Surprise Strassenmagazin 283/12

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Feindbild Flüchtling Ein Themenheft Höllische Idylle: Auf Besuch im Ausreisezentrum Flüeli

Von Saisonniers zu Sans-Papiers – warum die Integration scheitern muss

Nr. 283 | 7. bis 20. September 2012 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


Laufen für Surprise am Manor Basel Marathon vom 23. September in Basel!

Der Verein Surprise stellt ein eigenes Team auf und schickt Sponsorenläufer jeglicher Couleur – vom Asylbewerber bis hin zur Bankdirektorin – gemeinsam auf die Strecke. Wir suchen noch engagierte Persönlichkeiten, die am Surprise Charity Run Initiative zeigen und uns als Runner unterstützen.

Surprise macht stark – machen Sie uns stärker ... und unterstützen Sie unsere Runner mit einer Spende! Spendenkonto: PC 12-551455-3 Verein Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99

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Titelbild: Luca Christen

Editorial Im Gegenwind

In der Herbstsession soll der Ständerat die Verschärfungen im Asylgesetz beraten, die der Nationalrat im Frühsommer beschlossen hat. In Ausländerfragen sind die Mitteparteien über die letzten Jahre weit nach rechts gerückt, wo sie munter mitdrehen an der Repressionsschraube. Die Linke schluckt die anstehenden Verschärfungen ohne grosses Aufbegehren, denn ein Referendum würde dem Rechtsblock ermöglichen, das Thema weiter am kochen zu halten. Zudem brächte es die SP in Opposition zur eigenen Bundesrätin, die als Justizministerin für die Umsetzung der Gesetzesänderungen verantwortlich ist.

BILD: DOMINIK PLÜSS

Dieses Heft steht ganz im Zeichen von Flüchtlingen und dem politischen Umgang mit ihnen. Ein umstrittenes Thema, das die Emotionen hochgehen lässt. Wir sind uns bewusst, dass die Artikel in dieser Ausgabe nicht überall gut ankommen werden. Ist das wirklich nötig, wird sich der eine oder andere Surprise-Käufer vielleicht fragen. Ja, ist es. Bitter nötig.

RETO ASCHWANDEN REDAKTOR

Viele Medien mischen bei diesem Kesseltreiben mit. Wer die Zeitung aufschlägt, muss den Eindruck gewinnen, die Schweiz werde von kriminellen Asylbewerbern überrannt. Selbst der Zürcher Tages-Anzeiger profiliert sich seit Wochen mit wüsten Geschichten vom Hörensagen und willkürlich gewählten Statistiken, deren Interpretationen nicht die Ausländer, sondern ihre Autoren entlarven. Doch das stört nicht weiter, denn der Mob, der in den Kommentarspalten tobt, will nicht Fakten, sondern Munition. Wir stellen uns mit diesem Themenheft gegen die herrschende Stimmung. Nicht weil uns der Gegenwind besonders viel Freude machen würde. Sondern weil wir uns unseren eigenen Grundsätzen verpflichtet fühlen: «Surprise ist eine Stimme für Benachteiligte.» Unsere Solidarität hört nicht an der Grenze auf, und sie ist auch nicht ans Schweizer Bürgerrecht gekoppelt. Zudem verstehen wir Journalismus nicht als Brandbeschleuniger für populistische Parolen. Sondern ganz altmodisch als aufklärerische Aufgabe. Unsere Autoren haben ein Ausreisezentrum in den Bündner Bergen und ein Flüchtlingslager in Äthiopien besucht. Wir haben analysiert, warum Ausländerfeindlichkeit ein politisches Erfolgsrezept ist, und zeigen, wie das systematische Schlechtreden von Zugewanderten zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Das wollen viele nicht hören. Hier können Sie es lesen. Reto Aschwanden

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, redaktion@vereinsurprise.ch. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion trifft eine Auswahl und behält sich vor, Briefe zu kürzen. SURPRISE 283/12

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10 Asyldebatte Das politische Perpetuum mobile In der Herbstsession soll der Ständerat über Änderungen im Asylgesetz debattieren. Es wird eine weitere Episode in einer unendlichen Geschichte. Seit 30 Jahren werden Flüchtlinge zur Stimmungsmache benutzt. Statt Lösungen schafft die Politik immer neue Probleme. Härtere Gesetze verschärfen diese, bis diejenigen recht bekommen, die schon immer gegen alles Fremde waren. Die Analyse einer Politik, die das Feindbild Ausländer in einer Endlosschlaufe kultiviert.

BILD: LUCA CHRISTEN

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Inhalt Editorial Gegen die Stimmungsmache Basteln für eine bessere Welt Rückkehrer Aufgelesen Korankonforme Altenpflege Zugerichtet Ohr der Öffentlichkeit mit scharf Kaltherzig Starverkäuferin Aster Teclai Porträt Der tunesische Brückenbauer Integration Die immer gleichen Fehler Wörter von Pörtner Abgedichteter Status Kunst Die Macht der Sprache Kulturtipps Mit Kopftuch und Gitarre Ausgehtipps In der Museumszelle Verkäuferporträt Der Traum vom Informatikerjob Projekt Surplus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

15 Nothilfe Gefangen im Heidiland BILD: LUCA CHRISTEN

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In der Theorie klingt es logisch: Ohne Perspektiven, Tagesstruktur und soziale Kontakte, versorgt nur mit dem Überlebensnotwendigen, melden sich abgewiesene Asylsuchende bald freiwillig zur Ausreise. Ein Besuch im Ausreisezentrum Flüeli im abgelegenen Valzeina GR zeigt: Die Realität sieht anders aus. Aus Entsetzen über die Behandlung der Menschen im Flüeli haben sich Dorfbewohner zu einem Unterstützer-Verein formiert. Doch sie kämpfen gegen Windmühlen.

BILD: PHILIP HEDEMANN

20 Auf der Flucht Ziel Schweiz, Endstation Äthiopien Eritreer bilden eine der grössten Flüchtlingsgruppen der Schweiz. Doch auf jeden, der es hierher geschafft hat, kommen viele, deren Reise nur bis ins Nachbarland Äthiopien führte. Gestrandet in Lagern wie MaiAini träumen sie davon, ihren Vätern oder Freunden nach Europa zu folgen. Die Reise ist voller Gefahren, und selbst wer es bis Malta schafft, landet oft schnell wieder daheim. Doch die Sehnsucht nach dem angeblichen Paradies ist stärker als die Furcht vor Vergewaltigern und Organhändlern.

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ILLUSTRATION: WOMM

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L 1. Zeichnen Sie die Umrisse eines Bumerangs auf die nach oben gewölbte Seite einer Sperrholzplatte und sägen Sie ihn aus (für Linkshänder spiegelverkehrt).

2. Zeichnen Sie das Profil wie angegeben auf und schrauben den Rohling mit Schraubzwingen auf einer Tischkante fest. Runden Sie die schraffierte Fläche regelmässig ab, erst mit einer Raspel, dann mit einer Feile, zuletzt mit Schmirgelpapier.

3. Bemalen und lackieren Sie ihren Bumerang und stellen Sie sich gegen die Windrichtung. So, nun versuchen Sie mal ihn loszuwerden.

Basteln für eine bessere Welt Manche Politiker, besonders solche, die sich in der Ausländerpolitik profilieren wollen, scheinen unbelehrbar, fordern immer die gleichen Rezepte, die erwiesenermassen nicht funktionieren (siehe S. 10). Wenn Sie über einen von ihnen wieder einmal fast verzweifeln: Schenken Sie ihm doch einen Bumerang. Man muss ja nicht gleich das Schlimmste hoffen, wenn das Wurfinstrument wieder auf ihn zugeflogen kommt. Vielleicht geht dem Politiker aber schon auch ein Licht auf, wenn er feststellt, dass er es durch immer noch brutaleres Wegwerfen nicht eher loswird. SURPRISE 283/12

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Aufgelesen News aus den 90 Strassenmagazinen, die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Cricket für Flüchtlinge London. Der 20-jährige Afghane Matiullah Haidar wurde für sein Engagement im Projekt «Cricket 4 Change» ausgezeichnet. Haidar wurde mit 14 von seiner Mutter mit einem Schlepper auf die Flucht geschickt, nachdem sein Vater und sein Bruder von Regierungstruppen verschleppt worden waren. Unterdessen hat er in London Tritt gefasst, zur Preisübergabe mit David Beckham und Muhammad Ali meinte er aber: «Es war lustig zu sehen, wie aufgeregt alle wegen diesen berühmten Sportlern waren. Ich hatte aber keine Ahnung, wer die sind.»

Schwere Nerds Kapstadt. «Wir wissen, wie man sie stiehlt.» Dies war die etwas ernüchternde Antwort aus dem Plenum, als Marlon Parker in der ersten Kursstunde fragte, was die Schüler schon über Computer wissen. Kein Wunder: Der Kurs soll Drogensüchtigen und Kleinkriminellen helfen, mittels Wissen über neue Technologien einen Weg aus dem Sumpf zu finden. Mit grossem Erfolg: Die meisten aus der Klasse geben heute selber Computerunterricht. Und zwar, laut Parker, im Bereich Anwendung.

Alte Türken Stuttgart. Auch nach Deutschland kamen in den Sechzigerjahren Menschen statt reine Arbeitskräfte, und die sind nun ins Alter gekommen. Viele haben am Fliessband und in den Zechen nie Deutsch gelernt und wissen nichts von den Pflegeangeboten. Dazu halten sich viele türkische Migranten streng an den Koran, der besondere Pflegemethoden vorschreibt. In Stuttgart gibt es nun einen interkulturellen Pflegedienst, der es zum Beispiel auch der gebrechlichen Naime Demirci erlaubt, in Ruhe ihren Ramadan zu machen.

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Zugerichtet Stein im Mosaik Ein Hoch auf die Leserbriefschreiber und -schreiberinnen! Allen sei an dieser Stelle für ihr Engagement gedankt. Sie nehmen einer Autorin das beizeiten auftretende Gefühl, mit ihren Texten vor allem den Computer zu füttern. Auf die Kolumne in Ausgabe 281 über die Verurteilung von zwei Polizisten wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung sind einige Zuschriften eingegangen, auch von Polizisten. «Wem nützt es denn, wenn Medien über diesen Fall berichten», fragte einer von ihnen am Schluss seiner sehr durchdachten Darlegung der Dinge. Diese Frage ist wichtig genug, um sich ihrer in diesem Rahmen anzunehmen. Die Justiz ist in der Schweiz öffentlich. Dieser Grundsatz ist der Allgemeinheit kaum bewusst und selbst wenn, hat selten jemand Zeit, sich einen vierstündigen Prozess anzuschauen. Zudem ist es schwierig herauszufinden, was an den Gerichten alles verhandelt wird. Selbst nach der Überwindung dieser Hürde kommt einem ungeübten Zuhörer vor Gericht erst einmal alles recht kryptisch vor, denn einfach zu verstehen sind Richter, geschweige denn Anwälte, leider selten. Die Justiz ist also in der Praxis doch ein weitgehend geschlossenes System. Daher ist die Funktion einer Gerichtsberichterstatterin die des Ohrs der Öffentlichkeit. So weit, so einfach. Komplizierter ist die Frage, über welche Fälle man berichten soll. Die Entscheidung darüber obliegt nur selten der Gerichtsberichterstatterin allein. Im Regelfall entscheiden die Redaktionen der Medien, worüber sie die Öffentlichkeit informieren wollen (Surprise überlässt die Fallwahl allerdings seinen Gerichtsberichterstatterinnen). Grosse Fälle wie

Swissair, der betrügende Pensionskassenchef oder der Lucie-Mörder sind mediales Pflichtprogramm. Schwieriger, weil auch politischer, wird es bei den Abertausenden von kleineren Fällen, aus deren Gesamtheit man soziale Brennpunkte und gesellschaftliche Tendenzen ablesen kann. Sie sind wie ein Mosaik, aus dem ein Bild entsteht. Nur arbeiten verschiedene Medien mit verschiedenen Vorstellungen des Gesamten, und entsprechend unterschiedlich fällt die Wahl aus. So würde die eine Zeitung vor einer Abstimmung zu einem Migrationsthema gerade eben nicht über den Fall eines Muslims berichten, der seine Frau verprügelt hat – eine andere aber unbedingt! Das ist bis zu einem gewissen Punkt auch legitim. In unserem Fall der Polizisten kommt etwas hinzu, was Schreibenden schon am ersten Tag an der Journalistenschule eingetrichtert wird: Hund beisst Mann ist keine Geschichte. Mann beisst Hund ist eine. Die Polizei hat das Gewaltmonopol, zum Glück, und normalerweise ist ein Angeklagter, der sich mit ihr angelegt hat, vor Gericht chancenlos – wenn er es denn überhaupt bis vor Gericht schafft. Es ist verständlich, dass sich Staatsanwaltschaft und Polizei nahe sind, sie verrichten schliesslich Seite an Seite tagtäglich einen aufreibenden Job. Doch darf dies nicht dazu führen, dass die Polizei immer recht behält, selbst wenn sie sich ausserhalb des Rechts bewegt. Und es ist das gute Recht der Öffentlichkeit, zu erfahren, wenn sie es tut. Die Antwort auf die Frage, wem es nützt, ist also: allen. Wenn auch nur im Sinne eines kleinen Mosaiksteinchens im grossen ganzen Bild.

YVONNE KUNZ (YVONNE.KUNZ@GMAIL.COM) ILLUSTRATION: PRISKA WENGER (PRISKAWENGER@GMX.CH) SURPRISE 283/12


Mit scharf Die Tradition der Kaltherzigkeit Und immer drauf auf die Schwachen und die Wehrlosen: Unser Umgang mit Flüchtlingen ist an einem Punkt angelangt, an welchem Amnesty International interveniert und wir den Rechtsstaat aufs Spiel setzen.

