Surprise 329

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Mord in der Badi Ein Sommerkrimi von Michael Herzig Die entlarvte Kulisse – ein Wintersportort im Sommerschlaf

460 Mio. Franken, 55 500 m3, 1,5 Nanogramm: Der Sommer in Zahlen

Nr. 329 | 11. bis 24. Juli 2014 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


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Der Verein Surprise fördert seit 1997 mit niederschwelligen Projekten die soziale Integration von Armutsbetroffenen. Durch den Verkauf des Magazins Surprise, welches von über 350 Personen auf den Strassen der Deutschschweiz verkauft wird, erwirtschaften die Betroffenen ein eigenes Einkommen. Seit April 2013 bietet Surprise die ersten «Sozialen Stadtrundgänge» in der Schweiz an. Surprise-Stadtführer erzählen aus ihrem Alltag und zeigen die Stadt aus der Perspektive von Ausgesteuerten und Obdachlosen.

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Weitere Informationen unter: www.vereinsurprise.ch SURPRISE 329/14


Titelbild: Patrick Lüthy/Imagopress.com

Editorial Blaue Lippen

Waren Sie der Pommesfrites- oder der Glacetyp? Dreimeter oder Rutschbahn? Haben Sie sich nach stundenlangen Tauchübungen auf eine trockene Stelle am Bassinrand gelegt und aufgewärmt? Auf dem Badetuch an Ihrem Stammplatz mit Walkman in den Ohren Bravo gelesen? Oder Lucky Luke? Wissen Sie noch, wie es ist, trocken am Beckenrand entlangzulaufen – mit der durchaus realen Angst, jemand könnte Sie ins Wasser stossen? Und wann, ja wann, hatten Sie das letzte Mal blaue Lippen?

BILD: DOMINIK PLÜSS

Können Sie sich noch an die langen Ferien erinnern? Die sechs Wochen zwischen den Schuljahren? Damals hatten wir Zeit zum Vergeuden. Zwar ging’s vielleicht nicht nach Nizza oder Mauritius, sondern ins Blauringlager oder zum Zelten an den Bodensee. Dafür kamen danach noch die Ferienwochen daheim. Und das hiess doch vor allem eins: Badi.

MENA KOST REDAKTORIN

Für diese Ausgabe haben wir uns auf die Suche nach dem Sommergefühl gemacht – und haben es auf Bildern gefunden, die innert Augenblicken all diese Erinnerungen wach werden lassen. Deshalb finden Sie auf den folgenden Seiten für einmal mehr zu schauen als zu lesen. Lassen Sie die fotografischen Zeugnisse des Schweizer Sommers auf sich wirken – Sie werden den kurzgeschnittenen Rasen unter den Füssen spüren und den Wasserspiegel in Bauchnabelhöhe. Aber wir wären nicht Surprise, wenn wir uns damit zufriedengeben würden. Der Sommer hat auch eine Kehrseite, die Sonne scheint nicht nur am Wasser. Sondern auch an jenen Orten, die gerade nicht Saison haben. In der zweiten Fotostrecke dieser Ausgabe zeigt Robert Beyer einen verlassenen Ski-Ort in den Alpen. Die leblose Präsenz der Wintersportinfrastruktur überrascht, auch wenn wir es besser wissen müssten: Sie verschwindet ja nicht mit der Schneeschmelze. Zwischen diesen gegensätzlichen Bildstrecken finden Sie ein kleines Kunstwerk in Schriftform. Der Zürcher Autor Michael Herzig hat exklusiv für Surprise einen Krimi geschrieben, der – meisterliche Überleitung – in der Badi beginnt und im verlassenen Bergdorf sein Ende findet. Für einmal ist auch das Verkäuferporträt in Bildern. Negussie Weldai hat mit einer Einwegkamera seinen Alltag festgehalten. Die ungewohnten Einblicke in den Verkäuferalltag finden Sie ab Seite 26. Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer! Herzlich Mena Kost

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 Ihre Meinung! Wir sind gespannt auf Ihre Kritik, Ihr Lob oder Ihre Anmerkungen. Schreiben Sie uns! Auf leserbriefe@vereinsurprise.ch oder an Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4051 Basel. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion trifft eine Auswahl und behält sich vor, Briefe zu kürzen. Oder diskutieren Sie mit uns auf www.facebook.com/vereinsurprise SURPRISE 329/14

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Inhalt Editorial Wasserspiegel in Bauchnabelhöhe To-Do-Liste Sommer 2014 «Eine Kuh melken» Porträt Zwischen Adrenalin und Alltag Verkäuferporträt Lieblingswort: «Grüessech» Rätseln Wörter und Zahlen Starverkäuferin Seynab Ali Isse Projekt SurPlus Eine Chance für alle! In eigener Sache Impressum INSP

08 Baden Vanillecornet und Rivella BILD: ANDREA HUNZIKER/IMAGOPRESS.COM

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Wenn beim Betrachten der Fotografien dieser Bildstrecke keine Erinnerungen wach werden, wissen Sie, was Sie diesen Sommer nachholen sollten. Lassen Sie Sonnencreme auf Ihrer Haut heiss werden, tauchen Sie Ihren Fuss in einen eiskalten Bergsee und gönnen Sie den anderen Badegästen den Anblick Ihrer «Arschbombe»! Zu diesen optischen Leckerbissen servieren wir einen sommerlichen Zahlensalat: der tiefste See, der dickste Fisch und tonnenweise Vanilleglace.

BILD: TANJA BUCHSER

15 Sommerkrimi Ein Dieb auf Verbrecherjagd Michael Herzig ist einer der erfolgreichsten Schweizer Krimiautoren. Dass er nicht nur mit seinen Romanen um die Detektivin Johanna di Napoli glänzen kann, wissen Surprise-Lesende spätestens, seit seine Kurzgeschichte «Tschingg» letzten Sommer in unserer Literaturnummer erschien. Für die diesjährige Sommerausgabe verfasste er exklusiv einen Kurzkrimi, der Sie gleich doppelt mitnimmt: ins Leben des Diebs Willi Häfeli – und auf den kürzesten Weg von der vollen Badi ins verlassene Bergdorf.

BILD: ROBERT BEYER

19 Shining Im Sommerschlaf

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Pulverschnee, Après-Ski und Halligalli: Im Winter geht in Zürs am Arlberg die Post ab. Im Sommer dann, wenn die Schneeschmelze auch die Besuchermassen weggespült hat, wird der Ort zur Kulisse. Der Fotograf Robert Beyer landete auf einer Wanderung für zwei Stunden dort. Während der ganzen Zeit begegnete er keinem einzigen Menschen. Seine Bilder aus Zürs sind unheimlich und anmutig zugleich – und dokumentieren das Dasein, wenn keiner da ist.

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44 Dinge Einmal Muscheln, Mads Mikkelsen und Montpellier, bitte! Wunschlos glücklich? Wir haben 44 Menschen gefragt, was sie diesen Sommer unbedingt machen wollen. Voilà, das sind die Sommerwünsche 2014.

BILD: ANNETTE BOUTELLIER

01 Michaela (83): « ‹Lustig ist das Zigeunerleben› singen.» 02 Julia (16): «Eine Lehrstelle finden.» 03 Lukas (38): «Das Schweinesystem zum Teufel jagen – oder doch noch ein bisschen abwarten und Himbeereis schlecken.» 04 Janine (45): «Eine mehrtägige Hüttenwanderung.» 05 Jannik (19): «Auf das iPhone 6 warten.» 06 Isabel (48): «Auf den Kilimandscharo wandern.» 07 Marinna (43): «Ich will nicht, ich muss: jäten!» 08 Michèle (54): «Mich am Garten freuen. Dort, wo man sonst vor allem jätet und chrampft, die Blumen und die Beeren geniessen.» 09 Franziska (40): «An einem ganz heissen Tag allein in ein leeres Kino sitzen und einen spannenden Film schauen. Mit Glace, natürlich.» 10 Luigi (30): «Den Frühlingsputz nachholen.» 11 Andrea (43): «Vor neun Uhr morgens im See schwimmen, danach Kaffee und Gipfeli geniessen und dann einfach mal weiterschauen.» 12 Ellis (50): «Im Toggenburg über eine Wiese voller Wildblumen spazieren.» 13 Thomas (48): «Eine Kuh melken.» 14 Antonia (30): «Mit Mads Mikkelsen Mittagessen gehen, natürlich.»

