Schweizer Landtechnik 04/2022

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April 2022

ALTERNATIVE ANBAUMETHODEN Oben Solarstrom – unten Beeren Pflanzenkohle, Komposttee und Humus Reben pflanzen mit RTK Alles über Reifendruckregelanlagen


agroPreis 2022 Innovations-Wettbewerb Kursaal Bern | Donnerstag, 3. November 2022

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April 2022 | Editorial • Inhalt

Aktuelles 4

Editorial

Kurzmeldungen Focus

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Silofolien: Hoffen auf neues Recycling-System

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Markt 10 13 14

Einfacher Spülassistent für Feldspritzen Die Sieger der «Alp-Innovation-Trophy 2022» Übersicht Reifendruckregelanlagen Schwerpunkt: Alternative Anbaumethoden

20 24 28 30 34 36 40

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Der dritte Weg Humus ist kein Selbstläufer Dammkulturen als Alternative Pflanzenkohle hat Potenzial Was kann Komposttee? Landwirtschaft im Hack-Modus Oben Solarstrom – unten Beeren Impression

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Doppelmesser-Mähtechnik von Sauerburger Präzision mit Treffler 312-PS-Profi-Güllepumpe «Mamba» Management

52 54 56

Hohe Dieselpreise verrechnen − oder nicht? Werkstatt-Tipp: Negative Stützlasten Digitalisierung: Einfluss auf die Sicherheit

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Plattform 58 62 65 68

Reben schnurgerade pflanzen Unterwegs mit Lohnmischer Reto Osterwalder Gewinnung von Birkenwasser Mit dem «Schleppfix» hoch hinaus Passion

70

Deutz-Fahr «DX 4.17» auf dem Juchhof SVLT

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Roman Engeler

98. Delegiertenversammlung des SVLT in Murten Sektionsversammlungen Kreuzworträtsel Sektionsnachrichten Im Porträt: Fabienne Morand aus Saint-Prex VD Kurse und Impressum

Titelbild: Die Landwirtschaft, wie wir sie kennen, könnte in Zukunft eine ganz andere sein. Zum Beispiel mit Dammkulturen, die für mehr Lebensvielfalt und ein gutes Mikroklima sorgen. Bild: zvg

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«Ich wende seit vielen Jahren ein vollkommen neues System mit grossem Erfolg an, darüber solltet ihr einmal schreiben» oder «über diese unkonventionelle Methode muss die Leserschaft unbedingt mehr erfahren»: Solche und andere Rückmeldungen bekommt das Redaktionsteam der «Schweizer Landtechnik» eigentlich regelmässig – Anlass genug, um diesem «alternativen» Themenkreis einmal einen speziellen Schwerpunkt zu widmen. Alternativ ist grundsätzlich alles, was nicht konventionell ist. Landläufig wird von Aussenstehenden eine alternative Landwirtschaft mit dem Bio- oder Ökolandbau gleichgesetzt, um dabei dann gleich den Einsatz von Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln bei herkömmlichen Anbau­ methoden zu kritisieren. Rein auf das Wort bezogen bedeutet eine Alterna­ tive aber nur eine von (mehreren) anderen Möglichkeiten, um zu einem ähnlichen Ergebnis zu kommen. Die Auswahl der einzelnen Beiträge für den erwähnten Schwerpunkt in diesem Heft war für die Redaktion aber alles andere als einfach. Alterna­ tive – oder eben unkonventionelle – Methoden in der Landwirtschaft gibt es bekanntlich nicht wenige. Einige davon sollen ab Seite 20 beleuchtet werden, jedoch frei von jeglichen Vorurteilen. Sei es die Applikation von Komposttee oder anderen biologischen Stimulanzien, die Herstellung und Verwendung von Pflanzenkohle, der Einsatz von Hackgeräten oder die gleichzeitige Produktion von Feldfrüchten und Sonnenstrom. Neben beschriebenem Alternativem gibt es aber wie gewohnt in dieser Ausgabe auch viel Konventionelles zu lesen. Ausgabe Nr. 5 erscheint am 12.5.2022

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Aktuelles

In Kürze Aufgrund des starken Wachstums erweitert die Krone Gruppe den Vorstand auf drei Personen. Neu stösst Ole Klose als Finanzchef dazu. Engelbert Strauss, ein führender Hersteller für Berufsbekleidung und Arbeitsschutz sowie Anbieter von Hand- und Elektrowerkzeugen, wird der 30. Partner des markenund herstellerübergreifenden Akku-Systems CAS. Mitas will mit dem speziell entwickelten Wettbewerbsreifen «PowerPull 01» dem Tractor Pulling mehr Schub verleihen. Vogelsang vermeldet für 2021 einen Umsatz von 145 Mio. Euro (+ 8 % gegenüber Vorjahr). Stihl Timbersports wird vom 9. bis 11. September 2022 im Weiach ZH zu Gast sein und beim geschichtsträchtigen Dorffest «750 Jahre Weiach» für die gewisse Portion Action sorgen. Lemken hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 446 Mio. Euro (+ 22 %) erzielt. John Deere ermöglicht mit dem neuen «StarFire 7000» einen einfachen Einstieg mit RTK-Signal in die Präzisionslandwirtschaft ohne zusätzliche Hardware.

Bremsen erzeugt Staub Seit Partikelfilter vorgeschrieben sind, stossen Verbrennungsmotoren immer weniger Feinstaub aus. Daher geraten Bremsscheiben- und Reifenabrieb mehr in den Fokus von Gesundheitsexperten und Ingenieuren. Denn auch diese Staubpartikel sind nicht unbedenklich. Zu Forschungszwecken werden auf dem Rollenprüfstand im Motorenhaus der Empa entsprechende Messungen durchgeführt. Anders als die Abgase, die den Fahrzeugmotor über ein Auspuffrohr verlassen, verteilt eine rotierende Bremse die Partikel in alle Raumrichtungen. Um Messungen durchzuführen, müssen die Partikel zunächst eingefangen und dann durch einen Trichter Richtung Messgerät fliegen. Bei diesem Prozess darf so wenig wie möglich verloren gehen. Weder dürfen leichte Partikel entweichen, noch dürfen schwere Partikel in den Leitungen liegen bleiben. Das

Krampe schiebt nun auch ab

BKT erweitert in seinem Vorzeigewerk im indischen Bhuj die Kapazität für landwirtschaftliche Radialreifen um 50 000 Tonnen, um der weltweit steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Lely erzielte 2021 einen Umsatz von 611 Mio. Euro – 1 % weniger als 2020. Die «Proxima»-Baureihe von Zetor erhält einen Stufe-5-Motor von Deutz. Trelleborg verkauft seinen Geschäftsbereich Wheel Systems (Reifen und Felgen) für 2,1 Mrd. Euro an die japanische Yokohoma Gruppe (u. a. Eigentümer von «Alliance»-​ Reifen). Krone hat mit dem Bau eines grossen Ersatzteil- und Logistikzentrums in Spelle D begonnen. Dafür will das Unternehmen auf 7,5 ha 40 Mio. Euro investieren. Der Umsatz von Wacker Neuson wuchs 2021 auf 1,9 Mrd. Euro, was gegenüber 2020 ein Wachstum von 16 % bedeutet. Ecorobotix hat für den Vertrieb seiner Präzisionsfeldspritze Ara mit Agravis in Norddeutschland einen Vertriebspartner gefunden. SIP spannt mit Kramp in Sachen Ersatzteillieferung zusammen.

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Empa-Projektteam hat nach den ersten Messungen bereits festgestellt, aus welchen Bestandteilen die Partikel bestehen. Neben Eisenoxid (von den Bremsscheiben) gibt es weitere Elemente wie Aluminium, Magnesium, Kalzium, Kalium und Titan (von den Bremsbelägen). Neben schweren Partikeln sind auch kleinere dabei, die eingeatmet werden und in die Lunge gelangen können.

Der erste Krampe-Abschieber mit dem Produktnamen «RamBody» und der Typenbezeichnung «AS 750» wird zunächst als Tandemanhänger mit einem Ladevolumen von 41,1 m³ produziert. Neben der serienmässigen Parabelfederung, einem Fahrwerk mit hydraulischem Achsausgleich gibt es auch eine luftgefederte Version. Als Alleinstellungsmerkmal wer-

den Lenkachsen von BPW mit obenliegenden Bremszylindern verbaut, die eine grosse Bodenfreiheit garantieren. Der Aufbau ist mit engen, leicht schräg angesetzten Rungen ausgeführt. Die seitlichen Bordwände sind geschraubt und können demontiert werden. Um Ablagerungsstellen zu vermeiden, wurden alle Kantungen als Schräge ausgeführt. Kernstück des Abschiebers ist die Schubwand, die auf einem mitlaufenden Schubtisch positioniert ist. Insgesamt fünf Hydraulikzylinder sorgen für einen kräftigen Vorschub und bieten Reserven, um auch ein überladenes Fahrzeug sicher entleeren zu können. Das Schiebeschild ist vollflächig in Gitteroptik ausgeführt und mit einer grossen Plexiglasschiebe verkleidet, sodass der Laderaum innen optimal eingesehen werden kann.

Korrigendum In der letzten Ausgabe hiess es im Artikel «Was genau sind eigentlich Motorkarren?», dass die Fahrzeugkategorie «Arbeitskarren» in die zwei Unterkategorien «< 30 km/h» und «> 30 km/h» unterteilt wird. Das ist natürlich nicht ganz korrekt. Die Kategorie heisst richtig «Arbeitsmotorwagen»: Bis «max. 30 km/h» handelt es sich dabei um «Arbeitskarren», über 30 km/h sind es «Arbeitsmaschinen». Die Redaktion


Aktuelles

Pöttinger schneidet kürzer Beim heutigen Stand der Technik sind bei Ladewagen theoretische Schnittlängen von minimal 34 mm möglich. Durch das neue Antriebskonzept, den Rotor und das Schneidwerk mit 65 Messern und einer theoretischen Schnittlänge von 25 mm ist mit dem «Jumbo 8000» eine um fast 30% kürzere Schnittlänge als bisher möglich. Der Neue benötigt dabei nur 15% mehr Kraft. Die Messer sind einzeln abgesichert und können Fremdkörpern einfach ausweichen. Die Ladeautomatik verarbeitet nun die Informationen eines zusätzlichen optionalen Sensors am Abstreiferträger. So wird mit bis zu vier Sensoren (Drehmoment am Rotor, Hydraulikdrücke, Materialbeanspruchung etc.) der Ladeprozess optimiert. Die neue Sensorik ermittelt die Vorverdichtung des Futters direkt oberhalb des Rotors und aktiviert den Kratzboden, bevor es zu einer Strukturschädigung kommen kann. So kann der «Jumbo 8000» unabhängig vom Erntegut immer den Laderaum optimal ausnutzen.

Andocksystem weiterentwickelt Zunhammer hat das Andocksystem «Profi-​ Fant» weiterentwickelt und sich dabei das Ziel gesetzt, das Gerät möglichst anwenderfreundlich zu verbessern. Der Anwender soll das Gerät innerhalb kurzer Zeit an die Zugmaschine an- beziehungsweise abbauen können. Dazu wird das Gerät zusätzlich mit einer Handpumpe im Frontbereich und einem Hydraulikzylinder an der Verbindung zwischen Andockung und Rohr ausgestattet. Durch Betätigung der Handpumpe wird das Rohr über der Kabine schrittweise angehoben. Das Gerät wird manuell geschwenkt und die Halterungsvorrichtung kann somit im Heck angebracht oder entfernt werden. Der Zunhammer «Profi-Fant» wird auf den integrierten Stützfüssen abgestellt. Der An- und Abbau dauert jeweils rund fünf Minuten mit zwei Personen.

Tractor Pulling Die schweizerische Tractor-Pulling-Vereinigung (STPV) wählte an ihrer 35. GV in Oensingen SO anstelle des abtretenden Daniel Jäggi, Etziken SO, Dominik Hänni, Schwadernau BE, zum neuen Präsidenten; Hänni ist Veranstalter der Seeland Chilbi mit dem dazu gehörenden Tractor Pulling. Neu im Vorstand Einsitz hält Daniel Schneeberger, Sumiswald BE. Im Berichtjahr 2021 standen 28 Austritten 4 Eintritte gegenüber, womit der Mitgliederbestand aktuell 353 beträgt. Auf dem Bild gratuliert der abtretende Präsident Daniel Jäggi Dominik Hänni, rechts das neue Vorstandsmitglied Daniel Schneeberger. An fünf nationalen Tractor Pulling lässt die STPV heuer wieder die Erde beben: 1. bis 3. Juli in Zimmerwald BE, 21. bis 24.Juli in Schwadernau BE, 12. bis 14. August in Knutwil LU, 19. bis 21. August in Etziken SO, 16. bis 18. September in Cudrefin VD.

«Combined Powers» «Combined Powers» – unter diesem Namen präsentieren Krone und Lemken eine Konzeptstudie einer autonomen «Verfahrenstechnischen Einheit» (VTE), bestehend aus einer Antriebseinheit in Kombination mit verschiedenen Anbaugeräten. Bei der Konzeption der Antriebseinheit orientiert man sich am Leistungsbedarf der genannten Prozesse. So verfügt die Konzeptstudie über ei-

nen dieselelektrischen Antrieb mit einer Gesamtleistung von 230 PS. Die Leistung wird elektrisch auf Fahrantrieb und Zapfwelle übertragen. Die Kopplung der Anbaugeräte mit der Antriebseinheit erfolgt über eine Dreipunktschnittstelle. Das Zugfahrzeug verfügt über umfangreiche Sensorsysteme, die das Umfeld und die Arbeitsgeräte überwachen, der sichere Arbeitseinsatz und das optimale Arbeitsergebnis stehen im Vordergrund. Die Bedienung und Überwachung der Einheit erfolgt über mobile Endgeräte, Arbeitsaufträge und Dokumentationen werden über ein Kommunikationsmodul und die bekannte Daten­drehscheibe «Agrirouter» übermittelt.

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Aktuelles

Silent wird Importeur des Jahres Der dänische Flächen- und Gehölzpflegespezialist GreenTec hat seinen schweizerischen Importeur Silent AG in Otelfingen als «GreenTec Importeur des Jahres 2021» ausgezeichnet. Der dänische Hersteller von Auslegemähern und Auslegemulchern sowie Anbaugeräten für die Landschaftspflege wie beispielsweise Ast- und Heckenscheren würdigt mit der Auszeichnung das besondere Engagement des Unternehmens, das erst 2020 GreenTec-Vertriebspartner wurde. Silent hat sich als Importeur, Händler und Werkstattbetrieb auf Technik für Obst- und Weinbau, Gartenbau und Kommunaltechnik spezialisiert und vertreibt diese Produkte in der gesamten Schweiz. Das 1960 gegründete Unternehmen beschäftigt 25 Mitarbeitende und wird als Familienbetrieb von Peter und Beatrice Scherrer geführt. Mit deren Kindern Daniel und Marlène Scherrer arbeitet auch die dritte Generation bereits im Betrieb mit.

Verbesserungen beim Steyr «Profi» Der Steyr «6150 Profi» hat als Topmodell der Baureihe und Nachfolger des «6145» mit 6 Zylindern dank 5 PS mehr Nennleistung ohne Power Boost jetzt 150 PS. Bei allen anderen, mit 4 Zylindern ausgestatteten Modellen bleiben Modellnummern und Motorleistung unverändert. Der Zugang zur Kabine erfolgt jetzt über einen verbesserten Einstiegsbereich mit Alu-Trittstufen. Zusätzlich sorgt eine leistungsstarke LED-Beleuchtung für mehr Sicherheit. Weiter befindet sich im Einstiegsbereich jetzt eine Abdeckung mit einem zusätzlichen externen Hauptschalter für die Batterie, den optionalen Heizungsanschlüssen und der Druckluftkupplung für externe Anschlüsse. Im Heck gewährt eine Abdeckplatte Zugang zu den Anschlüssen für ein schnelleres An- und Abkuppeln. Die

Reifen kaufen und gewinnen

«Comprex»-Lader ist zurück

Wer vom 15. März bis zum 30. September 2022 BKT-Radialreifen der Serien «Agrimax» oder «Flotation» kauft, bekommt einerseits zwei Kleidungsstücke aus der neuen BKT-Kollektion geschenkt – je nach Reifengrösse in unterschiedlicher Zusammensetzung. Weiter ist man automatisch an einer Verlosung beteiligt. Bei dieser Verlosung gibt es ein Quad des Typs «Kodiak 700» von Yamaha und fünf Weber-​ Grills zu gewinnen.

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neu gestaltete Oberlenkerkonsole umfasst eine Positions­ anzeige und verbessert Stabilität und Sicherheit. Zur Erleichterung des Arbeitsalltags bietet die Kabine zudem jetzt ein neues Lederlenkrad in Premium-Qualität und verbesserte Staufächer. Die als Sonderausstattung erhältliche Hochdachkabine ist mit einem DAB-Premium-Radio mit Bluetooth, neuen Premium-Lautsprechern und einer DAB-Antenne für verbesserte Tonqualität ausgestattet. Eine neue Monitorschiene mit integrierter Kabelführung und zwei USB-Steckdosen erleichtern die Steuerung von Anbaugeräten und die Datenaufzeichnung. Ein neuer Joystick ermöglicht nicht nur die Steuerung ausgewählter Hydraulikfunktionen, sondern bietet auch Tasten für die Wende­ schaltung. Dann kann das stufenlose Getriebe jetzt viel stärker individuell konfiguriert werden. So kann der Fahrer die Getriebeeinstellungen je nach den eigenen Vorlieben und den Arbeitsanforderungen konfigurieren, speichern und abru­fen.

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Der «Comprex»-Lader ist, wie der Turbolader auch, eine Schweizer Erfindung. «Comprex» nutzt Druckwellen im direkten Kontakt des Abgases mit der Frischluft zur Aufladung, während ein Turbolader zwei Strömungs­ maschinen (Turbine und Verdichter) koppelt. Dank einem neuen Design mit der Bezeichnung «Comprex 2.0» zeigen sich in Kombination mit einem Erdgasmotor viele Vorteile, wie die Empa nun schreibt. Der Lader wurde durch Ingenieure der Firma Antrova in Stein am Rhein SH weiterentwickelt: Unterstützt von einem Elektromotor funktioniert er in allen Bedingungen problemlos und das neue Design des sogenannten Zellenrotors löst die früheren Schwierigkeiten bei Temperatur­ änderungen vollständig. Empa-Forscher haben einen Erdgasmotor mit einem solchen «Comprex 2.0»-Lader aufgebaut und sowohl im Kaltstart als auch im gesamten warmen sowie auch im dynamischen Betrieb das gute Funktionieren aufzeigen können. Der Motor liefert, im Gegensatz zum Turbo-Pendant, bereits praktisch ab Leerlaufdrehzahl ein enorm hohes Drehmoment, was einerseits die Fahrbarkeit verbessert und, in Kombination mit sogenanntem Miller-Betrieb und einer Anpassung der Getriebeübersetzung, Verbrauchseinsparungen mit sich bringt. Weil der Katalysator sechsmal schneller warm wird als beim Turbomotor, ergeben sich bessere Abgaswerte.


Aktuelles

Steyr «Konzept» Der futuristische Traktor «Konzept» von Steyr, vorgestellt auf der Agritechnica 2019, vereint innovative Technologien in einem umweltfreundlichen und doch effizienten und funktionalen Traktorkonzept – ein Ausblick auf die mögliche Zukunft der Traktorentwicklung. Herzstück ist ein modularer Hybrid-​ Elektro-Antrieb aus einem Verbrennungsmotor, einem Generator und mehreren individuell angesteuerten Elektromotoren, die Energie dorthin liefern, wo diese gerade benötigt wird. Im März gab Steyr weitere Details zu diesem Konzept bekannt, wies aber darauf hin, dass es diesen Traktor so nicht in einem Serienprodukt geben werde, aber einzelne Elemente durchaus in das Produktportfolio einfliessen würden. Ein zentraler Fokus ist das Potenzial elektrischer Antriebssysteme für leichte, aber doch PS-starke Traktoren mit durchschnittlich 8 % weniger Kraftstoffverbrauch. Dank Superkondensatortechnologie kann die Leistung des Traktors bei höherem Bedarf entsprechend gesteigert werden, was eine um bis zu 25 % schnellere Beschleunigung erlaubt. So lassen sich Spitzenlasten bei schweren Zugarbeiten auf dem Feld besser bewältigen und die neu entwickelte Drehmomentverteilung mittels Differenzial reduziert den Wenderadius. Zudem kann über Hochspannungsbuchsen vorne und hinten Leistung an ein Arbeitsgerät übertragen werden.

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«eAutoPowr» nun verfügbar John Deere bietet das Getriebe «eAutoPowr» für alle drei Traktorbauarten («8R», «8RT» und «8RX») des Modells «8R 410» an. Das neue Getriebekonzept inklusive e-­ Schnittstelle für Anbaugeräte wurde auf der Agritechnica 2019 mit der damals einzigen DLG-Gold­ medaille ausgezeichnet. Mit dem «eAutoPowr»-Getriebe hat John Deere die Hydraulikkomponenten komplett durch einen elektrischen Leistungspfad ersetzt. Die zwei bürstenlosen Elektromotoren seien nahezu verschleissfrei und die Dauerhaltbarkeit des Antriebsstrangs übertreffe alle anderen Konzepte, die bisher in der Industrie angeboten werden, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Elektroantrieb ist so dimensioniert, dass er nicht nur den Fahrantrieb versorgt, sondern zusätzlich bis zu 100 kW elektrische Leistung für externe Verbraucher über 480 V frequenzvariablen Dreiphasen-Wechselstrom (AC) bereitstellt. Eine erste Anwen­dung hat John Deere gemeinsam mit dem Unternehmen Joskin entwickelt. In Kombination mit einem Güllefass-Achsantrieb werden zwei Achsen elektrisch angetrieben und somit das Gewicht des Fasses für die Zugkraftübertragung genutzt. Das bedeutet eine höhere Traktion, weniger Schlupf und eine bessere Spurführung. Neben den technischen Innovationen kommt auch der Fahrkomfort nicht zu kurz. In der Fahrerkabine wird der Lautstärkepegel nochmals reduziert. Zudem profitiert der Fahrer von der feinen Geschwindigkeitsregulierung und dem besseren Beschleunigungsverhalten. Da Geschwindigkeiten bis zu 5 km/h komplett elektrisch angetrieben werden, ist ein schneller und weicher Richtungswechsel möglich.

Neu ab 12,5 cm Reihenabstand

Das Hackgerät Phenix «Onyx» mit Verschieberahmen und «X-Green»-Kamera wurde für die Anforderungen einer nachhaltigen Landwirtschaft entwickelt, wird heute aber auch in der konventionellen Bewirtschaftung eingesetzt. Die Geräte mit Arbeitsbreiten von 3 bis 12 m bieten gemäss Importeur Ott Landmaschinen ein hohes Mass an Präzision und Zuverlässigkeit. Ab sofort ist es möglich, ein Phenix-​ Hackgerät bereits ab 12,5 cm Reihenabstand im Getreide einzusetzen. Möglich machen dies schmalere Parallelogrammräder und die hochmoderne Farb-Kameratechnik von Phenix.

«Sei ein Schlaumäher» Im Futterbau bietet der Mähaufbereiter viele Vorteile. Er verkürzt die Trocknungszeit, was das Wetterrisiko und die Nährstoffverluste verringern kann. Gleichzeitig hat ein Aufbereiter aber je nach Anwendungsfall und -zeitpunkt negative Auswirkungen auf Insekten und Kleintiere. Im Vergleich zum Mähen ohne Aufbereiter kann sein Einsatz in einem blühenden Bestand bis zu drei Bienenvölkern das Leben kosten. Der Schweizer Bauernverband und der Schweizerische Verband für Landtechnik haben zusammen mit weiteren Organisationen eine Sensibilisierungskampagne gestartet. Mit Tipps, publiziert auf der Web­ site www.schlaumaehen.ch, in einem Merkblatt und auf weiteren Kanälen soll auf den gezielten Einsatz des Aufbereiters hingewiesen werden.

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Focus

Der Start von «Erde Schweiz» mit rund 100 Sammelstellen ist erfolgt. Nun liegt es an allen Beteiligten, dass das neue Silofolien-Recycling-System auch in der Schweiz ein Erfolg wird. Bild: Erde Deutschland

Silofolien-Recycling: Grosse Hoffnung in neues Sammelsystem Seit diesem Jahr gibt es in der Schweiz mit «Erde Schweiz» ein neues SilofolienRecycling-System. Das Sammelsystem ist einfach und soll für die Landwirte bis zu 30 Prozent günstiger sein als das Verbrennen in Kehrichtverbrennungsanlagen. Heinz Röthlisberger

Das Recycling von Silofolien und Ballennetzen wird in der Schweiz seit diesem Jahr massiv ausgebaut. Dafür will «Erde Schweiz» sorgen, ein im letzten Jahr neu gegründeter Verein unter Federführung des Dachverbands Kunststoff.swiss und in Kooperation mit «Erde Deutschland»* sowie der Firma RIGK, einem deutschen Recycling-Unternehmen, das viel Erfahrung in der Organisation der Wieder­ verwertung von Erntekunststoffen hat. «Das Sammelkonzept ‹Erde› gibt es in Deutschland seit 2013 und hat dort mittlerweile eine Rücklaufquote von 60 Prozent erreicht», sagt Kurt Röschli, der Geschäfts­führer von Kunststoff.swiss und von «Erde Schweiz» ist. «Wieso also etwas Neues erfinden, was sich anderswo schon bestens bewährt hat?»

Brach liegendes Potenzial In der Schweiz kam das Silofolien-Recycling nie richtig in die Gänge. «Von den 8

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verbrauchten 6000 bis 10 000 Tonnen im Jahr 2019 wurden nur gerade 1800 Tonnen wiederverwertet», umschreibt Röschli die unbefriedigende Situation. Trotz Bemühungen von verschiedenen Seiten und von Resi.ch, dem bisherigen Folien-Sammelnetz, hat man es in der Schweiz nie geschafft, eine Finanzierung durch die Hersteller einzuführen. Das soll nun mit «Erde Schweiz» vorbei sein. «Auch hierzulande soll das brachliegende Recycling-Potenzial der Agrarkunststoffe wieder in den Kreislauf gebracht und damit die Umwelt geschont werden.»

Die Finanzierung Das Sammelkonzept «Erde» funktioniert im Prinzip durch einen Beitrag der Hersteller. Das heisst, die Sammelstellen werden von «Erde Schweiz» mit einem Betrag pro gesammelte und verwertete Tonne unterstützt. Dieses Geld kommt von Seiten der Folien-Hersteller, die auf

ihren Folien eine Gebühr an «Erde» bezahlen. «Es kann sein, dass dieser Betrag auf die Abnehmer umgelegt wird», sagt Röschli. Dieser Betrag werde für die Landwirte voraus­sichtlich aber nicht mehr als ein Prozent pro Rolle betragen. «Die

Abgabekriterien Zur Abgabe müssen die Kunststoffe besenrein sein oder kurz ausgeschüttelt werden, sie dürfen keine weiteren Fremdstoffe (Alu, Glas oder Ähnliches) enthalten und müssen nach Fraktionen getrennt werden. •  Fraktion 1: Flachsilofolien, Unterziehfolien, Siloschläuche • Fraktion 2: Silagestretchfolien, Netz­ ersatzfolien • Fraktion 3: Rundballennetze In einem späteren Schritt sollen auch Garne und Schnüre gesammelt werden.


Focus

Abgabe der gebrauchten Silofolien und Ballennetze bei der Sammelstelle ist für die Landwirte dafür bis zu 30 Prozent günstiger als in der Kehrichtverbrennungsanlage», erläutert der Geschäftsführer. «Die Beiträge haben zum Ziel, dass die gesamten Aufwände in der Logis­ tik und das Weiterverarbeiten für den Entsorger möglichst gering gehalten werden können. Die effektiven Kosten für die Abgabe der Folien hängen von Sammelstelle und Transportwegen ab», so Röschli.

«Die effektiven Kosten für die Abgabe der g ­ ebrauchten Folien hängen von den ­Sammelstellen und den Transportwegen ab.»

Händler und Hersteller mit an Bord Die Zustimmung zum neuen Sammelkonzept ist gross und die Bereitschaft, mit dem Recyclen von Folien nun endlich auch in der Schweiz vorwärtszumachen ebenso. «Mit an Bord von ‹Erde Schweiz› sind unter anderem die vier grössten Silofolien-Händler der Schweiz, acht international tätige Folien-Hersteller sowie Lohnunternehmer Schweiz», erklärt Röschli. Derzeit umfasst das Sammelstellennetz von «Erde Schweiz» rund 100 Abgabestellen. Die meisten dieser Annahmestel-

wird das neue System funktionieren. Für das Image der Schweizer Landwirtschaft ist das eine gute Sache. Wie viele Lohnunternehmer machen bei «Erde Schweiz» mit einer Sammelstelle mit? Derzeit machen 98 Lohnunternehmer beim neuen Sammelsystem mit. Daniel Haffa ist Vizepräsident von Lohn­ unternehmer Schweiz und im Vorstand des neu gegründeten Vereins «Erde Schweiz». «Schweizer Landtechnik»: Wie sieht Lohnunternehmer Schweiz die Chancen von «Erde Schweiz»? Daniel Haffa: Wenn die Rohstoffpreise hoch sind, dann werden die gesammelten Folien auch wirklich zum Recyclen gebraucht. Ansonsten könnte es schwierig werden. Um mit dem System erfolgreich zu sein, muss der Markt spielen. Wenn das der Fall ist,

len waren auch schon bei Resi.ch mit dabei. «Die Firma InnoRecycling aus Eschlikon war bereit, das Resi-Netz in ‹Erde Schweiz› zu integrieren.»

In welchen Regionen hat es noch wenige Sammelstellen? Im Tessin, zum Teil in Graubünden und in der Westschweiz, das heisst in der Nähe der französischen Grenze. Geht Lohnunternehmen Schweiz aktiv auf die Suche nach neuen Sammelstellen? Jetzt müssen wir mit dem neuen Sammelsystem zuerst einmal starten und schauen, wie es läuft und wie hoch die Rücklaufquote ist. Dann sieht man, ob es noch mehr Sammelstellen braucht.

Sammelstellennetz laufend auszubauen. Auch in der Westschweiz und im Tessin, wo es derzeit noch wenige Sammelstellen hat. Interessierte können sich jederzeit bei «Erde Schweiz» melden.

Weitere Sammelstellen gesucht Die Standorte der Sammelstellen sind auf der Homepage von «Erde Schweiz» aufgeschaltet (www.erde-schweiz.ch). Darunter sind Lohnunternehmer, Händler, Maschinenringe und Recyclinghöfe. Der Fokus liege zu Beginn in den grossen Grünlandkantonen. Ziel sei es aber, das

Wieder zu Granulaten Die gesammelten Folien und Netze werden, wenn die Recyclingkapazitäten in der Schweiz ausgeschöpft sind, auch nach Deutschland zu spezialisierten Recyclingbetrieben exportiert. Dort werden die Kunststoffe zerkleinert, gewaschen und zu Granulat eingeschmolzen. Dieses Granulat kann dann wieder in verschiedenen Kunststoffprodukten wie zum Beispiel für die Herstellung von Folienprodukten eingesetzt werden.

Es braucht auch die Landwirte «Wir wollen mit ‹Erde Schweiz› eine Rücklaufquote beim Sammeln von Silofolien und Ballennetzen von 40 bis 50 Prozent erreichen», sagt Röschli. Das geschehe nicht von heute auf morgen. Aber jede Tonne Folie mehr, die recycelt werden kann, sei ein Erfolg. Und es braucht natürlich auch die Landwirte. Deshalb der Aufruf von Röschli: «Macht mit und bringt eure Folien und Netze zu den Sammelstellen.»

Netze sollen separiert in Säcken bei den Sammelstellen angeliefert werden. In einem späteren Schritt sollen auch Garne und Schnüre gesammelt werden können. Bild: zvg

* Der Begriff «Erde» steht für «Erntekunststoffe Recycling Deutschland». Auf der Homepage von www.erde-schweiz.ch ist das komplette Schweizer Abgabestellennetz aufgeschaltet.

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Markt | Firmen

Die Feldspritze Kuhn «Deltis 2» verfügt über ein Spülsystem zur Innenreinigung, das von der Kabine aus bedient werden kann und mit den Anforderungen des Bundesamtes für Landwirtschaft kompatibel ist. Bild: Kuhn

Spülen der Feldspritze wird zum «Kinderspiel» Kuhn hat in seinem Feldspritzen-Sortiment seit einigen Jahren Bediensysteme, mit denen die ab 2023 geltende Spülpflicht für Feldspritzen erfüllt werden kann. So zum Beispiel der Spülassistent «Diluset+», der die Reinigung der Spritze vereinfacht. Matthieu Schubnel

Ab nächstem Jahr müssen Feldspritzen mit einem Behälter ab 400 Liter über ein System zur Reinigung des Hauptbehälters und des Spritzgestänges verfügen (siehe Kasten auf der nächsten Seite). Auch der elsässische Hersteller Kuhn hat sich darauf vorbereitet und in den letzten Jahren Geräte auf den Markt gebracht, deren Funktionen diesen Anforderungen entsprechen. Beispielsweise verfügen die Anbaufeldspritzen «Deltis 2» mit über 1000, 1300 oder 1500 Liter Tankinhalt für die Reinigung über einen eigenen Spültank mit 170 Liter Fassungsvermögen sowie einem integrierten Spülsystem 10

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mit zwei 360°-Rotationsspülern in der Mitte des Haupttanks und einem dritten im von Kuhn patentierten flexiblen Einspülbehälter. Bei diesen Maschinen bietet Kuhn wahlweise zwei Versionen von Schalttafeln an: «Manuset» oder «Diluset+». Die erste ist mit manuellen Ventilen ausgestattet.

Motorbetriebenes Saugventil Die «Diluset+»-Bedienzentrale hingegen umfasst ein manuelles Druckventil, ein motorisiertes Saugventil und einen nahegelegenen Drehschalter, der auch in der Kabine gesteuert werden kann, eine

elektronische Messanzeige und ein kleines elektrisches Ventil zur Aktivierung der Rotationsspüler für die Spülung. In dieser Konfiguration beschränken sich die Aufgaben des Bedieners oder der Bedienerin darauf, den Füllschlauch anzuschliessen und anschliessend die Füllmenge zu programmieren. Ein Sensor im Haupttank misst die Menge an klarem Wasser, die in den Tank gepumpt wird. Wenn der Sollwert erreicht ist, stoppt das System den Füllvorgang selbst. Bei einer Saugleistung von bis zu 200 l/min ist der Tank schnell gefüllt. Der Nutzer oder die Nutzerin hat die Möglichkeit, den Füllvor-


Firmen | Markt

Bei einer Spülung wählt das System selbst die Menge an sauberem Wasser, das aus dem Tank entnommen werden muss, je nach verfügbarem Volumen und der Anzahl der vorher festgelegten Se­ quenzen. Das System empfiehlt nachein­ ander das Ein- und Ausschalten der Zapf­ welle, ihre optimale Drehzahl, das Star­ ten oder Stoppen der Versorgung der Rotationsspüler. Ausserdem wird in Echt­ zeit der Füllstand des Haupt- und Spül­ tanks oder die Veränderung der Position der motorisierten Ventile angezeigt. An­

hand einer grafischen Animation kann der Bediener jederzeit erkennen, welche Bereiche des Sprüh- und Spülkreislaufs versorgt werden, und den Reinigungs­ prozess verfolgen.

Angepasst an den Schweizer Markt Der Spülassistent «Diluset+» ermöglicht eine gute Kontrolle des Spülvorgangs von der Kabine aus. Er ist optional verfügbar für «Deltis 2» seit dessen Einführung im Jahr 2016, soll aber ab 2023 serienmässig in der Schweiz erhältlich sein. Der Assis­

Präzision mit «Autospray» und «I-Spray»

Das «Diluset+»-Bediensystem besteht aus einem manuellen Druckventil (oben) und einem motorbetriebenen Saugventil (unten). Bilder: Matthieu Schubnel

gang zu unterbrechen, um mit dem Rühr­ modus in aller Ruhe zu mischen. Kuhn empfiehlt, wieder in den Saugmodus zu wechseln, um den Einspülbehälter be­ quem mit dem Rotationsspüler zu spü­ len, damit dies nicht mehr am Ende des Spritzvorgangs vor dem Spülen aus der Kabine erfolgen muss.