Der 77-fache Mörder Anders Breivik sitzt seit seiner Verurteilung in einem Hochsicherheitsgefängnis, wo ihm drei Zimmer, ein Computer und Fitnessgeräte zur Verfügung stehen. Nach einer Zukunft in Saus und Braus klingt das nicht, aber die Norweger haben es geschafft, selbst einem beispiellosen Massenmörder seine Rechte als Mensch zu belassen. Die Nordländer haben auch in einer äusserst kritischen Situation kühlen Kopf bewahrt. Dasselbe lässt sich von der Schweiz und dem «Asylproblem» leider nicht behaupten. Oft und gerne singen wir noch heute das Eigenloblied auf unsere «humanitäre Tradition». Tatsächlich nahm die Schweiz bereits im 17. Jahrhundert hugenottische Glaubensflüchtlinge auf. Im 20. Jahrhundert waren es Kontingentflüchtlinge aus Ungarn, Tibet und der Tschechoslowakei, denen wir grossherzig Asyl gewährten. Doch danach begann der Elan zu erlahmen und die humanitäre machte immer mehr einer weniger schönen Tradition Platz. Man könnte sie die Tradition der Kaltherzigkeit nennen und ihre Wurzeln im Zweiten Weltkrieg verorten, als Zehntausende von jüdischen Flüchtlingen zurück nach Deutschland geschickt wurden. In den Siebzigerjahren wurde die Praxis der Aufnahme von Kontingenten gestoppt. In den Neunzigerjahren begann, was die Flüchtlingspolitik bis heute prägen sollte: die nimmer enden wollende Abwärtsspirale von Asylrechtsverschärfungen. Heute sind wir an einem Punkt angelangt, an dem Menschen, die zu uns geflüchtet sind, schlimmer behandelt werden als Massenmörder oder Vergewaltiger. Der Nationalrat will, dass Asylsuchenden künftig generell nur noch Nothilfe gewährt wird. In der Extremauslegung, wie sie zum Beispiel Graubünden praktiziert, heisst das: Das physische Überleben wird gesichert. Soziale Kontakte, eine Beschäftigung, kulturelle Betätigung, alles, was es für ein psychisches Überleben bräuchte,

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@vereinsurprise.ch

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wird verweigert. Amnesty International kritisiert diese Praxis als menschenunwürdig und damit klar verfassungswidrig. Bei einem Augenschein vor Ort (siehe S. 13) wird klar, warum: Nach einer gewissen Zeit zerbrechen die Menschen innerlich an der Isolation und der erfahrenen Kaltherzigkeit. Hart, aber fair? Ein Bewohner des Ausreisezentrums Flüeli im bündnerischen Valzeina meinte zur Anhörung im Asylverfahren schulterzuckend: «Egal was du erzählst, man glaubt dir sowieso nicht.» Wenn gewisse Menschen lieber jahrelang in einem abgelegenen Bergdorf ausharren und dabei Hoffnung und Antrieb verlieren, als sich kostenlos zu ihrer Familie in die Heimat zurückfliegen zu lassen – dann müsste man sich einmal die Frage stellen, ob vielleicht in unserem Asylwesen etwas nicht stimmt. Die preisgekrönte Flüchtlingshelferin Daniela StirnimannGemsch meinte jedenfalls nach Jahren des Engagements resigniert: «Ich habe das Vertrauen in den Rechtsstaat verloren.» Wegen ein paar Zehntausend Asylsuchenden und anerkannten Flüchtlingen – knapp fünf Prozent aller Ausländer in der Schweiz – wird unser Land nicht untergehen. Das sollten wir uns von Politikern, die mit (Fremden-)Angstpolitik ihre Karriere befeuern, nicht einreden lassen. Vielmehr sollten wir uns vor diesen Politikern fürchten. Denn sie setzen unseren Rechtsstaat aufs Spiel. Und sie werden, so wir sie gewähren lassen, unsere humanitäre Tradition definitiv begraben. ■

BILD: ZVG

VON FLORIAN BLUMER

Starverkäuferin Aster Teclai Silvia Büsch aus Zürich nominiert Aster Teclai als Starverkäuferin: «Aster Teclai ist immer freundlich. Wenn ich an ihrem Verkaufsplatz vor dem Coop am Albisriederplatz vorbeikomme, reden wir immer ein paar Worte und haben dabei meist auch etwas zu lachen. Es ist stets eine Freude, bei ihr ein Heft zu kaufen.»

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Porträt Der Vorzeigemigrant Amor Ben Hamida machte eine Bilderbuchkarriere vom Kinderheim zur Grossbank. Heute erklärt der Autor und Kulturvermittler der Schweiz das Wesen seiner tunesischen Landsleute. Und den Tunesiern, dass ihr Platz nicht hier sei. VON STEFAN MICHEL (TEXT) UND LUC-FRANÇOIS GEORGI (BILD)

Als eines von acht Kindern kam Amor Ben Hamida 1970 als Halbwaise aus dem Süden Tunesiens ins Kinderdorf Pestalozzi in Trogen AR. «Einen Sechser im Lotto zu haben, ist wahrscheinlich einfacher als das», sagt er heute beim Gespräch in seiner Adliswiler Wohnung. Die neue Welt, der Schnee, die fremden Gesichter waren aufregend, doch bald holte die Kinder die Sehnsucht nach ihren Familien ein. Seine Erfahrungen mit Heimweh verarbeitet Ben Hamida später in seinem Roman «Von der Sehnsucht – die Geschichte dreier Migranten in Zürich». Der intelligente Junge biss sich durch, wechselte an die Sekundarschule in Trogen und dann an eine Handelsschule in Neuchâtel. Dort wohnte er bei einer Familie, der Vater ein pensionierter Polizist. Wenn der Maghrebiner mit seinen Freunden ausging, trank er Kaffee, während sie sich Bier genehmigten. Er reiste in jener Zeit nicht mehr nach Hause, schrieb aber seitenlange Briefe. Auf sich allein gestellt, hörte der Muslim auf, täglich fünfmal zu beten. Heute bezeichnet er sich als gläubig, praktiziert den Islam aber nicht. Als der Schulabschluss nahte, entschied sich Ben Hamida, in der Schweiz zu bleiben. «Ich hatte bereits den C-Ausweis, den man damals noch leicht erhielt.» Er machte eine Bilderbuchkarriere als Kaufmann, Lehrer für Handelsfächer und Marketing, schliesslich als EDV-Spezialist bei einer Grossbank. Er glaube an Fügung und habe sich immer angestrengt, «aber wichtig ist auch: Ich hatte in der Schweiz nie unter Rassismus gelitten.» Konflikte hatte er stattdessen mit seiner Familie, die ihn mit einer entfernten Cousine verheiraten wollte und mit seiner Lebensweise in der Schweiz nicht einverstanden war. Der Tunesier heiratete eine Schweizerin und hat mit ihr zwei inzwischen erwachsene Söhne. «Wir liessen sie nach islamischer Sitte beschneiden und tauften sie. Sie sollten später selber entscheiden, welcher Religion sie angehören wollen.» Sie sprechen kein Arabisch, die Sprache, welche auch Ben Hamida weniger gut beherrscht als Deutsch und Französisch. All das erzählt er in schnellem Schweizerdeutsch, in dem neben einem ausländischen Akzent auch etwas Appenzellerisch auszumachen ist. Als das Klima für Migranten in den Neunzigerjahren härter wurde, bekam er das nicht mit. Ben Hamida konzentrierte sich auf seine Karriere und seine Familie – jene in der Schweiz und jene in Tunesien, welche er alle zwei Jahre besuchte. Ihn beschäftigte die kulturelle Entwurzelung, die er selber erlebt hatte und bei anderen Migranten in der Schweiz beobachtete. Schon in der Jugend schrieb er seine Gedanken nieder, zuerst in Gedichten, dann in Aufsätzen, Briefen und einem nie veröffentlichten Theaterstück. 2001 gab er seinen ersten Roman im Selbstverlag heraus. «Erst als es um Flüchtlinge aus meiner Heimat ging, begann mich das Thema Asyl zu interessieren», erklärt er. Dies jedoch schon vor dem Arabischen Frühling, der in Ben Hamidas Heimat seinen Anfang nahm. Der Zufall wollte es, dass er «diese ehrenvollen Tage», in denen seine Landsleute ihren korrupten Präsidenten ins Exil trieben, in Tunesien erlebte. Die Ernüchterung folgte in der Schweiz.

Plötzlich tauchten Hunderte von Tunesiern auf, die hier ihr Glück suchen. «Unechte Flüchtlinge», nennt sie Ben Hamida. «In Tunesien wird heute niemand mehr verfolgt. Diese Leute suchen Arbeit und Geld.» Das findet er zwar legitim, aber massgebend ist für ihn das Asylgesetz. Darum sagt er: «Diese Leute haben keine Chance, hierbleiben zu können. Sie vergeuden ihre Zeit, statt in ihrem Land am Aufbau mitzuarbeiten.» Seit einigen Jahren schon nennt sich Amor Ben Hamida Brückenbauer und Kulturvermittler zwischen der mitteleuropäischen und der nordafrikanischen Welt, speziell zwischen der Schweiz und Tunesien. «Aber ich rede nicht nur hier über die arabische Kultur, sondern auch in Tunesien über Europa», betont er. Die Vorurteile seien gross: Die Christen seien Heiden und Europa habe die Religion und Moral sowieso verloren. Dem widerspricht er und fragt provokativ zurück: «Warum wollt ihr dann alle dorthin?» Mit den Schlagzeilen über kriminelle nordafrikanische Asylsuchende ist Amor Ben Hamida zum gefragten Experten avanciert. Tageszeitungen, «Club» und «Arena» lassen ihn zu Wort kommen. Er berät das Migrationsamt des Kantons St. Gallen und die Asylorganisation Zürich, hält Vorträge in Kirchen und Behörden oder vor 140 uniformierten Aargauer Polizisten. Seine Stelle bei der Bank hat er inzwischen gekündigt. Er schreibt, gibt Lesungen und hat mit seiner zweiten Frau ein Entwicklungsprojekt in seiner alten Heimat lanciert, das Bibliotheken mit Büchern versorgt, Schulmappen für Kinder aus armen Familien organisiert und Einzelpersonen den Start in die wirtschaftliche Selbständigkeit ermöglicht. Bis zu fünfmal jährlich reist er nach Tunesien. In der Schweiz besucht er die Gestrandeten in den Durchgangsheimen und versucht sie zu überzeugen, die Rückkehrhilfe anzunehmen und heimzufliegen. «Ja, das ist schizophren», räumt er ein. Jedes Mal kriege er zu hören: «Wa-

«Wer einen Job hat, setzt sich nicht in ein Boot und riskiert zu ertrinken.»

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rum soll ich zurück, wenn du es hier geschafft hast?» Dann muss er jeweils erklären, warum er eine Ausnahme sei. Ben Hamida weiss, was die jungen Männer zu Hause erwartet: «Sie verlieren das Gesicht, wenn sie mit leeren Händen zurückkehren. Zudem haben sie 3000 Franken Schulden, die sie für die Überfahrt nach Lampedusa bezahlen mussten.» Amor Ben Hamida wirbt auf beiden Seiten des Mittelmeers für Verständnis und ist gleichzeitig für hartes Durchgreifen. Menschen, die nicht Schutz suchen sondern ein Einkommen, müssten schnellstmöglich zurück. Nothilfe schrecke diese Leute nicht ab, sondern treibe sie in die Kriminalität – «denn sie wollen ja Geld». Am wirkungsvollsten lasse sich die Migration in Tunesien unterbinden. «Wer einen Job hat, setzt sich nicht in ein Boot und riskiert zu ertrinken», ist er überzeugt. Jobs zu schaffen ist eines der Ziele seines Entwicklungsprojekts. «Wir müssen die Probleme in Tunesien lösen, damit nicht schon bald die nächste Welle unechter Flüchtlinge kommt. Und vor allem will ich verhindern, dass die Tunesier schon bald wieder zum Problem Nummer eins in der Schweiz erklärt werden.» ■

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In der Schweizer Asylpolitik werden die Probleme systematisch vergrössert statt verkleinert. Die SVP hat das Prinzip erfunden, FDP, CVP und GLP machen mit, und eine SP-Bundesrätin setzt alles in Realpolitik um: Die Abwehrfront gegen Flüchtlinge könnte geschlossener nicht sein.

Asyldebatte In der Maschinerie der Verelendung

VON CHRISTOF MOSER (TEXT) UND LUCA CHRISTEN (BILD)

der selbsterfüllenden Prophezeiungen in Gang. Schröders Problemkulisse waren Arbeitslose, die Lösung Steuergeschenke für Konzerne und das Ende des existenzsichernden Staats. Die Problemkulisse der Schweiz sind Asylanten. Herumgeschoben werden die Kulissen des kriminellen Ausländers und des marodierenden Wirtschaftsflüchtlings. Die Verschärfung des Asylrechts, die der Ständerat in der Herbstsession traktandiert hat, ist der vorerst letzte Baustein einer selbsterfüllenden Verelendungs-Asylpolitik, die genügend Kräfte freisetzt, um die humanitäre Tradition der Schweiz zu beenden. Es ist das Perpetuum mobile der SVP. Es verwandelt Probleme in noch grössere Probleme, die für die SVP zugleich die Lösung sind. Ein Perpetuum mobile, an dem die Medien eifrig mitbasteln.

Die Schweizer Politik ist gerade drauf und dran, ein politisches Perpetuum mobile zu vollenden: Flüchtlinge in der Schweiz weiter ausgrenzen und auf acht Franken Nothilfe setzen, damit sie gar nicht erst kommen, nicht illegal werden und ja nicht kriminell. Solche politischen Perpetuum mobiles können selten erfolgreich installiert werden – wenn aber, dann sind sie sehr effektiv. Sie pervertieren die Mechanik der Politik, die eigentlich Lösungen produzieren sollte, ins Gegenteil: die Produktion von Problemen. Das dient selten der Allgemeinheit, oft der Wirtschaft und manchmal nur einer Partei. In Deutschland ist ein solches Perpetuum mobile in der Sozialpolitik in Betrieb: Hartz IV. Arbeitslosenunterstützung wird an die Auflage gebunden, jeden anPro Jahr suchen 17 000 Menschen Asyl in der Schweiz. gebotenen Job annehmen zu müssen. Und weil der Staat dem Markt so BilligstarbeitsEs braucht einige Kulissenschieberei, um daraus das kräfte feilbietet, entstehen überhaupt erst Jobs drängendste aller Probleme zu machen. unter dem Existenzminimum. Das nennt sich im Polit-Jargon dann «Erhöhung der Wettbe«Afrika-Flüchtlinge lassen Asyl-Kosten explodieren», titelte der Zürwerbsfähigkeit». Sie dient der Wirtschaft. Gerhard Schröder hat damit cher Tages-Anzeiger im Herbst 2011 nach der Diktatoren-Dämmerung in in seiner Zeit als Kanzler den deutschen Sozialstaat wettbewerbsfähig Nordafrika. Seither reisst im einst linksliberalen Blatt die Berichterstatgemacht und Millionen in die Armut geschickt. Das Problem, das er getungskaskade gegen Asylsuchende nicht mehr ab. «Bis zu 50 Prozent schaffen hat, war zugleich die Lösung. Das gehört zum Prinzip politimehr Asylgesuche», lautete eine Schlagzeile im März dieses Jahres. Es scher Perpetuum mobiles. Sie sind Verelendungs-Strategien der Politik, ging um den Anstieg von Flüchtlingen aus Nordafrika: von 40 Personen manchmal einziger Ausweg, nicht selten aber nur Parteistrategie. in den ersten drei Monaten 2011 «auf 70 bis 90 Personen aus dieser RePerpetuum mobiles schieben Ideologie-Kulissen in die öffentliche gion» in den ersten Monaten 2012. Es folgten Schlagzeilen wie: «MiliWahrnehmung. Sie lassen Probleme grösser erscheinen, bis die Probletärbunker für renitente Asylbewerber?», «Zahl krimineller Nordafrikaner me gross genug sind, dass sie Teil der Lösung werden. Mit ihnen werverdoppelt sich bis Ende Jahr», «Kriminelle Asylsuchende halten Polizei den die grossen Hebel der Politik bewegt, sie setzen die Maschinerie

