Surprise 380

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Nr. 380 | 29. Juli bis 11. August 2016 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.

Kauft e h keiner

Surprise Special Wie wir uns selbst überraschen


Surprise = Ãœberraschung Richtig oder falsch?

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Titelbild: Philipp Baer

Editorial Die Rahmenbedingungen der Überraschung BILD: WOMM

Manifesta-11-Kurator Christian Jankowski besuchte uns im April auf einem unserer Sozialen Stadtrundgänge in Zürich. Danach setzten wir uns zusammen und besprachen Ideen für eine mögliche Zusammenarbeit. Wir redeten dabei über die Bedingungen, unter denen dieses Heft entsteht, und hinsichtlich unseres Namens Surprise über die Frage, inwiefern in diesem Rahmen Überraschungen möglich und erwünscht sind. Dabei inspirierte uns Jankowski zu einer Selbstbefragung, die mit seinem Vorschlag ihren Anfang nahm: «Tragt doch mal eure Rahmenbedingungen zusammen. Die Rahmenbedingungen der Überraschung sozusagen.» Im Rahmen der Kunstbiennale Manifesta 11, die derzeit in Zürich läuft, haben unter dem Titel «What People Do For Money: Some Joint Ventures» 30 Kunstschaffende DIANA FREI aus aller Welt mit Zürcher Berufsleuten zusammengearbeitet. Wir haben nun unse- REDAKTORIN rerseits ein Joint Venture – eine grosse Kooperation – zwischen Christian Jankowski, unseren Verkaufenden auf der Strasse und den Leserinnen und Lesern zustande kommen lassen. Und erstmals bieten wir eine Innensicht unseres Magazins und unserer Institution, in der wir unter anderem einige Schwierigkeiten offenlegen, die uns unsere Rahmenbedingungen bei der Arbeit bereiten. Das vorliegende Heft ist daher auch ein Stück Selbstentblössung. Wir fordern Sie damit vielleicht heraus, indem wir die eine oder andere ungewohnte Reaktion auslösen. Dass das Heft anders aussieht als normalerweise, kann Sie empören oder freuen – wir wissen es nicht. Natürlich ging es im Gespräch mit Christian Jankowski nicht nur um die Frage nach dem gegebenen Rahmen, sondern auch darum, wie man ihn sprengt. Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben uns genau dabei geholfen und uns einiges geschenkt. Um zu erfahren, was genau, müssen Sie das Heft allerdings umdrehen. Wir bedanken uns diesmal nicht nur fürs Lesen, sondern auch fürs Mitmachen und für die regelmässigen Reaktionen das ganze Jahr über, die uns ebenfalls immer wieder ein Stück Rahmen vorgeben. Den wir trotzdem ab und zu aufbrechen. Herzlich Diana Frei

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3 oder vereinsurprise.ch/spenden-surprise Ihre Meinung! Wir sind gespannt auf Ihre Kritik, Ihr Lob oder Ihre Anmerkungen. Schreiben Sie uns! Auf leserbriefe@strassenmagazin.ch oder an Verein Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20, 4051 Basel. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt, die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion trifft eine Auswahl und behält sich vor, Briefe zu kürzen. Oder diskutieren Sie mit uns auf www.facebook.com/vereinsurprise SURPRISE 380/16

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BILD: LUCIAN HUNZIKER

Surprise und sein Rahmen 4

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I. Selbstbild «Geschichten von der Strasse, über die Strasse und für die Strasse» Wir Redaktorinnen und Redaktoren machen unsere Arbeit, damit unsere Verkäuferinnen und Verkäufer auch welche haben. Aber eigentlich wollen wir noch viel mehr. Auszüge aus der Diskussion um ein redaktionelles Leitbild. VON AMIR ALI, DIANA FREI UND SARA WINTER SAYILIR

«Surprise ist kein Menü Surprise. Es werden keine belanglosen Geschichten als blosse Überraschung aufgetischt.» «Surprise soll ein gutes Produkt sein, das ein breites Publikum anspricht und gerne gelesen wird. Wir wollen uns nicht nur an Leserinnen und Leser wenden, die sich explizit für soziale Themen interessieren, sondern auch an die anderen.»

«Wir stellen gerne Fragen.» «Surprise ist das Strassenmagazin für die Deutsche Schweiz. Unsere Daseinsberechtigung ist: Menschen, die von gesellschaftlicher Ausgrenzung aller Art betroffen sind, erzielen mit dem Verkauf des Magazins ein Einkommen.» «Das Strassenmagazin berichtet unabhängig und kritisch über Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur. Ein besonderer und wiederkehrender Fokus liegt auf Geschichten von der Strasse, über die Strasse und für die Strasse. Das heisst: In politischen und wirtschaftlichen Fragen richten wir den Fokus auf den Teil der Gesellschaft, dem die Macht nicht in die Hand gegeben wurde, dessen Blick auf den Alltag und die Bedürfnisse der Menschen aber ebenfalls zur Gemeinschaft beiträgt. Im Bereich der Kultur ist uns der Blick auf Ideen wichtig, die sich noch nicht unbedingt etabliert haben. Die Strasse steht aber auch ganz konkret für sich selbst: als der Ort, an dem unsere Verkaufenden das Heft anbieten. Und als Ort, den Menschen jeglicher Herkunft und Couleur sich teilen, wo sie sich begegnen und so Gesellschaft erst entsteht.»