Unterstützte Spülung Nach dem Mischen muss nur noch das kleine Ventil für die Aussenansaugung auf «Spültank» gestellt, das manuelle Auslass­ ventil auf «Sprühen» und sichergestellt werden, dass die Steuereinheit von der Kabine aus bedient werden kann. Auf die­ se Weise ist es möglich, am Ende des Spritzvorgangs vom Fahrerplatz aus den Spülzyklus mit Hilfe des motorbetriebenen Saugventils zu starten. Der Benutzer, die Benutzerin kann dann in der Kabine eine Gestängespülung im Falle einer zeit­ weiligen Unterbrechung der Arbeit oder eine komplette Spülung (Gestänge und Tank) am Ende der Arbeit auswählen. Nach der Aktivierung des Prozesses zeigt der Bildschirm des Traktor-Bedientermi­ nals («CCI800» oder «CCI 1200») die ein­ zelnen Schritte der Spülung an, vorausge­ setzt, das Gerät verfügt über das Iso­ bus-Protokoll (optional)*.

Kuhn ist bestrebt, Präzisionsspritzsysteme zu entwickeln, die die Auswirkungen auf die Umwelt begrenzen. Das 2019 vorgestellte «Autospray»-System zielt darauf ab, mit einem nur geringfügig variierenden Arbeits­ druck die richtige Tröpfchengrösse für die Art des ausgebrachten Mittels anzupassen. So wählt der Anwender über das Isobus-Ap­ plikationsprogramm aus sieben vorgeschla­ genen Grössen (zwischen 159 und 553 µm) die Dosis und die Tröpfchengrössen, mit welchen nicht gearbeitet werden soll. «Auto­spray» nutzt die Pulsweitenmodulati­ on, bei der «PWM»-Magnetspulen, die mit jedem Düsenhalter verbunden sind, das Sprühen mit bis zu 20 Hz, d. h. 20 Pulsen pro Sekunde, fragmentieren. Durch die Anpas­ sung der Öffnungsrate (mindestens 30 %) hat der Bediener eine grosse Bandbreite an möglichen Fahrgeschwindigkeiten bei glei­ cher Tröpfchengrösse. Das System ermög­ licht es auch, im Falle von Abdrift die Grös­se der Tröpfchen insbesondere in der Nähe von Rändern künstlich zu vergrössern. Darüber hinaus ist diese Technologie in der Lage, die Einzeldüsenabschaltung zu steuern, um die Überlappung zu begrenzen und differen­ zierte Dosierungen an bis zu 20 Teilbreiten des Gestänges zu liefern. Kuhn nutzt diese Funktion auch bei Kurvenfahrten, um die Öffnungsrate zwischen dem inneren und äusseren Teil des Gestänges automatisch anzupassen. Das ebenfalls 2019 vorgestellte Konzept des ultralokalen Sprühens «I-Spray» ist noch nicht auf dem Markt. Dieses System nutzt hyperspektrale Sensoren, die alle drei Meter auf dem Gestänge verteilt sind und ver­ schiedene Pflanzen erkennen können, darunter auch Unkräuter. Die entwickelte künstliche Intelligenz hat durch «Deep Learning» oder kontinuierliches Lernen die Fähigkeit, den Algorithmus entsprechend den gelieferten Daten zu erweitern, die dann den Landwirten mit Updates zur

Verfügung gestellt werden. Kuhn und sein Partner Carbon Bee arbeiten an der Ver­ besserung dieser Modelle, um die Effizienz zu steigern und den Weg für reines oder moduliertes Spot Spraying zu ebnen. Je nach Verschmutzungsgrad und Zeitpunkt des Einsatzes rechnet der Hersteller mit Ein­sparungen von 50 bis 90 Prozent der Spritzmittel.

Die «Autospray»-Funktion wird durch eine «PWM»-Magnetspule gewährleistet, die die Öffnung jedes Düsenhalters steuert (oberes Bild) und von einem Bordcomputer am Parallelogramm des Gestänges gesteuert wird (unteres Bild).

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2022 Schweizer Landtechnik

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Markt | Firmen

System zur Innenreinigung ist ab 2023 Pflicht Ab 2023 ist ein System zur Innenreini­ gung der Spritze für alle für den Pflan­ zenschutz eingesetzten Geräte mit ei­ nem Behälter von mehr als 400 Litern Inhalt obligatorisch. Das Starten und Durchführen des Spülens muss ohne Absteigen vom Traktor möglich sein. Welches Innenreinigungssystem (konti­ nuierlich oder abgesetzt) aufgebaut ist, spielt keine Rolle. Unter Spülen wird die Innenreinigung des Brühbehälters und das Spülen des Spritzbalkens verstanden. Für die Innenreinigung ist das Wasser des Spülbehälters durch Innenreinigungs­ düsen zu pumpen. Quelle: Bundesamt für Landwirtschaft

tent erleichtert die Nutzung erheblich und verringert das Risiko von Fehlbedie­ nungen. Es ist möglich, den Spülvorgang im Stillstand oder beim Fahren im Feld zu starten. Im zweiten Fall startet ein Druck auf die Autofunktion der Box das Sprit­ zen auf dem Feld automatisch unter Be­ rücksichtigung der bereits behandelten

Das Programm, das mit der Version «Diluset+» verbunden ist, führt den Fahrer in der Kabine durch die aufeinanderfolgenden Schritte der Spülung. Bild: Matthieu Schubnel

Bereiche, in Kombination mit der Teilbrei­ tenschaltung. Die «Diluset+»-Schalteinheit und die Spül­ vorrichtung für die «Deltis 2» ist auch für die Anbauspritze «Altis 2» und die An­ hängespritzen «Lexis» und «Metris 2» er­ hältlich. Die hochwertige «e-Set»-Schalt­ einheit mit motorisierten Saug- und

Druckventilen ist nur für die Feldspritzen «Altis 2» und «Metris 2» erhältlich. * In einer CAN-Bus-Konfiguration ist auch eine sequenzielle Spülung möglich. Sie erfordert das monochrome Terminal REB3, mit dem der Bediener das Saugventil umschalten und die Rotationsspüler aktivieren kann.

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Schweizer Landtechnik

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2022

01.04.22 15:01


Wettbewerb | Markt

Gewinner ermittelt Mit der «Alp-Innovation-Trophy» suchten die «Schweizer Landtechnik» und der «Landwirt» herausragende, neue technische Entwicklungen für die Berglandwirtschaft. Gemeinsam mit der Leserschaft wurden die Gewinner der Kategorien «Firmen» und «Tüftler» ermittelt. Roman Engeler

Der Wettbewerb um die «Alp-Innova­ tion-​Trophy» findet seit 2020 statt und wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Die Preisübergabe an die Gewinner erfolgt jeweils an der Tagung «Landtechnik im Alpen­raum», die auch heuer wieder nur im Online-Format stattfinden konnte.

Ziele des Wettbewerbs Mit diesem Wettbewerb möchte man die Arbeitsprozesse im Berggebiet vereinfachen und optimieren sowie die Effizienz und Ergonomie von Bergmaschinen verbessern. Weiter soll der Verbrauch von nicht erneuerbaren Ressourcen reduziert und die Nachhaltigkeit im Maschinen­ einsatz erhöht werden. Letztlich geht es auch darum, die Sicherheit für Mensch und Maschine zu steigern Die genannten Ziele gelten auch gleich als Bewertungskriterien für die eingereichten Entwicklungen. Diese Innovationen müssen als Prototyp oder Serienmaschine vorhanden sein, so dass allenfalls eine Besichtigung oder Test- und Fahreinsätze seitens der Jury-Mitglieder möglich sind.

Rigitrac «SKH 60»

Sepp Knüsel erhält die Auszeichnung «Alp-Innovation-Trophy» für seinen innovativen Zweiachsmäher «SKH 60». Bilder: H. Röthlisberger

Mit dem neuen Rigitrac «SKH 60» ist Sepp Knüsel aus Küssnacht am Rigi SZ im letzten Jahr in die Produktion von Zweiachsmähern eingestiegen. Heuer soll eine erste Serie von fünf Fahrzeugen gebaut werden. Die Besonderheit an der Maschine ist der Fahrzeugrahmen mit Drehgelenk und vor allem die Kabine mit Hangausgleich. Sie ist vollständig vom Fahrwerk entkoppelt und kann so die Seitenhangneigung automatisch ausgleichen. Weiter verfügt die Maschine über eine besonders leistungsfähige Hydraulik-Anlage und ist robust konstruiert, damit sie den harten Anforderungen der Berglandwirtschaft auch wirklich gerecht werden kann.

Aellen «Spiralzinkenrotor»

Mit seinem wirkungsvollen «Spiralzinkenrotor» als eine Art Aufbereiter für Balkenmäher gewann Jakob Aellen in der Kategorie «Tüftler».

Für Finger- und Doppelmesser-Mähbalken, die an Einachsern oder leichteren Hanggeräteträgern angebaut werden, hat Jakob Aellen aus Grund bei Gstaad BE eigens einen Spiralzinkenrotor entwickelt. Dieses Gerät funktioniert als sanfter Aufbereiter und kann zwei Arbeiten in einem Durchgang erledigen. Nach dem Schnitt liegt das Gras locker auf dem Boden und trocknet besser ab. Mindestens ein Zettdurchgang kann so eingespart werden. Der einfach, aber clever konstruierte «Spiral­ zinkenrotor» benötigt nur einen geringen Kraftaufwand. 04

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Markt | Übersicht

Während Reifendruckverstellanlagen zwar immer mehr zum Einsatz kommen, findet die automatische Regelung der Reifendrücke noch kaum statt. Bild: Mario Stettler

Alles über Reifendruckregelanlagen Reifendruckregelanlagen haben viele Vorteile. Wie die aktuellen Systeme funktionieren, welche Anlagen momentan auf dem Markt erhältlich sind und worauf geachtet werden sollte, um legal auf Schweizer Strassen unterwegs zu sein, darüber gibt dieser Beitrag Auskunft. Mario Stettler* Mit immer grösserer, schwererer und schlagkräftigerer Landtechnik gewinnen Reifendruckregelanlagen auch in der Schweiz zunehmend an Bedeutung. Dabei handelt es sich bei den aktuellen Systemen meist «nur» um Reifendruckverstellanlagen. Eine automatische Regelung der Reifendrücke, beispielsweise aufgrund der Achslasten oder der gefahrenen Geschwindigkeit, findet bis jetzt kaum statt.

Viele Vorteile Auch wenn die automatische Reifendruckregelung noch kaum angewendet wird, bringen bereits Reifendruckverstell* Der Autor ist Fachspezialist für Terramechanik an der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen.

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anlagen grosse Vorteile. Besonders bei Arbeiten mit häufigen Strassen-Feld-Wechseln, wie zum Beispiel dem Güllen. Ohne eine Reifendruckverstellanlage müssen Kompromissreifendrücke gewählt werden. Mit einer Anlage können die Reifendrücke während der Fahrt angepasst werden. Auf der Strasse wird ein hoher Reifendruck gewählt, was den Reifenverschleiss sowie den Treibstoffverbrauch verringert. Beim Feld angekommen können die Reifendrücke auf ein Minimum abgesenkt werden. Dafür besonders gut geeignet sind moderne «IF»- («Improved flexion») und «VF»-Reifen («Very high flexion») wie zum Beispiel der Michelin «XeoBib» oder der «Agrimax V-Flecto» von BKT. Diese besitzen gegenüber den herkömmlichen Reifen mit Standardtechnologie ein höheres Druckabsenkungs­ potenzial, was zur Folge hat, dass die Rei-

fendrücke bei gleicher Radlast um 20 % (IF) respektive 40 % (VF) tiefer gewählt werden können. Durch tiefe Drücke flachen die Reifen mehr ab, die Kontaktfläche zum Boden vergrössert sich. Dadurch verringern sich nicht nur die Bodendrücke und dementsprechend die Gefahr von Bodenverdichtungen, sondern bei einer bestimmten Zugkraft auch der Schlupf. Gleichermassen wie der geringere Rollwiderstand auf der Strasse minimiert auch weniger Schlupf im Feld den Treibstoffverbrauch. Mit einer Reifendruckverstellanlage können die Lebensdauer der Reifen verlängert und die Treibstoffkosten um bis zu 10 % reduziert werden.

Verschiedene Systeme Die meisten zurzeit am Markt verfügbaren Reifendruckverstellanlagen können zwei Funktionskonzepten zugeordnet werden:


Übersicht | Markt

1- oder 2-Leiter-Anlagen. Für beide Varianten sind sowohl innen- als auch aussenliegende Drehdurchführungen auf dem Markt erhältlich. Zum Erhöhen der Reifendrücke benötigt eine Reifendruckverstellanlage Druckluft. Die einfachste und kostengünstigste Variante ist der auf dem Traktor verbaute Kompressor. Dieser wird primär für die Druckluftbremsanlage verwendet und über einen Keilriemen direkt vom Motor angetrieben. Eine andere, aufwändigere Variante ist es, die Luft durch einen externeren Kompressor (Kolben-, Schraubenoder Flügelzellenverdichter) zu komprimieren. Diese sind zwar aufwändiger und teurer, dafür auch leistungsfähiger. Sie werden in der Regel hydraulisch ange­ trieben und können entweder an der Fronthydraulik des Traktors mitgeführt oder direkt auf dem Zug- beziehungsweise Anhängefahrzeug installiert werden. Die komprimierte Luft gelangt über die Druckbehälter zum Ventilblock der Reifendruckverstellanlage. Soll der Reifendruck erhöht werden, gelangt die Luft über Leitungen, Schläuche und letzten Endes die Drehdurchführung vom Ven-

Systeme ab Werk Hersteller

Konzept

Drehdurchführung

Kompressor

Fendt

2-Leiter

Innenliegend durch die Achse

Kompressor der Druckluftbremsanlage

John Deere

1-Leiter mit pulsge­ steuertem Radventil

Innenliegend durch die Achse

Kompressor der Druckluftbremsanlage

Claas

5-Leiter

Aussenliegend

Wahlweise mit Zusatzkompressor

McCormick

2-Leiter

Aussenliegend

Kompressor der Druckluftbremsanlage

tilblock zu den Rädern. Beim Ablassen zirkuliert die Luft in entgegengesetzter Richtung bis zum Ventilblock.

1-Leiter-Systeme 1-Leiter-Reifendruckverstellanlagen verfügen lediglich über eine Versorgungsleitung. Die Leitungen, Schläuche und Drehdurchführungen stehen bei herkömmlichen 1-Leiter-Systemen ständig unter Druck. Um bei längeren Standzeiten oder Strassentransportarbeiten die Felge von der Reifendruckverstellanlage zu trennen, werden in der Regel manuelle Kugelventile verbaut. Es gibt allerdings auch aufwändigere 1-Leiter-Anlagen, welche über Radventile mit Druck- oder Pulsansteuerung verfügen. Sie lassen sich durch ein bestimmtes Druckniveau oder einen gezielten Druckimpuls öffnen und verhindern gleichermassen wie die Kugelventile ein unerwünschtes Austreten von Luft.

2-Leiter-Systeme 2-Leiter-Reifendruckverstellanlagen verfügen über eine Versorgungs- und eine

Systeme mit aussenliegenden Drehdurchführungen: im Bild oben eine 1-Leiter-An­ lage, unten eine 2-Leiter-Anlage an einem MF «8S», bei welcher die Schläuche nicht angekoppelt sind. Bilder: STG und Mario Stettler

Steuerleitung. An der Radnabe oder direkt an der Felge ist immer ein Radventil verbaut, welches durch den Steuerdruck betätigt wird. Die Drehdurchführung steht somit nur in der Verstellphase, während des Änderns der Reifendrücke unter Druck. Bei 1-Leiter-Systemen, welche über druck- oder pulsgesteuerte Ventile verfügen, ist diese Funktion auch möglich. Es soll den Verschleiss der Dichtungen vermindern. Ausserdem verhindert das Radventil systembedingt ein unerwünschtes Austreten von Luft. Somit müssen keine Kugelventile an der Felge montiert werden.

Hersteller Mittlerweile sind etliche Hersteller von Reifendruckverstellanlagen auf dem Landtechnik-Markt vertreten. Vermehrt bieten auch Traktorenhersteller eigene oder zugekaufte Reifendruckverstellanlagen ab Werk an. Dazu gehören Claas, Fendt, John Deere und McCormick. Die Reifendruckverstellanlagen lassen sich durch das traktorinterne Terminal bedienen.

Die fünf Leitungen beim System «CTIC» von Claas können abgekoppelt und auf dem Kotflügel «parkiert» werden. Bild: Claas

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Markt | Übersicht

Mit «VarioGrip» bietet Fendt eine eigene 2-Leiter-Reifendruck­ verstellanlage ab Werk an. Bild: Fendt

Claas: Claas «Tire Inflation Control» (CTIC) nennt sich die Reifendruckverstell­ anlage von Claas. Ab Werk kann sie auf die Modellbaureihe «Axion 900» aufge­ baut werden. «CTIC» kann zudem auf den Baureihen «Arion 500», «Arion 600» und «Axion 800» nachgerüstet werden. Die Reifendruckverstellanlage arbeitet mit fünf Leitungen. Das Radventil ist mit der aussenliegenden Drehdurchführung kom­ biniert. Die Luft strömt beim Ablassen di­ rekt am Radventil aus und muss nicht über die gesamte Zuleitung abgeführt werden. Ausserdem wird der Reifendruck direkt am Radventil gemessen. Dies führt zu einem schnellen Ablassen des Reifen­ drucks. Im leistungsfähigsten Modell «CTIC 2800» arbeitet ein hydraulisch an­ getriebener Zusatzkompressor (Schrau­ benverdichter) mit 2800 l/min Luftförder­ menge, der eine schnelle Reifendruck­ erhöhung ermöglicht. Die Anlage lässt sich auch auf Fremdmarken nachrüsten.

Das «EasyGrip»-System stellt McCormick für die Serie «X7» ab Werk zur Verfügung. Bild: McCormick

der Vorder- sowie Hinterachse integriert sind, mit Luft versorgt. Damit die Dreh­ durchführungen nur während des Ver­ stellvorganges unter Druck stehen, wurde ein pulsgesteuertes Radventil verbaut. Gemäss John Deere wird die Druckluft ebenfalls von einem Zweikolbenkompres­ sor bereitgestellt. McCormick: McCormick stellte an der Ag­ ritechnica 2019 seine neue Modellbau­ reihe «X7» inklusive Reifendruckverstell­ anlage vor. Für diese Modellbaureihe ist der Aufbau ab Werk möglich. Das System wird «EasyGrip» genannt und stammt vom deutschen Hersteller PTG.

Nachrüstlösungen Eine grosse Auswahl an Reifendruckver­ stellanlagen besteht unter den «Nachrüst­

lösungen». Es sind sowohl 1-Leiter- als auch 2-Leiter-Anlagen erhältlich. Die in der Tabelle aufgeführten Hersteller (Auszug) bieten sowohl Systeme für Zug- als auch Anhängefahrzeuge an. Die meisten auch Zusatzkompressoren. Insbesondere wenn sowohl Traktor als auch Anhänger mit ei­ ner Reifendruckverstellanlage ausgerüstet sind, empfiehlt es sich, einen solchen zu verbauen. Nur so kann der Reifendruck in angemessener Zeit erhöht werden. Falls die Anlage mit einem Zusatzkompressor betrieben werden soll, ist darauf zu ach­ ten, dass Leitungen, Schläuche sowie Drehdurchführungen über einen genü­ gend grossen Querschnitt verfügen. Auch Reifendruckregelanlagen von Herstellern, welche keine eigenen Zusatzkompresso­ ren anbieten, können durch diese ergänzt und betrieben werden.

Fendt: Mit «VarioGrip» bietet Fendt für die Baureihen «800», «900», «1000» ei­ ne eigene 2-Leiter-Reifendruckverstell­ anlage ab Werk an. Die Anlage wird durch den traktoreigenen Doppelkolben­ kompressor mit 720 l/min Luftfördermen­ ge, welcher ebenfalls für die Druckluft­ bremsanlage verwendet wird, gespeist. Die Luft gelangt durch innenliegende, in beiden Achsen integrierte Drehdurchfüh­ rungen zu den Reifen. John Deere: Mit der neusten Generation der «8R»-Modelle bietet auch John Deere eine eigene Reifendruckverstellanlage ab Werk an. Das «Central Tire Inflation Sys­ tem» («CTIS») arbeitet nach dem 1-Lei­ ter-Prinzip. Die Räder werden über innen­ liegende Drehdurchführungen, welche in 16

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Die Reifendruckverstellanlage von John Deere für die Serie «8R» arbeitet nach dem 1-Leiter-­ Prinzip. Bild: John Deere


Übersicht | Markt

Einige Hersteller von Nachrüstanlagen bieten zudem interessante Lösungen an. Diese verbessern die Funktionalität der Reifendruckregelanlage oder sie wird besser in den Traktor integriert. Innenliegende Drehdurchführung von PTG und TerraCare: Für Stummelhinterachsen, auch Bar-Axle genannt, bieten PTG und TerraCare eine innenliegende Drehdurchführung an. Diese hat den Vorteil, dass an der Hinterachse keine Schläuche und Leitungen ausserhalb des Rades vorstehen. Für Vorder- sowie Standard-Hinterachsen sind bis jetzt noch keine nachrüstbaren Drehdurchführungen auf dem Markt verfügbar. Druckgesteuertes Radventil von AgriBrink: Die Firma AgriBrink aus Kanada verwendet für ihre Reifendruckverstell­ anlage ein Radventil, welches nach dem Funktionsprinzip einer Druckwaage arbeitet. Beim Erhöhen des Reifendruckes funktioniert die Anlage gleich wie herkömmliche 1-Leiter-Systeme. Auch aus­ serhalb des Verstellvorganges herrscht in der Zuleitung und der Drehdurchführung der gleiche Druck wie im Reifen. Soll der Reifendruck gesenkt werden, wird der Druck in der Zuleitung auf das gewünschte Reifendruckniveau eingestellt. Über die Druckwaage wird direkt am Ventil Luft aus dem Reifen abgelassen. So lange, bis sich zwischen Reifeninnendruck und Zu-

Bei der 1-Leiter-Reifendruckverstellanlage von Téléflow ist die Drehdurchführung mit einem speziellen Radventil kombiniert. Bild: Agrosam

Innenliegende Drehdurchführung der 2-­Leiter-Anlage von PTG am MF «8S».

leitungsdruck ein Gleichgewicht eingestellt hat. Dies führt zu einer kurzen Ablass­zeit. Zudem verfügt das Radventil über ein mechanisches Sicherheitsventil, mit welchem ein Minimaldruck eingestellt werden kann. Der Reifen kann sich bei einer Leckage in der Zuleitung nicht komplett entleeren.

rung mit einem speziellen Radventil kombiniert. Die Leitungen und Schläuche sind ausserhalb der Verstellphase drucklos. Ausserdem kann die Luft während des Ablassvorgangs direkt an der Drehdurchführung ausströmen. Ob das Radventil über Druck oder Impulse angesteuert wird, ist leider nicht bekannt.

Té­ léflow mit spezieller Drehdurchführung: Bei der 1-Leiter-Reifendruckverstell­ anlage von Téléflow ist die Drehdurchfüh-

«GeoCare» und «HaAut» von TerraCare: TerraCare bietet mit «GeoCare» und «HaAut» erste Systeme in Richtung einer

Bild: Mario Stettler

Nachrüstlösungen Hersteller

Konzept

Zusatzkompressor

Bedienung

Fahrzeug

Herkunft Vertrieb in der Schweiz Maschinencenter Rebstein AUT AG und B. Kaufmann AG, Altishofen LU

TerraCare

1-Leiter

erhältlich

Isobus/Zusatz­ bedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

Agribrink

1-Leiter mit druckgesteuertem Radventil

erhältlich

Isobus /Zusatzbedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

PTG (Michelin)

2-Leiter

erhältlich

Isobus/Zusatzbe- Zugfahrzeug/ dienung Anhängefahrzeug

D

Agro-Räder AG, Ruswil LU

Steuerungstechnik STG

1-Leiter

erhältlich

Zusatz­bedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

D

Arni Agrarprodukte, Bangerten BE

Fliegl/HR-Agrartechnik

1-Leiter

Isobus/Zusatz­ bedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

D

AgrarPro (Stapel)

1-/2-Leiter

erhältlich

Zusatz­bedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

D

Rottmann Automation

1-Leiter

erhältlich

Zusatz­bedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

D

Téléflow (Michelin)

1-Leiter mit spezieller Drehdurchführung

Zusatz­bedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

F

Agriwin

1-Leiter

Isobus/Zusatz­ bedienung

Zugfahrzeug/ Anhängefahrzeug

F

CAN

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Agrosam Agrarausrüstung, Etzelkofen

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Markt | Übersicht

Regelung für Reifendruckverstellanlagen. «GeoCare» kann eine Position, zum Bei­ spiel am Feldrand, über GPS speichern. Wird dieser Punkt mit dem Fahrzeug pas­ siert, schaltet das System automatisch in den Feldmodus um. Der Reifendruck wird reduziert. «HaAut» ist nur für Anhängefahrzeuge verfügbar. Mithilfe eines Sensors (Gyro­ skop) wird die Neigung des Anhängers erfasst. In Hanglagen passt das System die Reifendrücke auf der linken und rech­ ten Achsseite individuell an. Bei den tal­ seitigen Reifen wird der Druck erhöht respek­tive bei den bergseitigen reduziert. So wird die Hangstabilität verbessert.

Legal auf der Strasse Um mit einer Reifendruckverstellanlage ge­ setzesgerecht auf Schweizer Strassen un­ terwegs zu sein, gilt es gewisse Anforde­ rungen einzuhalten. Es müssen sowohl ak­ tive, für das Fahrzeug, als auch passive, für andere Verkehrsteilnehmer relevante, Si­ cherheitskriterien erfüllt werden. Aktive Sicherheit: Bei der Montage der Reifendruckverstellanlage muss darauf geachtet werden, dass die Leitungen und Schläuche nicht mit drehenden oder heis­ sen Teilen in Berührung kommen können. Im Bereich der Räder ist besondere Vor­ sicht geboten. Des Weiteren muss die Reifendruckverstellanlage über eine Si­ cherung bei Druckabfall verfügen. Bei ei­ ner 2-Leiter-Anlage verhindern die Rad­ ventile systembedingt, dass Luft austre­ ten kann. Dies ist bei 1-Leiter-Systemen nicht der Fall. Daher muss eine Warnfunk­ tion verbaut sein, welche den Fahrer bei einem Druckabfall sowohl akustisch als auch visuell informiert.

Oft wird die Luftversorgung der Reifen­ druckverstellanlage durch den Kompres­ sor des Traktors bereitgestellt. Dieser dient primär der Versorgung der Luft­ druckbremsanlage. Um Bremsmanöver jeder­ zeit zu gewährleisten, müssen die Kreise der Druckluftbremsanlage mit ei­ nem Druck von mindestens 6,5 bar abge­ sichert werden. Dazu bedarf es eines Si­ cherheitsventils, welches die Reifendruck­ verstellanlage nur dann mit Luft versorgt, wenn die Drücke der Bremsanlage über dem Mindestdruck von 6,5 bar liegen. Geschieht die Druckluftbeschaffung der Reifendruckverstellanlage separat über einen externen Kompressor, braucht es dieses Ventil nicht. Nicht zuletzt soll das System gegen zu hohe Reifendrücke ab­ gesichert sein. Eine entsprechende Siche­ rung muss zentral oder an jedem Rad ein­ zeln verbaut werden. Passive Sicherheit: Um keine Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer darzu­ stellen, sind bei Reifendruckverstellanla­ gen, bei welchen die Drehdurchführun­

Für die Verkehrssicherheit müssen beim Einsatz von Reifendruckverstellanlagen einige Kriterien eingehalten werden. Schema: Mario Stettler

Program m R

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0 ubin 1

gen auf der Aussenseite der Räder liegen, einige Kriterien einzuhalten. Der Abstand zwischen dem äussersten Punkt des Ra­ des und der Innenseite der Zuleitung darf maximal 80 mm beziehungsweise der Lei­ tungsaussenseite maximal 100 mm betra­ gen. Damit soll das Einhängen anderer Verkehrsteilnehmer (z. B. eines Velofah­ rers) möglichst verhindert werden. Aus­ nahmen bestehen, falls beispielsweise Pflegeräder montiert werden, welche mehr als 80 mm innerhalb des äussersten Punktes der Achse (i. d. R. Kotflügel) lie­ gen. Dann müssen die Leitungen so nahe wie möglich verbaut werden. Die gesetzlichen Höchstbreiten müssen auch mit einer Reifendruckverstellanlage eingehalten werden. Mit grünem und weissem Kontrollschild dürfen 2,55 m nicht überschritten werden. Kann dies nicht eingehalten werden, muss das Fahr­ zeug braun eingelöst werden. Dann sind maximal 3 m möglich. Die Maximalbreite für Arbeitsausnahmefahrzeuge (zum Bei­ spiel Arbeitsanhänger mit Breitreifen oder Mähdrescher) liegt bei 3,5 m.

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Der dritte Weg Die Landwirtschaft wurde in den letzten Jahrzehnten geprägt durch eine starke Polarisierung in ökologische und konventionelle Wirtschaftsweise. Statt voneinander zu lernen, hat man, vor allem an den jeweils äussersten Polen, stur auf den eigenen Prinzipien bestanden. Ruedi Hunger

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ALTERNATIVE ANBAUMETHODEN

Im grossen «Mittelfeld» zwischen den Extrempositionen formieren sich seit weni­gen Jahren viele Landwirtinnen und Landwirte, die neue Wege suchen und bestrebt sind, Positives aus beiden Be­ reichen in ihre Wirtschaftsweise ein­ fliessen zu lassen. Unter dem Begriff «Regenerative Landwirtschaft» etabliert sich derzeit Schritt für Schritt ein neues Anbausystem. Sie ist neben der biolo­ gischen und der konventionellen Landwirtschaft ein dritter Weg. Ihre An­ hänger sind quer durch Europa in beiden Ideologien zu finden. Regenerative Land­ wirtschaft ist mehr als einfach nur das Beste aus zwei Welten, sie ist ein System. Ein System, das sowohl die Pflanze als auch das Bodenleben in ihrer Gesamtheit betrachtet. Die Kernbotschaft ist der Humus­aufbau.

Sind wir auf dem richtigen Weg? Das Resultat von Regulierung und Verbo­ ten sind oft Innovationen. Viele Bäuerin­ nen und Bauern beschäftigen sich mit der aktuellen Ausrichtung der Landwirt­ schaft und fragen sich, ob sie damit auf dem richtigen Weg sind. Mit gesell­ schaftlichen und politischen Forderun­ gen nach mehr Ökologie und mit mehr oder weniger negativen Auswirkungen auf den Boden und die Umwelt wird per­ manent Druck aufgebaut. Daher suchen Landwirtinnen und Landwirte nach Lö­ sungen, um mit innovativen Bewirtschaf­ tungsformen dem «Hamsterrad» zu ent­ kommen. Innovative Projekte ermögli­ chen eine andere Betrachtungsweise und helfen, Dinge besser zu verstehen und nach neuen Lösungen zu suchen. Das gibt wieder Freiheiten zurück.

schiedliche Ansichten und Meinungen, in der Landwirtschaft und unter den Fach­ leuten, wie dieses Ziel zu erreichen sei und welches der beste oder richtige Weg zum Humusaufbau ist. So viel ist sicher, Humusaufbau ist ein jahrelanger, wenn nicht jahrzehntelanger Prozess, der viel Geduld und Fachwissen erfordert. Denn ein grosser Teil des eingebrachten Koh­ lenstoffs wird schnell wieder abgebaut und als Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Es wird folglich nur ein kleiner Teil im Boden gespeichert. Die Umsetzung der regenerativen Land­ wirtschaft basiert auf Prinzipien (siehe Kasten). Die Definition ist zum Teil abwei­ chend und zeigt, dass diesem System nicht ein starres Korsett verpasst wird. Oberstes Ziel ist aber immer die strikte Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Bo­ dens, zusätzlich angepasst an die betrieb­ lichen Voraussetzungen und die örtlichen Gegebenheiten.

«Regenerativ» in die Zukunft Die Ziele eines regenerativen Ackerbaus sind einleuchtend: Das Bodenleben soll aktiviert und gestärkt werden. Zudem wird eine natürliche Humusanreicherung angestrebt. Dazu gehört auch eine mög­ lichst ganzjährige Begrünung des Ackers. Diese Ziele müssten eigentlich jeder Bäu­ erin und jedem Bauern gefallen. Ein wich­ tiges Element ist der Zwischenfruchtbau. Die bekannten Vorteile sind Unterdrü­ ckung von Unkräutern, Verminderung der Nährstoffverluste und grundsätzlich eine bessere Pflanzengesundheit. Letztlich soll die Gründüngung auch dazu führen, dass

Definition Biostimulanzien Ein Pflanzen-Biostimulans ist ein Pro­ dukt, das pflanzliche Ernährungsprozesse unabhängig vom Nährstoffgehalt stimu­ liert, wobei es ausschliesslich auf verbes­ serte Pflanzenmerkmale abzielt: effizien­ tere Nährstoffverwertung, Toleranz gegenüber abiotischem Stress oder Qualitätsmerkmale der Kulturpflanze (IVA-Symposium).

Düngung und Pflanzenschutz deutlich re­ duziert werden können.

Zwischen Glauben und Wissen Derzeit liegen noch keine verbindlichen wissenschaftlichen Resultate vor, welche die Massnahmen der regenerativen Land­ wirtschaft hinsichtlich pflanzenbaulicher und ökologischer Wirkungen untersu­ chen. Natürlich stellt sich in diesem Zu­ sammenhang gleich die Frage, ob auch alles wissenschaftlich untersucht werden muss, vor allem dann, wenn das Resultat den Erwartungen entspricht. Auf der an­ deren Seite bedeutet das Fehlen wissen­ schaftlicher Untersuchungen, dass vieles eine Ermessensfrage ist und bleibt. Das wiederum bedeutet, dass die Wirksam­ keit einer einzelnen Massnahme und die Betriebe unter sich nicht direkt vergleich­ bar sind.

Mit «Tee» den Boden verbessern Im Zusammenhang mit der regenerativen Landwirtschaft, sind «Komposttee» und «Rottelenker» neue und ungewohnte Be­

Jede Krise hat eine positive Seite Im Zusammenhang mit der Klimaverände­ rung, den Schwierigkeiten rund um Bo­ denfruchtbarkeit, Bodenverdichtung und Humusverlust wird der Begriff «Regenera­ tive Landwirtschaft» immer häufiger ver­ wendet. Einzelne Elemente der regenera­ tiven Landwirtschaft werden seit Jahr­ zehnten angewandt. Andere werden zusätzlich betriebsindividuell praktiziert. Bereits in den 1970er Jahren haben sich Farmer und Wissenschaftler in den USA intensiv Gedanken darüber gemacht, wie man den Kohlenstoff zurück in den Bo­ den bringen kann. Es geht also bei der re­ generativen Landwirtschaft gezielt um die Anreicherung des Bodens mit orga­ nisch gebundenem Kohlenstoff, heisst Humus. Wie (fast) immer gibt es unter­

Wer den Boden in den Mittelpunkt stellt, muss beobachten, sehen, riechen und fühlen.