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Erledigtes Feindbild: Ein abgewiesener Asylbewerber aus dem Iran verdämmert seine Tage im Ausreisezentrum Flüeli.

auf Trab», «Zahl der Asylsuchenden erreicht Höchststand». Wir erinnern uns: Politische Perpetuum mobiles machen die Probleme grösser, nicht kleiner. 0,6 Prozent beträgt der Anteil anerkannter Flüchtlinge an der Bevölkerung in der Schweiz, das sind in etwa 48 000 Menschen. 36 000 stecken im Asylverfahren, das sind zwei Prozent aller Ausländer. In den Neunzigerjahren wurden pro Jahr rund 40 000 Asylgesuche gestellt. In den letzten zehn Jahren waren es im Durchschnitt 17 000. Es braucht schon einiges an Kulissenschieberei, um daraus das drängendste aller Probleme zu machen und ein Ausgrenzungs- und Abschreckungsarsenal hochzufahren, das die Probleme immer noch weiter vergrössert – im Interesse der grössten Partei im Land. Alle drei Jahre wird das Asylgesetz revidiert Die Installation eines Perpetuum mobiles in der Asylpolitik geht gerade in die dritte Phase. Phase 1: die Neunzigerjahre. Die Blocher-SVP hat den EWR gebodigt und sucht ein neues Feindbild für ihren Erfolg. Es trifft die Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien. 83 000 Menschen retten sich vor dem Krieg auf dem Balkan in die Schweiz. Die Bevölkerung empfängt sie mit offenen Armen, eine Welle der Solidarität brandet durchs Land. Von der Politik werden die Flüchtlinge ausgegrenzt: Sie sollen wieder heim. Die bürgerliche Mehrheit im Parlament schmettert jeden Schritt zu ihrer Integration ab. Die Flüchtlinge dürfen nicht arbeiten, sie dürfen ihre Familien nicht zu sich holen, sie leben sich selbst überlassen in Unterkünften überall im Land. Sie gelten als «vorläufig Aufgenommene», sitzen im Warteraum des Schicksals, irgendwann, nach Jahren, gelangweilt, frustriert, ihrer Chancen und Möglichkeiten beraubt. Der erste Baustein eines politischen Perpetuum mobiles ist die Etablierung einer Problemschicht. SURPRISE 283/12

Auf den unvorteilhaften Kriminalitäts- und Sozialhilfestatistiken, die daraus resultieren, baut der Aufstieg der SVP auf. Ihr gelingt zu konsolidieren, was in den Achtzigerjahren, als die Tamilen die Problemkulisse waren, nur versprengte Rechtsaussen-Gruppierungen anpeilten: mit Fremdenfeindlichkeit politischen Erfolg erzielen. «Seit Kriegsbeginn hat die SVP 9 Prozent zugelegt», titelte der SonntagsBlick im Mai 1999. Die Asylpolitik avanciert im Sorgenbarometer innerhalb eines Jahres für 55 Prozent der Befragten zum «drängendsten Problem». Fünf Monate später ist die SVP stimmstärkste Partei im Land. Die Mitteparteien, besonders FDP und CVP, haben sich bis heute nicht mehr davon erholt. Eingeschüchtert und orientierungslos initiieren sie vier Jahre später, nachdem die SVP auch im Parlament zur grössten Partei geworden ist, Phase 2 des Perpetuum mobiles in der Schweizer Asylpolitik: Christoph Blochers Amtszeit im Bundesrat. Was zuvor 30 Jahre lang nicht gelungen ist, will Blocher als Justizminister schaffen: die Beschleunigung der Asylverfahren. Zehn Mal wurde das Asylwesen inzwischen revidiert, im Schnitt alle drei Jahre eine Revision durchgeführt. Blochers Revision ist die neunte, seine Reform. Gefangen in einem kafkaesken System Blocher versucht es im Namen der Effizienz mit dem Abbau von Kapazitäten. Seine Bilanz: Die Zahl unbehandelter Gesuche sinkt, weil auf viele Verfahren gar nicht mehr eingetreten wird, was die Verfahrensdauer mit einer zusätzlichen Rekursschlaufe auf über vier Jahre verlängert. Seine Erfolgsstatistik, der Rückgang von Asylgesuchen, wird mit 10 000 unbearbeitet liegen gebliebenen Gesuchen im Keller des Bundesamts für Migration geschönt. Das kollabierende Asylsystem, die ewige Konstante unter den Problemkulissen im Asylwesen, bleibt der SVP auch nach der Blocher-Ära erhalten.

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von einem Machtkampf, ausgelĂśst durch die Kritik der Kirchen einerBereits kurz nachdem das neue Asylgesetz 1981 in Kraft getreten seits und der Kantone andererseits, die die Folgen eines Weiterdrehens war, wurde Kritik laut, die Verfahren wĂźrden mit durchschnittlich drei der Verelendungsspirale in der Asylpolitik zu tragen hätten. Und die Jahren zu lange dauern. 1988 folgte die erste Reform, mit der die daLinken sitzen bald im Dilemma, nämlich dann, wenn es darum geht, malige Justizministerin Elisabeth Kopp die Verfahren auf drei bis vier das Referendum zu ergreifen. Mit einem Referendum gegen die AsylgeMonate verkĂźrzen will. Der Bundesrat stimmt fĂźr den Fall Ăźberlasteter setzverschärfungen wĂźrden sie die Pläne von Justizministerin SimoAsyl-Empfangsstellen zu, der dazugehĂśrende Bericht der Regierung netta Sommaruga torpedieren, die bald eine grundlegende Asyl-Reform trägt den vielsagenden Titel ÂŤMassnahmen zur Schlechterstellung illepräsentieren will. Nach holländischem Modell sollen die Verfahren auf gal eingereister Asylbewerber und zur Fernhaltung arbeitssuchender Ausländer vom AsylverfahrenÂť. 1990 folgt die dritte Revision, per Dringlichkeitsverfahren in Die FlĂźchtlinge fĂźhren ein Leben im Warteraum des SchickKraft gesetzt, 1999 eine Totalrevision, vom Volk abgesegnet. Immer geht es um schnellere Versals. Und jetzt wird auch noch die Sitzbank abmontiert und fahren, immer scheitert es am Vollzug der Abdie Heizung abgestellt. schiebung, Abschreckung, Ausgrenzung. Die vom Volk befĂźrwortete Verschärfung, auf Geein paar Monate verkĂźrzt, Asylbewerber in zentralen UnterkĂźnften von suche nicht einzutreten, wenn Asylbewerber nicht innert 48 Stunden Jobs und Integration ferngehalten werden. Gleichzeitig soll mit einer Dokumente zu ihrer Identität vorlegen, ist eine Produktionsstätte imBĂźrgerrechts-Revision parallel dazu der Zugang zu Jobs und die Intemer neuer illegaler, untergetauchter Ausländer, der Sans-Papiers. gration erleichtert werden. Der Kern des Problems, die Politik der Ausgrenzung, die das AsylInnerhalb der rechten Logik der Ausgrenzung linke Integrationswesen der Schweiz seit jeher prägt, geht mit Blocher wie erwartet unbemĂźhungen starten: Das ist der Handlungsspielraum der Linken im vermindert weiter. Asylbewerber mit Ausweis N (ohne Entscheid) dĂźrasylpolitischen Perpetuum mobile. Und der Asylsuchende bleibt die fen maximal 18 Stunden im Monat arbeiten und ihr Lohn darf 400 FranStimmungsmaschine der politischen Rechten. ken nicht Ăźbersteigen. Vorläufig Aufgenommene mit Ausweis F, Leute, â– die nicht in ihre Heimat zurĂźckgeschickt werden kĂśnnen, mĂźssen fĂźr einen B-Ausweis, die Aufenthaltsbewilligung, integriert und wirtschaftlich selbständig sein, finden mit F-Ausweis aber kaum Jobs. Rund 20 000 Menschen in der Schweiz haben einen Ausweis F, jährlich kommen 2000 bis 3000 hinzu. Nur 34 Prozent von ihnen haben Arbeit (siehe auch Artikel Seite 18). Sie sind die legale Form der illegalen Sans-Papiers: Billigstarbeitskräfte, vorläufig Ausgenommene. Sie sind wirtschaftlich vertretbar, gar erwĂźnscht. Gefangene in einem kafkaesAnzeige: ken System, geregelt in einem 500 Seiten dicken, 2,5 Kilo schweren ÂŤHandbuch AsylverfahrenÂť, das unechte von echten FlĂźchtlingen trennen, erwĂźnschte und unerwĂźnschte WirtschaftsflĂźchtlinge separieren will. Sie sind die Problemkulisse der SVP, ihr Perpetuum mobile. Zwei Drittel der ausländischen Strafgefangenen in Schweizer Gefängnissen haben weder eine Aufenthalts- noch eine Niederlassungsbewilligung. In dieser verfahrenen Verfahrenssituation genĂźgt es, FlĂźchtlinge aus 4EL Nordafrika als neue Problemkulisse ins Bild zu schieben, um die AsylKONTAKT HAUSVEREIN CH politik der Ausgrenzung mit hysterischer Abschreckung zu paaren – und fertig ist das Perpetuum mobile! Mit der neuen Verschärfung soll 7ER nicht nur abgelehnten, sondern allen Asylbewerbern die Sozialhilfe gestrichen und nur noch täglich acht Franken Nothilfe ausgerichtet werUMWELTBEWUSST den. Der Familiennachzug wird erschwert, das Botschaftsasyl verboWOHNEN WILL ten. Die FlĂźchtlinge fĂźhren immer noch ein Leben im Warteraum des WIE ICH F~R DEN Schicksals. Und jetzt wird auch noch die Sitzbank abmontiert und die Heizung abgestellt. GIBTÂłS NUR EINS Die Linke im Dilemma Vollendet oder sabotiert der Ständerat in den anstehenden Beratungen das Perpetuum mobile des ewigen politischen Rechtsdralls in der Schweizer Asylpolitik? Es geht um Wähler, die Stimmung im Volk, die Kulissenschieberei der SVP, die mit der Durchsetzungsinitiative zur Ausschaffungsinitiative und der Initiative gegen Masseneinwanderung wieder zwei Asse im Ă„rmel hat. Es geht um Medienkampagnen, die Progromstimmung verbreiten. ÂŤVielleicht brauchen wir wieder eine Kristallnacht – diesmal gegen MoscheenÂť – dieser Tweet eines SVP-Lokalpolitikers, zum geflĂźgelten Wort geworden, ist Ausdruck davon. Die GLP, aufgeschreckt von fremdenfeindlichen Tendenzen ihrer Basis, will zumindest die Nothilfe bekämpfen. Bei der FDP geht es ums Prestige von Präsident Philipp MĂźller, der die Verschärfungen im Nationalrat durchgepaukt hat und das ewige FDP-Problem der Abgrenzung zur SVP loswerden will, indem er sie kopiert. Die CVP ist gelähmt

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Nothilfe Im Nichts Der Kanton Graubünden schickt abgewiesene Asylbewerber auf 1360 Meter, ins abgelegene Bergdorf Valzeina. Mit einem harten Regime soll dort ihre Rückreisebereitschaft gefördert werden. Rund die Hälfte der Heimbewohner ist dennoch seit Jahren dort – mit verheerenden Folgen für ihre psychische Gesundheit. Dorfbewohner sind entsetzt und leisten Hilfe.

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«Den ganzen Tag nur gehen, sitzen, Fernseh schauen. Man ist wie ein Stück Fleisch, nicht wie ein Mensch.» Reza Parchami, seit viereinhalb Jahren im Ausreisezentrum Flüeli

VON FLORIAN BLUMER (TEXT) UND LUCA CHRISTEN (BILDER)

Über dem Heidiland lacht die Sonne. Es ist ein brütend heisser Sommertag, endlich, und die Hitze hat alle hektische Aktivität im Rheintal lahmgelegt. Die Rhätische Bahn rollt gemächlich von Landquart ins Prättigau hinein, nach wenigen Minuten hält sie auf Verlangen beim winzigen, menschenleeren Bahnhof Seewis-Valzeina. Es fällt schwer zu glauben, dass hier in Kürze ein Postauto erscheinen soll. Und doch fährt pünktlich auf die Minute ein gelber Kleinbus vor, der den Besucher exklusiv die schmale Bergstrasse auf 1114 Meter zum Dörfchen Valzeina hochbringt, einer Valser Streusiedlung mit einer Kirche, einem Schulhaus und malerisch auf die umliegenden Hügel und Hänge hingewürfelten Bauernhäusern. Vor dem Schulhaus hört man ein paar Kinder spielen, ansonsten herrscht eine fast unheimliche Stille. 250 Meter über dem Dörfchen trohnt ein Lagerhaus, dort muss die Ruhe vollkommen sein. Das absolute Minimum «Es ist extrem schlimm dort oben», sagt Reza Parchami*, ohne eine Miene zu verziehen. Es ist ein Uhr mittags an einem Mittwoch, wie alle zwei bis drei Wochen ist «Kaffee-Treff» des Vereins Miteinander Valzeina (VMV) im Dorfschulhaus. Eine bleierne Stimmung liegt über dem Schulzimmer im Untergeschoss. Drei Schweizerinnen mittleren Alters, zwei iranische Männer in den 40ern und ein Afrikaner gegen 30 sitzen um drei zusammengeschobene Schultische. Auf dem Tisch nebendran stehen eine Kanne Kaffee, Kuchen, Chips und ein paar PET-Flaschen mit Süssgetränken. Moktar Abdallahi aus Mauretanien hat nichts von der ganzen Herrlichkeit: Er macht Ramadan. Eine der Frauen fragt ihn, wie lange das religiöse Fasten noch dauert. «Zwei oder drei Tage», sagt Moktar – die Flüelibewohner lassen sich grundsätzlich mit Vornamen ansprechen –, «kein Problem». Er antwortet freundlich, wirkt aber abwesend. Seit Dezember 2007 ist das Flüeli, wo Reza, Moktar und zu diesem Zeitpunkt zehn weitere Männer und eine Frau ihre Unterkunft haben, kein Ferienheim mehr, sondern ein sogenanntes Ausreisezentrum (ARZ): Hierhin schickt der Kanton Graubünden alle abgewiesenen Asylsuchenden, die nicht direkt untertauchen. Viele sind zwar rückreisewillig, müssen aber auf die Abwicklung der Formalitäten warten. Einige weigern sich, sich selbst um Ihre Rückreise zu bemühen. Seit der gesamtschweizerischen Gesetzesänderung, die 2008 in Kraft getreten ist, hat ein Asylsuchender nach Mitteilung des negativen Entscheids nur noch Anrecht auf Nothilfe. Mit der Unterbringung im Flüeli soll die Rückreisebereitschaft gefördert werden. Entsprechend bekommen die Bewohner nur «das absolute Minimum», wie Marcel Suter, Leiter des Amts für Polizeiwesen und Zivilrecht Graubünden (APZ), sagt. Was das in der Praxis heisst, zeigt ein Rundgang im Flüeli mit Unterkunftsleiter Ernst Wüst und Georg Carl, Abteilungsleiter Asyl und Massnahmenvollzug beim APZ. Es ist zehn Uhr, wie jeden Morgen (und jeden Abend) müssen die Bewohner zur Theke kommen, um mit ihrer Unterschrift zu bezeugen, dass sie anwesend sind. Heute ist dazu

