WG-Kind Zu Besuch im Mehrmütterhaus Zoff um den Zins – wenn Mieter zuviel zahlen
Ungesund – wie uns die Medizinalbranche krank macht
Nr. 269 | 17. Februar bis 1. März 2012 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.
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Titelbild: Sophie Stieger
Es ist wohl manchen Eltern schon durch den Kopf gegangen, nur so als Idee: Wie wäre es, wenn man die klassische Kernfamilie auflösen würde? Wenn man zum Beispiel mit anderen Eltern in einem Haus wohnen würde, wo im Turnus auf Kinder aufgepasst, gekocht und aufgeräumt würde? Gratisgeschwister für Einzelkinder, Entlastung für Alleinerziehende? Was es heisst, Kinder zu haben, merken besonders all jene schnell, die dabei ihre Berufstätigkeit nicht aufgeben wollen. Betreuung gilt in der Schweiz vielerorts nach wie vor als Privatsache, und die Erwartung, dass Mami um 12.15 Uhr zu Hause das Mittagessen auf den Tisch stellt, besteht immer noch. Das hat aber nicht viel mit der Realität zu tun, und schon gar nichts mit dem Alltag von Alleinerziehenden. Also haben ein paar alleinerziehende Mütter in Zürich die Not zur Tugend und ihre DIANA FREI Vorstellung vom Zusammenleben wahr gemacht. Unsere Journalistin Yvonne Kunz REDAKTORIN hat sie besucht und gibt einen Eindruck davon, was das vielzitierte afrikanische Sprichwort «Für die Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf» heissen könnte. Die Frauen in der «Mütter-WG» haben die gängigen institutionalisierten Wege verlassen und ein Modell gewählt, das viele fasziniert, für das sie sich aber auch immer wieder erklären müssen. Es ist offensichtlich eine Art von Privatleben, für das sich irgendwann auch die Medien interessieren – und das man nur leben kann, wenn man davon überzeugt ist. Auch Kulturschaffende müssen überzeugt sein. Vom Wert ihrer Arbeit und davon, dass eine Gesellschaft, eine Demokratie nicht ohne Kunst und Kultur funktionieren kann. Der Wert der Kultur ist nicht greifbar, dafür umso angreifbarer. Dass die Kunst eine wichtige Stimme ist, ein Korrektiv zu Geld und Macht und dass sie menschliche Werte überprüft, zeigt sich vor allem im Negativbeispiel – in totalitären Staaten, in denen systemkritische Künstler Repressionen ausgesetzt sind: Man denke nur an Chinas Umgang mit Ai Weiwei. Es scheint also, Kunst könne etwas auslösen und habe eine gewisse Wichtigkeit für unser Zusammenleben – das geben implizit gerade jene zu, die ihr keinen Platz einräumen wollen. Wir geben Einblick in den Berner Kulturraum Progr, wo zwei Kunstschaffende sich der Frage stellen, warum ihnen ihre Arbeit wichtig ist. Die Sache hat nur einen Haken: Überzeugungen werden nicht entlöhnt. Kurz: Im aktuellen Heft geht es um den Mut, Künstler und um die Kunst, Mutter zu sein. Wir wünschen Ihnen eine fruchtbare Lektüre Diana Frei
Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@strassenmagazin.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 269/12
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BILD: ZVG
Editorial Mut und Mütter
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10 Familie In der MuKi-WG Spielgruppen, Hort und Babysitter – viele Alleinerziehende sind ständig mit der Organisation der Kinderbetreuung beschäftigt. Die Frauen in der Zürcher Siedlung Goldregen haben dieses Problem nicht. Denn die alleinerziehenden Mütter bilden eine Wohngemeinschaft und betreuen ihre Kinder abwechslungsweise. Das ermöglicht Arbeit und Ausgang, fordert aber starke Persönlichkeiten, die mit Auseinandersetzungen über Erziehungsfragen umgehen können.
16 Kunst Kreativ ohne Kalkül Wirtschaftliches Denken und Kreativität treten selten gepaart auf. Denn der Gedanke, mit Kunst Geld verdienen zu wollen, ist an sich schon verstiegen: Künstler kommen im Schnitt auf gerade mal 30 000 Franken Jahreseinkommen. Alexander Güdel und Jeanette Besmer sind zwei von etwa 200 000 Kunstschaffenden in der Schweiz, die versuchen, Produktivität und Qualität unter einen Hut zu bekommen.
BILD: LUCA CHRISTEN
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Inhalt Editorial Von Müttern und Künstlern Basteln für eine bessere Welt Kreativworkshop Larvenatelier Aufgelesen Allseits Eiszeit Zugerichtet Wie sich Geld verkrümelt Leserbriefe Grosskonzerne in Argentinien Starverkäuferin Eva Herr Porträt Bewegung im Damenschuh Wörter von Pörtner Coole und Streber Kids Picasso mal ehrlich betrachtet Kulturtipps Rollins macht Sozialarbeit zu Kunst Ausgehtipps Legal Aliens in New York Verkäuferporträt Immer strategisch denken Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP
BILD: SOPHIE STIEGER
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BILD: FOTOLIA
19 Mietpreise Wenn die Zinsen sinken
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Familien finden kein Zuhause, Rentner benötigen Mietzuschüsse – Wohnen wird immer teurer. Dabei sorgen fallende Zinsen für sinkende Kosten bei den Eigentümern. Diese Einsparungen haben die Mieter zugute – wenn sie sich wehren. Eine Geschichte über konfliktscheue Schweizer und Erklärungen einer Expertin, wie man für sein Recht kämpft.
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ILLUSTRATION: SIMON DREYFUS | WOMM
1. Machen Sie aus Ton eine Form, im Umfang etwas grösser als das Gesicht, das die Larve (für Nichtbasler: Maske) tragen wird. Um Material zu sparen, können Sie für das Innere Styropor oder zusammengeknülltes Zeitungspapier verwenden. Streichen Sie zum Schluss die Oberfläche mit Vaseline ein.
2. Reissen Sie Kaschierpapier (im Bastelladen erhältlich) in quadratische, nicht allzu grosse Stücke (nicht schneiden!), bestreichen sie mit Fischkleister und pappen sie überlappend drauf (bekleisterte Schicht nach oben), sodass eine durchgängige Schicht entsteht. Wenn die erste Schicht fertig ist, kaschieren Sie eine weitere aus Zeitungspapier darüber, dann nochmals eine mit Kaschierpapier.
3. Lassen Sie das Ganze einen Tag trocknen, heben es vorsichtig ab, schneiden den Rand ab und feilen die Oberfläche mit Schmirgelpapier glatt. Grundieren Sie die Larve weiss mit Aussendispersion und lassen danach die Farbe trocknen.
4. Bemalen Sie sie mit Acryl oder Künstlerölfarben, nach Lust und Laune, respektive entsprechend dem künstlerischen Vorbild.
5. Wenn auch diese Farbe trocken ist, befestigen Sie die Larve mit je zwei Nieten und einem Stück starkem Karton an einem Bauhelm (günstige Variante, im Baumarkt oder Bastelladen erhältlich).
6. Setzen Sie sich das Ganze auf, zeichnen Sie mit einem Bleistift die Stelle an, an der Sie durchgucken wollen, und schneiden Sie dort zwei dreieckige Löcher aus. Verpassen Sie Ihrer Larve Hut, Haare, Bart etc., letzteres z.B. aus Bast oder Wolle (ankleben mit Heissleim) – seien Sie kreativ!
Basteln für eine bessere Welt Fasnacht ist Bastelzeit. Lassen Sie die Plastik-Zorros und -Spidermänner im Einkaufsregal links liegen und machen Sie ihre Maske, oder eben Larve, wie die Basler sagen, selber! Es braucht ein bisschen Zeit, ist aber einfacher, als Sie denken. Sollte Ihnen nach der Lektüre des Artikels auf Seite 23 nach konkreter Kunstvermittlung mit Ihrem Kind zumute sein: Nehmen Sie sich doch einen Klee oder Picasso zum Vorbild! SURPRISE 269/12
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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.
Eiskalt I München. «Eiskalt» titelt BISS und meint damit die bayerische Asylpolitik. Wie in der Schweiz gibt es dort das Ziel, die «Rückkehrbereitschaft der Flüchtlinge zu fördern». Sprich: Sie in ein abgelegenes Heim zu stecken, wo ihr Alltag oft jahrelang aus Tischfussball, Fernsehen und Schlafen besteht. BISS traf beim Besuch eines Heims im Bayerischen Wald von 60 eigentlich dort registrierten Personen nur gerade 15 an – der Rest ist geflüchtet und in der Anonymität der Städte untergetaucht.
Eiskalt II Nürnberg. Auch der Strassenkreuzer stellt «frostige Zeiten» in unserem Nachbarland fest. Unter anderem in den 26 Obdachlosenheimen der Stadt. Eigentlich sollten dort Menschen ohne Zuhause etwas Wärme finden, oft herrscht jedoch zwischenmenschliche Eiseskälte. Zwar sagt die Leiterin einer Obdachlosenpension, dass die Zeiten vorbei seien, als Drogendealerei und Polizeieinsätze den Alltag bestimmten. Doch nach wir vor würden «Regeln wie im Knast» gelten, die körperlich Überlegenen ihre Mitbewohner demütigen, bedrohen und bestehlen.
Eiskalt III Stuttgart. Einen «Klimawechsel im zwischenmenschlichen Bereich» prognostiziert auch trott-war. So werden zur Bekämpfung des drohenden Pflegenotstands Roboter getestet, die kranke Menschen umbetten, menschliche Mimik «naturgetreu darstellen», Bier und Tee servieren und Gedichte vorlesen können. Pflegewissenschaftler warnen, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sieht Chancen: In einem Versuch im Altersheim seien die Roboter «als sympathisch wahrgenommen und teilweise sogar von den Bewohnern angesprochen worden».