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ALTERNATIVE ANBAUMETHODEN

Regenerative Landwirtschaft kurz erklärt • Regenerative Landwirtschaft ist als System zu verstehen, in dem der Boden nicht «gestört» wird. Mineraldünger werden minimiert und Pestizide nur gespritzt, wenn es absolut notwendig ist. Minimale Bodenbearbeitung, stete Begrünung der Flächen und Pflanzenstimulation mit Komposttee. Wenn gepflügt wird, dann nur flach. • Böden sollen immer bedeckt sein. Davon profitiert das Bodenleben. Die Böden werden geschont, der Wasserhaushalt wird verbessert und die Folgen von Trockenheit werden reduziert. • Es braucht immer lebende Wurzeln im Boden. Wurzeln sind die Kohlenstoffpumpe aus der Atmosphäre. Lebende Wurzeln bringen mit ihren Ausscheidun-

griffe. Komposttee oder Kompostextrakte sind eine wässerige Lösung, welche mit Mikroorganismen, welche aus dem Kompost extrahiert wurden, durchsetzt ist. Laut Internetrecherchen wird Komposttee vorwiegend durch aerobe Prozesse

gen Zucker in den Boden, aus dem sich das Bodenleben ernährt. Wenn das nicht passiert, ernährt sich das Bodenleben vom Humus, weshalb dieser abnimmt. • Innerhalb der Fruchtfolge und auch innerhalb der Kultur ist eine hohe Diversität notwendig. Möglichst Mischungen und robuste Sorten verwenden. Meistens geht man von einjährigen Kulturen aus, aber es geht Richtung Permakultur. Visualisierende Spritzungen mit natürlichen Extrakten werden empfohlen. • Die Tierhaltung soll ins Ökosystem inte­ griert werden. Hühner, Kühe und Schweine sollen vermehrt auf die Weiden. Dies wirkt sich positiv auf die Böden aus und hilft beim Humusaufbau bzw. dient der Erneuerung.

hergestellt. Ausgangsmaterial ist ein qualitativ hochwertiger Kompost, der in einen wassergefüllten Behälter gebracht und 24 bis 36 Stunden in Bewegung gehalten wird. Die Maschine, welche den Komposttee mischt, stellt sicher, dass

während des Mischvorgangs ständig Luft zugeführt wird. Die ständige Luftzufuhr ist wichtig, damit sich keine «falschen» Bakterien (z. B. Coli-Bakterien) bilden. Zur Aufwertung können gemahlene Luzerne, Melasse oder Steinmehl beigegeben werden. Was für uns Menschen der Magen, ist für die Pflanze der Boden. Das «Verdauungsmilieu» im Boden ist eine höchst komplexe Lebensgemeinschaft von unzähligen Organismen. Mit dem Komposttee werden Bakterien, Protozoen, Nema­ toden und Pilze in den Boden gebracht, wo sie die Grundlage für die Nahrungskette darstellen und die Abwehrkräfte der Pflanzen zusätzlich stärken. Die abiotischen Anteile im Pflanzentee sind sekundäre Metaboliten, das heisst che­ mische Stoffe, die entstehen, wenn sich Mikroorganismen vermehren und gegenseitig fressen.

Kaum wissenschaftlich untersucht Noch ist die Wirkung von Komposttee kaum wissenschaftlich belegt, mindestens nicht in der Schweiz. Es ist aber naheliegend, dass Komposttee ein Mosaikteil unter vielen ist und helfen kann, aber

Der dauergrüne Anbau und eine flache Bodenbearbeitung sind zentrale Elemente der regenerativen Landwirtschaft. Bild: R. Hunger

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ALTERNATIVE ANBAUMETHODEN

nicht alle Probleme löst. Wer nun glaubt, Komposttee sei einfach Komposttee, der täuscht sich. Die Rezepte und der Kom­ post als Ausgangsmaterial sind unter­ schiedlich und voneinander abweichend. Aus Sicht der Fachleute ist aufgrund der Abweichungen eine Qualitätssicherung extrem schwierig. Kenner der Materie sa­ gen, dass guter Komposttee nach einer grünen Wiese riecht, aber das ist eine Er­ messensfrage. Damit die Bakterien nicht in einen anaeroben Fäulniszustand über­ gehen, muss der fertige Tee nach dem Mischvorgang innerhalb von vier Stunden ausgebracht werden.

Sind Biostimulanzien ein Zukunftsmarkt? Das Angebot an Naturstoffen wie Pflan­ zenstärkungsmitteln, Bodenhilfsstoffen und biologischen Pflanzenschutzmitteln wächst kontinuierlich. Das Problem ist oft eine ungenügende Absicherung durch Praxisversuche. Ein Jahr ist kein Jahr, das gilt auch für Versuche. Gerade Bio­ stimulan­zien sind stark abhängig von viel­ fältigen Einflussfaktoren, wie Nieder­ schlägen, Bodenart und natürlich vor­ kommenden Mikro­ organismen. Diese Faktoren können zur Konkurrenz der aus­ gebrachten Produkte werden. Gewächs­ hausversuche weisen standardisierte Ver­ suchsbedingungen auf und sind daher nicht problemlos in die Praxis übertragbar.

Wissen, was drin ist … Biostimulanzien können nach ihren In­ haltsstoffen eingeteilt werden. Es sind dies: aminosäure- oder proteinbasierte Produkte, Humin- oder Fulvosäure*, Ex­ trakte pflanzlichen oder tierischen Ur­ sprungs, anorganische Substanzen, Chito­ s an** oder Mikroorganismen. Bei Grundstoffen, die nicht dem Pflanzen­ schutz dienen, die aber dennoch nützlich sein können, handelt es sich um Stoffe wie Bier, Essig oder Molke. Pflanzenstär­ kungsmittel sind Stoffe (und auch Mik­ roorganismen), welche bei Pflanzen abio­ tische Stressfaktoren (Hitze, Trockenheit, Frost) mildern und der allgemeinen Ge­ sunderhaltung dienen. Biostimulanzien sind weder Dünge- noch Pflanzenschutz­ mittel. Sie haben keine direkte Wirkung, sondern stimulieren im Boden und in der Pflanze die natürlichen Vorgänge. Anders die Bodenhilfsstoffe und Pflanzenhilfs­ mittel, die aus dem Bereich Dünger kom­ men und der effizienten Nährstoffver­ sorgung dienen. In jedem Fall ist eine seriö­se Beratung in Anspruch zu nehmen.

Miteinander statt gegeneinander und gemeinsam für einen fruchtbaren, humusreichen Boden. Bild: SNT

Bio-Betriebe sollten die Bio-Tauglichkeit der Produkte abklären.

Nichts überstürzen … Zentrales Anliegen der regenerativen Landwirtschaft ist die Bodenbearbeitung. Tief wendende Bearbeitung zerstört das Gefüge und wirkt natürlich gegen den Humusaufbau. Empfohlen wird daher ei­ ne flache Bearbeitung. Ob tief oder flach, der Boden sollte nur wenn nötig bearbei­

«Am Ende will man ja an Funktionsweisen nicht nur glauben, sondern sie auch weitgehend verstehen.» tet werden. Eine Umstellung auf regene­ rative Landwirtschaft hat viel mit Beob­ achten, mit Sehen, Riechen, Fühlen und natürlich mit Messen zu tun. Dabei sind «Null-Parzellen» sehr hilfreich, weil sie ei­ nen direkten Vergleich zulassen. Verbind­ liche Regeln für die regenerative Land­ wirtschaft gibt es derzeit (noch) nicht. Das bedeutet, dass sich jede Betriebsleite­ rin und jeder Betriebsleiter frei an den Richtlinien für die regenerative Landwirt­

schaft orientieren kann. Selbstverständ­ lich auf die Gefahr hin, dass diese Richtli­ nien frei interpretiert und zurechtgebo­ gen werden. Allerdings, wo Letzteres vorkommt, steht kaum der Boden und damit der regenerative Gedanke im Vor­ dergrund.

Fazit Wenn regelmässig die Arbeit der Bäuerin­ nen und Bauern hinterfragt und fast täg­ lich Kritik an der Wirtschaftsweise geäus­ sert wird, taucht irgendwann und ganz automatisch die Frage auf: «Sind wir auf dem falschen Weg»? Stillstand ist der erste Weg zum Rück­ schritt, deshalb ist es ratsam, einmal nach rechts und links zu blicken, um nach Al­ ternativen Ausschau zu halten. Die rege­ nerative Landwirtschaft hat ihre Grund­ sätze. Sie schafft aber keine neuen Zwän­ ge und ist deshalb eine echte Alternative für Landwirtschaftsbetriebe, die auf der Suche nach einem neuen Weg sind.

* Fulvosäure ist eines der kleinsten Moleküle in der Natur und ein natürliches Transportmittel für jedes Lebewesen. Reine Fulvosäure ist ungebun­ den, das heisst, sie enthält keine Mineralien, Metalle, Vitamine oder Spurenelemente. ** Chitosan ist ein natürlich vorkommendes Biopolymer.

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Humus ist kein Selbstläufer Der Humusanteil im Boden ist nur wenige Prozent gross. Entsprechend rasch ist er zerstört, braucht aber für den (Wieder-)Aufbau viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Die Bemühungen, den Humusgehalt im Boden zu erhalten oder gezielt aufzubauen, werden derzeit intensiv diskutiert und sind in aller Munde. Ruedi Hunger

Das ist auch gut so, denn wer über Hu­ mus spricht, setzt sich damit auseinander und kann einen wichtigen Beitrag zu des­ sen Erhalt oder Aufbau leisten. Wie im­ mer, wenn landwirtschaftliche Themen plötzlich vermehrt ins Rampenlicht rü­ cken, gibt es reihenweise Empfehlungen und längere oder kürzere Abhandlungen zu möglichen Lösungsansätzen.

Was ist eigentlich Humus? Laut «Mückenhausen»* gibt es für die orga­ nische Bodensubstanz (OBS) keine allgemeingültige Definition. Das kommt nicht zuletzt auch daher, dass die organi­ sche Bodensubstanz und der Humus nicht für jeden Bodenkundler das Gleiche be­ deuten. Auch unter dem Begriff «Hu­ mus» verstehen nicht alle das Gleiche. Mehr Einigkeit besteht darin, und das ist letztlich entscheidend, was die organi­ sche Bodensubstanz für den Boden und seine Fruchtbarkeit bedeutet. Die OBS und damit der Humus ist Lebens­ raum für Bodenlebewesen und gleich­ zeitig ein Kohlenstoffspeicher. Er ist Ener­ gie- und Wasserspeicher, ebenso ein Energie- und Nährstofflieferant und letzt­ lich auch ein Nährstoffspeicher. Zudem hat die OBS eine biochemische Regulati­ onsfunktion und sorgt damit für chemi­ sche Stabilität des Lebensraumes (Hu­ mustag 2020).

Der Humusgehalt kann durch falsche Bewirtschaftung und Bodenbearbeitung innert Stunden zerstört werden, braucht aber viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte für den Aufbau.

Dem Boden einen Blick näher – es ist immer aufschlussreich, in den Boden zu blicken. Bild: zvg

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Alle Anbaumethoden, angefangen bei der Bio-Landwirtschaft über die verschiede­ nen alternativen Ausrichtungen, wie die regenerative Landwirtschaft, bis hin zur konventionellen Landbewirtschaftung, ha­ ben sich im Prinzip den Humusaufbau auf ihre «Fahnen geschrieben». Wenn auch mit unterschiedlicher Ausprägung. Aber eigentlich sitzen alle, was den Boden und damit den Humus betrifft, im «gleichen Boot» und kämpfen mit mehr oder weni­ ger Erfolg für den Humusaufbau oder we­ nigstens um dessen Erhalt. Im gleichen Atemzug mit dem Humusgehalt wird heu­


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te auf die CO2 -Bindung im Humus hingewiesen. Auch deshalb ist es wichtig, dass dem Humus die nötige Beachtung geschenkt wird. Humus umfasst die Gesamtheit der ab­ gestorbenen organischen Substanz im Boden (OBS). In einer ersten Unterscheidung spricht man von Nähr- und Dauerhumus: • Unter den Begriff Nährhumus fallen alle organischen Stoffe, die im Boden rasch abgebaut werden. Also beispielsweise eingearbeitete Ernterückstände, Zwischenfrüchte, ausgebrachte Hofdünger (Gülle und Mist) und Kompost. Nähr­ humus ist die Grundlage für den Aufbau der Huminstoffe im Dauerhumus. • Dauerhumus ist ein mit Hilfe von Bodenorganismen aus organischem Material neu entstandenes Produkt. Der Dauerhumus umfasst den grössten Teil der organischen Substanz und ist verantwortlich für die dunkle Farbe des «humosen» Oberbodens.

Einfluss von Menge und Beschaffenheit Die Menge und die Beschaffenheit der organischen Bodensubstanz OBS haben einen entscheidenden Einfluss auf sehr viele Prozesse im Boden (GRUD 2017): In Umsetzungsprozessen, die unter dem Begriff «Mine­ralisierung» zusammengefasst werden, wird Humus abgebaut. Dabei werden neben Kohlendioxid und Wasser Pflanzennährstoffe, insbesondere Stickstoff und in kleineren Mengen Phosphor und Schwefel, freigesetzt. Die Mineralisierungsvorgänge werden von verschiedenen Bodenfaktoren beeinflusst. Im Hinblick auf die längerfristige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist ein Gleichgewicht zwischen dem Humusaufbau (Humifizierung) und dem Humusabbau (Mineralisierung) anzustreben. Der Humusgehalt beeinflusst die Bodenstruktur in hohem Masse. Durch die Bildung von Ton-HumusKomplexen entstehen stabile Bodenkrümel. Diese erhöhen die Porosität und damit verbunden die Wasserdurchlässigkeit und die Durchlüftung des Bodens. Eine stabile Krümelstruktur vermindert das Erosions­ risiko. Selbst bei hoher Niederschlagsintensität ist dann meist eine ausreichende Infiltration des Wassers gewährleistet. Böden mit einem mittleren bis hohen Humusgehalt sind für Kulturpflanzen leichter durchwurzelbar.

Bedeutung des Humus im Boden Humus ist Dreh- und Angelpunkt der Boden­ fruchtbarkeit. Ob Böden humusreich oder humusarm sind, hängt (auch) stark von den Standortbedingungen ab. Tendenziell sind schwere und feuchte Böden eher humusreich, während trockene Sandböden entsprechend humusarm sind. Mehr Humus bedeutet mehr Nahrung für Bakterien, Pilze und andere Boden­ lebewesen. Grüne Pflanzenteile werden im Boden rasch zu Nährhumus umgebaut, der das Bodenleben nährt. Ziel soll mindestens ein ausgeglichener Humussaldo (in der Humusbilanz) sein. Die Mikroben (Pilze, Algen, Bakterien­ kolonien), welche dank Humus im Boden leben, verkleben die Bodenteilchen, was als «Lebendverbauung» bezeichnet wird.

Dank dieser Lebendverbauung entstehen stabilere Bodenkrümel. An humusreichen Oberflächen verdichten die Krümel der schweren Böden weniger und in ge­ krümeltem Boden versickert der Regen rascher. Bereits an der Frage der pfluglosen Bodenbearbeitung scheiden sich die Geister. Während die pfluglose Bodenbearbeitung zum Konzept der regenerativen Landwirtschaft gehört, sehen andere Bodenforscher darin keine wirklichen Vorteile. Der Grund liegt darin, dass es bei der pfluglosen Bodenbearbeitung zwar in den obersten Bodenschichten wohl zu einem mässigen bis starken Humusaufbau

Ernterückstände, wie Stroh, sind hervorragende Humuslieferanten. Bild: R. Hunger

kommt, dass der Humusgehalt in den darunter­liegenden Bodenschichten aber abnimmt und irgendwann fehlt. • Humusabbau Der Humusabbau wird durch optimale Bodenfeuchtigkeit, feuchtwarmes Klima, gute Bodendurchlüftung und hohen pHWert begünstigt. Umgekehrt wird der Humusabbau in Böden, die zeitweise unter Wassermangel leiden, und in klimatisch kühlen Gegenden zum Teil gestoppt. Luftmangel behindert den Humus­abbau. Der Humus wird in landwirtschaftlich genutzten (Acker-)Böden im Bereich des Bearbeitungshorizonts mehr oder weniger stark mit dem Mineralboden vermischt. Unterhalb einer Tiefe von 30 cm nimmt der Humusgehalt deutlich ab. Insgesamt ist der Humusanteil, abhängig von der Bearbeitung und Bewirtschaftung, oft sehr unterschiedlich. In intensiv bearbeiteten Ackerböden baut sich der Humus schneller ab. Nachdenklich stimmt, dass der Humusgehalt im Boden durch falsche Bewirtschaftung und Bodenbearbeitung innert Stunden reduziert oder zerstört wird, danach aber viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte für den Aufbau braucht. • Humusaufbau Der Humusaufbau wird durch die Fruchtfolge, die Zufuhr von organischer Sub­ 04

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Klassifizierung des Humusgehaltes

Stickstoff-Nachlieferung des Bodens

Humusgehalt* in Gewichts-%

Bezeichnung

< 2%

humusarm

2–5 %

schwach humos

5–10 %

humos

10–30 %

humusreich

≥ 30 %

Humusboden

* Der Humusgehalt des Bodens entspricht dem organisch gebundenen Kohlenstoff (C org) multipliziert mit 1,725. (Quelle GRUD 2017)

stanz über Hofdünger, Kompost und Zwischen­früchte bestimmt. Viehhaltende Landwirtschaftsbetriebe haben bezogen auf die Aufrechterhaltung des Humusspiegels dank dem Anfall an organischem Dünger in der Regel Vorteile. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass mit flüssigen Düngern (Gülle) eine um bis zu zehnfach höhere Menge transportiert werden muss, um eine annähernde Humus­ wirkung wie mit Kompost (oder Stroh) zu erzielen. Eine Fruchtfolge mit einer zweijährigen Kunstwiese bietet noch keine Gewähr, dass der Humusgehalt erhalten bleibt. Speziell in einem Boden mit einem hohen Humusniveau ist diese Gewähr nicht gegeben.

Bedeutung des Humus im Klimawandel Allein die Tatsache, dass Humus zu rund 60 % aus Kohlenstoff besteht, sagt viel über die Wichtigkeit aus. Global gesehen wird nach Schätzungen von Fachleuten etwa zwei- bis dreimal so viel Kohlenstoff im Humus gespeichert, wie in der Atmosphäre oder der Vegetation vorhanden ist (Berner). Entsprechend gehen

Beurteilung des Humusgehalts zur Abschätzung der potenziellen N-Nachlieferung des Bodens Beurteilung des Humusgehalts* (%) des Bodens bei unterschiedlichen Tonklassen < 10 % Ton

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≥ 30 % Ton

< 1,2

< 1,6

< 2,0

< 2,5

1,2–2,9

1,6–3,4

2,0–3,9

2,5–5,9

ausreichend

3,0–4,0

3,5–6,9

4,0–7,9

6,0–9,9

gut

5,0–19,9

7,0–19,9

8,0–19,9

10,0–19,9

≥ 20,0

≥ 20,0

≥ 20,0

≥ 20,0

gering

erhöht sehr hoch

* Der Humusgehalt des Bodens entspricht dem organisch gebundenen Kohlenstoff (C org) multipliziert mit 1,725. (Quelle GRUD 2017)

Schätzungen davon aus, dass global 1600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Humus gespeichert sind. Folglich ist der Humus eine der bedeutendsten Kohlenstoffsenken. Es liegt daher im ureigenen Interesse jeder Landwirtin und jedes Landwirts, den Humus­abbau zu minimieren und die Bemü­hungen für einen Aufbau zu verstärken. Denn, je mehr Humus abgebaut wird und je mehr Boden erodiert, desto mehr Kohlenstoff entweicht in die Atmosphäre. Umgekehrt wird durch die Erhöhung des Humusgehalts der Atmosphäre CO 2 entzogen und im Boden gespeichert.

Bedeutung des Humus für die Landwirtschaft Für die Landwirtschaft ist der Humus von zentraler Bedeutung. Durch Humus bleiben die Bodenfruchtbarkeit und damit auch die Ertragsfähigkeit der bewirt-

Flach eingearbeitete Zwischenfrüchte helfen relativ rasch beim Humusaufbau. Bilder: R. Hunger

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10−19,9 % Ton 20−29,9 % Ton

Potenzielle N-Nachlieferung

schafteten Böden erhalten. Der Humusanteil wird durch eine angepasste, viel­ fältige Fruchtfolge und unter Zugabe aus­ reichender Mengen an organischen Düngern und Zwischenfrüchten erhalten bzw. erhöht. Dazu ist allerdings auch eine bodenschonende und ressourcen­ effiziente Bewirtschaftung Voraussetzung. Die Humusdynamik wird durch die Intensität der Bodenbearbeitung, durch den Anfall an organischem Material und die Zufuhr organischer Dünger geprägt. Für die Praktikerin und den Praktiker ist es relativ schwierig zu erkennen, in welche Richtung sich der Humusgehalt bewegt. Deshalb wurden Humus-Bilanz-Methoden entwickelt. Bei diesen wird anhand von Bewirtschaftungsangaben abgeschätzt, ob die Humusmenge im Boden zu- oder abnimmt. Das Resultat ist nur so genau wie die Angaben, die gemacht wurden (www.humusbilanz.ch).

Der Geohobel arbeitet organisches Material flach ein und schafft damit gute Voraussetzungen für den Humusaufbau.


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KUHN

Mulcherspezialist Mithilfe von www.humusbilanz.ch und dieser App kann man abschätzen, ob der Humusgehalt durch die aktuelle Bewirtschaftung stabil bleibt, zu- oder abnimmt.

Bedeutung des Humus bei Trockenheit Trockenphasen werden von landwirtschaftlichen Kulturen besser überstanden, wenn der Boden ausreichend Humus enthält. Dies, weil Humus dem Boden eine bessere Struktur gibt. Für das Ausmass der Trockenheit ist nicht allein die Niederschlagsmenge verantwortlich, ebenso grosse Bedeutung hat das Wasserspeichervermögen des Bodens. Abhängig von den Bodenporen wird mit einer guten Boden­struktur das Wasser unterschiedlich stark gebunden. Bekanntlich wirken sich Bearbeitungshorizonte und Verdichtungszonen negativ auf die Wasserinfiltra­tion bzw. das Speicherungsvermögen aus. Schliesslich ist auch die Bodenart mitentscheidend. Diese ist aber kaum beeinflussbar, weshalb ein der Bodenart optimal ange­passter Umgang mit dem Boden im Mittelpunkt steht. Er beeinflusst nicht nur das Porensystem, sondern auch den Wasser- und Lufthaushalt im Boden. Durch den Humus wird das Bodengefüge stabilisiert. Übrigens kann Humus bis zum Fünffachen des eigenen Volumens an pflanzenverfügbarem Wasser speichern. Humus hat also eine zentrale Bedeutung für den Wasserhaushalt. Das Bewässern allein und die Verwendung von trockenheitsresistenten Sorten sind nicht ausreichend.

Die Natur zum Partner machen In welchem Zustand ist mein Boden? Kann er Wasser aufnehmen, wenn es stark regnet? Kann er Wasser speichern in Zeiten, in denen es an Niederschlägen fehlt? Der Boden ist das wertvollste Gut, das bedeutet, dass in eine gute Bodenqualität «investiert» werden muss. Dies mit dem Ziel, die Fruchtfolge, Düngung und Boden­bearbeitung so zu gestalten, dass sich standortspezifisch optimale Humusgehalte einstellen. Die Landwirtschaft muss wieder bereit sein, ihre Probleme selbst zu lösen. Um sich aus der ar­gumentativen Defensive zu befreien, braucht es einen Paradigmenwechsel hin zu einer «besseren Beziehung zum Boden».

Fazit Für die Bodenfruchtbarkeit hat der Humus eine zentrale Bedeutung. Mit der Bewirt­schaftung wird der Humusgehalt positiv oder negativ beeinflusst. Es ist anspruch­svoll, den Boden so zu be­wirtschaften, dass man der Rolle des Humus gerecht wird. Genau diese Herausforderung macht den Ackerbau spannend. *Eduard Mückenhausen war ein weltweit bekannter deutscher Bodenkundler mit Forschungsschwerpunkten Bodengenetik, Bodensystematik und Bodengeographie.

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Gewöhnungsbedürftig: Getreideacker als Dammkultur. Bild: Rohrbach-Technik

Raum für Lebensvielfalt Unsicherheiten bei der Bearbeitung von Grund und Boden führen dazu, dass sich manche Betriebsleiterin und mancher Betriebsleiter mit Alternativen zur herkömmlichen Bodenbewirtschaftung befasst. Eine solche Alternative ist die Dammkultur. Ruedi Hunger Die Dammkultur, eine viele Jahrhunderte alte Anbauform, konnte sich insbesondere in den trockenen Regionen Südeuropas halten. Dammkulturen versprechen mehr Raum für Lebensvielfalt. Mit Lebensvielfalt sind die Lebensbedingungen im Boden und für die Kulturpflanzen gemeint. Mehr Raum ist nachvollziehbar, wenn sich die Betrachterin oder der Betrachter vor Augen hält, dass zwischen dem «Flach­ anbau» und der «Dammkultur» ein auffallender Unterschied besteht: Auf einem unbewachsenen, flachen Ackerboden herrscht überall die gleiche Temperatur. Bei einer Dammkultur hingegen vergrössert sich durch den Dammaufbau die 28

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Oberfläche gegenüber einer planen (flachen) Fläche. Die Sonneneinstrahlung auf den Damm erfolgt mit unterschiedlicher Intensität. Dies wiederum führt dazu, dass bedingt durch die Temperaturunterschiede lokale Luftbewegungen entstehen. Die ihrerseits dazu führen, dass ein eigenes örtliches Mikroklima entsteht. Dank der lockeren Aufschüttung kann der Boden im Damm atmen.

heisst, Humus hat die Fähigkeit, Bodenteilchen miteinander zu verbinden und damit ein stabileres Aggregatsgefüge zu bilden. Dies wiederum ist Voraussetzung dafür, dass sich eine Kulturpflanze im Boden gut verwurzelt und neben Nährstoffen auch von einem geregelten Luft- und Wasserhaushalt profitiert. An intakten Ton-Humus-Komplexen führt keine langfristige und nachhaltige Ackernutzung vorbei.

Auf den Damm gekommen Dammkulturen nach Julian Turiel, dem Dammkultur-Pionier, ehemals aus Spanien, heute in Deutschland, fördern den Aufbau von Ton-Humus-Komplexen. Das

Symbiose erhalten Als «Mykorrhiza» wird eine Form des Zusammen­lebens von Pilzen und Pflanzen bezeichnet. Fast 90% aller Pflanzen leben


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Dieses Multifunktionswerkzeug ist das wichtigste Gerät für den Dammaufbau. Bild: R. Hunger

an ihrem natürlichen Standort in Symbiose mit Bodenpilzen, also den sogenannten Mykorrhiza. Bei der ackerbaulichen Bodennutzung ist dies schwierig, weil durch die regelmässige Bodenbearbeitung und die rasche Kulturfolge eine Symbiose zwischen Bodenpilz und Kulturpflanzenwurzeln kaum eine Chance hat. Bei dieser Symbiose ist der Pilz mit dem Feinwurzelsystem der Pflanze in Kontakt. Beide Seiten, der Pilz und die Pflanzenwurzeln, profitieren gegenseitig durch den Stoffaustausch. Durch den minimalen Eingriff in den Boden kann sich Mykorrhiza bei Dammkulturen besser ausbilden.

Neben einer angepassten Bearbeitungstechnik spielt die Wahl der Kulturpflanze eine grosse Rolle, zudem haben Zwischenfrüchte grosse Bedeutung, weil sie dem Humusaufbau dienen. Dazu sollen Zwischenkulturen bevorzugt werden, die sich möglichst lange in der Phase der Wurzelbildung befinden.

Damit es funktioniert Der Dammaufbau erfolgt mit Multifunktionswerkzeugen, die am Grundrahmen eines Gerätes angebaut sind. Bisher gibt es nur wenige Geräte, die «ab Stange» gekauft werden können. Die verschiedenen

Bodenschichten werden gelockert und belüftet, aber kaum umgedreht. In der Folge entstehen lockere Dämme. Dies mit dem Vorteil, dass der Boden nicht gepresst wird und krümelig bleibt. Dank den Dämmen vergrössert sich die Oberfläche um ein Vielfaches. Was wiederum zur Folge hat, dass Nährstoffe, Sonnenlicht und Wasser besser aufgenommen werden. Die Dämme werden je nach Kultur im Abstand von 45, 60 oder 90 cm gezogen (Traktor-Spurbreiten von 180 cm). Für Spurbreiten von 150 cm gibt es die Möglichkeit eines 50er oder 75er Dammsystems. Gesät wird in die Dämme, und zwar wesentlich tiefer als bei herkömmlicher Anbauweise. Nicht zuletzt mit dem Vorteil, dass beispielsweise Getreide besser vor der Auswinterung geschützt ist. Die tiefe Saat erleichtert das Blindstriegeln und damit die Kontrolle der ersten Unkrautwelle.

Fazit Durch intensive Bodenbearbeitung kann das mikrobielle Leben im Boden gestört oder im Extremfall auch zerstört werden. Anders bei Dammkulturen, wo kaum eine Bodenpressung stattfindet und die Erde zu einem lockeren Damm geformt wird. Am und um den Damm entsteht durch die unterschiedliche Erwärmung ein spezielles Mikroklima. Dank besserer Bodenstruktur kann Regenwasser schneller infiltrieren und Luft kann besser in den Damm eindringen.

Nachgefragt

Technik für Dammkulturen

Im Spätsommer 2020 hat die «Schweizer Landtechnik» (siehe LT/TA 9/2020) den Betrieb «Grosswies» von Evelyn und Rolf Kuhn in Mettendorf (TG) besucht. Rolf Kuhn, Präsident der Kommission Landtechnik Thurgau, hatte 2020 nach einer langfristigen Perspektive für den Ackerbau gesucht. In der Anfangszeit stützte er sich in erster Linie auf die Empfehlungen von Julian Turiel. Nach den ersten Erfahr­ungen ist Kuhn heute überzeugt, dass man sich auf standortbezogene, eige­ne Erfahrungen abstützen muss. «Unsere Verhältnisse hier im Thurgau sind nun mal anders als in Deutschland. Das Jahr 2021 war schwierig, sehr schwierig», sagt Kuhn. Aber bei der Dammkultur bleiben will er, die Resultate bezogen auf die Bodenstruktur seien ermutigend. Und das Etablieren eines neuen Anbausystems brauche Zeit, das wisse man auch von anderen alternativen Anbaumethoden, fügt Kuhn noch an.

Beispiel von Technik für Dammkulturen: Hier ein Dammpflug und Dammpflegegeräte, auf Wunsch auch mit einem pneumatischen Sägerät. Bilder: Rohrbach Technik, Oberbütschel

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Pflanzenkohle wirkt im Boden für Nährstoffe wie ein Schwamm. Bild: zVg

Pflanzenkohle hat Potenzial Auf der Suche nach einer klimafreundlichen Landwirtschaft wird immer mehr über alternative Anbauverfahren, neue Ideen und Produkte gesprochen. Pflanzenkohle ist ein «heisser» Anwärter mit hohem Klimapotenzial. Ruedi Hunger

Pflanzenkohle ist, mindestens bei realis­ tischer Betrachtung, kein Wundermittel, aber sie hat ein relativ hohes Klimapoten­ zial mit interessanten Langzeitfolgen. Bleiben wir zu Beginn auf dem Boden der Realität. Pflanzenkohle hat ihren Ur­ sprung in pflanzlicher Biomasse. Diese wiederum besteht in ihrer Trockenmasse zirka zur Hälfte aus Kohlenstoff. Den Kohlenstoff seinerseits hat die Pflanze bei der Photosynthese aus der Atmosphäre bezogen. Schliesslich stirbt die Pflanze und mit Beginn der biologischen Zerset­ zung kehrt der aufgenommene Kohlen­ stoff in Form von CO2 wieder zurück in die Atmosphäre. Damit dies nicht ge­ schieht, wird versucht, diesen pflanzli­ chen Kohlenstoff, oder mindestens einen grossen Teil davon, in eine stabile Struk­ tur umzuwandeln, damit er über Jahre im 30

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Boden verweilt und in der Atmosphäre nicht zur Belastung wird. Gelingt dies mit dem richtigen Verfahren, spricht man be­ treffend Stabilität nicht von Jahrzehnten oder Jahrhunderten, sondern von weit über eintausend Jahren.

Viele Verwendungszwecke Pflanzenkohle (nachfolgend PK genannt) wird zusätzlich als Bodenverbesserer an­ gepriesen und kann als Trägermaterial für Düngemittel dienen. Auch als Futter­ zusatz wird PK propagiert und dient schliesslich als Einstreumaterial im Stall oder als Gülleadditiv. Neben der Land­ wirtschaft gibt es weitere Bemühungen, Kohlenstoff langfristig zu binden, bei­ spielsweise hat die Bauwirtschaft erst kürzlich das Projekt «klimaneutraler Be­ ton» vorgestellt. Dazu wird PK dem Beton

beigemischt. Weitere Anwendungsberei­ che finden sich in der Umwelttechnik, der Energietechnik und, wie bereits mit einem Beispiel erwähnt, bei Werkstoffen. Damit die verschiedenen Ziele erreicht werden und vor allem damit PK die er­ wähnte lange Verweilzeit erreicht, muss das Ausgangsmaterial, die Biomasse, un­ ter Luftabschluss bei mindestens 400 °C thermisch behandelt, d. h. «pyrolisiert», werden. Erst nach bzw. mit diesem Ver­ fahren wird die geforderte hohe Lang­ zeitstabilität erreicht.

Zulassung von PK Die Schweiz hat 2011 als erstes Land in Europa den Einsatz von PK als Bodenhilfs­ stoff in der Landwirtschaft klar geregelt. Bei dieser Zertifizierung (oder Zulassung) stehen eine Risikobewertung möglicher


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Schadstoffe, deren Nebenwirkungen abhängig von der Aufwandmenge und die Art der zur Herstellung der PK verwendeten Biomasse im Fokus. Bei der Pyrolyse entstehen neben der PK noch Nebenprodukte, die es zu beherrschen gilt. Einerseits das sogenannte Pyrolyse-Öl, anderseits ein nicht kondensierbares Pyrolyse-​ Gas. In den meisten Anlagen werden diese Nebenprodukte durch direkte Verbrennung energetisch verwertet. Pyrolyseöle könnten künftig der chemischen Industrie als Rohstoff für den Ersatz von fossilen Kohlenstoffen dienen.

Anwendungsmöglichkeiten von PK Im Anwendungsbereich «Boden» kann PK als Träger für Dünger und damit zur bedarfsgerechten Freisetzung von Nährstoffen dienen. Damit werden Nährstoff-Auswaschungen vermieden. Als Additiv in Kompost und Gülle werden unter Zugabe von PK Nährstoffverluste und Treibhausgas-Emissionen verringert. Zudem werden die Wasserspeicherung im Boden und die biologische Aktivität verbessert. Ein weiterer interessanter Anwendungsbereich ist die Tierhaltung. Mit PK-Zugaben in der Silage wird eine Stabilisierung der Fermentation erreicht und bestimmte Mykotoxine werden gebunden. Als Futterzusatz verbessert PK das allgemeine Tierwohl. Praxisberichte (Internet) verweisen auf eine bessere Milchqualität und geringere Tierarztkosten. Schliesslich wird berichtet, dass durch das Einstreuen von PK das Stallklima verbessert wird. Insgesamt liegen laut Agroscope* zur landwirtschaftlich relevanten Wirkung von Pflanzenkohle sehr viele wissen-

schaftliche Untersuchungen und Veröffentlichungen vor.

Pflanzenkohlebasierte Düngung Nährstofflösungen in Form von Rinder­ urin, Biogasgülle, Presswasser (Tofuherstellung) und Kompostextrakten werden von der Porenstruktur der PK aufgenommen und verbessern die mikrobiell gesteuerte Nährstoffaufnahme durch die Pflanzen. Oberflächlich ausgebrachter, gut löslicher Granulatdünger, welcher mit Regenwasser durch die Bodenstruktur auf die zuvor im Wurzelbereich ausgebrachte PK trifft, wird nur noch stark redu­ ziert ausgewaschen. Die PK wirkt folglich in allen Fällen als Trägermatrix für Nährstoffe. Speziell für den Bio-Landbau bietet die Kombination von organischen Düngern mit PK eine Effizienzsteigerung und damit eine vielversprechende Per­ spektive. Für eine gute PK-Wirkungsweise sind eine optimale Ausbringungsform, die richtige Mischung von PK und Dünger und die Art der PK (und die mögliche Vorbehandlung) entscheidende Grössen.

