILD: ZVG
VON RETO ASCHWANDEN
Lässt sich ungern einzäunen: Michael Sele von The Beauty Of Gemina.
heilig auf Deutschlandtour gingen. Im Gegensatz zu anderen Acts, die dem Gothic-Umfeld entstammen, sieht Sele keinen Anlass zur Abgrenzung. Er fragt nach, ob «Grufti» negativ gemeint sei – nein – und bestätigt dann: «Die schwarze Szene ist ein Teil meiner Heimat. Unser Publikum hat eine Affinität zur Melancholie. Allerdings gibt es darunter auch Leute, die Muse, Placebo oder die Editors hören.» Diese Heimat kann eng werden, denn ähnlich wie die Metal-Fans, sind auch Goths recht konservativ in ihren Ansichten, wie «ihre» Bands zu klingen haben. Deshalb wird es einige Fans irritieren, dass im neuen Stück «Badlands» eine Steel-Guitar ertönt, ein Instrument, dass im Blues gang und gäbe ist, im Goth-Kontext aber exotisch wirkt. Sele ist sich bewusst, dass solche Stilexperimente polarisieren: «Das ist ein Kampf, den ich führe. Die Szene steht für Authentizität und Underground, gleichzeitig möchten manche immer wieder das, was sie schon kennen. Ich lasse mich aber nicht gern einzäunen. Wenn ich meine Kreativität nicht ausleben kann, kann ich die Leute auch nicht begeistern.» Völlig unbeeinflusst schreibt Sele allerdings nicht, Begegnungen mit Fans bleiben im Unterbewusstsein gespeichert: «Das ist wie eine Energie, die immer da ist. Ich versuche nicht konkret, bestimmte Erwartungen zu bedienen. Aber: Man ist wie nie allein in dieser Szene.» ■ The Beauty Of Gemina: «Iscariot Blues» (Universal Music)
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Kulturtipps
Wo fliessen die Gedanken, wo kleckerts sich am besten?
Mehr Charme als der Papa: Samantha nimmt Cyril auch mal in den Arm.
Buch Kino Stubenhocker und Laptop-Nomaden Ein Velo fürs Leben Eine Geschichte der literarischen Arbeitsorte entführt uns auf eine spannende Entdeckungsreise zu den Geburtsstätten der Bücher.
Im Mittelpunkt von «Le gamin au vélo» steht der zwölfjährige Cyril. Er wird von seinem Vater aufgegeben, dafür von einer Friseuse aufgenommen.
VON CHRISTOPHER ZIMMER
VON MICHAEL GASSER
Es gibt kaum einen Ort, an dem nicht schon geschrieben wurde. Manche Schreibende verkriechen sich in ihren vier Wänden, andere zieht es hinaus, ins Freie, in die Geselligkeit, auf Reisen. Für die einen ist es ein Ort der Musse und Inspiration, an dem sie Frieden und Harmonie finden. Andere erleben den Schreibort als Kerker und Albtraum, pendelnd zwischen Höhenflügen und Abstürzen. Mit seiner Geschichte literarischer Arbeitsorte nimmt uns der Schweizer Autor Severin Perrig zu einer Kulturzeitreise mit, die auf dem Berg Sinai beginnt, dort, wo Moses die zehn Gebote in Stein meisselte, und bei den Laptop-Nomaden der Moderne ein vorläufiges Ende nimmt. Dazwischen liegt eine Fülle von Schreiborten. Da ist die Rede von den Schreibfabriken der Antike und mittelalterlichen Klöstern, von Studierzimmern, Dichterklausen, Kellerhöhlen und von Wind und Wetter ausgesetzten Poetenstüblein unterm Dach. Oder vom mobilen Schreiben in Sänften und Kutschen, in Zügen und Flugzeugen, auf Schiffen oder schlicht zu Fuss. Aber auch vom Elend des Schreibens oder des Verstummens in Exil, Verbannung, Gefangenschaft, Gulag und KZ. Viele Schreiborte sind umrankt von Legenden und romantischen Vorstellungen, werden vom Literaturtourismus zu Wallfahrtsorten erhoben oder selber wieder Anlass zu literarischen Ergüssen. Goethes karges Arbeitszimmer, Heinrich Heines Matratzengruft, Hölderlins Turmstube, Virginia Woolfs «Zimmer für sich allein», Karl Mays Villa Shatterhand, das Schreibbett des «horizontalen Autors» Truman Capote, oder auch die Literatencafés und repräsentativen Schreibtische, an denen sich fürstliche und literarische Feldherren wie auf einer Bühne in Szene setzten. Das Interesse an den Orten, wo Literatur entsteht, beschränkt sich nicht nur auf die Lesenden. Auch die Schreibenden selbst haben die Umstände ihrer Tätigkeit immer wieder zum Gegenstand gemacht, klagend oder euphorisch, nüchtern oder schwärmerisch. So kann man aus erster Hand einiges über das Entstehen von Literatur erfahren und dabei einen neugierigen Blick über die Schulter derjenigen werfen, für die Schreiben ein Handwerk ist, das wie jedes andere einen Platz braucht, an dem es betrieben werden kann.
Wie bei Vittorio de Sicas «Ladri di biciclette» von 1948 geht ohne Fahrrad auch bei «Le gamin au vélo» der Gebrüder Dardenne gar nichts. Wo der Protagonist des neorealistischen Klassikers seinen Radesel unbedingt wiederbeschaffen muss, um seiner Arbeit als Plakatkleber nachgehen zu können, benötigt der zwölfjährige Cyril (Thomas Doret) seinen fahrbaren Untersatz, um nach Geborgenheit zu suchen. Und nach seinem Vater (Jérémie Renier), der ihn in einem Heim abgesetzt hat – ohne dem Sprössling von seinem Umzug zu berichten, ohne ihm eine neue Adresse zu hinterlassen. Der Junge büxt aus; er muss mit eigenen Augen sehen, dass seine ehemalige Wohnung leer und verlassen steht. Als ihn die Erzieher wieder zurück ins Heim bringen wollen, klammert er sich an den nächstbesten Menschen, die Friseuse Samantha (Cécile de France). Sie verspricht ihm, ihn fortan für die Wochenenden bei sich aufzunehmen. Warum, wird nicht erklärt, denn an einer Psychologisierung sind die beiden Regisseure schlicht nicht interessiert. Die Belgier werten nicht – das wird dem Zuschauer überlassen – und bleiben in ihren Betrachtungen betont nüchtern und nahezu dokumentarisch. Und so folgt man dem vorzugsweise rot gekleideten Cyril beim Herumrumradeln zwischen Wald, Tankstelle und Friseursalon. Sieht, wie er sein Velo gegen Diebe verteidigt und selber zu einem wird. Nicht aus Motiven der Geldgier, sondern aus dem Irrglauben heraus, er könne sich so Liebe und Anerkennung beschaffen. Die Filmemacher erzählen ihre Geschichte ohne jegliche Sentimentalität und fast ohne musikalische Untermalung. Selbst als Cyril seinen Vater dank Samantha ausfindig machen kann, von diesem aber kurz, knapp abgewimmelt wird – «Ich möchte ihn nicht mehr sehen» –, drückt der Film nicht auf die Tränendrüse. Der Knabe versucht die Abweisung zu verarbeiten, was nicht ohne Rückschläge bleibt. Aber in letzter Instanz beweist sich Cyril als Stehaufmännchen. Und zwar im Schlechten wie im Guten. Jean-Pierre und Luc Dardenne: «Le gamin au vélo», 87 Min. Der Film läuft ab 12. Januar in den Deutschschweizer Kinos.
Severin Perrig: «Am Schreibtisch grosser Dichter und Denkerinnen. Eine Geschichte literarischer Schreiborte.» Rüffer & Rub 2011. CHF 38.00.
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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.
Denken gross, und das ist richtig so: The Bianca Story.
Musik Ein grosser Wurf Pop und Kunst zu vereinen, das strebt die Basler Band The Bianca Story seit ihrer Gründung an. Mit dem neuen Album «Coming Home» erfüllt die Band die eigenen Erwartungen und landet einen echten Coup. VON OLIVIER JOLIAT
Im Video turnt dieser abartig muskulöse Junge am Reck. Dazwischengeschnitten apokalyptische Gesellschafts-, Kriegs- und Katastrophenbilder. «I’m afraid of the world», singt Bandleader Elia Rediger dazu. Bild und Ton brennen sich im Kopf ein. Die ersten Versuche der Kunst- und Jazzschüler von The Bianca Story wirkten noch wie das provinzielle Plagiat der hoch gelobten Pop-Dandys Franz Ferdinand. Doch vom Gespött anderer liess sich das Quintett nicht irritieren. Auch nicht davon, dass ihnen auf Tour der Bus mit allem Equipment geklaut wurde. The Bianca Story veröffentlichten nebst dem Debütalbum «Hi Society!» ihr «Unique Copy Album» – ein Einzelstück, verpackt in eine Kunstinstallation, die sie 2009 für 10 000 Franken verkauften. Dazu inszenierten sie die Elektro-Oper «Chris Crocker – erfinde dich neu». So viel Schaffenskraft liess den deutschen Pop-Guru Tim Renner aufhorchen. Sein Label Motor Music nahm The Bianca Story unter Vertrag. Die Basler konnten ihr neues Album an Ostern 2010 in den altehrwürdigen Londoner Abbey Road Studios einspielen – Streich- und Bläserorchester inklusive. Man denkt gross, und das ist richtig so. Die vier jungen Bebbi und ihre Dame überzeugen nicht nur beim beschwärmten Opener «Afraid Of The World». Auch die folgenden «Coming Home» und «Lazy Boy» sind so eingängige wie dringliche Pop-Würfe (natürlich mit Video dazu). Mit gewinnendem Timbre und herrlich spontan wirkenden Melodiebögen nimmt Rediger die Zuhörer ein. Trotz Orchester und bandtypischem New-Wave-Pathos wirken die Songs nie schwerfällig oder überladen. Das ist frischer Pop, zu dem man nicht tanzen muss, aber durchaus kann. «Dancing People Are Never Wrong», wie Anna Waibel treffend singt. Sie ist das helle Gegenstück zum tiefen Gesang Redigers. Nicht jeder Song hat das gewisse Etwas, allerdings fällt auch keiner wirklich ab. Und dank «Friends Bar» weiss man, dass schnalzende Zungen nicht nur im Hip-Hop gut kommen. Applaus!
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Locher, Schwittay Gebäudetechnik GmbH, BS
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Weingut Rütihof, Uerikon
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AnyWeb AG, Zürich
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Niederer, Kraft & Frey, Zürich
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Musikschule archemusia, Basel
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Paulus-Akademie Zürich
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Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich
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Thommen ASIC-Design, Zürich
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BEVBE Ingenieurbüro, Bonstetten
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homegate AG, Adliswil
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ratatat – freies Kreativteam
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Kaiser Software GmbH, Bern
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bölsterli hitz gmbh, 8005 Zürich
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www.rechenschwaeche.ch
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Philip Maloney, Privatdetektiv
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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen
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Scherrer & Partner GmbH, Basel
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Balcart AG, Carton Ideen Lösungen, Therwil
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KIBAG Bauleistungen
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responsAbility, Zürich
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Odd Fellows, St. Gallen
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Coop
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Arbeitssicherheit Zehnder GmbH, Ottenbach
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Velo-Oase Bestgen, Baar
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Schweiz. Tropen- und Public Health-Institut, BS
Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.
The Bianca Story: «Coming Home» (Motor Entertainment/Irascible). Live: 11. und 13. Januar, Amboss Rampe Zürich, 12. Januar, Saubanner-Beizen-Tour durch Zürich, Start: 20 Uhr La Catrina, 14. Januar, Salts, Birsfelden. Alle Videos & weitere Konzertdaten: www.thebiancastory.com SURPRISE 266/12
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BILD: TABEA HÜBERLI
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Ausgehtipps
Abheben für einen guten Zweck.
Bern Feiern gegen den Wahnsinn Den «Wachstumswahnsinn loswerden» wollen die Initiatoren der 12. Tour de Lorraine. Als Fundraising-Veranstaltung für die Anti-WEFProteste ins Leben gerufen, hat sich die Tour durch das – glücklicherweise noch immer nicht durchgentrifizierte – Berner Alternativquartier längst zu einem der grössten (und schönsten) Berner Stadtfeste entwickelt. Am Nachmittag wird informiert, debattiert und geworkshopt: Man kann sich ein umfassendes Bild über die Auswüchse und Widersprüche unseres auf ewiges Wachstum und maximalen Konsum ausgerichteten Wirtschaftssystems machen. Und weil dies zwar wichtig, aber nicht sehr erbauend ist, wird am Abend gefeiert, was das Zeug hält – vom Kairo über die Brücke zur Reitschule bis zum Progr und zum ISC. The Show must go on! Und dient dazu einem guten Zweck: Der gesamte Erlös kommt Kampagnen und Projekten für soziale Gerechtigkeit zugute. (fer)
Videokunst: Still aus «Urban Diamonds».
Silberbüx machen Kinder froh, und Erwachsene ebenso.
Bern/Jura Nachwuchs zu Neujahr
Auf Tour Bäche stauen statt Tennisstunde
Es handelt sich bei der Cantonale Berne Jura zwar um eine neue Weihnachtsausstellung, aber ganz so vorbei ist die Cantonale auch im Januar noch nicht, dass die Kunst schon wie trockene Nadeln schon vom Bäumlein rieseln würde. Im Gegenteil: Sinn und Zweck der Sache ist, den Nachwuchskünstlern in den Kantonen Bern und Jura eine prominente Plattform zu geben – oder eher: gleich acht Plattformen. Das CentrePasquArt, die Kunsthalle Bern, das Kunsthaus Interlaken, das Kunsthaus Langenthal, das Kunstmuseum Thun, Marks Blond Project R. f. z. K., das Musée jurassien des Arts Moutier und die Stadtgalerie Bern haben die Ausstellung gemeinsam lanciert. 339 Berner und jurassische Kunstschaffende haben ihre Werke eingegeben, 166 von ihnen wurden von der Jury ausgewählt und vermitteln nun in geballter Ladung einen Eindruck davon, was in den Ateliers der Kantone alles entsteht. (dif) Cantonale Berne Jura – Weihnachtsausstellung,
«Tränen der Nostalgie» sichtete die Journalistin einer Lokalzeitung an der Silberbüx-Plattentaufe in Erwachsenen-Gesichtern. Schon das erste Album der Mundartband, «Gheim isch gheim», war ein kinderpreisgekrönter Erfolg, der auch Erwachsene begeisterte. Letzten Herbst legten sie mit «Uf em Sprung» nach: Wunderschön verspielte Melodien, mal nach Reggae, mal nach Polka, mal jazzig klingend, dazu Geschichten vom Verkleiden, Waldhüttenbauen und Bäche stauen oder von einem Schildkrötchen, das vom ausgelachten Loser zur Heldin wird – poetische Lieder für Kinder und Kindgebliebene. (fer) So 8. Januar, 11.15 und 14.15 Uhr, Tonhalle Zürich (mit dem Tonhalle-Orchester), So, 15. Januar, 11 Uhr, Kleintheater Luzern, So, 22. Januar, Casino Theater Zug. Für weitere Konzerte siehe www.silberbuex.ch
Anzeigen:
verschiedene Institutionen, noch bis zum 15. oder 22. Januar, in Moutier bis zum 29. Januar. www.cantonale.ch
«Tour de Lorraine 2012»: Fr 20. und Sa 21. Januar. Am Nachmittag Filme, Vorträge und Workshops, am Abend Partys und Konzerte, u.a. von Churchhill und Copy&Paste, Bern, diverse Veranstaltungsorte in Lorraine und Innenstadt. Details: www.tourdelorraine.ch
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BILD: STEPHANO SCHROETER
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Obacht: S.C.U.M. sehen harmloser aus, als sie klingen.
Einsichten in Körper und ihre fahrbaren Gestelle.
Zürich Gegen den Winterschlaf
Luzern Anatomie und Autokarosserie
Wenn im Januar der Schnee alles dämpft, dampft es zuverlässig aus dem Ziegel oh Lac. Während rundherum alle im Winterschlaf verharren, geht im Restaurant der Roten Fabrik die traditionelle Rockwoche über die Bühne. Neben – klar – Rock gibt es während sieben Abenden auch Songwriter und Tanzbares. Letzteres etwa von S.C.U.M. aus London. Das junge Quintett spielt psychedelischen, treibenden New Wave und ist drauf und dran zur Retrorock-Truppe der Stunde aufzusteigen. Ebenfalls von weiter her reist Maria Taylor an, diesmal nicht im Duo Azure Ray, sondern solo. Ausserdem schauen 7 Dollar Taxi aus Lozärn und der Zürcher Lee-Hazelwood-Wiedergänger Tom Huber vorbei, die Cello- und Geigenrocker Deep Trip packen die Bögen aus und Roy And The Devils Motorcycle lassen die Amps knattern. Ein bisschen überraschend stehen auch etliche Basler Bands auf dem Programm: 4th Time Around, die Lombego Surfers und Zatokrev, letztere im Rahmen des Wall-of-Sound-Abends, der nur den richtig Harten empfohlen sei. Ansonsten: Alles dabei, ab nach Wollishofen. (ash)
Einen Matthew Day Jackson sollte man heutzutage eigentlich im heimischen Wohnzimmer haben. Immerhin ist der 37-jährige Amerikaner bereits in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, nun hat er in Luzern seine erste Einzelausstellung. Jackson eignet sich hochkomplexe Themengebiete an, recherchiert Nukleartechnologie und Raumfahrt, gräbt in der Geschichte der westlichen Zivilisation und denkt über antike Mythen und Anthropologie nach, um Kunst daraus zu machen. Und zwar lust- und humorvoll: «In Search of …» heisst die Ausstellung, die den Kanon des Bildungsbürgertums gleichzeitig erforscht und zum Spielen benutzt. Heraus kommen dabei unverkrampft vielschichtige Werke, und in Jacksons Universum gibt es entsprechend Astronauten, Skelette, eine Autokarosserie, einen Leichensack und ein Ikea-Wohnzimmer zu sehen. Alles in die Farben des Regenbogens getaucht. (dif)
19. bis 28. Januar, jeweils 19.30, Ziegel oh Lac, Zürich
www.kunstmuseumluzern.ch
Matthew Day Jackson: «In Search of …», noch bis zum 15. Januar, Di und Mi 10 bis 20 Uhr, Do bis So 10 bis 17 Uhr, Kunstmuseum Luzern
BILD: ZVG
Detailprogramm: www.rotefabrik.ch
Auf Tour Lüpfige Lieder über den Tod Liz Green könnte zu einer der grossen Entdeckungen des neuen Jahres werden. Ihre Songs pendeln zwischen Folk noir und einem verrauchten Jazzclub aus den 30ern. Ein bisschen Django Reinhard hier, etwas Nina Simone da und oben drauf eine Prise Karen Dalton. Als Begleitung reicht mal ein Banjo, mal ein Akkordeon, denn im Zentrum steht diese typisch britische Stimme zwischen Gaumen und steifer Oberlippe. Das klingt musikalisch recht lüpfig, textlich eher weniger. «A song about a party, a song about the war and all the other songs are about death», so beschrieb sie dem Publikum bei einem Konzert in Paris ihr Repertoire. Eine gefreute Sache. (ash) Do 19. Januar, 20 Uhr, Gonzo Club, Zürich; Fr 20. Januar, 21.30 Uhr, Bad Bonn, Düdingen; Sa 21. Januar, 20 Uhr, Parterre, Basel.
Folk noir aus dem Jazzklub: Liz Green. SURPRISE 266/12
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Verkäuferporträt «Mit elf steckten sie mich ins Heim» BILD: IMO
Andreas Breu (30) verkauft seit drei Monaten Surpise vor der Berner Markthalle. Er ist ein grosser Fussballfan – im Moment vor allem als Zuschauer, in der kommenden Saison will er aber als Spieler in der Surprise Strassenfussball Liga ins Geschehen eingreifen. AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN
«Zu Surprise gebracht hat mich meine Freundin Corinna. Sie ist selbst Verkäuferin und hat mir das Ganze erklärt. Ich dachte, das macht sicher Spass, meldete mich im Büro Bern und fing an. Es ist von Anfang an perfekt gelaufen. Ich stellte mich vor die Markthalle, hab den Leuten einen guten Morgen gewünscht, nach zehn Uhr ‹Grüezi› gesagt und meine ersten Hefte verkauft. Die Leute schätzen, dass ich ihnen das Heft nicht andrehe, sondern einfach freundlich grüsse. Für mich ist Surprise voll gut, denn ich konnte nie eine Lehre machen. Als Kind kam ich von Heim zu Heim und als Jugendlicher von einer geschützten Werkstatt zur nächsten. Ins erste Heim wurde ich gesteckt, als ich elf war. Ich lebte damals bei meinen Grosseltern, weil meine Mutter mich bekam, als sie erst 17 war. Mein Vater war überhaupt nicht präsent. Eines Tages kam mein Vormund und fand, meine Grosseltern seien schon alt, deshalb wolle er früh genug schauen, dass ich einen Platz im Heim bekomme. Wohlgemerkt: Meine Grossmutter lebt heute noch und mein Grossvater ist erst vor fünf Jahren gestorben. Diesem Vormund habe ich es auch ‹zu verdanken›, dass ich eine IV-Rente erhalte. Die wurde damals beantragt, um den ersten Platz in der geschützten Werkstatt zu bezahlen. Aus welchem Grund ich genau die Rente kriegte, da habe ich keinen blassen Schimmer. Mein Vormund sagte einfach immer, ich könne nichts, ich sei nicht motiviert, und wenn ich körperliche Beschwerden hatte, war ich ein Simulant. Das Blatt wendete sich zum Glück mit meinem Umzug nach Thun – ich komme ursprünglich aus der Ostschweiz, aus St.Gallen, und habe zuletzt in einem Wohnheim in Romanshorn gelebt. Nach Thun brachte mich 2003 die Liebe: Meine damalige Freundin und ich pendelten zuerst hin und her, dann entschied ich mich, nach Thun zu ziehen. Dort kriegte ich eine andere Vormundin, und ich wurde neu abgeklärt. Es stellte sich heraus, dass mein vegetatives Nervensystem defekt ist. Deshalb habe ich öfters Herzrhythmusstörungen, Magenschmerzen, vertrage Hitze