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Zugerichtet Der Gipfel Es gibt Momente, in denen man umgehend dem Bund der Steuerzahler beitreten würde. Ungeachtet der Tatsache, dass der «parteipolitisch neutrale Schutzbund» empfiehlt, SVP zu wählen. Im Leben einer Gerichtsreporterin gibt es solche Momente öfter. Der letzte kam bei einer Nähkästchenplauderei im Tram mit dem Vorsitzenden der II. Strafkammer des Zürcher Obergerichtes. Leise amüsiert berichtet er, wie schwachsinnig sein Job doch manchmal sei. Heute zum Beispiel, da habe er zehn Seiten über einen Gipfeli-Diebstahl geschrieben. Schadenssumme 1.20 Franken. Kläger: einer der Grossverteiler, Beklagter: ein auch im weiteren Sinne beklagenswerter Junkie. Dieser wurde von einem Ladendetektiv beobachtet, wie er ein Gipfeli ass. Nun hätte der Detektiv Augenmass wahren – und ein Auge zudrücken können. 1.20 Franken ist verkraftbar. Doch er hielt den Dieb an und leitete das übliche Prozedere ein. Er habe doch gar nichts getan, meinte der Junkie auf den Umstand hinweisend, dass er ja noch vor der Kasse angehalten wurde und er das Gipfeli schon noch bezahlt hätte. Schon dass der Verdächtigte vor der Kasse gestoppt wurde, machte nicht gerade Eindruck. Zudem zersetzte sich das Corpus Delicti bereits im Magen des Verdächtigen. Da hätte den Sicherheitsverantwortlichen auffallen müssen, dass eine Anzeige in dieser Sache lächerlich wäre, und sie hätten die Sache vergessen können. Aber man hätte dann auch nicht diese ominöse «Umtriebsentschädigung von 150 Franken» einfordern können. Man rief also die Polizei, es folgte das ganze Tralala mit den Formalitäten und Formularen
der Anzeigeerstattung. All das landete zur Prüfung beim Staatsanwalt. Dieser hätte nun Gelegenheit gehabt, im Namen der Vernunft zu sagen, dass angesichts eines Schadens von 151.20 Franken bei einem Milliarden umsetzenden Unternehmen die anstehenden juristischen Kniffeleien unverhältnismässig seien. Als Letzter hätte der Einzelrichter beim Lesen der Anklage einen zu schwammigen Sachverhalt feststellen und sie abweisen können. Doch es kam zum Prozess und der Junkie wurde freigesprochen. Nun hätte es am Grossunternehmen gelegen, das Urteil zu akzeptieren und ad acta zu legen. Doch nun war der Schadensbetrag erheblich angewachsen. Gerichtsgebühr und Kosten der Untersuchung: 2500 Franken, eigene Anwaltskosten, Prozessentschädigung für den Angeklagten, das Gipfeli, der Umtrieb, alles zusammen 4501.20 Franken. Für die Umtriebsentschädigung, sagt jetzt der Gerichtsvorsitzende, gäbe es nicht mal eine rechtliche Grundlage. Sauerei, eigentlich. Er macht keinen Hehl daraus, was er vom Grossverteiler hält, der das Urteil tatsächlich weiterzog, weswegen er, Oberrichter und Vorsitzender der II. Strafkammer des Obergerichts, sich einen Tag lang mit einem Gipfeli befassen musste. «Wissen die eigentlich, wie viel ich koste?» Eine Bürgerwehr gegen die teuren Hohlräume, die sich in unserem wirtschaftsnahen System bisweilen auftun, scheint keine schlechte Idee. Deshalb ist die Gerichtsreporterin froh, dass sie gerade im Tram ist und dadurch rein praktisch nicht in der Lage, blindlings dem Bund der Steuerzahler beizutreten. Denn der ist erst recht wirtschaftsnah. YVONNE KUNZ (YVONNE@REPUBLIK.CH) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 269/12
Leserbriefe «Die Schweiz dürfte sich in der Familienunterstützung etwas mehr profilieren» Nr. 266: Rohstoff
Nr. 267: Strippenzieher
«Ein dreckiges Geschäft» «NGOs berichten über verseuchte Flüsse und Krebsfälle» Als Auslandschweizerin nehme ich die Handlungen der Konzerne in Entwicklungsländern und deren Auswirkungen auf das Leben der lokalen Bevölkerung direkt wahr. In meiner Wahlheimat Argentinien sind beispielsweise Glencore und Xstrata im Bergbaugeschäft tätig. Diese Tätigkeit hat zwar zur Steigerung des Bruttoinlandsprodukts beigetragen. Trotzdem bleiben die betroffenen Provinzen arm und haben eine hohe Arbeitslosigkeit. Ausserdem berichten lokale NGOs über verseuchte Flüsse und die Zunahme von Krebsfällen. Wenn die Bevölkerung sich dagegen einsetzt, kommt es zu polizeilicher Repression und Verfolgung. Leonor Gimelfarb, Malligasta (La Rioja), Argentinien
Kinderarmut – «Mein Sohn schämt sich» «Das Auto hinterlässt Fragezeichen» Das Thema Kinderarmut hat mich etwas «schräg» berührt. Ich zweifle nicht daran, dass es sie gibt, aber die Aussage: Daniele wartet im Auto, weil er sich schämt, dass die Mutter in den Caritas-Laden geht, hinterlässt doch einige Fragezeichen. Da denke ich eher wie Ueli Mäder: sich ab und zu selbst fragen, was wichtig ist im Leben. Im Übrigen dürfte sich die Schweiz schon noch etwas mehr profilieren betreffend Familienunterstützung; mit Kultur und Geld, wo es nötig ist, sicher. Renée Bellafante, Zuchwil
Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@strassenmagazin.ch
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«Wir sollen Lohnsklaven bleiben» Die Armut in allen Ländern – natürlich auch in unserem – ist Teil des Systems. Der Mangel ist erwünscht. Wir sollen Lohnsklaven bleiben. Wenn nämlich der Lohn zu hoch wird, dann könnte der eine oder andere ja auf die Idee kommen, weniger zu arbeiten. Es soll auch immer Nichtbeschäftigte geben, damit allzeit eine Manövriermasse da ist, mit der denjenigen, die einen Arbeitsplatz haben, gedroht werden kann: Wenn du zu diesem niedrigen Lohn nicht arbeiten willst, bitte, es warten draussen noch viele, die an deine Stelle treten. Paul Jud, Titterten
BILD: ZVG
Stepptanz statt Seniorenturnen «Die Hauswirtschaftslehrerin könnte mit Asylantenfrauen kochen» Der Bericht im Heft über die sportbegeisterten Senioren hat mich enttäuscht: Wo sind die Senioren, die sich gemeinnützig einsetzen? Es ist ja nett zu tanzen und Marathon zu laufen, aber vielleicht könnte die Hauswirtschaftslehrerin auch mit Asylantenfrauen kochen, oder man kann seine Kenntnisse auch in einer Stiftung als Sekretär einsetzen. Es ist – das weiss ich aus eigener Erfahrung, da ich seit meiner Pensionierung in diversen Institutionen gratis mitgearbeitet habe – extrem schwierig, für solche Aufgaben NachfolgerInnen zu finden. Daneben hätte ja vielleicht ein Tanzstündchen immer noch Platz – und die Gesellschaft hätte auch etwas davon. Annemarie Geissbühler, Ittigen
«Das Grundeinkommen gäbe vielen Menschen die Würde zurück» Für mich als alleinerziehender Mann mittleren Alters ist die Chance, irgendwann eine nur annähernd anständige Arbeit zu finden, fast gleich null. So dürfen halt die Sozialversicherungen bluten und die Arbeitenden noch mehr bezahlen. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Die Einführung des Grundeinkommens wäre ehrlicher und effizienter und gäbe vielen Menschen die Ehre und Würde zurück und viel Zeit, ihre Fähigkeiten doch noch in den Dienst der Gesellschaft stellen zu dürfen. Martin Kamber, Biel
Starverkäuferin Eva Herr Sonja Krattiger aus Basel nominiert Eva Herr als Starverkäuferin: «Frau Herr hat stets ein gutes Wort für uns übrig! Ausserdem kennt sie den Inhalt der aktuellen Ausgabe des Strassenmagazins und kann die einzelnen Artikel empfehlen. Ich hab festgestellt: Sie scheint die Vorlieben und Interessen der einzelnen Passanten gut einschätzen zu können, denn sie weiss jeweils von unterschiedlichen Beiträgen im Heft zu erzählen. Eva Herr ist eine aufgeweckte Frau, die in ihrem Leben offensichtlich schon sehr viel erlebt haben muss.»
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Porträt Mit überdimensionaler Handtasche Simona Hofmann war ein wildes Kind, das seine Lebhaftigkeit kanalisieren musste. Heute liefert das Thema Bewegung Leitfaden und Motivation im Leben der 32-jährigen Badenerin. VON MANUELA DONATI (TEXT) UND ANDREA GANZ (BILD)
Menschen mit einer Behinderung stürzen sich einfach rein ins Zirkusmachen und sind sehr kreativ.» Auch an Firmenanlässen oder Hochzeiten ist Simona Hofmann schon aufgetreten, sogar schon bei einer Jubiläumsfeier aus der Torte gesprungen. «Ich bin ein arbeitsamer Mensch und bin mir nicht zu schade, richtig anzupacken», meint sie dazu. Obwohl sie als Primarschülerin in das Freundschaftsbuch einer Klassenkameradin bei Berufswunsch «Clown» hinschrieb, war es für Simona Hofmann lange nicht klar, dass sie einmal beruflich auf der Bühne stehen würde. Immerhin sei sie als Kind schüchtern gewesen, die Schulaufführungen waren für sie ein Graus. Und auch wenn ihr Bruder Andi sich als «King of Trash» neben seinem Lehrerberuf dem experimentellen Filmen widmet, sind die Hofmanns keine typische Künstlerfamilie. «Unsere Eltern haben sich sicher schon gefragt, woher das kommt», sagt Simona Hofmann lachend. Die heute 94-jährige Grossmutter jedenfalls habe ihre Söhne mit fester, aber liebevoller Hand erzogen, so habe ihr Vater Hans Hofmann Karriere in der Wirtschaft gemacht, der Onkel Urs Hofmann in der aargauischen Politik. Immerhin, die Mutter Anita Hofmann sei stets eine begabte Handwerkerin und Gestalterin gewesen. Ein Zusammenspiel von Erziehung und Genen – woher die kreative Ader bei Simona Hofmann genau kommt, ist also nicht klar ersichtlich. Dennoch, die Eltern hätten sie auf ihrem Weg immer unterstützt. «Ich schätze es sehr, dass meine Familie immer 100 Prozent hinter mir gestanden ist.» Denn es gibt etwas, was schon immer zentral in ihrem Leben war: das Thema Bewegung. «Ich war wohl das, was man ein wildes Kind nennt», sagt Simona Hofmann rückblickend. Schon früh habe sie ihren Bewegungsdrang mit Ballett, Eiskunstlauf oder Tanzen kanalisiert. Nach der Ausbildung zur Bewegungspädagogin wusste sie, dass sie sich «vorstellen kann, mit 40 therapeutisch zu arbeiten». Zunächst stand aber das Theater im Vordergrund. Deshalb liess sie sich an Dimitris Theaterschule zur Bewegungsschauspielerin ausbilden, denn: «Die Gefühle in
Auf der Bühne verzaubert Simona Hofmann ihre Zuschauer mit impulsivem Spiel und geheimnisvollen Kulissen. Ausdrucksstark und temperamentvoll haucht sie ihren Figuren Leben ein. Mit leuchtenden Augen, Händen, die das Gesagte in ständiger Bewegung unterstreichen, und einem herzlichen Lachen zeigt sich die Schauspielerin dann im Gespräch genau so energiegeladen wie auf der Bühne. Vor sechs Jahren hat sie die renommierte Scuola Teatro Dimitri abgeschlossen. Seitdem hat sie sich bei diversen Produktionen im Teatro Palino Baden und im Theater Tuchlaube Aarau einen Namen gemacht und sich auch mit zwei Soloprogrammen auf die Bühne gewagt. In diesen thematisiert sie kritisch-ironisch und mithilfe frauentypischer Accessoires wie einer überdimensionalen Handtasche, was jede junge Frau bewegt: Liebe, Heirat, Kinder kriegen. «Das Interesse an diesen ‹Frauenthemen› ist natürlich persönlich», erklärt Simona Hofmann. «Doch ich will keinen Selbstfindungsprozess auf der Bühne. Ich nehme die Sehnsüchte und Wünsche vieler Frauen auf und zeige sie dann überspitzt.» Inspiration für ihre Stücke findet die Badenerin direkt vor der Haustüre: Sie beobachtet die Menschen auf der Strasse und hört bei zufälligen Gesprächen genau zu. Sie greift aktuelle Themen auf, will ihre Stücke aber nicht als politisch oder gar feministisch positionieren, im Gegenteil: «Ich will die Zuschauer verzaubern. Theater soll geheimnisvoll und zauberhaft sein, anders als der Alltag.» Hinter diesem «Verzaubern» steckt harte Arbeit. Nach jeder Vorstellung analysiert sich Simona Hofmann, geht mit sich selbst ins Gericht. «Ich bin sehr kritisch. Aber nur so kann man sich weiterentwickeln. Gerade als Schauspielerin darf man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen.» Denn zu gut kennt sie auch die Schattenseiten ihres Berufes. Als selbständige Schauspielerin ist Simona Hofmann ihr eigener Chef. Sie muss sich selbst motivieren, und zwar jeden Tag, wie sie schnell gelernt hat. «Wenn ich Simona Hofmann nimmt es locker, wenn die Postcard mich nicht bewege, bewegt sich niemand für mich», meint sie. Dazu kommt die finanzielle mal gesperrt ist: «So spüre ich, wie wenig man eigentlich Unsicherheit. «Wenn man kein festes Einkombraucht zum Leben.» men hat, braucht es Mut, die Ersparnisse in neue Projekte zu investieren», sagt sie. Doch «ganz Optimistin», nimmt sie es auch locker, wenn die Postcard mal für mir kann ich über die Bewegung am besten ausdrücken.» Und auch eine Woche gesperrt ist. «So spüre ich, wie wenig man eigentlich wenn Simona Hofmann wie im Moment gerade nicht auf der Bühne braucht zum Leben. Ab und zu finde ich das wunderbar.» steht, in Bewegung ist sie trotzdem: Dieses Jahr erarbeitet sie ihr nächsTrotzdem, um ein sicheres Standbein zu haben, macht Simona Hoftes Soloprogramm, dass 2013 Premiere feiern soll. Eines ist jetzt schon mann mit Primarschülern Zirkusanimationen und bietet zusammen mit klar: Nach der Handtasche («Nachts explodieren die Träume») und dem dem Zirkus Balloni Zirkuswochen für Behinderte an. So froh sie um die Schuh («Du hast 36 Stunden») wird wieder ein grosses Frauenaccessoifinanzielle Sicherheit ist, die ihr die beiden Engagements geben, reine re in das Stück eingebaut. «Ich finde es schön, mit einem grossen ObBrotjobs sind sie nicht. «In den Schulen kann ich im kleinen Rahmen jekt auf der Bühne zu sein», erklärt sie. Zudem werde damit die Fantamein Wissen weitergeben», sagt sie. Ausserdem sei es stets eine Hesie gleich angeregt, und das Objekt erleichtere es, den Text zugunsten rausforderung, in kurzer Zeit ein Programm für die Kinder zusammender Bewegung zu reduzieren. ■ zustellen. Und die Arbeit mit den Behinderten, meist Menschen mit Trisomie 21, erfülle sie sehr. «Diese Wochen beglücken mich total. Die www.simonahofmann.ch SURPRISE 269/12
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Familie «Es funktioniert einfach» Je simpler es ist, desto grösser die Chance, dass ein System funktioniert. Mit einer Gross-WG haben Alleinerziehende eine Form gefunden, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
VON YVONNE KUNZ (TEXT) UND SOPHIE STIEGER (BILDER)
Acht Frauen zwischen 20 und 50, ihre elf Kinder verschiedensten Alters und eine schwarze Katze teilen sich zwei kleine Häuserblöcke in einer grünen Vorstadt von Zürich. In einer der Parterrewohnungen sind der Mittagstisch und die Kinderhüeti untergebracht. Jede Frau tut ein Mal wöchentlich einen «Dienst». Mittagstisch von 10 bis 14 Uhr heisst, man kauft ein, kocht und räumt auf. Im Kinderhüeti-Dienst beaufsichtigt man die Kinder von 14 bis 18 Uhr, begrüsst sie beim Heimkommen, macht Hausaufgaben, tröstet, schlichtet, macht Zvieri. In dieser Zeit herrscht ein reges Kommen und Gehen. Die Dienste werden auch abgetauscht, es muss einfach funktionieren. Schon mit diesem einfachen Rahmen fällt eine der grössten praktischen Belastungen aller Alleinerziehenden weg: die Kinderbetreuung, während man arbeitet oder sonst nicht da ist. Keine der Frauen hier braucht sich mit Babysittern, Tagesmüttern, Kinderhorten, Spielgruppen und deren Koordination herumzuschlagen. Stattdessen erbringen sie einen halben Tag Gemeinschaftsarbeit pro Woche, haben dadurch das gesamte Paket und dies auch noch «inhouse». Die Dienste zusammengerechnet, verfügt die Wohngemeinschaft über 100 Stellenprozente für die Betreuung ihrer Kinder. Auch auf informeller Basis erleichtert und flexibilisiert diese Wohnform den Alltag der Alleinerziehenden. «Das oberste Prinzip der WG ist», sagt Andrea, die zur Gründergeneration gehört und seit 17 Jahren hier lebt: «Jede leistet gleich viel, egal wie stark sie profitiert.» Das heisst, die Mutter mit zwei Kindern muss nicht mehr machen als jene mit dem Einzelkind. «So funktionierts.»