Einfluss auf das Wurzelwachstum Die Wurzelbiomasse, das Wurzelvolumen, die Wurzeldichte und die Wurzellänge sind entscheidend für die Nährstoff- und Wasseraufnahme. Diese beeinflussen ihrerseits die Photosyntheseleistung und das allgemeine Pflanzenwachstum. Laut verschiedenen Studien aus den letzten Jahren steigerte die PK die Wurzelbiomasse um bis zu einen Drittel. Ebenso nahm die Anzahl Knöllchen bei Leguminosen markant zu. Bezogen auf das Wurzelwachstum zeigte sich, dass die Pyrolyse-

Entstehung von Pflanzenkohle Pflanzenkohle wird durch Pyrolyse von Biomasse hergestellt, dies erfolgt in der Regel: • unter weitgehendem Ausschluss von elementarem Sauerstoff • durch langsame Pyrolyse, d. h. bei Verweilzeiten von Minuten bis Stunden • bei atmosphärischem Druck • und bei Temperaturen von mindestens 400 °C.

bedingungen (Temperatur und Verweildauer) entscheidender sind als das verwendete Ausgangsmaterial.

Wassernutzungseffizienz Studien besagen, dass es hinsichtlich der Wirkung von PK auf das pflanzlich verfügbare Wasser je nach Bodentyp zum Teil beachtliche Unterschiede gibt. In grobkörnigen Böden nahm das verfügbare Wasser markant zu, in mittelkörnigen Böden lag der Effekt bei knapp zehn Prozent und in feinkörnigen Böden hatte die PK kaum einen messbaren Effekt. Die PK kann (mit Betonung auf «kann») die Wasserhaltekapazität von Böden und die Wassernutzungseffizienz von Pflanzen erhö­hen. Bemerkenswert ist auch, dass eine PK-Applikation bei C3 -Pflanzen eine deutlich höhere Wirkung auf die Photosyntheseleistung hat als bei C4 -Pflanzen. Erklärt wird dies damit, dass C4 -Pflanzen ohnehin eine bessere Wassernutzungsund Nährstoffaufnahmeeffizienz haben.

Verringerung von Emissionen

Das FIBL und Grün Stadt Zürich starteten 2021 einen Langzeitversuch unter anderem mit der Gülle beigemischter PK. Bild: Stadt Zürich

Laut Agroscope* ist die Reduktion von Lachgasemissionen durch den Einsatz von PK einer der am besten belegten Effekte. Dabei wird beim Einsatz von PK eine mittlere Reduktion der N 2O-Emissionen von fast der Hälfte erreicht, dies über alle Studien hinweg. Die stärksten Reduktionen wurden mit PK erreicht, die bei einer Pyrolyse­temperatur von 600–700 °C und unter Verwendung holziger Biomasse als Ausgangsmaterial hergestellt wurde. Zu den Methanemissionen (Boden) gibt es bisher nur widersprüchliche Resultate. Hier muss angemerkt werden, dass gerade in der Schweiz Methanemissionen aus Böden praktisch keine Rolle spielen, da sich die direkten landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen (THG) im Wesentlichen aus der Tierhaltung, den N 2O-​ Emissionen der Düngerwirtschaft und aus 04

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ALTERNATIVE ANBAUMETHODEN

der Hofdüngerlagerung zusammensetzen.

Wie soll PK eingesetzt werden? Neuste Erkenntnisse zeigen, dass PK den grössten Nutzen bringt, wenn sie mittels konzentrierter Einbringung pflanzenkohlebasierter Düngung in die Wurzelzone

gebracht wird. Möglich ist dies durch Appli­kation in Streifen, in Form einer Unterfussgabe bei der Pflanzung oder Aussaat oder durch direkte Wurzelinjektion dickflüssiger PK-Suspensionen. Wenig(er) wirksam ist eine oberflächliche Ausbringung, wie es bei löslichen Düngergranulaten, Gülle oder Kompost üblich ist, weil

die Pflanzen so nicht in hohem Mass in Kontakt mit den in der PK gespeicherten Nährstoffen kommen. Für die Ausbringmenge von PK gibt es derzeit keine wissenschaftlich begründ­ bare Obergrenze. Selbst wenn 100 Tonnen PK pro Hektar in den Oberboden eingearbeitet würden, so wären dies lediglich 2 % des Bodens. Eindeutig begrenzend sind die Kosten, da bei 100 t/ha PK Kosten von rund 70 000 CHF entstehen.

Fazit Pflanzenkohle hat ihren Ursprung in pflanzlicher Biomasse. Damit der in lebenden Pflanzen vorhandene Kohlenstoff nach deren Absterben nicht in Form von CO2 wieder zurück in die Atmosphäre geht, wird versucht, den pflanzlichen Kohlenstoff in Form von PK in eine stabile Struktur umzuwandeln. PK dient weiter als Nährstoffpuffer, Kohlenstoff- und Wasserspeicher. Durch die Nutzung der PK in der Tierhaltung gelangt sie entweder über den Mist oder die Gülle auch wieder ins Feld.

Einmal im Boden eingebracht ist Pflanzenkohle Lebensraum für Mikroorganismen. Bild: zVg

* Quelle und weiterführende Informationen, Agroscope Science 112/2021, «Pflanzenkohle in der Landwirtschaft» (Autoren: Schmidt, Hagemann, Abächerli, Leitfeld, Bucheli)

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Hier wird Komposttee mit Schweinegülle auf einem Winterweizen-Feld ausgebracht.

Bilder: R. Engeler

It’s Tea Time Komposttee – ein flüssiger Extrakt aus Kompost – soll eine positive Wirkung auf den Boden und die Gesundheit der Pflanzen haben. Handelt es sich dabei um eine Wunderwaffe oder ist es mehr Wunschdenken? Roman Engeler

«It’s Tea Time», pflegt der nostalgisch veranlagte Engländer um fünf Uhr nachmittags zu sagen, wenn er sich eine Pause gönnt. Auf Tee-Zeiten stösst man zu­ sehends auch in der Landwirtschaft. Da steht aber weniger das Ausspannen im Zentrum als vielmehr Substanzen wie Komposttee, die zur Steigerung der natürlichen Abwehrkräfte von Pflanzen beitragen sollen. Mit solchen «alternativen» Substanzen ist es ja so eine Sache. Die einen Anwender schwören auf sie, für andere wiederum ist es eher Teufelszeug. Die Wissenschaft 34

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tappt dabei oft im Dunkeln. Den grössten gemeinsamen Nenner findet man in Diskussionen mit Befürwortern und Kritikern wohl am ehesten im Fazit: «Schaden tut’s nicht, aber ob es wirklich auch was nützt?»

Herstellung Zur Herstellung von Komposttee benötigt man einen grossen Behälter, der mit Wasser befüllt, aktiv belüftet und auch beheizt werden kann, sowie hochwertigen Kompost. Zusätzlich kann man der Mischung eine Starterkultur mit Mikroorganismen und gewisse Nährsubstanzen beigegeben,

damit sich diese Mikroorganismen in möglichst optimaler Zusammensetzung entwickeln. Der Kompost sollte wenn möglich aus einer Warmrotte stammen, so dass keine gefährlichen oder unerwünschten Keime darin enthalten sind. Solche Keime könnten in der Folge sogar lebensmittelhygienisch problematisch werden. Auf den ersten Blick ist die Herstellung einfach. Das in den Behälter eingelassene Wasser mit Kompost und den Zusatzstoffen wird erhitzt und einige Stunden bis wenige Tagen sich selbst überlassen. Da man


ALTERNATIVE ANBAUMETHODEN

es mit lebenden Mikroorgansimen zu tun hat, ist es im Detail dann aber doch nicht so einfach. Denn letztlich sollte die Menge und Zusammensetzung dieser Mikroorganismen stimmen. Wichtig ist zudem, dass Komposttee für jede Anwendung wieder frisch hergestellt werden muss. 4–6 Stunden nach der Herstellung sollte der Komposttee ausgebracht sein, ansonsten sterben die aeroben Keime wieder ab und der Tee verliert an Wirkung.

Ausbringung Komposttee kann auf verschiedene Arten ausgebracht werden. Wird mit der Feldspritze eine Blattbehandlung angestrebt, sollte er zuvor gefiltert werden, damit die Düsen nicht verstopfen. Verwendet wird Komposttee aber auch als Beimischung zur Gülle, die dann mit entsprechender Ausbringtechnik appliziert wird. Komposttee kann auf jenen Kulturen ausgebracht werden, die nicht unmittelbar verzehrt werden. Bei Früchten ist eher Vorsicht angebracht, bei Gemüse sollte eine gewisse Wartefrist eingehalten werden, weil man halt doch nie ganz sicher ist, ob es nicht zu einer Kontamination mit unerwünschten Bakterien gekommen ist.

Wirkung Komposttee stärke die Widerstandskraft von Pflanzen und könne so alternativ oder ergänzend zu konventionellen Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden. Eine regel­mässige Anwendung führe zu einem gesunden, lebendigen Boden und höheren Erträgen. Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger liessen sich bei Verwendung von Komposttee bis zu 50 % einsparen. Das sind nur einige Aussagen von Anwendern. Sucht man aktuelle und unabhängige Untersuchungen zur Wirkung von Komposttee, tut man sich schwer. Eine Literaturstudie des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FiBL) fasst zusammen, dass Kompost und Kompostex-

Brauen von Komposttee bei Zurbuchen Bodenschutz (Lippoldswilen TG) in einem 2000-Liter-​ Tank: Das eingefüllte Wasser wird elektrisch auf 20 Grad erhitzt, erwärmt sich dann selbst weiter auf 28 Grad.

trakte die Gesundheit von Pflanzen über unterschiedliche Wege positiv beeinflussen können. Zum einen über die Wirkung auf bodenbürtige Krankheitserreger – und zum anderen, indem sie Resistenzen in den Pflanzen gegenüber Schaderregern auslösen. So hätten solche Extrakte durch eine «induzierte Resistenz» Gerstenpflanzen vor Mehltau geschützt.

Literaturstudie Die Auswertung der Literatur zeigt weiter, dass Mistkomposte meist besser auf die Pflanzengesundheit wirken als rein pflanzliche Komposte. Zudem scheint es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der mikrobiellen Aktivität an der Oberfläche der Pflanzen und der Unterdrückung von Krankheiten zu geben. Diese mikrobielle Aktivität lässt sich durch die Gabe von Komposttee erhöhen. Die

Blick durch das Mikroskop: Die mikrobiologische Zusammensetzung des Komposttees hat einen wesentlichen Einfluss auf seine Wirkung. Bild: P. Schnyder

Schutzwirkung der Mikroorganismen auf der Pflanzenoberfläche kann demnach über drei verschiedene Mechanismen erfolgen: Hemmung der Sporenkeimung, antagonistische Wirkung und Konkurrenz mit Krankheitserregern sowie über die bereits erwähnte induzierte Resistenz.

Fazit Komposttee und weitere Kompostextrakte haben durchaus Potenzial, Pflanzen vor Schaderregern zu schützen. Wissenschaftliche Untersuchungen ergeben aber kein einheitliches Bild. Zu unterschiedlich sind wohl die Rahmenbedingungen, unter denen Komposttee hergestellt wird und mit welcher mikrobiologischen Zusammensetzung er ausgebracht wird. Und, wie heisst es so schön: Weiterer Forschungsbedarf ist bei diesem Thema sicher vorhanden.

Zur Herstellung von Komposttee braucht es hochwertigen Kompost – vorzugsweise aus einer Warmrotte.

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Dank einem breiten Angebot konnten am Feldtag am Schluechthof direkte Vergleiche zwischen den Maschinen gezogen werden. Bild: Sven Syz

Landwirtschaft im Hack-Modus Alle Spatzen pfeifen es vom Dach, der «Pflanzenschutz ist im Umbruch». Ein solches Vorhaben ist nicht von heute auf morgen umsetzbar. Das Interesse an Tagungen und Maschinenvorführungen ist daher gross. Ruedi Hunger

Die Gründe, warum der Pflanzenschutz im Umbruch ist, sind vielfältig. Es ist wohl nicht erfolgversprechend, wenn von einem Tag auf den anderen auf jegliche Pestizid-Anwendung verzichtet wird. Bereits «Mit weniger besser produzieren» ist eine Herausforderung. Es wird aber immer deutlicher: Die Schweizer Landwirtschaft ist gewillt, sich den zahlreichen Herausforderungen, die damit verbunden sind, zu stellen.

ten Jahrzehnten erreichten Ertragsziele ist zu halten und zu sichern. Bereits dieses Ziel umzusetzen, wird immer schwieriger, weil der chemische Pflanzenschutz tendenziell immer deutlicher erschwert wird und in Teilbereichen gar wegbricht. Die Schweizer Landwirtschaft steht also nicht vor, sondern ist bereits mitten im Umbruch beim Pflanzenschutz.

Ist der Pflanzenschutz vor dem oder bereits im Umbruch?

Verschiedene in den letzten Jahren eingeführte Massnahmen und Überprüfungen haben schliesslich dazu geführt, dass bei den Pflanzenschutzmitteln (PSM) seit 2005 ganze 208 Wirkstoffe zurückgezogen wurden. In den vergangenen zehn Jahren (bis Ende 2021) wurden 119 Wirkstoffe (= 986 Produkte) überprüft. Daraus resultierten 632 Anpassungen bei den Anwendungsvorschriften. 326 Indikationen und 51 Produkte wurden zurückgezogen. Zum Schutz der Gewässer wurden fol­ gende Massnahmen eingeführt: Strengere Anwendungs­ vorschriften gegen Ab-

Die 9. Nationale Ackerbautagung, welche von der «Plattform Ackerbau Schweiz» (PAG-CH) am 11. Januar 2022 in Murten (FR) durchgeführt wurde, stand unter dem Motto «Mit weniger besser produzieren». Allmählich setzt sich die Überzeugung durch, dass eine ackerbauliche Produktion nicht (mehr) nachhaltig erhöht werden kann. Im Gegenteil, aus verschiedenen Gründen ist es zielführender, den «Status quo» der Erträge zu halten. Heisst: das hohe Niveau der in den letz36

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Auswirkungen von Massnahmen und Überprüfungen

schwemmung. Förderung der Befüll- und Waschplätze. Einführung 13 neuer Kon­ trollpunkte (u. a. Waschplatz). Förderung der automatischen Innenreinigung für Pflanzenschutzspritzen. Es wurden noch weitere Massnahmen eingeführt, unter anderem auch Massnahmen beim Anwenderschutz. Zu den eingeführten Massnahmen zählen auch Produktionssystembeiträge zum Verzicht auf PSM. Dies nicht ohne Wirkung, die Teilnahme beim Verzicht auf Insek­ tizide und Fungizide auf offenen Ackerflächen (OAF) lag 2020 bei 55 %. Der Verzicht oder Teilverzicht bei der Herbizidanwendung auf OAF stieg 2020 auf über 15 % (bei Reben und Obst auf über 20 %). Schliesslich sanken im Zeitraum 2008– 2020 die totalen PSM-Verkäufe um 14 % und jene von Glyphosat um 65 %.

Das Risiko weiter reduzieren Laut Olivier Félix vom Bundesamt für Landwirtschaft müssen für die Ausrichtung eines nachhaltigen Pflanzenschutzes folgende Wege weiter erforscht werden:


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Tolerante Sorten und in diesem Zusam­ menhang neue Züchtungstechnologien. Ebenso die biologische Bekämpfung neu­ er Schädlinge. Weiter erforscht werden müssen auch Robotik und Behandlungs­ techniken. Bei den Pflanzenschutzmitteln drängen sich Weiterentwicklungen von Risiko­ reduktionsmassnahmen auf. Um gravierende Lücken zu verhindern, sind Notzulassungen zu erfor­ schen. Schliess­ lich soll für Anerkennung und Zulassung eine weitere EU-Annäherung abgeklärt werden. Zur Risikominderung beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gehört auch, dass im Rahmen des Aktionsplans Pflanzen­ schutz die Fachbewilligung (Fabe) für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln neu geregelt wird. Dies soll ab 2026 der Fall sein und hat zur Folge, dass allein in den Bereichen Landwirtschaft und Gar­ tenbau rund 60 000 Bewilligungen erneu­ ert werden. Neu gibt es keine automati­ sche Anerkennung mehr zwischen «Fabe Landwirtschaft» und «Fabe Gartenbau». Die Gültigkeit der Fachbewilligung ist auf acht Jahre beschränkt und wird anschlies­ send nur verlängert, wenn entsprechende Weiterbildungskurse besucht werden (der­ zeit in Vernehmlassung).

Perspektiven für die Zukunft Mitten im Umbruch stehen bedeutet für die Landwirtschaft, dass vieles in Bewe­ gung ist. Und wo vieles in Bewegung ist, werden Fragen gestellt und Unsicherhei­ ten sind nicht weit weg. Aus dieser Per­ spektive gesehen, kam der «Feldtag mecha­ nische Unkrautregulierung» von Anfang März am LBBZ Schluechthof in Cham (ZG) genau zum richtigen Zeit­ punkt. Viele Betriebsleiterinnen und Be­ triebsleiter sind gewillt, sich den neuen Herausforderungen beim Pflanzenschutz zu stellen. Der Feldtag war genau der richtige Ort, um den Fachleuten Fragen zu stellen und Unsicherheiten bei der An­ wendung von mechanischen Geräten zur Unkrautregulierung abzubauen. Sich ein eigenes, objektives Bild machen ist emi­ nent wichtig, wenn es um Zukunftsper­ spektiven im Ackerbau geht.

Das lief in den letzten 50 Jahren Der Leiter des Fachbereichs Nachhaltiger Pflanzenschutz beim Bundesamt für Land­ wirtschaft BLW, Olivier Félix, stellte gleich zu Beginn der 9. Nationalen Ackerbautagung in Murten die Entwicklungen für einen nachhaltigen Pflanzenschutz im Verlauf der letzten 50 Jahre vor. Hier die Zusammen­ fassung: • 1970/90 Entwicklung des integrierten Pflanzenschutzes • 1992 AP 95 Einführung entkoppelter Direktzahlungen • 1999 AP 2002 Einführung des ökologischen Leistungsnachweises (DZ-Anforderung)

• 2005 Neue Pflanzenschutzmittel-Verord­ nung und Harmonisierung mit der EU • 2014 Beschreibung von 49 bestehenden Massnahmen zur Risikoreduktion (Bericht Postulat Moser) • 2017 Aktionsplan, 50 neue Massnahmen und Ziele zur Risikoreduktion • 2017/18 Pestizid-Initiative • 2020 AP 22+ Massnahmenpaket als Alternative zur Initiative • 2021 gesetzliche Verankerung der Risiko­ reduktionsziele; Verstärkung des Gewäs­ serschutzes

chen von Verschlämmungen und gleich­ zeitiges Einarbeiten von Düngemitteln, spezielle PS- und IPS-Beiträge, Imageför­ derung und, und … stehen einigen ge­ wichtigen Nachteilen gegenüber. Neben der grösseren Wetterabhängigkeit ist das kleinere oder kürzere Zeitfenster für ei­ nen idealen Regulierungserfolg eine Her­ ausforderung. Immer wieder stellt sich auch die Frage nach dem richtigen oder besten Anwendungszeitpunkt für die mecha­ nische Unkrautregulierung (UKRegu­lierung) und letztlich muss die Be­ triebsleiterin, der Betriebsleiter sich be­ wusst sein, dass der Erfolg einer Mass­ nahme meistens etwas geringer ist als bei Herbiziden.

gen erfüllt sein. Verschiedene Massnah­ men wie eine passende Fruchtfolge, Massnahmen zur Feldhygiene (wie Stop­ pelmanagement und Zwischenfruchtan­ bau) und eine saubere und angepasste Bodenbearbeitung können im weitesten Sinn auch als indirekte UK-Regulierung angesehen werden. Mit der «richtigen» Sortenwahl kann auf die Halmlänge bei Getreide und die Jugendentwicklung bei Mais Einfluss genommen werden. Schliesslich fördert eine gleichmässige Saattiefe ein regelmässiges Auflaufen der Kulturpflanzen. Da eine mechanische UK-Regulierung auch für die Kulturpflan­ ze nie verlustlos ist, sollte die Saatdichte um etwa zehn Prozent erhöht werden.

Voraussetzungen

Je früher, desto besser

Für eine erfolgreiche mechanische UKRegu­lierung müssen einige Voraussetzun­

Der Erfolg einer mechanischen UK-Regu­ lierung ist weitgehend von den herrschen­

Grundlagen der mechanischen Unkrautregulierung Raphael Vogel vom LBBZ Schluechthof zeigte in seinen Ausführungen zur me­ chanischen Unkrautregulierung nicht nur die Vorteile auf, sondern betonte auch die speziellen Herausforderungen. Vortei­ le wie keine Resistenzbildung, Aufbre­

Bereits die Maschinenvorstellung auf dem Platz stiess auf grosses Interesse. Bild: R. Hunger

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den Boden- und Witterungsbedingungen abhängig. Die Wirkung eines Striegels be­ ruht weitgehend auf dem «Ausreissen» und dem «Verschütten» der Unkrautpflan­ zen. Damit die gewünschte Wirkung er­ zielt wird, muss der Boden abgetrocknet, gut befahrbar und vor allem schüttfähig sein. Bei trockenem und sonnigem Wetter sind die Kulturpflanzen beweglicher und werden mechanisch weniger geschädigt.

Da durch Zinken und Hackschare auch ein­ zelne Wurzeln der Kulturpflanzen freige­ legt werden, spielen auch die Nachttem­ peraturen eine Rolle. Nachtfröste können freigelegte Wurzeln schädigen. Wenn alle Bedingungen «rundum» stimmen, ist es angezeigt, möglichst früh, aber unter Be­ rücksichtigung der empfindlichen Kul­ turstadien, eine mechanische UK-Regulie­ rung durchzuführen.

«Schau nach vorn und nie zurück» … dies eine Empfehlung eines alten «Hackfuchses». Jede Praktikerin und je­ der Praktiker weiss, dass je nach Kultur und Wachstumsbedingungen mit ver­ schiedenen «Unkrautwellen» zu rechnen ist. Ein erstes «Blindstriegeln»* kann im Ent­wicklungsstadium BBCH-00 bis etwa BBCH-07** vorgenommen werden. Da­ mit wird die erste Unkrautwelle nach der

Vorgeführte Striegel und Hackgeräte am Schluechthof-Feldtag

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Hatzenbichler «Air-Flow»

Gleichbleibender Zinkendruck. Jeder Zinken ist mit einer Zug­ feder verbunden. Der voreinge­ stellte Druck bleibt konstant auch bei Kartoffeldämmen.

Pneumatisches Zinken-FederSystem. Zinkendruck bei gleich­ bleibendem Zinkenwinkel stu­ fenlos einstellbar.

APV «Variostriegel»

Einböck «Rollstriegel»

Konstanter Zinkendruck bleibt auch bei unterschiedlichem Zinkenniveau erhalten. Striegel­ zinken ist drehbar im Rahmen gelagert.

Der Rollstriegel verbindet die Vorzüge des Hackstriegels mit SP_7_Bild_7 denen einer Rotorhacke. Hydrau­ lische Druckverstellung (Vor­ spannung).

Einböck «Pneumaticstar»

Carré «Sarclerse»

Klassischer Zinkenstriegel mit aufgebautem pneumatischem Sägerät. Eine zentrale Einstell­ möglichkeit pro Zinkenfeld.

Zinkenstriegel mit pendelnden Zinkenfeldern. Doppelzinken sind spielfrei montiert und kön­ nen werkzeuglos gewechselt werden.

Phenix «Helios»

Pöttinger «Rotocare»

Arbeitswerkzeuge der Rollhacke sind löffelförmige Sternradspit­ zen. «Ablaufende» Drehrich­ tung. Jeweils zwei Sternräder an einer Bogie-Achse.

Arbeitswerkzeug sind Rollhack­ sterne mit löffelförmigen Stern­ SP_7_Bild_11 radspitzen. «Auflaufende» Dreh­ richtung. Einzeln aufgehängt und federbelastet.

Phenix «Onyx»

Hacken im Getreide

Nur für passende Reihenabstän­ Scharhackgerät mit oder ohne de. Für Flächen mit Problemun­ automatischem Schieberahmen. kräutern. Neu sind Hackgeräte Geeignet im Getreide, mit für Reihenabstand 15/12,5 cm Säreihenabstand ab 12,5 cm. auf dem Markt.

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Saat vernichtet. Blindstriegeln braucht Fingerspitzengefühl. Die nachfolgende Unkrautwelle wird mit dem Striegel zum erstmöglichen Einsatzzeitpunkt im 3-Blatt-Stadium erreicht. Eine gleichmässige Arbeitstiefe von rund zwei Zentimetern besteht, wenn der Striegel auf die vor- und/oder nachlaufenden Stütz­räder abgesenkt wird. Die richtige Zinkenneigung wählen: je steiler, desto aggressiver. Die Fahrgeschwindigkeit ist entscheidend für das Arbeitsergebnis. Letzteres wird stark durch die Schüttfähigkeit des Bodens kombiniert mit der Fahrgeschwindigkeit bestimmt. Wenn es die Parzellenform erlaubt, ist ein diagonales Fahren vorteilhaft.

Spezialfall: Hacken In der frühen Schossphase (+/– BBCH-31) kann wenn nötig das Getreide gehackt werden. Dies, sofern ein geeigneter Saat-​ Reihenabstand gewählt und ein entsprechendes Gerät zur Verfügung steht. Heute gibt es Hackgeräte für Reihenabstände 15/12,5 cm, mit automatischem Schiebe­ rahmen. Bei normalem Unkrautdruck ist ein Hacken im Getreide selten oder nie notwendig. Im Vergleich zum Striegeln ist die Flächenleistung beim Hacken gering. Die Sämaschinen- und die Hackmaschinenbreite sollten identisch sein.

Reihenkulturen einfacher …? Was den Hacktechnikeinsatz betrifft, ja. Allerdings hat das Unkraut mehr Platz

Aufgeteilt in verschiedenen Gruppen folgten rund 130 Besucher den interessanten Maschinenpräsentationen auf dem Feld. Bild: R. Hunger

und wird weniger beschattet. Insbesondere beim Mais, der im Jugendstadium konkurrenzschwach ist, fällt dies stark ins Gewicht. Bis zu drei Unkrautwellen müssen kontrolliert werden. Damit das Unkraut den Mais nicht entscheidend schädi­ gen kann, sollte er vom 3- bis 8-Blatt-Stadium möglichst konkurrenzlos sein. Blindstriegeln ist mit der notwendigen Vorsicht wenige Tage nach der Saat möglich. Nachauflaufstriegeln ab dem 3-/4-​ Blatt-Stadium. Später kommen eventuell und je nachdem Schar- oder Sternhackgeräte zum Einsatz. Bei Scharhack­ geräten sollte der Boden im Zwischen­ reihenbereich flach und ganzflächig durchschnitten werden. Mit Sternhackgeräten werden Unkräuter grösstenteils

verschüttet. Es kann sowohl von der Pflanze weg- wie auch zur Pflanze hingehackt werden.

Fazit Die mechanische Unkrautregulierung ist für viele Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter eine neue «Disziplin». Der Wille, sich den neuen Herausforderungen zu stellen, ist vorhanden. Ein Paradigmenwechsel wie dieser braucht neben Zeit auch Mut und Erfahrung. Letztere kann man sich aneignen, wenn man es «probiert». * Blindstriegeln, bevor der Keimling die Oberfläche erreicht ** BBCH-Skala gibt Auskunft über das morphologische Entwicklungsstadium der Pflanze.

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Agri-PV-Anlage bei einer Obstkultur in Gelsdorf im deutschen Rheinland. Bauern können sich mit der Produktion von Solarstrom eine neue Einnahmequelle erschliessen. Solarmodule haben für die Pflanzen eine Schutzwirkung, vermindern aber auch die Erträge. Bild: Fraunhofer ISE

Oben Solarstrom – unten Beeren Um den Ausbau der Photovoltaik voranzutreiben, sind grosse Flächen mit Solarmodulen erforderlich. Bisher stehen dafür Hausdächer und Fassaden im Vordergrund. Künftig könnten PV-Anlagen auch auf Landwirtschaftsflächen entstehen – nicht anstelle, sondern zusätzlich zur landwirtschaftlichen Nutzung. Benedikt Vogel*

Ende 2021 deckte einheimischer Solarstrom 5,3 % des Schweizer Elektrizitätsbedarfs, so die Schätzung des Fachverbands Swissolar. Die 150 000 landesweit installierten Solaranlagen produzierten 3,2 TWh Strom. Doch das ist erst der Anfang. Im vergangenen Jahr hat der Bundesrat das Ziel gesetzt, die PV-Produktion bis 2035 auf 14 TWh zu verfünffachen. Bis 2050 ist ein weiterer Ausbau um rund 20 TWh beabsichtigt. Solarstrom soll dann rund 40 % des Schweizer Strombedarfs decken.

* Dr. Benedikt Vogel arbeitet als Journalist für das Bundesamt für Energie (BFE).

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An Flächen für Solaranlagen ist kein Mangel. Dächer und Fassaden von Gebäuden bieten reichlich Platz. Erst ein geringer Teil ist mit PV-Modulen belegt, je nach Studie zwischen 4 und 13 % der verfügbaren Fläche. Darüber hinaus könnten vermehrt auch Infrastrukturflächen (Parkplätze, Auto­bahnüberdachungen, Abwasserreinigungsanlagen) und landwirtschaftlich genutzte Flächen einbezogen werden.

Stromproduktion und Schutz für Pflanzen Grosse Freiflächenanlagen auf der grünen Wiese, wie man sie vom Ausland kennt, könnten in der kleinräumigen Schweiz auf

Akzeptanzprobleme stossen. Anders wäre das bei der Agri-Photovoltaik (kurz: Agri-​ PV), bei der landwirtschaftliche Flächen ergänzend mit Solarmodulen überdacht werden. Während am Boden Beeren, Gemüse oder Obst wachsen, befinden sich darüber PV-Module, die Strom produzieren (siehe Kasten). Weltweit betrachtet hat sich die Solarstrom-Gewinnung über Landwirtschaftsflächen im letzten Jahrzehnt etabliert. Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg D waren Ende 2021 weltweit AgriPV-­Anlagen mit über 14 GW in Betrieb, was annähernd der fünffachen Leistung


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Landwirtschaft + Solarmodule = Agri-Photovoltaik Unter Agri-Photovoltaik (kurz: Agri-PV, bisweilen auch Agro-PV) versteht man die gleichzeitige Nutzung von Flächen für Landwirtschaft und Solarstrom-Produktion. Agri-PV ist in verschiedenen Spielarten möglich. So kann man die Module mit ausreichend Abstand über den Agrarflächen installieren, oder die Module werden zwischen den Agrarflächen platziert, wobei die Module in diesem Fall auch senkrecht stehen können und mitunter beidseitig (bifazial) mit Solarzellen bedeckt sind. Agri-PV befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen Energieerzeugung, Landschaftsschutz und landwirtschaftlicher Produktion. In Deutschland haben sich Vertreter aus Landwirtschaft, Solarindustrie, Forschung und Zertifizierungsorganisa-

des Schweizer Solarparks entsprach. Die meisten Anlagen stehen in Asien, darunter eine chinesische 700-MW-Grossanlage über e­ iner Beerenkultur am Rande der Wüste Gobi. Das deutsche Unternehmen BayWa betreibt in Holland Anlagen über Himbeer- und Johannisbeerkulturen sowie Testanlagen mit Erd-, Blau- und Brombeeren. «Der wirtschaftliche Betrieb von Agri-PV-Anlagen ist in den meisten Ländern noch eine Herausforderung. Solange eine doppelte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen rechtlich nicht klar geregelt ist, kann Agri-PV im Wettbewerb mit herkömmlichen Freiflächenanlagen kaum mithalten, auch aufgrund der Mehrkosten für die Aufständerung. Allerdings sehen

tionen 2021 auf eine provisorische, noch nicht rechtsverbindliche Norm für Agri-PV geeinigt (DIN SPEC 91 434). Gemäss diesem Vorschlag zählen auch Freiflächenanlagen auf Dauergrünland mit ausreichend grossem Reihenabstand als Agri-PV. Laut DIN SPEC 91 434 dürfen durch die PV-Installation maximal 15 % der Fläche für die landwirtschaftliche Nutzung verloren gehen, und der Ertrag auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen darf nicht mehr als ein Drittel sinken. In der Schweiz ist der Bau von Freiflächenanlagen «auf der grünen Wiese» bisher nicht erlaubt. In welcher Form Agri-PV in der Schweiz künftig praktiziert werden darf, ist Gegenstand der laufenden politischen Debatte.

wir hier viel Bewegung – auch in der Schweiz», sagt Max Trommsdorff, Spezialist für Agri-PV beim Fraunhofer ISE.

Himbeeren in guter Qualität Tatsächlich wächst in der Schweiz das Interesse an einer Landwirtschaft, die neben Obst und Gemüse auch Solarstrom erntet. Am Versuchsstandort Conthey VS von Agroscope wurde Mitte 2021 eine 165 m² grosse Pilotanlage vom Energieunternehmen Romande Energie SA gebaut und in Betrieb genommen, unterstützt vom BFE im Rahmen seines Pilot- und ­Demonstrationsprogramms. Erdbeer- und Himbeerpflanzen sind mit Modulen des Westschweizer Start-ups Insolight über-

Agri-PV-Pilotanlage des Fraunhofer ISE in Heggelbach im Allgäu. Die Solarmodule sind so hoch angebracht, dass der Traktor für die Aussaat unten durchfahren kann. Bild: Fraunhofer ISE

dacht und durch diese geschützt. Beim gedeckten Anbau von Beeren werden herkömmlicherweise Folientunnels eingesetzt, weil das höhere Erträge, eine bessere Qualität der Früchte und weniger Pilzbefall hervorbringt. Agroscope will nun in dem vierjährigen Versuch herausfinden, in welchem Mass diese Vorteile auch gegeben sind, wenn man statt Folientunnels teiltransparente PV-Module einsetzt. Nach Auskunft von Bastien Christ, Leiter der Forschungsgruppe Beeren und Medizinalpflanzen bei Agroscope, sind die ersten Ergebnisse beim Anbau von Himbeeren im Herbst 2021 ermutigend ausgefallen: «Die Qualität der Früchte und ihre Grösse waren ausgezeichnet. Ob oder in welchem Mass die Früchte von der Schattierung durch die PV-Module profitieren, werden wir voraussichtlich Ende 2022 wissen, wenn die Ergebnisse des ersten Versuchsjahres vorliegen.» Der Solarertrag der Anlage wird laut Schätzung der Projektverantwortlichen bei 110 kWh/m² pro Jahr liegen, etwa 25 % tiefer als bei einer herkömmlichen Anlage mit licht­ undurchlässigen Modulen.

Himbeeren sind anfällig für Hitze. Agroscope untersucht im Wallis, ob die Beeren von der Beschattung durch Solarmodule profitieren.

Ende Juli 2021 wurde am Agroscope-Versuchsstandort Conthey VS eine Pilotanlage zur Erforschung der Agri-PV in Betrieb ge­nommen. Die Solarmodule stammen vom Westschweizer Jungunternehmen Insolight und wurden speziell für landwirtschaftliche Anwendungen konzipiert: Die Module sind teilweise durchsichtig, der Licht­einfall kann zwischen 30 und 80 % geregelt werden. Damit lassen sich die darunter wachsenden Pflanzen mehr oder weniger stark beschatten.

Bild: Agroscope

Bild: Agroscope

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ALTERNATIVE ANBAUMETHODEN

dere ZHAW-Studie, die im Auftrag des BFE das Thema Biodiversität untersucht hat, kommt zum Schluss, dass insbesondere schattentolerante Kulturen wie Salate, Kartoffeln, Spinat oder Ackerbohnen von Agri-PV profitierten. Biodiversität und Ressourcenschutz in der Landwirtschaft könne durch Agri-PV sogar verbessert werden, weil hier weniger Agrochemikalien eingesetzt und Nährstoffverluste durch Nitratauswaschung reduziert würden, hält die Studie fest.

Politische Weichenstellungen Agri-PV wird in der Schweiz erst in Ansätzen praktiziert: Bild einer privat initiierten Anlage über einem Rebberg in Walenstadt. Die Pflanzen unter den Solarmodulen sind weniger stark von Blattkrankheiten befallen. Da die PV-Module genügend hoch über den Pflanzen angebracht sind, hat die Stromproduktion in diesem Fall keine Ertragseinbussen zur Folge. Bild: P. Schumacher/ZHAW

Erhebliches Potenzial Mit dem Potenzial der Agri-PV befasst sich auch die Zürcher Hochschule für ­Angewandte Wissenschaften (ZHAW). In einer interdisziplinären Studie im Auf­ trag des Bundesamts für Landwirtschaft ­werden agronomische, raumplanerische, rechtliche und technologische Aspekte untersucht. Nach einer ersten, noch provisorischen Schätzung hat Agri-PV in der Schweiz ein Potenzial von 10 bis 18 TWh pro Jahr. Dabei wurde angenommen, dass in den Talzonen 20 % der Spezialkulturen-Flächen, 5 % der offenen Ackerflächen und 3 % des Weide- und Grünlands für Agri-PV herangezogen werden können. «Wir nutzen das PV-Potenzial auf den Gebäuden bisher viel zu zögerlich. Wir brauchen daher insbesondere grosse

PV-Anlagen, welche durch Stromversorger finanziert sind und mit denen rasch viel Strom produziert werden kann. Sofern gewisse gesetzliche Bestimmungen in der Raumplanung angepasst werden, könnte Agri-PV schon bald sehr wichtig werden», sagt Prof. Jürg Rohrer, Leiter der ZHAW-Forschungsgruppe Erneuerbare Energien. Zugunsten von Agri-PV würden auch ökologische Gründe sprechen, betont Agraringenieurin Mareike Jäger, die das ZHAW-Projekt leitet: «Je mehr sich die Folgen des Klimawandels in Form von Hitze oder Starkregen bemerkbar machen, umso mehr können Agri-PV-Anlagen ihre Vorteile ausspielen.» So könnte die Beschattung durch Solarmodule den Bedarf für Bewässerung senken. Eine an-

Gründächer bewahren Das Zusammenspiel von Vegetation und Photovoltaik wird nicht nur in der Agri-PV diskutiert, sondern auch bei der Installation von Solaranlagen auf begrünten Dachflächen. Die Erfahrungen zeigen, dass Begrünungen oft verschwinden, wenn Dächer mit PV-Modulen bestückt werden. Dadurch gehen die positiven Effekte von begrünten Dächern auf Stadtklima, Biodiversität, Erscheinungsbild und die Regenwasserrückhaltung verloren. Ein vom BFE unterstütztes Pilot- und Demonstrationsprojekt in Winterthur untersucht, wie beide Nutzungen – Dachbegrünung und PV-Stromproduktion – in Einklang gebracht werden können. Auf dem Dach eines umgebauten Mehrfamilienhauses wurde im Herbst 2021 eine PV-Anlage

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mit mono- und bifazialen Modulen in verschiedenen Aufständerungsformen errichtet. Nach der Einsaat im Frühjahr 2022 wird ein Forschungsteam der ZHAW Energieertrag, Regenwasserrückhaltung und Biodiversität über mehrere Jahre analysieren. Hierbei wird zum Beispiel untersucht, ob die Reflexion der Blätter silbriglaubiger Pflanzen oder ein helles Substrat den Solarertrag erhöhen. «Übergeordnetes Ziel des Projekts ist eine marktfähige Lösung unter Berücksichtigung des Unterhalts, die als Vorlage für die Gestaltung künftiger Energiegründächer dienen kann», sagt Andreas Dreisiebner, Inhaber der Firma A777 Gartengestaltung, der für die Realisierung des Energiegründaches einschliesslich der Begrünung verantwortlich ist.

Die gesetzlichen Bedingungen spielen eine zentrale Rolle bei der künftigen Nutzung der Agri-PV. Bislang steht solchen PV-Anlagen in der Schweiz nämlich ein doppeltes Hindernis im Weg: Erstens sind sie in der Landwirtschaftszone faktisch ausgeschlossen, und zweitens erhalten Bauern, die auf ihrem Land solche Anlagen betreiben, für die fragliche Fläche keine Direktzahlungen. Mit der neuen Raumplanungsverordnung, deren Vernehmlassung im Januar 2022 abgeschlossen wurde, dürften sich die Chancen der Agri-PV zumindest ein Stück weit verbessern. Neu sollen Solaranlagen über Grünflächen in bestimmten Fällen, die im Einzelnen noch zu definieren sind, zugelassen werden. Am Ende werden politische Entscheide die Weichen stellen, in welchem Mass sich die Schweizer Landwirtschaft in Richtung Energieproduktion fortentwickeln wird. Auskünfte zu dem Thema des Artikels erteilt Dr. Stefan Oberholzer (stefan.oberholzer@bfe. admin.ch), Leiter des BFE-Forschungsprogramms Photovoltaik. Weitere Fachbeiträge über Forschungs-, Pilot-, Demonstrations- und Leuchtturmprojekte im Bereich Photovoltaik finden sich unter www.bfe.admin.ch/ec-pv.

Versuchsanlage der ZHAW in Wädenswil. ­Unter den Photovoltaik-Modulen wächst Nüsslisalat. Bild: ZHAW


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Impression | Testbericht

Das Familienunternehmen Sauerburger hat vor sieben Jahren begonnen, Doppelmesser-Mähtechnik zu produzieren. Bilder: J. Paar

Schonend und schlagkräftig mähen Doppelmessermähwerke sind wieder im Kommen, denn sie machen Fläche und schützen gleichzeitig Insekten sowie den Boden. Sauerburger stellte eine schlagkräftige Front-/Heckkombination für einen Test zur Verfügung. Johannes Paar*

Nach wie vor gibt es nur wenige Hersteller, die Doppelmessermähwerke anbieten. Aber der Ruf danach wird lauter. Kein Wunder, sind sie Rotationsmähwerken doch in vielen Punkten überlegen: • Sie brauchen deutlich weniger Kraft. • Sie verschmutzen das Futter weniger, das zudem schneller abtrocknet. • Sie schonen Bienen, andere Insekten und Kleinlebewesen. • Das Gras wächst schneller nach.

* Johannes Paar ist Chefredaktor der österreichischen Fachzeitschrift «Landwirt».

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Trotzdem sind in den Köpfen vieler Landwirte bislang eher die Nachteile hinsichtlich Schlagkraft und Wartungsaufwand verankert. Aber auch dafür hat die Industrie heute Antworten gefunden. Front-/ Heckkombinationen bis hin zu Schmetterlingsvarianten ermöglichen hohe Flächenleistungen. Das aufwändige Schleifen der Messer von Hand erledigen heute automatische Schleifapparate. Sauerburger hat vor sieben Jahren begonnen, Doppelmesser-Mähtechnik zu produzieren. Heute bietet der Hersteller Front- und Heckseitenmähwerke sowie verschiedene Kombinationsmöglichkeiten

in den Arbeitsbreiten von 1,65 bis 10 m an. Für den Praxistest stand mit den Modellen «DMF44 2750» und «DMS 2750» eine Front-/Heckkombination zur Verfügung.

Der Frontmäher Der Hersteller hat zwei Typen von Frontmähern im Programm: Das «DMF40» ist kleiner und leichter als das getestete «DMF44». Zudem war der Frontmäher mit einer Anfahrsicherung ausgestattet, die es für das «DMF40» nicht gibt. Der Testkandidat mit einer Mähbreite von 2,75 m und einer Aussenbreite von 3,0 m


Testbericht | Impression

Der Antrieb der Messer erfolgt hydraulisch, die Drehzahl wird überwacht.

Die Drehzahl lässt sich mit diesem Display in der Kabine anzeigen.

Blick auf die mechanische Anfahrsicherung des Heck­mähers.

war mit einem fixen Dreipunkt-Anbaubock für die Kategorien I und II ausgestattet. Alternativ bietet der Hersteller auch ein Weiste-Schnellkuppeldreieck oder eine Euro-Aufnahme für den Einsatz mit diversen Rad- und Hofladern an. Der An- und Abbau an den Zweiachs­ geräteträger «Grip4» (siehe «Schweizer Landtechnik» 1/2022) war einfach. Mit den drei verschieden hohen Bohrungen für die Unterlenkerbolzen konnte man das Mähwerk an die verschiedenen Trägerfahrzeuge gut anpassen. Für den Oberlenker gibt es hingegen nur ein Loch. Daneben musste man noch zwei Hydraulikschläuche für den Antrieb der Mähmesser und ein Elektrokabel für die serienmässige Drehzahlanzeige ankuppeln. Zum sicheren Abstellen hat Sauerburger einen Stützfuss mit Schnellverstellung verbaut. Der Mähbalken wird von einem Rohrrahmen mit seitlichen Armen getragen. Zwischen dem Anbaubock und dem Rahmen befindet sich ein Pendelgelenk, das für eine gute Bodenanpassung sorgt. Zwei Federn auf der rechten Seite halten den Balken im ausgehobenen Zustand in der Waage. Sie gleichen das höhere Gewicht der linken Antriebsseite aus. Die Testfahrer kritisierten die weit nach vorne ragenden Tragarme. Diese reduzie-

ren die Bodenfreiheit des ausgehobenen Mähbalkens. Das führt zu Problemen, wenn man von der Strasse in Hänge einfährt. Man wählte deshalb einen spitzen Winkel, damit der Balken nicht mit dem Boden kollidierte.

zen auf die Grasnarbe zuerst aussen und dann erst innen den Boden berührt. Das Ausheben funktioniert in umgekehrter Reihenfolge. Dadurch lassen sich Verletzungen der Grasnarbe minimieren. Je nach Aussenbreite des Trägerfahr­ zeuges gibt es drei verschiedene Längen des Tragarms. Lockert man sechs Schrauben, kann man den Tragarm um etwa 150 mm seitlich verschieben. Damit konnte man den Überschnitt zum Frontmäher gut einstellen. Komfortabler geht es mit der hydraulischen Seitenverschiebung. Sie ist optional und kostet rund 850 Euro* (exkl. MwSt.). Die mechanisch einstellbare Anfahrsicherung ist serienmässig und funktionierte bei uns gut. Trifft der Balken gegen ein Hindernis, kann er bis zu 27° nach hinten ausweichen. Fährt man im abgesenkten Zustand zurück, schliesst die «Schere» wieder und arretiert sich automatisch.

Der Heckmäher Vom Heckmäher gibt es neun Arbeitsbreiten von 1,50 bis 3,75 m. Zudem kann man wählen, ob der Mähbalken zur rechten oder linken Seite ragt. In Kombination mit einem Frontmähwerk bietet Sauerburger auch eine heckseitige oder frontseitige Schmetterlingsvariante mit einer Arbeitsbreite bis zu 10 m an. Im Test war die 2,75 m breite Variante. Der Testkandidat klappte zur rechten Seite und war mit einer Dreipunkt-Aufnahme der Kategorien I und II ausgestattet. Abgestellt wird der Heckmäher auf vier kleinen Stützfüssen. Auf lockerem oder weichem Untergrund sanken diese im Test allerdings ein. Zum Abstellen sowie für den Strassentransport muss man den Mähbalken mit einer geschraubten Stütze stabilisieren. Der Mähbalken wird mit zwei Hydraulikzylindern geklappt. Ein Zylinder hebt und senkt den Tragarm, der zweite schwenkt den Mähbalken. Die Zylinder sind so abgestimmt, dass der Balken beim Aufset-

Der Mähbalken Beide Testkandidaten hatten denselben Mähbalken mit jeweils 2,75 m Arbeitsbreite des Herstellers ESM (System Bidux). Die Abstände der Mähklingen von Oberund Untermesser sind bei diesem Schneidwerk ungleich, mit 70 oder 84 mm. Wahlweise gibt es sie mit gezackten Klingen, die unempfindlich bei langem, trockenem

Kurzbewertung

Das Schneidsystem (System Bidux) mit ungleicher Klingenteilung stammt von ESM.

+ geringer Leistungsbedarf, ­Treibstoffeinsparung + niedriges Eigengewicht + sauberer Schnitt durch Doppelmesser – optionale Anfahrsicherung beim ­Frontmäher – weiter Überhang nach vorne begrenzt Hubhöhe – äusseres Ende beim Heckmäher schlecht einsehbar, gewöhnungs­ bedürftig

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Impression | Testbericht

Hydraulikkomponenten und Untersetzungsgetriebe werden nach Kundenwunsch auf die Zapfwellendrehzahl des Traktors abgestimmt.

Futter oder tiefem Schnitt sind. In unse­ rem Test waren alle Messer mit glatten Klingen bestückt. Solange sie scharf sind, schneiden sie das kurze oder feine Gras besser. Der Wartungsaufwand ist bei glatten Messern höher. Für unterschiedliche Schnitthöhen gibt es elf verschiedene Laufsohlen aus Hardox­ stahl von 30 bis 250 mm. Je nach Arbeits­ breite werden drei oder – wie in diesem Fall – vier Stück angeschraubt. Die Mähmesser werden immer hydraulisch angetrieben. Entweder von der Traktor­ hydraulik, wie beim Frontmäher, oder mit einer eigenen Ölversorgung, wie es beim Heckmäher der Fall war. Der Antrieb mit Eigenölversorgung kostet rund 1750 Euro* (exkl. MwSt.) mehr. Die Grösse des Öl­ tanks, des Ölmotors und der Pumpe am Kurbeltrieb sowie das Übersetzungsgetrie­ be für den Zapfwellenantrieb stimmt man vor dem Kauf aufeinander ab. Beim Doppelmessermähwerk müssen die Fahr- und die Messergeschwindigkeit gut aufeinander abgestimmt sein. Nur dann schneidet es sauber und der Verschleiss wird minimiert. Aus diesem Grund ver­ baut Sauerburger serienmässig Drehzahl­ sensoren. Die Drehzahlen der Messeran­ triebe sieht der Fahrer auf einem Display in der Kabine. Je nach Ausführung kann er sie mit einem Drosselventil im Hydrau­ likkreislauf regulieren.

einer starren Verbindung zwischen Rah­ men und Balken ohne Probleme abge­ schlossen. Mit dem umfangreichen Zubehör kann man die Mähwerke gut an seine eigenen Bedürfnisse und Bedingungen anpassen. So gibt es verschiedene Möglichkeiten der Schwadzusammenführung: Schwad­

trommeln wie beim eingesetzten Front­ mäher, verschieden lange Schwadbleche oder mehrere hintereinander angeordne­ te Zinkenräder. Vermisst wurde lediglich eine automati­ sche Mähwerksabschaltung beim Aus­ heben der Mähwerke. Diese gibt es nur beim Schmetterlingstyp. Sie würde aber den Verschleiss nochmals minimieren. Die Testfahrer lobten die geschraubte Konstruktion, die sauber verlegten Hydraulik­ schläuche sowie die allgemein hohe Verarbeitungsqualität. Die erwähn­ ten Vorteile der Doppelmesser-Mäh­ technik haben sich im Test bestätigt. Das grösste Handicap bleibt aber das Schärfen der Mähklingen. Dafür bietet Sauerburger eine automatische Messer­ schleifmaschine an, die jedoch über 10 000 Euro* (exkl. MwSt.) kostet. *Sauerburger führt für dieses Produkt keine Preisliste in CHF.

Technische Daten Maschinentyp

DMF44 2750

DMS 2750

Arbeitsbreite

2,75 m

2,75 m

Transportbreite

3,00 m

1,32–1,88 m

Eigengewicht

270 kg

380 kg

Mähbalken Antrieb (Testausstattung) Anfahrsicherung Monitor

ESM-Bidux-Doppelmessersystem Traktorhydraulik: bis 30 l/min, max. 180 bar

Eigenölversorgung, ZW mit 540 U/min.

mechanisch

mechanisch

digitale Drehzahlanzeige

digitale ­Drehzahlanzeige

9250 Euro

9500 Euro

10 280 Euro

11 250 Euro

Preise (exkl. MwSt.) Serienausstattung Testausstattung (Herstellerangaben)

Die Praxis Mit beiden Testkandidaten wurde ein gu­ tes Mähergebnis erzielt. Bewährt haben sich die neu entwickelten Laufschuhe. Der rechte Laufschuh beim Frontmäher ist so schmal gehalten, dass er nicht ge­ mähtes Gras kaum niederdrückt. Schwierigkeiten gab es mit der optiona­ len Anfahrsicherung beim Frontmäher. Diese löste trotz mehrmaligem Nachspan­ nen der Feder zu häufig aus. Sie wurde deshalb ausgebaut. Der Test wurde mit 46

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Der Frontmäher ist mit einem Kugelgelenk aufgehängt. Der Pendelweg ist gross.


Einsatzbericht | Impression

Der Treffler-Präzisions-Zinkenstriegel «TS 1220 M3» beim Einsatz in Seuzach ZH. Mit Fahrwerk wird der 12,2-Meter-Striegel an den Unter­ lenkern angehängt. Bilder: Heinz Röthlisberger

Äusserst präzise Die Striegel und Grubber von Treffler sind bekannt für ihre präzise Arbeitsweise. Ein 12,2-Meter-«TS»-Striegel und ein 3-Meter-«TG»-Grubber des Herstellers kommen auf dem Betrieb von Marcel und Simon Steinmann in Seuzach ZH zum Einsatz. Heinz Röthlisberger

Der Erfolg bei der Unkrautregulierung mit dem Striegel hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist: Je präziser die Zinken arbeiten, desto weniger werden die Kulturpflanzen geschädigt. Dieser Präzision hat sich der deutsche Hersteller Treffler bei seinen Ackerbaugeräten wie dem «TS»-Striegel und dem «TG»-Grubber verschrieben. Wie ein Striegel von Treffler arbeitet, davon konnte sich die «Schweizer Landtechnik» Ende März ein Bild bei den Landwirten Simon und Marcel Steinmann in Seuzach ZH machen. Steinmanns setzen auf ihren 40 Hektar Ackerbauund Munimastbetrieben seit Frühling 2021 den gezogenen 12,2-Meter Zinkenstriegel «TS 1220 M3» ein. «Der Grund für die Anschaffung ist, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer mehr

unter Druck kommt», sagt Marcel Steinmann. «Unsere Philosophie ist es nun, Erfahr­ungen zu sammeln und das Striegel-Know-how kennenzulernen.» Hauptsächlich wird der Striegel derzeit im Getreide und auch in den Zuckerrüben mit dem Verfahren «falsches Saatbeet» eingesetzt.

Gleichmässiger Zinkendruck Der Zinkenstriegel von Steinmann hat eine Arbeitsbreite von 12,2 Meter, wiegt 2340 kg, ist in fünf Felder aufgeteilt und verfügt über sechs Zinkenreihen. Zum Einsatz kommt das von Treffler patentierte Zinken-System, das für seine präzise Arbeitsweise bekannt ist. Jeder Zinken am «TS»-Striegel ist einzeln am Rahmen drehbar gelagert und mit einer Feder ge-

spannt. Die Federn werden ihrerseits über die gelbe Rolle am Rahmen vorgespannt. Bei der Feder gibt es entweder die Standardfeder oder als Option für besonders frühe Kulturen die sogenannte Kombi­ feder. Dieses Feder-in-Feder-System besteht aus einer Druckfeder, die in einer Zugfeder eingebaut ist. Mit beiden Lösungen passen sich alle Zinken unabhängig voneinander an die Form der Bodenoberfläche an. Ob aggressiv oder sanft eingestellt, der Druck der Zinken ist über die ganze Fläche gleich, auch bei Dammkulturen. Bei Steinmann kommt eine hydraulische Zinkendruckverstellung von 100 bis 5000 Gramm auf 31 cm Federweg zur Anwendung. Sie ist optional erhältlich und erlaubt das stufenlose Einstellen der kompletten Zinkenfläche zen­ 04

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Impression | Einsatzbericht

Technische Daten Präzisions-Zinkenstriegel «TS 1220 M3» Arbeitsbreite: 12,20 m, mit Fahrwerk 1,50 m Spur und Unterlenkeranhängung Gewicht: 2340 kg Anzahl Felder: 5 Mögliche Arbeitsbreiten: 12,2 m; 7,7 m und 3 Meter Zinken: 6 Reihen, Strichabstand 2,8 cm, 8 mm stark Zinkendruck: hydraulisch ganze Breite, 100 bis 5000 Gramm auf 31 cm Federweg (optional: mechanisch pro Feld) Tiefenführung: mit Stützrädern und mit Zinkendruck (optional elektronisch) Transportbreite: 2,98 m Transporthöhe: 3,75 m Zugkraftbedarf: ab 66 kW / 90 PS Preis: ab brutto CHF 36 400.− exkl. MwSt. Präzisions-Grubber «TG 300» Arbeitsbreite: 3,00 m Gewicht: 4000 kg Zinken: 17 Tiefenführung: Tandemstützräder Zugkraftbedarf: ab 66 kW / 90 PS Reifen Fahrwerk: 500 / 50 × 19 Nachläufer: Doppelring-Packerwalze und 3-Reihen-­Striegel Aufbauten: zwei Säeinheiten (bei der Maschine von Steinmann) Preis: ab brutto CHF 41 900.− exkl. MwSt. (Herstellerangaben)

tral vom Traktorsitz aus. In Serie gibt es die mechanische Verstellung. Mit dieser müssen die Felder einzeln eingestellt werden, das heisst, die gelbe Spannwelle muss mit einem Schlüssel verstellt und arretiert werden. Für die Kontrolle des Zinkendrucks gibt es eine visuelle Anzeige.

Der Druck der Zinken ist zentral hydraulisch von 100 g bis 5000 g auf 31 cm Federweg einstellbar. Die Federn werden über die gelbe Rolle vorgespannt (Bild links).

ten aber nicht zu schnell in Kurven oder Kreisel hineinfahren. Das Fahrwerk habe eine Spur von gerade mal 1,50 Meter bei einer aufgeklappten Transporthöhe von 3,75 Meter. Da könne der Striegel bei schneller Fahrt doch mal ins Wanken kommen.

Flach mit Grubber «TG 300» Seit letztem Herbst kommt auf den Betrie­ ben von Steinmanns von Treffler neben dem Striegel auch der gezogene Präzi­ sions-Grubber «TG 300» mit Unterlen-

keranhängung für die flache Bodenbearbeitung zum Einsatz. Der 3-Meter-Grubber, der eine Arbeit ab 2 cm Tiefe erlaubt, ist kombiniert mit Doppel-Packerwalze und 3-reihigem Striegel, der die Unkräuter nach oben holt. Aufgebaut sind zudem zwei Säeinheiten. Die vordere ist für Getreide. Sie legt das Saatgut bei der Gänsefussschar direkt auf die Sohle ab. Die hintere Säeinheit ist für Gras und Untersaaten und streut das Saatgut bei den Packerwalzen aus. Die Gänsefussschare haben eine Überlappung von 8 cm und

Mit Fahrwerk Die 5-teilige Ausführung der «TS»-Striegel gibt es in Arbeitsbreiten von 7,70 bis 15,20 m. Entweder für den Dreipunkt-​ Anbau oder gezogen mit Fahrwerk und Unterlenkeranhängung. Der Striegel auf dem Betrieb Steinmann ist gezogen. Etwas, das in der Schweiz eher wenig zu sehen ist. Auch wegen des Aufpreises. Gut eignet sich ein Fahrwerk bei arrondierten und gleichmässigen Flächen. «Weil wir den Striegel zu zweit angeschafft haben, macht bei uns das Fahrwerk von der Fläche her Sinn», sagt Marcel Steinmann. «Auch weil es die Achsgewichte des Traktors entlastet.» Denn mit einem Fahrwerk könne man auch auf der Strasse mit 0,5 bar Druck fahren, genauso, wie es dann im Feld für die Bodenschonung gewünscht ist. Man dürfe bei Strassenfahr48

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Die stark gespannten Federn sorgen bei jedem Zinken für einen gleichbleibenden Druck. Als Option für besonders frühe Kulturen gibt es ein spezielles Feder-in-Feder-System.


Einsatzbericht | Impression

sorgen so für einen ganzflächigen Schnitt. Getragen wird die universell einsetzbare Maschine, die imposante 7 Meter lang ist und 4000 kg wiegt, von Tandem-Stütz­ rädern vorne und einem Fahrwerk unmittelbar vor den Packerwalzen. Dank der Unterlenkeranhängung kann die Maschine am Feldende problemlos gewendet werden.

Tiefenregulierung nach Zugwiderstand Zur Anwendung kommt beim «TG»-Grubber ein von Treffler patentiertes Zinkensystem. Bei diesem ist ein Ausweichen der Zinken nach hinten und oben möglich. Durch den rund 1 m hohen und 25 cm vor der Scharspitze liegenden Drehpunkt wird eine Tiefenfeinregulierung nach Zugwiderstand erreicht, ohne die Arbeitsstellung der Gänsefussschare wesentlich zu verändern. Marcel Steinmann hat den Grubber im letzten Herbst

Der Präzisions-Grubber «TG 300» beim Winterweizensäen nach Zuckerrüben. Bild: zvg

zum Säen von Winterweizen nach Zuckerrüben eingesetzt. Daneben hat er ein Stück der Parzelle gegrubbert und Weizen gesät. Steinmann zeigt sich von den

ersten Einsätzen zufrieden. Bei der Besichtigung vor Ort war Ende März visuell jedenfalls kein Unterschied beim Wuchs des Weizens feststellbar.

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Impression | Einsatzbericht

Die Güllepumpe «Mamba 160-300» hat einen 6-Zylinder-Motor mit 312 PS Maximalleistung und einen 5000-Liter-Tank mit zwei Kammern für Flüssigdünger und Wasser. Bilder: Heinz Röthlisberger

«Mamba» pumpt mit 312 PS Für die Gülleverschlauchung setzt Lohnunternehmer Oskar Schenk seit diesem Frühling eine komplett neu entwickelte Güllepumpe mit 312-PS-Aufbaumotor ein. Die «Mamba 160-300» ist völlig autonom im Betrieb und erlaubt die direkte Zugabe von Flüssigdünger. Heinz Röthlisberger Güllepumpen für die Verschlauchung im Profibereich werden nicht nur immer leistungsfähiger, sie erlauben auch zunehmend ein hohes Mass an Automation und Bedienerfreundlichkeit. Das zeigt die neus­ te Entwicklung der Odermatt Umwelttechnik AG. Der Pumpenspezialist aus Niederwil SG hat mit der «Mamba 160-300» eine komplett neue Gülle­ pumpe für die Verschlauchung entwickelt, die einen völlig autonomen Betrieb und das Zuführen von Flüssigdünger direkt ab Pumpe ermöglicht. Zwei dieser Pumpen sind seit diesem Frühjahr im Einsatz, eine in der Westschweiz und eine beim Lohnunternehmen von Oskar Schenk in Schwarzenburg BE. Die «Schweizer Landtechnik» konnte bei einem Einsatz der «Mamba 160-300» auf 50

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Hangflächen beim Weiler Ruchwil in der Gemeinde Seedorf BE mit dabei sein.

Bis zu 160 Kubik pro Stunde Die technischen Daten der «Mamba 160300» sind eindrücklich. Herzstück der Pumpe ist ein bei der Front des Pump­ wagens aufgebauter 6-Zylinder-6,7-Liter-​ Dieselmotor der Abgasstufe 5 von FPT mit Partikelfilter. Der Motor hat eine Nennleistung von 212 kW (288 PS) und eine Maximalleistung von 230 kW (312 PS). Betrieben wird er konstant bei 1500 Umdrehungen pro Minute (1/min). Damit ist der Dieselverbrauch des Motors am geringsten. Mitgeführt werden im Treibstofftank 500 Liter Diesel. Alle aufgebauten Komponenten werden hydraulisch angetrieben, auch die Schneckenpumpe. Die

stammt vom deutschen Hersteller Wangen, hat eine Leistung von 160 Kubik pro Stunde, erzeugt einen Druck von maximal 16 bar und verfügt dank dem hydraulischen Antrieb über eine stufenlose Drehzahlregelung. Die stufenlose Regulierung der Pumpendrehzahl ist beispielsweise

Die stufenlos regelbare Schneckenpumpe erzeugt bis zu 16 bar Druck.


Einsatzbericht | Impression

Über die Funkfernsteuerung «ProfiPilot» kann der Fahrer die Pumpe aus der Ferne steuern und überwachen. So etwa Durchfluss, Dünger­ dosierung und Motorendaten. Rechts die Steuerungseinheit an der Pumpe.

beim Wenden mit dem Schleppschlauchverteiler nützlich.

Flüssigdünger und Wasser Speziell an der «Mamba 160-300» ist der aufgebaute 5000-Liter-Tank mit zwei Kammern. In einer Kammer werden 3000 Liter Wasser zum Auswaschen der Schläuche mitgeführt. Die andere Kammer (2000 Liter) kann mit Flüssigdünger befüllt werden. Eine aufgebaute Pumpe ermöglicht die Befüllung dieses Tanks ab IBC-Container oder Tankwagen. Der Flüssigdünger, der zur Aufwertung der Gülle dient, kann anhand der Durchflussmenge der Gülle in der vom Kunden gewünschten Dosierung direkt ab Tank in die Gülle beigemischt werden. Das ist einfach und unkompliziert möglich.

16 Tonnen Gesamtgewicht Aufgebaut ist auf die Pumpe ein Schneidfilter von Hersteller Vredo. Dieser besorgt die Fremdkörperabscheidung. Zudem gibt es einen Schraubenverdichter mit einer Leistung von 12 Kubik pro Minute für das Ausblasen der Schläuche, einen Durchflussmesser sowie einen Hochdruckreiniger. Dieser ist Option und wurde auf Wunsch von Oskar Schenk aufgebaut. Mit dem Hochdruckreiniger kann der Fahrer für Sauberkeit am Arbeitsplatz sorgen. Die «Mamba 160-300», der ein Tandem-Fahrwerk untergebaut ist, hat ein Gesamtgewicht von 16 Tonnen mit gefüllten Tanks. Das Leergewicht beträgt 7,5 Tonnen. An der Front ist optional eine Aufnahme für eine zweite Haspel erhältlich. Diese kann mit dem Traktor heruntergehoben und dann mit diesem abgerollt werden. Die maximale Nutzlast liegt hier bei 2000 kg.

Kommunikation über «ProfiPilot» Agrischenk-Mitarbeiter Markus Gilgen, der das ganze Gespann mit Traktor, Schlauchrolle, Schleppschlauchverteiler und Güllepumpe jeweils im Einmann­ verfahren einrichtet und bedient, hat je nach Situation vor Ort rund 30 Minuten, bis die ganze Anlage parat ist. Dank der langen Deichsel am Pumpwagen hat auch der am Traktor angebaute Schleppschlauchverteiler zwischen Traktor und Pumpwagen Platz. So kann Gilgen das komplette Gespann von einem Ort zum anderen fahren. Insgesamt führt er mit dem Gespann 1,3 km Schlauch an der Traktorfront und am Verteiler mit. Alle Funktionen der «Mamba» können aus der Ferne direkt von der Traktorkabine aus gesteuert und überwacht werden. Das geschieht mittels der Premium-Funkfernsteuerung «ProfiPilot» vom Schweizer Hersteller Meier Elektronik AG. Der Fahrer kann in der Kabine über den

7-Zoll-Touch-Monitor von «ProfiPilot» mit der bei der Güllegrube aufgestellten Pumpe per Funk «kommunizieren» und beispielsweise Durchflussmenge, Motorendaten, Füllstände und auch die Dosierung mit dem Flüssigdünger einstellen und regeln. Alle möglichen Funktionen und Kanäle der Funkfernsteuerung «Profi­Pilot» sind bei der Entwicklung der Güllepumpe ausgereizt worden.

Fazit Beim Einsatz auf den hügeligen Weide­ flächen auf dem Betrieb in Ruchwil zeigte sich: Die «Mamba» hat ein hohes Mass an Leistung, viel Flexibilität für den Bediener und erlaubt zudem das unkomplizierte Zuführen von Flüssigdünger direkt am Zusatztank. Mehr Automation und Bedienerfreundlichkeit für den Einmannbetrieb beim Gülleausbringen mit Pumpe ab Hof und Verschlauchung ist fast nicht mehr möglich.

Die lange Deichsel am Pumpwagen erlaubt das Verschieben des kompletten Gespanns von einem Ort zum anderen mitsamt Schleppschlauchverteiler am Traktorheck.

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Management | Praxisfragen

Soll man höhere Dieselpreise verrechnen? Wie sollen Lohnunternehmer und Landwirte, die für Dritte Arbeiten ausführen, die stark gestiegenen Treibstoffpreise verrechnen? Die «Schweizer Landtechnik» hat bei Christian Gazzarin von Agroscope nachgefragt. Heinz Röthlisberger

Seit Beginn des Ukraine-Krieges bewegen sich die Treibstoffpreise auf hohem Niveau. Je nach Situation können diese noch weiter steigen. Das hat auch Auswirkungen auf die Produktionskosten in der Landwirtschaft. Doch Landwirte können ihre höheren Treibstoffkosten nicht einfach so weitergeben und müssen auf höhere Produzentenpreise hoffen. Anders sieht das bei Lohnunternehmern und Landwirten aus, die Arbeiten für Dritte ausführen. Aber auch sie sind in der Zwickmühle. Sollen sie die höheren Dieselpreise nun einfach mitverrechnen und so allenfalls die Kunden verärgern? Wer andererseits nichts zusätzlich verrechnet, erhöht das eigene betriebswirtschaftliche Risiko. Diese Entscheidung ist nicht ganz einfach. Niemand weiss, ob die Preise noch weiter steigen werden oder ob sie allenfalls schon bald wieder sinken. Fakt ist: Der Dieselpreis hat einen grossen Einfluss auf die Verrechnungsansätze von Landmaschinen. Im Moment sieht das so aus: Im derzeit gül­ tigen Maschinenkostenbericht 2021 (gültig bis September 2022) ist für die Berechnung der Maschinen-Tarife ein Dieselpreis von durchschnittlich CHF 1.59 pro Liter angegeben. Kurz nach Beginn des Krieges sind die Dieselpreise auf über CHF 2.00 bis CHF 2.30 pro Liter je nach Region gestiegen (Stand Ende März). Das sind Preisunterschiede von je nachdem 40 Rappen oder mehr pro Liter als noch vor dem Konflikt.

Zwei richtige und eine «falsche» Methode? Wie also soll am besten vorgegangen werden? «Es gibt zwei richtige und eine ‹falsche› Vorgehensweise bei volatilen Treibstoffpreisen», sagt dazu Christian Gazzarin, der bei Agroscope in Tänikon TG für den Maschinenkostenbericht verantwortlich ist. Christian Gazzarin erklärt die Vorgehensweisen (Methoden) folgendermassen:

Wo drückt der Schuh?

Die Treibstoffpreise sind seit dem Ukraine-Krieg in die Höhe geschossen. Das verteuert auch die Arbeiten mit Landmaschinen. Bild: H. Röthlisberger

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Haben auch Sie Fragen zum landwirtschaftlichen Strassenverkehr? In dieser lose erscheinenden Serie behandelt die «Schweizer Landtechnik» Fragen aus der Praxis, wie sie an den Bereich «Weiterbildung und Beratung» des SVLT herangetragen werden. Kontakt SVLT in Riniken: Tel. 056 462 32 00 oder per Mail an zs@agrartechnik.ch


Praxisfragen | Management

Richtig − Methode 1: Der Leistungserbringer hält sich konse­ quent an die Richtwerte im Maschinen­ kostenbericht der Agroscope. Diese bilden die Fluktuation immer zu 100 % ab – aller­ dings immer um ein Jahr verzögert bzw. zeitverschoben. Agroscope erhebt die Preise monatlich und errechnet im Juli ei­ nes Jahres jeweils den Durchschnittswert, der dann in die Berechnung der Richtwer­ te einfliesst. Die aktuell hohen Preise wer­ den damit erst im September 2022 ein­ fliessen und gelten dann wiederum ein Jahr (bis 2023) – in dieser Zeit (ab Herbst 2022) ist es möglich, dass die Preise wie­ der deutlich tiefer liegen als der errechne­ te Durchschnittswert – das Ganze wird al­ so wieder kompensiert. Man kann das gut während der letzten beiden Jahre be­ obachten (2020/2021 war der Wert von Agroscope höher als der effektive Wert, nun 2021/2022 ist der Wert tiefer). Vorteil: Der Leistungserbringer muss kei­ ne eigenen Berechnungen anstellen und hat immer die Fluktuation der Preise ab­ gebildet Nachteil: Die Unterschiede zum aktuellen Preis sind schwer zu kommunizieren (vor allem wenn der Richtpreis höher liegt als der aktuelle Preis) oder es könnten sich Liquiditäts­probleme ergeben (wenn der aktuelle Preis höher ist als der Richtpreis).

Richtig − Methode 2: Der Leistungserbringer verrechnet die Treibstoffpreise in «Echtzeit», z. B. mo­

natlich. Hierzu müssen eigene Berech­ nungen erstellt werden, wobei Agro­ scope das Berechnungsprogramm «Trac­ toscope» empfiehlt. Diese Methode wird Lohnunternehmen empfohlen, die sowie­ so eigene Berechnungen anstellen müs­ sen, da die Richtwerte ja nur auf Feldar­ beitszeiten basieren und entsprechende Zuschläge für Weg-, Stör- und Rüstzeit (und eventuell erhöhte administrative Kosten) eingerechnet werden müssen. Vorteil: transparent und verständlich für beide Parteien, sofern es konsequent in beide Richtungen gemacht wird. Nachteil: Laufende Neuberechnung der Ansätze aufgrund veränderter Treibstoff­ preise, was zu Diskussionen mit den Landwirten führen kann. «Falsch» – Methode 2: Der Leistungserbringer wechselt je nach Preis zwischen Methode 1 und Metho­ de 2 – das heisst, er wählt jeweils die Metho­de mit dem höheren Preis, was für ihn letztlich den höheren Profit ergibt. Er kassiert also eine Marge ein, die nicht über die effektiven Kosten begründet ist. Das ist grundsätzlich legitim (da­ rum «Falsch» in Anführungszeichen), der Leis­ tungserbringer setzt damit aber seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel, was ihm län­ gerfristig schaden kann. Unter diese Methode fällt auch das An­ sinnen, die Preise nur moderat anzupas­ sen – Agroscope empfiehlt dies nicht, weil die Tendenz besteht, eine Anpas­

Folien und Netze

Bei den Folien und Netzen ist es analog wie bei den Richtwerten – auch hier aktualisiert Agroscope die Preise jährlich, die dann wieder ein Jahr Bestand haben. Diese basieren auf Preislisten von Anbie­ tern, die in der Regel ein Jahr gültig sind, jedoch bei grösseren Fluktuationen auch innerhalb eines Jahres verändert werden. Die Tarife von Agroscope basieren dann jeweils auf Juni des Kalenderjahres. Darum sind die Preise bereits im aktuell gültigen Maschinenkostenbericht gestie­ gen, im September wird Agroscope wohl noch höhere Preise publizieren. Christian Gazzarin

sung nach unten nicht oder eher verzö­ gert umzusetzen, während die Anpas­ sung nach oben rascher erfolgt. Es ist wichtig, entweder die erste oder zweite Methode konsequent umzuset­ zen.

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PUBLIREPORTAGE: WERKSTATT-TIPP

Hier hat die Belastung den Niederhalter zerstört. Bilder: Walterscheid

Auswirkungen negativer Stützlast sind lebensgefährlich.

Negative Stützlasten sind brandgefährlich

Die Walterscheid-Prüfkalotte zeigt, ob die Niederhalteeinrichtung verformt ist.

Hecklastige Bodenbearbeitungsgeräte beim Ausheben, Muldenkipper beim Abkippen mit geschlossener Heckbordwand – Beispiele für negative Stützlasten. In den vorausgegangenen Beiträgen wurden verschiedene Tipps zur Pflege und Wartung von Zugkugel-«K80»-Systemen gegeben, mit denen man selbst direkt Einfluss auf die Haltbarkeit von Einrichtungen nehmen kann. Einen weiteren wichtigen Aspekt für Sicherheit und Funktionalität von Verbindungseinrichtungen bilden die auftretenden Kräfte, die während der Strassenfahrt und Feld-

arbeit auf die Kupplungsverbindung einwirken. Bedienfehler beim An- und Abkuppeln und die Überschreitung der technisch möglichen Bewegungswinkel sind häufig Ursachen für Überlastungen. Diese können sowohl horizontal als auch vertikal auftreten. Horizontale «Überbelastungen» entstehen bei Kurven- und Rückwärtsfahrten sowie Rangierarbeiten,

Hakenliftgeräte sind wegen der auftretenden negativen Stützlasten beim Aufnehmen besonders kritisch.

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wenn es zum Beispiel zu Kollisionen zwischen Deichsel und Unterlenkern oder den Hinterreifen kommt. Diese Auswirkungen auf das «K80»-System werden in einem gesonderten Beitrag erläutert. Bei der vertikalen Belastung sind Kräfte gemeint, die auf das System nach unten einwirken, kurz auch Stützlast genannt. Hier gibt es seitens der Gesetzgebung definierte Höchstwerte, die nicht überschrit-

Schwer bepackter Tandemanhänger, der als Beispiel mit abnormaler Stützlast dienen soll.


PUBLIREPORTAGE: WERKSTATT-TIPP

Auswirkungen negativer Stützlast: Beim Abkippen können Fahrer und Gespann gefährdet werden.

ten werden dürfen. Sprechen wir bei Transportanhängern in der Untenanhängung (Kuppelpunkt unterhalb Zapfwellenstummel) von maximal 4000 kg Stützlast bis zu einer maximalen Geschwindigkeit von 40 km/h, so ist die Stützlast in der Obenanhängung (Kuppelpunkt oberhalb Zapfwellenstummel) auf maximal 2000 kg begrenzt. Die anliegende Stützlast hat grossen Einfluss auf die Fahrdynamik des Gespanns. Sie wirkt bei Feldarbeiten wie eine zusätzliche Ballastierung der Hinterachse des Traktors, der dadurch wiederum eine bessere Traktion auf den Untergrund erreicht. Wirkt die vertikale Belastung nach oben, spricht man von «negativer Stützlast». Beim Befahren öffentlicher Strassen darf diese nicht auftreten. Die Hersteller von Anhängern oder Geräten unterliegen entsprechenden Auflagen, ihre Technik so zu gestalten (zum Beispiel durch die Anordnung der Achsen), dass bei Stras­ senfahrten keine negativen Lasten auf­ treten. Wirkt eine «negative Stützlast» auf den Niederhalter der Verbindungs­ einrichtung, beeinflusst dies kritisch die gesamte Fahrdynamik des Gespanns, weil die Hinterachse entlastet wird und das Zugfahrzeug nur schwer lenkbar ist. In Kombination mit höheren Fahrgeschwindigkeiten ist ein solcher Zustand unbeherrschbar.

Hakenliftgerät als Praxisbeispiel Hakenliftgeräte ermöglichen das Ab- und Aufsatteln von Containern. Diese sogenannten Gleitabrollbehälter haben je nach Volumen bis zu 40 Kubikmeter Raum­inhalt und ein entsprechend hohes

Wenn das Ladegut beim Abrutschen stockt, wird die Kalotte nach oben gedrückt.

Gewicht. Wird ein befüllter Behälter ohne wirksame hintere Abstützung (das ist die Regel) auf die Wechselbrückenplattform gezogen, wirken in dem Moment, wenn dieser den Kipppunkt erreicht, hohe negative Stützlasten am Niederhalter der Verbindungseinrichtung. Jeder Millimeter Spiel zwischen Kugelkalotte und Niederhalter führt dazu, dass sich diese Kräfte schlagartig auf dem Niederhalter entladen. Dies kann zu Verformungen bis hin zum Bruch des Niederhalters führen. Für den Fahrer stellt eine entkoppelte und sich zur Kabine hinbewegende Deichsel eine grosse Gefahr dar, da dieser sich in unmittelbarer Nähe befindet. Weitere Beispiele für das Auftreten von negativen Stützlasten sind das Abkippen von Mulden bei geschlossener Heckbordwand, Bodenaushub, der an der Mulde haftet, ruckartiges Anfahren mit Mulde in Kippstellung, Rückwärtsfahren gegen schräg ansteigende Silos mit Ladewagen, hecklastige Bodenbearbeitungsgeräte beim Ausheben am Vorgewende oder beim Verfahren Transportstellung in Arbeitsstellung, Güllefässer mit nachgerüsteten Einarbeitungsgeräten, Holz­ rückewagen mit Kran auf der Deichsel montiert und Abstützungen vorn.

erfahren die Niederhalter am Kugelsystem «K80» dann ihre Vorschädigungen, welche beim folgenden Betrieb auf der öffentlichen Strasse (Geschwindigkeit hoch) zum Ausfall führen. Niederhalter werden für negative Stützlasten entsprechend technischen Anforderungen mit mindestens 0,6 × D-Wert dimen­sioniert (das entspricht mindestens 7,2 Tonnen). Grössere Lasten können Verformungen verursachen, welche den Austausch des Niederhalters, nach vorausgegangener Diagnose des kompletten Kugelsystems «K80», erfordern. Um festzustellen, ob Niederhalteeinrichtungen verformt oder vorgeschädigt sind, bietet Walterscheid eine Prüfkalotte an. Diese unterstützt herstellerunabhängig die Funktionsprüfung und Diagnostik. Auch nach der Lektüre dieses Beitrages sollten Anwender verinnerlichen, dass Verbindungseinrichtungen mehr aushalten müssen, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Missbräuche und Fehlanwendungen führen zum Ausfall, manchmal auch mit tödlichen Folgen.

Schädigung des Niederhalters Negative Stützlasten treten bei unterschiedlichen Gerätekombinationen und Arbeitssituationen auf. Nicht beim Fahrbetrieb auf der öffentlichen Strasse (Geschwin­ digkeit hoch), wohl aber bei Ausführung oder Vorbereitung der eigentlichen Tätigkeit, zum Beispiel bei der Feldarbeit auf dem Acker (Geschwindigkeit niedrig) oder auf der Baustelle. Dort

Walterscheid GmbH D-53797 Lohmar www.walterscheid.com Schweizer Import: Paul Forrer AG, 8062 Bergdietikon www.paul-forrer.ch

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Management | Sicherheit

Smart-Farming-Lösungen haben das Potenzial, Arbeitssysteme zu vereinfachen. Bild: R. Hunger

Macht Digitalisierung die Landwirtschaft sicherer? Anlässlich des 23. Arbeitswissenschaftlichen Kolloquiums am Leibniz-Institut für Agrartechnik stand auch die Frage im Raum, ob neue Technologien in der Landwirtschaft Einfluss auf die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz haben. Ruedi Hunger

Die Landwirtschaft ist nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit eine der unfall­ trächtigsten Branchen. Um das Unfall­risiko in der Landwirtschaft zu sen­ ken, wurden verschiedene Präventions­ strategien entwickelt. Im Rahmen des 23. Arbeitswissenschaftlichen Kolloqui­ ums (AKAL) am Leibniz-Institut für Agrar­ technik von Anfang März in Potsdam (D) zeigte ­Wissenschaftlerin Martina Jakob solche Strategien auf. Beispielsweise die Drei-«E»-Strategie: «Enforcement» (Ge­ setzgebung und Umsetzung), «Educa­ 56

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tion» (Trainingsmassnahmen für sicheres Arbeitsverhalten) und «Engineering» (technische Weiterentwicklung).

«Enforcement»: Überlastung und chronische Krankheiten Bekanntlich ist die Arbeit in der Landwirt­ schaft oft anstrengend. Das hat zur Folge, dass Landwirtinnen und Landwirte neben akuten Verletzungen häufig von arbeits­ bedingten und chronisch auftretenden Krankheiten betroffen sind. So sind Mus­ kel- und Skeletterkrankungen weit verbrei­

tet. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 80 % der Beschäftigten in der Land­ wirtschaft irgendwann einmal Beschwer­ den im Bereich des Muskel-Skelett-Sys­ tems entwickeln. UV-Strahlung als Haupt­ risikofaktor für Nicht-Melanom-Hautkrebs hat dazu geführt, dass dieser in verschie­ denen Ländern, darunter Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien und Ru­ mänien, als Berufserkrankung anerkannt wird. Weiter sind Erkrankungen der Atem­ wege bei Landarbeitern doppelt so häufig wie bei den meisten anderen Berufsgrup­


Sicherheit | Management

pen. Weitere berufsbedingte Gesundheits­ risiken in der Landwirtschaft sind Lärm­ belastung und Arbeitsüberlastung.

«Education»: Bessere «Work-­Life-Balance»* Grundsätzlich bieten technologische Lö­ sungen, welche im Rahmen der soge­ nannten intelligenten Landwirtschaft ein­ gesetzt werden, die Chance, dass sie den Arbeitsaufwand verringern, indem sie Arbeit durch Kapital ersetzen und das Risi­ko minimieren. Gleichzeitig minimie­ ren sie durch flächenspezifische Anwen­ dungen die nachteiligen Umweltauswir­ kungen und verbessern den Arbeits­ schutzstandard. Parallel dazu bieten Smart-Farming-Lö­ sungen die Chance, Arbeitssysteme zu vereinfachen, die Prozesssteuerung zu optimieren und das Management von Sicherheits­systemen zu verbessern. Fach­ leute gehen davon aus, dass sich die Work-Life-Balance der Landwirtinnen und Landwirte verbessert, weil sie in der Lage sind, verschiedene Arbeitsabläufe aus der Ferne und zu unterschiedlichen Zeiten zu steuern und zu überwachen (Überwachung Schweine- und Geflügel­ ställe, Abkalbungen, automatische Be­ wässerungssysteme). Martina Jakob geht davon aus, dass die Prävention von Muskel-Skelett-Erkran­ kungen (MSD) durch ergonomische Ver­ besserungen einer der wichtigsten Vortei­ le der Einführung intelligenter Technolo­

Vor- und Nachteile der Digitalisierung aus Sicht der ­Arbeitswissenschaften Vorteile

Nachteile

• Steigerung der landwirtschaftlichen Pro­ duktion • Senkung der Produktionskosten durch gezielten und ökoeffizienten Einsatz von Wasser, Energie, Dünger und Pestiziden • Verbesserte Lebensmittelsicherheit • Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere • Die Unkrautbekämpfung wird zunehmend automatisiert • Arbeitsbedingungen werden besser, da die Pestizidanwendung zunehmend automati­ siert und «aus der Ferne» erfolgt • Steigerung der Attraktivität des Berufs, insbesondere für jüngere Generationen

• Digitalisierung und mehr Technisierung führen dazu, dass immer häufiger alleine gearbeitet wird • Stress und Monotonie können zunehmen • Der zunehmende Einsatz von Computer­ technologien bringt neue Risiken mit sich • Kleine Familienbetriebe können gefährdet sein, da ihnen die Grössenvorteile fehlen • Abhängigkeit von multinationalen Konzer­ nen und Technologieunternehmen • Datensicherheit wird zu einer Herausforde­ rung und einem Stressfaktor • Arbeitsprozesse können komplizierter wer­ den, was einen höheren Bedarf an Schulung mit sich bringt

Quelle: Martina Jakob, Leibniz-Institut für Agrartechnik, Potsdam (D)

gien in der Landwirtwirtschaft wird. Die Automatisierung von Prozessen, die sonst zu hohen Arbeitsbelastungen führen, hat daher oberste Priorität.

«Engineering»: Ungleichmässig verteilt Die Digitalisierung der Landwirtschaft mit dem Einsatz von Drohnen, Sensoren, glo­ balen Positionierungs- oder Satellitensys­ temen, Automatisierung und Robotisie­ rung, Big Data, dem Internet der Dinge, künstlicher Intelligenz und Augmented Reality hat das Potenzial, einen Beitrag zu mehr Arbeitssicherheit und Gesundheits­ schutz zu leisten. Beispiele sind der Melk­

Die bestehenden Risiken, insbesondere Unfälle mit Traktoren und Maschinen, bleiben auch unter dem Einfluss neuer Technologien weitgehend erhalten. Bild: R. Hunger

roboter, teilautonome oder autonome Mähroboter, Obstpflücker und Unkraut­ bekämpfungsmaschinen. Allerdings hinkt die Einführung intelligen­ ter Technologien in der Landwirtschaft, nach den Worten von Martina Jakob, hin­ ter der in anderen Sektoren hinterher, zu­ dem ist ihre Verbreitung noch ungleich­ mässig. Diese Technologien werden am häufigsten von grösseren landwirtschaft­ lichen Betrieben, bei bestimmten Verfah­ ren oder Anbausektoren eingesetzt.

Fazit Obwohl durch den Einsatz technologi­ scher Lösungen die Risikofaktoren ge­ senkt und der Gesundheitsschutz erhöht werden können, bringt die intelligente Landwirtschaft keine sofortige Lösung für Sicherheit und Gesundheitsschutz. Mit der Einführung moderner Technolo­ gien muss auch das Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer verbessert werden. Viele Verbesserungen zur Arbeitssicher­ heit, welche sich aus der Anwendung neuer Technologien ergeben, verlaufen parallel mit der Steigerung der Produkti­ vität, sind also folglich nicht in erster Li­ nie auf das Ziel Sicherheit und Gesund­ heitsschutz ausgelegt. Nichtsdestotrotz bieten diese Entwicklungen ein echtes ­ Potenzial zur Verbesserung der Arbeits­ umgebung. Die landwirtschaftliche Be­ rufsausbildung muss mit dem technolo­ gischen Fortschritt Schritt halten und den Einsatz von digitalen Technologien, Robotik und künstlicher Intelligenz mit einbeziehen. * Work-Life-Balance heisst: Das Verhältnis von Arbeit und Privatleben ist im Gleichgewicht

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Plattform | Reportage

Auf dieser 30 Aren grossen Parzelle mit Weissem Muscat, die von Yannick Chambaz kultiviert wird, bildet der Pflanzer Reihen von Reben mit einem Abstand von 220 cm und einem Abstand zwischen den Reben von 80 cm. Bilder: Matthieu Schubnel

Reben RTK-genau und schnurgerade pflanzen Der Waadtländer Claude Lapalud bietet einen Rebenpflanzservice mit einer GPS-gesteuerten, patentierten Wagner-«IPS-Drive KL»-Pflanzmaschine an. Die «Schweizer Landtechnik» konnte einen Präzisionseinsatz in der Nähe von Morges VD mitverfolgen. Matthieu Schubnel

An diesem Märznachmittag brummt es auf einer der Rebparzellen von Yannick Chambaz in Bremblens VD. Die Pflanzmaschine des Winzers und Gärtners Claude Lapalud aus Etoy VD macht sich daran, Rebstöcke der Sorte Weisser Muscat zu pflanzen. Das Gut Lapalud erwarb seine erste Pflanzmaschine in Miteigentum und erneuerte sie seither zweimal. Das neuste, 58

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im Jahre 2014 erworbene Gerät ist ein «IPS-Drive KL»-Modell des deutschen Herstellers Wagner Pflanzen Technik GmbH. Der Kaufpreis liegt je nach Ausführung zwischen CHF 80 000 und 100 000. Jährlich pflanzt der Unternehmer damit 120 000 Weinstöcke auf einer Fläche von rund 25 ha. Diese Menge entspricht etwa 60 % der gesamten jährlichen Setzlings-

produktion. Mehr als 90 % davon betreffen die Erneuerung alter Reben. Alljährlich von Mitte März bis Mitte Juni legen der Fahrer Daniel Aguet und vier weitere Mitarbeitende während der Pflanzsaison für «Barbues», die Waadtländer Bezeichnung für junge Reben, Hand an. Zuvor bereitet der Kunde die Flächen selbst vor, idealerweise am Tag vor der Pflanzung, indem er


Reportage | Plattform

nacheinander tiefenlockert, umgräbt und anschliessend eggt. Zu Beginn der Arbeit installiert der Fahrer eine RTK-Basisstation mit Reichweite von gegen 200 m in der Nähe der Parzelle, die ihm die Korrektur liefert und die zum Pflanzen der Rebe mit einer Genauigkeit von zwei Zentimetern erforderlich ist. Mit Hilfe von 17 Satelliten bestimmt das System die exakte Position der Faltantenne, die genau über der Pflanzlinie an der Sämaschine montiert ist. Dieser Empfänger wird hydraulisch ausgefahren, wenn die Maschine gestartet wird. Am Terminal in der Kabine konfiguriert der Fahrer den Arbeitsbereich, indem er drei Punkte (bei unterschiedlich breiten Reihen sogar vier) definiert und die vom Kunden gewünschten Reihen- und Pflanzenabstände eingibt. Das Feld ermittelt die Anforderungen für das betreffende Grundstück und zeigt die Führungsschnittstelle an. «80 Prozent unserer Kunden wünschen Reihen mit einem Abstand von 200 cm und einem Abstand zwischen den Pflanzen von 80 cm», bemerkt Claude Lapalud. Bei einer solchen Verteilung liege die Dichte bei etwa 6500 Reben je ha.

Der Fahrer Daniel Aguet passt die Feldrichtung ständig nach den Angaben einer Leitschiene (links) an.

Präzisionspflanzung «Gearbeitet wird immer in Abstiegsrichtung und nicht hin und her, um die Pflöcke auf ein und derselben Seite zu positionieren. Nach dem Passieren des Öffnungs-

«80% unserer Kunden wünschen Reihen mit einem Abstand von 200 cm und einem Pflanzenabstand von 80 cm», sagt Weinbauer und Agrarunternehmer Claude Lapalud.

schars wird jede Pflanze in einer Tiefe von 20 bis 22 cm abgesetzt und zusammen mit einem ein Meter langen Pflock, dieser in etwa 40 cm Tiefe, eingegraben. Das grosse, elektrisch angetriebene Pflanzrad hat acht Arme mit jeweils mehreren Greiffingern. Angetrieben von einer mechanischen Vorrichtung, ergreifen diese Finger die Jungrebe und den dazugehörenden Pfahl, sobald sie vom Bedienpersonal horizontal platziert sind, und geben diese An-

Zwei Arbeiter, die auf der Pflanzmaschine sitzen, legen die Jungreben und die Pfähle nacheinander horizontal auf das Pflanzrad. Im Vordergrund die GPS-Antenne.

Das Pflanzrad ist mit Greiffingern ausgestattet, die die Jungpflanze und ihren Pfahl in Position halten, bis sie an ihrer endgültigen Position gepflanzt werden.

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Plattform | Reportage

Veredelung: Know-how des Winzers Das Familienunternehmen Lapalud besteht seit vier Generationen, Claude Lapalud bewirtschaftet mittlerweile eine Rebfläche von 12 ha. Der Winzer hat nach und nach seine Traubenproduktionstätigkeit diversifiziert, indem er eine Baumschule gegründet hat. Heute vermarktet er Rebpflanzen, die auf 2 ha angebaut werden. «Nur wenige der vierzig Schweizer Gärtnereien, davon die Hälfte im Kanton Waadt, haben eine solche Pflanzmaschine», sagt Claude Lapalud, «aktuell laufen fünf Exemplare desselben Herstellers in der Schweiz.»

Über 300 Artikel «Merlot, Chasselas, Pinot gris …, von März bis Ende April veredeln wir jedes Jahr etwa dreissig Rebsorten, die Weintrauben produzieren, sowie verschiedene Klone, denen einige Tafeltraubensorten hinzugefügt werden. Mit den verschiedenen Pfropfreiser/ Unterlage-Kombinationen haben wir mehr als 300 Artikel», erklärt Claude Lapalud. Nicht weniger als dreissig verschiedene Schritte sind notwendig, um eine Weinpflanze herzustellen. Die Unterlagen werden aus Frankreich oder Italien importiert. Es gibt verschiedene Sorten, die vom Kunden entsprechend ihrer Wuchskraft und der Beschaffenheit des zukünftigen Standorts ausgewählt werden. Nach dem Empfang werden die in Bündeln von 200 Stecklingen mit einer Länge von 110 oder 120 cm verpackten Unterlagen von den Knospen befreit, um ihre Entwicklung zu verhindern. Eine elektrisch angetriebene Maschine übernimmt diese Arbeit. Ihre Ausbeute erreicht 5 Pakete mit 200 Unterlagen pro Stunde, viel mehr als das Entknospen von Hand (1 Paket pro Stunde). Die Unterlagen werden je nach Kundenwunsch auf eine Länge von 42, 50 oder 65 cm geschnitten. Diese Wahl hängt von der Höhe des unteren Drahts ihrer Reben und der Verwendung oder Nichtverwendung von Unkrautvernichtungsmitteln in der Zwischenreihe ab. Die Unterlagen werden

zwei Tage in einem Bad befeuchtet, bevor sie sortenrein in einem Kühlraum gelagert werden.

Edelreiser Die Edelreiser (Klone) werden nur von Reben geerntet, die älter als drei Jahre sind. Der Gärtner kontrolliert im August und September den Gesundheitszustand der veredelten Reben. Degenerierte oder entblösste Reben werden nach einem genau definierten Farbcode mit Farbe markiert, um nur Stümpfe guter Qualität auswählen zu können. Jede kräftige Rebe kann 80 Edel- oder Pfropfreiser liefern (siehe Foto). Die Rebentriebe werden gesäubert. Dann wird der Pfropfreiser so geschnitten, dass nur noch eine Knospe übrigbleibt. Diese Transplantate werden in einen Sackleinenbeutel verpackt, der jeweils 2000 bis 3000 Transplantate enthalten kann. Das gesamte Veredelungsmaterial wird 45 Minuten lang in 50 Grad Celsius warmes Wasser (TEC) getaucht, um die Vergilbungskrankheiten der Rebe (Goldgelbe Vergilbung, Schwarzholzkrankheit) abzuwehren.

Veredelung Die Veredelung durch Rebschulen erfolgt im März. Die veredelten Pflanzen werden mit Wachs bestrichen, in Kisten lagenweise in angefeuchtetes Tannensägemehl gelegt und 14 Tage lang auf 28 Grad Celsius erhitzt. Danach werden die Pflanzen in Kisten mit Wasser gestellt, bevor sie im Mai auf dem Feld mit einem Tropfbewässerungssystem gepflanzt werden. Im November, nach dem Laubfall, werden die Pflanzen ausgerissen, sortiert, beschnitten, paraffiniert, gebündelt und mit Angabe der Sorte, des Klons, des Wurzelstocks und seines Klons sowie der Chargennummer etikettiert. Die fertigen Reben werden dann in einen Wasserspeicher getaucht, in mikroperforierte Beutel verpackt und schliesslich bis zum Versand bei 1 Grad Celsius gelagert.

Ein Mitarbeiter bereitet in einer Rebparzelle des Weinguts Lapalud ein Bündel zukünftiger Edelreiser vor.

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ordnung frei, wenn sie vertikal an ihrer endgültigen Position steht. Zwei schräge Räder verfestigen die Erde am Fuss der Jungrebe. Schliesslich füllen zwei Hohlscheiben die Bodenfurche auf und verfestigen die Erde mittels stufenlosem Andrucksystems für festen Halt der Pflanzen. Das Pflanzgefäss kann problemlos 300 Pflanzen und ebenso viele Pfähle in den beiden Reservekörben transportieren. Das Nachfüllen erfolgt am Vorgewende zu Beginn jeder neuen Reihe. Die Wurzeln werden vorher auf rund 5 cm gekürzt.

Verschiebeweg von rund 40 cm Das Pflanzgefäss wiegt im leeren Zustand zwei Tonnen. Angetrieben wird es vorzugsweise von einem Traktor mit einer Mindestleistung von 100 PS, hier ein Massey Ferguson «5460». Das Ganze bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 1 km/h. Ein auf dem Hauptrahmen montierter Gleitrahmen erlaubt einen seitlichen Verschiebeweg von je 40 cm auf beide Seiten. Da der Traktor kein Lenksystem hat, passt dieses Gerät ständig die Position der Sämaschine an, um eine schnurgerade Pflanzlinie zu erhalten. Die bordeigene Antriebshydraulik besteht aus einer Pumpe, die direkt an der Zapfwelle des Traktors montiert ist. Die Steuerung korrigiert kontinuierlich die Position des Pflanzkopfes entsprechend der Bodenneigung (bis zu 35 %). Die Sämaschine enthält auch eine automatische Korrekturvorrichtung für leichte Neigungen sowie eine spezifische Korrektur am hinteren Spurrad, um die Pfähle auszurichten und vertikal zu pflanzen. Der rechts auf der Sämaschine sitzende Mitfahrer kann vier mit der Steuerbox verbundene Pedale bedienen, um die Einstellungen des Geräts bei Bedarf von seinem Arbeitsplatz aus anzupassen.

Leistung von 350 bis 500 Pflanzen/h Der ganze Arbeitsablauf benötigt die Mithilfe von mindestens vier Personen. Zwei arbeiten in sitzender Position und gewährleisten das manuelle Pflanzen der Pflanzen und der dazugehörenden Pflöcke. Der Winzer stellt einen Pfahlaufsteller und bestückt selber das Pflanzgefäss. Der Unternehmer seinerseits stellt zwei Personen, von denen eine für die Gesamtverwaltung zuständig ist, die andere für den Transport der RTK-Einrichtung und das Pflanzen der jungen Reben. Während die Pflanzung per Hand bloss etwa 300 Pflanzen pro Tag erlaubt, bietet der Lohnunternehmer mit seiner Maschine je nach Grösse und Ausstattung der Parzelle eine Leistung von 350 bis 500


Reportage | Plattform

Die RTK-Basisstation korrigiert das GPSSignal zentimetergenau.

Während der Arbeit passt die Maschine dank eines Schlittens, auf dem sich die Sämaschine in einem Verschiebeweg von plus/minus 40 cm bewegt, ständig ihre Querposition an, um eine perfekt lineare Reihe zu pflanzen.

Pflanzen pro Stunde an. Die mechanisierte Pflanzung erfordert jedoch eine Zufahrts­ strasse zum Grundstück und mindestens vier Meter Vorgewende. In Bezug auf die Kosten der Dienstleistung gibt Claude La­ palud keine Preise bekannt; er gibt an, zum Selbstkostenpreis zu arbeiten. Am Schluss werden die Zwischenreihen verfestigt, damit die Erosionsgefahr ver­

mindert wird. Zudem wird ein Gummi­ band angebracht, das jede Jungrebe an seinem Pflock befestigt. Dann folgen die Aussaat in der Zwischenreihe und die me­ chanische Pflege unter der Reihe mit ei­ nem Zwischenstock, um die Entwicklung der Vegetation um die Jungpflanze her­ um einzudämmen. Schliesslich werden die Stützvorrichtung mit Pfählen, Drähte

Am Terminal wird der Abstand zwischen den Reihen und den Pflanzen eingegeben.

und Verankerungen installiert. Die Parzel­ le wird dann für einige Jahrzehnte Trau­ ben der Sorte Weisser Muscat produzie­ ren.

Eintrittsermässigung bei ÖV-Fahrt.

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Plattform | Reportage

Der Lohnmischer mit dem selbstfahrenden Futtermischwagen Marmix «Superchamp» beim Befüllen aus einem Fahrsilo. Bilder: R. Engeler

Unterwegs mit dem Lohnmischer Lohnunternehmer sind seit vielen Jahren etablierte Dienstleister für verschiedene landwirtschaftliche Arbeiten. In unseren Breitengraden (noch) eher unbekannt ist der Lohnmischer. Die «Schweizer Landtechnik» begleitete Reto Osterwalder auf seiner Tagestour. Roman Engeler

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Das Unternehmen «HiWa» (HinnenOster­ walder) im thurgauischen Wängi wurde 2017 von Reto Osterwalder sowie Peter Hinnen gegründet und firmiert seit letztem Jahr als Aktiengesellschaft. Die Gesellschaft bezweckt die Erbringung von landwirtschaftlichen sowie landwirtschaftsnahen Lohnarbeiten in den Bereichen Kompostieren, Gülle-Transport und -Verschlauchung sowie Mähen. Daneben werden auch Forstarbeiten ausgeführt und seit Herbst 2020 ist man zudem als Lohnmischer für verschiedene Tierhaltungsbetriebe im Einsatz.

dell in den Niederlanden gestossen ist. So einfach das Prinzip an sich ist, so anspruchsvoll sind die Herausforderungen, wenn man die Idee dann praktisch umsetzen möchte. Neben der Investition in eine geeignete (selbstfahrende) Fütterungsoder Mischtechnik muss auch eine Kundschaft aufgebaut werden, die mit möglichst kurzen Wegen angefahren werden kann. Darüber hinaus muss ein Lohn­ mischer gewährleisten, dass er diese Dienstleistung auch an 365 Tagen im Jahr anbieten kann, was entsprechende personelle Ressourcen benötigt.

Studienreise gab Input

Technische Anforderungen

Auf die Idee dieses in der Schweiz noch nahezu unbekannten Geschäftsfeldes ist Reto Osterwalder auf einer Studienreise gekommen, wo er auf ein ähnliches Mo-

Ein für solche Zwecke eingesetzter Misch­ wagen sollte «einigermassen» schnell auf der Strasse unterwegs sein können. Ein rein hydrostatisches Getriebe, wie es bei

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vielen Selbstfahrern verbaut wird, sei für längere Strecken und in Steigungen nicht geeignet, so Osterwalder. Weiter müsse eine Maschine Futtermischungen für verschie­ denste Anspruchsgruppen herstellen können, von wenigen Kilogramm bis zu grossen Tonnagen. Bestände von 15 bis 200 Tieren sollten exakt bedient werden können, ohne dass Restmengen im Behälter bleiben. Hinzu komme eine möglichst grosse Einsatzsicherheit an 365 Tagen im Jahr. Auf der Suche nach einem passenden Futtermischwagen ist Osterwalder auf den deutschen Hersteller Marmix aufmerksam geworden. Dieses in Unterwachingen im Süden Deutschlands domizilierte Familienunternehmen ist vor etwas mehr als 20 Jahren in die Produktion selbstfahrender Futtermischwagen vom


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Typ «Superchamp» eingestiegen und produziert heute jährlich rund zwei Dutzend Stück solcher Fahrzeuge – daneben aber auch gezogene Modelle.

Horizontalmischer Der Hersteller Marmix ist bekannt dafür, dass seine Maschinen eine lange Lebensdauer aufweisen. So hat auch der von HiWa eingesetzte «Superchamp» – 2020 als Gebrauchtmaschine gekauft – mittlerweile schon über 20 000 Stunden auf dem Buckel. Der Mischbehälter des «Superchamp SL» fasst 14 m³ und ist aus massivem Edelstahl gefertigt. Drei horizontal angeordnete Wellen sollen für eine komplette Durchmengung der einzelnen Futterkomponenten sorgen, so dass im Futtertrog kein selektives Fressen stattfinden kann. Marmix hat deshalb die sogenannte Rührflügelwelle entwickelt. «Dank unseren speziellen, asymmetrischen Flügeln erreichen wir eine Mischgenauigkeit von 98 %», heisst es im Prospekt. Die Drehzahl kann zwischen 0 und 40 U/min stufenlos geregelt werden. Die Entladung erfolgt hinter der Hinterachse nach links oder rechts. Ausgebrachtes Futter wird so zumindest bei der Vorwärtsfahrt nicht überfahren. Das Leergewicht des «Superchamp SL» beträgt 13 t. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem Deutz-Motor mit 7,2 l Hubraum und einer Leistung von 211 PS. Der im Heck platzierte Motor ist schwenkbar, was den Zugang für die Wartung enorm erleichtert. Die Hinterachse und das zweistufige Lastschaltgetriebe stammen von Kessler, ein deutscher Hersteller

von Antriebstechnik für schwere Fahrzeuge. Im «stationären» Betrieb, das heisst beim Befüllen mit Fräse, beim Mischen und beim Austrag in die Futtertröge, kommt eine hydrostatische Einheit von Bosch-Rexroth zum Einsatz. Die Hochleistungsfräse besitzt eine Fräs­ automatik. Die Drehzahl ist stufenlos bis zu 380 U/min regelbar. Die Fräse kann sowohl vor- als auch rückwärts drehen. Das Futter gelangt über ein endloses Band im Einzugskanal zur Mischwanne. Die Kabine ist für eine Person konzipiert, ein Beifahrer hat keinen Platz. Ein Terminal überwacht sämtliche Funktionen der Maschine inklusive Gewichtsangabe der aufgeladenen Futterkomponenten. Dank einer Kamera mit entsprechendem Monitor kann mit dem knapp 10 m langen Gefährt (Breite 2,20 m, Höhe 2,70 m) auch bei Dunkelheit sicher manövriert werden.