«Was macht den Menschen aus? Was soll ihn ausmachen?» «Das Strassenmagazin hat das Ziel, beständig wahrnehmbarer, wirkungs- und gehaltvoller zu werden. Wir glauben daran, dass Journalismus die Menschen – und mit ihnen die Welt – verändern kann.» «Das Strassenmagazin ist Mitglied des International Network of Street Papers (INSP) und versteht sich als Teil eines aktiven, weltweiten Handlungs- und Informationsnetzwerks.» SURPRISE 380/16

«Wer sind die Mächtigen, wer die Ohnmächtigen?» «In den letzten Jahrzehnten ist die Medienkonzentration in der Schweiz immer grösser geworden. Das heisst: Im Zuge der immer wirtschaftlicheren Ausrichtung vieler Verlage und unter dem Druck der Inserateverluste ist die Medienvielfalt geschrumpft. Grosse Verlage kaufen kleine Zeitungen auf. Zeitungen und Zeitschriften sind zu Produkten in einem kommerziell ausgerichteten Verlagssortiment geworden. Unser Heft ist nicht bloss Produkt, sondern ein Anliegen. Das Anliegen einer solidarischen Gesellschaft ohne Ausgrenzung.» «In Zeiten der Medienkonzentration sehen wir uns mehr denn je als wichtige, unabhängige Stimme, die dank eines hohen Eigenfinanzierungsgrads weder einem wirtschaftlichen noch einem politischen Diktat unterworfen ist.»

«Was ist eine gerechte Gesellschaft?» «Die Medien sind ein grundlegender Pfeiler für die Demokratie. Sie haben eine klare Rolle: Sie gelten in einer demokratischen Gesellschaft als vierte Gewalt neben Legislative, Judikative und Exekutive und haben die Aufgabe, Machtverhältnisse zu hinterfragen. Sie sind eine gesellschaftliche Kontrollinstanz. Sie gewährleisten, dass die Demokratie funktioniert, indem sie nachfragen und hinterfragen.» «Machtverhältnisse zu hinterfragen heisst, die Gesellschaft, unser Leben zu beobachten und zu kommentieren, und zwar über die ganze Bandbreite. Es heisst genauso, Wirtschaftssysteme infrage zu stellen wie Kultur als Wert in einer Gesellschaft zu pflegen, in der sich der Leistungsgedanke durch alle Bereiche des Lebens zieht. Hier wollen wir gegensteuern, weil dies mit ein Grund ist, wieso einige Menschen durch alle sozialen Netze fallen.»

«Wie sieht das Leben aus, in dem das Menschsein möglich ist?» 5


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SURPRISE 380/16 BILD: ISTOCKPHOTO


II. Selbstbefragung «Machst du mir ein schönes Katzencover?» Wir haben uns mit unseren Grafikern zusammengesetzt und uns gefragt: Können wir überraschen? Diese Frage hat schnell zur nächsten geführt: Wollen wir das überhaupt? Eine Blattkritik und Selbstbefragung.

MELANIE KOBLER (WOMM, GRAFIK-AGENTUR VON SURPRISE)

nicht darum, mit einem Uhrenmagazin gleichzuziehen. Wir müssen eine andere Sprache sprechen. Deshalb will das, was wir hier machen, kein Design sein. Es geht um die Inhalte.

Diana Frei, Redaktion: Wieso sieht Surprise aus, wie es aussieht? Rein optisch überrascht es wohl gar nicht. Lucas Mösch, Grafik: Das klar strukturierte Konzept ist unter klaren Zeit- und Budget-Vorgaben entstanden. Die Zeit, die zur Verfügung steht, um zu gestalten und Typografie zu machen, ist sehr überschaubar. Deshalb ist das Gestaltungskonzept immer gleich, ganz konsequent. Das kann man als streng interpretieren. Aber es ist eine klare Entscheidung für die Inhalte und gegen allzu viel Schnickschnack und eine Scheiaweia-Gestaltung.

Wieso streiten wir im gemeinsamen Entscheidungsprozess immer am meisten über das Cover? Mösch: Der Griff zum Magazin läuft über das Cover. Und über die Marke, den Brand. Wenn ich ein Informationsmagazin habe, reicht es vielleicht, dass Spiegel draufsteht. Aber grundsätzlich sind die Bedingungen für ein Cover klar abgesteckt. Bei den allermeisten Magazinen geht es um gutaussehende, sexy Menschen, das sind billige Dinge, die letzten

VON DIANA FREI (REDAKTION), LUCAS MÖSCH UND

Was ist das Erste, das euch ins Auge springt, Sollten wir möglichst nicht überraschen? Sondern das Gegenteil tun: wenn ihr ein Heft anschaut? Erwartungen erfüllen? Melanie Kobler, Grafik: Generell spielt das Bild einen ganz wichtigen Part in der EntscheiEndes am besten funktionieren. Das wollen wir nicht. Surprise will etdung, ob ich etwas lese oder nicht. Die guten Hefte sind die, bei dem was anderes. Aber das Grundprinzip des Plakativen müssen wir letzten man die Bilder konsequent gelayoutet hat. Das heisst: Klarheit und KonEndes auch befolgen, weil das Heft auf der Strasse verkauft wird und die sequenz im Umgang mit allem Material, das man hat. Leute daran vorbeilaufen. Der Anspruch muss sein, dass das Cover möglichst klar und möglichst schnell erkennbar ist. Konsequent sein heisst: eine Sache durchziehen. Welche ÜberzeuKobler: Der Aufwand für ein Magazincover ist in aller Regel sehr hoch. gung, welchen Gedanken müssen wir durchziehen? Da wird bei anderen viel investiert und auch inszeniert. Das ist eine Mösch: Es ist eine Haltung, die man durchziehen muss: dass wir immer Grundschwierigkeit, die auch wieder mit dem Budget zu tun hat und daganz einfach sind, aber die Einfachheit auch schön einsetzen. Dass man mit, was Surprise will und soll, wie es produziert und verkauft wird. Das die Einfachheit dafür nutzt, um etwas zu machen, das sagt: Das ist die Plakative bekommen wir sehr selten hin mit unseren RahmenbedinStimme von unten. Die Grafik versucht das nicht spannender zu magungen. chen, als es an sich schon ist. Wir sind ein Strassenmagazin. Es geht SURPRISE 380/16

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Wenn wir als Redaktoren versuchen, etwas Überraschendes einzubauen, findet ihr es schnell einfach unruhig. Mösch: Diesem Heft liegt eine Vermassung zugrunde. Es gibt für jeden Inhalt einen Rahmen. Wenn man diesen Rahmen, diese Vermassung beibehält, hat man unendlich viele Möglichkeiten, um damit zu spielen. Aber man darf nicht mit der Gestaltung etwas zu kompensieren versuchen, das man im Inhalt vielleicht nicht hingekriegt hat. Auf der Redaktion werden wir oft darauf gestossen, dass wir Surprise heissen. Meistens wird es uns als Lob von Lesern zugetragen: Surprise ist so überraschend. Aber wir haben einen klar abgesteckten Rahmen: Schwerpunkt auf sozialen Themen, keine nackte Haut und keine Waffen im Bild, keine Provokation, keine moralischen Grenzen austesten. Wenn wir diesen Rahmen verlassen, bekommen wir oft wenig erfreute Rückmeldungen. Insofern finde ich nicht, dass wir sehr überraschend sein können. Wie geht es euch da? Kobler: Für mich geht es schon darum, dass ihr mit dem Inhalt überrascht. Mit Themen, die sich sonst niemand anzuschneiden traut. Mösch: Ich finde, Surprise bedeutete noch nie Überraschung im üblichen Sinn. Das Überraschende an Surprise ist, dass die Leute, über die wir schreiben, eben gar nicht so anders sind als wir. Dass man über unser Heft in eine Gesellschaftsschicht hineinsieht und Geschichten von Leuten liest, zu denen man vielleicht sonst keinen richtigen Zugang hat, die einem aber gar nicht so fremd wären. Es ist eine der Grundaufgaben des Magazins, eine Welt der Schweiz aufzuzeigen, an der man täglich vorbeiläuft und über die man doch nicht viel weiss. Ich glaube, wir wissen unter anderem auch wegen Surprise unterdessen als Gesellschaft sehr viel mehr darüber, wie das Leben hinter dem Bahnhof aussieht. Hier gibt es ganz viele Überraschungen. Surprise ist nicht das grosse Geburtstagsgeschenk. Es sind die kleinen Geschichten. Kobler: Ich habe nie verstanden, wieso dieses Magazin Surprise heisst. Ich finde, es ist ein wahnsinnig schwieriger Name.

Dieses Cover finden die Grafiker gut. Die Verkaufenden nicht unbedingt.

Das finde ich auch. Der Titel macht keine Die Frage «Wo schauen wir als Erstes wie hin?» hat eine perverse klare Ansage, was genau in dieses Heft reinkommen soll. Wenn das Heft Fokus heissen Komponente. Wie muss ein menschliches Gesicht aussehen, damit es würde, würde man wahrscheinlich automadie Mehrheit als attraktiv empfindet? tisch eine andere Themenplanung machen. Auch gibt das Wort Surprise einem latent die fassbar sein sollen. Ich würde oft andere Entscheidungen treffen, wenn Vorstellung mit auf den Weg, man müsse überraschen. Dabei haben es mich selbst ansprechen sollte. Aber ich bin nicht die Mehrheit. SurÜberraschungen im landläufigen Sinn schnell etwas wahnsinnig prise ist ein wichtiges Projekt. Wir machen ein Heft, das das EinkomLangweiliges an sich. Jedenfalls kommen einem zum Stichwort men der Verkäufer gewährleisten soll. Wir können nicht nach dem Überraschung auf Anhieb fast nur Klischees in den Sinn. eigenen Geschmack gehen. Wir müssen alles, was wir wissen, dafür Mösch: Als Begriff versteht das ja jeder anders. Wir können nicht als einsetzen, dass das Resultat möglichst ideal ist. Wir müssen immer den Vorgabe nehmen: Wir wollen mit jedem Heft überraschen. Das wäre sicheren Weg wählen. nicht machbar, weil man nie alle überraschen kann. Es gibt ein grafisches Element, das mir besonders gefällt. Dieser Kreis oder Stern – oder auch mal ein Herz – auf dem Titel, mit dem man zum Beispiel Sonderhefte bewirbt. Der heisst Störer. Stören, das bedeutet auch: eine Reaktion auslösen, ähnlich wie überraschen. Nur verstehe ich nicht, wieso der Störer eine ganz bestimmte Grösse haben muss und an einem ganz bestimmten Ort sein muss, wenn er doch einfach stören soll. Mösch: Das sind gestalterische Grundregeln. Es geht immer nur darum, Gestaltungselemente so einzusetzen, dass die Leser durch den Inhalt geleitet werden. Das sind erwiesene Erfahrungswerte. Wie schauen Menschen Dinge an? Wie erfassen Menschen Dinge? Das ist komplett ausgetestet. Aber auch komplett unterschiedlich. Mösch: Natürlich. Man richtet sich nach einer Mehrheit. Wir gestalten Inhalte, die für eine Mehrheit von Leuten möglichst gut und schnell er-

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Das heisst, wir sollten möglichst nicht überraschen. Sondern das Gegenteil tun: Erwartungen erfüllen. Mösch: All die Frauenzeitschriften und Beautymagazine funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Aber die Frage «Wo schauen wir als Erstes wie hin?» hat tatsächlich auch eine perverse Komponente. Wie muss ein menschliches Gesicht aussehen, damit es die Mehrheit als attraktiv empfindet? Auch das ist ausgetestet. Das Spiel mit dem Schönheitsideal der Leute ist auch eine schreckliche Angelegenheit. Und man muss auch aufpassen, dass man nicht allzu stark damit arbeitet, sondern nur das Prinzip im Hinterkopf behält. Nehmen wir ein Beispiel: das Heft mit dem Titel «Vermessen», siehe oben. Eine geröntgte Hand gilt eher nicht als attraktiv. Kobler: Das ist kein schlechtes Cover. Es entspricht nicht unseren Schönheitsidealen, nicht den Beautymagazinen. Es macht ganz klar eine Trennung zu all den Kioskmagazinen, und trotzdem ist es plakativ. SURPRISE 380/16


Man muss sich nicht unbedingt darauf einlassen, wie es im Hochkommerz funktioniert.

Wenn sie das Design unserer Zahnpasta ändern, sind wir leicht verunsichert. Das funktioniert bei einem Heft nicht anders.

Wir befürchten bei solchen Coverbildern immer, dass die meisten Verkaufenden es grauenhaft finden, weil sie mit einer Geisterhand auf der Strasse stehen müssen, und der Hintergrund ist erst noch schwarz, was im Gewimmel der Passanten untergeht: eine hauptsächlich intuitive Reaktion, bei der ich finde, man muss sie gelten lassen – egal, was die Regeln der Grafiker dazu sagen. Kobler: Aber nur schöne, wohlwollende Bilder, die von der heilen Welt erzählen, wären auch nicht richtig.

ein bisschen zu kurz kommt. Soziale Problematiken sind aber Themen, die man schwerlich inszenieren kann und die man auch nicht überzeichnen darf. Das ist tatsächlich eine weitere Herausforderung. Ebenso ist es ein No-Go, den Surprise-Schriftzug auszuwechseln. Wir haben es jetzt trotzdem getan. Wieso geht das eigentlich nicht? Mösch: Das ist nicht unbedingt ein No-Go.

Machst du mir einmal ein schönes Katzencover? Mösch: Sofort. Ganz viele, wenn du willst. Kobler: Gibt es denn Studien und Erfahrungswerte, die sagen, dass sich eine geröntgte Hand schlechter verkaufen lässt als Katzenbilder?

Aber wir können als Redaktoren nicht bei jedem Heft verlangen: Wir hätten gern ein anderes Logo. Das ist ja Sinn und Zweck von Corporate Design. Mösch: Letztlich geht es darum, dass man das Magazin immer wieder als Magazin erkennt. Das gewährleistet man am besten, indem man diesen Schriftzug immer gleich macht. Auch das folgt Regeln, wie wir Menschen funktionieren. Wir kaufen immer wieder die gleiche Zahnpasta. Und wir wollen sicher sein, dass es die gleiche Zahnpasta ist, die wir das letzte Mal gekauft haben. Wenn sie das Design unserer Zahnpasta ändern, sind wir leicht verunsichert. Das funktioniert bei einem Heft nicht anders. Das bedeutet aber nicht, dass man das für nicht einmal anders auffassen darf. Aber der Aufwand, etwas Spezielles zu machen, das von der Grundgestaltung des Covers weggeht, ist hoch. Alle müssen sich Gedanken dazu machen, und man muss eine Form dafür finden. Und man muss es auch so umsetzen, dass die Wiedererkennung trotzdem auf eine Art und Weise gewährleistet ist. Das bei jedem Magazin zu machen, wäre ein totaler Irrsinn.

Wir haben Verkaufszahlen pro Ausgabe ausgewiesen, aber Verkaufszahlen sind auch abhängig vom Wetter und der Frage, wie viele Verkäufer aktuell wo auf der Strasse stehen. Man kann sie nicht eindeutig aufs Cover oder auf die Themen zurückführen. Aber Katzenbilder gelten als beliebt, bei den Verkaufenden wie bei den Leserinnen und Lesern. Mösch: Nur passen Katzenbilder meistens inhaltlich nicht zu unseren Themen. Surprise will eine Stimme sein mit einer Thematik, die sonst

Wir haben mit diesem Heft nun auch zu überraschen versucht. Das Risiko, dass das nicht funktioniert, ist gegeben. Was kommt am ehesten raus, wenn eine Überraschung in die Hose geht? Enttäuschung? Peinlichkeit? Dilettantismus? Mösch: Die Folgen sind letztlich überschaubar, wenn man es einmal macht. Man kann nicht wahnsinnig viel verlieren. Aber alle erleben es wahrscheinlich ein bisschen anders. Es gibt sicher Leserinnen und Leser, die dies hier vielleicht absurd, misslungen oder konstruiert finden. ■

Du sagst, wir müssen den Verkaufenden ein Heft in die Hand geben, das sie gut verkaufen können. Aber genau mit dem Cover haben wir oft das Problem, dass ihr in der Gestaltung aus eurer professionellen Sicht recht habt, die Verkäufer mit ihrer Wahrnehmung aber auch recht haben, wenn ihnen unwohl ist mit einem Heft, hinter dem sie nicht stehen können. Mösch: Ich kann mir vorstellen, dass dieses Cover den Verkäufern nicht gefällt und wir es anders machen müssten. Aber die Klarheit, mit der das Bild kommuniziert, stimmt. Das könnte auch ein Katzenbild sein. Aber es müsste ein Katzenbild sein, das nicht im Kuschelkörbchen aufgenommen ist, sondern vor einem pinkfarbenen Hintergrund.

Die Redaktorin hat sich mit den Leuten der Grafikagentur zum Gespräch getroffen. Ein Fotograf war nicht dabei. SURPRISE 380/16

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SPEZIALAUSGABE MIT STÖRER

Überraschend anders Unter welchen Vorgaben ein Surprise entsteht Unmöglich: wieso wir es nie allen recht machen können 10

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Unabhängig: weil kein gewinnorientierter Verlag hinter uns steht

Nr. 380 | 29. Juli bis 11. August 2016 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.


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III. Selbsterkenntnis «Empört!» Viele Leserzuschriften, die wir erhalten, bestätigen uns in unserem Tun. Manche enthalten konstruktive Kritik, was uns freut. Wieder andere machen uns bloss ratlos. Wir drucken hier eine Auswahl ab, während wir uns immer wieder aufs Neue fragen: Inwiefern stecken auch die Leserinnen und Leser unseren Rahmen ab?

ZUSAMMENSTELLUNG: REDAKTION

«Das Cover scheint mir oft zu unscheinbar, zu wenig plakativ, zu kompliziert, zu unruhig.»

Stimmen aus der Leserbefragung Juni 2016 «Vielleicht würde es helfen, dass es mehr kaufen, wenn Ihr mal ein Goodie verteilt, oder mal eine Ausgabe gratis, dass man es kennenlernt? Einfach etwas mehr coole Sachen anbieten oder bewusst machen, weil Surprise viele nicht kennen.»

«Braucht es für den Verkauf so provokative Titelbilder? Manche Titelbilder und der kulturelle Hintergrund vieler Verkäufer stehen in argem Kontrast.» «Ich werde mich erst einlesen, um eine Meinung abgeben zu können.»

«Ich kaufe Surprise selten, weil es zu teuer ist.»

Zuschriften an die Leserbriefadresse

«Manchmal tun mir die Strassenverkäufer leid, ich finde Surprise grundsätzlich falsch. Aber vielleicht täusche ich mich da gewaltig, ich weiss es echt nicht.»

«Empört!» «Ihr Surprise auf Seite 23 finde ich ziemlich geschmacklos. Wenn sich jemand solche Bilder betrachten möchte, dann bitte in einer Ausstellung, aber nicht in einer solchen Zeitschrift! Ich werde vorläufig auf Surprise verzichten!»

«Die Qualität ist sehr gut – aber überhaupt nicht allerweltstauglich. Damit die StrassenverkäuferInnen mehr davon verkaufen können, müsste es reisserischer sein. Die Gestaltung des Magazins dürfte moderner und frecher sein, weniger bieder. Den Preis von sechs Franken finde ich hoch, so kann man nicht noch Trinkgeld geben, und das ist schade.» «Ich kaufe keines, wenn die verkaufende Person am Handy telefoniert, beim Verkaufen raucht oder Militärkleider trägt.»

«Unmoralisch» «Ich habe bis jetzt regelmässig Surprise gekauft, werde das aber nicht mehr tun, weil Sie in Nr. 338 auf Seite 23 das unschöne Bild veröffentlicht haben. Das ist unmoralisch und kann viel schaden.» Die Seite, auf die sich diese Zuschriften beziehen, finden Sie hier (wir hüten uns, sie nochmals abzudrucken):

«Vielleicht ein bisschen mehr über Tiere?» «Ich empfinde den Ton der Beiträge als larmoyant und fixiert auf die Täter-Opfer-Perspektive.» «Allenfalls könnte das Layout (v. a. Titelseite) etwas modernisiert werden (ästhetischer)?» «Wagen Sie das Unwägbare! Denken Sie das Undenkbare! Tun Sie das Nichtmachbare! Ich liebe das schöpferische Chaos, Anarchie, die notwendige Revolution. Immer wieder einmal habe ich im Surprise Ansätze davon gefunden.» «Was ich mich jedes Mal frage, ist Folgendes: Soll ich das Heft im Zug liegen lassen, um Werbung zu machen oder doch lieber wegwerfen?» «Ich bin bürgerlich orientiert und die eher linke Betrachtungsweise bei vielen sozial orientierten Schreibenden trifft oft nicht meine Wahrnehmung. Es gibt auch bürgerliche, auch konservative sozial Engagierte.» «Mich würde interessieren, wie viele Verkäufer das Heft selbst lesen, welches ihre Interessen, Bedürfnisse wären für das Heft? Wieso nicht mal ein Artikel über Haustiere (Hunde)?»

«Tierleichen» Die Kunst symbolisiere mit der Darstellung von Würsten das pralle Leben genauso wie Tod und Zerfall, schreibt Surprise über die Ausstellung «Alles Wurscht oder was?» im Historischen Museum von Luzern. Und übergeht dabei die Tatsache, dass dieses «pralle Leben», genannt Wurst, von Rindern und Schweinen abstammt, die ihr kurzes Leben auf engstem Raum in oft dunkeln Ställen fristen mussten, dann brutal getötet und zerstückelt wurden. Daraufhin verarbeitete der Metzger ihr Fleisch weiter. Er verwendete die Därme von anderen geschlachteten Lebewesen, meist von Schafen aus dem fernen Neuseeland, worin die prall gefüllten Würste entstanden. Millionen dieser Lebens- und Todessymbole wurden 2010 in der Schweiz vertilgt – wie viele Tiere dafür vom Leben in den Tod befördert wurden, weiss ich nicht. Ist ja auch wurscht, nicht wahr? Hauptsache, es gibt Künstler, die mit solchen Tierleichen Kunstwerke konzipieren und sie an einem Festival in Luzern ausstellen können. Was wohl viel einfacher ist, als lebendige Tiere auf Gemälden oder als Skulpturen kunstvoll darzustellen. «Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und denkt, es seien ja nur Tiere», sagte der Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno. Ein Zitat zum Zubeissen … Die Seite, auf die sich diese Zuschrift bezieht, können Sie sich hier ansehen (auf eigene Verantwortung):

«Ich kaufe das Strassenmagazin nur, um die Verkäufer zu unterstützen. Die Inhalte finde ich nur gelegentlich lesenswert.»

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IV. Selbstverständliches Lösungen aus Heft Nr. 379 Mittelschwer

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Teuflisch schwer

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06010031770

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GewinnerInnen Kreuzworträtsel aus Heft Nr. 378 1. Platz Isabelle Wanner, Baden 2. Platz Catherine Kunz, Allschwil Esther Käser, Lützelflüh 3. Platz Hartwig Roth, Solothurn Isabel Fuchs, Basel Irène Neeser-Maibach, Safnern

06010030301

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*gemäss Basic 2008-2. Seite bitte MACH heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration, Spalentorweg 20, 4051 Basel, F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch SURPRISE 380/16

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Die 25 positiven Firmen

Lösungen aus Heft Nr. 379 Lösungswort: PAUSILYPON Die Gewinner werden benachrichtigt.

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J A Q E U Y A E E D A U H K A T B E S J H O C E H P P P A A S N S

Diese Rubrik ruft Firmen und Institutionen auf, soziale Verantwortung zu übernehmen. Einige haben dies schon getan, indem sie dem Strassenmagazin Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Damit helfen sie, Menschen in prekären Lebensumständen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben und sie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zu begleiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? Die Spielregeln sind einfach: 25 Firmen werden jeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jener Betrieb heraus, der am längsten dabei ist.

01

Coop Genossenschaft, Basel

02

Treuhand U. Müller GmbH, Bern

03

Lions Club Zürich-Seefeld, Zürich

04

Supercomputing Systems AG, Zürich

05

Fraumünster Versicherungstreuhand AG, Zürich

06

VXL Gestaltung und Werbung AG, Binningen

07

AnyWeb AG, Zürich

08

A. Reusser Bau GmbH, Recherswil

09

Kreislauf 4+5, Zürich

10

Thommen ASIC-Design, Zürich

11

Proitera Betriebliche Sozialberatung, Basel

12

Kaiser Software GmbH, Bern

13

Hervorragend AG, Bern

14

Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

15

Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

16

Frank Türen AG, Buchs

17

Schweizerisches Tropen- und Public HealthInstitut, Basel

18

Familie Iten-Carr Holding AG, Zug

19

Brother (Schweiz) AG, Dättwil

20

Maya-Recordings, Oberstammheim

21

Velo-Oase, Erwin Bestgen, Baar

22

Imbach Reisen AG, Wanderreisen, Luzern

23

Institut und Praxis Colibri, Murten

24

Scherrer & Partner GmbH, Basel

25

Fischer + Partner Immobilien AG, Otelfingen

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet werden? Mit einer Spende von mindestens 500 Franken sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3, Verein Surprise, 4051 Basel Zahlungszweck: Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag. Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

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Surprise – mehr als ein Magazin

Ich möchte Surprise abonnieren! 24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– ) (Verpackung und Versand bieten StrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.)

Hilfe zur Selbsthilfe Surprise unterstützt armutsbetroffene Menschen – beim Strassenverkauf, Strassenchor oder Strassensport, dem Sozialen Stadtrundgang oder Café Surprise: Der Verein fördert die soziale Integration der Betroffenen. Surprise gibt das vierzehntägig erscheinende Strassenmagazin heraus. Eine professionelle Redaktion produziert das Heft zusammen mit einem Netzwerk aus freien Journalisten, Fotografen und Illustratoren. Das Magazin wird auf der Strasse verkauft. Über 350 armutsbetroffene Menschen, denen der Arbeitsmarkt verschlossen bleibt, erhalten über den Strassenverkauf eine Erwerbsmöglichkeit und eine Tagesstruktur. Die Hälfte des Magazinerlöses behalten die Verkaufenden. Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht sozial ausgegrenzten Menschen eine Stimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit z.B. mit dem Sozialen Stadtrundgang in Basel und Zürich. Die Surprise-Stadtführer sind Armutsbetroffene, Ausgesteuerte und Obdachlose. Sie erzählen aus ihrem Alltag in ihrer Stadt und zeigen Orte, an denen man sonst vorübergeht. Gemeinsam wollen sie Vorurteile abbauen.

Stärken. Bewegen. Integrieren. Surprise fördert die Integration mit Sport. In der Surprise-Strassenfussball-Liga spielen Teams aus der ganzen Deutschschweiz. Sie kämpfen um den Titel des Schweizermeisters und des Weltmeisters beim Homeless World Cup. Seit 2009 hat Surprise einen eigenen Strassenchor. Gemeinsames Singen und öffentliche Auftritte ermöglichen Glücksmomente für Menschen, für die der gesellschaftliche Anschluss sonst erschwert ist. Café Surprise schenkt Menschen mit wenig Geld einen kostenlosen Kaffee in einer Bar oder einem Café. So können sie am sozialen Leben teilnehmen. Für Gäste ist es eine einfache und charmante Gelegenheit, sich sozial zu engagieren: Sie bezahlen ihren Kaffee und spendieren einen weiteren. Über Surprise Der Verein Surprise unterstützt Armutsbetroffene ohne staatliche Gelder. Das Strassenmagazin wird mit dem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inseraten finanziert. Für alle Angebote ist Surprise auf Spenden, Sponsoren und Stiftungen angewiesen. Surprise ist Mitglied des internationalen Netzwerkes der Strassenzeitungen (INSP), dem über 120 Magazine in über 40 Ländern angehören.

Gönner-Abo für CHF 260.–

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Datum, Unterschrift 380/16

Bitte heraustrennen und schicken oder faxen an: Verein Surprise, Administration ‹ › 20, 4051 Basel Spalentorweg F +41 61 564 90 99, info@vereinsurprise.ch SURPRISE 380/16

Impressum Herausgeber Verein Surprise, Spalentorweg 20, 4051 Basel www.vereinsurprise.ch Öffnungszeiten Sekretariat 9 – 12 Uhr, Mo – Fr T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 Nicole Mathys, Thomas Oehler, info@vereinsurprise.ch Geschäftsführung Paola Gallo (Geschäftsleiterin), Sybille Roter (stv. GL) Anzeigenverkauf T +41 61 564 90 90, M +41 76 325 10 60 anzeigen@vereinsurprise.ch Redaktion T +41 61 564 90 70, F +41 61 564 90 99 Amir Ali (ami), Beat Camenzind (bc), Diana Frei (dif, Heftverantwortliche), Thomas Oehler (toe), Sara Winter Sayilir (win), redaktion@vereinsurprise.ch, leserbriefe@vereinsurprise.ch Ständige Mitarbeit Rosmarie Anzenberger (Korrektorat), Florian Burkhardt, Rahel Nicole Eisenring, Shpresa Jashari, Carlo Knöpfel, Melanie Kobler (Grafik), Yvonne Kunz, Stephan Pörtner, Isabella Seemann, Sarah Weishaupt, Priska Wenger, Tom Wiederkehr, Christopher Zimmer Mitarbeitende dieser Ausgabe Philipp Baer, Carmen Berchtold, Peter Conrath, Ewald Furrer, Sara Huber, Christian Jankowski, Melanie Kobler, Hans Peter Meier, Lucas Mösch, Hans Rhyner, Christian Sieber Gestaltung WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck AVD Goldach Auflage 20 500, Abonnemente CHF 189, 25 Ex./Jahr Marketing, Fundraising T +41 61 564 90 50 Svenja von Gierke (Leitung), Zaira Esposito Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird jede Haftung abgelehnt.

Vertriebsbüro Basel T +41 61 564 90 83/85 Thomas Ebinger, Anette Metzner, Spalentorweg 20, 4051 Basel, basel@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Zürich T +41 44 242 72 11, M +41 79 636 46 12 Sara Huber, Christian Sieber, Kanzleistr. 107, 8004 Zürich, zuerich@vereinsurprise.ch Vertriebsbüro Bern T +41 31 332 53 93, M +41 79 389 78 02 Barbara Kläsi, Alfred Maurer, Fabian Steinbrink Scheibenstrasse 41, 3014 Bern, bern@vereinsurprise.ch Strassenchor T +41 61 564 90 40 Paloma Selma (Leitung), p.selma@vereinsurprise.ch Strassenfussball T +41 61 564 90 10 Lavinia Besuchet (Leitung), l.besuchet@vereinsurprise.ch, David Möller (Sportcoach), d.moeller@vereinsurprise.ch Sozialer Stadtrundgang Basel T +41 61 564 90 40 Sybille Roter (Leitung), s.roter@vereinsurprise.ch, Paloma Selma (Koordination), rundgang@vereinsurprise.ch Sozialer Stadtrundgang Zürich T +41 44 242 72 14 Sybille Roter (Leitung), s.roter@vereinsurprise.ch, Carmen Berchtold (Koordination), rundgangzh@vereinsurprise.ch Vereinspräsident Beat Jans Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Postsendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeichnete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag von CHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oder dem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen. Helfen macht Freude, spenden Sie jetzt: Spendenkonto PC 12-551455-3

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Grafiker, 62: «Für mich gibt es keine Überraschungen mehr.»

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Fotograf und Journalist, 55: «Eine schöne Überraschung wäre für mich, wenn der Chefredaktor der NZZ am Sonntag anrufen und mir sagen würde: ‹Ich habe dir einen Auftrag. Fahr an die Obdachlosen-Soccer-WM nach Schottland und mach uns einen Bericht davon.›»

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Lehrerin und Psychologin, 34: «Schöne Überraschungen sind Momente, in denen ich mit Leuten, die ich gar nicht kenne, ins Gespräch komme.»

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Chef einer Steuerberatung, 54: «Mir ist vor zwei Wochen eine richtig schöne Überraschung passiert. Und zwar hat mich einer meiner Söhne angerufen und gefragt, ob ich wieder einmal mit ihm Nachtessen kommen will. Und da dachte ich, das finde ich nun aber süss, das mache ich gern. Wenn Söhne anrufen und mit einem Nachtessen gehen wollen, denkt man, sie haben wahrscheinlich irgendein Projekt vor, das man sponsern soll. Wir wählten ein Restaurant aus, und es war nicht einmal das schlechteste, weil ich fand, ich möchte ihm nun wirklich mal wieder ein gutes Stück Fleisch gönnen. Zu Beginn des Essens sagt dann mein Sohn zu mir: Papa, ich mache jetzt ein Announcement. Ihr seid heute Abend meine Gäste. Es ist endlich mal an der Zeit, dass ich euch etwas zurückgebe und euch zum Nachtessen einlade.»

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Surprise-Verkäufer, 68: «Eine schöne Überraschung ist für mich, wenn einer meiner Kunden plötzlich sagt: Komm, wir gehen einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen, ich lade dich ein.»

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Lüftungsmonteur, 29: «Es Chäschüechli.»

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Lehrerin, 60: «Ich arbeite schon seit vielen, vielen Jahren in der Stadt Zürich. Ich mochte Zürich immer und habe viel von der Stadt gesehen, aber was ich heute auf dem Sozialen Stadtrundgang mit den Surprise-Stadtführern Peter und Ruedi erlebte, war für mich eine Riesenüberraschung, und zwar eine richtig schöne.»

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Kaufmännischer Angestellter, 54: «Die schönste Überraschung war für mich, dass ich vor zweieinhalb Jahren einen Herzinfarkt überlebte. Es war für mich zuerst ein sehr grosser Schock, dass mir so etwas überhaupt passieren kann. Ausgerechnet mir. Rückblickend muss ich aber sagen, es hat auch eine grosse positive Seite. Und zwar in dem Sinn, dass ich viele Dinge im Leben mit ganz anderen Augen ansehe. Das heisst, dass ich heute viel mehr Freude habe an vielen alltäglichen schönen Sachen und nicht mehr versuche, grossen Dingen nachzurennen.»

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Kaufmännischer Angestellter, 60: «Die schönste Überraschung wäre für mich gewesen, wenn das bedingungslose Grundeinkommen angenommen worden wäre.»

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Sekretärin, 60: «Eine schöne Überraschung? – Wenn mir mein Mann einmal Blumen schenken würde. Heute ist immerhin unser Hochzeitstag.»

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Angestellte in der Erwachsenenbildung, 57: «Meine schönste Überraschung wäre, wenn ich am Morgen aufstehen würde und etwas passieren würde, das ich gar nicht erwartet hätte. Zum Beispiel, dass ich an meinen Arbeitsplatz ginge, und jemand würde sagen: Heute arbeiten wir nicht, heute machen wir einen Ausflug.»

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Kaufmännische Angestellte, 28: «Eine schöne Überraschung für mich war, als ich vor zwei Wochen in meinem Briefkasten ein Couvert mit 300 Franken hatte. Ein Kollege von mir fand einfach so: Ich möchte dir das schenken, damit du mal wieder in die Ferien kannst.»

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Auf der Strasse Ihre schönsten Überraschungen, wie Sie sie noch nie gesehen haben Während der letzten Wochen haben Surprise-Verkäufer in ihrem Umfeld und bei ihren Kunden auf der Strasse nachgefragt: Wie sieht Ihre schönste Überraschung aus? Jetzt bebildern sie diese für Sie. VON PETER CONRATH, EWALD FURRER, HANS PETER MEIER, HANS RHYNER (AUFZEICHNUNGEN, BILDIDEEN), DIANA FREI (REDAKTION, BILDIDEEN), PHILIPP BAER (BILDER) UND CHRISTIAN JANKOWSKI (IDEE)

Architektin, 45: «Wenn ich den Kompost auf dem Gartenbeet ausbringe und daraus einige Wochen später kräftige Gemüsepflanzen wachsen und ich zudem nicht weiss, ob es Gurken oder Melonen oder vielleicht doch Zucchetti sind, dann ist das für mich die schönste Überraschung.» 4

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Titelbild: Philipp Baer

Editorial Die schöne Überraschung der begrenzten Möglichkeit Etwa eine Woche vor Redaktionsschluss dieses Heftes erfuhr ich, dass eine Idee, die ich letzten April bei einem Besuch bei Surprise spontan entwickelt hatte, tatsächlich umgesetzt wird. Das war erst mal eine schöne Überraschung: dass aus einer Begegnung ein neues Heft entstanden ist. Die Ideen für diese Ausgabe sind nämlich im Gespräch mit Zürcher Surprise-Stadtführern entstanden, als wir den Namen Surprise diskutierten, was ja Überraschung heisst. Kunst will überraschen, und Surprise will überraschen – davon gingen wir aus. Die Frage stellte sich, ob sich die Leserinnen und Leser von Magazinen oder Betrachter von Kunstwerken überhaupt überraschen lassen wollen. Und was für sie Überraschungen wären. Wir wollten diese Kunden auf der Strasse direkt danach fragen. Und damit Menschen, die einen wesentlichen Anteil am Konzept des Strassenverkaufs mittragen, aber nie im Endprodukt selbst vorkommen, dem Heft einschreiben.

BILD: LIVIO BAUMGARTNER/MANIFESTA 11

CHRISTIAN JANKOWSKI MANIFESTA-11-KURATOR

«Was ist für Sie eine schöne Überraschung?», war die Frage, die uns interessierte. Nicht nur, weil eine schöne Überraschung etwas gänzlich Subjektives ist und für jeden etwas anderes bedeutet, sondern weil in jeder schönen einzigartigen Überraschung auch potenzielle Glücksmomente für andere zu finden sind. Alle wollen immer etwas Schönes sehen. Aber was ist schön? Wenn alles schön wäre, könnten wir es ja auch nicht mehr wahrnehmen. Klar ist: Eine schöne Überraschung bedeutet viel Arbeit. Das gilt für die Kunst, und für die Arbeit an Inhalt und Text auf einer Redaktion genauso. Für die vorliegende Ausgabe hat Surprise aus sich selbst als Nährboden geschöpft, um etwas Neues entstehen zu lassen. Keine Quelle hat unbegrenzte Möglichkeiten, schon gar nicht ein Strassenmagazin. Und trotzdem kann man damit eine eigene Art von Zauber erzeugen. Die SurpriseVerkaufenden haben bei Ihnen, den Leserinnen und Lesern, etwas abgeholt, und geben es Ihnen hiermit nun – bunt ausgeleuchtet und mit Liebe inszeniert – wieder zurück. Als Bild. Als Idee. Als Arbeit.

Herzlich Christian Jankowski

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Was ist für Sie eine schöne Überraschung?

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Nr. 380 | 29. Juli bis 11. August 2016 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.

Schöne Überrasch ung

Manifesta 11 Special Wie uns die Kunst überrascht


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