7 minute read

Stopover Switzerland: Ufenau

The bovine “mowers” of Ufenau

Text: Jon Bollmann / Photos: Stephan Rappo

(DE) • Bei Frühlingsbeginn liegt die Insel Ufenau ganz friedlich und still vor Pfäffikon. Morgens ist sie versteckt unter Bodennebel und überzogen mit büscheligem Gras, das knackig grün gegen das letzte Grau des Winters ankämpft. Es ist eine ruhige Zeit für die grösste Schweizer Insel, denn bald werden Tagesgäste kommen, um das Eiland zu erkunden. Doch noch regt sich nichts. •

(EN) • Ufenau is a peaceful place in spring. The island in Upper Lake Zurich is shrouded in mist in the mornings, and is covered with tufty grass whose crisp, fresh green defies the last greys of winter. It’s a quiet time for Switzerland’s biggest island. All too soon it will be traipsed again by curious day trippers. But all is still and silent for now. •

[ This is a non-interactive version of a SWISS Magazine article, aiming to facilitate your reading experience on your smartphone. Please return to the PDF version, if you wish to experience an enriched version of the following article. ]

Die Kühe, welche das Gras der Ufenau «mähen», müssen per Boot auf ihre Weide. Die Überfahrt findet jedes Jahr im Frühling und im Herbst statt. Auf der Insel weiden die Tiere jeweils nur ein paar Wochen.

The cows that graze the grass on Ufenau Island have to be ferried to work. They visit the island every spring and autumn, and stay grazing its grass for a few weeks each time.

(DE)

Aufbruch

Plötzlich durchbrechen wachsende Wellen, freche Wasserspritzer und laute Rufe die Ruhe: «Muuuuh!», schallt es übers Wasser und ein flacher Nachen nähert sich dem Ufer. Das alte, knarzende Holzboot bringt die ersten sechs ungeduldigen Rinder auf die Insel. «Hohooo!», ruft Kapitän Josef Häcki, der einzige Bauer der Schweiz, der seine 25 Kühe im Frühling und im Herbst per Schiff zum Maiensäss chauffiert. Hier «mähen» sie zwischen den Stallmonaten im Winter und den Alpmona-ten des Sommers das Inselgras rund um die ehemalige Pfarrkirche St. Peter und Paul, was ihrem Käse eine ganz spezielle Nuance gibt. «Hohooo!», ruft Häcki erneut, als sich das Schiff dem Steg nähert. Und sobald die Rinder losgebunden sind, springen sie eines nach dem anderen übermütig an Land.

Inselleben

Die Kuhglocken wecken die Insel nach der Winterpause wieder zum Leben: Das Orchester der Grashüpfer beginnt sein Crescendo und die Vögel putzen emsig ihr Gefieder, damit es rechtzeitig zur Balz auf Hochglanz strahlt. Und während die Fledermäuse, Mauersegler und Schleiereulen noch etwas weiterdösen, bricht die Sonne durch den Nebel und lässt die Insel in voller Pracht erstrahlen: Die Weide leuchtet hell und grün, während die Wellen das Ufer türkis färben und den Blick aufs Wasser hinausziehen. Draussen, auf der benachbarten Lützelau und der Halbinsel Hurden, spielt sich ein ähnliches Schauspiel ab. Zur Römerzeit waren diese mit der Ufenau als Einheit verbunden – heute sind sie drei eigene Paradiese.

Doch diese Formationen sind nicht die einzigen Inseln der Region. Auch die Insel Schönenwerd und die Halbinsel Au verführen bei schönem Wetter zu feuchtfröhlichen Abenteuern am und auf dem See. Und auf dem Gebiet der Stadt Zürich locken die Inseln Saffa und Werd zu erfrischendem Badespass. So ist denn der Zürichsee ein wahres Inselparadies für Mensch und Rind.

A “mooo” rolls in across the waters, and a flat barge edges into view.”

Im frühen Mittelalter war sie die stolze Pfarrkirche der Seegemeindenvon Stäfa bis Pfäffikon, von wo die Gläubigen mit Schiffen und übereinen Steg zur Ufenau gelangten.Das Spezielle an der Ufenau ist, dass hier die Zeit ihren eigenen Regeln folgt. Seit dem Jahr 741 steht sie im Besitz des Klosters Einsiedeln, dessen Mönche hier über Jahrhunderte einen Ort der Kontemplation oder für eine Auszeit vom Klosterleben fanden. Darum wurde die Infrastruktur auf der Insel stets bestens gepflegt und auch die Kirche St. Peter und Paul erstrahlt seit einigen Monaten wieder in frischem Glanz.

Der einstige Steg ist längst verschwunden, so dass man nur noch mit dem Boot auf die Insel kommt. Das ist etwas beschwerlich, aber der kluge Reisende macht daraus eine Tugend. Während der zweistündigen Fahrt von Zürich zur Insel lässt sich nämlich wunderbar entspannen. Und so erreicht man die nach warmen Gräsern duftendeUfen au in herrlicher Ruhe, die weiter anhält während man die alte Kirche besucht und um das Eiland herum zum Haus zu den zwei Raben schlendert. Dort kommen die kulinarischen Schätze der Insel auf den Tisch: Fischknusperli und Inselwein vom kleinen Rebberg unterhalb der Kirche. Wer hier einige Zeit verbracht hat, lässt sich lange nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen.