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wie jeden Dienstag und Freitag Essensabgabe. Der Essensplan sei mit einer Ernährungsberaterin ausgearbeitet worden, sagt Wüst, er beinhalte hierzulande übliche Speisen und wiederhole sich alle drei Wochen. Individuelle Bedürfnisse würden nicht berücksichtigt: «Das ist hier kein Wunschladen. Sie sind ja in die Schweiz gekommen und haben hier erfolglos Asyl beantragt, wurden rechtskräftig weggewiesen und halten sich demnach widerrechtlich im Lande auf.» Nothilfe-Bezüger in Graubünden erhalten kein Geld, 50 Franken Besitz wird toleriert, was darüber ist, wird bei einer Razzia konfisziert. Der Aufenthaltsraum beim Eingang ist verwaist. Wüst sagt, dass er kaum genützt werde. Gesellschaftsspiele oder einen Fernseher gibt es nicht. «Draussen steht ein kaum je benutzter Ping-Pong-Tisch», sagt Wüst, «einen Fernseher haben sie in den Zimmern.» Den Ping-PongTisch spendete die Valzeiner Schule, der VMV brachte ihn hoch, die Fernsehgeräte organisierte ebenfalls der Verein. Auch Zugang zum Internet gibt es keinen, arbeiten ist Nothilfebezügern von Gesetzes wegen verboten. «Wir richten hier ausschliesslich Nothilfe aus», sagt Carl vom APZ, «zusätzliche Angebote sind nicht Sinn und Zweck davon.» 18 Schlafzimmer zählt das Haus, 13 davon sind geschlossen. Die aktuell 13 Nothilfe-Bezüger wurden von der Heimleitung auf die restlichen fünf Zimmer verteilt. Ein Zimmer misst elf Quadratmeter, darin stehen zwei Kajütenbetten, ein Tisch und ein Schrank. Wir schauen als Erstes bei Aster Mekuria aus Äthiopien hinein, sie ist seit zehn Jahren in der Schweiz und seit zweieinhalb Jahren im Flüeli. Wüst erklärt, dass sie als einzige Frau im Heim das Privileg eines eigenen Zimmers geniesse. «Du hast es schön hier allein im Zimmer, nicht?», sagt Wüst, und fügt dann an: «Gut, manchmal sagst du, du hättest gerne jemanden zum Sprechen.» Auch Reza lässt uns in sein Zimmer hineinschauen, das er sich mit einem anderen Iraner teilt, der wie er seit viereinhalb Jahren im Flüeli ist. Heute Abend kommt ein neuer Bewohner dazu. Reza meint zu Wüst, dass der Kühlschrank zu klein wäre, wenn die dritte Person kommt, er habe nur zwei kleine Regale. Wüst sagt: «Wir schauen später.» Dann schaut er doch noch in den Kühlschrank hinein und findet: «Das geht doch.» Mit der Frage nach seinem Verhältnis zu den Bewohnern kann Wüst erst nicht viel anfangen. Ob sich mit der Zeit zum einen oder anderen langjährigen Bewohner nicht auch ein persönliches Verhältnis aufbaue? Wüst sagt: «Diese Leute haben Anrecht auf Nothilfe. Gespräche führe ich mit Bewohnern, um sie zu motivieren, die Rückkehrhilfe in Anspruch zu nehmen.» Keine Arbeit, kein Schlaf Doch Rezas Motivation hat sich nicht erhöht. In viereinhalb Jahren im Flüeli nicht, obwohl die Lebensbedingungen hier für einen Aufenthalt von einigen Wochen bis wenigen Monaten ausgelegt sind. Reza ist damit einer von momentan fünf Langzeitbezügern im Flüeli. Schon nach wenigen Wochen, erzählt Reza am Kaffee-Treff mit steinerner Miene, habe er nicht mehr schlafen können. Seither nimmt er Tabletten, aber mehr als vier, fünf Stunden Schlaf pro Nacht finde er auch damit nicht. «Ich weiss wieso», sagt er und zeigt weiter keine Regung. «Kann Energie nicht wegschmeissen. Wenn acht, neun Stunden Arbeit, SURPRISE 283/12


Lemas Partnerin aus Eritrea ist schwer depressiv und mit dem gemeindann …». Mechanisch führt er eine Tasse Kaffee zum Mund. Seit zwölf samen, acht Monate alten Sohn in der psychiatrischen Klinik. Das Kind Jahren ist er in der Schweiz. Sein Asylgesuch und auch der Rekurs wurkam hier zur Welt, beide sind schon mehrere Jahre in der Schweiz. Auf den abgelehnt, seit das ARZ Flüeli eröffnet wurde, ist er hier oben. Weisein Asylgesuch wurde wegen fehlender Papiere nicht eingetreten, die ter ohne eine Miene zu verziehen, aber mit nun lauterer, scharfer StimRechtsberatungsstelle am Verfahrenszentrum versäumte die Beschwerme sagt er: «Den ganzen Tag nur gehen, sitzen, Fernseh schauen, am defrist. Guido fragt Lema, wie es ihm gehe, «besser als gestern?» Er nickt. Morgen Unterschrift, am Abend Unterschrift. Man ist wie ein Stück Wie es am Telefon mit ihr gewesen sei? «Frau viel weinen», sagt er. Fleisch, nicht wie ein Mensch.» Am Tisch vor ihrem Bauernhaus atmen Daniela und Guido StirniVMV-Mitglieder sagen beim Kaffee-Treff, dass viele Bewohner besmann-Gemsch erst einmal durch. Daniela zündet sich eine Zigarette an, ser aussähen, wenn sie aus dem Gefängnis kommen. Was relativ oft gedann noch eine und gleich noch mal eine. «Ich rauche eigentlich gar schieht: Viele von ihnen – so auch Reza – haben eine sogenannte Eingrenzung, das heisst, sie dürfen das Gemeindegebiet von Grüsch, der Gemeinde, der ValzReza schwärmt, dass es im Gefängnis einen Fitnessraum eina angehört, nicht verlassen. Werden sie in habe, und dass man arbeiten kann, ja «muss!» Landquart oder Chur von der Polizei kontrolliert, kommen sie für drei Monate hinter Gitnicht», sagt sie, nachdem sie die dritte Zigarette ausgemacht hat, «aber ter. Reza schwärmt, dass es im Gefängnis einen Fitnessraum habe, und heute ging es mir an die Nieren.» Nicht alle Kaffee-Treffs würden gleich dass man arbeiten kann, ja «muss!» Dass er hier jederzeit das Zimmer verlaufen: «Manchmal ist es auch wie Freizeit, die Stimmung ist locker, verlassen kann, mache es für ihn nicht besser: «Wozu? Wo soll ich hinman kommt mit einem guten Gefühl nach Hause.» Bedrückt habe sie gehen?» heute vor allem das Verhalten eines Nordafrikaners, der im Gang des Schulhauses hin- und hertigerte: «So sieht jemand aus, der nächstens Innerlich kaputt Amok läuft», sagt sie. Die Polizei hat ihm sein im Gefängnis verdientes Im Verlauf des Nachmittags ist die Kaffee-Treff-Runde im Schulhaus Geld abgenommen, nun weiss er nicht, wie er von hier wegkommen auf sieben Flüeli-Bewohner und fünf Mitglieder des VMV angewachsen. soll. Stirnimann-Gemschs berichten vom Gefühl der Hilflosigkeit, das Auch Guido Stirnimann-Gemsch ist nach der Feldarbeit dazugestossen. sie befällt, wenn sie langjährige Bewohner sehen, die mit der Zeit Er ist derjenige im Verein, der sich am stärksten bei den Behörden für jeglichen Antrieb verloren hätten. «Es ist erschütternd zu sehen, wie sie einzelne Bewohner einsetzt. Über die Jahre sei er ein Experte in Asylinnerlich kaputt gehen», sagt Daniela. «Sie sitzen nur noch herum und recht und Asylpraxis geworden, sagt seine Frau Daniela. Das Paar nimmt warten, wissen aber nicht worauf», ergänzt Guido. Mehrere hätten Lema Ayele aus Äthiopien noch auf ein Bier vor ihrem Bauernhaus mit.

Schön ist nur die Aussicht durchs Fenster – Aster Mekuria lebt seit zweieinhalb Jahren im Flüeli, als einzige Frau fehlt ihr eine Gesprächspartnerin. SURPRISE 283/12

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schon Selbstmordabsichten geäussert, auch Suizidversuche habe es schon gegeben. Der Verein Miteinander Valzeina formierte sich, als Dorfbewohner aus der Presse erfuhren, dass das Flüeli zu einem Asylheim wird. Miteinander, das hiess auch: Diejenigen, die entrüstet waren, dass Asylbewerber derart isoliert werden sollten, wehrten sich gemeinsam mit denjenigen, die keine Asylbewerber im Dorf haben wollten. Nachdem der Widerstand gescheitert und das Zentrum in Betrieb genommen war, verliessen letztere den Verein. Die anderen begannen, die Bewohner zu unterstützen. Rund 20 Personen aus Valzeina und Umgebung sind heute noch aktiv: Sie gehen regelmässig an die Kaffee-Treffs und bringen dabei den Bewohnern ein paar zusätzliche Lebensmittel oder Kleider mit, hin und wieder organisieren sie einen Filmabend, sie setzen sich bei der Polizei und den Behörden für sie ein, organisieren Transporte und Termine bei der Rechtsberatung. Jemanden bei sich aufzunehmen ist ihnen jedoch unter Strafandrohung untersagt. Guido StirnimannGemsch kritisiert, dass die Bewohner ohne sie keine Möglichkeit hätten, einmal Zugang zum Internet oder zu einem Handy zu bekommen – und folglich auch keine Chance, sich selbständig über Rückkehrmöglichkeiten zu informieren. Nach Angaben des APZ wurden seit April 2009 insgesamt 125 Personen im Flüeli untergebracht, 18 von ihnen wurden zwangsausgeschafft, 39 sind untergetaucht und 41 sind «kontrolliert eigenständig ausgereist». Guido Stirnimann-Gemsch sagt, dass ein grosser Teil dieser Asylbewerber bereits ausreisewillig gewesen sei und im Flüeli nur die Abwicklung der Formalitäten abwarten musste. «Ich verstehe nicht, warum man diese Leute noch quälen muss.» Daniela fügt an, dass es – obwohl sie nicht gerne Menschen werte – eher die «feineren» Leute

seien, die im Flüeli hängen bleiben, diejenigen, für die das Abtauchen in die Illegalität und das Durchschlagen auf der Strasse keine Option sei. Daniela sagt: «Mit diesen Leuten kann man machen, was man will. Sie haben ihre Gründe, sie gehen nicht zurück.» Viereinhalb verschwendete Jahre Für ihr Engagement erhielt Daniela Stirnimann-Gemsch, die den Verein nach aussen vertritt, im November 2011 den renommierten PaulGrüninger-Preis, den sie stellvertretend für alle Engagierten im Verein entgegennahm. Stirnimann-Gemsch freut sich über die Anerkennung, und der Preis helfe nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern sei auch mental eine wichtige Stütze und Bestätigung. «Dennoch», sagt sie, «das Wichtigste können wir nicht ändern.» Auch nach bald fünf Jahren habe sich an den Bedingungen im Flüeli nichts geändert. Das Gesetz sieht zwar die Möglichkeit vor, dass die Behörden in «Härtefällen» ein Bleiberecht gewähren. Doch im Kanton Graubünden muss ein Gesuchsteller vier Jahre am Stück oder im Umfang von 70 Prozent über die gesamte Aufenthaltsdauer in der Schweiz gearbeitet haben – was einem Nothilfe-Bezüger wegen des Arbeitsverbots per Definition gar nicht möglich ist. Die harte Linie in Graubünden geht zurück auf den ehemaligen APZ-Leiter Heinz Brand, heutiger SVP-Hardliner und Senkrechtstarter im Nationalrat. Er hätte am Liebsten nicht einmal mehr Nothilfe ausgerichtet. Sein Nachfolger Marcel Suter räumt auf Nachfrage am Telefon ein, dass «für gewisse Einzelfälle wohl irgendwann eine Lösung gefunden werden müsste». Er verweist jedoch darauf, dass sie die Rechtsstaatlichkeit wahren und deshalb alle gleich behandeln müssten. Zudem wolle man mit der Bewilligung von Härtefallgesuchen nicht das Signal aussenden, dass man «nur ein paar Jahre ausharren

Lebensmittelration für drei Tage: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.