schend übereinander. «Besser gesagt», korrigiert sich jetzt Bernadette, «ich muss die Kinder dazu bringen, das aufzuräumen.» Bernadette ist der letzte Neuzugang in der WG; erst vor zwei Monaten ist sie mit ihrer dreieinhalbjährigen Tochter eingezogen, als sie in Zürich eine Stelle fand. Sie wusste, dass sie gemeinschaftlich leben wollte, und wäre sie nicht per Inserat auf diese WG gestossen, hätte sie versucht,
«Wie bestehe ich bei meiner Tochter auf eine Regel, die rundherum nicht eingehalten wird?»
Suche nach Gleichgesinnten Im Türrahmen zur Hüeti steht Bernadette, 30, Primarlehrerin. Sie macht heute den Hütedienst. Die Arme hat sie in die Seiten gestemmt und sie wirkt ziemlich entspannt, als ihr Blick durch den Raum gleitet. «Das muss ich nachher aufräumen», sagt sie. Es herrscht ein fröhliches Durcheinander. Breitflächig auf dem Boden verteilt liegen Gummiquadrate mit ausgestanzten Grossbuchstaben, die man zusammenstecken kann. Viele grosse Kissen und kleine Kinder purzeln lachend und kreiSURPRISE 269/12
selbst etwas auf die Beine zu stellen. Zuvor lebte sie in einem kleinen Dorf in der Innerschweiz, «was für eine Alleinerziehende recht einsam sein kann», wie Bernadette zugibt. Als Mutter eines kleinen Kindes bleibt man abends meist zu Hause. «Und immer mit Kind aus dem Haus zu müssen, wenn man mit anderen Erwachsenen zusammen sein will, ist anstrengend», sagt Bernadette. Für die Mütter und erst recht für die Kinder, die etwas Konstanz ganz gern haben. Heikle Erziehungsfragen Ihr Einzug in die WG hat Bernadette einige Energie abverlangt. All die Beziehungen zu all diesen Menschen, die da plötzlich waren, wollten aufgebaut werden. «Andererseits klickte es mit einzelnen Frauen sehr schnell und man konnte sich rasch gegenseitig entlasten.» Der Tochter auf jeden Fall gefällts: «Mein Kind ist viel zufriedener, weil es hier von Anfang an viele Gspändli hatte.» Für Mutter Bernadette sind all die Gspändli auch eine Herausforderung: Sie muss ihre eigenen Erziehungsideen mit jenen von anderen Müttern in Einklang bringen. Das Problem «Regeln einhalten» ist in der Kindererziehung in jedem Fall ein zentrales Thema. Doch in einer grossen Familienkommune ist es besonders komplex. Bernadette bringt es in einer Frage auf den Punkt: «Wie mache ich das, wenn ich bei meiner Tochter auf eine Regel bestehen will, während sie rundherum nicht eingehalten wird?» Wohl gibt es verbriefte, bewährte Regeln, aber es seien auch Zwischenformen entstanden, erklärt Andrea. Eine der verbindlichen Regeln lautet zum Beispiel: Kein Fernsehen, kein Medienkonsum während der Hütezeit bis um 18 Uhr, erlaubt ist nur Musik. Nun bieten neue Geräte wie
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iPods und Smartphones die Möglichkeit, Videos zu gucken. Solche Entwicklungen führen zwingend zu Diskussionen darüber, wie man in der Praxis damit umgeht. Wann greift man ein? Beim ersten Mal? Beim dritten? Wie konsequent sind wir? Wäre Toleranz eventuell produktiver? Ist es okay, wenn ein Kind einfach in die eigene Wohnung – die jede Partei im Haus hat – fernsehen geht? Bei Erziehungsfragen können sehr schnell kritische Situationen entstehen, weiss die dienstälteste Bewohnerin Andrea. «Besonders, wenn eine Mutter einer anderen sagt, sie mache etwas falsch.» Gift seien entnervte Analysen im Stile von: «Du hast dieses oder jenes Problem, deshalb ist es kein Wunder, ist deine Tochter so.» Und so etwas sei schnell gesagt. Dann ist höchste Alarmstufe – jede Mutter will ja die beste sein und jedes Kind hat seine schwierigen Phasen. «Ich denke da gerade an eine Pubertierende, die einer der Frauen die Kooperation absolut verweigerte.» Sowas macht die heikle Konfrontation zwischen Betreuungsperson und Mutter unumgänglich und man betritt ein zwischenmenschliches Minenfeld. Im Falle des renitenten Teenies erreichten die beiden Frauen einander nicht, was einen endgültigen Bruch zur Folge hatte. Die Gemeinschaft als Ganzes blieb darob unberührt. Man müsse ja auch nicht mit allen dicke Freundin sein, wenn man hier wohnt. Am wichtigsten sei es, seine Dienste an die Gemeinschaft zu leisten, findet Andrea. «Es funktioniert einfach.» Keine soziale Institution Damit «es» «einfach funktioniert», müssen die Bewohnerinnen aber einiges Rüstzeug mitbringen. Übers Ganze gesehen, hätten überwiegend starke, berufstätige Frauen hier gewohnt, die selbst gut ausgebildet sind und Wert legen auf die Bildung ihrer Kinder, beschreibt Andrea die typische Bewohnerin. Aussergewöhnliche Alleinerziehende, nach denen man auch gesucht hat. Sie müssen absolut zuverlässig sein, wenn eine zu oft nicht kann, wird sie nicht sehr lange in der WG wohnen. «Wir sind keine soziale Institution», sagt Andrea. «Die Frauen hier müssen sich selbst tragen können.» Jede der Gemeinschaft habe zu viel um die Ohren, als dass sie sich auch noch um jemand anderen kümmern könnte – selbst wenn sie wollte. Deshalb ist man bei der WG vorsichtig, wenn es um sehr junge Frauen geht oder Neuankömmlinge mit einem diametral anderen kulturellen Hintergrund. Ihren Platz in der WG finden vor allem Frauen, die ihr Leben selbständig führen wollen. Nicht die, die davon träumen, morgen ihren Traummann zu treffen.
Andrea, Gründergeneration: «Jede leistet gleich viel, egal wie stark sie profitiert.»
Apropos Männer: Theoretisch könnten auch alleinerziehende Väter einziehen, praktisch gibt es nur wenige von ihnen, und von diesen haben sich bisher zwei beworben, eingezogen ist noch keiner. Es ist nicht so, dass irgendwo ein Schild hinge mit der Aufschrift «Männer unerwünscht». Das Wochenende verbringen viele der Frauen mit ihren Part-
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die ökologisch-ethische Pensionskasse SURPRISE 269/12
Wahlverwandte Geschwister: In der Parterrewohnung ist die Kinderhüeti eingerichtet.
nern, teils auch den Vätern der Kinder, hier in der Siedlung. Am fehlenden Willen liegt es also nicht. «Männer lösen die Herausforderung Alleinerziehen anders», glaubt Andrea. Mit Geld nämlich. Bei Vätern ist es, anders als bei Müttern, üblich, dass sie Vollzeit arbeiten, Karriere machen und sich deshalb die Kinderbetreuung etwas kosten lassen können. Die Freiheit der alleinerziehenden Väter ist dennoch ebenso eingeschränkt. Gut bezahlte Teilzeitjobs sind alles andere als die Norm und Heimarbeit ist trotz anders lautenden Gerüchten ab einem gewissen Level unmöglich. Auch wenn ein Mann sich dazu durchringen könnte, einen mittelmässig bis schäbig bezahlten Job zu machen, sind diese mit Frauen oder Ausländern schon gut und besser besetzt.
Goldregen ein. Die Wohngenossenschaft ABZ platzierte die damaligen Bewohner flugs und zur allgemeinen Zufriedenheit um und schon konnten die Alleinerziehenden kommen. Die Verwaltung überliess es auch
Ihren Platz in der WG finden vor allem Frauen, die ihr Leben selbständig führen wollen. Nicht die, die davon träumen, morgen ihren Traummann zu treffen.
Immer noch die Ausnahme Bis heute ist die WG schweizweit die einzige ihrer Art. Vielleicht weil sie unabhängig geblieben ist. Der Verein bezieht keinerlei staatliche Subventionen, weshalb auch niemand reinredet – etwa von wegen zu erwerbenden Diplomen und einzuhaltenden Hygienevorschriften. Einzig das Steueramt meldete sich mit dem Hinweis, dass die WG-Bewohnerinnen den Fremdbetreuungsabzug nicht geltend machen könnten, weil sie, rein technisch betrachtet, gar nichts dafür bezahlten. Diese Unabhängigkeit ist neben dem Eigensinn der Bewohnerinnen auch der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ) zu verdanken, der die Siedlung, in der sich die beiden Häuser befinden, gehört. Diese war begeistert, als vor 17 Jahren ein Verein Alleinerziehender, der schon seit zwei Jahren tagte, unter dem Namen «Goldregen» die Initiative zur SonderWG ergriff – und prompt setzte über dem Verein tatsächlich so eine Art SURPRISE 269/12
dem Verein zu entscheiden, wer in die Wohnungen einzieht. Für die Hüeti riss die ABZ eine Wand heraus und verzichtet inzwischen ganz auf einen Mietzins für die Gemeinschaftswohnung, und die Wohnungen an sich sind schon sehr günstig. Somit ist die zweite grosse Schwierigkeit von Alleinerziehenden beseitigt: das Budget, der «wirtschaftliche Abstieg in die Einelternfamilie», wie es die Uni Freiburg in einer Studie vornehm nannte. Die Frauen, die in der WG wohnen, werden nicht durch kaum verkraftbare Fixkosten erdrückt. Bernadette macht sich Gedanken zu ihrer neuen und künftigen Doppelrolle. «Man ist Mami und Betreuungsperson zugleich.» Man soll sein eigenes Kind nicht zu sehr schützen, geschweige denn bevorzugen. Andererseits ist es ja genau die Aufgabe einer Mutter, ihr Kind zu beschützen. Da landet man schon mal zwischen Stuhl und Bank. Die Frauen sind eben keine professionellen Kinderbetreuerinnen – sie haben innerhalb der Gruppe verschiedene Rollen, eine Art Tante, Gotte, die Freundin der Mutter, die Cousine und viele mehr. «Das zeigt aber auch, dass wir mehr sind als ein Hort, der eher wie Schule ist», bemerkt Bernadette beim Aufräumen, nachdem sich die Kinder vom Mittagstisch verzogen haben. «Wir leben hier wie in einer Familie.» ■
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Sozialwesen Das «beste Gesundheitssystem» – ein einziges Lazarett Das Schüren von Angst macht krank. Ärzte wissen das. Trotzdem malen ihre Fachgesellschaften schwarz und machen Gesunde zu Kranken. VON URS P. GASCHE
Letztes Jahr gaben wir Schweizerinnen und Schweizer 65 Milliarden Franken für unsere Gesundheit aus. Das sind pro Einwohner 8300 Franken. Nur 2900 Franken davon zahlte die obligatorische Krankenversicherung. Falls die Gesundheitsausgaben im gleichen Rhythmus weiterwachsen, zahlen wir in nur 16 Jahren doppelt so viel. Viele Frauen und Männer waren oder sind krank und deshalb Ärzten und Spitälern zu Recht enorm dankbar. Doch zu viele Schweizer sind nicht krank, weil sie krank sind. Vielmehr reden ihnen Ärzte, Apotheker und Pharmamanager das ein. «Man kann viel Geld machen», kommen-
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tierte das «British Medical Journal», «indem man Gesunde überzeugt, sie seien krank.» Um dieses «Patientengut» wetteifern die ärztlichen Fachgesellschaften, Pharmafirmen und Hersteller von Medizinalprodukten mit kühnen Schlagzeilen, welche die Medien gern verbreiten. Es geht ihnen um Anerkennung, Budgeterhöhungen und Forschungsgelder. Sie rücken ihre jeweilige Disziplin in den Vordergrund und zeichnen ein schwarzes Bild vom helvetischen Gesundheitszustand: Angeblich leiden 1,4 Millionen Schweizerinnen und Schweizer an chronischen Schmerzen, 900 000 an einem Reizdarm, 740 000 an einer Unterfunktion der Schilddrüse, 500 000 plagt die Inkontinenz, 400 000 haben eine Diabetes, 365 000 befinden sich in einer behandlungsbedürftigen Depression, 150 000 klagen SURPRISE 269/12
über Schuppenflechte, und 70 000 haben ein offenes Bein. Die Schweiz, das Land mit dem laut alt Bundesrat Couchepin «besten Gesundheitssystem der Welt», ein Lazarett! Lieber einen Herztod als einen Krebstod? Ob diese Zahlen eine Momentaufnahme sind oder ob diese Krankheiten irgendwann während eines Jahres oder nur irgendwann während des ganzen Lebens auftreten, wird meistens nicht präzisiert. Spielt ja offensichtlich auch keine Rolle, Hauptsache, die Leute bekommen Angst, suchen den Arzt auf, lassen sich checken, durchleuchten und zu «Präventiv»-Behandlungen überreden. Und Hauptsache, die Politiker erhöhen die Budgets für die entsprechenden Fachdisziplinen. Das ist ganz im Sinn von Schweizer Ärzten, weil sie – im Gegensatz zu ihren Kollegen in den meisten andern Ländern – mit jeder Konsultation, jeder Arztkontrolle, jeder Diagnostik und mit jeder Therapie ihr Einkommen aufbessern können. Die Pharmafirmen mischen umso kräftiger mit, als sie für ihre Medikamente hohe Preise verlangen dürfen (siehe auch Artikel unten). Ein Beispiel: Die Kassen mussten allein für den Cholesterin-Senker Sortis 155 Millionen Franken ausgeben. 128 Millionen davon hätten sie sich sparen können, wenn die Kassen für Sortis nur so viel zahlen müssten wie in Deutschland: Für die meistverkaufte Packung mit hundert Tabletten blättern Schweizer Kassen 212.20 Franken hin, während die deutschen Krankenversicherer dafür lediglich umgerechnet 32.50 Franken zahlen müssen. Grund für die tiefe Kassenentschädigung in Deutschland: Sortis wirkt in keiner Weise besser als günstige Pillen der Konkurrenz.