Abreise

Auch Häckis Rinder wissen, dass sie auf der Insel aller Hektik entfliehen. Darum fällt es ihnen jeweils schwer, nach dem «Mähen» wieder in den Nachen zu steigen, um ans Festland zurückzukehren. Nach einigen Wochen auf der Ufenau muss Häcki alle Tricks anwenden, um die Tiere wieder aufs Festland zu bekommen. Doch wie sagt man so schön? Nichts lässt einen so sehr auf ein Wiedersehen hoffen wie der Augenblick des Abschieds. Tatsächlich wird Häcki seine Rinder ja schon bald wieder zur Ufenau hinausfahren, denn das Gras würde sonst nur allzu hoch in den Himmel wachsen. •

Auf den Weiden finden die Tiere reichlich saftiges Gras.

The meadows offer plenty of juicy grass.

(EN)

Invasion

Suddenly the waves grow bigger and splash ashore, and loud sounds quake the calm. A “mooo” rolls in across the waters, and a flat barge edges into view. The old and creaking wooden boat is bringing the first six impatient cows onto the island. “Hohooo!” calls its skipper Josef Häcki, the only farmer in Switzerland who takes his herd to pastures new by boat. Every spring and autumn, between their winter in the cowshed and their summer up on the alpine meadows, Josef’s 25 cows naturally “mow” the grass here around the former parish church of St Peter andPaul – a task that gives the cheese from their milk a very special accent. “Hohooo!” Josef cries again as the barge nears the jetty. And as soon as they are untethered, each member of its four-legged cargo leaps happily onto land.

An island idyll

The cowbells rouse Ufenau to life after its winter slumbers. The grasshopper orchestra starts to play, and the birds busily tend their feathers to be at their finest when the courting season begins. And while the bats, the swifts and the barn owls choose to doze a little longer, the sun breaks through the mist to present the isle in all its natural splendour: The grass shines bright and green, while the waves give the shores a turquoise sheen and draw the eye away over the water. Out there, on neighbouring Lützelau and the Hurden peninsula, there’s a similar spectacle playing out. In Roman times the three lands were connected; today they’re each an idyll of their own.

They’re not the only local islands, though. Schönenwerd and the Au peninsula offer equally enjoyable waterside adventures when the weather is fine. Even the city of Zurich has its Saffa and Werd islands on its territory for some refreshing bathing fun. LakeZurich truly is an island paradise, for humans and bovines alike.

Nach dem Anlegen werden die Rinder losgebunden und zur Rampe geführt, wobei die Helfer auch unter den Tieren durchkriechen müssen.

Once the barge has docked, the cows are untethered and led to the ramp, a manoeuvre that often involves crawling in among them, too.

What’s special about Ufenau is that time follows its own rules here. Since 741, the island has been the property of Einsiedeln Monastery, whose monks used it for centuries as a place for contemplation (or just a break from monastery life). As a result, the island’s infrastructure has always been very well maintained. St Peter and Paul Church, too, was given a fresh shine just a few months ago. In the early Middle Ages it was the proud parish church for the lakeside communities from Stäfa to Pfäffikon, its congregation reaching the island by footbridge or boat.

The footbridge is long gone now: Boats are the only way to get out to the island today. That makes the journey a little trickier, but the smart traveller will turn this into a virtue: the two-hour ride from Zurich is a wonderful time to relax. As a result, you’ll reach the island and its warm grassy scents with a magnificent serenity that will remain with you as you visit the old church and wander around to the Haus zu den zwei Raben (the Two Ravens’ House), where you can enjoy the island’s culinary delights: fischknusperli (fish strips in batter) and wine made with grapes from the small vineyard below the church. Tankup on the tranquillity here and you’re likely to remain unflappably calm for a good while to come …

Time to say goodbye

Josef Häcki’s cows also appreciate the sheer lack of hectic that Ufenau provides. That’s probably why they’re so reluctant to get back onto the barge and return to the mainland once their “mowing” is done. After several weeks on the island, Josef has to resort to various tricks to coax them back ashore. As they say, though, nothing makes one yearn more for a reunion than a fond goodbye. And Josef’s cows will be riding back out to Ufenau again soon. After all, who would want this paradise of peace to be overgrown with grass? •

Josef Häcki ist der einzige Schweizer Bauer, der seine Kühe per Boot zur Weide bringt.

Josef Häcki is the only farmer in Switzerland to take his cows to their meadows by boat.

Win now!

(DE) • Stopover Switzerland: Die einfachste Möglichkeit, die Sehenswürdigkeiten der Schweiz innert kürzester Zeit auf dem Weg zu einer anderen Destination zu entdecken. Diesen Monat verlosen wir ein «Zürich»- Paket, inkl. Flug und Hotel. Tauchen Sie ein in die facettenreiche Limmatstadt – eine Kombination aus kreativem Stadtleben und umwerfender Natur. Beantworten Sie die Frage auf swiss.com/magicalstopover bis zum 30. April 2019 und schon nehmen Sie an der Verlosung teil.

Mehr Informationen zu Stopover Switzerland finden Sie auf Seite 106 in der SWISS Magazine March 2019 Ausgabe (siehe unten). •

(EN) • Stopover Switzerland: The best way to discover Switzerland’s highlights on the way to another destination when time is precious. This month, we are giving away a “Zurich” package, including flight and hotel accommodation. The diverse city by the water combines creative city life with wonderful nature. Immerse yourself and enjoy. Enter our competition until 30 April 2019. Just head to swiss.com/magicalstopover and answer the question.

Find out more about Stopover Switzerland on page 106 of our SWISS Magazine March 2019 issue (see below). •

[ This is a non-interactive version of a SWISS Magazine article, aiming to facilitate your reading experience on your smartphone. Please return to the PDF version, if you wish to experience an enriched version of the following article. ]

This article is from: