Schweizer Landtechnik 10/2020

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haben wir schon immer so gemacht» (sie­ he auch Kasten). Diese Begründung ist nicht per se falsch, aber sie kann über Pla­ nungs- und Arbeitsablauffehler hinweg­ täuschen. Auch der gegenteilige Fall kann eintreten, wenn elektronische Hilfsmittel überschätzt werden und statt physische Arbeit ein gleich grosser oder womöglich noch grösserer Aufwand für die digitale Erfassung oder Evaluation geleistet wer­ den muss. Nachfolgend zwei Beispiele aus der Forschung.

Indoor-Ortungssysteme und digitale Diagnosestellung sind auch arbeitswissenschaftliche Forschungsgebiete. Bilder: Lely

Arbeit im Fokus der Wissenschaft In der Landwirtschaft nach einer Definition für den Begriff «Arbeit» zu suchen, ist überflüssig. Anders sieht es aus, wenn Arbeit im wissenschaftlichen Sinn definiert wird. Welchen Einfluss auf die Arbeit aber haben die Auto­ matisierung und die Digitalisierung? Thema war das an der Agroscope in Tänikon. Ruedi Hunger

Aus wissenschaftlicher Betrachtungswei­ se umfasst Arbeit jede für einen wirt­ schaftlichen, aber auch kulturellen Zweck ausgeübte Tätigkeit, bei der die Leis­ tungsfähigkeit des Menschen beeinflusst wird. Die Arbeitswissenschaft beschäftigt sich folglich mit allen methodischen und systematischen Fragen, die mit der Pla­ nung, Gestaltung, Leitung und Durch­ führung jeder wirtschaftlichen Tätigkeit durch menschliche Arbeit zusammenhän­ gen. Was der Mensch bei der Arbeit leis­ ten kann, ist eine Kernfrage der Arbeits­ wissenschaft. Kaum eine andere Frage bestimmt so entscheidend den wirt­ schaftlichen Wert der Arbeit, besonders auch im Hinblick auf die Entlöhnung. Be­ einflusst wird die Arbeit heute von der Automatisierung und der Digitalisierung. 50

Schweizer Landtechnik 10 2020

Über die wissenschaftliche Betrachtungs­ weise der Arbeit, unter dem Einfluss von Automatisierung und Digitalisierung in der modernen Arbeitswelt, haben sich Forscher an der Agroscope ausgetauscht.

Analyse mit Online-Tool Wenn es darum geht, die Arbeitszeit für eine bestimmte Tätigkeit auf einem land­ wirtschaftlichen Betrieb zu planen oder zu optimieren, dann muss auf wissen­ schaftliche Unterstützung zurückge­ griffen werden. So beispielsweise auf die Online-Plattform «LabourScope» von Agroscope. Dieses Tool erlaubt es Land­ wirtinnen und Landwirten, den Arbeits­ aufwand für einzelne Tätigkeiten zu ana­ lysieren. Optimierungspotential ist even­ tuell vorhanden, wenn es heisst, «das

• Indoor-Ortungssysteme In jüngster Vergangenheit sind vermehrt Herdenmanagement-Systeme mit integ­ rierter Echtzeit-Tierortung auf den Markt gekommen. Neben der Erkennung von Brunst oder Lahmheit durch Aktivitäts­ messer soll nach Angaben der Anbieter von solchen Indoor-Systemen zusätzlich ei­ ne Zeitersparnis bei der Routinearbeit «Tiersuche» realisierbar sein. Zur tatsäch­ lich eingesparten Arbeitszeit gab es bisher kaum detaillierte wissenschaftliche Unter­ suchungen. Deshalb haben die Technische Universität München, die Hochschule Wei­ henstephan-Triesdorf und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Frei­ sing in einem gemeinschaftlichen Projekt Antworten auf die Frage gesucht, ob und wie viel Zeit durch den Einsatz von Tieror­ tungssystemen eingespart werden kann. In diesem Zusammenhang wurde über­ prüft, ob die Tiersuche mit Ortungssystem einen kürzeren Arbeitszeitaufwand benö­ tigt als die Tiersuche ohne Ortungssystem. • Digitale Diagnosestellung Die Digitalisierung bestimmt zunehmend die Arbeit auf dem Landwirtschaftsbe­ trieb. Mit digitaler Unterstützung soll ins­ besondere das Betriebsmanagement opti­ miert werden. Ein solches Beispiel ist die Optimierung des Betriebsmanagements mittels digitaler Diagnosestellung in mo­ dernen Milchviehbetrieben. In milchvieh­ haltenden Betrieben ist eine Einbindung sensorischer Systeme zur Diagnosestel­ lung von Lahmheit sinnvoll. Mit einem di­ gitalen Lahmheitsmanagement kann eine effektive Einzeltierbeobachtung in Betrie­ ben mit wachsenden Tierzahlen realisiert werden. Das Feststellen von Lahmheit und die Ermittlung der Häufigkeit in einer grösseren Herde sind für den Betriebs­ leiter mit hohem Zeitaufwand verbunden. In einem Projekt der Technischen Univer­ sität München wurde ein Kamerasystem mit adaptiver Beleuchtungstechnik zur Entwicklung von Algorithmen im auto­


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