Der exorbitante Sortis-Preis in der Schweiz hat zwei Gründe: Erstens werden die Schweizer Kassen dazu verknurrt, die teuersten Medikamente zu vergüten, selbst wenn es viel günstigere der gleichen Wirkstoffgruppe gibt, die den Zweck ebenso gut erfüllen. Zweitens stützt sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf einen Vergleich der Fabrikpreise mit einigen europäischen Ländern, welcher bezüglich der Kassenkosten der Fiktion näherkommt als der Realität. Dagegen können die Krankenversicherer nichts tun. Sie dürfen Entscheide des BAG nicht anfechten. Dieses Recht ist Pharmafirmen vorbehalten. Derweil können sich Patienten an die Weisheit des über 80-jährigen Linguisten und Publizisten Wolf Schneider halten. Er möchte genussvoll essen und trinken, seinen Cholesterinspiegel ignorieren und seinen Darm ungespiegelt lassen, und zwar ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Im Voraus zu erfahren, wann und woran er sterben wird, wäre für ihn «eine grauenvolle Einbusse an Lebensqualität». Schneider fragt: «Wenn wir nicht der ‹Volksseuche› Herztod erliegen dürfen, sollen wir
«Man kann viel Geld machen, indem man Gesunde überzeugt, sie seien krank.» dann lieber an Krebs sterben – mit dem Risiko, dass das Sterben wahrscheinlich langwieriger, schmerzlicher und ekelhafter sein wird?» Auf seiner Todesanzeige könne stehen: «Unser Vater, Grossvater, Lehrer und Freund ist ungespiegelten Darmes, ohne Prostatauntersuchung und ohne täglichen Hormonersatz gestorben.» ■ Dieser Text erschien ursprünglich auf www.infosperber.ch
Die Währungstricks der Pharmabranche Die Pharmaindustrie lobbyiert für höhere Medikamentenpreise. Der starke Franken mache ihr zu schaffen – in Wahrheit profitiert sie. VON URS P. GASCHE
Kaum im Amt, muss der sozialdemokratische Gesundheitsminister Alain Berset Farbe bekennen. Die Pharmabranche setzt ihn unter Druck: Die Prämienzahlenden sollen in den nächsten zwei oder drei Jahren mehrere Hundert Millionen Franken zusätzlich zahlen. Die Pharmaverbände Interpharma und Vips verlangen von Bundesrat Berset, die Medikamentenpreise künftig zu einem Wechselkurs von 1.40 Franken festzusetzen statt zum realen und erst noch von der Nationalbank gestützten Kurs von rund 1.22 Franken. Die gültige gesetzliche Verordnung schreibt vor, dass das Bundesamt für Gesundheit BAG jedes Jahr einen Drittel aller kassenpflichtigen Medikamente einem neuen Vergleich der Fabrikpreise mit Deutschland, Österreich, Frankreich, England, Niederlande und Dänemark unterzieht und die Preise entsprechend anpasst. Auf den Durchschnittspreis dieser sechs Länder gewährt das BAG den Firmen noch einen grosszügigen Aufschlag von vier Prozent als «Schwankungsreserve». Die Stärke des Frankens hat zur Folge, dass die Preise der importierten Medikamente dieses Jahr stark sinken müssten – wie die Preise anderer Güter. Mittelfristig könnten die Prämienzahler im Umfang von einigen Hundert Millionen Franken profitieren. Denn heute zahlen sie für kassenpflichtige Medikamente über 5,6 Milliarden Franken pro Jahr. Andrerseits können Firmen, die Medikamente mit Rohstoffen aus der Schweiz in der Schweiz herstellen, ihre Kosten kaum mehr decken. Deshalb verlangen die Pharmaverbände Interpharma und Vips von Bundesrat Berset, dass er SURPRISE 269/12
einen «theoretischen Gleichgewichtskurs» von 1.40 Franken anwendet, also einen Aufpreis von 15 Prozent, und zwar für alle Medikamente. Ein solches Aushebeln der heute in den Verordnungen festgeschriebenen Auslandpreisvergleiche zum effektiven durchschnittlichen Wechselkurs der letzten zwölf Monate würde den Medikamentenimporteuren Supergewinne bescheren. Und die importierten Medikamente sind bei Weitem in der Mehrheit: Rund zwei Drittel der kassenpflichten Arzneimittel stammen aus dem Ausland. Manchmal sind es die gleichen Konzerne, welche die einen Medikamente im Ausland herstellen und andere in der Schweiz. Bei wiederum anderen Herstellern stammen Rohstoffe oder Halbfabrikate aus dem Ausland und nur die Endproduktion befindet sich in der Schweiz. Die genauen Handelsströme haben die Pharmafirmen bisher als Geschäftsgeheimnis behandelt. Angesichts der Währungsgewinne auf den importierten Medikamenten wehrt sich der Krankenkassenverband Santésuisse dagegen, dass die Spielregeln der Auslandpreisvergleiche geändert werden. Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz SKS könnte sich eine Entlastung von Schweizer Produzenten höchstens vorstellen, «wenn gleichzeitig die Währungsgewinne auf den importierten Medikamenten sofort voll den Prämienzahlern zugute kämen.» ■
Dieser Text erschien ursprünglich auf www.infosperber.ch Der Publizist Urs P. Gasche vertritt in der Eidgenössischen Arzneimittelkommission die Interessen der Patientinnen und Patienten.
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Kunst Warteschlaufenexistenz Künstler und Kreative bezahlen für ihren Traum von der Selbstverwirklichung oft einen hohen Preis. Weil sie an den Wert ihrer Arbeit glauben. VON MONIKA BETTSCHEN (TEXT) UND LUCA CHRISTEN (BILDER)
quellen zusammen. Die umfassende Studie «Kreativwirtschaft Schweiz» der Zürcher Hochschule der Künste aus dem Jahr 2008 hält fest, dass zwischen 20 und 50 Prozent jener kleineren Unternehmen, zu denen Künstler-, Kultur-, und Kreativberufe gehören, statistisch nicht erfasst werden können. Deren Jahresumsatz liegt unter 75 000 Franken, was bedeutet, dass sie gar nicht erst in der Mehrwertsteuerstatistik erscheinen. Trotzdem wagen Jahr für Jahr Tausende den Sprung in die Kreativwirtschaft. 2008 waren gut 200 000 Menschen in diesen Berufen tätig. Die Zahl der darin Beschäftigten hat zwischen 2005 und 2008 um acht Prozent zugenommen. Das Gros von ihnen arbeitet in flexiblen Kleinund Kleinstbetrieben. In Ateliers und Agenturen erfüllen sie sich ihren Traum von gestalterischer Freiheit, sei es als Künstlerin, Fotograf oder auch als Designerin und Werber.
Alex Güdel ist einer von über 150 Kunstschaffenden, die das Haus der Stiftung Progr in der Berner Innenstadt für ihre Projekte nutzen. Güdels Atelier befindet sich im dritten Stock, von wo aus man auf den belebten Waisenhausplatz hinuntersieht. Zurzeit dominieren meterhohe Collagen den Raum und nahe der Fensterfront hängt ein Gemälde eines wurzelförmigen Holzstücks. Die Werke sind durchdrungen von einer tiefen Faszination für alles im Laufe der Zeit Gewachsene. Mit diesem Gespür für Veränderung kommentiert der 47-Jährige denn auch seine eigene Tätigkeit: «Der Beruf des Künstlers hat in den letzten 100 Jahren eine Aufwertung erfahren», stellt er fest, «waren Kunstschaffende früher Aussenseiter der Gesellschaft, so gelten sie heute als Lifestyle-Pioniere.» Mit der Aufwertung des Berufs habe sich auch die Rolle der Kunst an Die Vielfalt gedeiht im Offspace sich gewandelt. «In reichen Ländern wie der Schweiz muss Kunst nicht Alex Güdel stimmt das Phänomen der «Warteschlaufenexistenz» gegen Unterdrückung, Zensur oder Diktatur ankämpfen», so Güdel. Der nachdenklich. «Vor allem junge Künstlerinnen und Künstler müssen Kampf als Triebkraft der hiesigen Kunstszene sei weitgehend versich bewusst sein, dass sie auf ihrem Weg eine Komfortzone verlassen.» schwunden. «Grenzen werden dafür umso mehr innerhalb des ZeitgeisZwar erhalte man Bewunderung und habe viele Freiheiten, aber man tes und im eigenen Wesen ausgelotet. Das macht die Kunst hierzulande müsse sich auch auf Zeiten der Entbehrungen vorbereiten. Auch er selinsgesamt vielschichtiger und manchmal auch verspielt.» ber fragt sich ab und zu, ob das der richtige Weg ist, oder ob es nicht Zeitgeist, Lifestyle, Verspieltheit. Kreative Berufe sind umflort von einfacher gewesen wäre, einen sogenannt «normalen» Beruf zu ergreieiner schillernden Aura der Coolness. Kunst und Kultur sind wichtige fen. «Doch die Freude an der Kunst hat in Momenten des Zweifelns imImagefaktoren der grossen Städte geworden. Doch wie geht eine Gemer die Oberhand behalten», betont Güdel, der neben seiner künstlerisellschaft mit der Tatsache um, dass jene, die mit ihren Ideen die urschen Arbeit hin und wieder Malkurse am Progr gibt. In diesem Beruf banen Räume bereichern, oft fast zum Nulltarif arbeiten müssen? Oft müsse man damit umgehen können, dass man für das eigene Tun von werden Kreative mit nicht viel mehr als wertschätzenden Worten abvielen Menschen zwar bewundert, aber oft nicht verstanden werde. gespiesen, und dass auch ein Künstler eigentlich Geld für ein neues Stativ bräuchte, für Leinwände – oder ganz einfach für Essen und Krankenkasse, geht «Waren Kunstschaffende früher Aussenseiter der Gesellschnell vergessen. Vielen Künstlern und Kreaschaft, so gelten sie heute als Lifestyle-Pioniere.» tiven, die in den Nullerjahren den Sprung in die berufliche Selbständigkeit gewagt haben, dämmert es langsam, dass der Drang zur Selbstverwirklichung alleine «Überspitzt ausgedrückt: Wenn ich zum Beispiel eine Bohrmaschine vor nicht reicht. Der erträumte Erfolg lässt allzu oft auf sich warten. der Tür liegen lasse, müsste ich befürchten, dass sie am nächsten Tag «Warteschlaufenexistenz» nennt die deutsche Autorin Katja Kullmann weg ist. Würde ich das gleiche mit einem Bild machen, wäre es am diesen Dauerzustand. nächsten Tag vermutlich noch da.» Wie jeder Einzelne mit dem zeitgenössischen Kunstbetrieb umgeht, Durch die Löcher der Statistik ist für Alex Güdel typenspezifisch. «Als Künstler muss man produktiv Es sind ernüchternde Zahlen, welche Kullmann in ihrem Buch «Echtsein, gleichzeitig aber aufpassen, dass die Qualität der Kunst unter dieleben» zusammengetragen hat: Freie Gestalter wie zum Beispiel bildensem Druck nicht abflacht», sagt er. Wenn man darauf nicht achte, laufe de Künstler verdienen in Deutschland im Schnitt zwischen 12 000 und man Gefahr, vom schnelllebigen Kunstmarkt überrannt zu werden. «In 15 000 Euro – pro Jahr. Zu wenig zum Leben, zum Sterben zu viel. Auch unserem Beruf sollte man heute die Bereitschaft mitbringen, sich diesen in der Schweiz sind viele Kunst- und Kulturschaffende in finanzieller Mechanismen zu stellen.» Güdel begrüsst es deshalb, dass an KunstHinsicht nicht auf Rosen gebettet. So geht etwa der Schweizer Berufshochschulen neben den klassischen Fertigkeiten vermehrt auch wirtverband für visuelle Kunst «visarte» bei den bildenden Künstlern von eischaftliches Denken gefördert wird. Am System selbst möchte er aber nem durchschnittlichen Jahreseinkommen von ungefähr 30 000 Franken nichts verändern. «Ich bin überzeugt, dass sich jene Künstlerinnen und aus. Und auch dieses setzt sich häufig nicht ausschliesslich aus KunstKünstler durchsetzen werden, die mit der richtigen Mischung aus Ernsteinnahmen, sondern aus Lehrtätigkeiten oder anderen Einkommenshaftigkeit und Offenheit ans Werk gehen.» SURPRISE 269/12
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Zwischen Selbstverwirklichung und Existenzangst: Jeanette Besmer und Alex Güdel in ihren Ateliers.
Eine Etage tiefer befindet sich der Atelierplatz von Jeanette Besmer. Die 37-Jährige teilt den Raum im Progr mit zwei anderen Künstlerinnen. Ihren Platz hat sie dort seit einem Jahr. Rund um die Tische hängen Skizzen und Zeichnungen an den Wänden. Der Raum wirkt einladend und freundlich und ist beseelt von einem ideenreichen Mit- und Nebeneinander. Besmer schätzt das Arbeiten in einem Gemeinschaftsatelier. «Ich mag es, die Anwesenheit der anderen im Raum zu spüren. Dabei muss auch nicht viel gesprochen werden», sagt die feingliedrige Frau mit den langen braunen Haaren. Die Künstlerin arbeitet vorwiegend mit Zeichnungen, Siebdrucken und Holzschnitten. In der Schweiz stelle sie im Vergleich zu anderen Ländern ein relativ grosses Angebot an Fördermassnahmen und Stipendien fest. «Wenn ich die Möglichkeit hätte, etwas zu verändern, würde ich die Offspaces, die unabhängigen Ausstellungsräume, stärker unterstützen», sagt sie. Diese hätten es oft schwer, da sie nicht kommerziell ausgerichtet seien. «Für die Vielfalt der Szene spielen sie aber eine wichtige Rolle.»
verschiedensten Gründen nicht wahrgenommen werden, findet Besmer. «Man kann nicht einfach beschliessen, Künstlerin oder Künstler zu werden», sagt sie: Es gebe keine Checkliste, mit deren Hilfe man eine kreative Laufbahn stramm durchorganisieren könne. Vielmehr seien Bauchgefühl und Realitätssinn jedes Einzelnen gefragt. Sie selber merkt, wie
«Kann man sich die allenthalben beschworene Authentizität überhaupt leisten?»
Die Registrierkasse im Atelier Angesprochen auf den Stellenwert der Kunst in der Gesellschaft, sieht Jeanette Besmer gewisse Schwierigkeiten im heute weit verbreiteten Bestreben, Kunst zum Beispiel in Zahlen fassbar zu machen. «DIE Kunst, DIE Künstlerin oder DEN Künstler gibt es nicht», sagt sie. Beim Versuch, diese Begriffe zu definieren, um davon deren Stellenwert abzuleiten, blieben ihrer Ansicht nach viele andere Aspekte aussen vor: «Kunst ist nicht bloss das, was in den Museen und Galerien hängt.» Man sollte dabei nicht nur an Gerhard Richter oder Urs Fischer denken, sondern auch an jene Leute, die ebenfalls gute Kunst machen, aber aus den
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sie durch ihre grossen Freiheiten die Tagesabläufe selber strukturieren muss, aber auch Zeit hat, ihren eigenen Gedanken nachzugehen. «Die künstlerische Arbeit ist eine sehr persönliche, daher bin ich Selbstzweifeln stärker ausgesetzt.» Zurück in Alex Güdels Atelier: Inmitten seiner Collagen steht eine mächtige alte Registrierkasse auf dem Boden. Der Künstler ist im Estrich seines Vaters auf diese Antiquität gestossen. Er mag den fast schon morbiden Charme dieses Fundstücks. Dreht man die Kurbel an der Seite, ertönt aus dem Inneren ein feines Klingeln, und man wähnt sich um ein Jahrhundert zurückversetzt. Kreativität und nüchterne Kalkulation im gleichen Raum vereint. Ein starkes Bild. Wer seine Brötchen in der Kreativwirtschaft verdient, möchte diese Verknüpfung manchmal am liebsten ausblenden, um sich voll und ganz auf seine Ideen konzentrieren zu können. Das ist verständlich, denn der Druck muss für die dort Beschäftigten manchmal schlicht unerträglich sein, liest man in Kullmanns «Echtleben». «Kann man sich die allenthalben beschworene Authentizität überhaupt leisten?» Eine schonungslose Frage, die jeder Kreative für sich selbst ehrlich beantworten muss. Immer und immer wieder. ■ SURPRISE 269/12
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Mietpreise Der Zank um die Zinsen Sinken die Hypozinsen, haben Mieter Anspruch auf eine Mietreduktion. Die wenigsten Hausbesitzer gewähren diese freiwillig. Für Mieter lohnt sich der Kampf – und zwar nicht nur des Geldes wegen. VON RETO ASCHWANDEN
Die Mieten in Schweizer Städten und Agglomerationen steigen und steigen. Unterschicht und Mittelstand werden zunehmend verdrängt und selbst Gutbetuchte greifen mittlerweile zu drastischen Mitteln: Per Inserat in der Quartierzeitung «Züriberg» bot im Januar eine Familie auf der Suche nach Wohneigentum 100 000 Franken «Vermittlungsprovision». Hauseigentümer und Immobilienhändler reiben sich die Hände, Mieter machen die Faust im Sack. Dabei hätten viele allen Grund, auf den Tisch zu klopfen, denn ihnen stünde eine Mietzinssenkung zu. Per Dezember 2011 sank der Referenzzinssatz auf 2,5 Prozent. Der Referenzzinssatz stützt sich seit 2008 auf den Durchschnittszinssatz inländischer Hypothekarforderungen und wird von der Nationalbank vierteljährlich erhoben. 2008 lag er noch bei 3,5 Prozent, seither sank er mehrfach, zuletzt infolge einer Änderung der Rundungsregeln durch den Bundesrat. Eine SURPRISE 269/12
Senkung um ein Viertel Prozent führt gemäss Gesetz zu einer Mietzinssenkung von knapp drei Prozent, was bei einem Mietpreis von 2000 Franken eine jährliche Einsparung von über 600 Franken ausmacht. Die Mieten müssten also vielerorts sinken, automatisch geschieht das allerdings nicht. Das Gesetz besagt zwar, dass Hauseigentümer die gesunkenen Kosten an ihre Mieter weitergeben müssen – allerdings nur, wenn die das explizit verlangen. Viele Mieter scheuen sich oder sind zu bequem, eine Mietreduktion einzufordern. Das machen sich viele Liegenschaftsverwaltungen zunutze: Wer nicht reklamiert, bezahlt weiter den gleichen Zins. Und auch wer eine Senkung fordert, hat diese nicht auf sicher. Denn die Hauseigentümer dürfen 40 Prozent der Teuerung gegen die sinkenden Hypozinsen aufrechnen. Zudem können sie «allgemeine Kostensteigerungen» geltend machen. Diese betragen gemäss Mieterverband (MV) 0,5 Prozent, laut Hauseigentümerverband (HEV) ein Prozent. Können sich Mieter und Hauseigentümer nicht einigen, be-
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steht die Möglichkeit, an die Schlichtungsstelle zu gelangen, wo der Vermieter seine behauptete Kostensteigerung belegen muss. Weil das umständlich ist, empfahl der HEV den Vermietern in einem Mediencommuniqué vom 1. Dezember 2011, «ihre Mietzinsen aufgrund der aktuellen Kostensituation zu überprüfen und die Mieter zu informieren. Dadurch können unnötige Schlichtungsverfahren vermieden werden.» Längst nicht alle Vermieter und Hauseigentümer hören auf ihre Dachorganisation. Gegenüber dem MV und dem Kassensturz erklärten viele Verwaltungen, man werde auf Verlangen hin jeden einzelnen Fall anschauen und bei berechtigten Forderungen den Zins senken. In der Praxis allerdings geht mancher Vermieter auf Konfrontationskurs. Der Eigentümer einer Altbau-Liegenschaft im Zürcher Kreis 5 drehte den Spiess um. Als ein Mieter mit Hinweis auf den gesunkenen Referenzzinssatz eine Mietreduktion forderte, akzeptierte er diese Argumentation. Im Gegenzug aber machte er gestiegene Kosten geltend, verwies auf die quartierüblichen Mieten und präsentierte dem verdutzten Mieter schliesslich eine Mietzinserhöhung. Ein klassischer Konter. «Diese Erhöhung würde ich anfechten, denn die Chance, dass sie missbräuchlich ist, betrachte ich als sehr gross», sagt Felicitas Huggenberger, Juristin und Geschäftsleiterin des MV Zürich.«Das Argument, der Mietzins sei nicht mehr orts- oder quartierüblich, ist sehr schwammig. Vor der Schlichtungsstelle käme der Vermieter damit kaum durch.» Der Gang zur Schlichtungsstelle kann für Mieter Gold wert sein. Denn wer sich vom Vermieter ins Bockshorn jagen lässt und seine Forderungen fallen lässt, riskiert im schlimmsten Fall die Kündigung bei der nächsten günstigen Gelegenheit. Wer sich hingegen vor der Schlichtungsstelle
wehrt und zumindest teilweise recht bekommt, geniesst die folgenden drei Jahre Kündigungsschutz (siehe Interview). Trotzdem scheuen viele Mieter den Brief an den Hauseigentümer. Der Schweizer schätzt das Streiten nicht, und zudem sind die Mieten da und dort schon bei früheren Referenzzinssatzsenkungen gesunken. «Der eine oder andere Mieter denkt wohl: Jetzt wurde mir doch der Zins letztes
Der Gang zur Schlichtungsstelle kann für Mieter Gold wert sein. Wer sich hingegen ins Bockshorn jagen lässt, riskiert die Kündigung. Jahr schon gesenkt, da will ich jetzt nicht so sein», erklärt Huggenberger. Allerdings beobachtet sie, dass sich im Raum Zürich mehr Mieter wehren als im Schweizer Durchschnitt: «Ich interpretiere das als Reaktion auf die Abzockermentalität und die, insbesondere bei Neuvermietungen, sehr hohen Mieten.» Bloss kein Streit im trauten Heim Der Wohnungsmarkt zeigt exemplarisch, wie Gewinne privatisiert, Kosten hingegen auf die Allgemeinheit überwälzt werden. In der Stadt Zürich, wo die Wohnungspreise in den letzten Jahren explodierten, beziehen 4400 AHV- und IV-Rentner zusätzlich zu den Ergänzungsleistungen Mietzuschüsse von der Stadt. Weil auch die nirgends hinreichen, hat das Parlament die Obergrenze von 175 auf 275 Franken monatlich angehoben. Das kostet die Stadt pro Jahr zusätzlich zwei Millionen, insgesamt beläuft sich das Budget für Mietzuschüsse für 2012 auf 9,6 Millionen. Besonders rentabel sind für Hausbesitzer Neuvermietungen. Wer in den
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städtischen Grossräumen eine Wohnung mietet, zahlt nicht selten deutlich mehr als sein Vormieter, ohne dass auch nur eine Wand frisch gestrichen worden wäre. Auch dagegen gibt es ein Gesetz, allerdings liegt die Beweislast bei der sogenannten Anfangsmietzinsanfechtung beim Mieter. In einigen Kantonen erfährt er zumindest, was der Vormieter bezahlte, denn der Vermieter muss das auf einem amtlichen Formular offenlegen. Im Kanton Zürich existiert diese Vorschrift nicht, darum muss ein Kläger vor der Schlichtungsstelle zuerst einmal glaubhaft machen, dass sein Vorgänger deutlich weniger bezahlte. Es gibt Verwalter, die deshalb eine Begegnung dieser beiden Parteien möglichst vermeiden. Huggenberger erinnert sich an eine HEV-Vertreterin, die ihr erzählte: «Früher habe ich bei der Wohnungsübergabe den ausziehenden und den neuen Mieter zusammen aufgeboten. Das mache ich nicht mehr, denn sonst fragt der neue den alten Mieter, was er bezahlt habe.» Wenn monatliche Mehreinnahmen von mehrere Hundert Franken locken, lässt sich dieser Zusatzaufwand verantworten.
Selbst wer nachweisen kann, dass der Vormieter weniger bezahlte, bekommt nicht unbedingt recht, denn die Anfechtung von Anfangsmieten ist ein Spiel mit vielen Unbekannten. Der MV Zürich führt solche Klagen immer wieder erfolgreich durch, Geschäftsleiterin Huggenberger betont aber: «Anfangsmietzinsanfechtungen lassen wir die Leute nie allein machen, sondern immer nur mit Anwalt.» Hilfreich für einen gelungenen Start ins Mietverhältnis ist die Anfechtung des Anfangsmietzinses selbst bei erfolgreichem Ausgang nicht. Nicht nur übertrieben harmoniebedürftige Zeitgenossen schrecken vor Mietstreitigkeiten zurück. Auch konfliktfreudige Menschen schätzen ein trautes Heim, wo sie Ruhe und Erholung finden. Selbst Felicitas Huggenberger, die von Berufs wegen für Mieterrechte streitet, räumt ein: «Ich verstehe Leute, die dem Streit lieber ausweichen.» Trotzdem appeliert sie an den Kampfgeist: «Wer eine Mietreduktion aufgrund sinkender Referenzzinssätze fordert, hat gute Chancen, die zu bekommen. In dieser Sache sollte man mutig sein.» ■
Mietpreise «Oft lohnt sich eine Anfechtung» Felicitas Huggenberger kennt als Geschäftsleiterin des Mieterverbandes Zürich die Methoden der Hauseigentümer. Und sie weiss, wie man als Mieter zu seinem Recht kommt. VON RETO ASCHWANDEN
Per Dezember 2011 ist der Referenzzinssatz gesunken. Vermieter müssen diese Reduktion an die Mieter weitergeben – wenn die das verlangen. Gibt es auch Hauseigentümer, die die Mieten unaufgefordert gesenkt haben? Wir haben im November 2011 über 120 Verwaltungen im Kanton Zürich angeschrieben und sie aufgefordert, die Senkung von sich aus an die Mieter weiterzugeben. Viele grossen Verwaltungen haben einen quasi identischen Brief zurückgeschrieben: Wenn die Mieter das verlangen, prüfen wir die einzelnen Fälle und bei berechtigtem Anspruch geben wir die Senkung weiter. Nur vereinzelte kleinere Treuhandbüros teilten uns mit, sie würden die Senkung von sich aus weitergeben. Wie viele Fälle von Mietern, die eine Senkung fordern, kennen Sie? Wir gehen davon aus, dass mindestens die Hälfte aller Mieter im Raum Zürich Anspruch hätten. Beim Mieterverband Zürich haben wir seit Anfang Dezember etwa 2000 Kontakte zu diesem Thema.
kungsklage, noch vor der Schlichtungsverhandlung, doch noch eine Senkung erhalten. Man hört immer wieder von Verwaltungen, die an aufmüpfigen Mietern ein Exempel statuieren. Leider kommt das häufiger vor. Teilweise werden Drohkulissen aufgebaut, damit sich die Leute sagen: Ich habe schon Mut gebraucht, die Senkung zu verlangen, wenn nun eine solche Reaktion kommt, dann habe ich Angst, dass die Miete raufgeht oder ich die Kündigung erhalte. Angst ist aber die falsche Reaktion. Wenn Sie eine Senkung verlangen und der Vermieter diese ohne stichhaltige Argumente verweigert, lohnt sich eine Anfechtung. Erhalten Sie vor der Schlichtungsstelle auch nur teilweise recht, dann gilt ein dreijähriger Kündigungsschutz.
«Wir haben vermehrt Anfragen von Mietern, die fadenscheinige Absagen auf Senkungsbegehren erhalten haben.» Felicitas Huggenberger
Und wie viele haben Erfolg? Viele Mieter haben sich nach der ersten Prüfung durch den MV Zürich nicht mehr gemeldet. Wir gehen davon aus, dass diese Mieter eine Senkung erhalten haben.
Wenn man hingegen bereits nach dem ersten Schreiben aufgibt, erhält man keinen Kündigungsschutz. Dabei kann einem dieser auch nützen, wenn man in einer alten Liegenschaft wohnt, die bald saniert werden soll.
Wie reagieren Vermieter auf Senkungsforderungen? Wir haben vermehrt Anfragen von Mietern, die fadenscheinige Absagen auf Senkungsbegehren erhalten haben. Aufgefallen sind während dieser Senkungsrunde vor allem kleinere Verwaltungen, welche eine Senkung gehäuft mit dem Argument «Orts- und Quartierüblichkeit» abblocken. Dort wiederum haben aber die ersten Mieter nach Einreichung der Sen-
Bei einer Totalsanierung nützt mir das doch nichts. Doch. Der Kündigungsschutz gilt auch dann. Wir beobachten immer wieder, dass bei grossen Siedlungen Mieter, die Anfechtungen gewonnen haben, am besten dran sind: Entweder wird um sie herum saniert, sie bekommen als einzige eine andere Wohnung angeboten oder sie erhalten eine Entschädigung. ■
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BILD: GUIDO SÜESS
Wörter von Pörtner Mainstream Sie halten eins in Händen: ein Mainstream-Medium. Aber Achtung, das ist nichts Gutes. Heisst es. Der Begriff Mainstream-Medien wurde vor ein paar Jahren von einer Partei lanciert, die sonst dem ausländischen Einfluss auf unsere Kultur wenig wohlgesonnen ist. Gegen ein paar griffige Anglizismen hat man aber nichts. Dass Parteien, die den Anspruch erheben, über die einzig gültige Wahrheit zu verfügen, mit den Medien Mühe haben, ist ein alter Hut. Die «Prawda» (Wahrheit), das Organ der KPdSU, wetterte über die Lügen der «imperialistischbourgeoisen» Presse, die Nazis über die «verjudete Presse». Natürlich sind das andere Dimensionen und Inhalte. Mainstream bedeutet eigentlich einfach massentauglich, und das ist ja etwas, wonach Parteien sonst streben. Warum also ist Mainstream etwas Schlechtes? Wie viele Begriffe, zum Beispiel Gutmensch, die
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heute von den Rechten benutzt werden, wurde «mainstream» am anderen Ende des Spektrums kreiert oder zuerst verwendet. Mainstream kommt aus der Musik. Damit grenzten sich die Coolen von der Masse ab. Früher gab es die Coolen und die Streber. Erstere waren die, die mit extravaganter Kleidung, provokanten Frisuren und vor allem Musik auftrumpften, von der die anderen Kopfweh bekamen. Die Streber kleideten sich langweilig, hatten biedere Frisuren und gingen früh ins Bett. Die Coolen feierten Partys, gingen an Konzerte und interessierten sich nicht für die Karriere. Natürlich machten die Streber auch mal einen Fez, irgendwo mussten sie ja die blonden Mädchen kennenlernen, die ihnen später Kinder gebären und das Haus dekorieren würden. An diesen Feten hörten sie zu meiner Zeit Tina Turner, Elton John oder Supertramp. Mainstream eben. Das coole Killerargument gegen jeden Trend, den man verschlafen, jede Band, die ein anderer vorher entdeckt hatte: «Klingt okay, aber ziemlich mainstream.» Die Streber, von Natur aus ehrgeizig, wollten irgendwann auch cool sein, und weil sie so strebsam sind, haben sie im Nachtleben längst das Zepter übernommen, und kaum kommt etwas Neues auf, wird es von ihnen adaptiert und damit Mainstream und langweilig. Das ist das Dilemma der Streber, die nie cool sein kön-
nen, aber es unbedingt sein wollen, ohne ihre Streberideologie aufzugeben, nämlich, die Schwachen zu plagen, den Starken zu buckeln und zu dienen und Statussymbolen zu huldigen. So sind sie darauf verfallen, ihre weit verbreitete, angepasste Haltung als etwas Rebellisches und Nonkonformistisches zu verkaufen. Im Gegensatz zum Mainstream. Ausser Medien mit klarer Ausrichtung und unklaren Besitzverhältnissen ist nach dieser These alles Mainstream. Ausgenommen sind die ausländischen Fernsehsender, die gegen gutes Geld eine Exponentin jener Partei für die Lobby- und PR-Arbeit angestellt haben. So konsumiert der Zuschauer eines Fussballmatchs am Schweizer Fernsehen ein Mainstream-Medium, wer dasselbe Spiel auf einem Privatsender verfolgt, tut dies nicht. Sendungen wie «Dschungelcamp» haben auch nichts mit Mainstream zu tun. Dabei ist Mainstream eigentlich ein schöner, ein einschliessender Begriff, er bezeichnet den Hauptstrom, in den alle Nebenflüsse münden und gemeinsam zum Meer fliessen. Ausser den Radikalen und Durchgeknallten sind wir alle Mainstream. Wir sollten dazu stehen. Und cool bleiben. STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 269/12
Kids Aus dem Bauch heraus Droht ein Museumsbesuch, beginnen viele Kinder zu streiken. Was nicht sein muss, bemühen sich doch immer mehr Häuser um ein Programm, das den kleinen Besuchern eher Lust- denn Frustvolles bieten möchte.
«Sie möchten mit Ihren Kindern ins Museum kommen», steht auf der Website des Zürcher Landesmuseums zu lesen. Was doch ein klein wenig danach klingt, als ob man einem Besuch der Kleinen mit leisem Schreck oder zumindest mit vornehmer Zurückhaltung entgegenblickte. Was natürlich kein Museumsvertreter der ganzen Welt jemals öffentlich gestehen würde. Schliesslich sind die Kinder von heute die potenziellen Besucher von morgen. Weshalb kaum mehr ein Haus ohne Angebot für die Kleinen auskommen mag. So auch das Berner Paul Klee Zentrum, das mit dem eingegliederten und doch eigenständigen Kindermuseum Creaviva den Zugang zu Kunst und Kultur via eine «eigene schöpferische Tätigkeit» ermöglichen möchte. Im Tinguely Museum in Basel glaubt man sich den Kleinen ebenfalls speziell zugetan. Seit über zehn Jahren setzt man hier auf den sogenannten Kinderclub, in welchem sich der interessierte Nachwuchs jeden Mittwochnachmittag trifft. Geboten werden keine Führungen, sondern Workshops inklusive «dialogischer Rundgänge». Kinder ab acht Jahren beobachten, diskutieren, experimentieren und bauen dabei nicht zuletzt Objekte, die sich mit dem Oeuvre Tinguelys auseinandersetzen. «Fehler können die teilnehmenden Kinder dabei keine machen, schliesslich soll sich bei uns niemand als Verlierer fühlen», sagt der zuständige Kunstvermittler Beat Klein. Er ist der Überzeugung, dass Kinder anders an einen Museumsbesuch herangehen würden als Erwachsene. Die Grossen bekämen lieber einfach etwas erzählt, während die Kleinen eher für Frage- und Antwortspiele zu haben seien. Um den jungen Besuchern das Schaffen des Schweizer Künstlers noch näherzubringen, habe man unter etlichen der ausgestellten Werke für sie Erklärungen in vereinfachter Form angebracht. Das Museum komme auch den ausgeprägten haptischen Bedürfnissen von Kindern entgegen, denkt Klein. So sei es etwa erlaubt, den von Tinguely umgebauten Eiskasten «Frigo Duchamp» zu öffnen – worauf eine New Yorker Alarmsirene ertönt. Die Skulptur «Grosse Méta Maxi-Maxi Utopia» dürfe zwar nicht berührt werden, man könne sich aber an den Geländern des Riesenwerkes festhalten und dieses auch begehen. Für Unterhaltung und Bewegung scheint im Tinguely Museum also bestens gesorgt. Dementsprechend erklärt Klein: «99 Prozent der Kinder, die zu uns kommen, haben Freude.» Mit seinem Kinderprogramm geht das Rosengart Museum gar noch ein paar Schritte weiter. In Luzern führen nämlich Kinder andere Kinder durchs Haus. Erwachsene sind dabei keine zugelassen. Abgesehen von der Kuratorin Martina Kral, die ihren 11- bis 14-jährigen Kunstvermittlern für Notfälle zur Seite steht, sich ansonsten aber im Hintergrund hält. Als Kral 2002 auf die Idee verfiel, habe sie zunächst gedacht, diese lasse sich nie und nimmer verwirklichen. Doch inzwischen hätten vier Generationen von Kinderteams schon über 950 einstündige FühSURPRISE 269/12
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Kinder führen Kinder: Das Team der Sammlung Rosengart in Luzern.
rungen für Kinder zwischen sieben und elf Jahren absolviert. «Die Kinderführer erarbeiten die Führungen eigenständig und suchen sich die Bilder, die sie vorstellen wollen, auch selbst aus», betont Kral. Die Impressionisten kämen dabei selten zum Zug, eher schon Werke von Paul Klee oder Picasso. Kinder sähen in einem Bild andere Dinge als Erwachsene, so Kral. «Gut denkbar, dass es ihnen vor allem gefällt, weil ein Hund darauf vorkommt.» Bei den Führungen werde sehr viel gelacht, was die Museumsfrau besonders freut und als enorm wichtig empfindet. Auf die Frage, ob denn ausschliesslich Sprösslinge des Bildungsbürgertums zu den Führungen auftauchten, antwortet Kral mit einem fröhlichen Lachen und einem klaren «Nein». Die jungen Besucher kämen aus der Stadt, vom Land und aus allen Schichten. Auf einen Besuch im Haus Rosengart müssten sich die Jungs und Mädels nicht vorbereiten – «bloss nicht». Sie dächten sonst nur, dass ihr Wissen abgefragt werden würde. Aus ihrer Sicht, sagt Kral, sei es viel besser, die Ausstellungsobjekte einfach aus dem Bauch heraus zu betrachten. «Sonst spüren die Kinder die Bilder nicht.» ■ www.musee-suisse.ch www.creaviva-zpk.org www.tinguely.ch www.rosengart.ch
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Kulturtipps
Kinderspiele hinter einem Wall aus Brettern und Lügen.