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15 Tarek (32): «Eigentlich hätte ich gerne einmal Ferien … Aber ich muss mich um meine Aufenthaltspapiere kümmern und darum kämpfen, in der Schweiz bleiben zu können.» 16 Jakob (5): «Jeden Tag ein Glace essen – oder zwei.» 17 Max (7): «Schöne Muscheln für meine Schatzkiste finden.» 18 Erich (81): «Viel lesen, über Neurologie, zu Hause auf meiner Veranda.» 19 Olivia (29): «Einen Hasen gebären.» 20 Natalie (42): «Was ich mir jeden Sommer vornehme und dann doch nicht mache: Mit Freunden im Wald grillieren und unter dem Sternenhimmel bis tief in die Nacht reden.» 21 Tom (47): «Mit dem Stand Up Paddle Board einen Schweizer Fluss hinunterpaddeln und dabei komisch aussehen, aber viel Spass haben.» 22 Lavinia (45): «Nette Menschen, die sich keine Ferien leisten können, zu einer Gartenparty mit Open-Air-Disco und PingpongTurnier einladen.» 23 Ira (3): «Im Dinosaurier-Park zum Tyrannosaurus gehen.» 24 Pascal (40): «Im Garten mit meinem Hund ‹Game of Thrones›-Hörbuch hören.» 25 Bugar (64): «Für mich kann ich nichts machen, nur hoffen … dass alles gut kommt mit meiner Gesundheit und der Wohnsituation. Was ich aber tun kann: Für andere da sein, wenn sie Unterstützung brauchen.» 26 Simon (21): «Mit dem Velo durch Italien fahren, einen eigenen Sessel bauen, meinen eigenen Cloudserver aufsetzen.» 27 Judith (33): «Draussen in der Sonne frühstücken.» 28 Rolf (55): «Dem Efeu, der irgendwann die Betonwand hinter meinem Haus bedecken soll, beim Wachsen zusehen.» 29 Florian (38): «In Rückenlage auf einem Fliessgewässer so entspannt dahintreiben, dass Pinkeln kein Problem ist.» 30 Lydia (83): «Den Wasserabfluss in der Waschküche mit der elektronischen Schmutzwasserpumpe reinigen. Mein Enkel hilft mir jedes Jahr dabei und wird grosszügig entlöhnt.» 31 Luzius (20): «Ich möchte alle Hobbys, die ich all die Jahre wegen der Schule vernachlässigen musste, zu meinem Beruf machen.»

32 Maya (25): «In Montpellier Französisch lernen.» 33 Patrick (37): «Die Schweiz kriegt diesen Sommer ein Wasserproblem. Deshalb: Ich werde tanzen für Schnee in den Bergen und Regen im Flachland.» BILD: ZVG

AUFGEZEICHNET VON MENA KOST

34 Justine (28): «Mein Kind kriegen.» 35 Alexandra (6): «In die Schule kommen.» 36 Melanie (40): «Das Barrhorn (3610 m) im Wallis erobern.» 37 Aziz (kennt sein Alter nicht genau, etwas über 50): «Ich arbeite jeden, wirklich jeden Tag über 14 Stunden. Deshalb würde ich gerne Ferien machen, wenn es irgendwie geht zwei Wochen. Am liebsten in meiner Heimat, der Türkei.» 38 Cinthya (15): «Eine Ray-Ban-Brille kaufen.» 39 Gianna (16): «Highheels geschenkt bekommen.» 40 Josiane (87): «Danke. Ich habe alles zuhause.» 41 Michèle (40): «Eine Weile bevor die Sonne untergeht, wenn es noch warm aber nicht mehr zu warm und die ganze Kulisse von diesem unvergleichlichen Licht beschienen ist, mit einem Bier in der Hand am Strand sitzen und aufs Meer schauen.» 42 Moira (13): «Vom Zehnmeter springen.» 43 Dave: (36): «Auf Ko Lanta frittierte Heuschrecken essen.» 44 Rico (60): «Meinen Frieden haben. Gerne auch jetzt. Umfrage beendet.»

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Porträt Der Extremist Andreas Marchetti war Judoka und Thaiboxer. Dann wollte er wissen, wie sich Klippenspringen anfühlt und sprang aus 25 Metern Höhe Kopf voran in die Maggia. Seither hat er einiges dazugelernt. VON MENA KOST (TEXT) UND FLAVIA SCHAUB (BILD)

tut so schnell nichts weh.» Ein Gefühl für’s Springen hatte Marchetti aber schon immer. «Das Wasser ist mein Element.» Während seine Klassenkameraden im Winter auf die Kunsteisbahn gingen, war er im Hallenbad Muttenz anzutreffen, wo auch Ski-Akrobaten trainierten. Marchetti schaute ihnen zu und machte ihre Sprünge nach. Später sprang er dann von der Schwarzwaldbrücke in den Rhein. Verboten war das schon damals, aber das kümmerte ihn nicht: «Einmal bin ich für’s Brückenspringen sogar aus der RS abgehauen.» Als Marchetti – unterdessen Europameister im Thaiboxen – einige Jahre später mit Freunden im Tessin campierte, lockte ihn ein Plakat nach Ponte Brolla zur EM der Klippenspringer. «Wir haben den ganzen Tag zugeschaut und die Typen kennengelernt. Klippenspringer sind Lebenskünstler, spezielle Menschen», schwärmt Marchetti. Am Abend dann ist er selber gesprungen, aus 25 Metern hat er einen zweieinhalbfachen Salto gemacht und ist mit dem Kopf eingetaucht. «Das hätte ich

