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Pörtner in Thun

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Veranstaltungen

Veranstaltungen

Surprise-Standorte: HB/VM Bälliz

Einwohner*innen: 43 630

Sozialhilfequote in Prozent: 4,3

Anteil ausländische Bevölkerung in Prozent: 14,6

Thuner Hausberg: Niesen, zu dessen Gipfel auf 2362 Metern über Meer die mit über 11 600 Stufen längste Treppe der Welt führt

Nicht Richtung Stadtzentrum und Schiffstation, sondern in die Gegenrichtung führt der Weg auf den Bahnhofsplatz, der von einem wuchtigen, geschwungenen Gebäude dominiert wird, daneben Warenhäuser und Einkaufspassagen, es findet sich eine Filiale der als Meme Stock bekannt gewordenen Firma Game Stop. In Thun befindet man sich bereits im touristischen Berner Oberland, es locken stattliche, mit Schnörkeln verzierte Hotels am Ufer der Aare, eines heisst passend «Beau Rivage». Ein Teil des hier schon ordentlich breiten Flusses ist durch eine Schleuse abgetrennt, über die eine Holzbrücke führt, darunter sprudelt wild das Wasser. Ein Schild weist darauf hin, dass das Befahren der Aare auf diesem Abschnitt verboten ist, ausser für die Kanuten.

Die von Fussgänger*innen und Velos benutzbare Flusspromenade ist mit der Aufforderung «Luege, lose, lächle» versehen. Es wirkt denn auch freundlich, dieses Thun. «Thun ist schön, nur nichts tun ist schöner», so liest man auf einem Plakat. Offenbar wollen die Leute hier das Schöne und das Schönere, denn für Schweizer Verhältnisse sind ungewöhnlich viele Menschen zu sehen, die irgendwo herumstehen oder ­sitzen und nichts tun. Vielleicht sind sie auch vom Fremdenverkehrsamt angestellt, um die Tourist*innen zu entschleunigen, nicht, dass diese noch ein schlechtes Gewissen bekommen wegen ihres Nichtstuns.

International ist die hinter dem Fluss gelegene Altstadt allemal, es gibt eine kanadische Bar, das Rössli beherbergt ein Thai­, die Krone ein Chinarestaurant.

Aufgeben musste hingegen der Trauring­Shop. Auch auf dem Weg zum Lauitor flattern Wimpel verschiedenster Länder im Wind über dem Garten eines kleinen Gebäudes, in dem eine Malerstaffelei zu sehen ist.

Dass nicht jeder kreative Umgang mit Farbe Freude bereitet, ist an einem Zettel abzulesen, auf dem beklagt wird, dass Schmierereien auf der Fassade bereits einen Schaden von 486 Franken angerichtet hätten. Bei der Kirche gibt es eine Schlossbergschule mit einem Panoramabänklein davor, das mit bunten Fähnchen abgesperrt ist. Da es gegen eine Hauswand ausgerichtet ist, ist das zu verkraften. Neben der Kirche steht ein Unterweisungshaus, wer oder was darin unterwiesen wird, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Oben thront das viertürmige Schloss, in dem ein Hotel untergebracht ist. Auch ein Museum gibt es, das jedoch nur sonntags von 13.00 bis 16.00 Uhr geöffnet ist.

Das Panorama lässt sich auch ohne Bank bewundern, das markante Stockhorn sticht heraus, unten wuselt die Stadt. Um wieder dorthin zu kommen, kann das Treppenhaus des Parkhauses benutzt werden, das mit dem «European Gold Standard Parking Award Off Street» ausgezeichnet worden. Es sind 124 Stufen zu bewältigen, in dem Betongemäuer ist Vogelgezwitscher zu hören. Der Ausgang befindet sich beim grossen Spital Thun. Gegenüber gibt es gleich zwei Bestattungsunternehmen.

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof passiert man Bistro und Shop des für seine Meringue bekannten und letztes Jahr von schweren Unwettern heimgesuchten Hotels Kemmeriboden in Schangnau. Das Bistro ist voll. Am Bahnhof selbst kann man den Hunger mit einem Cheese Kebap stillen. Dieser symbolisiert sowohl die Fusionsküche als auch eine gelungene Integration.

Der Zürcher Schriftsteller Stephan Pörtner besucht Surprise-Verkaufsorte und erzählt, wie es dort so ist.

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