Start früh am Morgen Aktuell bedient Osterwalder – inklusive des eigenen Bestands – sechs Betriebe mit insgesamt 600 Tieren. Die tägliche Fahrstrecke beträgt um die 100 km. Der Start erfolgt in der Regel um 5.30 Uhr morgens. Nach rund sechs Stunden ist die Arbeit beendet und Fahrer wie Maschine wieder zurück am Ausgangsort. Der Fahrer hat alle spezifischen Informa­ tionen auf einem Tablet präsent. Die Ra­ tionen mit den entsprechenden Gewichts- oder Prozent-Angaben kann ein Betriebsleiter jederzeit seinen Bedürfnissen anpassen. Diese elektronische Kommunikation erfolgt über die Plattform «Agrarmonitor», die neben der Auftragsabwicklung weitere Dienste wie Navigati-

Der Mischbehälter des «Superchamp SL» fasst 14 m³ und ist aus massivem Edelstahl gefertigt. Drei horizontal angeordnete Rühr­ flügelwellen sorgen für die Durchmischung.

on oder GPS-Tracking bietet. In der Fah­ rerkabine werden teilweise auch Funksteuerungen mitgeführt, mit denen sich – sofern vorhanden – die Scheunentore oder Kraftfutterschnecken auf den angefahrenen Betrieben öffnen oder in Betrieb setzen lassen. Hinterlegt auf der elektronischen Plattform sind weiter alle Arbeitsabläufe: Wo und aus welchem Silo muss das Futter geladen werden? Welche Tiergruppe muss wo bedient werden? Welche Zusatzarbeiten sind weiter erwünscht (beispielsweise Restfutter abtragen oder zuschieben)? All diese Arbeiten werden nach einem exakt definierten Fahrplan ausgeführt.

Kundenstimmen Die fünf Kunden, die aktuell von Reto Osterwalder und seiner Firma HiWa bedient werden, nehmen diese Dienstleistung aus unterschiedlichen Gründen in Anspruch. Bei Daniel Peter in Waltenstein ZH ist es beispielsweise eine Frage der personellen Ressourcen. Bei anderen sind es anstehende und teure Investitionen in die Fütterungstechnik, die man durch die Verpflichtung eines Lohnmischers nicht oder noch nicht tätigen möchte. Strickhof/Agrovet in Lindau ZH hat mit HiWa einen Zweijahresvertrag abgeschlossen und möchte diese Dienstleistung im Rahmen einer Studie auch wissenschaftlich näher untersuchen. Christoph Jenni, Bereichsleiter Tierhaltung, war aber speziell in der Zeit der Corona-​ Pandemie froh, über diese Dienstleistung verfügen zu können, konnte man so doch einige krankheitsbedingte Personal­ engpässe über­brücken.

Der Fahrer hat die für jeden Betrieb notwendigen Informationen auf einem Tablet präsent. Ein Terminal (oben) überwacht sämtliche Funktionen der Maschine.

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zwar unterteilt in einen A-Tarif (CHF 4.00/ min), wenn der Mischwagen aktiv ist (Frä­ sen, Mischen, Austragen), und in einen B-Tarif (CHF 0.68/min), wenn gewartet werden muss (beispielsweise, bis die not­ wendige Menge an Kraftfutter vom Dosie­rer in die Mischwanne gerieselt ist). «Mein Ziel ist, dass eine Ration pro Tier und Tag für einen Betrieb zwischen CHF 0.80 und 1.00 kostet», betont Oster­ walder. Die Anfahrt auf den jeweiligen Betrieb wird nicht separat verrechnet – sofern sich diese Anfahrt – betrachtet aus Sicht der gesamten Route – gut machen lässt.

Fazit

Reto Osterwalder (rechts) diskutiert mit Daniel Peter über die Anpassung der Mischrationen.

Bei Urs Wegmann aus Hünikon ZH waren es einerseits ebenfalls personelle Engpäs­ se, die ihn zum Engagement des Lohn­ mischers bewegten. Anderseits aber auch handfeste betriebswirtschaftliche Überle­ gungen: Unter Einbezug aller Kosten wie Wartung, Raum- und künftiger Investiti­ onsbedarf an Technik komme ihn der Lohnmischer pro hergestellte Ration rund CHF 10.– günstiger. Zudem, so Wegmann weiter, sei man gerade an hektischen Ta­

gen wenigstens von einer Aufgabe be­ freit.

Geht die Rechnung auf? Die Frage nach der Rentabilität muss letzt­ lich jeder beteiligte Betrieb inklusive Lohn­ mischer Osterwalder selbst beantworten. Bei Osterwalder sind derzeit fünf Mitar­ beitende für diese Arbeit eingeschult. Ein Fahrer erfasst mit dem Tablet die Zei­ ten der entsprechenden Arbeiten, und

Dass ein Lohnmischer auf einem Betrieb die tägliche Fütterungsarbeit übernimmt, ist in der Schweiz noch eher unbekannt und führt demzufolge ein Nischendasein. Mit Blick auf den grossen Anteil, den die Landtechnik in den Betriebskosten aus­ macht, und auf oft fehlende Personal­ ressourcen ist eine solche Dienstleistung durchaus interessant. Reto Osterwalder jedenfalls arbeitet da­ ran, seinen Kundenstamm weiter auszu­ bauen, und kann sich vorstellen, neben der aktuellen «Morgentour» auch eine solche am Nachmittag abfahren zu kön­ nen. Eine gewisse Vorleistung dazu hat er bereits getätigt, wird doch der mo­ mentan eingesetzte Selbstfahrer «Super­ champ» schon bald durch ein fabrikneues und moderneres Modell ersetzt.

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Angezapfte Birken Die Gewinnung von Birkenwasser war im Colditzer Wald bei Leipzig über Jahrzehnte eine einträgliche Nebennutzung des Waldes. Heute wird der Grundstoff für Haarwasser und neuerdings trendige Erfrischungsgetränke importiert. Damit das Wissen aber nicht verloren geht, veranstaltet das Forstrevier Zapfkurse für Auszubildende. Wolfgang Rudolph *

Früher Morgen im Colditzer Forst, einem 3500 ha grossen Waldgebiet südlich von Leipzig. In einem lichten Bestand drückt Lehrling Andreas Geiler den Bohrvorsatz der Motorsäge etwa 30 cm über dem Waldboden an einen Birkenstamm. «Noch ein kleines Stück höher und schräg nach oben bohren», korrigiert Lehrmeis­ * Wolfgang Rudolph ist diplomierter Fachjourna­ list und kommt aus Bad Lausick D.

ter Ulrich Zillmann. Schliesslich gibt der angehende Forstwirt Gas und versenkt den rotierenden Bohrer gut 5 cm in das Splintholz. «Das reicht», ruft Zillmann. Geiler legt das Motorgerät beiseite und schaltet es aus. Dann reinigt er mit einem Draht das Bohrloch. Ein anderer Auszubil­ dender schlägt mit einigen Hammerschlä­ gen eine Hülse aus Edelstahl in die Boh­ rung, gemäss Vorgabe gerade so tief, dass sie straff sitzt, sich aber auch wieder

ohne übermässigen Kraftaufwand aus dem Stamm herausziehen lässt. Wenig später tropft aufsteigendes Xylem­ wasser in ein daruntergestelltes Glas­ gefäss. Auch um das Röhrchen aussen herum quillt Flüssigkeit heraus. «Das dichtet sich schnell selbst ab», sagt Zill­ mann, während er mit dem Finger über die ausgetretene klebrige Masse streicht. Der 58-jährige Forstwart war viele Jahre unter anderem in diesem, heute exotisch

Eine angezapfte Birke kann bis zu 30 Liter Saft pro Tag absondern. Bilder: C. Rudolph

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Die Motorsäge mit Bohraufsatz war in den 1990er Jahren schon ein Fortschritt. Heute ginge es mit einem leistungsstarken Akkubohrer deutlich leichter und leiser.

anmutenden Bereich der Waldnebennutzung tätig und gibt seine Erfahrungen in einem fakultativen Lehrgang an den Berufsnachwuchs im Staatsbetrieb Sachsenforst weiter. «Dies war früher ein reiner Birkenbestand, in dem von März bis Mai, wenn der Saft in die Bäume steigt, jeder vitale Baum bezapft wurde», umreisst er das Areal mit einer Handbewegung. Auch Birken entlang der Hauptschneisen habe man für die Saftgewinnung genutzt, sofern sie in Brusthöhe einen Durchmesser von mindestens 20 cm aufwiesen.

Anfänglich mit der Brustleier Inzwischen ist Revierleiterin Barbara Kotsch­mar zur Ausbildungsgruppe hinzugestossen. Die 64-Jährige leitet das Revier seit 1985. Als gebürtige Colditzerin und in einer Försterfamilie aufgewachsen kennt sie Fakten und Zahlen zur Geschichte der Birkensaftproduktion: Das Anbohren erfolgte bis Anfang der 1960er Jahre mit Muskelkraft und Brust­ leier, später mit elektrischen Bohrmaschinen für deren Betrieb Kabel von einem Notstromaggregat durch den Wald verlegt werden mussten. Nach dem Ende der DDR fiel die Entscheidung, die Birkensaftgewinnung, im Gegensatz zur ebenfalls rege betriebenen Kiefernharzung, fortzuführen. Bis wirtschaftliche Erwägungen 1999 letztlich doch das Aus für diese Nebennutzung erzwangen, standen den Forstleuten nun Bohrvorsätze für Motorsägen zur Verfügung. Unabhängig vom verwendeten Werkzeug galt es, ein erneutes Aufbohren der in den Vorjahren zum Saisonende mit einem Holzpfropfen verschlossenen Bohr66

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löcher zu vermeiden. Dies mindert ansonsten den Ertrag. Keine leichte Aufgabe in Anbetracht einer vieljährigen Nutzung der Birken für die Saftproduktion. Denn einerseits behindern die Wurzelausläufer an vielen Stellen ein standsicheres Aufstellen der handelsüblichen 5-l-Gurkengläser am Stammfuss. Anderseits durften die Röhrchen nicht zu hoch über den Auffang­ gefässen platziert werden, da sonst die Gefahr bestand, dass Wind die austretenden Tropfen wegwehte. Hinzu kam, dass beim Frühlingserwachen alle Zapfbäume in kürzester Zeit für die Birkensafternte präpariert werden mussten. «Ein ständiges Ärgernis waren dabei die Einsteckhülsen», erinnert sich Kotschmar. «Die anfangs verwendeten Holz- und Glasröhrchen zerbrachen schnell, Plastik war zu weich und ein neuerer Vorschlag, den Saft über Putenkiele abzuleiten, erwies sich als nicht praktikabel. Aber auch die dann bis zur Wende genutzten Alu­ miniumhülsen verbogen sich bei jedem nicht ganz gerade geführten Hammerschlag.»

Erlös höher als Holznutzung Trotz all dieser Probleme habe man es geschafft, in jedem Frühjahr um die 3000 Birken im Revier mit bis zu drei Zapfstellen zu versehen. «Unsere Rekordernte erziel­ten wir im Jahr 1983 mit insgesamt 142 600 l Birkensaft. Dafür wurden 3181 Bäume angezapft und 5710 Gläser aufgestellt», entnimmt die Revierförsterin den mitgebrachten Unterlagen. Es habe immer «fleissige» und «faule» Zapfbirken gegeben, also solche, aus de-

nen täglich bis zu 30 l tropften, sodass die Gläser mehrmals am Tag geleert werden mussten, und solche, an denen sich bis zum nächsten Morgen nur ein kleiner Schluck im Glas gesammelt hatte. Dies konnte von einem zum anderen Jahr durchaus wechseln. Die Gründe dafür blieben im Dunkeln. In jedem Fall überstieg aber der Gewinn aus der Birkensaftproduktion (zu DDR-Zeiten gab es etwa 1 Mark pro Liter) den Erlös aus der Holznutzung um ein Vielfaches. «Der Verkauf der Birken als Wertholz war aber dennoch uneingeschränkt möglich», betont Kotsch­mar. So manche gute Birke habe nach dem «Gesundschnitt», wie das Abtrennen des unteren Stammabschnittes mit den zahlreichen verpfropften Bohr­ löchern bezeichnet wurde, bei den Submissionen gutes Geld gebracht.

Tägliche Entleerung Täglich entleerten Waldarbeiter während der drei- bis vierwöchigen Birkensaftkampagne in den frühen Morgenstunden die Auffanggläser in Milchkannen und gossen deren Inhalt dann in einen 10-Kubikmeter-Fasswagen, den ein Traktor entlang der Wege und Rückegassen zog. Zwischen den Leerungen durfte es nicht zu stark geregnet haben. In diesen Fällen galt der Birkensaft als verwässert und wurde weggeschüttet. Im mobilen Sammelfass befand sich bereits ein Ansatz aus 2 l Isopropanol und 180 g P-Hydroxybenzoesäuremethylester pro 100 l, was die Gärung des zuckerhaltigen Xylemwassers verhinderte. Ohne den Zusatz von Ester und Alkohol hält


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sich Rohbirkensaft maximal 14 Tage bei kühler Lagerung. Auf dem Maschinenhof des Forstamtes musste der Birkensaft vor dem Verkauf noch mittels Filtertechnik, wie sie in Keltereien zum Einsatz kommt, von Schwebstoffen gereinigt werden. «Das war wegen der ständig verstopften Filterscheiben eine zeitaufwändige und mühselige Arbeit, ebenso wie das gründliche Säubern aller verwendeten Utensilien zum Saisonschluss», erinnert sich die Revierleiterin. Abnehmer der 60-l-Weinballons mit aufbereitetem Birkensaft war in erster Linie die Kosmetikindustrie, allen voran die heute zur Beiersdorf AG gehörende Firma Florena im sächsischen Waldheim, die daraus das traditionelle Birkenhaarwasser herstellte. In den 1970er Jahren versuchte sich eine Mosterei im nahe gelegenen Geithain an der Vermarktung eines alkoholfreien Birkensaftgetränkes, das trotz des Hinweises, dass die «Bisa»-Limo nicht nur erfrischt, sondern auch schlank wie eine Birke macht, nur eine geringe Nachfrage fand. Kein Verkaufsschlager war ebenso der von der Leipziger Likörfabrik Horn von 1997 bis 1999 produzierte Fruchtschnaps auf Basis von Xylemsaft. Dafür eignet sich vermutlich besser der trübe, invertzuckerhaltige Phloemsaft der Birke, der sich, ähnlich der Kiefernharzung, in den Sommermonaten durch das Anritzen der Rinde gewinnen lässt. Diese zweite Variante der Birkensaftproduktion wird wegen der dadurch verursachten Schädigung der Bäume in Deutschland jedoch nicht praktiziert.

An der Stammscheibe der Birke sind die verwachsenen Bohrlöcher vom Anzapfen zu erkennen. Der Holzzuwachs wird durch die Saftgewinnung nicht beeinträchtigt.

Regionales Naturprodukt Mit dem Austrieb der Blätter und dem damit einhergehenden Wechsel vom Druck in den Gefässen zum Kapillarsog schwindet die Ausbeute an Xylemwasser. Es wird durch einen zunehmenden Anteil schleimiger, pektinöser Substanzen trüber, wodurch sich der Reinigungsaufwand erhöht. Dies war der Grund dafür, trotz Bruchgefahr gläserne Auffanggefässe zu verwenden. So liessen sich Ein­trübungen sowie hineingefallene Fremdkörper sofort erkennen und Entscheidungen über eine weitere Nutzung treffen. Spätestens Anfang Mai entfernten die Forstleute die eingesteckten Röhrchen und verschlossen die Zapfkanäle mit einem Holzdübel. Durch Wundgummibil-

dung überwuchsen die Einbohrungen rasch und boten keine Eintrittspforte für pilzliche Erreger. Mit Abschluss der Saison 1999 endete das letzte Kapitel der Birkensaftgewinnung im Colditzer Forst. «Dies war nicht nur dem Umstand geschuldet, dass sich die Wirtschaftlichkeit immer schwieriger darstellen liess und die Firmen den Xylemsaft billiger als Konzentrat aus Ost­europa, Skandinavien oder China bezogen, sondern hat auch etwas mit dem deutschen Branntweinsteuergesetz zu tun. Wegen des hohen Alkoholgehalts der Substanzen zur Haltbarmachung des Birkensaftes hätten wir ständig Zollbeamte mit der Plombierzange im Haus gehabt. Das war uns dann doch zu aufwändig», begründet Kotschmar die Entscheidung.

Trendige Limonade

Der erste Tropfen aus einer frisch angezapften Birke. Spätestens am nächsten Morgen ist das 5-l-Glas voll.

Seit einigen Jahren erlebt das klare, mi­ neralhaltige und leicht süsslich schmeckende Naturprodukt Birkenwasser eine Renaissance, etwa als trendige Limonade mit nahezu null Kalorien oder für äussere und innere Heilanwendungen in der Alterna­tivmedizin. Birkensaft ist mit und ohne Aromazusätze ab rund 3 Euro/l im Handel erhältlich, auch in «Bio-Qualität», und es gehört mittlerweile zum Sortiment einiger Discounter. Zusammen mit dem Verbraucherwunsch nach regionalen Produkten könnte das die heimische Birkensaftgewinnung wieder wirtschaftlich attraktiv machen und – mit Blick auf die angestrebte Artenvielfalt in unseren Wäldern – den Anbau der oft als Forstunkraut verrufenen Baumart Birke befördern. 04

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Thomas Hollenstein vor dem verschleissarmen Gülleverteiler ohne Verteilkopf und ohne Ablaufschläuche. Die Verteilung erfolgt beim «Schleppfix» (kleines Bild) rein strömungstechnisch. Bilder: D. Senn, R. Engeler

Mit dem «Schleppfix» hoch hinaus Eigenentwicklungen und Modifikationen sowie Gülletechnik, Landmaschinen- und Kommunaltechnik und Kleingeräte sind die Kompetenzbereiche der Brunner Spezial­ werkstatt AG in Schwarzenbach SG. Mit dem europaweit zum Patent angemeldeten «Schleppfix» will die Firma ein Zeichen in der Gülletechnik setzen. Dominik Senn

Die 1994 von Markus Brunner gegrün­ dete Brunner Spezialwerkstatt AG in Schwarzenbach SG ist eine innovative Fir­ ma in der Landtechnikbranche. Sie hat sich in wenigen Jahren zu einem führen­ den Anbieter in den Bereichen Land­ technik, Speziallösungen, Kleingeräte und Kommunaltechnik entwickelt. Inno­ vativ ist auch der Nachfolger Brunners, Landmaschinenmechaniker-Meister Tho­ mas Hollenstein mit Jahrgang 1989. Er ist seit 2016 Inhaber und Geschäftsführer. Mit ausgeklügelten Eigenkonstruktionen und Abänderungen von Maschinen und mit dem Ausbau der CNC-Fertigung hat er sich als würdiger Nachfolger erwiesen und der Firma unerhörten Schub verlie­ hen. 68

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Wertschöpfung im Haus behalten «Bei der Fertigung von Speziallösungen er­ lebte ich, wie ein Grossteil der in unserer Konstruktionsabteilung entwickelten Teile zur Fertigung auswärts vergeben wurden, weil uns die CNC-Fertigung fehlte. Gleich­ zeitig sah ich auch, welche Vorteile der kurze Weg zwischen Konstruktion und Fertigung hat», sagt Hollenstein. Um die Wertschöpfung und die kurzen Prozess­ wege zu behalten, fackelt er nicht lange. Er schafft sich eine erste CNC-Bearbei­ tungsmaschine an, stellt einen Polymecha­ niker zur Fertigung von Teilen für Dritte an, schickt einen Mitarbeiter in die Ausbil­ dung zum Maschinenbautechniker und eignet sich autodidaktisch in Nacht- und Wochenendeinsätzen die CNC-Bedienung

an. Der Aufträge werden mehr und mehr. Und vor anderthalb Jahren erwirbt er in der Industriezone in Wilen b. Wil eine Pro­ duktionshalle von 40 × 20 m Grundfläche als Zweitstandort, sodass eine zweite und dritte CNC-Maschine Platz finden.

Eigenentwicklung «Schleppfix» «Für mich gibt es nichts Schöneres, als ei­ nen Prototyp einer Maschine zu entwi­ ckeln und im Hause selbst zu realisieren», sagt er. Dass es dazu enormen Ehrgeiz und Durchhaltewillen braucht, vor allem um Rückschläge zu verkraften, ver­ schweigt er nicht. Den grössten Coup lan­ det er in enger Zusammenarbeit mit Kon­ strukteur Lukas Bosshart Mitte vergan­ genes Jahr mit dem «Schleppfix» (siehe


Firmenporträt | Plattform

Ausgabe 6/7, 2021). «Wir arbeiteten rund zweieinhalb Jahre lang an unserer Vision, ein einfaches, bedienerfreundliches und verschleissarmes Gülleausbringsystem auf den Markt zu bringen.» Der Hauptunterschied zu den herkömmlichen Systemen auf dem Markt ist ein verschleissarmer Gülleverteiler ohne Verteilkopf mit rotierenden Bauteilen und ohne Ablaufschläuche, die Verteilung erfolgt rein strömungstechnisch. Weitere grosse Vorteile bestehen im werkzeuglosen Zugriff und in der hohen Ausbringleistung, die mittels Vakuumkompressor erreicht wird.

Rund 150 verkauft Überdies ist der «Schleppfix» ein rein schweizerisches Qualitätsprodukt. Denn was die Spezialwerkstatt nicht selber dreht, fräst, schweisst und montiert, wird in Produktionsstätten einige Autominuten entfernt hergestellt, so die Chromstahl-​ Verteilwanne, die Kunststoff-Abweiser und die Pulverbeschichtung. «Bereits sind etwa hundertfünfzig Schleppfix verkauft, einige davon ins Ausland, bis in den Norden Deutschlands, und wir sind am Aufbau eines Vertriebsnetzes im Ausland», so Thomas Hollenstein, der sein System europa­weit zum Patent angemeldet hat.

für PE-Rohre bis 1,2 m Rohrdurchmesser, die in drei Ausführungen erhältlich ist. Jahraus, jahrein ist auch ein modifiziertes mobiles Bohr- und Schweissgerät für horizontale und vertikale Dreharbeiten im Einsatz. Ausgeschlagene Bohrungen mit Durchmessern von 32 bis 600 mm werden an Ort und Stelle aufgeschweisst und anschliessend auf das Nennmass ausgedreht; Demontage- und Transportarbeiten entfallen und die Ausfallzeiten der Grossmaschinen verringern sich dank dieses schnellen Bearbeitungsverfahrens wesent­lich. Die Dienstleistung wird von namhaften Firmen wie EMS Chemie, SIKA Baustoffe, Endress & Hauser, Benteler Steel/Tube und Rhenus Logistik in Anspruch genommen.

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Bei aller Hingabe für Eigenentwicklungen und Konstruktionen schlägt das Herz von Thomas Hollenstein für Reparaturen und Unterhalt an landwirtschaftlichen Geräten, Abänderungen und Aufbauten, Klimaservice, Leistungsmessung, Abgastest für Dieselmotoren, Pneu-Service, Spur­ einstellung mit Lasermessgerät, Hydraulikschlauchservice und Service für Notfälle und Reparaturen direkt beim Kunden. Nebst Traktoren aus dem Hause SameMobiles Bohr- und Schweissgerät Deutz-Fahr sowie Landini/McCormick und Neumaschinen hauptsächlich der Eine Brunner-Spezialwerkstatt-Eigenentwicklung ist auch die Heizelement-­ Marken Fella, Bauer, Rauch sind auch lauStumpfschweissmaschine namens «Hess» fend Occasionen im Angebot. Weiter

Eine Eigenentwicklung ist die Heizelement-Stumpfschweissmaschine «Hess» für PE-Rohre bis 1,2 m Rohrdurchmesser in drei Ausführungen.

Mit dem mobilen Bohr- und Schweissgerät werden ausgeschlagene Bohrungen mit Durchmessern von 32 bis 600 mm an Ort und Stelle aufgeschweisst und anschliessend auf das Nennmass ausgedreht.

wird eine grosse Produktepalette im Bereich Kleingeräte und Kommunaltechnik angeboten. Schliesslich werden Güllefässer, Schleppschlauchverteiler, Holzwagen und diverse Kleingeräte ausgemietet.

Auf Bührer-Traktoren spezialisiert Einen Namen geschaffen hat sich die Brunner Spezialwerkstatt AG auch mit dem Unterhalt von Bührer-Traktoren, inklusive Revisionen von Motoren und Getrie­ben usw., aber auch generell mit Motorenumbau, Neulackierungen, Allradeinbau, Anbauten von Fronthydraulik und Frontzapfwelle, Bremsumbau, Servolenkungen, Turboladeraufbau, Chromstahlauspuffanlagen und anderen kundenspezifischen Anbauten. «Wir sind so lange für die Zukunft fit, wie bei der Belegschaft bis hin zu den Ler­ nenden die Glut der Leidenschaft für unsere Arbeit brennt. Denn ohne den Einsatz aller geht es auf Dauer nicht», sagt Thomas Hollenstein. Seit seiner Geschäftsübernahme hat sich die Zahl der Mitarbeitenden auf rund zwanzig verdoppelt, darunter fünf Lernende. Zwei Drittel der Belegschaft sind am Standort Schwarzenbach im Bereich Landtechnik beschäftigt, alle anderen am neuen Standort in Wilen. Die Weiterbildung der Mitarbeiter wird von der Firma unterstützt, da es wichtig ist, gut ausgebildete Fachleute im Betrieb zu haben. 04

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Passion | Youngtimer

Bäuerliche Harmonie: Marcel, Martin und Ivo Brogle vor den drei Deutz-Fahr-Traktoren auf dem Wegenstetter Juchhof. Bilder: Dominik Senn

Kompakter Grünlandtraktor Deutz-Fahr «DX 4.17» Für die Familie Brogle Jäggi auf dem Juchhof in Wegenstetten AG ist der Deutz-Fahr «DX 4.17» der Lieblingstraktor von allen. Auf ihrem Milchwirtschaftsbetrieb ist er der passende kompakte Grünlandtraktor. Dominik Senn Hoch über Wegenstetten erhebt sich der Juchhof von Martin Brogle und Myriam Jäggi, mit Blick auf den Flugplatz Schupf­ art. Es handelt sich um einen Milchwirtschaftsbetrieb mit wenig Ackerbau. 45 Milchkühe und 40 Aufzuchttiere bevölkern die Stallungen. Von den 47 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche dienen bloss 11 ha dem Ackerbau: 4 ha Kunstwiesen, 3 ha Mais und je 2 ha Weizen und Gerste. Das hat damit zu tun, dass das Gelände steil und erst noch coupiert ist. Ein grosser Teil der Flächen liegt in der vor­ alpinen Hügelzone. «Bei uns verlässt kein 70

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Traktor das Hofgelände, ohne Doppel­ räder montiert zu haben», sagt Martin Brogle. Der grosse Rest ist Grünland, davon 25 % ökologische Ausgleichsfläche. Zusätzlich gehören 1,7 ha Wald zum Betrieb. Die Milch geht an die Mooh, die im Jahre 2016 durch die Zusammenlegung der Milchvermarktung der Miba Genossenschaft und der Nordostmilch AG entstanden ist. Den Betrieb übernommen hat Martin im Jahre 2007 von Vater Marcel Brogle und das Festhalten an der traditionellen Bewirtschaftungsform im Jahre 2014 mit

dem Bau eines neuen Milchviehstalls bekräftigt. In offensichtlicher Harmonie arbeitet die gesamte Familie auf dem Betrieb zusammen. Mit Martins Sohn Ivo ist die dritte Generation mit grossem Willen eingetreten, dereinst die Geschichte des Juchhofs mitzubestimmen; Ivo beginnt kommenden August die Lehre zum Landmaschinenmechaniker.

Ersatz für den Grunder-Traktor Beerbt und auch schätzen gelernt hat Martin Brogle die Arbeitsstützen des Betriebs: die Deutz-Fahr-Traktoren. Die Mar-


Youngtimer | Passion

Erste Baureihe mit Deutz-Fahr-Schriftzug Deutz-Fahr hat die «DX»-Baureihe 1978 als Nachfolger der 6-Zylinder-Modelle der «D-06»-Reihe vorgestellt. Ab 1980 wurde diese Serie von den Modellen der ««D-07»-Reihe um 2-, 3- und 4-Zylinder-Modelle nach unten ergänzt. Die «DX»-Baureihe war die erste Traktorenbaureihe von DeutzFahr, die mit dem Deutz-Fahr-Schriftzug verkauft wurde. Die Vorgängerbaureihe trug, obwohl Deutz das Unternehmen Fahr bereits 1975 übernommen hatte, nur den Schriftzug Deutz. Als Motoren kamen luftgekühlte Diesel­motoren von Deutz zum Ein-

ke hielt im Jahre 1968 als Ersatz für den Grunder-Traktor Einzug, und zwar mit einem 40 PS starken Deutz «40.06» von Händler Max Kaufmann in Wallbach. Im Jahre 1988 erwarb Marcel Brogle zusätzlich einen Allradtraktor, einen neuen Deutz-Fahr «DX 3.60» mit 65 PS, bei der Voellmin Landtechnik AG in Ormalingen BL, bei der Ivo übrigens die Lehre starten wird. Der «DX 3.60» hängt winters durch am Futtermischwagen und sommers durch hauptsächlich am Kreiselschwader. Im Jahre 1996 ersetzte man den Deutz «40.06» durch einen neuen Allradtraktor Deutz-Fahr «DX 4.17», aus dem letzten Produktionsjahr der Baureihe, mitsamt Frontlader, der damit zum Haupttraktor des Betriebs mutierte. «Es war die Zeit, als die Rundballen aufkamen. Durch die stark abfallende Motorhaube ist die Bauweise des ‹DX 4.17› besonders für den Frontladereinsatz geeignet», sagt Martin Brogle. Der Traktor wurde diesmal von

satz, die teilweise über einen Turbolader verfügten. 1984 wurden alle bisherigen «DX»-Modelle vom «DX 85» bis zum «DX 230» durch eine neue, überarbeitete «DX»-Reihe abgelöst, deren Nummerierung sich aus einer Ziffer (die meist der Zylinderzahl entsprach) und einer durch einen Punkt abgesetzten zweistelligen Ziffernfolge zusammensetzte. Die Nachfolgebaureihen «AgroStar», «Agro­ Prima» und «AgroXtra» verwendeten weitgehend dieselben Komponenten wie die «DX»-Reihe.

der Hummel Landmaschinen GmbH in Wil AG ausgeliefert, welche im Jahre 2010 noch einen neuen Deutz-Fahr «Agrofarm 430» mit 109 PS mitsamt Fronthydraulik auf den Juchhof – als neuen Haupttraktor – liefern durfte.

Der Lieblingstraktor «Am ‹4.17› ist der Frontlader immer dran», erklärt Martin Brogle. «Deswegen ist er bei uns die am meisten gebrauchte Zugmaschine.» Er sei der Lieblingstraktor aller Familienmitglieder, insbesondere auch der Frauen, weil er gut zu bedienen sei, mit 3,82 m Länge kurz, übersichtlich und wendig sei und über ein Wende­ getriebe verfüge (12 Vorwärtsgänge – ohne Halbgänge – und 12 Rückwärtsgänge). Alle Gänge sind vorwärts wie rückwärts gleich schnell. «Von der Grösse, dem Gewicht, der Stärke und dem Preis passt er hundertprozentig auf den Juchhof», fasst Martin Brogle zusammen. Das

Einsatzspektrum des «DX 4.17» ist beachtlich: Nebst Ackerbau, Kreiseln, Fahr­ silowalzen und Blockschneider-Betrieb im 300-m³-­ Fahrsilo wird er im Winter für Forstarbeiten im eigenen Wald eingesetzt, denn er ist mit einer Seilwinde ausgerüstet, und in der Frontschaufel können die Waldutensilien und Geräte bequem mitgeführt werden; und dank dem kurzen Radstand von 2,25 m kommt er auch gut durchs Gehölz. Weil alle drei Deutz-Fahr-Traktoren auf dem Juchhof ihre jeweils klar definierten Arbeitsbereiche abdecken, verteilt sich auch die Zahl der Einsatzstunden gleich­ mässig, sodass der «4.17» in den 25 Jahren erst knapp 8000 Betriebsstunden erreicht hat.

Vorteil ist auch Nachteil Der Vorteil des übersichtlichen Front­ laderbetriebs des Deutz-Fahr «DX 4.17» gereicht ihm auch zum Nachteil. So beanspruchte er die Kupplung derart, dass diese schon zweimal ersetzt werden musste. «Die Arbeiten beim Stallneubau, aber auch die häufige Beanspruchung am Blockschneider, waren verschleiss­ intensiv», so Martin Brogle. Eine weitere Schwachstelle sei der streng laufende Kabelzug zum Wendegetriebe. Andere Nachteile kann Brogle nicht ausmachen. Im Gegenteil: Der 4-Takt-Vierzylinder-​ Reihen-Saugmotor KHD mit Direkt­ einspritzung sei äusserst zäh und zu­ verlässig. Er habe bis heute keine Repa­ ratur nötig gehabt. «Der ‹DX 4.17› ist mit seinen 3,38 t Leergewicht, 5 t Gesamt­ gewicht und 78 PS der passende Grünlandtraktor», sagt Martin Brogle mit Überzeugung.

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Der Blockschneider-Betrieb verlangt dem «DX 4.17» einiges ab.

Der «DX 4.17» mit Seilwinde im Forsteinsatz.

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SVLT | Delegiertenversammlung

Die Delegierten können an der DV in Murten von einem positiv verlaufenden Geschäftsjahr Kenntnis nehmen.

Christian Kuhn neu im Vorstand An der 98. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Verbands für Landtechnik wurde Christian Kuhn neu in den Zentralvorstand gewählt. Weiter nahmen die Delegierten Kenntnis von einem positiven Geschäfts­verlauf und ernannten drei neue Ehrenmitglieder. Roman Engeler, Heinz Röthlisberger, Matthieu Schubnel, Catherine Schweizer und Dominik Senn

SVLT-Präsident Werner Salzmann und SVLT-Direktor Roman Engeler führten durch die Delegiertenversammlung.

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(Von links): Die beiden neuen Ehrenmitglieder Heiri Schmid, Bilten GL, und Willi Zollinger, Watt ZH, sowie das neue SVLT-Vorstandsmitglied Christian Kuhn, Präsident von Lohnunternehmer Schweiz.