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muss und dann bleiben kann». Also müsste man die Bedingungen, obcherheitsgründen weggenommen und zum Vater gebracht. Mehari hatwohl sie Amnesty bereits jetzt als «menschenunwürdig» und damit verte gehofft, dass sie in ein reguläres Asylzentrum im Tal umziehen könnfassungswidrig bezeichnet, noch weiter verschärfen? «Weiter runter ten, wo es auch andere Kinder hat und der Mann sie regelmässig bekönnen wir nicht», sagt Suter bestimmt, «aber das ist meine persönlisuchen könnte – ein Busticket, um vom Flüeli zu ihr und zum Kind zu che Ansicht. Wenn uns dies der Gesetzgeber auftragen wird, dann werfahren, erhält er keines. Doch das APZ lehnte den Antrag ab, mit der den wir es selbstverständlich umsetzen.» Begründung, dass sie jederzeit in ihr Heimatland zurückkönne. MehaZurück in Rezas Zimmer im Flüeli. Im Hintergrund läuft iranisches ri sagt, sie habe es versucht, aber keine Papiere erhalten, ein vom VMV Fernsehen, sein Zimmergenosse sitzt auf seinem Kajütenbett. Reza biebefragter Jurist hat diese Aussage als glaubwürdig beurteilt. Es steht tet einen Tee an und antwortet dann auf die Frage, warum er nicht Aussage gegen Aussage. untertauche: «Das ist auch keine Lösung. Was soll ich dann machen?» Er sagt, er habe aus «Mit diesen Leuten kann man machen, was man will. Sie Sorge um seine Familie bei der Anhörung verhaben ihre Gründe, sie gehen nicht zurück.» schwiegen, dass er Kommunist ist und sei sich allgemein nicht klar darüber gewesen, was er sagen sollte und was nicht. Im Iran hatte er gelernt, Behörden zu misAuf die Frage, wie lange sie noch weitermachen werde mit ihrem Enstrauen. «Viereinhalb Jahre meines Lebens habe ich hier verschwengagement, entfährt Daniela Stirnimann-Gemsch ein spontaner Lacher. det», sagt er, «ich habe genug.» Doch so lange das Ayatollah-Regime an Dann wird sie wieder ernst und sagt: «Das weiss ich nicht. Aber da ist der Macht sei, könne er nicht zurück. Er sei politisch aktiv gewesen, etwas zu uns gekommen, das in unseren Augen dermassen falsch läuft, bei Rückkehr fürchte er Gefängnis oder Schlimmeres. «Aber ich will dass wir einfach nicht wegschauen konnten. In gewisser Weise kämpnicht hier sterben», fügt er an, «ich habe im Iran eine grosse Familie. fe ich um mein eigenes Überleben, als Mensch.» Ihr Mann Guido sagt: Ich will sie vorher noch einmal sehen.» «Für mich ist klar: Solange es das Flüeli gibt, werde ich auch etwas machen. Es ist einfach zu nahe, um es zu ignorieren.» ■ Zurück ins Flüeli * Alle Namen der Flüeli-Bewohner geändert Eine Woche nach dem Kaffee-Treff, Guido Stirnimann-Gemsch bindet sich gerade die Bergschuhe, um Heuen zu gehen. «Heute ist wieder Verein Miteinander Valzeina: www.vmv.ch einmal ein schwieriger Tag», sagt er. Am Morgen erfuhr er, dass Helen Über Reza und einen weiteren Heimbewohner drehte Severin Kuhn den Mehari, die junge Mutter aus Eritrea, mit Selbstmord gedroht hatte und preisgekrönten Kurzfilm «Niemand nicht weiss». Er ist über die Webseite des in eine geschlossene Klinik verlegt wurde. Das Kind wurde ihr aus SiVMV erhältlich.

Bauer Guido Stirnimann-Gemsch (rechts) unterstützt Flüelibewohner wie Reza Parchami: «Ich verstehe nicht, warum man diese Leute noch quälen muss». SURPRISE 283/12

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Integration Nichts gelernt Die Asyl- und Ausländergesetze sind eine Dauerbaustelle. Doch ein Thema bleibt dabei beharrlich liegen: Regelungen für Menschen, die gemäss behördlichem Status vorübergehend, in der Realität aber ein Leben lang hierbleiben. Die Uneinsichtigkeit der Politik verbaut Tausenden von Kindern die Zukunft. VON RETO ASCHWANDEN

Es ist eine alte Geschichte. Zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Inkrafttreten des Freizügigkeitsabkommens mit der EU vor zehn Jahren arbeiteten Hunderttausende von Saisonniers in der Schweiz; vornehmlich auf dem Bau, im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft. Getrennt von ihren Familien in Italien, Spanien, Portugal oder der Türkei, mussten sie die Schweiz nach neun Monaten jeweils für drei Monate verlassen. Wer vier Jahre in Folge die vollen neun Monate absolviert hatte, durfte eine Jahresaufenthaltsbewilligung beantragen. Wurde diese gewährt, konnte ein Gesuch um Familiennachzug an die Fremdenpolizei gestellt werden. Bewilligt wurden solche Gesuche aber nur, wenn der Saisonnier eine «angemessene Wohnung» hatte. Eine DreizimmerWohnung für eine fünfköpfige Familie galt der Fremdenpolizei als zu klein, das Gesuch wurde abgelehnt. In seiner Verzweiflung holte mancher Saisonnier seine Familie illegal in die Schweiz, wo sich die Kinder verstecken mussten. Probleme gab es aber auch für jene, die ihre Familie nach Jahren offiziell kommen lassen durften. Manches Kind war längst im Schulalter, als es ohne Deutschkenntnisse in die Schweiz einreiste. Diesen Startnachteil konnten viele entwurzelte Einwandererkinder nicht mehr kompensieren: Sie besuchten mindere Schulen und fanden anschliessend – wenn überhaupt – nur Lehrstellen in schlecht bezahlten Branchen. Viele dieser Menschen landeten auf dem Sozialamt. Der Blick zurück macht verständlich, warum Ausländer überdurchschnittlich oft Sozialhilfe beziehen. Die entsprechenden Statistiken sind Munition für Fremdenhasser. Nüchtern betrachtet sind sie aber schlicht das Abbild einer verfehlten Zuwanderungspolitik.

genommenen auf dem Arbeitsmarkt den Ausländern mit B-Ausweis, der Jahresaufenthaltsbewilligung, gleich. Auf ihrem amtlichen Dokument steht aber weiterhin «Ausweis für vorläufig aufgenommene Ausländer». Das schreckt potenzielle Arbeitgeber ab. Der Anwalt und Migrationsrechtler Marc Spescha, Mitherausgeber von Kommentaren und einem Handbuch zum Migrationsrecht, erklärt: «Arbeitgeber verstehen die Bedeutung dieses Status nicht und gehen davon aus, nicht langfristig mit ihrer Arbeitskraft rechnen zu können. Darum sind vorläufig Aufgenommene zwar nicht von Gesetzes wegen, aber faktisch auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt.» Das betrifft auch Kinder der vorläufig Aufgenommen, die nach der Schule Mühe haben, eine Lehrstelle zu finden. Im Juni sagte der ehemalige Zentralsekretär der Schweizerischen Flüchtlingshilfe Alberto Achermann im Surprise-Interview: «Ich würde behaupten, dass viele Fälle von gescheiterter Integration mit dem Status als vorläufig Aufgenommene anfangen. Das überträgt sich auf die Kinder und führt in eine Spirale der Verelendung. Die Betroffenen sind dazu verdammt, am Rand der Gesellschaft zu vegetieren.» Selbst wenn ein vorläufig Aufgenommener Arbeit findet, ist er oft im Niedriglohnbereich tätig, so dass seine Familie trotz Job von der Fürsorge unterstützt werden muss. Darum machen vorläufig Aufgenommene über ein Fünftel aller ausländischen Sozialhilfebezüger aus, wie die Sozialhilfestatistik im Flüchtlingsbereich (Flüstat) zeigt, die von den Bundesämtern für Migration und Justiz 2011 präsentiert wurde. Wer sozialhilfeabhängig ist, hat wenig Aussichten auf eine B-Bewilligung, durch die sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen würden. Ein Teufelskreis. Spescha kommentiert: «Sie bräuchten den Status B, um erst das Niveau zu erreichen, das von ihnen für die Erteilung einer B-Bewilligung verlangt wird.» Seine Lösung: «Man sollte diese Leute nach fünf Jahren generell mit einer B-Bewilligung ausstatten, sofern der Wegweisungsvollzug nicht absehbar ist.» Eine noch grössere Gruppe als die vorläufig Aufgenommenen bilden die Sans-Papiers, Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus, die im Verborgenen leben. Geraten sie in eine Polizeikontrolle, werden sie inhaftiert und nach Möglichkeit ausgeschafft. «Sans-Papiers leben besonders

Im Teufelskreis Durch die Einführung der Personenfreizügigkeit 2002 wurde das Saisonnierstatut für EU-Bürger hinfällig. Gegenüber Zuwanderern aus sogenannten Drittstaaten herrscht aber noch immer der Geist der Migrationsabwehr. Besonders deutlich zeigt sich das im Asylwesen, namentlich bei den über 20 000 vorläufig Aufgenommen. Die überwiegende Mehrheit dieser technokratischen Kategorie bilden Menschen, die den eng definierten FlüchtSelbst Christoph Blocher sah als Justizminister ein, dass lingsbegriff nicht erfüllen und deshalb kein vorläufig Aufgenommene oft dauerhaft hierbleiben. Asyl erhalten. Das betrifft beispielsweise Tamilen und Somalier und bald wohl auch Eritreer, gesetzestreu, weil sie nicht auffallen dürfen», erklärt Marc Spescha. die als Deserteure kein Recht auf Asyl mehr hätten, obwohl sie aufgrund Ihre genaue Anzahl ist naturgemäss nicht zu eruieren, glaubwürdige der zu erwartenden drakonischen Strafen nicht in ihr Land zurückgeSchätzungen gehen aber von über 100 000 Personen aus. Viele davon schickt werden können. Umgekehrt dürfen Ausländer mit F-Ausweis verdienen ihr Geld mit Schwarzarbeit. Die Kinder dieser Menschen leihre Familie frühestens nach drei Jahren nachkommen lassen – sofern ben im Versteckten, ähnlich wie einst jene Saisonniers-Kinder. Immersie genug Einkommen und Wohnraum nachweisen können. Die Politik hin wird ihr Recht auf Schulbildung höher gewichtet als der Rechtsvertut so, als würden die Menschen bald wieder ausreisen, dabei müsste es stoss ihrer Eltern. Sie dürfen den Unterricht besuchen und die Schulen so langsam bis zum letzten Hinterbänkler durchgedrungen sein, dass machen keine Meldung an die Fremdenpolizei. Mit dem Ende der der Grossteil auf Jahrzehnte hinaus hierbleiben wird. Selbst Christoph Schulzeit aber fallen sie in ein Loch, denn Lehrstellen bleiben ihnen Blocher sah als Justizminister ein, dass aus dem provisorischen oftmals verwehrt, weil sich ihre Lehrmeister strafbar machen würden. Manche ein dauerhafter Aufenthalt wird. Deshalb stellte er die vorläufig Auf-

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BILD: KEYSTONE/PETER STUDER

Gekommen um zu bleiben: eine Gastarbeiterfamilie aus Italien 1965 im Bahnhof Bern.

dieser Jugendlichen leben seit ihrer Geburt in der Schweiz. Doch ihre einzige Hoffnung auf einen legalen Aufenthalt ist eine Härtefallbewilligung. Die liegt in der Kompetenz der Kantone, was die Sache zu einem geografischen Glücksspiel macht. «Es gibt auffallende kantonale Unterschiede bezüglich der Anerkennung von Härtefällen», berichtet Anwalt Spescha aus der Praxis: «Die Kantone in der Ost-, Zentral- und Innerschweiz sind vergleichsweise rigide, die Westschweiz grosszügiger. Gemessen an der Zahl der Sans-Papiers und der äusserst geringen Zahl anerkannter Härtefälle, kann von einer halbwegs problemadäquaten Härtefallpraxis keine Rede sein.» Wozu Einwandererkinder fähig sind, wenn sie eine Chance erhalten, zeigt eine Studie der Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm von der Uni Fribourg. Sie untersuchte 750 Lehrabgänger, die 2009 mit hervorragenden Noten abgeschlossen hatten. Zwei Jahre später verdienten die Secondos mehr als die Einheimischen und hatten einen höheren beruflichen Status erreicht. Dabei hatten sie die grösseren Startschwierigkeiten, denn im Vergleich zu den Schweizern hatten mehr von ihnen eine Klasse wiederholt oder lediglich die Realschule besucht. Wichtige SURPRISE 283/12

Faktoren für den Erfolg bildeten laut der Untersuchung das Einreisealter und die Aussicht, dauerhaft in der Schweiz zu bleiben. Diese Studie wird bei den wenigsten Politikern zu einem Umdenken führen. In Zukunft werden sie aber nicht darum herumkommen, über die Bücher zu gehen. Dann nämlich, wenn Arbeitskräfte fehlen. «Im Pflegebereich etwa werden wir den Personalbedarf längerfristig nicht mehr mit Zuwanderern aus der EU decken können. Das wird zwangsweise zu einer Öffnung des Arbeitsmarktes oder zur Regularisierung der Sans-Papiers führen», sagt Migrationsrechtler Spescha. Wenn wir Krankenpfleger aus Sri Lanka und Altenbetreuerinnen von den Philippinen holen – droht sich dann die Geschichte mit den Saisonniers zu wiederholen? Marc Spescha schüttelt den Kopf: «Dannzumal werden wir froh sein müssen, dass uns diese Leute ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dabei steht zu erwarten, dass auch sie Ansprüche stellen und sich nicht auf ihre blosse Arbeitskraft reduzieren lassen werden. Zwar sind die Zustände in der Schweiz im globalen Vergleich paradiesisch. Aber deshalb müssen wir nicht meinen, alle Menschen wollten um jeden Preis hierherkommen.» ■

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Auf der Flucht Gestrandet in Äthiopien «Die Schweiz ist das Paradies», flüstert Yonas. «Dort will ich leben.» Der Eritreer ist nicht der Einzige, der sein Leben für eine Utopie riskiert. In Mai-Aini, einem Flüchtlingslager im Norden von Äthiopien, träumen Tausende vom guten Leben in Europa. Einige nehmen die gefährliche Reise auf sich, während andere zweifeln, ob sie das Risiko wert ist. VON PHILIPP HEDEMANN (TEXT UND BILDER)

Yonas liegt auf dem festgestampften Lehmboden, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, die Beine angezogen. «So haben sie mir im Foltergefängnis, das die Italiener gebaut haben, Arme und Beine zusammengebunden. Stundenlang. Sie nannten es ‹otto›, Italienisch für acht, weil der Körper eine Acht bildet», sagt der Eritreer mit kaum wahrnehmbarer Stimme. Narben an seinen Hand- und Fussgelenken zeugen noch heute von den Qualen. Immerhin hat der 36-Jährige noch beide Hände. Bei einem Mithäftling verursachte die Fesselung einen Blutstau – beide Hände faulten ihm ab.

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Yonas landete im Foltergefängnis, weil er nach 14 Jahren Wehrdienst desertierte und versuchte, in den Sudan zu fliehen. Nach einem Jahr und zwei Monaten Haft war er körperlich gebrochen – doch sein Wille, dem totalitären Regime von Präsident Isayas Afewerki mit seinem nie endenden Militärdienst zu entfliehen, war fest. Yonas rannte erneut davon, versteckte sich vier Monate im Haus seines Onkels, dann wagte er einen zweiten Fluchtversuch. Diesmal mit einem «Pilot» genannten Menschenschmuggler. 50 000 Nakfa, umgerechnet rund 3000 Franken, verlangte der Schlepper. Yonas’ Freunde, denen die Flucht bereits gelungen war, schickten das Geld aus Schweden, den USA und der Schweiz in die eritreische Hauptstadt Asmara. Tagsüber versteckten SURPRISE 283/12


Yonas und der «Pilot» sich in Höhlen, nachts liefen sie zwischen Landminen und eritreischen Grenzsoldaten, die ohne Warnung scharf schiessen, hindurch, bis sie den Merebe-Fluss, die Grenze zu Äthiopien, erreichten. Dort gab Yonas dem «Piloten» seine Hälfte eines in der Mitte durchgerissenen Nakfa-Scheines. Die andere Hälfte sowie die Prämie für den Schleuser hatte Yonas’ bester Freund in Eritrea behalten. Erst wenn der Schlepper ohne Yonas, aber mit der passenden zweiten Hälfte des Scheines zurückkehrte, sollte er die 50 000 Nakfa bekommen. Die Verheissungen der Vorwahl Als der Schleuser den Rückweg antrat, watete Yonas durch den ausgetrockneten Grenzfluss, wurde von äthiopischen Soldaten aufgegriffen und ins Flüchtlingslager Mai-Aini im äthiopischen Hochland gebracht. Am 17. April jährte sich Yonas’ Ankunft zum dritten Mal. Er hatte nicht vor, so lange zu bleiben. Sein Freund Ambesajer, der Jahre vor ihm desertiert war, hatte es über den Sudan, Libyen und per Boot nach Italien und schliesslich in die Schweiz geschafft. Seine Schweizer Handynummer hat Yonas in einem seiner zwei Handys gespeichert. Neben einigen äthiopischen Nummern sind in dem Mobiltelefon fast nur Nummern mit In Malta war Endstation: Habtu Russom (vorne) im Lager Mai-Aini. Ländervorwahl gespeichert. USA, Kanada, Australien, Schweden und scherboots. 518 andere Flüchtlinge will er gezählt haben. Nach rund 20 0041-Nummern. Zahlen als Beweis, dass ein anderes Leben möglich ist, Stunden Fahrt geriet das völlig überladene Boot in einen Sturm und in Zahlen als Verheissung. Seenot. Weil der irakische Kapitän und seine drei Besatzungsmitglieder «Ich kann nicht schwimmen und die Boote nach Italien sinken oft. kein Wort Englisch sprachen, musste Russom per Funk einen Notruf abSeitdem Gaddafi gestürzt ist, glauben die Revolutionäre, wir seien seisetzen. «Nach mehreren Stunden kamen endlich einige Schiffe. Doch sie ne Söldner gewesen und töten uns. Wer es über den Sinai nach Israel hatten Angst vor uns. Erst als die Frauen die Babys in die Höhe hielten, versucht, trifft oft auf Banditen, die uns töten, um unsere Organe zu verkaufen. Für eine Niere soll es Tausende Dollar geben. Mein Freund Ambesajer hat gesagt, «Die Flüchtlinge im Lager hören viel zu selten Geschichten ich soll es nicht versuchen. Zu gefährlich», erzählt Yonas. von gescheiterten Fluchtversuchen. Sie kriegen immer nur Ebenso wie Ambesajer erschienen Habtu mit, wenn einer es nach Europa geschafft hat.» Russom die Verheissungen des Lebens im Westen grösser als die Risiken der Flucht. Sieben nahmen sie uns an Bord», erinnert Russom sich, der schon fest damit Jahre lang versuchte der Informatikstudent zu fliehen, immer wieder gerechnet hatte, auf der Flucht zu ertrinken. landete er in Foltergefängnissen, mehrmals wäre er beinahe gestorben, Die Flüchtlinge kamen auf Malta in Abschiebehaft, wurden trotz einmal hätte er es fast ins vermeintliche Paradies geschafft. Fast. Hungerstreik nach Asmara geflogen. Als der Deserteur wieder in das selBei seinem vorerst letzten Versuch, nach Europa zu gelangen, überbe Gefängnis eingeliefert wurde, in dem er vor seiner Flucht eingesesquerte Russom zu Fuss die sudanesische Grenze. Auf der anderen Seite sen hatte, begrüssten die Folterschergen ihn mit «Willkommen daheim». traf er auf Menschenhändler. 300 Dollar, die er sich von seiner Familie 2009 gelang Russom erneut die Flucht. Diesmal blieb er im Flüchtlingsgeliehen hatte, zahlte er den Schmugglern, damit sie ihn in die Hauptlager in Äthiopien. Die Odyssee durch die Wüste und übers Meer will er stadt Khartoum bringen sollten. Dort werde er gutbezahlte Arbeit finden nicht noch einmal wagen. oder könne die Reise nach Europa fortsetzen, hatten die skrupellosen Geschäftemacher ihm erzählt. 24 Männer und Frauen, die auf das VerDie Hölle im Paradies sprechen reinfielen, pferchten sie auf der Ladefläche eines Toyota-Pick«Die Flüchtlinge im Lager hören viel zu selten Geschichten von geUp zusammen. Die menschliche Schmuggelware deckten sie mit einer scheiterten Fluchtversuchen. Sie kriegen immer nur mit, wenn einer es Plane ab und rasten jenseits der Hauptstrassen nach Westen, nach Kharnach Europa geschafft hat und Geld nach Eritrea schickt», klagt Andetoum. Nur 23 der 24 Passagiere erreichten das erste Ziel ihrer Odyssee mariam Yemane. Der 26-Jährige weiss ohne nachzurechnen, dass er seit lebendig. «Eine Frau erstickte unter der Plane. Sie hiess Tsigue. Sie war 1217 Tagen in Mai-Aini lebt. Fünf Mal in der Woche informiert der ehe24 Jahre alt», erzählt Russom. malige Journalismusstudent die Flüchtlinge per LautsprecherdurchsaIn Khartoum zahlte Russom anderen Schmugglern 1000 Dollar. Dafür gen über Neuigkeiten aus dem Lager und der Welt. Fast jeden Tag warnt sollten sie ihn an die libysche Küste bringen. 38 Menschen pferchten die er auch vor den Gefahren der Flucht. «Die Leute denken, alles wird gut, Menschenhändler diesmal auf einem Pick-Up zusammen. Nach drei Tawenn Sie es nur nach Europa schaffen. Ich sage ihnen, dass auch das gen brach das Auto in der Wüste zusammen. 15 Tage dauerte es, bis die Leben als illegaler Einwanderer im Paradies die Hölle sein kann», sagt schwerbewaffneten Gangster den Wagen wieder flott gemacht hatten. In der Journalist. das Wasser, das sie den Flüchtlingen gaben, mischten sie Motorenöl, daYordanos Tewelde hört auf die Stimme aus dem metallisch schepmit die bereits halbverdursteten Menschen weniger tranken. Nachts verpernden Lautsprecher. Mit einer Freundin ist die 15-Jährige vor eineingewaltigten sie die Frauen, während Komplizen die Ehemänner mit Kahalb Jahren aus Eritrea geflohen. Sie wollte ihrem Vater in die Schweiz laschnikows in Schach hielten. Als die verzweifelten Menschen schliessnachfolgen. Als sie im Lager davon hörte, dass viele Frauen auf der lich an der Küste ankamen, gab es etwas mehr Platz auf dem GeländeFlucht durch die Wüste vergewaltigt werden, entschloss sie sich, im wagen. Zwei Frauen und sechs Männer überlebten die Höllenfahrt Flüchtlingslager zu bleiben. Vorerst. «Mein Vater hat mir versprochen, nicht, ihre Leichen wurden einfach von der Ladefläche gestossen. dass er mich nachholt», sagt Yordanos. Sie glaubt daran. Doch das Schlimmste sollte noch kommen. In der Nähe der libyschen ■ Küstenstadt Zliten ging Russom nachts an Bord eines schrottreifen Fiwww.street-papers.org / INSP SURPRISE 283/12

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BILD: GUIDO SÜESS

Wörter von Pörtner Asoziale Wenn von Asozialen die Rede ist, denken wir meist an Menschen, die alkoholische Getränke des unteren Preissegments auf öffentlichen Plätzen konsumieren oder ohne Kaufabsicht vor Grossverteilerfilialen herumlungern. Es gibt aber noch andere Asoziale, die mir fast mehr Sorgen bereiten, weil sie sich weiter und weiter vom Rest der Gesellschaft entfernen. Sie sind oft mit überdimensionierten Autos unterwegs. Allein der Umstand, dass sie sich berechtigt fühlen, mehr Platz zu brauchen, mehr Luft zu verschmutzen als der Durchschnitt, weist auf mangelnde Sozialkompetenz hin. Doch wer nimmt sich schon nicht das eine oder andere heraus? Ich mag natürlich allen den Spass gönnen, mit einem Fahrzeug herumzubrettern, das fast soviel kostet wie eine Eigentumswohnung in einem trockengelegten Sumpfgebiet einer verkehrstechnisch ungüns-

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tig gelegenen Vorortsgemeinde, die als kommendes urbanes Zentrum angepriesen wird. Ich wohne an einer Strasse, an der viele solcher Autos vorbeifahren. So habe ich oft Gelegenheit, das Verhalten von Besitzern teurer und grosser Autos zu studieren. Mehr als die Hälfte telefoniert während des Fahrens, kaum jemand hält sich an die Geschwindigkeitsvorschrift. Wenn im Quartier Autos im Halteverboten stehen oder den Vortritt missachten, gehören sie meist ins obere Preissegment. Die Botschaft ist unmissverständlich: Wir scheren uns nicht um die Gesetze. Wir können uns Statussymbole leisten, sind darum aus dem gesellschaftlichen Vertrag entlassen und dürfen uns nach eigenem Gutdünken verhalten. Die Botschaft kommt an: Wer aus weniger wohlhabenden Kreisen stammt, ist darum darauf bedacht, möglichst rasch in den Besitz solcher Güter zu kommen, die rüdes und selbstsüchtiges Verhalten, das zu unterlassen sonst stets angemahnt wird, akzeptabel machen. Es gibt nichts Schlimmeres, als zum doofen Rest zu gehören. Natürlich beklagt man auch in den gehobenen Kreisen den Verfall der Sitten und meint damit ebendiesen Rest der Bevölkerung, der sich auch schon besser benommen hat. Zu tun haben will man mit diesem möglichst wenig und zeigt sich geradezu indigniert, wenn trotzdem dazu gezwungen. Ich besuche oft den Markt in einer reichen Vorortsgemeinde. Als

naiver Städter dachte ich natürlich, beim Anstehen am Gemüsestand ginge es der Reihe nach. Doch hier ist Anstehen etwas Kompetitives, bei dem jene, deren Zeit am Wertvollsten ist, am schnellsten drankommen müssen. Die Verzweiflung über Leute wie mich, die das nicht einsehen wollen, ist jeweils mit Händen greifbar. War man früher eher darauf bedacht, die Gesellschaft so zu gestalten, dass sie von unten nach oben durchlässig war, geht heute der Trend dazu, sie möglichst von oben nach unten abzudichten. Aus diesem Grund wurden in der Finanzkrise die Banken gerettet. Um zu verhindern, dass ein Grossteil derer, die sich aus der Masse verabschiedet haben, wieder in diese zurückgespült würde. Es wäre ihnen schlicht nicht zuzumuten gewesen. Darum ist es wahrscheinlich für einen bierseligen Irokesen am Bahnhof leichter, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, als für die Panzerfahrerin im Halteverbot nebenan.

STEPHAN PÖRTNER (STPOERTNER@LYCOS.COM) ILLUSTRATION: MILENA SCHÄRER (MILENA.SCHAERER@GMX.CH) SURPRISE 283/12


Kunst Wirtschaftskrise in der Musikbox BILD: JULIKA RUDELIUS

Macht und Manipulation – mit der internationalen Ausstellung «Schlagwörter und Sprachgewalten» legt das Kunsthaus Baselland die Mechanismen des Sprachgebrauchs frei. VON YVONNE KUNZ

Es ist ein Testament sprachlicher Ohnmacht und kreativen Potenzials gleichermassen, wenn die Marokkanerin Yto Barrada im Kunsthaus Baselland Fotografien eines Notizbüchleins ihrer Grossmutter, die Analphabetin war, zeigt. Man sieht eine codierte Form von Zahlen: einzelne Ziffern, dazu Strichmännchen und Strichreihen, die an das legendäre Abzählen von Tagen an Gefängnismauern erinnern. In den technisch schmuddelig gemachten Videos des Kolumbianers José Alejandro Restrepo dagegen sind Politiker aus dem dortigen Senat zu sehen – und der Fokus liegt nicht auf dem Wort, sondern bei der Geste. Der Hand, die immer wieder mit dumpfem Aufschlag auf dem Pult landet: Bumm, hier bin ich. Bumm, ich habe recht. Alles Beispiele dafür, was die Gastkuratorin des Kunsthauses Baselland, Nadia Schneider Willen, meint, wenn sie sagt: «Die Macht der Sprache ist sublim, nicht offensichtlich.» Das Schweizer Duo Galic und Gredig probiert sich an der Schnittstelle zwischen Medien und Kunst aus. Für die Ausstellung «Schlagwörter und Sprachgewalten» erarbeiteten die beiden Künstler ein selbsterklärendes Video zur interkulturellen Kommunikation, konkret dazu, wie man mit arabischen, indischen und anderen internationalen Businesspartnern verhandelt. Auch die Weltwirtschaftskrise wird thematisiert. Der Argentinier Jorge Maquis hat sie abstrahiert, randomisiert: Entsprechende Schlagzeilen hat er in Lochkarten umgearbeitet, die durch eine Musikbox laufen. Die Macht der Sprache hat zu viele Facetten, als dass sich der kritische Umgang mit ihr auf das Herrschaftsmanagement im rein machiavellistischen Sinne beschränken könnte. So verkünden im Alltag zum Beispiel ständig irgendwelche Plakate, Übergewicht sei leicht zu verlieren, «auch hartnäckige Kilos». Und wer kennt sie nicht, die Werbespots für Putzmittel XY, mit dem es «supereinfach» ist, einen verkohlten Grill zu reinigen. Der US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney gab derweil für den Fall seiner Wahl das Versprechen ab, «to fix the economy», also nichts weniger, als die Wirtschaft zu richten. All dies glaubt nur, wer es unbedingt glauben will. In diesen Kommunikationsbeispielen geht es nicht um die Wahrheit, sondern um Beeinflussung. Für Nadia Schneider Willen ist das ein hochaktuelles Thema: «Wir sind fast pausenlos mit der persuasiven Funktion des Sprachgebrauchs konfrontiert: in den Medien, der Werbung und Politik.» Sprache heisst Manipulation, so Schneider Willen, und die Massenmedien potenzieren die Möglichkeiten dieser Verwendung der Sprache. Die Ausstellung «Schlagwörter und Sprachgewalten» will diese Omnipräsenz in Erinnerung rufen, entlarven und kritisieren. Was Sprachkompetenzen mit Macht zu tun haben, veranschaulicht eine ausgestellte Arbeit am Beispiel der Mehrsprachigkeit in Indien. «Man SURPRISE 283/12