Lesen ist eine Form der Konversation.
Kino Im goldenen Käfig Buch Die Melodie des Denkens Ein Essayband holt die Lektüre von ihrem Bildungspodest – und setzt die Liebe zum Lesen an die Stelle der Pflicht. VON CHRISTOPHER ZIMMER
Der Franzose Charles Dantzig, Jahrgang 1961, ist Vielleser, mehrfach ausgezeichneter Autor und Lektor beim renommierten Verlag Grasset. Bücher gehören in jeder Weise zu seinem Leben, und das schon seit frühester Kindheit. Er habe lieber gelesen als draussen gespielt, erinnert er sich, und konnte es gar nicht erwarten, hinter das Geheimnis der Buchstaben zu kommen. Er las Bücher, die eigentlich für Erwachsene bestimmt waren, und versteckte Stendhal in der Lederhülle des Gesangsbuchs, um selbst in der Kirche lesen zu können. Kein Wunder, dass so ein Buchenthusiast sogar im Gehen liest, allen unfreiwilligen Kollisionen und blauen Flecken zum Trotz. Es mag erstaunen, dass ausgerechnet so einer einen Essayband mit dem Titel «Wozu lesen?» schreibt. Im ersten Moment erwartet man, dass es sich bloss um eine rhetorische Frage handelt, die nur Anlass ist, um ein Hohelied auf das Lesen anzustimmen. Umso verblüffender ist es, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Dantzig hinterfragt das Lesen unerbittlich und zugleich mit einem hohen Unterhaltungswert. Er lässt keinerlei Gemeinplätze gelten, denen zufolge Lesen etwa bilden, trösten, den Menschen ändern oder gar moralisch bessern könnte. In über 70 kurzen Essays – der kürzeste ist gerade mal einen Satz lang – erzählt er von Kindheitserinnerungen und Leseerlebnissen, von Buchhandlungen und Schreibenden, stellt Vergleiche zwischen Lesen und Sex an, schreibt Verrisse und Liebeserklärungen. Bei all dem ist er zugleich charmanter Plauderer und strenger Richter. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, provoziert Widerspruch – und erweist damit dem Lesen einen unschätzbaren Dienst. Denn er gibt keine Antworten, sondern lädt zu einem Dialog ein, zu einem stillen Streitgespräch, dessen Ziel es ist, zum Denken anzuregen. So wie er einst als Kind in der Literatur «die Melodie des Denkens» entdeckt hat, so wünscht er dies auch für sein Publikum. Denn Lektüre ist für ihn immer auch «eine Form der Konversation», dazu befähigt, lethargisches Denken wachzurütteln. So lädt das Buch dazu ein, sich von den Fesseln des Bildungskanons zu befreien, um die Liebe zum Lesen und damit die eigene Freiheit und das in den Büchern schlummernde Potenzial zu entdecken. Charles Dantzig: «Wozu lesen?» Gerhard Steidl Verlag 2011. CHF 23.50.
Griechenland, ein Landhaus mit Pool. Doch Giorgos Lanthimos’ Familienportrait «Dogtooth» ist ein taggeträumter Albtraum. VON NILS KELLER
«Was wäre wenn …» – Viele Geschichten erzählen von anderen Welten, in die wir als Zuschauer gern eintauchen. «Dogtooths» Welt aber schreckt ab: Was wäre, wenn die Eltern ihren Nachwuchs hinter einem Wall aus Brettern und Lügen gefangen hielten? Die drei jungen Erwachsenen verbringen ihre Zeit mit Wettkämpfen, lernen dank Mutters Audiokassetten, dass «Exkursion» ein besonders fester Bodenbelag ist, und erhalten zur Belohnung Sticker, die sie sich an den Kopf ihrer Kinderbetten kleben. Sie sehnen sich danach, dass eins der gelegentlich vorbeifliegenden Flugzeuge in ihren Garten stürzen möge, und werfen Essen über den Zaun, weil sie glauben, ihr verloren gegangener Bruder befinde sich auf der anderen Seite. So warten sie sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihr Hundszahn – also Eckzahn – ausfällt, da sie erst dann für die Gefahren der Welt bereit sein werden. Die Kamera fängt den irren Wahnsinn mit einem weitwinkligen Blick ein, der an Ferienfotos und Familienalben erinnert: die badenden Kinder im blauen Pool, die verstockten Abendessen, die lieblosen Berührungen. Eigenwillig komponierte Bilder mit Sogkraft: Die glänzende Einöde des goldenen Käfigs hypnotisiert nicht nur die Kinder, sondern auch den Zuschauer. Es gibt keinen zu hassenden Bösewicht, denn es gibt keine Motive: Die Eltern tun einfach, was ihnen in ihrer Angst richtig erscheint. Die Kinder sind artig und tun doch, was sie nicht sollten: Sie raufen sich, lecken sich gegenseitig an der Schulter oder erstechen eine Katze. Das Geflecht aus Lügenmärchen und harter Disziplin verhindert jegliche menschliche Wärme. «Dogtooth» spielt ohne direkten Bezug zur Gegenwart. Der Zuschauer wird einem absurden Mikrokosmos ausgesetzt, dem er genauso wenig entfliehen kann wie die Kinder. Es gibt in dieser Welt kein Schicksal, keinen Gott oder rettenden Helden. Man wünscht sich eine Revolte, einen Ausbruch – und kriegt meist nur kindliche Anarchie. Immerhin ist der Film nicht ganz so streng wie der diktatorische Vater: Nebst einer Prise pechschwarzem Schalk keimt immer auch der Ungehorsam auf, sodass unsere Hoffnung zumindest erst ganz am Schluss stirbt. Nichtsdestotrotz verstört «Dogtooth»: Denn so absurd die Handlung des Films klingt, scheint doch alles Gezeigte im Bereich des menschlich Möglichen. Die Ironie will es, dass gerade jetzt ein griechischer Film fragt: «Was, wenn unsere vermeintliche Wahrheit tatsächlich nur auf Lügen basiert und es keine Hoffnung auf Rettung gibt?» Yorgos Lanthimos: «Dogtooth/Kynodontas» (GR 2009), 96 Min., Griechisch, Deutsch; Untertitel: Deutsch Website: http://www.dogtooth.gr
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BILD: © THE ARTISTS PRIVATE COLLECTION, COURTESY THOMAS AMMANN FINE ART AG, ZÜRICH
Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.
Tim Rollins + K.O.S. bringen Weltliteratur wie «The Scarlet Letter» auf den Punkt.
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Theater Ausgangspunkt: Weltliteratur Bei ihrer zweiten Ausstellung in Basel schlagen Tim Rollins + K.O.S. aus grossen Worten und grossen Büchern eine Brücke zur Sprache der Strasse. Und zwar eine überaus tragfähige. VON MICHAEL GASSER
«Ich liebe Dinge, die sich nicht erklären lassen», sagte Tim Rollins 2008 in einem Gespräch mit seiner Galerie Lehmann Maupin. Was nicht heissen soll, dass die Co-Werke von ihm und seinem Kollektiv K.O.S. (Kids of Survival) unzugänglich wären. Im Gegenteil. Hervorgegangen ist die vom Amerikaner vorzugsweise als Familie bezeichnete Truppe anfangs der 80er-Jahre aus Rollins’ alltäglichen Frustrationen als Lehrer an einer Highschool in der Bronx. Seine Studenten seien von der Gesellschaft ausgeschlossen gewesen, hätten die Schule gehasst, aber die Kunst geliebt. «Tief in meiner Seele wusste ich, dass wir zusammen nicht nur Kunst machen, sondern gar Geschichte schreiben können», so Rollins (56). Gesagt, getan: Den Gemeinschaftswerken von Tim Rollins + K.O.S. – man präsentiert sich nach über 20 Jahren nun zum zweiten Mal im Basler Museum für Gegenwartskunst – dient des Öfteren die Weltliteratur als Ausgangspunkt und Rohmaterial. Was sich an der «On Transfiguration» genannten Ausstellung, bei der auch das Todesthema häufig mitschwingt, unschwer ablesen lässt. Im wahrsten Sinne des Worts bilden Buchseiten die Grundlage aller vorgelegten Bilder. «Down The Rabbit Hole» von 1987/88 zeigt nichts anderes als ein dunkles und fast alles verschlingendes Rechteck, das sich über Blätter aus «Alice in Wonderland» von Lewis Carroll zieht. Nicht minder sinister wirkt die Bildserie «De Maximo et Immen» nach Giordano Bruno, die mit jeder weiteren Buchseite von mehr Buchasche überzogen ist und so darauf Bezug nimmt, dass der Autor – wegen angeblicher Ketzerei – im Jahr 1600 auf dem Scheiterhaufen endete. Ebenso kraftvoll, aber fröhlicher: Felix Mendelssohns mit blumenbunten Tupfern übersäte Partitur «A Midsummer Night’s Dream», natürlich nach dem gleichnamigen Stück von Shakespeare. Tim Rollins + K.O.S. wollen die Vorlagen nicht etwa interpretieren, sie wollen mit ihnen in Verbindung treten und dabei eine Brücke zur Neuzeit, zur Kultur und Sprache der Strasse schlagen. Und genau diese Anbindung ist es, die das gezeigte Schaffen überaus intensiv nachhallen lässt.
Brockenstube des Reformierten Frauenvereins Aesch-Pfeffingen
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Klinik Sonnenhalde AG, Riehen
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Schweiz. Tropen- und Public Health-Institut, BS
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Migros Zürich, Kulturprozent
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Psychiatrische Dienste Aargau AG (PDAG)
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Locher, Schwittay Gebäudetechnik GmbH, BS
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Weingut Rütihof, Uerikon
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AnyWeb AG, Zürich
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Niederer, Kraft & Frey, Zürich
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Musikschule archemusia, Basel
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Paulus-Akademie Zürich
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Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich
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Thommen ASIC-Design, Zürich
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BEVBE Ingenieurbüro, Bonstetten
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homegate AG, Adliswil
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ratatat – freies Kreativteam
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Kaiser Software GmbH, Bern
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bölsterli hitz gmbh, 8005 Zürich
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www.rechenschwaeche.ch
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Philip Maloney, Privatdetektiv
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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen
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Scherrer & Partner GmbH, Basel
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Balcart AG, Carton Ideen Lösungen, Therwil
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KIBAG Bauleistungen
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responsAbility, Zürich
Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.
Tim Rollins + K.O.S.: «On Transfiguration», bis 15. April, Museum für Gegenwartskunst, Basel. www.kunstmuseumbasel.ch 269/12 SURPRISE 269/12
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BILD: © DANIEL KARRER
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Ausgehtipps
Reitschule 2012: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Dazu gibt’s nicht viel zu sagen: «Ohne Titel, 2011».
Ein Hauch mehr Freiheit? Roman Elsener in New York.