recht schlecht und bei grösserem Stress wird mir schwindlig. Das sind aber alles Beschwerden, die mich beim Heftverkauf nicht behindern. Das ist ja das Tolle an Surprise: Ich kann meinen Tag einteilen, wie es mir entspricht, und eine Pause einlegen, falls ich sie brauche. Im Moment stehe ich ausser am Sonntag jeden Tag früh auf, fahre nach Bern, hole so um halb acht die Hefte im Lorraine-Laden und stelle mich vor die Markthalle. Wenn ich sie verkauft habe, mache ich am frühen Nachmittag Feierabend. Zurzeit habe ich keinen anderen Job, deshalb nutze ich die freie Zeit ab und zu für einen Kinobesuch. Bis vor kurzem war ich regelmässig Steward beim FC Thun und habe Eingangskontrolle, Platzanweisung und Feldschutz gemacht. Unglücklicherweise gab es im Stadion einen Vorfall mit meiner Ex-Freun-
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din, deswegen haben mir die Verantwortlichen gesagt, ich müsse eine Weile ein Time-Out machen. Ich hoffe nun sehr, dass ich im Frühling wieder damit anfangen kann. Das wäre der Hammer! Ich bin ein voll grosser Fussballfan. Als Ostschweizer ist mein Klub natürlich der FC St.Gallen, und in der Bundesliga fane ich für Borussia Dortmund. Einfach weils ein guter Klub ist und weil Stéphane Chapuisat lange dort gespielt hat. Die haben mit über 80 000 Plätzen das grösste Stadion von ganz Deutschland. Leider war ich noch nie dort. Das wär schon so ein bisschen ein Traum von mir, dort mal dabei zu sein. Ich habe früher eine Zeit lang beim luzernischen FC Triengen bei den A-Junioren gespielt, war aber nicht so der grosse Techniker. Den Ball jonglieren und so kann ich nicht. Aber nächste Saison will ich bei Surprise in den Strassenfussball einsteigen. Da freue ich mich schon voll drauf! Neben fussballerischen Highlights wünsche ich mir für 2012 vor allem, dass es mit Corinna weiterhin so gut läuft. Das ist mein allergrösster Traum.» ■ SURPRISE 266/12
Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich
Wolfgang Kreibich Basel
Ausserdem im Programm SurPlus: Marika Jonuzi, Basel Fatima Keranovic, Baselland Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Jovanka Rogger, Zürich
selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.
Tatjana Georgievska Basel
René Senn Zürich
Jela Veraguth, Zürich Kurt Brügger, Basel Anja Uehlinger, Baden Peter Hässig, Basel Andreas Ammann, Bern
Marlies Dietiker, Olten Peter Gamma, Basel Josiane Graner, Basel
Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken
1/2 Jahr: 3000 Franken
1/4 Jahr: 1500 Franken
Vorname, Name
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PLZ, Ort
Datum, Unterschrift
1 Monat: 500 Franken
266/12 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 266/12
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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.
Ich möchte Surprise abonnieren!
Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.
24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–
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Herausgeber Strassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel www.strassenmagazin.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@strassenmagazin.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@strassenmagazin.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden (Nummernverantwortlicher), Florian Blumer, Diana Frei redaktion@strassenmagazin.ch Ständige Mitarbeit texakt.ch (Korrektorat), Yvonne Kunz, Delia Lenoir, Irene Meier, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Priska Wenger, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Joel Bisang, Davide Caenaro, Manuela Donati, Andrea Ganz, Michael Gasser, Olivier Joliat, Christof Moser, Roland Soldi, Sarah Stähli Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 15000, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 61 Theres Burgdorfer, t.burgdorfer@strassenmagazin.ch
Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.
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