«Rites of Passage»: die Beziehungen zwischen Politikern als erotisches Spiel.

kann so viele indische Sprachen sprechen wie man will, ohne Englisch geht nichts», sagt Schneider und nennt es eine «gläserne Decke». Die Künstlerin und Anthropologin Susan Hiller wiederum weist mit ihrer Arbeit darauf hin, dass mit den Sprachen auch ihre Sprechenden verschwinden. Auf einem schwarzen Screen werden Untertitel eingeblendet, auf der Tonspur hört man bedrohte oder verschwundene Sprachen. Ohne explizit zu werden, drängt sich die Frage nach den Machtverhältnissen auf, die ein solches Verschwinden möglich machen. Hier zeigt sich auch der Reiz einer thematischen Ausstellung – wie sie in der Schweiz übrigens selten zu sehen sind. «‹Schlagwörter und Sprachgewalten› ist auch Experiment: Was passiert, wenn man Sprache Künstlern überlässt? Was stellen Sie damit an?», fragt Schneider Willen sich, die Künstler und den Betrachter. Die Absicht ist, dass sich neue Horizonte eröffnen, und entsprechend ist die Ausstellung auch international besetzt. Mit 16 verschiedenen Arbeiten – Videos, Zeichnungen, Fotoarbeiten – ist das riesige Feld natürlich nicht annähend erschöpfend behandelt. Doch die erhoffte Sensibilisierung gegenüber der Sprachmanipulation findet statt. Und es steht bei alldem auch die Lust an der Sprache, die sich durch alle Arbeiten zieht, im Vordergrund. Denn, wie Nadia Schneider Willen sagt: «Sprache ist ein Schatz.» ■ «Schlagwörter und Sprachgewalten – Wie in der Sprache Macht und Identität verhandelt werden», 15. September bis 11. November, Kunsthaus Baselland, St. Jakobs-Strasse 170, Muttenz / Basel, www.kunsthausbaselland.ch

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Kulturtipps

Péter Farkas: Mittels Sprache in die Sprachlosigkeit.

Buch Langsames Verlöschen In seinem Roman «Acht Minuten» unternimmt der ungarische Autor Péter Farkas den Versuch, Demenz aus der Sicht der Betroffenen zu begreifen. VON CHRISTOPHER ZIMMER

Acht Minuten braucht das Licht der Sonne, um uns zu erreichen. Bildlich gesprochen würden wir für diese kurze Zeitspanne der Illusion erliegen, dass die Sonne noch scheint, auch wenn sie bereits erloschen ist. Diese Metapher hat Péter Farkas als titelgebendes Bild über seinen Roman gestellt, der minutiös und ohne falsche Sentimentalität den Alltag eines dementen Paares schildert. Denn auch hierbei handelt es sich um ein Leben, das im übertragenen Sinne weiterbrennt, obwohl es bereits erloschen ist oder nur noch schwach glimmt. Noch funktioniert vieles. Noch werden die beiden Alten den Anforderungen des Alltags mehr oder weniger gerecht. Möglich ist dies aber nur, weil der Mann, aus dessen Perspektive wir alles erleben, noch wacher ist als seine Frau, weil er in der Lage ist, sich geduldig und zärtlich um sie zu kümmern. Er ist es, der das An- und Auskleiden übernimmt, die Zubereitung der Mahlzeiten, das Nötige für die Reinlichkeit. All das füllt die Zeit, die in einem Zustand der Zeitlosigkeit verrinnt. Jede kleine Verrichtung ist mit viel Aufwand verbunden. Schon der tägliche Gang auf den Balkon braucht Vorbereitungen wie zu einer Wanderung. Manchmal mischen sich fremde Personen – die Tochter, die sie nicht mehr erkennen, wohlmeinende Pflegefachkräfte – in den Alltag der beiden ein. Eingriffe, die alles nur durcheinanderbringen. Als etwa die Ehebetten aus Sicherheitsgründen in verschiedene Räume gestellt werden, schlafen die beiden eben in nur noch einem Bett. Das ist kein Aufbegehren, sondern nur ein sanftes Festhalten am Vertrauten. Obwohl sie wie «Skulpturen aus Sand» unaufhaltsam verfallen, sind die beiden doch innig miteinander verbunden. Mag die Aussenwelt sie auch nicht mehr verstehen, sie für «Idioten» halten, sie kommunizieren auf einer ganz eigenen Frequenz, einer Daseinsebene der Gefühle und Instinkte, der Liebe. Péter Farkas schildert Möglichkeiten des Glücks, ohne die Wirklichkeit zu verklären. Dass dies nur eine Annäherung sein kann, ist ihm bewusst. Es sei «ein Versuch, mittels der Sprache in ein Gebiet der Sprachlosigkeit einzudringen», sagt er in einem Interview. Dies ist ihm auf eine eindrückliche, berührende und lesenswerte Weise gelungen. Péter Farkas: Acht Minuten. Luchterhand 2011. CHF 27.90.

Milde Gabe, geknüpft an Bedingungen: Leyla verteilt Geld.

Kino Verdorbene Wohltätigkeit Der Iraner Mani Haghighi inszeniert mit «Modest Reception» ein perfides Spiel rund ums Verteilen von Geld. In einer der Hauptrollen mimt er selber einen zwielichtigen Wohltäter. VON MONIKA BETTSCHEN

Der teure Geländewagen, den die junge Leyla (Taraneh Alidoosti) und ihr Begleiter, der smarte Kaveh (Mani Haghighi), in atemberaubendem Tempo über eine Passstrasse lenken, wirkt im unwirtlichen Grenzgebiet des Iran seltsam deplatziert. Abgebrannte Ruinen und windschiefe Häuser flankieren die Route. Das ungleiche Paar ist in einer besonderen Mission unterwegs: Geld verteilen, um jeden Preis. Und hier in dieser von Schnee und Staub bedeckten Einöde sollte es eigentlich ein Leichtes sein, Geld loszuwerden. Doch die wenigen Menschen, die hier oben ausharren und sowohl Bombardements als auch das raue Klima mit stoischer Ruhe ertragen, misstrauen den beiden gut gekleideten Stadtmenschen. Hier wie überall auf der Welt weiss man genau: Geld ist immer an irgendwelche Konditionen gebunden. Warum sollte es diesmal anders sein? Da viele Bergbewohner sich derart sträuben, die Gabe anzunehmen, denken sich Leyla und Kaveh immer dreistere Argumente aus, um es loszuwerden. Einem verdutzten Brüderpaar in einem Lastwagen erzählen sie, einer von ihnen hätte das grosse Los gezogen. Der «Glückliche» muss aber auf den Koran schwören, dass er seinem Bruder nichts vom Gewinn abgeben wird und muss als Beweis, dass er fortan nicht mehr zu arbeiten gedenkt, den geladenen Kalk an Ort und Stelle entleeren. Mit der gewaltigen Kalklawine scheint sich auch der letzte Rest Moral in den Abgrund zu ergiessen. Man fühlt sich leise an Brechts Parabel «Der gute Mensch von Sezuan» erinnert, in der erst die Güte der Menschen geprüft wird, bevor sie belohnt werden. Jedes Mal wenn sich der Kofferraum des Lexus öffnet und den Blick freigibt auf die langsam schwindende Anzahl Plastiksäcke voller Scheine, wähnt man sich vor einer modernen Version von Ali Babas Räuberhöhle. Mit dem Unterschied, dass die Schätze hier nicht verheissungsvoll glänzen, sondern wie Abfall verpackt sind. In diesem Bild verliert das Geld vollends seine Unschuld. Wer Leyla und Kaveh wirklich sind und wer sie auf diesen Höllenritt durch die Berge geschickt hat, bleibt rätselhaft. Doch dies ist zweitrangig neben der stark und bildgewaltig transportierten Botschaft. Mani Haghighi: «Modest Reception», Iran 2012, 100 Min., mit Taraneh Alidoosti, Mani Haghighi u.a. Ab 11. Oktober in den Deutschschweizer Kinos.

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Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Relaxte Rhythmen für einen guten Zweck: Tamikrest.

Musik Gitarren statt Knarren In Mali fliehen Zehntausende vor dem Bürgerkrieg. Zu ihrer Unterstützung haben Tuareg-Bands wie Tinariwen und Tamikrest ein Benefizalbum eingespielt. Sie liefern einen faszinierenden Streifzug durch Wüstenrock nach afrikanischer Art. VON RETO ASCHWANDEN

Die Tuareg leben seit Generationen in der Sahara und in der Sahelzone. Als Nomaden mussten sie ihre Eigenständigkeit immer wieder gegen Kolonialmächte und Nationalstaaten verteidigen. In den Neunzigerjahren kam es zu blutigen Aufständen in Mali und Niger, die mit der Unterzeichnung von Friedensverträgen endeten. Doch im Zuge des Arabischen Frühlings kamen die Tuareg wieder unter Druck. Besonders umkämpft ist der Norden Malis. Dort rief im April die Nationale Bewegung für die Befreiung des Asawad einen eigenen Staat aus. Zudem tobt im Landesinneren ein Kampf zwischen Putschisten und Soldaten des gestürzten Regimes. Die Folge ist eine Flüchtlingswelle, zu deren Unterstützung «Songs For Desert Refugees» eingespielt wurde. Viele Tuareg-Musiker waren einst selbst Rebellen. Allen voran Tinariwen, die Begründer des Tuarag-Rock, die hier den Auftakt machen. Seit 30 Jahren verweben die «Rolling Stones der Wüste» westliche Einflüsse mit ihren traditionellen Klängen. Ihre Musik ist untrennbar mit dem Freiheitskampf ihres Volkes verbunden. Bis Mitte der Neunzigerjahre waren Bandmitglieder an bewaffneten Aufständen beteiligt. Doch seither gilt das Motto: Gitarren statt Knarren. Eine Generation jünger sind Tamikrest, die seit 2006 für Aufhorchen sorgen und ihre Mischung aus sandigem Blues, Desert-Funk und arabesken Gitarrenlinien auch schon auf Schweizer Bühnen zelebrierten. Das bislang unveröffentlichte Stück «Warktified» bildet mit schneidenden E-Gitarren über einem ausgesprochen relaxten Rhythmus einen Höhepunkt dieser Compilation. Insgesamt zwölf, teilweise bislang unveröffentlichte Songs präsentieren verschiedene moderne Spielarten der Tuareg-Musik. Mal überwiegt die Tradition, mal der Rockanteil, stets aber klingen die Stücke gleichzeitig flirrend und entspannt. Wüstenmusik halt. Der Kauf dieser CD ist mehr als eine schöne Geste gegenüber den Bürgerkriegsopfern. Der Hörer erlebt im Gegenzug einen hypnotisierenden Streifzug durch die Musik der Tuareg. Und die zieht auch ein Publikum in ihren Bann, das normalerweise einen Bogen um Worldmusic schlägt.

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Schweiz. Tropen- und Public Health-Institut, BS

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seminarhaus-basel.ch

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Supercomputing Systems AG, Zürich

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AnyWeb AG, Zürich

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VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

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Cilag AG, Schaffhausen

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Coop

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Zürcher Kantonalbank

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Kibag Management AG

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Knackeboul Entertainment

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Brother (Schweiz) AG

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Musikschule archemusia, Basel

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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

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Proitera GmbH, Basel

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responsAbility Social Investments AG

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BEVBE Ingenieurbüro, Bonstetten

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Judith Turcati, Englischunterricht, ‹› Wila Axpo Holding AG, Zürich

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Unternehmensberatung AbtConsulting, Wohlen

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Kaiser Software GmbH, Bern

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Klimaneutrale Druckerei Hürzeler AG,

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Regensdorf

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Inova Management AG, Wollerau

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Grenzenlos GmbH, Binningen

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projectway GmbH, Köniz

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Balcart AG, Carton Ideen Lösungen, Therwil

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

Various Artists: «Songs For Desert Refugees» (Irascible).

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BILD: ZVG

BILD: HANNES SAXER

Ausgehtipps

Emmental und Afrika, Anna und Albert.

Das Museum für Kommunikation will Sie in eine Zelle stecken.

Bern Neben der Spur Gleich in zwei Ausstellungen lässt sich in Bern Einblick in die Lebenswelt von Menschen werfen, die neben die Spur geraten sind. Auf künstlerische Art setzt sich Christian Grogg mit dem Leben von schwierigen Jugendlichen auseinander, die im Massnahmenzentrum Prêles im Berner Jura wieder auf die Spur gebracht werden sollen. Im Rahmen des Neubaus des Jugendheims brachte der Berner Künstler Tags und goldene Linien an. In seiner Arbeit stellt Grogg die Frage, inwiefern Leitplanken im Leben von Jugendlichen notwendig und sinnvoll sind. Sein Projekt lässt sich im Kunstmuseum Bern nachverfolgen. «Walk the Line» betitelte es Grogg, in Anlehnung an die verstorbene Countrylegende Johnny Cash. Dieser ist selbst immer wieder abgestürzt, im berühmten gleichnamigen Song verspricht er seiner Frau, auf dem geraden Weg zu bleiben. Seine Freude hätte Johnny Cash, der in den berüchtigtsten Gefängnissen der USA Konzerte gab und vielen Häftlingen aus der Seele sang, bestimmt auch an der Ausstellung «Thorberg. Hinter Gittern.» gehabt: In sechs nachgebauten Gefängniszellen des Strafgefängnisses Thorberg lässt sich im Museum für Kommunikation erleben, wie es sich anfühlen muss, eingesperrt zu sein. In der Zelle kann man sich 18 Porträts von Schwerverbrechern und Gemeingefährlichen ansehen, die von ihrem Leben im Bau, dem davor, von Schuldgefühlen, Hoffnungen und Ängsten erzählen. Wer einmal Johnny Cashs «Folsom Prison Blues» oder «Give my Love to Rose» gehört hat, weiss: Auch Häftlinge sind Menschen mit Gefühlen – es lohnt sich, ihnen zuzuhören. (fer)

Auf Tournee Briefe aus Lambarene Die 40-jährige Lehrerin Anna Joss lebt in zwei Welten: dem Emmental und Afrika. Im Kröschenbrunnen der Zwanzigerjahre findet ihr karges und arbeitsreiches Leben statt. In Afrika, genauer in Lambarene in Gabun, lebt ihre Liebe, Albert Schweitzer. Die Beziehung zum weltbekannten Arzt zieht sich wie ein goldener Faden durch das Leben der Lehrerin. Jeder Brief aus Lambarene ist ein Fest, Schweitzers Besuch eine Sternstunde. Die Theaterproduktion «Annas Afrika» ist eine Reise in die Vergangenheit – die sehr wohl einen dokumentarischen Anspruch hat – und gleichzeitig ein Spiegel der Gegenwart. (dif) «Annas Afrika», ein Theaterstück des Vereins hof-theater.ch. Letzte Aufführungen: 7.9., Allerheiligenberg/SO; 8.9., Muri/AG; 12. September, Gampelen/BE; 13. & 14.9., Bubendorf/BL; 22.9., Laufen/BL; 27.9., Basel. Weitere Infos: www.hof-theater.ch

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«Christian Grogg – Walk the Line», bis 28. August, Kunstmuseum Bern. «Thorberg. Hinter Gittern.», bis 28. Oktober, Museum für Kommunikation Bern.