Bern Lustige Verzweiflung
Aarau Caravan macht Halt
Zürich Schweizer Migranten
Es wäre eigentlich zum Verzweifeln. Kaum ist die letzte SVP-Abschaffungs-Initiative überstanden, findet man sich schon wieder in Verteidigungsstellung: Aktuell liegt die Reitschule im Streit mit der Stadt und befindet sich deshalb in vertragslosem Zustand. Gleichwohl kümmert sich das Tojo-Theater weiter darum, dass wenigstens wir einmal im Monat am Dienstag etwas zu lachen haben. Was geradezu danach schreit, sich wieder einmal mit dem widerspenstigen und unangepassten Kind der Berner Kultur- und Politszene zu solidarisieren. Also: hingehen und mitlachen! Anlass dazu sollte auch am nächsten «Lustigen Dienstag» reichlich geboten werden: Wieder werden Kleinkünstler die offene Bühne stürmen und das Zuschauerherz zu erobern versuchen. Dazwischen wird die LuDi-Crew wiederum probieren, ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen: «Neues vom Ponyhof» oder «Shakespeare im Globiland?» Und das Bühnenbild: bombastisch versenkbar, 3D oder stilistisch minimal? Henä, Hobbyzauberer mit abgelaufener Lizenz, Art-Director Will Lee, der wenig moderate Moderator Hans Franz Nägeli und die blonde Francine, Quotenfrau und Künstlerin, sind sich nicht einig. Doch, so ihr Fazit und Motto des Abends: «Verzweifeln ist menschlich.» (fer)
Und zwar im Aargauer Kunsthaus. Caravan, die Ausstellungsreihe für junge Kunst ermöglicht Begegnungen mit Exponenten der Schweizer Kunstszene, die noch nicht fest etabliert sind. Das Ganze findet nicht in einem eigens eingerichteten Projektraum statt, sondern sucht sich seinen Platz mehrmals pro Jahr in verschiedenen Räumen des Hauses. Tritt in Dialog mit dem, was da schon steht und hängt. Und fährt vielleicht versteiften Positionen an den Karren. Zurzeit stellt der Basler Daniel Karrer seine Bildcollagen – klein- und grossformatige Malerei – in einem Saal der permanenten Sammlungspräsentation Gemälden aus dem 19. Jahrhundert gegenüber. Neuwagen trifft Oldtimer. (dif) «Caravan – Ausstellungsreihe für junge Kunst»
Die Schweiz ist ein Auswanderungsland. Zehntausende verlassen die reiche Heimat jedes Jahr, um sich im Ausland eine neue Existenz aufzubauen. Zum Beispiel in New York. Warum? Was haben diese Leute gesucht, was sie hier vermisst haben? Was haben sie gefunden? Davide Caenaro, der regelmässig auch für Surprise fotografiert, hat zusammen mit dem Autor Marco Kägi 50 Schweizerinnen und Schweizer besucht, die in der amerikanischen Metropole eine neue Heimat gefunden haben. Entstanden ist dabei ein bunter Strauss von Porträts in Bild und Text, die einem ein gutes Bild vermitteln, wie das so sein muss, im Big Apple zu leben. Denn, Hand aufs Herz: Irgendwie möchte man schon wissen, wie es denn wäre, wenn … (fer)
Teil 1/2012 bis 22. April, Aargauer Kunsthaus,
«Swiss in New York City», noch bis Do, 23. Februar.
Aarau, Di bis So, 10 bis 17 Uhr, Do bis 20 Uhr.
Di bis Fr 14 bis 18 Uhr, Mi 14 bis 22 Uhr.
www.aargauerkunsthaus.ch
Am 23. Februar von 19 bis 20 Uhr Führung mit Caenaro und Kägi. Galerie Sichtbar, GZ Riesbach, Zürich.
Anzeigen:
«Lustiger Dienstag 59», Di, 28. Februar, 20.30 Uhr. Tojo Theater in der Reitschule, Bern.
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Weckruf für das Volk: Die Rotgardistin schwenkt die Mao-Bibel im Sekundentakt.
Nicht nur niedlich: Klara und Johanna Söderberg von First Aid Kit.
Zürich Mao-Kult
Zürich Frühreife Folk-Schwestern
Mao in der Schneekugel, Mao auf dem Kalender, Mao als Plakette. Die aktuelle Ausstellung des Völkerkundemuseums Zürich zeigt, wie China in den langen Jahren der Grossen Proletarischen Kulturrevolution (1966 – 1976) vom exzessiven Personenkult um ihren Anführer geprägt war. Und in einer Vielzahl von Gebrauchsgegenständen wird dem Besucher vor Augen geführt, wo politisches Design überall verwendet werden kann: Die Kulturrevolution begegnete den Chinesen auf Keksdosen, auf dem Zifferblatt des Weckers und beim Kinderspielzeug. Das Volk wurde mit allen Mitteln mobilisiert: Es wurden revolutionäre Theaterstücke geschrieben, junge Intellektuelle wurden aufs Land geschickt, um dort das «moderne Denken» zu fördern, und in der aufkommenden Kriegshysterie grub man Schutztunnels. Das Völkerkundemuseum Zürich bietet umfassenden Geschichtsunterricht – und macht Politik und Propaganda sehr anschaulich. (dif) «Die Kultur der Kulturrevolution – Personenkult und Politisches Design im China
Einst waren singende Geschwister gang und gäbe: Die Everly Brothers, die McGarrigle-Schwestern und natürlich das Trio Eugster. Nun kommen Klara and Johanna Söderberg aus Stockholm. Gerade mal um die 20 singen sie unter dem Namen First Aid Kit Folk-Songs voll bezaubernder Harmonien. Das erstaunt bei Geschwistern nicht so sehr, die fatalistische Traurigkeit in den Stimmen allerdings irritiert angesichts des jugendlichen Alters der Schwedinnen dann aber doch. Die schwedischen Schwestern beweisen mit ihrem zweiten Album «The Lion’s Roar», dass sie nicht einfach zwei niedliche Nachwuchs-Folkies sind, sondern frühreife Songwriterinnen auf den Spuren der Grossen. Und darum passt es, wenn sie singen: «I’ll be your Emmylou and I’ll be your June/If you’ll be my Gram and my Johnny too». Produziert wurde die Platte von Mike Mogis, bekannt von seiner Arbeit mit Bright Eyes, deren Mastermind Conor Oberst auf einem Stück mitsingt und den Söderberg-Schwestern so quasi den Segen der Altvorderen gibt. (ash)
von Mao Zedong», Völkerkundemuseum Zürich, bis 10. Juni,
First Aid Kit: Mo, 20. Februar, 19.30 Uhr, Mascotte, Zürich.
Di bis Fr, 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Sa, 14 bis 17, und So, 11 bis 17 Uhr. www.musethno.uzh.ch
Anzeige:
— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 — SURPRISE 269/12
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Verkäuferporträt «Dann lege ich erst recht los» Ruedi Kälin (53) gehört zu den dienstältesten Surprise-Verkäufern. Er bietet das Strassenmagazin in der halben Schweiz an. Die Strategie teilt er mit seinem Lieblingsverein, dem HC Davos: Wenn es hart wird, immer noch einen draufsetzen.
«Die Kälte Anfang Februar war schon etwas Besonderes. Aber man hält sie aus und zwar so: Zweieinhalb Stunden arbeiten, dann auf einen Kaffee in die Wärme. Wobei das auch vom Standort abhängt: Bei der Rolltreppe am Hauptbahnhof ist es windgeschützt, da kannst du länger stehen. Auf der Bahnhofbrücke hingegen ziehts, da hältst du es nur eineinhalb Stunden aus. Auch bei der Sihlpost kommt kalte Luft, das liegt am Fluss in der Nähe. Bis neun Uhr stehe ich das durch, aber nicht bis halb zehn wie sonst. Wichtig ist, dass du an Händen und Füssen nicht frierst. Dicke Socken und Handschuhe sind Pflicht und zudem stehe ich nicht still, sondern tigere umher. Das gehört zu den Strategien, die ich mir über die Jahre zurechtgelegt habe. Ich verkaufe seit zwölf Jahren Surprise. Dabei arbeite ich gern im Team. Momentan teile ich mir die Plätze mit Peter Conrath und Markus Thaler. Wenn Peter in Luzern ist, dann bin ich am Bahnhofausgang Richtung Sihlquai. Oft stehe ich auch bei der Sihlpost, da habe ich ganz verschiedene Kundschaft: viele Schüler und Lehrlinge, aber auch Angestellte aus den umliegenden Büros. Bei einigen anderen Verkäufern ist dieser Platz nicht so beliebt. Ich stehe halt schon seit acht Jahren dort, Woche für Woche, fünf Mal am Morgen und fünf Mal am Abend. Deshalb gibt es Stammkunden, die das Heft immer nur bei mir kaufen. Drei Mal pro Ausgabe reise ich nach Luzern, dort verkaufe ich am Bahnhof oder bei der Kantonalbank an der Pilatusstrasse. Zudem gehe ich mit jedem Heft vier Mal nach Zug und dann verkaufe ich auch in Chur. Zwischen den einzelnen Orten gibt es Unterschiede: In Zürich läuft es samstags seit einiger Zeit nicht mehr so gut, in Luzern und Chur interessanterweise aber schon. Ich schreibe ja immer auf, wie viele Hefte ich verkaufe. Übers Ganze gesehen, ist der März nach dem Dezember mein zweitbester Monat im Jahr. Ich glaube, der März läuft gut, weils langsam Frühling wird, und das freut die Leute. Und ich habe festgestellt, dass die Hefte im März immer besonders gut aussehen. Das Titelbild ist wichtig. Darauf schauen viele Leute, auch wenn sie dadurch ja noch nicht wissen, was drinsteht. Laut meiner Statistik verkaufe ich in der zweiten Monatshälfte jeweils besser als in der ersten, warum weiss ich auch nicht. Schwierigkeiten entmutigen mich nicht, sondern sie spornen mich an. Ich will immer wieder zeigen, dass noch mehr geht. Schon vor Jahren, als mir die damalige Zürcher Vertriebsleiterin sagte: Du kannst dich nicht mehr steigern. Da hab ich mich erst recht reingehängt. Sie meinte auch, ich solle Zug vergessen, denn dort laufe es nicht. Wenn mir jemand so etwas sagt, dann lege ich erst recht los. Ich neige zu Trotzreaktionen. Ich bin sehr ehrgeizig und motiviere auch meine Kollegen. Dazu stelle ich Pläne auf und versuche, die Verkäufe zu strukturieren. Wenn ein neuer Verkäufer an einen Standplatz kommt, zeige ich ihm immer genau, wo wir anderen jeweils stehen. Das gehört auch zur Strategie. Manche glauben das zwar nicht und stellen sich auf die andere Seite der Treppe. Aber ich weiss aus Erfahrung: Die Kundschaft gewöhnt
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AUFGEZEICHNET VON RETO ASCHWANDEN
sich daran, dass der Surprise-Verkäufer genau an einer bestimmten Stelle steht. Wichtig ist, dass du mit Leidenschaft bei der Sache bist. Deshalb bin ich auch ein Fan des HC Davos. Derzeit gibt Trainer Arno Del Curto dem Team den letzten Schliff für die Playoffs. Anfang März gehts los. Ich glaube nicht, dass wir dieses Jahr Meister werden, auch wenn Del Curto gerne den Titel aus dem Vorjahr verteidigen würde. Aber wir mögen den anderen Mannschaften ja auch etwas gönnen. Ich sage: Diese Saison werden wir Zweiter. In entscheidenden Spielen kann der HCD fast nicht verlieren. Das ist ein Druck, den du dir selber machst, damit du das letzte aus dir rausholst. So, wie wenn ich mir sage: Jetzt mache ich am letzten Verkaufstag noch einmal 20 Hefte. Mich erlebst du nie negativ. Ich sage, wenn mir etwas nicht passt, aber ich bleibe positiv eingestellt und versuche mein Bestes. Ob ich noch was loswerden will? Vielleicht das: Ich bin ja immer wieder in den Medien. Das nächste Mal am 28. Februar. Da komme ich im Radio Top in einer Live-Sendung morgens von neun bis zehn. Der Moderator macht seine letzte Sendung und will dafür unbedingt ein Interview mit mir. Das wird bestimmt spannend.» ■ SURPRISE 269/12
Eine Chance für alle! Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als andere. Menschen, die sich aber wieder aufgerappelt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wieder einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassenverkäuferinnen und -verkäufer helfen sich
Andreas Ammann Bern
Ausserdem im Programm SurPlus: Marika Jonuzi, Basel Bob Ekoevi Koulekpato, Basel Jovanka Rogger, Zürich
selber. Das verdient Respekt und Unterstützung. Regelmässige Verkaufende werden von Surprise gezielt unterstützt. Die Teilnehmer am Programm SurPlus sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit). Mit der Programmteilnahme übernehmen die Surprise-Verkaufenden mehr Verantwortung; eine wesentliche Voraussetzung dafür, wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarkt zu werden.
Fatima Keranovic Baselland
Kurt Brügger Basel
Jela Veraguth, Zürich Wolfgang Kreibich, Basel Anja Uehlinger, Baden Marlies Dietiker, Olten
Tatjana Georgievska, Basel Peter Gamma, Basel René Senn, Zürich Josiane Graner, Basel
Ja, ich werde Götti/Gotte von: 1 Jahr: 6000 Franken
1/2 Jahr: 3000 Franken
1/4 Jahr: 1500 Franken
Vorname, Name
Telefon
Strasse
PLZ, Ort
Datum, Unterschrift
1 Monat: 500 Franken
269/12 Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@strassenmagazin.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 269/12
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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.
Ich möchte Surprise abonnieren!
Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.
24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–
Geschenkabonnement für: Vorname, Name
Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden von der Strassenmagazin Surprise GmbH geführt, die vom gemeinnützigen Verein Strassenmagazin Surprise kontrolliert wird. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.
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