Der Mann zittert. Vorsichtig nimmt er einen Schluck von seinem Milchkaffee. Kein Gramm Fett hat er am Körper. Es ist kühl für einen Junitag, in der Nacht hat es geregnet. Er packt ein Nusstörtli aus und beisst hinein. Muskeln wärmen nicht. Andreas Marchetti hat gerade ein Dutzend Sprünge hinter sich. Das Personal im Basler Gartenbad St. Jakob kennt ihn und hat den Zehnmeterturm für’s Fotoshooting kurzerhand gesperrt. Nur mit einem der Sprünge ist Marchetti zufrieden gewesen. «Ich bin einer, der eher zu oft springt. Ich will es immer noch besser machen», erklärt der 42-Jährige. Dann packt er sein iPad auf den weissen Tisch des Gartenbad-Bistros und öffnet eine Filmdatei: Andreas Marchetti, wie er zu Electro-House in Zeitlupe durch die Luft fliegt – Vorwärtssaltos, Rückwärtssaltos und Schrauben aus Schwindel erregenden 25 Metern Höhe. Zuerst Sprünge in Ponte Brolla im Tessin, wo jedes Jahr im Juli CliffDiving-Wettkämpfe stattfinden und er 2005 den «Aus 25 Metern wirken Kräfte auf den Körper ein, die mit einem Europameistertitel holte – auch dieses Jahr ist mittleren Verkehrsunfall vergleichbar sind.» er wieder dabei. «Ich freue mich darauf, alle wieder zu sehen. Wir Klippenspringer sind eine grosse Familie. Vor dem Wettkampf nimmt man sich in den Arm und besser nicht gemacht, aus dieser Höhe springt man nicht auf den Kopf!» wünscht sich Glück.», sagt Marchetti. Dann erscheinen auf dem BildZwei Rippen hat er sich dabei gebrochen. schirm Videoclips vom Urnersee, wo er trainiert: «Anfang Saison hat das Heute weiss er es besser: «Aus 25 Metern wirken Kräfte auf den KörWasser dort nur sieben Grad. Da habe ich immer meine Ski-Jacke dabei, per ein, die mit einem mittleren Verkehrsunfall vergleichbar sind.» Im damit ich mich nach dem Sprung im Boot aufwärmen kann.» Cliff Diving kann bereits die kleinste Unsicherheit während des Sprungs Kaffee und Nusstörtli haben gewirkt. Marchettis Gesichtszüge sind fatale Folgen haben: In der Flugphase erreichen die Athleten eine Geentspannt, der Körper ist zur Ruhe gekommen. «Es gibt Sprünge, die ich schwindigkeit von etwa 85 Stundenkilometern, der Bremsweg ab WasWochen später noch spüre. Plötzlich kommen die Gefühle wieder hoch. seroberfläche beträgt zwischen drei und fünf Metern. «Trotzdem», sagt Grossartige Gefühle, Adrenalin.» Marchetti fährt sich durch das braune, Marchetti und holt tief Luft, «Klippenspringen ist nicht sonderlich gekurzgeschnittene Haar und legt dabei erste graue Stellen frei. «Ich habe fährlich. Man hat ja alles selber in der Hand, ist nicht vom Wetter abschon immer die Grenzen gesucht.» hängig wie etwa beim Basejumping.» Autofahren, sage er seiner Mutter Aufgewachsen ist er in Allschwil bei Basel. Mit sieben schickten ihn immer, sei deutlich gefährlicher. die Eltern ins Judo. «Sie sahen, dass ich Bewegung brauche, der Drang Neben seinen Karrieren im Sport hat Marchetti immer 100 Prozent als war massiv.» Schon bald begann Marchetti mit den Wettkämpfen – und Polymechaniker gearbeitet. «Ich bin ein Kämpfer und gebe nie auf», erbrachte es bis zum Schweizermeister. «Mit 16 kamen die Filme, Jeanklärt er, und es klingt wie ein Mantra. Heute lebt er mit seiner Familie Claude Van Damme und so. Damals bin ich aufs Thaiboxen umgestieim aargauischen Magden. Seine achtjährigen Zwillingssöhne können gen.» Die Sammlung seiner Titel ist beeindruckend: Vizeweltmeister und schwimmen, seit sie vier Jahre alt sind. Und: «Dieses Jahr sind die Buben Europameister im Thaiboxen, Europameister im Kickboxen, und eben: zum ersten Mal vom Fünfmeter gesprungen.» Für ihn sei es wichtig, Zeit Europameister im Klippenspringen. «Ich war schon immer der Wettmit den Kindern zu haben. «Beim Thaiboxen habe ich Blut geschwitzt. kampftyp», erklärt Marchetti, und seine blauen Augen leuchten. «Die Aber die Kinder, die bringen mich an andere Grenzen», sagt er und Atmosphäre ist genial: Die Musik, die Zuschauer, die Zurufe – und alles lacht. Damit neben dem Training genügend Zeit für seine Familie bleibt, hängt an dir.» Sport und Wettkampf haben auch seine Jugend geprägt. beginnt er um vier Uhr morgens zu arbeiten. «Ich habe einen super Chef Keinen Tropfen Alkohol hat der junge Marchetti getrunken. «Ich habe einund kann meine Zeit frei einteilen.» Den Nachmittag verbringt er mit fach meine Milch bestellt, wenn die anderen Bier tranken. Da wurde ich seinen Kindern oder geht trainieren. Und um 21 Uhr ist es dann höchste schon mal gehänselt.» Marchetti lacht, das ist alles lange her. Ausserdem Zeit, ins Bett zu gehen. Zum Glück sei seine Frau auch sportlich und könhatte er jeweils eine Antwort parat: «Komm, wir gehen vor die Tür. Dann ne ihn verstehen: «Wir haben uns an einer Thaibox-Gala kennengelernt.» schauen wir, wer von uns zweien der Milchbubi ist.» Was die Wettkämpfe betrifft, habe er nicht mehr so viele Ziele, Marchetti packt ein Biberli aus und beisst ab. Was das Klippensprinschliesslich sei er schon 42. Allerdings: «Einer meiner Trainingspartner gen betrifft, so ist er ein Quereinsteiger. Vom Thaiboxen zum Springen ist 69 Jahre alt und springt noch immer.» Marchetti nimmt die Verpaist es ein weiter Weg, die meisten kommen über das Kunstturnen zum ckungen von Nusstörtli und Biberli, zerknüllt sie und steckt sie in den Klippenspringen. Vom Thaiboxen könne er trotzdem profitieren: «Mir leeren Kaffeebecher. «Auch ich werde springen, solange es geht.» ■ SURPRISE 329/14

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Baden Das ist der Sommer Eine Bestandesaufnahme in Bildern und Zahlen

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Seiten 8/9 Der Sommer riecht nach Rivella und Cornet: Freibad in Thun vor Eiger, Mönch und Jungfrau. Bild: Patrick Lüthy/IMAGOpress.com Seite 10 «Heidi, mir wei di beidi, beidi, Heidi, hei di gärn»: Im Berner Stadtbad Marzili. Bild: Andrea Hunziker/IMAGOpress.com Seite 11 Olten ist auch ein bisschen Acapulco: Volle Konzentration am schulfreien Nachmittag. Bild: Bruno Kissling/IMAGOpress.com angeben.

460 Mio. Franken In der Schweiz wird jährlich Glace im Wert von rund 460 Mio. Franken verkauft. Drei Viertel davon werden zwischen April und September verkauft, und davon wiederum ein Drittel an Kiosken und in Badis. Quelle: Handelszeitung 55 500 m3 Nie wurde in der Schweiz mehr Glace gegessen als im Hitzesommer 2003. Damals wurden ganze 55,5 Mio. Liter Glace umgesetzt. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es «nur» 43,2 Mio. Liter. Quelle: Glacesuisse. Verband Schweizerischer Glaceproduzenten

23. Juli Die beliebteste Glacesorte weltweit ist Vanille, und sie hat sogar einen eigenen Gedenktag: Der «National Vanilla Ice Day» am 23. Juli wird seit den 1990er-Jahren begangen und stammt – natürlich – aus den USA. Quelle: foodaktuell.ch 30 % Rund 30 Prozent der Kinder erhalten in der Schule keinen Schwimmunterricht, obwohl die Lehrpläne dies vorsehen.Wie viele erwachsene Nichtschwimmer es in der Schweiz gibt, ist nicht bekannt. Quelle: Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG

0,5 bis 1,5 Nanogramm Macht Sonnencreme Fische zu Zwittern? In Fischen aus dem Zürich- und dem Greifensee konnte der UV-Filter 4-Methylbenzylidene-Camphor nachgewiesen werden, der im Verdacht steht, das Hormonsystem der Fische zu beeinflussen. Rund 0,5 bis 1,5 Nanogramm pro Gramm Fischfilet wurden gemessen. Quelle: Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil

52 Menschen Im Jahr 2013 ertranken in der Schweiz 52 Menschen. Quelle: Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG

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Seite 12 oben Abstossen, hinlegen, durchbiegen – und Sie werden Rekorde aufstellen. Bild: Patrick Lüthy/IMAGOpress.com

Mal 2 Ohne einschneidende klimapolitische Massnahmen wird sich bis 2085 die Zahl der sogenannten «Sommertage» (mindestens 25 Grad) in der Schweiz verdoppeln. Quelle: Oeschger-Zentrum für Klimaforschung

Seite 12 unten Bernerinnen baden besser: Diese Mädchen stehen kurz vor dem Sprung vom Schönausteg in die Aare und lassen sich dann Richtung Marzili treiben. Bild: Andrea Hunziker/IMAGOpress.com

2 Meter 30 Zentimeter Im September 2011 wurde in einem Altarm der Aare der bisher grösste Wels der Schweiz gefangen: «Mit einem Bagger vom Bauernhof des Vaters transportierten wir ihn in eine Scheune, wo er an der geeichten Kartoffelwaage gewogen wurde. Mit 88 Kilogramm bei 230 Zentimetern Länge übertrifft der Riese den bisherigen Rekordwels um zwei Kilo und einen Zentimeter», so Fischer Rolf Kunz.

Seite 13 Abkühlung auf 1409 Meter über Meer, Blutegel und Schweizer Familie-Feuerstelle inklusive: Der Golzernsee im Urner Maderanertal. Bild: IMAGOpress.com

Quelle: www.petri-heil.ch

372 Meter Der Lago Maggiore ist mit 372 Metern der tiefste See der Schweiz. Rund 80 Prozent des Sees und auch die tiefste Stelle liegen allerdings in Italien. Vollständig in der Schweiz liegt der Brienzersee, der es auf respektable 260 Meter Wassertiefe bringt. Quelle: SRF 0,26 Franken Trinkwasser aus der Leitung kostet in der Schweiz im Schnitt 1,60 Franken pro Kubikmeter. Laut offizieller Statistik verbraucht jeder Schweizer 162 Liter pro Tag im Wert von circa 0,26 Franken. Rechnet man aber die Wassermenge dazu, die zur Produktion von Konsumgütern für unseren Alltag eingesetzt wird, kommt man auf rund 4200 Liter Wasser pro Tag und Person. Quelle: WWF Schweiz, Deza 1200 Brunnen Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele öffentliche Trinkwasser-Brunnen wie in der Schweiz. Allein in Zürich sind es über 1200. Viele von ihnen eignen sich zum Baden. Das ist auch erlaubt – und wenn nicht, muss ein Schild darauf hinweisen. Quelle: Tages-Anzeiger ZUSAMMENGESTELLT VON MENA KOST