Delegiertenversammlung | SVLT

Die Vertretungen der 23 Sektionen und Fachverbände des Schweizerischen Verbands für Landtechnik (SVLT) konnten an der 98. Delegiertenversammlung ihres Verbands in Murten von einem positiv verlaufenden Geschäftsjahr Kenntnis nehmen. Bei einem Ertragsüberschuss von knapp CHF 50 000.–, darin sind bereits Rückvergütungen an die Sektionen im Umfang von CHF 80 000.– enthalten, schloss die Verbandsrechnung weit besser als erwartet ab. Mit über 1200 Teilnehmenden an knapp 260 «G40»-Fahrkursen konnte in diesem Segment ein neuer Höchstwert verzeichnet werden. Wegen der Pandemie ausgebliebene Ausstellungen und Anlässe reduzierten die Ausgaben, während ein gestiegenes Inserate-Volumen bei der Fachzeitschrift «Schweizer Landtechnik» Mehreinnahmen generierte. Das Budget für das laufende Jahr rechnet bei gleichbleibenden Beiträgen von Mitglie­ dern und Sektionen mit einer

schwarzen Null. Für einen Umbau im Verbands­gebäude Riniken/AG genehmigten die Delegierten einen Kredit von CHF 175 000.–. Der SVLT ist in Verhandlungen mit einem Detailhändler, der die Räumlichkeiten der kaum noch genutzten Werkstatt für einen Verkaufsladen mieten möchte. Der von SR Werner Salzmann präsidierte Vorstand wird mit Christian Kuhn, Präsident von Lohnunternehmer Schweiz aus Zürich-Seebach, ergänzt, nachdem Markus Schneider, Thunstetten/BE, seinen Rücktritt aus diesem Gremium eingereicht hat. Für ihre Verdienste um den Verband und seine Sektionen wurden Willi Zollinger (Watt/ZH), Heiri Schmid (Bilten/GL) und Christophe Berthelet (Meinier/GE) neu zu Ehrenmitgliedern ernannt. In seinem einleitenden Referat zur Delegiertenversammlung forderte Verbands­ präsident Werner Salzmann ein klareres Bekenntnis der Politik zu einer pro­

duzierenden Landwirtschaft und erteilte allen Bestrebungen, die den Selbstversorgungsgrad senken und die Abhängigkeit vom Ausland weiter erhöhen, eine Absage. Den zweiten Tag benutzten die Delegierten, um sich über den Gemüseanbau und die Weinproduktion in der Region Murtensee zu informieren. Auf dem Betrieb Gutknecht in Ried FR bekam man einen Eindruck, was es heute heisst, just-in-time für die Grossverteiler Gemüse in gewünschter Konfektionierung bereitzu­ stellen. Nicht minder spannend war es in den Gewächshäusern von Swissradies, wo von Betriebsinhaber Frédéric Bart und seinem Team auf mehreren Hektar Fläche bis 800 Tonnen Radieschen pro Jahr geerntet werden. Den Abschluss bildete der Besuch im Weinbaudorf Vully. Neben viel Wissenswertem rund um den Weinbau liess man die Delegiertenversammlung in verschiedenen Weinkellern bei gemütlichem Ambiente ausklingen.

Olivier Kolly, Laurent Guisolan (Institute Grangeneuve) mit Staatsrat Didier Castella.

Thomas Schick (l.) und Paul Buri (r.), beobachtet von einer Delegation der Stadt Murten.

Teil der Luzerner Delegation mit Präsident Anton Moser.

Martin Rufer, Direktor SBV, mit Fritz Glauser, Präsident Freiburger Bauernverband.

Organisierten die 98. Delegiertenversammlung: Olivier Kolly (links) und das Vorstandsteam der SVLT-Sektion Freiburg.

Die Delegierten stimmten allen Anträgen zu.

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SVLT | Delegiertenversammlung

Die Schaffhauser Delegation in engagierter Diskussion.

Armin Brun wird als Präsident der Sektion Schwyz/Uri die nächste DV organisieren.

Auch Grosserntetechnik gab es am Rande der DV zu sehen: New-Holland-Mähdrescher und Zuckerrüben-Vollernter von Holmer.

Werner Salzmann im Gespräch mit Pascal Furer, Willi Zollinger und Felix Düring.

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Trotzte Schnee und Kälte: Gottfried Burri aus Lurtigen FR mit seinem Wahl-Traktor Typ «W17». Der Traktor hat 17 PS und Jahrgang 1956.

Sorgte im Hintergrund für einen reibungs­ losen Ablauf: Nadja Vogelsang vom SVLT.

Ankunft auf dem Gemüsebaubetrieb Gutknecht in Ried bei Kerzers.

Adrian Lüthi (l.) und Peter Aebi (r.), Sekti­ on BE, mit Christian Murer, Sektion SO.

Nach der Führung durch die Seeländer Gemüse-Betriebe wartete ein Apéro.


Delegiertenversammlung | SVLT

Frédéric Bart, Betriebsinhaber von Swissradies, erklärt den Radieschen-Anbau in den grossen Gewächshäusern in Ried bei Kerzers.

Die Spezialmaschine erntet und bündelt die Radieschen in einem Arbeitsgang.

Pascal Gutknecht zeigt eine violette Peperoni.

Bruno Gutknecht erläutert den Ablauf der Tomatenproduktion.

Besichtigung des Tomaten-Gewächshauses. Gutknecht Gemüsebau bietet eine grosse Auswahl an Tomaten- und Gemüsesorten aus eigener Produktion an − auch im Hofladen.

Abschliessende Weindegustation in verschiedenen Weinkellern von Vully.

Konnte man mitnehmen: Frische Radieschen.

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Monnerat neu im Vorstand

«Wiederbelebung» angepackt

An der Generalversammlung der Sektion Jura/Berner Jura wurde Gaël Monnerat neu in den Vorstand gewählt.

Die Walliser Sektion gab an ihrer Jahresversammlung den Startschuss für eine Revitalisierung.

Roman Engeler

Matthieu Schubnel

Die SVLT-Sektion Jura/Berner Jura musste vor rund zwei Jahren als damals erste Sektion aufgrund einer kantonalen «Corona-Anordnung» ihre General­versammlung kurzfristig, nämlich tags zuvor, absagen. Nach zwei Jahren Unterbruch freute sich Präsident Christian Heusler umso mehr, dass er nun rund 50 Mitglieder und Gäste in Glovelier wieder zu einer Versammlung begrüssen durfte. Zusammen mit Geschäftsführer Philippe Chevillat führt er speditiv durch die Traktandenliste. Sechs Austritten wegen Todesfall und Betriebsaufgaben standen im vergangenen Jahr drei Neueintritte gegenüber, so dass die Mitgliederzahl der Sektion aktuell 343 Personen umfasst. Der Vorstand wurde bestätigt und gleichzeitig durch Gaël Monnerat ergänzt. Monnerat ist beim SVLT kein Unbekannter, war er doch während langer Zeit als Redaktor für die «Schweizer Landtechnik» tätig und übersetzt heute – als mittlerweile aktiver Landwirt – gelegentlich Texte für die Zeitschrift ins Französische. Die Jahresrechnung konnte mit einem Gewinn von rund CHF 1700.– abgeschlossen werden. Dieser wurde dem Eigenkapital zugewiesen, das nun über CHF 50 000.– beträgt. Das Budget 2022 präsentiert sich ausgeglichen, obwohl wieder einmal eine Sektionsexkursion geplant ist. Weiterhin kann die Sektion auf einen namhaften Sponsoring-Beitrag der Firma Amstutz zählen. Beim Traktandum «Verschiedenes» entwickelte sich wie üblich im Jura eine ungezwungene, fachlich aber spannende Diskussion um Themen wie die neuen Prüfintervalle der Feldspritzen, GPS- und RTK-Signale, mögliche neue Weiterbildungsformate für den SVLT in Sachen Lenksysteme und Fahren mit stufenlosen Getrieben. Ausführlich wurde die Problematik besprochen, wie man die spezifisch landtechnischen Anforderungen besser bei Strassenbauprojekten einbringen könnte. SVLT-Vorstandsmitglied Stephan Plattner und Verbandsdirektor Roman Engeler überbrachten die Grussworte des Zentralverbands und informierten über vergangene und künftige Projekte. David Goy, Chef-Instruktor «G40» für die Westschweiz, präsentierte den neuen Kursort Alle in der Ajoie und wies auf mögliche Vorbereitungskurse hin, die potenzielle Teilnehmer ohne eigenen Traktor bei ihm besuchen können.

Aktuell zählt die Walliser Sektion des SVLT knapp 100 Mitglieder. Nach zwei Jahren Unterbruch traf man sich auf dem Hof von Landwirt und Lohnunternehmer Remo Tscherry in Agarn. Präsident Samuel Luisier und Geschäftsführer David Jacquemoud erstatteten Bericht über die vergangenen zwei Jahre. Die Aktivitäten der Sektion kochten pandemiebedingt etwas auf Sparflamme, umso mehr wurde das Engagement des Zentralverbands gelobt. Gerade die Wein- und Obstbauern hatten im vergangenen Jahr mit extremen Witterungsbedingungen zu kämpfen, was zu schmerzhaften Ertragsverlusten führte. So ist es verständlich, dass die Landwirte alles andere als begeistert sind, wenn sie nun ab kommendem Jahr ihre Gebläsespritzen, sofern sie mehr als 400 Liter fassen, mit einem Spültank und einer kontinuierlichen Innenreinigung ausstatten müssen. Im laufenden Jahr wird sich die Sektion wiederum der Spritzentests annehmen und sich in die Organisation der «G40»-Kurse einbringen. In Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft plant man im Wallis, spezielle Sicherheitskurse für alle Bereiche der Landwirtschaft und des Gartenbaus durchzuführen. Für das nächste Jahr zeichnet sich eine Veränderung in der Zusammensetzung des Vorstands ab. Nach zwölf respektive zwanzig Jahren Zugehörigkeit zum Vorstand haben David Jacquemoud und Remo Tscherry ihren Rücktritt aus diesem Gremium angekündigt, Ersatzkandidaten werden aber noch gesichtet. Präsident Samuel Luisier appellierte an die Versammlung, nach geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten wie generell auch neue Ideen einzubringen, wie man der Sektion wieder etwas neuen Schwung verleihen könnte. Im Anschluss an den offiziellen Teil informierte Clément Formaz von der Walliser Kantonspolizei über seine Tätigkeit und erläuterte insbesondere das Vorgehen der Polizei bei einem Verkehrsunfall. Ziel sei es stets, mit Fotos und Einvernahmen ein möglichst exaktes und chronologisch korrektes Bild des Vorfalls zu bekommen, wozu auch die Suche nach Zeugen gehört. Alle an einem Unfall beteiligten Personen werden in der Regel systematisch einem Alkoholtest, sei es durch Blutentnahme oder mit dem bekannten Blasgerät, unterzogen.

Vorstand der Sektion Jura/Berner Jura mit Präsident Christian Heusler (links aussen), Geschäftsführer Philippe Chevillat (rechts aussen) und dem neuen Mitglied Gaël Monnerat (2. v. r.). Bild: R. Engeler

Polizeikommandant Clément Formaz bei seinem Vortrag vor den Mitgliedern der Walli­s er SVLT-Sektion, die sich zur Versammlung in Agarn getroffen haben. Bild: M. Schubnel

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Sektionen | SVLT

TI 80 Jahre SVLT im Tessin Edy Petraglio ergänzt den Vorstand der Tessiner SVLT-Sektion, die heuer auf ihr 80-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Roman Engeler

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Das neue Vorstandsmitglied der SVLT-Sektion Tessin, Edy Petraglio, Weinbauer aus dem Mendrisiotto (links), mit dem Sektionspräsidenten Stefano Antonioli. Bild: R. Engeler

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Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikette und Gebrauchsanweisung lesen.

Auf dem Geflügel- und Schweinehaltungsbetrieb «La Clossa» bei Cade­ nazzo, auf dem auch ein Restaurant mit idyllischem Versammlungsraum integriert ist, konnte Stefano Antonioli, Präsident der Tessiner SVLT-Sektion, rund 40 Mitglieder zur ersten Versammlung seit 2019 willkommen heissen. In seinem einleitenden Jahresbericht umriss Antonioli die wegen Corona etwas eingeschränkten Aktivitäten der Tessiner Sektion, die heuer das 80-Jahr-Jubiläum feiern kann. Dieses Ereignis gab Anlass genug, um mit zahlreichen Bildern die Entwicklungsgeschichte der Sektion und der im Tessin eingesetzten Landtechnik zu zeigen. Die von Geschäftsführerin Carolina Pedretti präsentierte Rechnung für das Geschäftsjahr 2021 zeigte ein gutes Bild, konnte man doch mit einem Gewinn von rund CHF 1200.– einen positiven Abschluss vermelden. Der anzahlmässig gemäss Statuten noch ausbaubare Vorstand wurde mit Edy Petraglio ergänzt. Er bewirtschaftet im Mendrisiotto einen Weinbau­ betrieb. Mehr Gesprächsstoff boten hingegen die «landtechnischen Herausforderungen». Insbesondere das Obligatorium, Feldspritzen ab 400 Litern Inhalt künftig mit einer kontinuierlichen Innenreinigung ausstatten zu müssen. Oder die auch im Tessin mehr und mehr aufkommende Problematik, dass bei kommunalen und kantonalen Strassenbauprojekten kaum oder zu wenig auf die Erfordernisse des landwirtschaftlichen Strassenverkehrs ge­ achtet wird, obschon diese den verschiedenen gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Am Rande war auch die praktische Umsetzung der Schleppschlauch-Pflicht ein Thema. Diesbezüglich scheint es noch nicht ganz geklärt zu sein, auf welchen Flächen diese Pflicht nun gilt und wo nicht. In der Hoffnung, 2022 wieder ohne Einschränkungen agieren zu können, plant die Sektion einen Ausflug nach Norditalien und wird sich weiter bei den Spritzentests engagieren. Omar Pedrini, Präsident des Tessiner Bauernverbands, Luigi Meier, Präsident der Freunde alter Landmaschinen, und SVLT-Direktor Roman Engeler überbrachten die Grussworte ihrer Organisationen, betonten die Wichtigkeit einer produzierenden Landwirtschaft und ermunterten die Anwesenden, sich aktiv in der Kampagne gegen die Massentierhaltungsinitiative zu engagieren.


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Das Lösungswort im März lautete: FRUEHLING Gewonnen hat: Janik Niederberger, 6314 Unterägeri

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Einsendeschluss: 30. April 2022

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Rätsel von Hans Popp, 9323 Steinach

Senden Sie ein SMS mit SVLT Lösungswort Name und Adresse an die Nummer 880 (CHF 1.–) und gewinnen Sie mit etwas Glück diesen Preis.

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Sektionen | SVLT

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Donnerstag, 14. April 2022, 20 Uhr, Markthalle Rothenthurm

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Sektion beider Basel: Dienstag, 19. April 2022, 20 Uhr, Ebenrain

SO Die Generalversammlung findet am Dienstag, 7. Juni 2022, statt.

Sektionsmitteilungen AG G/M/F-Theorie-Vorbereitungskurse 2022 G/M/F-Theoriekurse Frühlingskurse 2022: Frick FIBL: Do, 12./19. Mai 2022, jeweils 18.30 Uhr Die Anmeldung hat unter www.fahrkurse.ch zu erfolgen. Informationen sind bei Hansjörg Furter und Yvonne Vögeli, 062 893 20 41, oder per Mail über sektion.ag@agrartechnik.ch erhältlich.

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Theoretische Führerprüfung Kat. F/G 2022 Der Verband für Landtechnik beider Basel und Umgebung organisiert für Jugendliche, welche im Jahre 2022 14 Jahre alt (Jahrgang 2008) oder älter werden, Vorkurse und Prüfungen für die theoretische Führerprüfung Kat. F/G. Vorkurs 2: Mi., 27. April, 13.30 Uhr; Prüfung: Sa., 7. Mai, 9.00 Uhr Vorkurs 3: Mi., 9. Nov., 13.30 Uhr; Prüfung: Sa., 19. Nov., 9.00 Uhr Der Vorkurs findet am Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain, Sissach, im Kurslokal 3, statt, die Prüfung auf der Motorfahrzeugprüfstation (MFP) in Münchenstein. Die Kurskosten betragen für Mitglieder 40 Franken, plus Lern-CD 40 Franken, für Nichtmitglieder 80 Franken, plus Lern-CD 40 Franken. Anmeldung bis spätestens 30 Tage vor Kursbeginn an: Marcel Itin, Hof Leim 261, 4466 Ormalingen, 076 416 27 13, marcelitin@gmx.ch; bitte unbedingt Kurs- und Geburtsdatum angeben.

www.agrartechnik.ch

LU Aktuelles Kursangebot Mofa- und Traktorenprüfung: Die Vorbereitungskurse für die Mofaund Traktorenprüfung finden jeweils an Mittwochnachmittagen statt. Kurskosten inkl. Lernplattform im Internet (Theorie-24-Kärtli): für Mit­ glieder des Verbands CHF 70.–, für Nichtmitglieder CHF 90.–. Nächste Termine: Mittwoch, 11. Mai 2022, BBZN Sursee, 13.15–17.30 Uhr Mittwoch, 22. Juni 2022, BBZN Sursee, 13.15–17.30 Uhr G40: Der Traktorfahrkurs G40 wird vom SVLT angeboten und an den Standorten bei Hohenrain, Willisau, Schüpfheim und Sursee durchgeführt. Anmeldung und Infos unter: www.agrartechnik.ch: G40-Kurse Roller- und Autoprüfung: Theorieprüfung online lernen für CHF 24.– GK und VKU: Grundkurse für Roller/Motorrad finden jeweils in Büron und Sursee statt. Preis für 3-teilige Kurse: für Mitglieder CHF 450.–, für Nichtmitglieder CHF 480.–. Nächste Termine: Kurs 612 für Roller/Motorrad (3-teilig): Teil 1: Samstag, 14. Mai 2022, 8.00–12.00 Uhr Teil 2: Samstag, 21. Mai 2022, 8.00–12.00 Uhr Teil 3: Samstag, 28. Mai 2022, 8.00–12.00 Uhr Verkehrskundeunterricht in Sursee, Preis für Mitglieder CHF 220.–, für Nichtmitglieder CHF 240.–. Nächste Termine: Kurs 406 beim BBZN Sursee: Teil 1: Montag, 2. Mai 2022, 19.00–21.00 Uhr Teil 2: Dienstag, 3. Mai 2022, 19.00–21.00 Uhr Teil 3: Montag, 9. Mai 2022, 19.00–21.00 Uhr Teil 4: Dienstag, 10. Mai 2022, 19.00–21.00 Uhr Die Kurse werden nur bei genügender Teilnehmerzahl durchgeführt. Infos und Anmeldung (Änderungen, z. B. Kursort, -inhalt, -preis, -zeit, bleiben vorbehalten): LVLT-Fahrschule, Sennweidstrasse 35, 6276 Hohenrain, Tel. 041 467 39 02, Fax 041 460 49 01, info@lvlt.ch

ZH Elektroinstallations-Kontrolle – günstiges Angebot für SVLT-Mitglieder Bei Um- und Neubauten sowie bei Handänderungen und periodisch nach 10 Jahren bei Ställen und Scheunen und 20 Jahren bei Wohnhäusern ist eine Kontrolle der Niederspannungsinstallationen vorgeschrieben. Sie entscheiden selber, wer diese Kontrollen durchführen soll. Daher hat die Sektion Zürich für ihre Mitglieder ein finanziell sehr interessantes Angebot erarbeitet in Zusammenarbeit mit der Firma IBG. Melden Sie sich, wenn Sie eine Aufforderung zu einer solchen Kontrolle von Ihrem Netzbetreiber erhalten: www.strickhof.ch.

Vorbereitungskurs Traktorenprüfung Die SVLT-Sektion Zürich bietet einen Kurs zur Vorbereitung auf die Theorieprüfung der Kat. G (Traktoren bis 30 km/h) an. Die Kursdaten sind: 4. Juni, 10. September und 19. November, jeweils von 8.00 bis 14.00 Uhr. Teilnehmen kann man bis 6 Monate vor dem 14. Geburtstag (Not­ helfer- und Verkehrskundeausweis in dieser Kategorie noch nicht vorgeschrie­ b en). Der Kursbeitrag beträgt 110 Franken, für Mitglieder des SVLT Zürich 80 Franken; inbegriffen Lernprogramm und Mittags­verpflegung. Kursort ist der Strickhof. Onlineanmeldung unter: SVLT Zürich, Eschikon 21, 8315 Lindau, 058 105 99 52.

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SVLT | Sektionen

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Traktoren-Theoriekurs mit Prüfung 2022

Wangs , Parkhotel Wangs , Parkhotel/StVA Mels

Im Kanton St. Gallen kann die landwirtschaftliche Führerprüfung frühestens 1 Monat vor Erreichen des 14. Geburtstages abgelegt werden, im Kanton Appenzell Ausserrhoden frühestens 3 Monate vor Erreichen des 14. Geburtstages. Im Kanton Glarus können alle mit Jahrgang 2008 und älter an den Kursen teilnehmen.

Widnau, Rest. Rosengarten Mi, 09. Nov 22 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA Mi, 07. Dez 22

Kurskosten: CHF 70.– für Mitglieder, CHF 95.– für Nichtmitglieder, inkl. Lern-CD mit den aktuellen Prüfungsfragen und Arbeitsblättern. Infos und Anmeldung beim Kursleiter Hans Popp, Karrersholz 963, 9323 Steinach, 071 845 12 40 oder hanspopp@bluewin.ch

Kursleiter ist Hans Popp, Karrersholz 963, 9323 Steinach Kursort 1. Kurstag 2. Kurstag + Prüfung Nachmittag Nachmittag

Sa, 05. Nov 22 Mi, 30. Nov 22

Niederbüren, Schulh. Probelokal Sa, 12. Nov 22 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 14. Dez 22 Kaltbrunn, Rest. Löwen Mi, 23. Nov 22 Kaltbrunn, Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn Mi, 21. Dez 22

Theoriekurse Kategorie F/G Im Theoriekurs Kat. F/G werden die Grundlagen aufgezeigt und erklärt. Die bestandene Prüfung berechtigt zum Lenken von landwirtschaftlichen Motorfahrzeugen bis 30 km/h. Siehe auch www.fahrkurse.ch

AG Kaltbrunn, Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn Mi, 04. Mai 22 Kontakt: Yvonne Vögeli, Strohegg 9, 5103 Wildegg, 062 893 20 41, sektion.ag@agrartechnik.ch (auch kurzfristige Anmeldungen möglich) Mosnang, Oberstufenzentrum Sa, 23. Apr 22 BL, BS SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 18. Mai 22 Kontakt: Marcel Itin, 076 416 27 13, marcelitin@gmx.ch

St. Peterzell, Schulhaus Sa, 07. Mai 22 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 01. Jun 22

Kontakt: Peter Gerber, 031 879 17 45, Hardhof 633, 3054 Schüpfen, www.bvlt.ch

Wittenbach, Oberstufenzentrum Mi, 11. Mai 22 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA Mi, 15. Jun 22

Kontakt: FVLT, Samuel Reinhard, Route de Grangeneuve 31, 1725 Posieux, samuel.reinhard@fr.ch, 026 305 58 49

Wangs, Parkhotel Sa, 14. Mai 22 Wangs, Parkhotel/StVA Mels Mi, 08. Jun 22

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GR Kontakt: Gianni Largiadèr, Chapella 231, 7526 Cinuos-chel, 079 560 83 30, www.svlt-gr.ch

NE Widnau, Rest. Rosengarten Sa, 21. Mai 22 Kontakt: M. Bernard Tschanz, Chemin du Biolet, 2042 Valangin, Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA Mi, 22. Jun 22 bernardtschanz@net2000.ch GL Niederbüren, Schulh. Probelokal Sa, 18. Jun 22 Kontakt: Hans Popp, 071 845 12 40, Karrersholz 963, 9323 Steinach, SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 13. Jul 22 hanspopp@bluewin.ch

Kaltbrunn, Rest. Löwen Mi, 06. Jul 22 Kaltbrunn, Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn Mi, 10. Aug 22 Wangs, Parkhotel Sa, 13. Aug 22 Wangs, Parkhotel/StVA Mels Mi, 07. Sep 22

Kontakt: Beat Ochsenbein, 032 614 44 57, ochsebeis@bluewin.ch

Trogen Mi, 17. Aug 22 Trogen/Trogen StVA Trogen Mi, 14. Sep 22

Kontakt: Florian Kälin, Geschäftsstelle VLT Schwyz und Uri, 055 412 68 63, 079 689 81 87, info@glarnernbeef.ch

Mosnang, Oberstufenzentrum Sa, 27. Aug 22 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 28. Sep 22 Wittenbach, Oberstufenzentrum Mi, 31. Aug 22 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA Mi, 21. Sep 22

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SH Kontakt: VLT-SH, Geschäftsstelle, Adrian Hug, Schüppelstrasse 16, 8263 Buch, 079 395 41 17, www.vlt-sh.ch SO

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TG Kontakt: VTL/Landtechnik, Markus Koller, 071 966 22 43, Weierhofstrasse 9, 9542 Münchwilen VD Kontakt: ASETA – Section vaudoise, Virginie Bugnon, Chemin de Bon-Boccard, 1162 Saint-Prex, v.bugnon@bluewin.ch

St. Peterzell, Schulhaus Sa, 17. Sep 22 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA Mi, 19. Okt 22

Kontakt: Beat Betschart, 041 755 11 10, beatbet@bluewin.ch

Neu St. Johann, Klostergebäude Sa, 24. Sep 22 Kaltbrunn Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn Mi, 26. Okt 22

Kursort: Strickhof, Lindau. Kontakt: SVLT ZH, 058 105 98 22, Eschikon 21, Postfach, 8315 Lindau, www.svlt-zh.ch

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Sektionen | SVLT

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Für Bäuerin und Bauer ackern wir tagtäglich.

Und SVLT-Mitgliedern machen wir monatlich ein Angebot.

Pflanzenschutzgeräteprüfung Feldbau 2022 Der VTL\Landtechnik führt die Prüfung an folgenden Orten durch: Ort Affeltrangen Diessenhofen Frauenfeld Helsighausen Engishofen Bonau

Adresse Michael Mathys, Grossenegg 1 Urban Dörig, St. Katharinental Beat Meier, Ifang Willi Wittwer, Lindenstr. 7 Oliver Engeli, Lerchenhof Hansjörg Uhlmann, Neugrüt

Datum Mi, 20. April Fr, 22. April Di, 7. Juni Fr, 10. Juni Di, 14. Juni Mi, 17. August

Theoriekurse Kat. M/G im Jahre 2022 Gesuchsformulare für die Theorieprüfung Kat. M (frühestens 1 Monat vor dem 14. Geburtstag) und G (frühestens 1 Jahr vor dem 14. Geburtstag) können bei jedem Polizeiposten oder beim Strassenverkehrsamt in Frauenfeld und Amriswil bezogen werden. Die Prüfungen müssen auf dem Strassenverkehrsamt in Frauenfeld und Amriswil oder Kreuzlingen abgelegt werden. Um unsere Kursteilnehmer optimal auf die Prüfung vorzubereiten, dauern die Kurse zwei Halbtage. Wir führen die Kurse am Samstagvormittag durch. In den Kurskosten ist eine Lern-CD mit Originalprüfungsfragen der asa enthalten. Die Kurskosten betragen inkl. Lern-CD 70 Franken für Mitglieder von VTL\Landtechnik, die Aufwendungen des Strassenverkehrsamtes werden separat in Rechnung gestellt. Anmeldung bei: VTL\Landtechnik, Markus Koller, Weierhofstras­ se 9, 9542 Münchwilen. Homepage: www.tvlt.ch. E-Mail: info@tvlt.ch

Nr.

Kursort

Kurs M/G 8.30 –11.30 Uhr

Kurs M/G 8.30 –11.30 Uhr

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Bürglen

Samstag, 7.5.2022

Samstag, 21.5.2022

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Müllheim

Samstag, 11.6.2022

Samstag, 18.6.2022

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Bürglen 2

Samstag, 20.8.2022

Samstag, 3.9.2022

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Amriswil

Samstag, 29.10.2022

Samstag, 12.11.2022

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Friltschen

Samstag, 19.11.2022

Samstag, 3.12.2022

AKTION 2er-Set Triopan-Faltsignal 70 cm, nicht reflektierend

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Artikelnummer 02.9954 Faltsignal mit 3 unterschiedlichen Seiten: Achtung Tiere | Holzschlag | Andere Gefahren Nichtreflektierende Signale sind für den Tag geeignet

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ZG Schriftliche Generalversammlung Leider konnte die Sektion Zug Ende Januar 2022 die jährliche GV nicht wie gewohnt abhalten. Die GV wurde schriftlich durchgeführt. Bis zum 3. Februar 2022 kamen 193 von 354 Abstimmungen zurück. Folgendes Resultat wurde bei der Auszählung ersichtlich: Die Jahresrechnung mit Revisorenbericht wurde mit 188 Ja-Stimmen zu 1 Nein und 4 Enthaltungen angenommen. Der Jahresbeitrag von CHF 85 wurde auch mit 188 Ja-Stimmen zu 1 Nein und 4 Enthaltungen angenommen. Das Protokoll der schriftlichen Abstimmung zur GV 2021 wurde mit 187 Ja, 5 Enthaltungen und 1 Nein angenommen. Der Vorstand bedauert es, dass im Janu­ar 2022 eine GV vor Ort nicht für jedermann durchführbar war. Man hofft, dass die nächste GV im Jahr 2023 wieder wie gewohnt abgehalten werden kann. Beat Betschart, Geschäftsführer Sektion Zug

Wir sind das Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Landwirtschaft und verwandten Gebieten. Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) Picardiestrasse 3 | 5040 Schöftland +41 62 739 50 40 | bul@bul.ch | www.bul.ch


SVLT | Porträt

Erfolgreich neuorientiert Als Fabienne Morand 2016 von einer Reise in die USA zurückkehrte, entschied sie sich, die Landwirtschaft zu ihrem Beruf zu machen. Mit 38 Jahren hat sie gerade den Familienbetrieb in Saint-Prex (VD) in der Nähe von Morges übernommen, auf dem sie seit einigen Jahren Teilzeit mitgearbeitet hat. Abgesehen von ihren Wurzeln hat nichts auf diesen Weg hingedeutet. Nach einem Studium in Geografie und Englisch absolvierte sie eine zweijährige Ausbildung am Westschweizer Journalistenzentrum und arbeitete gleichzeitig in der Redaktion der lokalen Tageszeitung La Côte. Während dieser Zeit stellt sie sich zusammen mit ihren beiden jüngeren Schwestern die Frage nach der Zukunft des Hofes. «Damals konnte ich mir nicht vorstellen, den Hof zu führen, schloss es aber auch nicht aus», erinnert sich die junge Landwirtin. «Ein Probejahr auf Teilzeitbasis hat mich schliesslich ermutigt, den Schritt zu wagen.» Ihr inzwischen pensionierter Vater und ihre Mutter unterstützen sie immer noch sehr stark. Das 38 ha grosse Landgut wird extensiv bewirtschaftet und umfasst Ackerbau, einen kleinen Obstgarten mit Kirschen, Äpfeln, Mirabellen, Reineclauden, Pflaumen, Birnen, Feigen und Kiwis sowie einen kleinen Rebberg. Die Milchproduktion wurde 2019 eingestellt, dafür gab es Platz für eine Mutterkuh und Galtkühe in Pension. «Parallel zum bereits Bestehenden hatte ich Lust, die Schule auf dem Bauernhof zu entwickeln, um den nachfragenden Städtern unsere ländliche Welt näherzubringen. Heute leben auf dem Hof zwei Schweine, zwei Ziegen, elf Hühner, ein Hahn, drei Kaninchen, drei Meerschweinchen, zwei Enten, ein Hund, ein Pferd sowie vier Shetlandponys, zu denen noch vier alte Pensionspferde aus meinem Pferde-Altersheim hinzukommen. Alles, was man für einen pädagogischen Bauernhof braucht!» Schulklassen, Kindertagesstätten, Sonderklassen mit Kindern, die an Autismus-Spektrum-Störungen leiden, Geburtstage, Familien mit kleinen Kindern in Gruppen von bis zu acht Personen – die Termine für den Empfang auf dem Bauernhof reihen sich aneinander, jeden Tag von Montag bis Samstag und nehmen täglich ein bis zwei Stunden in Anspruch. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda und einer Facebook-Seite als Werbemittel sind inzwischen zwei bis sechs Monaten Wartezeit für einen Besuch erforderlich. Fabienne Morand hat daher wenig Zeit für Hobbys. Sie hat einen Fuss in der Tageszeitung «La Côte» und der Wochenzeitung «Agri» behalten und ist an der Verwaltung der Kommunikation der Feuerwehr und des Rettungsdienstes von Morges und Umgebung beteiligt. Zurzeit bereitet sie sich auf das EFZ Landwirtin vor und strebt danach die Betriebsleiterinnen­schule an. Eines ihrer Projekte ist es auch, Lernende aufzunehmen, um so die Weitergabe von Wissen zu beginnen. Matthieu Schubnel

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Kurse | SVLT

Aus- und Weiterbildungskurse des SVLT Neu: Drohnenkurse

«G40»-Fahrkurse Mit dem Führerausweis der Kategorie «G» und erfolgreich absolviertem Fahrkurs «G40» können Landwirtschaftstraktoren und landwirtschaftliche Ausnahmefahrzeuge sowie gewerblich immatrikulierte Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 40 km/h auf landwirtschaftlichen Fahrten gelenkt werden. Der Traktorfahrkurs «G40» des SVLT ist vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) anerkannt und wird im Führerausweis eingetragen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder auf www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

CZV-Weiterbildungskurse Kursort: Riniken AG

Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Schweisskurse Kursort: Riniken AG Das Kursangebot richtet sich an Anfänger, die das Basiswissen in Schweisstechnik erwerben möchten, sowie an Fortgeschrittene, die ihr Know-how auffrischen und vertiefen möchten, aber auch an handwerklich interessierte Personen und Fachleute. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Obligatorische Weiterbildung für Lkw-Fahrer. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Ecodrive-Fahrkurse Spritsparendes Fahren mit Landwirtschaftsfahrzeugen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch.

«agriLIFT»-Staplerkurse In zwei Tagen werden die Module «Basis», «R1» (Gegen­ gewichtsstapler) und «R4» (Teleskoplader) gemäss EKAS 6518 in theoretischen und praktischen Sequenzen behandelt. Diese Ausbildung ist Suva-auditiert und CZV-anerkannt. Anmeldung: www.bul.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.

Informationen und Auskünfte zu den Kursen www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch, Tel. 056 462 32 00 oder zs@agrartechnik.ch Impressum 84. Jahrgang

www.agrartechnik.ch

Herausgeber Schweizerischer Verband für Landtechnik SVLT Ständerat Werner Salzmann, Präsident Dr. Roman Engeler, Direktor Redaktion Tel. 056 462 32 00 Roman Engeler: roman.engeler@agrartechnik.ch Heinz Röthlisberger: heinz.roethlisberger@agrartechnik.ch Matthieu Schubnel: matthieu.schubnel@agrartechnik.ch Dominik Senn: dominik.senn@agrartechnik.ch Ruedi Hunger: hungerr@bluewin.ch Mitglieder- und Abodienste, Mutationen Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 056 462 32 00, Fax 056 462 32 01 www.agrartechnik.ch

Verlagsleitung Dr. Roman Engeler Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 079 207 84 29 roman.engeler@agrartechnik.ch Inserate/Anzeigen Alex Reimann Anzeigen-Verkauf Tel. 062 877 18 50 / 079 607 46 59 inserate@agrartechnik.ch Anzeigentarif Es gilt der Tarif 2022. Kombinationsrabatt bei gleichzeitiger Erscheinung in «Technique Agricole» Herstellung und Spedition AVD GOLDACH AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach Erscheinungsweise 11-mal jährlich

Abonnementspreise Inland: jährlich CHF 110.– (inkl. MwSt.), für SVLT-Mitglieder gratis Ausland: CHF 135.– (exkl. MwSt.) ISSN 0377-5070

Nächste Ausgabe Mit Schwerpunkt «Autonome Technologien» Die Entwicklung von intelligenten Landwirtschaftshelfern ist in vollem Gang. Autonomie und Robotik werden immer mehr zur Realität. Nr. 5/2022 erscheint am 12.5.2022 Redaktionsschluss: 28.4.2022 Anzeigenschluss: 29.4.2022

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