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Alles wird gut Die Ringelblume geht unter die Haut. Hilft immer und überall.

grundsätzlich ganzheitlich Beratung täglich (auch sonntags) von 8–20 Uhr St. Peterstrasse 16, 8001 Zürich (nähe Paradeplatz) Bestellung online: www.stpeter-apotheke.com

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Aarau Postfossiler Lifestyle

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Postfossil lädt zum um die Ecke denken.

Zürich Gratis zu Yul Anderson Der kalifornische Musiker Yul Anderson ist gewiss nicht der einzige Künstler, der in seinem eigenen musikalischen Universum lebt. Seine Philosophie der stilistischen Grenzenlosigkeit hat trotzdem etwas Einmaliges: Die Werke und Improvisationen des Gitarristen, Pianisten und Sängers sind eine Mischung aus klassischer schwarz-amerikanischer Musik und der europäischen Klassik des 18. und 19. Jahrhunderts. «Mein Ziel ist es, die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise an einen Platz zu nehmen, an dem sie noch nie zuvor gewesen sind», sagt Anderson, der nicht nur in Konzertsälen spielt, sondern immer wieder auch auf der Strasse. «Nicht jeder hat das Geld für eine Eintrittskarte.» Und deshalb hat er für Surprise-Verkaufende sowie für Surprise-Leserinnen und -Leser auch ein besonderes Geschenk mitge-

Improvisationen von Bach bis Hendrix: Yul Anderson.

bracht: 25 Konzertkarten für seinen Auftritt am Freitag, 21. September im Züricher Volkshaus können am Donnerstag, den 20. September, von 9 bis 13 Uhr im Surprise-Büro Zürich an der Engelstrasse 64 abgeholt werden. Vielen Dank, Herr Anderson! (mek) Yul Anderson, Fr 21. und Sa 22. September, 19.30 Uhr, Volkshaus Zürich.

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Nun ist die Ressourcenknappheit im Museum angelangt, und das ist ein Zeichen dafür, dass das Thema auf dem Radar der Öffentlichkeit aufgetaucht ist. So geben im Forum Schlossplatz fünf Designer in Residence Einblick in ihre Arbeit und lassen die Besucher an ihren Denkprozessen teilhaben und am runden Tisch mitdiskutieren: Das Designerkollektiv Postfossil kreiert verschiedene Alltagsgegenstände aus umweltfreundlichen und erneuerbaren Materialien und lässt über den oft stark strapazierten Begriff der Nachhaltigkeit nachdenken. (dif) «Postfossiles Design», noch bis am 23. September, Mi bis Sa 12 bis 17 Uhr, Do bis 20 Uhr, So 11 bis 17 Uhr, Forum Schlossplatz Aarau. www.forumschlossplatz.ch

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Kompromisslos im Gegenlicht: Dead Bunny.

Bern/Luzern Konzert statt Konserve Dead Bunny treten selbstbewusst an. Im Promoschreiben zum ersten Longplayer fallen grosse Namen wie Foo Fighters, Motorpsycho und Grinderman. Eine «kompromisslose Rockband» will das Berner Trio sein. Ambitioniert ist «The Truth Is A Fucking Liar» auf jeden Fall. Die Grooves motoren massiv, die Gitarre schlägt in die Fresse und die Refrains stürmen gen Himmel. Alles da. Doch für eine kompromisslose Rockband setzen sie manche Songs dann doch ein bisschen unentschlossen zwischen die stilistischen Bänke. Das schmälert den Genuss ab Konserve, erhöht hingegen die Motivation, im Konzert mitzuerleben, wozu so ein toter Hase eigentlich fähig ist. Denn live sind die M4Music-Demotape-Clinic-Gewinner von 2011 ein notorisch spielfreudiger Haufen, der Herz und Haare hüpfen lässt. Ohne Kompromisse. (ash) Fr 14. September, 21 Uhr, Dachstock, Bern; Do 27. September, 20.30 Uhr, Schüür, Luzern. SURPRISE 283/12

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Verkäuferporträt «In Frieden leben» BILD: IMO

Filmon Tsehaye (35) arbeitete in Äthiopien in einem Computergeschäft und bereitete sich auf die Matur vor. Doch der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea brachte ihn zuerst ins Militär, dann ins Gefängnis. Heute verkauft er Surprise im Talgut-Zentrum Ittigen BE. AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN

«Ich bin in der eritreischen Hauptstadt Asmara geboren und aufgewachsen. Der Name der Stadt bedeutet ‹in Frieden leben›, doch das ist in Eritrea nicht einfach. Mit 18 Jahren, unmittelbar nach der High School, musste ich wie alle jungen Männer und Frauen bei uns eineinhalb Jahre Militärdienst leisten. Danach durfte ich nach Asmara zurückkehren und ein ziviles Leben führen. Erst arbeitete ich als Schreiner, dann fand ich eine super Stelle in einem Computergeschäft. Wir setzten die Computer, also die Hardware, selbst zusammen und installierten auf Wunsch auch die Software für die Kunden. Am Abend besuchte ich die Schule, um mich auf die Maturität vorzubereiten. Mein Traum war es, an der Uni Informatik zu studieren. Doch als 1998 der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea wieder ausbrach, war Schluss mit Träumen. Alle jungen Leute mussten wieder ins Militär einrücken. Ich war bei den Sanitätern eingeteilt und leistete bei Verletzungen Erste Hilfe. Bis zu meiner Flucht war ich insgesamt zwölf Jahre im Militär, davon habe ich fünf Jahre im Gefängnis verbracht, weil ich mich immer wieder aufgelehnt habe. Der eritreische Staat bestimmt über das Leben der Menschen und lässt ihnen keine Wahl. 2010 hielt ich es nicht mehr aus und flüchtete ins Ausland. Im April 2011, nach einer langen und gefährlichen Flucht, stellte ich im Empfangszentrum Basel den Asylantrag. Daraufhin ging alles sehr schnell: Ich konnte wenige Wochen später in eine Asylunterkunft in Lyss ziehen und bekam bereits drei Monate später die Aufenthaltsbewilligung B. Mit dem B-Ausweis begab ich mich auf Wohnungssuche. Obwohl das nicht so einfach ist, schon gar nicht für Migranten, hatte ich Glück und fand sehr bald eine 1½-Zimmer-Wohnung. Nun bin ich schon bald ein Jahr in der Berner Gemeinde Liebefeld zu Hause und glaube, hier kann ich ‹in Frieden leben›! Natürlich habe ich noch immer Träume und Wünsche. Ich hoffe, dass ich bald die Frau finde, die zu mir passt und mit der ich eine Familie gründen kann. Aber vorher will ich noch intensiv in meine berufliche Zukunft investieren. Im Moment besuche ich jeden Morgen einen Deutschkurs und an drei Nachmittagen den Integrationskurs von HEKS. An zwei Halbtagen behandeln wir Themen wie Politik, Geschichte und Geografie der Schweiz, an einem Nachmittag haben wir Computerkurs. Das heisst, ich kann nach 15 Jahren endlich meine Computerkenntnisse auffrischen und sozusagen mein persönliches ‹Update› machen. Das ist wunderbar. Wenn es irgendwie möglich ist, möchte ich etwas in diese Richtung lernen, Informatiker oder Elektroniker. Aber es gibt auch ganz viele andere Berufe, die mir gefallen würden, beispielsweise Grafiker oder Elektroinstallateur. Surprise verkaufe ich am Freitagabend und am Samstag, weil dann die meisten Leute im Talgut-Zentrum Ittigen einkaufen. Ich habe in erster Linie damit angefangen, weil mich Arbeiten glücklich macht und weil ich die Leute hier kennenlernen möchte. Das ist mir gelungen, ich habe in den vier Monaten, in denen ich nun schon Surprise verkaufe, bereits

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einige Stammkunden in Ittigen. Mit ihnen kann ich mein Deutsch üben – denn, mit wem soll ich sonst reden? Meine Kollegen in der Schule können nicht besser Deutsch als ich! Da ich mich auf Deutsch, zusammen mit Englisch, wenn ich nicht weiter weiss, wirklich schon gut verständigen kann, helfe ich oft andern – bei der Wohnungsbewerbung zum Beispiel oder wenn sie mit einem Telefonproblem in einen Handy-Shop gehen wollen. Ich finde hier in der Schweiz alles, was ich in meiner Heimat nicht hatte: Ausbildung, Arbeit, Freiheit, Sicherheit, Frieden. Dafür bin ich sehr dankbar. Dass ich hier zu Beginn in einer unterirdischen Unterkunft gewohnt oder im Vierbettzimmer geschlafen habe, war für mich kein Problem – schliesslich war ich zuvor zwölf Jahre im Militär gewesen.» ■ SURPRISE 283/12


SurPlus – eine Chance für alle! Werden Sie Gotte oder Götti bei SurPlus Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten. Menschen, die kaum Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt wieder Struktur und mehr Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Das verdient Respekt und Unterstützung. Das Spezialprogramm SurPlus ist ein niederschwelliges Begleitprogramm für ausgewählte Surprise-Verkaufende, die regelmässig das Strassenmagazin

verkaufen und hauptsächlich vom Heftverkauf leben. Diese Verkaufenden erhalten nur geringe soziale Ergänzungsleistungen und werden im Programm SurPlus gezielt vom Verein Surprise unterstützt: Sie sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit, U-Abonnement) und werden bei Problemen im oft schwierigen Alltag begleitet. Mit einer Patenschaft leisten Sie einen wesentlichen Beitrag für die soziale Absicherung der Verkaufenden und ermöglichen ihnen, sich aus eigener Kraft einen Verdienst zu erarbeiten. Vielen Dank für Ihr Engagement!

Andreas Ammann Bern

Jela Veraguth Zürich

René Senn Zürich

Marlis Dietiker Olten

Kurt Brügger Basel

Fatima Keranovic Basel

Josiane Graner Basel

Wolfgang Kreibich Basel

Tatjana Georgievska Basel

Bob Ekoevi Koulekpato, Basel

Marika Jonuzi Basel

Peter Gamma Basel

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Jovanka Rogger Zürich

Ralf Rohr Zürich

Anja Uehlinger Aargau

Ja, ich werde Gotte/Götti und unterstütze das SurPlus-Programm von Surprise! 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

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283/12 Talon bitte senden oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch, PC-Konto 12-551455-3 SURPRISE 283/12

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden vom Verein Surprise geführt. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

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Datum, Unterschrift 283/12 Bitte heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch

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Herausgeber Verein Surprise, Postfach, 4003 Basel www.vereinsurprise.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@vereinsurprise.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@vereinsurprise.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Reto Aschwanden (Nummernverantwortlicher), Florian Blumer, Diana Frei, Mena Kost redaktion@vereinsurprise.ch Ständige Mitarbeit Rosmarie Anzenberger (Korrektorat), Rahel Nicole Eisenring, Shpresa Jashari, Carlo Knöpfel, Yvonne Kunz, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Tom Wiederkehr, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Monika Bettschen, Luca Christen, Luc-François Georgi, Philipp Hedemann, Yvonne Kunz, Stefan Michel, Christof Moser, Isabel Mosimann Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 15000, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 50 Oscar Luethi (Leitung), Melanie Oberli

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83, M +41 79 428 97 27 Thomas Ebinger, Anette Metzner, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Bruno Schäfer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@vereinsurprise.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@vereinsurprise.ch Strassensport T +41 61 564 90 10, F +41 61 564 90 99 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat, David Möller o.joliat@vereinsurprise.ch, www.strassensport.ch Vereinspräsident Peter Aebersold

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. SURPRISE 283/12


Ist gut. Kaufen! Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache. Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

Surprise Zeitungs-Taschen (34 x 36 cm); CHF 37.50 neon-orange schwarz

Surprise City-Taschen (24,5 x 35,5 cm); CHF 40.– rot schwarz

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Surprise Rucksack (32 x 40 cm); CHF 89.– rot

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch

Dazu passend: Leichtes T-Shirt, 100%Baumwolle, für Gross und Klein.

Schön und gut. Grosses Badetuch 100 x 180 cm aus sehr langlebigem Zwirngarn, 100% handgepflückte Baumwolle. Mit Surprise-Logo eingewebt und von A bis Z in der Schweiz hergestellt. Vorder- und Rückseite verschiedenfarbig: vorne kühles Aquablau, hinten heisses Rot.

Herren CHF 25.– S (schmal geschnitten) Kinder CHF 20.– XS S Alle Preise exkl. Versandkosten.

Strandtuch (100 x 180 cm) CHF 65.–

50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute.

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitteMACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch SURPRISE 283/12

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Laufen für Surprise! Surprise macht stark – machen Sie uns stärker und unterstützen Sie unsere Läufer. Der Verein Surprise stellt ein eigenes Team auf. Drei Surprise-Verkäufer nehmen am 23. September am Manor Basel Marathon in Basel teil und zeigen ihren Durchhaltewillen.

Tesfagabir GHEBREAB 1/6-Marathon

Ghide GHEREZGIHIER Halbmarathon

Andreas BREU Halbmarathon

Surprise hilft mir, jetzt helfe ich Surprise!

Sport ist gut für die Gesundheit!

Laufend Basel erkunden und für Surprise werben!

Mit meiner Teilnahme gebe ich Surprise etwas zurück. Dank Surprise kann ich wertvolle Kontakte knüpfen, mein Deutsch verbessern und etwas verdienen.

In meiner Heimat Eritrea bin ich Velorennen gefahren, hier in der Schweiz laufe ich regelmässig. Meine Teilnahme am Charity Run ist eine Selbstverständlichkeit!

Der Charity Run ist für mich die perfekte Gelegenheit, für Surprise zu werben und gleichzeitig die Stadt Basel zu entdecken. Ich freue mich auf den Start!

Setzen Sie ein Zeichen gegen soziale Ausgrenzung und Ungerechtigkeit. Unterstützen Sie unsere Surprise-Läufer mit einer Spende! Weitere Informationen finden Sie unter: www.charityrun.vereinsurprise.ch

Spendenkonto: PC 12-551455-3 Verein Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99


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