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Seite 14 Das Volk ist nah, aber mit den Gedanken sicher nicht bei der Politik: Sonnenbaden im Marzili. Bild: Andrea Hunziker/IMAGOpress.com

Kurzgeschichte Das Kreuz mit dem Käse VON MICHAEL HERZIG (TEXT) UND TANJA BUCHSER (BILDER)

Eiscreme tropfte in ein Dekolleté. Die Spur eines vanillefarbenen Tropfens wurde dünner und dünner, bis sie zwischen den Rundungen verschwand. Kichernd räkelte die Frau sich im Licht. In der Spiegelung ihrer Sonnenbrille glitzerten Berggipfel. Als ob sie den Höhepunkt so lange als möglich hinauszögern wollte, zog sie ihre Zunge langsam, Millimeter für Millimeter, über das Eis am Stiel, an dessen oberem Ende ein Rest Schokolade glänzte. Dürrenmatt war nicht mehr zu halten. Er zitterte am ganzen Leib. Jaulend warf er sich auf den kurvigen Körper und vergrub seinen Kopf zwischen den Brüsten. Das Eis fiel auf das Badetuch. Die Frau schnappte nach Luft. Der Mund war verschmiert, die Brille sass nunmehr schräg auf ihrer Nase. «Ach, du meine Güte!» Willi Häfeli eilte zu der Frau hin, kniete sich neben sie und entfernte seinen Dackel von ihrem Bauch. «Ich bitte um Entschuldigung.» Mit einer Hand setzte er den Hund auf den Rasen, mit der anderen hob er seine Sonnenbrille an, sodass die Frau direkt in Willis bergseeblaue Augen starrte. «Mein ungestümer Freund hat eine Schwäche für das Schöne.» Die Frau schob die Brille über die Stirn. Danach ordnete sie den Badeanzug, bis alles wieder an seinem Platz war. «Ein kleines bisschen neidisch bin ich auf das Kerlchen. Das muss ich gestehen.» Willi Häfeli kraulte den Dackel zwischen den Ohren. Dieser winselte leise. In Kürze würde sein Hundeblick die volle Wirkung entfalten und die Frau zerfliessen, wie das Vanilleeis auf ihrem Tuch. «Er hat sich das wundervollste Wesen am ganzen See ausgesucht», legte Willi nach. SURPRISE 329/14

Sie seufzte. Dann beugte sie sich über ihre Strandtasche. Aufmerksam sah Willi zu, wie sie ein Feuchttuch hervorholte und sich damit das Gesicht abwischte. In ihrer Tasche erspähte er eine Flasche Sonnenöl, Mineralwasser, eine Tüte Gummibärchen und eine Geldbörse. «Ist das Ihre Masche? Sie hätten mir auch Feuer anbieten können.» Unter dem Badetuch kramte sie eine Packung Zigaretten hervor. «Oh, tut mir leid, ich rauche nicht.» Verlegen schaute er sich nach jemandem um, den er um Feuer bitten konnte. Allmählich füllte sich die Wiese mit Badegästen. Decken wurden ausgebreitet und Sonnenschirme aufgespannt. Es war noch früh am Tag, doch über den Grillplätzen standen bereits Rauchwolken. Bald würde es nach gebratenem Fleisch und chemischen Anzündhilfen riechen. Die Frau zauberte ein Feuerzeug hervor. Paffend starrte sie Willi an. «Wo denken Sie hin! Das war ein furchtbares Missgeschick, kein billiger Trick», flötete er. «Dürrenmatt ist manchmal übermütig.» Er stupste den Dackel an, der die Frau sofort schmachtend anglotzte. «Wenn ich es nur wieder gutmachen könnte!», greinte Willi und lächelte hilflos, dann aber blitzten seine Augen auf. «Dürfte ich Sie vielleicht massieren?» Er zeigte ihr seine Handflächen. «Ich habe die zartesten Hände diesseits der Alpen. Fast verschluckte die Frau ihre Zigarette. «Sie lassen aber auch wirklich gar nichts aus!» Daraufhin legte sie sich auf den Bauch. Dürrenmatt sprang auf und trottete schwanzwedelnd zu der Strandtasche. Willi tätschelte mit der Hand zunächst auf den Geldbeutel und griff danach nach dem Sonnenöl. «Wenn Sie mich ins Bett kriegen wollen, sollten Sie sehr, sehr zärtlich sein», flüsterte die Frau, als Willi sich über ihren Rücken beugte.

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Willi Häfeli tat sein Bestes, bis er sicher war, dass sein Dackel mit dem Portemonnaie der Strandschönheit zwischen den Zähnen auf dem Parkplatz vor der Badeanstalt wartete. Dann küsste er die Frau auf die Schulter und flüsterte, dass er eben mal sein spezielles Spezial-Öl hole und sie sich nicht bewegen solle, bis er zurückkehren und die Massage zu einem berauschenden Höhepunkt bringen würde. * «Köter sind hier nicht erlaubt!» Breitbeinig stand der Bademeister im Eingang zu seinem Bungalow. «Solche, die klauen, schon gar nicht!» Im Raum hinter ihm hingen selbstgefertigte Aquarelle. Badenixen mit seltsamen Proportionen räkelten sich in bizarren Positionen. Willi Häfeli pfiff Dürrenmatt zurück. Der Dackel liess von einer älteren Dame in einem geblümten Badekleid ab, an deren Wade er sich festgeklammert hatte. «Was für ein keckes kleines Hundeli!», flötete sie ihm hinterher. Willi prägte sich die Alte ein. Einen Lappen oder zwei würde er ihr abknöpfen.

Er holte einen Gummiball aus der Tasche und pfiff Dürrenmatt herbei. Begeistert kläffend stürzte dieser dem Ball hinterher, der zwischen den Schenkeln der Schönen auf ihren Po zurollte. Nichts geschah. Mit den Vorderläufen sprang Dürrenmatt mehrmals auf den Ball, er leckte ihn ab, hüpfte über den rechten Oberschenkel auf die andere Seite ihres Körpers und bellte den braunroten Schopf der Frau an. Sie rührte sich nicht. Alarmiert ging Willi Häfeli näher. Eigentlich hatte er geplant, seinen ersten Auftritt leicht tuntig zu gestalten und dann sachte in die Latin-Lover-Rolle zu wechseln. Doch selbst für ihn war dies eine gewaltige Herausforderung, wenn ihn das Objekt seiner Begierde allein mit dem Allerwertesten anschaute. In diesem Moment fiel ihm die Ameisenstrasse auf. Vom Gebüsch links neben der Frau verlief sie genau bis unter ihr Gesicht. Ausserdem tropfte von der linken Schläfe Blut ins Gras. «Hallo?» Als nichts geschah, fasste Willi sich ein Herz und berührte vorsichtig den Kopf. Er klappte zur Seite. Das Gesicht war aufgedunsen und schwarz angelaufen, aus dem Mund ragte etwas heraus, das wie ein Stück Käse aussah. Einer mit Löchern. Willis Knie wurden weich, das Bild vor seinen Augen begann sich zu drehen. «Dort ist der Dieb! Haltet ihn!» Willi blickte auf. Vom Ufer her kamen drei Jugendliche auf ihn zu. Zögerlich, so als ob sie nicht wüssten, ob sie sich vor ihm fürchten sollten oder er sich vor ihnen. Etwas weiter vom Wasser entfernt starrte ihn eine Familie an. Vater, Mutter und zwei Bengel. Alle blond und mit abstehenden Ohren. In der Menge hinter ihnen fiel Willi ein Mann auf. Muskulös und in Badehose. Bis auf den braungebrannten Kopf und die Unterarme war seine Haut von einem grotesken Weiss. Bestimmt ein Bauer. Schreiend und mit den Händen fuchtelnd lief Christoph an ihm vorbei direkt auf die Familie zu, zwei uniformierte Polizisten im Schlepptau. Mama nahm ihre Söhne schützend in die Arme, als der Bademeister an ihnen vorbeipreschte. Willi Häfeli fand, dass es Zeit war für einen Abgang. Als er losspurtete, sah er, wie Dürrenmatt ein Handtäschchen unter der Leiche hervorrupfte. Willi pfiff. Mit der Beute im Maul folgte ihm der Hund. *

Die Hälfte der Badeanstalten am See hatte er mit seinem Hündchen bereits abgeklappert. Dürrenmatt hatte Männchen gemacht und Eis genascht, Tänzchen aufgeführt und auf ein Badetuch gepisst. Auf diese Weise hatten sie einige Tausender abgestaubt. Verträumt lächelnd zog Willi eine Visitenkarte aus der Hosentasche. «Da, Christoph!» Er überreichte sie dem Bademeister. «Du kennst doch die Galerie Silvia!» Offenen Mundes nickte der Typ. Willi und er hatten zusammen die Schulbank gedrückt. Das Abschreiben vom anderen hatte sich für keinen der beiden gelohnt. «Auf der Rückseite steht ihre Handynummer.» Christoph drehte die Karte um und kratzte sich am Kopf. «Sie erwartet deinen Anruf!» Willi gab Dürrenmatt ein Zeichen. Fröhlich bellend stürmte der Hund zwischen Sonnenschirmen, Klappstühlen und Kühlboxen hindurch zum Ufer. Willi Häfeli hatte keine Ahnung, wem die Nummer gehörte. Er hoffte, dass der Bademeister nicht sofort anrufen würde, und machte sich auf zum am Weitesten entfernten Teil des Bades. Der Weg führte ihn durch ein Gewühl von schweisstriefenden und fettglänzenden Fleischmassen. Mit jedem Schritt stieg sein Bedürfnis, sich mutterseelenallein in das kalte Nass eines Bergsees zu stürzen. Doch sein Arbeitstag war noch nicht zu Ende, die Rentnerin allerdings nirgends zu sehen, mit der sich Dürrenmatt eingangs angefreundet hatte. Dafür erblickte er sie: eine Mischung aus Amazone und Unschuld vom Lande. Am Rande des Geländes, nicht weit vom Wasser entfernt, lag sie auf dem Bauch. Eine Grazie mit den Konturen einer Sanduhr. Ihre Schulter war knallrot. Vielleicht sollte er sie einschmieren oder mit Gurkenscheiben belegen, bevor er sie abzockte.

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«Wenn du mich nicht hättest!» Zora Blindenbacher war Willis einzige Freundin. Ihre Liebe zu ihm war bedingungslos, auch wenn sie sich kaum gegen mehr Körperlichkeit zur Wehr gesetzt hätte. In ihrer Jugend war Zora in einen italienischen Anarchisten verliebt gewesen. Seither trug sie schwarz. Ausserdem hatte sie eine zwanghafte Neigung zur Subversion entwickelt. «Der bürgerliche Herrschaftsapparat geht von einem Mord aus. Du stehst zuoberst auf der Fahndungsliste.» Eine Kippe

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im Mundwinkel, den Laptop im Schoss, sass sie im Eingang ihres Wohnwagens. Hoch über ihnen rollte der Abendverkehr über die Autobahn. «Die Kantonspolizei hat ein Fahndungsfoto ins Netz gestellt. Es wird dir nicht gerecht.» Trübselig sass Willi Häfeli an einem Campingtisch. Auf diesem war der Inhalt der Handtasche ausgebreitet, die Dürrenmatt hatte mitlaufen lassen. Der Dackel lag am Boden und knabberte an einem getrockneten Schweinsohr. Auf einem Kugelgrill brutzelten Sojawürste. «Unglaublich, wie einfach man einen Polizeicomputer hacken kann. Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man sich direkt vor Staatsfeinden fürchten.» Zora hieb auf die Tastatur ein, von dickem Rauch umnebelt. «Die Frau hat ein Loch im Schädel. Es wurden weder Schmauchspuren gefunden noch eine zweite Öffnung, durch die eine Gewehr- oder Pistolenkugel nach dem Einschuss wieder ausgetreten wäre. Im Mund steckte ein Stück Emmentaler Käse.» Angestrengt las sie einen Bericht durch. «Die Tatwaffe war ein harter und spitziger Gegenstand, der mit Wucht auf den Kopf geschlagen wurde und sofort die Schädeldecke durchbohrt hat. Aua!» Zora hatte sich am Zigarettenstummel gebrannt. Sie warf ihn weg und holte eine neue hervor. «Was hast du da eigentlich vor dir liegen?» «Ein Portemonnaie aus Seide, drei Tampons, ein gestricktes Täschchen, in dem ein Taschentuch steckt, ein Buch über die Geschichte des Schweizer Käses, ein Netzadapter, ein Apfel, ein Bierdeckel.» Während er alles aufzählte, veränderte Willi die Ordnung der Dinge auf dem Tisch. «Vierundsiebzig Franken vierzig, eine Kreditkarte, ein Bibliotheksausweis, eine Cumulus-Karte, ein Führerschein und eine Identitätskarte. Maria Mauerhofer, Jahrgang 1983.» Willi stand auf und drehte eine Runde um den Tisch herum. Das war nicht die Art von Situation, in die er hatte geraten wollen. Ganz und gar nicht. Er starrte auf den Tisch, umkreiste ihn ein weiteres Mal, blieb plötzlich stehen und ergriff das Buch. «Sie hat es selbst geschrieben! Die Käsegeschichte!» Er streckte den Band in die Höhe. «Wer schreibt denn so was?» «Eine Journalistin!» Zora Blindenbacher liess den Bildschirm nicht aus den Augen. «Maria Mauerhofer ist Historikerin, Journalistin und Nachfahre einer Käsehandelsdynastie, sagt das Internet.» Willi legte das Buch auf den Tisch zurück «Das Handy fehlt!» Er zeigte Zora das Netzgerät. «Der Mörder hat ihr Natel geklaut. Aber was ist das denn?» Er hob den Bierdeckel auf. «Da hat jemand etwas hingekritzelt. Sieht aus wie ein Name und eine Ortsbezeichnung.» Er brachte Zora den Pappdeckel. Sie las zuerst das Geschriebene und gab daraufhin alles in den Computer ein. «Ein Reaktionär!» Auf dem Bildschirm war ein Foto erschienen mit einer Gruppe Männer in Älpler-Tracht, die aus voller Kehle sangen. «Der da am Rande ist es.» Zora deutete auf das Bild. Willi kam näher, damit er besser sehen konnte. «Den kenne ich, der war heute am See, als ich die Leiche gefunden habe!» Entsetzt starrten sie einander an. «Was tun wir jetzt?», fragte Willi kleinlaut. «Zur Polizei gehen?» «Hast du sie nicht mehr alle? Wir sind die Guten, wir gehen nicht zur Polizei.» Zora klappte den Laptop zusammen. «Weisst du eigentlich, wie die Löcher in den Käse kommen?» * «Was ist denn hier los?» Zora fuhr auf die Dorfstrasse. «Nichts.» Willi starrte in das leere Schaufenster eines Sportgeschäfts. Vor dem Eingang stand eine Leiter, etwas weiter zur Strasse hin ragten Kabel aus einem Schacht. Der Dorfplatz war leer. Vor einem geschlossenen Hotel stand ein Baukran, vor einem anderen war Erde aufgeschüttet. Menschen hatten sie keine gesehen, seit sie die Hauptstrasse verlassen und Zoras alte Karre in engen Kurven den Berg hinauf gequält hatten. Einen Hubschrauber hatten sie gehört, aber nicht gesehen. Das einzige Lebenszeichen weit und breit. SURPRISE 329/14

«Da ist der Hof!» Willi Häfeli deutete auf eine Scheune. Über dem Tor strahlten Geranien in fettem Rot, dahinter sahen sie einen Stall. Zora parkte. Sie stiegen aus und sahen sich um. Der Hof schien so entvölkert wie das Dorf. Keine Menschen und keine Tiere weit und breit. Dürrenmatt schnüffelte an einer Eisenkette, an deren Ende der Hund fehlte. Auf der Rückseite des Hauses öffnete Zora die Tür zu einer Remise. Willi ging hinter ihr in Deckung, der Dackel preschte an ihm vorbei in den Raum. An den Wänden hing Werkzeug, in der Mitte standen ein Werktisch und ein Amboss.

«Heiliger Bimbam!» Willi lugte über Zoras Schulter. «Der Blut-undBoden-Terrorist hat ein Bolzenschussgerät», flüsterte sie. «Damit liquidiert er Schweine und Journalistinnen.» Willi wurde von Panik ergriffen, drehte sich um die eigene Achse, rannte aus der Werkstatt hinaus und um das Wohnhaus herum. Nicht einmal Dürrenmatt schaffte es, Schritt zu halten. Vor dem Auto stand ein Mann. Durch einen wässrigen Schleier hindurch sah Willi Turnschuhe, enge Jeans, ein Karohemd, einen Vollbart und eine riesige Hornbrille. Selbst bei getrübtem Blick wurde ihm klar, dass dieser Mann nicht hierhin passte. «Hi, gehörst du auch zur Crew?» «Äh, ich weiss nicht.» Schnaufend hielt Willi inne. «Ah, sorry, kein Problem, ich dachte, du seist ein Statist.» Der Mann liess einen gelangweilten Blick über Haus und Hof streifen, als Zora und Dürrenmatt erschienen. «Ihr würdet perfekt auf das Set passen, voll.» «Set, Crew? Drehst du einen Werbespot?» Zora baute sich neben Willi auf. «Marketing ist die Massenvernichtungswaffe des Kapitalismus!» «Klink dich wieder ein, Grosi! Du kannst deine 1.-Mai-Rede woanders halten. Wir drehen ‹Bauer, ledig, sucht …›, im Fall. Oben auf der Alp. Aber Landwirte gibt es hier schon lange nicht mehr. Das Dorf ist nur im Winter bewohnt, wenn sich alles um den Schneezirkus dreht.» Er schlurfte in Richtung eines riesigen Geländefahrzeuges davon. «Darum müssen wir alles mit dem Heli hinaufschippen: Kulissen, Viecher, Schauspieler. Ich bin hier, um die Nachzügler abzuholen.» Er startete den Motor und düste um den Hof herum den Berg hinauf. Willi und Zora standen da wie Schauspieler ohne Rollen. Dürrenmatt inspizierte den Kiesboden vor der Scheune. Auf einmal bellte er. Zora reagierte zuerst. «Da stimmt etwas nicht!» Sie ging zu dem Tor. Es war mit Kette und Vorhängeschloss zugesperrt. «Ich wette, die sind aus Plastik!» Sie deutete auf die Blumen. «In einem Geisterdorf blühen keine Geranien.» Kopfschüttelnd schaute Willi zu, wie Zora an ihm vorbeisprintete und bald darauf mit einer riesigen Zange zurückkam. Damit knackte sie das Schloss. «Ein getarnter Bunker der Schweizer Armee!» Unter der Holzhülle der Scheune befand sich ein viereckiger Betonkasten.

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BILD: PINO ALA

Willi wollte Zora gerade zur Vorsicht mahnen, als diese eine Eisentür aufdrückte. «Eine Treppe!», rief sie. Dürrenmatt hüpfte hinterher. Ängstlich folgte Willi den beiden. Die Stufen führten in einen langen Tunnel und an dessen Ende zu einer Tür aus Beton. In die Wand war ein Kartenlesegerät eingemauert. «Hast du die Handtasche der Journalistin dabei?» «Sie liegt im Auto.» «Dann hol sie», fauchte Zora. «Jetzt!» Willi schaffte die Strecke in Rekordzeit, denn alleine in dem Geisterdorf war es ihm noch weniger geheuer als mit Zora im Untergrund. Er hielt ihr die Tasche hin. Zora versuchte es mit der Identitätskarte, dann

mit der Kreditkarte, dem Bibliotheksausweis und dem Führerschein. Als sie die Cumulus-Karte in das Gerät steckte, ging die Tür auf. Sie betraten ein Gewölbe. An den Wänden befanden sich Regale voller Käselaibe. Am Ende des Raumes prangte eine Schweizer Flagge, darunter hing eine Armbrust. In der Mitte des Raumes befand sich ein Fliessband, auf beiden Seiten davon waren Roboter installiert. Der erste beförderte einen Käselaib von einem Regal auf das Band. Die Maschinen auf der rechten Seite schnitten den Käse in Stücke, die linken bohrten die Löcher hinein. Am Ende vollendete eine riesige Verpackungsmaschine das Werk. «Der grosse Käseschwindel!», stöhnte Willi. «In diesem Land gärt es nicht einmal mehr im Käse!», schimpfte Zora. Dürrenmatt fand die Sache weniger tragisch. Er stibitzte ein Stück von dem Fliessband. Eines ohne Löcher. Auf der Suche nach dem Hauptschalter, der diese gigantische Entfremdung stoppen würde, ging Zora zu dem Ende der Produktionsstrasse. Da erklang vom Eingang her ein unmenschlich wirkendes Geheul. Willi zuckte zusammen, Zora griff nach der Armbrust an der Wand. Im Eingang stand der Bauer, der keiner mehr war, und starrte auf den Emmentaler, der noch keiner war. Der Mann hatte das Bolzenschussgerät dabei. Sein Gesicht war röter als am Nachmittag, als ihn Willi Häfeli in der Badeanstalt gesehen hatte. Kurz nach dem Mord an der Journalistin. Ihre Handtasche war das Einzige, was Willi dabei hatte. Fieberhaft suchte er nach etwas, was er zur Verteidigung benutzen konnte. Er griff nach dem Apfel und warf ihn dem Bauer an den Kopf. Gleichzeitig hatte Zora die Armbrust gespannt, den Pfeil aufgelegt, gezielt und abgedrückt. Das Geschoss durchbohrte die Frucht, kurz bevor sie auf der Stirn aufprallte, die Pfeilspitze trat auf der anderen Seite wieder heraus und drang in den Schädel des Bauern ein, der mit stierem Blick auf den Boden sank. Zora Blindenbacher schaltete das Fliessband aus. ■

BILD: ZVG

Michael Herzig lebt in Zürich. Für seinen Kriminalroman «Töte deinen Nächsten» erhielt er 2012 die Auszeichnung für herausragende literarische Neuerscheinungen des Kantons Zürich. Im März 2014 erschien sein vierter Roman «Frauen hassen» im GrafitVerlag Dortmund.

«Frauen hassen» Die Zürcher Revierdetektivin Johanna di Napoli versucht gerade, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Dann wird sie für einen verdeckten Einsatz nach Deutschland geschickt. Ausgerechnet di Napoli soll einem im Rockermilieu ermittelnden Beamten als Rockerbraut zu mehr Glaubwürdigkeit verhelfen. Der Einsatz endet in einem Fiasko. Grafit-Verlag, 347 Seiten, 29.90 CHF.

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Shining Der nackte Ort Jahr für Jahr wird Zürs am Arlberg zur Kulisse – und erzählt dann umso mehr über uns. Der Fotograf Robert Beyer hat hingeschaut: Seine Serie «Shining» dokumentiert zwei Stunden eines Sommerschlafes.

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Seite 20 «Je näher ich kam, desto beklemmender wurde die Atmosphäre»: Fotograf Robert Beyer. Seite 21 links Vor dieser Kulisse kann jeder seinen eigenen Film spielen lassen. Seite 21 rechts Was macht das Wesen eines Ortes aus?

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Seite 22 Nackt und ungeschminkt: Der «Ursprungsort des alpinen Wintersports». Seite 23 Die Welt ist gebaut, auch in der vermeintlichen Wildnis.

VON AMIR ALI

Er hat sich ausgezogen. Nackt und ungeschminkt liegt er vor uns, und jede Narbe ist zu sehen. Recht so, schliesslich ist es Sommer. Und wer, wenn nicht ein Wintersportort wie Zürs am Arlberg hat es verdient, im Sommer alle Hüllen fallen zu lassen. Der Täuschung überdrüssig, die er den Winter hindurch aufrechterhalten muss, wenn es die Leute gesellig haben wollen und lustig. Orte wie Zürs sind gebaut für: Frühbucherrabatt, Halligalli, Après-Ski. Schneehäschen, Kleiner Feigling, Ich bin der Anton aus Tirol. Und dann ist es Sommer. Alle sind weg, und all die kleinen Hässlichkeiten, die sonst unter der Oberfläche verschwinden, kommen zum Vorschein. Es war ein Julitag, als der Fotograf Robert Beyer am Arlberg wanderte. Er kam über die letzte Anhöhe, sah im Tal unten die Ortschaft und hoffte auf etwas Kühles zu trinken. Doch: «Je näher ich kam, desto beklemmender wurde die Atmosphäre», erinnert sich Beyer. Er trat ein in einen Ort gespenstischer Leere und Stille. Während er auf das Postauto wartete, traf er keinen Menschen. Beyer holte die Hasselblad aus dem Rucksack, der die Bilder ihr quadratisches Format verdanken, und schoss drauflos. Normalerweise suchen Fotografen nach Ereignissen, nach Action – und ein Bild, auf dem keine Menschen zu sehen sind, gilt auf den Redaktionen als «schwierig». Paradoxerweise, sagt Beyer, sei es ihm weder vorher noch nachher je gelungen, in so kurzer Zeit eine Fotoreportage zu machen: Seine Serie «Shining» dokumentiert zwei Stunden eines Sommerschlafes und entlarvt den Ort als nackte Infrastruktur. Dabei ging es ihm gar nicht darum. «Ich will nicht anklagen», hält Beyer fest. Er habe im lebensentleerten Zürs sogar eine Romantik ausgemacht. «Klar sind das menschliche Eingriffe in die Natur, und in dieser Leere wirken sie noch einschneidender. Aber gerade weil keine Menschen da sind, wird diese menschengemachte Umgebung wieder zu einem Naturraum.» Was macht das Wesen eines Ortes aus? Topografie, Vegetation und Bauten? Oder das Leben, mit dem die Menschen diesen Rahmen füllen? Und: Wenn keiner da ist, um von dieser gebauten oder natürlichen Umgebung geprägt zu werden: Gibt es diesen Ort dann überhaupt? Sicher ist: Jene, die Zürs geplant und über die Jahrzehnte vom kleinen Bauernweiler zum «Ursprungsort des alpinen Wintersports» umgebaut

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haben, rechneten mit Menschen. Menschen, die diese Chalets nachempfundenen Hotels und Pensionen bewohnen; für die bei Strolz – eine Conditorei? – Feines ausliegt; die spätnachmittags durch die Hauptstrasse gehen mit dem Robotergang, den einem die Skischuhe aufdrängen. Derart entvölkert aber zeigt der Ort sein eigenes Wesen. So wie man eine vertraute Person ganz anders sieht, wenn sie auf einmal still dasitzt und sich unbeobachtet glaubt. Der Kran liegt bereit zum Aufbau, die Verkleidungen und Verschalungen sind schon ab, die Kabel kommen aus der Strasse und das Hirschgeweih wartet auf dem Treppenabsatz darauf, wieder an den Schädel geklebt zu werden. Ohne das Spektakel, das unsere Aufmerksamkeit auf dieser Bühne absorbiert, offenbart sich das Künstliche, das der Zivilisation anhaftet: Unsere Welt ist gebaut, auch hier oben in der vermeintlichen Wildnis. Was ist echt, was Kulisse? In diesem Zwischenraum ohne Gewissheit ist Platz für Träume und Alpträume. Das stumme Bühnenbild nimmt alles an, was wir darauf projizieren. Vor dieser Kulisse kann jeder seinen eigenen Film spielen lassen. «Alles scheint normal, aber irgendetwas stimmt nicht», beschreibt Fotograf Beyer das Gefühl, das ihn im Geisterort beschlich. Daher der Name für die Bildserie: «Shining», angelehnt an den Roman von Stephen King. Wer die Verfilmung gesehen hat, kann es sich lebhaft vorstellen: Gleich stürmt Jack Nicholson aus dem Robinson Club Alpenrose, die Axt in der Hand. Vielleicht hat er gerade den Krantransporteur umgebracht und den Elektriker, der bei Strolz auf der Leiter stand und die automatische Schiebetür reparierte. Hier oben wünscht man sich den Winter zurück. Damit dieser Ort, der Sommer für Sommer stirbt, auferstehen und sich ankleiden kann. ■

Der Fotograf: Robert Beyer, Jahrgang 1979, lebt in Bern und Berlin. Aktuell arbeitet er an der Portrait-Serie «Schwule Arbeit», die homosexuelle Männer an ihrem Arbeitsplatz zeigt. Beyers Band «Fahrtenschwimmer» wurde am Kassel Fotobuch Festival ausgezeichnet. SURPRISE 329/14


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Seite 24 oben Hier oben w端nscht man sich rasch den Winter zur端ck. Seite 24 unten Der Kran liegt bereit zum Aufbau, die Verschalungen sind ab. Seite 25 Sommerschlaf: Z端rs im Juli.

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Verkäuferporträt «Berndeutsch ist eine schwere Sprache» Nach einer jahrelangen Odyssee durch den Nahen Osten landete Negussie Weldai (56) in der Schweiz. Für Surprise hat der Strassenverkäufer seinen Alltag fotografiert. Kaffee am Morgen: «Es ist nicht einfach, mit drei anderen Männern zu wohnen.»

AUFGEZEICHNET VON AMIR ALI

«Die Fotografie hat einst eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt: In der sudanesischen Hauptstadt Khartoum, wohin ich aus meiner Heimat Eritrea geflohen bin, verdiente ich meinen Lebensunterhalt mit einem Fotostudio. Ich machte vor allem Passfotos, die saudische Botschaft war ganz in der Nähe. Das Geschäft lief gut – zu gut. Es gab Leute, die mich zu beneiden begannen. Irgendwann wurde es zu gefährlich, und ich zog weiter nach Libyen, Syrien und in den Libanon. Als ich in Beirut wegen Problemen mit meiner Aufenthaltsbewilligung verhaftet und nach Eritrea abgeschoben wurde, wusste ich, dass ich nach Europa musste, um wirklich sicher zu sein. Ursprünglich floh ich aus meiner Heimat, weil ich mich als Teenager der Revolution Army angeschlossen hatte. Eritrea war damals von der UNO Äthiopien zugesprochen worden, und wir kämpften für die Unabhängigkeit. Irgendwann geriet ich aber zwischen die Fronten eines Zwistes innerhalb der Opposition, und meine eigenen Leute steckten mich ins Gefängnis. Schliesslich kam ich 2010 in die Schweiz. Meine Frau ist immer noch im Sudan. Ich kann sie erst zu mir holen, wenn mein Status geregelt ist. Ich warte seit viereinhalb Jahren auf den Entscheid der Behörden. Mit dem Ausweis N kann ich keiner geregelten Arbeit nachgehen. Ich kann keine Wohnung mieten und lebe mit drei anderen Asylbewerbern in einer Wohnung, die uns das Amt zugewiesen hat. Das ist nicht immer einfach: Der eine will früh schlafen, der andere Musik hören, der dritte hat Besuch – viel Konfliktpotenzial also. Am Sonntag gehe ich immer in die Kirche. Beim Berner Rathaus stellt die italienische Kirche uns Eritreisch-Orthodoxen einen Raum zur Verfügung. Dort beten wir und treffen uns. Die Religion ist ein wichtiger Teil unserer Kultur. Während der Jahre, die ich in arabischen Ländern lebte, hatte ich als Christ zwar nie Probleme – aber schlicht und einfach keine Zeit für den Gottesdienst. Man muss dort sehr viel arbeiten, um zu überleben. In der Schweiz darf ich nicht arbeiten. Dafür habe ich Zeit. Also gehe ich zur Kirche und besuche Kurse. Was soll ich denn sonst – zuhause schlafen? In einem Integrationsangebot habe ich gelernt, mit dem Computer umzugehen. Ich nutze ihn vor allem zum Kommunizieren, via Email und Skype. Vier Mal die Woche lerne ich Deutsch in der Autonomen Schule Bern, einmal die Woche Berndeutsch. Das ist eine sehr schwere Sprache, aber mein Lieblingswort ist ‹Grüessech›. An meinem Verkaufsort auf der ‹Welle›, der Überführung am Bahnhof Bern, ist immer viel los. Die Leute sind meist in Eile, müssen auf einen Zug oder zur Arbeit. Ich habe einige Stammkunden, die nehmen sich hin und wieder ein paar Minuten Zeit für einen Schwatz. Wenn ich länger weg war, fragen sie, ob ich krank gewesen sei und wie es mir geht. Dann lache ich und beruhige sie, dass ich einfach nur Ferien hatte. Man muss ja nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen.» ■

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Am Verkaufsplatz in Bern: «Ich bin jeden Tag von 9 bis 11 Uhr und von 16 bis 19 Uhr auf der Welle.»

Feierabend: «Nach der Arbeit kaufe ich noch rasch ein, bevor ich nach Hause gehe.»

Hefte abholen im Surprise-Büro: «Mit dem N-Ausweis kann ich keiner geregelten Arbeit nachgehen.» SURPRISE 329/14


BILDER: NEGUSSIE WELDAI

«Die Autonome Schule ist für mich ein sehr wichtiger Ort. Hier lerne ich Deutsch und treffe Leute.»

«Ich habe Freunde in vielen Ländern Europas, und manchmal feiern wir regelrechte Skype-Partys.»

Im Gottesdienst: «Religion ist sehr wichtig in unserer Kultur.»

«Früher kämpfte ich für die Unabhängigkeit Eritreas, heute feiern wir sie immer am 24. Mai.»

«Mein Arbeitsweg»: Blick aus dem Zug von Belp nach Bern.

«Einmal im Monat haben wir Messe in Bremgarten.»

«Ich habe seit meiner Jugend nicht mehr Fussball gespielt – und am Turnier in Luzern gleich ein Tor geschossen.»

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Kreuzworträtsel 1. Preis: Eine Surprise-Tasche mit Strandtuch 2. Preis: Ein Strandtuch 3. Preis: Eine Surprise-Tasche

Finden Sie das Lösungswort und schicken Sie es per Post oder E-Mail an: SURPRISE Strassenmagazin, Redaktion, Spalentorweg 20, 4051 Basel oder redaktion@vereinsurprise.ch

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer! Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, welche/n Verkäufer/in Sie an dieser Stelle sehen möchten: Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4051 Basel, F +41 (0)61 564 90 99, redaktion@vereinsurprise.ch

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BILD: ZVG

Einsendeschluss ist der 24. Juli. Viel Glück!

Starverkäuferin Seynab Ali Isse Martina Geiser schreibt: «Seynab Ali Isse ist meine Starverkäuferin. Sie hat mit ihrer wunderbaren, ansteckenden Ausstrahlung die Fähigkeit, den Winterthurerinnen und Winterthurern, die nach einem harten Arbeitstag nach Hause gehen, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ihre Geschichte, ihre Fröhlichkeit und Stärke beeindrucken mich zutiefst.»

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Sudoku Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 × 3-Blöcke nur ein Mal vorkommen.

Mittelschwer!

Die 25 positiven Firmen Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

01

Lions Club, Zürich Seefeld

02

Schweizerisches Tropen- und Public HealthInstitut, Basel

03

VXL Gestaltung und Werbung AG, Binningen

04

Scherrer & Partner GmbH, Basel

05

Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

06

Velo-Oase Erwin Bestgen, Baar

07

Bruno Jakob Organisations-Beratung, Pfäffikon SZ

08

Balz Amrein Architektur, Zürich

09

Supercomputing Systems AG, Zürich

10

Kultur-Werkstatt – dem Leben Gestalt geben, Wil SG

Teuflisch schwer!

11

Schluep Degen Rechtsanwälte, Bern

12

Anyweb AG, Zürich

13

A. Reusser Bau GmbH, Recherswil

14

Verlag Intakt Records, Zürich

15

Hotel Basel, Basel

16

Homegate AG, Zürich

17

Balcart AG, Therwil

18

Arbeitssicherheit Zehnder GmbH, Ottenbach

19

applied acoustics GmbH, Gelterkinden

20

Privat-Pflege, Hedi Hauswirth, Oetwil am See

21

Hofstetter Holding AG, Bern

22

Bachema AG, Schlieren

23

fast4meter Bern, Storytelling & Moderation

24

Fischer & Partner Immobilien AG, Otelfingen

25

Oechslin Architektur GmbH, Zollikerberg

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

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SurPlus – eine Chance für alle! Werden Sie Gotte oder Götti bei SurPlus Surprise kümmert sich um Menschen, die weniger Glück im Leben hatten. Menschen, die kaum Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise überwinden sie ihre soziale Isolation. Ihr Alltag bekommt wieder Struktur und mehr Sinn. Sie gewinnen neue Selbstachtung und erarbeiten sich aus eigener Kraft einen kleinen Verdienst. Das verdient Respekt und Unterstützung. Das Spezialprogramm SurPlus ist ein niederschwelliges Begleitprogramm für ausgewählte Surprise-Verkaufende, die regelmässig das Strassenmagazin

verkaufen und hauptsächlich vom Heftverkauf leben. Diese Verkaufenden erhalten nur geringe soziale Ergänzungsleistungen und werden im Programm SurPlus gezielt vom Verein Surprise unterstützt: Sie sind sozial abgesichert (Ferien, Krankheit, Nahverkehrsabonnement) und werden bei Problemen im oft schwierigen Alltag begleitet. Mit einer Patenschaft leisten Sie einen wesentlichen Beitrag für die soziale Absicherung der Verkaufenden und ermöglichen ihnen, sich aus eigener Kraft einen Verdienst zu erarbeiten. Vielen Dank für Ihr Engagement!

Elsa Fasil Bern

Kostana Barbul St. Gallen

René Senn Zürich

Marlis Dietiker Olten

Negasi Garahassie Winterthur

Josiane Graner Basel

Wolfgang Kreibich Basel

Tatjana Georgievska Basel

Bob Ekoevi Koulekpato, Basel

Anja Uehlinger Baden

Ralf Rohr Zürich

Emsuda Loffredo-Cular Basel

Fatima Keranovic Basel

Ja, ich werde Gotte/Götti und unterstütze das SurPlus-Programm von Surprise! 1 Jahr: 6000 Franken

1/2 Jahr: 3000 Franken

1/4 Jahr: 1500 Franken

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1 Monat: 500 Franken

329/14 Talon bitte senden oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, 4051 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch, PC-Konto 12-551455-3

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Surprise ist: Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit. Surprise hilft bei der Integration in den Arbeitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsituation, bei den ersten Schritten raus aus der Schuldenfalle und entlastet so die Schweizer Sozialwerke.

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.) Gönner-Abo für CHF 260.–

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Benachteiligung betroffenen Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellung für soziale Gerechtigkeit. Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinende Strassenmagazin Surprise heraus. Dieses wird von einer professionellen Redaktion produziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illustratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Rund dreihundert Menschen in der deutschen Schweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur, verdienen eigenes Geld und gewinnen neues Selbstvertrauen.

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport. In der Surprise Strassenfussball-Liga trainieren und spielen Teams aus der ganzen deutschen Schweiz regelmässig Fussball und kämpfen um den Schweizermeister-Titel sowie um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften für sozial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Chor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Kontakte, Glücksmomente und Erfolgserlebnisse für Menschen, denen der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Finanzierung, Organisation und internationale Vernetzung Surprise ist unabhängig und erhält keine staatlichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle anderen Angebote wie die Betreuung der Verkaufenden, die Sportund Kulturprogramme ist Surprise auf Spenden, auf Sponsoren und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte soziale Institution. Die Geschäfte werden vom Verein Surprise geführt. Surprise ist führendes Mitglied des Internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glasgow, Schottland. Derzeit gehören dem Verband über 100 Strassenzeitungen in 40 Ländern an.

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Herausgeber Verein Surprise, Spalentorweg 20, 4051 Basel www.vereinsurprise.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Do T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 info@vereinsurprise.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@vereinsurprise.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Amir Ali und Mena Kost (Heftverantwortliche), Florian Blumer, Diana Frei redaktion@vereinsurprise.ch leserbriefe@vereinsurprise.ch Ständige Mitarbeit Rosmarie Anzenberger (Korrektorat), Rahel Nicole Eisenring, Shpresa Jashari, Carlo Knöpfel, Melanie Kobler (Grafik), Yvonne Kunz, Stephan Pörtner, Milena Schärer, Isabella Seemann, Priska Wenger, Tom Wiederkehr, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Robert Beyer, Annette Boutellier, Tanja Buchser, Michael Herzig, Andrea Hunziker, Bruno Kissling, Patrick Lüthy, Flavia Schaub Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 17 450, Abonnemente CHF 189, 24 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 50 Svenja von Gierke

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83 Thomas Ebinger, Anette Metzner, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, zuerich@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Andrea Blaser, Alfred Maurer, Bruno Schäfer, Pappelweg 21, 3013 Bern, bern@vereinsurprise.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40, F +41 61 564 90 99 Paloma Selma, p.selma@vereinsurprise.ch Strassensport T +41 61 564 90 10 Lavinia Biert (Leitung), Olivier Joliat (Medien), David Möller (Sportcoach) l.biert@vereinsurprise.ch, www.strassensport.ch Vereinspräsident Peter Aebersold

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

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auch g u e N msta a S am

Nehmen Sie an einem «Sozialen Stadtrundgang» teil! Erleben Sie Basel aus einer neuen Perspektive! Tour 1: Konfliktzone Bahnhof – vom Piss-Pass zur Wärmestube. Samstag, 12. Juli 2014 um 9 Uhr. Tour 2: Kleinbasel – vom Notschlafplatz zur Kleiderkammer. Samstag, 19. Juli 2014 um 9 Uhr. Tour 3: Kleinbasel – von der Sozialhilfe zur Selbsthilfe. Dienstag, 15. Juli und Samstag, 26. Juli um 9.30 Uhr.

Anmeldungen unter rundgang@vereinsurprise.ch oder 061 564 90 40. Weitere Infos unter www.vereinsurprise.ch/stadtrundgang


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